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2010 Südafrika: Soccer City und die drei neuen WM-Stadien Deutschland: BayArena – Impuls-Arena – Rhein-Neckar-Arena – Weser-Stadion Planung: Ticketing – zentrales Instrument im Stadionbetrieb Stadien Kathedralen des Sports ! Spezial

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2010

Südafrika: Soccer City und die drei neuen WM-Stadien

Deutschland: BayArena – Impuls-Arena – Rhein-Neckar-Arena – Weser-Stadion

Planung: Ticketing – zentrales Instrument im Stadionbetrieb

StadienKathedralen des Sports

! Spezial

Glanzleistung in Edelstahl: Die gewebte Hülle des Centro Deportivo Multifuncional delManzanares verschmilzt Natur und Magie. Gekrönt von der Caja Magica wird dergigantische Bau zur futuristischen Arena von Weltformat. 23.000 Quadratmeter Escale-Spiralgewebe inszenieren die Architektur als schimmernde Kulisse sportlicher Spektakelund madrilenischer Lebensart.

Centro Deportivo Multifuncional del Manzanares, Madrid/Spanien Architekt: Dominique Perrault Gewebe: Escale 10,5x1,2 Foto: © GKD

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Stadienspektakulär & multifunktional

DBZ STADIEN | 2010

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist das Sportereignis des Jahres schlechthin: Die 19. Fußball-Welt-meisterschaft, die vom 11. Juni bis zum 11. Juli 2010 in Südafrika und damit erstmals auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen wird. Als Austragungsorte wurden zehn Stadien in neun Städten gewählt, von denen wir Ihnen in diesem DBZ-Sonderheft Stadien vier vorstellen, drei davon wurden geplant vom Architekturbüro gmp – von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg, im Zusammenspiel mit den Tragwerks-planern Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart.

Prof. Volkwin Marg von gmp hebt hervor, „(..)dass die Planung nicht nur die Berücksichtigung ökonomischer Sachzwänge und politischer Forderungen, sondern auch die Bewältigung technischer Probleme und die Lösung logistischer Aufgaben bedeutet. Die hierfür nötige en-gagierte Entwurfsgemeinschaft zwischen Architekten und Ingenieuren ist ein kreatives, wechselseitigesGeben und Nehmen. Anders als es heute eine falsche arbeitsteilige Routine praktiziert, haben Archi-tekten und Tragwerksingenieure die architektonische Gestalt der drei Stadien zugleich wie ein Ingenieurkunstbauwerk als gemeinsam ent-werfende Generalisten gestaltet… So entstand die Architektur der In-genieurkunstwerke für Port Elizabeth, Kapstadt und Durban in einem Mannschaftsspiel“ (aus: 3 Stadia 2010 1)Das außergewöhnlichste Stadion ist das Nationalstadion Soccer City in Johannesburg, welches das auch größte unter den Stadien ist. Auf-grund seiner Fassade wird es auch „African Pot“ genannt. Es wird Austragungsort des Eröffnungs- und Finalspiels der Fußball-WM 2010 sein. Geplant wurde das Nationalstadion vom Architekturbüro: Popu-lous, London und Boogertman Urban Edge & Partners, Johannesburg.

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In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurwissen von Schlaich Berger-mann und Partner entstanden weitere großartige Sportbauten wie das Moses-Mabhida-Stadion in Durban mit seinem beeindruckenden, 350 m überspannendem Stahlbogen, das Green Point Stadion in Kapstadt mit seiner elegant geschwungenen Fassade und das Nel-son-Mandela-Bay-Stadion in Port Elizabeth mit seinem Dach in Form eines Blütenkranzes.

Aber in unserem DBZ-Sonderheft schauen wir auch nach Deutsch-land, denn auch in der heimischen Stadienlandschaft ist etwas los: Neubau, Sanierung, Erweiterung – es tut sich viel und es soll zukünf-tig noch viel geschehen. Es geht um das wirtschaftliche Betreiben dieser Arenen oder Stadien, das mit Sportveranstaltungen wie Fuß-ball, Eishockey, Handball oder Basketball allein nicht zu realisieren ist. Konzepte für die externe Vermietbarkeit zum Beispiel für Messen, Kongresse, Tagungen, Seminare und Ausstellungen usw. spielen bei der Stadion-Planung eine immer wichtigere Rolle, genauso wie die Wirtschaftlichkeit im Lebenszyklus, die Optimierung der Abläufe, die Sicherheits- und Medientechnik sowie nicht zuletzt die Akzeptanz durch die Fans, ohne die ein Stadion nie existieren kann.

Burkhard FröhlichChefredakteur DBZ

Besonderen Dank für die die Realisierung der DBZ Sonderausgabe Stadien gilt …Herrn Christian Brensing, der zusammen mit mir das DBZ Sonderheft Sta-dien inhaltlich konzipiert hat; der vor Ort in Südafrika war und sich die vier in diesem Sonderheft vorgestellten Stadien angeschaut, Stimmung eingefangen und beschrieben hat. Ebenso wie er das Besondere der beiden deutschen Stadien in Bremen und Leverkusen herausarbeitete. …dem Büro „gmp“, namentlich Herrn Michael Kuhn …Herrn Dr. Stefan Nixdorf aus dem Büro „agn“ für seine redaktionelle Begleitung und Unterstützung

1) 3 Stadia 2010. Architektur für einen afrikanischen Traum, Falk Jaeger (Hrsg./Ed.). 176 Seiten mit ca. 200 farb. Abb. Deutsch/Englisch. Jovis Verlag, Berlin, ISBN 978-3-86859-063-0, 34,00 € (D)

Bei 32° Hitze im „African Pot“, dem Soccer City Stadion, trafen sich der Architekt Luyanda Mpahlwa, Berater des lokalen FIFA 2010 World Cup Organisationskomi-tees, und Christian Brensing auf dem frisch eingesäten Spielfeld. Dort wo das Eröffnungs- und Endspiel stattfinden wird, sprachen sie über die Völker und Rassen verbindenden Eigenschaften des Sports und sportlicher Großveranstaltun-gen. Insbesondere in dem Vielvölkerstaat Südafrika fällt der ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu, die auf den ganzen schwarzen Kontinent und über viele weitere Jahre noch ihre Magie entfalten kann und soll: „Yes, African!“, wie man in Abwandlung des Obama Slogans in Südafrika selbstbewusst sagt!

Stadien | Spezial

4 Übersichtskarte Südafrika

Ikonografie – Stadien zwischen Emotion 6und ÖkonomieDr.-Ing. Stefan Nixdorf, agn Niederberghaus und Partner

8 Projekte Südafrika

Soccer City, Johannesburg 8Architekten: Populous, London mit Boogertman und Partner, JohannesburgIngenieure: Schlaich Bergermann und Partner, StuttgartGreen Point Stadion, Kapstadt 12Architekten: gmp, HamburgIngenieure: Schlaich Bergermann und Partner, StuttgartMoses Mabhida Stadion, Durban 18Architekten: gmp, HamburgIngenieure: Schlaich Bergermann und Partner, StuttgartNelson Mandela Stadion, Port Elizabeth 18Architekten: gmp, HamburgIngenieure: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart

32 Projekte Deutschland

Impuls Arena, Augsburg 32Architekten: Bernhard & Kögl Architekten, AugsburgIngenieure: Dr. Pelle, DortmundRhein-Neckar-Arena, Sinsheim 38Generalplanung: agn Niederberghaus und Partner, IbbenbürenBayArena, Leverkusen 44Architekten: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner, DüsseldorfIngenieure: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart sowie Krebs und Kiefer, KarlsruheWeser-Stadion, Bremen 48Generalplanung: Procon Ingenieurgesellschaft mbH in Zusammenarbeit mit: Schlaich Bergermann und Partner sowie Wabe Plan

52 Stadionplanung

Ticketing - Komfort und Sicherheit in 52modernen StadienStephan van der Kooi, Alemannia AachenStadionplanung in der Bundesliga 56Birger J. Naß, DFL Deutsche Fußball Liga

60 Produkte in Anwendung

Impressum 81Foto

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Inhalt

DBZ STADIEN | 2010

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Kapstadt

Namibia Botsuana

Südafrika

Atlantischer Ozean

Knysna

George

Pringbox

Upington

Kgalagadi

Karoo NP

Cedarberg

AugrabiesErsveld

Fußball-WM 2010 in SüdafrikaStadien-StandorteDiese Karte zeigt die Austragungsorte der WM-Spiele in Südafrika – und ca. 9 000 km nördlich davon finden Sie die deutschen Stadien...

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Landkarte Südafrika

Green Point Stadion

68 000 Zuschauer

5

Simbabwe

Mosambik

Swaziland

Lesotho

Indischer Ozean

Durban

East London

Port Elisabeth

Bloemfontein

Polokwane

Nelspruit

PretoriaRustenburg

Johannesburg

KrügerPark

Draken-berg

Addo

DBZ STADIEN | 2010

Nelson Mandela Stadion

49 500 Zuschauer

Moses Mabhida Stadion

70 000 Zuschauer

Soccer City Stadion

94 500 Zuschauer

BayArena Leverkusen

30 500 Zuschauer

Impuls Arena, Augsburg

30 660 Zuschauer

Rhein-Neckar-Arena

30 150 Zuschauer

Weser-Stadion, Bremen

42 354 Zuschauer

in9 000 km

Ikonographie zwischen Emotion und Ökonomie Wie weit ist es von ‚Grün‘ zur Nachhaltigkeit?

Stadien bedeuten viel mehr als nur eine De-monstration konstruktiver und gestalterischer Möglichkeiten. Für Fans ist es ein sehr emo-tionaler Ort, für die Vereine und Betreiber ein Wirtschaftsunternehmen und für die ganze Umgebung oftmals ein Wahrzeichen. Alles in allem stellt also das Bauwerk an sich nur die Spitze des Eisbergs dar.

Ein Alleinstellungsmerkmal beschreibt einen veritablen bzw. komparativen Konkurrenzvor-teil. Es handelt sich um ein Leistungsmerk-mal, mit dem sich ein Angebot vom Wettbe-werb abhebt. Im Zusammenhang mit dem Gebäudetypus Stadion und Arena steht die-ser Aspekt für eine neue Bedeutungsebene, denn diese Sport- und Versammlungsstätten gehören heutzutage zur Visitenkarte einer Stadt und stehen im Mittelpunkt des öffent-lichen Interesses.

BedeutungsebenenStadienbauwerke stilisieren zu Ikonen, wer-den zum Wahrzeichen oder drücken als Sym-bol „freundlicher Spiele“ sogar ein Gefühl aus. In ihrer langen Geschichte seit der Antike wurden sie oftmals zu Zeitzeugen. Für man-chen repräsentieren sie sogar den Zeitgeist einer ganzen Gesellschaft und stellen das Selbstverständnis einer Nation dar.

Heute handelt es sich bei Stadien nicht nur um Austragungsorte, sondern um Wirt-

DBZ STADIEN | 2010

Architektur | Ikonographie zwischen Emotion und Ökonomie

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schaftsunternehmen, die neben sportlicher Funktionalität auch ökonomischen und öko-logischen Ansprüchen gerecht werden müs-sen. Ihre Aufgabe reicht von der städtebau-lichen Intervention in der Stadtentwicklung bis hin zum Identifikationspunkt des Heimat-vereines. Diesen Emotionen soll ein Zuhause geschaffen werden.

Dabei kommt dem Aspekt der Inszenie-rung als dramaturgische Visualisierung eines Bauwerkes und dem Ereignis in dessen Zen-trum inmitten aller Zuschauer im Stadion-rund oder vor den Bildschirmen der Medien eine besondere Rolle zu. Ihre Atmosphäre begeistert und berührt die Zuschauer. Denn die Menschen besuchen nicht nur den sport-lichen oder kulturellen ‚Event’ in ihrer Mitte, sondern sie erfreuen sich am Beisammen-sein. Sie teilen den Jubel im Triumph oder die Tragödie der Niederlage.

Es ist das Phänomen der Versammlung, das Menschen überall auf der Welt zusam-menbringt. Das gemeinsame Erleben wird zum sozialen Ereignis und diente bereits zu römischer Zeit mit ‚panem et circenses’ (Brot und Spiele) als politisches Herrschaftsmittel.

Heutzutage gehört die Bereitstellung von Kultur- und Sportstätten nach wie vor zur kom-munalen Selbstverpflichtung, aber sie müs-sen als Unternehmen dem wirtschaftlichen Druck nachgeben und ein breites, vielleicht sogar multifunktionales Veranstaltungsspekt-rum vorhalten. Inwieweit diese Konzepte ‚grün’ und/oder nachhaltig sind, ist eine Kernfrage der Projektentwicklung.

Grün - nicht nur der RasenNachhaltigkeit ist weiter gefasst als ‚Green Stadium’ oder ‚Green Goal’. Es bedeutet nach der Definition der Brundtlandkommission

Zitat aus „Italienische Reise“ J. W. von Goethe (München 1962, Bd.1, S.33)„Denn eigentlich ist so ein Amphitheater recht gemacht, dem Volk mit sich selbst zu imponieren, das Volk mit sich selbst zum Besten zu haben. Dies allgemeine Bedürfnis zu befriedigen ist hier die Aufgabe der Architekten. Er bereitet einen solchen Krater durch Kunst, so einfach als nur möglich, damit dessen Zierrat das Volk selbst werde. Wenn es sich so beisammen sah, musste es über sich selbst staunen, denn da es sonst nur gewohnt sich durcheinanderlaufen zu sehen … sieht es sich zu einem edlen Körper vereinigt, zu einer Einheit bestimmt, … als eine Gestalt von einem Geiste belebt.“

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Autor

Dr.-Ing. Stefan Nixdorfschloss 1996 sein Archi-tekturstudium an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen mit Auszeichnung ab. Anschließend war er Mit-arbeiter im Büro gmp-Architekten, Hamburg. Zwischen 1999 und 2007 wechselte Nixdorf zum Bürostandort gmp-Aa-chen und lehrte parallel als wissenschaftlicher

Assistent am Lehrstuhl für Stadtbereichsplanung und Werklehre an RWTH Aachen. 2006 Dissertation zum Thema „Sichtlinien und Sicherheit“, Tribünenprofile moderner Sport- und Veranstaltungsstätten. 2006/07 Gastdozent an der Academie van Bouwkunst in Maastricht/NL. 2007 Architektonische Baufachbera-tung des DFB-Präsidiums Frankfurt bei der Aus-arbeitung der neuen Sicherheitsrichtlinien („DFB Stadionhandbuch“). Seit 2007 ist Nixdorf Projektleiter in der agn-Gruppe, seit 2009 ist er dort Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung, verantwortlich für Sport- und Sonderbauten.

1987 „eine Entwicklung, die gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ih-rer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen.“ Demnach wird die Nachhaltigkeit offiziell durch drei Säulen definiert, die jeweils einen so-zialen, einen ökonomischen und einen um-weltpolitischen Aspekt vertreten. Letztendlich bildet die emotionale Nachhaltigkeit eine wei-tere Säule. Es ist die Akzeptanz in der Bevöl-kerung, die Identifizierung der Fans nicht nur mit Ihrem Verein, sondern auch mit der ‚Kult-stätte’, die die Veranstalter nutzen, um den Event mit ausreichend Besuchern zu füllen und somit auch zu einem wirtschaftlichen Er-folg werden zu lassen.

Es gibt Stimmen, die postulieren, Nachhal-tigkeit verleugne Zeichenhaftigkeit. Daher sei aus dem Begriff Nachhaltigkeit unmöglich Äs-thetik zu generieren. Nachhaltigkeit und Äs-thetik gehört durchaus zusammen; ist es so-gar unsere Aufgabe als Architekten, beide miteinander zu vereinen.

„Nachhaltigkeit muss ökologisch sinnvolle, atmosphärisch spürbare und wirtschaftlich fi-nanzierbare Architektur liefern“, so Bachmann (SZ 07.07.09). Schafwolldämmung und Gras-dach allein sind keine Antwort auf die drän-genden Fragen nach der Gestaltung unserer Umwelt und unserer Zukunft. Die bisherigen Prämissen der Stadionplanung liegen auf den Aspekten der Sicherheit, Funktionalität und Zeichenhaftigkeit.

Stadien als moderne BauaufgabeIm Nachgang großer Sportereignisse, wie Weltmeisterschaften, Olympiaden oder Kon-tinentalspiele, ergeben sich aus wachsendem Komfort und gestiegenem Sicherheitsbe-wusstsein eine spürbare Sanierungs- und Modernisierungsnachfrage.

Die Anforderungen an den Bautypus „Sport- und Versammlungsstätten” haben sich in

den vergangenen Jahrzehnten stark verän-dert. Ein höherer Zuschauerkomfort und bes-sere Vermarktbarkeit sind heute klare Vorga-ben für neue Stadion-Entwürfe.

Wenn im Projekt die Klammer aus Kosten und Terminen immer enger und der wirt-schaftliche Druck der Investition stärker wird, wird die funktionale Nachhaltigkeit umso wichtiger. Dabei geht es nicht allein um die Frage der Umnutzungsfähigkeit, auch um die Multifunktionalität, die sich nicht nur auf Open-Air-Konzerte im Stadion-Innenraum be-zieht, sondern auf eine ganzjährige Nutzung auch außerhalb des Spielbetriebs mit Busi-ness-Lounge und Logen. Sinnfälligkeit bleibt ein kategorischer Imperativ.

Das bedeutet, dass die Gebäude, die wir Architekten planen, nicht nur ‚schön’ sein sollen, sie müssen einen Zweck erfüllen. An-ders als bei Künstlern ist unser Schaffen nicht dem Selbstzweck überlassen, auch wenn die Räume, die wir entwerfen, gute Räume sein sollen und sich ‚gut’ an dieser Stelle aus ‚gütig’ ableitet. Für die Menschen errichtet und von den Menschen begreifbar.Überlegungen sollen einen Sinn machen. Äs-thetik entsteht auch dort, wo die Bauteile und Konstruktionen Ihrer Zweckbestimmung folgen und sich auf das Wesentliche reduzie-ren. So schrieb der Architekt Heinrich Tes-senow Anfang der 1920er Jahre, dass „das Einfachste nicht immer das Beste ist, aber das Beste immer einfach“.

Je früher desto besser! Zu Beginn der Planung ist die Möglichkeit der Beeinflussung der Baukosten am größ-ten, da hier die spätere Nutzungsfunktion de-finiert und Qualitätsentscheidungen getroffen werden sollten, die sich auf den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes auswirken.

