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INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung .......................................................................................................................5
2. Politisches Umfeld ........................................................................................................7
3. Zielsetzung .................................................................................................................. 13
4. Der Weg zur österreichischen Anpassungsstrategie ............................................... 16
5. Klimawandel in Österreich ......................................................................................... 19
5.1 Globale Klimaszenarien ......................................................................................................... 19
5.2 Regionale Klimaszenarien für Österreich .............................................................................. 20
5.3 Zukünftig zu erwartende Auswirkungen des Klimawandels auf Basis der Klimaszenarien für
Österreich .......................................................................................................................................... 27
6. Herausforderungen in der Anpassung ...................................................................... 35
7. Soziale Aspekte des Klimawandels ........................................................................... 37
8. Leitprinzipien der Anpassung .................................................................................... 46
9. Kriterien für die Priorisierung der Handlungsempfehlungen ................................... 49
10. Der Status-quo zur Anpassung in Österreich – Aktivitäten der Bundesländer ...... 52
11. Forschungslandschaft und Forschungsbedarf ......................................................... 65
12. Good Practice .............................................................................................................. 73
13. Kommunikation und Bildung ...................................................................................... 87
14. Globaler Kontext ......................................................................................................... 89
15. Handlungsempfehlungen ........................................................................................... 92
16. Ressourcenbedarf im Zuge der Anpassung an den Klimawandel ......................... 119
17. Ausblick und weitere Vorgangsweise ...................................................................... 121
18. Literaturverzeichnis .................................................................................................. 124
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1. Einleitung
Der Klimawandel als globales Phänomen stellt die größte umweltpolitische Herausforderung
des 21. Jahrhunderts dar. Es besteht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Klima-
änderung nicht mehr verhindert, sondern nur in ihrer Auswirkung gemindert werden kann.
Für nahezu alle Regionen Europas werden Beeinträchtigungen erwartet, die für viele sozio-
ökonomische und natürliche Systeme erhebliche Probleme darstellen werden.
Selbst bei einer sofortigen signifikanten Reduktion bzw. einer Stabilisierung der Treibhaus-
gasemissionen auf heutigem Niveau ist mit einem anhaltenden Temperaturanstieg in den
nächsten Jahrzehnten zu rechnen. Dies liegt zum einen an den bereits bestehenden Belas-
tungen aus der Vergangenheit seit Beginn der Industrialisierung und zum anderen an der
Trägheit des Klimasystems.
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, den Anstieg der globalen Durchschnitts-
temperatur auf weniger als 2 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen (EK 2007c).
Bei der Einhaltung des 2 °C-Ziels wird davon ausgegangen, dass die negativen Auswirkun-
gen durch geeignete und rechtzeitige Anpassungsmaßnahmen in Grenzen gehalten und
schwere Folgen vermieden werden können. Gelingt die Begrenzung des Temperaturanstiegs
nicht, ist mit beträchtlichen Schäden zu rechnen.
Deshalb müssen neben den unverzichtbaren Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgas-
emissionen auch Strategien zur Anpassung entwickelt und umgesetzt werden. Die Anpas-
sung als zweite Säule der Klimapolitik stellt eine notwendige und unerlässliche Ergänzung
zum Klimaschutz dar. Die ursächliche Bekämpfung des Klimawandels, d. h. die weitere Re-
duktion der Treibhausgase, hat weiterhin oberste Priorität. Ein wesentliches Element der
Vorsorge für kommende Jahre ist daher das Erreichen der Klimaschutzziele.
Für Europa sind bereits weitreichende Auswirkungen des Klimawandels – wie der Rückzug
der Gletscher, längere Vegetationszeiten, negative Effekte auf die Gesundheit aufgrund von
Hitzewellen etc. – dokumentiert (IPCC 2007). Die Abbildung 1 stellt anthropogene Antriebe
und Wirkungen des Klimawandels sowie die Reaktionen auf klimawandelinduzierte Verände-
rungen dar. Die Zusammenhänge und Wechselwirkungen dieser Komponente werden
schematisch dargelegt.
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Abbildung 1: Schematische Darstellung der anthropogenen Antriebe und Auswirkungen des Klimawandels, der
Reaktionen darauf sowie deren Verbindungen untereinander. (IPCC 2008)
Die Klimaänderung beeinflusst eine Reihe von Sektoren, Systemen, Institutionen und Indivi-
duen und fällt lokal und regional sehr unterschiedlich aus. Derzeit sind Anpassungsinitiativen
in erster Linie auf die Bewältigung kurz- und mittelfristiger Auswirkungen fokussiert und lau-
fen individuell und als Reaktion auf bereits spürbare Auswirkungen des Klimawandels ab
(reaktiv). Sie wurden bislang hauptsächlich zur Minderung bzw. im günstigsten Fall zur Ver-
meidung von Verlusten und Schäden durch extreme Wetterereignisse initiiert (z. B. Hoch-
wasserschutz, Züchtung trockenresistenter Pflanzen). Eine Orientierung auf langfristige
Auswirkungen (pro-aktive Maßnahmen) findet erst ansatzweise statt. Dies hängt u. a. mit
den Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Auswirkungen der Klimaänderung zusammen. Es
besteht kein Zweifel daran, dass sich die globale Erwärmung fortsetzen wird, wobei sich die
Durchschnittstemperaturen im Alpenraum – im Vergleich zum globalen Anstieg – besonders
schnell erhöhen. Aus diesem Grund ist eine vorausschauende Planung und Umsetzung von
flexiblen Anpassungsmaßnahmen auf Basis des heutigen Wissens unabdingbar.
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2. Politisches Umfeld
Sowohl auf internationaler als auch auf europäischer Ebene steht das Thema Klimawandel-
anpassung seit einigen Jahren verstärkt im Fokus der Aufmerksamkeit. Die Verpflichtung,
eine nationale Klimawandelanpassungsstrategie zu erstellen, findet sich bereits in dem von
Österreich ratifizierten Klimarahmenübereinkommen der Vereinten Nationen1 (United Nations
Framework Convention on Climate Change; UNFCCC 2007). Darin ist festgelegt, dass die
Vertragsstaaten nationale und gegebenenfalls regionale Programme erarbeiten, umsetzen
und aktualisieren, die eine angemessene Anpassung an die Klimaänderungen erleichtern.
Des Weiteren trägt auf internationaler Ebene das Nairobi Work Programme (NWP)2 der
UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) zu einem besseren
Verständnis über Auswirkungen der Klimaänderung und Anpassungsmöglichkeiten bei, in-
dem es Wissen und Erfahrungen einzelner Länder mit der Planung und Durchführung von
Anpassungsmaßnahmen vereint3. Eine breite Palette von Möglichkeiten, die von rein techno-
logischen über verhaltensbezogene und politische bis hin zu Bewirtschaftungsmaßnahmen
reicht, steht somit zur Verfügung. Diese sollten möglichst rasch genutzt werden, da mit zu-
nehmender Klimaänderung die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Anpassung sinken und die
damit verbundenen Kosten steigen (IPCC 2007). Im Bali-Aktionsplan, der bei der 13. Ver-
tragsstaatenkonferenz (COP) der Klimarahmenkonvention verabschiedet wurde, wurde An-
passung an den Klimawandel als eine der vier zentralen Säulen4 für die globale Klimapolitik
festgelegt.
Die Europäische Kommission (EK 2007a) hat 2007 mit dem Grünbuch zur Anpassung an
den Klimawandel in Europa eine erste Grundlage für Anpassungsinitiativen auf EU-Ebene
geschaffen. Ein Weißbuch zur Anpassung (EK 2009a) an den Klimawandel wurde Anfang
April 2009 von der Europäischen Kommission präsentiert. Dieses Weißbuch gibt einen Akti-
onsrahmen vor, innerhalb dessen sich die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten auf
die Folgen des Klimawandels vorbereiten sollen. Die erste Phase der Strategie läuft bis 2012
und schafft die Grundlage für eine umfassende Anpassungsstrategie der EU, die 2013 ein-
geleitet wird.
Das Weißbuch regt Anstrengungen in vier Bereichen an:
1 Schaffung einer soliden Wissensgrundlage über die Risiken und Folgen des Klima-
wandels sowie über Kosten und Nutzen möglicher Maßnahmen;
1 „Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen―, Art. 4.1 b und e; S. 6f ;
http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf 2 UNFCC, Nairobi Work Programme: 5-Jahres-Programm der UNFCCC, gegründet im Jahr 2005
3 Link: http://unfccc.int/adaptation/sbsta_agenda_item_adaptation/items/3633.php
4 Die 4 Säulen des Bali-Aktionsplans sind Emissionsreduktion, Anpassung an den Klimawandel, Technologie-
transfer und Finanzielle Unterstützung. (UNFCCC 2007)
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2 Einbeziehung des Aspekts der Anpassung in die verschiedenen Politikbereiche der
EU;
3 bestmögliche Kombination verschiedener politischer Instrumente (marktgestützte In-
strumente, Leitlinien, öffentlich-private Partnerschaften);
4 Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit und insbesondere Bereitstellung
von Wissen an Entwicklungsländer.
Aktuell arbeitet die Europäische Kommission an der Umsetzung der ersten Säule und berei-
tet die Erstellung eines Clearinghouse-Mechanismus zu Klimawandelfolgen, Vulnerabilität
und Anpassung vor (abrufbar als Web-Seite im Internet ab Frühjahr 2012). Darüber hinaus
hat die Europäische Kommission erste Schritte zur Umsetzung der zweiten Säule eingeleitet
und u. a. einen Leitfaden zur Integrierung anpassungsrelevanter Aspekte bei der Erstellung
der Nationalen Gewässerbewirtschaftungspläne veröffentlicht (EK 2009b). Zusätzlich dazu
hat die Europäische Kommission zur Umsetzung des Weißbuchs neue Strukturen etabliert:
die sogenannte „Steering Group― und die „Working Group on Knowledge Base on Climate
Change Impacts, Vulnerability and Adaptation―. Österreich ist in beiden Gruppen vertreten.
Für die Arbeiten rund um das Thema Klimawandel wurde eine neue DG Climate5 eingerich-
tet.
Um Möglichkeiten zur Verbesserung der Belastbarkeit Europas gegenüber den Auswirkun-
gen der Klimaänderung aufzuzeigen, wurde im Rahmen des Europäischen Klimaschutzpro-
gramms6 eine eigene Arbeitsgruppe (Working Group II „Impacts and Adaptation―) gegründet.
Aber auch die Europäische Umweltagentur (EEA) und die OECD widmen sich vermehrt dem
Thema Klimawandel und Klimawandelanpassung. So hat die Europäische Umweltagentur
einen Umweltbericht veröffentlicht, in dem auch Klimawandel und Anpassung thematisiert
werden (EEA 2010).
Zusätzlich beschäftigt sich seit Jahren eine Vielzahl von europäischen Staaten verstärkt mit
der Ausarbeitung nationaler Anpassungsstrategien (NAS). Die Entwicklung von Anpas-
sungsstrategien ist oft der erste Schritt für ein koordiniertes Vorgehen von Nationalstaaten
und der erste Meilenstein eines langfristigen Prozesses. Die unterschiedlichen Ansätze und
Vorgehensweisen liefern wertvolle Informationen einerseits für die Entwicklung von Strate-
gien und andererseits für deren Umsetzung.
5 Link: http://ec.europa.eu/dgs/clima/mission/index_en.htm
6 ECCP (European Climate Change Programme): http://ec.europa.eu/environment/climat/eccpii.htm
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Die Bundesregierung hat im Dezember 2008 die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klima-
wandel (DAS) beschlossen. Wesentliches Ziel der DAS ist es, die Anpassungsfähigkeit von Ökosys-
temen und einzelnen Gruppen zu stärken, sodass sie für die Zukunft vorbereitet sind. Die Anpas-
sungsstrategie stellt vorrangig den Beitrag des Bundes dar und bietet auf diese Weise eine Orientie-
rung für andere AkteurInnen.
Neben dem aktuellen Kenntnisstand zu den erwarteten Klimaänderungen (weltweit und für Deutsch-
land) und zu den damit verbundenen möglichen Auswirkungen werden in der DAS für 13 Lebens-,
Umwelt- und Wirtschaftsbereiche sowie den Bevölkerungsschutz und die Raumordnung mögliche
Klimafolgen und Handlungsoptionen skizziert. Ferner werden der internationale Kontext und der deut-
sche Beitrag zur Anpassung in anderen Teilen der Welt umrissen sowie die nächsten Schritte zur
Weiterentwicklung der Deutschen Anpassungsstrategie beschrieben.
Als wesentlicher nächster Schritt in der Weiterentwicklung und Konkretisierung der Strategie wurde in Zusammenarbeit mit den Ländern und anderen gesellschaftlich relevanten AkteurInnen ein „Aktions-plan Anpassung― erarbeitet und im August 2011 beschlossen. Dieser beinhaltet die Aktivitäten des Bundes in den kommenden Jahren und zeigt Verknüpfungen mit anderen nationalen Strategieprozes-sen auf. Der „Aktionsplan Anpassung― enthält Aktivitäten in vier Bereichen: „Wissen bereitstellen, In-formieren, Befähigen―, „Rahmensetzung durch den Bund―, „Aktivitäten in direkter Bundesverantwor-tung― und „Internationale Verantwortung―.
Link zur DAS:
http://www.anpassung.net/SharedDocs/Downloads/DE/DAS-
Kabinettbericht,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/DAS-Kabinettbericht.pdf
Link zum Aktionsplan: http://www.bmu.de/klimaschutz/downloads/doc/47641.php
Weiterführende Informationen:
http://www.bmu.de/klimaschutz/anpassung_an_den_klimawandel/doc/42781.php http://www.anpassung.net/nn_700714/DE/Anpassungsstrategie/DAS/das__node.html?__nnn=true
Die Schweiz arbeitet seit 2009 daran, die klimabedingten Risiken zu analysieren und eine Strategie
zur Anpassung an die Klimaänderung zu erstellen. Die Anpassungsstrategie Schweiz wird dem Bun-
desrat Ende 2011 vorgelegt. Mit der Strategie wird das Ziel verfolgt, gezielte Maßnahmen zu setzen
um (i) die Chancen, die sich aufgrund der Klimaänderung ergeben, nutzen zu können, (ii) die Risiken
der Klimaänderung zu minimieren, (iii) Bevölkerung, Sachwerte und natürliche Lebensgrundlagen zu
schützen und (iv) die Anpassungsfähigkeit von Gesellschaft, Wirtschaft und Natur zu steigern.
Die Strategie enthält eine umfangreiche Darstellung der Herausforderungen durch Auswirkungen der
Klimaänderung (z. B. zunehmende Sommertrockenheit) und deren Bezug zu den Sektoren (z. B.
Wasserwirtschaft, Waldwirtschaft) sowie übergeordnete Ziele und Grundsätze für die Anpassung. Des
Weiteren sind für neun Sektoren die wichtigsten Handlungsfelder der Anpassung identifiziert, Anpas-
sungsziele für die Handlungsfelder formuliert und die Stoßrichtung für die Erreichung dieser Ziele
skizziert.
Die Anpassungsstrategie enthält keinen Maßnahmenkatalog und keine Erfolgskontrolle der Maßnah-
men. Diese sollen in einem nächsten Schritt in einem Aktionsplan Anpassung an die Klimaänderung
erarbeitet werden. Dabei wird die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Gemeinden, Verbän-
den und Privaten wichtig sein.
Weiterführende Informationen:
http://www.bafu.admin.ch/klima/00493/06573/11075/index.html?lang=de
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Als erstes europäisches Land hat das finnische Ministerium für Land- und Forstwirtschaft 2005 eine
Strategie zur Anpassung an den Klimawandel verabschiedet. Mit der Strategie wird das Ziel verfolgt,
die Anpassungskapazität der finnischen Gesellschaft zu erhöhen.
Die Strategie identifiziert Klimafolgen und Anpassungsmaßnahmen für 15 Bereiche mit einem Zeitho-
rizont bis 2080. Als prioritär bis 2015 wurden folgende Handlungsbereiche identifiziert: (i) Integrieren
von Anpassung in bestehende Politiken, (ii) Berücksichtigen von Anpassung in langfristige Investitio-
nen, (iii) Etablieren von Monitoring- und Frühwarnsystemen, (iv) Stärken der Forschung und (v) For-
cieren der internationalen Zusammenarbeit.
In Finnland wurde 2009 eine erste Evaluierung der Strategie veröffentlicht. Darin wurden die Maß-
nahmen aus der Strategie anhand einer 5-skaligen Tabelle bewertet (von 1 – wenig Aktivitäten bis zu
5 – Maßnahme umgesetzt). Aufbauend auf der Evaluierung wird die Strategie bis 2013 überarbeitet
und angepasst.
