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JANUAR 2015 | Nr. 55 Umwelt Umstieg auf Grün – ein Plädoyer aus Unternehmenssicht Magazin der Generaldirektion Umwelt Umwelt für Europäer

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JANUAR 2015 | Nr. 55

Umwelt

Umstieg auf Grün – ein Plädoyer aus Unternehmenssicht

Magazin der Generaldirektion Umwelt

Umweltfür Europäer

Leitartikel

Um es mit den Worten von Karmenu Vella, dem neuen EU-Kommissar für Umwelt, maritime Angelegenheiten und Fischerei, zu sagen: „Eine wachsende Zahl von Unternehmen erkennt, dass der Schutz der Umwelt für den Erhalt von Europas Wettbewerbsfähigkeit von entscheidender Bedeutung ist.“ Ganz in diesem Sinne richtet die 55. Ausgabe von Umwelt für Europäer den Blick auf die Verbindung zwischen Unternehmen und Umweltschutz.

Komissar Vella sprach bei der Verleihung des Europäischen Umweltpreises für Unternehmen am 1. Dezember, wo er betonte, welch entscheidende Rolle einzelne Unternehmen als Innovatoren für das Wohl unserer Umwelt spielen. Eine ähnliche Botschaft zeichnete sich auf der Europäischen Business-und-Biodiversity-Plattform ab, auf die in dieser Ausgabe eingegangen wird.

Die EU-Umweltminister haben kürzlich vereinbart, die Umweltdimension der Strate-gie Europa 2020 für Wachstum und Arbeitsplätze erneut zu bekräftigen, und zwar durch die ausdrückliche Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit für europäische und nationale Entscheidungsprozesse.

Der neue Bericht zur Klimaökonomie, der in dieser Ausgabe ebenfalls behandelt wird, findet noch weitere Belege dafür, dass wirtschaftliches Wachstum verbessert und Treibhausgasemissionen gleichzeitig verringert werden können.

Neuesten Zahlen zufolge sind drei Viertel der Bürger der Ansicht, dass Umweltpro-bleme eine ähnliche Auswirkung auf ihre Lebensqualität haben wie die Wirtschaft, und fast 60 % meinen, dass Umweltfaktoren bei der Messung von Fortschritt ebenso wichtig genommen werden sollten wie wirtschaftliche Kriterien, etwa das Bruttoin-landsprodukt. Weitere Einzelheiten können Sie dem Artikel über die Einstellung der europäischen Bürger gegenüber der Umwelt entnehmen.

Umwelt für Europäer ec.europa.eu/environment/news/efe/index_de.htm

REDAKTIONELLE INFORMATIONENUmwelt für Europäer ist ein Magazin der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, erscheint alle drei Monate auf Bulgarisch, Deutsch, English, Estnisch, Französisch,Griechisch, Italienisch, Litauisch, Polish, Portugiesisch, Rumänisch, Spanisch und Tschechisch und kann kostenlos abonniert werden. Sie können das Magazin online abonnieren unter http://ec.europa.eu/environment/news/efe/subscribe/subscribe_de.htmChefredakteur: Bettina DoeserKoordinator: Jonathan MurphyWeitere Auskünfte erteilt das Referat Kommunikation:http://ec.europa.eu/environment/contact/form_en.htmInformationen und Dokumente: http://ec.europa.eu/environment/contact/form_en.htmDie Webseite Umwelt für Europäer:http://ec.europa.eu/environment/news/efe/index_de.htm

UMWELT ONLINEMöchten Sie wissen, was die Europäische Union für den Umweltschutz tut, was ein integriertes politisches Produkt ist oder wie man sich für ein „Umweltsiegel“ qualifiziert? Antworten auf diese Fragen und vieles mehr finden Sie auf der Webseite der GD Umwelt:http://ec.europa.eu/environment/index_de.htm

HINWEISWeder die Europäische Kommission noch Personen, die im Namen der Kommission handeln, sind für die etwaige Verwendung der in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen oder für irgendwelche Fehler, die trotz sorgfältiger Vorbereitung und Prüfung auftreten können, verantwortlich.

Gedruckt auf Recyclingpapier, das mit dem EU-Umweltzeichen für Grafikpapier ausgezeichnet wurde. (http://ec.europa.eu/environment/ecolabel).

Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2015ISSN 1563-4175 (Druckversion)ISSN 2363-118X (Epub-Version)© Europäische Union, 2015© Umschlag: Istockphotos. Alle Fotos: Thinkstock, außer S.5 Green4Cities, S.6 und S.8-9 Europäischen UnionDie Reproduktion des Textes ist mitQuellenangabe gestattet. Die Reproduktion der Fotos (einschließlich derAbbildungen und Grafiken) ist nicht gestattet.Printed in Italy

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Inhalt

Invasion fremder Arten! 3

Ökologisierung der Wirtschaft 4

Unternehmen für biologische Vielfalt 5

Gemeinsamer Einsatz für biologische Vielfalt 6

Bürgermeister rüsten sich für den Klimawandel 7

EU federführend im Klimaschutz 8

Klimabericht: Höchste Zeit, zu handeln 10

Ökologische Unternehmen: die Besten der Besten 11

Starke Unterstützung für ökologische Maßnahmen 12

Setzen nachhaltiger Entwicklungsziele 13

Senkung von Emissionen bietet Chancen 14

Publikazionen/Agenda 15

In Kürze 16

» NATUR UND BIODIVERSITÄT

Invasion fremder Arten!

Wenn Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen in natürliche Lebensräume eindringen, in denen sie ursprünglich nicht vorkommen, können sie die einheimische Flora und Fauna beeinträchtigen und Schäden in Höhe von mehreren Millionen Euro verursachen. Ein neues EU-Gesetz zur Bekämpfung des Problems der „invasiven nichtheimischen Arten“ tritt im Januar 2015 in Kraft.

Invasive nichtheimische Arten richten auf der ganzen Welt schwere Schäden an und schränken die Artenvielfalt ein, zer-stören Ökosysteme und nehmen Einfluss auf die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft. So verwüsteten Kaninchen aust-ralische Landschaften, weil sie dort keine natürlichen Feinde hat-ten. Der rote Sumpfkrebs, auch Louisiana-Flusskrebs, zerstört die Ökosysteme europäischer Flüsse, indem er einheimische Arten verdrängt und Krankheiten überträgt.

Europäische Liste invasiver ArtenDie neue Gesetzgebung definiert Vorschriften zur Bekämp-fung dieses Problems, wobei das Hauptaugenmerk auf der Prävention liegt. Die Kommission wird eine Liste „invasiver nichtheimischer Arten von Interesse für die Europäische Union“ erstellen, die auf Risikobewertungen basiert. Die Liste wird – unter Hinzunahme oder Streichung einiger Arten – von den EU-Mitgliedstaaten verabschiedet und regelmäßig überprüft und aktualisiert.

Die Arten auf dieser Liste werden in der EU verboten – sie dür-fen nicht importiert, transportiert, gezüchtet, verkauft, gehal-ten oder freigelassen werden, mit einigen wenigen Ausnahmen unter streng kontrollierten Bedingungen.

Invasive nichtheimische Arten müssen EU-weit bekämpft wer-den, da sie nicht an nationalen Grenzen Halt machen. Der Riesen-bärenklau kann beispielsweise beim Menschen Verbrennungen der Haut und der Augen hervorrufen und kostet das Gesundheits-wesen allein in Deutschland jährlich 1 Mio. EUR. Aber ein Aus-rottungsprogramm kann nicht vollständig greifen, wenn sich die Pflanze danach über die Grenze eines anderen Landes ausbreitet, das nicht die gleichen Maßnahmen ergriffen hat.

Die neue Gesetzgebung schließt eine seit langem bekannte Lücke beim Schutz der Artenvielfalt in der EU. Sie ist sorgfältig auf die schwerwiegendsten Bedrohungen durch invasive Arten ausgerichtet. Das Ziel ist, innerhalb der EU zur Bekämpfung eines Problems zusammenzuarbeiten, das jährlich schätzungs-weise 12 Mrd. EUR an Kosten verursacht. Sollten die Maßnah-men erfolgreich sein, so wäre das auch ein entscheidender Beitrag zur Erreichung des Ziels der EU, den Artenverlust in der EU bis 2020 aufzuhalten.

