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Nr. 97 3 - 2015 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Weltweit sind heute mehr Menschen auf der Flucht als nach dem Zweiten Weltkrieg. Hinter den Zahlen stehen menschliche Schicksale, die meist abstrakt bleiben. Am Clara-Fey-Gymnasium Schleiden und an der Marie- Kahle-Gesamtschule Bonn – wie auch an anderen Schu- len – ließen sich Schülerinnen und Schüler von der Not der „namenlosen“ Flüchtlinge berühren; sie wollten ihr ein Gesicht geben. Unterstützt von Lehrkräften und der Schulseelsorge setzte sich die Schleidener Klasse 8b ein Jahr lang mit dem Thema „Flucht“ auseinander. Kleingruppen erar- beiteten verschiedene Aspekte des Themas, schrieben an den Papst, um auf seine Lampedusa-Rede zu reagie- ren, und fragten Martin Schulz, den Präsidenten des Europa-Parlaments, was die Politik konkret unternehme. Die Jugendlichen informierten sich durch Internet und Dokumentarfilme, kamen mit Flüchtlingen und sach- kundigen Referenten, z. B. von MISEREOR, ins Gespräch und verfassten ein Infoheft zum selbst gestalteten Hun- gertuch „Kreuzweg Afrika“ (s. S. 8). Der Profilkurs „We Care“ an der Marie-Kahle- Gesamtschule errichtete 2014 mit dem Künstler Hermann Josef Hack auf dem Schulhof ein Flücht- lingszelt aus bunten Planen und selbst gesammelten Naturmaterialien. Später zog der Kurs mit dem Zelt und weiteren Werken des Künstlers in die Kölner Innen- stadt, um das Interesse der Passanten auf das Thema zu lenken. Die wetterfesten Planen wurden anschließend Flüchtlingscamps in Jordanien zur Verfügung gestellt. Die Jugendlichen in Schleiden und Bonn waren betrof- fen und bewegt. Sie wollten etwas über Fluchtursachen erfahren und sie wollten handeln. Dieses Lehrerforum ist im Verlauf von zwei Wochen im April entstanden, ei- nem Zeitraum, in dem so viele Menschen wie nie von den Rettungsschiffen im Mittelmeer aufgenommen wurden – in dem aber auch über 1.000 Flüchtlinge er- tranken. Sondersendungen im Fernsehen, Appelle von Publizisten, Kirchenvertretern und Hilfsorganisationen ließen die Aufmerksamkeit stark steigen – doch wie lange wird der Effekt anhalten? Mit diesem Heft möch- ten wir Sie über Zahlen, Fakten und Möglichkeiten der Hilfe informieren. Wir geben Anregungen, wie Sie sich mit Ihren Schülerinnen und Schülern dem Thema nä- hern und Ursachen, Lösungsansätze sowie Nothilfe- maßnahmen diskutieren können. Vielleicht gehen be- reits jetzt oder bald Flüchtlingskinder in Ihre Schule. Er- mutigen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler, sich auch mit der Situation der Flüchtlinge in Deutschland zu be- schäftigen und sich an der politischen Debatte zu be- teiligen! Ihre Petra Gaidetzka Flucht Warum? Wie? Wohin? Sekundarstufe I Religion Ethik Politik Sozialkunde Erdkunde Foto: Grossmann/MISEREOR

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Page 1: MISEREOR Lehrerforum Nr. 97 3-2015 · immer mehr Flüchtlinge den Weg über das Meer su - chen, muss bei den Fluchtursachen angesetzt wer-den – das dürfte unstrittig sein. Aber

Nr. 97 � 3 - 2015

Liebe Leserinnen, liebe Leser!Weltweit sind heute mehr Menschen auf der Flucht alsnach dem Zweiten Weltkrieg. Hinter den Zahlen stehenmenschliche Schicksale, die meist abstrakt bleiben. AmClara-Fey-Gymnasium Schleiden und an der Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn – wie auch an anderen Schu-len – ließen sich Schülerinnen und Schüler von der Notder „namenlosen“ Flüchtlinge berühren; sie wollten ihrein Gesicht geben. Unterstützt von Lehrkräften und der Schulseelsorgesetzte sich die Schleidener Klasse 8b ein Jahr lang mitdem Thema „Flucht“ auseinander. Kleingruppen erar-beiteten verschiedene Aspekte des Themas, schriebenan den Papst, um auf seine Lampedusa-Rede zu reagie-ren, und fragten Martin Schulz, den Präsidenten desEuropa-Parlaments, was die Politik konkret unternehme.Die Jugendlichen informierten sich durch Internet undDokumentarfilme, kamen mit Flüchtlingen und sach-kundigen Referenten, z. B. von MISEREOR, ins Gesprächund verfassten ein Infoheft zum selbst gestalteten Hun-gertuch „Kreuzweg Afrika“ (s. S. 8).Der Profilkurs „We Care“ an der Marie-Kahle-Gesamtschule errichtete 2014 mit dem KünstlerHermann Josef Hack auf dem Schulhof ein Flücht-lingszelt aus bunten Planen und selbst gesammeltenNaturmaterialien. Später zog der Kurs mit dem Zelt undweiteren Werken des Künstlers in die Kölner Innen-