Link zur Strategie:
http://www.mmm.fi/attachments/ymparisto/5h0aZ7Iid/Finlands_national_adaptation_srtrategy_julkaisu.pdf
Weiterführende Informationen:
Evaluierung:
http://www.mmm.fi/attachments/mmm/julkaisut/julkaisusarja/2009/5IEsngZYQ/Adaptation_Strategy_ev
aluation.pdf
Großbritannien ist bis dato das einzige europäische Land, in dem die Anpassung seit 2008 verbind-
lich durch das britische Klimawandelgesetz (Climate Change Act) geregelt ist. Mit diesem Gesetz
wird gefordert, dass bis 2012 eine Klimawandel-Risikobeurteilung vorzulegen ist und darauf abge-
stimmt ein Anpassungsprogramm etabliert werden soll. Unter anderem bietet das Gesetz die Möglich-
keit, öffentliche Einrichtungen aufzufordern, ein rechtlich verbindliches Monitoring und Reporting zu
den Risiken des Klimawandels und zu den Anpassungserfolgen zu erstellen. Ein Indikatoren-System
für die Erfolgskontrolle soll 2012 vorliegen.
Abgesehen von den Aktivitäten im Rahmen des Klimawandelgesetzes hat Großbritannien mit der
Einrichtung des UKCIP (United Kingdom Climate Impact Programme) im Jahr 1998 eine europäische
Vorreiterrolle in der Anpassung übernommen. UKCIP bietet Programme und Informationen zu Klima-
wandel und Klimafolgen an, mit deren Hilfe private und öffentliche Organisationen mögliche Klimafol-
gen einschätzen können. Zusätzlich ist ein Online-Tool zur Anpassung verfügbar, das Organisationen
dabei unterstützen soll, sich systematisch mit der notwendigen Anpassung auseinanderzusetzen.
Link zur Strategie:
http://www.defra.gov.uk/environment/climate/government/
Weiterführende Informationen:
http://www.ukcip.org.uk/
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In den Niederlanden arbeiten EntscheidungsträgerInnen, WissenschafterInnen und weitere Stakehol-
der gemeinsam im „Programme for Spatial Adaptation to Climate Change‖ (ARK) an Anpassungsthe-
men. Dieses Programm geht von der Annahme aus, dass die Raumplanung in Verbindung mit weite-
ren betroffen Bereichen der Ausgangspunkt für die Anpassung sein soll und somit die erste Priorität
darstellt.
Ein Produkt dieser Zusammenarbeit ist die Nationale Strategie zur Anpassung in der Raumplanung,
die 2007 veröffentlicht wurde. Die Strategie formuliert den notwendigen Handlungsbedarf, um die Ro-
bustheit der Niederlande gegenüber negativen Klimawandelauswirkungen zu erhöhen. Eine Agenda
zur Konkretisierung des Handlungsbedarfs auf der Maßnahmen-Ebene erfolgte 2009 und wird nun
laufend weiterentwickelt. Des Weiteren wurden in den Niederlanden umfangreiche Arbeiten zur me-
thodischen Entwicklung von Priorisierungs-Systemen für Anpassungsmaßnahmen durchgeführt (van
Ierland et al. 2007).
Link zur Strategie:
http://www.maakruimtevoorklimaat.nl/fileadmin/user_upload/Documenten/PDF/Engelstalige_document
en/policy_memorandum_ENG.pdf
Weiterführende Informationen:
http://www.maakruimtevoorklimaat.nl/english-summary.html
http://www.enr.wur.nl/NR/rdonlyres/C5116C22-0259-40AD-8BC6-
FBA94705C41F/69791/Routeplanner_Aqualitativeassessmentofclimateadapta.pdf
Im Alpenraum sind die Vertragsparteien der Alpenkonvention (BGBl. Nr. 477/1995) aktiv ge-
worden und haben im Jahr 2009 den Aktionsplan zum Klimawandel in den Alpen angenom-
men Der Aktionsplan zum Klimawandel zielt darauf ab, die Alpen zu einer Vorbildregion für
die Prävention und die Anpassung an den Klimawandel zu machen. Die Alpenstaaten ver-
pflichten sich, die Umsetzung des Klimaaktionsplans durch konkrete Maßnahmen zum
Kampf gegen den Klimawandel zu verfolgen und die erforderlichen Mittel hierfür bereitzustel-
len.
Auf nationaler Ebene wurde der Prozess zur Entwicklung einer österreichischen Anpas-
sungsstrategie im Jahr 2007 gestartet (siehe Kapitel 4). Im aktuellen Regierungsprogramm
der Bundesregierung für die 24. Gesetzgebungsperiode (REPUBLIK ÖSTERREICH 2008) ist
die Erarbeitung einer Klimawandelanpassungsstrategie unter Einbindung aller Stakeholder
und Berücksichtigung internationaler Beispiele vorgesehen. Ziel ist es, die Bevölkerung und
die Wirtschaft auf die Veränderungen vorzubereiten und Optionen für den Schutz vor negati-
ven Auswirkungen anzubieten.
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Infobox:
Grünbuch der Europäischen Kommission zur Anpassung an den Klimawandel: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/en/com/2007/com2007_0354en01.pdf Weißbuch der Europäischen Kommission zur Anpassung an den Klimawandel: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2009:0147:FIN:DE:PDF ECCP (European Climate Change Programme): http://ec.europa.eu/environment/climat/eccpii.htm DG Climate http://ec.europa.eu/dgs/clima/mission/index_en.htm Europäische Umweltagentur: http://www.eea.europa.eu/de/themes/climate/eea-activities OECD: http://www.oecd.org/topic/0,3373,en_2649_34359_1_1_1_1_37465,00.html Nairobi Work Programme der UNFCC: http://unfccc.int/adaptation/sbsta_agenda_item_adaptation/items/3633.php
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3. Zielsetzung
Ziel der österreichischen Anpassungsstrategie ist es, nachteilige Auswirkungen des Klima-
wandels auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu vermeiden und die sich ergebenden
Chancen zu nutzen. Die Verabschiedung einer Anpassungsstrategie soll die natürliche, ge-
sellschaftliche und technische Anpassungskapazität stärken.
Von der Notwendigkeit zur Anpassung sind unterschiedlichste Handlungsebenen betroffen:
von öffentlichen Verwaltungseinheiten mit ihren diversen Verantwortungsbereichen über die
verschiedenen Wirtschaftszweige bis hin zu Einzelpersonen. Anpassung ist eine gesamtge-
sellschaftliche Aufgabe und bedarf einer gut aufeinander abgestimmten Vorgehensweise –
sowohl zwischen den betroffenen Bereichen als auch zwischen den Handelnden.
Als bundesweiter Orientierungsrahmen für die Ausrichtung notwendiger Anpassungsmaß-
nahmen trägt die Strategie dazu bei, die Vernetzung der AkteurInnen und ein partnerschaftli-
ches Vorgehen zu unterstützen und Synergien durch mögliche Kooperationen zu nutzen. Sie
verfolgt das Ziel, Handlungsempfehlungen für die unterschiedlichen Bereiche bereitzustellen
und Anknüpfungspunkte für alle in der Umsetzung geforderten Akteurinnen und Akteure zu
bieten. Im Sinne des Vorsorgeprinzips bezweckt sie damit, Entscheidungsgrundlagen für ein
vorausschauendes Handeln im Hinblick auf künftige Klimaauswirkungen bereitzustellen und
eine erfolgreiche Umsetzung zu fördern. Ein proaktives Vorgehen ist zu empfehlen, da mit
zunehmender Klimaänderung die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Anpassung abnehmen
und die damit verbundenen Kosten steigen.
Trotz umfangreicher wissenschaftlicher Erkenntnisse sind die Auswirkungen des Klimawan-
dels in vielen Bereichen noch mit Unsicherheiten behaftet. Es stand daher bei der Gestaltung
der Strategie im Vordergrund, flexible bzw. robuste Handlungsempfehlungen zu entwickeln,
die sich mit geringem Aufwand an unterschiedliche Anforderungen anpassen lassen und
einen sekundären Nutzen bringen. No-regret- und win-win-Maßnahmen lohnen sich in jedem
Fall und bringen zusätzlich gesellschaftliche, ökologische oder ökonomische Vorteile mit
sich, unabhängig davon in welchem Ausmaß die Klimaänderung ausfällt.
Eine wichtige Zielsetzung besteht auch darin, Schnittstellen zwischen den Aktivitätsfeldern
und Handlungsempfehlungen aufzuzeigen, um negative Auswirkungen auf andere Bereiche
und mögliche Konflikte bei der Umsetzung zu vermeiden. Anpassungsaktivitäten, die ande-
ren wesentlichen Zielen – wie dem Klima- oder Umweltschutz – entgegenstehen, oder ge-
sellschaftliche Gruppen benachteiligen, sind ebenso auszunehmen. Zu vermeiden ist insbe-
sondere eine spontane Fehlanpassung. Darunter sind Maßnahmen zu verstehen, die als
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reine Symptombekämpfung höchstens kurzfristig erfolgversprechend sind, sich jedoch lang-
fristig als kontraproduktiv erweisen.
Ein wesentliches Ziel liegt auch darin, das Bewusstsein auf allen Ebenen zu erweitern, die
AkteurInnen zu sensibilisieren und das komplexe Thema Anpassung an den Klimawandel
greifbarer zu machen.
Was verstehen wir unter Anpassung?
Unter Anpassung werden Initiativen und Maßnahmen verstanden, die gesetzt werden, um
„die Empfindlichkeit natürlicher oder menschlicher Systeme gegenüber tatsächlichen oder
erwarteten Auswirkungen der Klimaänderung zu verringern― (IPCC 2007).
Anpassungsaktivitäten zielen darauf ab, die Verwundbarkeit gegenüber der Klimaänderung
zu reduzieren bzw. die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) zu erhöhen sowie mögliche Chan-
cen durch veränderte klimatische Bedingungen zu nutzen. Anpassung kann auf vielerlei Art
und auf unterschiedlichsten Handlungsebenen erfolgen: vorausschauend (pro-aktiv) oder auf
bestimmte Klimafolgen reagierend (reaktiv), auf privater oder öffentlicher Ebene sowie auto-
nom oder geplant.
Grundsätzlich steht eine breite Palette von Anpassungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die
Anpassungsmaßnahmen lassen sich grob in drei Kategorien gliedern (EK 2009c)
1. „Graue―, rein technische Maßnahmen (etwa technische Anlagen zum Hochwasser-
schutz oder zur Hangstabilisierung),
2. „grüne― Maßnahmen, die darauf abzielen, die natürlichen Funktionen von Ökosyste-
men zu erhalten oder zu verbessern und somit „Resilienzen― zu schaffen, die Klima-
folgen puffern können, und
3. „softe oder smarte― Maßnahmen. Darunter sind Aktivitäten zusammengefasst, die auf
eine Bewusstseinssteigerung und auf Wissenszuwachs fokussieren, ökonomische
Anreize schaffen und institutionelle Rahmenbedingungen für die Anpassung ermögli-
chen.
Auch wenn die Definition von Anpassung eindeutig erscheint, gibt es in der Praxis oft Ab-
grenzungsschwierigkeiten. Beispielsweise sind Maßnahmen, die auf einen nachhaltigen
Umgang mit Boden und Wasser abzielen, auch ohne Folgen des Klimawandels sinnvoll und
notwendig. Allerdings wird der Klimawandel den Druck auf die natürlichen Ressourcen erhö-
hen, sodass derartige Maßnahmen auch zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Es
ist daher nicht immer möglich und auch nicht zweckdienlich, die Anpassung an den Klima-
wandel von Maßnahmen zu unterscheiden, die z. B. dem Klimaschutz, dem Umweltschutz
oder der nachhaltigen Entwicklung dienen.
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Schnittstellen zu relevanten nationalen Strategien
Klimaanpassung ist ein Querschnittsthema, das eine große Bandbreite an Politikfeldern be-
trifft: vom Hochwasserschutz über die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion bis zur
Gesundheitsvorsorge. Durch den Querschnittscharakter der Anpassung bestehen zahlreiche
Schnittstellen zwischen der Anpassungsstrategie und anderen relevanten nationalen Strate-
gien, Prozessen und Programmen. Insbesondere nachhaltige Entwicklung und Anpassung
an den Klimawandel stehen in engem Zusammenhang und ergänzen sich. Die österreichi-
sche Anpassungsstrategie ist im Kontext zur nachhaltigen Entwicklung zu sehen, die darauf
abzielt eine zukunftsfähige, d.h. wirtschaftlich leistungsfähige, sozial gerechte und ökologisch
tragfähige Entwicklung sicherzustellen.
Darüber hinaus existieren in einzelnen Aktivitätsfeldern oft schon eigene Strategien, die
wichtige Anknüpfungspunkte darstellen und wo eine enge Kooperation und Abstimmung für
die Nutzung von Synergien zweckmäßig ist. Folgende Grafik zeigt exemplarisch die Schnitt-
stellen der Anpassungsstrategie zu bestehenden Strategien und Programmen.
Abbildung 2: Anpassung an der Klimawandel als Querschnittsthema. Graphik: Umweltbundesamt
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4. Der Weg zur österreichischen Anpassungsstrategie
Der Prozess zur Entwicklung der österreichischen Anpassungsstrategie startete im Septem-
ber 2007. Die Initiative ging dabei vom Kyoto-Forum aus – einem Gremium, das die Diskus-
sion und die Abstimmung von Klimaschutzmaßnahmen zwischen dem Lebensministerium
und den Ländern zur Aufgabe hat. Die Federführung bei der Entwicklung der österreichi-
schen Anpassungsstrategie hat das Lebensministerium inne.
Ausgangspunkt für die Entwicklung von Handlungsempfehlungen waren die Ergebnisse ei-
ner „Ist-Stand-Erhebung zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich― (Gingrich et al.
2008). Als Ergebnis wurde die Entwicklung einer österreichischen Anpassungsstrategie emp-
fohlen.
Im Auftrag des Lebensministeriums und des Klima- und Energiefonds wurden im Zeitraum
von Juni 2008 bis November 2011 für 14 Aktivitätsfelder schrittweise Handlungsempfehlun-
gen aus der Sicht der Wissenschaft entwickelt. Aussagen zu den sektoralen und regionalen
Klimafolgen sowie eine erste qualitative Einschätzung der Vulnerabilität unterstützten die
Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen. Auf Grundlage einer Literaturrecherche, einer
schriftlichen Befragung und unter Einbindung einer Vielzahl von Fachleuten wurden konkrete
Handlungsempfehlungen für die folgenden 14 Aktivitätsfelder formuliert.
1. Landwirtschaft
2. Forstwirtschaft
3. Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft
4. Tourismus
5. Energie
6. Bauen und Wohnen
7. Schutz vor Naturgefahren
8. Katastrophenmanagement
9. Gesundheit
10. Ökosysteme/Biodiversität
11. Verkehrsinfrastruktur und ausgewählte Aspekte der Mobilität
12. Raumordnung
13. Wirtschaft/Industrie/Handel
14. Stadt – Urbane Frei- und Grünräume
Begleitend wurde – mit dem Ziel, die Handlungsempfehlungen hinsichtlich der Umsetzung zu
konkretisieren – ein Beteiligungsprozess unter Einbindung von rund 100 Organisationen vom
Sommer 2008 bis Juli 2011 durchgeführt
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Auf Basis der inhaltlichen Studien wurde als erstes politisches Grundsatzpapier das Policy
Paper: Auf dem Weg zu einer nationalen Anpassungsstrategie, 1. Entwurf erstellt und
im Juni 2009 veröffentlicht. Ein 2. erweiterter Entwurf wurde im Oktober 2010 publiziert
(BMLFUW 2010). Das Policy Paper wurde laufend überarbeitet und ergänzt und zur österrei-
chischen Anpassungsstrategie entwickelt.
Informelle Workshops des Lebensministeriums begleiteten den Prozess zur Erstellung der
nationalen Anpassungsstrategie. Insgesamt wurden im Zeitraum September 2007 bis No-
vember 2011 sechs Workshops durchgeführt. Dabei wurde der aktuelle Stand der inhaltli-
chen Arbeiten einem breiten Publikum vorgestellt und diskutiert.
Die Handlungsempfehlungen für die 14 Aktivitätsfelder sind im Teil 2 „Aktionsplan― im Detail
ausgeführt.
