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Nr. 93 3 - 2014 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Wer etwas über das Leben von Kindern in einem afrikanischen Land erfahren möchte, der findet in Kinderbüchern ein hervorragendes Medium für den Unterricht. Sie erzählen vom Alltag in Burkina Faso, Tansania oder Kenia und lassen die Schülerinnen und Schüler an einer „fremden Welt“ teilnehmen. Märchen und Fabeln, fantasievoll illustriert, spie- geln Traditionen wider, an die wir anknüpfen kön- nen. Leicht lassen sich Brücken bauen, denn auch bei uns wird von Fuchs, Hase und Igel erzählt – so wie in Tansania von Elefant, Hyäne und der kleinen Häsin. Viertklässler lesen sich in Büchern fest, die von den Abenteuern afrikanischer Kinder wie Omari, Temeo oder den fußballbegeisterten Zwillin- gen Mandela und Nelson erzählen, und lassen sich von manchen schwierigen Wörtern nicht schrecken. Lesepatinnen und -paten nutzen ungewöhnliche Ge- schichten, um die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler zu gewinnen. Nicht nur in der Afrika- Projektwoche, sondern im ganz normalen Schulall- tag haben solche Bücher ihren Platz! Dieses Lehrerforum stellt Ihnen Möglichkeiten vor, wie Sie Bücher aus und über Afrika in der Grund- schule und Klassenstufe 5/6 einsetzen können. Für die praktische Umsetzung empfehle ich besonders die Arbeitsblätter und Hintergrundinformationen der neuen MISEREOR-Materialien für die Grund- schule: „Bücher erzählen von Afrika“. Sie sind kos- tenlos und können im Internet heruntergeladen werden: www.misereor.de/unterrichtsbausteine. Als Best-Practice-Beispiel zeigt schließlich eine Grundschule aus Düsseldorf in dieser Ausgabe des Lehrerforums, wie Globales Lernen und Leseförde- rung miteinander verbunden werden können. Ihre Regina Riepe Globales Lernen Bücher erzählen von Afrika Grundschule Klasse 5–6 Deutsch Sachunterricht Religion Foto: © Saskia Zeller

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Nr. 93 � 3 - 2014

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Wer etwas über das Leben von Kindern in einemafrikanischen Land erfahren möchte, der findet inKinderbüchern ein hervorragendes Medium für denUnterricht. Sie erzählen vom Alltag in Burkina Faso,Tansania oder Kenia und lassen die Schülerinnenund Schüler an einer „fremden Welt“ teilnehmen.Märchen und Fabeln, fantasievoll illustriert, spie-geln Traditionen wider, an die wir anknüpfen kön-nen. Leicht lassen sich Brücken bauen, denn auchbei uns wird von Fuchs, Hase und Igel erzählt – sowie in Tansania von Elefant, Hyäne und der kleinenHäsin. Viertklässler lesen sich in Büchern fest, dievon den Abenteuern afrikanischer Kinder wieOmari, Temeo oder den fußballbegeisterten Zwillin-gen Mandela und Nelson erzählen, und lassen sichvon manchen schwierigen Wörtern nicht schrecken.Lesepatinnen und -paten nutzen ungewöhnliche Ge-schichten, um die Aufmerksamkeit der Schülerinnenund Schüler zu gewinnen. Nicht nur in der Afrika-Projektwoche, sondern im ganz normalen Schulall-tag haben solche Bücher ihren Platz!

Dieses Lehrerforum stellt Ihnen Möglichkeiten vor,wie Sie Bücher aus und über Afrika in der Grund-schule und Klassenstufe 5/6 einsetzen können. Fürdie praktische Umsetzung empfehle ich besondersdie Arbeitsblätter und Hintergrundinformationender neuen MISEREOR-Materialien für die Grund-schule: „Bücher erzählen von Afrika“. Sie sind kos-tenlos und können im Internet heruntergeladenwerden: www.misereor.de/unterrichtsbausteine.

Als Best-Practice-Beispiel zeigt schließlich eineGrundschule aus Düsseldorf in dieser Ausgabe desLehrerforums, wie Globales Lernen und Leseförde-rung miteinander verbunden werden können.

Ihre

Regina Riepe

Globales LernenBücher erzählen von Afrika

GrundschuleKlasse 5–6DeutschSachunterricht Religion

Foto: © Saskia Zeller

„Afrika im Unterricht – das finde ich schwierig.Schließlich war ich noch nie dort und weiß nicht,was ich auf die Fragen der Kinder antworten soll.Ich will ja nichts Falsches sagen!“ Im Gespräch äu-ßern gerade engagierte Lehrerinnen und Lehrer sol-che Bedenken. Diese Skrupel hat jedoch niemand,wenn es um die Spuren der Römer in der eigenenStadt oder um das Leben im Mittelalter geht. Auchhierüber kann keiner aus eigener Anschauung er-zählen, man ist auf verlässliche Materialien und Be-richte angewiesen. Also nur Mut!