Eine Faustregel in der Nachhaltigkeits-De-batte bewertet die Entstehungskosten mit etwa 20 bis 30 % der Lebenszykluskosten. Die

verwendeten Materialien binden als ‚graue’ Energie bereits etwa 40 % der Gesamtener-gie, die im Zuge der gesamten Lebensdauer verbraucht wird. Dabei liegt die Beeinfluss-barkeit der Baukosten mit fast 80 % in der ersten Entwurfsphase. Diese nimmt expo-nential ab, so dass die wesentlichen Ent-scheidungen zu Beginn eines Projektes ge-troffen werden sollten, da diese in der Ausführungsplanung oder dem späteren Bau kaum mehr aufgefangen werden können.

Die Antworten auf Fragen der Nachhaltig-keit können über den Planungsansatz einer Generalplanung beantwortet werden. Wenn sich anspruchsvolle Architektur am Machbaren orientiert und in ein Netzwerk weiterer Kom-petenzen eingebettet ist, führt dies langfristig zu einem effizienten und nachhaltigen Pro-jekterfolg. Generalplanung ist die Rückkehr zum Prinzip des Baumeisters.

Foto: complize/photocase.de; Foto: Pitopia, Petra Röder, 2008

„The Melting Pot“National Stadion Soccer City, Johannesburg/ZADas südafrikanische National Stadion ist das größte der Stadionneubauten-hier findet das Auftakt- und das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft statt. Es ist das Stadion dem die lokale Identität und Verbundenheit mit der südafrikanischen Nation und deren Kultur buchstäblich anzusehen ist.

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Das langläufig als „Soccer City“ bezeichnete südafrikanischen Natio-nal Stadion ist das größte und bei weitem außergewöhnlichste der Stadienneubauten für die Fußball Weltmeisterschaft 2010. Hier werden das Eröffnungs- und auch das Endspiel stattfinden. Der Entwurf ist konzeptionell, sowie architektonisch und konstruktiv, komplett gegen-läufig zu den drei Stadien, die von gmp entworfen wurden. Dort helle, transparente, leicht-wirkende Materialien und eine dynamische Ele-ganz sondergleichen, dagegen hier im Stadtteil Nasrec von Johannes-burg zwischen dem skurril-bizarren Central Business District (CBD) und der Armut der Soweto Townships am Fuße von gigantischen Abraumhalden des Goldbergbaus, ein solider gigantisch-erdfarbener Ring. Die lokale Identität und Verbundenheit mit der südafrikanischen Nation und deren Kultur ist dem National Stadion buchstäblich anzu-sehen. War es doch Danny Jordaan, einer der Initiatoren der WM in Südafrika, der das sinnbildliche Potential dieser einer afrikanischen „Kalebasse“ Keramikgefäß entlehnten Formensprache sofort erkann-te. Die kreisrunde Form und das Farbspektrum aus acht rotbrauen Tö-nen und zwei Oberflächenvarianten, lässt das National Stadion quasi automatisch zur sportlich verbindenden Metapher für den gesamten afrikanischen Kontinent werden. Damon Lavelle, Projektdirektor von

Populous, umreißt die Aufgabe: „Unsere Zusammenarbeit mit Boo-gertman brachte an diesem Ort und zu dieser Zeit eine einzigartige Sportstätte hervor. Es war für uns immer der Genius Loci der uns in-spirierte und prägte und so unsere Architektur mit entwickelte. Soc-cer City ist ein großartiges Stadion für große Sportveranstaltungen, aber in erster Linie ist es eine Stätte, die alleine durch ihre Architek-tur spricht – eine Vision für diesen Ort und für Afrika als Ganzes.“

Dies neue sportliche wie architektonische Wahrzeichen Johannes-burgs tritt gestalterisch in die Fußstapfen der Allianz Arena, Mün-chen, oder gar des „Vogelnests“ in Peking – nur eben auf eine ganz und gar afrikanische Art und Weise. Der Glaube an den Fußball ver-eint im „Melting Pot/Schmelztiegel“ des Rondell die Nation, Rassen und Völker Südafrikas. Die Architektur von Boogertman & Partners sowie Populous hat hierfür in mehrfacher Hinsicht überzeugende bauliche Formen gefunden. Die aus ungefähr 13 000 Faserzement-platten bestehende 28 000 m² Fassade legt sich homogen, drei-dimen-sional gekrümmt, wie eine Schlangenhaut um die Stahlbetonstruktur des Stadionrondells. Sie gewährt durch plattengroße Auslassungen (1,20 x 1,80 m) und durch zehn vertikale Glasschlitze, die die Himmels-richtung der acht weiteren südafrikanischen WM Orte – sowie den

Architektur

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von Berlin, wo die letzte WM stattfand – aufnehmen, nur minimale Ein-blicke. Hinter der glatten, vom ockerfarbenen Staub der Minenabraum-halden überzogenen, Fassadenhaut steckt ein Gewirr von massiven Stahl- und Stahlbetonträgern sowie Stützen. Gemäß einer südafrika-nischen Gepflogenheit im Stadionbau zieht man bei der rückwärtigen Erschließung der Ränge Rampen anstatt von Treppen vor! Gmp ent-ledigte sich, bis auf Port Elizabeth, erfolgreich dieser überaus raum-greifenden Anforderung. Umso gewaltiger erscheinen die Räume, die für die acht Rampen im National Stadion geschaffen wurden. Zu-schauer wie auch Ambulanz und Feuerwehr können auf diese Weise quasi bis unters Dach laufen, bzw. fahren. Die Verwindungen dieses mächtigen „Verdauungsapparats“ stehen im direkten Gegensatz zu der Geschlossenheit der Fassade, aber auch der grandiosen Größe und Offenheit des Stadioninnenraums von fast 400 m Außendurch-messer.

Soccer City vereint – nach dem Prinzip der Kalebasse – die unter-schiedlichsten räumlichen und formalen Eindrücke wie Prinzipien. Durchaus nicht immer einträchtig, sondern konfrontativ, wenn nicht gar provokativ? Das liegt zum Teil daran, dass man den Übergang von der alten Stadionkonstruktion zu der neuen trotz der baulichen

Angeglichenheit durchaus noch spürt. In dem Tragwerk des alten Stadions von 1987 nimmt die strukturelle Robustheit der Soccer City ihren Anfang. Höhepunkt dieser Manifestation der Stärke und Größe ist der sogenannte „Mining Shaft/Grubenschacht“, dem mit Beton ausgespritzten 6 m hohen, 3 m breiten und 150 m langen Gang, durch den die Spieler das Spielfeld betreten. Nirgendwo auf der Welt gibt es einen derart theatralischen Einlauf für die Gladiatoren der Neuzeit. Die Weite der drei sanft ansteigenden Ränge, mit den zweifach über-einander angeordneten Logen zwischen dem zweiten und dritten Rang, öffnet den Raum in einer eindrucksvollen Perspektive einschließlich perfekter Sichtlinien. Das Londoner Architekturbüro Populous, wel-ches 2009 aus HOK Sport Venue Event hervorgegangen ist, brachte gezielt seine internationale Expertise ein, um das bedeutenste Sta-dionprojekt Südafrikas erfolgreich zu begleiten. Die Professionalität, der Patriotismus und die Begeisterung für die WM stehen der Archi-tektur ins Gesicht geschrieben und kennt auch ansonsten wenige Grenzen. Zum Beispiel, auf den Overalls der Bauarbeiter, die bis zu- letzt noch an der Vollendung von Südafrikas größten Fußballstadion werken, liest sich 3.500fach der Slogan „Ich bin stolz, Soccer City für 2010 zu bauen!“ Christian Brensing, Berlin

DBZ STADIEN | 2010

Foto: Christian Brensing, Berlin

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Grundrisse, M 1 : 2 000

Die Formensprache des Stadions ist der afrikanischen „Kalebasse“– dem afrikanischen Keramikgefäß entlehnt

Architektur | National Stadion Soccer City, Johannesburg/ZA

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Baudaten

Bauherr: Stadt Johannesburg

Architekten: Populous, London, und Boogertman Urban Edge & Partners, Johannesburg

Tragwerk (Dach & Fassade): Schlaich Bergermann & Partner, Stuttgart

Tragwerk (Stadionschüssel): PDNA, Johannesburg

Dach: Obere Membrane (Glas/PTFE) 23 000 m², Untere Membrane (Gittergewebe Glas/PTFE) 25 000 m², Vertikal Membrane (PES/PVC) 2 000 m², Polycarbonat (t=12 mm) 12 000 m²

Stahlbeton: 80 000 m³

Stahlkonstruktion: 9 000 t

Fassade: Faserzementplatten (t=13 mm), 35 000 m²

Zuschauer: 94 000

VIP Bereich: 193 Logen

Bauzeit: 2007-2010

Schnitt BB, M 1 : 750

DBZ STADIEN | 2010

Hinter der glatten, vom ockerfarbenen Staub der Minenabraumhalden überzogenen, Fassadenhaut steckt ein Gewirr von massiven Stahl- und Stahl-betonträgern sowie Stützen

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Architektur

Theater des Fußballs Green Point Stadion, Kapstadt/ZADas als konkave Großform angelegte Green Point Stadion in Kapstadt fasst unter seiner leicht geschwungenen Dachform bis zu 68 000 Zuschau-er. Die sich hebenden und senkenden Tribünenoberkanten ver-leihen dem Innenraum Dynamik und Eleganz.

13DBZ STADIEN | 2010

Foto: Bruce Sutherland

Es gibt Orte dieser Welt deren natürliche Schönheit durch Architektur noch aufgewertet wird. Der Stadtteil Green Point in Kapstadt, zwi-schen Atlantik, der imposanten Kulisse des Tafelbergs und des Signal Hills gelegen, ist solch ein Ort. Dort wurde auf dem Areal des ältesten Golfplatzes Südafrikas von den Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) das neue Green Point Stadion für 68 000 Zuschauer errichtet. Eindrucksvoll kontrastiert die nach oben hin auskragende konkave Membranfassade sowie die sich leicht hebende und senken-de flache Dachform mit der dunklen Massivität des Tafelbergs. Die Präsenz der riesigen Schüssel im gepflegten Grün des Golfplatzes und vor der erhabenen Kulisse musste von den Architekten hart erkämpft werden.

Südafrika wird als „Rainbow Nation“ bezeichnet, in der sich viele kulturelle Interessen vereinigen. In sportlicher Hinsicht spaltet sich das Land in Rugby-, Cricket- und Fußballanhänger. Historisch gese-hen ist Fußball der Sport der ärmeren schwarzen Bevölkerung und die Stadien befinden sich somit oft in unmittelbarer Nähe der Elends-viertel. Im Dialog mit südafrikanischen Gremien unterstützte gmp jedoch von Anfang an die Wahl des Standorts am populären Green Point Common, einer Gegend der wohlhabenden weißen Bevölke-rung. Nur dieser, auch von der FIFA favorisierte Ort, garantiert eine Durchmischung der sportlichen wie gesellschaftlichen Interessen. So wurde gegen den anfänglichen Widerstand der reichen weißen An-wohner das neue Stadion neben dem alten errichtet. Die Auflagen, bzw. die baulichen Bedingungen waren jedoch schwierig. Das Stadi-on durfte auf Grund der geographischen Lage nicht höher als 48 m sein, ein Felsmassiv verhinderte ein Eingraben des untersten Rangs und die Ausmaße der Sportstätte mussten so kompakt wie möglich sein, um den Wünschen der Anwohner zu entsprechen. Robert Hor-mes, Projektleiter gmp Kapstadt, erläutert: „Wir entschieden eine künstliche Plattform, die wir Podium nennen, zu entwerfen, wo große Rampen hindurchgehen. Das bricht die Höhe des Bauwerks und führt dazu, dass wir den Unterrang klassisch von einer Fläche erschließen, dann in den Mittelrang über Treppen gelangen und über Außentrep-

pen in den Oberrang.“ Bei Außenmaßen von 270 x 290 m entstand keine quadratische Kiste, sondern eine konkave Großform, deren Außenrand nicht parallel zum Spielfeld verläuft. Dadurch ergab sich eine ondulierende Kante des Oberrangs mit vier Hochpunkten. Die sich hebenden und senkenden Tribünenoberkanten verleihen der Stadionschüssel Eleganz und Dynamik. Perfekte Sichtlinien von allen drei Rängen, sowie die Atmosphäre des Stadioninnenraums, ver-wandeln dieses Stadion zu einem besonderen „Theater des Fußballs“.

Um bei der Dachform Höhe zu sparen, haben die Ingenieure Schlaich Bergermann und Partner ein hybrides Speichenraddach ent-wickelt. Anders als üblich, werden die großen Windsogkräfte, die auf das Dach wirken, nicht von einem zweiten radialen Speichenseil ab-getragen, sondern durch das Eigengewicht der Glaseindeckung kom-pensiert. Auf die RadialseiIe werden versteifende Träger aufgestän-dert, die gleichzeitig die Wasser führende Schicht definieren und so für eine natürliche Entwässerung sorgen. Unter der Leitung der Pfei-fer Seil- und Hebetechnik GmbH im Joint Venture mit Birdair Inc. wurden diese Dachträger auf das Ring-und Radialseilsystem mon-tiert. Diese Unterkonstruktion trägt die Dacheindeckung aus vierseitig gelagerten Verbundsicherheitsglas auf einem Stahl-Gitterrost. Die Dachunterseite ist mit einer diaphanen Membranhaut verkleidet, wo-hinter sich Technik wie Beschallung und Beleuchtung befinden. Die gestalterische Homogenität der sich hebenden und senkenden Dach-landschaft ist sehr wichtig, da man das Stadion z. B. vom nahe gele-genen Signal Hill einsehen kann. Das Dach wird von den Planern als fünfte Fassade definiert. Die eigentliche Fassade besteht aus einer vor den Ortbeton gehängten Stahlkonstruktion, die von einer durchlau-fenden, in 14 Abschnitte gegliederten, linearen zweifach gekrümmten Membranhaut bedeckt wird. Alle Oberflächen des Stadions sind licht-durchlässig, so auch das leicht silbrig glänzende Glasfasergewebe der Membrane. Die spezielle Form und Farbe des Stadions, gepaart mit den einzigartigen Lichtverhältnissen Kapstadts, machen das Green Point Stadion zum strahlensten Juwel unter den fünf Stadionneu-bauten. Christian Brensing, Berlin

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Architektur | Green Point Stadion, Kapstadt

Das Green Point Stadion in Kapstadt, vor der beeindruckenden Kulisse des Tafelberges gelegen, bietet 68 000 Zuschauern Platz

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Grundriss Ebene O, M 1 : 2 000

DBZ STADIEN | 2010

Die farbliche Neutralität der silbrig-glänzenden Membran absorbiert und reflektiert auf subtile Weise das Licht und schafft eine beeindruckende Großform

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Architektur | Green Point Stadion, Kapstadt

Schnitt AA, M 1 : 1 500

Die Fassade besteht aus einer, vor den Ortbeton gehängten Stahkonstruktion, die von einer umlaufenden, in 14 Segmente gegliederten, Membranhaut be-deckt wird

Die farbliche Neutralität von Silber als ein dunkleres Weiß- wenn die Son-ne sehr stark ist, gegenüber dem reinen Weiß, wenn man davor steht, absor-biert und reflektiert die unterschiedlichen Lichtstimmungen des Tages

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Baudaten

Objekt:Cape Town Stadion in Green Point, Kapstadt, Südafrika

Gutachten: 2006 – 1. Preis

Entwurf/Design:Volkwin Marg und Hubert Nienhoff mit Robert Hormes

Projektleitung: Robert Hormes

Projektleitung: Dach Martin Glass

Projektmangement: Michèle Rüegg

Mitarbeiter: Sophie Altrock, Holger Betz, Christian Blank, Margret Böthig, Lena Brögger, Maike Carlsen, Chris Hättasch, Patrick Hoffmann, Andrea Jobski, Martin Krebes, Helge LeziusArbeitsgemeinschaft mit Louis Karol architects, Point architects, Cape Town

Tragwerksentwurf und -planung

Dach:Schlaich Bergermann und Partner – Knut Göppert mit Thomas MoschnerStatik BKS (Pty) Ltd, Iliso Consulting, Henry Fagan & Partners, KFD Wilkinson, Arcus Gibb, Cape Town

Haustechnik:BKS (Pty) Ltd, WSP (Pty) Ltd, Ilsio Con-sulting, Goba Consulting, Cape Town

Städtebauliche Planung:Comrie Wilkinson architects & urban designers, Jakupa Architects and urban designers, OvP Associates Landscape Architects, Cape Town

Freiraumplanung:OvP Associates Landscape Architects, Cape Town

Bauleitung:BKS (Pty) Ltd, Cape Town

Projektsteuerer:MDA Mitchell du Plessis Associates, BKS (Pty) Ltd, Ariya project managers, Cape Town

Generalunternehmer:JV Murray & Roberts, WBHO (Dach Roof), JV Pfeifer Seil- und Hebetechnik & Birdair

Bauherr:City of Cape Town, spv 2010

Bauzeit: 2007-2010

Gross floor area: 110 000 m²

Ränge: 3

Sitzplätze: 68 000

VIP-Logen: 134

Verbundsicherheitsglas liegt auf der Stahl-Gitterkonstruktion und bildet das Dach. Die darunter gespannte diaphane Membranhaut bildet einen Zwischen-raum in dem die Technik für Beschallung und Beleuchtung untergebracht ist

Businessplätze: 2 800

Plätze für Rollstuhlfahrer: 120

Presseplätze: 290

PKW-Tiefgaragenstellplätze: 1 200

Länge des Stadions: 290 m Breite des Stadions: 270 m

Höhe des Stadions: 48 m

Dachfläche: 36 000 m²

Dach:Verbundsicherheitsglas und diaphane PVC-Membranhaut

DBZ STADIEN | 2010

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Architektur

SpannungsbogenMoses Mabhida Stadion, Durban/ZACharakteristisches Element des Stadions ist unübersehbar der Stahlbogen. Doch er ist nicht allein architektonisches, konstruktives Element, sondern viel mehr ein symbo-lisches: Er steht für die Einheit des Landes.

