inhalt 20 - aid-magazin.de...reisepreis pro person in eur im doppelzimmer...

10
2 AiD 2 | 2019 20 Jüdische Stadtviertel im Mittelalter 24 Köln – jüdisches Leben zwischen Bischofssitz und Rathaus 28 Judenhöfe – kleine Gemeinschaſten abseits der Zentren 32 Gut situierte Bürger in Erfurt 36 Verborgenes Potenzial in Bayerns Städten Folgen Sie uns auch online auf Facebook und registrieren Sie sich für den Newsletter unter www.aid-magazin.de! INHALT AiD 2 | 2019 20 THEMA Friedliche Nachbarschaſt und grausame Verfolgung: Spuren jüdischer Wohnviertel in den deutschen Städten des Mittelalters zeugen von einer wechsel- haſten und prekären Koexistenz. In den archäologischen Befunden spiegeln sich Alltagsleben und Katastrophen gleichermaßen. Wenn wir etwas aus der Geschichte lernen können, dann hier. Ob in der einstigen Reichsstadt Mühlhausen oder im umgebenden Thüringer Becken: Am geografischen Mittelpunkt Deutschlands erwartet den Besucher weit- aus mehr als mittelalterliche Architektur. Im Opfermoor Niederdorla kann man dem Leben der Germanen und ihrer Vorfahren nachspüren, und auch das UNESCO-Welt- erbe Naturpark Hainich – ein Urwald mitten in Deutsch- land – bietet Attraktionen für die ganze Familie. 66

Upload: others

Post on 26-Mar-2020

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

2 AiD 2 | 2019

20 Jüdische Stadtviertel im Mittelalter

24 Köln – jüdisches Leben zwischen Bischofssitz und Rathaus

28 Judenhöfe – kleine Gemeinschaften abseits der Zentren

32 Gut situierte Bürger in Erfurt

36 Verborgenes Potenzial in Bayerns Städten

Folgen Sie uns auch online

auf Facebook und registrieren Sie sich für den Newsletter unter

www.aid-magazin.de!

INHALTAiD 2 | 2019

20

THEMA

Friedliche Nachbarschaft und grausame Verfolgung: Spuren jüdischer Wohnviertel in den deutschen Städten des Mittelalters zeugen von einer wechsel-haften und prekären Koexistenz. In den archäologischen Befunden spiegeln sich Alltagsleben und Katastrophen gleichermaßen. Wenn wir etwas aus der Geschichte lernen können, dann hier.

Ob in der einstigen Reichsstadt Mühlhausen oder im umgebenden Thüringer Becken: Am geografischen

Mittelpunkt Deutschlands erwartet den Besucher weit-aus mehr als mittelalterliche Architektur. Im Opfermoor

Niederdorla kann man dem Leben der Germanen und ihrer Vorfahren nachspüren, und auch das UNESCO-Welt-

erbe Naturpark Hainich – ein Urwald mitten in Deutsch-land – bietet Attraktionen für die ganze Familie.

66

Ein bisschen Neandertaler steckt in jedem von uns. Der sensationelleHöhlenfund im Manot Cave in Israelzwingt nun die Forscher zu neuenInterpretationen: Hier könnte derSchlüssel zum Verständnis dafür liegen, wie sich der moderne Menschvon Afrika nach Asien und Europaausbreitete.

Vom Kauffahrer zum Seeräuber war es nur einkleiner Schritt: Am Beispiel der dänischen Hafen-stadt Ribe zeigt der Autor, wie reger Nordsee -handel und enge Verbindungen zum Frankenreichin die Raubzüge der Wikinger mündeten.

46

Abo-Service AiD

Für alle Fragen zum Be zug der »AiD« erreichen Sie uns unter: Telefon 02225 7085-361 [email protected] 02225 7085-399

Bei inhaltlichen Fragen erreichen Sie die Redaktion unter: [email protected]

INHALTAiD 2 | 2019

Das beliebteste Haustier der Deutschen hat einelange Geschichte: Schon bei den Wikingern war

die Katze nicht aus dem Haushalt wegzudenken– und das bis in den Tod. Darauf lassen Funde

von Katzenknochen schließen, die in Siedlungenund Gräbern Skandinaviens geborgen wurden.