FrühwarnsystemDie Gesetzgebung sieht ein Überwachungssystem vor, mit dem gelistete invasive nichtheimische Arten frühzeitig erkannt werden sollen. Je schneller die Länder darauf reagieren, desto effektiver können sie eine Invasion eindämmen, bevor sich diese ausbreitet und sich die Arten dauerhaft ansiedeln. Die Mitgliedstaaten müssen die Kommission sofort informieren, sobald eine gelistete Art entdeckt wird, so dass Gegenmaß-nahmen abgestimmt werden können. Sollte sich eine solche Art bereits weit verbreitet haben, so müssen die Mitgliedstaaten alles unternehmen, um den Schaden zu begrenzen, und können selbst die zu unternehmenden Schritte wählen.

Das Gesetz bietet insofern Spielräume für die Mitgliedstaaten, als dass diese anhand ihrer eigenen Listen Prioritäten setzen können. Außerdem besteht die Möglichkeit regionaler Koopera-tionen. Sollte zur Kontrolle bestimmter Arten eine länderüber-greifende Zusammenarbeit erforderlich sein, kann außerdem die Kommission auf regionaler Ebene Unterstützung leisten.

Auch die Bürger können sich beteiligen: Sie können z. B. ver-meiden, nichtheimische Arten in die EU einzuführen. Außerdem wird es Möglichkeiten geben, bei der Überwachung und den Frühwarnsystemen mitzuwirken.

Der italienische Umweltminister Gian Luca Galletti sagte im Namen der EU-Ratspräsidentschaft, das Abkommen sei „ein wichtiger Schritt bei der Anerkennung des Wertes der Arten-vielfalt in Europa, einem Schlüsselfaktor bei der Entwicklung unserer Wirtschaft“.

Weitere Informationen » http://ec.europa.eu/environment/nature/invasivealien/

index_en.htm

MAGAZIN DER GENERALDIREKTION UMWELT | Nr. 55 3

» WIRTSCHAFT, STRATEGIE UND INFORMATION

Ökologisierung der Wirtschaft

Der Aufbau einer nachhaltigeren Wirtschaft wird Wachstum vorantreiben und Arbeitsplätze schaffen. Die europäischen Umweltminister EU haben Schlussfolgerungen zur Stärkung der Umweltdimension zukünftiger Wachstumspläne angenommen.

Der Umweltrat der Europäischen Union, bestehend aus den Umweltministern der EU-Mitgliedstaaten, ist übereingekom-men, dass „die Umweltdimension der Strategie Europa 2020 mit Nachdruck bekräftigt werden sollte“. Die Schlussfolgerungen des Rates betonen insbesondere die Instrumente für eine grü-nere und mehr kreislauforientierte Wirtschaft: Umweltbesteue-rung, grünes öffentliches Beschaffungswesen, Öko-Design und Öko-Innovation.

Zum ersten Mal nahm der Umweltrat damit förmliche Schluss-folgerungen zum Europäischen Semester an, dem jährlichen Prozess der haushaltspolitischen Überwachung, über den die EU politische Empfehlungen zu Reformprogrammen von Mit-gliedstaaten ausspricht. Die Schlussfolgerungen behandeln auch die Ökologisierung von Europa 2020 – der auf zehn Jahre angelegten Wachstumsstrategie der EU zur Bewältigung der Wirtschaftskrise und Schaffung von Arbeitsplätzen durch intel-ligentes, integratives und nachhaltiges Wachstum, die 2015 überprüft werden soll.

Die Umwelt erhält einen Platz„Der Rat hat ein sehr wichtiges politisches Ziel erreicht: Alle EU-Umweltminister fordern nun eine starke Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und effiziente Nutzung von Ressourcen, indem sie diese in die Europa-2020-Strategie integrieren und dieser damit eine neue Umweltdimension hinzufügen“, erklärte der italieni-sche Umweltminister und Ratspräsident Gian Luca Galletti.

Zusätzlich rief der Rat dazu auf, die Steuerungsstruktur der Strategie Europa 2020 „durch eine Stärkung der Rolle der Umweltminister im Europäischen Semester“ zu verbessern. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Wachstum und Arbeitsplätze auf einem starken Fundament aus Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz entstehen – dazu gehört auch eine breitere Definition von „grünen Arbeitsplätzen“, die nicht nur solche beinhaltet, die direkt den Bereich erneuerbare Energien und Recycling betreffen, sondern auch die Ökologisierung von Prozessen, Technologie und Beschäftigungen widerspiegeln.

Das Ziel ermittelnObwohl sich der Rat nicht ausdrücklich für ein Ressourceneffizi-enzziel aussprach, rief er die Kommission auf, „zu untersuchen, wie Ressourceneffizienz besser in die Strategie Europa 2020 integriert werden kann, unter anderem durch die Einführung einer EU-weiten nichtbindenden Zielvorgabe“.

In einer Welt, in der Nachfrage und Rohstoffinteressen weiter ansteigen werden – und bereits jetzt zu Ressourcenerschöp-fung und einem steilen Preisanstieg von Rohmaterialien füh-ren – kann die EU in wirtschaftlicher wie ökologischer Hinsicht von größerer Ressourceneffizienz profitieren. Die Kommis-sion hat ein Ziel vorgeschlagen, das auf „Ressourcenproduk-tivität“ basiert – dem Bruttoinlandsprodukt geteilt durch den Rohmaterialverbrauch. Damit folgt sie Forderungen im (vom Europäischen Rat und Parlament verabschiedeten) 7. Umwel-taktionsprogramm, wie auch von Interessenvertretern, nach der Entwicklung eines Ressourceneffizienzziels.

Das langfristige Ziel ist eine Loskopplung des Wachstums von Ressourcennutzung und deren Auswirkungen, und damit echte wirtschaftliche Vorteile. Der Kommission zufolge würde eine Verbesserung der Ressourcenproduktivität der EU um 30 % bis 2030 das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 3 % steigern und etwa 2 Millionen Arbeitsplätze schaffen, im Vergleich zu einer Mindestverbesserung von 15 %.

Die Entscheidung bezüglich der Aufnahme eines Ressourcenef-fizienzziels in die Strategie Europa 2020 wird im Zusammen-hang mit der Halbzeitüberprüfung der Strategie im Jahr 2015 erfolgen, und zwar unter Berücksichtigung von Beiträgen aus laufenden öffentlichen Konsultationen und den Empfehlungen der Europäischen Plattform für Ressourceneffizienz.

Weitere Informationen » http://www.consilium.europa.eu/de/meetings/

env/2014/10/28/

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» INDUSTRIE UND TECHNOLOGIE

Unternehmen für biologische Vielfalt

Geschäftlicher Erfolg und Umweltschutz können Hand in Hand gehen. Die European Business and Biodiversity (B@B) Platform richtete im November ihre erste Jahreskonferenz über das Verhältnis von Wirtschaft und biologischer Vielfalt aus.

Mit dem richtigen Geschäftsmodell wird der Schutz der biologi-schen Vielfalt für Unternehmen und Umwelt gleichermaßen zum Gewinn. Diese Botschaft möchte die B@B Platform vermitteln. Auf diesem EU-weiten Forum kommen über 170 Organisationen aus diversen Industriezweigen zusammen, um Instrumente und Ansätze zur Einbindung der Biodiversität in Geschäftsprozesse zu entwickeln.

„Der Schutz der biologischen Vielfalt schafft Arbeitsplätze, sti-muliert Investitionen und bietet der europäischen Wirtschaft einen Wettbewerbsvorteil“, so Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei bei der Eröffnung der Konferenz. „Für wirklich grünes Wachstum brau-chen wir jetzt einen Paradigmenwechsel. Europa verdient die höchste Einstufung für seine Finanz- und Wirtschaftspolitik. Das möchten wir aber auch für unsere Umwelt erreichen.“

Die Wirtschaft als Vorreiter Auf der Konferenz teilten Unternehmen ihre Erfolgsgeschichten und stellten ihre bewährten Praktiken und neuen Geschäftsmo-delle vor und bereicherten damit die Sitzungen des Programms, die sich um die drei Hauptmodule der Plattform zentrierten.