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Architektur | Moses Mabhida Stadion, Durban/ZA

Der Bogen überspannt freitragend 350 m, sein Scheitelpunkt befindet sich in 106 m Höhe und für seine Konstruktion wurden 2 860 t Stahl eingesetzt

Schnitt AA, M 1 : 2 000

Schnitt BB, M 1 : 2 000

Die Stadt Durban am Indischen Ozean gilt als das „Miami“ Südafri-kas. Mit ca. 3,1 Mio. Einwohnern ist Durban die zweitgrößte Stadt des Landes und mit dem größten Hafen und den wirtschaftlichen Ansied-lungen ist Durban zugleich ein bedeutender Industriestandort.

Entsprechend groß und imposant sollte das neue WM-Stadion werden, welches an der Peripherie der Innenstadt neben einem Rug-by-Stadion und einem Verschiebebahnhof, aber auch in unmittelbarer Nähe zum Strand, angesiedelt wurde. Aus einem Entwurfswettbewerb ging 2006 ein deutsch-südafrikanisches Team um die Architekten von Gerkan Marg und Partner und die Ingenieure Schlaich Bergermann und Partner als Sieger hervor. Der Entwurf besticht durch seinen gestalterisch kühn herausgearbeiteten, 106 m hohen Stahlbogen, welcher das Stadion mittig der Länge nach überspannt. Die damit geschaffene Landmarke am Ende einer vom Zentrum führenden 2,5 km langen, linearen Parkanlage steht damit in direkter Beziehung zu der Skyline von Durban.

DachkonstruktionDas Stadion überzeugt durch die Übereinstimmung von architekto-nischer Haltung und konstruktiver Logik. Funktionale, städtebauliche und konstruktive Überlegungen ergänzen sich zu einer Einheit. Selbst-verständlich waren dazu für viele Aspekte Sonderlösungen zu entwi-ckeln. Die Vision des Enwurfs von gmp und sbp sah für das 75 000 Zuschauer fassende Stadion einen Stahlbogen vor, der über ein Seil-tragwerk mit einem Stahldruckring verbunden ist. Diese Dachkons-truktion ist eine atypische Stahl-Seilstruktur, die alle Vorteile dieser Konstruktionsart in sich vereint.

Die Firma Pfeifer Seil- und Hebetechnik, die für die Erstellung des gesamten Dachtragwerks verantwortlich war, beschreibt die Kons-truktion wie folgt: „Das prägnanteste Element, der Bogen, ist in Bo-genquerrichtung nicht freitragend und muss durch das Seiltragwerk stabilisiert werden. Dabei wirkt das Seiltragwerk mit dem integrierten Stahldruckring am Außenrand wie ein Speichen-Rad-System. Der Druckring entspricht hierbei der Felge, die radial angeordneten Seile dienen als Speichen und die ringförmig angeordneten Seile ersetzen die Nabe.“ Im Seiltragwerk verbinden daher die radialen Seile den Druckring außen mit dem im Grundriss mandelförmigen Zugring. Zusätzlich wird das gesamte radiale Seiltragwerk an jedem zweiten Radialseil zum Bogen geführt. Dadurch ergibt sich die spannende Ge-samtform (75 % des Regenwassers fließen direkt zum hinteren Dach-rand, 25 % über die Rinne am vorderen Rand zum Bogen) und die spektakuläre Faltung der Dachoberfläche. Der 350 m spannende, seil-stabilisierte, Bogen beginnt am südlichen Ende als zweiteiliger Quer-schnitt, der sich kurz vor dem Zenit zu einem einteiligen Bogen verei-nigt. Er ist von Süden über Treppen begehbar und wird von Norden durch eine gläserne Kabinenbahn befahren. Am Scheitelpunkt in 106 m Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform, die bereits heute zu einer der Touristenattraktionen von Durban geworden ist.

Von der Plattform fällt der Blick auch auf die weiße 46 000 m² große Dachlandschaft aus PTFE beschichteten Membranen. Die ho-hen Windgeschwindigkeiten in Küstennähe bestimmen die maximal möglichen Memban-Spannweiten zwischen den stützenden Seilen. Um die european design guidelines für Flächentragwerke mit einem Sicherheitsfaktor von mehr als 5 zu erfüllen, ergab sich der maximale Seilabstand zwischen Grat- und Kehlseil am äußeren Dachrand zu 8. Der dadurch entstandene Rhythmus der Radialseile ergibt die für das Stadion charakteristische Dachform, die weithin sichtbar das Stadion zur dynamischen Ikone am Strand von Durban werden lässt.

Die Geometrie des Moses Mabhida Stadions wird zudem durch die Überlagerung von dem Dach-Kegel und dem Zylinder des Stadi-onrondells bestimmt, wodurch sich der Neigungswinkel der semi-transparenten Außenfassade kontinuierlich ändert.

Was äußerlich dem Komplex eine hohe Dynamik verleiht, strahlt im Inneren des nach Süden offenen Stadionrundes eine große Ruhe aus. Die zwei höhen-parallel umlaufenden Ränge (mit Ausnahme der für die WM temporären Tribünen auf den Längsseiten) verleihen der Atmosphäre eine gediegene Großzügigkeit, die durch die unterschied-lichen, von der Geographie Durbans inspirierten Farben der Sitze – von dunkel- nach hellblau, creme, sowie orange und ocker – aufge-lockert wird. Gleichsam den Farben nach afrikanisch sind auch die VIP-Bereiche gestaltet. Der Eingangsbereich, die Präsidentensuite, aber auch die den Sportlern vorbehaltenen Zonen, sind im Vergleich zu den anderen Stadionneubauten elegant bis anspruchsvoll gestal-tet. Ein in jeder Hinsicht wahrhaft großes Stadion, welches treffend nach einem der schwarzen Freiheitshelden Südafrikas benannt wurde. Christian Brensing, Berlin

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Das Stadion wurde an der Stelle errichtet, wo früher das inzwischen abgerissene King's-Park-Stadion stand

Anhand der Menschen werden die Dimensionen des Bogens deutlich

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Architektur | Moses Mabhida Stadion, Durban/ZA

Grundriss Ebene 5, M 1 : 2 000

Auf dem Scheitelpunkt befindet sich eine Aussichtsplattform. Hinauf gelangt man vom südlichen Ende über Treppen, vom nördlichen mit einer Kabinenbahn

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Baudaten

Bauherr: Municipality of Durban, Strategic Projects Unit

Architekten: von Gerkan, Marg und Partner, Berlin/Kapstadt

Tragwerk: Schlaich, Bergermann & Partner, Stuttgart

Stadionschüssel: Ortbeton-Bauweise, 80 000 m³

Dach: Membrane (Glas/PTFE) 46 000 m²

Bogen: 350 m Spannweite, 106 m Höhe

Stahlkonstruktion: 2 860 t für den Bogen, 5 600 t insgesamt

Seilkonstruktion: 550 t

Fassade: Aluminium Sandwichbleche, 10 000 m ²

Zuschauer: 70 000 WM, danach 54 000, maximal 85 000 für Großveranstaltungen

VIP Bereich: 150 Logen

Bauzeit: 2006-2009

DBZ STADIEN | 2010

Das Moses Mabhida Stadion wird Austragungsort eines der WM-Halb-finalspiele

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Harmonisch und skulpturalNelson Mandela Bay Stadion, Port Elizabeth/ZA

Für die Fußball Weltmeisterschaft mit maximal 46 000 Zuschauern ausgelegt, ist das Stadion das kleinste und intimste der

WM Stadionneubauten. Es liegt direkt am Ufer des North End Lakes.

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Architektur

25DBZ STADIEN | 2010

Der Settlers Freeway führt zwischen dem Stadtzentrum und dem Strand von Port Elizabeth direkt auf den Stadtteil North End zu, wo auch das neue kombinierte Fußball und Rugby Stadion für die Fußball WM 2010 liegt. Schon von weitem sieht man die blütenartig geschwungene und weiß-silbrige Dachstruktur aus dem niedrigen Meer von Häusern herausragen. Inmitten eines unspektakulären Industriequartiers durchsetzt mit kleinen Wohnbauten steht man irgendwann unvermit-telt vor dem weit auskragenden „Blütenkranz“. Somit verkörpert das Nelson Mandela Bay Stadion in dem architektonisch ansonsten nicht sonderlich herausragenden Port Elizabeth einen absoluten baulichen Höhepunkt. Für die Stadionarchitekten von Gerkan, Marg und Partner stellt Port Elizabeth den eigentlichen Eintritt in die südafrikanischen Stadionprojekte dar. Denn 2005 kam man über die Empfehlung eines Cricket Consultant aus dem Mittleren Osten zu der Beratung des Bau-herrn, der Nelson Mandela Bay Municipality, bezüglich des zu pla-nenden WM Stadions. Aus der anfänglichen Beratung, die noch keine entwurflichen Varianten enthielt, erfolgte die Zusammenstellung ei-ner Arbeitsgemeinschaft, u. a. mit den in Port Elizabeth ansässigen Dominic Bonnesse Architects, der dann zusammen mit den anderen Architekten des Joint Venture den gmp Entwurf bis in die Leitdetails ausarbeitete. Wenn etwas vom planerischen und bautechnischen Ablauf für das Stadion charakteristisch ist, dann ist das die beein-druckende Internationalität der beteiligten Planer und ausführenden Firmen u.a. aus Südafrika, Deutschland, USA, Japan, Australien, Hol-land und Kuwait. Die dahinter liegenden Hoffnungen des Bauherrn bezogen sich unter anderem auch auf einen Transfer von Wissen, der

eine Anhebung des ortsüblichen Planungs- und Baustandards zur Folge haben sollte.

Für die WM mit maximal 46 000 Zuschauern auf zwei Rängen aus-gelegt, ist laut Dominic Bonnesse, das P. E. Stadion das „kleinste und intimste der WM Stadion Neubauten“. Der Bauplatz ist der eines alten Rugby Clubs direkt am Ufer des North End Lake inmitten des Prince Alfreds Park. Unter drei Alternativen wählte der Bauherr diesen Stand-ort, obwohl durch seine Nähe zum Indischen Ozean starke auflandige Winde in der „windy city“ Port Elizabeth zu einem Ort mit der höchs-ten normativ erfassten Korrosionsbelastung machen. Das Dach spielt somit eine mehrfache Rolle als Wind- und Wetterschutz und zieht sich auch aus diesem Grund bis über die Ebene vier, wo perforierte Alu-miniumbleche die Aussicht von den umlaufenden Kolonnaden gestat-ten. In der Ansicht definiert sich das Bauwerk fast ausschließlich über die aus der Fassade sich entwickelnde Dachform. Sechsunddreißig Dreigurtbinder aus vollverschweißtem Rohrfachwerk wurden von Schlaich Bergermann und Partner als geschraubte Lösung in trans-portablen Einheiten geplant, da die Fertigung in Kuwait erfolgte. Die Form eines „Blütenkranzes“ erhält das Dach durch die abwechselnde Anordnung von Aluminiumblecheindeckung und dazwischen ge-spannten weißen PTFE Membranflächen. Ein Wechselspiel aus opa-ken Aluminium Rippen und transluzenten Membran Kehlen gibt dem Stadion seine unverwechselbare Identität.

Die Stadionschüssel ist durch eine bemerkenswerte Nähe und Geschlossenheit der Form hin zum Spielfeld definiert. Die nicht hoch aufragende und sehr flach geneigte Dachform zieht die Blicke zum of-

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Schnitt AA, M 1 : 1 400

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Grundriss Level 2, M 1 : 2 000

Die Struktur des Stadiondaches erinnert an einen Blütenkranz; Aluminiumblecheindeckung und dazwischen gespannte PTFE Membranflächen wechseln sich ab

fenen Himmel. Die perfekte Symmetrie des Rondells mit den in leicht variierenden Rottö-nen gehaltenen Sitzen garantiert optimale Sichtlinien von den sanft ansteigenden Rän-gen. Dies ist kein „Theater für Fußball“ wie z. B. das Green Point Stadion in Kapstadt, ob-wohl hier die Viertelfinalspiele der WM aus-getragen werden, sondern eine harmonische wie skulpturale Großform in der der Sport im Mittelpunkt steht. Seit der Fertigstellung im Dezember 2009 fanden bereits einige Test-spiele statt und die Zuschauer haben das Stadion in jeder Hinsicht positiv angenom-men. Es ist ihnen der symbolische Wert des Bauwerks in vieler Hinsicht bewusst gewor-den: Die Aufwertung des Stadtviertels North End, die Einbettung in die bestehende Land-schaft einschließlich der Reflektionen im Nor-th End Lake, die unverwechselbare Dachform und die intime Atmosphäre im Stadion selbst. Auch die Anwohner sind zutiefst zu-frieden, denn die Hauspreise in der unmittel-baren Umgebung sind im Steigen – so leitet gute Architektur, quasi als Nebeneffekt, auch eine grundlegende Stadtteilaktivierung ein. Christian Brensing, Berlin

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Baudaten

Objekt: Nelson Mandela Bay Stadium, Port Elizabeth, FIFA WM 2010, Südafrika

Funktion: Fußball und Rugby Stadion

Architekten: gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Direktauftrag: 2005

Entwurf: Volkwin Marg und Hubert Nienhoff mit Holger Betz

Partner: Hubert Nienhoff

Projektleiter: Holger Betz, Silke Flaßnöcker

Mitarbeiter Entwurf: Robert Hormes, Burkhard Pick, Alberto Flores, Tobias Schaer, Martin Krebes

Mitarbeiter Ausführung: Burkhard Pick, Martin Krebes, Margret Böthig

In Arbeitsgemeinschaft mit:ADA Architectural Design Associates, Dhiro Kalian; Dominic Bonnesse Architects; NOH Architects, Gapp Architects

Arbeitsgemeinschaft: BKS Engineering and Management

Tragwerksplanung: SDD8E Joint Venture

Elektrotechnik: Clinkscales Maughan-BrownSanitär/Heizung: WSP Consulting Engineers

Lüftung: WSP Consulting Engineers

Brandschutz: Clinkscales Maughan-Brown

Bauherr: Nelson Mandela Bay Municipality

Bauzeit: Dezember 2006 – Dezember 2009

Ränge: 2

Sitzplätze: 46 000 zur WM 2010

BGF: 50 000 m2

BRI: 95 000 m3

Länge Dachaussenkante bis Dachaussenkante:ca. 267 m

Breite Dachaussenkante bis Dachaussenkante:ca. 207 m

Höhe von Spielfeld bis Dach: ca. 40m

Höhe über Landschaft (der Unterrang ist eingegraben): ca. 33 m

Architektur | Nelson Mandela Bay Stadion, Port Elizabeth/SA

Der Umgang unterhalb der Tribünen: transluzente Membran im Wechsel mit Aluminiumblech erzeugen eine luftige Atmosphäre

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Die übersichtlich gestaltete Eingangsebene

36 Dreigurtbinder aus vollverschweißtem Rohrfachwerk wurden als geschraubte Lösung in transportablen Einheiten geplant und in Kuwait gefertigt

DBZ STADIEN | 2010

Detail Kragarm, M 1 : 500

1 Lautsprechersystem 2 Schaltschränke zur Stromversorgung 3 Tangentiale Kabeltrasse zur elektrischen Stromversorgung 4 Flutlichtleuchten 5 PTFE-Membranfelder zwischen den Trägern 6 Laufsteg mit Stahlrost, galvanisiert, Rutschfeste Stahlschienen, integriertes Latchway-Sicherheitssystem, doppelseitige Balustrade 7 Metalldecke, Unterkonstruktion für Metall- Verkleidung auf Trägern 8 Segment 2: Stehleiter für Laufsteg mit Stahlgitterstufen, Treppenwangen, integriertes Latchway-Sicherheitssystem am Geländer, doppelseitige Balustrade, darunter liegende Kabeltrasse 9 Verdecksäule 10 Horizontales Pendel 11 Radial angebrachte Dachzugangsleiter mit Fallschutz und Haltevorrichtung, befestigt auf Verbindungsplatten auf horizontalen Elementen des Hauptträgers, Sprossen mit rutschfester Oberfläche, befestigte Treppenwangen, Sicherheitskäfig, darunter liegende Kabeltrasse 12 Stahlgitter, galvanisiert, rutschfeste Oberfläche 13 Radiale elektrische Stromversorgung in Gitterlinie 14 Abfluss-Fallrohr, in Betonsäule integriert 15 Abdeckungsschutz aus Blech zum Schutz vor unbefugtem Zutritt

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Architektur

Impulsarena Augsburg

Beine�statt�Steine?Impuls Arena, AugsburgEin Schmuckstück ist die Impuls Arena geworden, obwohl eines der architek-tonischen Hauptelemente fehlt, die Fassade, die vertraglich fest verein-barter Bestandteil und Grundlage für städtische Subventionen in Höhe von immerhin 13 Millionen Euro war. Doch der Verein will lieber in Fußballer-Beine investieren.

33DBz�StaDien�|�2010

Foto: Eckhart Matthäus Fotografie

Augsburg macht dieser Tage Schlagzeilen. Ein mittlerweile zurückgetretener Bischof schaffte es mehrmals auf Titelseiten, aber auch die Sportreporter berichten derzeit häufig aus der alten Fuggerstadt. Die Augs-burg Panther brachten es zum deutschen Vizemeister im Eishockey, die Kicker des FC Augsburg haben nach Jahren in der Unterklassigkeit berechtigte Ambitionen zum Aufstieg in die 1. Bundesliga. Seine Heimspiele trägt der FCA seit September 2009 in der Impuls-Arena aus. Eine Kathedrale der Erlebnisge-sellschaft, in der man sich zum metaphysischen Sonntagnachmittag-Ritual trifft, in der Emotionsüber-schuss inszeniert, Leidenschaft und Hingabe kultiviert und gleichzeitig eine Bühne für mitreißende TV-Übertragungen bereitet wird. Freilich, dieser Ort ist nackt. Die Stahlbeton-Rippen ragen ohne Verkleidung in den Himmel, die Unterseiten der Tribüne, die filigranen Gestänge- niemals erscheint eine Fassade not-wendiger als da, wo sie abwesend ist. Doch darüber später.

