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Religiös-soziale Quartalsschrift der Kalasantinerkongregation Nr. 2/2004 Johannes Messner: Er prägte durch Leben und Lehre Ein stiller Apostel

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Page 1: Nr. 2/2004 Religiös-soziale Quartalsschrift der ... · Wie jeden Tag ist Maria Messner um vier Uhr Früh aufgestanden, um sich Zeit nehmen zu können für das ihr so wichtige Gebet

Religiös-sozialeQuartalsschrift derKalasantinerkongregation

Nr. 2/2004

Johannes Messner:

Er prägte durchLeben und Lehre

Ein stiller Apostel

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ZUM GELEITgelegen oder ungelegen

„Der Messner“

INHALTEin Leben für die Sozialwissenschaft 19Ein stiller Apostel ............................. 21Wo wahres Glück gefunden wird ..... 23In der Kelter Gottes .......................... 25Ausgewogene Hingabe ..................... 27Kala-Berichte .................................... 28

Gebet um die Seligsprechung desDieners Gottes Johannes Messner

Allmächtiger Gott, lieber Vater:Du bist der Ursprung und das Ziel aller Menschen.Du hast uns in einer Zeit des gesellschaftlichen

Umbruchs,der ideologischen Verirrungen und totalitärer

Herrschaftssystemesowie zweier verheerender WeltkriegeJohannes Messner geschenkt.Er hat Dir gedientund in seinem Schrifttumdie Wahrheiten und Werte der Schöpfungsordnung

aufleuchten lassen.Wir bitten darum,daß er Vorbild sei allen,die sich für die Würde und Grundrechte jedes

Menschen einsetzen,die um gerechte und solidarische Strukturenin allen Gesellschaften und Staaten ringen,die sich für Gerechtigkeit in der Welt der Arbeit

engagieren,die den Frieden und die Versöhnung fördern.Im Vertrauen auf seine Vollendung in Dir bitten wir:Gewähre uns auf die FürspracheDeines Dieners Johannes Messner die Gnade,inmitten der GesellschaftZeugnis für Dichund die Wahrheit abzulegenund entsprechend zu handeln.Stärke unsmit Deinem Geist,damit wir dankbar sindfür Deine Güteund Dich preisen.Amen.

Kardinal Schönborn beschließt mit seiner Unterschrift bei einer feierlichen Vesper denVereidigungsakt zur Eröffnung des Seligsprechungsprozesses für Johannes Messner

„Wo steht das im Messner?“ - „Hast Duden Messner schon gelernt?“ So redeten wirStudenten - vor mehr als zwanzig Jahren. Und„der Messner“ ist auch heute noch unter denTheologiestudenten ein Begriff.

Ein Jahr nach dem Tod des seligen AntonMaria Schwartz begann Johannes Messner aufder Universität Wien zu lehren. Unsere älterenMitbrüder haben ihn noch gehört, in den letz-ten beiden Wintersemestern, die er - nach einerdurch die Nationalsozialisten erzwungene Un-terbrechung von gut zehn Jahren - hier gelesenhat. Für uns war „der Messner“ ein schlichtes,aber klares und inhaltsreiches Buch, nach demwir für unsere Ethik-Prüfungen lernten. Wie„der Messner“, so war auch Johannes Messnerselbst: schlicht, klar, inhaltsreich.

Als man ihn einlud, sein Exil in England zuverlassen (siehe S. 19f) und in Münster denLehrstuhl des bahnbrechenden Vertreters deskatholischen Sozialdenkens, Professors FranzHitze, zu übernehmen, lehnte Johannes Messnerab: Die Aussicht, ebenfalls eine wissenschaft-liche Berühmtheit zu werden, wog weniger

schwer als die Tatsache, daß Münster sehr weitweg von den geliebten Bergen Messners lag.(Übrigens: Hitzes Nachfolger wurde JosefHöffner, später Bischof in Münster undKardinalerzbischof in Köln.) Seine Bücherverlegte er nicht in einem der großen Verlags-häuser, sondern bei Tyrolia, um dieses TirolerUnternehmen zu unterstützen.

Die Beschäftigung mit seiner Person hin-terläßt den Eindruck eines in Gott fest veran-kerten Menschen, der in tiefem Frieden mitseinem Leben ist; eines Menschen, der sichunermüdlich, aber ohne Verbissenheit, für „diegesellschaftlichen Grundlagen des in dieserWelt gelebten Willens Gottes“ eingesetzt hat.

Seine Lebensgeschichte läßt staunen: Mit47 Jahren muß er ins Ausland und ist bereit, infremder Sprache in gewissem Sinn neu wissen-schaftlich zu arbeiten zu beginnen.

Sein Schicksal läßt ihn etwas sehr Tiefesweitergeben: Nur die Liebe, mit der wir Leidertragen, können wir Gott ganz frei geben - je-de andere Liebe ist die Liebe des Beschenkten.

Ums Gebet für seine Seligsprechung bittenund viel Freude beim Kennenlernen diesesbescheidenen Menschen wünschen

in der Liebe Christi,

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DAS LEBEN

Familie als Grundlage und Ziel:

Ein Leben für die SozialwissenschaftDas 19. Jahrhundert geht zu Ende. Nicht hastig, aber entschlossen setzt die Frau ihre Schritte. DieDunkelheit liegt noch über dem Tiroler Städtchen Schwaz und über der Straße, die zur Kircheführt. Wie jeden Tag ist Maria Messner um vier Uhr Früh aufgestanden, um sich Zeit nehmenzu können für das ihr so wichtige Gebet. Wie jeden Tag feiert sie jetzt um sechs Uhr die Messein der Pfarrkirche mit. Diese Morgenstunden liebt die stille Frau. Sie sind so anders als das, wasdann folgt: die drei Buben in die „Kinderbewahranstalt“ bringen, zehn Stunden Fabriksarbeitin der staatlichen Rauchwarenerzeugung; in der zweistündigen Mittagspause die Kinder abho-len, Mittagessen richten und die Kinder wieder „abgeben“. Der Mann arbeitet in einer Grube,sechs Gehstunden entfernt. Weil gespart werden muß, legt er den Weg zu Fuß zurück, verläßtMontag um zwei Uhr Früh das Haus und kehrt erst für Samstag und Sonntag heim. Die Stille desmorgendlichen Gebetes und Gottesdienstes, die Monotonie der Fabriksarbeit und die ausgefüllteZeit zu Hause - sie prägen Frau Messner und auch die Söhne.

Gute sechzig Jahre später, Uni-versität Wien, Wintersemester.Ethik-Vorlesung an der katho-

lisch-theologischen Fakultät. Der Pro-fessor trägt frei vor, ohne Buch undKonzept. Er spricht nicht nur interes-sant, sondern bewegend - seine Wortegehen zu Herzen. Der Vortrag ist be-sinnlich, es ist still im Hörsaal - andersals etwa beim „Neuen Testament“. Jo-hannes Messner ist bereits siebzig Jahrealt, er spricht leise und sitzt dabei - weilseine körperlichen Kräfte schon nach-gelassen haben - als einziger Professor.Er verbindet die prinzipiellen und ab-strakten Inhalte mit dem praktischenLeben und bringt viele Beispiele auseigener Erfahrung. So schildert er ein-mal auch Kindheitseindrücke, wie dasLeben seiner Mutter ihn geprägt hätte.

Das 21. Jahrhundert hat begonnen.Ein ehemaliger Student ProfessorMessners erinnert sich an diese Erzäh-lung, die schon vierzig Jahre zurück-liegt. Er gibt weiter, was vor mehr alshundert Jahren geschehen ist. Es kann

als typisch für das Wirken Messnersgesehen werden: Unauffällig und still,durch sein Leben und seine Lehre hatdieser Mann ausgestrahlt und geprägt.Und er tut es durch das Werk, das erhinterlassen hat, noch immer.

Ursprung: seine FamilieJohannes Messner wurde am 16.

Februar 1891, als ältester Sohn desBergmannes Jakob Messner und dessenFrau Maria (geborene Speckbacher),die in einer Tabakfabrik arbeitete, ge-boren. 1893 und 1894 kamen seine Brü-der Joseph (später auch Priester; Dom-kapellmeister in Salzburg, Komponistvon unter anderem fünf Opern) undJakob (Tischler und Postbeamter) zurWelt. Messners Leben begann also ebenzu der Zeit, als Papst Leo XIII. seineArbeit an der Enzyklika „Rerumnovarum“ beendete, die am 15. Mai1891 erschien und als Beginn der Sozial-lehre der Katholischen Kirche bezeich-net wird. Die Familie lebte - wie schonerwähnt - in armen Verhältnissen, dieExistenz der Eltern war ganz auf diehochbegabten Söhne ausgerichtet, de-nen sie das Studium ermöglichen woll-ten. Der Glaube war tragendes Funda-ment der Familie. Als der Vater wiederin Schwaz seinen Beruf ausüben konn-te, begannen beide Eltern den Tag mitder Messe. „Jede Frömmelei war denEltern jedoch so fremd, wie ihnen sen-timentale Filmmusik unerträglich ge-

wesen wäre“, schrieb Messner. Trotzder knappen Geldmittel wurde für dieKinder ein Klavier gekauft, damit sieihre musikalische Begabung entfaltenkonnten.

Höchster Wert: die FamilieMessners erster Kontakt mit der

„Sozialen Frage“: „In den Gymnasial-jahren beschäftigte mich der Unter-schied zwischen dem nicht unbeträcht-lich höheren Lohn der Mutter im Ver-gleich zu dem des Vaters.“ (Der Vaterarbeitete zwar schwerer, aber die Mut-ter verfügte in der Tabakfabrik übereine gewerkschaftliche Vertretung.)Doch fielen im Elternhaus nie die Wor-te „Proletariat“ oder „soziale Frage“.Seine Eltern hätten sich mit einem „zwarharten, aber unbeschreiblich glückli-chen Familienleben“ gesegnet gefühlt.Familie wurde für Messner so zum Ur-bild gelungenen menschlichen Zusam-menlebens, zum Ort, an dem Grund-tugenden erworben werden: Glaubens-stärke, Arbeitsamkeit, Bescheidenheit,mitmenschliche Rücksicht und liebe-volles Verhalten. „Die langen Abendesind unvergeßlich mit ihrer beglücken-den Welt des Beisammenseins in derWohnküche, jeder mit seiner Beschäf-tigung, oder auch wir Buben mit einemSpiel, das der Vater oft mit uns teilte.Einen Abend außer Haus zu verbrin-gen, war jedem ein Opfer, das höchstselten und nur um dringlichster Ver-

Familie Messner - etwa zwei Jahre vor dem Tod des Vaters:zwischen den Eltern die Söhne Joseph, Johannes und Jakob(v.l.n.r.)