81 Editorial

4 Im Blickpunkt

8 Forschung

Mensch und Fluss

14 Weltweit

Früher Homo sapiens zwischen Afrika und Eurasien

20 Thema: Jüdische Stadt-viertel im Mittelalter

Europa

40 Von Händlern und Räubern

Report

44 Der Pferdekopf im Brunnen

46 Samtpfote und Krieger

50 Aktuelles aus derLandesarchäologie

66 Reichsstadt Mühl-hausen – Tor zum Thüringer Becken

70 Opfermoor Niederdorla –Kultstätte der Germanenim Herzen Deutschlands

72 Wissenswert

75 Autoren dieses Heftes

75 Impressum

76 Bücher und Medien

78 Ausstellungen

80 Bildnachweis

81 Rätsel

SEHENSWERT

AiD 2 | 2019 3

40

14

Das Siedeln am Fluss ist verlockendund gefährlich zugleich. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie unsere Vorfahren von der Altstein-zeit bis ins Mittelalter in den Auen-landschaften lebten und welche einschneidenden Veränderungendies für Mensch, Tier und Umweltmit sich brachte.

4 AiD 2 | 2019

Schatz aus der SpätantikeUnruhige Zeiten am Niederrhein

Auf einem Acker bei Mönchengladbach-Rheindahlen fanden zwei lizenzierte Son-dengänger über 150 spätrömische Mün-zen, die sie sofort dem LVR-Amt für Bo-dendenkmalpflege im Rheinland melde-ten. Die Funde streuten über 40 m Längeund 10 m Breite. Offensichtlich handelt essich um einen Hort, der durch den Pflugauseinandergerissen worden war.

Weitere Untersuchungen durch die Au-ßenstelle Xanten erbrachten dann mehrals 1300 Münzen. Im Bereich der Münz-konzentration wurde zudem eine Statu-ette des Merkur geborgen. Die Bronze istzwar älter, könnte aber Teil des Hortesgewesen sein. Bei der Sondage im Zen-trum der Konzentration konnte zudem einPfostenbau erfasst werden, außerdemmehrere Gruben. In einer Grube lagen wei-tere Geldstücke spätantiker Zeitstellung –die Befunde stehen mit einiger Sicher-heit in Zusammenhang mit dem Hort.

Die Funde können zum größten Teilan das Ende des 4. und den Anfang des

5. Jh. datiert werden. Die älteste Münzeist ein zerteilter Silberdenar des KaisersGeta vom Anfang des 3. Jh. Da es zu die-ser Zeit nur noch auf den Metallwert an-kam, konnte man mit einer Viertelmünzebezahlen. Einige Kupferscheiben ohnePrägung galten wohl ebenfalls als Zah-lungsmittel.

Die jüngsten Münzen wurden unter Ar-cadius (reg. 395– 408) und Honorius (reg.395– 423) geprägt. Der Hort kam also nichtvor Beginn des 5. Jh. in den Boden. Einenbesonders hohen Wert hatten die Münzenjedoch nicht: Der gesamte Münzschatzentsprach dem Lohn, den ein Landarbei-ter in einigen Tagen verdienen konnte.

Warum der Schatz versteckt wurde,lässt sich nicht sicher sagen. Das begin-nende 5. Jh. läutet das Ende der römischenHerrschaft am Niederrhein ein. In dieserunruhigen Zeit versteckte jemand seinenBesitz und konnte ihn nicht mehr bergen.Münzschätze dieser Zeit wurden bisher amNiederrhein selten gefunden, was auch ander Kleinheit der Prägungen liegen dürf-te – sie sind sehr anfällig für Korrosion.

| Kerstin Kraus

Haute Cusine mesolithischer WildbeuterKarpfenrogen im Sud

Wissenschaftler am Max-Planck-Institutfür molekulare Zellbiologie und Genetikin Dresden entwickelten ein Verfahren, beidem mittels Massenspektrometrie über300 Proteine identifiziert werden können.Auf diese Weise haben die Forscher 2018verkohlte Reste in einer 6000 Jahre altenKeramikschale als Fischrogen von Karpfenidentifiziert. Die Untersuchungen wurdenEnde November 2018 in der FachzeitschriftPLOS ONE publiziert.

Die Keramikschale stammt vom be-kannten mesolithischen Fundplatz Frie-sack, und zwar aus einer späten Phase:Während in Friesack noch Wildbeuter lagerten, wirtschafteten zu dieser Zeit inder näheren Umgebung schon ortsfesteAckerbauern. Höchstwahrscheinlich hat-ten die Wildbeuter den Karpfenrogen ineiner kleinen Menge Wasser oder Fisch-brühe gekocht. Aufnahmen mit dem Elek-tronenmikroskop sprechen dafür, dass der Topf mit Blättern bedeckt war. Bei derAnalyse weiterer Topfscherben konnte

Spätantiker Schatz auf -gespürt mit Metallsondenbei Mönchengladbach-Rheindahlen: 1300 Mün-zen überwiegend aus derZeit um 400 n. Chr.