Das Rosenaustadion, 1952 als elegant-schwungvolles Oval in eine Landschaftsmulde gebaut, genügte den Regeln des Deutschen Fußballbundes nicht mehr. Zu viele Stehplätze, zu wenig sicher, zu wenig me-diengerecht. Nur eine DFB-Sondergenehmigung erlaubte den Spielbetrieb in der 2. Liga. Schließlich ent-schlossen sich die FCA-Verantwortlichen mit dem umtriebigen Präsidenten Walther Seinsch an der Spitze zu einem 60 Millionen Euro teuren Neubau auf der grünen Wiese. Die Stadt stellte ein verkehrsgerechtes Grundstück in Erbpacht zur Verfügung: 16 Hektar umfassend, direkt an der autobahnähnlichen B17, am südlichen Stadteingang. In einem Gutachterverfahren 2006 setzten sich Titus Bernhard und Peter Kögl ge-meinsam mit dem internationalen Stadionbauer hbm durch. Die Besonderheit ihres Konzepts – und aus-schlaggebendes Argument für die Beauftragung- liegt in der Absenkung des Spielfeldes um acht Meter, der Entscheidung für ein Ein-Rang-Stadion mit 38 Reihen und einer ebenerdigen Promenade. Optimale Erschließung und Entfluchtung sowie eine verringerte und kostensparende Hüllfläche sind die Folge. Ins-gesamt bietet die Arena knapp 31 000 Zuschauern Platz, wobei 49 Logen an Firmen sowie 1 674 Business-Seats an zahlungskräftige Anhänger vermietet werden. (Das Konzept sieht einen weiteren Rang und zu-sätzliche 18 000 Zuschauer in einem zweiten Bauabschnitt vor.) Anders als in vergleichbaren Stadien steht in Augsburg für 49 Rollstuhlfahrer und ihre Helfer eine geräumige Passage auf der Höhe des Mittelrangs in der Gegentribüne zur Verfügung. Wegen der Sicherheitsbestimmungen wurde für die Fans der Gast-mannschaft ein eigener, abgezäunter Zugang errichtet. Über insgesamt vier Erdtunnels, die sich in den Ecken befinden, wird der Rasen belüftet, in einem der Tunnels befindet sich auch die Anfahrt für die Mannschaftsbusse, die Polizei, für die Feuerwehr und Erste Hilfe.

Das scheinbar in den Boden versinkende Stadion (die äußere Höhe beträgt gerade 19 m) konnte kompakt gehalten werden. Die Ränge gehören zu den steilsten der deutschen Profiliga: Sie steigen parabelförmig von 26,5 an der Grundlinie bis zu 37 Grad in der obersten Reihe. Weil dem Vorbild britischer Fußballaren-en folgend auf eine Laufbahn verzichtet wurde, beträgt der Abstand vom obersten Rang zur Grund- bzw. Torauslinie nur 42,5 m, von den ersten Reihen gerade 5 Meter. Die Tribünen ruhen auf einer Stahlbeton-konstruktion, das Dach besteht aus einem Stahltragwerk mit wenigen Stützen, einer Tragschale aus grau

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Architektur | Impuls Arena, Augsburg

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������������������������������Grundriss�ebene�0,�M�1�:�2�000

49�Logen�werden�an�Firmen�sowie�1674�Business-Seats�an�zah-lungskräftige�Fußbal-lanhänger�vermietet.�Die�Bar�und�der�Loun-gebereich�sind�modern�gestaltet�und�exklusiv�ausgestattet

1 Herren WC 2 Damen WC 3 Kiosk 4 Sanitätsraum 5 Behinderten WC 6 Spielfeld 7 Sport Bar 8 Business Club

Impulsarena Augsburg

35DBz�StaDien�|�2010

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Architektur | Impuls Arena, Augsburg

Die�impuls�arena�präsentiert�sich�derzeit�ohne�Fassade.�Schade,�denn�mit�Fassade�wäre�sie�ein�wahres�Schmuckstück

So�oder�so�ähnlich�könnte�das�Stadion�aussehen,�wenn�es�eines�tages�mit�Fassade�daher�käme.�es�wäre�doch�ein�Gewinn!

farbbeschichtetem Trapezblech und einem in den Eckbereichen konisch ausgeführten Gleit-Falz-Profildach aus Stahl mit Aluminium-Zink-Be-schichtung als regenwasserabführende Dachoberschale. Aller zelebrier-ter Dramatik zum Trotz fordert das durchkommerzialisierte Fußballge-schäft ein hochfunktionales Gebäude, das von Verwahrzellen bis zur Wellness-Anlage, vom Pressezentrum bis zur täglich geöffneten „Sports-Bar“, Dutzende unterschiedlich ausgestatteter Küchen bis zu tagesbe-lichteten Büroräumen eine Reihe von Spezialräumen verlangt. In dem knapp 400 000 m³ fassenden Gebäudevolumen, vor allem in dem mit Betonfertigteilelementen verkleideten Hauptgebäude im Stadionsüden, 658 Räume untergebracht.

Die Impuls Arena ist ein Stadion mit viel Atmosphäre, eine Land-mark, ein Schmückstück, ein identitätsstiftendes Wahrzeichen ist sie

nicht. Es fehlt die Fassade, die vertraglich fest vereinbarter Bestandteil und Grundlage für städtischen Subventionen in Höhe von immerhin 13 Millionen Euro war. Doch der Verein will lieber in Fußballer-Beine investieren. Zwar haben die Architekten ihre Fassade schon mehrmals überarbeitet, die voraussichtlichen Kosten um die Hälfte auf 2,5 Milli-onen Euro gesenkt und die Baugenehmigung erteilt bekommen, zwar zeigten sich Kommunalpolitiker und der Hauptsponsor höchst verär-gert, zwar spricht die Lokalpresse von „Farce“, doch Klubchef Seinsch gelingt es mit eher fadenscheinigen Argumenten immer wieder, den baulichen Abschluss in Form einer bildmächtigen Hülle auf die Ersatz-bank zu schieben. So ist der FC Augsburg vielleicht bald fußballtech-nisch in der 1. Liga, architektonisch aber, obwohl er allerbeste Voraus-setzungen hätte, noch lange nicht. Enrico Santifaller, Frankfurt

Impulsarena Augsburg

Der�entwurf�der�Fassade�von�Bernhard�&�Kögl�architekten,�augsburg

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Baudaten

Objekt:� FCA Arena Neubau eines Fußball-stadions Impuls Arena

Standort: Augsburg, Bayern, D

Bauherr:� F.C. Augsburg Arena Besitz- und Be-triebsgesellschaft GmbH

namensgeber: Impuls Arena- Impuls Finanzmanage-ment AG, Gersthofen

nutzer: Fußballverein FC Augsburg

Catering:�LEW Service & Consulting GmbH, Augsburg

architekt:� Bernhard & Kögl Architekten, Augsburg

Projektteam: Bernhard Titus, Kögl Peter, Federspiel Andreas, Filutowski Sebastian, Gehl Andrea, Horn Wolfgang

Mitarbeit: Gabriel Vincent, Himmel Ulrich, Kögl Antonia, Rühle Anita, Schmuck Werner

DBz�StaDien�|�2010

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Generalübernehmer: hbm Stadien und Sportstätten GmbH, Düsseldorf

Landschaftsarchitekten: Bernhard & Kögl Architekten, Augsburg

Generalübernehmer�außenanlagen:�Richard Schulz Tiefbau GmbH & Co. KG, Neuburg a.d. Donau

tragwerksplanung: Ingenieurbüro für Bauwesen Dr. Pelle, Dortmund

Projektsteuerung: IB Reisch, Augsburg

technische�Gebäudeausrüstung

Heizung/Lüftung/Sanitär: IGK FM Projektmanagement GmbH, Mülheim; IB Lutzenberger, Mindelheim

elektroplanung: Planungsgesellschaft Karnasch mbH, Essen

Küchenplanung: Reisner & Frank GmbH, Karlsruhe

Bauphysik: ISRW Dr.-Ing. Klapdor GmbH, Düsseldorf

Brandschutzplanung: HHP GmbH, Braunschweig, Niederlassung Süd

Baugrunduntersuchung: Geotechnikum Ingenieurgesellschaft mbH, Augsburg

Spielfläche/Rasen: Dipl. Ing. Rainer Ernst Landschaftsarchi-tekt, Frankfurt a.M.

Planungs-�und�Bauzeit:� 2005, Fertigstellung/Eröffnung August 2009

Bauelemente: Pfahlgründung, Stahlbetonkonstruk-tion, Stahlbetonwände, Stahlbetonfer-tigteile (Tribüne, Gebäude Promenade, Vorhangfassade Hauptgebäude), Dach aus Stahlkonstruktion mit Trapez-blechtragschale, in den Eckbereichen konisch ausgeführtes Gleit-Falz-Profil-dach aus Stahl mit Aluminium-Zink-Be-schichtung als Dachoberschale

Projektdaten

Grundstücksgröße: 166 200 m²

Bruttogeschossfläche: 46 266 m²

Hauptnutzfläche�HnF: 21 570 m²

Gebäudevolumen�GV�(BRi): 391 945 m3

Geschossfläche�GF:�34 742 m²

ebene�-2: 1 255 m²

ebene�-1: 5 539 m²

ebene�0: 2 553 m²

Promenade: 7 080 m²

ebene�1: 1 954 m²

ebene�2: 1 472 m²

ebene�3: 1 429 m²

tribüne,�Projektion: 13 170 m²

Gebäude�außenanlagen: 290 m²

Stellplätze:�2 500 PKW, 23 Taxen, 72 Busse, 1 000 Fahrräder, 40 Motorräder

Kapazität: 624 Logensitze Ebene 1 und 2 (49 Logen), 1 674 Business Sitze,17 381 Sitzplätze Heim und Gast,11 036 Stehplätze Heim und Gast,46 Rollstuhlfahrer, 46 Helfer Rollstuhlfahrer, 74 Presse,30 881 Zuschauer Gesamt

Schnitt�aa,�M�1�:�1�000

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Architektur

Steiler AufstiegRhein-Neckar-Arena, SinsheimFür den Verein 1899 Hoffenheim zählen drei Dinge: Fans, Fans, Fans. Die Planer von agn bauten dem Verein daher ein Stadion, in dem die Zuschauer den Spielern so nah wie sonst nirgendwo kommen.

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Foto: Uwe Grün, Sinsheim

Ungewöhnlich erscheint auf den ersten Blick der Bau eines Stadions mit über 30 000 Plätzen in einer Stadt mit gerade mal 35 000 Einwoh-nern. Schon zu Regionalliga-Zeiten entschied sich 1899 Hoffenheim für den Bau eines eigenen Stadions. Man steckte sich hohe Ziele und wünschte sich eine entsprechende Spielstätte. Ziele erreicht: Beide – Verein und Stadion – gehören zur ersten Liga.

Mit Hilfe eines beschränkten Architektenwettbewerbs begab sich Hoffenheim im Jahr 2006 auf die Suche nach der passenden Heim-stätte. Gewünscht wurde ein Stadion, das bundesligatauglich ist, ja sogar die UEFA- Bedingungen für internationale Spiele erfüllt, aber trotzdem lokal verwurzelt ist. Schließlich bestimmen nicht zuletzt die Fans mit ihrer Anwesenheit, ob eine Sportstätte funktioniert – und damit auch ein Verein. Also für die Familie nur das Beste: eine Identi-fikationsskulptur für die Region, optimale Sicht auf allen Plätzen und größtmöglicher Komfort. Kurzum: mutig, erfrischend, optimal, von hoher Qualität, effektiv und schnell – das waren die Wunschadjektive für den Entwurf und die Umsetzung.

Schwebende WolkeAuserwählt wurde das „Wolkendach“ – der Entwurf von agn Nieder-berghaus + Partner aus Ibbenbüren. Deren Idee war es, das Stadion in die umgebende hügelige Topografie einzubetten, den massigen Sockel so weit wie möglich „in die Erde hineinzudrücken“ verbildlicht Projektleiter Wolfgang Franke die Absicht der Planer. Aber nicht nur für die Landschaft hatte das eine positive Bedeutung. Ganz selbstver-ständlich ergab sich daraus eine optimale Organisation und Erschlie-ßung. So können die Zuschauer barrierefrei zu ihrem Block im Stadion-inneren gelangen. Ein Stück Heimat findet sich auch in der Materialität der Fassade. Die Zuschläge des Betons stammen aus der Region und greifen somit das Farbspektrum der Landschaft wieder auf.

Die Masse wegnehmen, das Thema zeigt sich vor allem im Dach. Scheinbar schwerelos schwebt es über dem Baukörper, bei Dunkel-heit von einem Ring aus Licht getragen. Eine transluzente Membran umhüllt die eigentliche Tragkonstruktion. Lediglich eine Reihe dünner Stahlstützen ist zu sehen. Schon früh entschieden die Planer sich ge-gen eine konstruktive Ehrlichkeit, die das Tragwerk ablesbar macht. Sie wollten in erster Linie die „Idee bauen“ so Franke. Und die Fern-wirkung der neuen Landmarke gibt der Entscheidung Recht.

Im KesselAuch im Innenraum ist die Arena stützenfrei. Auch hier befindet sich das Dach in einem schwerelosen Zustand. So manch ein Fan wird sich fragen, wie das Dach getragen wird. Doch wohl nur bis zum An-pfiff, von da an zählt für ihn wohl eher der optimale Blick: Von allen rund 30 150 Plätzen aus sieht man das komplette Spielfeld. Möglich wird dies durch die Steigung der Tribünen. Die Planer schöpften das Maximum des nach Versammlungsstättenverordnung zulässigen Steigungswinkels aus. Der Wunsch des Vereins nach größtmöglicher Dichte und Nähe wurde so in Form eines Einrangstadions realisiert. Wohl kalkulierter Nebeneffekt dabei ist, dass auch bei nicht ausverk-auftem Hause die Tribünen gefüllt erscheinen und die Atmosphäre profitiert.

Verbindende ElementeDrittes wichtiges Element neben Dach und Zuschauerrängen ist der Businessbereich. Baulich ist dieser vollständig in den Baukörper inte-

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Lageplan, M 1 : 10 000

Gerade bei Dunkelheit bestätigt sich der Name „Wolkendach“. Das Dach scheint über dem Gebäudesockel zu schweben

Architektur | Rhein-Neckar-Arena, Sinsheim

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griert und lässt sich nicht an der Fassade ablesen. Damit sind auch diese speziellen Fans ungewöhnlich dicht dran am Spielgeschehen. Die Business- und Logenetagen sind offen gestaltet und durch Lufträume miteinander verbun-den. Das Fußballspiel wird zur Gelegenheit. Man trifft sich, man kommuniziert. Zudem verschafft dieser mit hochwertigen Materialien gestaltete Bereich dem Bau-herren ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein: Als Event- und Konferenzplattform ist er auch an Nicht-Spiel-tagen nahezu ausgelastet.

Technische SuperlativeFür ein semi-öffentliches Gebäude sind Sicherheitstech-nik, Medientechnik, Elektrotechnik, Ver- und Entsorgung besonders wichtige Themen. Das zeigt sich auch an ih-rem Kostenanteil von ca. 1/7 (15 %) der Gesamtkosten. Bei einem international agierenden Stadion kommen die DFL- und UEFA- Anforderungen noch hinzu. So muss eine leistungsstarke Flutlichtanlage, eine ausfallsichere Strom-versorgung, ein modernes und effizientes öffentliches Kommunikationssystem, ein Überwachungssystem inklusive Kontrollzentrum, moderne Medientechnik, Arbeitsplätze für Journalisten und Fernsehstudios etc. vorhanden sein. Zudem fordern die DFL und die UEFA in heutigen Stadien digitale LED-Bande als Werbeflächen. Die Rhein-Neckar-Arena verfügt über eine komplett um-laufende LED-Bande, Spots und digitale Werbebanner werden per Computer eingespielt.

BeleuchtungFür eine optimale Sicht und vor allem eine gute Bildüber-tragungsqualität werden nach Bundesligastandard 900 bis 1 000 Lux gefordert. Die UEFA verlangt eine Beleuch-tungsstärke von 1 400 Lux. Für einen Standard wie HDTV werden in der Regel 1 800 bis maximal 1 900 Lux ange-setzt. In der Rhein-Neckar-Arena gab man sich jedoch da-mit noch nicht zufrieden. Durch eine optimale Anordnung der Strahler in der Dachkonstruktion sowie kurze Distan-zen zum Spielfeldrand werden aus Sicht der Führungska-mera in allen Bereichen des Spielfeldes über 2 000 Lux erreicht. Die Flutlichtanlage verfügt über 210 Scheinwer-fer mit je 2 000 W, was ungefähr 800 handelsüblichen Baustrahlern entspricht.

ZeitmanagementDie eigentliche Herausforderung für die Planer lag jedoch nicht etwa in der architektonischen, konstruktiven oder technischen Umsetzung, sondern in der zeitlichen. Gera-de 24 Monate lagen zwischen Planungsbeginn und Eröff-nung. Bereits nach zwei Monaten wurde die Genehmi-gungsplanung eingereicht und nach nur vier weiteren Monaten konnte mit dem Bau begonnen werden. Mög-lich machte dies die interdisziplinäre Bearbeitung des Projektes von agn als Generalplaner. Die gesamte Koor-dination und Umsetzung lag in der gleichen Hand, es gab nur einen Ansprechpartner. Das bringt zeitliche, finanziel-le und letztendlich auch qualitative Vorteile, sorgen die Planer schon selbst dafür, dass Ihre Entwurfsidee auch gebaut wird.

Vielleicht war es also die signifikante Idee, vielleicht aber auch der Teamgeist – bei Verein und Planern – der das Stadion zum Schweben bringt. SG

Detailschnitt, M 1 : 500

Grundriss Ebene 3, M 1 : 2 000

Auch im Innenbereich des Stadions verbirgt sich die Konstruktion hinter der Membran

1 VIP-Eingang, 2 Spielerbereich, 3 Business-Club, 4 Logen, 5 Technik, 6 Business-Seats, 7 Video-Wand

1 Business-Club, 2 Logen, 3 Business-Seats, 4 Presse, 5 Heimfans, 6 Gästefans

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Architektur | Rhein-Neckar-Arena, Sinsheim

Schnitt AA, M 1 : 1 250

Schnitt BB, M 1 : 1 250

Der Business-Bereich wird an Nicht-Spiel-tagen als Konferenz- oder Tagungslocation vermietet. Um hierfür attraktiv zu sein, ist er offen, kommunikativ und mit hochwer-tigen Materialien ausgestattet

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Foto

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Baudaten

Projekt: Rhein-Neckar-Arena, Sinsheim

Heimspiel: 1899 Hoffenheim

Bauherr: DH Besitzgesellschaft mbH & Co.KG

Architekt/Generalplanung: agn Niederberghaus & Partner GmbH, Ibbenbüren www.agn.de

Geschäftsleitung: Lothar Niederberghaus

Projektleitung: Wolfgang Franke

Entwurf: Wolfgang Franke, Peter Kucia

Ausführung: Wolfgang Franke, Christina Kassebaum, Claudia Ritter, Marina Stefanovic, Nadine Ullrich

Mitarbeiter

TGA: Projektleitung Uwe Bürgel

Heizung/Lüftung/Sanitär: Uwe Bürgel, Wolfgang Hagemann, Christof Hewing

ERSTKLASSIGES LICHTFÜR HOFFENHEIM

Hans Börner GmbH & Co. KG

Kunststoffverarbeitung

Rudolf-Diesel-Straße 8

64569 Nauheim

Telefon 06152 97640

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Wenn 1899 Hoffenheim in der Rhein-Neckar-Arena

spielt, behalten die Spieler den Durchblick durch

das 8.000 m² große Börner-Dach aus Makrolon®.