stadt, um das Interesse der Passanten auf das Thema zulenken. Die wetterfesten Planen wurden anschließendFlüchtlingscamps in Jordanien zur Verfügung gestellt. Die Jugendlichen in Schleiden und Bonn waren betrof-fen und bewegt. Sie wollten etwas über Fluchtursachenerfahren und sie wollten handeln. Dieses Lehrerforumist im Verlauf von zwei Wochen im April entstanden, ei-nem Zeitraum, in dem so viele Menschen wie nie vonden Rettungsschiffen im Mittelmeer aufgenommenwurden – in dem aber auch über 1.000 Flüchtlinge er-tranken. Sondersendungen im Fernsehen, Appelle vonPublizisten, Kirchenvertretern und Hilfsorganisationenließen die Aufmerksamkeit stark steigen – doch wielange wird der Effekt anhalten? Mit diesem Heft möch-ten wir Sie über Zahlen, Fakten und Möglichkeiten derHilfe informieren. Wir geben Anregungen, wie Sie sichmit Ihren Schülerinnen und Schülern dem Thema nä-hern und Ursachen, Lösungsansätze sowie Nothilfe-maßnahmen diskutieren können. Vielleicht gehen be-reits jetzt oder bald Flüchtlingskinder in Ihre Schule. Er-mutigen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler, sich auchmit der Situation der Flüchtlinge in Deutschland zu be-schäftigen und sich an der politischen Debatte zu be-teiligen!

IhrePetra Gaidetzka

FluchtWarum? Wie? Wohin?

Sekundarstufe IReligionEthikPolitikSozialkundeErdkunde

Foto: Grossmann/MISEREOR

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Knapp 57 Mio. Menschen sind nach Angaben derVereinten Nationen weltweit auf der Flucht. Dazuzählen Flüchtlinge (nach völkerrechtlicher Defini-tion), Binnenvertriebene, Asylsuchende, Rückkeh-rer(innen) und Staatenlose. Neun von zehn Flücht-lingen leben in Entwicklungsländern – die meistenMenschen fliehen vor Krieg und Gewalt in ein an-grenzendes Nachbarland.

Und die Zahlen steigen weiter durch Bürgerkrieg,Terror, Hunger und Naturkatastrophen im NahenOsten, in Afrika und überall auf der Welt.

Immer wieder berichten die Medien über Tragödienim Mittelmeer. Viele Tausend Menschen sind beidem Versuch, Europa zu erreichen, bereits ums Le-ben gekommen. Nicht jeder, der in Nordafrika einFlüchtlingsboot besteigt, mag in seinem Heimat-land politisch verfolgt worden sein. Aber ist die Un-möglichkeit, sich im eigenen Land zu ernähren,nicht auch ein nachvollziehbarer Fluchtgrund? „Je-der Tote ist einer zu viel“, äußerte Bundesinnen-minister Thomas de Maizière am 19. April 2015.Das war der Tag, an dem rund 800 Flüchtlinge imMeer ertranken, als ihr überladenes Boot kenterte.Doch die Politik scheint hilflos.

Es geht um den Schutz von Menschenleben, umnachhaltige Hilfe. Gleichzeitig muss den Schleuser-banden das Handwerk gelegt werden. Damit nichtimmer mehr Flüchtlinge den Weg über das Meer su-chen, muss bei den Fluchtursachen angesetzt wer-den – das dürfte unstrittig sein. Aber wie? Und wieschnell kann es gelingen? In einigen Herkunftslän-dern, zum Beispiel in Somalia, gibt es praktischkeine Strukturen mehr, die Entwicklung ermögli-chen. In anderen Ländern, wie in Libyen, herrschtBürgerkrieg. Hier, wo es keine funktionierendenGrenzkontrollen gibt, konzentrieren sich die Flücht-linge, die für die Überfahrt nach Europa bis zu

Millionen Menschen auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft

15.000 Euro an die Schlepper zahlen müssen. DieFluchtursachen sind sehr vielfältig (s. S. 4, M1).Menschen fliehen vor ethnisch oder religiös begrün-deter Gewalt, vor der Armut, vor den Folgen von Na-turkatastrophen und Seuchen. Ist das Ebolavirus inWestafrika tatsächlich besiegt? Und wer gibt denFamilien, die durch die Epidemie dezimiert wurden,eine Lebensperspektive?

Flucht und Migration

Als Flüchtling im eigentlichen Sinn gilt nach derGenfer Flüchtlingskonvention eine Person, die sichaus der „begründeten Furcht vor Verfolgung wegenRasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu ei-ner bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrerpolitischen Überzeugung außerhalb des Landes be-findet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, undden Schutz dieses Landes nicht in Anspruch neh-men kann oder wegen dieser Befürchtungen nichtin Anspruch nehmen will“ (1951). Die Konventionverpflichtet die Unterzeichnerstaaten, Flüchtlingenicht in ein Land auszuweisen, in dem ihr Lebenoder ihre Freiheit bedroht wären. „Hüterin der Kon-vention“, der bislang 147 Staaten beigetreten sind,ist das Hohe Flüchtlingskommissariat (UNHCR)der Vereinten Nationen.