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DAS LEBEN

pflichtungen willen gebracht wurde.“In seinem Hauptwerk („Das Natur-recht“) nennt er das gelungene Famili-enleben den unentbehrlichen Erfah-rungsraum für die sittliche Entwicklungdes Menschen. Im Rückblick auf seinLeben schreibt er: „Meine wissenschaft-liche Arbeit bedurfte des ständigen Aus-blicks auf die hohen, ja höchsten Wertedes menschlichen Erdenlebens, die derFamilie. Von der Familie ging meinwissenschaftliches Bemühen aus, zu ihrkehrte es immer wieder zurück.“

Im Jahr 1909 starb der Vater, imJahr darauf maturierte Johannes imVinzentinum in Brixen (damals Öster-reich, heute Südtirol) und begann dortmit dem Theologiestudium, um Priesterzu werden. Sein Professor in Moral-theologie, Sigismund Waitz (später Erz-bischof in Salzburg), weckte und för-derte das Interesse für die soziale Frage.Intensives Studium und stundenlangesKlavierspiel überforderten seine kör-perliche Konstitution; er mußte ein„Heimatsemester“ in Schwaz einschie-ben und lernte, in täglichen Wanderun-gen den nötigen Ausgleich zu der hartenArbeit zu finden, die er ein Leben langausüben sollte. Am 29. Juni 1914, einenTag nach der Ermordung des österrei-chischen Thronfolgers in Sarajevo,wurde er zum Priester geweiht.

Zurück ins StudiumBis 1919 wirkte er als Kaplan in

Uderns (Zillertal), Imst, Breitenwangbei Reutte und Innsbruck (Mariahilf).Seine Begabung fiel auf; er folgte demRat zum Weiterstudium und erwarb inInnsbruck (1922) und München (1924)die Doktorate in Rechts- beziehungs-weise Wirtschaftswissenschaften (The-se: Nicht Gleichheit, sondern sozialeGerechtigkeit löst die soziale Frage).Ein Vortrag in Koblenz über Sozial-ökonomik und Sozialethik (1926) führ-

te zu seiner Habilitation in Salzburg(1927). Hier lehrte er bis 1930, an-schließend in Wien als Privatdozent fürchristliche Gesellschaftslehre. Sein er-stes Werk, „Die soziale Frage“ (1934),erschien bis 1938 in fünf Auflagen.1935 veröffentlichte er (inzwischen Pro-fessor für Ethik und Sozialwissenschaf-ten) ein Buch über den ermordeten Bun-deskanzler Engelbert Dollfuß, das ihngemeinsam mit kritischen Auseinander-setzungen mit dem Nationalsozialismusin Zeitschriften früh die Gegnerschaftdieser Bewegung brachte.

Die Flucht gelingtKurz nach dem „Anschluß“ wurde

Messner von den Nationalsozialistenals Professor abgesetzt (Mai 1938). Nurum Haaresbreite entkam er am 26. Juli1938 über die Schweizer Grenze derVerfolgung (ein Moskauer Sender hatteam Vorabend bereits seine Abschie-bung nach Dachau verlautbart). Als mit-telloser Flüchtling fand er im Oktoberin Birmingham im (von Kardinal New-man gegründeten) Oratorium des heili-gen Philipp Neri Zuflucht. Er half in derSeelsorge für deutschsprachige Gläubi-ge, machte Hausbesuche und verdientesich etwas Geld durch Orgelspiel. Ein-mal noch (1939) konnte er in derSchweiz seine Mutter treffen, die 1944in Schwaz starb. 1941 erschien in eng-lischer Sprache sein Buch „In der Kel-ter Gottes“, das ganz aus seiner persön-lichen Situation geschrieben ist, nachdem Sinn des Leidens fragt und dieAntwort des christlichen Glaubens gibt(siehe auch Seite 25f).

Fruchtbares ExilSo schlimm es für Messner war,

über Nacht Heimat und Berufsarbeit(und auch seine Bibliothek) zu verlie-ren, so wertvoll wurde für ihn die Zeitseines Exils in Birmingham. In der Stil-le und Abgeschiedenheit seiner engli-schen Arbeitsklause entstand seinHauptwerk, das ihn zu einem interna-tional hochangesehenen Wissenschaf-ter machte. „Das Naturrecht“ wurde zueinem vielgelesenen Buch im deutschenSprachraum in den Fünfziger- undSechzigerjahren und erlebte zu Mess-ners Lebzeiten sieben Auflagen. In die-sem Buch faßte er die Kenntnisse undEinsichten über die soziale Wirklich-

keit, die Zusammenhänge und die gei-stig-sittlichen Grundlagen der Wirt-schafts-, Gesellschafts- und Staatsord-nung zusammen.

Nochmals ProfessorZögernd nahm er 1949 den Ruf an die

Universität Wien an. Doch ganz verließer die Stille des Oratoriums nicht: Bisüber seine Emeritierung (1962) hinausverbrachte er jeweils ein halbes Jahr inWien (Wintersemester/Vorlesungen)und in Birmingham (Sommersemester/Forschung). Erst ab August 1965 blieber ganz in Wien. Er lebte in einer klei-nen Wohnung im 9. Bezirk - unmittel-bar neben der Hauskapelle der von denCaritas Socialis-Schwestern geleitetenSchule für soziale Berufe. Die „Klausur-zeiten“ in England waren eine wichtigeVoraussetzung für das gewaltige Werk,das Messner geschaffen hat. Seine gro-ße Konzentrationsfähigkeit, seine ein-fache Lebensart und seine tiefe Natur-verbundenheit (mit täglichen Wande-rungen) halfen ebenso mit, daß er bis inshohe Alter wissenschaftlich produktivarbeiten konnte. Eine Zusammenstel-lung seiner Werke umfaßt 230 nament-lich gezeichnete Einzeltexte - neben vie-len Büchern und redaktionellen Beiträ-gen für Zeitschriften.

SeligsprechungsprozeßMit 89 Jahren mußte er schweren

Herzens die Feder aus der Hand legen -die körperliche Schwäche hinderte ihnan weiterer wissenschaftlicher Arbeit.Anläßlich seines neunzigsten Geburts-tags erhielt er noch die höchste Aus-zeichnung Österreichs: das Große Gol-dene Ehrenzeichen mit dem Stern fürVerdienste um die Re-publik. Vier Tage vorseinem 93. Geburtstag,am 12. Februar 1984,starb Messner in seinerWohnung. Eine Wochespäter wurde er in sei-ner HeimatstadtSchwaz begraben. Am31. Oktober 2002 leite-te Kardinal ChristophSchönborn den diöze-sanen Seligsprechungs-prozeß für JohannesMessner ein. P. André

Johannes Messner - auch mit achtzigJahren noch beim Schaffen.

Jahrzentelang tägliche Wanderungenhielten Johannes Messner jung.

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ETHIK

Er gab Wegweisung - dem Einzelnen und der Gesellschaft:

Ein stiller Apostel

Es liegt Johannes Messner am Her-zen, dem Menschen Wege zudessen Lebenserfüllung zu zei-

gen - trotz aller Unzulänglichkeiten undBegrenzungen. Dabei ist die persönli-che Entscheidung zur Lebensorientie-rung wichtig, um am politischen undkulturellen Leben mitwirken zu können.Jeder Mensch soll ein „Kulturminimum“erreichen können und wollen, also einegewisse Mitgestaltung des gesellschaft-lichen Lebens. Die Gesellschaft hat da-her darauf zu achten, daß Unwissenheit,Armut, Unterernährung, schlechteWohnverhältnisse und unhygienischeVerhältnisse möglichst wenig Men-schen daran hindern, sich als kultur-schaffende Wesen zu entfalten.

VerantwortungIn seinem größten wissenschaftli-

chen Werk „Das Naturrecht“ (seit 1949in vielen Auflagen und mehreren Spra-chen, darunter auch Japanisch, erschie-nen) beschreibt Messner die Normen,die der Mensch mit seiner natürlichenVernunft erkennt und durch sein Ge-wissen für verpflichtend hält. Die „ZehnGebote“ umschreiben dieses natürlicheSittengesetz, das unsere VerantwortungGott und den Menschen gegenüber zumAusdruck bringt.

Diese Verantwortung trägt derMensch in jeder Gemeinschaft, in der erlebt - zuallererst in der Familie. Hiererfährt er in der Regel die erste Einsichtin Rechte und Pflichten. Im Erleben derverschiedenen Gemeinschaften wird derMensch zur Persönlichkeit, erfährt erseine geistige Entwicklung und schließ-

lich eine bestimmte Reife. Versagt dieFamilie, scheitern die Gemeinschaften,in denen er wirkt und lebt (zum Beispielin einem totalitären Staat), so fehlendem Menschen sinnvolle Lebens- undEntwicklungsmöglichkeiten.

Soziale FrageDie Erfahrung lehrt, daß es in jeder

Gesellschaft zu Fehlentwicklungenkommt. Daher stellt sich auch immerwieder neu eine „soziale Frage“, eineAufgabe zur Reform der politischenund sozialen Gegebenheiten. So wieder einzelne Mensch niemals „perfekt“sein wird, so hat auch jede Gesellschaftihre Probleme: Das soll uns aber imSinne Messners nicht entmutigen, son-dern zu immer neuen Anstrengungenzur Sozialreform anspornen!

MenschenwürdeMessner war klar: Jeder Mensch hat

seine Menschenwürde, er ist eine ein-malige Person (1979 legte JohannesPaul II. in seiner Enzyklika „Redemptorhominis“ gerade darauf auch viel Wert).Auf dieser Menschenwürde sind dieMenschenrechte begründet, die in denmodernen Verfassungen eine bedeuten-de Position einnehmen und auch in die„Allgemeine Erklärung der Menschen-rechte“ durch die Vereinten Nationen1948 eingegangen sind. Aufgrund sei-ner Erlebnisse mit den totalitären Syste-men des Nationalsozialismus und Kom-munismus hatte Messner nach demZweiten Weltkrieg eindringlich ge-mahnt, diese Menschenwürde auch in-ternational abzusichern.