Eine gute Möglichkeit, verschiedene Stimmen ausund über Afrika in den Unterricht zu holen, sind Kin-der- und Jugendbücher. Sie stammen von afrikani-schen Autorinnen und Autoren wie Véronique Tadjound John Kilaka oder wurden von europäischen Au-tor(inn)en geschrieben, die die Länder Afrikas ken-nen. Sie alle erzählen eine literarisch gelungene Ge-schichte, in der es um das Leben von Menschen in

Ein differenziertes Afrikabild vermitteln –mithilfe von Büchern aus und über Afrika

einem der afrikanischen Länder geht. Es ist nichtdie Hautfarbe der Autorin oder des Autors, diezählt, sondern die Qualität und Authentizität desBuches.

Welche Bücher über Afrika eignen sich für die Primarstufe?

Die neuen MISEREOR-Onlinematerialien „Bücher er-zählen von Afrika“ stellen zahlreiche Bilderbücherund Kinderbücher vor und geben Ihnen Hinter-grundinformationen und Arbeitsblätter an dieHand, die Sie zusammen mit diesen Büchern im Un-terricht einsetzen können. Neben ausführlichenBuchvorstellungen finden Sie Basisinformationenzu Afrika, Anregungen für ein Märchenprojekt inder Schule und Arbeitsblätter zum Kinderalltag.Partnerschaftsprojekte von MISEREOR zu Bildung,Schule und Alphabetisierung runden das mit vielenFotos und Zeichnungen farbig gestaltete Unter-richtsmaterial ab. Einige Beispiele sehen Sie untenauf der Seite.

Eine Afrika-Bücherkiste für die Schule

Sie können ein oder zwei Bücher für den Unterrichtauswählen – ideal ist es jedoch, gleich eine Afrika-Bücherkiste für die ganze Schule anzuschaffen. DieVielfalt der Bücher in einer solchen Kiste bietet dieChance, Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeitenund Vorlieben ansprechen zu können und eine diffe-renzierte Sicht auf Afrika zu vermitteln. Nicht nureine Fabel, nicht nur ein Kinderschicksal werdenetwa zum Thema „Alltag in Afrika“ vorgestellt, denndas birgt leicht die Gefahr einer Verallgemeinerung.Nicht alle Kinder sind „Straßenkinder“, nicht jederalte Mann ist ein „Weiser“.

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Lehrerforum Nr. 93

Bücher erzählen von AfrikaUnterrichtsbaustein für die Primarstufe

von Regina Riepe

Kostenloser Download unter www.misereor.de/unterrichtsbausteine.

Die Materialien liegen zum Ausdrucken in einer farbigen und in einer Graustufen-Version vor.

Foto oben: © Saskia ZellerFoto unten: © Riepe

Die Bücher in der Kiste sind so unterschiedlich wieihre jungen Leserinnen und Leser: Wem das Lesen noch schwerfällt, der interessiertsich vielleicht für die detailreichen Zeichnungenaus dem Buch „Marie hat jetzt Stachelzöpfe“. Esbleibt nicht aus, dass sich die Kinder dann auchmit den dazugehörigen Texten auseinanderset-zen.

Andere greifen fasziniert zum deutsch-engli-schen Bilderbuch „Mamy Wata“. Sie finden darinWörter, die sie aus dem Englischunterricht ken-nen, und versuchen, Zusammenhänge zu er-schließen.

Lesehungrige Kinder verschlingen die Kinderbü-cher, die von „Tommy Mütze“, „Temeo“ oder den„Bagamoyo Kickern“ erzählen. Sie können ihrWissen und ihre Eindrücke dann der ganzen Ar-beitsgruppe oder Klasse weitergeben.

Kosten und Finanzierung einer Afrika-Bücherkiste

Je nach Umfang der Kiste können Sie von einerSumme zwischen 250 und 500 Euro ausgehen. DieKosten hängen auch davon ab, ob Sie einige Büchermehrfach anschaffen wollen. Es erleichtert dieGruppenarbeit, wenn zum Beispiel fünf Exemplaredes Bilderbuches „Der wunderbare Baum“ vorhan-den sind. Zwingend notwendig ist das jedoch nicht.Solch eine Bücherkiste kann auch sukzessiv aufge-baut werden.

