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Juni 2010 Jahresbericht 2009

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Juni 2010

Jahresbericht 2009

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Ein Haus als KraftwerkDas Wohnhaus von Familie Pieringer-Zimmel erzeugt mehr Energie, als esverbraucht.Seite 3

Energieautarkie möglich machenDer Umweltminister diskutiert mitExpertinnen und Experten aus Wissenschaftund Wirtschaft.Seiten 4 bis 5

Im Tal der AmbitionenDas Große Walsertal gilt als Energie- undKlima-Musterregion.Seite 6

Die Fahrschule als SparschuleWas man in einer „klima:aktiv mobil“-Fahrschule so alles lernt.Seite 15

Eine Welt wird gutDie Zentrale der Eine Welt Handel AG istEuropas erster Unternehmenssitz inHolzpassivbauweise.Seiten 16 bis 17

Oase mit StromanschlussZu Besuch im weltweit ersten Null-Energie-Bilanz-Stadthotel der Welt in Wien.Seite 18

Der Schnüffler und die WurstWie ein Energiedetektiv einer Fleischhauereienergetisch auf die Sprünge half.Seite 19

Ist ein energieautarkes Österreich möglich? Ist es überhauptwünschenswert? Darüber diskutierten Expertinnen undExperten aus Wissenschaft und Wirtschaft mit Umweltmi-nister Niki Berlakovich. Die spannende Debatte können Sieauf den Seiten 4 bis 5 nachlesen. Auch wenn im Großen nochdiskutiert wird, im Kleinen gibt es bereits erste erfolgreicheProjekte und Modellregionen, die es geschafft haben, sichganz oder zum Großteil von fossilen Energieträgern unab-hängig zu machen. Dazu gehört beispielsweise der Biosphä-renpark Großes Walsertal in Vorarlberg: Dort werden bereits85 Prozent des verbrauchten Stromes als Ökostrom in talei-genen Kleinwasserkraftwerken und Fotovoltaikanlagenerzeugt. Außerdem hat die Region mit dem neuen Gemein-dezentrum in St. Gerold seit 2009 ein zusätzliches Highlightzu verbuchen. Auf Seite 6 können Sie sich davon überzeugen.

Aber auch der Osten des Landes hat einiges zu bieten.So steht in Niederösterreich ein Einfamilienhaus, das mehrStrom erzeugt, als es verbraucht. In Wien gibt es das ersteNull-Energie-Bilanz-Stadthotel der Welt und in der Steier-mark den ersten Unternehmenssitz in Holzpassivhausbau-weise in Europa. Und während in der grünen Mark auch„Energieschnüffler“ unterwegs sind, bringt die „klima:aktivmobil“- Fahrschule den Verkehrsteilnehmerinnen und -teil-nehmern von morgen bei, wie man mit weniger Gas genausoschnell ans Ziel kommt.

Editorial

Waagrecht:4 Stell’s ab, das Auto, in den Grünanlagen?7 Später ergreiflich? So lässt sich die Bauweise auf Dauer

ressourcenschonend gestalten! (s. S. 16–17)9 Auch der WÄRMEPUMPE ist zu verdanken, was die Welt intakt hält

10 Treibstoff für Elektro-Fahrzeuge? Der Witz be-geist-ert!11 Bei gnä’ Frau Französin hat Adam Unterschlupf gefunden12 Energieautarkie gehört dort zum ländle-lichen Lebensstil (s. S. 6)14 Sie verleiht dem Fundament die Grundlage15 Kein erbauliches Konzept: Hast du strategisch keine Ahnung, / dann lass

die Finger von der –!18 Ich bin’s, deine Buchnummer!19 Nacktbildlich gesprochen: So werden SportsfreundInnen für 6

senkrecht tätig?20 Aus einer EINGEBUNG heraus fallen uns zu ihr Morath und

Meysel ein21 Zum herrichtigen Modernisieren lasst uns anreisen! (s. S. 16–17)23 Ortsfrage: Was gibt, wer aufgibt?24 Alternativ dazu können ErFahrene Ökostrom zapfen

Senkrecht:1 Was wir nicht nur in St. Andrä errichten wördern, ist als Gebäude

nicht 19 waagrecht? (s. S. 3)2 Krankenhausreif: Sie erzielen mit Aufschneiden operative(!) Ergebnisse3 Unter PALMEN lassen wir dort die Rindviecher hoch leben4 Übern „Daumen mal“ gepeilt, wird die Zahl im Kreis verteilt?5 Urlaubsquiz: Trägst du auf dem Dia gar Marokkassins dort vom Bazar?6 Alle Wetter: Es sollte nicht nur in Steyr unter Schutz stehen (s. S. 15)8 So präsentiert sich 13 senkrecht zufolge die Unabhängigkeitsbewegung

auf der Selbstversorgerhütte (s. S. 3)11 Wenn ich den Leib mit Tao stärke, dient es der Fortbewegung (s. S. 6)13 Im Sinne der Effizienz erneuerbarer Kraft-Ausdruck (s. S. 18)16 Sind keine PfadfinderInnen an Bord, lass dich doch von ihm lotsen17 Darauf könnt ihr … zählen, wenn wir Stein auf Stein die Mauer machen21 Auf diese Tour am Tag d. Hrn.22 Hm? Das halbe Kochsalz geht für die KNACKWURST drauf!

Medieninhaber: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umweltund Wasserwirtschaft, Abteilung V/10 – Energie und Umweltökonomie,A-1010 Wien, Stubenbastei 5Text und Gestaltung: Standard Promotions, Herrengasse 19–21, 1010Wien, Herstellungs- und Erscheinungsort: Tulln, Hersteller: GoldmannDruck AG, Königstetter Straße 132, 3430 TullnFoto auf Cover und U4: DR/FirstLight /picturedesk.com

Impressum

InhaltLösungen:W:4PARKS7NACHHALTIG9UM10ESPRIT11MADAME12VORARLBERG14BASIS15PLANUNG18ISBN19AKTIV20INGE21SANIEREN23WO24TANKEN

S:1PASSIVHAUS2CHIRURGINNEN3ALM4PI5AGADIR6KLIMA8AUTARK11MOBILITAET13ENERGIE16NAVI17BAUEN21SO22NA

Klima-Rätsel

2 Juni 2010

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Ein Haus als Kraftwerk„Wirwolltenökologischbauen,weilwir sowe-nige Giftstoffe wie möglich im Haus habenwollten“, erzählt Daniela Pieringer. Es habesich dann schnell herausgestellt, dass ökolo-gisch bauen energiesparend bauen bedeutet.„Und beim Energiesparen bist du fanatisch“,stichelt sie in Richtung ihres Partners DietmarZimmel,derdarauf fast entschuldigendbegeg-net: „Daniela war anfangs skeptisch, was dasPassivhaus anbelangt.“

Es sei viel diskutiert worden, erinnern sichdie beiden, bevor sie sich vor sechs Jahren überdas Bauprojekt gewagt hätten, nachdem auchdas „Wo“ geklärt war. „Wir wollten das Hausauch auf keinen Fall mitten auf die grüne Wie-se stellen, wo wir dann wieder ein Auto ge-braucht hätten“, schildert Dietmar Zimmel,beruflich im Risikomanagement tätig. DurchZufall sei man auf das Grundstück in einerSiedlung in der niederösterreichischen Ort-schaft St. Andrä-Wördern, nahe Klosterneu-burg, gestoßen: Südausrichtung, gute Infra-struktur, ausbaufähiger Garten. „Ich kann mitdem Fahrrad zur Bahn fahren und damit zurArbeit.“

Eingezogen ist die Familie Pieringer-Zim-mel 2005 dann, inzwischen um die Zwillings-söhne Elias und Jonas bereichert, sogar in ein„Plusenergiehaus“. Denn das Gebäude, 2008mit dem Klimaschutzpreis ausgezeichnet, er-zeugt mittlerweile mehr Energie, als es ver-braucht. Dafür sorgen neben der Passivhaus-bauweise eine Kombination aus kontrollierterBe- und Entlüftung mit einem Holzstückgut-ofen, in die Balkonbrüstung integrierte Son-nenkollektoren und eine Fotovoltaik-Anlageauf dem Flachdach, deren jährlicher Ertrag beirund 5000 Kilowattstunden liegt.

„Wenn im Winter die Sonne scheint, brau-chen wir nicht einmal den Ofen“, schildertZimmel. „Mit der Solaranlage schaffen wir es,rund 60 Prozent unseres Warmwasserbedarfszu decken, den Rest besorgt die Wärmepum-pe des Lüftungskompaktgeräts.“ Es werde be-reits doppelt so viel Strom erzeugt wie ver-braucht, welcher gesamt ins Netz eingespeistwird. Im Gegenzug erhält die Familie Energievon einem Ökostromanbieter. Tatsächlichseien die Energiekosten fast vernachlässigbar,rechnet Zimmel vor: „Die Heizkosten zumBeispiel belaufen sich auf circa 130 Euro bei

einer Wohnfläche von 142 Quadratmetern.“MitHeizung,HaushaltsstromundWarmwas-ser käme man auf 600 Euro im Jahr.

Demgegenüber stehen „Einnahmen“ ausdem geförderten Fotovoltaik-Einspeisetarif inHöhe von 2300 Euro jährlich. „Sobald es leist-bar ist, legen wir uns auch ein Elektroauto zu“,blickt Zimmel in die Zukunft, „um es als Spei-cherstation für selbsterzeugten Solar-Strom zuverwenden.“ Das wäre ein weiterer Schritt inRichtung Autarkie. Eine öffentliche Strom-tankstelle soll folgen.

Die ökologische Bauweise des Hauses derFamilie Pieringer-Zimmel manifestiert sichin erster Linie in den verwendeten Materia-lien. So besteht die Fassade des markanten,kubischen Holzhauses aus horizontalen, un-behandelten Lärchenholzleisten. Für einenfarblichen Akzent sorgt der Sockel aus rotenFassadenplatten. Als Dämmstoff wurde Zel-lulose verwendet, im Innenbereich kamenLehmputz und -ziegel zum Einsatz, die dieLuftfeuchtigkeit im Wohnraum natürlichregulieren. Naturwandfarben grundiert mitSpeisetopfen und geölte Holz- und Korkfuß-böden runden das Bild ab. Für WC-Spülungund Waschmaschine wird zudem Regenwas-ser gesammelt – und auch für den naturbe-lassenen Garten hinterm Haus.

Dort zeigt sich das Wirken von „Gartenher-rin“ Daniela Pieringer, die sich der naturna-hen Gartengestaltung und -bewirtschaftungbzw. dem Erhalt alter Kulturpflanzen und dereigenen Saatgutvermehrung widmet. Ziel dervegetarisch lebenden Familie ist, neben der au-tarken Energieversorgung, auch ein möglichsthoher Grad an Selbstversorgung mit Obst,Gemüse und Kräutern. Als Basis dafür werdendie Grundsätze der Permakultur herangezo-gen: „Das heißt im Großen und Ganzen, dasswir nur solche Kulturen pflanzen, die sich ge-genseitig fördern und auch von selbst aussä-en“, sagt die studierte Betriebswirtin. „Es gehtum geschlossene, natürliche Kreisläufe, umein ganzheitliches Konzept.“ In dieses passtauchder jüngsteFamilienzuwachs:Ende2009ist der Familie Minihausschwein „Blumen-schön“, der Name ist Jonas eingefallen, zuge-laufen, das seinen Platz als Nacktschnecken-vertilger, Umgraber und Düngerlieferant ge-funden hat.

Selbstversorgungwird bei FamiliePieringer-Zimmelgroßgeschrieben.Sei es bei derErnährung oder beider Energie: IhrWohnhaus erzeugtmehr Strom, als esverbraucht.

Der naturbelassene Garten(oben mit DietmarZimmel) hinter dem„Plusenergiehaus“(rechts unten) ist auch dasZuhause von Minihaus-schwein „Blumenschön“.Dieser Name ist Jonaseingefallen, der auf demkleinen Bild oben gemein-sam mit seinemZwillingsbruder Elias imKeller, wo sich dieHaustechnik befindet,rumtobt.Fotos: René van Bakel

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4 Juni 2010

Österreich ist besonders von Erdgasimporten ab-hängig. Angesichts dieser Tatsache stellt sich dieFrage: Kann Österreich überhaupt energieau-tark sein?Steinecker: Ich glaube, wir sind nicht in derLage, Energieautarkie, sauber gerechnet undauf Petajoule runtergebrochen, zu erlangen.Ich bin aber überzeugt, dass wir vernünftigeBeiträge leisten können, um diesem ehrgeizi-gen Ziel näherzukommen. Esgibt schon jetzt Regionen,etwa Güssing, wo das gelingt.Aber es wird nie hundertpro-zentig sein. Derzeit werdenrund 70 Prozent der in Öster-reich verbrauchten Energieimportiert – das entspricht inetwa der Menge, die 275 Do-naukraftwerke produzieren.

Das heißt, Sie sehen die Möglichkeit der Energie-autarkie auf bestimmte Regionen beschränkt?Steinecker: Ja.

Verfolgt nicht die Politik genau diesen Ansatz,autarke Modellregionen zu schaffen?Berlakovich: Ich bin für ein energieautarkesÖsterreich und halte das für eine faszinieren-de Vision. Ein Blick auf die internationalenEntwicklungen zeigt, dass die Energiefrageimmer mehr zur Machtfrage wird: Energiewird ein politisches Druckmittel. Es hat sich

auch gezeigt, wie verwundbar wir durch dieAbhängigkeit von russischem Erdgas sind.Hinzu kommt: Die fossilen Energieträger nei-gen sich dem Ende zu, und sie sind nicht zu-letzt Hauptverursacher für den Klimawandel.Das Ziel ist daher: raus aus den fossilen Ener-gieträgern. Das wird nicht von heute auf mor-gen gehen, aber am Ende haben wir ein ener-gieautarkes Österreich.

Wie kann das gelingen?Berlakovich: Das BeispielGüssing ist schon genanntworden. Es kann als Modelldienen für eine Region, wo perSaldo mehr Energie aus erneu-erbaren Energieträgern er-zeugt als verbraucht wird.Viele Gemeinden und Städtehaben den Willen, diesem Bei-

spiel nachzueifern. Deshalb habe ich im Vor-jahr über den Klima- und Energiefonds einProgramm ausgeschrieben, nämlich in Rich-tung Klima- und Energiemodellregionen.Fünfzig Bewerber gab es, 37 haben den Zu-schlag bekommen. Ein Regionalmanager un-terstützt diese Gemeinden in weiterer Folge,Energieautarkie-Modelle zu konzipieren, umdamit eine Entwicklung in der Region und ander Basis ins Rollen zu bringen. Neben demDenkanstoß bringt das regionale Wertschöp-fung und Arbeitsplätze.

Umweltminister Niki Berlakovichdiskutierte mit Angela Köppl (WIFO),Helmut Haberl (Alpen-Adria-Universität) und Werner Steinecker(Energie AG) über die Vision einesenergieautarken Österreich.

Über dieMöglichkeit,unabhängigzu sein

Aber nur dort, wo es sinnvoll ist.Berlakovich: Natürlich kann das ModellGüssing nicht überall 1:1 übertragen werden,denn jede Region hat ein anderes Potenzial –sei es Sonnenenergie, sei es Windkraft oderBiomasse. Danach soll sich die dezentraleEnergieversorgung ausrichten.

Damit ändert sich unser gesamtes Energiesystem.Welche Auswirkungen wird das haben?Köppl:Wir brauchen gar nicht erst über Ener-gieautarkie sprechen, wenn wir nicht unserenEnergiebedarf zunächst reduzieren, also Effi-zienzpotenziale nutzen unddie Energieproduktivitätdeutlich steigern. Was wirdann noch brauchen, solltenwir möglichst mit erneuerba-ren Energien befriedigen. Daswiederum kann mittels de-zentraler Strukturen erfolgen,das heißt, wir greifen auf Ressourcen zurück,die es vor Ort gibt. Damit einhergehend kön-nen Energiekonsumenten so auch zu Energie-lieferanten werden, mit entsprechenden An-forderungen an die Verteilnetze für Elektrizi-tät und Wärme.

In welchen Bereichen könnte Energieautarkieam ehesten erreicht werden?Köppl: Im Gebäudebereich ist eine Transfor-mation sicher schneller möglich als etwa im

Ich bin überzeugt,dass wir vernünftige

Beiträge leistenkönnen, um

diesem ehrgeizigenZiel näherzukommen.

Werner Steinecker

Verkehrsbereich. Im Verkehrsbereich ist eseine systemische Frage, denn es reicht nicht,ein Antriebssystem durch ein anderes zu erset-zen. Das heißt, die Energie- und Emissionsfra-ge in der Mobilität ist nicht durch eine Substi-tution des Verbrennungsmotors durch denElektromotor zu lösen. Es spielen hier bei-spielsweise auch der Verkehrsträgermix oderdie Raumplanung eine Rolle, StichwortZwangsmobilität, Zersiedelung.Berlakovich: Wobei das Modell GüssingWärme-, Strom- und Treibstoffbedarf miteinberechnet. Dort werden auch Biotreibstof-

fe der zweiten Generation er-zeugt.Haberl: Ganz anders würdesich die Situation wahrschein-lich in Wien darstellen. Weilhier nicht die Fläche zur Ver-fügung steht, um alle Einwoh-ner zu versorgen.

