physiotherapeutin fh physiotherapeut

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PHYSIOTHERAPEUTIN PHYSIOTHERAPEUT Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind Bewe- gungsspezialisten. Sie behandeln Beschwerden von Menschen jeden Alters, zum Beispiel nach einem Unfall, bei einer Krankheit oder einer Behinderung. Im Vor- dergrund stehen die Beseitigung von Schmerzen und die Verbes- serung beeinträchtigter Körper- funktionen. Verschiedene Techniken wie Gelenkmobilisation, Atemgymnastik, Massagen und Lockerungsübungen erfordern manuelles Geschick. Eine wichtige Rolle spielt auch die zwischen- menschliche Ebene, denn Respekt und Vertrauen erhöhen den Therapieerfolg. Die einzelnen Therapieschritte und die gewähl- ten Methoden werden während des gesamten Verlaufs der Behand- lung schriftlich festgehalten. Die Tätigkeit kann selbstständig in einer privaten Praxis, aber auch in Spitälern, Pflegeheimen, Schulen oder Sportzentren aus- geübt werden. Im Rahmen der Prävention und Gesundheitsförde- rung betreuen die Berufsleute auch gesunde Personen. Im Alltag arbeiten sie mit Ärztinnen und Ärzten und weiteren Gesundheits- fachleuten, zum Beispiel aus der Ergotherapie oder Logopädie, zusammen. FH

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Page 1: PHYSIOTHERAPEUTIN FH PHYSIOTHERAPEUT

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PHYSIOTHERAPEUTINPHYSIOTHERAPEUT

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind Bewe-gungsspezialisten. Sie behandeln Beschwerden von Menschen jeden Alters, zum Beispiel nach einem Unfall, bei einer Krankheit oder einer Behinderung. Im Vor-dergrund stehen die Beseitigung von Schmerzen und die Verbes-serung beeinträchtigter Körper-funktionen. Verschiedene Techniken wie Gelenkmobilisation, Atemgymnastik, Massagen und Lockerungsübungen erfordern manuelles Geschick. Eine wichtige Rolle spielt auch die zwischen-menschliche Ebene, denn Respekt und Vertrauen erhöhen den Therapieerfolg. Die einzelnen Therapieschritte und die gewähl-ten Methoden werden während des gesamten Verlaufs der Behand-lung schriftlich festgehalten. Die Tätigkeit kann selbstständig in einer privaten Praxis, aber auch in Spitälern, Pfl egeheimen, Schulen oder Sportzentren aus-geübt werden. Im Rahmen der Prävention und Gesundheitsförde-rung betreuen die Berufsleute auch gesunde Personen. Im Alltag arbeiten sie mit Ärztinnen und Ärzten und weiteren Gesundheits-fachleuten, zum Beispiel aus der Ergotherapie oder Logopädie, zusammen.

AusbildungVoraussetzungen • Berufs-, Fach- oder gymnasiale Maturität• Vorpraktikum im Gesundheitswesen• Bestandene Eignungsabklärung

Dauer3 Jahre VollzeitVorgängig oder im Anschluss an das 3-jährige Studium wird ein 10-monatiges Praktikum absolviert, das zur Berufsbefähigung führt.

Studienorte • Berner Fachhochschule, Studienorte: Bern und

BZG Basel• Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften,

Studienort: Winterthur• Fachhochschule Westschweiz / Wallis, Studienorte:

Leukerbad (d / f), Genf (f) und Lausanne (f)• Scuola universitaria professionale della Svizzera

italiana, Studienorte: Manno (i), Stiftung Thim vander Laan, Landquart (d)

Studienkonzept / -inhalteDie Ausbildung besteht in der Regel zu zwei Dritteln aus modularem Unterricht sowie zu einem Drittel aus Praktika in Gesundheitsinstitutionen. In den Modulen werden Inhalte vermittelt wie Grundlagen des Bewegungsverhaltens, Basistechniken der physiothera-peutischen Behandlung sowie Methoden im Kontext verschiedener Pathologien. An den einzelnen Fach-hochschulen sind Spezialisierungen möglich.

AbschlussEidg. anerkanntes Diplom «Bachelor of Science (FH) in Physiotherapie»

WeiterbildungKurseAngebote von Fachhochschulen und Universitäten, von Kliniken, Weiterbildungszentren sowie von physioswiss

Spezialisierungauf bestimmte Arbeitsgebiete; z. B. Rheumatologie, Orthopädie, Chirurgie, Neurologie, Innere Medizin, Psychiatrie, Heilpädagogik, Pädiatrie, Gynäkologie, Geriatrie, Sport

Fachhochschule (Master)• Master of Science (FH) in Physiotherapie (an der

BFH Berner Fachhochschule und ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften)

• Master in Physical Therapy Science (an der Schule Physiotherapie Thim van der Laan, in Kooperation mit den Universitäten Brüssel und Lissabon)

NachdiplomstufeAngebote von Fachhochschulen, Universitäten und der ETH; z. B. Management im GesundheitswesenMaster of Science (FH) in Pflege (Nursing), Master of Science (Uni) in Nursing (Pflegewissenschaften). Nachdiplomausbildungen MAS, DAS, CAS, z. B. Public Health, Gerontologische Pflege, Onkologische Pflege, Pädiatrische Pflege, Gesundheitskompetenz und alle Weiterbildungen und Spezialisierungen, die auch Pflegefachpersonen HF offen stehen.

AnamneseDer Physiotherapeut orientiert sich über den Zustand des Patienten und definiert dann den Behandlungsplan. Dabei beantwortet er auch Fragen.

Die Therapieform bestimmen Lymphdrainage, Reflexzonentherapie, Sportmassage: Je nach Befund wird die geeignete Therapie bestimmt.

Therapieformen anwendenÜbungen im Wasser sind eine unter verschiedenenTherapieformen: Sie lockern die Muskeln undmobilisieren die Glieder auf eine schonende Weise.

Medizinische Trainingstherapie Zur Kräftigung einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen werden Trainingsgeräte eingesetzt.

Mit weiteren Hilfsmitteln arbeitenSitzbälle, Gummibänder, Elektrotherapiegeräteund andere Hilfsmittel können für verschiedeneÜbungen eingesetzt werden.

Den Erfolg überprüfenBei jeder Sitzung wird der Verlauf der Behandlung überprüft und allenfalls die Therapie an die Erkenntnisse angepasst.

Mit anderen Fachleuten zusammenarbeitenDie Zusammenarbeit mit anderen Berufsleuten unddamit der Austausch von wichtigen Informationenerhöhen den Behandlungserfolg.

Administration und OrganisationDas Nachführen der Dokumentation, das Planen der Sitzungen und bei selbstständig Erwerbenden die Rechnungsstellung sind alltägliche Aufgaben.

SWISSDOC 0.723.43.0 © 1. Auflage 2012, SDBB, Bern

Lara Allet arbeitet in einem Univer-

sitätsspital und ist Professorin im Studien-

gang Physiotherapie an der Hochschule für

Gesundheit in Genf. Neben der klinischen

Forschung und der Lehre widmet sie sich

auch der klinischen Befunderhebung der

Patientinnen und Patienten, die das Bewe-

gungslabor des Genfer Universitätsspitals

(HUG) aufsuchen. Im Rahmen einer

grösseren Studie untersucht sie zurzeit die

Wirksamkeit einer Tanztherapie. «Die For-

schung ermöglicht es mir, mich mit einem

spezifischen Bereich vertieft auseinander-

zusetzen, ihn eingehend zu untersuchen

und wirksame Lösungen zu erarbeiten.»

Lara Allet begleitet die Personen, die an der

Studie teilnehmen, über mehrere Monate

hinweg, um die Wirkung dieses neuen

Ansatzes zu erfassen. Sie führt Gespräche

mit ihnen, überwacht die Tests, koordiniert

das Projekt und analysiert die Daten.

Ausserdem lehrt sie an der Hochschule für

Gesundheit in Genf Forschungsmethodik

und an der medizinischen Fakultät der

Universität Genf in der Bewegungs- und

Sportwissenschaft Biomechanik. Neben

ihrer Lehrtätigkeit betreut sie als Physio-

therapeutin das Schweizer Sportkletterteam.

Luca Scascighini zog es schon früh

nach der Ausbildung zum Physiotherapeu-

ten in die Forschung: In der Rheumaklinik

des Universitätsspitals Zürich arbeitete er

zu 70 % als Physiotherapeut, daneben in

der klinischen Forschung. Während dieser

Zeit absolvierte er ausserdem den ersten

universitären Studiengang als Master in

Physiotherapy Sciences in der Schweiz.

«Mit dem Master-Studiengang konnte ich

Fachwissen, Forschungsmethodik und

Sozialkompetenzen erweitern.» Heute ist

der 34-Jährige zu 40 % als Dozent an der

Tessiner Fachhochschule angestellt und

unterrichtet vor allem praktische Fächer.

Jedes Jahr betreut er einige Bachelor-Arbei-

ten und macht in einer Arbeitsgruppe sowie

einer nationalen Fachkommission mit. Auch

im Berufsverband ist Luca Scascighini aktiv.

Und nach wie vor arbeitet er in der klini-

schen Forschung, zurzeit untersucht er

etwa mit einem Team die Wirksamkeit eines

neuen interdisziplinären Behandlungspro-

gramms bei chronischen Schmerzpatienten.

«Die Studie wurde an 175 Patientinnen und

Patienten durchgeführt und erstreckte sich

über vier Jahre.» Daneben ist Luca

Scascighini in einer Physiotherapiepraxis

tätig. «In den nächsten Jahren werde ich

die Praxis voraussichtlich übernehmen.

Ich möchte aber weiterhin in Lehre und

Forschung tätig sein», sagt er. «Ich habe

das Glück, verschiedene Rollen ausüben zu

können – als Physiotherapeut, Forscher und

Dozent. Man muss sich gut organisieren,

aber ich schätze diese Abwechslung sehr.»

Martin Verra, Direktor des Instituts für Physiotherapie am Universitätsspital Bern

Lara Allet, Forschungs- und Qualitätsbeauftragte

Luca Scascighini, Physiotherapeut, Dozent und Wissenschaftler

FH

Martin Verra absolvierte 2002 den

ersten Schweizer Studiengang als Master

in Physiotherapy Sciences. Heute leitet der

gebürtige Holländer am Universitätsspital

Bern das Institut für Physiotherapie und

absolviert an der niederländischen Univer-

sität Maastricht berufsbegleitend sein

Doktorat. Dafür muss er fünf Forschungs-

projekte durchführen und publizieren.

Neben Forschung und Management behan-

delt Martin Verra immer noch Patientinnen

und Patienten. Dieser Teil macht etwa 10%

seines Pensums aus.

«Ich arbeite gern als Physiotherapeut, denn

ich muss wissen, was an der Front passiert.

Nur so bleibe ich als Führungsperson, For-

scher und Lehrbeauftragter glaubwürdig.»

Martin Verra ist für rund 100 Mitarbeitende

verantwortlich. Er ist Vorgesetzter von

fünf Schwerpunktleiterinnen und -leitern,

die wiederum verschiedene Teams unter

sich haben. Das Management des Instituts

macht rund 80 % seiner Tätigkeit aus. Er ist

Ansprechperson für seine Mitarbeitenden,

tauscht sich mit den Direktionen anderer

Institute aus und führt sein Institut auf

strategischer Ebene. «Dazu gehören auch

unliebsame Aufgaben, etwa schwierige

personelle Entscheide. Der Spardruck ist

gross, gleichzeitig will man mehr Leistung.»

Dennoch: Effizienter arbeiten zu müssen,

heisse auch, die Behandlungsschwerpunkte

kritisch zu hinterfragen und Behandlungs-

prozesse zu optimieren – das sei für die

Physiotherapie eine Chance.

Führen und managen

Lehren und forschen

Untersuchen und begleiten

Page 2: PHYSIOTHERAPEUTIN FH PHYSIOTHERAPEUT

Port

rät

Port

rät

Pers

pekt

iven

Anfo

rderu

ngenNachdem Simone Oertel einige

Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, führt sie nun mit einer Kollegin eine eigene Praxis auf dem Land. Sie betreut dort ganz unterschiedliche Menschen, zusätzlich macht sie regelmässig Hausbesuche.

Beim ersten Termin führt Simone Oertel je-

weils eine Befunderhebung durch: Wo liegt

zurzeit das Problem? Was tut weh und

was lindert die Schmerzen? Die Antworten

helfen ihr, die zu behandelnde Störung zu

erkennen. Mit Hilfe verschiedener Tests lässt

sich das Problem anschliessend noch genauer

eingrenzen. «Entweder mobilisiere ich den

Patienten oder er versucht selbst, bestimmte

Bewegungen auszuführen. So kann ich

ableiten, ob es sich eher um eine Entzün-

dung, um fehlende Kraft oder eine andere

Behinderung handelt.»

Erst dann beginnt Simone Oertel mit der

eigentlichen Behandlung: «Pro Sitzung

wende ich höchstens zwei bis drei Techniken

an, zum Beispiel eine Massage oder Gleich-

gewichts- und Bewegungsübungen. Da die

Zeit begrenzt ist, sind mehrere Sitzungen

nötig.» Die Physiotherapeutin entscheidet

je nach Fall darüber, welches die geeignete

Technik zur Behandlung ist.

Bei Bedarf muss sie ihr Vorgehen gegenüber

dem Patienten, den Ärzten oder Krankenkas-

sen rechtfertigen können. Deshalb notiert sie

genau, welche Behandlungsformen während

einer Sitzung angewandt wurden. Simone

Oertel nimmt sich auch Zeit, um ihre Patien-

tinnen und Patienten über die Diagnose und

über das Ziel der Physiotherapie aufzuklären.