Einige Ideen zur Finanzierung: Eine-Welt-Beirat oder -Forum Ihrer Stadt: Oft gibtes dort einen Fonds von bis zu 500 Euro für Pro-jekte der entwicklungspolitischen Bildungsar-beit.

Förderverein der Schule

Welches Bild von Afrika vermitteln wir?Horst Köhler, Bundespräsident a. D., gibt in einer Rede zu bedenken: „Wir müssen erkennen, dass unser Bild von Afrika mehr über uns aussagt als über Afrika.“

Weiter führt er aus:Jedes Nachdenken über Afrika fängt bei den Bildern im Kopf an. Bei Afrika den-ken viele vor allem an Wörter, die mit K anfangen: Krisen, Konflikte, Kriege, Kata-strophen, Krankheiten, Korruption … Henning Mankell schreibt dazu: „Wenn wiruns am Bild der Massenmedien orientieren, lernen wir heute alles darüber, wieAfrikaner sterben, aber nichts darüber, wie sie leben.“ Und die Journalistin VeyeTatah beklagt: „Das unspektakuläre, alltägliche Leben der Afrikaner findet in denBerichten selten Platz, die aktiven Protagonisten sind immer der ‚hilfreiche’ Westen, und die passiven Hilfsempfänger sind meistens die Afrikaner.“ (...) In Spielfilmen wiederum, wo oft das Klischee der weiten Steppen und schönenSonnenuntergänge bedient wird, dient Afrika oft nur als Kulisse für weißen Herz-schmerz, wo Afrikaner, in den Worten des amerikanisch-nigerianischen AutorsUzodinma Iweala, nur als „Requisiten gebraucht werden in einer Fantasie des Westens seiner selbst“. Sein großer Landsmann Chinua Achebe warnt davor,Afrika nur als Projektionsfläche Europas zu sehen, als „Kulisse und Hintergrund,der den Afrikaner als menschlichen Faktor eliminiert“.

Zitat aus: „Von der Unmöglichkeit, über Afrika zu sprechen“Rede von Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler anlässlich der Afrika-Tage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am 18.3.2014.Im Internet abrufbar unter: www.bmbf.de/pubRD/Rede-Koehler-deutsch.pdf

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Sponsoren wie der örtliche Lions oder RotaryClub, die Stadtsparkasse, private Stiftungen, Bi-bliotheken oder der Buchhandel

Veranstalten Sie einen Sponsorenlauf oder eineVerkaufsaktion auf dem Weihnachtsmarkt derSchule. Die eine Hälfte des Erlöses kommt einemBildungsprojekt in Afrika zugute, die andereHälfte ist für die Afrika-Bücherkiste. Anregungenfür einen „Soli-Lauf“ finden Sie hier: www.misereor.de/aktionen > Spendenlauf

Das Globale Lernen hat mittlerweile in vielen Grund-schulen seinen festen Platz. Projektwochen, ein „fairesFrühstück“, die Teilnahme an der Kinderfastenaktionoder ein Sponsorenlauf ermöglichen es den Kindern,„über den Tellerrand“ zu blicken. Allerdings finden dieseAktivitäten meist als Sonderveranstaltungen statt.

Best Practice

Ein Beispiel aus Düsseldorf zeigt, wie das Globale Ler-nen in einem Kernbereich des Unterrichts einbezogenwerden kann und zwar im Fach Deutsch. Die Katholi-sche Grundschule Höhenstraße ist eine sog. Brenn-punktschule, die seit Jahren Kinder unterschiedlichersozialer und geografischer Herkunft integriert. DasGlobale Lernen spielt beim Aufbau der Schulgemein-schaft eine besondere Rolle. Die Schule arbeitet regel-mäßig mit einem Referenten aus Burkina Faso zusam-men und kooperiert eng mit dem Düsseldorfer Netz-werk Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Unterstützt von Sponsoren hat die Schule eine Afrika-Bücherkiste angeschafft. Gemeinsam mit den Elternwurde außerdem eine Leseecke gestaltet. Die Bücherwerden vielfältig eingesetzt: im Deutschunterricht derKlassen 3 und 4, mit Lesepat(inn)en und im Rahmender Afrika-AG im offenen Ganztag. Die Lesefähigkeitder Kinder wird gefördert, gleichzeitig erfahren sie et-was vom Leben in Afrika. Für die Lehrkräfte werden ineinem Afrika-Ordner verschiedene Unterrichtsmateria-

Foto: Schwarzbach/MISEREOR

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lien und Erfahrungsberichte zusammengetragen. Auchdie MISEREOR-Materialien „Bücher erzählen vonAfrika“ werden intensiv genutzt.