Abbildung 3: Darstellung der zeitlichen Abfolge der Arbeiten und Prozesse zur Entwicklung der nationalen Anpas-
sungsstrategie für die Jahre 2007–2009. Graphik: Umweltbundesamt
hellgrau = Veranstaltungsreihe des Lebensministeriums, mittelgrau = inhaltliche Arbeiten, dunkelgrau = strategi-sches Grundsatzpapier auf welchem die weitere Entwicklung der Anpassungsstrategie aufsetzt, gelb = begleiten-
der Beteiligungsprozess
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Abbildung 4: Darstellung der zeitlichen Abfolge der laufenden und geplanten Arbeiten und Prozesse zur Entwick-
lung der nationalen Anpassungsstrategie für die Jahre 2010–2011. Graphik: Umweltbundesamt
hellgrau = Veranstaltungsreihe des Lebensministeriums, mittelgrau = inhaltliche Arbeiten, dunkelgrau = strategi-sches Grundsatzpapier auf welchem die weitere Entwicklung der Anpassungsstrategie aufsetzt, gelb = begleiten-
der Beteiligungsprozess
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5. Klimawandel in Österreich
Ergebnisse einer Vielzahl von Studien legen die Schlussfolgerung nahe, dass der Klimawan-
del seit Beginn der Industrialisierung vom Menschen beeinflusst wird und bereits stattfindet.
In Österreich wurde seit Mitte des 19. Jahrhundert ein Anstieg der durchschnittlichen Jahres-
temperatur von rund 2 °C (ZAMG7, Auer et al. 2007) verzeichnet. Dieser Anstieg liegt be-
trächtlich über der weltweiten Temperaturerwärmung von 0,76 °C (IPCC 2007). Allein seit
Mitte der 1970er-Jahre hat die Lufttemperatur in Österreich um mehr als 1 °C zugenommen.
Die jährliche Menge an Niederschlag ist seit 1970 – mit Ausnahme im Südosten Österreichs
– um 10–15 % gestiegen (Schöner et al. 2010).
Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielerorts und auch in Österreich belegbar: rasan-
tes Abschmelzen der Gletscher, Auftauen der Permafrostböden, zunehmende Anzahl an
Hitzetagen etc. Von besonderem Interesse ist hierbei die Frage, wie sich der Klimawandel
zukünftig auf das Mensch-Umwelt-System auswirken wird, etwa auf die Anzahl und Intensi-
tät von Extremereignissen (z. B. Starkniederschläge und daraus resultierende Hochwässer).
5.1 Globale Klimaszenarien
Um die Komplexität des Klimasystems erfassen und vergangene und zukünftige Entwicklun-
gen abschätzen zu können, werden komplexe Klimamodelle erstellt. Diese bilden die wich-
tigsten klimarelevanten physikalischen Vorgänge in der Atmosphäre, den Ozeanen und auf
der Erdoberfläche sowie deren gegenseitige Wechselwirkungen nach.
Für die Berechnung von Klimaszenarien sind neben der Modellierung des Klimasystems
auch zusätzliche Angaben zur künftigen Entwicklung der Treibhausgaskonzentration erfor-
derlich, die in Form von Emissionsszenarien nachgestellt werden. Diese Szenarien gehen
von der Annahme aus, dass die zukünftige demographische, wirtschaftliche und technologi-
sche Entwicklung eine unmittelbare Auswirkung auf den weiteren Verlauf des Treibhausgas-
ausstoßes hat und somit den Klimawandel unterschiedlich stark vorantreibt. Zu diesen so
genannten SRES-Emissionsszenarien (nach: "Special Report on Emissions Scenarios―) zäh-
len unter anderem das „optimistische― B1, das moderate A1B und das A2-Szenario (IPCC
2008).
Die Klimaszenarien des IPCC-Berichts (2007) berechnen bis zum Ende des 21. Jahrhun-
derts eine Erwärmung von 1,1–6,4 °C, ohne jedoch natürliche Klimaantriebsgrößen (Vulka-
7ZAMG:http://www.zamg.ac.at/klima/Klimawandel/Klimavergangenheit/Aktuelle_Entwicklungen/Lufttemperatur/ind
ex.php
20
ne, Sonnenaktivität) und externe Rückkopplungsprozesse zu berücksichtigen. Global be-
trachtet wird von einer Erwärmung von über 0,2° C pro Dekade für die nächsten zwei Jahr-
zehnte ausgegangen. Selbst wenn die Treibhausgaskonzentrationen auf den Werten aus
dem Jahr 2000 konstant gehalten würden, wäre mit einem Temperaturanstieg von 0,1° C pro
Dekade zu rechnen8. Zwischen 2050 und 2100 zeigen sich jedoch deutliche Temperaturun-
terschiede zwischen den einzelnen Emissionsszenarien. Aussagen über den Niederschlag
sind wesentlich unsicherer als jene zur Temperatur, da die Modellierungen für den Nieder-
schlag schlechter sind als für die Temperatur und mehrere niederschlagswirksame Prozesse
durch die Modelle derzeit noch nicht erfasst werden.
Grundsätzlich führen fehlende Daten, mangelndes Prozessverständnis (vor allem über
Rückkoppelungsprozesse) und die begrenzte räumliche Auflösung bei der Berechnung der
Klimaszenarien zu unsicheren Aussagen (Kromp-Kolb 2008). Modelle können immer nur
Annäherungen an die Wirklichkeit sein und niemals sämtliche Faktoren berücksichtigen. Die
Modellrechnungen zum globalen Klima – und vor allem zum regionalen Klima – weisen da-
her hohe Unsicherheiten auf; die Rückkoppelungseffekte werden dabei noch nicht berück-
sichtigt. Die Ergebnisse werden umso unsicherer, je weiter die Szenarien in die Zukunft ge-
hen. Dennoch zeigen verschiedene Modelle eine mögliche Bandbreite an Veränderungen,
die auf uns zukommen werden. Innerhalb dieser Bandbreite sind geeignete Anpassungs-
maßnahmen zu setzen, die eine flexible Nachsteuerung ermöglichen und bestehende Unsi-
cherheiten berücksichtigen.
Trotz dieser Unsicherheitsfaktoren bilden Klimamodelle und Szenarien eine wesentliche
Grundlage für das Verstehen des Klimawandels und dessen mögliche Auswirkungen. Um die
Rechenergebnisse für konkrete Maßnahmen einordnen zu können, wird es in Zukunft uner-
lässlich werden, Faktoren mit unterschiedlicher Aussageschärfe zu unterscheiden (berech-
nete Änderungen der Lufttemperatur sind z. B. zuverlässiger als die des Niederschlags) und
die Bandbreiten der Ergebnisse auszuweisen.
5.2 Regionale Klimaszenarien für Österreich
Regionale Auswertungen von globalen Klimamodellen (GCM) können nur für größere Gebie-
te wie z. B. den Alpenraum durchgeführt werden. Dafür stehen 15 verschiedene Ergebnisse
der letzten GCM-Generation zur Verfügung. Durch die Betrachtung dieses Ensembles an
Modellergebnissen können neben dem mittleren Trend auch Aussagen über die Sicherheit
der Ergebnisse gemacht werden. Für den Alpenraum zeigen unter Annahme des sogenann-
ten moderaten Szenarios A1B (entspricht einem weiteren Anstieg der Emissionen bis ca.
8ZAMG:http://www.zamg.ac.at/klima/Klimawandel/Klimavergangenheit/Aktuelle_Entwicklungen/Lufttemperatur/ind
ex.php
21
2050, dann deutliche Reduktion durch technischen Fortschritt) einen Jahrestemperaturan-
stieg von etwa 4 °C bis 2100 gegenüber der „Klimanormalperiode― 1961–1990 (siehe Abbil-
dung 5). Neben diesem mittleren Trend sind auch die Unterschiede zwischen den Modellen
erkennbar. 50 % aller Modelle liegen innerhalb der dunkelgrauen Fläche und 80 % innerhalb
der mittelgrauen. Bei der Temperatur wird hier deutlich, dass die Unsicherheiten wesentlich
geringer sind als das Klimaänderungssignal.
Abbildung 5: Jahresmitteltemperatur bezogen auf 1961–1990 im erweiterten Alpenraum bis 2100, basierend auf
15 GCMs. Die grüne Linie zeigt die Messwerte. (Datenquelle: IPCC 2007 Quelle: Schöner et.al. 2010).
Um die Auswirkungen der Klimaänderung für Teilregionen des Alpenraums ableiten zu kön-
nen, müssen den globalen Klimamodellen sogenannte „Regionalisierungsansätze― (Berück-
sichtigung von regionalen Gegebenheiten in einer räumlichen Auflösung von 10 x 10 km)
nachgeschaltet werden. Regionale Änderungen sind jedoch wesentlich schwieriger zu simu-
lieren als Veränderungen globaler Durchschnittswerte, sodass die Aussagen – bezogen auf
einzelne Regionen – mit größeren Unsicherheiten behaftet sind.
In dem österreichischen Forschungsprojekt reclip:century (Loibl et al. 2011) wurde ein En-
semble an regionalen Klimamodellläufen mit einer räumlichen Auflösung von 10 km vorerst
bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts durchgeführt. Die Klimaänderungssignale dieser Modelle
sind generell ähnlich wie die treibenden globalen Klimamodelle, jedoch wegen der besseren
Repräsentation der Alpen wesentlich belastbarer.
Bei der Temperatur zeigen alle Modelle im Mittel für Österreich gegenüber der Periode
1971–2000 einen kontinuierlichen Anstieg von etwa 1,5–2,5 °C bis zur Periode 2031–2060.
Besonders ausgeprägt ist die Erwärmung im Sommer und Winter, die geringste Erwärmung
wird in allen Fällen für das Frühjahr erwartet (siehe Abbildung 6)
22
Der Vergleich der beiden eingesetzten Modellkombinationen zeigt, dass bei ECHAM5/CCLM
(siehe Abbildung 6, links) die Erwärmung etwas moderater ausfällt als bei HADCM3/CCLM9.
ECHAM5/CCLM zeigt eine maximale Erwärmung im Herbst mit 2,4 °C, gefolgt vom Winter
mit 2,3 °C. Im Sommer ergibt sich eine Erwärmung von etwa 1,8 °C und im Winter von
1,4 °C. Bei der HADCM3/CCLM sind die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten ähnlich
groß. Die stärkste Erwärmung zeigt sich hier für den Sommer mit 2,7 °C, für den Winter wird
die geringste Erwärmung angenommen.
Abbildung 6: Regionale Szenarien über die Klimaerwärmung in Österreich, jeweils Differenz von 30-jährigen Mit-
teln zur Periode 1971–2000. Links: basierend auf dem GCM ECHAM5, rechts: auf HADCM3. (Quelle:
reclip:century, Loibl et al. 2011)
DJF: Dezember, Jänner, Februar; MAM: März, April, Mai; JJA: Juni, Juli, August; SON: September, Oktober,
November
In Abbildung 7 ist die räumliche Verteilung der Temperaturerwärmung im Alpenraum für die
Perioden 2001–2030, 2011–2040, 2021–2050 und 2031–2060 gegenüber der Klimaperiode
1971–2000 dargestellt. Grundsätzlich ist der Temperaturanstieg gleichmäßig über den ge-
samten Alpenraum verteilt; tendenziell erwärmen sich die Regionen südlich des Alpenhaupt-
kamms etwas rascher:
9 ECHAM5 und HadCM3 sind globale Klimamodelle, COSMO CLM (CCLM) ist ein regionales Klimamodell
23
Abbildung 7: Regionale Szenarien über die Klimaerwärmung im Alpenraum, jeweils Differenz von 30-jährigen
Mitteln zur Periode 1971–2000, basierend auf dem GCM HADCM3. (Quelle: reclip:century, Loibl et al. 2011)
In Abbildung 11 sind eine Zusammenschau der Klimaänderungssignale für 7 Teilregionen
und die derzeit drei verfügbaren reclip:century-Modelle dargestellt. Bei der Temperatur sind
die regionalen Unterschiede in den Übergangsjahreszeiten gering, im Sommer und Winter
können sie jedoch bis zu einem halben Grad betragen.
Die Niederschlagsentwicklung ist von Prozessen abhängig, die von globalen Klimamodellen
nicht ausreichend erfasst werden (z. B. kleinräumige Wärmegewitter oder großräumige
Starkniederschläge in Staulagen). Der Alpenraum wirkt als Barriere für den Niederschlag.
Zwischen 1860 und 2007 nahm der Niederschlag im Nordwesten des Alpenraums zu, im
Süden langfristig ab. Für den kontinentalen Nordosten ist keine Veränderung ablesbar
(ZAMG 2009a).
Die aus den globalen Klimamodellen abgeleiteten Niederschlagsszenarien für den Alpen-
raum zeigen, dass die Jahressumme weitgehend konstant bleiben dürfte (siehe
Abbildung 8), wobei sich die Niederschläge voraussichtlich vom Sommerhalbjahr ins Winter-
halbjahr verlagern werden. Die vorliegenden Modellierungsergebnisse zeigen bis 2100 eine
Niederschlagszunahme im Winter und eine deutliche Niederschlagsabnahme im Sommer für
24
alle Regionen Österreichs. Deutliche Änderungen des Niederschlags für den Sommer wer-
den nach derzeit vorliegenden Studien erst nach ca. 2040 simuliert (Schöner et al. 2010).
Abbildung 8: Änderung der Niederschläge, bezogen auf 1961–1990 im erweiterten Alpenraum bis 2100, basie-
rend auf 15 GCMs. Die grüne Linie zeigt die Messwerte. Links: Winter; rechts: Sommer. (Datenquelle: IPCC
2007, Quelle: Schöner et al. 2010)
Die Ergebnisse von reclip:century für den Niederschlag sind nicht so belastbar wie jene für
die Temperatur. Dies liegt einerseits daran, dass die globalen Klimamodelle meist erst für die
zweite Jahrhunderthälfte signifikante Änderungen im saisonalen Niederschlag für den Alpen-
raum zeigen. Zudem Andererseits sind einheitliche Entwicklungen des Niederschlags für
Österreich nicht zu erwarten, da durch die Alpen sehr unterschiedliche Niederschlagsregime
gegeben sind. Alle Modelle weisen auf eine Niederschlagsabnahme im Sommer hin (siehe
Abbildung 8 und Abbildung 9). Die Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst werden von
den Modellen unterschiedlich eingestuft und im Winter zeigt sich wieder bei allen Modellen
eine Zunahme.
Abbildung 9: Regionale Szenarien für die Niederschlagsänderung in Österreich, jeweils relative Änderung von 30-
jährigen Mitteln zur Periode 1971–2000. (Quelle: reclip:century, Loibl et al. 2011)
DJF: Dezember, Jänner, Februar; MAM: März, April, Mai; JJA: Juni, Juli, August; SON: September, Oktober,
November
25
Abbildung 10: Regionale Szenarien für die Niederschlagsänderung im Alpenraum, jeweils Differenz von 30-
jährigen Mitteln zur Periode 1971–2000, basierend auf dem GCM HADCM3. (Quelle: reclip:century, Loibl et al.
2011)
Regional differenziert zeigt sich im Winter (siehe Abbildung 11) für die Periode 2021–2050
eine Niederschlagszunahme im Norden und Osten von knapp über 10 %, im Westen und
Südosten hingegen von knapp unter 10 %. Für das Frühjahr ergeben sich keine einheitlichen
Signale, außer im Osten, wo eine leichte Abnahme möglich scheint. Im Sommer zeigt sich
generell eine Abnahme, die südlich des Alpenhauptkamms und im Westen knapp 10 % er-
reicht. Für den Herbst werden überwiegend keine deutlichen Veränderungen der Nieder-
schlagssummen erwartet, möglich ist eine Abnahme im Süden und Osten Österreichs, die
rund 10 % beträgt.
Neben diesen Veränderungen der mittleren Niederschlagssumme wird auch eine zuneh-
mende klimawandelbedingte Variabilität zwischen den Jahren diskutiert. Deswegen sind die
Niederschlagsszenarien mit besonderer Vorsicht zu interpretieren.
Für die Untersuchung des derzeitigen und des vergangenen Klimas in Österreich wurden –
über Modellrechnungen hinaus – in letzter Zeit insbesondere von der ZAMG geprüfte und
homogenisierte Messdatensätze erarbeitet (HISTALP). Die Datensätze wurden bereits mehr-
fach einer eingehenden Analyse unterzogen und ergeben ein deutliches Bild der Klimaver-
änderungen in Österreich.