«Eine Frau, die nach einer Brustkrebsopera-

tion Schwierigkeiten hat, die Arme zu heben,

muss wissen, welche Aktivitäten sie ausüben

darf und welche sie unterlassen sollte.»

Die Arbeit in einer kleinen Praxis bringt es mit

sich, dass man mit Menschen unterschiedli-

chen Alters und mit den verschiedensten Pro-

blemen zu tun hat: vom Neugeborenen mit

Atemschwierigkeiten über die Gymnasiastin

mit Rücken- oder Knieproblemen bis zum

Betagten, der an Rheuma leidet. «In diesem

Umfeld ist es nicht möglich, sich in einem

bestimmten Bereich zu spezialisieren. Aber

genau diese Vielfalt finde ich spannend.»

Dazu bietet die Selbstständigkeit gewisse

Freiheiten, zum Beispiel die flexible Gestal-

tung der Arbeitszeiten und der Praxisorga-

nisation. Doch es gibt auch eine Kehrseite:

«Die Büroarbeit nimmt ziemlich viel Zeit in

Anspruch. Und es gibt keine Garantie für die

Zukunft, auch wenn die Praxis momentan

gut läuft.»

Neben den Behandlungen in der Praxis macht

Simone Oertel mehrmals pro Woche auf ärzt-

liche Verordnung Besuche bei Patientinnen

und Patienten zuhause. Meist handelt es sich

dabei um ältere Menschen, die nicht mehr

gut zu Fuss sind. «Die Situation zuhause ist

speziell und wird von den Patienten manch-

mal auch als Eingriff in die Privats phäre

empfunden.»

Zudem sind dort nur beschränkt Hilfsmittel

verfügbar: «Man muss sich mit dem behel-

fen, was da ist. Deshalb nähert sich die Tätig-

keit manchmal der Ergotherapie an.»

Mit Hausbesuchen lässt sich auch die Unter-

bringung in einem Pflegeheim hinausschie-

ben. «Da ich regelmässig vorbeischaue, kann

ich den Gesundheitszustand der Personen

überwachen und bei Bedarf Massnahmen

einleiten.»

Mit Zuhören und Beobach ten zur Behandlung finden

Simone Oertel Daniel Gisler

selbstständige Physiotherapeutin Physiotherapeut in einem Spital

Jeder Patient sei anders, meint Physiotherapeut Daniel Gisler. In seinem Alltag im Krankenhaus behandelt er Leute mit seinen Händen, unterstützt sie bei der Rehabilitation an Geräten und begleitet so den Heilungsprozess.

Morgens um 8.00 Uhr steht Daniel Gisler im

Untergeschoss des Seespitals im Zürche–

r ischen Kilchberg und ist bereit für seinen

Arbeitstag. Den ersten Termin an diesem

Morgen nimmt ein Familienvater wahr, der

sich beim Fussballspielen mit seinen Kindern

einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Daniel

Gisler drückt sanft auf das Bein, das noch

von der Operation gezeichnet ist, erklärt und

behandelt.

«Es ist wichtig, dass man auf jeden Pati enten

einzeln eingeht», sagt der Physio therapeut.

Sensibilität und Interesse an den Patienten

seien in seinem Job unverzichtbar. «Viele

machen bei der Behandlung gut mit, bei

manchen ist es etwas schwieriger», sagt

Gisler. Dann brauche es besonderes Gespür

und Überzeugungskraft.

Daniel Gisler hat sein Studium an der Zürcher

Hochschule für Angewandte Wissenschaften

absolviert und sich in mehreren Praktika

eine Basis für den Berufseinstieg erarbeitet.

«Das ist üblich bei Physiotherapeuten»,

erklärt er. Die heutige Stelle ist seine erste

Festanstellung. «Hier bin ich Allgemeinprak-

tiker und lerne die verschiedenen Aspekte

des Berufs kennen», erläutert er. Gisler plant,

eine Weiterbildung in manueller Therapie

zu beginnen. «Was man als Physiotherapeut

alles mit den Händen machen kann, finde ich

besonders spannend.»

Im Moment arbeitet er zusammen mit sei-

nen Patienten an der Verbesserung der Be-

weglichkeit und Koordination sowie am

Kraftaufbau. Dazu benützt er unterschiedli-

che Maschinen und Geräte wie Laufbänder,

Gehbarren, Gummimatten oder die Bein-

presse, die es erlaubt, durch das Auf- und

Abbewegen der Beine Gewichte zu heben

und so die Muskulatur zu trainieren. Auch

Schmerztherapie, unter Einsatz von Wärme,

Kälte oder Fango – vulkanischem Mineral-

schlamm – ist ein Aspekt seines Berufes.

Schliesslich protokolliert er den Therapie-

prozess und nimmt Kontakt mit den Ärzten

auf. «Das ist mitunter eine Herausforderung,

da die verantwortlichen Ärzte in meinem

Spital nicht immer leicht zu erreichen sind»,

erzählt er.

Daniel Gisler behandelt sowohl stationäre

als auch ambulante Patientinnen und Patien-

ten. Mit den stationären Patienten macht er

viel Mobilisationsarbeit, hilft ihnen also, ihre

Bewegungsabläufe zu verbessern. Bei den

ambulanten Fällen sind Manualtherapie –

etwa Mobilisation der Gelenke, Dehnungen

und spezielle Massagetechniken – Krafttrai-

ning, Koordinationstraining und Gehschule

wichtig. «Zudem instruiere ich sie, damit

sie ihre Übungen zu Hause richtig machen»,

ergänzt Gisler.

Während viele Physiotherapeutinnen und

Physiotherapeuten eigene Praxen eröffnen,

arbeitet er gerne im Spital. «Der Arbeitsort

spielt schon eine gewisse Rolle», sagt er,

«man hat seine festen Arbeitszeiten und ist in

einer fixen Struktur eingegliedert. Dafür muss

man auch keine Kunden suchen oder Rech-

nungen schreiben, und man muss am Abend

keine zusätzliche Arbeit mehr erledigen.»

«Im Spital bin ich Allgemeinpraktiker»

Nach Schätzungen des Berufsverbandes

physioswiss arbeiten in der Schweiz gegen-

wärtig rund 10’000 Physiotherapeutinnen

und Physiotherapeuten. Über 8000 sind Mit-

glied des Verbands, gut die Hälfte ist selbst-

ständig tätig. Mit 25 % ist der Männeranteil

im Beruf nicht sehr hoch.

Auf dem Arbeitsmarkt ist die Situation ähnlich

wie bei den anderen Gesundheitsberufen:

In den Spitälern herrscht ein Mangel an

Berufsleuten, da viele nach einigen Jahren

eine eigene Praxis eröffnen. In den städti-

schen Zentren besteht eher ein Überan gebot,

während in den Randregionen Knappheit

herrscht.

Bei der selbstständigen Tätigkeit zeichnen

sich zwei Trends ab: Mit Gruppenpraxen las-

sen sich einerseits Kosten sparen, anderer-

seits entstehen immer mehr Praxen, in denen

Fachpersonen für Physiotherapie, Medizin,

Logopädie, Ergotherapie und Psychomotorik

zusammenarbeiten.

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeu-

ten behandeln Patientinnen und Patienten in

der Regel auf ärztliche Verordnung. Sie füh-

ren aber auch Behandlungen durch, die nicht

von der Versicherung übernommen werden

und erbringen Leistungen im Bereich Prä-

vention und Gesundheitsförderung. Zudem

können sie Kurse oder Beratungen zu The-

men wie gesunder Lebensstil, Atemgymnastik

oder Sporttraining anbieten. Die Berufsleute

arbeiten an ganz unterschiedlichen Orten –

in Spitälern, Pflegeheimen, Rehabilitati-

onskliniken, Thermalbädern, Sportzentren,

Schulen und in Unternehmen. Nach zwei Jah-

ren Berufspraxis können sie sich selbststän-

dig machen und eine eigene Praxis eröffnen.

Für die Bewilligung, die von der zuständi-

gen kantonalen Behörde erteilt wird, muss

ein Nachweis über die klinische Tätigkeit in

einer öffentlichen oder privaten Einrichtung

vorgelegt werden.

In der Physiotherapie gibt es zahlreiche Tech-

niken, die eine Vertiefung oder Spezialisie-

rung erlauben: So zum Beispiel manuelle

Therapien (z. B. Lymphdrainage), Haltungs-

techniken (z. B. Verbesserung der Körperhal-

tung, Ergonomie), Entspannungstechniken

(z. B. autogenes Training, Reflexzonenthe-

rapie) und kardiorespiratorische Techniken

(z. B. Spezialisierung in Intensivpflege, in

Reanimation). Es gibt auch berufliche Perspek-

tiven in den Bereichen Management (in

einer Kaderfunktion im Gesundheits- oder

Bildungsbereich), in der Berufspolitik oder

in der Forschung. Diese spielt für die Phy-

siotherapie zunehmend eine grössere Rolle.

Vielfältige Berufsmöglichkeiten Physiotherapeutin / Physiotherapeut —

ein Beruf für mich? Hier einige Aussagen, um das zu überprüfen. Ich verfüge über manuelles Geschick und einen ausgeprägten Berührungssinn.Das wichtigste Instrument der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind ihre Hände. Wie bei Therapietechniken am Bewegungsapparat Kraft dosiert eingesetzt wird, lernt man in der Praxis; doch ein gewisses taktiles Gespür und manuelle Gewandtheit sind erforderlich.

Ich bin empathisch und tolerant.Eine Vertrauensbeziehung zu den Patientinnen und Patienten aufbauen, ihnen zuhören und auf sie eingehen, sie auf ihrem Weg begleiten und wenn nötig unterstützen: Diese zwischenmenschlichen Fähig-keiten sind für den Beruf unerlässlich.

Ich arbeite gerne selbstständig und bin verantwortungsbewusst.Die Berufsleute arbeiten meist allein mit den Patientinnen und Patienten. Sie stellen selbst die Diagnose und sind für die durchgeführten Behandlungen verantwortlich. Sie müssen fähig sein, Entscheidungen zu treffen und sie gegenüber Patienten, Ärztinnen und Krankenkassen zu vertreten.

Ich habe eine gute Beobachtungsgabe und analytische Fähigkeiten.Die Zeit in einer Sitzung ist begrenzt. Daher muss man eine Situation rasch beurteilen können, die geeignete Technik bestimmen, die Resultate analysieren und das weitere Vorgehen ableiten.

Ich bin an medizinischen Fragen und an der Weiterbildung interessiert.Medizin und Geisteswissenschaften verzeichnen laufend Fortschritte, tagtäglich werden Therapie-techniken und Behandlungen in Frage gestellt oder weiterentwickelt. Deshalb ist es wichtig, sich für diese Entwicklungen auf dem Gebiet des menschlichen Körpers und seiner Anatomie sowie für die Arbeit anderer Gesundheitsfachleute zu interessieren.

Impressum1. Auflage 2012© 2012 SDBB, Bern. Alle Rechte vorbehalten.

Herausgeber: Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung |Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB, BernNationale Dach-Organisation der Arbeitswelt Gesundheit OdASanté, Bern

Projektleitung: Reto Klink, Zürich; Heinz Staufer, Véronique Antille, SDBB Recherche und Texte: Tanja Hegglin-Seufert, Zürich; Simon Staufer, Schaffhausen; Reto Klink, Zürich; Zoé Schneider, OCOSP, Lausanne Übersetzungen: Inauen Übersetzungen, Scuol Fachlektorat: Brigitte Schneiter-von Bergen, SDBB; Gaby Millasson, physioswiss; Luca D’Alessandro, OdASanté Fotos: Reto Klink, Zürich; Thierry Parel, Genf Grafik: Viviane Wälchli, Zürich Umsetzung: metaphor GmbH, Bern-Liebefeld Druck: Ast & Fischer AG, Wabern

Vertrieb / Kundendienst: SDBB Vertrieb, Industriestrasse 1, 3052 ZollikofenTel 0848 999 001, Fax 031 320 29 38, [email protected], www.shop.sdbb.ch

Artikelnummer: FE1-3129 (Einzelex.) Dieses Faltblatt gibt es auch in Französisch und Italienisch.

Verlag: SDBB Verlag, [email protected], www.sdbb.ch

Wir danken allen beteiligten Personen und Institutionen herzlich für ihre Mitarbeit. Mit Unterstützung des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie BBT.

Verwandte Berufe Ergotherapeutinnen und Ergo-therapeuten befassen sich mit konkreten Problemen im Alltag: Die Fortbewegung in der eigenen Wohnung, sich ankleiden, einkaufen, kochen usw. Ihre Arbeit ist vor allem auf die Beschaffung und Herstellung von geeignetem Material und von Hilfsmitteln sowie auf die Anpassung der Umgebung der Betroffenen ausgerichtet. Die Ausbildung wird an einer Fachhochschule vermittelt.

Psychomotorik-Therapeutinnen und -Therapeuten interessieren sich für die Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche. Wie Physiothera-peutinnen und Physiotherapeuten wirken auch sie auf den Körper ein, um Körperfunktionen, aber auch mentale oder affektive Funktionen wiederherzustellen. Sie setzen unterschiedliche Techniken wie Tanztherapie, Entspannungsübungen oder Körper- und Theatertherapie ein. Die Ausbildung wird an einer Fachhochschule vermittelt.