Die Vorkenntnisse erfragen

Bevor das Thema „Afrika“ in den Unterricht einge-bracht wird, ist es wichtig, die Vorkenntnisse und Vor-stellungen der Kinder zu erfragen.

Nicht alle Kinder haben ein so vielfältiges Wissen überAfrika wie die Schülerinnen und Schüler der KGS Hö-henstraße, wo das Globale Lernen seit Jahren veran-kert ist. Dennoch sind auch hier die Grenzen zwischenVor-Wissen und Vor-Urteil mitunter unscharf. So wissensie zum Beispiel, dass Afrika ein Kontinent und keineinzelnes Land ist und dass es dort andere Tiere als inEuropa gibt. Allerdings äußern sie auch die Vorstel-lung, dass es überall heiß sei und allgemein Wasser-mangel herrsche, weshalb oft auch Kinder schwereWassereimer auf dem Kopf von weit her tragen müss-ten. Dass es in einigen Regionen Afrikas sehr kalt wer-den kann und nicht alle Menschen in Hütten aus Lehmund Stroh leben, ist den meisten Schüler(inne)n beiuns nicht bewusst. Auch der Einfluss der Medien ist zubedenken, wird Afrika hier doch meist als Katastro-phenkontinent dargestellt. Die ausführliche Beschäfti-gung mit dem Leben und der Kultur der Menschen inden Ländern Afrikas bietet daher die Chance, differen-zierte Afrikabilder zu entwickeln.

Handlungsorientierter Unterricht

Neben der Arbeit mit den verschiedenen Büchern ausund über Afrika spielt das gemeinsame Tun eine wich-tige Rolle. Alltagstätigkeiten, wie das Tragen eines Kor-bes auf dem Kopf, werden geübt. Ein besonderes Erleb-nis ist die Zubereitung eines afrikanischen Essens: Koch-bananen braten, eine Yamswurzel kochen – oder Plätz-chen backen „wie in Afrika“.

Den Alltag in Afrika handelnd erfahrenErfahrungen der Afrika-AG der KGS Höhenstraße in Düsseldorf

„Globales Lernen ist ganzheitliches Lernen.Das eigene Tun kann nachhaltige Lernprozesse auslösen und es geht auchdarum, Emotionen anzusprechen. Projekte,gemeinsame Aktionen sowie damit verbundene interkulturelle Erfahrungenund Interaktionen mit Mitschülerinnenund Mitschülern haben dabei eine ganzwesentliche Bedeutung.“

Saskia Zeller zur Arbeit in der Afrika-AG der KGS Höhenstraße in Düsseldorf

www.1welt4you.de die Schülerseite von MISEREORwww.misereor.de/fuer-lehrer Service und Materialien für Lehrkräftewww.misereor.de/newsletter Registrierung für den Schul-Newsletter von MISEREOR

Aufgeregt kommen die 15 Drittklässler der Afrika-AGaus der Pause. Gemeinsam gehen sie dann ins be-nachbarte Stadtteilzentrum, das über eine Küche mitangeschlossenem Arbeitsraum verfügt. Es ist Vor-weihnachtszeit – so werden die Erdnusskekse zu „afri-kanischen Weihnachtsplätzchen“.

Zum Plätzchenbacken braucht man Nüsse. Das wis-sen die Kinder. Sie identifizieren die mitgebrachtenHaselnüsse, Walnüsse und Erdnüsse. „Wisst ihr, wiedie wachsen?“ Viele haben schon einen Haselnuss-strauch oder einen Walnussbaum gesehen und einJunge weiß sogar, dass Erdnüsse in der Erde wach-sen. Fotos von einem westafrikanischen Erdnussfeldund vor allem die Zeichnung einer Erdnusspflanzebestätigen das. Später wird jedes Kind eine solcheZeichnung zum Ausmalen bekommen.

Zunächst müssen die Erdnüsse von den Schalen be-freit werden, was in Westafrika häufig Aufgabe derKinder ist. Das Herauslösen der Kerne macht natür-lich viel Dreck, was sich mit Besen und Kehrblech je-doch schnell beheben lässt.

Während die große Gruppe noch mit den Erdnüssenbeschäftigt ist, geht eine Fünfergruppe in die Kücheund bereitet den Teig vor. Alle Zutaten in Tassen ab-

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zumessen, ist zunächst ungewohnt, doch es klapptprima und ist für die Kinder sehr anschaulich. Wie gut,dass zum Mahlen der Erdnüsse ein elektrischer Mixerverwendet werden kann! Im ländlichen Afrika würdendie Kerne im Mörser zerstampft oder mühsam durcheine Handmühle gedreht. Schließlich kommen die ge-mahlenen Erdnüsse in den Teig und werden leiden-schaftlich per Hand untergeknetet.