Im Blickpunkt

AiD 2 | 2019 5

Schweinekollagen nachgewiesen werden,was darauf hindeutet, dass Schweine-fleisch mit Knochen, Sehnen oder Hautdarin gekocht wurde. Dies verwundertnicht, denn in Friesack 4 wurden auch Wild-schweinknochen gefunden: Beide Befun-de zusammengenommen unterstützendie Annahme, dass der Platz als Jagdlagerdiente. | AiD

12 000 Jahre altNeue Höhlenbilder in Frankreich

Wissenschaftler der Universität Tübingenentdeckten in Burgund etwa 60 km süd-lich Dijon auf dem Gebiet der GemeindeRully in zwei Höhlen bisher unbekannteprähistorische Kunstwerke. Die Gravie-rungen und Malereien entstanden vormindestens 12 000 Jahren am Ende derletzten Eiszeit. Besonders eindrucksvollsind die Silhouetten eines Pferdes undeines hirschartigen Tieres.

Das Tübinger Team um Harald Flosskonnte die Gravierungen und Malereiengemeinsam mit Juan Ruiz von der Univer-sität Cuenca dank ausgeklügelter Metho-den nachweisen und datieren. Rully liegtim Départment Saône-et-Loire: »Weil dieDichte paläolithischer Fundstellen hierbesonders hoch ist, vermuteten die For-scher schon eine Weile eine Bilderhöhle… in der Region«, erklärt Floss. Doch erstjetzt, nach 150 Jahren Forschung, sei derNachweis gelungen, dass die eiszeitlichenJäger und Sammler dort tatsächlich Kunst-werke schufen. In den beiden »Grottes

d’Agneux« hinterließen sie sowohl gra-vierte als auch gemalte Darstellungen.

Weil die Darstellungen durch Graffitiaus dem 16. bis 19. Jh. überdeckt sind, ver-wendete man bildbearbeitende Compu-terprogramme, um die ursprünglichenWerke unter den jüngeren Schichten zu rekonstruieren. In einer fotogrammetri-schen Dokumentation setzten die For-scher mithilfe des Computers viele Ein-zelfotos zusammen, um einen plastischenEindruck von den prähistorischen Bildernzu erzielen. Mithilfe der Radiokohlen-stoffmethode konnten zudem Holzkohlenvom Fundplatz datiert werden. Demnachentstanden die Bilder im Jungpaläolithi-kum vor mindestens 12 000 Jahren. | AiD

Frühe Siedler im SiegerlandKreuzfibel aus Kreuztal

Oliver Fechner beging im August 2018 mitErlaubnis der Denkmalschutzbehörden ei-nen Acker bei Kreuztal-Krombach im KreisSiegen-Wittgenstein unter Einsatz einer

Aufnahme mit dem Rasterelektronenmikros -kop: Lebensmittelkruste,die im Inneren eines Topfes haftet. In der Krus te konnten Proteinevon Karpfenrogen nach-gewiesen werden.

Gravierung eines hirsch-artigen Tieres in derHöhle Agneux II mitNachzeichnung.

Reisepreis pro Person in EURIm Doppelzimmer 3.395,--Einzelzimmerzuschlag 475,--

Eingeschlossene LeistungenLinienfl üge ab/bis Frankfurt mit LufthansaFlughafensteuern, Gebühren und aktuell gültige Treibstoffzuschläge (Stand Januar 2019)Rundreise im ReisebusTransfers, Ausfl üge, Besichtigungen lt. Reiseprogramm10 Übernachtungen in den im Reiseprogramm genannten Hotels o.ä. in Zimmern mit Bad oder Dusche/WCMahlzeiten lt. Reiseprogramm (F = Frühstück, A = Abendessen)1 aktueller Reiseführer Irland pro ZimmerDeutschsprechende Reisebegleitung ab/bis Flughafen DublinStudienreiseleitung ab/bis Frankfurt: Dr. Frauke Sonnabend und Prof. Dr. Holger Sonnabend

Nicht eingeschlossenPersönliche Ausgaben wie weitere Mahlzeiten, Getränke, Reiseversicherungen, optionale Ausfl üge und Trinkgelder.