Das erste dieser Module, zum Thema Naturkapitalfinanzierung, gründet auf der Vorstellung der natürlichen Ressourcen als Kapi-talanlage in unserem Buchhaltungssystem. Zwei Unternehmen,

HeidelbergCement aus Deutschland und Codorníu aus Spanien, berichteten darüber, wie sie mit Hilfe von Instrumenten, die durch die B@B entwickelt wurden, den richtigen Ansatz für sich fanden.

Das zweite Modul behandelte die Frage, wie man durch Innovationen zum Umweltschutz beitragen und zugleich Geschäftsmöglichkeiten schaffen kann. Die niederländische Nichtregierungsorganisation ECNC stellte ihr Geschäftsmodell „Waste to Wear“ („Mode aus Müll“) vor, das aus dem Meer gebor-gene Fischernetze zu Textilien für die Fertigung von Socken, Teppichen und Bademode verarbeitet. Weiter bot die Sitzung Präsentationen über ein grünes Infrastrukturprojekt von Royal Dutch Shell zum Geschäftsmodell „Temporary Nature“ („Natur auf Zeit“) von Tractebel Engineerung sowie eine Präsentation von Landmarc Support Services zur Naturkapitalbilanzierung.

Im dritten Modul, zum Thema innovative Finanzierungsmöglich-keiten für Unternehmen und die biologische Vielfalt, erläuterte die griechische Piraeus Bank, wie sie Biodiversitätsprojekte mit Mitteln aus dem LIFE-Förderprogramm der Europäischen Kom-mission kofinanzieren. Die niederländische Agentur für Unterneh-men (Rijksdienst voor Ondernemend Nederland) führte aus, wie sie 14 Finanzinstitute, darunter Risikokapitalfonds und Renten-fonds, in Maßnahmen zum Schutz des Naturkapitals einbezie-hen konnte. Green4Cities, ein Beratungsunternehmen für grüne Infrastruktur, stellte mehrere neue Geschäftsmöglichkeiten vor.

Weitere Sitzungen umfassten unter anderem Präsentationen zu Maßnahmen in Deutschland sowie im Vereinigten Königreich und Vorträge der Nichtregierungsorganisationen Global Nature Fund, Nature Conservancy, CEEWeb und Union for Ethical Biotrade über ihre Erfahrungswerte.

In der wichtigsten Podiumsdiskussion unter der Moderation des bekannten Umweltaktivisten Tony Juniper sprachen Kommissar Vella und drei Unternehmer: Guy Sidos, Vorstandsvorsitzender des internationalen Zementunternehmens Group Vicat; Laurent Piermont, Vorstandsvorsitzender der CDC Biodiversité; und Tim Haywood, Finanzvorstand und Leiter des Nachhaltigkeitsmanage-ments beim Support-Service- und Bauunternehmen Interserve Plc.

Die meisten Präsentationen des Tages können über den nachste-henden Link aufgerufen werden. Im nächsten Schritt wird in einer Abstimmung der Unternehmen entschieden, welche Themen als Schwerpunkte der drei Arbeitsmodule behandelt werden sollen. Die B@B Platform stellte außerdem Pläne zur Erweiterung des Mitglie-derstands auf weitere Industriezweige (z.B. Versicherung, Finan-zinstitute, Konsumgüter und Einzelhandel) und weitere nationale Plattformen vor.

Weitere Informationen » http://ec.europa.eu/environment/biodiversity/business/about/

the-platform/b-at-b-annual-conference_en.html

MAGAZIN DER GENERALDIREKTION UMWELT | Nr. 55 5

» NATUR UND BIODIVERSITÄT

Gemeinsamer Einsatz für biologische Vielfalt

Um die natürlichen Ressourcen der Welt zu schützen, müssen die Länder der Welt zusammenarbeiten. Vertreter aus der ganzen Welt kamen bei der jüngsten 12. Konferenz der Vertragsparteien (COP 12) zusammen, um die erzielten Fortschritte zu bewerten.

Im Oktober 2014 trafen sich tausende Vertreter der Vertrags-parteien des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt sowie nichtstaatliche Organisationen, indigene Völker, Wis-senschaftler und die Privatwirtschaft zur 12. Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (COP 12) im koreanischen Pyeongchang.

Achim Steiner, Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, betonte das wirtschaftliche Risiko für die Gesellschaft, falls die biologische Vielfalt nicht gewahrt werde, und warnte vor den Kos-ten: Das Nichteingreifen der Weltnationen könnte bis 2050 jährlich 11,3 Billionen Euro kosten. Er wies außerdem auf den Zusammen-hang mit der nachhaltigen Entwicklung hin. Die biologische Vielfalt sei „ein gewaltiger Motor, der die nachhaltigen Entwicklungsziele heute und in Zukunft entscheidend unterstützt“.

Vor vier Jahren verhandelte die COP 10 die sogenannten „Aichi-Ziele“ für Biodiversität, ein übergreifendes Rahmenwerk zum Schutz der biologischen Vielfalt weltweit bis 2020. Auf der Kon-ferenz in Pyeongchang herrschte allgemeine Übereinstimmung darüber, dass weitere Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele und Verpflichtungen zu dringendem Handeln erforderlich seien. Die jüngste Gangwon-Deklaration stellt die förmliche Verpflichtung der Regierungsoberhäupter dar, die biologische Vielfalt als eine Priori-tät der nachhaltigen Entwicklungsziele zu behandeln. Diese sollen die Millennium-Entwicklungsziele ablösen, die bis 2015 gelten.

Die Tagung fand vor dem Hintergrund des UN-Berichts zur Lage der biologischen Vielfalt (Global Biodiversity Outlook 4) statt, der

hinsichtlich des Fortschritts bei den 2010 beschlossenen Zielen ein gemischtes Bild zeigte. Zwar konnte ein Viertel aller Länder eines der Ziele (Schutz von 17 % der Landfläche für die biologi-sche Vielfalt) bereits übertreffen, doch müssen weitere Maßnah-men angestrengt werden, um den Strategieplan für biologische Vielfalt umzusetzen. Um weitere Ziele erreichen zu können, wie etwa die Halbierung des Verlusts natürlicher Lebensräume und die Verringerung der Umweltverschmutzung, sind eine bessere Überwachung und Durchführung sowie stärkere Anreize für Landbesitzer erforderlich.

Internationales Budget für biologische Vielfalt verdoppeltAuf der Konferenz konnten deutliche Erfolge verbucht werden. Die Vertragsparteien bekräftigten ihr Versprechen von Hyder-abad, den Gesamtzufluss internationaler Mittel für den Erhalt der biologischen Vielfalt an Entwicklungsländer bis 2015 zu verdoppeln, insbesondere an die am wenigsten entwickelten Länder und kleine Insel-Entwicklungsstaaten sowie Schwel-lenländer. Die Förderung soll bis 2020 mindestens auf diesem Niveau fortgeführt werden.

Die EU steuert bereits jetzt erhebliche Mittel in diesem Bereich bei. Zum Jahr 2012 stieg die europäische Finanzierung für bio-logische Vielfalt an Entwicklungsländer auf 289 Millionen Euro gegenüber 190 Millionen Euro im Zeitraum 2006 bis 2010. Die Regierungen kamen außerdem überein, größere Anstrengungen zu unternehmen, um die biologische Vielfalt in weitere politische Rahmenbedingungen einzubinden und die nationalen Finanzie-rungsmittel für biologische Vielfalt zu erhöhen. Dabei ermittelten sie zugleich Möglichkeiten zur Mobilisierung weiterer finanzieller Mittel aus anderen Quellen.

Die COP 12 veranstaltete die erste Tagung der Vertragsparteien zum Nagoya-Protokoll über den Zugang zu genetischen Res-sourcen und die ausgewogene und gerechte Verteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile, das im Oktober 2014 in Kraft trat. Das Protokoll dient dem Ziel, die biologische Vielfalt zu wahren, indem die nachhaltige Nutzung ihrer sämtlichen Kompo-nenten gewährleistet wird. Diese erste Tagung fasste die nötigen Beschlüsse, um das Protokoll auf den Weg zu bringen. Das schloss beispielsweise die Übereinkunft über die Funktionsweise einer Informationsstelle für den Zugang und die Aufteilung der Vorteile (Access and Benefit-sharing Clearing-House) ein.