(Quelle: www.unhcr.de/mandat/genfer-fluechtlingskonvention.html)

Vor dem Sondergipfel der EU-Staats- und Regie-rungschefs am 23. April 2015 kritisierte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, Europa ungewöhnlich scharf: Die vielenTodesopfer seien das Ergebnis eines anhaltendenPolitikversagens und eines „monumentalen Man-gels an Mitgefühl“, erklärte er. Er forderte sichere le-gale Fluchtwege und mehr Rettungskapazitäten imMittelmeer. Beim Sondergipfel wurde allerdings nurbeschlossen, die Gelder für die Seenothilfe zu ver-

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Lehrerforum Nr. 97

Flüchtlingskinder im LibanonFotos: Harms/MISEREOR

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dreifachen und verstärkt gegen Schlepper vorzuge-hen. Keine Einigung gab es am 23. April über eineAusweitung des Operationsgebietes.

Wenn es darum geht, Fluchtursachen zu identifizie-ren, muss der Globale Norden auch die eigene Ver-antwortung sehen: Wenn immer mehr Ackerflächedurch Plantagen und industrielle Landwirtschaft be-ansprucht wird und dadurch zu wenig Grundnah-rungsmittel produziert werden, wenn der – durch un-sere energieintensive Produktions- und Lebensweisegeförderte – Klimawandel mit seinen Begleiterschei-nungen, den Wetterextremen, weiter fortschreitet,wenn afrikanische Produkte auf dem US-amerikani-schen und europäischen Markt keine Chance haben,wenn die internationalen Fischfangflotten die küs-tennahen Gewässer leer fischen, wenn Staaten ausgeo- und wirtschaftspolitischem Interesse destabili-siert werden, dann werden noch viel mehr Menschenals heute ihr Heil in Flucht und Migration suchen.

Hinter den Zahlen stehen traumatisierte Menschen

In Deutschland gelten Flüchtlinge und Asylsuchendevor allem als „Problem“: Die Furcht geht um vor mas-senhafter Einwanderung, einem unkontrollierbarenAnstieg der Kriminalität und dem Kampf um Arbeits-plätze – Furcht auch vor dem „Fremden“, der fremdenKultur. Dabei müssen die Frauen, Männer und Kin-der, die fern ihrer Heimat Sicherheit und eine Lebens-grundlage suchen, vor allem als Menschen wahrge-nommen werden. Fast immer sind sie traumatisiert,oft wurde ihnen auf der Flucht ihre Würde genom-men. Tatsächlich lebten in Deutschland im erstenQuartal 2015 200.000 Flüchtlinge – doch mehr als2,5 Millionen Menschen, die vor dem Bürgerkrieg inSyrien geflohen sind, hatten im Libanon, in der Türkeiund Jordanien Zuflucht gefunden. „Die Bedingun-gen, unter denen die Menschen in den notdürftigenLagern leben, sind katastrophal“, schildert MartinBröckelmann-Simon seine Eindrücke. Er ist Geschäfts-führer von MISEREOR und auf mehreren Reisen inden Nahen und Mittleren Osten mit vielen Flücht-lingsschicksalen konfrontiert worden. Manche Ge-schichten und Bilder vergisst er nicht mehr. Es gibtviele Infektionskrankheiten, die mit mangelnder Hy-giene zusammenhängen, und es sind vor allem dieKinder, die unter der Situation leiden: „Über dieHälfte geht nicht zur Schule, viele haben mit angese-hen, wie Väter oder Brüder getötet wurden, wie Müt-ter und Schwestern missbraucht wurden. Die interna-tionale Hilfe muss alles daran setzen, dass hier keineverlorene Generation heranwächst.“ Bildungsange-bote und Gesundheitsfürsorge für Kinder sind daher,

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Flüchtlingszahlen, Herkunfts- und AufnahmeländerLaut UNHCR kommen die meisten Flüchtlinge aus Syrien (rund 3 Mio.), Afgha-nistan (2,7 Mio.), Somalia (1,1 Mio.), Sudan, Südsudan, DR Kongo, Myanmarund Irak. Bis Mitte 2014 verzeichnete das UN-Flüchtlingshilfswerk 56,7 Mio.Flüchtlinge sowie Vertriebene innerhalb der eigenen Landesgrenzen, doch dieZahlen steigen weiter – auch durch die Übergriffe von Terror-Organisationen inNah- und Mittelost sowie Nord- und Zentralafrika.

Die acht größten Aufnahmeländer sind Pakistan (1,6 Mio. Flüchtlinge), Liba-non (1,1 Mio.), Iran (982.000), die Türkei, Jordanien, Äthiopien, Kenia undTschad. Flüchtlinge finden also zunächst und überwiegend Aufnahme in denNachbarländern, die zum Teil selbst als sehr arm gelten. Die mit Abstand meis-ten Asylanträge stellen Flüchtlinge allerdings in Deutschland.

Quelle: Halbjahresbericht 2014 des UNHCR, veröffentlicht am 14.1.2015 (UNHCR Mid-Year Trends2014). Der „2014 Global Trends Report“ des UNHCR ist verfügbar ab Juni 2015 (http://unhcr.org).

neben der Nothilfe für Familien und einer psycho-therapeutischen Grundversorgung, ein Schwerpunktder Hilfe von MISEREOR (s. S. 8).