TeilnehmerBis 12 Wochen vor Reisebeginn zu erreichende Teilnehmer-zahl: min. 20, max. 28 Personen.

Weitere Informationen unter: www.karawane.de

Webcode: 33951

ReiseveranstalterKarawane Reisen GmbH & Co. KG, Ludwigsburg

Reisevereinbarungen: www.karawane.de/agb

Irland

Reisetermin: 03.07. – 13.07.2019

Insel der Mythen und Sagen

Ihr Reiseprogramm (Änderungen vorbehalten)

1. Tag: Frankfurt – Dublin – Boynetal – Dublin (A)Vom Flughafen in Dublin fahren Sie zum Megalithgrab von Knowth. Weiter geht es zur Mellifont Abbey, Irlands erstem Zisterzienserkloster und zum Hügel von Tara. Danach Fahrt zum Hotel. 2 Übernachtungen: Camden Court Hotel****.

2. Tag: Dublin (F)Bei einer Rundfahrt durch Dublin besichtigen Sie das Trinity College mit dem weltberühmten Book of Kells und die St. Patrick Kathedrale. Im Anschluss steht Ihnen der Nachmittag und Abend in Dublin zur freien Verfügung.

3. Tag: Dublin – Carrowmore – Sligo (F/A)Fahrt in nordwestlicher Richtung nach Sligo. In Carrow-more bestaunen Sie den steinzeitlichen Megalithfriedhof mit zahlreichen Ganggräbern und Dolmen. Nachmittags Fahrt zum Hotel in Enniscrone. 2 Übernachtungen: Dia-mond Coast Hotel****.

4. Tag: Enniscrone – Creevykeel – Donegal (F/A)In der Nähe der Ortschaft Cliffony liegt das Hofgrab Creevykeel Court Cairn. Nach der Besichtigung Fahrt nach Donegal Stadt, mit der bemerkenswerten Burg. Auf der Rückfahrt kommen Sie durch die Grafschaft Donegal.

5. Tag: Enniscrone – Connemara – Galway (F/A)Sie besuchen Irlands faszinierendste Gegende: Connema-ra. Sie ist von Moorlandschaften, Seen und hohen Bergen durchzogen. In der Vergangenheit war es eines der letz-ten Rückzugsgebiete der keltischen Kultur und Sprache. Jetzt ist der Großteil von Connemara eine „Gaeltacht“, eine Gegend wo mehrheitlich irisch gesprochen wird. Am späten Nachmittag erreichen Sie Galway. 2 Übernach-tungen: Hotel Meyrick Zentral****.

6. Tag: Ausfl ug Aran Inseln (F)Mit dem Boot fahren Sie nach Kilronan auf Inish Mor. An der Südseite der Insel besichtigen Sie Dun Aengus, eine der interessantesten und größten Steinwallbefestigungen in Irland und eine der eindrucksvollsten prähistorischen Befestigungsanlagen Europas.

7. Tag: Galway – Burrengebiet – Cliffs of Moher – Tralee (F/A)Durch das County Clare gelangen Sie in die beeindru-ckende Burrenregion. Sie stoppen am Poulnabrone Dol-men, ein beeindruckendes Portalgrab und besichtigen die beeindruckenden Cliffs of Moher. Mit der Fähre über-queren Sie den Shannon und fahren zu ihrem Hotel in Tralee. 2 Übernachtungen: Meadowlands Hotel****.

8. Tag: Ausfl ug Dingle Halbinsel (F/A)Sie fahren zunächst nach Dingle, über Ventry geht es dann nach Dunbeg, eine vorzeitliche Befestigungsanla-ge. Im Besucherzentrum kann man sich über die ab-wechslungsreiche Baugeschichte informieren. Anschlie-ßend fahren Sie am Meer entlang zum Slea Head. Sie besichtigen das Gallarus Gebetshaus, ein gutes Beispiel frühchristlicher Baukunst. Am Nachmittag machen Sie einen Spaziergang am Sandstrand von Inch.

9. Tag: Tralee – Cahir Burg – Cashel – Kilkenny (F/A)Heute geht es zunächst zum Cahir Castle im County Tipperary und zum Rock of Cashel. Die Fahrt geht weiter nach Kilkenny. Bei einem Stadtrundgang sehen Sie u.a. eines der ältesten Häuser der Stadt. Übernachtung: Aspect Hotel****.