Sie haben 2004 eine Studie herausgebracht, de-ren Kernsatz lautete: „Ohne fossile Energieträgerwäre unser Konsum nicht haltbar.“Haberl: Ich sehe das als eine Herausforde-rung für die Technik, aber nicht nur – vor al-lem geht es um unsere Lebensweise. Manmuss im Zusammenhang mit Energieautar-kie auch über die Produkte nachdenken, diewir konsumieren. Deren graue Energie mussebenfalls berücksichtigt werden. Ich frage

Energieautarkie istmachbar, auch wennes keinen Königsweg

dahin gibt.Niki Berlakovich

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Berlakovich: Energieautarkie ist machbar,auch wenn es keinen Königsweg dahin gibt.

Wenn es so weit ist, welche Auswirkungen hat dasauf unseren Alltag?Köppl: Wir sollten lernen uns an Energie-dienstleistungen zu orientieren, beispielsweiseein angenehm temperiertes Gebäude. Denn essind die Energiedienstleistungen, die unser

Wohlbefinden und unserenWohlstand bestimmen.Schließlich wollen wir dieEnergiedienstleistungen undnicht die Energiemenge konsu-mieren. Und diese können zu-künftigmitdeutlichgeringerenEnergiemengen bzw. erneuer-bar bereitgestellt werden.

Zu den Personen:Niki Berlakovich, 49, ist Bundesminister fürLand- und Forstwirtschaft, Umwelt und Was-serwirtschaft.HelmutHaberl,45, istaußerordentlicherProfes-sor für Humanökologie am Institut für SozialeÖkologie der Alpen-Adria-Universität in Wien.Angela Köppl, 49, ist Umweltökonomin undwissenschaftliche Mitarbeiterin am Österrei-chischen Institut für Wirtschaftsforschung.Werner Steinecker, 53, ist Vorstandsmitgliedder Energie AG Oberösterreich und Leiter destechnischen Ressorts.

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mich, ob Energieautarkie überhaupt das rich-tige Ziel ist.

Was erscheint Ihnen wichtiger?Haberl: Die Treibhausgasemissionen zu re-duzieren und den weltweiten Temperaturan-stieg auf zwei Grad zu begrenzen. Überschrei-ten wir die zwei Grad, nimmt das Risiko mas-siv zu, sogenannte „Kipp-Punkte“ im Erdsys-tem anzustoßen, die katastrophale Verände-rungen auslösen würden. Wenn etwa der Per-mafrostboden in der Tundraauftaut, würde das riesigeMengen an CO2 freisetzen.Man sollte sich das genaueransehen und nicht nur darü-ber nachdenken, ob wir dieEnergie selbst erzeugen oderdiese importieren. Ich habennichts gegen Autarkiebestre-bungen, sie müssen allerdingsökonomisch sinnvoll sein.Berlakovich: Beides mussHand in Hand gehen, die Klimaschutzzieleund die Energieautarkie. Letztere bedeutet,ein neues Denken in Österreich zu implemen-tieren. Wir sollten die Chancen erkennen, diedarin liegen, auch als Antwort auf den Klima-wandel. Gestern war Energieautarkie eineschräge Idee, heute ist sie realistisch, morgenein gutes Geschäft für die Wirtschaft, undübermorgen ist sie ein Segen für unsere Le-

bensqualität. Ich will unser Energieversor-gungssytem umbauen und neu ausrichten.Genau das steht in der Energiestrategie. Klar,Energieautarkie als Vision ist auch in der Ener-giewirtschaft umstritten. Trotzdem ist es einfaszinierendes Thema.

Wie könnte man die Energiewirtschaft davonüberzeugen?Steinecker: Man muss sich davon verabschie-den, quasi religiös zu behaupten, das eine ist

etwas und das andere nicht.Man kann sich zum Beispielnicht nur auf den Klimaschutzkonzentrieren und alles ande-re vergessen. Die Menschheithat einen sehr hohen Energie-verbrauch – diese Energie be-kommen wir nicht mehr zu-rück. Man muss darüber nach-denken, die vorhandene fossi-le Energie effizient und mitmöglichst geringen Emissio-

nen einzusetzen und parallel dazu nach Alter-nativen suchen. Projekte wie Güssing regendie Menschen zum Nachdenken an und das istganz wichtig in diesem Prozess. Potenzial seheich auch beim Wasserstoff, allerdings sind unsdie Japaner da bereits weit überlegen. Europahat das verschlafen.Berlakovich: Natürlich ist die Elektromobili-tät nicht der Weisheit letzter Schluss. Auch ein

Umdenken bei der Lebensweise wird notwen-dig sein.Steinecker: Immerhin sind wir so weit, dassElektromobilität ein Thema ist.Haberl: Aber die Technik allein wird das Pro-blem nicht lösen. Wenn wir jetzt vorwärts ge-hen, hin zu einem dezentralerem Energiesys-tem,dasvieledergenanntenTechnikenvereint,dann wird das unsere Gesellschaft vermutlichebenso stark verändern, wieder Übergang von Biomassezur Fossilenergie in den letzten200 Jahren.

Inwiefern?Haberl: Es wird die Formendes Produzierens, des Konsu-mierens und der Verteilungvon Gütern etc. betreffen. Man kann das alsonicht nur an die Technik delegieren.Berlakovich: Diese Veränderungen findenbereits statt, einhergehend mit einem Umden-ken. Viele Häuslbauer beispielsweise wollenein Passivhaus oder darüber hinaus bereits einPlusenergiehaus.Steinbecker: Lassen wir den Begriff Energie-autarkie zu, auch wenn diese nie zu hundertProzent umgesetzt werden wird können. Aberschauen wir zuerst, dass wir im Bereich derWärmeautarkie, bei Häusern, so weit kom-men, dass wir keinen zusätzlichen Energieein-trag brauchen.

Wir brauchen gar nichterst über Energie-autarkie sprechen,

wenn wirzunächst nicht

unseren Energiebedarfreduzieren.Angela Köppl

Ich habe nichts gegenAutarkiebestrebun-

gen, sie müssenallerdings ökonomisch

sinnvoll sein.Helmut Haberl

Am Thema „Energieautar-kes Österreich“ entzündetesich eine Diskussion umEnergiepolitik und -versor-gung, Klimawandel undetwaige Folgen für Wirt-schaft und Gesellschaft.Es diskutierten (von linksnach rechts): NikiBerlakovich, AngelaKöppl, Helmut Haberlund Werner Steinecker.Foto: Corn

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ImTalderAmbitionen

Die Natur zu nutzen, ohne ihr zu schaden, lau-tet die Devise in einem Biosphärenpark. „Dasbedeutet für uns: nachhaltiges Leben undWirtschaften“, sagt Albert Rinderer, Regio-nalmanager im Biosphärenpark Großes Wal-sertal im Zentrum Vorarlbergs und als solcherauch für nachhaltige Energieprojekte zustän-dig. Denn der Biosphärenpark ist nicht nureine Klima- und Energie-Modellregion, alsMitglied im e5-Programm des Lebensministe-riums für energieeffiziente Kommunen aucheine Pilotregion, weil „wir nicht als einzelneGemeinde antreten, sondern als Region beste-hend aus insgesamt sechs Gemeinden“, wieRinderer schildert.

Energieerzeugung aus erneuerbaren Quel-len hat im Walsertal Tradition. Es gibt zahlrei-che Bäche, die Kleinwasserkraftwerke antrei-ben. 85 Prozent des verbrauchten Stromes imWalsertal werden als Ökostrom in taleigenenKleinwasserkraftwerken und Fotovoltaikanla-gen erzeugt: Die Erzeugung pro Kopf ist rund80 mal höher als der österreichische Durch-schnitt. „Es fehltnichtmehrviel zurAutarkie“,merkt Rinderer an. Aber man denkt schonweiter: „Wir wollen unsere Potenziale nutzenund den möglichen Überschuss an Ökostromauch ins Netz einspeisen.“ Die EntwicklunghinzueinerÖko-Energie-Exportregionseidasehrgeizige Ziel.

Was die thermische Energie betrifft, ist dieSolarfläche pro Einwohner mehr als doppeltso hoch wie der österreichische Durch-schnitt. Fünf große Nahwärmenetze und Mi-kronetze tragen dazu bei, dass bereits über 60Prozent der Walser Haushalte hauptsächlichmit Holz heizen. „Die Erfahrung hat gezeigt,dass man mit dem jährlichen Zuwachs anBiomasse das gesamte Walsertal heizen könn-te“, erklärt Rinderer. Voraussetzung dafür istdie Sanierung der Gebäude: „Wir wollen da-hingehend Bewusstsein bilden und bietengünstige Energieberatung an.“ Sanieren undUmstellen auf erneuerbare Energie seien einGesamtpaket.

EinHandlungsfeldwird imRahmendes e5-Programms momentan besonders beackert:die Mobilität. Einschlägige Maßnahmen indieser Stoßrichtung könnte der Region dasfünfte „e“ einbringen. „Wir halten momentan

bei 66 Prozent, bezogen auf den Umsetzungs-grad aller Maßnahmen“, sagt Rinderer. 75Prozent benötigt man für das fünfte „e“. DerRegionalmanager hält diese Hürde bis 2015für bewältigbar. „Auch das Elektroauto ist einThema.“Manwolle testen,wie sichein solchesin der Bergregion einsetzen lässt.

Eineder sechsGemeinden im192Quadrat-kilometer großen Biosphärenpark ist St. Ge-rold, mit 375 Einwohnern. Auch sie hat sichganz der Nachhaltigkeit verschrieben und sosteht dort seit 2009 ein weiteres Vorzeigepro-jekt der Region: das neue Gemeindezentrum.Schon vor dem Bau hatte die Gemeinde einÖkologie-, Nachhaltigkeits- und Energiekon-zept ausgearbeitet, das siedenArchitektenvor-legte. Unter Federführung von Cukro-wicz/Nachbaur Architekten ZT GmbH ent-stand das erste viergeschossige Holzbauwerkin Passivhausqualität in Vorarlberg. „Besser alsdas“, sagt Bürgermeister Bruno Summer,nicht ohne Stolz: Der Energiebedarf liege weitunter dem eines Passivhauses.

Sämtliche Bauteile des Hauses sind aus un-behandelter Weißtanne aus gemeindeeigenenWäldern. „Nichts ist nachhaltiger“, betontSummer, der schon sein Hotel Johannishofvor17Jahrenökologischsanieren ließundsichselbst daher als „vorbelastet“ sieht. Hinsicht-lich der Bauökologie wurde etwa auf Baustof-fe verzichtet, die H-FCKW enthalten, aufPVC, Farben, die Schwermetalle enthalten.Dämmstoffe und Schall absorbierende Mat-tenbestehenausnachwachsendenRohstoffen.Selbstder14MeterhoheLiftschachtwurde imGanzen aus Holz gefertigt.

Energietechnisch ist das Gebäude, das un-ter anderem das Gemeindeamt, den Kinder-garten, den Dorfladen und den Sitzungssaalbeherbergt, nahezu autark und wird durchErdwärme beheizt. Strom holt es sich aus ei-ner Fotovoltaik-Anlage, die auf dem nahege-legenen Feuerwehrhaus installiert ist. EineLüftungsanlage mit Wärmerückgewinnungrundet das Bild ab. „Abgesehen davon, mar-kiert das Gebäude nun den bis dato fehlendenDorfplatz“, sagt Summer. Das Gemeindezen-trum erhielt heuer den Staatspreis für Archi-tektur und Nachhaltigkeit.www.grosseswalsertal.at

Das Große Walsertal giltals Modellregion.Ehrgeizige Bauprojekteunterstreichen den Willenzu Nachhaltigkeit undEnergie-Autarkie.

Das GemeindezentrumSt. Gerold (oben) ist so gutwie energieautark. Auch im

restlichen Großen Walsertalfehlt dazu nicht mehr viel:

Dafür sorgen unter anderemSolaranlagen.

Fotos: René van Bakel

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7www.klimaaktiv.at

green jobs klima:aktiv

Job mit Zukunft: KlimaschützerBerlakovich: 100.000 neue Arbeitsplätze bis 2020

Klimaschutz hat einen angenehmen Nebeneffekt:Arbeitsplätze. Wer heute auf green jobs setzt, alsoBerufe rund um Klima- und Umweltschutz, hatmorgen die Nase vorn. Die entsprechenden

Bildungsangebote sichern der heimischen Wirtschaftdie nötigen Fachkräfte – und Österreich einenSpitzenplatz in einer boomenden Branche.

Die schlechte Nachricht ist gleichzeitigdie gute: Es gibt noch viel zu tun beimKlimaschutz. Und das bedeutet frischesGrün für den österreichischen Arbeits-markt. Schon heute ist jeder 20. Ar-beitsplatz ein green job. Tendenz: starksteigend. Kein Wirtschaftssektor hatderzeit höhere Wachstumsraten als derUmweltbereich.

Wachstum mit green jobsMit 12 % jährlichem Wachstum ent-

wickelt sich die Branche rund fünfmalschneller als der Rest der heimischen

Wirtschaft und erzielt einen Umsatz vonrund 30 Mrd. Euro. Das bedeutet, dassbereits jeder zehnte Euro in Österreichmit der Umwelt verdient wird. Andersformuliert: Ohne green jobs gäbe esheuer kein Wirtschaftswachstum.

Umweltminister Nikolaus Berlakovichsieht im Umweltschutz eine Riesen-chance für das ganze Land – insbeson-dere für Schüler und Studenten, die sichin ihrer Ausbildung auf diesen Bereichspezialisieren: „Bildung ist die beste In-vestition in die Zukunft. Vielfach laufenJugendliche aussterbenden Berufennach, während sich bei den green jobsin den vergangenen Jahren attraktiveund krisensichere Möglichkeiten eröff-net haben – von der Lehre bis zum Stu-dium.“

Neue BildungsangeboteDerzeit existieren in Österreich etwa

170 Bildungsangebote für green jobs,70 % davon auf Universitäten. Um dasAngebot weiter zu verbessern, bietetdas Lebensministerium seit Jahren er-folgreiche Programme. Die klima:aktivBildungsaktivitäten erfolgen in Zusam-menarbeit mit Bildungsinstitutionenund Verbänden mit dem Ziel einer lang-fristigen Ausrichtung. Das Kompetenz-zentrum für Umwelttechnik, ACT, arbei-tet seit 2009 intensiv an der Entwicklungvon Bildungsangeboten. Beispiele sindder Lehrgang „Erneuerbare Energie inder Landwirtschaft“ in Zusammenar-beit mit der Hochschule für Agrar- undUmweltpädagogik, das „Modulare Aus-bildungsprogramm Umwelt- und Ener-gietechnologie“ in Kooperation mit

AMS-NÖ und Wifi-NÖ und „ThermischeSanierungstechnik im Baugewerbe“ inKooperation mit der HTL Mödling undSOLAR4YOU.

Facharbeiter gesuchtEine Umfrage unter Top-Unterneh-

men zeigt: Die Branche sucht gut gebil-deteMitarbeiter. Besonders gefragt sindzum Beispiel die Bereiche Solarthermieund Photovoltaik (PV) sowie Abfall- undWindkraft. Bei Gas-Wasser-Heizungs-Installateuren herrscht hohe Nachfragenach Fachkenntnissen bei der Installati-

„Die aktuelle Umweltbilanz

bestätigt: Österreichs Umwelt-politik liegt im internationalen

Spitzenfeld. Das ist einGrund zur Freude – und einAuftrag, unseren Weg mit

Engagement weiterzugehen.Nikolaus Berlakovich

on unterschiedlicher Komponenten vonPV- und Solarthermietechnologien. Um-weltminister Berlakovich: „Wir müssendas Interesse von Kindern und Jugend-lichen für diesen Bereich wecken undsie fördern – und insbesondere auchMädchen und Frauen dazu motivieren,technische Berufe zu ergreifen.“

Positive Öko-BilanzDie Arbeitskräfte der Zukunft sollen

mithelfen, Österreichs Spitzenpositionin Europa auszubauen. Denn Öster-reichs Umweltpolitik gehört schon heu-te zu den besten: Bereits 185.000 Öster-reicherInnen arbeiten in green jobs: Dassind ungefähr so viele wie im Automo-bilsektor oder im Bereich Gastronomieund Beherbergung. Österreich decktrund 25 % seines Energieverbrauchsaus erneuerbaren Energiequellen undgehört damit zu den EU-Top Nationen.Und 15 % unserer Landwirtschaft istbio, Tendenz steigend – kein EU-Landschafft mehr.