Die Verarbeitung von Polycarbonat und Acryl-

glas ist unser Metier. Selbstverständlich können

wir aus diesen Materalien auch andere

Produkte fertigen, als unsere erfolgreichen

Lichtkuppeln und -bänder.

Ihrer Fantasie setzen wir keine Grenzen. Testen

Sie uns, wir freuen uns auf Ihre Aufgaben.

DIE PROFI-LIGA FÜR NATÜRLICHES LICHT.

Elektrotechnik: Hans Raschdorf, Ansgar Schilling

Gebäudeleittechnik: Andreas Baron, Holger Wallmeier

Freilandplanung: Uwe Wild

Bauleitung: Hans-Joachim Meusel, Ingo Wellenbrock, Heiner Robert, Uwe Bürgel, Dietmar Brockschmidt, Ansgar Schilling, Andreas Baron

Innenarchitekten: Waller & Krauß, Stuttgart

Fachplaner

agn:Statik (Stahlbau): ahw Ingenieure GmbH, Münster

Statik (Massivbau): Thomas & Bökamp Ingenieurgesellschaft mbH, Münster

Brandschutz: HHP West Beratende Ingenieure GmbH

Membrandach: form TL Ingenieure für Tragwerk und Leichtbau GmbH, Radolfzell

Projektdaten

Grundstücksfläche: 129 500 m2

Bebaute Fläche: 15 000 m2

Nutzfläche: 32 000 m2

Sportliche Nutzfläche (netto): 10 300 m2

Plätze: 30 150 Zuschauer (21 000 Sitzplätze, 9 150 Stehplätze)

Business-Club: 1 364 Business-Seats, 40 Business-Logen

Fankneipe: 450 Plätze

Parkplätze: 2 500 direkt am Stadion, 2 100 in Stadionnähe

Planungsbeginn: Dezember 2006

Bauzeit: Mai 2007-Januar 2009

Rasenfläche: 100 x 65 m

Dachkonstruktion: 40 000 m2 Kunststoffmembrane

Gesamtgewicht: 3 400 t

Zum Thema: www.achtzehn99.dewww.stadionwelt.de

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Die humorvoll als „Werkself“ bezeichnete Mannschaft von Bayer Le-verkusen 04 hat eine Geschichte, die in mehrfacher Hinsicht mit dem Bayer Konzern verwoben ist. Nicht nur historisch und sportlich, son-dern auch architektonisch und materiell zeigt sich in der neuen Bay Arena am Autobahnkreuz Leverkusen der Einfluss der Firma Bayer. Das alte Stadion mit 22 500 Zuschauerplätzen genügte den Anforde-rungen zur Austragung internationaler Spiele nicht mehr. So stimmte 2007 der Vorstand der Bayer AG den Umbauplänen seiner Tochterge-sellschaft Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH zu, das alte Stadion neu zu gestalten.

Das Architekturbüro HPP wurde, nach einem schon 2002 gewon-nenen Wettbewerb, als Generalplaner und verantwortlicher Architekt für die knapp zweijährige Modernisierung beauftragt. Ziel war es, die gesamte Auslegung des Stadions, von den sportlichen Bereichen bis zu denen des Managements, sowie das optische Erscheinungsbild der BayArena grundlegend zu wandeln. Oberste Maxime war dabei, den neusten Stand der Technik hinsichtlich der sportlichen sowie wirt-schaftlichen Anforderungen zu erreichen.

Die Bauarbeiten starteten im Dezember 2007 mit der Demontage des alten Stadiondachs, das über 25 Jahre von kalt eingebogenen Makrolon Stegplatten in Form und Textur geprägt wurde. Über die komplette Neugestaltung des Dachs hinaus umfassten die Maßnah-

men den Rückbau der Westtribüne in Kombination mit einem vierge-schossigen, 20 000 m² großen Neubau mit VIP-Tribünen einschließlich Tiefgarage, eine Vergrößerung der Mannschaftsräume inklusive Phy-siotherapie- und Regenerationsbereiche auf 2 600 m², der Neubau eines Hospitality-Bereichs, neue Medieneinrichtungen und eine An-hebung der Zuschauerkapazität auf 30 500. Obwohl von dem alten Stadion der gesamte Unterrang, das Lindner Hotel im Norden und das Verwaltungsgebäude im Süden in ihren Strukturen unverändert erhalten geblieben sind, stellt sich die neue BayArena mit den an der Ost- und der Westseite entstandenen Logen (zwischen Ober- und Un-terrang) und dem neuen U-förmigen Oberrang funktional und gestal-terisch als eine Einheit dar.

Weithin sichtbar definiert sich die BayArena über das kreisrunde 28 000 m² große Dach. Die von HPP gemeinsam mit Schlaich Berger-mann und Partner entworfene Konstruktion schwebt als transluzente Scheibe von 215 m Durchmesser über allen Bauteilen. Sie basiert auf dem Prinzip des Speichenrads mit einem äußeren, als Fachwerksträ-ger ausgebildeten zweifachen Druckring mit Diagonalauskreuzung dazwischen. Der Zugring, ein Ringseil aus sechs Einzelseilen, wird durch 72 radial spannende Tragseile und 36 Spannseile fixiert. Die Konstruktion des Dachs ist durch eine in 36 Achsen aufgeteilte Kreis-geometrie mit je acht Ringsegmenten aus Fachwerkspfetten gekenn-

Architektur

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zeichnet, welche sich tangential von Seilbinderknoten zu Seilbinder-knoten spannen. Die Lasten des Dachs werden über acht zweifach geneigte, V-förmige Stützenpaare mit einem Durchmesser von je einem Meter in den Baugrund abgeleitet. Die Dacheindeckung er-folgte mit von Bayer speziell entwickelten, 1,50 m breiten, translu-zenten Makrolon-Polycarbonatplatten. Diese Stegplatten sind UV-be-ständig und lassen 65 % des Tageslichtes durch. Sie verleihen der filigranen Konstruktion die optische wie konstruktive Leichtigkeit. Außerdem ermöglichen sie im Stadionrondell einen attraktiven Frei-lufteindruck. Die Leichtbaukonstruktion passt ihre Form den Windver-hältnissen an und kann sich dabei bis zu einem Meter nach oben und

unten bewegen. Die Eindeckung verfügt über die nötige Flexibilität, um diese Verformungen des Seiltragwerkes aufzunehmen.

Die Form und Komposition der Dachkonstruktion zeichnet sich be-sonders durch den minimalen Materialeinsatz aus. Sie gibt Zeugnis von einer perfekten Symbiose von Architektur, Ingenieurkunst und Materialität. Die Eröffnung der BayArena im August 2009 erfolgte ter-mingerecht nach einer 20 monatigen Bauzeit. Es gelang in eindrucks-voller Weise, den Bestand harmonisch mit den Neubauten durch eine verbindende Architektur und Dachkonstruktion zu integrieren. Die neue BayArena wirkt daher wie ein komplett neuer Stadionbau aus einem Guss. Christian Brensing, Berlin

Schnitt AA, M 1 : 250

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Wie aus einem GussBayArena, LeverkusenZu klein, zu alt und nicht mehr auf dem neusten Stand der Technik – die Erfahrung hatte man während der WM 2006 gemacht. HPP Architekten schafften eine Moder-nisierung, die Bestand und Neubau gleichberechtigt miteinander vereint.

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Übersicht Seilbinder, M 1 : 400

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Architektur | BayArena, Leverkusen

1 Druckring Obergurt, 2 Druckring Diagonale, 3 Druckring Untergurt,4 Tragseil, 5 Spannseil, 6 Dachrinne durch Sprossen ausgebildet,7 Fachwerkpfette, 8 Makrolon-X-Platte, 9 Sprossenkragarm/Abschlussprofil Dachinnenrand,10 Ringseil

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Baudaten

Bauherr: Bayer 04 Immobilien GmbH

Architekten: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH + Co. KG, Düsseldorf

Ingenieure Dach: Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart

Ingenieure Tribüne: Krebs und Kiefer, Karlsruhe

Zuschauer: 30 500 auf zwei Rängen

VIP-Bereich: Westseite für 1 400 Personen offen; Ostseite 20 Logen á 10 Personen

Dachfläche: 28 000 m² aus 25 mm dicken und 5 kg schweren Makrolon Stegplatten mit Sonder- UV-Schutz, insgesamt 450 t Stahlseile in einer Stärke von bis zu 90 mm, 2 000 t Stahl für das Primärtragwerk und 800 t Stahl für das Sekundärtragwerk

Bauzeit: 2007-2009

BAYER LEVERKUSEN–KLARE SICHT AUF EUROPA

Die BayArena wird von einem spektakulären

28.000 m² großen Börner-Dach aus Makrolon®

gekrönt.

Unsere Ideen sorgen aber auch an anderen Orten

für erstklassiges Licht. Überall, wo gleich mäßige

und großfl ächige Ausleuchtung be nötigt wird,

sind Börner Lichtbänder die erste Wahl.

Alle werkstoffbedingten Vorteile, wie die

Thermo- und Schallschutzeigenschaften, die

Witterungsstabilität und Schlagfestigkeit und den

hohen Selbstreinigung seffekt, kombinieren wir

mit einer Vielfalt gestalterischer Möglichkeiten.

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DIE PROFI-LIGA FÜR NATÜRLICHES LICHT.

Die Tragkonstruktion des Daches basiert auf dem Prinzip eines Speichenrades. Insgesamt wurden für die Dachkonstruktion fast 10 000 m Stahlseile mit einem Gewicht von 2 800 t verarbeitet Fo

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Nachhaltig gedachtWeser-Stadion, BremenDas Weser-Stadion ist das Stadion mit der größten gebäudeintegrierten Photovoltaik-Anla-ge Deutschlands, und als erste größere Sportstätte in Europa, setzt das Weser-Stadion damit bauliche und energetische Akzente.

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Architektur

Sportstadien sind Sonderbauten der Extraklasse mit geringen Grund-lasten aber extravagant hohen Spitzenlasten im Energieverbrauch. Somit überrascht es nicht, dass Sportstätten bisher eher selten unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit geplant und gebaut wurden. Das We-ser-Stadion in Bremen geht jetzt unter den bedeutenden Sportstätten Europas als Erste von Anfang an in den Planungsprozess integrierte Photovoltaikanlage in die Offensive. Als größte gebäudeintegrierte Photovoltaik-Anlage Deutschlands, und erste größere Sportstätte in Eu-ropa, setzt das Weser-Stadion bauliche und energetische Akzente.

Die Geschichte des Weser-Stadions geht auf das Jahr 1909 zurück. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Sportstätten sukzessiv aus-gebaut und erweitert. Das erfolgte immer phasen- bzw. abschnitts-weise, was zu einer gestalterischen und städtebaulichen Zergliede-rung geführt hat. Das neue Stadiondach liegt acht Meter höher als das alte. Eine Neuerung, die einerseits konstruktiv durch die neuen Tribünentiefen an den Kopfseiten sowie andererseits durch die Maß-gabe einer flächenebenen Dachkonstruktion, erforderlich wurde. In Zukunft sitzen alle Zuschauer, auch auf den Längsseiten, unter dem schützenden, leichten Stahldach. Durch den Neubau der Kopfseiten-tribünen wird die Umwandlung vom Multifunktions- zu einem reinen Fußballstadion vollzogen. Die Tribünen rückten dadurch bis auf ein Minimum an das Spielfeld heran. Den Ingenieuren von Procon und Schlaich Bergermann & Partner gelang es Tragreserven so auszunut-zen, dass ohne Eingriffe in die Tribünenkonstruktion der Haupttribü-ne, die Dachkonstruktion um 12 m verlängert werden und eine einheit-

liche Gestaltung des Daches erreicht werden konnte. Die optimale Lösung für Funktion, Budget und beschränkte Bauzeit sieht einige wenige Stützen im Oberrang der Stirntribünen vor. Thorsten Nagel, Geschäftsführer der Procon Ingenieurgesellschaft mbH erläutert: „Der Hintergrund der Dachstützen in der West- und Osttribüne sind neben deutlich höheren Baukosten einer stützenfreien Konstruktion die Abhängigkeiten zum Bauen im Bestand und unter laufendem Spielbetrieb . Bei einer stützenfreien Konstruktion hätte der Bauherr bzw. Werder Bremen eine Vielzahl von temporären Abstützungen im laufenden Spielbetrieb bis zur Gesamtfertigstellung über einen Zeit-raum von 2,5 Jahren akzeptieren müssen.“

In einer energetischen Allianz realisiert Deutschlands fünftgrößter Energieversorger EWE das Projekt zusammen mit den Stadtwerken Bremen (swb). Ulf Brommelmeier, Projektleiter der EWE, erläutert das Prinzip der Vorgehensweise bei den drei unterschiedlichen Pho-tovoltaikkonstruktionen, die jeweils in den verschiedenen Bauteilen ihre Anwendung finden: „Die Photovoltaikanlage am Bremer Weser-stadion besteht aus drei Anlageteilen: Erstens eine Fassade aus Glas-modulen zweitens, in die Dachbahn integrierte Dünnschichtmodule und drittens, handgefertigte Kunststoff-Module. Die Aufteilung in der Anlagenteile haben wir bewusst so gewählt, um Erfahrungen mit verschiedenen Produkten zu sammeln.“

Das erste Bauteil, das Photovoltaikelemente aufnimmt, ist die im Neigungswinkel von 15° konisch zulaufende, halbtransparente Glas-fassade. Im Endzustand wird sie das gesamte Stadion in einer Länge

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von 600 m und circa 19 m hohem gläsernen Kordon umgeben, wobei auf der Nordseite Glasmodule mit einem PV-Zellen ähnlichen Sieb-druckmuster versehen werden, um eine gestalterische Einheit des Weser-Stadions herbeizuführen.

Die Fassadenkonstruktion besteht aus Stahlhohlprofilen, die an der Bestands-Betonkonstruktion hängen, welche auch die Konstruk-tion des neuen Stadiondachs tragen. Aufgrund der gewählten Geo-metrie der Fassadenkonstruktion konnten aufwendige, trapezförmige Module vermieden werden. Rechteckige, 90 kg schweren PV-inte-grierten Glasmodule werden nach oben hin reihenweise schmaler ausgeführt und in Einlegprofile eingespannt.

Das zweite Bauteil der PV-Elemente liegt auf dem jeweiligen nach Himmelsrichtung unterteilten Dachaußenring. Die Firma Solar Engi-neering, verantwortlich für die gesamte Photovoltaikplanung, projek-tierte auf den silbern glänzenden Dachabdichtungsbahnen 593 Kilo-wattpeak in Form von Folien, ein spezielles Dünnschichtmodul. Es handelt sich hierbei um Dachabdichtungsbahnen mit integrierten Dünnschicht-Modulen. Die Firma Alwitra verarbeitet die den Dach-bahnen zu einem Produkt. Die Verkabelung erfolgt unter den Dach-bahnen, was zum Einen die Kabel schützt und zum anderen eine sehr homogene optisch ansprechende Dachfläche schafft.

Das dritte und innovativste Bauteil, mit einer absolut neuartigen PV-Konstruktion, ist der sieben Meter breite, semitransparente Innen-dachring. Aus Gründen der eingeschränkten statischen Belastbarkeit des Bestandbaus und der Vorgabe leichtgewichtige Module mit unter-

schiedlichen und individuellen Geometrien zu realisieren, kam eine Ausführung mit Glas-Glas-Modulen nicht in Frage. Fündig wurde EWE auf der Suche nach Alternativlösungen bei der Firma Sunova-tion aus Elsenfeld am Main, die seit vielen Jahren Solarmodule aus Kunststoff nach einem patentierten Verfahren herstellt. Bisher kamen diese Sandwichplatten mit einem transparenten Mehrkomponenten-gel zwischen der Träger- und der Deckplatte in unterschiedlichen An-wendungen zur Ausführung, z. B. Objekten der Stadtmöbelierung, Automobilindustrie oder maritimen Einsatzbereichen. Andreas Wöll, Geschäftsführer der Sunovation GmbH weist auf die besonderen Vor-teile hin: „Im Weserstadion wurden Sondermodule auf Kunststoffba-sis mit einer > 60-% Gewichtsersparnis im direkten Vergleich zu Glas-Glas-Modulen im Überkopfbereich realisiert. Der Gewichtsvorteil und die Möglichkeit mit dieser Technologie individuelle Geometrien zu generieren, brachte die Module in der Architektur in dieser Größen-ordnung erstmals zum Einsatz.“

Die im Weser-Stadion verwendeten großflächigen Module fixieren die Solarzellen zwischen zwei Kunststoffplatten – in diesem Fall Ma-krolonplatten der Bayer AG. Sie ist die erste netzgekoppelte Solar-stromanlage mit Kunststoffmodulen in dieser Form überhaupt. Die Zuschauer können die Kunststoffmodule problemlos von allen Rän-gen aus sehen, wie sie in ihrer gerasterten Symmetrie die vordersten Tribünenränge überdachen ohne zu verdunkeln – eine fortwährende Erinnerung an die Nachhaltigkeit der Architektur wie der Konstruktion. Christian Brensing, Berlin

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Baudaten

Bauherr: Bremer Weser-Stadion GmbH

Generalplanung: Procon Ingenieurgesellschaft mbH in Zusammenarbeit mit: Schlaich Berger-mann und Partner und WABE Plan

Zuschauer: 42 300

VIP-Bereich/Logen: 85 Logen, 1 000 Business Sitze, VIP Loungebereich, VIP Restaurantbereich sowie eine Großraum-Business-Loge, insgesamt ca. 3 500 VIP Plätze

Dachfläche: 16 000 m² PV-Fläche mit 200 000 Solarzellen

Dachaußenring:Dünnschicht PV-Module von Alwitra/Unisolar Evalon, 524 kWp, 40 % Anteil

Dachinnenring: Sunovation Module mit Bayer Ma-krolon-Plattenelementen transparent mit integrierten monokristallinen 6“ Solarzellen, Gesamtmodulleistung nach Fertigstellung 2011, circa 230 kWp

Fassade: Glas-Glas Module von Schüco, 519 kWp, 40 % Anteil

Bauzeit: 2009 – 2011

Schnitt Südfassade, M 1 : 250

DBZ STADIEN | 2010

Es wurden Sondermodule auf Kunst-stoffbasis mit einer > 60- % Ge-wichtsersparnis im direkten Ver-gleich zu Glas-Glas-Modulen im Überkopfbereich realisiert

Architektur | Weser-Stadion, Bremen

Das neue Stadiondach liegt acht Meter höher als das alte. Eine Neuerung, die einerseits konstruktiv durch die neuen Tribünen-tiefen an den Kopfseiten sowie andererseits durch die Maßgabe einer flächenebenen Dachkonstruktion erforderlich wurde

1 Pfosten im Raster der Scheiben 2 Riegel 3 Abstützung 4 Spannbeton Bestandsbinder 5 Anschluss an Bestandsbinder 6 Fertigteil Brüstung, Bestand 7 Decke, Bestand 8 Betonkragarm, Bestand

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Stoßdarstellung im Makrolon, M 1 : 2,5

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Ins Bremer Weser-Stadion wird das Licht

durch ein 3.000 m² großes Börner-Dach aus

Makrolon® fallen.