Chiropraktorinnen und Chiro-praktoren befassen sich mit Funktionsstörungen und Schmerzen, die vom Bewegungsapparat und vor allem von der Wirbelsäule ausgehen. Sie nehmen Manipulationen vor, behandeln die Weichteile und befassen sich auch mit Ergonomie und der Ernährungsweise. Die Ausbildung wird in einem Studium im Anschluss an einen Bachelor in Medizin erworben

Die Osteopathie stellt ähnlich wie die Physiotherapie Diagnosen und behandelt körperliche und physiologi-sche Störungen. Dies erfolgt aus-schliesslich mit Hilfe der Hände durch Berühren, Ausüben von Druck. Neben einer Vollzeitausbildung, die 5 Jahre dauert, gibt es zurzeit verschiedene Teilzeit-Angebote, die sich an Personen mit einer paramedi-zinischen Grundausbildung richten.

Weitere Informationen www.gesundheitsberufe.ch Dach-kommunikation von OdASanté zu den Gesundheitsberufen www.berufsberatung.ch Allgemeine Informationen zu Berufswahl und Laufbahnplanung, Lehrstellen, Weiterbildungwww.physioswiss.ch Schweizer Physiotherapie Verbandwww.odasante.ch Nationale Dach-Organisation der Arbeitswelt Gesundheit

«Feste Arbeitszeiten und

eine fixe Struktur.»

«Genau diese Vielfalt

finde ich spannend.»

neutralDrucksache

No. 01-11-426849 – www.myclimate.org© myclimate – The Climate Protection Partnership

Page 3: PHYSIOTHERAPEUTIN FH PHYSIOTHERAPEUT

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Anfo

rderu

ngenNachdem Simone Oertel einige

Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, führt sie nun mit einer Kollegin eine eigene Praxis auf dem Land. Sie betreut dort ganz unterschiedliche Menschen, zusätzlich macht sie regelmässig Hausbesuche.

Beim ersten Termin führt Simone Oertel je-

weils eine Befunderhebung durch: Wo liegt

zurzeit das Problem? Was tut weh und

was lindert die Schmerzen? Die Antworten

helfen ihr, die zu behandelnde Störung zu

erkennen. Mit Hilfe verschiedener Tests lässt

sich das Problem anschliessend noch genauer

eingrenzen. «Entweder mobilisiere ich den

Patienten oder er versucht selbst, bestimmte

Bewegungen auszuführen. So kann ich

ableiten, ob es sich eher um eine Entzün-

dung, um fehlende Kraft oder eine andere

Behinderung handelt.»

Erst dann beginnt Simone Oertel mit der

eigentlichen Behandlung: «Pro Sitzung

wende ich höchstens zwei bis drei Techniken

an, zum Beispiel eine Massage oder Gleich-

gewichts- und Bewegungsübungen. Da die

Zeit begrenzt ist, sind mehrere Sitzungen

nötig.» Die Physiotherapeutin entscheidet

je nach Fall darüber, welches die geeignete

Technik zur Behandlung ist.

Bei Bedarf muss sie ihr Vorgehen gegenüber

dem Patienten, den Ärzten oder Krankenkas-

sen rechtfertigen können. Deshalb notiert sie

genau, welche Behandlungsformen während

einer Sitzung angewandt wurden. Simone

Oertel nimmt sich auch Zeit, um ihre Patien-

tinnen und Patienten über die Diagnose und

über das Ziel der Physiotherapie aufzuklären.

«Eine Frau, die nach einer Brustkrebsopera-

tion Schwierigkeiten hat, die Arme zu heben,

muss wissen, welche Aktivitäten sie ausüben

darf und welche sie unterlassen sollte.»

Die Arbeit in einer kleinen Praxis bringt es mit

sich, dass man mit Menschen unterschiedli-

chen Alters und mit den verschiedensten Pro-

blemen zu tun hat: vom Neugeborenen mit

Atemschwierigkeiten über die Gymnasiastin

mit Rücken- oder Knieproblemen bis zum

Betagten, der an Rheuma leidet. «In diesem

Umfeld ist es nicht möglich, sich in einem

bestimmten Bereich zu spezialisieren. Aber

genau diese Vielfalt finde ich spannend.»

Dazu bietet die Selbstständigkeit gewisse

Freiheiten, zum Beispiel die flexible Gestal-

tung der Arbeitszeiten und der Praxisorga-

nisation. Doch es gibt auch eine Kehrseite:

«Die Büroarbeit nimmt ziemlich viel Zeit in

Anspruch. Und es gibt keine Garantie für die

Zukunft, auch wenn die Praxis momentan

gut läuft.»

Neben den Behandlungen in der Praxis macht

Simone Oertel mehrmals pro Woche auf ärzt-

liche Verordnung Besuche bei Patientinnen

und Patienten zuhause. Meist handelt es sich

dabei um ältere Menschen, die nicht mehr

gut zu Fuss sind. «Die Situation zuhause ist

speziell und wird von den Patienten manch-

mal auch als Eingriff in die Privats phäre

empfunden.»

Zudem sind dort nur beschränkt Hilfsmittel

verfügbar: «Man muss sich mit dem behel-

fen, was da ist. Deshalb nähert sich die Tätig-

keit manchmal der Ergotherapie an.»

Mit Hausbesuchen lässt sich auch die Unter-

bringung in einem Pflegeheim hinausschie-

ben. «Da ich regelmässig vorbeischaue, kann

ich den Gesundheitszustand der Personen

überwachen und bei Bedarf Massnahmen

einleiten.»

Mit Zuhören und Beobach ten zur Behandlung finden

Simone Oertel Daniel Gisler

selbstständige Physiotherapeutin Physiotherapeut in einem Spital

Jeder Patient sei anders, meint Physiotherapeut Daniel Gisler. In seinem Alltag im Krankenhaus behandelt er Leute mit seinen Händen, unterstützt sie bei der Rehabilitation an Geräten und begleitet so den Heilungsprozess.

Morgens um 8.00 Uhr steht Daniel Gisler im

Untergeschoss des Seespitals im Zürche–

r ischen Kilchberg und ist bereit für seinen

Arbeitstag. Den ersten Termin an diesem

Morgen nimmt ein Familienvater wahr, der

sich beim Fussballspielen mit seinen Kindern

einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Daniel

Gisler drückt sanft auf das Bein, das noch

von der Operation gezeichnet ist, erklärt und

behandelt.

«Es ist wichtig, dass man auf jeden Pati enten

einzeln eingeht», sagt der Physio therapeut.

Sensibilität und Interesse an den Patienten

seien in seinem Job unverzichtbar. «Viele

machen bei der Behandlung gut mit, bei

manchen ist es etwas schwieriger», sagt

Gisler. Dann brauche es besonderes Gespür

und Überzeugungskraft.

Daniel Gisler hat sein Studium an der Zürcher

Hochschule für Angewandte Wissenschaften

absolviert und sich in mehreren Praktika

eine Basis für den Berufseinstieg erarbeitet.

«Das ist üblich bei Physiotherapeuten»,

erklärt er. Die heutige Stelle ist seine erste

Festanstellung. «Hier bin ich Allgemeinprak-

tiker und lerne die verschiedenen Aspekte

des Berufs kennen», erläutert er. Gisler plant,

eine Weiterbildung in manueller Therapie

zu beginnen. «Was man als Physiotherapeut

alles mit den Händen machen kann, finde ich

besonders spannend.»

Im Moment arbeitet er zusammen mit sei-

nen Patienten an der Verbesserung der Be-

weglichkeit und Koordination sowie am

Kraftaufbau. Dazu benützt er unterschiedli-

che Maschinen und Geräte wie Laufbänder,

Gehbarren, Gummimatten oder die Bein-

presse, die es erlaubt, durch das Auf- und

Abbewegen der Beine Gewichte zu heben

und so die Muskulatur zu trainieren. Auch

Schmerztherapie, unter Einsatz von Wärme,

Kälte oder Fango – vulkanischem Mineral-

schlamm – ist ein Aspekt seines Berufes.

Schliesslich protokolliert er den Therapie-

prozess und nimmt Kontakt mit den Ärzten

auf. «Das ist mitunter eine Herausforderung,

da die verantwortlichen Ärzte in meinem

Spital nicht immer leicht zu erreichen sind»,

erzählt er.

Daniel Gisler behandelt sowohl stationäre

als auch ambulante Patientinnen und Patien-

ten. Mit den stationären Patienten macht er

viel Mobilisationsarbeit, hilft ihnen also, ihre

Bewegungsabläufe zu verbessern. Bei den

ambulanten Fällen sind Manualtherapie –

etwa Mobilisation der Gelenke, Dehnungen

und spezielle Massagetechniken – Krafttrai-

ning, Koordinationstraining und Gehschule

wichtig. «Zudem instruiere ich sie, damit

sie ihre Übungen zu Hause richtig machen»,

ergänzt Gisler.

Während viele Physiotherapeutinnen und

Physiotherapeuten eigene Praxen eröffnen,

arbeitet er gerne im Spital. «Der Arbeitsort

spielt schon eine gewisse Rolle», sagt er,

«man hat seine festen Arbeitszeiten und ist in

einer fixen Struktur eingegliedert. Dafür muss

man auch keine Kunden suchen oder Rech-

nungen schreiben, und man muss am Abend

keine zusätzliche Arbeit mehr erledigen.»

«Im Spital bin ich Allgemeinpraktiker»

Nach Schätzungen des Berufsverbandes

physioswiss arbeiten in der Schweiz gegen-

wärtig rund 10’000 Physiotherapeutinnen

und Physiotherapeuten. Über 8000 sind Mit-

glied des Verbands, gut die Hälfte ist selbst-

ständig tätig. Mit 25 % ist der Männeranteil

im Beruf nicht sehr hoch.

Auf dem Arbeitsmarkt ist die Situation ähnlich

wie bei den anderen Gesundheitsberufen:

In den Spitälern herrscht ein Mangel an

Berufsleuten, da viele nach einigen Jahren

eine eigene Praxis eröffnen. In den städti-

schen Zentren besteht eher ein Überan gebot,

während in den Randregionen Knappheit

herrscht.

Bei der selbstständigen Tätigkeit zeichnen

sich zwei Trends ab: Mit Gruppenpraxen las-

sen sich einerseits Kosten sparen, anderer-

seits entstehen immer mehr Praxen, in denen

Fachpersonen für Physiotherapie, Medizin,

Logopädie, Ergotherapie und Psychomotorik

zusammenarbeiten.

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeu-

ten behandeln Patientinnen und Patienten in

der Regel auf ärztliche Verordnung. Sie füh-

ren aber auch Behandlungen durch, die nicht

von der Versicherung übernommen werden

und erbringen Leistungen im Bereich Prä-

vention und Gesundheitsförderung. Zudem

können sie Kurse oder Beratungen zu The-

men wie gesunder Lebensstil, Atemgymnastik

oder Sporttraining anbieten. Die Berufsleute

arbeiten an ganz unterschiedlichen Orten –

in Spitälern, Pflegeheimen, Rehabilitati-

onskliniken, Thermalbädern, Sportzentren,

Schulen und in Unternehmen. Nach zwei Jah-

ren Berufspraxis können sie sich selbststän-

dig machen und eine eigene Praxis eröffnen.

Für die Bewilligung, die von der zuständi-

gen kantonalen Behörde erteilt wird, muss

ein Nachweis über die klinische Tätigkeit in

einer öffentlichen oder privaten Einrichtung

vorgelegt werden.

In der Physiotherapie gibt es zahlreiche Tech-

niken, die eine Vertiefung oder Spezialisie-

rung erlauben: So zum Beispiel manuelle

Therapien (z. B. Lymphdrainage), Haltungs-

techniken (z. B. Verbesserung der Körperhal-

tung, Ergonomie), Entspannungstechniken

(z. B. autogenes Training, Reflexzonenthe-

rapie) und kardiorespiratorische Techniken

(z. B. Spezialisierung in Intensivpflege, in

Reanimation). Es gibt auch berufliche Perspek-

tiven in den Bereichen Management (in

einer Kaderfunktion im Gesundheits- oder

Bildungsbereich), in der Berufspolitik oder

in der Forschung. Diese spielt für die Phy-

siotherapie zunehmend eine grössere Rolle.

Vielfältige Berufsmöglichkeiten Physiotherapeutin / Physiotherapeut —

ein Beruf für mich? Hier einige Aussagen, um das zu überprüfen. Ich verfüge über manuelles Geschick und einen ausgeprägten Berührungssinn.Das wichtigste Instrument der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind ihre Hände. Wie bei Therapietechniken am Bewegungsapparat Kraft dosiert eingesetzt wird, lernt man in der Praxis; doch ein gewisses taktiles Gespür und manuelle Gewandtheit sind erforderlich.

Ich bin empathisch und tolerant.Eine Vertrauensbeziehung zu den Patientinnen und Patienten aufbauen, ihnen zuhören und auf sie eingehen, sie auf ihrem Weg begleiten und wenn nötig unterstützen: Diese zwischenmenschlichen Fähig-keiten sind für den Beruf unerlässlich.

Ich arbeite gerne selbstständig und bin verantwortungsbewusst.Die Berufsleute arbeiten meist allein mit den Patientinnen und Patienten. Sie stellen selbst die Diagnose und sind für die durchgeführten Behandlungen verantwortlich. Sie müssen fähig sein, Entscheidungen zu treffen und sie gegenüber Patienten, Ärztinnen und Krankenkassen zu vertreten.

Ich habe eine gute Beobachtungsgabe und analytische Fähigkeiten.Die Zeit in einer Sitzung ist begrenzt. Daher muss man eine Situation rasch beurteilen können, die geeignete Technik bestimmen, die Resultate analysieren und das weitere Vorgehen ableiten.

Ich bin an medizinischen Fragen und an der Weiterbildung interessiert.Medizin und Geisteswissenschaften verzeichnen laufend Fortschritte, tagtäglich werden Therapie-techniken und Behandlungen in Frage gestellt oder weiterentwickelt. Deshalb ist es wichtig, sich für diese Entwicklungen auf dem Gebiet des menschlichen Körpers und seiner Anatomie sowie für die Arbeit anderer Gesundheitsfachleute zu interessieren.