761 Mio. für green jobsDurch gezielte Fördermaßnahmen

will Umweltminister Berlakovich in dennächsten zehn Jahren 100.000 neuegreen jobs schaffen. Allein im Jahr 2010setzt dasMinisterium761Mio. Eurodafürein. Der größte Anteil davon, 271 Mio.,wird direkt für konkrete Klimaschutzmaß-nahmen eingesetzt. Unterm Strich wirddas Fördervolumen sogar noch größer:Denn bei vielen Projekten kommen zuden angeführten Bundesmitteln nochzusätzlich Landes- und EU-Mittel.

Fördern, was Zukunft hatUmweltminister Berlakovich: „Die Gel-

der werden sehr gezielt und sinnvolleingesetzt. Wir achten dabei auf positi-ve Mehrfacheffekte, von denen wir auchin Zukunft profitieren. Die Förderungenlösen ein Vielfaches an Investitionenaus, damit erreichen wir besonders ef-fektiv unsere Ziele: Klimaschutz, Wirt-schaftsbelebung und neue green jobs.Wir fördern, was Zukunft hat.“

Umweltminister Niki Berlakovich sieht im Umweltschutz eine große Chance fürÖsterreich, insbesondere im Bereich Bildung und green jobs.

Foto: BMLFUW/Newman

Der Motor hinter der Klima- undJoboffensive von UmweltministerBerlakovich ist die heuer präsentierte„Energiestrategie Österreich“. Eineambitionierte Strategie zur Steigerungder Energieeffizienz, der Energieein-sparung und dem engagierten Aus-bau der Erneuerbaren Energien.

Meilenstein für ÖsterreichBerlakovich: „Diese Energiestrategieist ein Meilenstein für uns und kom-mende Generationen. Sie läutet so-wohl eine generelle Trendwende inder Energie- und Klimapolitik ein, alsauch eine klare Ökologisierung desSteuersystems.“ Einen wichtigen Part

in der Umsetzung der Klimastrategiespielt klima:aktiv. Die Initiative hatKatalysatorwirkung, die den Wandelin Richtung Umwelttechnologien be-schleunigt.

Ein Drittel ErneuerbareÖsterreich muss seine Treibhausgas-Emissionen um 16 % reduzieren. Da-für soll unter anderem ein Drittel desÖsterreichischen Energieverbrauchsbis 2020 mit erneuerbaren Energiengedeckt werden. Mit der konsequen-ten Umsetzung der Energiestrategiekönnen nicht nur diese Ziele erreicht,sondern auch der Wirtschaft zahlrei-che Wettbewerbsvorteile, etwa beiÖko-Innovationen, eröffnet werden.

Ziel: EnergieautarkieBerlakovich: „Die wesentlichen He-rausforderungen gehen über denZeithorizont der Energiestrategie hi-naus. Neben mittelfristig umsetzba-ren Zielen und kurzfristig wirksamenMaßnahmen braucht es auch einelangfristige Vision und die heißt Ener-gieautarkie.“

Energiestrategie Österreich:Gut für die Wirtschaft. Gut für das Klima.

Die „Energiestrategie Österreich“ setzt auf die Nutzung erneuerbarer Ener-gien wie Wind, Sonne oder Biomasse und schafft dadurch tausende neueJobs. Foto: BMLFUW/Newman

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Impulse klima:aktiv

8 www.klimaaktiv.at

Unter einem Dachklima:aktiv gibt seit 2004 entscheidende Impulse für effizienten Klimaschutz

Die Dachmarkeklima:aktiv bündelt diefreiwilligen Maßnahmender Österreichischen

Klimastrategie.

Vor sechs Jahren startete die Initiativedes Lebensministeriums für aktiven Kli-maschutz, klima:aktiv, als Teil der Öster-reichischen Klimastrategie. Sie ergänztseit 2004 erfolgreich Gesetze, Verord-nungen und Förderungen im BereichKlimaschutz. klima:aktiv unterstützt da-

teriums umgesetzt. Im Jahr 2009 stan-den dafür in Summe 7,5 Mio. Euro zurVerfügung. Die klima:aktiv-Programmeverfolgen alle ein gemeinsames Ziel:weniger C02-Ausstoß und eine verstärk-te Nutzung erneuerbarer Energieträger.

Eine ErfolgsgeschichteDas Startjahr 2004 war geprägt von

der Vorbereitung der spezifischenklima:aktiv-Strukturen. Businessplänewurden erstellt und geeignete Pro-grammmanagements gesucht. Im Jahrdarauf erfolgten diemeisten Programm-starts. In diesem Jahr legte das Teamauch die Basis für die Netzwerkbildung,und die Kooperationen mit den Län-deraktivitäten begannen. Zum erstenMal trat die Dachmarke klima:aktiv inder Öffentlichkeit auf. Seit 2006 zeigtklima:aktiv im Vollausbau Profil. Die In-itiative ist seither das ganze Jahr über inder Öffentlichkeit präsent, die Bekannt-heit hat sich von 2008 auf 2009 um 10Prozentpunkte auf 36 % erhöht, wobeidas Image sehr positiv besetzt ist. DieKooperationen mit den Bundesländernwurden gefestigt und ausgebaut. Heutezählt man 150 WirtschaftspartnerInnenals Multiplikatoren für den Klimaschutz.Neben der Vernetzung relevanter Ak-teurInnen setzt klima:aktiv auf Bera-tungs- und Qualifizierungsoffensiven,transparente Standards beim Bauenund Sanieren und Qualitätssicherungs-maßnahmen.

Aktiv in vier Themenbereichenklima:aktiv fokussiert in all ihren Ak-

tivitäten auf die vier ThemenbereicheBauen und Sanieren, Energiesparen,Erneuerbare Energien und Mobilität.Vermittelt werden Qualitätsstandards,technisches Know-how aber auch Be-wusststeinsbildung zum Thema CO2-Sparen durch die unterschiedlichstenMarketing- und Kommunikationsinstru-mente wie Vortragsreihen, Workshops,Kurse, Aktionstage, Messepräsenz,Roadshows, aber auch mit besonde-ren Aktionen wie dem jährlichen Kli-maschutzpreis in Kooperation mit demORF, dem Staatspreis für Architekturund Nachhaltigkeit, der Radfahrkampa-gne, der klima:aktiv Tour oder der Sprit-sparkampagne. Darüber hinaus nutztman Kommunikationskanäle wie News-letter an Interessierte und Gemeinden,Bildungsinstitutionen, Verbände, Wirt-schaftspartnerInnen, Medienkoopera-

tionen, Websites wie www.klimaaktiv.at und www.topprodukte.at und vielesmehr.

Förderungen erfolgreich ergänzenEine ideale Ergänzung bietet die Ini-

tiative klima:aktiv auch für ausgesuchteFörderinstrumente des Bundes im Be-reich Klimaschutz und leistet hier einenwertvollen Beitrag zur Steigerung derQualitätsstandards imUmweltsektor.AlsBeispiele sind die Umweltförderung im

Inland, kurz UFI, der Klima- und Energie-fonds, kurz KLI:EN, und das klima:aktivmobil Förderungsprogramm zu nennen.Die Umweltförderung im Inland ist einspezielles Förderungsprogramm des Le-bensministeriums für Betriebe, das vonder Kommunalkredit Public Consulting(KPC) abgewickelt wird. Mit nicht rück-zahlbaren Investitionszuschüssen wer-den Unternehmen beim Einsatz umwelt-freundlicher Technologien unterstützt.

Österreichische Energieagentur - Austrian Energy Agency

17&4 Organisationsberatung GmbH

Klimabündnis Österreich

Bundesimmobiliengesellschaft

Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik

Energieinstitut Vorarlberg

Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie - Institut für

Nachhaltige Technologien

Landes EnergieVerein Steiermark

energiebewusst Kärnten EK

Grazer Energieagentur

e7 Energie Markt Analyse GmbH

Ressourcenmanagement Agentur GmbH

Umweltberatung Niederösterreich

Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie

Österreichisches Ökologie Institut

Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich ecoplus

Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen

Energie Tirol

Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur

KWI Consultants & Engineers AG

mprove

Umweltverband Vorarlberg Vorarlberger Gemeindehaus

ARGE Kompost & Biogas Österreich

Arbeisgemeinschaft Erneuerbare Energie Niederösterreich/Wien

Arbeisgemeinschaft Erneuerbare Energie Kärnten

Austrian Institut of Technology

Austria Solar

Leistungsgemeinschaft Wärmepumpe Österreich

Herry Consult GmbH

Rosinak & Partner

KOMOBILE Wien

KOMOBILE Gmunden

Forschungsgesellschaft Mobilität - Austrian Mobility Research

alphaaffairs

vorauer, friends* werbeagentur gmbH

Grayling Austria GmbH

PlanSinn GmbH

MPC communications

Im Auftrag des Lebensministeriums imRahmen von klima:aktiv arbeiten:

Die Fördergelder von rund 100 Mio.Euro pro Jahr gelangen vor allem in denBereichen Energieeffizienz und Erneu-erbare Energie zum Einsatz. Seit 1993wurden mit 753 Mio. Euro Förderunginsgesamt 3,8 Mrd. Euro Investitionenausgelöst. Aufgaben des 2007 einge-richteten KLI:EN sind die Unterstützungvon Forschung und Entwicklung im Be-reich nachhaltiger Energietechnologienund Klimaforschung, die Forcierung vonProjekten im Bereich des öffentlichenPersonennah- und Regionalverkehrs,des umweltfreundlichen Güterverkehrssowie von Mobilitätsmanagementpro-jekten und die Forcierung von Projektenzur Unterstützung der Marktdurchdrin-gung von klimarelevanten und nach-haltigen Energietechnologien. Der Kli-ma- und Energiefonds ist derzeit mit biszu einer halben Milliarde Euro dotiert,jährlich stehen rund 150 Mio. Euro zurVerfügung. Jüngster Erfolg war die Im-plementierung des klima:aktiv Gebäu-destandards im Förderprogramm „Ge-bäudeintegrierte Photovoltaik (GIPV)in Fertighäusern“ als Förderkriterium.Rund 600 Mobilitätsprojekte konntenim Rahmen des klima:aktiv mobil För-derungsprogramms sowie mit Unter-stützung des KLI:EN gefördert werden.Damit wurde ein Investitionsvolumenvon ca. 180 Mio. Euro ausgelöst undrund 2.000 Beschäftigungsverhältnissegeschaffen bzw. gesichert.

klima:aktivBudgetentwicklungin Euro

2004 2005 2006 2007 2008 2009

10.000.000

9.000.000

8.000.000

7.000.000

6.000.000

5.000.000

4.000.000

3.000.000

2.000.000

1.000.000

0

LEBENSMINISTERIUMStrategische Steuerung

ÖSTERREICHISCHEENERGIEAGENTURklima:aktiv Management

Programmentwicklung, Monitoring undstrategische Koordination, Bildungs-

und Partnerkoordination,Öffentlichkeitsarbeit

Profis aus- und weiterbildenStandards setzen und Qualitätsichern, Partner aktivieren und

vernetzen, Beraten undunterstützen, Informieren und zum

Umdenken anregen

Bauen &Sanieren

Mobilität

Energiesparen

Erneuerbare

rüber hinaus auch die Aktivitäten unddas Engagement der PartnerInnen ausden Bundesländern und der Wirtschaft.All dasmit demZiel derMarkteinführungund raschen Verbreitung klimafreund-licher Technologien und Dienstleistun-gen. ImAuftragdesBundesministeriumsfür Land- und Forstwirtschaft, Umweltund Wasserwirtschaft, kurz Lebensmi-nisterium, zeichnet die ÖsterreichischeEnergieagentur für die operative Umset-zung von klima:aktiv verantwortlich undkoordiniert die zielgruppenorientiertenProgramme in vier Themenbereichen:Energiesparen, Bauen und Sanieren,Mobilität und Erneuerbare Energie. DieInitiative läuft vorerst bis zum Jahr 2012und wird aus Mitteln des Lebensminis-

„klima:aktiv bringt Kompetenz

und Qualität in den Klimaschutz.Das sind die wichtigsten Zuta-ten auf dem Weg zu einer nach-

haltigen Gesellschaft.“DI Günter Liebel, Sektionsschef fürAllgemeine Umweltpolitik BMLFUW

Page 9: klima_aktiv_20Jahresbericht_20_202009

Dachmarke klima:aktiv

9www.klimaaktiv.at

Eine bereits 2007 durchgeführte ex-terne Evaluierung von klima:aktiv durchdas Wuppertal Institut für Klima, Um-welt und Energie GmbH und der KMUForschung Austria bestätigt die Initia-tive auf allen Ebenen. Betont werdenvor allem das erfolgreiche Anknüpfenan bereits laufende Klimaschutzaktivi-täten auf Bundes- und Landesebene,der hohe Innovationsgrad der Gesamt-initiative, ihre Breitenwirkung und dasAlleinstellungsmerkmal auf nationalerund internationaler Ebene. klima:aktivist der Impulsgeber für den Umbau derGesellschaft in Richtung Energieeffizi-enz und Nachhaltigkeit und schafft denBrückenschlag zwischen Politik, Wirt-schaft und Gesellschaft.

klima:aktiv bringt durch Know-howund Qualitätsstandards BewegungDie Klimaschutzinitiative hat den spür-

baren Bewusstseinsumschwung unddie Marktentwicklung mit vielen Aktivi-täten entscheidend mitgeprägt und einzentrales Ziel erreicht: Unternehmenhaben den Klimaschutz als Erfolgsfaktorentdeckt und kooperieren auf breiterEbene mit klima:aktiv. Und es sind dieKlimaschutz-Sektoren, die der Krise trot-zen. Die Marktanteile der Erneuerbarenwurden deutlich gesteigert, der UmbauÖsterreichs durch umfassende Sanie-rungen vorangetrieben, Mobilitätsma-nagement in allen Bereichen forciertund viele Betriebe haben mit der Unter-

stützung von klima:aktiv ihre Produkti-onsprozesse optimiert. klima:aktiv hatdurch Weiterbildungs- und Qualifizie-rungsmaßnahmen den Grundstein fürdie Ausweitung von green jobs und derVerbreitung von heimischer Umwelt-technologie gelegt. Die Aktivitäten von

klima:aktiv haben zur Einsparung vonrund 1,2 Mio. Tonnen CO2 maßgeblichbeigetragen.

Vorbildfunktion bei Gender-gerechtigkeit und SozialkapitalAktiver Klimaschutz birgt vielfältige

Dimensionen, Gendergerechtigkeit unddie Bedeutung von Sozialkapital zählendazu. Zwei unabhängige Studien bele-gen auch in diesen beiden Bereichen

die Vorbildfunktion von klima:aktiv.Vom Lebensministerium in Auftrag ge-geben erstellte das Büro für angewand-te Sozialforschung (BOAS) eine Studieüber die Bedeutung von Sozialkapital,konkret über soziale Bindungen undGemeinschaften für Handlungen zumKlimaschutz. In unterschiedlichstenGruppen ging man der Frage nach, wiees gelingen kann, dass das Wissen umdie globale Bedrohung durch den Kli-mawandel auch zu einer individuellenHandlungsbereitschaft und zu einemumfassenden ökologischen Verhal-ten bei Konsum und Energieverbrauchführt. Bei allen untersuchten Gruppenzeigten sich die gleichen Gesetzmäßig-keiten in bezug auf klimafreundlichesHandeln: aktiv werden nur diejenigen,deren soziales Umfeld sich „klima:aktiv“verhält. Um Menschen konkret zu be-wegen, ist es unabdingbar, ihre eigeneLebenswelt und Kultur anzusprechen.Die Studie kommt zu dem Schluss, dassklima:aktiv am richtigen Weg ist, nichtzuletzt aufgrund der starken Einbin-

Internationalbeachtetklima:aktiv mobil

Programm erhält hoheAuszeichnung beim

EPSA 2009.

Aus mehr als 300 eingereichten Pro-jekten aus 28 europäischen Staatenund EU-Institutionen wurde dasProgramm klima:aktiv mobil beimEuropean Public Sector Award 2009ausgezeichnet. Als eines der bes-ten fünf Projekte erhielt es in derKategorie „Neue Formen partner-schaftlicher Zusammenarbeit“ denbegehrten EU-Preis. „Die Klima-schutz-Initiativedes Lebensministe-riums im Verkehrsbereich motiviertund unterstützt alle relevanten Ak-teurInnen zur Entwicklung und Um-setzung von Klimaschutzprojektenin ihrem eigenen Wirkungsbereich.Die inhaltlichen Schwerpunkte lie-gen dabei auf der Forcierung vonMobilitätsmanagement, Förderungdes Radverkehrs, Spritsparen undUmstellung von Fuhrparks auf alter-native Antriebe, erneuerbare Kraft-stoffe und Energien.