Auch wenn es sich anders „anfühlen“ mag – von ei-nem Flüchtlingsstrom nach Deutschland kann keineRede sein. Länder wie Kenia, der Libanon oder diekurdischen Gebiete im Irak haben mit einem Flücht-lingsanteil von 20 bis 30 Prozent ganz andere He-rausforderungen zu bewältigen. In Kurdisch-Irak sinddie Hälfte aller Schulkinder Flüchtlinge oder Vertrie-bene. Die Sozialsysteme der aufnehmenden Nach-barländer sind überlastet. Und dennoch gibt es eineWillkommenskultur, die uns in den europäischen Län-dern als Beispiel dienen könnte – vielleicht weil vieleMenschen in den Aufnahmeländern aus eigener Er-fahrung wissen, was es heißt, vor Gewalt und Not flie-hen zu müssen. Dennoch: Um Konflikte zu vermeidenund Integration zu fördern, müssen Sozialprogrammeund Einkommen schaffende Maßnahmen auch denGastgebern zugutekommen, den häufig armen Ge-meinden, die Flüchtlinge aufnehmen.

Martin Bröckelmann-Simon,MISEREOR, im Gespräch mitjesidischen Flüchtlingen imSinjar-Gebirge/NordirakFoto: Harms/MISEREOR

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Man muss zwischen Flucht und Migration unter-scheiden. Wer aufgrund einer Kriegssituation odervor Terror-Milizen flieht, hat normalerweise keineWahl: Die Menschen können nicht in der Heimatbleiben, weil Ortschaften und Infrastruktur zerstörtsind und ihr Leben unmittelbar bedroht wird.

Anders sieht es aus bei den Menschen, die für sichim Heimatland keine Perspektiven mehr sehen. DieEntscheidung, sich auf den Weg zu machen, wirddurch Push- und Pull-Faktoren beeinflusst. Men-schen verlassen ihr Land, weil eine Dürre die Erntevernichtet hat, weil eine Epidemie die Familie zer-stört und die Ernährer genommen hat … Das sindPush-Faktoren. Auf der anderen Seite scheinen sichanderswo bessere Chancen zu zeigen, werden Men-schen von Pull-Faktoren angezogen. Pull-Faktorensind zum Beispiel die Hoffnung auf Nahrung,Schutz, Gesundheitsversorgung, Bildung und vor al-lem Arbeit.

In vielen Ländern Afrikas istdie Wüste auf dem Vormarsch.Abholzung und Überbeanspru-chung der Böden sind dafürmitverantwortlich. Zunehmendändert sich auch das Klima,Trocken- und Regenzeiten sindunkalkulierbar geworden.Foto: Pankert/MISEREOR

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Lehrerforum Nr. 97

Impulse für einen ersten Zugangzum Thema „Flucht“

Stellt euch vor: Ihr müsst fliehen und habt nur eineStunde Zeit, um eure wichtigsten Habseligkeiten in einen Rucksack zu packen, den ihr vielleicht über vieleKilometer tragen müsst. (Aber: Wer zum Beispieldurch Krieg oder eine Naturkatastrophe zur Flucht ge-zwungen wird, kann oft keinen Koffer oder Rucksackpacken. Viele Flüchtlinge haben nur das, was sie amLeib tragen können.)

Grafik: Schröder/MISEREOR,nach einer Anregung von W. Schoop/MISEREOR

FLUCHT/MIGRATION

Gewalt

Bevölkerungs-druck

Begrenzte Ressourcen

Ung

erec

htig

-ke

it

• Regierungen der Industrieländer und internationale Unternehmen (unter)stützen korrupte Eliten; • Mangel an Grund- freiheiten und Rechtssicherheit; • Menschenrechts- verletzungen, Verfolgung, Diskriminierung

• Koloniales Erbe (v.a. Grenzziehungen ungeachtet ethnischer und soziokultureller Gegebenheiten); • Stellvertreterkriege; • Waffenexporte; • ethnische Konflikte; • terroristische Gewalt; • Bürgerkrieg

• Auslands- verschuldung;• Misswirtschaft;• verfehlte Entwicklungspolitik („nachholende Entwicklung”);• Zerstörung traditioneller Lebensformen;• Ausverkauf von Land, Bodenschätzen, Arbeitskraft an ausländische Unternehmen

• Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrie- ländern (Erderwärmung, Wetterextreme); • Entwaldung;• Überbeansprungung natürlicher Grundlagen; unangemessene Ausbeutung von Rohstoffen

Repression

Armut

Krieg

Umwelt-

zerstörung

M1 Ursachen für Flucht und Migration

M2 „Ich packe meinen Rucksack“

Arbeitsaufträge M1 + M2

M1 Die Grafik benennt Push-Faktoren, die Menschen zu Flucht und Auswanderung bewegen:

1. Welche Faktoren haben mit uns (mit euchals Einzelpersonen, mit der Bevölkerung inDeutschland, der deutschen Politik undWirtschaft) zu tun?

2. Welche Faktoren können oder müssten dieRegierungen der Industrieländer beeinflus-sen oder ändern?

3. Welche Faktoren kann ein Hilfswerk wie MISEREOR (als Nichtregierungsorganisa-tion der Entwicklungszusammenarbeit) ver-ändern?

4. Überdenkt euren Lebensstil, euer Einkaufs-und Konsumverhalten: Was könnt oder wolltihr konkret verändern, um Menschen in denLändern des Südens nicht zu schaden bzw.sie zu unterstützen?