Weitere Informationen » http://www.cbd.int/cop/

» http://www.cbd.int/cop12/hls.shtml

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» KLIMASCHUTZ

Bürgermeister rüsten sich für den Klimawandel

Mehr als 100 Städte, vom dänischen Albertslund über Cork in Irland bis Veria in Griechenland, sind der „Mayors Adapt“-Initiative der Europäischen Kommission zur Anpassung an den Klimawandel beigetreten.

Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt in ganz Europa zu spüren. Die Auswirkungen des Klimawandels werden sich in den nächsten Jahrzehnten aufgrund der verzögerten Folgen früherer und derzeitiger Treibhausgasemissionen noch verschärfen.

Mit ihrer Teilnahme an der „Mayors Adapt“-Initiative verpflichtet sich jede Stadt zur Ausarbeitung einer umfassenden Strategie zur Anpassung an den Klimawandel und/oder zur Einbeziehung von Anpassungsmaßnahmen in bestehende Pläne – und zwar innerhalb von zwei Jahren. Diese Verpflichtung muss alle zwei Jahre durch Fortschrittsberichte belegt werden.

Der entscheidende Beitrag der StädteDie Fähigkeit der Städte zur Anpassung an den Klimawandel ist entscheidend für unseren künftigen Wohlstand. Der Internatio-nalen Energieagentur zufolge machen die Städte der Welt etwa 70 % des weltweiten Energiebedarfs und der gesamten Treib-hausgasemissionen aus. Die Initiative „Mayors Adapt“ baut auf dem Erfolg des Bürgermeisterkonvents auf, in dessen Zuge sich europäische Städte zu ehrgeizigen Maßnahmen zur Senkung ihrer Emissionen verpflichteten.

Mayors Adapt ist Teil der obersten Priorität (Maßnahmenförde-rung durch Mitgliedstaaten) für die Strategie der Europäischen Kommission zur Anpassung an den Klimawandel. Die beiden anderen Prioritäten sind die Förderung besser fundierter Ent-scheidungen über Anpassungsmaßnahmen sowie klimasichernde EU-Maßnahmen zur Förderung der Anpassung in den am stärks-ten betroffenen Schlüsselsektoren wie Landwirtschaft, Fischerei und Infrastruktur.

Es besteht die politische Absicht, mindestens 20 % des EU-Haushalts für 2014 bis 2020 über die Europäischen Struk-tur- und Investmentfonds, darunter den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, in Klimaschutzmaßnahmen zu inves-tieren. Den Städten stehen außerdem Mittel aus dem neuen 864 Millionen Euro umfassenden LIFE-Klimaschutzprogramm der Europäischen Kommission zur Verfügung, das sowohl Anpassungs- als auch Abschwächungsmaßnahmen unterstützt.

Der Schwerpunkt der „Mayors Adapt“-Initiative liegt auf der praktischen Unterstützung der teilnehmenden Städte. Eine inter-netbasierte Beratungsstelle beantwortet organisatorische Fra-gen und stellt Informations- und Hilfsmaterial zur Planung und Erfolgsmessung von Anpassungsinitiativen bereit. Die Städte können sich über Daten und Erfahrungswerte austauschen und ihre Effizienz mit anderen Teilnehmern der Initiative vergleichen.

Die Kommission plant eine jährliche Unterzeichnungszeremonie, um die Vorreiterrolle der teilnehmenden Kommunen zu würdigen und sie beim Aufbau von Kapazitäten für Anpassungsmaßnahmen zu stärken.

Weitere Informationen » http://mayors-adapt.eu

Hochwasser: Gute Vorbereitung spart Geld und rettet Leben

Die verheerende Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa 2002 betraf Deutschland, die Tschechische Republik, die Slowakei, Ungarn und weitere Länder. Ganze Teile der Prager Innenstadt standen unter Wasser – ein Schaden in Milliardenhöhe am historischen Stadtzentrum. Auch in Bratislava waren die Wasserstände alarmierend. Doch dank der rechtzeitig erfolgten Hochwasserschutzmaßnah-men blieb die Stadt weitgehend verschont.

Nach der Hochwasserkatastrophe 2002 investierten beide Städte mehrere zehntausend Millionen Euro in zusätzli-che Hochwasserschutzmaßnahmen. Als es Ende Mai und Anfang Juni 2013 erneut zu Überflutungen kam, war der Schaden in Prag daher deutlich geringer. Durch vorberei-tende Schutzmaßnahmen für den Notfall und Hochwas-serschutzeinrichtungen in Bratislava konnten verheerende Schäden trotz der höchsten Hochwasserstände seit Beginn der Aufzeichnungen abgewendet werden.

Solche Maßnahmen können sich als sehr wirksam erwei-sen. Schätzungen zufolge könnten für jeden Euro, der in den Hochwasserschutz investiert wird, sechs Euro an durch Schäden verursache Kosten eingespart werden.

MAGAZIN DER GENERALDIREKTION UMWELT | Nr. 55 7

» KLIMASCHUTZ

EU federführend im Klimaschutz

Die EU-Mitgliedstaaten verständigten sich im Oktober darauf, die Treibhausgasemissionen in der EU bis 2030 um mindestens 40 % gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Die Entscheidungsträger der EU einigten sich außerdem auf ein EU-weites verbindliches Ziel für erneuerbare Energie – und ein Richtziel für Energieeffizienz – von mindestens 27 %.

Die ehrgeizigen Klimaschutz- und Energieziele für 2030, auf die sich die EU-Entscheidungsträger verständigten, haben den glo-balen Klimaschutzverhandlungen neue Impulse gegeben. Die Zielvorgabe, die Emissionen um mindestens 40 % zu senken, wird in den Beitrag der EU zum globalen Klimaabkommen in Paris im Dezember 2015 einfließen. Die EU war die erste große Volkswirt-schaft, die eindeutig Stellung bezog. Die USA und China zogen nach und kündigten als nächste ihre Zielvorgaben an.„Mit unserem neuen

Klima- und Energiepaket 2030 haben wir unser Vertrauen in eine energieeffizientere,

emissionsärmere Wirtschaft als Eckpfeiler der Energieunion

erneut bekräftigt.“Für das Ziel der EU werden nur Emissionssenkungen berück-sichtigt, die innerhalb der EU erreicht werden. Bislang konnten Unternehmen ausländische Umweltschutzprojekte finanzieren, um so bei der Erfüllung der Auflagen zur Emissionsreduzierung Kosten zu sparen.

Der Vizepräsident der Energieunion, Maroš Šefčovič, betonte: „Mit unserem neuen Klima- und Energiepaket 2030 haben wir unser Vertrauen in eine energieeffizientere, emissionsärmere Wirtschaft als Eckpfeiler der Energieunion erneut bekräftigt.“

Emissionshandel – ein wichtiges InstrumentDas EU-Emissionshandelssystem (ETS) wird für die EU ein wichtiges Instrument sein, um ihr Ziel zur Senkung der Treib-hausgasemissionen kosteneffektiv zu erreichen. Das ETS ist ein Handelssystem mit Mengenbegrenzung („Cap-and-Trade“), das die erlaubte Emissionsmenge von über 12 000 großen Indust-rieanlagen in ganz Europa deckelt. Diese Obergrenze wird nach und nach kontinuierlich gesenkt, um eine Senkung der Gesam-temissionen zu gewährleisten. Um das neue Ziel zur Emissions-senkung für 2030 zu erreichen, müssen diese Industrieanlagen ihre Emissionen um 43 % gegenüber 2005 senken.

Das EU ETS ist seit seiner Einführung der Eckpfeiler der EU-Kli-mapolitik und ermöglichte bereits Senkungen der Emissionen von handelspflichtigen Anlagen. Aufgrund des wirtschaftli-chen Abschwungs gingen die Emissionen der europäischen Industriezweige deutlicher zurück als erwartet. Das führte zu einem Überschuss an Emissionszertifikaten auf dem Markt und dämpfte daher die wirtschaftlichen Anreize für die Industrie, in die Emissionssenkung zu investieren.

