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Mit einem Streetart-Work- shop feierten Deutsche Bank und „Land der Ideen“ im Jahr 2015 das zehnjährige Bestehen der Initiative
34 Deutsche Bank_r e s u l t sPerspektiven_Land der Ideen
Autist“ ist oft ein Schimpfwort für selbst-
bezogene Menschen, und daher haben
es Menschen mit dieser Krankheit ziem-
lich schwer. Das musste auch Dirk Müller-Remus
leidvoll erfahren, als er vor Jahren seinen eigenen
autistischen Sohn zum Treffen einer Selbsthilfe-
gruppe begleitete. Müller-Remus lernte viele
junge, qualifizierte Menschen kennen, jeder min-
destens mit Abitur – „doch alle waren arbeitslos“.
Dabei haben gerade Autisten besondere Stärken:
Sie finden Fehler sofort, haben eine genaue Mus-
tererkennung und sind „gnadenlos ehrlich“, weiß
Müller-Remus. Der Vater wollte helfen – und hatte
eine Idee: Er gründete die Firma Auticon, das ers-
te und einzige Unternehmen in Deutschland, das
nur Mitarbeiter im Autismus-Spektrum als IT-Bera-
ter beschäftigt. Alle Consultants von Auticon sind
Menschen mit Asperger-Syndrom, einer milden Va-
riante des Autismus. Inzwischen beschäftigt
Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ zeigt seit mehr als zehn Jahren, dass Innovation unser wertvollster Rohstoff ist
Partner- börse für junge Ideen
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Deutschen Bank, unterstützt von namhaften Ver
tretern aus Politik und Wirtschaft, inzwischen öf
fentlich ausgezeichnet. Zehnmal so viele haben
sich beworben, und das zeigt, dass Deutschland
wohl tatsächlich ein guter und lebendiger Stand
ort für das Neue ist. „Deutschland ist ein Innova
tions motor“, sagt Hüther, viele Unternehmen seien
regelrechte „Ideenmaschinen“. Das aber ist bitter
nötig: Wohlstand und Erfolg kommen nicht aus
dem Boden, „wir brauchen diese Innovationskraft
und Risikobereitschaft“, sagt der Deutsche Bank
Vorstandsvorsitzende Jürgen Fitschen. Menschen
sind der vielleicht wichtigste Standortfaktor ei
nes Landes und Ideen, so Fitschen, „unser einziger
Rohstoff“. Die Bank selbst fördert den Wettbewerb
„Ausgezeichnete Orte“ (siehe Kasten rechts).
Ausgezeichnet werden Menschen und Projek
te aus allen gesellschaftlichen Bereichen: die Ent
wickler eines Warnsystems für schneebeladene
Hallendächer, die Macher eines Baumhaushotels,
ein Organspendeprojekt genauso wie der Erfin
der eines neuen Dunstabzugs für Küchen oder die
Denkwerkstatt eines Fertighausherstellers. Ge
kürt bei „Deutschland – Land der Ideen“ werden
die besten Ideen rund um eine vorab definierte
Fragestellung, mal ist es die Stadt von morgen, mal
sind es Ideen rund um Bildung oder die Wende
Auticon über 50 Mitarbeiter in sechs deut
schen Städten. Der Vater eines Autisten hatte eine
Idee, er hat sie erfolgreich umgesetzt.
Ist einer wie Dirk MüllerRemus ein Einzelfall?
„Definitiv nein“, sagt Michael Hüther, Direktor beim
Institut der deutschen Wirtschaft Köln und Vorsit
zender der Jury einer Initiative mit einem großen
Ziel: gute Ideen auszuzeichnen, ins Licht der Öffent
lichkeit zu stellen und dadurch zu fördern. Seit 2005
unterstützt „Deutschland – Land der Ideen“ inno
vative Menschen wie MüllerRemus, Menschen, die
auf vorbildliche Weise das Neue in die Welt brin
gen. Das Ziel: pfiffige Erfinder mit Kooperations
partnern zu vernetzen und damit die Verbreitung
ihrer Ideen und Projekte zu fördern. Von Deutsch
land als einem „Land der Ideen“ sprach erstmalig
der damalige Bundespräsident Horst Köhler ein
Jahr vor Gründung der Initiative. Immer wieder
neue Wettbewerbe werden dazu ausgeschrieben,
beim wohl bekanntesten („Ausgezeichnete Orte“)
kann praktisch jeder teilnehmen mit einer bereits
weitgehend umgesetzten Idee: Unternehmen, Kul
tureinrichtungen, Universitäten, soziale und kirch
liche Einrichtungen, Initiativen, Vereine, Verbände,
Genossenschaften oder private Initiatoren. Rund
3000 Projekte aus allen Bereichen der Gesellschaft
hat die Initiative gemeinsam mit Mitarbeitern der
Erfinder mit Partnern vernetzen
Bundessieger 2015: Dank der offenen grafischen Programmierplattform „Open Roberta“ lernen Kinder, selbst einen Roboter zu steuern
Gemeinschaft als Erfolgsmodell: Der Wettbewerb 2016 prämiert starke Ideen für eine Gesellschaft des Miteinanders
Ideen ins Weltall: Der deutsche Astronaut Alexander Gerst brachte die Initiative in die Umlaufbahn
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Perspektiven_Land der Ideen36 Deutsche Bank_r e s u l t s
einer traditionellen Industrieregion wie Nordrhein-
Westfalen, genauso wie Innovationen für Leben
und Arbeit auf dem Land. Mal geht es um die Digi-
talisierung, mal um Mobilität, mal wie aktuell um
Kooperationsideen.