Im nächsten Schritt werden die Plätzchen geformt. Jefünf Kinder arbeiten an einem Blech. Mit der Hand rol-len sie aus einem Teelöffel Teig kleine Kugeln, drückendiese etwas platt und verzieren sie mit einer Erdnuss.Dann kommen die Plätzchen aufs Blech. Da der Teigspäter aufgeht, müssen die Kinder zwischen den Plätz-chen Platz lassen. Nacheinander werden unsere dreiBleche gebacken. Jedes Kind darf dabei in den Back-ofen schauen und beobachten, wie die Kekse aufgehenund braun werden. Und dann wird probiert – lecker!

Zum Schluss nimmt jedes Kind ein Tütchen mit fünfKeksen, das kopierte Rezept sowie die Zeichnung vonder Erdnusspflanze mit nach Hause – und eine Mengean Informationen über Erdnüsse und das Leben inWestafrika.

Regina Riepe

Zutaten

2 Tassen Mehl1 Tasse Erdnüsse, fein gehackt (etwa 160 g)1 Tasse Zucker½ Tasse Butter oder Margarine (125 g)2 Eier1 Päckchen BackpulverMilch bei Bedarf ½ Teelöffel Salz

Zubereitung

Löst die Erdnüsse aus den Schalen. Zerkleinertsie dann mit einem Mixer. Vorsicht: Wenn ihrdie Kerne zu lange hackt, gibt es Mus! Beidiesem Rezept sollen die Stückchen noch zusehen sein.

Hebt einige Erdnusshälften auf, damit ihr dieKekse später verzieren könnt.

Legt Backpapier auf die Backbleche und stelltalle Zutaten bereit.

Erst kommen Butter, Zucker und Eier in einegroße Schüssel. Schlagt diese drei Zutaten mitdem Mixer kremig.

Gebt dann Mehl, Backpulver und Salz hinzu undrührt alles gut unter. Wenn der Teig zu fest wird,könnt ihr einen Esslöffel Milch hinzufügen.

Zum Schluss kommen die Erdnüsse in die Masse.Dabei müsst ihr den Teig mit den Händen kneten.

Reibt Mehl auf eure Hände und formt aus dem Teigkleine Kugeln. Ein Teelöffel Teig reicht für eine Ku-gel. Legt die Kugeln auf ein Backblech und drücktsie etwas flach. Lasst zwischen den Kugeln genugPlatz, denn die Kekse werden beim Backen größer.

Drückt ein oder zwei Erdnusshälften auf die flachen Kekse, um sie zu verzieren.

Schiebt das Backblech auf die mittlere Schienedes Ofens. Backt die Kekse 15 Minuten.

Einstellung: Elektroofen 170–180 Grad, Gasofen Einstellung 3–4.

Ob die Kekse wohl fertig sind?

Fotos: © Saskia Zeller

Erfahrungsbericht:

Plätzchen backen in der Afrika-AG

Zunächst müssen die Erdnüssegeschält werden.

Das Kneten des Teigs machtsichtlich Spaß!

Erdnusskekse nach einem afrikanischen Rezept:

„Afrikanische Weihnachtsplätzchen“TIPP!

Die Zutaten reichenfür 80 Kekse bzw. 3 Bleche.

Benötigt werden 230 gErdnüsse mit Schalebzw. 160 g geschälteErdnüsse. Damit beimSchälen genascht werden kann, solltenSie lieber mehr Nüssebereithalten!

Als Maß dient 1 Tasse(250 ml).

Zum Mahlen der Erd-nusskerne am besteneinen Mixer verwen-den.

Für die Bleche wirdBackpapier benötigt.