Johannes Messners Kanzel waren (und sind) seine Schriften. Seine Verkündigung war leise, dennsie erfolgte weniger mit seiner Stimme als vielmehr mit seiner Feder. Wohl haben TausendeStudenten seine Vorlesungen gehört, doch es ist kaum abzuschätzen, wie groß die Zahl der Leserseiner in viele Sprachen übersetzten Bücher ist. So lebendig sein Vortrag, so klar und lebensnahauch seine Werke. Die Themen und die Art, sie zu behandeln, sind immer noch aktuell. Durchseinen langen Aufenthalt in England und seine Begegnung und Auseinandersetzung mit demangelsächsischen Denken, für das die jeder Erkenntnis zugrunde liegende Erfahrung sehrwichtig ist, gelang es ihm, diesen Aspekt mit der Wertorientierung der christlichen, europäischenTradition zu verbinden. Einige Schwerpunkte seiner Lehre seien nun angerissen.

Johannes Messner mit 85 Jahren

Ausgleich zu seinem intensiven geistigen Schaf-fen: Täglich ging Johannes Messner im Kahlen-bergerdorf im 19. Bezirk Wiens in seinen letzten

zwanzig Lebensjahren spazieren.

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ETHIK

(Sozialer) FriedeIn Messners Ethik nimmt der Friede

einen wichtigen Platz ein. Es geht ihmsowohl um eine funktionsfähige völ-kerrechtliche Ordnung als auch um in-nerstaatliche Konfliktregelungen. Ge-rade der soziale Friede war sein Anlie-gen. Die Sozialpartnerschaft, die fürÖsterreich so wichtig wurde, hat Mess-ner „entworfen“: Schon vor Errichtungder „Paritätischen Kommission“ schrieber im „Naturrecht“ von der Notwendig-keit, paritätische (gleichberechtigte)Ausschüsse der Arbeitgeber und Ar-beitnehmer und ihrer Interessensvertre-tungen zur Konfliktregelung zu errich-ten. Für die internationale Ordnung be-ruft sich Messner immer wieder aufThomas von Aquin, der die „Einheit inder Vielheit“ als Ziel herausgestellt hat.Messner lehnt die absolute Souveräni-tät der einzelnen Staaten ab und forderteine Stärkung der Autorität der Verein-ten Nationen, um einen Weg in einefriedlichere Welt gehen zu können.

Hoffnung auf ChristentumMessner war ein Philosoph der Hoff-

nung: Er setzte auf die Erneuerungs-kraft des Christentums und dessen Kul-tur, die für ihn unzerstörbar und in derGeschichte der Menschheit einmaligsind. Aus der Lebenskraft des Christ-seins erwächst eine immer neue Chanceauf Erneuerung unserer Gesellschaft.Dieses Christentum wirkt auch auf dieIntegration der Menschheit hin: SeineVerbreitung über die ganze Erde machtes zu einem starken Bindeglied unterden Menschen. Den Auftrag der Chri-sten, sich für den Frieden einzusetzen,hat Messner stark betont!

Lebenszwecke erkennenJohannes Messner hat sich auch ein-

gehend mit den Fragen der Selbstver-wirklichung befaßt. In seinem Buch überdie Widersprüche in der menschlichenExistenz hat er versucht, vor allem jün-gere Menschen anzusprechen und sieauf ihre Chancen und Möglichkeiten in

ihrem Leben aufmerksam zu machen. Inder Zeit der Herrschaft der totalitärenSysteme des Kommunismus und Natio-nalsozialismus ist das Böse auch inMenschen hervorgetreten, die an sichfür ein „normales“ Leben geeignet wa-ren: Sie wurden aber zu Mördern undVerbrechern, weil sie es versäumtenoder es ihnen nicht möglich war, gewis-se Aufträge abzulehnen. Messner sagtdeutlich, daß der Mensch - und jeder fürsich - wesenhafte Lebenszwecke habe,die er erfüllen soll: Das Gewissen weiseden Weg zur Überwindung negativerTrends und einer einseitigen Fixierungauf fragwürdige Werte.

Messner rechnet zu diesen wesen-haften - existentiellen - Zwecken desMenschen auch dessen Möglichkeit,über dieses Leben hinaus zu denken undso eine unzerstörbare Hoffnung zu be-sitzen. Es ist Messner wohl immer umdie Gesellschaft und um den Menschengegangen, der diese Welt „bestmög-lich“ gestalten soll. Doch weist er stetsauch auf eine Transzendenz hin, auf ein„Noch nicht“, das über dieses Lebenhinausweist. In diesem Sinn soll derMensch immer versuchen, das „Wider-sprüchliche“ in seiner Existenz und inseinem Wesen zu überwinden und sichmehr und mehr von positiven Wertenbestimmen zu lassen.

Einen Sinn kann der Mensch nur ineinem Leben in gesellschaftlicher Ver-bundenheit finden - in der Familie undden verschiedenen Gemeinschaften, de-nen er angehört. Einzelwohl und Ge-meinwohl bedingen einander!

KonsenspolitikPolitik hält Messner für einen wich-

tigen und entscheidenden Kultursach-

bereich. Die Formen politischer Ausein-andersetzungen haben der Menschen-würde zu entsprechen, es braucht alsoToleranz im politischen Gespräch undin der politischen Verhandlung, Ach-tung auch vor dem politischen Gegnerund Finden gemeinsamer Werte in denZielen der einzelnen Gruppierungen.Anzustreben ist eine Konsensdemokra-tie, wie sie in Österreich und Deutsch-land lange Zeit bestimmend war und fürdie Schweiz ein besonderes Modell ist.

Wirtschaft - in Freiheit ordnenDurch das sittlich-schöpferische

Wirken des Menschen soll die Kulturgestaltet werden. Zur Kultur gehört auchdie Wirtschaft, die eine freiheits-orientierte Ordnung benötigt, wie sieetwa in der sozialen Marktwirtschaftverwirklicht ist. Der durch die Gesell-schaft geordnete Wettbewerb (im Ge-gensatz zum Liberalismus mit freiemWettbewerb und zum Sozialismus mitstaatlich geordnetem Wettbewerb) solldem Gemeinwohl bestmöglich dienen.

Sinnvolle ArbeitIn seiner Kulturethik fordert Mess-

ner, daß menschliches Arbeiten sinn-bezogen sein soll. Heute empfinden vieleArbeitnehmer angesichts der Techni-sierung und Automatisierung ihre Ar-beit oft als wenig sinnvoll. Daher solltejede Arbeit auch im Gesamtzusammen-hang der wirtschaftlichen Leistungser-stellung gesehen werden, um den oftnur noch dort erkennbaren konkretenSinn der Arbeit des Einzelnen sehen zukönnen. Bildungsaufgaben stehen auchin der Wirtschaft immer zur Diskussi-on, um eine Gesamtschau zu ermögli-chen! Alfred Klose

Eine der zahlreichen Auszeichnungen: Messnererhält am 3. März 1980 den Kardinal Bea-Preis

(links neben Messner BundespräsidentDr. Rudolf Kirchschläger)

„Unzerstörbare Kultur des Christentums“(Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Schwaz)

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SINN

Wer Johannes Messners Betrachtungen über Gottes Liebe und menschliches Leid liest (sieheSeite 25f), bekommt eine Vorstellung von der Gnade seines tiefen Glaubens. Als Messner „In derKelter Gottes“ (später „Das Wagnis des Christen“) schrieb, lebte er in Birmingham, in einer kleinenZelle unter dem Dach des Oratoriums des heiligen Philipp Neri. Weit weg die Heimat mit seinengeliebten Bergen, zurückgelassen Mutter und Brüder, mit denen er sich sehr gut verstandenhatte, mit 47 Jahren gewaltsam des Berufs beraubt und in Pension geschickt, abgeschnitten vonMuttersprache und seiner Bibliothek, einer Grundlage seines bisherigen Wirkens.

Familie begründet, Leid vertieft, schöpferisches Sein erfüllt:

Wo wahres Glück gefunden wird

Außer seinem Leben hatte er imGrund nur seinen Glauben ausÖsterreich über die Schweiz

flüchtend nach England mitgebracht.Gewalt und Ungerechtigkeit, Armut undEinsamkeit, hilfloses Ausgeliefertseineiner ungewissen Zukunft - das alleshatte er am eigenen Leib erfahren. Docher zweifelte nicht an der Liebe Gottes,sondern konnte alles, was er erlebt underlitten hatte, durch sie erklären. Mess-ner war nicht nur Sozialwissenschaftersondern ein zutiefst spiritueller Mensch.Diesen Aspekt seiner Verkündigung ver-suchen diese beiden Seiten zu zeigen.

LeidAus seinem eigenen Schicksal her-

aus hat er begriffen, daß eine Persön-lichkeit gerade in Leid und Unglück soreifen kann wie durch kaum etwas ande-res. Der Mensch kann dabei ein inneresGlück erringen, das er gegen eine gan-ze Welt äußerer Güter nicht vertau-schen würde.1) Die „Kelter Gottes“ istin einer Sprache geschrieben, die nichtnur zu Herzen geht, sondern auch durchihre Schönheit beschenkt. Es ist zu be-zweifeln, ob Messner ohne die Vertrei-bung aus der Heimat zu dieser reifenSprache gefunden hätte. Und die er-zwungene Auseinandersetzung mit derenglischen Kultur hat auch sein wissen-schaftliches Denken stark befruchtet.Das Leidensproblem ist eines der ent-scheidenden Probleme, an denen sicheine Welt und Lebensanschauung be-währen muß. Denn die Hauptfrage derPhilosophie hinsichtlich des Leidenskann nicht sein, ob es abzuschaffen ist,sondern welchen Sinn es haben kann.Für ihn liegt der Sinn in der eben durchLeid freigewordenen Liebe: Nicht das

Leiden ist es, an dem Gott sich freut -nur ein grausamer Gott könnte dies tun-, sondern die Liebe des Menschen, diesich in den Widerwärtigkeiten bewährt.Damit sind wir befähigt, Gott gleich-sam etwas zu geben, was er sich nichtselbst geben kann. Denn Gott muß sichselbst lieben mit absoluter Notwendig-keit. Wir können Gott in Freiheit lieben,und die Freiheit unserer Liebe kannsich am vollsten im Leiden offenbaren.Denn jede andere Liebe ist die Liebedes Beschenkten. Die Liebe im Leidenist die Liebe des frei Schenkenden.