Um zu verhindern, dass sich solche Probleme durch überschüs-sige Zertifikate wiederholen, bestätigten die Entscheidungsträger der EU auf ihrer Oktobertagung, dass ein gut funktionierendes, reformiertes ETS mit einem marktstabilisierenden Instrument eine unverzichtbare Grundlage für das Erreichen des Ziels für 2030 ist. Das von der Kommission vorgeschlagene Instrument – eine Marktstabilitätsreserve – soll Zertifikate vom Markt nehmen, wenn der Überschuss zu groß ist, und wieder freigeben, wenn nur noch wenige Zertifikate kursieren. Der Mechanismus basiert auf eindeu-tigen vordefinierten Regeln. Sektoren, die nicht unter das EU ETS fallen, wie etwa Transport, Landwirtschaft und Bauwesen, müssen ihre Emissionen gegenüber 2005 um 30 % senken. Das wird ent-sprechend in verbindliche nationale Ziele umgesetzt.

Bewältigung des InvestitionsbedarfsDie Entscheidungsträger der EU haben sich auf die Nutzung von Zertifikaten im EU ETS verständigt, um den Investitionsbedarf für das Erreichen der Ziele für 2030 besser zu bewältigen. Im Rahmen des EU ETS werden rund 400 Millionen Zertifikate zur Finanzierung emissionsarmer Innovationen über einen Innovati-onsfonds reserviert. Damit wird der bisherige Innovationsfonds

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NER300 erweitert, da sich die Anzahl der reservierten Zerti-fikate erhöht und das Finanzierungsspektrum des Fonds auf Innovationen in Industriezweigen sowie Demonstrationspro-jekte für erneuerbare Energiequellen sowie CO2-Abscheidung undSpeicherung ausgedehnt wird.

Im Zeitraum zwischen 2021 und 2030 werden 2 % der Zertifi-kate im EU ETS für einen Modernisierungsfonds reserviert. Die-ser soll zur Finanzierung energieeffizienter Verbesserungs- und Modernisierungsmaßnahmen für das Energiesystem in Ländern mit niedrigem Einkommen dienen, die im Verhältnis zum Brut-toinlandsprodukt im EU-weiten Vergleich höhere Investitionen benötigen.

Der bereits vorgesehene Mechanismus im EU ETS, der bestimm-ten Mitgliedstaaten die Zuteilung kostenfreier Zertifikate an Kraftwerke zur Förderung von Investitionen in die Modernisierung des Energiesektors erlaubt, bleibt auch nach 2020 bestehen.

Weitere Informationen » http://ec.europa.eu/clima/policies/2030/index_en.htm

» http://ec.europa.eu/clima/news/articles/news_2014102401_en.htm

» http://www.consilium.europa.eu/de/meetings/european-council/2014/10/23-24/

9MAGAZIN DER GENERALDIREKTION UMWELT | No 55

» KLIMASCHUTZ

Klimabericht: Höchste Zeit, zu handeln

Im November veröffentlichte die Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe für Klimaänderungen (IPCC) den Fünften Sachstandsbericht (AR5). Er ist das Ergebnis der Arbeit hunderter Wissenschaftler weltweit und stellt die umfassendste wissenschaftliche Analyse zum Klimawandel dar, die je durchgeführt wurde.

Die Auswertung der wissenschaftlichen Literatur ist eindeutig: Der Klimawandel ist Realität, und es muss jetzt gehandelt wer-den. Die weltweiten Treibhausgasemissionen sind höher, als sie es in den letzten 800 000 Jahren je waren, und verursachen beispiellose Veränderungen des Klimasystems. Es steht völlig außer Zweifel, dass der Mensch erheblich daran beteiligt ist.

Die Atmosphäre und die Meere haben sich erwärmt. Die Ozeane, die größte Kohlenstoffsenke der Welt, versauern darüber hinaus zunehmend, da sie immer größere Mengen an CO2 aufnehmen müssen. Das Schnee- und Eisvorkommen ist dramatisch zurück-gegangen, und der Meeresspiegel ist gestiegen. Wetterextreme und extreme Klimaereignisse mehren sich und beeinträchtigen das Leben Tausender, ganz besonders in Entwicklungsländern und natürlichen Ökosystemen.

Der Bericht zeigt jedoch auch, dass es für die Menschheit noch nicht zu spät ist, zu handeln. Die Erderwärmung kann durchaus unter dem gefährlichen „Kipp-Punkt“ von 2 °C gehalten werden – jedoch nur, wenn die Welt geschlossen handelt, um Emissionen zu senken. Geschieht das nicht, prognostizieren Wissenschaftler noch in diesem Jahrhundert einen Anstieg um mehr als 4 °C.

„Die Wissenschaft ist einmal mehr unmissverständlich“, so EU-Energie- und Klimakommissar Miguel Arias Cañete. „Der Blick richtet sich jetzt auf uns als Entscheidungsträger. Deshalb haben wir uns in Europa ehrgeizige Klimaziele bis 2030 gesetzt. Nun ist es an unseren globalen Partnerländern, nachzuziehen

und zu handeln.“ Im Oktober beschloss die EU neue Klima- und Energieziele für 2030, darunter die Senkung der Treibhausga-semissionen in der EU um mindestens 40 % gegenüber dem Stand von 1990.

Teurer AufschubDem IPCC-Bericht zufolge ist der Wechsel zu einer emissions-armen Wirtschaft möglich. Es existieren bereits verschiedene Möglichkeiten, um den Klimawandel durch erhebliche Emissi-onssenkungen in den kommenden Jahrzehnten abzuschwä-chen. Ein Aufschub der Maßnahmen über das Jahr 2030 hinaus würde jedoch technologische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und institutionelle Herausforderungen zur Folge haben.

Die Kostenschätzungen gehen auseinander. Der Bericht kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass ehrgeizigere Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels das globale Wirtschafts-wachstum wahrscheinlich um nur rund 0,06 Prozentpunkte ver-langsamen würden. Dabei ist der beachtliche gesundheitliche und soziale Nutzen allerdings nicht berücksichtigt. Noch sind die Kosten zu bewältigen. Wird jetzt jedoch nicht gehandelt, könn-ten die Folgen des dann unumkehrbaren Klimawandels sehr viel problematischer und teurer werden.

Die IPCC fordert nicht nur Emissionssenkungen, sondern auch Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, die bereits jetzt nicht mehr abzuwenden sind. Beide Ansätze erfor-dern eine effektive Regierungsführung, Investitionen in grüne Technologien und grüne Infrastrukturen sowie Änderungen der Lebensgewohnheiten.

Das AR5 ist das Ergebnis der Arbeit hunderter Wissenschaftler und über 830 Autoren und Redakteure aus über 80 Ländern auf Grund-lage von mehreren zehntausend wissenschaftlichen Arbeiten zu diversen wissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Themen.

Der IPCC zufolge bleibt der Menschheit nur noch wenig Zeit, um die Erderwärmung auf unter 2 °C zu halten. Die EU übernimmt eine führende Rolle bei den Klimaverhandlungen, um bei der ent-scheidenden 21. Konferenz der Vertragsparteien (COP) in Paris im Dezember 2015 den Zeitplan für ein neues, verbindliches globales Abkommen zu beschließen.

Weitere Informationen » http://ec.europa.eu/clima/news/articles/news_2014110301_

en.htm

» http://www.ipcc.ch/activities/activities.shtml

» http://www.europarl.europa.eu/news/de/news-room/content/20141104IPR77230/html/Climate-change-talks-MEPs-chart-the-course-from-Lima-to-Paris

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» INDUSTRIE UND TECHNOLOGIE

Ökologische Unternehmen: die Besten der Besten

Von nachhaltigen Fish and Chips in kompostierbarer Verpackung bis hin zu Gebäudeisolierung aus recyceltem Altpapier – 16 Unternehmen aus zehn EU-Ländern bzw. Beitrittsländern haben es in die engere Wahl für den diesjährigen Europäischen Umweltpreis für Unternehmen geschafft.

Europas Unternehmen spielen eine immense Rolle dabei, die Umwelt sauberer zu machen und die Zukunft nachhal-tig zu gestalten. Ihre innovativen Fähigkeiten kommen beim Umweltschutz zum Einsatz, während gleichzeitig Arbeitsplätze geschaffen werden und die Wettbewerbsfähigkeit verbessert wird. Die Europäische Kommission hat die Bemühungen sowohl kleiner als auch großer Unternehmen erkannt und zollt diesen seit 1987 mit dem alle zwei Jahre verliehenen Europäischen Umweltpreis für Unternehmen Anerkennung.

