numerische modellierung von bruch- vorgängen in böden · pdf filevon plaxis b.v....

13
Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden Abschlussbericht A39520210084

Upload: dotram

Post on 07-Feb-2018

221 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

Page 1: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Numerische Modellierung von Bruch-

vorgängen in Böden

Abschlussbericht

A39520210084

Page 2: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau · Postfach 21 02 53 · 76152 Karlsruhe · Tel.: (0721) 97 26 - 0

Auftrags-Nr.: BAW-Nr. A39520210084

Aufgestellt von: Abteilung: Geotechnik

Referat: Grundbau (G2)

Bearbeiter: Dipl.-Ing. Stelzer

Karlsruhe, den 25.6.2012

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in

Böden

Abschlussbericht

Page 3: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

Zusammenfassung

Um realistischere Stabilitätsberechnungen durchführen zu können, ist ein numerisches Mo-

dell erforderlich, welches die Entstehung und Fortpflanzung von Versagensmechanismen

beschreiben kann und darüber hinaus die wichtigsten Bodeneigenschaften erfasst. Dazu

gehört das bei einigen Böden (steife Tone und dicht gelagerte Sande) und Fels festgestellte

Entfestigungsverhalten. Aufbauend auf Forschungen an der TU Delft zur Modellierung von

Bruchvorgängen in spröden Materialien wie Beton und Fels sollte nun ein für Böden geeig-

netes Modell entwickelt werden, welches die genannten Einschränkungen nicht mehr auf-

weist. Es wurde ein Modell im FEM- Programm „Plaxis“ implementiert, mit welchem Scherfu-

gen als Diskontinuum modelliert werden können (X-FEM). Anhand von Berechnungsbeispie-

len wurde der Einfluss verschiedener Modellparameter auf die Ergebnisse, insbesondere auf

das globale Last-Verformungsverhalten und die Ausbreitung des Scherbandes, untersucht.

Hinsichtlich einer Anwendung für praktische Problemstellungen besteht jedoch noch weiterer

Forschungsbedarf zur Entstehung und Ausbreitung der Scherfuge, zum verwendeten Stoff-

gesetz in der Scherfuge und zur Berücksichtigung des Grundwassers.

Page 4: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- I -

Inhaltsverzeichnis Seite

1 Problemstellung und Ziel 1

1.1 Ingenieurwissenschaftliche Fragestellung und Stand des Wissens 1

1.2 Bedeutung für die WSV 1

2 Untersuchungsziel 2

3 Projektablauf und Unterlagen 2

4 Untersuchungsmethoden 3

5 Die erweiterte Finite Elemente Methode (X-FEM) 3

5.1 Stoffgesetz in der Scherfuge 3

5.2 Entstehung und Ausbreitung der Scherfuge 4

5.2.1 Anfangspunkt und –zeitpunkt 4

5.2.2 Ausbreitungsrichtung der Scherfuge 5

6 Berechnungsbeispiele 5

7 Möglichkeiten und Einschränkungen 7

8 Ausblick 7

9 Veröffentlichungen 8

Page 5: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- II -

Bildverzeichnis Seite

Bild 1: Schubspannungs-Scherdehnungs-Diagramm mit Entfestigungsverhalten 1

Bild 2: Schematische Darstellung eines durch die Diskontinuität S getrennten Körpers 3

Bild 3: Mohr-Coulombsche Bruchgerade mit linearer Kohäsionsentfestigung 4

Bild 4: Berechnete Versagensmechanismen für die a) glatte und b) rauhe passive Wand

aus [1] 6

Bild 5: Last-Verschiebungskurve für die glatte passive Wand und verschiedene

Entfestigungsmoduln aus [1] 6

Page 6: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- 1 -

1 Problemstellung und Ziel

1.1 Ingenieurwissenschaftliche Fragestellung und Stand des Wissens

Um realistischere Stabilitätsberechnungen durchführen zu können, ist ein numerisches Mo-

dell erforderlich, welches die Entstehung und Fortpflanzung von Versagensmechanismen

beschreiben kann und darüber hinaus die wichtigsten Bodeneigenschaften erfasst. Dazu

gehört das bei einigen Böden (steife Tone und dicht gelagerte Sande) und Fels festgestellte

Entfestigungsverhalten. Nach Erreichen der maximalen Scherfestigkeit max fällt diese bei

zunehmenden Verformungen bis zur Restscherfestigkeit r ab (Bild 1).