Leid kann helfen, in die Tiefe zugelangen: Das Ausbleiben äußerer Er-folge kann Anlaß zur Selbstvollendungwerden. Denn der Mensch kann da-durch auf sich selbst zurückgeworfenwerden und so sich selbst finden, wie esihm sonst nie gelungen wäre. Vielleichthätte er sonst nie gemeistert, was inseiner Natur seinem besseren Ich ent-gegensteht. Gilt folgende Diagnose lei-densunwilligen und -unfähigen Gene-rationen? Die Krankheit der Lebens-leere über Vierzig ist eine Krankheitdes modernen Menschen.

Schöpferisches SeinErfülltes Leben kommt aus dem so

verschiedentlich möglichen schöpferi-schen Tun des Menschen. Schöpferi-sche Leistung darf nicht nur in Kunst-werken gesucht werden. Tatsache ist,daß in eine mit voller Hingebung unter-nommene Handarbeit oder Gartenar-beit mehr schöpferischer Einsatz ein-gehen kann als etwa in eine Routine-aufführung einer Symphonie durch ei-nen uninteressierten Dirigenten in ei-nem Rundfunkstudio, der das Werk ver-zerrt und verdirbt. Darauf ist der Menschaufmerksam zu machen. Der Menschist aber in seiner innersten Natur einschöpferisches Wesen. Soweit ihm da-her versagt ist, Werte zu sehen undWerte zu verwirklichen, kann er nichtden Sinn in seinem Leben finden, der esihm lebenswert macht und die Erfül-lung seines Glücks bedeuten würde.Werte sehen und Werte verwirklichenheißt schöpferisch sein.

Ganz einfach ergibt sich der blei-bende Lebenssinn: Man kann nicht wirk-lich leben ohne Lebenssinn, der überdas kleine Selbst hinaushebt. Daher:

Oratorium des Philipp Neri: Messners Aufenthaltsort in Birmingham(Das siebte kleine Fenster von links unter dem Dach gehörte zu seinem Arbeitsraum)

1) Kursivtext bedeutet wörtliches Zitat.

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SINN

Wie schön und zugleich wertvoll fürihre eigene Persönlichkeitsentfaltungist es, wenn junge Menschen es sich zurPflicht machen, in regelmäßigen Ab-ständen alten Menschen Liebe undFreude in deren Leben zu bringen.

Im Alltag ist Schöpferisches oft un-ter die Räder gekommen: Daß in vielenFabriken die Lautsprecher stundenlangin Tätigkeit sind, um psychologisch überdie Monotonie der Arbeit hinwegzuhel-fen, ist nur ein Beweis dafür, wie sehrdie Technik die Arbeit der schöpferi-schen Elemente entleert hat.

Schöpferisches ist einfach und ohneverkrampfte Leistung möglich: Mandarf wohl mit Recht behaupten, daß dernatürliche Sinn für die Schönheit in derNatur, wie wir ihn oft beim Landvolktreffen, oder etwa die sinnende Versen-kung einer Mutter in die Geheimnisseund Wunder, die Leib und Leben ihresKindes umweben, nicht selten ungleichmehr schöpferischen Impuls beweisenals manche Erzeugnisse einer intellek-tualistisch verkrampften Kunstbetäti-gung. Dazu wird Johannes Messnerpersönlich: Meine Eindrücke auf mei-nen Wanderungen am Sonntag sindimmer die gleichen: die Freude an derNatur, an allen Einzelheiten, den Bäu-men, den Wegen, den Bächen und ih-rem einsamen Gemurmel, die Blickeüber die Wälder und Hügel hin, dieWolken oder die Nebel mit den geheim-nisvollen Bildern der Bäume und Sträu-cher. Dann denke ich an Gedichte undMusik, spreche laut oder singe undpfeife. Dabei ist aber immer, immer Erbei mir, und Sie, Maria. Und an andererStelle: Jeder kann mit seinem Geld tun,was er will. Der eine braucht es fürBücher, der andere für eine Haushalts-maschine, wieder andere geben es ausfür einen speziellen Sport oder kaufensich ein Auto. Ich aber habe mir ein Rad

gekauft, und da radle ich jeden Sonn-tag hinaus in die Natur. Und jeder Au-tofahrer, der an mir vorbeisaust, siehtnichts von dem, was ich auf meinemRad sehe. Ich habe die Natur und sehealle Einzelheiten, beim anderen ist dasnicht möglich. Und um keinen Preisgäbe ich mein Fahrrad für ein Auto.

Seine Feststellung hat fünfzig Jahrespäter an Aktualität noch gewonnen:Sicher gehört der Rundfunk zu den wun-derbarsten Schöpfungen des menschli-chen Geistes, gerade er dient aber inweitem Maße dem geistigen Selbstmord.Denn er ermöglicht, ja drängt auf einePassivität gegenüber der Überschwem-mung mit den bloßen Werten der billi-gen Unterhaltung, des bloßen Zeitver-treibs, der Selbstflucht. Denn die Rund-funkprogramme sind weithin beherrschtvom Gesetz des Appells an die mög-lichst große Masse.

Familie und ErziehungWorin sieht er das größte schöpferi-

sche Tun? Es gibt sicherlich keine an-dere schöpferische Tätigkeit von sol-chem Adel wie die schöpferische For-mung der jungen Menschen durch dieEltern. Dazu gehört: Wenn das Kindwissen will, wie es einmal ein Kind inseinen Armen halten soll, muß es selbstso getragen worden sein, und wenn eswissen will, wie das andere Geschlechtein Kind hält, muß es von beiden Elterngetragen worden sein. Es muß erfah-ren, wie die beiden Eltern seine erstenGehversuche erleben, es muß erfahren,wie die beiden Eltern ihre eigenen Trie-be zügeln und formen, so daß das Kindbehütet ist, und muß im Jugendaltervon beiden Eltern in die Welt entlassenwerden. Idealerweise werden auch bei-de Eltern der Ehe der erwachsenenKinder ihren Segen geben und damitderen Geschick mit-bestimmen.

Ein möglicher-weise ungern gehör-tes Wort, aber es er-gibt sich aus demVorhergehenden -und es hat sich mil-lionenfach bewahr-heitet: Ungezählteeinfache Mütter fin-den in der unausge-setzten opfervollen

Arbeit für Mann und Kinder, die ihreTage und oft genug ihre Nächte aus-macht, eine tiefe Existenzerfüllung. IhrLeben ist so glücklich, wie es hart ist.

Überhaupt mißt Johannes Messnerder Familie eine hohe Bedeutung zu: Inder Familie und der sie begründendengeschlechtsgebundenen Liebe wurzeltalle menschliche Kultur.

SelbstentfaltungDoch noch ein schöpferisches Werk

setzt Messner in seiner Bedeutung derErziehung der Kinder gleich: Die eige-ne Persönlichkeitsentfaltung muß dasgrößte schöpferische Werk des Men-schen sein. Und das kann in jeder Mi-nute des Tages getan werden. Und erfaßt beides zusammen: Der Mensch istnicht das in sich fertige, sich selbstgenügende Wesen, er braucht das Du,um sein eigenes Selbst zu werden.

Wie anders zeigt sich aber diesbe-züglich die Wirklichkeit: Willig unter-wirft sich der „autonome“ Mensch demDiktat der Technik, der Presse, derReklame, der Mode, der Verherrlichungvon Tempo, Erfolg, Masse, der großenZiffer überhaupt. Durch dieses Diktatläßt er sich das Gesetz und den Rhyth-mus seines Lebens vorschreiben. Da-mit ist der moderne Mensch in einenWirbel von Eindrücken und Erlebnis-sen gerissen, die ihn nicht dazu kom-men lassen, sein eigenes Ich zu sein,sein Selbst zu leben.

Selbstverwirklichung für Messner(und auch für uns): Unendlich geliebtzu sein und unendlich lieben zu dürfen,wird des Menschen unendliche Selbst-verwirklichung sein. Denn beides wirdunermessliche Erfüllung finden im Eins-sein mit dem, der die Liebe ist.

P. André (Zitate aus: Johannes Messner,Auf der Suche nach dem wahren Glück)

„Um keinen Preis gäbe ich mein Fahrrad für ein Auto!“(Johannes Messner mit 73 Jahren in der Nähe Birminghams)

Jugend und Alter - wertvoll für Persönlichkeitsentfaltung(Johannes Messner mit Annelies, der Frau seines Neffen)

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DAS LEID

Johannes Messner über Gottes Liebe und menschliches Leiden:

In der Kelter Gottes

Vielen Menschen gibt Schaffenund Genuß Sinn. Sie messenden Lebenswert an begrenz-

tem Maßstab, doch das Maß der wah-ren Lebenswerte kann nur die Ewigkeitsein - von dort erhält das ewige Sehnenunseres Herzens ewige Antwort. (9) Imunausweichbaren Leiden (Verzicht,Opfer, Mühe, Ausdauer ebenso wie Ver-einsamung, Krankheit, Tod), beginntder Mensch zu fragen: Warum? (11)

Leid führt zum EwigenWäre nicht dieses Warum, die Men-

schen wären vielleicht ohne Dichtung,ohne Kunst und ohne alles, was Aus-druck ihrer tieferen Sehnsucht ist. Siewären auch ohne Religion. Denn siewürden sich selbst zu sehr Gott gleichdünken, wenn nicht dieses Warum ih-nen den Glauben nähme, daß dieseWelt schon das Ende sei. (5)

Im Leid wirbt Gott um unsere Liebe,die am vergänglich Schönen hängenzu-bleiben droht. Nichts macht seine Liebedeutlicher, als wenn er im Leiden zu unskommt. (35) Die Erde muß für uns Men-schen Dornen und Disteln tragen, da-mit wir sie nicht Gott vorziehen. (58)

Die Bilder eines Malers ändern sichim Lauf seiner Jahre. Statt vieler Einzel-heiten und Feinheiten hält er im Alternur mehr das Wenige fest, das das eineWesenhafte zeigen soll. So ähnlich wer-den uns Welt, Natur und Geistiges imLauf des Lebens Zeugnis für etwas an-deres, das nicht in ihnen ist. Das Leidzieht unser Herz vom Schein der Dingeab und macht es hellsichtig auf denEwigen hin. Frühling, Bergwelt undSternenhimmel, Bilder und Melodien -alles ist Ahnung dessen, was uns alsHoffnung gegeben ist. (31ff)

Es kann nur eine Deutung geben:

Leid ist um der Liebe willen da, mit derGott uns Menschen liebt, die wir ihnimmer wieder vergessen wollen, die eraber für sich geschaffen hat und nichtlassen will. (13f)