Der Preis richtet sich an Unternehmen, deren Errungenschaften im Bereich Öko-Innovation erfolgreich Vision, Innovation, Wettbe-werbsfähigkeit und herausragende Umweltleistungen miteinander verbinden. Um sicherzustellen, dass nur die Besten der Besten den Preis erhalten, hat die Jury aus 152 Anträgen 16 in die engere Aus-wahl genommen. Diese stammen aus 22 EU-Mitgliedstaaten bzw. Beitrittsländern. Alle Bewerber müssen in ein nationales Verga-besystem eingegeben werden, damit sie qualifiziert sind, auf euro-päischer Ebene zu konkurrieren – wie eine „Champions League“ der Öko-Innovation.

„Die Unternehmen, die in die engere Wahl für den Europäi-schen Umweltpreis für Unternehmen gekommen sind, können positive Ergebnisse in der Verbindung von Geschäftserfolg und Umweltschutz vorweisen“, so Janez Potočnik, der ehemalige Europäische Kommissar für Umwelt. „Sie demonstrieren Praxis-erfahrung und Ergebnisse im Bereich Öko-Innovation.“

Eine grüne „Champions League“Es gibt fünf Preiskategorien:

• Produkte und Dienstleistungen: Von 50 Bewerbern wurden drei in die engere Wahl genommen;

• Verfahren: drei Finalisten aus 49 Bewerbern;• Management: Aus 38 Bewerbern wurden vier in die engere

Wahl genommen;• Internationale Unternehmenszusammenarbeit: drei Fina-

listen aus 15 Bewerbern und• Unternehmen und Biodiversität: geht aus 33 Bewerbern an

einen von drei Finalisten.

In diesem Jahr gibt es einige faszinierende Bewerber. Zum Bei-spiel in der Preiskategorie Management: Der Bay Fish & Chips Shop in der Nähe von Aberdeen (Großbritannien) verwendet nachhaltigen Fisch, energieeffiziente Herde und erneuerbare Energie und recycelt zudem alle Lebensmittelabfälle und schickt Altöl ein, damit aus diesem Biokraftstoff hergestellt werden kann. Darüber hinaus verwendet der Shop vollständig kompos-tierbare pflanzliche Verpackungen, die von Vegware geliefert werden, einem aus Großbritannien stammenden Kandidaten in der Preiskategorie Produkte. Vegware stellt verschiedene kom-postierbare Teller, Tassen, Tabletts sowie Besteck und Kisten aus erneuerbaren oder recycelten Materialien her, die zusam-men mit Lebensmittelabfällen weiter recycelt werden können.

In der Kategorie Unternehmen und Biodiversität sind Bewerber wie Andromède Océanologie aus Frankreich und Red Eléctrica aus Spanien in die engere Wahl gekommen. Andromède Océano-logie hat eine Smartphone-App entwickelt, die standortbezogene Informationen zum Ankern liefert, um so das Seegras am Grund des Mittelmeeres zu schützen. Red Eléctrica hat elektrische Ver-teiler- und Erdungskabel entworfen, um die Stromschlaggefahr für Vögel zu senken.

Zu den weiteren Kandidaten in verschiedenen Kategorien gehören AusDesign’s UpShirt aus Estland mit einem T-Shirt, das komplett aus Produktionsresten hergestellt wurde, und das ebenfalls est-nische Unternehmen Werro Wool mit einer Gebäudeisolation, die aus recycelbarem Zellstoff besteht und aus recyceltem Altpapier hergestellt wurde. Interface aus den Niederlanden wurde für seine „Net-Works“-Teppichfliesen in die engere Wahl genommen. Diese bestehen aus Netzen, die an Stränden eingesammelt wurden – eine Geschäftsmöglichkeit für Bewohner von Küstenstädten in Entwicklungsländern.

Weitere Informationen » http://ec.europa.eu/environment/awards

» Eine vollständige Liste der Gewinner finden Sie im Abschnitt „Das Neueste in Kürze“ auf Seite 16.

MAGAZIN DER GENERALDIREKTION UMWELT | Nr. 55 11

» WIRTSCHAFT, STRATEGIE UND INFORMATION

Starke Unterstützung für ökologische Maßnahmen

Mehr als 95 % der Europäer sagen, dass ihnen der Schutz der Umwelt wichtig ist.Umweltfreundliche Sektoren wachsen trotz Wirtschaftskrise weiter. Dies zeigt, dass der Schutz unserer Umwelt und der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen. Eine neue Eurobarometer-Umfrage bestätigt die überragende Unterstützung des Umweltschutzes – nur 5 % der Befragten halten ihn für nicht wichtig.

Im Rahmen einer neuen Umfrage „Einstellung der EU-Bürger gegenüber der Umwelt“ stellte sich heraus, dass drei Viertel der EU-Bürger der Meinung sind, dass Umweltbelange ähnliche Auswirkungen auf ihre Lebensqualität haben wie Wirtschafts-belange. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sorgt sich dabei vor allem um die Luft- und Wasserverschmutzung, gefolgt von Belangen der Abfallentsorgung und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen.

Immer mehr Menschen – mittlerweile fast drei von fünf – glau-ben, dass Umweltfaktoren bei der Bewertung von Fortschritt als Wirtschaftskriterium wie das BIP betrachtet werden sollten. Die gleiche Anzahl ist zudem der Meinung, dass bei Entscheidungen über öffentliche Ausgaben durch nationale Behörden Umwelt-schutz den Kosten vorgezogen werden sollte.

Mit anpacken für die UmweltDie Umfrage – die erste dieser Art seit 2011 zur Einstellung gegenüber der Umwelt – kam zu dem Schluss, dass 85 % der Europäer glauben, eine wichtige Rolle im Umweltschutz über-nehmen zu können. Drei Viertel der Bevölkerung sind mittler-weile bereit, umweltfreundlichere Produkte zu kaufen, selbst wenn damit höhere Kosten verbunden sind – ein Anstieg über die letzten drei Jahre. Ferner legen Europäer immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit im Alltag, was sich anhand von gesteigerter Abfalltrennung zur Wiederverwertung (72 %), Energieeinspa-rungen (52 %) und geringerem Wasserverbrauch (37 %) zeigt.

„Dabei sorgen sich die Befragten besonders um die Luft- und Wasserverschmutzung, die Menge an Abfall und die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von im Alltag verwendeten Chemikalien, und sie wissen, dass jeder Einzelne mehr zum Umweltschutz beitragen muss“, sagte der ehemalige EU-Kom-missar für Umwelt, Janez Potočnik.

Bessere Umwelt, bessere WirtschaftIm April und Mai dieses Jahres wurden im Rahmen der Umfrage rund 28 000 EU-Bürger aus allen 28 Mitgliedstaaten befragt mit dem Ergebnis, dass drei Viertel der Europäer glauben, dass Umweltschutz und Ressourceneffizienz wichtig für das Wachs-tum und die Wirtschaft sind. Dabei ist die Mehrheit überzeugt, dass Bürger, nationale Regierungen und die Industrie einen höheren Beitrag leisten können. Mehr als 90 % stimmen zu, dass Umweltsünder für den Schaden bezahlen sollten, den sie verursachen.

Insbesondere die Rolle der EU erhält starke Unterstützung – mehr als die Hälfte der Europäer erwartet mehr Engagement von der Union. Drei Viertel der Bürger betrachten europäische Rechtsvorschriften zum Umweltschutz im eigenen Land als not-wendig und stimmen zu, dass die EU in der Lage sein sollte, die korrekte Umsetzung dieser Umweltgesetze zu prüfen.

Dabei glauben sechs von zehn Europäern, dass Umweltent-scheidungen gemeinsam auf EU-Ebene getroffen werden soll-ten. 84 % verlangen vermehrt Finanzhilfen seitens der EU zur Förderung von umweltfreundlichen Maßnahmen.

„Es ist gut, eine derart solide und umfassende Unterstützung des Umweltschutzes zu sehen, selbst in schwierigen Zeiten“, sagte der ehemalige Kommissar Potočnik.

Weitere Informationen » http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/eb_

special_419_400_en.htm#416

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» INTERNATIONALE THEMEN

Setzen nachhaltiger Entwicklungsziele

Die Europäische Union und die Vereinten Nationen arbeiten am Aufbau von nachhaltigen Entwicklungszielen, einem neuen Rahmenwerk, um globale Armut und nachhaltige Entwicklung in den kommenden Jahren zu adressieren.