Innovativ, einzigartig und vorbildhaftklima:aktiv ist Impulsgeber und verknüpft Politik, Wirtschaft und GesellschaftEuropaweit ist die vorbildhaft integrierte nationaleKlimaschutzinitiative einzigartig. Sie bietet einbreites Spektrum an Einzeltechnologien undZielgruppen unter einer einheitlichen Marke.

dung von sozialen Prozessen in dasProgramm. Eine moralisch-ethischeFrage und eine rechtliche Verpflichtungist Gendergerechtigkeit. Darunter ver-steht man eine gerechte Aufteilung vonChancen und Ressourcen zwischen denGeschlechtern und im Bereich Klima-schutz die Berücksichtigung von sozia-len Kriterien wie Einkommen, Alter oderdas Bedürfnis auf Sicherheit bei derPlanung von Maßnahmen. Menschensollen in ihren jeweiligen Lebenssitua-tionen nicht ungleich belastet oder zuwenig unterstützt werden. Ebenfalls imAuftrag des Lebensministeriums führ-te die Österreichische Gesellschaft fürUmwelt und Technik (ÖGUT) eine Ana-lyse der Genderdimension der Klima-schutzinitiative klima:aktiv durch. Siezeigt, dass die zentralen Ausrichtungenwie auch die Umsetzung weitgehendgendergerecht sind. Das Programm istsowohl hinsichtlich der Gestaltungs-möglichkeitenvonFrauen imProgramm-management als auch der Gendersensi-bilität der externen Kommunikation alsösterreichweites Best-Practice-Beispielzu bezeichnen.

Wirkung mal fünfDass Information, Beratung, Networking,Ausbildung und Qualität wirken, stellen

die von klima:aktiv definierten Aktivitätsfeldereindrucksvoll unter Beweis.

Entscheidend ist, die Hebel an denrichtigen Stellen anzusetzen. Und dasgelingt der Klimaschutzinitiative desLebensministeriums mit vielfältigenMaßnahmen: mit Beratungs- und Qua-lifizierungsoffensiven in verschiedenenBranchen, mit transparenten Standardsbeim Bauen und Sanieren, mit Quali-tätssicherungsmaßnahmen und mit ak-tiver Motivierung und Vernetzung rele-vanter AkteurInnen aus Wirtschaft undVerwaltung. Einige Beispiele: die Flächeder neuinstallierten Solaranlagen hatsich mit jährlich 360.000 m² seit Beginnvon klima:aktiv verdoppelt, die Energie-holzaufbringung hat um weit mehr als2 Mio. Festmeter zugenommen. Alleindurch die Steigerung der Neuinstallatio-nen an Solar-, Wärmepumpen-und Bio-masseheizungen konnten im Vergleichzu 2004 480.000 t CO2/Jahr eingespartwerden, klimaschonendes Mobilitäts-management in Betrieben, Gemeindenund Schulen sowie öffentlichen Verwal-tungen brachten 320.000 t CO2 Einspa-rung/Jahr, umfassende Sanierung vonBundesgebäuden, Wohngebäuden, Bü-ros, Handels- und TourismusbetriebenEinsparungen von 280.000t CO2 und

die Prozessoptimierung in Betrieben140.000 t CO2 Einsparung/Jahr.

Standards entwickelnund Qualität sichernn Qualitätsmanagement in Heizwerken

hat die Effizienz der neuen Holzheiz-werke um mehr als 10 % verbessert.

n Fertighaushersteller und Wohnbau-träger bieten klima:aktiv Häuser an.

n klima:aktiv Gebäudestandard ist einOrientierungspunkt für ökologischesBauen: Kriterien fließen in die Wohn-bauförderungen ein, die Ausweitungauf Sanierung ist voll im Gang.

klima:aktiv-Profis aus-und weiterbildenn 2.400 InstallateurInnen und Plane-

rInnen wurden im Bereich Solarwär-me, Wärmepumpe, Biomasse undklima:aktiv bauen weitergebildet.

n 314 HandwerkerInnen und PlanerIn-nen wurden zum Sanierungsprofiausgebildet.

n 400 SpritspartrainerInnen wurden inganz Österreich ausgebildet.

n Alle 2.800 BuslenkerInnen der ÖBB-Postbus GmbH und 4.800 Lokfüh-

rerInnen wurden im spritsparendenFahren geschult.

Beraten und unterstützenn Über 1.600 Gemeinden in ganz Ös-

terreich werden regelmäßig überAktivitäten und neue Angebote in-formiert.

n 77 e5-Gemeinden integrieren Klima-schutz in die Gemeindepolitik.

n 1.530 Sanierungschecks in Dienst-leistungsgebäuden führen zu Sanie-rungen von Gebäuden im Handel,Tourismus und bei Bürogebäuden.

Partner aktivieren und vernetzenn 150 WirtschaftspartnerInnen arbei-

ten als Multiplikatoren.n Banken und Versicherungen bieten

klima:aktiv Finanzierungsberatun-gen an und setzen auf klima:aktivHäuser.

n Elektrizitätsversorgungsunternehmenbewerben mit topprodukte.at dasEnergiesparen.

Informieren und zumUmdenken anregenn Österreichischer Klimaschutzpreis.n 750.000 UserInnen suchten seit 2005

ihr energieeffizientes Gerät mittopprodukte.at

n klima:aktiv mobil Tourn umfangreiche Website

www.klimaaktiv.at

Foto: Alois Litzlbauer„

Der Innovationsgrad vonklima:aktiv kann auch im

internationalen Vergleich alsaußerordentlich hoch

bezeichnet werden. Außer einervergleichbaren schweizerischenund irischen Klimaschutzinitia-tive existiert europaweit keine

vergleichbare Kampagne.Ralf Schüle, Projektleiter der klima:aktiv

Evaluierung, Wuppertal Institut fürKlima, Umwelt, Energie

Page 10: klima_aktiv_20Jahresbericht_20_202009

10 www.klimaaktiv.at

Bauen & Sanieren klima:aktiv

Ökologisch bauen und sanierenklima:aktiv hat sich zur Aufgabe gemacht, denÜbergang zu einer ressourcenschonenden und

nachhaltigen Bauweise maßgeblich zu unterstützenund schuf dafür die notwendigen „Werkzeuge“.

Das Energie-Einsparungspotenzial istselbst bei heutigen „normalen“ Neu-bauten noch gewaltig: Vergleicht manihren Heizwärmebedarf mit jenen vonPassivhäusern, die nach klima:aktivStandards gebaut wurden, so liegt derBedarf dieser klima:aktiv Passivhäuserum zwei Drittel unter dem der norma-len Neubauten. Durch umfassende Sa-nierungsmaßnahmen kann der Energie-bedarf aber selbst bei alten Bauten imSchnitt noch mehr als halbiert werden.Rund 1,5 Millionen Gebäude in Öster-reich wurden zwischen den Jahren 1945und 1980 errichtet – der Handlungsbe-darf ist also groß.

klima:aktiv Häuser: Vorreiter beiEnergieeffizienz und WohnkomfortErreicht wird der niedrige Energieein-

satz in Haus oder Wohnung mithilfe desklima:aktiv Gebäudestandards. Der ös-

terreichweit einheitliche Qualitätsstan-dard gibt praktikable Ziele vor und er-klärt anhand von PlanerInnenhandbuch,Leitfäden und Excel-Tools, wie diese

erreicht werden können. Um die Dekla-ration als „klima:aktiv Haus“ erfolgreichabzuschließen, müssen 700 von 1.000zu erreichenden Punkten erzielt wer-

VorbildwirkungEin Haus zu bauen oderumfassend zu sanieren,ist keine Kleinigkeit. Dieklima:aktiv Datenbank

www.klimaaktiv-gebaut.at zeigt anhand von vielenPraxisbeispielen, dass sich

die Arbeit lohnt.

Auf www.klimaaktiv-gebaut.atkönnen 915 vorbildliche Neubautenund Beispiele zu umfassenden Sa-nierungen abgerufen werden. Dieonline Datenbank gibt Aufschlussüber Bauweise, Planungs- und Bau-unternehmen, Energiedaten undtechnischeDetails zudenklima:aktivPassivhäusern und klima:aktiv Häu-sern in ganz Österreich. DiverseSuchfunktionen ermöglichen es,Bauobjekte nach ihrem Standortoder etwa nach eingesetzten alter-nativen Heizsystemen, wie Solaran-lagen, Wärmepumpen und Biomas-seanlagen, zu suchen.Wissenswertes rund um die Sa-

nierung von Einfamilienhäusern lie-fert weiterswww.eigenheim-modern.klimaaktiv.at

den, das Prädikat „klima:aktiv Passiv-haus“ wird ab 900 erreichten Punktenverliehen. Die Bewertung erfolgt dabeiin den vier Kategorien Planung und Aus-führung, Energie und Versorgung, Bau-stoffe und Konstruktion sowie Raum-luftqualität und Komfort.Darf sich ein Haus „klima:aktiv“ be-

zeichnen, haben die BewohnerInnendie Gewissheit, dass ihr Heim hinsicht-lich der Energieeffizienz, Ökologieund Behaglichkeit sowie Komfort demhöchsten Niveau entspricht. Zudem si-chert eine energieeffiziente Bauweisebzw. Sanierung die langfristige Ver-wertbarkeit und die wirtschaftliche Le-bensdauer einer Immobilie. Aktive Un-terstützung erhalten die BauherrInnendurch die klima:aktiv Sanierungsbera-terInnen. Sie sind für Planung und Aus-führung und bei Fragen zu Förderungenkompetente AnsprechpartnerInnen.

Auch Dienstleistungsgebäudeunter der LupeDer klima:aktiv Gebäudestandard

definiert nicht nur die ökologischenBaustandards für Wohnhäuser son-dern auch für Dienstleistungsgebäude.1.530 Sanierungs-Checks wurden an-hand von Benchmarking-Vergleichen inGebäuden des Handels und Tourismussowie in Bürogebäuden von Beginn2005 bis Ende 2009 durchgeführt undweitere über 700 Sanierungsberatun-gen vorgenommen. Eigene Veran-staltungen und der neue klima:aktivLeitfaden „Energiemanagement in derHotellerie und Gastronomie“ informie-ren über Einsparungsmöglichkeitenvon der Heizung und Kühlung bis zumWasserverbrauch. Wie anerkannt der

klima:aktiv Standard bereits ist, zeigtsich an den Kriterien für die Vergabe derWohnbauförderung: Beinahe die Hälfteder von klima:aktiv erstellten Kriteri-en sind zu erfüllende Anforderungenfür die Wohnbauförderung. Überdies

bieten 34 Fertighaushersteller und 44Wohnbauträger klima:aktiv Häuser an.Mehr als 100 PartnerInnen aus der Bau-wirtschaft und der Gebäudeverwaltungkooperieren mit klima:aktiv. Seit 2009arbeitet etwa auch die ÖsterreichischeGesellschaft für Nachhaltiges Bauen(ÖGNB) mit klima:aktiv zusammen.Dass sich das Engagement von

klima:aktiv und ihren engagierten Bera-terInnen und PartnerInnen lohnt, lässtsich an den Zahlen ablesen: Die jährli-che Sanierungsrate derWohnungen dergemeinnützigen Wohnbauträger ausden Jahren 1945 bis 1980 liegt bei 4 %,und damit über den Erwartungen vonklima:aktiv. 330 große Wohngebäudemit mehr als 10.000 Wohnungen habenmit Unterstützung von klima:aktiv seit2006 Sanierungsprojekte gestartet.Insgesamt haben die klima:aktiv Akti-vitäten im Gebäudebereich direkt undindirekt zu Einsparungen von jährlich280.000 Tonnen CO2 – das ist der CO2

Ausstoß von rund 100.000 Autos – bei-getragen.Alle Informationen rund ums Bauenund Sanieren unterwww.bauen-sanieren.klimaaktiv.at

Staatspreis für Architekturund Nachhaltigkeit 2010Um die hervorragenden Leistungen von BauherrInnen,ArchitektInnen und FachplanerInnen zu würdigen,lobte das Lebensministerium im Herbst 2009 zum

2. Mal die Staatspreise für Architektur und Nachhaltigkeitaus. Nun stehen die Sieger fest.

Mit dem Staatspreis für Architektur undNachhaltigkeit 2010 werden Objekteausgezeichnet, die anspruchsvolle Ar-chitektur und ressourcenschonendeBauweise gekonnt kombinieren. Diebegehrte Auszeichnung geht heueran das Gemeindezentrum St. Geroldin Vorarlberg (Architekten CukrowiczNachbaur), die Volksschule Mauth inWels (Marte.Marte Architekten), dieElementfertigungshalle Obermayr inSchwanenstadt (F2 Architekten) sowiedie Passivwohnanlage Samer Mösl inSalzburg (sps architekten). „Projektewie diese sind extrem wichtige Multipli-katoren“, so Umweltminister Nikolaus

Berlakovich. „Mit diesem Preis wollenwir zeigen, dass nachhaltiges Bauenund herausragende Architektur sichnicht ausschließen, sondern sich im Ge-genteil perfekt ergänzen.“

Insgesamt 93 Objekte wurden ein-gereicht und von einer internationaleJury unter dem Vorsitz von Univ.Prof.Roland Gnaiger (Kunstuniversität Linz)beurteilt.

„Die gemeinnützige Wohnungs-

wirtschaft hat sich einambitioniertes Sanierungszielgesetzt, klima:aktiv unterstützt

uns dabei mit Analyse undBeratung. Davon profitierenunsere BewohnerInnen mitgesteigertem Wohnkomfort

und das Klima.Karl Wurm, Obmann, Österreichischer

Verband gemeinnützigerBauvereinigungen (GBV)

Anzahl Passivhäuserin Österreich seit 2000 Quelle: IG Passivhaus

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

12.000

10.000

8.000

6.000

4.000

2.000

060 92 157 270 510

950

1.660

2.600

4.150

7.050

11.800

Foto: Benedikt Wurth

„Das klima:aktive Österreichhausin Whistler beweist eindrucks-voll, dass Österreich in der

Passivhaustechnologie führendist. Kanada ist vom Haus und

von der Technologie begeistert!Nicole Mothes, Handelsdelegierte der

Kanadischen Botschaft

Page 11: klima_aktiv_20Jahresbericht_20_202009

11www.klimaaktiv.at

Erneuerbare Energien klima:aktiv

Sonne, Holz und ErdwärmeAmbitionierte Ziele für Österreichs Klima- und Energiepolitik

Sich verknappende Erdöl- und Erdgasreserven, hoheEnergiepreise und vor allem die starke Belastung der

Umwelt sind Gründe genug, um die Nutzungalternativer Energien zu forcieren.

Österreich hat mit der EU vereinbart,im Jahr 2020 34 Prozent seines Ener-gieaufwandes durch erneuerbare Ener-gien – wie Wind- und Sonnenenergie,Biomasse und Erdwärme – zu decken.Zwar liegt Österreich schon jetzt beider Nutzung erneuerbarer Energieträ-ger im EU-Vergleich hinter Schweden,Lettland und Finnland an vierter Stel-le, der Anteil am Gesamtenergieauf-wand beträgt derzeit rund 25 %. Umdas ambitionierte Ziel zu erreichen,propagiert klima:aktiv die Umsetzungeiner Dreifachstrategie: 1. den Ener-gieverbrauch senken, 2. die Anwen-dung erneuerbarer Energien möglichsteffizient gestalten und 3. ungenutzteReserven aktivieren.

Nachwachsende RohstoffeforcierenGeht es nach den Plänen der

klima:aktiv EnergieexpertInnen, wer-den in Österreich Gebäude mittelfris-tig überwiegend mit erneuerbarenEnergien beheizt und gekühlt. Vor al-lem die Biomasse soll stärker zur Wär-megewinnung herangezogen werden.

Bei der Umrüstung von Öl- oder Gas-heizungen auf ein alternatives Energie-system erweist sie sich als vorteilhaft.klima:aktiv bemüht sich daher beson-ders um die Erschließung der Ener-gieholzreserven und informiert überdiesen Energieträger. Das klima:aktivProgramm „holzwärme“, das sich ne-ben EinfamilienhausbesitzerInnenauch an Wohnbauträger und den Tou-rismus richtet, ist durchwegs erfolg-reich: Die Zahl der neu installiertenBiomasseheizkessel konnte seit 2004deutlich gesteigert werden.

Erdwärme nutzenAuch die Nutzung der Erdwärme flo-

riert. Das rasante Marktwachstum seit2004 wurde trotz der Wirtschaftskrisenur geringfügig eingebremst. Ihr kli-mapolitisch sinnvollster Einsatz ist imNeubau, wenn dieser klima:aktiv Ge-bäudestandards erfüllt.