26
Ein deutliches Ergebnis aus der Vergangenheit, das auch für die Zukunft übertragen werden
kann, ist, dass die Jahr- zu- Jahr Änderungen des Klimas (der Temperatur, des Nieder-
schlags, der Schneedeckendauer, etc.) viel größer sind als langfristige Trends des Klimas,
solange bei zukünftigen Szenarien Zeithorizonte von einigen Jahrzehnten betrachtet werden.
Klimaszenarien müssen deshalb immer unter Berücksichtigung der natürlichen Klimavariabi-
lität interpretiert werden.
Abbildung 11: Zusammenfassung der reclip:century-Ergebnisse für Temperatur und Niederschlag in den österrei-
chischen Teilregionen für die Periode 1921–2050 im Vergleich zur Periode 1971–2001. (Quelle: reclip:century,
Loibl et al. 2011)
27
5.3 Zukünftig zu erwartende Auswirkungen des Klimawandels auf Basis der
Klimaszenarien für Österreich
Neben den bereits erwähnten regionalen und saisonalen Veränderungen des Temperatur-
und Niederschlagsverlaufs sind auch deren direkte und indirekte Auswirkungen wesentlich.
Im Folgenden werden die in Zukunft zu erwartenden temperatur- und niederschlagsinduzier-
ten Effekte hinsichtlich ihrer Bedeutung für die betrachteten Aktivitätsfelder schlagwortartig
dargestellt.
Land- und Forstwirtschaft:
Verlängerung der Vegetationsperiode;
Verlagerung des Niederschlags aus der Vegetationsperiode in den Winter (regionale Dif-
ferenzierung notwendig);
Abnahme der Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate;
Zunahme der Niederschlagsvariabilität von Jahr zu Jahr im Sommer;
Zunahme der Häufigkeit von Trockenperioden;
Hitzebelastung von Pflanzen speziell in Kombination mit Trockenheit;
vermutlich Abnahme des Bodenwassergehaltes und damit erhöhter Trockenstress im Sü-
den und Osten Österreichs;
Erhöhung der potenziellen Evapotranspiration10 durch höhere Temperaturen und längere
Vegetationsperioden;
Hitzebelastung von Pflanzen sowie Erhöhung der Evapotranspiration können dazu führen,
dass einzelne Kulturen gänzlich bzw. regional aus der Nutzung verschwinden. Erhöhtes
Risiko zur Verringerung der Artenvielfalt;
Veränderung der Artenzusammensetzung inklusive neue invasive Arten;
derzeit noch keine belastbaren Aussagen zu Extremereignissen wie Sturm- und Hagel-
häufigkeit sowie Erosion durch Starkniederschläge; bezüglich Hochwasser siehe Ab-
schnitt Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft (erhöhter Forschungsbedarf notwendig);
Veränderung physiologischer Leistungs- und Qualitätsparameter von Nutz- und Kultur-
pflanzen als Folge veränderter Niederschlagsverteilung und Temperaturverhältnisse.
Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft:
Tendenz zur Verschiebung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling im Norden
Österreichs; Zunahme von Starkniederschlägen möglich (bisher nicht eindeutig belegt);
diskutiert wird eine mögliche Zunahme lokaler Starkniederschläge von kurzer Dauer;
Zunahme der Verdunstung;
10
Evapotranspiration: Gesamtheit von Bodenverdunstung, Pflanzenverdunstung und Verdunstung aus der Interzeption (Zurückhalten von Niederschlägen auf der „Oberfläche“)
28
Abnahme des Schneeniederschlags und der Schneedeckendauer, früherer Beginn der
Schneeschmelze;
Zunahme der Winterniederschläge (besonders im Norden), Abnahme der Sommernieder-
schläge;
Erhöhung der Abflüsse im Winter (mit Ausnahme des Südens), Reduktion im Sommer
(regional unterschiedlich);
Rückgang der Gletscher setzt sich fort. Abflüsse aus Gletscherschmelze dürften um
2040–2050 ihr Maximum erreichen;
Erhöhung der Niederwasserabflüsse in den Alpen im Winter, mögliche Reduktion im
Flachland im Spätsommer/Herbst;
Erhöhung der Niederwasserabflüsse im Winter, Reduktion im Sommer;
Anstieg der Wassertemperaturen (Oberflächenwässer besonders im Sommer, sowie
Grundwasser);
Lokal kann das Geschiebepotenzial im Bereich der Permafrostgrenze zunehmen; regional
betrachtet dürfte die Zunahme bei größeren Vorflutern eher klein sein.
im Süden und Osten Österreichs Abnahme der Grundwasserneubildung wahrscheinlich;
im Norden und Westen Österreichs könnte sie zunehmen;
Durch die mögliche Zunahme der Verdunstung und Abnahme der Niederschläge im
Sommer ist eine Reduktion der Quellschüttungen von oberflächennahen Quellen nicht
auszuschließen.
Mögliches geringeres Verdünnungspotenzial in Oberflächengewässern im Südosten Ös-
terreichs kann zu erhöhten Stoffkonzentrationen führen.
Temperaturerhöhung wird zu Veränderungen der aquatischen Biozönosen führen, die
Bioregionen werden sich verschieben.
Kleinräumig könnten sich vorhandene Engpässe in der Wasserversorgung in Gebieten mit
ungünstigem Wasserdargebot verstärken.
Tourismus:
Anstieg der Jahresmitteltemperatur (Ganzjahres-Tourismus);
Veränderung der Niederschlagsmengen und ihrer saisonalen Verteilung – Abnahme der
Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate und Zunahme in den Wintermona-
ten;
Abnahme des Schneeanteils in tiefen und mittleren Lagen, Rückgang der Schneesicher-
heit;
Abnahme der Eis- und Frosttage;
Zunahme der Tage ohne durchgehende Schneedecke im Gebirge;
29
Auftauen der Permafrostböden kann zu Instabilität von Infrastruktureinrichtungen und zu
Steinschlaggefahr führen.
Rückgang der Gletscher beeinflusst das Landschaftsbild;
erhöhter Druck auf Gletscher durch schlechtere Bedingungen in Schigebieten niedriger
Lagen möglich;
Anstieg der Wassertemperaturen (längere „badetaugliche― Temperaturen);
mögliche Belastung der Wasserqualität der Seen (z. B. durch Algen) bei höheren Tempe-
raturen;
relative klimatische Begünstigung des Alpenraums gegenüber insb. Mittelmeerdestinatio-
nen im Sommer;
verstärkte Hitzeperioden bzw. Anstieg an Hitzetagen (über 30 °C) im Sommer (z. B. Städ-
tetourismus – Flucht aus urbanen Räumen in umliegende Gebiete);
Rückgang der Artenvielfalt (Flora und Fauna) führt zu einer Veränderung des Land-
schaftsbildes.
Energie:
Erhöhung der Niederwasserabflüsse im Winter und früherer Beginn der Schneeschmelze;
an voralpinen Gewässern: erhöhte Ausprägung der Niederwasserperioden im Sommer
und Herbst;
an alpinen Gewässern: eventuell im Spätsommer längere Niederwasserperioden, wobei in
den vergletscherten Gebieten der Sommer- und Herbstabfluss sogar steigen wird, da die
Gletscherschmelze zum Abfluss beiträgt;
Anstieg der Wassertemperaturen vor allem während sommerlicher Trockenperioden;
Gletscher- und Permafrostrückgang und dadurch erhöhter Geschiebeanteil;
mögliche Veränderung des Winddargebots;
mögliche Veränderung der Solareinstrahlung;
mögliche Veränderung im Dargebot biogener Stoffe zur energetischen Nutzung;
Abnahme des Heizenergiebedarfs und Zunahme des Kühlenergiebedarfs; Veränderungen
der Anzahl der Heiz- und Kühlgradtage;
mögliche Veränderungen im Angebot von erneuerbaren Energieträgern (z. B. Windener-
gie, Solarenergie, Biomasse).
Bauen und Wohnen:
Steigende Durchschnittstemperaturen und Temperaturmaxima;
Vermehrtes Auftreten von Hitzewellen führt zu einer Zunahme der Hitzebelastung; speziell
für urbane Regionen wird eine Verstärkung des Wärmeinseleffekts erwartet.
30
Erhöhung der temperaturbedingten physikalischen Beanspruchung von Gebäuden;
Zunahme der nächtlichen Temperaturminima von über 20 °C;
regional unterschiedliche Zunahme der Niederschlagsintensität;
Verlagerung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling – eine generelle Aussage
über die Veränderung des Hochwasserrisikos für ganz Österreich ist derzeit nicht möglich;
Erhöhte Schneelasten sind in höheren Lagen zu erwarten und können für tiefere und mitt-
lere Lagen infolge zunehmender Klimavariabilität nicht ausgeschlossen werden.
Derzeit sind noch keine belastbaren Aussagen zu Extremereignissen wie Sturm- und Ha-
gelhäufigkeit möglich (erhöhter Forschungsbedarf notwendig).
Regional unterschiedlich zunehmende Starkniederschläge sowie Auftauen von Perma-
frost können im alpinen Raum vermehrt zu Muren, Steinschlag, Felssturz und Rutschun-
gen sowie im Winter vermehrt zu Lawinenabgängen führen.
erhöhtes Risiko von Wald- und Flächenbränden infolge von Hitzewellen.
Gesundheit:
Vermehrtes Auftreten von Hitzewellen führt zu einer Zunahme der Hitzebelastung; speziell
für urbane Regionen wird eine Verstärkung des Wärmeinseleffekts erwartet.
Erreichen neuer Temperaturmaxima in Flachlandbereichen Österreichs;
Zunahme der nächtlichen Temperaturminima von über 20 °C, insbesondere während Hit-
zeperioden;
Zunahme der thermophysiologischen Belastung an heißen Tagen und bei Hitzeperioden;
Zunahme der Mortalitätsrate bei Hitzeperioden, insbesondere bei Risikogruppen;
mögliche Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit an heißen Tagen und während Hitzepe-
rioden;
Veränderung der Ausbreitungs- und Übertragungsbedingungen von Vektoren und Krank-
heitserregern;
mögliche verstärkte Ausbreitung allergener Pflanzen und Tiere;
Belastbare Aussagen über die Zunahme an extremen Wetterereignissen wie Sturm- und
Hagelhäufigkeit sowie Starkniederschläge und Hochwässer sind derzeit nicht möglich.
Häufigere Extremereignisse erhöhen das Risiko für Verschüttungen, Verletzungen, dau-
erhafte Behinderungen bis hin zu Todesfällen.
Als sekundäre gesundheitliche Folgen nach Extremereignissen sind Stress und psychi-
sche Störungen sowie Schimmelpilzbefall in Wohnräumen bei Feuchtschäden möglich.
Sommerliche Hochdruckwetterlagen können die Bildung von Luftverunreinigungen be-
günstigen.
Höhere Temperaturen können die Vermehrung von Mikroorganismen in Lebensmitteln
begünstigen und zu einer Zunahme an lebensmittelbedingten Infektionen führen.
31
mögliche bakteriologische Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität durch einen Anstieg
der Wassertemperaturen
Natürliche Ökosysteme/Biodiversität:
Anstieg der Jahresmitteltemperatur;
Höhere Temperaturen führen direkt zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode und
damit zu einem früheren Einsetzen und einem späteren Ende der Transpiration der Pflan-
zen.
Zunahme der Häufigkeit von Trockenperioden;
Veränderung der Niederschlagsmengen und ihrer saisonalen Verteilung – Abnahme der
Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate und Zunahme in den Wintermona-
ten (regionale Differenzierung notwendig);
Hitzebelastung von Pflanzen speziell in Kombination mit Trockenheit;
vermutlich Abnahme des Bodenwassergehaltes und damit erhöhter Trockenstress im Sü-
den und Osten Österreichs;
erhöhtes Risiko zur Verringerung der Artenvielfalt;
Veränderung der Artenzusammensetzung;
Abnahme des Schneeanteils in tiefen und mittleren Lagen, Rückgang der Schneesicher-
heit;
Abnahme der Eis- und Frosttage;
Anstieg der Wassertemperaturen vor allem während sommerlicher Trockenperioden;
Verschiebung von Arealgrenzen entlang von Höhen- und Feuchtegradienten;
Änderungen in der Artenzusammensetzung in Lebensgemeinschaften und Biotopen;
Verlust von Lebensräumen und Arten;
Ausbreitung neuer invasiver Arten (Neobiota).
Verkehrsinfrastruktur:
Steigende Hitzebelastung kann zu Material- und Strukturschäden sowie zu Verformungen
an Straßenbelägen und der Schieneninfrastruktur führen.
bei Hitzewellen erhöhtes Ausfallsrisiko der elektronischen Ausstattung (Signalanlagen);
Veränderung der Niederschlagsmengen und ihrer saisonalen Verteilung – Abnahme der
Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate und Zunahme in den Wintermona-
ten;
Tendenz zur Verschiebung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling im Norden
Österreichs;
32
Erhöhung der Abflüsse im Winter (mit Ausnahme des Südens), Reduktion im Sommer
(regional unterschiedlich);
Zunahme von Starkniederschlägen möglich (bisher nicht eindeutig belegt); diskutiert wird
eine mögliche Zunahme lokaler Starkniederschläge von kurzer Dauer;
Starkniederschläge können zur Überlastung von Drainagesystemen und zur Flutung von
Unterführungen führen.
Erosion und Unterspülungen können die Stabilität von Bahndämmen und Gleisbett ge-
fährden.
zunehmendes Risiko für Massenbewegungen (Hangrutschungen, Muren);
Abnahme des Schneeniederschlags und der Schneedeckendauer, früherer Beginn der
Schneeschmelze;
Abnahme des Schneeanteils in tiefen und mittleren Lagen; Rückgang der Schneesicher-
heit;
Zunahme der Schneemenge in Höhenlagen von über 1.800 m, was regional eine erhöhte
Gefahr von Lawinen mit sich bringen kann;
Zunahme der Tage ohne durchgehende Schneedecke im Gebirge;
Abnahme der Eis- und Frosttage;
Auftauen der Permafrostböden kann zu Instabilität von Infrastruktureinrichtungen und zu
Steinschlaggefahr führen.
Belastbare Aussagen betreffend Stürme sind derzeit noch nicht möglich; Stürme können
Schäden an der elektronischen Infrastruktur und Behinderungen verursachen.
Wirtschaft:
Höhere Temperaturen und Hitzewellen erhöhen den Kühlungsbedarf für die Lagerung und
den Transport verschiedener Produkte
Höhere Temperaturen und Hitzewellen beeinträchtigen die Arbeitsbedingungen (Rück-
gang der Produktivität, Gefährdung der Gesundheit und der Arbeitssicherheit)
Veränderungen im Konsumverhalten durch steigende Temperaturen und längere Hitzepe-
rioden (z.B. Getränke)
Abnahme der Verfügbarkeit von Kühlwasser bei Hitzewellen/Dürren kann kühlungsinten-
sive Produktion sowie Energieerzeugung beeinträchtigen
Mögliche Änderungen in der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten durch geän-
derte Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse kann Auswirkungen auf die gesamte
Wertschöpfungskette mit sich bringen
Regional unterschiedliche Wasserverfügbarkeit durch Änderungen der Niederschlags-
mengen und ihrer saisonalen Verteilung - Abnahme der Niederschlagshäufigkeit während
der Sommermonate und Zunahme in den Wintermonaten
33
Potenziell zunehmende Extremereignisse und extreme Witterungsperioden können mas-
sive Schäden der betrieblichen Infrastruktur und bei der Produktion verursachen (Gefahr
von Liquiditätsengpässen bei Unternehmen und Versicherungen)
Niederschlags- und temperaturinduzierte Extremereignisse (Sturm, Hagel, Überschwem-
mungen und Massenbewegungen, Hitzewellen in Verbindung mit Dürre) können zu Eng-
pässen in der Energieversorgung führen und somit die Produktion behindern bzw. ggf. zu
Produktionsausfälle führen
Beeinflussung der betriebsinternen Logistik durch eventuell vermehrt auftretende Extrem-
ereignisse, Beeinträchtigungen der Transport- und Lagerinfrastruktur
Durch die globale Vernetzung werden sowohl die Zulieferung für die Produktion in Öster-
reich als auch der Absatz österreichischer Produkte durch Klimafolgen in anderen Erdtei-
len betroffen sein
Sowohl Klimaschutzauflagen als auch Klimaänderungen können zu Produkt- und Verfah-
rensinnovationen führen - etwa in der Dämmstoffindustrie, bei Kühlmitteln, neuen Baustof-
fen, regenerativen Energien - oder auch beim Hochwasserschutz, bei Hangstabilitäts-
maßnahmen und anderen Formen der Anpassung
Stadt – urbane Frei- und Grünräume:
Vermehrtes Auftreten von Hitzewellen führt zu einer Zunahme der Hitzebelastung; speziell
für urbane Regionen wird eine Verstärkung des Wärmeinseleffekts erwartet.