Auch an weniger prominenten Locations

sorgen unsere Lichtkuppeln dafür, dass Tageslicht

für angenehme Beleuchtung sorgen kann –

umweltfreundlich und köstengünstige Energie.

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Und wenn Standardlösungen nicht reichen

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Stadionplanung

TicketingKomfort und Sicherheit in modernen StadienStephan van der Kooi, Alemannia Aachen

DBZ STADIEN | 2010

Die Stadionlandschaft in Europa, aber vor allem in Deutschland hat sich in den letzten Jahren, ausgelöst durch die Fußballweltmeis-terschaft 2006, nachhaltig verändert. Teil die-ser Neubau- und Umbauphase war in den meisten Fällen auch das so genannte Ticke-ting. Dabei umfasst der Begriff Ticketing mehrere Themengebiete innerhalb der Struk-turen der Veranstalter und Stadienbetreiber. Dies sind vor allem:– Verkauf und Vertrieb von Eintrittskarten – Zutrittskontrollsysteme – elektronische Bezahlsysteme (E-payment)

Im Folgenden werden diese Aspekte im Hin-blick auf Fußballvereine und deren Veranstal-tungen behandelt. Alle Aspekte wirken zu-sammen neben der eigentlichen Immobilie Stadion auf den Komfort und die Sicherheit der Besucher ein.

Verkauf und Vertrieb von Eintrittskarten: Ticketing-SoftwareTypische Vertriebskanäle von Fußballvereinen sind der eigene Fanshop, die lizensierten Vor-verkaufsstellen der Region, Call-Center und das Internet. All diese Vertriebskanäle greifen auf eine zentrale, internetbasierte Datenbank zurück, so dass jederzeit die aktuelle Verfüg-barkeit der gewünschten Tickets überprüfbar ist. Die einzelnen Verkaufsstellen drucken die Tickets am Ende des Geschäftsvorganges ei-genständig aus oder leiten den zentralen Ver-sand ein. Der Bezahlvorgang wird direkt im System verbucht und kann an die nachfol-genden Stellen im Unternehmen weitergelei-tet und gegebenenfalls von dort überwacht werden.

Der Verein als Veranstalter ist über die Soft-ware in der Lage, den Verkauf einzelner Be-reiche je nach den eigenen Zielsetzungen

zu steuern. So kann beispielsweise frühzeitig bei sogenannten sicherheitsrelevanten Spie-len überprüft werden, ob in kritischen (Gast-) Postleitzahlengebieten verstärkt Tickets ver-kauft wurden.

Durch gezielte Sperrungen und Freigaben von Kontingenten können diese Verkäufe in Blöcken zusammengefasst werden, welche dem Ordnungsdienst und der Polizei eine Zu-ordnung zu den jeweiligen Fanlagern ermög-lichen.

Ein weiteres Beispiel: Der freie Verkauf kann auf einzelne Zielgruppen – zum Beispiel die Mitglieder des Vereins – beschränkt wer-den, um dieser Gruppe Vorteile aus ihrer Mit-gliedschaft zu ermöglichen. Hierbei muss sich nicht wie früher üblich auf den Verkauf am Ticketschalter beschränkt werden, son-dern es kann unter anderem der Internetver-kauf forciert werden.

Durch die zentrale Datensammlung können die Karten bis zu einem definierten Zeitpunkt im Internet im Vorverkauf veräußert werden. Die Tickets können dann am Spieltag durch den Kunden abgeholt und direkt genutzt werden.

TicketmedienIm Wesentlichen werden zwei Arten von Ticketmedien genutzt: Karten mit einge-bautem Chip – meist auf RFID-Basis, einer berührungslosen Variante – und Tickets mit einem aufgedruckten Barcode. So ist jedes Ticket und die damit verbundenen Informati-onen einzigartig und im System gespeichert.

Diverse Vereine nutzen mittlerweile auch das so genannte Print-at-home-Verfahren, welches vielen Kunden in Form des Online-Tickets der Deutschen Bahn bekannt ist. Hier kann das Ticket, welches mit einem Barcode

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Abbildung 1: Befüllungsganglinie eines Spieles im Tivoli, Aachen (Anstoßzeit: 20.15 Uhr)

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Stadionplanung | Ticketing

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versehen ist, zu Hause selbst ausgedruckt und zum Zutritt genutzt werden.

Zutrittskontrollsysteme Die Daten aus dem Ticketsystem werden in Echtzeit auf das Zutrittskontrollsystem im Stadion gespielt. So ist ein gerade an der Ta-geskasse gekauftes Ticket sofort im Zutritts-kontrollsystem gültig. Hierdurch können die Karten an der Tageskasse erst aufgrund des Erwerbs durch den Kunden erstellt und müs-sen nicht im Vorfeld ausgedruckt und auf die einzelnen Kassen verteilt werden. Es entfällt die früher übliche Situation, dass an einer Kasse des Stadions keine Karten, an einer anderen Kasse aber noch Restkarten verfüg-bar sind. Dies steigert wiederum den Kom-fort für den Kunden.

Sämtliche ticketbezogenen Daten stehen im Zutrittskontrollsystem sofort zur Verfü-gung. Diese Informationen sind im Wesent-lichen folgende:– Art und Zeitpunkt der Veranstaltung– Status des Tickets – bezahlt? – storniert? – Ersatzticket ausgestellt? – bereits genutzt? – Wiedereintritt nach Austritt?– Ermäßigungsart des Tickets

Die Daten werden dem Ordnungsdienstper-sonal gemäß Vorgabe des Ticketingverant-wortlichen angezeigt und können mittels ein-facher Signalisierung unterschieden werden. Dabei werden die Entscheidungsprozesse für den einzelnen Ordner so gering wie möglich gehalten. Meist werden nur die Signalfarben

einer Ampel – eventuell ergänzt durch Kurz-nachrichten im Display – angezeigt. Selbster-klärend sind die Farben Grün (Zugang ohne weitere Überprüfung) und Rot (kein Zugang).Die Hintergründe einer Sperrung des Tickets werden durch ein nachgelagertes Clearing und nicht durch das Ordnungsdienstpersonal geprüft und gemeinsam mit dem Kunden ge-klärt. Das verlagert den zeitaufwändigen Er-örterungsprozess vom Einlass weg, hin zu speziell geschultem Personal und hält die An-zahl der Zutritte pro Zeiteinheit entsprechend hoch. Die Farbe Orange (oder ähnlich) signa-lisiert eine Ermäßigung, welche dem Ordner vorzuzeigen ist. Dies kann zum Beispiel ein Schülerausweis sein, der zum Kauf eines er-mäßigten Tickets berechtigt.

Durch die elektronische Erfassung des Zu-gangsvorgangs ist die Veranstaltungsleitung in der Lage, den aktuellen Befüllungsgrad der Veranstaltung in Echtzeit zu überprüfen. Stellt sich hierbei beispielsweise heraus, dass die derzeitige Anzahl von Zutritten pro Minute nicht ausreichend für die Restzeit ist, können direkte Maßnahmen wie das Lockern der Personenabtastungen oder das Öffnen weiterer Drehkreuze veranlasst werden.

In der Nachbetrachtung der Veranstaltung können die Ganglinien ausgewertet werden und für zukünftige Spiele die Spitzenzeiten und die stark belasteten Eingänge durch ge-zielte Personalplanungen entlastet werden. (siehe Abbildung 1)

Elektronische Bezahlsysteme (E-payment)Viele Stadien verwenden mittlerweile elek-tronische Bezahlsysteme, so genanntes E-pay-ment. Hierbei unterscheidet man zwischen

geschlossenen und offenen Bezahlsystemen. Beispiel für ein geschlossenes System ist die-Tivoli-Karte des Aachener Stadions, welche nur bei Veranstaltungen dort genutzt werden kann. Ein offenes System ist zum Beispiel die Geldkarte auf der EC-Karte der Banken.

Das Guthaben eines offenen Systems kann an vielen Stellen aufgeladen und wieder ver-wendet werden. Der Einsatz beschränkt sich nicht nur auf die eigentliche Veranstaltung im Stadion. Beide Systeme haben Befürworter, am weitesten verbreitet sind jedoch die ge-schlossenen Systeme.

Die Vorteile des E-payments sind vielfältig. Beim Bezahlvorgang entfällt die Suche nach dem passenden Kleingeld beziehungsweise nach dem Rückgeld, er wird somit deutlich schneller. Ferner können keine Kassenabwei-chungen auftreten, da der Vorgang bargeld-los erfolgt. Da die Systeme direkt mit der Wa-renwirtschaft verbunden sind, reduziert sich der Aufwand für die spieltägliche Inventur.

Die Besucher empfinden es bei geschlos-senen Systemen häufig als nachteilig, dass das Guthaben im Vorfeld aufgeladen und nach der Veranstaltung auf Wunsch wieder entla-den werden muss. Das aus diesem Aspekt unter Umständen auf der Karte verbleibende Restguthaben ist auf der anderen Seite ein entscheidendes Argument für den Betreiber dieser Kartensysteme.

Die mit dem elektronischen Bezahlsystem einhergehende elektronische Kasse erfasst sämtliche Warenbewegungen exakt. Den Ver-antwortlichen ist es daher in der Nachbe-trachtung möglich, den Wareneinsatz pro Kiosk, die Wirksamkeit von Warenwerbun-gen, die Warenverkäufe pro Produkt, den ma-

Ein reibungsloser und zügiger Einlass lässt auch bei Großveranstaltungen mit hohem Besucheraufkommen keine langen Wartezeiten aufkommen

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Autor

Stephan van der Kooiwurde 1975 geboren. Er ist Prokurist der Aleman-nia Aachen Stadion GmbH, der Eigentümerin und Betreiberin des Aachener Tivoli. Der gelernte Bau-ingenieur war verantwort-licher Projektleiter für die nur knapp dreijährige Projektierungs-, Planungs- und Bauphase des Tivoli. Zuvor, von 2003 bis 2006 war van der Kooi in der Projektleitung des 1. FC

Köln im Rahmen des Umbaus vom Müngersdorfer Stadion in das RheinEnergieStadion tätig und leitete auch dort anschließend den Betrieb für den Nutzer 1. FC Köln.

Wer Stadien plant, baut aufWolf Energiesparsysteme.

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ximalen Warendurchsatz pro Kasse und vieles mehr zu prüfen und für die nächste Veranstaltung zu hinterfragen.

Customer-Relationship-Management – eine Karte für allesImmer mehr Vereine gehen dazu über, die oben genannten Funktionen des Ticketings in einer Kundenkarte zu bündeln. Diese Karte ist dann Eintrittskarte, Bezahlkarte und Mitglie-derkarte in einem. Über die Eindeutigkeit der Karte kann ein effektives Customer-Relation-ship-Management, kurz CRM, eingeführt und gepflegt werden.

Sämtliche Vorgänge des Kunden im Sta-dion können ausgewertet und so die Ver-kaufs- und Verkaufsförderungsprozesse an-gepasst werden. Es können gezielt „Pakete geschnürt“ werden. Beispielsweise erhält der Kunde beim Kauf einer Dauerkarte be-reits ein Startguthaben auf seiner Karte gut-geschrieben. Es besteht zudem die Möglich-keit, einzelnen Kunden entsprechend ihrem Kaufverhalten besondere Angebote zu unter-breiten.

Denkbar ist es auch, dass zur Förderung eines früheren Eintritts in das Stadion den Be-

suchern der ersten halben Stunde nach Öff-nung ein Guthaben auf ihre Karte geladen wird, um den Druck bei ausverkauften Spielen von den Einlässe zu entzerren.

Das Stadion als MultifunktionsarenaViele moderne Stadien sind auf eine multi-funktionale Nutzung ausgerichtet. Das be-deutet, dass neben Fußballspielen zum Bei-spiel Konzerte oder ähnliches ausgerichtet werden können. Diese Veranstalter nutzen meist für die gesamte Tournee eines Künst-lers die gleiche Ticketingplattform.

Dementsprechend müsste für jedes Stadi-on eine separate Schnittstelle zu den einzel-nen Zutrittskontrollsystemen geschaffen wer-den. Das lohnt sich in den wenigsten Fällen, so dass die Daten nicht auf die Drehkreuze im Stadion übertragen werden und diese somit nicht eingesetzt werden können.

Allerdings können die Paymentfunktionen problemlos genutzt werden. Meist bleibt das Guthaben der Fußballveranstaltungen für den Besuch anderer Veranstaltungen erhal-ten. Wünscht dies ein Veranstalter nicht, kann das Guthaben auch pro Veranstaltung erfasst und abgerechnet werden.

Ticketing bedeutet also weit mehr als der Verkauf einer Eintrittskarte. In seiner Umfas-sendheit ist es eine wichtige Säule im Be-reich der eigentlichen Veranstaltung. Gemein-sam mit der baulichen Infrastruktur und dem eingesetzten Personal dient das Ticketing der Steigerung des Komforts und der Sicherheit für jeden einzelnen Besucher.

Stadionplanung

Stadionplanung in der Bundesliga: Einblicke und AusblickeDie Philosophie der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH Birger J. Naß, Frankfurt am Main

Weltweit genießen die Stadien und Arenen in Deutschland einen exzellenten Ruf. Die Gründe dafür sind vielfältig: moderne Infra-struktur, hoher Komfort und Sicherheit sind die entscheidenden Kriterien. Darüber hin-aus ist es das Ziel der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, langfristig einheitliche Bedin-gungen für den Spielbetrieb zu schaffen und zugleich den Zuschauern ein Höchstmaß an Komfort und Sicherheit zu bieten.

Die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass immer dort, wo modernisiert wurde, die Auslastung der Stadien merklich gestiegen ist. Ein Vorteil für die Clubs, die da-

durch deutliche Einnahmesteigerungen erzie-len konnten und neue Zielgruppen erschlossen haben. Die Bundesliga hat sich mittlerwei-le zu einem Familienerlebnis entwickelt. Auf diesem Weg gehen die Clubs auch in Zukunft weiter. Das Investitionsvolumen im Zeitraum 2007 bis 2015 liegt insgesamt bei über 500 Mio. € für Stadionbauprojekte.

Die DFL vertritt bei der Beratung von Sta-dionbauprojekten einen ganzheitlichen An-satz, der die Bedürfnisse aller Nutzer in einer modernen Fußballspielstätte berücksichtigt.

Spieler und OffizielleIm Zentrum eines jeden Stadions steht der

Rasen – Arbeitsplatz und wohl der pflegein-tensivste Bereich. Neben vorgeschriebenen Größenangaben zur Gestaltung des Spiel-feldbereiches und des Innenraums, sowie der Aktivenbereiche im Tribünenkörper, gibt die DFL Empfehlungen, damit das Spielfeld dau-erhaft in einem guten Wettbewerbszustand ist. Bei den Planungen sollte neben den Emp-fehlungen „Anforderungen an ein Rasen-spielfeld im Lizenzfußball – Wettbewerbstech-nisches Qualitätskonzept“ immer auch der Greenkeeper mit in die Planungsschritte ein-bezogen werden, damit die Anforderungen für eine professionellen Rasenpflege mit in die infrastrukturellen Planungen einfließen.

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EliteBerlin München Dortmund Nürnberg Frankfurt Schalke

Hamburg Stuttgart Hannover Köln Leverkusen M'Gladbach

Bielefeld K'Lautern Duisburg Aachen Bremen

Augsburg Hoffenheim Düsseldorf Wolfsburg

Bochum Mainz Cottbus St. Pauli

Karlsruhe Rostock Freiburg Paderborn

KoblenzFürth FSV

UnionAhlen Oberhausen

DBZ STADIEN | 2010

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[email protected]

Fans und ZuschauergruppenDie Bundesliga hat es geschafft, in den letz-ten Jahren verstärkt auch neue Zuschauer-gruppen für den Profifußball anzusprechen und zu gewinnen. So stieg der Frauenanteil in den vergangenen zehn Jahren auf 24 %. Auch das Angebot an Familienblöcken, die Einrichtung von Kids-Clubs sowie die Integra-tion behinderter Zuschauer finden einen im-mer stärkeren Stellenwert in der Arbeit der

Proficlubs. Ergänzend hat die DFL speziell für die Bedürfnisse behinderter Zuschauer Emp-fehlungen unter dem Titel „Barrierefreiheit im Stadion“ veröffentlicht. Infrastrukturelle Bedingungen zur Verbesserung bzw. Einrich-tung von Zuschauerplätzen für Menschen mit Behinderung stehen dabei im Mittelpunkt. Dies spiegelt sich zunehmend auch in den Pla-nungsphasen zu Stadionbauprojekten wider. Die Zusammensetzung des Publikums ist

vielfältiger geworden, so trifft sich jung und alt, männlich oder weiblich, gleich aus wel-chem gesellschaftlichen Teil der Bevölkerung jede Woche im Fußballstadion.