Heizen mit der SonneIm Haus der Zukunft soll das Warm-

wasser und immer mehr auch dieRaumwärme generell durch Solarener-

gie erzeugt werden. Jährlich werdenin Österreich rund 360.000 m2 Kollek-torfläche neu installiert. Damit sor-gen heute insgesamt mehr als 4 Mio.

m2 Kollektorfläche dafür, dass das Ba-dewasser nicht kalt bleibt. Zurückzu-führen ist der wachsende Einsatz derSolarenergie auch auf die intensiveAufklärungsarbeit von klima:aktiv: Al-lein die Webseite www.solarwaerme.at verzeichnet seit Programmstart 1,2Millionen Zugriffe. Gemeinsame Aktio-nen mit den Bundesländern (z.B. „Tagder Sonne“ an dem 286 Gemeinden,Betriebe, Schulen und Beratungsstel-

Schwerpunkt Effizienzklima:aktiv Programm „qm heizwerke“ baut Vorreiterrolle

Österreichs im Biomassebereich aus

Um den Anteil an erneuerbaren Ener-gien zu stärken, setzt klima:aktiv auf dieEffizienzsteigerungen bei Holzheizwer-ken. Wie klima:aktiv hier arbeitet, zeigtdas Programm „qm heizwerke“ beispiel-haft vor. „qm heizwerke“ verbessertmit der Implementierung eines Quali-tätsmanagementprozesses die Qualitätund Effizienz von Biomasseheizwerken.Der Erhalt von Förderungen aus der UFI(Betriebliche Umweltförderung des Bun-des im Inland) ist an diesen Qualitäts-managementprozess geknüpft. Dieserbasiert auf von klima:aktiv erstelltentechnischen Leitfäden, Handbüchern,Checklisten, Kennzahlen und Daten-banken, Anlagen-Audits und Anlagen-Monitoring sowie Betreiberschulungen.Neu errichtete Heizwerke entsprechennun den höchsten technischen und wirt-schaftlichen Effizienzkriterien, sodasseinwirtschaftlicher und schadstoffarmer

Betrieb gewährleistet wird. Der Prozesssichert die Nachhaltigkeit der Anlagen,die volle Ausschöpfung der RessourceBiomasse und den optimalen Einsatzder Fördergelder. Die Verwendung vonfossiler Energie für die Spitzenlastab-deckung in Biomasseheizwerken undNahwärmenetzen konnte deutlich redu-ziertwerden. Seit Beginndes Programmsim Jahr 2005 wurden 205 Neuprojekteund 250 Ausbauprojekte in der Bau- undPlanungsphase begleitet. Alle unter qmBetreuung errichteten oder erweitertenHeizwerke erzielen damit eine Gesamt-reduktion von rund 1 Mio. Tonnen CO2

jährlich. Die Effizienz hat seit Programm-beginn um mehr als 10% zugenommen.Das große Interesse von ausländischenAkteurInnen am Programm qm heiz-werke zeigt, dass es gelungen ist, eininternational einmaliges System zu rea-lisieren.

„klima:aktiv hat Schwung undQualität in den Markt für

Erneuerbare Energie gebracht.Solarwärme, Biomasse und

Wärmepumpen boomen! Damithalten wir die Wertschöpfung imInland und sichern Arbeitsplätzesowie den Standort Österreich.

Robert Kanduth, DachverbandEnergie-Klima

NaWaRo-Produkteersetzen fossile RohstoffeDas 2009 neu gestartete Programm nawaro:markt soll dazu

dienen, die stoffliche Nutzung von nachwachsendenRohstoffen mithilfe regionaler PartnerInnen zu verstärken.

Nawaro:markt ist ein klima:aktiv Pro-grammmit dem vorrangigen Ziel, hoch-wertige Produkte aus nachwachsendenRohstoffen (also NaWaRo) bekannt zumachen und ihre Verwendung zu erhö-hen. Zu den Produkten zählen unter an-derem biologisch abbaubare Kunst- undVerbundstoffe, Dämmstoffe, Öle, Lackeund Farben. Das Unternehmen Sonnen-tor setzt etwa bei den Teebeuteln derPremiumserie „Teepyramiden“ auf eineMaisstärkeausführung, die nach Ge-brauch kompostiert werden kann. Auchseine Gewürze verpackt Sonnentor in

einer zellulosebasierten beschichtetenFolie.Beispiele für die vielfältigen Einsatz-

möglichkeiten finden sich in allen Le-bensbereichen, von der Kosmetik undPharmazie über Textilien bis hin zumBau. Eine wesentliche Aufgabe vonklima:aktiv ist es, die bereits vorhan-denen Initiativen und Regionen mitNawaro-Schwerpunkt vorzustellen undzu stärken sowie Unternehmen bei ih-rer Ausrichtung auf Produkte aus nach-wachsenden Rohstoffen zu unterstüt-zen.

len mitmachten) unterstützen zusätz-lich die Informationskampagnen.

Weiterbildung: FachgerechteInstallation das Non-Plus-UltraNicht nur die richtige Wahl des Ener-

gieträgers ist wichtig. „Die fachgerechteInstallation auf dem neuesten Stand derTechnik ist unbedingt notwendig. Nurso können Betriebsfehler und unnötigeEffizienzverluste vermieden werden“,erklärt klima:aktiv BildungskoordinatorJohannes Fechner. „Außerdem kann nurso das Vertrauen in die neuen Technolo-gien geschaffen und gefestigt werden.“Aus- und Weiterbildungsmaßnahmenwerden von klima:aktiv daher massiv for-ciert: In Österreich gibt es derzeit rund100 InstallateurInnen, die zu zertifizier-ten Wärmepumpen-InstallateurInnenausgebildet wurden. Zudem arbeitenüber 700 BiowärmeeinstallateurInnenund 100 SolarwärmeplanerInnen alszertifizierte SpezialistInnen. Insgesamtstehen heute mehr als 2.000 Profis zurVerfügung, die ihr Fachwissen in derErrichtung von alternativen Energieanla-gen auf Initiative von klima:aktiv erwei-tert und vertieft haben. Sie sorgen füreine qualitativ hochwertige Auslegungund Installation der jeweiligen Anlagen.

Foto: Karl-Rudolf Huber

Installierte Kollektorenflächem2/Jahr in Österreich seit 2000 Quelle: Faninger/AEE INTEC

350.000

300.000

250.000

200.000

150.000

100.000

50.000

02000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Page 12: klima_aktiv_20Jahresbericht_20_202009

Energiesparen klima:aktiv

Bewusstsein schaffenMit dem Ziel, den Stromverbrauch

im Bildungsalltag – vor allem durchVerhaltensänderung – deutlich zu re-duzieren, startete das Lebensministe-rium gemeinsammit Siemens in elf hö-heren land- und forstwirtschaftlichenSchulen eine Stromsparinitiative.

Bis Mitte April wurden mittels Work-shops, Energie-Aktionstagen undeiner mehrere Wochen dauernde Ak-tionsphase die nahezu 2.000 teilneh-menden SchülerInnen an das ThemaEnergieeffizienz herangeführt. ImRahmen dieses Projekts erarbeiten sieauch Lösungen für ihre Schule.

VeranstaltungsreigenInsgesamt wurden allein im letzten

Jahr mehr als 1.700 Personen aus In-dustrie, Gewerbe und Beratungsbe-trieben bei 24 klima:aktiv Veranstal-tungen direkt angesprochen.

fen zu finden sind. Rund 60 privatwirt-schaftliche Unternehmen und öffentli-che Einrichtungen wurden 2009 durcheine Einzelberatung oder im Rahmenvon Workshops erreicht, rund die Hälf-te nahm eine Umsetzungsbegleitung inAnspruch.

Erweiterung derBeratungsleistungenEnergieeffizienzmaßnahmen setzen

bei der Beleuchtung, dem IT-Equipmentan sowie im technischen Bereich beiDruckluft, Wärmerückgewinnung undPumpen. Heuer folgt der SchwerpunktLüftung und Ventilatoren.Auf www.energymanagement.at

stehen weiters Tools für Energiema-nagement und ein Benchmarkingsys-tem zur Verfügung, die helfen, ener-gieeffiziente Maßnahmen nachhaltig inBusiness-Routinen zu verankern.

27 neue energieeffiziente BetriebeUnternehmen,diemiteinerklima:aktiv

Energieberaterin/einem klima:aktivEnergieberater eine Zielvereinbarunggeschlossen haben, verpflichten sichdazu, ihre Energieeffizienz kontinuier-lich zu erhöhen. Für ihre Bemühungenwerden sie mit dem Prädikat „energie-effizienter Betrieb“ ausgezeichnet.Auch bereits umgesetzte Maßnahmenkönnen Unternehmen einreichen, sowurden allein 2009 27 Betriebe vonMinister Berlakovich für ihre Effizienz-maßnahmen ausgezeichnet. Das Pro-grammziel für 2009 von Einsparungenvon mind. 50 GWh Strom und Wärmeund 20.000 Tonnen CO2 wurde vonden teilnehmenden Betrieben sogarübertroffen. Sie haben gemeinsam ins-gesamt 84 GWh an Strom und Wärmesowie 47.000 Tonnen CO2 eingespart.

12 www.klimaaktiv.at

EnergiesparenSchon die einfachsten Maßnahmen machen sich bezahlt

Mit topprodukte.at und vielen weiteren klugenInitiativen zeigt klima:aktiv auf, wie unkompliziertEnergiesparen eigentlich sein kann – und wie sehrdie Umwelt und die Geldbörse davon profitieren.

Die Zahlen sind beeindruckend: Heuteverbraucht Österreich um ca. 38 %mehrelektrischen Strom als 1990, allein inden Privathaushalten ist der Verbrauchin diesem Zeitraum um 40,6% gestie-gen. Gesamt gesehen – also Industrie,der öffentliche und private Bereichzusammengenommen – wächst derStrombedarf jährlich durchschnittlichum zwei Prozent. Dabei schreibt die

EU-Richtlinie über Energieeffizienz undEnergiedienstleistungen Österreich imJahr 2016 eine Einsparung in der Höhevon 80,4 Petajoule vor, was umgerech-net in etwa dem Energieverbrauch voneiner Million Haushalten entspricht.

Sparpotenziale gäbe es genug. Undderen Umsetzung machte sich auch fi-nanziell bezahlt. So könnte ein durch-schnittlicher Haushalt laut E-Control biszu 650,- Euro im Jahr an Energiekostensparen, wenn Heizsysteme optimiert,Fenster gut gedichtet, energieeffizi-ente Geräte verwendet, der Stand-by-Betrieb reduziert und etwa mit gerin-geren Waschtemperaturen gewaschenwerden würde.

Mit einem KIick zu den energie-effizientesten Geräten am MarktWie aber etwa ohne großen Zeitauf-

wand herausfinden, welches Gerät be-sonders energiesparend arbeitet? Dievon klima:aktiv betriebeneOnline-Platt-form topprodukte.at informiert über-sichtlich über die energieeffizientesten,am österreichischen Markt erhältlichenGeräte. Die Nachfrage nach diesem Ser-vice ist überaus rege: 270.000 Besuche-rInnen verzeichnete topprodukte.at2009 – und damit um 14 % mehr als imJahr davor. Informationen zu rund 3.000Produkten sind auf dieser Plattform ver-öffentlicht. „Durch die Hervorhebungder effizientesten Geräte entsteht eindynamischer Druck auf die Hersteller-Innen, ihr Sortiment rasch in RichtungEnergieeffizienz weiterzuentwickeln“,so Projektleiter Bernd Schäppi von derÖsterreichischen Energieagentur. DieOnline-Plattform verfügt auch übereinen eigenen Business-to-Business-Bereich (b2b.topprodukte.at). Zwölfstarke PartnerInnen setzen sich aktivfür die Belange von klima:aktiv und imspeziellen für topprodukte.at ein, da-runter etwa die Wirtschaftskammer Ös-terreich, geizhals.at, Klimabündnis oderBaumax. Auch die heimischen Energie-versorger und die Elektrohändler-KetteRedZac unterstützen die Bewerbungder Online-Plattform, die zudem auf Fa-cebook präsent ist.

Ein ambitioniertesProgramm für BetriebeUnterstützung in der Optimierung

der Energieeffizienz leistet klima:aktivvor allem bei den Unternehmen. DasPotenzial ist groß. Speziell kleine undmittlere Betriebe haben wenig Ressour-cen und Zeit, sich mit Energiebelan-gen zu beschäftigen. Genau hier setztklima:aktiv an und bietet unterschiedli-

che Services. Es stehen rund 200 spe-ziell von klima:aktiv ausgebildete Ener-gieberaterInnen zur Verfügung, die inden Betrieben Einsparungsmöglichkei-ten evaluieren, Effizienz-Maßnahmenempfehlen und Aktionspläne erstellen.

Bei der Beschaffung von energieef-fizienten Geräten hilft etwa die b2b.topproduke.at-Plattform, auf der auchNutzungstipps und Ausschreibungshil-

Gut geschulte BeraterInnenDie klima:aktiv EnergieberaterInnen

genießen laufend Aus- und Weiterbil-dung. Bis 2009 wurden 200 Berate-rInnen mit den klima:aktiv „Energie-check-Tools“ vertraut gemacht. 2010haben bereits 30 Energieberater dieAusbildung zum Druckluft-, Pumpen-und Ventilatorenberater absolviert.Die Beraterschulungen werden 2010standardisiert fortgeführt.

Erfolgreiche UnternehmenMit Hilfe von klima:aktiv können Unternehmen und der öf-

fentliche Bereich auch 2009 tolle Erfolge vorweisen.

Die Tiroler Firma Fritz Egger GmbHsparte beispielsweise 28.000 TonnenCO2 ein, indem sie den Ort St. Johann/Tirol mit Fernwärme versorgt, die ausAbwärme aus der Spanplattenproduk-tion und Biomasse erzeugt wurde.Das Familienunternehmen Reform-

Werke Bauer, Produzent von Spezial-fahrzeugen, zeigt, dass Einsparcon-tracting auch für Industriebetriebe eininteressantes Finanzierungsinstrumentfür Energieeffizienz darstellt. Maßnah-men in der Haustechnik sparen nun652 Tonnen CO2 mit einer Amortisati-onsdauer von 47 Monaten ein.

Die Telekom Austria AG erhöhte ihreEnergieeffizienz, in dem sie bei der Ent-wärmung von technischem Equipmentnicht mehr auf die Raumkühlung setzt,sondern auf die sogenannte Hot-Spot-

Absaugung, die die Wärme wegbringt.Jährliche Einsparungen von 1.440 Ton-nen CO2 werden damit erzielt.Die Bundesbeschaffung GmbH kauf-

te im letzten Jahr 30.000 energieeffizi-ente PCs und 30.000 Monitore, derenStrombedarf um 5,2 GWh geringer istals jener der ausgetauschten Geräte.Das Land Oberösterreich implemen-tierte in der Ausschreibung 2008/09für 1.300 Rechner und 550 Notebooksdie Energieeffizienz-Kriterien vonklima:aktiv. An 24 Dienststellen desLandes Steiermark läuft ein einjährigerEnergiesparwettbewerb, der im Au-gust 2009 startete. In acht steirischenGemeinden wurden Stromsparmaß-nahmen mit einem Senkungsvolumenvon 53.000 kWh ermittelt.Informationen unterwww.energiesparen.klimaaktiv.at

„Die KundInnen der RedZac-

Elektrofachhändler profitierenbei ihren Kaufentscheidungenund bei der Gerätenutzung von

den Informationen auftopprodukte.at. Unsere RedZac-Händler unterstützen daher imSinne ihrer zufriedenen Kund-Innen das Informationsservice

topprodukte.atMag. Peter Osel, GeschäftsführerRed Zac-Einkaufsgenossenschaft

„Die von klima:aktiv bereit-

gestellten Tools zur Analyse derEnergiesituation in

Unternehmen sind sehreffiziente Hilfsmittel, die auch

als Beratungsleitfädenverwendet werden können.So kann ich gemeinsam mitdem Betrieb die größten

Einsparungspotenziale raschidentifizieren, bewerten undoptimale Maßnahmen planen.

DI Sabina Eichberger, klima:aktivee betriebe Beraterin, ÖEKV

Zugriffe topprodukte.atUser/Jahr seit 2005

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Mobilität klima:aktiv

13www.klimaaktiv.at

klima:aktiv mobil für Umwelt,Wirtschaft und green jobs

Von Fuhrparkumstellungen, Elektromobilitätbis zu Spritspartrainings, von Mobilitätsmanagement

bis zur Radverkehrsförderung reichen dievielfältigen Maßnahmen.

klima:aktivmobil - die Klimaschutzinitiati-ve des Lebensministeriums im Verkehrs-bereich unterstützt Betriebe, Gemein-den, den Tourismus- und Freizeitsektor,Schulen und seit 2010 auch Jugendgrup-pen bei der Umsetzung klimafreundli-cher Mobilität und leistet nicht nur einenwichtigen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen imVerkehrsbereich, sondernträgt auch zur Konjunkturbelebung mitmehr green jobs bei. Unterstützt vonder Wirtschaftskammer Österreich, WIFI,dem Städtebund sowie dem Gemein-debund ist das klima:aktiv mobil Bera-tungs- und Förderprogramm ein wichti-ger Beitrag des Lebensministeriums zurUmsetzung der österreichischen Ener-giestrategie. Die Beratungsprogrammebieten Österreichs Betrieben und öffent-lichen Verwaltungen, Städten, Gemein-den und Regionen, der Tourismus- undFreizeitbranche, Bauträgern, Immobi-lienentwicklern und Investoren sowieSchulen und Jugendgruppen kostenlo-se Unterstützung bei der Entwicklung,Umsetzung und Fördereinreichung vonKlimaschutzmaßnahmen im Verkehr an.DieumgesetztenMaßnahmen imBereichMobilitätsmanagement sind sehr vielfäl-tig und reichen von Fuhrparkumstellun-gen auf alternative Antriebe, erneuer-bare Kraftstoffe und Elektromobilität,der Forcierung von Spritspartrainings,über die Förderung des Radverkehrsund intelligentem Mobilitätsmanage-ment bis hin zu innovativen öffentlichenVerkehrsangeboten, wie bedarfsorien-tierten Gemeindebussen und Bewusst-seinsbildungskampagnen.