Zur Fußball-WM gegründet
Über 1000 Einzelpersonen oder Gruppen aus allen
gesellschaftlichen Bereichen bewerben sich jedes
Jahr um eine Auszeichnung, und das hilft nicht nur
den Preisträgern, sondern auch dem ganzen Land.
Denn der Wettbewerb beweist die soziale, tech-
nische und kulturelle Innovationskraft der Deut-
schen, er zeigt der Welt eine deutsche Gesellschaft,
die, so Bundespräsident Joachim Gauck, „Neuem
offen und mit informiertem Blick gegenübersteht“.
Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“,
vormals gegründet, um Deutschland zur Fußball-
WM 2006 der Welt zu präsentieren, hat sich inzwi-
schen fest etabliert. Seit dem „Sommermärchen“
vermittelt die Initiative das Bild eines jungen,
frischen und innovativen Landes, eben eines
Ideen landes. Gerade weil die Preisträger aus allen
Bereichen der Gesellschaft kommen, beweist die
Initiative „die Vielfalt der hiesigen Innovations-
landschaft“, sagt Holger Lösch vom BDI und gleich-
zeitig Geschäftsführer der Initiative. Prämiert wird
der gesellschaftliche Fortschritt im weitesten Sin-
ne. So gibt es eine Auszeichnung für eine digitale
Hochschulplattform, eine Jobbörse für Mitarbeiter
auf Kreuzfahrtschiffen, ein kugelrundes Objektiv
mit 36 Linsen oder eine App, die freiwillige Erst-
helfer noch vor dem Notarzt per GPS-Ortung zu
Herzinfarktpatienten ruft.
Mit alldem schafft die Initiative zweierlei: Sie
hilft vielen Menschen, ihre Idee bekannt zu ma-
chen. Und betreibt damit zugleich Marketing für
den Standort Deutschland. „Land der Ideen“ zeigt
die Qualität des Standorts, seine Attraktivität und
die Kreativität seiner Menschen. „Nation Bran-
ding“ ist der entsprechende Marketingbegriff.
Auch viele andere Länder werben für sich. Doch
Ideenvielfalt als zentrale Botschaft einer welt-
weiten Standort kommunikation hat niemand
im Portfolio. Längst ist „Deutschland – Land
der Ideen“ selbst zur weltweit eingetragenen
Ländermarke mit hohem Bekanntheitsgrad ge-
worden. Das Prädikat „Ausgezeichneter Ort“ ist
inzwischen ein eta blier tes Gütesiegel für Ideen
made in Germany. Selbst an der internationa-
len Raumstation ISS hängt inzwischen eine
Ehrentafel, stellvertretend für die Europäische
Weltraumorganisation. Bei einer Umfrage unter
Besuchern der Hannover Messe kannten drei
von vier der befragten deutschen Besucher die
Marke „Deutschland – Land der Ideen“ und das
zugehörige schwarz-rot-goldene Dahlien-Logo.
Bei den ausländischen Gästen waren es immer-
hin noch 66 Prozent.
Seit elf Jahren nun schreibt „Land der Ideen“
einmal jährlich einen oder mehrere Wettbe-
werbe aus und wirbt für Deutschland in der
ganzen Welt. Doch lohnt der Aufwand? „Gute
Ideen gab es in Deutschland ja schon immer“,
sagt BDI-Mann Lösch. „Der Unterschied zu der
Zeit vor der Initiative ist, dass sie nun gese-
hen und wahrgenommen werden.“ Und damit
auch wirklich alles stimmt, ließ die Initiative
ihre Arbeit zusätzlich vom Fraunhofer-Institut
analysieren. Das Ergebnis: Die Preisträger er-
fahren einen nachweisbaren Entwicklungs-
schub durch Auszeichnung, mediale Wirkung,
Netzwerktreffen und neue Kontakte. Das hat
auch Dirk-Müller Remus erfahren. Seit sein
Autisten-Projekt zum „Ausgezeichneten Ort“
im Land der Ideen gekürt wurde, interessieren
sich sogar die Großen für ihn. Bei einem Treffen
aller Gewinner kam er mit einem Vertreter des
Autozulieferers Bosch ins Gespräch. Seitdem
diskutiert man eine Zusammenarbeit.
STEPHAN SCHLOTE
WEITERE INFORMATIONEN
Website des Wettbewerbs unter
www.land-der-ideen.de
Warum eine Bank Ideen fördert
„Ausgezeichnete Orte im Land
der Ideen“ ist ein Wettbewerb,
den die Deutsche Bank ins
Leben gerufen hat und den sie seit 2006
maßgeblich betreut. Das Ziel: Projekte zu
unterstützen, die einen Beitrag für die
Zukunftsfähigkeit Deutschlands leisten.
Warum das Ganze? „Wir sehen uns als
weltweiten Begleiter auch des deutschen
Mittelstands“, sagt Christian Rummel,
verantwortlich für die Markenkommuni-
kation und das gesellschaftliche En-
gagement der Deutschen Bank. Auswahl-
kriterien für einen Wettbewerbssieg
sind Zukunftsorientierung, Innovation,
Umsetzungsstärke und Vorbild-
wirkung des jeweiligen Projekts. Die
aktuelle Wettbewerbsrunde heißt
„NachbarschafftInnovation“ und soll
zeigen, wie durch Kooperationen
außergewöhnliche neue Lösungen
entstehen. Denn Vernetzung und
Zusammenarbeit sind Erfolgsfaktoren
für die Innovationskraft unseres Landes.
„Eine gesunde und innovative Wirt-
schaft“, sagt der für das Projekt bei der
Deutschen Bank verantwortliche
Christian Rummel, „kann sich nur in
einem offenen und intakten ge-
sellschaftlichen Umfeld entwickeln.“
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