Märchen und Fabeln sind die Kinderliteratur über-haupt! Gerade in Ländern, in denen es undenkbarist, Geld für Kinderbücher zu erübrigen, sind es dieerzählten Geschichten, die die Fantasie der Kinderanregen. Diese Märchen und Fabeln sind authenti-sche afrikanische Literatur. Auch im Deutschunter-richt steht die Beschäftigung mit Fabeln auf demPlan: Ideal ist es also, mit europäischen und afrika-nischen Fabeln zu arbeiten. In den MISEREOR-Materialien „Bücher erzählen von Afrika“ werdenfolgende Fabeln vorgestellt, die zudem schön illus-triert sind: „Der wunderbare Baum“ von John Kilaka „Dikum dakum – der geheimnisvolle Zauber-spruch“ von Ibrahima Ndiaye

„Ein Adler bleibt immer ein Adler“ von PatrickAddai

„Soll ich einen Elefanten heiraten“ von PatrickAddai

Von Elefanten, Löwen und Menschen: afrikanische Fabeln im Unterricht

„Warum das Schwein keine Hörner hat“ vonHenri Mbarga

In der Geschichte vom „Wunderbaren Baum“, so wiesie der tansanische Autor und Illustrator John Ki-laka erzählt, spielen Elefant, Giraffe, Löwe, Schild-kröte und die kleine Häsin eine wichtige Rolle. Indem dazugehörigen Arbeitsblatt der MISEREOR-Materialien „Bücher erzählen von Afrika“ sollen sichdie Kinder mit dem Charakter der Fabeltiere ausein-andersetzen und ihn mit den „wirklichen“ Eigen-schaften der Tiere vergleichen:1. In der Geschichte vom „Wunderbaren Baum“

kommen viele afrikanische Tiere vor. Sie sind rich-tige Persönlichkeiten. Beschreibe ihre Eigenschaf-ten mit einigen Wörtern.

2. Wähle ein Tier, das dich besonders interessiert. Informiere dich in einem Tierlexikon oder im Internet. Beschreibe, wie das Tier lebt und welche Eigenschaften es hat.

3. Stimmen die Persönlichkeiten aus der Geschichtemit den Eigenschaften der wirklichen Tiere überein?

Die Kinder der Afrika-AG erarbeiteten sich mithilfevon Sachbüchern Informationen zur tatsächlichenTierwelt in Afrika. Danach bastelten sie aus PapierSchlangen, Löwen, Erdmännchen und Elefanten,was die Feinmotorik schult und Spaß macht. Mankann natürlich auch mit Tierfiguren aus Kunststoffarbeiten.

Die oben genannten Fragen eignen sich auchzur Auseinandersetzung mit den Tierpersön-lichkeiten einer europäischen Fabel. Bekanntsind die Geschichten, die die Gebrüder Grimmsowie LaFontaine und Äsop aufgeschriebenhaben. Sie erzählen von Rabe und Fuchs,Katze und Maus oder vom „bösen Wolf“.

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Nikan hat sich das Buch „Der wunderbare Baum“ ausgesucht. Er ist fasziniertvon den leuchtend bunten Illustrationen im Stil derTinga-Tinga-Malerei.

Foto: © Saskia Zeller

Fotos: © Saskia Zeller

Afrika – Kontinent der Tiere?Über das Zusammenleben von Menschen und Tieren

Kinder mögen Tiere. Viele haben schon im Fernse-hen Naturfilme über afrikanische Tiere gesehen undsind interessiert am Leben von Elefanten und Lö-wen in der Serengeti oder im Krüger-Nationalpark.Das geht Erwachsenen ja nicht anders. Die großenafrikanischen Naturparks sind ein beliebtes Reise-ziel und werden von der UNESCO als „Naturerbe derMenschheit“ gewürdigt. Staaten wie Kenia, Tansa-nia, Südafrika und Namibia unternehmen große An-strengungen, um diese Parks zu erhalten. Auchkünftige Generationen sollen Löwen und Nashörnerin freier Wildbahn erleben können.

Doch das Zusammenleben von Menschen und Tie-ren ist nicht konfliktfrei. Man denke nur an das Me-dienspektakel in Deutschland um „Bruno“, den frei-laufenden Bären in den Alpen, und an die Diskus-sionen um die Rückkehr der Wölfe! Daher ist eswichtig, Afrika nicht nur aus der Sicht der bedroh-ten Tiere zu sehen, sondern auch an die Menschenzu denken, deren Leben durch diese Tiere bestimmtwird – und durch die Bestimmungen, die zumSchutz der Tiere erlassen wurden.

Ein gerade erschienenes Kinderbuch von NasrinSiege lenkt den Blick auf das Leben in einem Dorfam Rande eines afrikanischen Tierparks. Es eignetsich zum Vorlesen oder Selberlesen (Klasse 4 bis 6). Die MISEREOR-Materialien für die Grundschule,„Bücher erzählen von Afrika“, enthalten auch Ar-beitsblätter, die allgemein zur Arbeit mit einem Kin-derbuch auffordern, zum Beispiel den anderen einBuch vorstellen, einen Steckbrief über die Lieblings-figur im Buch schreiben sowie den Alltag in Afrikaund Deutschland vergleichen.