M2 Ihr benötigt: Schreibzeug, Rucksack, Bücher.

1. Bildet Kleingruppen. Jede Gruppe schreibteine Packliste. Was braucht ihr für denWeg? Denkt daran, dass auf der Fluchtmeist kein Dach, kein Bett und keine Nah-rung zur Verfügung stehen. Was würdet ihrum keinen Preis zu Hause lassen?

2. Schätzt das Gewicht eures Flucht-Rucksacksab und packt so viele Kilo ein, wie ihr ge-plant habt. (Die Bücher dienen als stellver-tretende Gewichte.) Wie viele Kilometerkönnt ihr mit diesem Gepäck laufen?

3. Kopiert die Packliste, sodass jede(r) sie mitnach Hause nehmen kann. Notiert, welcheDinge ihr im Verlauf eines Tages benutzt,die nicht auf der Liste stehen. Tauscht eucham nächsten Tag in der Klasse darüber aus.

Nach Anregungen von Regina und Gerd Riepe, in: MISEREOR Materialien für die Schule Nr. 39,

Fragen an Afrika und an uns, hg. v. MISEREOR, 2008

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Nach dem Schiffsunglück vom 19. April 2015, bei demwahrscheinlich etwa 800 Flüchtlinge ums Leben ka-men, rief Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Romzum stillen Gedenken an die Toten auf. Zehntausende,die sich zum Mittagsgebet eingefunden hatten, folg-ten dem Appell. Die Opfer seien Hungrige, Verfolgte,Verletzte, Ausgebeutete und Kriegsflüchtlinge gewe-sen, die ein besseres Leben und Glück suchten – „Män-ner und Frauen wie wir, unsere Brüder“.

„Diese zerstörten Leben stellen die Würde der inter-nationalen Gemeinschaft bloß“, sagte Papst Franzis-kus mit Blick auf die vielen Toten, nachdem in einereinzigen Woche 11.000 Migranten aus dem Mittel-meer gerettet wurden, gleichzeitig aber Hunderte To-desopfer zu beklagen waren. „Wir laufen Gefahr, un-sere Menschlichkeit zu verlieren.“

Quellen: Spiegel online (18.4.2015), NWZ online (20.4.2015)

M4 Papst Franziskus zur Flüchtlingstragödie auf dem Mittelmeer

… sagen die Tiere im Märchen „Die Bremer Stadtmusi-kanten“, als sie sich auf den Weg machen, um sich inder Fremde ihr Brot als Straßenmusiker zu verdienen.

Wenn Menschen sich aus Not entscheiden, ihre Hei-mat zu verlassen, werden sie oft als „Wirtschaftsflücht-linge“ diffamiert. Dabei hat es auch aus Europa immerwieder Auswanderungsbewegungen gegeben. So sindim 19. Jahrhundert viele Deutsche, Iren, Italiener undPolen nach Nordamerika ausgewandert, weil sie im ei-genen Land für sich keine Perspektive sahen.

Krieg, Terror, Erdbeben oder Flutkatastrophen bewir-ken, dass Menschen oft über Nacht ihre Heimat ver-lassen müssen. Doch wer vor Armut und Repressionflieht, durchläuft meist einen längeren Entschei-dungsprozess, ehe er sich tatsächlich auf den Wegmacht. Was gebe ich auf, was werde ich gewinnen?Wenn viele gehen, ist das oft ein Aderlass für die Ur-sprungsländer. Denn es sind meist Menschen mit Mutund Initiative, die sich nicht auf Dauer mit Armut undUnfreiheit abfinden wollen.

Auch Minderjährige sind auf der Flucht. Viele versu-chen, sich ganz allein nach Europa durchzuschlagen.2010 nahmen deutsche Kommunen 2.822 unbegleitetejugendliche Flüchtlinge in Obhut; 2013 waren es bereits6.584 – eine Steigerung um 133 Prozent! Auch auf denFlüchtlingsbooten, die über das Mittelmeer kommen,sind Kinder und Jugendliche. Hinter jeder Zahl, hinter je-dem Namen stehen oft herzzerreißende Schicksale.Manche Kinder haben bereits in der Heimat ihre Elternverloren oder wurden auf der Flucht von den Eltern ge-trennt. Häufig opfert aber auch die Familie ihre kom-pletten Ersparnisse, um wenigstens den Sohn oder dieTochter auf die Reise schicken zu können – damit dieJüngeren eine Chance auf eine bessere Zukunft haben.Im Bundesfamilienministerium wird derzeit an einer Ge-setzesvorlage gearbeitet, um die Lage minderjährigerunbegleiteter Flüchtlinge in Deutschland zu verbessern.

Datenquelle: Berufsfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge, April 2015

Diese Jugendlichen in einem Lager im Nordirak haben dieHoffnung, bald weiterziehen zu können – wenn möglich, zu-rück nach Hause. Doch wenn es keine Rückkehr gibt, heißt ihrWunschziel Europa.