Gott hätte sich vom Menschen, dersich gegen ihn aufgelehnt hat, lossagenkönnen, doch er tat es nicht. Gott begeg-nete mit neuer Liebe, verzichtete abernicht auf seine Gerechtigkeit: Jesusnahm das Leid, das als Folge der mensch-lichen Sünde auftrat, auf sich (Strafe).Damit wurden Gerechtigkeit und er-barmende Liebe eins. Und nichts erhebtuns Menschen höher, als wenn wir unsJesus in dem verbinden, womit er unssein Heil brachte: in seinem Leiden. ImLeid begegnen einander die Liebe Got-tes und die Liebe der Menschen. (15f)Leid ist somit zugleich eine Art „Stra-fe“ und auch Weg zur Gnade. (50)

Wie nichts anderes kann Leiden vie-les im Leben höchst wertvoll machenund sogar das Allerwertvollste werden.Sich darauf einzulassen, ist Anrecht undgewiß auch Wagnis des Christen. Es istdas Wagnis seiner Freiheit, sich für dieWirklichkeit zu entscheiden, die ihm derGlaube zeigt. Freiheit ist stets mit Wag-nis verbunden, so auch die Freiheit derEntscheidung für die Wirklichkeit, inder das, was dem Menschen zunächstals Verlust erscheint, schließlich einengroßen Wert darstellt. (6)

Leid läßt reifenDie ganze Menschheitserfahrung

sagt: Nichts Hohes ist uns erreichbarohne das Leid. An Liebe und an Leidreift der Mensch. Wer durch Leid reifgeworden ist, wird für viele andere Zu-flucht und Heimat. (7)

Dein Wort, das du zu den Mühse-ligen sprichst, muß durchtränkt sein

von dem Wissen um die Schwere derHand Gottes, wenn sie uns in der Kelterdes Leidens prüft; es muß die heimge-hende Wärme atmen, die die Liebe nurim Leid lernt; es muß den Widerhall insich tragen, der von den Nächten,Dunkelheiten und Abgründen der Trau-rigkeit und Verlassenheit kommt, diedu gelitten hast. Segne jede Stunde, inder Gott dich mit Leiden begnadet.Denn wenn es besonders das Leiden ist,in dem Gott die Herzen der Menschenfür sich auftut, dann wirst du nur HelferGottes sein können - und dazu bist duja gerufen -, wenn er dich im Leidendarauf vorbereitet hat. (66f)

Wenn Bäume im Frühling bereitsgrünen und ein stürmischer Nachwin-ter ihnen plötzlich nassen Schnee auf-bürdet, stehen sie gebeugt und ihreZweige hängen nieder. Setzt aber einleichter Wind ein, schütteln die Zweigeihre Last ab, der ganze Baum richtetsich auf und steht bald darauf frühlings-

Das Christentum ist keine Religion des Leidens, sondern es hat auf die Frage nach dem Leiden, dieaußerhalb des Christentums unbeantwortet bleibt, eine wirkliche Antwort. Es wandelt das Leid inFreude, denn es lehrt uns, uns im Leiden zu neuer Kraft zu erheben. Die Bereitschaft zum Leidenist auch Bereitschaft zur Tat, denn sie ist die Bereitschaft, den Willen Gottes zu tun. (22f)1) Es ist jatatsächlich eine große Tat, sein trauriges, unentrinnbares Los bewußt auf sich zu nehmen undnicht zu resignieren. (25f)

1) Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf die Seiten des sehr lesenswerten Buches: Johannes Messner, Spirituelle Schriften. Oldenbourg 2002(Band 3 der Ausgewählten Werke; Hgg Anton Rauscher SJ, Rudolf Weiler), aus dem die Zitate entnommen sind.

In der Hingabe Jesu wurdenGerechtigkeit und erbarmende Liebe Gottes eins

(Kruzifix der Stadtpfarrkirche Schwaz)

Leid läßt reifen (der neunzigjährige JohannesMessner beim Stiegensteigen)

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frischer da als zuvor. Was ihm drücken-de Last war, wird ihm nun ein Lebens-strom, da es in tausend Bächlein zu denWurzeln dringt, sich mit vielerlei näh-renden Stoffen verbindet und den Zwei-gen zugeleitet wird. Wie dieser Wind-stoß rührt der Hauch Gottes an nieder-brechende Seelen, daß sie die Schweredes Leidens abzuschütteln und zu inne-rer Kraft zu wenden vermögen. Dochauch ein Mensch kann durch eine kleineBewegung einen übervoll beladenenBaum von dessen Last befreien. Glück-lich, wer an eine Seele rühren darf, dievom Leid gelähmt war, wer das rechteWort findet, sodaß sie aufatmet undihre Kraft wiederkehren fühlt! WievieleLasten muß aber ein solcher Menschgetragen haben, durch wieviele Dun-kelheiten muß er gegangen sein, bis erso ein Wort zu sagen vermag?Wiestrahltaus den Augen eines solchen Menschender Glanz der vielen Stunden vor demTabernakel! (71)

SühneErlösung geschieht nicht ohne un-

ser Zutun: Wir müssen selbst in dasLeiden Jesu eingehen, damit sein Lei-den uns zum Heil wird.Das Leiden „kel-tert an uns aus“, was der Liebe Gotteswidersteht. (18) Unser Leiden ist mitdem Leiden Christi bestimmt für dasHeil der gesamten Menschheit. WennMenschen reif werden für Gott, danndeswegen, weil kleine Seelen, die nie-mand kennt, mit ihren Leiden (Mühen,Sorgen, Entbehrungen) den Segen derKelter Gottes überfließen lassen. (20f)

GottesbegegnungImmer wird es auf der Welt Men-

schen geben, die hungern und frierenund auf Hilfe anderer warten müssen.Darum hat Jesus gesagt, daß wir Armeimmer bei uns haben werden. Wir ha-ben sie bei uns, damit wir ihnen gebenkönnen, was wir Jesus nicht mehr zugeben vermögen. Aber noch mehr: Dennes gibt viele, die Jesus nie begegnenwürden, begegneten sie ihm nicht indiesen ihren Nächsten. Dann regt sichauch in ihnen die Liebe, die Jesus ihrenHerzen so schwer abgewinnen kann.Viele, die heute reich sind, werden amjüngsten Tag nackt dastehen, und Jesuswird von ihnen nichts wissen, als daßsie ihn einmal hungernd sahen und

gespeist haben. So wird das Leiden derArmen zum doppelten Segen in derKelter Gottes: Er fließt denen zu, dieum Jesu willen auf Liebe warten, unddenen, die diese Liebe üben. (60)

Einzig „eigenes“ GeschenkWas kann unsere Liebe Gott schen-

ken? Alles, was wir an Kraft und Kön-nen haben, haben wir von ihm. Will ichihm aber aus Eigenem etwas geben, sobleibt mir vor allem das Leid. (36)Fran-ziskus sagt: „Mehr als alle Gnaden undGaben des Heiligen Geistes, die Gottseinen Freunden gibt, ist es, sich selbstzu überwinden und um der Liebe willenSchmerz, Leiden, Unrecht, Schmachund Schande zu leiden. Denn aller an-derer Gaben Gottes können wir unsnicht rühmen, weil sie nicht unser sind,sondern Gottes. Aber im Kreuze derTrübsal und des Leidens können wiruns rühmen, denn das ist unser.“ (77)

Richtig verstehen wollenUnvergeßlich ist das Wort eines älte-

ren Priesters, der sich im Krankenhausauf Monate hinaus ans Bett gefesseltwußte. Beim Abschied sagte er: „Bitte,beten Sie für mich, daß ich verstehe,was Gott mit dieser Krankheit von mirwill.“ Er wußte, daß dies das Entschei-dende ist: zu erkennen, was mit derHingabe an Gottes Willen alles gefor-dert ist. Verstehen wir nicht viel zu oftdas Warum, das sich unserer Seele imLeiden entringt, ganz anders? (39)

Leid wird zum HeilWas uns in der Schöpfung oft stau-

nen läßt, ist die Verschwendung, mitder Gott arbeitet: Millionen Blüten er-freuen uns im Frühling, aber nur einkleiner Teil von ihnen bringt wirklichFrucht. Wir bewundern, was wir alsSternenhimmel sehen - und es ist nur einwinziger Ausschnitt des gewaltigen Alls.Gott hat auch das Leben seines Sohnesverschwendet - scheinbar. Aber so wieJesu Liebe nicht sinnlos verschwendetwar, so wird auch alles, was wir an Kraftund Zeit und Erfüllung verschwenden,gewandelt und zum Heil werden, wennwir es nur der ewigen Liebe hingeben,also die Liebe Gottes ganz leben - trotzUnwilligkeit und Müdigkeit, trotz Lau-nen des Herzens und Eintönigkeit desAlltags. (40f, 47)

Leid erreicht viel für Gott, auch wennwir das schwer verstehen. Jesus sagtezu Hananias über Paulus: „Ich werdeihm zeigen, was er für meinen Namenzu leiden haben wird.“ Er sagte nicht:was er für mich arbeiten muß, sondern:was er für mich zu leiden haben wird.Wenn Gott die Arbeit durch Leidenerschwert, so will er sie segnen. (68)

Gott in der GeschichteWennMenschenhand Grausamkeit,

Tod und Vernichtung über Länder undVölker bringt, darf man da noch von derKelter Gottes reden? Der Mensch istnach dem Bild Gottes geschaffen, alsomit Vernunft und Freiheit ausgestattet.Damit hat er die Möglichkeit, nein zuGott zu sagen. Und er hat davon Ge-brauch gemacht! Philosophen fandenfür Gott keinen Platz mehr in ihrerErklärung der Welt, und viele habenauf sie gehört, bis Gott wirklich keinenPlatz mehr hatte im öffentlichen Lebenund in der Wirtschaft. Der Vernunftwurden Altäre errichtet und sie als al-leinseligmachend angesehen, währenddas Gesetz Gottes bloß noch ein Hin-dernis des unbegrenzten Fortschrittsdarstellte. Gott aber muß um seinerLiebe willen über die Völker die Flutihrer Tränen kommen lassen, damit sienicht endgültig blind für ihn würden. Ererhebt nicht selbst die Hand, um sie zuzüchtigen, sondern läßt sie durch denSchmerz, den sie sich selbst zufügen,zur Einsicht kommen: Die Anbetungder Vernunft endete in der Verzweif-lung am Menschen, der Glaube an ei-nen Fortschritt gegen Gottes Gesetzführte zu nie gesehenen Katastrophen,die Technik, die Gott ersetzen sollte,wurde für sie Tod und Zerstörung, dieentgötterte Wirtschaft zur fortwähren-den Bedrohung jeglicher Würde desMenschen. Denn das ist der Sinn derGeschichte, daß sich an den Völkerndie Liebe Gottes offenbare. (52-54)

P. André

DAS LEID

Zerstörte Kathedrale von Coventry:Resignieren - oder sich aus Leiden zu neuer Kraft erheben?