Zunahme thermischer Extremwerte und Erreichen neuer Temperaturmaxima in Flach-
landbereichen Österreichs;
Zunahme der nächtlichen Temperaturminima von über 20 °C, insbesondere während Hit-
zeperioden;
Zunahme der thermophysiologischen Belastung an heißen Tagen und bei Hitzeperioden;
Zunahme der Mortalitätsrate bei Hitzeperioden insbesondere bei Risikogruppen;
mögliche Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit an heißen Tagen und während Hitzepe-
rioden;
Verstärkung des thermischen Stadtklimaeffektes durch erhöhten Strombedarf bei Hitze-
wellen (zunehmende Gebäudeklimatisierung);
Sommerliche Hochdruckwetterlagen können die Bildung von Luftverunreinigungen be-
günstigen.
Verlagerung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling – eine generelle Aussage
über die Veränderung des Hochwasserrisikos für ganz Österreich ist derzeit nicht möglich.
Veränderung der Niederschlagsmengen und ihrer saisonalen Verteilung – Abnahme der
Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate und Zunahme in den Wintermona-
ten;
häufigere Sommergewitter und Starkregenereignisse mit Starkregenabflussspitzen;
34
Belastbare Aussagen betreffend Stürme sind derzeit noch nicht möglich; Stürme können
Schäden an der elektronischen Infrastruktur und Behinderungen verursachen.
Veränderungen der urbanen Pflanzen- und Tierwelt und Ausbreitung wärmeliebender
Pflanzen und Tierarten, insbesondere von Neobiota;
Abnahme der Verdunstungsleistung der Vegetation;
Verlängerung der Vegetationsperiode;
erhöhte Anfälligkeit der Vegetation bei Trockenperioden.
35
6. Herausforderungen in der Anpassung
Die Planung und Umsetzung von Anpassung ist ein dynamischer Prozess, der sich flexibel
auf neue Verhältnisse (z. B. weitere Klimawandelfolgen, neue Forschungsergebnisse) ein-
stellen muss. Die Anpassung an den Klimawandel ist eine komplexe Aufgabe und durch un-
terschiedlichste Herausforderungen geprägt:
Der richtige Umgang mit Unsicherheiten ist unumstritten eine wesentliche Herausforderung
für jede Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen. Unsicherheiten resultieren
vor allem aus den globalen und regionalen Szenarien für die zukünftige Entwicklung des
Klimas. Mangelndes Prozessverständnis (vor allem über Rückkoppelungsprozesse), unklare
Entwicklung der Treibhausgase, fehlende Langzeitdaten und die begrenzte räumliche Auflö-
sung bei der Berechnung der Klimaszenarien führen zu unsicheren Aussagen. Jedoch kön-
nen solche Klimaszenarien immer nur Annäherungen an die Wirklichkeit sein und niemals
sämtliche Faktoren berücksichtigen. Sie liefern keine sicheren Vorhersagen über einen be-
stimmten zukünftigen Verlauf, sondern zeigen eine Bandbreite von möglichen Entwicklungen
auf. Trotz dieser Unsicherheitsfaktoren bilden Klimaszenarien eine wesentliche Grundlage
für das Verstehen des Klimawandels und dessen möglicher Auswirkungen.
Zusätzlich zu den Modellunsicherheiten kommen Unsicherheiten im Hinblick auf künftige
Entwicklungen der Treibhausgasemissionen. Dies hängt von vielen Faktoren ab, wie dem
Bevölkerungswachstum, dem Wirtschaftswachstum, der Energiepreisentwicklung, Landnut-
zungsänderungen sowie davon wie sich Technologien für geringeren Treibhausgasausstoß
weltweit durchsetzen werden.
Eine weitere Herausforderung in der Anpassung ergibt sich durch die Tatsache, dass die
Anpassung ein klassisches Querschnittsthema ist: eine Vielzahl von Handlungsfeldern
(z. B. Infrastruktur, Energieversorgung, Wasserwirtschaft, Schutz vor Naturgefahren) und
AkteurInnen aus unterschiedlichen Bereichen spielen eine Rolle. Zusätzlich sind verschiede-
ne Verantwortungsebenen und -bereiche von notwendigen Anpassungsmaßnahmen betrof-
fen: von öffentlichen Verwaltungseinheiten (von Bund bis Gemeinde) über die verschiedenen
Wirtschaftszweige bis hin zu Einzelpersonen. Zwischen unterschiedlichen Ebenen und
Handlungsfeldern treten auch Wechselwirkungen auf, sodass der Nutzen in einem Bereich
zu unerwünschten Folgen in einem anderen führen kann. Durch eine fehlende Kooperation
und Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Handlungsfeldern, AkteurInnen und Ent-
scheidungsebenen kann es zu Konflikten kommen und mögliche Synergien (auch finanzieller
Natur) können ungenutzt bleiben. Daher wird eine sektorübergreifende Betrachtung und ggf.
Integration von Anpassung in diverse Politikbereiche angestrebt.
36
Die dritte Herausforderung ergibt sich aus der Notwendigkeit, dass Klimaschutz und An-
passung an den Klimawandel in enger Verknüpfung stehen und somit auch gemeinsam
betrachtet werden sollte. Anpassung kann den Klimaschutz nicht ersetzen. Erfolge im Klima-
schutz tragen aber dazu bei, die Kosten für die Anpassung geringer zu halten. Bei der Pla-
nung von Anpassungsmaßnahmen sollten wiederum solche Maßnahmen bevorzugt werden,
die gleichzeitig die Ziele des Klimaschutzes verfolgen. Aber auch bei der Planung von Klima-
schutzmaßnahmen sollten solche favorisiert werden, die robust sind gegenüber einer großen
Bandbreite von möglichen Klimaentwicklungen.
All diese Herausforderungen dürfen jedoch kein Argument für Nichthandeln sein! Wesentlich
ist hierbei, dass jene Personen, die in der Anpassungsplanung gefordert sind, ein gemein-
sames Verständnis und den gleichen Wissensstand haben und bereit sind, sich mit den offe-
nen Fragen in der Planung und Umsetzung pro-aktiv auseinanderzusetzen. Des Weiteren
sind ein kooperatives Vorgehen und eine enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Praxis
und Entscheidungsträgerinnen/-trägern Voraussetzung für eine erfolgreiche Anpassung.
37
7. Soziale Aspekte des Klimawandels
Menschen sind einerseits Verursacher des Klimawandels, andererseits bekommen sie – in
immer stärkerem Ausmaß – die Auswirkungen der Klimaänderungen zu spüren und suchen
nach Möglichkeiten zur Anpassung. Klimaschutz und intelligente Klimawandelanpassung
dienen nicht nur dem Schutz der Ökosysteme, sie können auch ganz direkt zum Wohl der
Menschen beitragen, etwa wenn es um soziale Gerechtigkeit oder Gesundheitsschutz geht.
Die Nutzung der Umwelt wie auch die diesbezügliche Risikowahrnehmung ist von individuel-
len Faktoren sowie vom gesellschaftlichen Umfeld beeinflusst. Wie Menschen dem Klima-
wandel gegenüberstehen und ob und in welcher Weise sie bereit sind, entsprechende Stra-
tegien tatsächlich umzusetzen oder verfügbare Ressourcen zur Anpassung zur Verfügung zu
stellen, hängt stark von den jeweiligen sozialen Bedingungen der Betroffenen, von individuel-
len Voraussetzungen sowie dem gesellschaftlich-kulturellen Umfeld ab.
Nicht nur auf der globalen Ebene, auch innerhalb der österreichischen Gesellschaft gibt es
Ungleichheiten was Lebensstile, Einkommensverhältnisse und Ressourcenverbrauch betrifft.
So gibt es Menschen, die zwar mehr Ressourcen verbrauchen, jedoch von Umweltbelastun-
gen – wie etwa den negativen Auswirkungen des Klimawandels – weniger betroffen sind,
und andere, meist sozial schlechter gestellte, die sowohl gesellschaftlich als auch durch ver-
stärkte Umweltbelastungen benachteiligt sind.
Zu den gesellschaftlich auszuhandelnden Fragen, wie wir mit der Umwelt umgehen und wie
viel Risiko beim Klimawandel getragen werden soll, kommen bei den sozialen Aspekten des
Klimawandels und der Anpassung an den Klimawandel weitere Werthaltungen hinzu, die tief
in das weltanschauliche und ethische Denken aller Beteiligten reichen. Dazu gehören etwa
Themen wie die soziale und ökologische Gerechtigkeit zwischen den Lebenden sowie zu-
künftigen Generationen.
Derzeit liegen noch keine ausführlichen wissenschaftlichen Einschätzungen der sozialen
Auswirkungen des Klimawandels und der zu definierenden Anpassungsmaßnahmen vor. Es
stellen sich jedoch folgende Fragen:
Wie sind Menschen in Österreich aufgrund ihrer räumlichen und sozio-ökonomischen
Situation vom Klimawandel und möglichen Maßnahmen zur Anpassung betroffen?
Wie wird der Alltag der Menschen, insbesondere die Arbeitswelt und die Lebenswei-
se, gegebenenfalls verändert werden?
Welche Zusammenhänge gibt es mit den globalen Aspekten der Anpassung an den
Klimawandel?
38
Welche Maßnahmen sind erforderlich, um die Verwundbarkeit der sozialen Systeme
und nachteilige Auswirkungen der Klimaänderung zu minimieren bzw. zu verhindern?
Es gibt in Österreich politisch abgestimmte gemeinsame soziale Ziele, die in der Österrei-
chischen Strategie zur nachhaltigen Entwicklung (BMLFUW 2002) dargestellt sind. In
dieser Strategie sind soziale Themen vor allem in zwei der insgesamt vier großen Hand-
lungsfelder zu finden. Im Handlungsfeld „Lebensqualität in Österreich―, das vor allem die
österreichischen Ziele hervorhebt und im Handlungsfeld „Österreichs Verantwortung―, das
sich mit den weltweiten Zusammenhängen befasst. Anhand dieser Leitziele wird der mögli-
che Einfluss des Klimawandels/der Klimawandelanpassung beleuchtet und es werden erste
allgemeine Überlegungen zu Handlungsansätzen abgeleitet
Lebensqualität in Österreich
Leitziel 1 – Ein zukunftsfähiger Lebensstil
Durch Bildung und Bewusstseinsbildung die Lebensstile am Leitbild nachhaltiger Entwick-
lung orientieren und einen Wertewandel initiieren.
Das Ziel eines tragfähigen zukünftigen Lebensstils ist geprägt von den die "nachhaltige Ent-
wicklung" bestimmenden Prinzipien der lokalen Identität, Langfristigkeit, Vielfalt, Natürlich-
keit, Partnerschaftlichkeit, Qualität vor Quantität sowie Nähe. Der sogenannte „westliche
Lebensstil― ist nur durch einen im weltweiten Maßstab überdurchschnittlichen Verbrauch von
Energie- und Ressourcen möglich. Das in den 90er-Jahren entwickelte Konzept des ökologi-
schen Fußabdruckes, das die Folgen dieses Lebensstils bildhaft darstellt, zeigt, dass drei
Planeten notwendig wären, wenn alle rd. 7 Milliarden Menschen einen derartigen Lebensstil
führen würden.
Durch die weltweit steigende Nachfrage nach Ressourcen (vor allem Energie und Lebens-
mittel) beginnen die Preise zu steigen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Tatsache zu,
dass die Lebensmittelpreise seit 2008 ein internationales Rekordhoch erreicht haben. Preis-
steigerungen, verursacht u. a. durch höhere Energiekosten, knapper werdende Ressourcen
und zusätzliche Auswirkungen des Klimawandels (wie Überschwemmungen, Dürre, Tro-
ckenheit und damit einhergehende Ernteausfälle etc.) können ohne ausgleichende Maß-
nahmen eine Verschlechterung der Lebensbedingungen insbesondere der gering verdienen-
den und armen Menschen, bedeuten. Gleichzeitig sind die BezieherInnen von hohen Ein-
kommen aufgrund des geringeren Ausgabenanteils zur Befriedigung von Grundbedürfnissen
weniger stark von den Preissteigerungen betroffen. Es ist zu erwarten, dass die Preissteige-
rungen, die durch den Klimawandel verstärkt werden, die bereits bestehenden sozialen Un-
39
terschiede zwischen Arm und Reich noch verschärfen werden. Einkommensschwache
Schichten haben vor allem aus finanziellen Gründen weniger Vermeidungs- und Ausweich-
möglichkeiten gegenüber unerwünschten Entwicklungen. Die Anzahl und Verteilung von
Menschen mit geringem Einkommen sowie die Betroffenheit durch den Klimawandel sind
regional unterschiedlich. Zusätzlich kann es durch verstärkte Ungleichheiten und Fragen der
Verteilungsgerechtigkeit zu Konflikten kommen.
Bildhafte Darstellungen der Auswirkungen einen ressourcenintensiven Lebensstils – wie et-
wa der ökologische Fußabdruck – müssten daher auch berücksichtigen, dass bei einer Re-
duktion des Ressourcenverbrauches ohne entsprechende Begleitmaßnahmen negative so-
ziale Auswirkungen auftreten können.
Empfehlungen
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind in allen Aktivitätsfeldern an den
Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung zu orientieren, um soziale, wirtschaftliche, um-
weltbezogene wie auch ethische Aspekte zu berücksichtigen und abzuwägen.
Die Fähigkeit zur Anpassung und die Eigenverantwortlichkeit vor Ort sollten gestärkt und
durch unterstützende Programme und Initiativen auf Bundes- und Länderebene gefördert
werden. Diese Programme können je nach Bedarf regional unterschiedlich und/oder sozi-
al gestaffelt sein.
Klimawandelaspekte sollten in bestehende Programme/Initiativen wie die ÖSTRAT 2010
und das ÖSTRAT Arbeitsprogramm sowie Klima:aktiv und Klimabündnis integriert wer-
den.
Die Forschung sollte hinsichtlich folgender Themen forciert werden: Lebensstile bzw. so-
ziale Milieus im Zusammenhang mit Risikowahrnehmung, Risikokommunikation und An-
passung an den Klimawandel, Klimawandelanpassung und ethische Aspekte (Vertei-
lungsgerechtigkeit), soziale Kohäsion und Demokratie-Entwicklung, technologischer
Wandel und Klimawandelanpassung.
Qualitative Zukunftsforschung für eine antizipatorische Klimawandelanpassungspolitik ist
anzustreben:
o Themen: Industrie, Konsum, Landwirtschaft; Technologieassessments;
o Wie werden durch Ressourceneinsparung freiwerdende Mittel eingesetzt? (Re-
bound-Effekt, fehlender Netto-Einsparungseffekt)?
40
o Szenarienentwicklung mit Wirkungsorientierung auf verschiedene Gruppen (z. B.
Verteilungswirkung).
Leitziel 2 – Entfaltungsmöglichkeiten für alle Generationen
Die Finanzierung von Familien- und Sozialleistungen, Gesundheitswesen und der Alterssi-
cherung der demografischen Entwicklung entsprechend vorbereiten und Gesundheit fördern
Leitziel 5 – Ein menschenwürdiges Leben
Armut bekämpfen, sozialen Zusammenhalt schaffen und gleiche Chancen für alle sichern
Zusätzlich zu den Änderungen des Klimas kommen auf die österreichische Gesellschaft
auch umfassende demografische Veränderungen zu. Wenn sich die Zahl der Menschen, die
Altersstruktur, die Zahl der ein-Personen-Haushalte oder andere demografische Merkmale
ändern, so hat dies Auswirkungen auf den Umgang mit der Umwelt aber auch auf spezifi-
sche Bedürfnisse (z. B. steigende Hitzesensibilität mit höherem Alter). Die demografische
Entwicklung hat insofern auch Auswirkungen auf die Planung und Umsetzung von Maßnah-
men zur Klimawandelanpassung.
Es ist davon auszugehen, dass folgende österreichische Bevölkerungsgruppen aufgrund
ihrer räumlichen und/oder sozio-ökonomischen Situation besonders stark vom Klimawandel
und von möglichen Maßnahmen zur Anpassung betroffen sein werden:
Arme oder armutsgefährdete Personen;
chronisch kranke Menschen, Personen mit schlechtem Gesundheitszustand (v. a. bei
Hitzewellen, vektorenübertragenen Krankheiten);
Kinder;
ältere Menschen;
Personen, die in von Naturgefahren bedrohten Gegenden wohnen;
Personen, die in Gegenden wohnen, die verstärkt Hitzewellen ausgesetzt sein werden;
Personen, die berufsbedingt Hitze ausgesetzt sind;
Personen, deren Einkommen durch Auswirkungen des Klimawandels zumindest zeitweise
bedroht sein kann.