Das Publikum wächst stetig, entsprechend müssen die Bedürfnisse aller bestmöglich berücksichtigt werden. Denn der VIP-Gast hat andere Anforderungen als der Fan im Steh-platz-Bereich hinter dem Tor oder der mitrei-sende Gästefan.

DBZ STADIEN | 2010

Stadionplanung | in der Bundesliga

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VIP- und Business-GästeGerade den VIP-Bereichen kommt besondere Bedeutung zu. Zwar machen die VIPs nur einen kleinen Teil der Zuschauer aus, aber gleichzeitig sind sie es, die besondere An-sprüche haben, den Clubs hohe Einnahmen verschaffen und somit wiederum einen er-heblichen Anteil zur Refinanzierung und zum wirtschaftlichen Betrieb von Stadionprojekten beitragen. Mittlerweile bietet ein sehr großer Be-standteil einer Haupttribüne diesen Fans ein adäquates Angebot. Die Zahl der VIP- und Business-Plätze ist mit der Modernisierungs-welle stark gestiegen. Die logische Konse-quenz daraus ist, dass auch WM-Stadien in diesen Bereichen weitere Ausbauprojekte vorantreiben.

SponsorenNeben den VIP- und Business-Plätzen nutzen Sponsoren mittlerweile alle Bereiche des Stadions, um Ihre Kommunikationsziele zu erreichen. Das geht über die klassische Ban-denwerbung im Innenraum weit hinaus. Das Stadion wird als Kommunikationsplattform genutzt. Angefangen vom Namensrecht, über die Rechte an bestimmten Bereichen – sprich Tribünen-Kurven, Familienblöcken, Business Clubs etc. – bis hin zur Verbreitung von audio-visuellen Werbebotschaften und der Platzie-rung von Botschaften auf den infrastruktu-rellen Einrichtungen im Stadion.

MedienWährend bei Sponsoren die optimale Dar-stellung ihrer Botschaften im Vordergrund steht, muss der Fokus bei der Planung eines Stadions im Bereich der medialen Infrastruk-tur auf optimale Produktionsbedingungen liegen. Wird dies vernachlässigt, führt das oftmals zu Schwierigkeiten im Betrieb oder sogar zu hohen Folgekosten durch nachträg-liche Umbauten.

Als Leitfaden bei der Planung dienen die Medienrichtlinien der DFL, die Bestandteil des jährlichen Lizenzierungsverfahrens sind. Zudem bietet die DFL-Tochter Sportcast mit Ihrem Geschäftsbereich ARENA Consulting die Möglichkeit einer professionellen Unter-stützung bei der Prüfung aller produktionsre-levanten Faktoren.

Organisation & BetriebWie bei der medialen Infrastruktur muss bei der Bauplanung auch auf die Bedürfnisse der Organisation und des Betriebs der Stadien und der Veranstaltung geachtet werden. Da-bei sind die verschiedenen Nutzergruppen und ihre Anforderungen zu berücksichtigen. Neben dem Betreiber des Stadions sowie dem veranstaltenden Club sind dies insbe-sondere die Caterer, das Ordnungs- und Service-Personal sowie Bereiche für die Sicherheitsträger.

UEFA-Klassifizierung / Internationale WettbewerbeDie UEFA verlangt in einem eigenen Regle-ment Mindestanforderungen für Stadien, damit dort internationale Spiele ausgetragen werden können. Das UEFA-Stadioninfrastruktur-Reglement legt die Kriterien fest, die ein Stadion erfüllen muss, um als Stadion der Kategorie 1, 2 oder 3, beziehungsweise als Elite-Stadion (in auf-steigender Reihenfolge) klassifiziert zu wer-den. Das jeweilige Reglement der UEFA für einen Wettbewerb bestimmt, welche Stadion-kategorie für Spiele dieses Wettbewerbs er-forderlich ist. Für die Austragung sämtlicher Clubwettbewerbe der UEFA ist ein Stadion der Kategorie 3 notwendig. Durch die umfangreichen Neu-, bezie-hungsweise Umbaumaßnahmen in den vergangenen Jahren bieten heute bereits 21 Standorte des deutschen Profifußballs Stadien und Arenen, die diesen hohen, internationa-len Standard erfüllen.

Das StadionhandbuchAls Hilfestellung für potenzielle Stadion-neubauten hat die DFL gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) erstmals ein Handbuch erstellt, in der die nationalen und internationalen Anforderungen für Fußball-stadien einschließlich der Vorgaben zur Austra-gung von Fußballspielen in baulicher, infrastruk-tureller, organisatorischer und betrieblicher Hinsicht zusammengefasst sind. Das Stadionhandbuch ist eine Zusammen-stellung aller wesentlichen Elemente, die nötig sind, um die Standards zu erfüllen. Der Leitfaden, an dem auch Experten aus den Bereichen Versammlungsstättenrecht sowie Brandschutz und Sicherheit mitgearbeitet haben, ist ein Arbeitsbuch und ständiger Wegbegleiter für all diejenigen, die sich mit der Organisation und Durchführung von Fuß-ballspielen in deutschen Stadien beschäftigen.

Ziel des Stadionhandbuchs ist es, die für Fußballstadien und Fußballspiele relevanten Anforderungen aus bestehenden Richtlinien, Regeln, Lizenzbestimmungen, bau- oder ver-sammlungsstättenrechtlichen Vorschriften in einer übersichtlichen Struktur abzubilden, diese regelmäßig inhaltlich zu überprüfen und bei Bedarf fortzuschreiben. Somit ist das Handbuch eine Unterstützung, die von Beginn an in sämtliche Planungsprozesse bei Stadionbauten integriert werden sollte.

Die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH hat inzwischen das Stadionhandbuch in das Li-zenzierungsverfahren für Proficlubs integriert und trägt damit nachhaltig zur weiteren Ent-wicklung von Um- bzw. Neubauprojekten im deutschen Fußball bei.

Gliederung StadionhandbuchDas Stadionhandbuch gliedert sich in vier-Teile: Der erste enthält grundlegende Defini-tionen zu Begriffen, die in den nachfolgenden Teilen des Handbuchs verwendet werden sowie eine Bestimmung, welche Vorschriften der Teile zwei und drei des Stadionhand-

Autor

Birger J. Naß1979 geboren2000-04 Studium der Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt „Sportmanagement” am RheinAhrCampus in Remagen 2005 Gesellschaft für Ar-beits-, Betriebs- und Or-ganisationspsychologie (GABO mbH)/Assistent des GeschäftsführersSeit 2006 DFL Deutsche

Fußball Liga GmbH/Abteilung Spielbetrieb und Lizen-zierung/Bereich: Spielorganisation und Stadion

buchs auf bereits bestehende Stadionanlagen unmittelbar oder nach Ablauf einer Übergangs-frist anzuwenden sind. Teil zwei umfasst die baulichen und infrastrukturellen Anforde-rungen, die an Fußballstadien gestellt wer-den. Der dritte Teil legt die organisatorischen und betrieblichen Maßnahmen fest, mit denen die Sicherheit vor, während und nach dem Spiel zu gewährleisten ist. Der vierte Teil regelt die Möglichkeit von Befreiungen und Sanktionen. Es wird festgelegt, welche Prü-fungen für die Stadionanlage und für den Club vorgeschrieben sind.

Mit den Anforderungen aus bestehenden Regelwerken, etwa der Lizenzierungsord-nung, den Richtlinien zur Spielordnung des Ligaverbandes und den stadienrelevanten und fußballspezifischen Vorschriften der Musterversammlungsstättenverordnung, ist das Stadionhandbuch eine komplexe Zusam-menstellung, ohne das Anforderungsprofil der einzelnen Verordnungen zu verändern.

Das Stadionhandbuch kann über die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH ([email protected]) zum Preis von 41,65 € bestellt werden.

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Soccer City Stadion – Fassade mit Charakter

Die Fußballweltmeisterschaft 2010 soll eine „afrikanische“ Weltmeis-terschaft werden, die die Kultur des Kontinents vermittelt. Das vom südafrikanischen Architekturbüro Boogertman & Partner geplante Soccer City Stadion in Johannesburg nimmt zahlreiche Elemente aus Afrika im Design auf. Aufgrund seiner Struktur und der in afrika-nischen Farbtönen gehaltenen Betonhülle wird das Bauprojekt auch „African Pot“ genannt. Es besitzt eine Außenhaut, die in ihrer Form an das traditionelle afrikanische Trinkgefäß, die Kalebasse, erinnert. Das deutsch/österreichische Unternehmen Rieder Faserbeton-Ele-mente konnte die Planer dafür mit ihrem Produkt fibreC überzeu-gen. fibreC ist eine mit Glasfasern verstärkte Betonplatte und kann sowohl für Außen-Fassaden als auch innen verwendet werden. Die langlebigen Platten basieren auf organischen Grundmaterialien und sind vollständig recyclebar. Rieder entwickelte ein umfassendes Kon-zept: die Modularisierung der Fassade, die Entwicklung eines eige-nen Farbcodesystems, eine intelligente Integration der Unterkon-struktion und die Errichtung einer Feldfabrik vor Ort.

Rieder Faserbeton-Elemente GmbH83059 KolbermoorFax: + 49 (0) 80 31/9 01 [email protected]

DBZ STADIEN | 2010

Vertikaler Fassadenschnitt

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puncto Qualitätsanforderung und Objektfähigkeit. Wir freuen uns, zum

Gelingen des Stadionneubaus beigetragen zu haben und sagen Dankeschön.

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Dynamisch in Dresden

Am 15. September 2009 wurde das Rudolf-Harbig-Stadion offiziell wieder eröffnet. Die neue Heimat des Dynamo Dresden präsentiert sich nun zwar ohne die vertrauten „Giraffen“ – die charakteristischen Flutlichtmasten des Stadion-Altbaus von 1969 – aber dafür mit mehr Raum für die Fans. 32 000 Zuschauer fasst das Einrangstadion jetzt. Der Entwurf ging 2005 aus einem Wettbewerb hervor, den die Archi-tekten Beyer & Partner aus Rostock für sich entscheiden konnten. Das Nauheimer Unternehmen Hans Börner erstellte die transparente Überdachung der Tribünenbereiche. Die Verglasung dafür besteht aus speziellen Makrolonplatten. Um diese an der tragenden Stahl-konstruktion zu befestigen, wurde eine Unterkonstruktion aus Alumi-nium-Strangpressprofilen aufgebracht. Die Platten wurden in einem Zweifeldsystem verschraubt. An der Stoßstelle der Scheiben wurden Abdeckprofile mit Schwalbenschwanz geführten EPDM-Dichtungen mittels Edelstahlschrauben befestigt. Da die 1 250 cm langen und 198 cm breiten Makrolonlatten nur ein geringes Eigengewicht von 3 kg/m2 haben, konnte die Montage auf dem Dach von lediglich vier Mitarbeitern durchgeführt werden.

Hans Börner GmbH & Co.KG64569 Nauheim Fax: +49 (0) 61 52/97 [email protected]

DBZ STADIEN | 2010

Während der Bauphase war die Ge-bäudehülle einseitig offen. Dadurch wirkten sehr hohe Windlasten auf die Makrolonverglasung, deren Ab-heben durch zusätzliche Sicherungs-maßnahmen unterbunden werden musste

Bügelraster

Produkte | In Anwendung

Soccer City Stadion Johannesburg | SüdafrikaArchitekten | Boogertman Urban Edge & Partners

40.000 fibreC Glasfaserbetonplatten aus Deutschland in afrikanischen Farben

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Fußball WM 2010 Südafrika : fibreC Fassade für größtes Stadion

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Premium-Licht für die Fußballweltmeisterschaft

Kunstlicht hat in modernen Fußballstadien viel zu leisten und bei in-ternationalen Großereignissen sogar noch mehr: Zur funktionalen Ausleuchtung des Spielfeldes kommt die atmosphärische Beleuch-tung. Nicht nur die Architektur muss eindrucksvoll beleuchtet werden – die Zuschauer erwarten eine szenisch-dramaturgische Lichtbeglei-tung, die jedem Spiel ein unverwechselbares WM-Flair verleiht.

In vier der größten südafrikanischen World Cup Stadien und sechs Trainingsarenen gewährleisten rund 1 900 SiCompact R3 Maxi Hoch-leistungsscheinwerfer von Siteco den besten Sehkomfort für Sport-ler und Zuschauer. Der R3 Maxi bietet eine gleichmäßige Flächen-ausleuchtung, eine exzellente Farbwiedergabe und einen optimierten Blendschutz. Besonders deutlich wird dies am Green Point Stadion in Kapstadt. Es besitzt als einziges der zehn WM Stadien eine Flutlicht-anlage, die mit Beleuchtungsstärken von bis zu 2 400 Lux die stren-gen Anforderungen der Fifa Klasse V erfüllt und damit für die HDTV-Technologie ideale Bedingungen schafft. Die ringförmig installierte Beleuchtung ist hinter dem transluzenten, ca. 5 m tiefen Vordach un-tergebracht. Lichtplanung: LightingInnovations, Johannesburg

Siteco Beleuchtungstechnik GmbH83301 Traunreut Fax: +49 (0) 86 69/[email protected]

DBZ STADIEN | 2010

Im Green Point Stadi-on in Kapstadt wur-den 360 SiCompact R3 Maxi Hochleistungs-scheinwerfer im Tribü-nendach eingebaut

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66 DBZ STADIEN | 2010

Von Eishockeystadion bis Konzertsaal: O2 World in Berlin

Im Herzen eines neuen Viertels auf dem Gelände des ehemaligen Ost-güterbahnhofs in Berlin bauten JSK Architekten in Kooperation mit HOK Architekten eine der modernsten Multifunktionshallen Europas: die Arena am Ostbahnhof. Mit rund 16 500 Sitzplätzen und 89 exklu-siven Business-Suiten eignet sich die Halle hervorragend für an-spruchsvolle Großveranstaltungen. Denn trotz ihrer Dimensionen − 160 m lang, 130 m breit und 38 m hoch − kann die Arena in wenigen Stunden von einem Eishockeystadion in einen Konzertsaal umge-wandelt werden.

Der eigentliche Hallenbau und die Umgänge heben sich bereits in der Fassadengestaltung deutlich voneinander ab. An der Eingangs-front erinnert die Arena mit ihrem gekurvten, teilweise verglasten Mittelrisaliten an die Tradition der großen Festspielhäuser des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Im Inneren ist sie nach dem neues-ten Stand der Kommunikations-, Übertragungs- und Gebäudetechnik ausgestattet. Die Schwierigkeit der Multifunktionalität liegt auch dar-in, für jede Veranstaltung die optimalen Raumbedingungen zu schaf-fen. Das bedeutet höchste Ansprüche an die Gebäudetechnik. Die Fir-ma Wolf lieferte für die Arena die leistungsfähige Klimatechnik: 41 Geräte der Serie KG-TOP mit Luftvolumenleistungen von 1 400 m3/h bis 60 000 m3/h und integrierter Wärmerückgewinnung gewährleisten eine Gesamtluftvolumenleistung von 800 000 m3/h.

Wolf GmbH84048 Mainburg Fax: +49 (0) 87 51/74-16 [email protected]

Die Arena ist die Heimspielstätte des Eishockeyvereins Eisbären Berlin sowie des Basketballvereins Alba Berlin

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Cape Town Stadion, Kapstadt/Südafrika

PFEIFER leitete als federführender Partner in einem Joint Venture Generalunternehmer Dach die Ausführung und war hier für die GewerkeStahlbau, Seilbau und Glaseindeckung verantwortlich.

Moses Mabhida Stadion, Durban/Südafrika

PFEIFER errichtete als Generalunternehmer Dach das komplette Tragwerk mit den Gewerken Stahlbau, Seilbau und Membrane.

Stadien überdacht mit Kompetenz von PFEIFER

68 DBZ STADIEN | 2010

Sicher, bequem und Platz sparend sitzen

Die BayArena, das sogenannte „Schmuckkästchen" der Bundesliga, besitzt eine ganz besondere Atmosphäre. Kaum ein anderes Stadion bietet diese Nähe zum Rasen. Mit dem Beginn des Umbaus der Bay-Arena im Dezember 2007 wurde eine neue Zeit eingeläutet, die vor allem im Zeichen der Moderne und des Komforts steht. Die Maßnah-men – geplant von HPP Architekten, Düsseldorf – umfassten in erster Linie eine neue Dachkonstruktion und einen neuen VIP-Bereich. Das Stadion bietet nun Platz für bis zu 30 000 Fans. Damit die 90 Minuten lang bequem sitzen, baute das Unternehmen Stechert 25 500 Scha-lensitze ein. Für die Zuschauer im VIP-Bereich entwickelte Stechert ei-nen Komfort-Sessel mit dreidimensionaler Rückenlehne, die eine opti-male Sitzposition ermöglicht. Diese Formgebung erlaubt eine gerade Rückenstellung des Stuhles, die dafür sorgt, dass die Blickrichtung des Besuchers bequem auf das Spielfeld gerichtet wird. Der Stuhl bekam eine reduzierte Gesamtbreite und mit einem Achsmaß von nur 53 cm wird die optimale Platznutzung bei unverändert hohem Anspruch an die Sitzergonomie möglich. In Leverkusen können somit 10 % mehr VIP-Plätze angeboten werden.

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Multifunktionales Tennis Center Madrid

Markantes Wahrzeichen des Parque del Manzanares in Madrid ist das für die Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2016 errichte-te Centro Deportivo Multifuncional del Manzanares von Dominique Perrault. Der Multifunktionsbau besitzt 24 Außen- und Innenplätze für insgesamt 22 616 Zuschauer. Hinzu kommen Trainingsplätze, eine Ten-nisschule, ein Schwimmbad, Pressezentrum, VIP-Bereiche, Veranstal-tungszentrum, Restaurants sowie das Clubhaus und der Hauptsitz des Spanischen Tennisverbandes. Natur und Gebäude gehen eine Symbiose ein, die durch die für Perrault typische „Architektur des Verschwindens“ geprägt ist. Herzstück der Anlage ist die Caja Magi-ca. Ihren Namen bezieht die Magische Box aus der Dachkonstruktion, die hochgeklappt oder verschoben werden kann und Indoorplätze in Arenen unter freiem Himmel verwandelt. Die optisch nahtlose Hülle ist eine Sonderanfertigung des Edelstahlspiralgewebes Escale, her-gestellt von der GKD – Gebr. Kufferath AG, dem Weltmarktführer im Bereich Architektur- und Designgewebe aus Metall. Neben der Modu-larität und der Optik bestimmten funktionale Eigenschaften wie War-tungsfreiheit, Robustheit und unbegrenzte Lebensdauer sowie der zuverlässige Einsatz als Absturzsicherung die Materialwahl.