Impressum1. Auflage 2012© 2012 SDBB, Bern. Alle Rechte vorbehalten.

Herausgeber: Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung |Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB, BernNationale Dach-Organisation der Arbeitswelt Gesundheit OdASanté, Bern

Projektleitung: Reto Klink, Zürich; Heinz Staufer, Véronique Antille, SDBB Recherche und Texte: Tanja Hegglin-Seufert, Zürich; Simon Staufer, Schaffhausen; Reto Klink, Zürich; Zoé Schneider, OCOSP, Lausanne Übersetzungen: Inauen Übersetzungen, Scuol Fachlektorat: Brigitte Schneiter-von Bergen, SDBB; Gaby Millasson, physioswiss; Luca D’Alessandro, OdASanté Fotos: Reto Klink, Zürich; Thierry Parel, Genf Grafik: Viviane Wälchli, Zürich Umsetzung: metaphor GmbH, Bern-Liebefeld Druck: Ast & Fischer AG, Wabern

Vertrieb / Kundendienst: SDBB Vertrieb, Industriestrasse 1, 3052 ZollikofenTel 0848 999 001, Fax 031 320 29 38, [email protected], www.shop.sdbb.ch

Artikelnummer: FE1-3129 (Einzelex.) Dieses Faltblatt gibt es auch in Französisch und Italienisch.

Verlag: SDBB Verlag, [email protected], www.sdbb.ch

Wir danken allen beteiligten Personen und Institutionen herzlich für ihre Mitarbeit. Mit Unterstützung des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie BBT.

Verwandte Berufe Ergotherapeutinnen und Ergo-therapeuten befassen sich mit konkreten Problemen im Alltag: Die Fortbewegung in der eigenen Wohnung, sich ankleiden, einkaufen, kochen usw. Ihre Arbeit ist vor allem auf die Beschaffung und Herstellung von geeignetem Material und von Hilfsmitteln sowie auf die Anpassung der Umgebung der Betroffenen ausgerichtet. Die Ausbildung wird an einer Fachhochschule vermittelt.

Psychomotorik-Therapeutinnen und -Therapeuten interessieren sich für die Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche. Wie Physiothera-peutinnen und Physiotherapeuten wirken auch sie auf den Körper ein, um Körperfunktionen, aber auch mentale oder affektive Funktionen wiederherzustellen. Sie setzen unterschiedliche Techniken wie Tanztherapie, Entspannungsübungen oder Körper- und Theatertherapie ein. Die Ausbildung wird an einer Fachhochschule vermittelt.

Chiropraktorinnen und Chiro-praktoren befassen sich mit Funktionsstörungen und Schmerzen, die vom Bewegungsapparat und vor allem von der Wirbelsäule ausgehen. Sie nehmen Manipulationen vor, behandeln die Weichteile und befassen sich auch mit Ergonomie und der Ernährungsweise. Die Ausbildung wird in einem Studium im Anschluss an einen Bachelor in Medizin erworben

Die Osteopathie stellt ähnlich wie die Physiotherapie Diagnosen und behandelt körperliche und physiologi-sche Störungen. Dies erfolgt aus-schliesslich mit Hilfe der Hände durch Berühren, Ausüben von Druck. Neben einer Vollzeitausbildung, die 5 Jahre dauert, gibt es zurzeit verschiedene Teilzeit-Angebote, die sich an Personen mit einer paramedi-zinischen Grundausbildung richten.

Weitere Informationen www.gesundheitsberufe.ch Dach-kommunikation von OdASanté zu den Gesundheitsberufen www.berufsberatung.ch Allgemeine Informationen zu Berufswahl und Laufbahnplanung, Lehrstellen, Weiterbildungwww.physioswiss.ch Schweizer Physiotherapie Verbandwww.odasante.ch Nationale Dach-Organisation der Arbeitswelt Gesundheit

«Feste Arbeitszeiten und

eine fixe Struktur.»

«Genau diese Vielfalt

finde ich spannend.»

neutralDrucksache

No. 01-11-426849 – www.myclimate.org© myclimate – The Climate Protection Partnership

Page 4: PHYSIOTHERAPEUTIN FH PHYSIOTHERAPEUT

Port

rät

Port

rät

Pers

pekt

iven

Anfo

rderu

ngenNachdem Simone Oertel einige

Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, führt sie nun mit einer Kollegin eine eigene Praxis auf dem Land. Sie betreut dort ganz unterschiedliche Menschen, zusätzlich macht sie regelmässig Hausbesuche.

Beim ersten Termin führt Simone Oertel je-

weils eine Befunderhebung durch: Wo liegt

zurzeit das Problem? Was tut weh und

was lindert die Schmerzen? Die Antworten

helfen ihr, die zu behandelnde Störung zu

erkennen. Mit Hilfe verschiedener Tests lässt

sich das Problem anschliessend noch genauer

eingrenzen. «Entweder mobilisiere ich den

Patienten oder er versucht selbst, bestimmte

Bewegungen auszuführen. So kann ich

ableiten, ob es sich eher um eine Entzün-

dung, um fehlende Kraft oder eine andere

Behinderung handelt.»

Erst dann beginnt Simone Oertel mit der

eigentlichen Behandlung: «Pro Sitzung

wende ich höchstens zwei bis drei Techniken

an, zum Beispiel eine Massage oder Gleich-

gewichts- und Bewegungsübungen. Da die

Zeit begrenzt ist, sind mehrere Sitzungen

nötig.» Die Physiotherapeutin entscheidet

je nach Fall darüber, welches die geeignete

Technik zur Behandlung ist.

Bei Bedarf muss sie ihr Vorgehen gegenüber

dem Patienten, den Ärzten oder Krankenkas-

sen rechtfertigen können. Deshalb notiert sie

genau, welche Behandlungsformen während

einer Sitzung angewandt wurden. Simone

Oertel nimmt sich auch Zeit, um ihre Patien-

tinnen und Patienten über die Diagnose und

über das Ziel der Physiotherapie aufzuklären.

«Eine Frau, die nach einer Brustkrebsopera-

tion Schwierigkeiten hat, die Arme zu heben,

muss wissen, welche Aktivitäten sie ausüben

darf und welche sie unterlassen sollte.»

Die Arbeit in einer kleinen Praxis bringt es mit

sich, dass man mit Menschen unterschiedli-

chen Alters und mit den verschiedensten Pro-

blemen zu tun hat: vom Neugeborenen mit

Atemschwierigkeiten über die Gymnasiastin

mit Rücken- oder Knieproblemen bis zum

Betagten, der an Rheuma leidet. «In diesem

Umfeld ist es nicht möglich, sich in einem

bestimmten Bereich zu spezialisieren. Aber

genau diese Vielfalt finde ich spannend.»

Dazu bietet die Selbstständigkeit gewisse

Freiheiten, zum Beispiel die flexible Gestal-

tung der Arbeitszeiten und der Praxisorga-

nisation. Doch es gibt auch eine Kehrseite:

«Die Büroarbeit nimmt ziemlich viel Zeit in

Anspruch. Und es gibt keine Garantie für die

Zukunft, auch wenn die Praxis momentan

gut läuft.»

Neben den Behandlungen in der Praxis macht

Simone Oertel mehrmals pro Woche auf ärzt-

liche Verordnung Besuche bei Patientinnen

und Patienten zuhause. Meist handelt es sich

dabei um ältere Menschen, die nicht mehr

gut zu Fuss sind. «Die Situation zuhause ist

speziell und wird von den Patienten manch-

mal auch als Eingriff in die Privats phäre

empfunden.»

Zudem sind dort nur beschränkt Hilfsmittel

verfügbar: «Man muss sich mit dem behel-

fen, was da ist. Deshalb nähert sich die Tätig-

keit manchmal der Ergotherapie an.»

Mit Hausbesuchen lässt sich auch die Unter-

bringung in einem Pflegeheim hinausschie-

ben. «Da ich regelmässig vorbeischaue, kann

ich den Gesundheitszustand der Personen

überwachen und bei Bedarf Massnahmen

einleiten.»

Mit Zuhören und Beobach ten zur Behandlung finden

Simone Oertel Daniel Gisler

selbstständige Physiotherapeutin Physiotherapeut in einem Spital

Jeder Patient sei anders, meint Physiotherapeut Daniel Gisler. In seinem Alltag im Krankenhaus behandelt er Leute mit seinen Händen, unterstützt sie bei der Rehabilitation an Geräten und begleitet so den Heilungsprozess.

Morgens um 8.00 Uhr steht Daniel Gisler im

Untergeschoss des Seespitals im Zürche–

r ischen Kilchberg und ist bereit für seinen

Arbeitstag. Den ersten Termin an diesem

Morgen nimmt ein Familienvater wahr, der

sich beim Fussballspielen mit seinen Kindern

einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Daniel

Gisler drückt sanft auf das Bein, das noch

von der Operation gezeichnet ist, erklärt und

behandelt.

«Es ist wichtig, dass man auf jeden Pati enten

einzeln eingeht», sagt der Physio therapeut.

Sensibilität und Interesse an den Patienten

seien in seinem Job unverzichtbar. «Viele

machen bei der Behandlung gut mit, bei

manchen ist es etwas schwieriger», sagt

Gisler. Dann brauche es besonderes Gespür

und Überzeugungskraft.

Daniel Gisler hat sein Studium an der Zürcher

Hochschule für Angewandte Wissenschaften

absolviert und sich in mehreren Praktika

eine Basis für den Berufseinstieg erarbeitet.

«Das ist üblich bei Physiotherapeuten»,

erklärt er. Die heutige Stelle ist seine erste

Festanstellung. «Hier bin ich Allgemeinprak-

tiker und lerne die verschiedenen Aspekte

des Berufs kennen», erläutert er. Gisler plant,

eine Weiterbildung in manueller Therapie

zu beginnen. «Was man als Physiotherapeut

alles mit den Händen machen kann, finde ich

besonders spannend.»

Im Moment arbeitet er zusammen mit sei-

nen Patienten an der Verbesserung der Be-

weglichkeit und Koordination sowie am

Kraftaufbau. Dazu benützt er unterschiedli-

che Maschinen und Geräte wie Laufbänder,

Gehbarren, Gummimatten oder die Bein-

presse, die es erlaubt, durch das Auf- und

Abbewegen der Beine Gewichte zu heben

und so die Muskulatur zu trainieren. Auch

Schmerztherapie, unter Einsatz von Wärme,

Kälte oder Fango – vulkanischem Mineral-

schlamm – ist ein Aspekt seines Berufes.

Schliesslich protokolliert er den Therapie-

prozess und nimmt Kontakt mit den Ärzten

auf. «Das ist mitunter eine Herausforderung,

da die verantwortlichen Ärzte in meinem

Spital nicht immer leicht zu erreichen sind»,

erzählt er.

Daniel Gisler behandelt sowohl stationäre

als auch ambulante Patientinnen und Patien-

ten. Mit den stationären Patienten macht er

viel Mobilisationsarbeit, hilft ihnen also, ihre

Bewegungsabläufe zu verbessern. Bei den

ambulanten Fällen sind Manualtherapie –

etwa Mobilisation der Gelenke, Dehnungen

und spezielle Massagetechniken – Krafttrai-

ning, Koordinationstraining und Gehschule

wichtig. «Zudem instruiere ich sie, damit

sie ihre Übungen zu Hause richtig machen»,

ergänzt Gisler.

Während viele Physiotherapeutinnen und

Physiotherapeuten eigene Praxen eröffnen,

arbeitet er gerne im Spital. «Der Arbeitsort

spielt schon eine gewisse Rolle», sagt er,

«man hat seine festen Arbeitszeiten und ist in

einer fixen Struktur eingegliedert. Dafür muss

man auch keine Kunden suchen oder Rech-

nungen schreiben, und man muss am Abend

keine zusätzliche Arbeit mehr erledigen.»

«Im Spital bin ich Allgemeinpraktiker»

Nach Schätzungen des Berufsverbandes

physioswiss arbeiten in der Schweiz gegen-

wärtig rund 10’000 Physiotherapeutinnen

und Physiotherapeuten. Über 8000 sind Mit-

glied des Verbands, gut die Hälfte ist selbst-

ständig tätig. Mit 25 % ist der Männeranteil

im Beruf nicht sehr hoch.

Auf dem Arbeitsmarkt ist die Situation ähnlich

wie bei den anderen Gesundheitsberufen:

In den Spitälern herrscht ein Mangel an

Berufsleuten, da viele nach einigen Jahren

eine eigene Praxis eröffnen. In den städti-

schen Zentren besteht eher ein Überan gebot,

während in den Randregionen Knappheit

herrscht.

Bei der selbstständigen Tätigkeit zeichnen

sich zwei Trends ab: Mit Gruppenpraxen las-

sen sich einerseits Kosten sparen, anderer-

seits entstehen immer mehr Praxen, in denen

Fachpersonen für Physiotherapie, Medizin,

Logopädie, Ergotherapie und Psychomotorik

zusammenarbeiten.

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeu-

ten behandeln Patientinnen und Patienten in

der Regel auf ärztliche Verordnung. Sie füh-

ren aber auch Behandlungen durch, die nicht

von der Versicherung übernommen werden

und erbringen Leistungen im Bereich Prä-

vention und Gesundheitsförderung. Zudem

können sie Kurse oder Beratungen zu The-

men wie gesunder Lebensstil, Atemgymnastik

oder Sporttraining anbieten. Die Berufsleute

arbeiten an ganz unterschiedlichen Orten –

in Spitälern, Pflegeheimen, Rehabilitati-

onskliniken, Thermalbädern, Sportzentren,

Schulen und in Unternehmen. Nach zwei Jah-

ren Berufspraxis können sie sich selbststän-

dig machen und eine eigene Praxis eröffnen.