Auf Partnerschaften setzenklima:aktiv mobil setzt auf Partner-

schaften für Klimaschutz im Verkehr undversucht durch die Fülle der spezifischenAngebote alle relevanten PartnerInnenzu einer umweltfreundlichen Gestaltungihrer Mobilität zu bewegen. In Summebietet klima:aktiv mobil fünf Module: Be-ratung, Förderung, Motiviation, Ausbil-dung und Zertifizierung.

Gut beratenDer Bereich Beratung zielt auf die

Entwicklung von CO2-reduzierendenMobilitätsprojekten ab. Die fünf ziel-gruppenspezifischen klima:aktiv mobilBeratungsprogrammebietenÖsterreichsrelevanten AkteurInnen kostenloseBeratung bei der Umsetzung ihrer Ver-

kehrsprojekte: Mobilitätsmanagementfür Betriebe, Bauträger und öffentlicheVerwaltungen, für Städte, Gemeindenund Regionen, für Tourismus, Freizeitund Jugend, Mobilitätsmanagement fürKinder, Eltern und Schule und die Sprit-sparinitiative.

Effizient fördernFür Investitionen, Betriebskosten

und immaterielle Leistungen für Fuhr-parkumrüstungen, Radverkehr und Mo-bilitätsmanagement winken im Rahmenvon klima:aktiv mobil aber auch der„Umweltförderung im Inland“ finanzielleFörderungen durch das Lebensministeri-um. Auch der Klima- und Energiefondsunterstützt das klima:aktiv mobil Pro-gramm. Für die Fördereinreichung ste-hen die klima:aktiv mobil BeraterInnenzur Verfügung. Die Förderung wird beider Kommunalkredit Public ConsultingGmbH eingereicht.Weiter Infos dazu unterwww.publicconsulting.at

klima:aktiv mobil Tour -Information und MotivationIm dritten Modul informieren die

klima:aktiv mobil Bewusstseins- undInformationskampagnen die breiteBevölkerung und die Medien als Mei-nungsbildner über die Vorteile vonklimafreundlicher Mobilität, über Rad-fahren, Öffentlichen Verkehr, Spritspar-trainings, Alternative Fahrzeuge undAntriebe und motivieren, die eigeneMobilität umweltfreundlicher und da-mit auch gesünder zu gestalten – 2010im Rahmen der klima:aktiv mobil Tour inallen Landeshauptstädten.Weiter Infos dazu unterwww.klimaaktiv.at/tour

Ausbildung und Zertifizierungals SchlüsselelementeAusbildung und Zertifizierung sind

weitere, besonders wichtige Schlüs-selelemente der Klimaschutzinitiativeklima:aktiv mobil, wie zum Beispiel dieAusbildung von FahrlehrerInnen zu zer-tifizierten SpritspartrainerInnen und dieZertifizierung als klima:aktiv mobil Fahr-schule. Alle AkteurInnen, die sich imRah-men der klima:aktiv mobil Programmezur Umsetzung von Verkehrsprojektenzur CO2-Reduktion verpflichten, werdenals klima:aktivmobil ProjektpartnerInnendes Lebensministeriums ausgezeichnet.

klima:aktiv mobil: ein Gewinn fürUmwelt, Gemeinden und Bürger-Innen, Wirtschaft und green jobsDie Klimaschutzinitiative des Lebens-

ministeriums leistet einen wichtigenBeitrag zur Wirtschaftsbelebung undzur Entlastung der Umwelt.Mit 30 Mio. Euro an Fördermittel wur-

den bisher klima:aktiv mobil Projektevon Betrieben und Gemeinden unter-stützt und damit CO2-Emissionen redu-ziert, green jobs geschaffen und Kos-ten eingespart. Nach den ersten fünf

klima:aktiv mobilen Jahren zieht Ro-bert Thaler der Projektkoordinator imLebensministerium eine sehr erfreuli-che Erfolgsbilanz: über 870 klima:aktivmobil ProjektpartnerInnen sparendurch ihre vorbildlichen Projekte mehrals 350.000 t CO2-Emissionen pro Jahr.klima:aktiv mobil ist heute Vorbild inEuropa und wurde 2009 von der EUals eines der besten fünf Projekte vomEuropean Public Service Award (EPSA)als europäisches Best Practice Beispielausgezeichnet.

Nähere Informationen unter:klima:aktiv mobil | www.klimaaktivmobil.atklima aktiv:mobil Tour 2010 | www.klimaaktiv.at/tourÖsterreich-Karte der klima:aktivmobil ProjektpartnerInnen | www.maps.klimaaktiv.atFörderungen | www.publicconsulting.atRadfahren | www.radfahren.klimaaktiv.atSpritsparevents und -trainings | www.spritspar.atMobilitätsmanagement für Betriebe | www.mobilitaetsmanagement.atSpritsparende Fahrzeuge | www.autoverbrauch.at

Förderung umwelt-freundlicher Mobilität

Weniger Treibhausgasemissionen, stärkere Gemeinden,belebtere Wirtschaft und mehr green jobs: Das klima:aktiv

mobil Förderungsprogramm.

Das klima:aktiv mobil Förderungspro-gramm des Lebensministeriums starte-te im Jahr 2007 und richtet sich an Städ-te, Gemeinden und Regionen, Betriebe,die Freizeit- und Tourismusbranchesowie den Radfahrbereich. Gebotenwerden attraktive finanzielle Förde-rungsmöglichkeiten für die Umstellungvon Fuhrparks auf alternative Antriebeund Biokraftstoffe, für die Förderungvon Elektromobilität, zur Radverkehrs-förderung sowie für innovatives klima-schonendes Mobilitätsmanagement,z.B. Mobilitätszentralen oder Gemein-debusse. Inklusive dem 1. Quartal 2010konnten in den ersten drei Jahren mitUnterstützung des Klima- und Energie-fonds in Summe rund 600 klima:aktivmobil Projekte mit einem Förderungs-barwert von etwa 30,2 Mio. Euro undeinem gesamten Investitionsvolumenvon rund 180 Mio. Euro gefördert wer-den. Dies ermöglichte eine Einsparungvon in Summe rund 1,2 Mio. TonnenCO2 über die technische Nutzungsdauerbzw. jährlich etwa 97.900 Tonnen CO2.Mit den bisher geförderten klima:aktivmobil Projekten konnten etwa 2.000Beschäftigungsverhältnisse geschaffenbzw. gesichert werden.

Förderschwerpunkt AlternativeAntriebe und RadverkehrAuch bei der Förderung und Markt-

einführung von alternativen Antriebendurch das Lebensministerium, insbe-sondere Elektromobilität, nimmt dasklima:aktiv mobil Förderungsprogrammeine zentrale Rolle ein. Im Zeitraum2007-2009 konnten fast 2.000 alterna-tive Fahrzeuge mit einer Fördersummevon rund 2,7 Mio. Euro gefördert wer-den; davon wurden rund 1.000 Elektro-Fahrzeuge – darunter vorwiegend E-Fahrräder und E-Scooter – mit rund 1,2Mio. Euro unterstützt.Die Sonderaktion E-Fahrräder lös-

te einen österreichweiten Boom fürden Ankauf von Elektro-Fahrrädernaus, der insbesondere der österrei-chischen Fahrradwirtschaft zu Gutekommt. klima:aktiv mobil unterstütztein den vergangenen drei Jahren auch46 Radverkehrsprojekte von Städten,Gemeinden und Regionen sowie dieRadinfrastrukturprogramme zahlreicherBundesländer mit einer Fördersummevon ca. 13,4 Mio. Euro, deren Umset-zung insbesondere auch Bauinvestiti-onen in der Höhe von rund 49,6 Mio.Euro auslöste.

Umweltminister Niki Berlakovich lädt zur klima:aktiv Tour mit alternativenAntrieben ein. Foto: IBM

Page 14: klima_aktiv_20Jahresbericht_20_202009

Bildung klima:aktiv

14 www.klimaaktiv.at

Bildung als zentrales ElementGrundlagen für eine breite Qualifizierungsoffensive wurden geschaffen

Ein Hauptziel von klima:aktiv ist es, durch Aus- undWeiterbildung ein Netzwerk an top-ausgebildetenProfessionistInnen aufzubauen und zu etablieren.

Jeder Besuch auf einer der Bau- undEnergiemessen zeigt es eindrucksvoll:Ein unüberschaubares Angebot anSolaranlagen, Wärmepumpen, Pellet-sheizungen und vielen andere Klima-schutztechnologien bietet der Markt.Die Erwartungen an die Energieeffizienzwerden aber nur dann erfüllt, wenn dieentsprechenden Anlagen auch best-möglich geplant und ausgeführt wer-den. Das Wissen dazu ist in den letztenJahren enorm angewachsen, jetzt gehtes darum, dieses Know-how an mög-lichst viele Fachkräfte und Professionis-tInnen zu vermitteln. Fachleute, die sicherfolgreich qualifiziert haben, könnensich als „klima:aktiv Kompetenzpartne-rInnen“ präsentieren. klima:aktiv arbei-tet für wesentliche Technologien mit

Standards im Sinne der Nachhaltigkeitund der Energieeffizienz. Die klima:aktivGebäudestandards für Neubau und Sa-nierung zeigen, wie klima:aktiv so neueQualitäten in den Markt bringen kann.Letztendlich profitieren alle davon: dieWirtschaft weiß, in welche Richtung sieihre Produkte weiter entwickeln soll, dieKundInnenen bekommen mehr Qualitätund das alles trägt zum Klimaschutz bei.

Klima-NetworkingEin Hauptziel von klima:aktiv ist es,

durch Aus- und Weiterbildung ein Netz-werk an top-ausgebildeten Professionis-tInnen aufzubauen. Die Bildungskoor-dination der Initiative konnte in denvergangenen Jahren die wesentlichenGrundlagen für eine breite Qualifizie-

rungsoffensive schaffen. „Es geht umdie Bereitstellung der erforderlichenQualifikationen in der beruflichen Aus-und Weiterbildung, die für die Anwen-dung neuer Technologien hilfreich sind.Damit wird die Umsetzung der Energie-und Klimastrategie unterstützt.“ betontBildungskoordinator Johannes Fechner.Dabei setzt die klima:aktiv Bildungs-strategie vor allem auf die Einbindungbestehender Bildungsinstitutionen. Sogibt es Partnerschaften nicht nur mitdem größten Weiterbildungsanbieterin Österreich, dem WIFI, sondern auchmit den Bauakademien, dem AIT (arse-nal research), dem bfi und speziellenEinrichtungen wie etwa der green aca-demy, der Umweltberatung/Energiebe-ratung oder dem Biomasseverband. Fürklima:aktiv ist es damit aber noch nichtgetan. Die erfolgreichen Ansätze derBildungsinitiative müssen nun nachhal-tig verankert und das entsprechendeKnow-how in weiteren Ausbildungenaufgebaut werden. Die Klimaschutz-technologien sollen auch in den Regel-ausbildung von Bau- und Zimmermeis-terInnen und InstallateurInnen verstärktvermittelt werden. klima:aktiv ist auchfür Berufsschulen, Höheren Techni-schen Lehranstalten, Universitäten undFachhochschulen ein Partner.

klima:aktiv KompetenzpartnerInnenIn Zusammenarbeit mit etablierten

Bildungsinstitutionen, Länderstellenund Verbänden hat klima:aktiv bereitsviele Ausbildungen etabliert oder unter-stützt, über 4.000 Personenwurden bis-

her im Rahmen von klima:aktiv weiterge-bildet. Im Bereich der Gebäudetechniksind zertifizierte InstallateurInnen bzw.PlanerInnen klima:aktiv Kompetenzpart-nerInnen. Diese haben sich in umfas-senden, praktischen und theoretischenKursen für die richtige Anwendung inihren jeweiligen Technologiebereichen

qualifiziert: Solarwärme, Wärmepum-pen, Komfortlüftung, Photovoltaik,Biowärme. Im Baugewerbe haben sichvor allem BaumeisterInnen, ArchitektIn-nen und BauplanerInnen für die nach-haltige Sanierung und die Anwendungder klima:aktiv Gebäudestandards qua-lifiziert und sind klima:aktiv Kompetenz-partnerInnen. Die Kurse werden in Zu-sammenarbeit mit den Bauakademienund den WIFIs angeboten. Besondersgroß ist das Interesse am Kurs „Thermi-sche Althaussanierung“ in Kooperationmit dem Bau-, Energie- und Umweltclus-ter der ecoplus NÖ: 245 Fachleute, vorallem BaumeisterInnen, InstallateurIn-nen und Zimmerer haben bis dato dieseKurse erfolgreich absolviert. klima:aktivKompetenzpartnerInnen sind seit kur-zem auch in Ingenieurbüros zu finden,die den Lehrgang zum Energieautarkie-Coach erfolgreich absolviert haben.Speziell für die Wirtschaft interessant

ist, dass im Zuge von Kooperations-Partnerschaften Kurse gemeinsam mitklima:aktiv maßgeschneidert entwickeltwerden können. Ein Beispiel ist eineneue Qualifizierung, die in der Koope-ration mit Fujitsu entstanden ist und diezu Green-IT-ManagerInnen ausbildet.Nach einem erfolgreichen Pilotkurs bie-tet das WIFI die Kurse nun in ihren Pro-grammen an. Im Rahmen der klima:aktivPartnerschaft mit dem Fertighausver-band wurde Weiterbildung als gemein-sames Ziel vereinbart. In speziellenKursen konnten die klima:aktiv Gebäu-destandards an TechnikerInnen undVerkäuferInnen vermittelt werden.

Information

Auf www.maps.klimaaktiv.at fin-den sich die klima:aktiv Profis undPartnerInnen auf einer interaktivenLandkarte.Die Website www.bildung.kli-

maaktiv.at bietet Informationenund Service, Kurssuche mit Klimare-levanz,Auflistungender „klima:aktivProfis“ sowie ein kostenloses e-lear-ning für Baufachleute.

Impulse zur Aus- und WeiterbildungVerena Leidnix, Kubat plus Partner GmbH, tätig im BereichEnergie + Konstruktion und Katharina Passecker, Energie-beraterin beim Land Niederösterreich im Gespräch überihre Ausbildung zum ACC-Coach und den erfolgreich

absolvierten Althaussanierungskurs.

Sie habendenAlthaussanierungskurs so-wie den Lehrgang für Energie/Autarkie/Coaching erfolgreich abgeschlossen.Wolagen die Herausforderungen?Leidnix: Ein Teil der Herausforderungwar, während relativ kurzer Zeit Informa-tionen aufzunehmen, zu verarbeiten unddabei noch zu versuchen, eigeneÜberle-gungen und Erfahrungen einzubringen.Der andere Teil ist die Dokumentationund Vernetzung des Wissens betriebsin-tern und der Transfer des Gelernten indie Praxis, um beim Kunden einen opti-malen Nutzen zu stiften. Die besondereHerausforderung dieses Kurses lag darin,dass viele Bereiche der Technik gestreiftwurden und die Anforderungen an dieVorkenntnisse der TeilnehmerInnen ent-sprechend hoch waren.

Passecker: Wenn man eine gewisseErfahrung hat, kommt in einem Weiter-bildungskurs vieles noch mal, aber 20Prozent Neues nimmt man trotzdem mit.Der Althaussanierungskurs ist sehr um-fassend, angefangen von Bautechnikbis zu Haustechnik. Als Energieberaterinarbeite ich in einem sehr kleinen Spekt-rum, ich bin viel unterwegs. Das Themawird immer interessanter für viele Men-schen. Die Investitionsgedanken werden

sichtbar, nach dem Motto: Fixkosten re-duzieren, Bestand erhalten.

Was hat Sie zu dieser Ausbildung moti-viert?Leidnix: Der Bereich Energie wird imMoment durch einen Innovationsimpulsund die enorme Rasanz der technischenEntwicklungen im Anwenderbereich ge-prägt. Auch die Förderlandschaft verän-dert sich ständig. Um unseren KundIn-nen eine Beratung „lege artis“ bieten zukönnen, ist eine laufende Weiterbildungnotwendig. Um unseren KundInnen imBereich Energie + Konstruktion mög-lichst die beste Beratung bieten zu kön-nen, habe ich in den letzten zwei Jahren10 Ausbildungen im Bereich Energie ab-solviert, unter anderem auch die Kurseklima:aktiv Kompetenzpartner für ther-mische Althaussanierung und die Ausbil-dung zum Autarkie Coach.