Bild 1: Schubspannungs-Scherdehnungs-Diagramm mit Entfestigungsverhalten

Der Vorteil der Verwendung der Methode der finiten Elemente zur Modellierung von Bruch-

vorgängen ist, dass keine Annahmen zur Form und Lage der maßgebenden Gleitfläche

getroffen werden müssen, da diese aus der Berechnung hervorgehen. Die Ergebnisse sind

jedoch von der gewählten Diskretisierung des betrachteten Problems abhängig, so dass das

Entfestigungsverhalten und die in Böden auftretenden dünnen Scherbänder nur unzu-

reichend beschrieben werden können.

Aufbauend auf Forschungen an der TU Delft zur Modellierung von Bruchvorgängen in sprö-

den Materialien wie Beton und Fels soll nun ein für Böden geeignetes Modell entwickelt

werden, welches die genannten Einschränkungen nicht mehr aufweist.

1.2 Bedeutung für die WSV

Der Grenzzustand der Tragfähigkeit für Bauwerke und Böschungen kann mit einer zutref-

fenden Beschreibung des Bodenverhaltens und damit einer realitätsnahen Ermittlung des

max r

Scherdehnung

Sch

ub

sp

an

nu

ng

Entfestigung

Page 7: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- 2 -

Versagensmechanismus zuverlässiger berechnet werden, was zu einer wirtschaftlicheren

Bemessung von Bauwerken des Verkehrswasserbaus führt.

2 Untersuchungsziel

Mit FEM-Programmen werden Verformungs- und Stabilitätsanalysen für geotechnische

Problemstellungen durchgeführt. Ziel des Projektes war es, in Zusammenarbeit mit der

Firma Plaxis bv und dem Institut für Geotechnik der Universität Stuttgart, das von der BAW

für ihre Aufgabenerledigung eingesetzte FEM-Programm „Plaxis“ so zu erweitern, dass

Versagensmechanismen im Boden realistischer abgebildet werden können. Die Entwicklung

der Mechanismen soll dabei unabhängig von der Diskretisierung des Problems in finite Ele-

mente sein und das Entfestigungsverhalten von Böden nach Erreichen der maximalen

Scherfestigkeit berücksichtigen.

3 Projektablauf und Unterlagen

Das Projekt lässt sich in zwei Phasen untergliedern. Im Zeitraum von 2003-2006 erfolgte die

Projektbearbeitung an der Universität Stuttgart (IGS) in Kooperation mit der Firma Plaxis bv.

Der Projektstand wurde kontinuierlich durch Zwischenberichte dokumentiert (siehe unten-

stehende Liste der Sachstandsberichte) und die Ergebnisse in einem Abschlussbericht [U9]

beschrieben. Im Zeitraum von 2006-2010 wurde die Forschungsarbeit in einer veränderten

Konstellation fortgeführt. Die BAW war in dieser zweiten Phase, die von einer niederländi-

schen Forschungsstiftung (STW) finanziert und von der TU Delft in Zusammenarbeit mit

Plaxis bv durchgeführt wurde, als Berater involviert. Der zugehörige Abschlussbericht liegt

vor [U10].

[U1] 11/2003 Sachstandsbericht (Numerical procedures) (Plaxis)

[U2] 11/2003 Sachstandsbericht (Onset of discontinuities) (IGS)

[U3] 1/2004 Sachstandsbericht (Performance test of softening model) (Plaxis)

[U4] 2/2004 Institutsbericht Nr. 20: On the Onset of Shear Bands in FE-analyses (IGS)

[U5] 4/2004 Sachstandsbericht (IGS)

[U6] 4/2004 Sachstandsbericht (X-FEM implementation) (Plaxis)

[U7] 10/2005 Sachstandsbericht (Plaxis)

[U8] 05/2006 Sachstandsbericht (Plaxis)