Nach den Ergebnissen der aktuellen Prognose wird die Bevölkerung Österreichs auch in
Zukunft weiterhin wachsen, und zwar auf rund 9½ Mio. im Jahr 2050. Parallel dazu verändert
sich die Altersstruktur. Die Bevölkerung im Alter von über 60 Jahren wird zahlen- und an-
teilsmäßig stark an Gewicht gewinnen.
41
Als Maß für den materiellen Lebensstandard dient das äquivalisierte Haushaltseinkommen.
Unterschreitet es einen bestimmten Schwellenwert, werden die in den betreffenden Haushal-
ten lebenden Personen als armutsgefährdet bezeichnet. Die Schwelle für Armutsgefährdung
für einen Einpersonenhaushalt beträgt nach aktuellen Analysen ca. 12.000 € pro Jahr. Rund
jeder achte Österreicher bzw. jede achte Österreicherin ist arm oder armutsgefährdet. Schon
derzeit sind gerade Bevölkerungsgruppen, die über einen niedrigen Bildungsstand und ein
niedriges Einkommen verfügen, oft zusätzlich von Umweltbelastungen betroffen. Arme und
armutsgefährdete Personen leben in Städten oft in Gegenden, die starkem Verkehrslärm
sowie hoher Feinstaubbelastung ausgesetzt sind und haben meist wenig Zugang zu Grün-
flächen und Erholungsgebieten. Mit Stand 2009 waren insgesamt 631.000 Personen bzw.
9 % der Bevölkerung ab 16 Jahren gesundheitlich beeinträchtigt. Auswirkungen des Klima-
wandels wie Hitzewellen, Trockenheit und Starkregen werden zusätzliche Belastungen dar-
stellen und voraussichtlich besonders jene treffen, die weder das nötige Wissen noch die
finanziellen Mittel zur Vorsorge haben.
Vor allem in dicht bebauten Siedlungsbereichen wird eine verstärkte Hitzebelastung im
Sommer zu ungünstigerem Raum- und Wohnklima und damit zu gesundheitlichen Belastun-
gen führen. Verstärkt wird dieses Problem durch die fehlende nächtliche Abkühlung. Ärmere
Personen leben oft in Mietverhältnissen und haben weder die finanziellen Mittel noch die
rechtlichen Möglichkeiten, ihren Vermieter zu Klimawandelanpassungsmaßnahmen wie
Dämmungen oder Beschattungen zu bewegen. Zusätzlich geben ärmere Einkommens-
schichten im Verhältnis mehr für Energie aus als besser gestellte Haushalte.
Die öffentlichen Finanzen werden in Zukunft durch die demografische Entwicklung und die
damit zusammenhängenden Bedingungen für das Gesundheits-, Sozial- und Pensionssys-
tem stark gefordert werden. Offen ist, ob der Klimawandel zeitgleich zu erheblichen Zusatz-
belastungen der öffentlichen Finanzen führt und somit eine Doppelbelastung droht.
Empfehlungen
Bei der Planung und Umsetzung der Handlungsoptionen, insbesondere in den Aktivitäts-
feldern Gesundheit, Bauen und Wohnen, Energie, Raumordnung, Verkehrsinfrastruktur
sowie Städte – urbane Frei- und Grünräume, sind die unterschiedlichen Bedürfnisse der
Generationen und insbesondere die demografische Entwicklung zu berücksichtigen.
Auch der Gesundheitszustand beeinflusst, wie gut Menschen die Änderungen des Klimas
vertragen und wie gut sie sich anpassen können. Diese Unterschiede sollten bei Maß-
nahmen zur Klimawandelanpassung berücksichtigt werden.
42
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind mit bestehenden sozialen Zielset-
zungen, sozialen Teilhabemöglichkeiten oder gesundheitsbezogenen Zielen wie Redukti-
on von Lärm oder Feinstaub zu verknüpfen.
Geeignete Lenkungsmaßnahmen sind zu prüfen und ggf. umzusetzen. Dabei ist zu be-
achten, dass diese keine zusätzliche Belastung des Faktors Arbeit darstellen.
Kosten- und Nutzen von Klimawandelanpassung sollten stratifiziert auf verschiedene Be-
völkerungsschichten und unter Bedachtnahme auf Genderaspekte dargestellt werden.
Hierbei sollten auch die sozialen Vor- und Nachteile sowie Nutzungskonflikte berücksich-
tigt werden. (Anpassungsmaßnahmen können auch eine Vergrößerung des ökologischen
Fußabdrucks mit sich bringen – z. B. Klimaanlagen, technische Schutzmaßnahmen etc.).
Klimawandelanpassung sollte in bestehende Programme integriert werden: z. B. Berück-
sichtigung bei der Weiterentwicklung des NREAP11 und des Energieeffizienz-
Aktionsplans12, einschließlich der sozialen und preislichen Auswirkungen auf verschiede-
ne Bevölkerungsgruppen.
Ein nationaler Aktionsplan gegen Energiearmut sollte unter Berücksichtigung u. a. folgen-
der Aspekte erarbeitet werden:
o Information und Beratung von privaten Haushalten (kostenlose Vor-Ort-
Energieberatung); Studien, wie die Beratung zielgruppengerecht durchzuführen ist,
liegen bereits vor bzw. laufen (z. B. von der Caritas);
o Forcierung der Forschung zu Fragen der „Energiearmut― und sozialen Aspekten
des Klimawandels (unterschiedliche Betroffenheiten, Änderungen im Energiever-
brauchsverhalten);
o Durchführung von Bildungsmaßnahmen;
o Identifikation von Aspekten, die den Energieverbrauch insbesondere in ärmeren
Haushalten aufgrund des Klimawandels erhöhen (Preisentwick-
lung:Verbrauchsentwicklung) und Entwicklung von Gegenstrategien;
o Schaffung eines Energieeffizienzfonds zum Tausch ineffizienter Haushaltsgeräte
und Heizsysteme. Hier besteht langfristig auch ein enormes Einsparpotenzial und
zusätzlich wird zur Emissionsreduktion beigetragen;
o verstärkte Kooperation Bund/Länder bei den Förderungen;
o Forcierung des Einsatzes alternativer Energiequellen;
11
National Renewable Energy Action Plan 12
BMWFJ 2007: 1. Energieeffizienzaktionsplan der Republik Österreich gemäß EU-Richtlinie 2006/32/EG
43
Forschung zu Beschäftigungseffekten und Klimawandelanpassung;
Vulnerabilitätsabschätzung der (qualitativen und quantitativen) Arbeitsplatzsituation: Ana-
lyse, welche Veränderungen auf den Klimawandel zurückzuführen sind; Abschätzung wie
sich technologische Veränderungen negativ oder positiv auswirken (inkl. Technologiefol-
gen).
Leitziel 3 – Gleichberechtigung für Frauen und Männer
Gender Mainstreaming und die reale Gleichstellung von Frauen und Männern in Beruf und
Familie umsetzen
Männer und Frauen haben unterschiedliche Bedürfnisse und zu Risiken wie Klimawandel
und Anpassung an den Klimawandel unterschiedliche Einstellungen. Im Bereich Anpassung
bzw. Klimaschutz sind Frauen eher bereit, Lebensstile zu ändern, während Männer oft ver-
stärkt auf technologische Lösungen setzen.
Es macht einen Unterschied für Wahrnehmung und Verhalten, wo man wohnt, ob man viel
oder wenig über Risiken weiß und ob man die Natur als unberechenbar oder zerbrechlich
ansieht. Auch individuelle Eigenschaften eines Menschen wie Ängstlichkeit oder Behinde-
rung kommen hinzu.
Das Einkommen ist ebenfalls einer der Faktoren, die bestimmen, ob jemand überhaupt in der
Lage ist, Maßnahmen zur Klimawandelanpassung zu tätigen. Immer noch bestehen Ein-
kommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Insbesondere alleinstehende ältere
Frauen sowie Alleinerzieherinnen sind überdurchschnittlich armutsgefährdet.
Wichtig ist, dass auch bei Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel Frauen die glei-
chen Chancen der Teilhabe, Gestaltung und Entscheidung in gesellschaftlichen Prozessen
haben wie Männer.
Zu dem Thema Gender und Klimawandelanpassung gibt es schon Forschungsarbeiten, sie
beziehen sich jedoch vorwiegend auf entwicklungspolitische Zusammenhänge, in denen die
unterschiedlichen Rollen von Männern und Frauen thematisiert werden. Frauen nehmen
dabei in vielen Bereichen eine wichtige Stellung ein – als „agents of change― sowohl für den
Klimaschutz als auch für die Klimaanpassung.
Empfehlungen
Geschlechtsspezifische Analysen zum Thema Klimawandel in Österreich und Anpassung
an den Klimawandel sind zu fördern, um unterschiedliche Bedürfnisse und Betroffenheit
44
von Frauen und Männern berücksichtigen zu können und die Programme und Strategien
dementsprechend auszurichten.
Bei der Planung, Entwicklung und Umsetzung aller klimarelevanten Strategien und Maß-
nahmen sind Frauen/GenderexpertInnen mit einzubeziehen.
Die Teilnahme von Frauen an Dialogen, die Klimawandelanpassung betreffend, ist zu
forcieren.
Leitziel 4 – Bildung und Forschung schaffen Lösungen
Durch Forschung, Ausbildung und lebenslanges Lernen die Chancen der Wissensgesell-
schaft nützen
Der Klimawandel und die Energiekrise werden in der Bevölkerung bereits heute als Bedro-
hung wahrgenommen. Einerseits werden diese aber nicht direkt mit dem eigenen Lebensstil
in Verbindung gebracht, andererseits fehlt das Wissen um entsprechende Handlungsmög-
lichkeiten. Wissen allein reicht aber oft nicht aus, um entsprechende Verhaltensänderungen
zu initiieren. Motivation und die Schaffung von Anreizen sowie geeignete gesellschaftliche
Rahmenbedingungen gelten als wesentliche Elemente, um die Handlungsfähigkeit jedes und
jeder Einzelnen zu erhöhen.
Das Wissen zum Thema Klimawandelanpassung findet seine Grenzen in der Risikowahr-
nehmung. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Werthaltungen beeinflussen eine
Entscheidung, ob und wie man sich an die Klimaänderung anpasst. Denn Anpassungsmaß-
nahmen werden durch tief verwurzelte (aber nicht unveränderliche) kulturelle und soziale
Normen und Werte sowie individuelle Wahrnehmungen beeinflusst.
Die Berücksichtigung des kulturellen und gesellschaftlichen Umfelds, aber auch der individu-
ellen Ebene, die die Risikowahrnehmung aber auch die Fähigkeit und das Wissen zur An-
passung beeinflusst, sollte immer in Kommunikation über Klimawandelanpassung einfließen.
Dies macht die Weitergabe von Informationen in verschiedene soziale Milieus zu einer an-
spruchsvollen Aufgabe.
In allen bearbeiteten Aktivitätsfeldern gibt es themenspezifische Handlungsempfehlungen zu
Maßnahmen für Kommunikation und Bildung. Kommunikation und Bildung betreffen alle Al-
tersgruppen, alle sozialen Milieus sowie alle Verwaltungsebenen und müssen zielgruppen-
spezifisch aufbereitet werden. Ziel ist es, jedem/jeder Einzelnen das entsprechende Wissen
in die Hand zu geben, um innerhalb geeigneter Rahmenbedingungen eigenverantwortlich zu
handeln.
45
Empfehlungen
Die Beratung zu Klimawandelanpassung hat zielgruppenorientiert und geschlechtsspezi-
fisch zu erfolgen, damit sie auch in bildungsfernen Teilen der Bevölkerung ankommt.
Die Anpassung an den Klimawandel und die damit erforderlichen Anpassungen der Le-
bensstile sollten, wo möglich, im Dialog mit Betroffenen thematisiert werden. Dabei sollten
auch ethische Fragen angesprochen werden.
Die Eigenverantwortung der Bevölkerung sollte forciert werden.
Zum Thema Risikokommunikation und Klimawandelanpassung und soziale Milieus ist
relativ wenig öffentlich zugängliche Information vorhanden. Forschung, die sich mit diesen
Themen auseinandersetzt, sollte gefördert werden.
In der Kommunikation sollten verstärkt auch die möglichen Chancen durch den Klima-
wandel aufbereitet und transportiert werden.
46
8. Leitprinzipien der Anpassung
Anpassung an den Klimawandel ist ein laufender Prozess, der sich über einen langen Zeit-
raum erstrecken wird und von vielen AkteurInnen wahrgenommen werden muss. Als Unter-
stützung für die Anpassungsplanung liegen Leitkriterien vor, die unabhängig von den betei-
ligten Sektoren, Ebenen und Betroffenen angewendet werden können. Zehn Leitprinzipien
(Prutsch et al. 2010) fassen die wesentlichen Faktoren für gelungene Anpassung zusam-
men. Sie bieten so einen Orientierungsrahmen für die Anpassung, der auch genügend Raum
für situationsspezifische Entscheidungen lässt.
Die Leitprinzipien für die Anpassung können wie folgt zusammengefasst werden:
Verantwortung wahrnehmen: Das klare Bekenntnis der EntscheidungsträgerInnen zur
Anpassung und die Bereitschaft zur Übernahme von Managementaufgaben in einer Or-
ganisation/Gruppe von Personen müssen von Beginn an gegeben sein. Langfristig müs-
sen ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen für die Anpassung zur Verfü-
gung stehen.
Information weitergeben: Das Lernen von anderen AkteurInnen, die laufende Wissens-
erweiterung und die Kommunikation von Information sind essenziell für einen Anpas-
sungsprozess. Wissenschaftliche Informationen müssen so aufbereitet werden, dass sie
den Anfordernissen der jeweiligen Zielgruppe entsprechen. Gleichzeitig muss eine ge-
meinsame Sprache zwischen den Betroffenen geschaffen werden, um Kommunikation
und Kooperation zu ermöglichen.
Kooperation fördern: Das partnerschaftliche Arbeiten während des gesamten Anpas-
sungsprozesses mit den relevanten und betroffenen Personen ist eine wichtige Voraus-
setzung für eine erfolgreiche Anpassung. Für die Identifizierung der relevanten AkteurIn-
nen können folgende Leitlinien behilflich sein:
o Wer ist von den Auswirkungen des Klimawandels oder von möglichen Anpas-
sungsentscheidungen betroffen?
o Wer ist für die Umsetzung von möglichen Anpassungsmaßnahmen verant-
wortlich?
o Wer kann den Erfolg der Anpassungsmaßnahmen unterstützen?
o Von Beginn an müssen die Ziele der Kooperation und der Einflussbereich der
TeilnehmerInnen feststehen und kommuniziert werden.
47
Unsicherheiten mitdenken: Aussagen über zukünftige Klimafolgen werden immer mit
Unsicherheiten verbunden sein. Dem Vorsorgeprinzip folgend müssen trotzdem Anpas-
sungsmaßnahmen eingeleitet werden. Ein anpassungsfähiges Management beschreibt
ein schrittweises und iteratives Vorgehen für die Planung, Umsetzung und Verbesserung
von Anpassungsmaßnahmen. Für Sektoren mit langfristigen Planungshorizonten ist es
wesentlich, die Widerstandsfähigkeit der natürlichen und menschlichen Systeme zu erhal-
ten bzw. zu vergrößern.
Klimafolgen priorisieren: Für die Priorisierung der Klimafolgen auf regionaler Ebene
sollen sowohl die vergangenen Wetterereignisse als auch Szenarien zu möglichen zu-
künftigen klimatischen und sozio-ökonomischen Veränderungen analysiert werden. Um
die Unsicherheiten bei den Klimaszenarien zu minimieren, sollten für die Abschätzung des
Klimatrends immer mehrere Szenarien herangezogen werden.
Breites Spektrum an Anpassungsmöglichkeiten nutzen: Bei der Planung soll das ge-
samte mögliche Portfolio von technischen, verhaltensändernden, informativen, organisa-
torischen, ökosystemischen oder sozio-ökonomischen Anpassungsmaßnahmen
sektorbezogen und -übergreifend in Betracht gezogen werden. Die vorhandenen Optio-
nen sollten möglichst detailliert beschrieben werden, beispielsweise hinsichtlich der Ziele,
direkter und indirekter, zeitlicher und räumlicher Effekte, AkteurInnen sowie Betroffenen.