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FRÖMMIGKEIT

Ein Leben für die Wissenschaft - aus Liebe zu Gott und Schöpfung:

Ausgewogene Hingabe

„Jede Viertelstunde zählt!“Messner achtete sehr auf die Ver-

wendung seiner Zeit, die er möglichstGott zur Verfügung stellen wollte. Erlebte sehr regelmäßig nach einer genau-en Zeiteinteilung. Immer wieder erin-nerte er die Studierenden: „Jede Vier-telstunde zählt!“ Und er nahm sich die-se Worte selbst zu Herzen - nur so istdas Ausmaß des gewaltigen wissen-schaftlichen Werkes zu erklären, das erhinterlassen hat.

Gern und oft in der KapelleDie Fruchtbarkeit seines Schaffens

hing sicher damit zusammen, daß er„den letzten Sinn des Lebens“ auch imAlltag nie aus den Augen verlor. Werintensiv studiert und forscht, weiß, wases bedeutet, die Arbeit unterbrechen zumüssen. Messner hat freiwillig unter-brochen, wenn möglich jede Stunde.Denn es zog ihn zum eucharistischenHerrn, den er im Tabernakel der Kapel-le, die gleich neben seinem Arbeitszim-mer lag, gern besuchte. Einige Minutenverweilte er bei ihm, ehe er wieder anseinen Schreibtisch zurückkehrte. Undauch dort, bei der Arbeit, erinnerte ihneine Karte mit der Darstellung der „Ver-klärung Christi“ (Raffael, 16. Jahrhun-dert) daran, auf den „geliebten Sohn“des Vaters im Himmel zu hören.

Liebe zur SchöpfungAuch seine Liebe zur Natur verhalf

ihm zu hohem Alter und zu einer stau-nenswerten Konstitution. In Englandfuhr er täglich nach dem Mittagesseneine Stunde mit dem Rad. Seine letztenzwanzig Lebensjahre stieg er täglichvom Kahlenbergerdorf eine halbe Stun-de bergauf um „auszurauchen“ und fri-sche Luft zu holen. Einmal in der Wo-che dehnte er diesen Spaziergang aufzwei bis drei Stunden aus, und sonntagsstand bei jedem Wetter ein Bergausflugauf dem Programm (Rax, Schneeberg,Sonnwendstein). Diese Sonntagsunter-nehmungen stellten gleichzeitig seinenganzen Urlaub dar. Wann immer erauch unterwegs war - er nützte die Zeitzum Beten.

Zurückgezogenes LebenWissenschaftliche Arbeit und Ge-

bet füllten vor allem sein Leben aus, daser - abgesehen von seiner akademischenLehrtätigkeit - sehr zurückgezogen führ-te. Vormittags schrieb er - und feierteMesse, nachmittags las er Fachzeit-schriften, Bücher und Zeitschriften überdas Weltgeschehen. Eineinhalb Stun-den des frühen Abends gehörten seinenBesuchern oder Briefen, die er an Be-kannte schrieb.

Kraft aus täglicher MesseDie tägliche Messe ließ er nie aus.

Die letzten drei Jahre feierte er sie zu-meist in seinem Arbeitszimmer, immernoch mit seinem Primizkelch. Viel Wertlegte er auf die Zeit der Stille nach demZelebrieren, um das heilige Geschehennachklingen zu lassen.

Messner war im Denken und Ver-halten aufs Wesentliche ausgerichtet:dynamisch-schöpferisch, friedliebendim Umgang mit den Mitmenschen. Güteund Weisheit prägten sein Wesen. Fürdie Menschen, die er begleitete, war erfast uneingeschränkt zur Verfügung -während seines wissenschaftlichen Ar-beitens telephonisch. Tatkräftige Hilfeverband er mit ausdauernder Geduldund großer Nachsicht für die Schwä-chen anderer.

(Frei nach: Senta Reichenpfader,Erinnerungen an Johannes Messner)

Am 31. Oktober 2002 eröffnete Kardinal Christoph Schönborn in Wien den Seligsprechungs-prozeß in Wien für Johannes Messner. Er verwies in seiner Ansprache auf dessen tiefen Glaubenund hob dann die ungeheure Mühe hervor, die Messner darauf verwendet hatte, die persönlicheund soziale Realität des Menschen in Beruf und Arbeit, in Gesellschaft, Politik und Wirtschaftzu analysieren und Würde und Rechte der Menschen zu begründen. Das war das AnliegenJohannes Messners: zu helfen, das Reich Gottes unter den Menschen aufzubauen, indem er nachimmer gültigen sozial-ethischen Grundregeln für das persönliche und gesellschaftliche Lebenforschte. Hier ein paar Notizen, die uns den Menschen Messner näherbringen wollen.

Bei jedem Wetter: Bergausflug am Sonntag

Arbeit stündlich unterbrochen, um Jesus zu besuchen

In den letzten Lebensjahrenfeierte Johannes Messnerin seinem Arbeitszimmer

die heilige Messe

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KALA-RÜCKBLICK

MUTTERHAUS

Hoffen wirauf den

Herrn!

Kongregation

Ausunserem

Leben

Pfarre

Feiern bei Jung und AltAm 12. März spielten unsere

Burschen beim diözesanen Ju-gend-Hallenfußball-Turnier mit.Sie kämpften, brillierten durchtechnische Kabinettstückerln,schossen wunderschöne Toreund erreichten letztendlich denvierten Platz von sechs Mann-schaften. Mehr von diesem Tur-nier erfährst du in Kürze unter„young people“ auf unsererHomepage:

www.mariavomsiege.atDie Geburtstagskinder unter

den Senioren waren am Freitag,den 26. März zu einer heiligenMesse in den Pfarrsaal eingela-den. Besonders erfreulich wardie große Zahl der Mitfeiernden.Das gibt uns die Hoffnung, daßauch in Zukunft die Nachmittagefür unsere „Oldies“ besser be-sucht sein werden.

Neue SekretärinAm darauffolgenden Sonntag,

den 28. März gab es einen gro-ßen Grund zur Trauer, aber auch

einen großen Grund zur Freude.Nach der 10.30 Uhr-Messe ver-abschiedeten wir unsere beliebteSekretärin Gerlinde Bammer.Nach einer Dankesrede und eini-gen musikalischen und dichteri-schen Darbietungen wünschtenwir ihr alles Gute und GottesSegen für ihre weitere Zukunft.Noch einmal Danke für Deinengroßherzigen Einsatz für diePfarre, der weit über die Kanzleihinausgeragt hat! Das große Ge-schenk dieses Tages war, daßwir unsere neue Sekretärin Mar-git Lipowec begrüßen durften,die uns schon in den ersten Ta-

gen durch ihren Eifer erfreut hat.Wir wünschen auch Dir GottesSegen und Frieden bei deiner neu-en Aufgabe!

WeltjugendtagPalmsonntag: An diesem Tag

feierten wir den Weltjugendtagin unserer Pfarre. Die Jugendli-chen gestalteten einige Teile derMesse. Das österreichischeJugendkreuz wurde während derPalmprozession von jungenMenschen getragen, die auch amVortragen der Passionsgeschich-te maßgeblich beteiligt waren.

Pfarrer P. Bruno mit der neuenSekretärin Margit Lipowec

Am 20. März fand im Kolle-gium St. Josef, Reinlgasse, dieProfeßfeier statt. Im Rahmen derheiligen Messe legten vom Mut-terhaus Fr. Richard Schaller-bauer und Br. Daniel Wallnerdie zweite zeitliche Profeß ab,vom Kollegium St. Josef Fr.Thomas Gröger die dritte Pro-feß. Es war wieder eine schöne

Feier, die Hoffnung für die Zu-kunft gab.

Am Mittwoch nach Osternwurde die Mutterhaus-Kirche„Maria, Hilfe der Christen“ ge-schlossen: Beginn der Renovie-rungsarbeiten. Diese werdenrecht umfassend sein. So rech-nen wir mit der Notwendigkeit,die Kirche bis zum kommendenAdvent zu sperren. Gott sei Dankkönnen wir die Gottesdienstealle in der Pfarrkirche Maria vom

überholt werden. Ferner wirdalles ausgemalt, die Kir-chenheizung verbessert, Tonan-lage und Beleuchtung erneuert.

An dieser Stelle möchte ichauch allen danken und vergelt’sGott sagen, die für die Innen-renovierung schon gespendet ha-ben. Wir freuen uns schon aufden Tag der Wiedereröffnungunserer „Kalakirche“, wenn derKirchenraum in neuem Glanzerstrahlen wird.

Möge die Kalasantiner-Kir-che mit allem, was dazu gehört,noch vielen Generationen einegeistige Heimat sein! Seliger PaterSchwartz, bitte für uns!

P. Ludwig

Siege feiern, wofür wir sehr dank-bar sind. Die Anbetungskapelle- das Allerheiligste ist täglich von9bis 16.30 Uhr ausgesetzt - bleibtgeöffnet.

Geplant ist die gründlicheRestaurierung des Hochaltars,die Umgestaltung des Volks-altarraumes nach den neuenRichtlinien der Erzdiözese so-wie die Restaurierung sämtlicherBilder und der schönen Holz-rahmen. Auch die Orgel muß

Unsere Nachbarn, die Schul-brüder, feierten in der Maria vomSiege-Kirche die Erstkommuni-on. Am Sonntag, den 25. Aprilwar es für die Kinder der zwei-ten Klasse Volksschule so weit.Sie konnten Jesus zum erstenMal in der Gestalt der Euchari-stie empfangen.

Die jährliche Fußwallfahrtnach Mariazell fand wie immerrund um den ersten Mai statt.Von Mittwoch, den 28. April bisSamstag, den 1. Mai waren wirzu Fuß unterwegs und habenMaria all unsere Sorgen und Freu-den anvertraut.

Br.Bernd

Gerlinde Bammer

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KALA-RÜCKBLICK

NOVA IGUAÇU

NeueHoffnung

Endlich HauskapelleNach den Renovierungsarbei-

ten im Pfarrhaus war es für unseine große Freude, als am Festdes heiligen Sebastian, dem 20.Jänner 2004, der eucharistischeHerr in unserer neuen Haus-kapelle Wohnung nahm.