10. Tag: Kilkenny – Dublin (F/A)Am Vormittag Besichtigung des Kilkenny Castle und wei-ter zur St. Canice Cathedral, eines der schönsten Beispiele für den Early English Style in Irland. Mittags geht es zu-rück nach Dublin wo Sie das Irische Nationalmuseum besuchen. Übernachtung: Camden Court Hotel****.

11. Tag: Dublin – Frankfurt (F)Nach dem Frühstück Check-Out im Hotel und Transfer zum Flughafen.

Ihre Reiseleitung: Dr. Frauke Sonnabend und Prof. Dr. Holger Sonnabend

Dr. Frauke Sonnabend promovierte im Bereich Alte Geschichte. Ihre Ziel-gebiete reichen von Europa über Nordafrika bis in den Vorderen Orient. Prof. Dr. Holger Sonnabend leitet viele Studienreisen in Italien, Marokko, Syrien und in der Türkei.

11 Tage Studienreise ab/bis Frankfurt mit Dr. Frauke Sonnabend und Prof. Dr. Holger Sonnabend Besichtigung des archäologischen Museums in Dublin Ausfl ug in die wilde Landschaft Connemara

LESERREISE

Karawane Reisen GmbH & Co. KG in Kooperation mitSchorndorfer Str. 149 · 71638 Ludwigsburg · Ansprechpartner: Nicole HeldmannTel + 49 (0) 7141 2848-13 · [email protected] · www.karawane.de

© Christopher Hill

AiD 2 | 2019 7

Metallsonde. Dabei entdeckte er eine ausBuntmetall gegossene Kreuzfibel. Dermitgegossene Nadelhalter ist teilweise anden Kreuzarmen erhalten. Das Stück ge-hört zu den einfachen in Serie gegosse-

nen Fibeln. Auf der Schauseite befindetsich ein leicht erhabenes rundes Mittel-feld. Das Ornament ist aufgrund des Er-haltungszustandes nicht mehr erkennbar.Auf den abgerundeten Kreuzarmen deu-tet sich das schwache Relief einer Verzie-rung an, die aber ebenfalls aufgrund derschlechten Erhaltung nicht mehr bestimmtwerden kann. Die Maße betragen 3,2 cm inBreite und Höhe.

Der Fund gehört zu den späten Kreuz-fibeln des 11., vielleicht sogar noch desspäten 10. Jh. Für diese Datierung spre-chen die Kreuzform mit den abgerunde-ten, kurzen Armen und der leicht erhöhterunde Mittelteil. Während Fundplätze inder Zeit ab dem 12. Jh. im Siegerland häu-fig sind, ist diese Fibel ein seltenes ar-chäologisches Indiz für das Vordringenvon Siedlern entlang der Nebenbäche be-reits während der sächsischen Ausbau-periode, wozu wir ansonsten fast aus-nahmslos auf historische Quellen ange-wiesen sind. | Sven Spiong, Manuel Zeiler

DAI gräbt in der MongoleiNeue Funde aus Karabalgasun

2018 untersuchten Wissenschaftler desDeutschen Archäologischen Instituts (DAI)im Hof des Palasts der uighurischen Stadt

Zitadelle von Karabal -gasun im Orchontal imHerzen der Mongolei.Die quadratische Anlageüberragt die umgebendeSteppe um bis zu 12 m.

Karabalgasun im Herzen der Mongolei einen über 12 m tiefen Brunnen, der nach1200 Jahren immer noch Wasser führte.Hölzerne Konstruktion und Funde aus denunteren Schichten waren hervorragenderhalten – ein äußerst seltener Befund inder Mongolei.

Karabalgasun liegt im Orchontal etwa400 km westlich von Ulaanbaatar. Der Palast – die »Zitadelle« – bildete das Zen-trum der ursprünglich über 35 km2 großenStadt. Der zweite Khan des uighurischenReiches gründete sie Mitte des 8. Jh.,400 Jahre bevor die Mongolen unter Dschin-gis Khan ihren Siegeszug antraten. Schonim Jahr 840 zerstörten verfeindete kirgi-sische Stämme Karabalgasun. Bis heuteüberragen die quadratischen Ruinen derZitadelle die umgebende Steppe. Seit2007 erforscht das DAI gemeinsam mit dermongolischen Akademie der Wissen-schaften und der Universität Ulaanbaa-tar Jahr für Jahr die Stadt.