Anpassungsmaßnahmen priorisieren: Für die Priorisierung zur Umsetzung der identifi-
zierten Anpassungsmaßnahmen steht eine Reihe von Auswahlkriterien zur Verfügung,
wie z. B. Effizienz, Effektivität, Dringlichkeit, Flexibilität, Nebenwirkungen, usw. Vorrang
sollten jene Maßnahmen haben, die unabhängig von der Klimaveränderung einen Vorteil
bringen („win-win―) bzw. die keine Nachteile bringen, wenn die tatsächliche Klimaentwick-
lung nicht der projizierten entsprechen sollte („no regret―).
In bestehende Instrumente und Strukturen integrieren: Zunächst sollten bestehende
Instrumente und Entscheidungsprozesse sowohl in der öffentlichen Verwaltung als auch
in der privaten Wirtschaft im Hinblick auf ihre Eignung, mit Klimafolgen umgehen zu kön-
nen, überprüft und allenfalls modifiziert werden. Wo notwendig und sinnvoll, müssen neue
Instrumente überlegt werden.
Ziel- und Nutzungskonflikte vermeiden: Ein vorausschauendes Abwägen bei der Pla-
nung von Maßnahmen hinsichtlich ihrer kurz- und insbesondere langfristigen Wirkung –
auch auf andere Bereiche – ist entscheidend für den Umsetzungserfolg. Vor allem muss
darauf geachtet werden, dass eine Anpassungsmaßnahme nicht den Zielen des Klima-
schutzes und der Nachhaltigkeit widerspricht.
48
System für Monitoring und Evaluierung schaffen: Anpassung ist ein kontinuierlicher
Prozess, der einer regelmäßigen Überprüfung der priorisierten Klimafolgen und der Wirk-
samkeit der gewählten Anpassungsmaßnahmen bedarf. Ein Monitoring begleitet den lau-
fenden Lernprozess der Anpassung, während die Evaluierung auf die Bewertung des Er-
gebnisses abzielt. Monitoring und Evaluierung in der Anpassung sollten parallel zur Ge-
staltung der Maßnahmen überlegt werden. Die Verwendung von Indikatoren kann das
Monitoring und die Evaluierung von Anpassungsmaßnahmen unterstützen.
49
9. Kriterien für die Priorisierung der Handlungsempfehlungen
Der Aktionsplan zur österreichischen Anpassungsstrategie beinhaltet für die unterschiedli-
chen Aktivitätsfelder und für öffentliche und private AkteurInnen eine Vielzahl von Hand-
lungsempfehlungen.
Die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche und Regionen sind von den klimatischen Än-
derungen in unterschiedlicher Art und Weise und in unterschiedlicher Intensität betroffen. In
welchem Umfang die Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft in einer Region von den
Auswirkungen des Klimawandels beeinflusst werden, hängt einerseits von der naturräumli-
chen Verwundbarkeit und andererseits von der vorhandenen Anpassungskapazität gegen-
über Klimaänderungen und Wetterextremen ab. Daraus ergeben sich auch unterschiedliche
Handlungserfordernisse.
Für die Festlegung, welche Handlungsempfehlungen prioritär im jeweiligen Aktivitätsfeld
bzw. in der jeweiligen Region in Angriff zu nehmen sind, wird eine Liste von Kriterien vorge-
stellt. Sie dient zur Unterstützung der betroffenen AkteurInnen, Schwerpunktsetzungen im
Anpassungsprozess vorzunehmen.
Grundsätzlich muss aber festgehalten werden, dass jene Maßnahmen den Vorrang haben,
die unabhängig von der Klimaveränderung einen Vorteil bringen („win-win―) bzw. die keine
Nachteile bringen („no-regret―), wenn die tatsächliche Klimaentwicklung nicht der projizierten
entsprechen sollte. Durch die bestehenden Unsicherheiten der Auswirkungen der zukünfti-
gen Klimaerwärmung ist es notwendig, flexible Maßnahmen auszuwählen und umzusetzen,
die den veränderten Gegebenheiten leicht angepasst werden können.
Als Grundlage für die Priorisierung ist eine umfassende Beschreibung der Handlungsemp-
fehlung erforderlich. Ausführliche Informationen über das Ziel der jeweiligen Handlungsemp-
fehlung, den Planungshorizont, die betroffenen AkteurInnen und HandlungsträgerInnen, den
Ressourcenbedarf, mögliche Konflikte mit anderen umweltpolitischen Zielen und dgl. erleich-
tern die Auswahl. Die Handlungsempfehlungen im Maßnahmenteil der österreichischen Kli-
mawandel-Anpassungsstrategie weisen diese detaillierte Beschreibung auf.
Wie bereits bei den Leitprinzipien der Anpassung erwähnt, steht für die Priorisierung der An-
passungsmaßnahmen eine Reihe von Kriterien zur Verfügung. Da diese Kriterien jedoch in
Abhängigkeit von der Zielsetzung und vom Kontext eine unterschiedliche Bedeutung haben
können, wird eine Gewichtung der Kriterien vorgeschlagen. Die Auswahl der
Priorisierungskriterien sowie deren Gewichtung soll mit betroffenen AkteurInnen durchgeführt
werden.
50
Bedeutung/Relevanz: Die Handlungsempfehlungen haben ein sehr großes Potenzial,
das Risiko von negativen Klimawandelauswirkungen zu verringern, die Widerstandskraft
des Systems/Sektors zu erhöhen bzw. die positiven Folgen des Klimawandels zu nutzen.
Zu behandelnde Aspekte: Wie groß ist die absolute Bedeutung einer Maßnahme? Ist da-
von nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung und der Gesellschaft betroffen oder ein
sehr großer Teil? Wäre ohne eine Umsetzung dieser Maßnahme der Schaden für die ge-
samte Gesellschaft sehr groß oder eher klein?
Dringlichkeit: Die Handlungsempfehlung erfordert eine rasche Umsetzung, da die Aus-
wirkungen bereits gegeben sind, langfristige Planungsprozesse notwendig sind oder die
Handlungsempfehlung erst mit Zeitverzug wirkt (z. B. Forstwirtschaft, technische Infra-
struktur).
Robustheit: Jenen Handlungsempfehlungen wird der Vorrang eingeräumt, die unabhän-
gig von der Klimaveränderung einen Vorteil bringen („win-win―) bzw. keine Nachteile her-
vorrufen („no-regret―), wenn die tatsächliche Klimaentwicklung nicht der projizierten ent-
sprechen sollte. Unter diesem Kriterium werden somit Maßnahmen hoch bewertet, die ei-
nen umweltpolitischen, wirtschaftlichen oder anderen Nutzen für die Gesellschaft bringen,
der unabhängig vom Ausmaß die Klimaänderung ist.
Flexibilität bzw. Reversibilität: Die Handlungsempfehlungen nehmen darauf Rücksicht,
dass Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen Klimaerwärmung bestehen. Sie sind da-
her flexibel gestaltet, sodass sie den veränderten Gegebenheiten leicht angepasst bzw.
rückgängig gemacht werden können.
Kosten-Nutzen-Relation: Diese Option weist eine gute Relation von Kosten zu Nutzen
auf. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Quantifizierung von Kosten und Nutzen von
Adaptionsmaßnahmen im Rahmen dieser nationalen Anpassungsstrategie nicht vorsehen
ist. Es ist daher nur möglich, qualitative Einschätzungen sowie Literaturwerte – soweit ver-
fügbar – anzusetzen. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage von möglichen Wett-
bewerbsverlusten im internationalen Vergleich zu sehen.
Positive Nebeneffekte: Die Handlungsempfehlungen haben eine positive Auswirkung auf
die Umwelt (Ökosysteme, Biodiversität, Wasserhaushalt, Boden) und auf sozio-
ökonomische Bereiche. Die Maßnahmen sollen auch den Zielen anderer umweltpoliti-
scher Prozesse, wie z. B. der Nachhaltigkeit, entsprechen.
Simultane Klimaschutzwirkung: Im Speziellen unterstützen solche Anpassungsempfeh-
lungen die Ziele des Klimaschutzes und tragen im besten Fall sogar zur Reduktion der
Treibhausgasemission bei.
51
Wechselwirkungen zu anderen Handlungsempfehlungen: Der Klimawandel als Quer-
schnittsmaterie betrifft unterschiedlichste Ebenen und Sektoren und bringt in den kom-
menden Jahren und Jahrzehnten große Herausforderungen mit sich. Im Zuge dessen
sind große Umbrüche und Investitionen erforderlich. Die Frage ist, inwiefern vorgeschla-
gene Adaptionsmaßnahmen in einem Sektor sich auf Maßnahmen aus anderen Sektoren
auswirken und diese beeinflussen. Darüber hinaus sind auch andere Entwicklungen,
Trends und Maßnahmen zu berücksichtigen. Zu bevorzugen sind Handlungsempfehlun-
gen, die Synergien mit anderen Maßnahmen und Entwicklungen aufweisen.
Politische Umsetzbarkeit: Die Priorisierung sollte auch eine Einschätzung der politi-
schen Umsetzbarkeit berücksichtigen. Wird ein Konsens erzielbar sein und die Umset-
zungswahrscheinlichkeit als hoch eingestuft, oder wird die Maßnahme nur schwierig zu
verwirklichen sein?
Für die Priorisierung der Handlungsempfehlungen wird auch empfohlen, die Aussagen zum
Klimawandel und zu seinen Effekten nach ihrer Aussagekraft (z. B. in einer Einteilung nach
harten/mittelharten/weichen Aussagen) zu unterscheiden.
52
10. Der Status-quo zur Anpassung in Österreich – Aktivitäten der
Bundesländer
Das Thema „Anpassung an den Klimawandel― beschäftigt Österreich bereits seit einigen
Jahren.
Auf der Ebene der Bundesländer werden bereits vielfältige Aktivitäten, etwa im Bereich der
Forschung bis hin zu konkreten Maßnahmen in einzelnen Sektoren, gesetzt. Alle neun Bun-
desländer nehmen Klimawandelanpassung als Teil einer integrierten Klimaschutzpolitik
wahr. In einzelnen Bundesländern befinden sich länderspezifische Strategien zur Anpassung
in Ausarbeitung. Im Folgenden wird ein Überblick über die Aktivitäten zur Anpassung in den
Bundesländern präsentiert.
Das Land Burgenland hat im Jahr 2006 eine Studie „Neusiedler See – Tourismus mit Zu-
kunft― von der ARC Seibersdorf Research GmbH erarbeiten lassen, die die Auswirkungen
des Wasserstandes des Neusiedler Sees innerhalb der Region Neusiedler See wissen-
schaftlich aufbereitet. Ziel dieser Studie war es, ausgehend von einer Darstellung und Analy-
se der Ist-Situation realistische Szenarien zu entwickeln und die Auswirkungen der unter-
schiedlichen Wasserstandsniveaus (Absinken bzw. Austrocknung) auf die Wirtschaft und
den Tourismus in der UNESCO Welterberegion Neusiedler See unter Angabe von Zeithori-
zonten zu untersuchen und zu bewerten.
Um negativen wirtschaftlichen Prognosen zu entgegnen, kommen eine Reihe von touristi-
schen und wasserwirtschaftlichen Maßnahmen in Frage, von denen ein Teil bereits im bur-
genländischen Tourismuskonzept berücksichtigt ist bzw. sich bereits in Umsetzung befindet.
Neben Maßnahmen im Bereich Tourismus werden auch wasserwirtschaftliche Maßnahmen,
wie z. B. die künstliche Verlängerung des Seewasserhaushaltes, ein Bewässerungsmana-
gement und Einsatz trockenresistenter Kulturen für die Landwirtschaft sowie ein grenzüber-
greifendes Wassermanagement- und Tourismuskonzept für die Region Neusiedler See (z. B.
Interreg-Initiative) erforderlich sein.
In einem Welterbe-Managementplan wurden von den nationalen und lokalen Stellen in Ös-
terreich und Ungarn nach den Richtlinien der UNESCO die Natur- und Kulturwerte, die Zu-
kunftsaussichten und -strategien der Region sowie kurz-, mittel- und langfristige Ziele und
Maßnahmen definiert. Der Managementplan hat Empfehlungscharakter. Er spielt eine stra-
tegisch richtungweisende und beeinflussende Rolle, ist jedoch nicht allgemein verpflichtend.
Im Managementplan sind Strategien zur tourismuspolitischen Entwicklung der Region Neu-
siedler See beinhaltet, die Ziele und Maßnahmen für nachhaltige touristische Supra- und
53
Infrastrukturen definieren und im Bereich Marketing und touristische Organisation auf dem
Bewusstsein des Welterbestatus basieren.
Das Land Burgenland setzt eine Reihe von Maßnahmen im Bereich erneuerbarer Energie-
träger, die als wesentlich für den Klimaschutz gelten, aber auch einen wichtigen Beitrag un-
ter dem Gesichtspunkt der Anpassung darstellen. Durch die burgenländischen Windkraftan-
lagen und den Biomasse-Cluster Güssing zielt das Burgenland mittel- bis langfristig darauf
ab, bei der Stromversorgung autark zu werden. An bestimmten Tagen entspricht bereits der-
zeit die Stromgewinnung aus erneuerbarer Energie dem gesamten Stromverbrauch des
Landes. Das Europäische Zentrum für Erneuerbare Energie (EEE) Güssing beschäftigt sich
neben der Betreuung von Demonstrationsanlagen insbesondere mit Forschung & Entwick-
lung, der Aus- und Weiterbildung sowie mit dem Ökoenergietourismus.
Zu dem Aktivitätsfeld Landwirtschaft sollen exemplarisch nachfolgende Anpassungsmaß-
nahmen genannt werden: Das Bewässerungsmanagement im Bezirk Neusiedl beinhaltet
bereits eine Abstimmung zwischen Grundwasser-Angebot und Bewässerungsbedarf. In der
Praxis findet auch bereits eine Verlagerung des Anbauverhaltens statt, wie z. B. verstärkte
Anlage von Gründecken für den Humusaufbau und Erosionsschutz, Zunahme von biologi-
schem Acker- und Weinbau, Nutzung hitze- und trockenheitsresistenter Saatgutsorten. Die
burgenländische Landwirtschaft setzt bei Stallbauinvestitionen auf die vermehrte Errichtung
von Offenstallungen mit einer besseren Durchlüftung. Günstige Errichtungskosten sind dabei
ein positiver Nebeneffekt. Die burgenländische Landwirtschaftskammer hat seit etlichen Jah-
ren ein sehr weit verzweigtes Netz von Klimastationen und einen Warndienst, hauptsächlich
für Pflanzenschutzmaßnahmen, aufgebaut.
Im Land Kärnten wurde zur besseren Umsetzung von Klimaschutzzielen und der Erarbei-
tung von Anpassungsstrategien das Kärntner Institut für Klimaschutz (KIKS) als Verein ge-
führt und beim Kompetenzzentrum Umwelt, Wasser und Naturschutz des Amts der Kärntner
Landesregierung angesiedelt. Zur nachhaltigen Umsetzung von regionalen Maßnahmen im
Zusammenhang mit der globalen Erderwärmung war es notwendig, in Kärnten eine eigene
Stelle zu installiereneinzurichten, da die umfangreichen Querschnittsmaterien Klimaschutz
und Anpassung an den Klimawandel weit über die Aufgaben einzelner Landesabteilungen
hinausgehen.
Mit einer ersten Koordinationssitzung am 14. Jänner 2009 hat das Land Kärnten einen Ar-
beitskreis zur Anpassung an den Klimawandel ins Leben gerufen. Dieser umfasst die Sekto-
ren Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Raumordnung, Wohnbau, Gesund-
heitswesen, Verkehr, Gemeinden, Energiewirtschaft und Luftchemie und soll zukünftig auch
54
auf weitere Bereiche (Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer, Energieversorgungsun-
ternehmen wie KELAG und Verbund, Geologie, Tourismuswirtschaft, Naturwissenschaftli-
cher Verein) ausgedehnt werden. Aufgabe dieser Arbeitsgruppe ist es, Strategien für die
Anpassung an den Klimawandel speziell in Kärnten zu entwickeln und zu realisieren sowie
Sektoren zu definieren, in denen speziell in Kärnten Maßnahmen zu setzen sind, und damit
auch an der nationalen Anpassungsstrategie Österreichs mitzuarbeiten. Die bisherigen
Schritte zur Erstellung der nationalen Anpassungsstrategie wurden bereits aktiv unterstützt;
an den jeweiligen Beteiligungsprozessen wurde durch Entsendung von Fachleuten teilge-
nommen.