Zur Zeit (Ende April) erlebenwir, daß es hier in Rio de Janeiroauch abkühlen kann und dieTemperaturen (zumindestnachts) auf unter zwanzig Gradsinken können. Das ist vor al-lem angenehm für’s Schlafen.

Nach der Phase des Kennen-lernens, die aber noch immernicht abgeschlossen ist, werdenwir nun mehr und mehr mit denErfordernissen und Nöten derMenschen vertraut. Viele bauli-

che Maßnahmen - vorerst Reno-vierungsarbeiten - stehen an.Manche Comunidades sind sehrarm, sodaß das Opfergeld nichtreicht, um die laufenden Strom-und Wasserrechnungen zu be-zahlen. Die Arbeiten, die ehren-amtlich geleistet werden, gehendarum oft sehr langsam voran,bis es wieder möglich ist, einenSack Zement, ein paar Quadrat-meter Fliesen oder sonstigesMaterial zu kaufen.

AufbruchIn der Fastenzeit durften wir

viel Schönes an innerer Erneue-rung erleben. Zu Beginn derQuaresma (Fastenzeit) habenwir in der Pfarre mit einem „Le-ben im Heiligen Geist-Seminar“mit über vierhundert Teilneh-mern begonnen, das von einemTeam der Charismatischen Er-neuerung der Diözese getragenwird. Wir hoffen, daß diese Auf-bruchstimmung dann auch wei-terwirkt in der Evangelisierung,

die uns sehr am Herzen liegt.Sehr beeindruckt und gefor-

dert waren wir durch die vielenBeichten in den Tagen vorOstern. Nicht wenige sind nachvielen Jahren erstmals wiederzu diesem Sakrament gekom-men; für manche war es die ersteBeichte in ihrem Leben. DieMenschen suchen aber auch oftRat und Orientierung, wenn siezur Aussprache kommen.

Die Segnung und Weihe derHeiligen Öle fand heuer erst-mals nicht in der Kathedrale,sondern in jeder der zehn Re-gionen der Diözese statt. In un-serer Region kam der Bischof inunsere Pfarrkirche zur Chrisam-messe, die als sehr verbindendesFest zwischen den sechs Pfarrender Region erlebt wurde.

Nach einem zweistündigenKreuzweg von der peripherenComunidade „Vila Claudia“ zurMatriz (Hauptkirche) und deranschließenden Karfreitagslitur-gie hat die Jugend sehr beein-druckend auf den Stufen derKirche die „Passion“ dargestellt.

Die Auferstehungsfeier zele-brierte P. Felix aus Platzgründenauf dem überdachten Sportplatzder Matriz. P. Francisco feiertein der priesterlosen Nachbar-pfarre Tíngua.

Mit 1. Mai haben wir denbisherigen Meßplan erneuert. Inzwei peripheren Gemeinden(Guandu und Padre Josimo) wer-den wir mit einer monatlichenheiligen Messe beginnen. DieKirche von Padre Josimo bedarfeiner Generalsanierung, weil sie

in den vergangenen sechs Jah-ren quasi stillgelegt war. DieGottesdienste werden wir dortvorerst im Freien feiern. DieKirche soll der heiligen Barbarageweiht werden, und wir hof-fen, daß das Patrozinum am 4.Dezember bereits in der reno-vierten Kirche stattfinden kann.

Neben der regelmäßigen Meß-aushilfe in der Pfarre Tínguabeginnen mit Ende Mai auchKrankengottesdienste.

Große NotEinen sehr wertvollen Dienst

leisten die Mitarbeiter der „Pa-storal da Criança“ - besondersin den sehr armen Comunidades.Einmal im Monat werden Kin-der mit ihren Müttern eingela-den. Alle Kinder werden regi-striert, gewogen und mit einemspeziell aufbereiteten Milchpul-ver versorgt. Von einer dieserZusammenkünfte erzählt dieVerantwortliche: „Das Erfreu-liche war heute, daß über vier-zig Kinder da waren; das Trau-rige, daß nur ein Kind das Nor-malgewicht hatte, alle anderenwaren unterernährt. Wir habenauch eine schwangere Muttergewogen: Sie hatte nur 35 Kilo!“

Aufgrund der Tatsache, daßes sehr viele Kinder und kaumsoziale Einrichtungen gibt, er-wägen wir besonders in den pe-ripheren Gemeinden die Neuer-richtung von Kindergärten.Durch die Unterstützung derFreunde und Wohltäter aus derHeimat fühlen wir uns darin sehrbestärkt und ermutigt. Danke!

P. Felix und P. Francisco

REINLGASSE

„Kommtund

laßt unszieh’n!“

PfarrballDen Pfarrball veranstaltete

unsere Pfarre heuer gemeinsam

mit der Pfarre Maria vom Siege.Das Haus der Begegnung inWien 15 war gerammelt voll.Bei der Mitternachtseinlageüberraschte vor allem einer un-serer Jugendlichen - JakobCancura - mit einer wirklich tol-len Stepeinlage.

BesinnungswochenendeIn der Fastenzeit fand im Stift

Altenburg ein Jugendbesin-nungswochenende statt. Acht-

zehn Jugendliche unserer Pfarrenahmen daran teil und wurdenvon Sr. Romana Maria, P. Erichund Fr. Thomas begleitet.

KarwocheWofür ich als Priester in der

Karwoche besonders dankbarwar, waren viele sehr gute, dasheißt ehrliche Beichten. Ichkonnte oft die Freude Gottesspüren, seine Barmherzigkeitschenken zu dürfen.

EmmausgangAuch heuer führte uns der

Emmausgang nach Wolfsgra-ben. Trotz schönem Wetter wares leider nur eine kleine Wander-gruppe, die den schönen Wegvon Preßbaum nach Wolfsgra-ben ging. Am Nachmittag ka-men einige Jungfamilien dazu,mit denen wir eine schöne An-dacht als Abschluß in der Kir-che hielten. P. Raphael

Wo früher ein Autoabstellplatz war, ist jetzt die Hauskapelle.

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KALA-RÜCKBLICK

BLUMAU

Kirchen-renovierung

voll imGang

Jung und Alt halfen fleißig beim Ausräumen der Günselsdorfer Kirche mit.

„Kirchemit Herz“

WOLFSGRABEN

Unser neues Logo ist da! Esist entstanden aus siebzehn Ent-würfen, die im Herbst vergan-genen Jahres beim Wolfsgrab-ner Kultur-Wochenende präsen-tiert wurden. Zuerst hat die gan-ze Gemeinde ihre Bewertungabgegeben, dann hat eine Juryaus den vier meistgewählten dasnebenstehende Logo ausge-wählt. Die Botschaft des neuenLogos ist diese:

„Kirche mit Herz - Pfarre

Wolfsgraben“. Das Ausschlag-gebende dabei ist das Herz. Unddas aus zwei Gründen:

1. Unsere Pfarrkirche ist demHerzen Jesu geweiht: Das istim Inneren der Kirche ersicht-lich an der großen Herz Jesu-Statue, die an der Stirnseite vordem Mittelfenster steht. Dieser„Kirchentitel“, wie das im Fach-ausdruck heißt, ist auch derGrund, warum wir in der PfarreWolfsgraben die feierliche Pro-zession mit dem Allerheiligstendurch den Ort am Herz Jesu-Fest und nicht - wie sonst üblich- zu Fronleichnam halten.

Weil das Herz Jesu der Nameunserer Pfarre ist, deshalb willdas Logo allen, die es sehen,zeigen: Die Pfarre Wolfsgrabenist eine Kirche mit Herz.

2. Unsere Pfarrgemeinde isteine herzliche Gemeinde: Dasist der zweite Grund, warum dasLogo „Kirche mit Herz“ heißt.In diesem Zusammenhang istKirche nicht das Gebäude (wiein Punkt 1), sondern die Ge-meinschaft, die sich in diesemGebäude versammelt. Es hatmich von Anfang an beein-druckt, wie viele Wolfsgrabnerund Wolfsgrabnerinnen michmit Freundlichkeit und Wert-schätzung, ja Entgegenkommenund Liebe aufgenommen haben.Aber nicht nur mich, auch Neuenehmen sie gerne auf; undKrankheit, Sorgen und Trauertrennen sie nicht, sondern füh-ren sie sogar noch enger zusam-men. Es herrscht wirklich einebergende, herzliche Atmosphä-

re in der Pfarre Wolfsgraben.Natürlich gelingt uns nicht al-

les. Wir sind nicht hundertpro-zentig. Aber die Grundaus-richtung unserer Pfarrgemeindeist liebevoll und es bemühensich viele jeden Tag neu darum.Das will das Logo „Kirche mitHerz“ auch ausdrücken.

P. Johannes

Viele Besucher ...Immer wieder waren in den

vergangenen Monaten Bespre-chungen der Mitbrüder unseresOrdens bei uns im Haus: Einmaltagte das Leitungsgremium derGemeinschaft (Generalkonsil),zweimal kamen die Leiter allerunserer österreichischen Nieder-lassungen (Rektoren) zusam-men, und die Gruppe, die mitder Erneuerung unserer Ordens-regel betraut ist (Regelkommis-sion), hielt auch eine Arbeitssit-zung ab. Darüber hinaus sindöfters Mitbrüder, Schwesternder Jüngersuche oder andereGäste im Haus und erholen sichin der Stille der Kapelle und derUmgebung.

... und EinsätzeP. André war in der Fasten-

zeit viel zum Predigen undBeichthören unterwegs. Unter

anderem hielt er in Seekirchen(Salzburg) einen Einkehrnach-mittag für die Pfarrmitarbeiter(über siebzig waren gekommen),in Innervillgraten (Osttirol) diealljährlichen Gebetstage (dreiTage jeweils viele Anbetungs-und Beichtstunden sowie dreiPredigten) und in Kalkstein Ex-erzitien für drei Mitbrüder, diesich auf die Profeßablegung vor-bereiteten. Dazu kamen die fastwöchentlichen „Beichthörmon-tage“ in Wien.

Ostern an vielen OrtenUnser Gast aus Salzburg, Pfar-

rer Jakob Hofbauer, half vonGründonnerstag bis Ostersonn-tag in St. Gotthard und über-nahm die liturgischen Feiern. P.André vertrat an den drei Karta-gen in Steinabrückl (DekanatPiesting) Pfarrer Walter Gröschl,der sich aus gesundheitlichenGründen in Seebenstein aufhältund dort die Gottesdienste leite-te. P. Willi und P. Michael wech-selten einander zu Hause in denvier „Steinfelder“ Gemeindenbei den Gottesdiensten ab.Selbstgestaltete Osterkerzen er-freuten die Gläubigen erstmalsauch in Blumau und Neurißhof.