Die Funde aus dem Brunnen zeugenvom hoch entwickelten Kunsthandwerkder nomadischen Uighuren und ihren en-gen Beziehungen zu China. Zur zentralenRolle des Orchontales für die Steppenrei-che der Mongolei siehe AiD 3/ 2010, S. 14.

| AiD

Kreuztal-Krombach.Kreuzfibel aus Bunt -metall. Länge und Breite jeweils 3,2 cm.

Jüdische Gemeinden bildeten im Mittelalter über viele Jahrhunderte

hinweg einen integralen Bestandteil der deutschen Städte. Archäo ‐

logische Funde sind vielsagende Zeugen vom alltäglichen Leben

dieser Gemeinschaften – ein Leben teils blühend, teils gefährdet,

oft unterdrückt, aber stets von besonderer Bedeutung für die Ent‐

wicklung der mittelalterlichen Stadt. Die Spuren ihrer Bewohner

sind heute beredte Zeugnisse einer wechselvollen Exis tenz zwischen

friedlicher Nachbarschaft und grausamer Verfolgung.

Jüdische Stadtviertel im Mittelalter

THEMA

AiD 2 | 2019 21

Von Simon Paulus

ei Grabungen in mittelalterlichenStadtkernen stehen Archäologenoft vor dem Problem, spezifische

Merkmale herauszufiltern, die einen Be-fund als »jüdisch« kennzeichnen. Vielfachsind es einzelne Funde und kleine Details,die den entscheidenden Hinweis geben.Dabei muss es nicht immer gleich ein sospektakulärer Fund wie der 1998 ent-deckte Erfurter Schatz sein (AiD 3/ 2014,S. 32), der mit dem Hochzeitsring ein ein-deutig jüdisches Artefakt enthielt. Nichtweniger lohnend ist der Blick vom Großenauf das Kleine, von den Straßen- undPlatzbildungen über die Parzellenstruk-turen hin zu Hausformen und Binnentei-lungen – auch wenn sich hier ein sehr kom-plexes Problemfeld einer »jüdischen« Ar-chäologie auftut, die wiederum eine Kom-ponente des Großen und Ganzen derStadtarchäologie darstellt.

Archäologen arbeiten seit einigen Jah-ren mit Historikern, Judaisten, Baufor-schern und weiteren Forschungsdiszipli-nen zusammen, um klarere Vorstellun-gen vom jüdischen Leben in der Stadt desMittelalters zu gewinnen. Die Archäolo-gie kann wichtige Hinweise liefern, inwie-weit das über die Text- und Bildquellenüberlieferte religiöse und soziale Lebenoder auch die direkte Nachbarschaft vonChristen und Juden in der Stadt einen konkreten Niederschlag in den einzelnenStädten fanden.

Eher selten ergibt sich die Gelegenheit,städtische Areale großflächig zu unter -suchen. Solche Grabungen waren bisherdie Ausnahme und auch nicht immer er-brachten sie so aufschlussreiche und er-giebige Funde wie am Kölner Rathausplatz(2007– 2015) oder auf dem RegensburgerNeupfarrplatz (1995– 1997). Zu erwähnensind auch länger zurückliegende Grabun-gen im Bereich der Jöddenstraße in Braun-schweig (1978– 1982) oder auf dem Arealder spätmittelalterlichen Judengasse amBörneplatz in Frankfurt am Main (1987).Auf breiteres öffentliches und fachlichesInteresse stießen solche Grabungen je-doch in der Regel nur dann, wenn dabeieine Synagoge oder Mikwe freigelegt wer-den konnte.

Ein Glücksfall ist es, wenn wie im Falldes kürzlich von der Bauforschung inten-siv untersuchten »Judenhauses« in Schwä-

bisch Gmünd (2016) archäologische Son-dierungen im Umfeld möglich gemachtwerden konnten. Viele solcher Sondie-rungsgrabungen oder baubegleitendenMaßnahmen wie beispielsweise am Drei-faltigkeitsplatz in Landshut (1985/ 2004),in Zwickau im Bereich der Judengasse (An-fang der 1980er-Jahre), in Braunschweig

im Bereich der Gördelinger Straße 41(1983), in Lüneburg Auf der Altstadt 48(1993) oder auf dem Viktualienmarkt in In-golstadt (2007) wurden kaum über dieGrenzen des jeweiligen Bundeslands hin-weg wahrgenommen. Generell ist zudemim Hinblick auf die Dichte archäologischerAufschlüsse zur jüdischen Siedlungsge-schichte ein deutliches Nord-Süd-Gefällezu bemerken. Die Grabungsergebnisse imBereich der Judenhöfe in Perleberg undBerlin-Mitte können hier neue Impulsesetzen, sich auch mit der Geschichte derjüdischen Besiedlung in den mittelalter-lichen Städten des norddeutschen Raumsintensiver zu beschäftigen.