Prognosen zeigen, dass die Bevölkerung bis 2050 auf 9 Mil-liarden gestiegen sein wird. Die Herausforderung, mit der wir alle konfrontiert sind, liegt darin, die wirtschaftliche Entwick-lung und Verbesserungen im Wohlergehen der Menschen mit der Nachhaltigkeit und den Anforderungen im Umweltbereich in Einklang zu bringen.

Die Frist für die Millennium-Entwicklungsziele läuft im Jahr 2015 ab. Diese Zielvorgaben haben viele Fortschritte und Erfolge auf verschiedenen Ebenen mit sich gebracht: Die Kin-der- und Müttersterblichkeitsraten sind gesunken, es gab weniger malariabedingte Todesfälle, HIV/Aids und Tuberkulose wurden eingedämmt, und das Ziel, den Anteil der Bevölkerung, der unter Hunger leidet, zu halbieren, kann erreicht werden.

Die Agenda festlegenAls weltweit größter humanitärer Hilfsdienst spielt die EU eine wesentliche Rolle darin, die Ziele der internationalen Entwick-lungsagenda zu setzen. „Ein menschenwürdiges Leben für alle: von einer Vision zum gemeinsamen Handeln“ (A Decent Life for All: from vision to collective action) – eine wissenschaftliche Ver-öffentlichung, die im Juni 2014 von der Kommission angenom-men wurde – definiert ein Rahmenwerk, das die Themen Armut, Ungleichheit, Gesundheit, Nahrungsmittelsicherheit, Ausbildung, Geschlechtergleichstellung, Zugang zu Wasser, Hygiene und nachhaltige Energie abdeckt. Dieses Rahmenwerk ist in Berei-chen wie menschenwürdige Arbeit, nachhaltiges und integratives Wachstum, nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion, biologische Vielfalt, Bodenverschlechterung und Schutz der Meere und Ozeane deutlich umfangreicher als die MDG.

Die Veröffentlichung legt besonderen Schwerpunkt auf die Bedeutung verantwortungsvoller Staatsführung, friedlicher Gesellschaften und Rechtsstaatlichkeit und empfiehlt einen „auf Rechten basierenden Ansatz“, der Gerechtigkeit, Gleich-heit, Demokratie und die Ermächtigung von Frauen sowie die Geschlechtergleichstellung fördert.

In Bezug auf die Umsetzung besteht das Rahmenwerk auf Ver-antwortlichkeit, Transparenz und wirksame Nachprüfung des Fortschritts im Hinblick auf die SDG. Diese neuen Ziele sollten auf Beweisen basieren und spezifisch, messbar, umsetzbar, relevant und „zeitlich gebunden“ sein.

Zusammenfassend erklärte der ehemalige EU-Umweltkommis-sar Janez Potočnik, dass ein neues Rahmenwerk erforderlich war, das die internationale Gemeinschaft zusammen bringt, „um die miteinander verflochtenen Herausforderungen der Armutsbe-kämpfung und der Verbesserung des Wohlergehens zu bewäl-tigen und gleichzeitig nachhaltigen Fortschritt innerhalb der Grenzen unseres Planeten sicherzustellen“. Die Agenda der UN nach 2015 solle allgemeingültig sein und für alle Beteiligten eine umfassende Strategie bieten.

Der Weg nach 2015Die Kommission beteiligt sich auch weiterhin am offenen Arbeitskreis der UN für nachhaltige Entwicklungsziele, dessen Juli-Schlussfolgerungen bei der UN-Generalversammlung im September besprochen wurden. Viele der Schlussfolgerungen entsprechen dem von der Kommission empfohlenen Ansatz und decken ähnliche Politikbereiche und Ziele ab.

Ein zusammenfassender Bericht des UN-Generalsekretärs, der im Dezember 2014 angenommen wurde, formt die Grundlage für zwischenstaatliche Verhandlungen über die SDG für 2015.

Weitere Informationen » https://ec.europa.eu/europeaid/decent-life-all-vision-

collective-action_en

» http://www.un.org/millenniumgoals

» http://sustainabledevelopment.un.org/owg.html

MAGAZIN DER GENERALDIREKTION UMWELT | Nr. 55 13

» KLIMASCHUTZ

Senkung von Emissionen bietet Chancen

Laut dem Bericht 2014 zur „Neuen Klimaökonomie“, der „New Climate Economy“, birgt der Kampf gegen den Klimawandel neue Chancen für wirtschaftliches Wachstum. Länder müssen nicht zwischen einer Senkung des CO2-Ausstoßes und dem Wachstum wählen – beides kann gleichzeitig erreicht werden.

Der Bericht mit dem Titel „Besseres Wachstum, besseres Klima“ wurde kürzlich von der Global Commission on the Economy and Climate veröffentlicht, einer Expertengruppe, die aus Füh-rungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie ehemaligen Politikern besteht und von einer Reihe namhafter Wirtschaftsexperten beraten wird.

So kommen die Autoren unter anderem zu dem Schluss, kom-paktere, besser vernetzte Städte seien nicht nur der Schlüssel zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen, sondern könnten außerdem den Kapitalbedarf für urbane Infrastrukturen in den nächsten 15 Jahren um mehr als 3 Billionen USD (2,4 Billionen EUR) senken.

Dennoch muss die Weltwirtschaft bis 2030 voraussichtlich rund 90 Billionen USD (71,2 Billionen EUR) in Städte, Landnutzung und Energie investieren. Diese Infrastrukturausgaben, so die Autoren, kurbeln das kohlenstoffarme Wachstum an und schaf-fen Arbeitsplätze, wobei gleichzeitig die Gesundheit und die Lebensqualität verbessert werden.

Globaler AktionsplanDer Bericht stellt einen globalen Zehn-Punkte-Aktionsplan vor (siehe Kasten), der den Übergang in die kohlenstoffarme Zukunft beschleunigen soll. Die ersten sechs Punkte legen den Schwerpunkt auf die Voraussetzungen, die erfüllt werden müs-sen, um kohlenstoffarme und klimabeständige Investitionen und Wachstum zu fördern. In den letzten vier Punkten werden Möglichkeiten aufgezeigt, um Wachstum voranzutreiben und die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken einzudämmen.

Die EU arbeitet bereits daran, die Empfehlungen in praktisch allen Bereichen umzusetzen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Bericht betont die Schlüsselrolle des CO2-Preises für den Über-gang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft. Bei der Bezifferung dieses Preises nimmt die EU mit ihrem Emissionshandelssystem längst eine globale Vorreiterrolle ein.

Derzeit integriert die Kommission die Klimaziele in sämtliche Poli-tikbereiche und fördert etliche bereichsübergreifende Initiativen, unter anderem zu den Themen Landnutzung und Stadtplanung.

Vorbereitung auf 2020„In diesem Bericht kommen führende Wirtschaftsexperten zu dem Schluss, dass wir gleichzeitig ein besseres Wachstum und ein besseres Klima erreichten können“, kommentiert die ehemalige Europäische Kommissarin der Generaldirektion Klimapolitik, Connie Hedegaard. „Die politische Entscheidung dürfte daher nicht schwerfallen.“

Nutzt man jetzt kostengünstige, aber hocheffiziente Chancen, um die Kohlenstoffemissionen bis zum Jahr 2020 zu verrin-gern, ebnet das den Weg zum internationalen Klimaabkommen 2015 in Paris.

Weitere Informationen » http://newclimateeconomy.report

» https://www.youtube.com/watch?v=1NfQh9_pEqA

• Aufnahme des Themas „Klima“ in zentrale wirt-schaftliche Entscheidungsprozesse.

• [Bemühen um] ein starkes und faires internationales Klimaabkommen.

• Sukzessiver Abbau der Subventionen für fossile Brennstoffe, landwirtschaftliche Betriebsmittel sowie der Anreize für Zersiedelung.

• Einführung von Kohlenstoffpreisen, [um] starke Sig-nale an die gesamte Wirtschaft zu senden.

• Senkung der Kapitalkosten für Investitionen in eine kohlenstoffarme Infrastruktur.

• Verdreifachung der öffentlichen Investitionen in die FuE sauberer Energien sowie Abbau von Schranken für Unternehmen.