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MISEREOR-ProjektP14701

„Das Dorf macht Schule“MISEREOR arbeitet aufMadagaskar mit der Alphabetisierungsbewe-gung VOZAMA zusam-men, um den Teufels-kreis von Analphabetis-mus und Armut dort zudurchbrechen. So wer-den Eltern unterstützt,die in den entlegenenDörfern des HochlandesSchulen für ihre Kindererrichten.

Das Projekt wird aus-führlich vorgestellt aufwww.misereor.de/pro-jekte > Projektpartner-schaften > Madagas-kar – Das Dorf machtSchule. Weitere kosten-lose Informationen kön-nen Sie per E-Mail anfor-dern: [email protected] bei Rückfragenhilft man Ihnen hiergern weiter.

Nasrin Siege

Die Spur des ElefantenRazamba Verlag, Boppard 2014,Klappenbroschur, 164 S., € 12,90, ab 10 JahreISBN 978-3-941725-29-4

Nasrin Sieges neues Kinderbuch über Tansaniaerzählt eine spannende Geschichte, in der Tiereeine große Rolle spielen, die Menschen jedochim Mittelpunkt stehen.„Mein Vater ist doch kein Wilderer!“ WederOmari noch sein Freund Zawadi können sich vor-stellen, dass Omaris Vater einen Elefanten er-schossen und das Elfenbein verkauft haben soll,mitten im Naturpark. Doch der Verdacht wiegtschwer und nach einer ergebnislosen Haus-durchsuchung tobt die Gerüchteküche. Die bei-den Jungen beschließen, allen Verboten zumTrotz selber in den Wald zu gehen und nachSpuren zu suchen, um die Wahrheit herauszufin-den.Kenntnisreich führt Nasrin Siege die jungen Le-serinnen und Leser mit dieser spannenden, gutgeschriebenen Geschichte nach Tansania, in einDorf am Rande des Wildreservats Selous. Wäh-rend Kinder bei uns Elefanten, Löwen und Hyä-nen nur aus Filmen oder Tierbüchern kennen,gehört der Umgang mit diesen Tieren für dieDorfbewohner zum Alltag. Das ist keineswegsromantisch, sondern sehr konfliktbeladen! DieElefanten fressen sich ungestört in den Bana-nenplantagen satt und lassen sich durch denLärm der Dorfbewohner nicht vertreiben. Undvor Löwen und Hyänen muss sich jeder in Achtnehmen, besonders vor den gefürchteten„Simba-mtu“, den Menschenfresser-Löwen.Die Leserinnen und Leser erleben nicht nur dieSuche nach dem Wilderer, sondern erfahrenauch eine Menge über den Alltag in einem Dorfin Tansania. Zawadi zum Beispiel hat zahlreicheVerpflichtungen neben der Schule, doch dashindert ihn nicht daran, heimlich in den Buschzu ziehen, um Honigvögel, Elefanten oder Affenzu beobachten. „Wenn ich groß bin, werde ichWildhüter!“, lautet sein Entschluss. DiesenTraum werden wohl viele Kinder bei uns nach-vollziehen können, auch wenn er für die meis-ten, anders als für Zawadi und Omari, kaumRealität werden kann.

Regina Riepe

Foto: Farkas/MISEREOR

Foto: © Saskia Zeller

Die Autorin dieses Lehrerforums

Regina Riepearbeitet im Bereich der entwicklungspoliti-schen Bildungsarbeit (www.afrika-didact.de).Sie ist Autorin von Bildungsmaterialien rundum Afrika und berät und begleitet Eine-Welt-Projekte in Schulen. Erfahrungen von Arbeits-aufenthalten in vielen Ländern Afrikas siehtsie als Grundlage ihrer Arbeit.

MISEREOR LehrerforumDas Lehrerforum informiertüber Themen des Globalen Lernens und erscheint viermal im Jahr kostenlos. Die aktuelle und viele frühere Ausgaben können Sie im Internet herunter-laden (in Farbe): www.misereor.de/lehrerforum

Bestellungen der MISEREOR SchulmaterialienMVG Medien E-Mail: [email protected] Tel.: 0241 47986-100Fax: 0241 47986-745www.misereor-medien.de

Änderungen vorbehalten; fürIrrtümer und Druckfehler wirdkeine Garantie übernommen.