Passecker:Der Kurs wurde allen Energie-beratern des Landes angeboten. Weiter-bildung ist immer gut und wenn sich dieGelegenheit bietet, nimmt man sie ger-ne wahr.

Würden Sie den Kurs weiterempfehlenund warum?

Leidnix: Jede Kursteilnahme vergrößertnicht nur das Wissen, sondern erwei-tert auch das Netzwerk an PartnerInnenund KollegInnen. Durch die Teilnahmehabe ich sehr viele interessante Akteu-rInnen der Branche kennengelernt undneue Bekanntschaften gemacht. Schonalleine aus diesem Grund würde ich dieKurse auf jeden Fall weiterempfehlen,aber auch weil das Programm und dieQualität der Vorträge gepasst haben.

Passecker: Ja, für viele Branchen imBereich Bauen und Heizung ist er sehrinteressant. Und es ist gut, sich ein zu-sätzliches Bild zu machen, es erweitertden Horizont und eröffnet die Möglich-keit, das Thema übergreifender anzu-gehen.

Wie schätzen Sie den Markt in diesemSegment ein?Leidnix: Die Energiepreise werden inden nächsten Jahren steigen und auchder Druck, alternative Energieformeneinzusetzen bzw. Energie gar nicht erstzu verbrauchen, wird sich erhöhen. DieNachfrage nach ausgebildeten undqua-lifizierten BeraterInnen und auch nachderartigen Ausbildungen wird steigen.

Passecker: Letztes Jahr war aufgrundder Bundesförderung sehr viel los. Ichhabe vor sieben Jahren begonnen, manwächst langsam hinein, aber Schlüssekann ich keine ziehen. Auf alle Fällesteigert die Bekanntheit der Servicesvon klima:aktiv die Nachfrage.

„klima:aktiv unterstützt uns mitneuen Ideen für Kurse und Inhal-ten am Stand der Technik. GreenIT Kurse und Spezialseminare zuklima:aktiv Sanierungen habenwir gemeinsam entwickelt.

Ing. Christian FaymannProduktmanagement Technik, WIFI

“Foto: Marianna Kruzliakora

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MobilitätWeniger Geld fürs Tanken ausgeben, ent-spannt am Ziel ankommen und dabei nochCO2 einsparen – das geht! klima:aktiv mobilheißt: schlaue Mobilitätskonzepte für Unter-nehmen, Bauträger, Schulen und Gemein-den, Umstellung von Fahrzeugflotten, sprit-sparend Fahren, Radfahren und vieles mehr!

Auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit oderin der Freizeit, zum Einkauf oder zur Erho-lung – mobil sein heißt nicht unbedingt mo-torisiert unterwegs sein. Um Wege in Zu-kunft vermehrt umweltverträglich zurückzu-legen und Betriebe, öffentliche Einrichtungensowie Gemeinden zu motivieren, aktiv Bei-träge zum Klimaschutz im Verkehr zu leistenbietet klima:aktiv mobil für die unterschied-lichen Zielgruppen im Verkehrsbereich um-fassende Beratung und Förderung an.

Informationen zu Spritspar-Tipps undTrainings mit Pkws, Lkws, Bussen und Trak-toren auf www.spritspar.at.

Unter www.klimaaktivmobil.at finden Sie• klima:aktiv mobil-Beratung: österreichweitund gratis• Alles zum Thema Radfahren• Spritspar-Tipps• Förderungsmöglichkeiten• Auszeichnungsveranstaltungenwww.klimaaktivmobil.at

FACTBOX

„Ich geb Gas, ich will Spaß“, stimmt auch fürHelmut Delfauro. Allerdings bereitete es demInhaber der Steyrer Fahrschule Easy Driversschon immer etwas mehr Freude, weniger Gaszu geben. Bei Spritsparwettbewerben inNiederösterreich versuchte er erstmals zu eru-ieren, was eigentlich aus einem gewöhnlichenGolf Turbodiesel herauszuholen ist, der nor-malerweise rund sechs Liter pro 100 Kilome-ter verbraucht. Seine persönliche Bilanz: Mit3,3 Litern fand er einmalig das Auslangen,mehrmals erzielbar bei optimierter Fahrweisewaren immerhin noch beachtliche 3,8 Liter.

Machbare Ansätze einer wohl dosiertenFahrweise in die Fahrschulausbildung zu in-tegrieren, empfand er von Anfang an als sinn-voll und notwendig. Obwohl, oder vielleichtgerade weil er die Einwände seiner Kundenganz genau kannte: „Wer spritsparend fährt,benötigt mehr Zeit für die selbe Strecke“, lau-tete ein weit verbreitetes Vorurteil. Dass einender gerade überholte „Rivale“ ohnehin an dernächsten roten Ampel wieder eingeholt hat,kann er seinen Fahrschülerinnen und -schü-lern mittlerweile täglich in der Ausbildung vorAugen führen. Von der Ganzheitlichkeit ei-ner moderaten Fahrweise ist Delfauro freilich

Fahrschule als Sparschulelängst überzeugt: Wer mit Bedacht Gas gibt,verlängert auch automatisch die Serviceinter-valle für sein Fahrzeug und spart somit nichtnurSprit, sondernaucherheblicheBeträge fürReparaturkosten. Sparsames Fahren geht imNormalfall auch mit einem umsichtigenFahrstil einher – das wiederum verringert auflange Sicht die Prämie für eine Haftpflichtver-sicherung.

Dass Delfauro mit dieser Erfahrung einerder Ersten sein wollte in Österreich, die eine„klima:aktiv mobil“-Fahrschule betreiben,liegt aufderHand.Erst vierdieserSchulengibtes zurzeit in Österreich, zwei weitere werdendemnächst als solche ausgewiesen. Die Krite-rien dafür sind klar nachvollziehbar: Zertifi-zierte Spritspartrainerinnen und -trainer sol-len die sparsame Fahrweise schon in der Fahr-schulausbildung vermitteln, die Schulungs-flotte muss sich durch niedrige CO2-Emissi-onswerte auszeichnen oder über alternativ an-getriebene Fahrzeuge verfügen und die Schu-

le sollte Öffis nicht unnötigerweise als „Kon-kurrenz“ thematisieren.

Delfauro kann bereits eine erste Bilanz zie-hen als Betreiber einer „klima:aktiv mobil“-Fahrschule: „Unter den Lehrenden ist Wettbe-werbsgefühl beim Spritsparen extrem stark –dass diese Fahrweise durchaus spielerische An-sätze bietet, realisieren somit auch die Schüler“.Dennoch wundert sich Delfauro noch immereinwenigdarüber,dassSpritsparkursevonFüh-rerscheininhabern noch deutlich seltener ange-nommen werden: „Ich rechne ihnen genau vor,was sie sich dadurch ersparen, aber wer das ,mo-dern driving‘ nicht von Beginn an gelernt hat,probiert es später nur mehr selten aus.“ Andersverhält es sichbeidenFahrerinnenundFahrernvon Nutzfahrzeugen wie Lkw oder Traktoren:Auch hier ist diese Technik gut anwendbar –zehn Gemeinden betreut Delfauro mittlerwei-le auf ihrem Weg zur sparsam gefahrenen Flot-te. Überraschend verhalten ist Delfauros Ein-stellung gegenüber alternativen Antrieben:Für überlegenswert hält er die Anschaffungvon E-Autos – allerdings erst, wenn die Anbie-ter längere Garantien auf das teure Herzstückder Fahrzeuge, den Akku, geben. Seine Mo-pedflotte hat Delfauro dennoch bereits gänz-lich auf elektrischen Antrieb umgestellt. „DieJugendlichen sind begeistert vom guten Dreh-moment“, so Delfauro.

Dass er bei Distanzen unter fünf Kilometerngrundsätzlich zum Radfahren bzw. Zu-Fuß-Gehen rät, empfindet er längst als selbstver-ständlich. Allerdings gebe es dann doch einenkleinen Gewissenskonflikt für den verantwor-tungsbewussten Fahrschullehrer: „Führer-scheinneulingen rate ich, selbst kürzeste Dis-tanzen mit dem Auto zu absolvieren – am An-fangbedeutet jedergefahreneKilometerErfah-rung und somit größere Sicherheit für alle.“www.easydrivers.at/steyr

Die Moped-Lenkerinnen und -Lenker von morgen lernen mit Bedacht Gas zu geben (oben). Das schont auch den Akku der E-Roller (unten). Fotos: René van Bakel

In einer „klima:aktivmobil“-Fahrschule hatdie Umwelt immerVorrang. Spritsparerfahren sicherer undzuweilen sogar mitÖffis, lernt man hier.

Juni 2010 15

Page 16: klima_aktiv_20Jahresbericht_20_202009

Die wichtigste Voraussetzung für das Vorhaben, Europas ers-ten Gewerbebau als Passivhaus mit Holzmodulen zu realisie-ren, beschreibt Marianne Pirsch kurz und klar: „Man muss einbisserl verrückt sein – und das sind wir!“ Dabei sind die Ge-dankengänge von Marianne und Karl Pirsch, den Geschäfts-führern der Eine Welt Handel AG im steirischen Niklasdorf,sonst eigentlich verblüffend logisch: Wer in zwanzig Jahren auseinem kleinen Einzel- ein mittelständisches Unternehmenmacht, das heute 3500 Menschen in Schwellenländern ein ver-nünftiges Einkommen durch fairen Handel ermöglicht, agiertnachhaltig. Komplementär ein ökologisch nachhaltiges Bau-konzept für den eigenen Unternehmenssitz zu finden, drängtsich also grundsätzlich auf. „Wir wollten das unbedingt undhatten immer ein klares Ziel vor Augen“, fasst Marianne Pirschzusammen und geht auch gleich auf die Stolpersteine ein, dieeiner höchst atypischen Aktiengesellschaft bei der Realisierungdieses Ziels in den Weg gelegt wurden.

Drei Millionen Euro Gesamtkosten für den Neubau sindnicht gerade das, was man gerne als „überschaubare Größe“ fürein Unternehmen bezeichnet, welches zuletzt einen Umsatzvon rund vier Millionen Euro machte. Vor allem dann nicht,wenn zuallererst die frühere Hausbank am Vorhaben derPirschs zweifelte und das Kreditangebot dann doch wieder zu-rückzog. Auch mit dem ersten Förderungsansuchen beim„Haus der Zukunft“, einem Impulsprogramm des Infrastruk-

EineWelt istgutgewordenZur Errichtung des erstenUnternehmenssitzes Europasin Holzpassivbauweiseentschied sich die Eine WeltHandel AG, weil es nur eineWelt gibt. Aber die muss fairerund ökologischer werden.

Marianne Pirsch führt gemeinsam mit ihrem Mann Karl die Geschäfte der Eine Welt Handel AG. Die Zentrale der Firma

turministeriums für nachhaltiges Wirtschaften, war das Unter-nehmen zunächst gescheitert. „Weil‘s halt einfach nicht in diebisherigen Förderschemata gepasst hat“, erzählt Frau Pirschohne Gram und mit der Einsicht, dass derartige Pionierleistun-gen eben tatsächlich noch nicht in ein Schema zu pressen wa-ren. Erst als die Pirschs durch Zufall von einem EU-Programmmit Pilotcharakter erfuhren, änderte sich die Situation grund-legend: „Holiwood“ klang verheißungsvoll und war es dannauch. Mit einem Vorzeigeprojekt und Mitteln aus dem 6. EU-Forschungsrahmenprogramm sollten innovative Holzbaulö-sungen im Industriemaßstab entwickelt werden. Und das Stey-rer Architekturbüro Poppe/Prehal war sofort davon überzeugt,Derartiges technisch umsetzen zu können: eben mit einemHolzmodulsystem in Passivhausqualität, das sich auch für grö-ßere Gewerbebauten eignet.

Der an und für sich nachteilige Grundriss des GrundstücksinNiklasdorf–ein langer schmalerStreifenzwischenBahnundStraße – erwies sich überraschenderweise als Vorteil für dasBauvorhaben, so Marianne Pirsch: „Es sollte ja ein Vorzeige-projekt werden und an dieser Stelle ist der Bau tatsächlich vonallen Seiten einseh- und somit herzeigbar.“

Die zugesagte zwanzigprozentige Förderung durch die EU,die erwartete Öffentlichkeitswirksamkeit an diesem Standortund vor allem ein mittlerweile besser entwickeltes Projektsze-nario bewirkten letztlich einen Meinungsumschwung daheim:

16 Juni 2010

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Bauen & Sanierenklima:aktiv bietet Beratung und Qualitätssicherung für denNeubau und für die Sanierung von Immobilien – vomWohnhaus bis zum gewerblichen Gebäude. Um die Qualitäteines Gebäudes messbar und vergleichbar zu machen, wurdeals Orientierung für eine wertbeständige und ökologischeBauweise der klima:aktiv-Gebäudestandard entwickelt.

klima:aktiv bietet folgende Unterstützung für energieeffi-zientes Bauen & Sanieren:• Standards für den Neubau und die Sanierung durch denklima:aktiv-Kriterienkatalog• Grobchecks zur ersten Einschätzung der Einsparpotenzialebei Dienstleistungsgebäuden• Beratung bei Neubau und Sanierung von Dienstleistungs-und Wohngebäuden• Ausbildung von ProfessionistInnen für Planung und Aus-führung• Online-Informationsplattform zum Thema Sanierung fürEinfamilienhäuser• Datenbank mit vorbildlichen Beispielen:www.klimaaktiv-gebaut.at

Was ist ein klima:aktiv-Haus?Der klima:aktiv-Gebäudestandard ist ein Qualitätsnachweisfür Gebäude, der Kriterien zur Energieeffizienz, Ökologieund Behaglichkeit auf höchstem Niveau beinhaltet. Das ein-fache Punktesystem ermöglicht eine rasche Beurteilung derQualität eines Gebäudes und dient so allen AkteurInnen alsCheckliste für ökologisches Bauen.

Im Unterschied zum klassischen Niedrigenergie- bzw. Pas-sivhaus fließen nicht nur Energiekennzahlen, sondern auchKriterien wie Standortwahl, verwendete Materialien, Pla-nungs- und Ausführungsaspekte und Komfort in die Bewer-tung des Gebäudes ein.

Planung und AusführungDie Grundlagen für energieeffiziente und ökologische Ge-bäude werden schon in der Planung gelegt. Wichtige Pla-nungs- und Ausführungsaspekte wie etwa Barrierefreiheit,Wärmebrückenminimierung und Luftdichtheit werden da-her im Kriterienkatalog besonders berücksichtigt. Bei Wohn-bau-Sanierung und bei Dienstleistungsgebäuden steht dieWirtschaftlichkeit der geplanten Maßnahmen durch einevereinfachte Berechnung der Lebenszykluskosten von An-fang an im Fokus der Aufmerksamkeit.

Energie und VersorgungDer Heizwärmebedarf von klima:aktiv-Häusern liegt deut-lich, der von klima:aktiv-Passivhäusern um mindestens 80Prozent unter dem Bedarf normaler Neubauten.

klima:aktiv-Häuser erlangen zusätzliche Punkte für um-weltfreundliche und effiziente Heizsysteme sowie Solaranla-gen. Für klima:aktiv-Passivhäuser wird anhand eines Kenn-wertes – des Gesamt-Primärenergiebedarfs – die energetischeQualität des gesamten Gebäudes, d. h. Gebäudehülle, Wär-meversorgungssystem und Energieträger bewertet.

Baustoffe und KonstruktionBesonders klimaschädliche Baustoffe werden ausgeschlossen.Baustoffe, die im Lebenszyklus Schwächen aufweisen, wer-den vermieden. Ökologische Baustoffe werden eingesetzt.Der Energieaufwand zur Herstellung des Gebäudes wird mi-nimiert.

Detaillierte Auskünfte über Baustoffe für klima:aktiv-Häu-ser finden Sie in der Produktdatenbank:www.baubook.at/kahkp/

Raumluftqualität und KomfortKennzeichen von klima:aktiv-Gebäuden sind eine sehr guteRaumluftqualität und ein hoher Benutzerkomfort.

Alle klima:aktiv-Gebäude haben entweder Frischluftanla-gen oder Komfortlüftungen mit Wärmerückgewinnung. Dieraumluftrelevanten Baustoffe sind emissionsarm.

Die Einhaltung von angenehmen Raumtemperaturen imSommer muss gewährleistet sein. Der WohnbaustandardNeubau wurde im Auftrag des LEBENSMINISTERIUMSund des BUNDESMINISTERIUMS FÜR VERKEHR,INNOVATION UND TECHNOLOGIE entwickelt.www.bauen-sanieren.klimaaktiv.at

FACTBOX

Das Büro- und Logistikzentrum der Eine Welt Handel AG istnun auch ein offizielles „Haus der Zukunft“.