Foto: Gottschalk/MISEREOR

M3 „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“

Arbeitsaufträge M3 + M4

M3 Bildet drei Gruppen. Jede spielt eine der folgenden Situationen durch:1. Eure Eltern sind Kleinbauern. Bisher konnten sie auf ihrem kleinen Stück

Land das Lebensnotwendige erzeugen, doch jetzt sind sie enteignet wor-den, weil in der Region nach Öl gebohrt werden soll. Ihr habt vergeblich versucht, in der Hauptstadt Arbeit zu finden. Arbeitslosengeld oder eine Grundsicherung von staatlicher Seite gibt es in eurem Land nicht.

Das Klima hat sich verändert. Es gibt immer wieder lange Dürreperioden, sodass auf den Feldern kaum etwas wächst und ihr keine Vorräte für Not-zeiten zurücklegen könnt. Auf Trockenzeiten folgen dann oft heftige Re-genfälle, die die Erde wegschwemmen und Straßen unterspülen. Eine sol-che Flut hat eure Felder und euer Haus zerstört. Die staatliche Ordnung und die Gesundheitsversorgung sind zusammengebrochen, die Straßen sind nicht befahrbar, das Brunnenwasser ist ungenießbar.

Weil ihr eine andere Religion habt als die Mehrheit (oder der tonange-bende Teil) der Bevölkerung, werdet ihr diskriminiert und bedroht. Ihr lebt jeden Tag in der Angst vor gewalttätigen Übergriffen. An die Polizei oder die Gerichte könnt ihr euch nicht wenden, denn in eurem Land herrscht Korruption; ein unabhängiges Rechtswesen gibt es nicht.

2. Überlegt und notiert auf einem Plakat Argumente, die für oder gegen die Aus-wanderung sprechen. Was und wen lasst ihr zurück? Welche Menschen werdetihr wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen? Was hofft ihr in Europa zu finden?

Nach einer Anregung von Regina und Gerd Riepe, in: MISEREOR Materialien für die Schule Nr. 39, Fragen an Afrika und an uns, hg. v. MISEREOR, 2008

M4 Diskutiert den Satz: „Diese zerstörten Leben stellen die Würde der internationalen Gemeinschaft bloß.“

1. Was will Papst Franziskus damit sagen? Was ist (oder wäre) „die Würde der in-ternationalen Gemeinschaft“?

2. Von welchen Werten und Prioritäten sollen sich die Verantwortlichen bei ihrenBeratungen leiten lassen?

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Eine Unterrichtsstunde, die in den Fächern Religionoder Ethik als Einzelstunde, als Einstieg in eine län-gere Unterrichtseinheit oder auch als Vertretungs-stunde genutzt werden kann, wird zum kostenlosenDownload auf www.misereor.de/fuer-lehrerangeboten. (Weitere Unterrichtsmaterialien sind inVorbereitung.)

Die Stunde beschäftigt sich beispielhaft mit derLage der Flüchtlinge im Nordirak, fragt nach Flucht-ursachen und lädt Schülerinnen und Schüler ein,sich durch das Verfassen eines Tagebucheintrags indie Situation betroffener Gleichaltriger zu verset-zen. Die Schülerinnen und Schüler sollen selbstIdeen entwickeln, auf welche Weise Flüchtlinge un-terstützt werden können. Mit der Arbeit der „JiyanFoundation for Human Rights“, einer Partnerorgani-sation von MISEREOR im Nordirak, lernen sie einkonkretes Hilfsprojekt kennen.

Durch diese Auseinandersetzung sensibilisiert, kön-nen sie auch Flüchtlingen in Deutschland offenerund verständnisvoller begegnen.

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Flüchtlinge brauchen unsere SolidaritätMusterstunde für Sekundarstufe I von Silke Ottinger

Ein Flüchtlingslager im NordirakFoto: Grossmann/MISEREOR

Unterrichtsphase Unterrichtsinhalt Methode/Sozialform Medien

Einstieg, Bild und Zitat (Papst Franziskus) Stummer Impuls und UG Folie (Bild), TAProblematisierung Das Leid der Flüchtlinge – nicht unsere

Angelegenheit?

Übergang Ursprung der Fluchtbewegung/Ursachen LV Folie (Karte), Vorstellung der Region (Kirkuk, Nordirak) Infotext

Erarbeitung Die Situation der Flüchtlinge im Nordirak: EA/PA Interview mit Verfassen eines Tagebucheintrags eines/einer Projektpartner von Jugendlichen, der/die aus Syrien in den Nordirak MISEREORfliehen musste

Sicherung Vorstellung der Ergebnisse der EA/PA im Plenum SV Folie (Schriftzitate)Hilfeimpulse (christliche Perspektive) Diskussion

Übergang Entwicklung von Ideen, wie den Menschen vor Murmelgruppen TAOrt geholfen werden kann UG

Vertiefung SuS lernen die Arbeit der „Jiyan Foundation for PA Projekt-Human Rights“ kennen und vergleichen das beschreibungAngebot mit ihren eigenen Vorschlägen

Sicherung SuS beurteilen das Projekt UG

Hausaufgabe Entweder: Erweiterung der TagebucheinträgeOder: Brief an MISEREOR (Anfragen, Anregungen)

Möglicher Unterrichtsverlauf

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Im Nordirak betreuen die Partnerorganisationen vonMISEREOR Menschen, die aus dem BürgerkriegslandSyrien und vor dem Terror der IS-Kämpfer geflohensind. Auch wenn der IS an einigen Orten besiegt wurde– das Leid der Flüchtlinge ist noch lange nicht vorbei.An eine Rückkehr in die Heimatdörfer ist nicht zu den-ken, denn diese sind unbewohnbar geworden. Der ISzerstörte systematisch Häuser, Wege und Felder. DieRuinen sind teilweise stark vermint, sodass die Siedlun-gen vorerst nicht wiederaufgebaut werden können.