Impressum:Herausgeber: Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V., Mozartstr. 9, 52064 Aachen, www.misereor.de,in Zusammenarbeit mit dem Lehrerarbeitskreis „Eine Welt“ bei MISEREOR Herstellung und Vertrieb: MVG Medienproduktion undVertriebsgesellschaft mbH, Boxgraben 73,52064 AachenAutorin dieser Ausgabe: Regina RiepeRedaktion: Rüdiger Horn, Lektorats- u. Redaktionsbüro, OlpeGestaltung: Yvonne Schröder, Graphik- u. Werbedesign, B-EupenErscheinungsweise: Viermal jährlich, Bezug kostenlos

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Spielzeugproduktion in Asien Spielen zur Aufarbeitung von Traumata.

Im Anhang des Buches werden zahlreiche Organisa-tionen (u.a. MISEREOR) und ihr Engagement für dasRecht auf Spiel vorgestellt.

Hans-Martin Große-Oetringhaus: Das Recht auf Spiel. Er-zählungen, Reportagen, Informationen, Diskussionsanre-gungen, Aktionsideen, Spielanregungen, Unterrichtsvor-schläge, Fotos und Zeichnungen für Schule und Jugendarbeit (eBook). Chichili Agency 2014, € 4,99.Das Buch ist über alle großen Portale für das Kindle-und das epub-Format erhältlich, außerdem bei Buch-handlungen, die eBooks verkaufen.

Foto: Harms/MISEREOR

„Ich will Kind sein …“MISEREOR unterstützt das Rescue Dada Centre in Nai-robi – ein „Zuhause auf Zeit“ für Straßenkinder. Weltweittreibt die Armut viele Jungen und Mädchen auf dieStraße. Die Streetworker(innen) von „Rescue Dada“ küm-mern sich besonders um obdachlose Mädchen, die derGewalt und dem sexuellen Missbrauch ausgesetzt sind.Im Zentrum finden sie für ein Jahr Aufnahme, könnendort lernen und spielen, Freundschaften schließen unddürfen endlich „Kind sein“. Wenn die Rückkehr in dieHerkunftsfamilie nicht möglich ist, wird eine liebevollePflegefamilie für die Kinder gesucht. Die MISEREOR-Partnerorganisation bietet auch den Eltern Beratungund wirtschaftliche Hilfen an – denn nur wenn die Fa-milien in menschenwürdigen Verhältnissen leben, sindsie in der Lage, ihren Kindern eine Zukunft zu geben.

Mehr über dieses Partnerschaftsprojekt (P10002) auf www.misereor.de/projekte.

Unterrichtsmaterialien zum Kinderrecht auf Spiel„Sport und Spiel“ ist ein weltweitgeltendes Kinderrecht. Das Themahat viele – auch unterrichtsrele-vante – Aspekte; sie reichen vomFairness-Gedanken über Globalisierung bis zu Gender-fragen im Sport. Der Autor, ein Pionier des GlobalenLernens, hat bewusst das Medium eBook als Publikati-onsform gewählt, um veränderten Rezeptionsgewohn-heiten gerecht zu werden. Die Materialien für Lehrer(in-nen) und Multiplikator(inn)en in Jugend- und Gemein-dearbeit sind eine Schatztruhe für einen fächerüber-greifenden, kompetenz- und handlungsorientiertenUnterricht. Sie enthalten Erzählungen, Reportagen,Hintergrundinformation, Unterrichtsvorschläge, Akti-onsideen und eine Spielesammlung. AuthentischeTexte und Bilder ermöglichen einen konkreten, persona-lisierten und emotionalen Zugang zu den verschiede-nen Themen rund um das Kinderrecht auf Spiel.

Um diese Themen zu erarbeiten, müssen nicht erst um-fassende und aufwendige Projektwochen geplant wer-den. Sie können auch kurzfristig aufgegriffen werden,vielleicht sogar in einer Vertretungsstunde. Die kurzenTexte, die nicht nur über Problemlagen von Kindern be-richten, sondern diesen Kindern ein Gesicht und eineStimme geben, lassen sich in fünf bis zehn Minuten le-sen oder vorlesen, sodass selbst in einer Einzelstundeausreichend Zeit bleibt, um ins Gespräch zu kommen.Dazu ist jede Geschichte über Kinder und Jugendlichein Afrika, Asien, Lateinamerika und bei uns mit Fragen,Diskussionsanregungen, Hintergrundinformationenund Aktionsimpulsen versehen worden, die die Schüle-rinnen und Schüler in ihrer Urteils- und Handlungskom-petenz stärken sollen.

Themen (eine Auswahl): Fair PlayMädchenfußball Faire Sportkleidung Spielzeug aus Müll Fußball verbindet Kulturen Fußballproduktion, „faire“ Fußbälle

Fundgrube

G 46263