[U9] 03/2007 Abschlussbericht - Technical report Plaxis (E. Septanika)

[U10] 11/2010 Abschlussbericht TU Delft (J. Bobinski/ R. Brinkgreve)

Page 8: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- 3 -

4 Untersuchungsmethoden

Die Grundlagen zur Modellierung von Bruchvorgängen wurden im Rahmen einer Literatur-

studie zusammengetragen. Darauf aufbauend wurde ein Modell im FEM- Programm „Plaxis“

implementiert, mit welchem Scherfugen als Diskontinuum modelliert werden können (X-

FEM). Anhand von Berechnungsbeispielen wurde der Einfluss verschiedener Modellparame-

ter auf die Ergebnisse, insbesondere auf das globale Last-Verformungsverhalten und die

Ausbreitung des Scherbandes, untersucht.

5 Die erweiterte Finite Elemente Methode (X-FEM)

Eine auf dem „Partition of Unity“-Konzept basierende Erweiterung der Finite Elemente Me-

thode ist in „Plaxis“ implementiert worden, was die Berücksichtigung von Diskontinuitäten

prinzipiell ermöglicht. Dabei wird das vom Ort x abhängige Verschiebungsfeld u des unter-

suchten Körpers in einen kontinuierlichen Anteil uK und einen diskontinuierlichen Anteil zer-

legt:

u(x) = uK(x) + HS(x) uS(x)

Die Heaviside Funktion HS (Sprungfunktion), deren Zentrum die Scherfuge S darstellt, wird

verwendet, um den Verschiebungssprung zwischen dem Teilkörper - und

+ (vgl. Bild 2)

abzubilden. Im Bereich des Verschiebungssprunges uS zwischen den durch die Scherfuge

getrennten Teilkörpern werden dazu zusätzliche Freiheitsgrade eingeführt.

Bild 2: Schematische Darstellung eines durch die Diskontinuität S getrennten Körpers

Als Basis für die X-FEM Erweiterung wurden die in Plaxis vorhandenen 6-Knoten Dreieck-

selemente verwendet. Durch Einführung der Scherfuge S in einem Element muss dieses in

weitere Sub-Dreiecke zerlegt werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Scherfuge

geradlinig ist und durch das ganze Element hindurchgeht.

5.1 Stoffgesetz in der Scherfuge

In der sich ausbildenden Scherfuge wird das Stoffgesetz von Mohr-Coulomb verwendet. Zur

Berücksichtigung des Entfestigungsverhaltens wird die Kohäsion c’ nicht als konstant, son-

-

+

S

Page 9: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- 4 -

dern in Abhängigkeit von den plastischen Scherdehnungen definiert. Sie nimmt mit steigen-

den plastischen Scherdehnungen in der Scherfuge ab, d.h. die kohäsiven Haltekräfte zwi-

schen den Partikeln verringern sich bei fortschreitender Relativbewegung. Dieses Verhalten

wird als Kohäsionsentfestigung bezeichnet (s. Bild 3). Eingabeparameter ist dabei der Ent-

festigungsmodul H, der die Abnahmerate der Kohäsion (Steigung der Geraden in Bild 3,

rechtes Diagramm) beschreibt.

Bild 3: Mohr-Coulombsche Bruchgerade mit linearer Kohäsionsentfestigung

Zusätzlich zum in Bild 3 dargestellten linearen Ansatz wurde auch ein exponentieller Ansatz

implementiert. Eine Validierung des im Einzelfall gewählten Ansatzes sollte durch Nachrech-

nungen von Laborversuchen erfolgen.

5.2 Entstehung und Ausbreitung der Scherfuge

Bei der Untersuchung der Entstehung und Ausbreitung von Scherfugen sind folgende Fra-

gestellungen zu beantworten:

Wo ist der geometrische Anfangspunkt der Scherfuge ?

Wann beginnt sich die Scherfuge dort zu bilden ?

In welcher Richtung und unter welchen Randbedingungen breitet sich die Scherfuge

weiter aus ?

Die Untersuchungen und Ergebnisse zu den aufgeführten Punkten sind nachfolgend zu-

sammenfassend dargestellt (Details siehe Abschlussbericht [U9] bzw. [U10]).