Aber nicht nur die Infrastruktur der Region ist zer-stört worden. Auch viele Menschen sind zerbrochen.Seit 2012 unterstützt MISEREOR die Trauma-Arbeitder „Jiyan Foundation for Human Rights“ mit Flücht-lingen im Nordirak. Neben den Menschen, die vorden IS-Milizen geflohen sind (etwa eine Million inKurdistan), leben in der Region 240.000 syrischeFlüchtlinge in Lagern.

Die Mitarbeitenden der Jiyan Foundation verteilen Was-ser, Nahrungsmittel, Kleider, Zelte, Hygieneartikel, alsoalles, was zum Überleben notwendig ist. Neben dieserGrundversorgung bieten medizinisch und psychologischausgebildete Fachkräfte eine elementare Gesundheits-versorgung und traumatherapeutische Rehabilitationan. Die MISEREOR-Partnerorganisation will die Flücht-linge stärken, damit sie nach ihrer Rückkehr die Spiraleder Gewalt durchbrechen und sich am Aufbau einerfriedlichen Zivilgesellschaft beteiligen können.1

Salah Ahmad, der in den 1980er-Jahren selbst nachDeutschland geflohen war und später, nach Stu-dium und Ausbildung zum Psychotherapeuten, inseine Heimat zurückkehrte, ist Gründer der „JiyanFoundation for Human Rights", einer MISEREOR-Partnerorganisation. Im nordirakischen Kirkuk hater das „Center for Torture Victims“ aufgebaut, dasmit weiteren sieben Anlaufstellen für traumatisierteFlüchtlinge von MISEREOR unterstützt wird. Überle-bende schwerer Menschenrechtsverletzungen wer-den hier medizinisch, sozialpsychologisch und trau-matherapeutisch betreut.

Im Folgenden Auszüge aus einem Interview mit SalahAhmad vom 17.9.2014:

Herr Ahmad, momentan pendeln Sie zwischen Berlinund dem Nordirak. Vor zwei Wochen waren Sie imIrak, in zwei Tagen steigen Sie wieder in Frankfurtins Flugzeug Richtung Erbil. Was erwartet Sie dort?Sehr viel Arbeit! Sehr viel Leid! An den Standortenunseres Zentrums behandeln wir zurzeit hunderteFlüchtlinge, die schwer traumatisiert sind. [...] DieMenschen leben, wo es geht, in öffentlichen Gebäu-den, vor allem in Schulen. Aber sie kampieren auchauf der Straße, in Bauruinen und Parks und sie habenmeist Fürchterliches erlebt. [...]

Was berichten Ihnen diese Menschen?Die Berichte sind unvorstellbar. […] Junge Frauen wur-den verschleppt und verkauft. Wir haben Kinder be-handelt, deren Eltern vor ihren Augen ermordet oderentführt wurden. Männer, die bei Exekutionen zu-schauen und hunderte Leichen vergraben mussten.Mütter, deren Kinder auf der Flucht gestorben sindund die sie nicht einmal begraben konnten. […]

Welche Hoffnungen haben Sie für die nahe Zukunftund vor welchen besonderen Herausforderungen ste-hen die Menschen im Irak?Was unsere Arbeit angeht, glaube ich, dass der Bedarfan therapeutischer, medizinischer und sozialer Betreu-ung für die Menschen immens ist. Die Zahl der Herz-infarkte ist deutlich gestiegen. Wir hatten sogar denFall eines Elfjährigen, der an einem Herzinfarkt gestor-ben ist. Denn erlittenes Leid macht physisch und psy-chisch krank und aus einer kranken Gesellschaft, einerschwer traumatisierten Gesellschaft, entsteht nurneue Gewalt, das sehen wir seit Jahren in Palästina.

M1 Die Situation der Flüchtlingeim Nordirak

M2 Hilfe für Terroropfer und Kriegsflüchtlinge (MISEREOR- Nothilfe im Nordirak)

Arbeitsaufträge M1 + M2

1. Informiere dich mithilfe des Interview-Textes über die Situation der Flücht-linge im Nordirak (M1).

2. Verfasse einen Tagebucheintrag eines jugendlichen Flüchtlings in deinemAlter. Gehe dabei auf Erlebnisse vor und während deiner Flucht ein, ebensoauf deine momentane Situation im Flüchtlingslager. Achte darauf, deineGedanken und Gefühle zu beschreiben.

3. Bildet Murmelgruppen und sammelt eigene Ideen, wie die Flüchtlinge imNordirak unterstützt werden können.

4. Beschreibt stichwortartig, wie MISEREOR in Zusammenarbeit mit der „JiyanFoundation for Human Rights“ versucht, Flüchtlingen zu helfen (M2).

