investnews guide 2016 für vermögensverwalter_banque syz_de

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Investnews: Die wichtigste Eigenschaft einer Depotbank ist ihre Solidität. Wie kann man diese messen? Jean-Marc Vallet: Am häufigsten verwendet man hierzu die Kernkapitalquote, das sog. „Tier 1“-Kapital. Für uns beläuft sich diese nach der Übernahme der Royal Bank of Canada (Schweiz) auf 14,9 % und liegt damit weit über den gesetzlichen Anforderungen. Die Solidität einer Bank misst sich jedoch auch an der Stabilität ihres Aktionariats, an ihrer Unabhängigkeit und an ihren Organisationsstrukturen. Sie beruht auf einer Geisteshaltung, die im gesamten Unter- nehmen vorherrscht. So ist es beispielsweise entscheidend, dass die qualitative und quantitative Risikoanalyse auf allen Ebenen – Prozesse, Teams, Produkte – erfolgt. Können die externen Vermögensverwalter, die mit Ihnen arbeiten, auch andere Depotbanken wählen? Die Vermögensverwalter sind per Definition unabhängig. Sie arbeiten daher im Durchschnitt mit sechs bis acht Depot- banken zusammen. Die grössten unter ihnen verfügen über interne Konsolidierungstools, aber im Allgemeinen können sie die Konsolidierung nicht automatisiert vornehmen. Wir arbeiten derzeit an einem entsprechenden Projekt, das auch genutzt werden kann, wenn für Kunden andere Depot- banken gewählt wurden. Nach dem aktuellen Stand der Dinge stehen die weitaus meisten Vermögensverwalter in etwa so vielen IT-Systemen gegenüber, wie sie Beziehungen zu verschiedenen Banken pflegen, was zu einem beträchtli- chen Effizienzverlust führt. Effizienz ist das oberste Gebot für die Verwaltung. Wie kann man sie verbessern? Die unabhängigen Vermögensverwalter müssen sich derzeit auf mehreren Plattformen anmelden. Wir möchten ihnen in Zukunft eine einzige Plattform bieten können. Das würde die Effizienz auf mehreren Ebenen steigern: 1- ein einziges System für die Verwaltung mehrerer Bankbeziehungen. 2- die Möglichkeit, sämtliche Guthaben zu konsolidieren. 3- konsolidierte Auftragserteilung für alle Kunden. 4- eine höhere Datenqualität bei der Risikoverwaltung, z. B. die Einhaltung der Investmentregeln im Zusammen- hang mit dem Kundenprofil, seiner Besteuerung oder Cross-Border-Regeln. Diese Lösung wird alle Informa- tionen zu den Märkten und Investitionen integrieren. Bis heute gibt es keine Plattform, die alle diese Vorteile vereint. Die Kostenfrage ist wesentlich. Sind Sie wettbewerbsfähig im Vergleich zu den Plattformen für UVV? Diese Plattformen ersparen den UVV die Zusammenarbeit mit den Banken nicht. Sie bieten gemeinsame Dienstleis- tungen für die ihnen angeschlossenen Vermögensverwalter und diese Dienstleistungen sind kostenpflichtig. Unsere Kosten entsprechen dem Dienstleistungsbedarf und den angebotenen Kompetenzen. Dabei greifen die Vermögens- verwalter, je nach ihrer Charakteristik und ihrer Kundschaft, aber auch regelmässig auf „massgeschneiderte“ Angebote zurück. [ DIE UVV BIETEN EIN GESCHÄFTSMODELL AN, DAS MIT DER HISTORISCHEN ENTWICKLUNG EINHERGEHT. SIE HABEN DIE WERTSCHÖPFUNGSKETTE ENTFLOCHTEN, NEU AUFGEBAUT UND DABEI FÜR JEDE ETAPPE DIE BESTEN PARTNER GEWÄHLT ] Wie sieht für Sie die Zukunft der UVV aus? Sie bieten ein Geschäftsmodell an, das mit der historischen Entwicklung einhergeht. Sie haben die Wertschöpfungskette entflochten, neu aufgebaut und dabei für jede Etappe die besten Partner gewählt. Sie haben die Unabhängigkeit in ihren Genen und mit ihrer Flexibilität können sie sich schnell anpassen. Darüber hinaus bringen FIDLEG und FINIG letzt- endlich weit weniger Auflagen mit sich, als dies zuerst der Anschein hatte. Sollte es eine Konsolidierung geben, wäre diese viel stärker durch den Margendruck bedingt als den gesetzlichen Rahmen. Die Anzahl UVV nimmt nicht wesentlich ab – man müsste im Übrigen eher von der Anzahl an Strukturen sprechen – und ihnen fallen heute nahezu 20 % des in der Schweiz verwal- teten Privatvermögens zu im Vergleich zu zirka 11 %-13 % vor noch 10 Jahren. Das zeigt den Erfolg des dreigliedrigen Modells. Solide, effizient, individuell massgeschneiderte Dienstleistungen und wettbewerbsfähige Preise: Das alles erwarten UVV (unabhängige Vermögensverwalter) von ihren Partnerbanken. Wie wirkt sich das im täglichen Kontakt aus? Erläuterungen von Jean-Marc Vallet, Leiter der Abteilung EAM (External Asset Managers) der Bank Syz. UVV auf historischem Weg in die Zukunft JEAN-MARC VALLET, BANQUE SYZ 34