Eigenes Quartier – nicht spezifisch jüdisch!Inzwischen ist man davon abgekommen,den Begriff des »Ghettos« auf die jüdi-schen Bereiche in der mittelalterlichenStadt anzuwenden. Zahlreiche schriftlicheBelege zeigen, dass es sich um durch-mischte Quartiere handelte, in denenChristen und Juden zusammenlebten.Dennoch ist das Phänomen der Abgren-zung und Verdichtung spezifisch jüdischerWohnbereiche durchaus zu beobachten –

B

Unser Titelbild zeigt den Grabstein des JudenDavid aus Erfurt ausdem Jahr 1250.

Jüdische Gemeindeeinrichtungen

Die Synagoge, oft ein markanter Bau, bil-

dete den Mittelpunkt des Quartiers. Hier

und auf dem Hof davor fanden religiöse

Feste und wichtige Versammlungen statt.

Neben Synagoge und Friedhof erfordert der

jüdische Kultus eine Reihe weiterer Einrich-

tungen: Das Ritualbad (Mikwe) mit »leben-

digem Wasser« (Grund-, Fluss- oder Regen-

wasser) war zur Erfüllung der Reinigungs-

vorschriften nötig. Strenge Vorschriften für

das Schächten von Tieren oder das Backen

erforderten eigene Backhäuser und Schächt-

plätze. Zudem konnte die Gemeinde ein

Hospital (Hekdesch) oder ein Hochzeits-

haus (auch Tanz- oder Spielhaus) einrichten

und betreiben. Auch der gemeinschaftliche

Betrieb von Kaufhäusern oder Bädern ist

überliefert.

Der Wohnort der spät-mittelalterlichen jüdi-schen Gemeinde in Bam-berg. In dem Quartierum die dunkel markierteSynagoge lebten Judenund Christen in unmit-telbarer Nachbarschaft.

Großer Jüdenhof in Berlin-Mitte, Ausgra -bungen im Jahre 2011.Blick von Süden.

Blick ins Museum Juden-gasse in Frankfurt amMain mit Gebäude -fundamenten aus der im Spätmittelalter an -gelegten Judengasse.

22 AiD 2 | 2019

jedoch nicht im Sinne einer von außen be-stimmten Segregation. Erst im späten Mittelalter wirkten sich die zunehmendenRestriktionen gegen Juden auch auf dieWahl und Anlage der Wohnplätze aus, die,wie es nicht nur das Beispiel der ab 1461von der Stadt angelegten JudengasseFrankfurt am Main zeigt, sogar zur Zuwei-sung und Umsiedlung in neu angelegteWohnquartiere führen konnte, außerhalbderer keine jüdischen Wohnplätze zuge-lassen waren. Vielerorts war es dann sogarnur ein einziger Hof oder ein Hauskom-plex, den die Juden zu bewohnen hatten.

Doch vor der mit der Zeit restriktivergehandhabten städtischen Siedlungs -politik durch die christliche Obrigkeit gabfür die Quartiersbildung ein innerjüdi-scher rituell-religiöser Beweggrund denAusschlag: der Eruw (s. Kasten). In der Re-gel bildet die Synagoge das Zentrum die-ses Raumes. Die Verdichtung jüdischerWohnstätten um die Synagoge und wei-tere Gemeindeeinrichtungen erklärt sichalso aus dem religiösen Alltag. An Bei-spielen wie Ulm lässt sich nachvollzie-hen, wie von jüdischer Seite versucht wur-de, Grundstücke um die Synagoge zu er-werben. Gleichzeitig wird in jüdischenQuellen immer wieder thematisiert, wieschwierig es war, die Vorgaben der Religi-on an die Bedingungen der Umgebung anzugleichen.