• Stärkung vernetzter und kompakter Städte als bevor-zugte Form der urbanen Entwicklung.

• Stopp der Abholzung und Stärkung der Investitionen und den Schutz der Wälder.

• Wiederherstellung von mindestens 500 Mio. Hektar an verlorenen oder degradierten Flächen bis 2030.

• Sofortige sukzessive Abschaltung neuer Kohlekraft-werke ohne Kohlenstoffabscheidung in entwickelten Ländern und in Ländern mit mittlerem Einkommen bis zum Jahr 2025.

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Agenda

„Resource“: Die Chancen einer Kreislaufwirtschaft nutzen3. bis 5. März 2015, London, England

Diese dreitägige Konferenz und Ausstellung vereint Fachleute und Unternehmen mit einem ausgeprägten Interesse an einer Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft. » www.resource-event.com

ECCA 2015 2. Europäische Konferenz zur Klimaanpassung12. bis 14. Mai 2015, Kopenhagen, Dänemark

Diese Plattform bietet Forschern, Entscheidungsträgern und Unternehmen die Gelegenheit zum Austausch neuer Forschungsergebnisse, politischer Entwicklungen und Erfahrungen in Bezug auf Klimaanpassung und eine kohlenstoffarme Zukunft. » www.ecca2015.eu

Geospatial World Forum (INSPIRE)25. bis 29. Mai 2015, Lissabon, Portugal

Diese Veranstaltung fördert die Konvergenz von Politik, Praktiken und Prozessen bei der optimalen Nutzung von Geodaten, unter anderem bei der Erdbeobachtung und Umweltüberwachung. » www.geospatialworldforum.org

„Greening the blue“-Kampagne5. Juni 2015

Diese laufende, viel beachtete Kampagne des Organisationssystems der Vereinten Nationen wird ihren Höhepunkt in Aktivitäten und Sensibilisierungsmaßnahmen zum Welt-Umwelt-Tag finden. » www.greeningtheblue.org/event/world-

environment-day-5-june-2015

Wenn nicht anders angegeben, sind die Publikationen kostenlos erhältlich beim EU-Bookshop unter http://bookshop.europa.eu.

Publikationen

Invasive gebietsfremde Arten und der EU-Beitrag zu ihrer BekämpfungUnter invasiven gebietsfremden Arten versteht man Arten, deren Ansiedlung und Verbreitung außerhalb ihres natürlichen ökologischen Raums als Folge menschlichen Handelns die Artenvielfalt und die Wirt-schaft ernsthaft bedrohen. Diese neue Publikation klärt über einige dieser problematischen Arten, die damit verbundenen Kosten und die EU-Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung auf.

Verfügbar auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch.

» http://bookshop.europa.eu/de/invasive-alien-species-pbKH0414054/

Die Vogelschutz- und Habitatrichtlinien der EU – zum Wohl der Natur und der Menschen in Europa Die Vogelschutz- und Habitatrichtlinien verfolgen den Grundsatz von nachhaltiger Entwicklung und integriertem Management. Sie sind Teil einer ehrgeizigen, groß angelegten Initiative zur Erhaltung des euro-päischen Naturerbes. Diese Broschüre stellt die Richtlinien, ihre Ziele und die Rolle des Natura-2000-Netzwerks beim Schutz natürlicher Lebensräume vor.

Verfügbar auf Englisch

» http://bookshop.europa.eu/de/the-eu-birds-and-habitats-directives-pbKH0514026/

NATUREWATCH – Flug der KranicheJedes Jahr ziehen Tausende von Kranichen im Herbst aus dem Norden Europas über verschiedene Strecken und Rastpunkte nach Süden, um dort zu überwintern. Im Frühling kehren sie zurück. Kraniche nutzen von der Natura-2000-Initiative geschützte Lebensräume und Stand-orte als Zwischenstationen, um auf ihrer langen Reise Pausen einzule-gen. Dieses Heft für Kinder enthält viele Informationen über Kraniche und die Schwierigkeiten, denen sie begegnen, sowie Tipps zur Kranich-beobachtung und dazu, wie ihnen und anderen Vogelarten geholfen werden kann. Anmerkungen für Lehrer sind ebenfalls verfügbar.

Verfügbar auf Deutsch, Englisch, Französisch und Polnisch. Überset-zungen in den übrigen offiziellen Sprachen folgen.

» http://ec.europa.eu/environment/pubs/children/children.htm

NATURE WATCHTHE FLIGHT OF THE CRANES

Environment

Environment

The EU Birds and Habitats DirectivesFor nature and people in Europe

Natura2000 Brochure 2014.indd 1 21/10/2014 09:51:04

Environment

Invasive Alien Species

A European Union response

MAGAZIN DER GENERALDIREKTION UMWELT | Nr. 55 15

In Kürze

Gewinner des Europäischen Umweltpreises für Unternehmen„Eine wachsende Zahl von Unternehmen erkennt, dass Umweltschutz von entscheidender Bedeutung für den Erhalt von Europas Wettbewerbsfähigkeit ist“, erklärte Karmenu Vella, Kommissar für Umwelt, mari-time Angelegenheiten und Fischerei bei der Verleihung des Europäischen Umweltpreises für Unternehmen. Der Preis zeigt, wie Öko-Innovation Unternehmen zu einer Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit verhilft bei gleichzeitigem Respekt gegenüber der Umwelt.

Die Gewinner 2014/2015 waren: Eczacıbaşı Yapı Gereçleri (TR), Hersteller keramischer Badezimmer-produkte und Fliesen (Kategorie Management); EcoNation (BE), Unternehmen für Lichtlösungen (Pro-dukt und Dienstleistungen); Daimler AG (DE), Auto- und Motorenhersteller (Prozessinnovation); Interface Nederland BV (NL), Designer und Hersteller von Teppichfliesen (Internationale Unternehmenskoopera-tion) und Red Eléctrica de España (ES), Stromversorgungsunternehmen (Wirtschaft und Biodiversität).

» http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-2268_de.htm

Preisgekrönter LIFE-Projektfilm über seltene Große Hufeisennase-Fledermäuse Viele Fledermausarten in Europa sind vom Aussterben bedroht. Eine von ihnen ist die in Frankreich im regionalen Naturpark Camargue beheimatete Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum).

Das Chiro-Med-LIFE-Projekt erhielt für seinen Dokumentarfilm mit dem Titel Das Leben der Großen Hufeisennase bei einem internationalen ornithologischen Filmfestival in Frankreich den ersten Preis. Der Film, unter der Regie von Tanguy Stoecklé und produziert von der Groupe Chiroptères de Provence, ver-mittelt neue Einblicke in das faszinierende Leben eines jungen Fledermausweibchens und seiner Mutter.

Chiro Med hat an Bestanderhaltungsmaßnahmen gearbeitet, um mindestens acht Wochenstubenkolonien und Winterschlafplätze von Beständen sowohl der Großen Hufeisennase als auch der Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) zu verbessern.

» www.lifechiromed.fr

» http://ec.europa.eu/environment/life/news/newsarchive2014/november/index.htm#ias

40-jähriges Bestehen des Europäischen Umweltbüros (EEB)„Seit 40 Jahren tragen Sie dazu bei, die Umwelt und Europa zu gestalten, weil Sie an beide glauben“, erinnerte Kommissar Vella das EEB und Abgesandte bei der Feier dieses wichtigen Meilensteins am 1. Dezember 2014.

Der Kommissar sprach über Europas Vision und Fahrplan für die Umwelt und wie das 7. Umweltaktions-programm daran arbeitet, dass wir bis zum Jahr 2050 „ein gutes Leben innerhalb der Belastbarkeits-grenzen unseres Planeten führen können“.

Umweltschutz sei eine Chance für das „Entstehen von gegenseitig verstärkendem Nutzen“ für die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft. Das EEB, eine Vereinigung von über 140 nichtstaatlichen Umweltschutzorganisationen und Bürgerrechtsorganisationen, wurde dafür gewürdigt, dass es Europa den Bürgern näherbringe, indem es eine Verbindung zwischen EU-Politik und Basisorganisationen her-stelle. Der Kommissar dankte dem Büro zudem für seine Rolle als „Wächter“ in Bezug auf Umsetzung und Einhaltung.

» http://europa.eu/rapid/press-release_SPEECH-14-2260_en.htm

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