Für die Bewilligung, die von der zuständi-

gen kantonalen Behörde erteilt wird, muss

ein Nachweis über die klinische Tätigkeit in

einer öffentlichen oder privaten Einrichtung

vorgelegt werden.

In der Physiotherapie gibt es zahlreiche Tech-

niken, die eine Vertiefung oder Spezialisie-

rung erlauben: So zum Beispiel manuelle

Therapien (z. B. Lymphdrainage), Haltungs-

techniken (z. B. Verbesserung der Körperhal-

tung, Ergonomie), Entspannungstechniken

(z. B. autogenes Training, Reflexzonenthe-

rapie) und kardiorespiratorische Techniken

(z. B. Spezialisierung in Intensivpflege, in

Reanimation). Es gibt auch berufliche Perspek-

tiven in den Bereichen Management (in

einer Kaderfunktion im Gesundheits- oder

Bildungsbereich), in der Berufspolitik oder

in der Forschung. Diese spielt für die Phy-

siotherapie zunehmend eine grössere Rolle.

Vielfältige Berufsmöglichkeiten Physiotherapeutin / Physiotherapeut —

ein Beruf für mich? Hier einige Aussagen, um das zu überprüfen. Ich verfüge über manuelles Geschick und einen ausgeprägten Berührungssinn.Das wichtigste Instrument der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind ihre Hände. Wie bei Therapietechniken am Bewegungsapparat Kraft dosiert eingesetzt wird, lernt man in der Praxis; doch ein gewisses taktiles Gespür und manuelle Gewandtheit sind erforderlich.

Ich bin empathisch und tolerant.Eine Vertrauensbeziehung zu den Patientinnen und Patienten aufbauen, ihnen zuhören und auf sie eingehen, sie auf ihrem Weg begleiten und wenn nötig unterstützen: Diese zwischenmenschlichen Fähig-keiten sind für den Beruf unerlässlich.

Ich arbeite gerne selbstständig und bin verantwortungsbewusst.Die Berufsleute arbeiten meist allein mit den Patientinnen und Patienten. Sie stellen selbst die Diagnose und sind für die durchgeführten Behandlungen verantwortlich. Sie müssen fähig sein, Entscheidungen zu treffen und sie gegenüber Patienten, Ärztinnen und Krankenkassen zu vertreten.

Ich habe eine gute Beobachtungsgabe und analytische Fähigkeiten.Die Zeit in einer Sitzung ist begrenzt. Daher muss man eine Situation rasch beurteilen können, die geeignete Technik bestimmen, die Resultate analysieren und das weitere Vorgehen ableiten.

Ich bin an medizinischen Fragen und an der Weiterbildung interessiert.Medizin und Geisteswissenschaften verzeichnen laufend Fortschritte, tagtäglich werden Therapie-techniken und Behandlungen in Frage gestellt oder weiterentwickelt. Deshalb ist es wichtig, sich für diese Entwicklungen auf dem Gebiet des menschlichen Körpers und seiner Anatomie sowie für die Arbeit anderer Gesundheitsfachleute zu interessieren.

Impressum1. Auflage 2012© 2012 SDBB, Bern. Alle Rechte vorbehalten.

Herausgeber: Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung |Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB, BernNationale Dach-Organisation der Arbeitswelt Gesundheit OdASanté, Bern

Projektleitung: Reto Klink, Zürich; Heinz Staufer, Véronique Antille, SDBB Recherche und Texte: Tanja Hegglin-Seufert, Zürich; Simon Staufer, Schaffhausen; Reto Klink, Zürich; Zoé Schneider, OCOSP, Lausanne Übersetzungen: Inauen Übersetzungen, Scuol Fachlektorat: Brigitte Schneiter-von Bergen, SDBB; Gaby Millasson, physioswiss; Luca D’Alessandro, OdASanté Fotos: Reto Klink, Zürich; Thierry Parel, Genf Grafik: Viviane Wälchli, Zürich Umsetzung: metaphor GmbH, Bern-Liebefeld Druck: Ast & Fischer AG, Wabern

Vertrieb / Kundendienst: SDBB Vertrieb, Industriestrasse 1, 3052 ZollikofenTel 0848 999 001, Fax 031 320 29 38, [email protected], www.shop.sdbb.ch

Artikelnummer: FE1-3129 (Einzelex.) Dieses Faltblatt gibt es auch in Französisch und Italienisch.

Verlag: SDBB Verlag, [email protected], www.sdbb.ch

Wir danken allen beteiligten Personen und Institutionen herzlich für ihre Mitarbeit. Mit Unterstützung des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie BBT.

Verwandte Berufe Ergotherapeutinnen und Ergo-therapeuten befassen sich mit konkreten Problemen im Alltag: Die Fortbewegung in der eigenen Wohnung, sich ankleiden, einkaufen, kochen usw. Ihre Arbeit ist vor allem auf die Beschaffung und Herstellung von geeignetem Material und von Hilfsmitteln sowie auf die Anpassung der Umgebung der Betroffenen ausgerichtet. Die Ausbildung wird an einer Fachhochschule vermittelt.

Psychomotorik-Therapeutinnen und -Therapeuten interessieren sich für die Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche. Wie Physiothera-peutinnen und Physiotherapeuten wirken auch sie auf den Körper ein, um Körperfunktionen, aber auch mentale oder affektive Funktionen wiederherzustellen. Sie setzen unterschiedliche Techniken wie Tanztherapie, Entspannungsübungen oder Körper- und Theatertherapie ein. Die Ausbildung wird an einer Fachhochschule vermittelt.

Chiropraktorinnen und Chiro-praktoren befassen sich mit Funktionsstörungen und Schmerzen, die vom Bewegungsapparat und vor allem von der Wirbelsäule ausgehen. Sie nehmen Manipulationen vor, behandeln die Weichteile und befassen sich auch mit Ergonomie und der Ernährungsweise. Die Ausbildung wird in einem Studium im Anschluss an einen Bachelor in Medizin erworben

Die Osteopathie stellt ähnlich wie die Physiotherapie Diagnosen und behandelt körperliche und physiologi-sche Störungen. Dies erfolgt aus-schliesslich mit Hilfe der Hände durch Berühren, Ausüben von Druck. Neben einer Vollzeitausbildung, die 5 Jahre dauert, gibt es zurzeit verschiedene Teilzeit-Angebote, die sich an Personen mit einer paramedi-zinischen Grundausbildung richten.

Weitere Informationen www.gesundheitsberufe.ch Dach-kommunikation von OdASanté zu den Gesundheitsberufen www.berufsberatung.ch Allgemeine Informationen zu Berufswahl und Laufbahnplanung, Lehrstellen, Weiterbildungwww.physioswiss.ch Schweizer Physiotherapie Verbandwww.odasante.ch Nationale Dach-Organisation der Arbeitswelt Gesundheit

«Feste Arbeitszeiten und

eine fixe Struktur.»

«Genau diese Vielfalt

finde ich spannend.»

neutralDrucksache

No. 01-11-426849 – www.myclimate.org© myclimate – The Climate Protection Partnership

Page 5: PHYSIOTHERAPEUTIN FH PHYSIOTHERAPEUT

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pekt

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Anfo

rderu

ngenNachdem Simone Oertel einige

Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, führt sie nun mit einer Kollegin eine eigene Praxis auf dem Land. Sie betreut dort ganz unterschiedliche Menschen, zusätzlich macht sie regelmässig Hausbesuche.

Beim ersten Termin führt Simone Oertel je-

weils eine Befunderhebung durch: Wo liegt

zurzeit das Problem? Was tut weh und

was lindert die Schmerzen? Die Antworten

helfen ihr, die zu behandelnde Störung zu

erkennen. Mit Hilfe verschiedener Tests lässt

sich das Problem anschliessend noch genauer

eingrenzen. «Entweder mobilisiere ich den

Patienten oder er versucht selbst, bestimmte

Bewegungen auszuführen. So kann ich

ableiten, ob es sich eher um eine Entzün-

dung, um fehlende Kraft oder eine andere

Behinderung handelt.»

Erst dann beginnt Simone Oertel mit der

eigentlichen Behandlung: «Pro Sitzung

wende ich höchstens zwei bis drei Techniken

an, zum Beispiel eine Massage oder Gleich-

gewichts- und Bewegungsübungen. Da die

Zeit begrenzt ist, sind mehrere Sitzungen

nötig.» Die Physiotherapeutin entscheidet

je nach Fall darüber, welches die geeignete

Technik zur Behandlung ist.

Bei Bedarf muss sie ihr Vorgehen gegenüber

dem Patienten, den Ärzten oder Krankenkas-

sen rechtfertigen können. Deshalb notiert sie

genau, welche Behandlungsformen während

einer Sitzung angewandt wurden. Simone

Oertel nimmt sich auch Zeit, um ihre Patien-

tinnen und Patienten über die Diagnose und

über das Ziel der Physiotherapie aufzuklären.

«Eine Frau, die nach einer Brustkrebsopera-

tion Schwierigkeiten hat, die Arme zu heben,

muss wissen, welche Aktivitäten sie ausüben

darf und welche sie unterlassen sollte.»

Die Arbeit in einer kleinen Praxis bringt es mit

sich, dass man mit Menschen unterschiedli-

chen Alters und mit den verschiedensten Pro-

blemen zu tun hat: vom Neugeborenen mit

Atemschwierigkeiten über die Gymnasiastin

mit Rücken- oder Knieproblemen bis zum

Betagten, der an Rheuma leidet. «In diesem

Umfeld ist es nicht möglich, sich in einem

bestimmten Bereich zu spezialisieren. Aber

genau diese Vielfalt finde ich spannend.»

Dazu bietet die Selbstständigkeit gewisse

Freiheiten, zum Beispiel die flexible Gestal-

tung der Arbeitszeiten und der Praxisorga-

nisation. Doch es gibt auch eine Kehrseite:

«Die Büroarbeit nimmt ziemlich viel Zeit in

Anspruch. Und es gibt keine Garantie für die

Zukunft, auch wenn die Praxis momentan

gut läuft.»

Neben den Behandlungen in der Praxis macht

Simone Oertel mehrmals pro Woche auf ärzt-

liche Verordnung Besuche bei Patientinnen

und Patienten zuhause. Meist handelt es sich

dabei um ältere Menschen, die nicht mehr

gut zu Fuss sind. «Die Situation zuhause ist

speziell und wird von den Patienten manch-

mal auch als Eingriff in die Privats phäre

empfunden.»

Zudem sind dort nur beschränkt Hilfsmittel

verfügbar: «Man muss sich mit dem behel-

fen, was da ist. Deshalb nähert sich die Tätig-

keit manchmal der Ergotherapie an.»

Mit Hausbesuchen lässt sich auch die Unter-

bringung in einem Pflegeheim hinausschie-

ben. «Da ich regelmässig vorbeischaue, kann

ich den Gesundheitszustand der Personen

überwachen und bei Bedarf Massnahmen

einleiten.»

Mit Zuhören und Beobach ten zur Behandlung finden

Simone Oertel Daniel Gisler

selbstständige Physiotherapeutin Physiotherapeut in einem Spital

Jeder Patient sei anders, meint Physiotherapeut Daniel Gisler. In seinem Alltag im Krankenhaus behandelt er Leute mit seinen Händen, unterstützt sie bei der Rehabilitation an Geräten und begleitet so den Heilungsprozess.

Morgens um 8.00 Uhr steht Daniel Gisler im

Untergeschoss des Seespitals im Zürche–

r ischen Kilchberg und ist bereit für seinen

Arbeitstag. Den ersten Termin an diesem

Morgen nimmt ein Familienvater wahr, der

sich beim Fussballspielen mit seinen Kindern

einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Daniel

Gisler drückt sanft auf das Bein, das noch

von der Operation gezeichnet ist, erklärt und

behandelt.

«Es ist wichtig, dass man auf jeden Pati enten

einzeln eingeht», sagt der Physio therapeut.

Sensibilität und Interesse an den Patienten

seien in seinem Job unverzichtbar. «Viele

machen bei der Behandlung gut mit, bei

manchen ist es etwas schwieriger», sagt

Gisler. Dann brauche es besonderes Gespür

und Überzeugungskraft.

Daniel Gisler hat sein Studium an der Zürcher

Hochschule für Angewandte Wissenschaften

absolviert und sich in mehreren Praktika

eine Basis für den Berufseinstieg erarbeitet.

«Das ist üblich bei Physiotherapeuten»,

erklärt er. Die heutige Stelle ist seine erste

Festanstellung. «Hier bin ich Allgemeinprak-

tiker und lerne die verschiedenen Aspekte

des Berufs kennen», erläutert er. Gisler plant,

eine Weiterbildung in manueller Therapie

zu beginnen. «Was man als Physiotherapeut

alles mit den Händen machen kann, finde ich

besonders spannend.»

Im Moment arbeitet er zusammen mit sei-

nen Patienten an der Verbesserung der Be-

weglichkeit und Koordination sowie am

Kraftaufbau. Dazu benützt er unterschiedli-

che Maschinen und Geräte wie Laufbänder,

Gehbarren, Gummimatten oder die Bein-

presse, die es erlaubt, durch das Auf- und

Abbewegen der Beine Gewichte zu heben

und so die Muskulatur zu trainieren. Auch

Schmerztherapie, unter Einsatz von Wärme,

Kälte oder Fango – vulkanischem Mineral-

schlamm – ist ein Aspekt seines Berufes.

Schliesslich protokolliert er den Therapie-

prozess und nimmt Kontakt mit den Ärzten

auf. «Das ist mitunter eine Herausforderung,

da die verantwortlichen Ärzte in meinem

Spital nicht immer leicht zu erreichen sind»,

erzählt er.