Wer die 2009 bezogene Zentrale heute besucht – und dashaben die Pirschs durchaus so vorgesehen mit der Einplanungvon Schau- und Seminarräumen – wird wenig Zweifel habenan der effizienten Wirkungsweise dieses bislang einzigartigenGewerbebaus in Europa: Der Energiebedarf liegt im Vergleichzur konventionellen Bauweise um 90 Prozent niedriger – nurrund 2000 Euro pro Jahr sind nötig, um 2800 Quadratmeterzu heizen und mit Warmwasser zu versorgen. Erstaunlich, aberfür die Pirschs unabdingbar: Mit dieser Holzrahmenbauweisekann sogar Feuer abschnittsweise isoliert und die Brandgefahrdadurch erheblich reduziert werden. Die Arbeitsplatzqualitätbleibt dennoch aufgrund der großen Gestaltungsfreiheit mitModulen und der intensiven Nutzung von Tageslicht mit vie-len Fensterflächen äußerst hoch. Dass sich die Pirsch’sche Stur-heit im Glauben an die Machbarkeit dieses Vorhabens ausge-zahlt hat, lässt sich aber auch ganz einfach in erhaltenen Aus-zeichnungen ausdrücken: Das Gebäude darf sich nach allenstrengen Kriterien des Lebensministeriums als vollwertiges„klima:aktiv-Haus“ bezeichnen, zudem ist es logischerweisedas erste „eco2building“ Europas – nach den vergleichbaren,mit diesem Pilotprojekt neu geschaffenen europäischen Stan-dards – und dann hat es noch auf Anhieb den ÖsterreichischenKlimaschutzpreis 2009 verliehen bekommen.

Frau Pirsch spricht dennoch einmal mehr und viel lieberüber die vermeintlich unvorteilhaften Gleise neben diesem fe-schen Holzbau: „Ohne die hätten wir das Projekt gar nicht erstin Betracht gezogen“, so ihr Einwand. Denn neben der Ge-schäftsgrundlage des fairen Handels – nunmehr mit Geschäfts-sitz in einem Passivhaus – bliebe eben immer noch ein Aspektfür ein nachhaltiges Gesamtkonzept offen: der Transport. DieLuft- und Lkw-Fracht versuchen die Pirschs so gut es geht fürihre Produkte zu vermeiden. Wenn nicht gerade die RegenzeitdazwischenfunktodereinesderSchwellenländer, indenenpro-duziert wird, zufälligerweise ein Binnenland ist, kommt dasGros der Waren aus ökologischen Überlegungen im Contai-ner mit Schiff und Bahn. Freilich ärgert es da die Unterneh-mer, deren Außendienstmitarbeiter mit zwei Erdgasautos un-terwegs sind, wenn auch die Bahn zur Weiterverteilung von ge-ringen Chargen erst recht wieder mit dem Lkw antanzt.

Die Fähigkeit, sich zu ärgern ohne nicht gleichzeitig auch et-was verändern zu wollen, scheint den Pirschs mittlerweile den-noch völlig fremd zu sein. Ihr persönliches Henne-Ei-Problemmöchte Marianne Pirsch daher lieber konstruktiv analysieren:„Die politischen Rahmenbedingungen oder gar Anreize für ei-nen nachhaltigen Gewerbebetrieb gab es noch nicht, als wirdieses Projekt erstmals planten.“ Sie sagt das an ihrem Schreib-tisch im ersten gewerblichen Holzbaupassivhaus Europas, daseben längst realisiert und zudem gefördert wurde.

befindet sich im steirischen Niklasdorf – Bahnanschluss inklusive. Fotos: René van Bakel

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Oase mit StromanschlussDas Hotel „Stadthalle“in Wien versorgt sichselbst mit Strom undWärme. Das istweltweit einzigartig.

Auf den ersten Blick deutet nichts darauf hin,dass sich hinter der eher unscheinbaren Fassa-de in der Hackengasse 20 im 15. Wiener Ge-meindebezirk, zwischen Stadthalle und West-bahnhof gelegen, ein Unikum versteckt: DasBoutiquehotel Stadthalle ist das erste Null-Energie-Bilanz-Stadthotel der Welt. „Ich ma-che das aus Überzeugung“, betont Eigentüme-rin und Betreiberin Michaela Reitterer, die ih-ren Eltern das renovierungsbedürftige Hotel2001 abkaufte und gleich die thermische Sa-nierung indieWege leitete.Schondamals setz-te sie auf Solarenergie.

Auf dem Flachdach im begrünten, oasen-haftenInnenhof sprießtderLavendel.Derwil-de Wein sorgt fürs gute Raumklima und brei-tet sich langsam auch an der Fassade des Zu-

baus aus. Dieser wurde 2009 auf dem Nach-bargrundstück errichtet. Mit PassivhaushüllevomerstenOber-bis zumDachgeschoss. „Wirhaben das Hotel sozusagen um die Technikherumgebaut“, erzählt Reitterer. Das sei ein„ziemlicher Spagat“ gewesen, erinnert sie sich:„Der Energieplaner hatte eigene Ansprüche,der Architekt seine und ich wiederum speziel-le Anforderungen für meine Angestellten undGäste.“ Ergebnis der Mühe und der Investiti-on von fünf Millionen Euro für Um- und Zu-bau: Ein 81-Zimmer-Hotel mit insgesamt 84Quadratmeter Fotovoltaikanlage zur Strom-erzeugung und 160 Quadratmeter Solarflä-che. Das Nutzwasser liefert der Regen, Wär-mepumpen erzeugen ein angenehmes Raum-klima. Der hauseigene Brunnen liefert Kühl-energie und versorgt die Wärmepumpenanla-ge mit Grundwasser. Die thermische Solaran-lage dient zur Frischluftvorwärmung für dieLüftung und zur Warmwasserbereitung. Dernotwendige Luftwechsel wird durch einWohnraumlüftungsgerät mit 90prozentigerWärmerückgewinnung realisiert.

Beheizt und gekühlt wird mittels Beton-kernaktivierung auf Niedertemperaturbasis.Dazu wurden in den Massivdecken und Wän-den Kunststoffrohre verlegt, durch die dasWasser zirkuliert. Der gesamte Zubau ist zu-dem mit Strom sparenden LED-Lampen aus-gerüstet.

Aufgrund all dieser Maßnahmen wurde dasBoutiquehotel Stadthalleklima:aktiv-Partner.All das sind auch Gründe, warum das Hotel alserstes Hotel in Wien mit dem EU-Umweltzei-chen und dem Umweltzeichen der RepublikÖsterreich ausgezeichnet wurde. Und 2009den „Staatspreis Tourismus“ in Sachen Ener-gieeffizienz vom Wirtschaftsministerium undden Umweltpreis der Stadt Wien erhielt. DieletzteAuszeichnung:Hotelierdes Jahres2010.

Nachhaltiges ökologisches Bewusstseinmit unternehmerischen Interessen verbin-den, sei ihr Ziel, sagt die Geschäftsfrau. „Vie-le haben gesagt: Das rechnet sich nicht. Ichsage: Am Anfang steht die Moral, aber irgend-wann zahlt es sich aus.“

Reitterer ist überzeugt, dass viele Unter-nehmen genauso handeln würden, gäbe es dieentsprechenden Möglichkeiten und Wohl-wollen von Seiten der Behörden und schließ-lich der Banken: „Ich bin zum einen mit etwasNaivität an das Projekt herangegangen, zumanderen kann ich ‚Das geht nicht, weil es nochkeiner hat’ nicht gelten lassen.“

Momentan versucht sie die Genehmigungfür drei Windräder am Dach des Hotels, dieals zusätzliche saubere Stromquellen dienensollen, zu erlangen. „Wir sprechen hier nichtvon Windrädern, wie sie in Parndorf stehen,sondern von nahezu geräuscharmen Stadt-windrädern“, schildert die Hotel-Chefin.Aber bei diesem Thema, fährt sie fort, spieltendie Beamten „Mikado“ – wer sich zuerst be-wegt, verliert. Sie setzt auf Fakten und ist be-müht, sämtliche Nachweise für die Effizienzder Windräder und deren Lautlosigkeit zu lie-fern. Auch zwei Elektrotankstellenplätze vordem Hotel harren ihrer Genehmigung. Dortsollen einmal Hotelgäste ihre E-Mobile gratisauftanken können. Bis dahin bietet das Bou-tiquehotel Stadthalle jenen Gästen einen Ra-batt von zehn Prozent, die mit der Bahn odermit dem Rad anreisen. Vielfach würden dieGäste aber nicht einmal mitbekommen, dasssich ihr Hotel in einigen entscheidenden Din-gen von anderen unterscheidet. „Das fasse ichals Kompliment auf“, sagt die Eigentümerin.www.hotelstadthalle.at

Erneuerbare EnergieErneuerbare Energieträger sind Multitalente:Sie machen unabhängig, sind auch in Zu-kunft verfügbar und schonen das Klima. Da-bei werden die Möglichkeiten, Sonne, Bio-masse & Co zu nutzen, immer vielfältiger.Im Vordergrund steht die Frage, welcherEnergieträger für welche Anwendung der ambesten geeignete ist. Bei bestehenden undneuen Anlagen ist auch die Effizienz ein we-sentliches Thema – auch Erneuerbare sollensparsam eingesetzt werden!

klima:aktiv fördert den Einsatz und dieQualität von erneuerbaren Energieträgernmit• Online-Informationen zu Technik, Förde-rungen, Tipps• Beratung, Planungsaudits• Standards & Leitfäden zur Qualitätssiche-rung• SolarwärmeinstallateurInnen und -Plane-rInnen, WärmepumpeninstallateurInnen,BiomasseinstallateurInnen, Qualitätsbeauf-tragten für Holzheizwerke.

klima:aktiv-ProfisNeben der richtigen Wahl des Energieträgersist auch die fachgerechte Installation alterna-tiver Energieanlagen entscheidend. klima:ak-tiv setzt daher auf Aus- und Weiterbildungund schafft ein Netzwerk an top-ausgebilde-ten ProfessionistInnen. Die klima:aktiv-Pro-fis im Solar-, Biomasse- und Wärmepumpen-sektor sind auf dem neuesten Stand der Tech-nik und sorgen für eine fachgerechte Installa-tion. Fachleute sind bequem über die kli-ma:aktiv-Landkarte www.maps.klimaaktiv.atoder auf bildung.klimaaktiv.at zu finden.www.klimaaktiv.at/erneuerbare

FACTBOX

Das erste Null-Energie-Bilanz-Stadthotel der Welt:Fotovoltaik- und Solaran-lagen erzeugen die nötigeEnergie, wilder Wein ander Hausmauer sorgt fürgutes Raumklima.

Der begrünte Innenhof des Stadthotels. Fotos: René van Bakel

18 Juni 2010

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Schlicht und einfach keine Wurschtigkeit zeigte Franz Krainer,als er sichnachreiflicherÜberlegungzurUmsetzungseinerPlä-ne entschied: „A echter Steirer“ kann längst auch einer sein,der zwar noch immer traditionell selcht, dafür aber 1,3 Giga-wattstunden weniger Energie pro Jahr benötigt. Neben der„klima:aktiv“-Auszeichnung durch das Lebensministerium alsenergieeffizienter Betrieb brachten die bis zum Jahr 2009durchgeführten Sanierungsmaßnahmen Krainer vor allem ei-nes: handfeste Kosteneinsparungen in der schnell gewachsenenGroßfleischhauerei, die sich innerhalb kürzester Zeit amorti-siert haben sollten.

Bereits seit 1969 werden die nunmehr unter dem Namen „Aechter Steirer“ bekannten Fleisch- und Wurstwaren am selbenStandort imsteirischenWagnaproduziert.DassdieseBetriebs-stätte, die über die Jahre immer wieder erweitert wurde, nichtmehr am letzten Stand energieeffizienter Produktionsmetho-den war, lag für Krainer auf der Hand. Und sein Kalkül war einnachvollziehbares: Es gehört heute zur unternehmerischenPflicht, sich vorhandener Energiesparmaßnahmen zu bedie-nen, wenn daraus gleichzeitig eine ökologische Kür in der Pro-duktion entstehen kann.

„Mein erster Gedanke war es, die Solarenergie für den Be-trieb zu nutzen, um effizienter unterwegs zu sein“, so Krainer.Doch dann kam dieser Anruf. Der „Energiedetektiv“ war amApparat und machte Vorschläge für ein erstes Beratungsge-spräch. Vielleicht, meint Krainer heute, hätte er sich sogar einwenig gewundert über diese Initiative, wäre er damals nichtohnehin fest entschlossen gewesen zu sanieren – aber ohnegenau zu wissen wie. Der „Energiedetektiv“ istJürgen Weigl, seit über zwanzig Jahren in derEnergieberatung tätig.

Die ökologische Betriebsberatung hatWeigl, wenn schon nicht erfunden, dann dochals einer der ersten in der Steiermark angebo-ten. Immer nur Häuselbauer in Sachen ener-gieeffizienter Bauweise zu unterstüzen, ist ihmauf Dauer zu fad geworden, außerdem sah erfür die Industrie ein enormes Potenzial. „Zehnbis dreißig Prozent Energieeinsparung sind injedem Betrieb zu erreichen“, glaubt Weigl.

Zur Umsetzung von Energiesparmaßnahmen beauftragtedie Großfleischhauerei Krainer den Energiedetektiv. Der hat denrichtigen Riecher für zu viel Dampf in der Selchkammer.

Um ihn zu finden, ist keine weitere Detektei nötig: Mund-propaganda hat dem Energiedetektiv ebenso geholfen wie derUmstand, dass ihn Fördergeber für Sanierungen als einen vonimmerhinbereitshundertEnergieberaterinnenund-berater inder Steiermark listen. Dennoch kommt es schon einmal vor,dass er ungefragt bei großen Betrieben anläuten muss, um sei-ne Spürdienste anzubieten. Ein Muster, wer zu „Energiever-brechen“ neigt, kann er aber bis heute nicht erkennen. „Daskommt ausschließlich auf die handelnde Person an“, so Weigl.

Zu einer Solaranlage riet er Franz Krainer jedenfalls nicht inden ersten Gesprächen. Es gab energieeffiziente Lösungen, dieviel offensichtlicher waren. Warme und kalte Bereiche wurdenzu allererst räumlich und durch automatische Pendeltüren ge-trennt im Fleischereibetrieb. „Dass meine Mitarbeiter mit vol-len Händen die Türen immer verschließen, kann ich nicht ver-langen“, so Krainer. Dampfverluste bei defekten Kondensato-ren wurden beseitigt und die Selchen von Hoch- auf Nieder-druckdampfumgestellt–beigleichgutemErgebnis fürdiePro-dukte. Alles in allem keine hochgeheimnisvollen Patentlösun-gen, aber solche, die an Effizienz für sich sprechen.

Mit einer einmaligen Investition von 83.500 Euro inklusi-ve der Beratung hat der Betrieb eine Energiekostenreduktionum 13 Prozent erreicht. Das sind in etwa 70.000 Euro jährlich,die Amortisationszeit liegt je nach Maßnahme bei nur 12 bis60 Monaten. „Mit rund vier Jahren rechne ich nach der erstenEvaluierung – dann wird sich die gesamte Investition gerech-net haben“, so Krainer. Eines ist in diesem Fall aber bereits klargeworden: Die forensischen Methoden eines Energiedetektivs

beim Aufspüren verlustig gegangener Energiehindern Unternehmerinnen und Unterneh-mer nicht daran, selbst eine Spürnase für wei-teres Potenzial zu entwickeln. „Wenn ich mitder ersten Evaluierung herausfinden sollte,dass es sinnvoll ist, kommt als nächstes dochnoch eine Solaranlage aufs Dach“, so FranzKrainer.www.krainer.cc

EnergiesparenEnergiesparen ist in Zeiten steigender Energiepreise ein Ge-bot der Stunde. Die umweltfreundlichste Energie ist jene, diegar nicht erst verbraucht wird!

klima:aktiv erleichtert mit einer Reihe von Services dasEnergiesparen:• Netzwerk unabhängiger BeraterInnen• Ausschreibungsvorlagen, Online-Datenbanken für energie-effiziente Produkte, technische Leitfäden uvm.• Beratungsangebote für Unternehmen für energieeffizientenProduktions- und Bürobetrieb• Energiespartipps für Haushalte• StromsparmeisterInnen – die Beratungsprofis im Handel

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Stromsparen im BüroDer Energieverbrauch ist in Büros ein wichtiger Kostenfak-tor. Unternehmen und öffentliche Institutionen könnendurch den cleveren Kauf und die richtige Gerätenutzungprofitieren. Geräteempfehlungen, Nutzungstipps und IT-Ausschreibungshilfen auf www.b2b.topprodukte.at unterstüt-zen beim Stromsparen im Büro.

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FACTBOX

Moderne Technologie sorgt fürEnergieeffizienz. Fotos: René van Bakel

Der Schnüffler und die Wurst

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