KirchenrenovierungAm Dienstag nach Ostern kam

es zum nächsten großen Schrittder Renovierung der Pfarrkir-che zum heiligen Georg in Gün-selsdorf. Viele fleißige Helferräumten „in Windeseile“ dasGotteshaus aus, stemmten denSockel des Volksaltars weg undgruben den Boden der Kirche aufetwa 45 Zentimeter Tiefe aus,damit ein neuer Unterbau undeine Isolierung gegen die Feuch-

tigkeit eingebaut werden kön-nen. Da diese umfangreichen Ar-beiten dank der vielen und ausge-zeichneten Helfer sehr rasch vorsich gingen (auch Pfarrer P. Willilegte eifrig mit Hand an), konntedas etwa sechs Wochen dauern-de Durchschneiden der Mauernschon zehn Tage früher als ge-plant beginnen.

Besten Dank allen Männernund Frauen für die Hilfe!

P. Michael

Das neue Logo der Pfarre

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KALA-RÜCKBLICK

DEUTSCH GORITZ

Unsere diesjährige Pfarr-Rei-se führte 34 Personen in dasgeographisch bemerkenswerteLand Ägypten. Über neunzigProzent der Fläche Ägyptenssind Wüste. Nur ein kleiner,schmaler Streifen beiderseits desNils ist fruchtbar. Vor dem Baudes hohen Assuan-Staudammes(1960-1971) im Süden Ägyp-tens wurde das Gebiet um denNil durch den Schlamm des Nil-wassers fruchtbar gemacht, heu-te durch Kanäle und künstlicheBewässerung.

Seit den Terroranschlägen derNeunzigerjahre werden alleTouristenorte durch Polizei undMilitär bewacht.

Gleich am Beginn unsererReise begegneten wir der altenKultur und Geschichte dieses

Ägypten-reise

Landes. Am Westufer des Nilsbesuchten wir in Luxor das Talder Könige, 62 Felsengräber vonPharaonen wurden hier gefun-den. Leider sind diese Gräberalle zur Zeit der Pharaonen schongeplündert worden. Nur dasGrab Tut-Ench-Amuns, das erst1922 entdeckt wurde, ist erhal-ten geblieben, und die kostba-ren Beigaben sind im Ägypti-schen Museum zu besichtigen.Diese Felsengräber sind mitherrlichen farbenfrohen Wand-reliefs ausgestattet.

Von einer Nilkreuzfahrt ausbewunderten wir die herrlichenTempelanlagen von Philae beiAssuan, Edfu, Kom Ombo, Lu-xor und Karnak. Besonders die-se letzte beeindruckte uns. 24Meter hohe Säulen, geschlosse-ne und offene Kapitele, vieleKapellen, Pylonen und Obelis-ke. Gewaltig ist der Tempel deshöchsten Gottes Amun.

Nach einem Inlandsflug ka-men wir in Kairo an. Hier be-gegnete uns die schreckliche

Armut vielerM e n s c h e n .Neben wun-derbaren Ge-bäuden gibt eselendsvolleArmenviertel.

Am Vor-mittag be-suchten wirdas Ägypti-

sche Museum (Goldmaske vonTut-Ench-Amun, Saal der kö-niglichen Mumien). Am Nach-mittag standen die MohammedAli-Moschee und die Zitadelleauf dem Programm.

Dieser Tag endete mit einemBesuch in der katholisch-kopti-schen Kirche. Diese ist eine mitder römisch-katholischen Kir-che unierte Glaubensgemein-schaft, die ihre Messe in derorthodoxen Liturgie feiert undder 200.000 Gläubige angehö-ren. Nach einem interessantenGespräch mit dem Pfarrer wur-den wir auf ein kleines Getränkeingeladen. Am letzten Tag be-suchten wir die Pyramiden vonGizeh. In weniger als hundertJahren erbaute vor fünftausendJahren ein Heer von Sklaven diedrei Pyramiden, die den Königs-familien als Grabstätte dienensollten. Am Abend dieses letz-ten Tages besuchten wir in Kai-ro den eindrucksvollen Kahn ElKallily-Basar.

Wir hatten sehr heißes Wetter(38 Grad), ein paar TropfenRegen und bei der Abreise ei-nen Sandsturm.

P. van den Berg

BesucheUnser Kloster konnte in den

vergangen Monaten viele Besu-cher begrüßen. P. Lier kommtregelmäßig, auch P. André istwegen der Arbeit an den Ka-

... sollblühendes

Landwerden!

REINDORF

Nachdem die Faschingszeit inReindorf wie im Fluge vorübergegangen war, durften wir inder Fastenzeit einige Höhepunk-te erleben.

Zuerst sei das Seminar in St.Gabriel erwähnt, das diesmal im

Rahmen des „NatürlichenWachstumsprogramms einerPfarrgemeinde“ (C.A. Schwarz)einen persönlichen Gabentestzum Inhalt hatte. Das Interesseund die Beteiligung waren da-bei außerordentlich groß.

Zum anderen sind wieder tra-ditionell über Palmsonntag vie-le Pilger nach Medjugorje ge-fahren. Sie kamen so gesegnetzurück und hatten soviel zu er-zählen, daß, obwohl ich selbernicht hatte dabei sein können,ich mich von Herzen mitfreute,bei all dem, was sie Schöneserfahren durften.

Eine Woche zuvor feierten wirin der Karlskirche den diözesa-nen Weltjugendtag (WJT). Ob-wohl kaum moderne Technik(Laser-Light, Nebelwerfer,Verstärkeranlagen usw.) aufge-fahren wurde, war diese Feierfür die Jugendlichen eine inten-siv erlebte Gemeinschaft. Zu-sammen mit der Lobpreis-prozession über den Karlsplatz,den Zeugnissen und dem „Chill-out“ vor der Kirche war der WJTein inspirierendes Erlebnis.

Bernadette (15) gab den Ju-gendlichen den Tip, „ganz vielEnergie zum Singen und Tan-

zen mitzubringen. - Das ist dieeinzige Voraussetzung! Zeig Je-sus dein Vertrauen zu ihm unddeine Freude!“

Zum Abschluß verabschiedenwir Frater Mário. Er verläßt denOrden, wird in das WienerPriesterseminar übersiedeln undmöchte Weltpriester werden. Fürseine segensreiche Arbeit mitden Kindern sei ihm gedankt!Wir wünschen ihm Gottes Se-gen zu diesem Entschluß undauf seinem weiteren Lebensweg!

P. Peter

lasantinerblättern häufiger Gast.P. Gustav erhält hin und wiederBesuch aus Wien.

In der Karwoche kam P. Erichmit vier Klerikern nach DeutschGoritz. Nach Ostern verbrachteein Bruder unseres Herrn Pfar-rers mit seiner Frau einen zwei-wöchigen Urlaub bei uns. P.Raphael war in dieser Zeit ein-mal unser Gast.

DachreparaturIm April wurde der an den

Turm angrenzende, bereitsschadhafte Blechteil des Kir-chendachs erneuert. Dabei muß-te auch eine neue Verschalunghergestellt werden. Darüberwurde nun ein neues Kupfer-blech verlegt. Damit ist sicher-gestellt, daß dieser Teil desDachs wieder dicht ist.

Neue MinistrantenBei den Schulbeichten konn-

te unser Herr Pfarrer mehrereneue Ministranten gewinnen, dieseit der Karwoche unseren Altar-raum bereichern. Wir hoffen,daß uns möglichst viele der zehnNeuen erhalten bleiben. Derzeithaben wir 36 Ministranten!

DekanatsmaiandachtDie Veranstaltung stand dies-

mal unter dem Zeichen der EU-Erweiterung. Zweihundert Gä-ste aus Slowenien nahmen inHelfbrunn an der zweisprachi-gen Andacht teil. P. Gustav

Die Tempelanlage von Karnak

Gesegnete Pilgerfahrtnach Medjugorje

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itzAbonnementpreis: (4 Nummern pro Jahr):Inland: € 7,-; Ausland: € 10,-. Zuschriften undBestellungen an: „Redaktion der Kalasantiner-Blätter“, 8483 Deutsch Goritz 25. Zahlungenund Spenden an Konto-Nr. 7800-001104 bei„Steiermärkische Sparkasse“, BLZ 20815.Einzelverkaufspreis: € 1,90.

KALASANTINERBLÄTTERReligiös-soziale Quartalsschrift

Photos: Archiv Johan-nes Messner (15), Ays-ner, Felber (2), Graf, Im-perial War Museum Lon-don, Klosterer, Ngo Van-Wagner, P. Felix, P. Gu-stav, P. Jammernegg,Peklar, Seyer.

Medieninhaber und Herausgeber: Kalasanti-ner-Kongregation, P. Schwartz-Gasse 8, 1150Wien. - Verwaltung und Bestellungsannah-me: 8483 Deutsch Goritz 25. - Bank-verbindung: Steiermärkische Sparkasse, BLZ20815, Kontonummer: 7800-001104. - Druck:Koralpendruckerei 8530 Deutschlandsberg.Verlagsort: 8483 Deutsch Goritz.

Johannes Messner,Ausgewählte Werke.Band 3Spirituelle SchriftenOldenburg 2002.156 Seiten, ca 30 Euro

Johannes Messner,Auf der Suche nachdem wahren Glück.

Paulinus 199388 Seiten, ca 10 Euro

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Herzlich Vergelt’s Gott!Der beigelegte Zahlschein ist fürdie gedacht, die ihr Abonnementnoch bezahlen oder mit einer Spen-de helfen wollen.

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Der Mensch bedarf des Rats, des Beistands, der Rettung -aber nicht in den Belangen der Seele allein;sie sind ja alle mit den Sorgen des Lebens verknüpft.Und wenn man diesen nicht beikommt, wie soll man jene bewältigen?Es bedarf eines Helfers für Seele und Leib zugleich, für Irdisches und Himmlisches in einem.

Martin Buber

Der Mensch bedarf des Rats, des Beistands, der Rettung -aber nicht in den Belangen der Seele allein;sie sind ja alle mit den Sorgen des Lebens verknüpft.Und wenn man diesen nicht beikommt, wie soll man jene bewältigen?Es bedarf eines Helfers für Seele und Leib zugleich, für Irdisches und Himmlisches in einem.

Martin Buber