Daniel Gisler behandelt sowohl stationäre

als auch ambulante Patientinnen und Patien-

ten. Mit den stationären Patienten macht er

viel Mobilisationsarbeit, hilft ihnen also, ihre

Bewegungsabläufe zu verbessern. Bei den

ambulanten Fällen sind Manualtherapie –

etwa Mobilisation der Gelenke, Dehnungen

und spezielle Massagetechniken – Krafttrai-

ning, Koordinationstraining und Gehschule

wichtig. «Zudem instruiere ich sie, damit

sie ihre Übungen zu Hause richtig machen»,

ergänzt Gisler.

Während viele Physiotherapeutinnen und

Physiotherapeuten eigene Praxen eröffnen,

arbeitet er gerne im Spital. «Der Arbeitsort

spielt schon eine gewisse Rolle», sagt er,

«man hat seine festen Arbeitszeiten und ist in

einer fixen Struktur eingegliedert. Dafür muss

man auch keine Kunden suchen oder Rech-

nungen schreiben, und man muss am Abend

keine zusätzliche Arbeit mehr erledigen.»

«Im Spital bin ich Allgemeinpraktiker»

Nach Schätzungen des Berufsverbandes

physioswiss arbeiten in der Schweiz gegen-

wärtig rund 10’000 Physiotherapeutinnen

und Physiotherapeuten. Über 8000 sind Mit-

glied des Verbands, gut die Hälfte ist selbst-

ständig tätig. Mit 25 % ist der Männeranteil

im Beruf nicht sehr hoch.

Auf dem Arbeitsmarkt ist die Situation ähnlich

wie bei den anderen Gesundheitsberufen:

In den Spitälern herrscht ein Mangel an

Berufsleuten, da viele nach einigen Jahren

eine eigene Praxis eröffnen. In den städti-

schen Zentren besteht eher ein Überan gebot,

während in den Randregionen Knappheit

herrscht.

Bei der selbstständigen Tätigkeit zeichnen

sich zwei Trends ab: Mit Gruppenpraxen las-

sen sich einerseits Kosten sparen, anderer-

seits entstehen immer mehr Praxen, in denen

Fachpersonen für Physiotherapie, Medizin,

Logopädie, Ergotherapie und Psychomotorik

zusammenarbeiten.

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeu-

ten behandeln Patientinnen und Patienten in

der Regel auf ärztliche Verordnung. Sie füh-

ren aber auch Behandlungen durch, die nicht

von der Versicherung übernommen werden

und erbringen Leistungen im Bereich Prä-

vention und Gesundheitsförderung. Zudem

können sie Kurse oder Beratungen zu The-

men wie gesunder Lebensstil, Atemgymnastik

oder Sporttraining anbieten. Die Berufsleute

arbeiten an ganz unterschiedlichen Orten –

in Spitälern, Pflegeheimen, Rehabilitati-

onskliniken, Thermalbädern, Sportzentren,

Schulen und in Unternehmen. Nach zwei Jah-

ren Berufspraxis können sie sich selbststän-

dig machen und eine eigene Praxis eröffnen.

Für die Bewilligung, die von der zuständi-

gen kantonalen Behörde erteilt wird, muss

ein Nachweis über die klinische Tätigkeit in

einer öffentlichen oder privaten Einrichtung

vorgelegt werden.

In der Physiotherapie gibt es zahlreiche Tech-

niken, die eine Vertiefung oder Spezialisie-

rung erlauben: So zum Beispiel manuelle

Therapien (z. B. Lymphdrainage), Haltungs-

techniken (z. B. Verbesserung der Körperhal-

tung, Ergonomie), Entspannungstechniken

(z. B. autogenes Training, Reflexzonenthe-

rapie) und kardiorespiratorische Techniken

(z. B. Spezialisierung in Intensivpflege, in

Reanimation). Es gibt auch berufliche Perspek-

tiven in den Bereichen Management (in

einer Kaderfunktion im Gesundheits- oder

Bildungsbereich), in der Berufspolitik oder

in der Forschung. Diese spielt für die Phy-

siotherapie zunehmend eine grössere Rolle.

Vielfältige Berufsmöglichkeiten Physiotherapeutin / Physiotherapeut —

ein Beruf für mich? Hier einige Aussagen, um das zu überprüfen. Ich verfüge über manuelles Geschick und einen ausgeprägten Berührungssinn.Das wichtigste Instrument der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind ihre Hände. Wie bei Therapietechniken am Bewegungsapparat Kraft dosiert eingesetzt wird, lernt man in der Praxis; doch ein gewisses taktiles Gespür und manuelle Gewandtheit sind erforderlich.

Ich bin empathisch und tolerant.Eine Vertrauensbeziehung zu den Patientinnen und Patienten aufbauen, ihnen zuhören und auf sie eingehen, sie auf ihrem Weg begleiten und wenn nötig unterstützen: Diese zwischenmenschlichen Fähig-keiten sind für den Beruf unerlässlich.

Ich arbeite gerne selbstständig und bin verantwortungsbewusst.Die Berufsleute arbeiten meist allein mit den Patientinnen und Patienten. Sie stellen selbst die Diagnose und sind für die durchgeführten Behandlungen verantwortlich. Sie müssen fähig sein, Entscheidungen zu treffen und sie gegenüber Patienten, Ärztinnen und Krankenkassen zu vertreten.

Ich habe eine gute Beobachtungsgabe und analytische Fähigkeiten.Die Zeit in einer Sitzung ist begrenzt. Daher muss man eine Situation rasch beurteilen können, die geeignete Technik bestimmen, die Resultate analysieren und das weitere Vorgehen ableiten.

Ich bin an medizinischen Fragen und an der Weiterbildung interessiert.Medizin und Geisteswissenschaften verzeichnen laufend Fortschritte, tagtäglich werden Therapie-techniken und Behandlungen in Frage gestellt oder weiterentwickelt. Deshalb ist es wichtig, sich für diese Entwicklungen auf dem Gebiet des menschlichen Körpers und seiner Anatomie sowie für die Arbeit anderer Gesundheitsfachleute zu interessieren.

Impressum1. Auflage 2012© 2012 SDBB, Bern. Alle Rechte vorbehalten.

Herausgeber: Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung |Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB, BernNationale Dach-Organisation der Arbeitswelt Gesundheit OdASanté, Bern

Projektleitung: Reto Klink, Zürich; Heinz Staufer, Véronique Antille, SDBB Recherche und Texte: Tanja Hegglin-Seufert, Zürich; Simon Staufer, Schaffhausen; Reto Klink, Zürich; Zoé Schneider, OCOSP, Lausanne Übersetzungen: Inauen Übersetzungen, Scuol Fachlektorat: Brigitte Schneiter-von Bergen, SDBB; Gaby Millasson, physioswiss; Luca D’Alessandro, OdASanté Fotos: Reto Klink, Zürich; Thierry Parel, Genf Grafik: Viviane Wälchli, Zürich Umsetzung: metaphor GmbH, Bern-Liebefeld Druck: Ast & Fischer AG, Wabern

Vertrieb / Kundendienst: SDBB Vertrieb, Industriestrasse 1, 3052 ZollikofenTel 0848 999 001, Fax 031 320 29 38, [email protected], www.shop.sdbb.ch

Artikelnummer: FE1-3129 (Einzelex.) Dieses Faltblatt gibt es auch in Französisch und Italienisch.

Verlag: SDBB Verlag, [email protected], www.sdbb.ch

Wir danken allen beteiligten Personen und Institutionen herzlich für ihre Mitarbeit. Mit Unterstützung des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie BBT.

Verwandte Berufe Ergotherapeutinnen und Ergo-therapeuten befassen sich mit konkreten Problemen im Alltag: Die Fortbewegung in der eigenen Wohnung, sich ankleiden, einkaufen, kochen usw. Ihre Arbeit ist vor allem auf die Beschaffung und Herstellung von geeignetem Material und von Hilfsmitteln sowie auf die Anpassung der Umgebung der Betroffenen ausgerichtet. Die Ausbildung wird an einer Fachhochschule vermittelt.

Psychomotorik-Therapeutinnen und -Therapeuten interessieren sich für die Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche. Wie Physiothera-peutinnen und Physiotherapeuten wirken auch sie auf den Körper ein, um Körperfunktionen, aber auch mentale oder affektive Funktionen wiederherzustellen. Sie setzen unterschiedliche Techniken wie Tanztherapie, Entspannungsübungen oder Körper- und Theatertherapie ein. Die Ausbildung wird an einer Fachhochschule vermittelt.

Chiropraktorinnen und Chiro-praktoren befassen sich mit Funktionsstörungen und Schmerzen, die vom Bewegungsapparat und vor allem von der Wirbelsäule ausgehen. Sie nehmen Manipulationen vor, behandeln die Weichteile und befassen sich auch mit Ergonomie und der Ernährungsweise. Die Ausbildung wird in einem Studium im Anschluss an einen Bachelor in Medizin erworben

Die Osteopathie stellt ähnlich wie die Physiotherapie Diagnosen und behandelt körperliche und physiologi-sche Störungen. Dies erfolgt aus-schliesslich mit Hilfe der Hände durch Berühren, Ausüben von Druck. Neben einer Vollzeitausbildung, die 5 Jahre dauert, gibt es zurzeit verschiedene Teilzeit-Angebote, die sich an Personen mit einer paramedi-zinischen Grundausbildung richten.

Weitere Informationen www.gesundheitsberufe.ch Dach-kommunikation von OdASanté zu den Gesundheitsberufen www.berufsberatung.ch Allgemeine Informationen zu Berufswahl und Laufbahnplanung, Lehrstellen, Weiterbildungwww.physioswiss.ch Schweizer Physiotherapie Verbandwww.odasante.ch Nationale Dach-Organisation der Arbeitswelt Gesundheit

«Feste Arbeitszeiten und

eine fixe Struktur.»

«Genau diese Vielfalt

finde ich spannend.»

neutralDrucksache

No. 01-11-426849 – www.myclimate.org© myclimate – The Climate Protection Partnership

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PHYSIOTHERAPEUTINPHYSIOTHERAPEUT

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind Bewe-gungsspezialisten. Sie behandeln Beschwerden von Menschen jeden Alters, zum Beispiel nach einem Unfall, bei einer Krankheit oder einer Behinderung. Im Vor-dergrund stehen die Beseitigung von Schmerzen und die Verbes-serung beeinträchtigter Körper-funktionen. Verschiedene Techniken wie Gelenkmobilisation, Atemgymnastik, Massagen und Lockerungsübungen erfordern manuelles Geschick. Eine wichtige Rolle spielt auch die zwischen-menschliche Ebene, denn Respekt und Vertrauen erhöhen den Therapieerfolg. Die einzelnen Therapieschritte und die gewähl-ten Methoden werden während des gesamten Verlaufs der Behand-lung schriftlich festgehalten. Die Tätigkeit kann selbstständig in einer privaten Praxis, aber auch in Spitälern, Pfl egeheimen, Schulen oder Sportzentren aus-geübt werden. Im Rahmen der Prävention und Gesundheitsförde-rung betreuen die Berufsleute auch gesunde Personen. Im Alltag arbeiten sie mit Ärztinnen und Ärzten und weiteren Gesundheits-fachleuten, zum Beispiel aus der Ergotherapie oder Logopädie, zusammen.

AusbildungVoraussetzungen • Berufs-, Fach- oder gymnasiale Maturität• Vorpraktikum im Gesundheitswesen• Bestandene Eignungsabklärung

Dauer3 Jahre VollzeitVorgängig oder im Anschluss an das 3-jährige Studium wird ein 10-monatiges Praktikum absolviert, das zur Berufsbefähigung führt.

Studienorte • Berner Fachhochschule, Studienorte: Bern und

BZG Basel• Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften,

Studienort: Winterthur• Fachhochschule Westschweiz / Wallis, Studienorte:

Leukerbad (d / f), Genf (f) und Lausanne (f)• Scuola universitaria professionale della Svizzera

italiana, Studienorte: Manno (i), Stiftung Thim vander Laan, Landquart (d)

Studienkonzept / -inhalteDie Ausbildung besteht in der Regel zu zwei Dritteln aus modularem Unterricht sowie zu einem Drittel aus Praktika in Gesundheitsinstitutionen. In den Modulen werden Inhalte vermittelt wie Grundlagen des Bewegungsverhaltens, Basistechniken der physiothera-peutischen Behandlung sowie Methoden im Kontext verschiedener Pathologien. An den einzelnen Fach-hochschulen sind Spezialisierungen möglich.

AbschlussEidg. anerkanntes Diplom «Bachelor of Science (FH) in Physiotherapie»

WeiterbildungKurseAngebote von Fachhochschulen und Universitäten, von Kliniken, Weiterbildungszentren sowie von physioswiss

Spezialisierungauf bestimmte Arbeitsgebiete; z. B. Rheumatologie, Orthopädie, Chirurgie, Neurologie, Innere Medizin, Psychiatrie, Heilpädagogik, Pädiatrie, Gynäkologie, Geriatrie, Sport

Fachhochschule (Master)• Master of Science (FH) in Physiotherapie (an der

BFH Berner Fachhochschule und ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften)

• Master in Physical Therapy Science (an der Schule Physiotherapie Thim van der Laan, in Kooperation mit den Universitäten Brüssel und Lissabon)

NachdiplomstufeAngebote von Fachhochschulen, Universitäten und der ETH; z. B. Management im GesundheitswesenMaster of Science (FH) in Pflege (Nursing), Master of Science (Uni) in Nursing (Pflegewissenschaften). Nachdiplomausbildungen MAS, DAS, CAS, z. B. Public Health, Gerontologische Pflege, Onkologische Pflege, Pädiatrische Pflege, Gesundheitskompetenz und alle Weiterbildungen und Spezialisierungen, die auch Pflegefachpersonen HF offen stehen.