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Die präzise definierte Licht- und Luftdurchlässigkeit der Spiralmembran schützt vor Regen oder Zugluft und setzt den Außenraum im Inneren fort

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Ein Maßanzug fürs Stadion in Kapstadt

Das Green Point Stadion in Kapstadt gilt als das eleganteste der Sta-dion-Neubauten in Südafrika - und Eleganz kommt zumeist von der perfekten Kleidung. Der Baukörper steht als skulpturales Objekt an der Victoria and Alfred Waterfront, dem restaurierten Hafenviertel im Schatten des Tafelbergs. Die transluzente Oberfläche der Fassade ab-sorbiert und reflektiert die Lichtstimmungen des Tages: bei Sonnen-untergang schimmert das Stadion rötlich, blau an einem Sommertag und grau an einem stürmischen Wintertag. Bei Dunkelheit kehrt sich die Wirkung um, das Stadion leuchtet von innen heraus und berei-chert das Stadtbild. Verantwortlich für die Lichtwirkung ist die äußere Hülle, eine Membrankonstruktion aus silbernem Gitternetzgewebe. Die Membran ist ein Glasfasergewebe, das mit PTFE beschichtet wurde. Dadurch wird es besonders widerstandsfähig und erreicht beim Brandschutz eine A2 Klassifizierung. Das ondulierende Dach ist mit Verbundsicherheitsglas eingedeckt und im Innenraum mit einem weißen Gitternetz, ein Polyestergewebe mit PVC-Beschichtung, ver-kleidet. Der Raum dazwischen integriert technische Elemente wie Be-schallung und Beleuchtung, bietet Wetterschutz und dient als Schall absorbierendes Volumen. Das Unternehmen Verseidag-Indutex ist verantwortlich für den Maßanzug des Green Point Stadions. Schon seit den 1930er Jahren produziert Verseidag technische Textilien. Heute ist die Verseidag-In-dutex GmbH einer der führenden Hersteller von PTFE-beschichteten Glasfasergeweben und PVC-beschichteten Polyestergeweben.

DBZ STADIEN | 2010

Die Membrankonstruktion besteht aus großflächigen konkaven Elementen, die eine einheitliche, fließende Form bilden

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Eine Arena der Superlative

Wolkenkratzer, Flughäfen, Kühlschränke – die Amerikaner mögen es immer etwas größer. Ein Beispiel für diese Art von Gigantismus ist das Dallas Cowboys Stadium, die neue Heimat des gleichnamigen Footballteams. Die Konstruktion im Stil einer Muschelschale ruht auf zwei jeweils 91 m hohen und 393 m langen stählernen Bogenkonstruk-tionen, die sich über die gesamte Stadionlänge spannen. Bei schönem Wetter lassen sich drei Dachsegmente über die komplette Spielfeld-länge öffnen, so dass Football-Matches unter freiem Himmel möglich sind. Für noch mehr Luft und Licht sorgen verglaste Stirnseiten, die sich ebenfalls öffnen lassen. Und noch einen Superlativ beherbergt der Bau des Londoner Büros HKS Architects: Über dem Rasen hängt die mit 22 x 49 m Kantenlänge größte LED-Leinwand der Welt. Rekord-verdächtig ist auch die Zahl der VIP-Lounges: 371 Logen finden sich im Cowboys Stadium. Das deutsche Unternehmen Dorma lieferte für die flexiblen Glasfronten insgesamt 2 221 HSW-Flügel in Sonderaus-führung. Hinzu kamen auf die gesamte Arena verteilt 6 200 m Laufschie-nen, 1 500 m Laufrohr und 3 000 m Türschienen. Jeweils 2 920 Klemm- und Punkthalter für Glasscheiben komplettierten den Großauftrag.

Dorma GmbH + Co.KG58256 EnnepetalFax: +49 (0) 23 33/79 34 [email protected]

DBZ STADIEN | 2010

Die 80 000 Zuschauer fassende Arena wird vom größten Kuppel-dach der Welt gekrönt, unter dem selbst die New Yorker Freiheits-statue problemlos Platz fände

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Die Kuppelkonstruktion ist so lang wie das Empire State Building hoch

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Greenpoint Stadium Kapstadt

Rhein-Neckar Arena, Sinsheim Olympiastadion BerlinSoccer City Stadium, Johannesburg

Illustration: HKS Sportsand Entertainment Group, Dallas, Texas/USA

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Futuristische Landmarke mit glänzendem Dach

Bei der Planung des Wörtherseestadions in Klagenfurt spielten zwei Aspekte eine Rolle: Zum einen wollte man eine begeisternde Sport-stätte schaffen, zum anderen sollte das Stadion als Austragungsort von drei Spielen während der Fußball-EM 2008 dienen. Architekt Albert Wimmer entwarf ein futuristisches Gebäude. Charakteristisches Er-scheinungsmerkmal dabei ist das glänzende Dach. Für die Dachhaut fertigte der bayrische Metalldachhersteller Zambelli konisch zulau-fende walzgerundete RIB-ROOF- Profilbahnen aus Aluminium in un-terschiedlichen Breiten und Längen. Die Passgenauigkeit war dabei enorm wichtig: In den Rundungen des elipsenförmigen Baus gleicht keine Profilbahn der anderen. Für die Übertragung der Gebäudegeo-metrie auf die Abmessungen der einzelnen Profilbahnen musste vor-ab eine 3D-Simulation der fast 13 000 m2 umfassenden Dachflächen erstellt werden. Um die 32 000 Plätze für die EM zu schaffen, wurde die Osttribüne in der Erstausführung signifikant erhöht. Nach der EM war ein Rückbau auf 12 000 Plätze geplant. Mit Hilfe eines eigens da-für von Zambelli entwickelten Werkzeugs wäre eine unkomplizierte und beschädigungsfreie Demontage der Dachhaut möglich gewesen.

Zambelli RIB-ROOF GmbH & Co. KG94569 StephansposchingFax: +49 (0) 99 31/8 95 [email protected]

DBZ STADIEN | 2010

Das Wörthersee-Sta-dion wurde 2009 mit dem IOC/IAKS Award in Bronze prämiert. Ein Preis, der nicht nur die Architektur, sondern auch die Funktionalität honoriert

Wörtherseestadion Klagenfurt Schnitt, M 1 : 500

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EhrensacheAls Marktführer für Deckensysteme in Südafrika freuten wir uns über diesen Auftrag ganz besonders: Wir durften die WM-Stadien in Kapstadt und Port Elizabeth mit hochwertigen Akustik-Deckensystemen ausrüsten. Installiert wurden die Systeme im Inneren der Stadien: in den Medien-bereichen, den VIP-Lounges, in Büros und Sanitätsstationen.

Wir danken unseren Auftraggebern und wünschen den Mannschaften Südafrikas und Deutschlands viel Glück und viele Torerfolge. www.owa.de

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Tragwerk hoch zwei

Vier der fünf neu gebauten Stadien für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika sind nach Plänen von gmp Architekten und der Tragwerksplanung von Schlaich Bergermann und Partner entstanden. Das Moses Mabhida Stadion in Durban ist dabei sicherlich das mit der spektakulärsten Wirkung. Der Stadionkörper wird überspannt von einem 350 m langen Stahlbogen, der durch das Seiltragwerk mit Membraneindeckung stabilisiert wird. Auf seinem Scheitelpunkt be-findet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man über ganz Dur-ban und auf den Indischen Ozean blicken kann. Das Cape Town (Green Point) Stadion in Kapstadt ist wohl das eleganteste der Stadi-en der Fußball- WM 2010. Das Dachtragwerk ist ein aus Ring- und Ra-dialseilen konzipiertes Hängedach mit radialen Fachwerkbindern. Diese Unterstruktur trägt die Dacheindeckung aus Verbundsicherheits-glas auf einem Stahl-Gitterrost sowie im Innenraum die durchschei-nende Membran. Verantwortlich für die Erstellung beider Dachtrag-werke war die Firma Pfeifer Seil- und Hebetechnik in Memmingen, eine international tätige Unternehmensgruppe mit jahrzehntelanger Erfahrung in Seilbauwerken. Sämtliche Elemente der Dachkonstrukti-onen wurden in Produktionswerken auf vier verschiedenen Konti-nenten maßgenau hergestellt und baukastenartig auf der Baustelle zusammengebaut. Seit den 1970er Jahren hat das Unternehmen an mehr als 1 000 Projekten in den Bereichen Sportstätten, Brücken, Fas-saden und Dachkonstruktionen sowie weitgespannte Zweckbauten, Hallen und Messebauten aktiv mitgearbeitet.

Pfeifer Seil- und Hebetechnik GmbH87700 MemmingenFax: +49 (0) 83 31/9 37-3 [email protected]

links: Das Cape Town (Green Point) Stadion in Kapstadt

oben: Das Moses Mab-hida Stadion in Durban

Bogenkonstruktion des Moses Mabhida Stadions

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Neues Leben in alten Hallen

Der Roundhouse Campus des Colleges im englischen Derby befindet sich im historischen Industrieviertel der Stadt. Das „Roundhouse“ selbst ist das älteste seiner Art, erbaut 1839. Der Gebäudekomplex beherbergte einst die Werksbahn. Für den neuen Campus wurden die bestehenden Gebäude restauriert und erweitert, seit letztem Jahr finden sich dort Schulungsworkshops, Klassenzimmer, Betreuungs-räume sowie Betriebe für Lehr- und Hilfsmittel. Wichtig war es – auch um den denkmalpflegerischen Ansprüchen zu genügen – die große, offene Raumstruktur und den ursprünglichen Charakter beizubehal-ten. Nach 20 Jahren des Verfalls waren die Gebäude in einem er-schreckend baufälligen Zustand. Maber Architects entschieden für ein Konzept der „ehrlichen Reparatur“, bei dem sich ablesen lässt, welche Elemente alt sind und welche neu eingebracht wurden. Das Unternehmen Karcher lieferte für dieses Bauvorhaben die Tür-griffe. Die hier verwendete Drückergarnitur ER23 Sizilien spiegelt mit ihrer Form die Form der Eisenbahngleise wieder, die für dieses Pro-jekt ein dominierendes Gestaltungsmerkmal darstellten.

Karcher GmbH Design Beschläge74906 Bad RappenauFax: +49 (0) 72 64/91 [email protected]

Zwei Neubauten ergän-zen die historischen Gebäude des Campus-Komplexes

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Ein Sieg für die Sonne

Im Zuge der Umbaumaßnahmen entsteht auf dem Dach des Weser Stadions in Bremen zurzeit die größte Photovoltaik-Anlage auf einem deutschen Stadion. Herzstück des Energiekonzeptes ist eine Photo-voltaik-Anlage, die aus fast 200 000 Solarzellen besteht und sich har-monisch ins Baukonzept einfügt. Zusammengerechnet bedeckt die Anlage eine Fläche von etwa zwei Fußballfeldern und erzeugt bis zu 840 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Dadurch wird die Umwelt um den Ausstoß von 450 Tonnen Kohlendioxid jährlich entlastet. Pla-nerische und finanzielle Unterstützung erhalten die Bremer Weser Stadion GmbH und der SV Werder Bremen dabei von den beiden re-gionalen Energieversorgern EWE AG und swb AG.

Neben PV-Modulen in der neuen umlaufenden Glasfassade des Stadions kommt auf dem komplett erneuerten Stadiondach die welt-weit erste Strom erzeugende Dachbahn EVALON® Solar der alwitra GmbH zum Einsatz. Das Unternehmen aus Trier ist ein seit mehr als vier Jahrzehnten weltweit tätiger Anbieter von kompletten Flach-dachsystemen.

Darüber hinaus zählt alwitra zu den führenden Experten für die Planung und Umsetzung von modernen Photovoltaik-Anlagen auf flachen und flachgeneigten Dächern. Das Produktprogramm umfasst zudem Dach- und Dichtungsbahnen, das PV-System SOLYNDRA® So-lar sowie Aluminiumprofile für die Dachrandausbildung und Einbau-teile wie Gullies, Lüfter und Lichtkuppeln.

alwitra GmbH & Co. Postfach 3950 54229 Trier Fax: +49 (0) 6 51/91 02 - 5 00 [email protected] www.alwitra.de

Schaubild vom schicht-weisen Aufbau einer EVALON® Solar-Bahn im Querschnitt

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Stille im Stadion

Die Atmosphäre eines Fußballspiels wird bestimmt durch die Begeis-terung der Fans. Doch nicht in allen Bereichen eines Stadions ist ein hoher Lärmpegel wünschenswert. Wenn am 18. Juni in Port Elizabeth das WM-Spiel Deutschland gegen Serbien beginnt, dann gibt es nur eines, was die Jubelschreie im Nelson Mandela Bay Stadion dämp-fen kann: ca. 7 000 m² Akustik-Deckenplatten, die im Inneren des Stadions installiert wurden. Eingebaut wurde das OWAcoustic® pre-mium System des Unternehmens bayerischen OWA; und zwar in den Medienbereichen, den VIP-Lounges, den Büros sowie den Sanitäts-stationen. Auch im 70 000 Zuschauer fassenden Green Point Stadion in Kapstadt werden akustische Deckensysteme mit von der Partie sein: Hier wurden 3 000 m² verlegt. Nicht in die Riege der WM-Stadi-en gehört das 1972 erbaute, Kapstädter Athlone Stadium, das im Zuge der WM modernisiert und aufgerüstet wurde, unter anderem akustisch – mit Deckenplatten des deutschen Unternehmens. Die Be-teiligung von OWA, Odenwald Faserplattenwerk, an der Fußball-WM in Südafrika war ein Heimspiel: Schon 2007 feierte man „25 Jahre OWA in Südafrika“ – das Unternehmen ist also fest am Kap etabliert.

Odenwald Faserplattenwerk GmbH63916 AmorbachFax: +49 (0) 93 73/2 [email protected]

Gerade die VIP-Be-reiche von Stadien dienen der Kommu-nikation, da sind akus-tikdämmende Maßnah-men erforderlich

Konstruktionsaufbau Deckensystem

1 Abhänger 2 Tragprofil 3 Verbindungsprofil 4 Verbindungsprofil 5 Verbindungsprofil 6 Stufenwandprofil 7 Wandprofil 8 Achsabstand 9 Contura-Füllstück

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Teamplay in Südafrika

Hohe Besucherzahlen machen hohe sicherheits-, klimatechnische und akustische Anforderungen erforderlich. Bei der Planung von Stadien und Multifunktionsarenen spielen diese Aspekte daher eine große Rol-le. Aber nicht nur die technischen Forderungen sind anspruchsvoll: Aufgrund der weltweiten Energieknappheit und der anhaltenden Kli-madiskussion wird nach immer energieeffizienteren Lösungen im Be-reich Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik gefragt.

TROX, Hersteller von Komponenten für Lüftungs- und Klimatechnik, konnte schon bei den Bauten der WM 2006 in Deutschland diese An-sprüche erfüllen und ist auch bei der WM 2010 in Südafrika in zahl-reichen Stadien mit seinen Produkten vertreten. In sechs der zehn WM-Stadien ist fast die komplette Produktpalette zu finden.

Während beispielsweise beim Neubau des Moses Mabhida Stadi-ons in Durban die Produktvielfalt von Luftdurchlässen über Filterele-mente bis zu Klimazentralgeräten reicht, wurden auch bei Sanierungs-maßnahmen TROX-Produkte gewählt. So zum Beispiel beim Finalstadion Soccer City in Johannesburg mit Wetterschutzgittern, Lüftungsgittern und Rückschlagklappen.

TROX ist führend in der Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb von Komponenten und Systemen zur Belüftung und Klimatisierung von Räumen. Das Unternehmen ist bereits seit 1970 in Südafrika ver-treten. An Standort Pietermaritzburg entwickelt, produziert und ver-treibt TROX South Africa klima- und lüftungstechnische Komponen-ten und Systeme für den afrikanischen Kontinent.

TROX GmbH47504 Neukirchen-VluynFax: +49 (0) 28 45/2 02-2 [email protected]

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brandschutzklappen im Moses Mabhida Stadion, Durban

Impressum

Ein Abonnement gilt zunächst für 12 Monate und ist danach mit einer Frist von 4 Wochen vor Ablauf des berechneten Zeitraums schrift-lich kündbar.

VeröffentlichungenZum Abdruck angenommene Beiträge und Abbildungen gehen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen in das alleinige Veröffentlichungs- und Verarbeitungsrecht des Verlages über. Überarbeitungen und Kür-zungen liegen im Ermessen des Verlages. Für unaufgefordert eingereichte Beiträge über-nehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Die inhaltliche Verantwortung mit Namen gekennzeichneter Beiträge übernimmt der Verfasser. Honorare für Veröffentlichungen werden nur an den Inhaber der Rechte gezahlt. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal-tenen Beiträge und Abbildungen sind urhe-berrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwer-tung oder Vervielfältigung ohne Zustimmung des Verlages strafbar. Das gilt auch für das Erfassen und Übertragen in Form von Daten.

Satz und Litho: typografika, Bielefeld

Druck: L.N. Schaffrath, Geldern

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DBZ Stadien ist ein Sonderheft der Zeitschrift DBZ Deutsche Bauzeitschrift

Chefredaktion: Dipl.-Ing. Burkhard Fröhlich Telefon: +49(0)5241 80-21 11E-Mail: [email protected](verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)

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Zeichnungen: Dorothea Winkelmann, Marion Stricker-Timm, Gitta Frantz, Sandra Wiedemann

Layout:Nicole Bischof, Anja Klausmeier, Kristin Nierodzik, Jutta Parnitzke, Kerstin Berken, Sören Zurheide

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Soccer City, designed as one of the most prominent, impressive and well-equipped football stadiums in the world, stands out as a truly African creation in its Soweto setting. Inspired by the traditional ‘calabash’, the Stadium design acts as a melting pot of African cultures within its striking, curvilinear form. The spectacular facade of the building is punctured by open or glazed panels, with 8 colours and 2 different textures of fibre-reinforced concrete panels suggesting the shades and features of the African landscape that give the Stadium a unique artistic design.

“ If you talk to a man in a language he understands, that goes to his head. If you talk to him in his language, that goes to his heart”

Nelson Mandela