In der Topografie der mittelalterlichenStadt ist die Bildung von Quartieren jedochkein spezifisch jüdisches Phänomen. Auchfür andere Gruppen der städtischen Ge-sellschaft war es nicht weniger üblich odernotwendig, sich in eigenen Quartierenoder Straßen zusammenzuschließen. Fürbestimmte Berufsgruppen, beispielswei-se Metzger oder Gerber, war ein funktio-

Jüdische Stadtviertel im MittelalterTHEMA

Eruw

Der Begriff bezeichnet einen zentralen räum-

lichen Aspekt innerhalb der strikten Ver-

haltensregeln für den Sabbat und die Fei-

ertage. Das Verbot, während dieser Zeit Ge-

genstände zu tragen, wird durch die rituel-

le Einrichtung des Eruws über den privaten

Bereich hinaus für eine Hofanlage oder ein

ganzes Quartier aufgehoben. Zumeist bil-

det die Synagoge den Mittelpunkt eines sol-

chen Eruws. Tore, Seile, Hecken, Gräben oder

Mauern markieren seine Grenzen.

AiD 2 | 2019 23

nierendes Zu- und Abwassersystem nötig.Der Zugang zu sauberem Wasser war auchfür die Anlage jüdischer Quartiere aus-schlaggebend. Eigene Brunnen oder derdirekte Zugang zu fließendem Wasser istimmer wieder ein typisches Merkmal jü-discher Wohnplätze. Hinzu kam meist einezentrale Lage in der Nähe des Haupt-marktes. Dabei beschränkten sich die Tä-tigkeitsfelder der Juden in der Stadt nichtallein auf die gängige Vorstellung desGeld- und Warenhandels und der Pfand-leihe. Auch Handwerksberufe finden im-mer wieder Erwähnung. Daneben erforder-te die Praxis der Gemeindeorganisationund des religiösen Alltags weitere Be-rufsfelder: Neben Rabbinern und »Vor-sängern«, die auch die Aufgabe des Leh-rers übernahmen oder als Schreiber ar-beiteten, gab es den Synagogendieneroder »Schulklopfer«, eigene Metzger oderauch Bäcker, die gemäß der strengen Spei-sevorschriften arbeiteten und ihre eige-nen Bereiche benötigten. Über die Aus-wertung von Tierknochenbefunden ausden Latrinen lässt sich vielfach bestäti-gen, dass es sich um jüdische Bewohnerhandelte.

Nicht weniger aufschlussreich sindmanchmal Brandhorizonte oder Spurengewaltsamer Eingriffe, die sich mit derschriftlichen Überlieferung von Pogromenund Konflikten decken. Anschaulich kön-nen Ausgrabungsbefunde wie am Regens-burger Neupfarrplatz ein Bild davon lie-fern, wie ehemalige jüdische Quartiere nachPogromen oder Ausweisungen systema-tisch niedergelegt und planiert wurden.

Fragen an die ArchäologieEin Gesamteindruck von Topografie undStruktur der mittelalterlichen Stadt undder Lage des jüdischen Quartiers darin –und das gilt nicht nur aus archäologischerSicht – ist nicht ohne eine vergleichendeZusammenschau aller Gesellschaftsgrup-pen und ihrer Wohnplätze möglich. In dieser Hinsicht ist eine Art Fragenkatalogsinnvoll, der diese Aspekte möglichst um-fassend berücksichtigt: Wie ist die Lage inder Stadt unter dem Aspekt der Stadt-entwicklung und der Topografie, dem Ent-stehen der Siedlungskerne, den wichtigenüberregionalen Handelsrouten und denlokalen Wegeführungen zu beurteilen?Welche Beziehungen gibt es zu den städ-

tischen Einrichtungen (Rathaus, Märkte,landesherrliche Institutionen)? Wie sindParzellierungen und Platzbildungen in dasGesamtgefüge der Stadtstruktur einzu-ordnen? Wie verhält es sich mit der Bin-nenstruktur des jüdischen Quartiers, wosind hier Synagoge und Synagogenhof so-wie weitere jüdische Einrichtungen (Mik-we, Hospital, Bäckerei, Schächtplätze undder Zugang zum Friedhof) zu verorten?Wo finden sich Brunnen und Kloaken undwie verlaufen die Zu- und Abwasserfüh-rungen? Lassen sich Abgrenzungsphäno-mene durch den Einsatz von Mauern, Grä-ben, Hecken, Toranlagen feststellen? Wiehoch ist die Durchmischung mit christli-chen Bewohnern? Und welche Gemein-samkeiten und Unterschiede haben die-se Strukturen im Vergleich zu Quartier-bildungen anderer Gesellschaftsgrup-pen?

Die Forschung ist auf glückliche Zufälle angewiesen: Steinsetzung

an der Südseite des »Judenhauses«Imhofstraße 9 in Schwäbisch Gmünd,

2016 aufgedeckt.