AnamneseDer Physiotherapeut orientiert sich über den Zustand des Patienten und defi niert dann den Behandlungsplan. Dabei beantwortet er auch Fragen.

Die Therapieform bestimmen Lymphdrainage, Refl exzonentherapie, Sportmassage: Je nach Befund wird die geeignete Therapie bestimmt.

Therapieformen anwendenÜbungen im Wasser sind eine unter verschiedenen Therapieformen: Sie lockern die Muskeln und mobilisieren die Glieder auf eine schonende Weise.

Medizinische Trainingstherapie Zur Kräftigung einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen werden Trainingsgeräte eingesetzt.

Mit weiteren Hilfsmitteln arbeitenSitzbälle, Gummibänder, Elektrotherapiegeräte und andere Hilfsmittel können für verschiedene Übungen eingesetzt werden.

Den Erfolg überprüfenBei jeder Sitzung wird der Verlauf der Behandlung überprüft und allenfalls die Therapie an die Erkenntnisse angepasst.

Mit anderen Fachleuten zusammenarbeitenDie Zusammenarbeit mit anderen Berufsleuten und damit der Austausch von wichtigen Informationen erhöhen den Behandlungserfolg.

Administration und OrganisationDas Nachführen der Dokumentation, das Planen der Sitzungen und bei selbstständig Erwerbenden die Rechnungsstellung sind alltägliche Aufgaben.

SWISSDOC 0.723.43.0 © 1. Aufl age 2012, SDBB, Bern

Lara Allet arbeitet in einem Univer-

sitätsspital und ist Professorin im Studien-

gang Physiotherapie an der Hochschule für

Gesundheit in Genf. Neben der klinischen

Forschung und der Lehre widmet sie sich

auch der klinischen Befunderhebung der

Patientinnen und Patienten, die das Bewe-

gungslabor des Genfer Universitätsspitals

(HUG) aufsuchen. Im Rahmen einer

grösseren Studie untersucht sie zurzeit die

Wirksamkeit einer Tanztherapie. «Die For-

schung ermöglicht es mir, mich mit einem

spezifischen Bereich vertieft auseinander-

zusetzen, ihn eingehend zu untersuchen

und wirksame Lösungen zu erarbeiten.»

Lara Allet begleitet die Personen, die an der

Studie teilnehmen, über mehrere Monate

hinweg, um die Wirkung dieses neuen

Ansatzes zu erfassen. Sie führt Gespräche

mit ihnen, überwacht die Tests, koordiniert

das Projekt und analysiert die Daten.

Ausserdem lehrt sie an der Hochschule für

Gesundheit in Genf Forschungsmethodik

und an der medizinischen Fakultät der

Universität Genf in der Bewegungs- und

Sportwissenschaft Biomechanik. Neben

ihrer Lehrtätigkeit betreut sie als Physio-

therapeutin das Schweizer Sportkletterteam.

Luca Scascighini zog es schon früh

nach der Ausbildung zum Physiotherapeu-

ten in die Forschung: In der Rheumaklinik

des Universitätsspitals Zürich arbeitete er

zu 70 % als Physiotherapeut, daneben in

der klinischen Forschung. Während dieser

Zeit absolvierte er ausserdem den ersten

universitären Studiengang als Master in

Physiotherapy Sciences in der Schweiz.

«Mit dem Master-Studiengang konnte ich

Fachwissen, Forschungsmethodik und

Sozialkompetenzen erweitern.» Heute ist

der 34-Jährige zu 40 % als Dozent an der

Tessiner Fachhochschule angestellt und

unterrichtet vor allem praktische Fächer.

Jedes Jahr betreut er einige Bachelor-Arbei-

ten und macht in einer Arbeitsgruppe sowie

einer nationalen Fachkommission mit. Auch

im Berufsverband ist Luca Scascighini aktiv.

Und nach wie vor arbeitet er in der klini-

schen Forschung, zurzeit untersucht er

etwa mit einem Team die Wirksamkeit eines

neuen interdisziplinären Behandlungspro-

gramms bei chronischen Schmerzpatienten.

«Die Studie wurde an 175 Patientinnen und

Patienten durchgeführt und erstreckte sich

über vier Jahre.» Daneben ist Luca

Scascighini in einer Physiotherapiepraxis

tätig. «In den nächsten Jahren werde ich

die Praxis voraussichtlich übernehmen.

Ich möchte aber weiterhin in Lehre und

Forschung tätig sein», sagt er. «Ich habe

das Glück, verschiedene Rollen ausüben zu

können – als Physiotherapeut, Forscher und

Dozent. Man muss sich gut organisieren,

aber ich schätze diese Abwechslung sehr.»

Martin Verra, Direktor des Instituts für Physiotherapie am Universitätsspital Bern

Lara Allet, Forschungs- und Qualitätsbeauftragte

Luca Scascighini, Physiotherapeut, Dozent und Wissenschaftler

FH

Martin Verra absolvierte 2002 den

ersten Schweizer Studiengang als Master

in Physiotherapy Sciences. Heute leitet der

gebürtige Holländer am Universitätsspital

Bern das Institut für Physiotherapie und

absolviert an der niederländischen Univer-

sität Maastricht berufsbegleitend sein

Doktorat. Dafür muss er fünf Forschungs-

projekte durchführen und publizieren.

Neben Forschung und Management behan-

delt Martin Verra immer noch Patientinnen

und Patienten. Dieser Teil macht etwa 10 %

seines Pensums aus.

«Ich arbeite gern als Physiotherapeut, denn

ich muss wissen, was an der Front passiert.

Nur so bleibe ich als Führungsperson, For-

scher und Lehrbeauftragter glaubwürdig.»

Martin Verra ist für rund 100 Mitarbeitende

verantwortlich. Er ist Vorgesetzter von

fünf Schwerpunktleiterinnen und -leitern,

die wiederum verschiedene Teams unter

sich haben. Das Management des Instituts

macht rund 80 % seiner Tätigkeit aus. Er ist

Ansprechperson für seine Mitarbeitenden,

tauscht sich mit den Direktionen anderer

Institute aus und führt sein Institut auf

strategischer Ebene. «Dazu gehören auch

unliebsame Aufgaben, etwa schwierige

personelle Entscheide. Der Spardruck ist

gross, gleichzeitig will man mehr Leistung.»

Dennoch: Effizienter arbeiten zu müssen,

heisse auch, die Behandlungsschwerpunkte

kritisch zu hinterfragen und Behandlungs-

prozesse zu optimieren – das sei für die

Physiotherapie eine Chance.

Führen und managen

Lehren und forschen

Untersuchen und begleiten

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PHYSIOTHERAPEUTINPHYSIOTHERAPEUT

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind Bewe-gungsspezialisten. Sie behandeln Beschwerden von Menschen jeden Alters, zum Beispiel nach einem Unfall, bei einer Krankheit oder einer Behinderung. Im Vor-dergrund stehen die Beseitigung von Schmerzen und die Verbes-serung beeinträchtigter Körper-funktionen. Verschiedene Techniken wie Gelenkmobilisation, Atemgymnastik, Massagen und Lockerungsübungen erfordern manuelles Geschick. Eine wichtige Rolle spielt auch die zwischen-menschliche Ebene, denn Respekt und Vertrauen erhöhen den Therapieerfolg. Die einzelnen Therapieschritte und die gewähl-ten Methoden werden während des gesamten Verlaufs der Behand-lung schriftlich festgehalten. Die Tätigkeit kann selbstständig in einer privaten Praxis, aber auch in Spitälern, Pfl egeheimen, Schulen oder Sportzentren aus-geübt werden. Im Rahmen der Prävention und Gesundheitsförde-rung betreuen die Berufsleute auch gesunde Personen. Im Alltag arbeiten sie mit Ärztinnen und Ärzten und weiteren Gesundheits-fachleuten, zum Beispiel aus der Ergotherapie oder Logopädie, zusammen.

AusbildungVoraussetzungen • Berufs-, Fach- oder gymnasiale Maturität• Vorpraktikum im Gesundheitswesen• Bestandene Eignungsabklärung

Dauer3 Jahre VollzeitVorgängig oder im Anschluss an das 3-jährige Studium wird ein 10-monatiges Praktikum absolviert, das zur Berufsbefähigung führt.

Studienorte • Berner Fachhochschule, Studienorte: Bern und

BZG Basel• Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften,

Studienort: Winterthur• Fachhochschule Westschweiz / Wallis, Studienorte:

Leukerbad (d / f), Genf (f) und Lausanne (f)• Scuola universitaria professionale della Svizzera

italiana, Studienorte: Manno (i), Stiftung Thim vander Laan, Landquart (d)

Studienkonzept / -inhalteDie Ausbildung besteht in der Regel zu zwei Dritteln aus modularem Unterricht sowie zu einem Drittel aus Praktika in Gesundheitsinstitutionen. In den Modulen werden Inhalte vermittelt wie Grundlagen des Bewegungsverhaltens, Basistechniken der physiothera-peutischen Behandlung sowie Methoden im Kontext verschiedener Pathologien. An den einzelnen Fach-hochschulen sind Spezialisierungen möglich.

AbschlussEidg. anerkanntes Diplom «Bachelor of Science (FH) in Physiotherapie»

WeiterbildungKurseAngebote von Fachhochschulen und Universitäten, von Kliniken, Weiterbildungszentren sowie von physioswiss

Spezialisierungauf bestimmte Arbeitsgebiete; z. B. Rheumatologie, Orthopädie, Chirurgie, Neurologie, Innere Medizin, Psychiatrie, Heilpädagogik, Pädiatrie, Gynäkologie, Geriatrie, Sport

Fachhochschule (Master)• Master of Science (FH) in Physiotherapie (an der

BFH Berner Fachhochschule und ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften)

• Master in Physical Therapy Science (an der Schule Physiotherapie Thim van der Laan, in Kooperation mit den Universitäten Brüssel und Lissabon)

NachdiplomstufeAngebote von Fachhochschulen, Universitäten und der ETH; z. B. Management im GesundheitswesenMaster of Science (FH) in Pflege (Nursing), Master of Science (Uni) in Nursing (Pflegewissenschaften). Nachdiplomausbildungen MAS, DAS, CAS, z. B. Public Health, Gerontologische Pflege, Onkologische Pflege, Pädiatrische Pflege, Gesundheitskompetenz und alle Weiterbildungen und Spezialisierungen, die auch Pflegefachpersonen HF offen stehen.

AnamneseDer Physiotherapeut orientiert sich über den Zustand des Patienten und defi niert dann den Behandlungsplan. Dabei beantwortet er auch Fragen.

Die Therapieform bestimmen Lymphdrainage, Refl exzonentherapie, Sportmassage: Je nach Befund wird die geeignete Therapie bestimmt.

Therapieformen anwendenÜbungen im Wasser sind eine unter verschiedenen Therapieformen: Sie lockern die Muskeln und mobilisieren die Glieder auf eine schonende Weise.

Medizinische Trainingstherapie Zur Kräftigung einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen werden Trainingsgeräte eingesetzt.

Mit weiteren Hilfsmitteln arbeitenSitzbälle, Gummibänder, Elektrotherapiegeräte und andere Hilfsmittel können für verschiedene Übungen eingesetzt werden.

Den Erfolg überprüfenBei jeder Sitzung wird der Verlauf der Behandlung überprüft und allenfalls die Therapie an die Erkenntnisse angepasst.

Mit anderen Fachleuten zusammenarbeitenDie Zusammenarbeit mit anderen Berufsleuten und damit der Austausch von wichtigen Informationen erhöhen den Behandlungserfolg.

Administration und OrganisationDas Nachführen der Dokumentation, das Planen der Sitzungen und bei selbstständig Erwerbenden die Rechnungsstellung sind alltägliche Aufgaben.

SWISSDOC 0.723.43.0 © 1. Aufl age 2012, SDBB, Bern

Lara Allet arbeitet in einem Univer-

sitätsspital und ist Professorin im Studien-

gang Physiotherapie an der Hochschule für

Gesundheit in Genf. Neben der klinischen

Forschung und der Lehre widmet sie sich

auch der klinischen Befunderhebung der

Patientinnen und Patienten, die das Bewe-

gungslabor des Genfer Universitätsspitals

(HUG) aufsuchen. Im Rahmen einer

grösseren Studie untersucht sie zurzeit die

Wirksamkeit einer Tanztherapie. «Die For-

schung ermöglicht es mir, mich mit einem

spezifischen Bereich vertieft auseinander-

zusetzen, ihn eingehend zu untersuchen

und wirksame Lösungen zu erarbeiten.»

Lara Allet begleitet die Personen, die an der

Studie teilnehmen, über mehrere Monate

hinweg, um die Wirkung dieses neuen

Ansatzes zu erfassen. Sie führt Gespräche

mit ihnen, überwacht die Tests, koordiniert

das Projekt und analysiert die Daten.

Ausserdem lehrt sie an der Hochschule für

Gesundheit in Genf Forschungsmethodik

und an der medizinischen Fakultät der

Universität Genf in der Bewegungs- und

Sportwissenschaft Biomechanik. Neben

ihrer Lehrtätigkeit betreut sie als Physio-

therapeutin das Schweizer Sportkletterteam.

Luca Scascighini zog es schon früh

nach der Ausbildung zum Physiotherapeu-

ten in die Forschung: In der Rheumaklinik

des Universitätsspitals Zürich arbeitete er

zu 70 % als Physiotherapeut, daneben in

der klinischen Forschung. Während dieser

Zeit absolvierte er ausserdem den ersten

universitären Studiengang als Master in

Physiotherapy Sciences in der Schweiz.