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Investnews: Die wichtigste Eigenschaft einer Depotbank ist ihre Solidität. Wie kann man diese messen?Jean-Marc Vallet: Am häufigsten verwendet man hierzu die Kernkapitalquote, das sog. „Tier 1“-Kapital. Für uns beläuft sich diese nach der Übernahme der Royal Bank of Canada (Schweiz) auf 14,9 % und liegt damit weit über den gesetzlichen Anforderungen. Die Solidität einer Bank misst sich jedoch auch an der Stabilität ihres Aktionariats, an ihrer Unabhängigkeit und an ihren Organisationsstrukturen. Sie beruht auf einer Geisteshaltung, die im gesamten Unter-nehmen vorherrscht. So ist es beispielsweise entscheidend, dass die qualitative und quantitative Risikoanalyse auf allen Ebenen – Prozesse, Teams, Produkte – erfolgt.

Können die externen Vermögensverwalter, die mit Ihnen arbeiten, auch andere Depotbanken wählen? Die Vermögensverwalter sind per Definition unabhängig. Sie arbeiten daher im Durchschnitt mit sechs bis acht Depot-banken zusammen. Die grössten unter ihnen verfügen über interne Konsolidierungstools, aber im Allgemeinen können sie die Konsolidierung nicht automatisiert vornehmen. Wir arbeiten derzeit an einem entsprechenden Projekt, das auch genutzt werden kann, wenn für Kunden andere Depot-banken gewählt wurden. Nach dem aktuellen Stand der Dinge stehen die weitaus meisten Vermögensverwalter in etwa so vielen IT-Systemen gegenüber, wie sie Beziehungen zu verschiedenen Banken pflegen, was zu einem beträchtli-chen Effizienzverlust führt.

Effizienz ist das oberste Gebot für die Verwaltung. Wie kann man sie verbessern?Die unabhängigen Vermögensverwalter müssen sich derzeit auf mehreren Plattformen anmelden. Wir möchten ihnen in Zukunft eine einzige Plattform bieten können. Das würde die Effizienz auf mehreren Ebenen steigern:

1- ein einziges System für die Verwaltung mehrerer Bankbeziehungen.

2- die Möglichkeit, sämtliche Guthaben zu konsolidieren.3- konsolidierte Auftragserteilung für alle Kunden.4- eine höhere Datenqualität bei der Risikoverwaltung, z. B.

die Einhaltung der Investmentregeln im Zusammen-hang mit dem Kundenprofil, seiner Besteuerung oder Cross-Border-Regeln. Diese Lösung wird alle Informa-tionen zu den Märkten und Investitionen integrieren. Bis heute gibt es keine Plattform, die alle diese Vorteile vereint.

Die Kostenfrage ist wesentlich. Sind Sie wettbewerbsfähig im Vergleich zu den Plattformen für UVV?Diese Plattformen ersparen den UVV die Zusammenarbeit mit den Banken nicht. Sie bieten gemeinsame Dienstleis-tungen für die ihnen angeschlossenen Vermögensverwalter und diese Dienstleistungen sind kostenpflichtig. Unsere Kosten entsprechen dem Dienstleistungsbedarf und den angebotenen Kompetenzen. Dabei greifen die Vermögens-verwalter, je nach ihrer Charakteristik und ihrer Kundschaft, aber auch regelmässig auf „massgeschneiderte“ Angebote zurück.

[ DIE UVV BIETEN EIN GESCHÄFTSMODELL AN, DAS MIT DER HISTORISCHEN ENTWICKLUNG

EINHERGEHT. SIE HABEN DIE WERTSCHÖPFUNGSKETTE ENTFLOCHTEN, NEU AUFGEBAUT UND DABEI FÜR JEDE ETAPPE DIE

BESTEN PARTNER GEWÄHLT ]Wie sieht für Sie die Zukunft der UVV aus?Sie bieten ein Geschäftsmodell an, das mit der historischen Entwicklung einhergeht. Sie haben die Wertschöpfungskette entflochten, neu aufgebaut und dabei für jede Etappe die besten Partner gewählt. Sie haben die Unabhängigkeit in ihren Genen und mit ihrer Flexibilität können sie sich schnell anpassen. Darüber hinaus bringen FIDLEG und FINIG letzt-endlich weit weniger Auflagen mit sich, als dies zuerst der Anschein hatte. Sollte es eine Konsolidierung geben, wäre diese viel stärker durch den Margendruck bedingt als den gesetzlichen Rahmen. Die Anzahl UVV nimmt nicht wesentlich ab – man müsste im Übrigen eher von der Anzahl an Strukturen sprechen – und ihnen fallen heute nahezu 20 % des in der Schweiz verwal-teten Privatvermögens zu im Vergleich zu zirka 11 %-13 % vor noch 10 Jahren. Das zeigt den Erfolg des dreigliedrigen Modells.

Solide, effizient, individuell massgeschneiderte Dienstleistungen und wettbewerbsfähige Preise: Das alles erwarten UVV (unabhängige Vermögensverwalter) von ihren Partnerbanken. Wie wirkt sich das im täglichen Kontakt aus? Erläuterungen von Jean-Marc Vallet, Leiter der Abteilung EAM (External Asset Managers) der Bank Syz.

UVV auf historischem Weg in die Zukunft

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