5.2.1 Anfangspunkt und –zeitpunkt

Als Bedingung für die Aktivierung der Scherfuge in einem Element wird ein Schwellenwert

der äquivalenten plastischen Scherdehnung definiert. Bevor dieser in einem Element über-

schritten wird, wird eine normale FEM-Berechnung ohne Berücksichtigung von Diskontinuitä-

ten (X-FEM) durchgeführt. Der Schwellenwert wird derzeit noch als Eingabewert manuell

vorgegeben. Es ist bisher nicht gelungen den Schwellenwert mathematisch so zu formulie-

ren, dass dieser unabhängig von der jeweiligen Problemstellung ist.

Normalspannung

Sch

erf

estig

ke

it

Plastische Scherdehnung sp

Ko

sio

n

Page 10: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- 5 -

5.2.2 Ausbreitungsrichtung der Scherfuge

Die Richtung der Scherfuge wird anhand der Ergebnisse der FEM-Berechnung vor der Ein-

führung der zusätzlichen Freiheitsgrade im Bereich der Scherfuge ermittelt. Dabei wurden

verschiedene Vorgehensweisen ausprobiert:

Feste, vorgegebene Ausbreitungsrichtung

Akustischer-Tensor Methode (lokal, nicht-lokal)

Gradienten der inkrementellen Verschiebungen (lokal, nicht-lokal)

Die erste Methode ist hauptsächlich zum Testen der Implementierung in einfachen Beispie-

len von Bedeutung. Bei den letzten beiden genannten Methoden wird das Spannungs-

(akustischer Tensor) bzw. Verschiebungsfeld im Bereich der Spitze der Scherfuge analy-

siert. Vor allem der Startpunkt der Scherfuge hat sich bei der Richtungsfindung als proble-

matisch erwiesen, da dort meist lokale Spannungskonzentrationen auftreten. Daher wurden

besonders in diesem Bereich nicht-lokale Methoden verfolgt, da sich so ein größerer Modell-

bereich berücksichtigen lässt. Eine abschließende Entscheidung für eine der beiden Metho-

den konnte jedoch auf Grundlage der bisherigen Untersuchungen nicht getroffen werden.

6 Berechnungsbeispiele

Die Funktionstüchtigkeit der verwendeten Methode wurde an einigen Beispielen überprüft:

Biaxialtest

Aktive Wand (Wandbewegung vom Boden weg)

Passive Wand (Wandbewegung in Richtung Boden)

Fundament nahe vertikaler Böschung

Die Geometrie, Eingabeparameter und Berechnungsergebnisse sind in [U9/U10] dokumen-

tiert. Eines der Berechnungsbeispiele (passive Wand) ist exemplarisch in Bild 4 dargestellt.

Es wird ein 5 m breiter und 3 m hoher Bodenkörper betrachtet, der durch eine sich in Rich-

tung des Körpers bewegende starre Wand belastet wird. Diese Belastung wird durch eine

Verschiebungsrandbedingung am rechten Modellrand simuliert. Die vorgegebenen Ver-

schiebungen werden solange gesteigert, bis sich die Scherfuge im Boden komplett ausge-

bildet hat. Die Berechnung erfolgt einmal ohne und einmal mit Berücksichtigung der Reibung

zwischen Boden und Wand. Für die glatte, d.h. reibungsfreie Wand bildet sich eine gerade,

für die rauhe Wand eine gekrümmte Scherfuge aus, was auch mit theoretischen Lösungen

dieses Problems korrespondiert.

Page 11: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- 6 -

Bild 4: Berechnete Versagensmechanismen für die a) glatte und b) rauhe passive Wand aus [1]

Bild 5: Last-Verschiebungskurve für die glatte passive Wand und verschiedene Entfesti-

gungsmoduln aus [1]

Es wurden verschiedene Einflüsse auf die Berechnungsergebnisse untersucht. Exempla-

risch ist in Bild 5 der Einfluss des gewählten Entfestigungsmoduls dargestellt. Bei standard-

mäßigen FEM-Berechnungen in Kombination mit entfestigendem Materialverhalten sind

Regularisierungsmethoden erforderlich, um eine Netzabhängigkeit der Ergebnisse zu ver-

meiden. Diese Netzabhängigkeit ist bei der X-FEM nicht vorhanden. Teilweise zeigten sich

jedoch je nach verwendetem Ansatz gemäß Kapitel 4.2.2 deutliche Unterschiede in der

Richtung der Scherfuge und damit auch in der globalen Last-Verschiebungskurve. Zudem

trat auch der Effekt einer Wiederverfestigung nach der Entfestigung auf, der bislang nicht

geklärt ist.