«Mit dem Master-Studiengang konnte ich

Fachwissen, Forschungsmethodik und

Sozialkompetenzen erweitern.» Heute ist

der 34-Jährige zu 40 % als Dozent an der

Tessiner Fachhochschule angestellt und

unterrichtet vor allem praktische Fächer.

Jedes Jahr betreut er einige Bachelor-Arbei-

ten und macht in einer Arbeitsgruppe sowie

einer nationalen Fachkommission mit. Auch

im Berufsverband ist Luca Scascighini aktiv.

Und nach wie vor arbeitet er in der klini-

schen Forschung, zurzeit untersucht er

etwa mit einem Team die Wirksamkeit eines

neuen interdisziplinären Behandlungspro-

gramms bei chronischen Schmerzpatienten.

«Die Studie wurde an 175 Patientinnen und

Patienten durchgeführt und erstreckte sich

über vier Jahre.» Daneben ist Luca

Scascighini in einer Physiotherapiepraxis

tätig. «In den nächsten Jahren werde ich

die Praxis voraussichtlich übernehmen.

Ich möchte aber weiterhin in Lehre und

Forschung tätig sein», sagt er. «Ich habe

das Glück, verschiedene Rollen ausüben zu

können – als Physiotherapeut, Forscher und

Dozent. Man muss sich gut organisieren,

aber ich schätze diese Abwechslung sehr.»

Martin Verra, Direktor des Instituts für Physiotherapie am Universitätsspital Bern

Lara Allet, Forschungs- und Qualitätsbeauftragte

Luca Scascighini, Physiotherapeut, Dozent und Wissenschaftler

FH

Martin Verra absolvierte 2002 den

ersten Schweizer Studiengang als Master

in Physiotherapy Sciences. Heute leitet der

gebürtige Holländer am Universitätsspital

Bern das Institut für Physiotherapie und

absolviert an der niederländischen Univer-

sität Maastricht berufsbegleitend sein

Doktorat. Dafür muss er fünf Forschungs-

projekte durchführen und publizieren.

Neben Forschung und Management behan-

delt Martin Verra immer noch Patientinnen

und Patienten. Dieser Teil macht etwa 10 %

seines Pensums aus.

«Ich arbeite gern als Physiotherapeut, denn

ich muss wissen, was an der Front passiert.

Nur so bleibe ich als Führungsperson, For-

scher und Lehrbeauftragter glaubwürdig.»

Martin Verra ist für rund 100 Mitarbeitende

verantwortlich. Er ist Vorgesetzter von

fünf Schwerpunktleiterinnen und -leitern,

die wiederum verschiedene Teams unter

sich haben. Das Management des Instituts

macht rund 80 % seiner Tätigkeit aus. Er ist

Ansprechperson für seine Mitarbeitenden,

tauscht sich mit den Direktionen anderer

Institute aus und führt sein Institut auf

strategischer Ebene. «Dazu gehören auch

unliebsame Aufgaben, etwa schwierige

personelle Entscheide. Der Spardruck ist

gross, gleichzeitig will man mehr Leistung.»

Dennoch: Effizienter arbeiten zu müssen,

heisse auch, die Behandlungsschwerpunkte

kritisch zu hinterfragen und Behandlungs-

prozesse zu optimieren – das sei für die

Physiotherapie eine Chance.

Führen und managen

Lehren und forschen

Untersuchen und begleiten

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PHYSIOTHERAPEUTINPHYSIOTHERAPEUT

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind Bewe-gungsspezialisten. Sie behandeln Beschwerden von Menschen jeden Alters, zum Beispiel nach einem Unfall, bei einer Krankheit oder einer Behinderung. Im Vor-dergrund stehen die Beseitigung von Schmerzen und die Verbes-serung beeinträchtigter Körper-funktionen. Verschiedene Techniken wie Gelenkmobilisation, Atemgymnastik, Massagen und Lockerungsübungen erfordern manuelles Geschick. Eine wichtige Rolle spielt auch die zwischen-menschliche Ebene, denn Respekt und Vertrauen erhöhen den Therapieerfolg. Die einzelnen Therapieschritte und die gewähl-ten Methoden werden während des gesamten Verlaufs der Behand-lung schriftlich festgehalten. Die Tätigkeit kann selbstständig in einer privaten Praxis, aber auch in Spitälern, Pfl egeheimen, Schulen oder Sportzentren aus-geübt werden. Im Rahmen der Prävention und Gesundheitsförde-rung betreuen die Berufsleute auch gesunde Personen. Im Alltag arbeiten sie mit Ärztinnen und Ärzten und weiteren Gesundheits-fachleuten, zum Beispiel aus der Ergotherapie oder Logopädie, zusammen.

AusbildungVoraussetzungen • Berufs-, Fach- oder gymnasiale Maturität• Vorpraktikum im Gesundheitswesen• Bestandene Eignungsabklärung

Dauer3 Jahre VollzeitVorgängig oder im Anschluss an das 3-jährige Studium wird ein 10-monatiges Praktikum absolviert, das zur Berufsbefähigung führt.

Studienorte • Berner Fachhochschule, Studienorte: Bern und

BZG Basel• Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften,

Studienort: Winterthur• Fachhochschule Westschweiz / Wallis, Studienorte:

Leukerbad (d / f), Genf (f) und Lausanne (f)• Scuola universitaria professionale della Svizzera

italiana, Studienorte: Manno (i), Stiftung Thim vander Laan, Landquart (d)

Studienkonzept / -inhalteDie Ausbildung besteht in der Regel zu zwei Dritteln aus modularem Unterricht sowie zu einem Drittel aus Praktika in Gesundheitsinstitutionen. In den Modulen werden Inhalte vermittelt wie Grundlagen des Bewegungsverhaltens, Basistechniken der physiothera-peutischen Behandlung sowie Methoden im Kontext verschiedener Pathologien. An den einzelnen Fach-hochschulen sind Spezialisierungen möglich.

AbschlussEidg. anerkanntes Diplom «Bachelor of Science (FH) in Physiotherapie»

WeiterbildungKurseAngebote von Fachhochschulen und Universitäten, von Kliniken, Weiterbildungszentren sowie von physioswiss

Spezialisierungauf bestimmte Arbeitsgebiete; z. B. Rheumatologie, Orthopädie, Chirurgie, Neurologie, Innere Medizin, Psychiatrie, Heilpädagogik, Pädiatrie, Gynäkologie, Geriatrie, Sport

Fachhochschule (Master)• Master of Science (FH) in Physiotherapie (an der

BFH Berner Fachhochschule und ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften)

• Master in Physical Therapy Science (an der Schule Physiotherapie Thim van der Laan, in Kooperation mit den Universitäten Brüssel und Lissabon)

NachdiplomstufeAngebote von Fachhochschulen, Universitäten und der ETH; z. B. Management im GesundheitswesenMaster of Science (FH) in Pflege (Nursing), Master of Science (Uni) in Nursing (Pflegewissenschaften). Nachdiplomausbildungen MAS, DAS, CAS, z. B. Public Health, Gerontologische Pflege, Onkologische Pflege, Pädiatrische Pflege, Gesundheitskompetenz und alle Weiterbildungen und Spezialisierungen, die auch Pflegefachpersonen HF offen stehen.

AnamneseDer Physiotherapeut orientiert sich über den Zustand des Patienten und defi niert dann den Behandlungsplan. Dabei beantwortet er auch Fragen.

Die Therapieform bestimmen Lymphdrainage, Refl exzonentherapie, Sportmassage: Je nach Befund wird die geeignete Therapie bestimmt.

Therapieformen anwendenÜbungen im Wasser sind eine unter verschiedenen Therapieformen: Sie lockern die Muskeln und mobilisieren die Glieder auf eine schonende Weise.

Medizinische Trainingstherapie Zur Kräftigung einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen werden Trainingsgeräte eingesetzt.

Mit weiteren Hilfsmitteln arbeitenSitzbälle, Gummibänder, Elektrotherapiegeräte und andere Hilfsmittel können für verschiedene Übungen eingesetzt werden.

Den Erfolg überprüfenBei jeder Sitzung wird der Verlauf der Behandlung überprüft und allenfalls die Therapie an die Erkenntnisse angepasst.

Mit anderen Fachleuten zusammenarbeitenDie Zusammenarbeit mit anderen Berufsleuten und damit der Austausch von wichtigen Informationen erhöhen den Behandlungserfolg.

Administration und OrganisationDas Nachführen der Dokumentation, das Planen der Sitzungen und bei selbstständig Erwerbenden die Rechnungsstellung sind alltägliche Aufgaben.

SWISSDOC 0.723.43.0 © 1. Aufl age 2012, SDBB, Bern

Lara Allet arbeitet in einem Univer-

sitätsspital und ist Professorin im Studien-

gang Physiotherapie an der Hochschule für

Gesundheit in Genf. Neben der klinischen

Forschung und der Lehre widmet sie sich

auch der klinischen Befunderhebung der

Patientinnen und Patienten, die das Bewe-

gungslabor des Genfer Universitätsspitals

(HUG) aufsuchen. Im Rahmen einer

grösseren Studie untersucht sie zurzeit die

Wirksamkeit einer Tanztherapie. «Die For-

schung ermöglicht es mir, mich mit einem

spezifischen Bereich vertieft auseinander-

zusetzen, ihn eingehend zu untersuchen

und wirksame Lösungen zu erarbeiten.»

Lara Allet begleitet die Personen, die an der

Studie teilnehmen, über mehrere Monate

hinweg, um die Wirkung dieses neuen

Ansatzes zu erfassen. Sie führt Gespräche

mit ihnen, überwacht die Tests, koordiniert

das Projekt und analysiert die Daten.

Ausserdem lehrt sie an der Hochschule für

Gesundheit in Genf Forschungsmethodik

und an der medizinischen Fakultät der

Universität Genf in der Bewegungs- und

Sportwissenschaft Biomechanik. Neben

ihrer Lehrtätigkeit betreut sie als Physio-

therapeutin das Schweizer Sportkletterteam.

Luca Scascighini zog es schon früh

nach der Ausbildung zum Physiotherapeu-

ten in die Forschung: In der Rheumaklinik

des Universitätsspitals Zürich arbeitete er

zu 70 % als Physiotherapeut, daneben in

der klinischen Forschung. Während dieser

Zeit absolvierte er ausserdem den ersten

universitären Studiengang als Master in

Physiotherapy Sciences in der Schweiz.

«Mit dem Master-Studiengang konnte ich

Fachwissen, Forschungsmethodik und

Sozialkompetenzen erweitern.» Heute ist

der 34-Jährige zu 40 % als Dozent an der

Tessiner Fachhochschule angestellt und

unterrichtet vor allem praktische Fächer.

Jedes Jahr betreut er einige Bachelor-Arbei-

ten und macht in einer Arbeitsgruppe sowie

einer nationalen Fachkommission mit. Auch

im Berufsverband ist Luca Scascighini aktiv.

Und nach wie vor arbeitet er in der klini-

schen Forschung, zurzeit untersucht er

etwa mit einem Team die Wirksamkeit eines

neuen interdisziplinären Behandlungspro-

gramms bei chronischen Schmerzpatienten.

«Die Studie wurde an 175 Patientinnen und

Patienten durchgeführt und erstreckte sich

über vier Jahre.» Daneben ist Luca

Scascighini in einer Physiotherapiepraxis

tätig. «In den nächsten Jahren werde ich

die Praxis voraussichtlich übernehmen.

Ich möchte aber weiterhin in Lehre und

Forschung tätig sein», sagt er. «Ich habe

das Glück, verschiedene Rollen ausüben zu

können – als Physiotherapeut, Forscher und

Dozent. Man muss sich gut organisieren,

aber ich schätze diese Abwechslung sehr.»

Martin Verra, Direktor des Instituts für Physiotherapie am Universitätsspital Bern

Lara Allet, Forschungs- und Qualitätsbeauftragte

Luca Scascighini, Physiotherapeut, Dozent und Wissenschaftler

FH

Martin Verra absolvierte 2002 den

ersten Schweizer Studiengang als Master

in Physiotherapy Sciences. Heute leitet der

gebürtige Holländer am Universitätsspital

Bern das Institut für Physiotherapie und

absolviert an der niederländischen Univer-

sität Maastricht berufsbegleitend sein

Doktorat. Dafür muss er fünf Forschungs-

projekte durchführen und publizieren.

Neben Forschung und Management behan-

delt Martin Verra immer noch Patientinnen

und Patienten. Dieser Teil macht etwa 10 %

seines Pensums aus.

«Ich arbeite gern als Physiotherapeut, denn

ich muss wissen, was an der Front passiert.

Nur so bleibe ich als Führungsperson, For-

scher und Lehrbeauftragter glaubwürdig.»

Martin Verra ist für rund 100 Mitarbeitende

verantwortlich. Er ist Vorgesetzter von

fünf Schwerpunktleiterinnen und -leitern,

die wiederum verschiedene Teams unter

sich haben. Das Management des Instituts

macht rund 80 % seiner Tätigkeit aus. Er ist

Ansprechperson für seine Mitarbeitenden,

tauscht sich mit den Direktionen anderer

Institute aus und führt sein Institut auf

strategischer Ebene. «Dazu gehören auch

unliebsame Aufgaben, etwa schwierige

personelle Entscheide. Der Spardruck ist

gross, gleichzeitig will man mehr Leistung.»

Dennoch: Effizienter arbeiten zu müssen,

heisse auch, die Behandlungsschwerpunkte

kritisch zu hinterfragen und Behandlungs-

prozesse zu optimieren – das sei für die

Physiotherapie eine Chance.

Führen und managen

Lehren und forschen

Untersuchen und begleiten