5. Vergleicht die Hilfsmaßnahmen mit euren eigenen Vorschlägen.6. Hausaufgabe: Schreibe einen Brief an MISEREOR, in dem du eine Rückmel-

dung zu den bestehenden Hilfsangeboten gibst (Info über weitere Nothil-feprojekte auf www.misereor.de/projekte/nothilfe-wiederaufbau/spenden-syrien-irak.html). Welche Maßnahmen findest du sinnvoll? Wosiehst du noch Verbesserungsmöglichkeiten?

1 Zweckgebundene Spenden für die Arbeit der Jiyan Foundationsollten mit dem Stichwort „Flüchtlinge Nordirak“ gekennzeichnet werden.

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Ein Hungertuch zum Thema „Flucht“

Fotos: Stricker/MISEREOR

Unter dem Titel „Kreuzweg Afrika“ gestaltete dieKlasse 8b am Clara-Fey-Gymnasium Schleiden (Part-nerschule von MISEREOR) ein eigenes Hungertuchzum Thema „Flucht“. Im Aschermittwochsgottesdienst2015 wurde das Hungertuch der Schulgemeinschaftvorgestellt.

MISEREOR-Projekt in Syrien: Hilfsgüter, Unterkünfte, Unterricht Der Großteil der Binnenvertriebenen in Syrien mussinnerhalb des Landes aufgenommen und versorgtwerden. MISEREOR arbeitet u.a. in Homs undAleppo mit dem „Jesuit Refugee Service“ (JRS) zu-sammen, der sich besonders für Kinder engagiert.Ein Großteil der staatlichen Schulen ist geschlossen.Der JRS macht Freizeit- und Bildungsangebote undmöchte den Alltag der Kinder so „normal“ wie mög-lich gestalten. Sie sind oft lange nicht mehr zurSchule gegangen und müssen wieder Anschluss fin-den. Psychosoziale Betreuung soll ihnen helfen, mitdem Erlebten besser zurechtzukommen.

MISEREOR LehrerforumDas Lehrerforum informiertüber Themen des Globalen Lernens und erscheint viermal im Jahr kostenlos. Die aktuelle und viele frühere Ausgaben können Sie im Internet herunter-laden (in Farbe): www.misereor.de/lehrerforum

Bestellungen der MISEREOR SchulmaterialienMVG Medien E-Mail: [email protected] Tel.: 0241 47986-100Fax: 0241 47986-745www.misereor-medien.de

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Impressum:Herausgeber: Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V., Mozartstr. 9, 52064 Aachen, www.misereor.de,in Zusammenarbeit mit dem Lehrerarbeitskreis „Eine Welt“ bei MISEREOR Herstellung und Vertrieb: MVG Medienproduktion undVertriebsgesellschaft mbH, Boxgraben 73,52064 AachenAutorin dieser Ausgabe: Petra GaidetzkaRedaktion: Rüdiger Horn, Lektorats- u. Redaktionsbüro, OlpeGestaltung: Yvonne Schröder, Graphik- u. Werbedesign, B-EupenErscheinungsweise: Viermal jährlich, Bezug kostenlos

Lehrerforum Nr. 97

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Fundgrube

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MISEREOR-Projekt im Libanon:Hilfe für Flüchtlingskinder Zwei Partnerorganisationen von MISEREOR, die „Ponti-fical Mission Lebanon“ (PM) und das „House of Lightand Hope“, engagieren sich besonders für die syri-schen Flüchtlingskinder im Libanon, die Gewalt undNot erlebt haben – häufig den Tod von Angehörigenoder die Zerstörung des Wohnhauses. Die Kinder wer-den medizinisch und psychologisch versorgt, erhaltenGrundbildung und ergänzende Gruppenangebote.Koch-, Handarbeits- oder Schreinerkurse helfen ihnen,im Alltag wieder Fuß zu fassen.

Spenden für die Projekte in Syrien und im Libanonsollten mit dem Stichwort „Nothilfe Naher + Mittle-rer Osten“ gekennzeichnet werden. Spendenkonto: MISEREORIBAN: DE75 3706 0193 0000 1010 10 SWIFT-BIC: GENODED1PAX (Pax Bank e.G.)Für weitergehende Infos zu den Projekten gibt esein Kontaktformular auf:www.misereor.de/projekte > Nothilfe + Wiederaufbau > Syrien | Irak | Naher OstenOder bestellen Sie telefonisch eine Infomappe (Tel.: 0241/442-125).

Schule und GentechnikUnter www.schule-und-gentechnik.de/lehrer/unterrichts-vorschlaege/projektideen.htmlbietet das Portal Schule und Gentechnik Materialien,Arbeitsblätter und Unterrichtsideen an, etwa zu denFallbeispielen Honig und Baumwolle, die gemein-sam mit Biologielehrer(inne)n entwickelt wurden.Unter dem Stichwort „Projektideen“ finden Sie Ideen-kisten mit Arbeitsblättern, die Ihnen helfen, zum Bei-spiel mit den Schüler(inne)n eineBürgerkonferenz zum Thema„Gen-Mais“durchzuführen, ein ei-genes Themenheft zu erstellen,eine Schulbuchseite zu entwer-fen oder eine Kampagne zu gen-technisch veränderter Baum-wolle zu planen.

Die Autorin dieses Lehrerforums

Petra Gaidetzka ist Referentin in der Abteilung Bil-dung und Pastoral bei MISEREOR und koordiniertdort die schulische Bildungsarbeit.

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