Page 12: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- 7 -

7 Möglichkeiten und Einschränkungen

Von Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung

der Methode hinsichtlich Struktur, Robustheit und Dokumentation überarbeitet. Auf dieser

Grundlage können nun weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden. Die Anwen-

dung des entwickelten Verfahrens für praktische geotechnische Problemstellungen mit kom-

plizierten Randbedingungen ist bisher nur eingeschränkt möglich. Es sind weitere Untersu-

chungen insbesondere zur Entstehung und Ausbreitung der Scherfuge und den zugehörigen

Modellparametern erforderlich. Bisher können folgende Optionen bzw. Berechnungsmetho-

den genutzt werden:

Netzunabhängige Modellierung von Scherfugen als Diskontinuitäten

Modellierung des Entfestigungsverhaltens in der Scherfuge

Verwendung beliebiger Stoffmodelle außerhalb des durch die Scherzone beinflussten

Bereiches

Berücksichtigung von Strukturelementen (inklusive Interface-Elemente)

Vorgegebene Verformungen

Modellierung von Bauphasen durch Aktivierung bzw. Deaktivierung von Elementen

oder Änderung von Materialparametern

Gleichzeitige Berücksichtigung mehrerer Diskontinuitäten (jedoch ohne Überschnei-

dungen)

Im Vergleich zu den in der kommerziellen Version vorhandenen Möglichkeiten in einer

Plaxis-Berechnung gibt es jedoch auch einige Einschränkungen. X-FEM in Plaxis funktioniert

in der aktuellen Version nicht mit

15-Knoten Elementen

Konsolidationsanalysen

Großen Verformungen (updated mesh)

Phi-c-Reduktion

Brunnen/Dränagen (bisher nicht getested)

Dynamik (bisher nicht getested)

8 Ausblick

Es besteht noch weiterer Forschungsbedarf zur Entstehung und Ausbreitung der Scherfuge,

zum verwendeten Stoffgesetz in der Scherfuge und zur Berücksichtigung des Grundwassers

(z.B. bei der Berechnung einer progressiven Fortpflanzung der Scherfuge in Böschungen

aus bindigen Böden mittels Konsolidationsanalysen). Daher ist die Mitarbeit der BAW an

Page 13: Numerische Modellierung von Bruch- vorgängen in Böden · PDF fileVon Plaxis b.v. wurde 2010 zusammen mit der TU Delft die bestehende Implementierung der Methode hinsichtlich Struktur,

Bundesanstalt für Wasserbau

Numerische Modellierung von Bruchvorgängen in Böden - Abschlussbericht

BAW-Nr. A39520210084 – Juni 2012

- 8 -

einem auf den vorliegenden Ergebnissen aufbauenden Projekt in Kooperation mit externen

Forschungspartnern anzustreben.

9 Veröffentlichungen

[1] A strong discontinuity method without locking. P. A. Vermeer, U. Vogler, E. G. Sep-

tanika, O. Stelzer. In: Proceedings of 2nd

International Symposium on Continuous and

Discontinuous Modelling of Cohesive-Frictional Materials - CDM 2004, Stuttgart, 27-

28 September 2004

[2] Modeling progressive sliding/cracking in geomechanics. E.G. Septanika, P.G.B.

Bonnier, R.B.J. Brinkgreve, ICME 2005, Dhaka

[3] Progressive shear band model for soil retaining wall problems. E.G. Septanika,

R.B.J. Brinkgreve, ICADD-7 (Stabilty Analyses Using Discontinuous Methods), 10-12

December 2005, Honolulu, Hawaii