Im Bereich der Forschung wurde im Interreg-Projekt AdaptAlp (Adaption to Climate Change
in the Alpine Space)13 das Wissen um den Einfluss des Klimawandels auf regionaler Skala
vertieft und es wurden Anpassungsmaßnahmen speziell für den alpinen Raum entwickelt.
Des Weiteren hat Kärnten maßgeblich am Projekt ClimChAlp14 (Vorgängerprojekt von
AdaptAlp) mitgearbeitet. Das Projekt Alp-Water-Scarce (Water Management Strategies
against Water Scarcity in the Alps)15 hat speziell die Auswirkungen des Klimawandels auf die
Wasserverfügbarkeit in den Alpen untersucht und lokale Frühwarnsysteme zur Wasser-
knappheit in den Alpen entwickelt. Im Projekt SILMAS16 (Sustainable Instruments for Lakes
Managements in the Alpine Space) wird versucht, das Management rund um alpine Seen an
neue Erfordernisse durch den Klimawandel anzupassen. Das Projekt MANFRED17 (Mana-
gement strategies to adapt Alpine Space forests to climate change risks) soll die Lücke zwi-
schen Forschung und angewandter Waldbewirtschaftung mit den Schwerpunkten Klimawan-
delfolgen und Wachstum, Naturgefahren und Stressoren sowie Maßnahmen, um sich an die
sich ändernden Umweltbedingungen anzupassen, überbrücken. Kärnten beteiligt sich aktiv
an diesen Projekten und nimmt auch aktiv am Projekt FAMOUS (Factory for Adaptation
Measures Operated by Users at different Scales) teil.
In Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird
seit Jänner 2009 eine aktuelle Klimatografie Kärntens entwickelt, die die Auswirkungen des
Klimawandels in Kärnten untersucht und durch den Vergleich mit langjährigen Mittelwerten
detailliert darstellt. Durch dieses Wissen sollen in weiterer Folge Anpassungsmaßnahmen
speziell auf regionaler Skala entwickelt und realisiert werden. Diese Klimatografie wird nicht
nur statisch erscheinen sondern als dynamische Plattform im Internet zukünftig auf Monats-
und Jahresbasis aktualisiert. Als Vorarbeit zur Klimatografie Kärntens wurde bereits mit Ende
2010 die Studie der ZAMG „Langzeitklima Kärnten – Langjährige Zeitreihen und Zukunfts-
13
Link: http://www.adaptalp.org/ 14
Link: http://www.climchalp.org/ 15
Link: http://www.alpwaterscarce.eu/ 16
Link: http://www.silmas.eu 17
Link: http://www.manfredproject.eu/
55
szenarien für das Bundesland Kärnten― erarbeitet (Auer et al. 2010), die ebenso helfen soll,
die Auswirkungen des Klimawandels speziell in Kärnten abzuschätzen und Maßnahmen da-
ran anzupassen. Die Studie ist im Internet unter www.kiks.ktn.gv.at frei verfügbar, auch die
ersten Zwischenergebnisse zur Klimatographie Kärntens werden im Internet veröffentlicht.
In Niederösterreich wurde zur Darstellung der Betroffenheit durch den Klimawandel das
Forschungsprojekt „Auswirkungen des Klimawandels in Niederösterreich – NÖ Klimastudie
2007―18 beauftragt. In der Studie wurden die neuesten Klimaszenarien für Niederösterreich
regionalisiert und anhand von fünf anwendungsorientierten Fragestellungen im Hinblick auf
den Klimawandel untersucht. Die Teilstudien sind:
Forstwirtschaft: „Niederösterreichs Wald im Klimawandel. Klimafolgenstudie für die Region
Waldviertel―,
Landwirtschaft: „Potentielle Auswirkungen und Anpassungsmaßnahmen der Landwirt-
schaft an den Klimawandel im Nordosten Österreichs
Energiebedarf für Heizen und Kühlen in NÖ: „heat.―,
mögliche Entwicklung des Abflussverhaltens der Flüsse: „Klimafolgen für die Abflussbil-
dung am Beispiel der Lainsitz―
Wintertourismus ―Vulnerabilität des Wintertourismus in Niederösterreich. Überblick über
die klimawandelbedingte regionalökonomische Verletztlichkeit des Tourismus mit Case
Study für ein Wintersportgebiet―
Forstwirtschaft
Niederösterreich nahm am Interreg III-B- Alpenraum Projekt „ClimChAlp― (Climate, Change,
Impact and Adaptation Strategies in the Alpin Space)19 2006-2008 teil. Anhand einer Modell-
region wurden Anpassungsstrategien in der Forstwirtschaft modelliert. Es wurde ein compu-
tergestütztes Beratungsinstrument für die praktische Anwendung entwickelt. Damit sollen
dem klimasensiblen Biomasseproduktionsbereich „Wald―, der in seiner Anpassung sehr
schwerfällig ist, frühzeitig Grundlagen für wirtschaftspolitische Entscheidungen dargeboten
werden.
Landwirtschaft
Der Niederösterreichische Landschaftsfonds (LAFO) berücksichtigt bei Planungen und Be-
pflanzungen das Thema Klimawandel. Maßnahmen wie Minimalbodenbearbeitung, Mulch-
und Direktsaat, Bodenbearbeitung und Erosionsschutz werden von der Landesregierung NÖ
stark forciert. m Rahmen der Land-Impulse ein Bildungs- und Serviceinstitut der landwirt-
18
Link: http://www.noe.gv.at/Umwelt/Klima/Klimawandel-Klimaschutz/klimawandelklimaschutzuebersicht.html 19
Link: http://www.climchalp.org/
56
schaftlichen Fach- und Berufsschulen wird sehr stark Bewusstseinsbildung und Sensibilisie-
rungsarbeit geleistet. Teilnahme am Forschungsprojekt WEINKLIM 2011-201320 – am Bei-
spiel der Modellregion Traisental, die Anpassungsmöglichkeiten des Weinbaus an den Kli-
mawandel werden untersucht. Es wurden dabei jeweils Maßnahmenvorschläge erarbeitet
Raumordnung
Das NÖ Raumordnungsgesetz wurde als Reaktion auf die jüngsten Hochwasserereignisse
angepasst und ist das seit 1999 am strengsten ausformulierte. Bauland-Neuwidmungen sind
im Überflutungsbereich des 100 jährlichen Hochwassers nicht zulässig, ebenso wenig wie für
die roten und gelben Zonen der Gefahrenzonenpläne der Wildbauch- und Lawinenverbau-
ung. Bei Bedrohung von Bauland durch Naturgefahren sind, nach entsprechendem Prüfver-
fahren, auch Rückwidmungen verpflichtend.
Wasserwirtschaft
Im Forschungsprojekt FloodRisk I und FloodRisk II gab es mehrere Teilprojekte, die Unter-
suchungsregionen in Niederösterreich herangezogen haben. In FloodRisk II beteiligte sich
Niederösterreich insbesondere im Arbeitspaket „Recht―, mit dem Ziel, Erkenntnisse aus dem
Hochwasser 2002 darzustellen, Handlungsmöglichkeiten zu beschreiben sowie Strategien
zur Umsetzung zu erarbeiten.
In Niederösterreich wurde die Struktur der Wasserversorgung in allen Gemeinden erhoben
und damit eine Grundlage geschaffen, um gemeinsam mit den Gemeinden die Versorgungs-
sicherheit durch einen Ausbau der öffentlichen Netze, durch eine verstärkte Vernetzung be-
stehender Anlagen und durch die Erschließung zusätzlicher Wasserspender zu erhöhen.
Aufbauend auf die gemeinsam von Bund und Ländern beauftragte Studie „Anpassungsstra-
tegien an den Klimawandel für Österreichs Wasserwirtschaft― werden nun in einem weiteren
Schritt Konzepte für jene Regionen erarbeitet, wo zukünftig mit einer geringeren Grundwas-
serneubildung gerechnet werden muss und dies nicht durch bereits bestehende überregiona-
le Versorgungsstrukturen abgefedert werden kann.
Niederösterreich führt derzeit als Lead-Partner das von der EU geförderte Projekt CEframe
durch, mit dem Ziel eine umfassende, grenzübergreifende Harmonisierung des Hochwas-
sermanagements mit den Partnern aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn in den ge-
meinsamen Flussgebieten zur Anpassung an klimabedingte Veränderungen zu erarbeiten.
Naturschutz:
20
Link: http://seri.at/de/projects/completed-projects/weinklim-viniculture-and-climate-change/
57
In Zusammenhang mit Naturschutzmaßnahmen, welche auch einen wesentlichen Beitrag zur
Anpassung an den Klimawandel leisten, wurden mehrere Projekte initiiert und umgesetzt
(Wiederherstellung naturnaher Ökosysteme u.a. als C-Senken, Retentionsräume; Vernet-
zung bestehender Schutzgebiete/natürlicher Lebensräume, um notwendige Migrationen bzw.
Austausch v. (Teil-)Populationen zu ermöglichen).
Weiters wird gerade ein Projekt umgesetzt, das den Wert naturnaher Ökosysteme (ökosys-
temare Dienstleistungen―, u.a. auch in Zusammenhang mit Anpassung an den Klimawandel)
herausarbeiten und der interessierten Öffentlichkeit vermitteln will.21
Beispielhaft zu erwähnen sind der AKK – Alpen-Karpaten Korridor 2009-2012 und der
RAMSAR-SKAT 2010-2012
Sektor-übergreifende Projekte:
Im Rahmen des Forschungsprojektes FAMOUS (Factory for Adaptation Measures operated
by users at different scales, Laufzeit 2011-2013) werden gemeinsam mit den zukünftigen
AnwenderInnen Methoden und Werkzeuge für die Anpassung an den Klimawandel konzi-
piert, getest und evaluiert. Die Region Waldviertel ist eine Untersuchungsregion.
Das Mostviertel ist die Testregion für RIVAS (Regional (Participatory) Integrated Vulnerability
Assessment for Austria), das auf die Entwicklung von Konzept, Prozessdesign, Indikatoren
und Bewertungsmethoden für regionale Vulnerabilitätsbewertungen in Österreich abzielt.
Besonders berücksichtigt wird dabei die für die Praxisanwendung notwendige Interaktion
zwischen Forschung und regionalen Stakeholdern.
Im Rahmen des interdisziplinären Verbundprojekts KLIMZUG-Nordhessen werden Struktu-
ren, Produkte und Dienstleistungen zur Klimaanpassung entwickelt und umgesetzt. Dabei
findet eine enge Kooperation von Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und gesell-
schaftlichen Gruppen statt. Die Klimaanpassungsmaßnahmen aus der Modellregion
Nordhessen werden mit der Region Waldviertel ausgetauscht und transferiert.
Niederösterreich beteiligt sich auch an C3-Alps (Capitalizing Climate Change Knowledge for
Adaptation in the Alpine Space): Ziel des Projektes ist es Ergebnisse aus vorangegangenen
und laufenden Alpine Space Projekten zu den Themen Klimaschutz und Klimawandelanpas-
sung zu synthetisieren, in die Politik zu übertragen und in die Praxis umzusetzen.
In Oberösterreich wurden nach dem Hochwasserereignis August 2002 von sechs Arbeits-
kreisen Vorschläge für einen verbesserten Hochwasserschutz, unterschieden in kurz- und
langfristige Maßnahmen (z. B. verbessertes Katastrophenschutzgesetz, neue Informations-
21
http://www.vielfalt-2010-plus.at/
58
systeme, Hochwasserschutzprogramm) erarbeitet. Aktuell wird im Rahmen von Pilotprojek-
ten gemeinsam mit dem BMVIT und dem BMLFUW an verschiedensten Projekten zum Ma-
nagement von Hochwasserrisiken im Rahmen der Umsetzung der Hochwasserrichtlinie ge-
arbeitet.
Zudem wurde 2009 in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur eine Studie zur
wasserwirtschaftlichen Entwicklung in Überflutungsgebieten initiiert. Ziel ist es, Methoden für
eine Risikobewertung, Aussagen über Retentionsraumverluste bzw. Schadenspotenziale
und Konzepte für Kompensationsmaßnahmen zu entwickeln.
Oberösterreich beteiligte sich im Zeitraum Juli 2005 bis Dezember 2007 am Interreg-
Programm AMICA22 (Adaptation and Mitigation – an Integrated Climate Policy Approach). In
dem Projekt wurden Kurzbeschreibungen von möglichen Anpassungsmaßnahmen sowie
Good-Practice-Beispiele erarbeitet und publiziert. Als wesentliche Sektoren mit maßgebli-
chen Überschneidungsbereichen zwischen Anpassung und Mitigation wurden die Sektoren
Energie, Gebäude sowie Städte- und Raumplanung identifiziert und vertieft bearbeitet.
Des Weiteren startete 2008 das Interreg-Projekt CLISP23 (Climate Change Adaptation by
Spatial Planning), bei dem Oberösterreich eine Modell-Region darstellte. Ein umfassendes
Klimaforschungsprojekt mit der Universität für Bodenkultur liefert weitere Grundlagen: "Tem-
peraturerhöhung in Oberösterreich", "Auswirkungen des Klimawandels auf Hochwasserer-
eignisse in Oberösterreich" und "Hitze und Mortalität" wurden bislang präsentiert24. Weitere
Landeskooperationen bei Studien erfolgen mit der Johannes Keppler Universität (volkswirt-
schaftliche Auswirkungen des Klimawandels), mit dem Umweltbundesamt (Natur, Moore
bzw. Hochwasser und Klimawandel) und mit der Universität für Bodenkultur (Landwirtschaft,
Tourismus).
In Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur wurde ein Wärmelastplan für das
Traun-Ager-System erstellt. In dieser bzw. in einer weiteren Studie in Zusammenarbeit mit
dem Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde in Scharfling wurden
u. a. Auswirkungen von Änderungen der Gewässertemperatur auf die Fischfauna betrachtet.
Aktuelle Ergebnisse zu Veränderungen der Abflussregimetypen oberösterreichischer Fließ-
gewässer durch den Klimawandel liefert eine Studie des Umweltbundesamt.
Um den Einfluss des Klimawandels auf Grundwasserressourcen zu untersuchen und Anpas-
sungsstrategien zur Entschärfung von Nutzungskonflikten zwischen Landwirtschaft und öf-
fentlicher Wasserversorgung zu ermitteln, wurde eine Studie an das Austrian Institute of
Technology Seibersdorf vergeben.
22
Link: www.amica-climate.net 23
Link: http://www.clisp.eu 24
Link: http://www.anschober.at/index_materialien.php
59
Aufbauend auf der Studie "Anpassungsstrategien an den Klimawandel für Österreichs Was-
serwirtschaft" (ZAMG & TU-Wien 2010) ist geplant, Oberösterreich in unterschiedliche Regi-
onen einzuteilen und Grundlagen für strategische Planungen zur Klimawandelanpassung im
Bereich der Wasserwirtschaft zu erarbeiten.
In der Studie zum Thema „Klimawandel und Tourismus in Oberösterreich― (Formayer &
Kromp-Kolb 2009) sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die festgelegten Themen
des „Kursbuch Tourismus- und Freizeitwirtschaft 2003–2010― in ausgewählten Tourismusre-
gionen in Oberösterreich untersucht.
In der Landesverwaltung wurde ein ExpertInnennetzwerk zum Bereich Klimaanpassung auf-
gebaut, welches bei den bisherigen Schritten zur Erstellung einer nationalen Klima-
Anpassungsstrategie wertvolle Unterstützung lieferte. Im neuen Regierungsprogramm ÖVP-
Grüne 2009–2015 wurde die Erarbeitung einer oberösterreichischen Klimawandel-
Anpassungsstrategie verankert. In einem ersten Schritt wurde in Zusammenarbeit mit dem
Umweltbundesamt eine Einreichung beim KLI.EN (ACRP) zwecks Erarbeitung eines Tools
vorgenommen. Im Rahmen des Vorhabens soll das Tool in Oberösterreich getestet werden
und in weiterer Folge auch anderen Bundesländern oder Städten zur Verfügung stehen.
Salzburg reagiert bereits seit Längerem – mittelbar und unmittelbar – auf die Herausforde-
rungen des Klimawandels, beispielsweise indem Maßnahmen zum Hochwasserschutz oder
zur Anpassung von Waldgemeinschaften gesetzt wurden.
Seit Jahren arbeiten – unter Federführung der Umweltschutzabteilung – alle relevanten
Dienststellen in der "Arbeitsgruppe Klimaschutz". In dieser Arbeitsgruppe werden auch die
Fragen der Anpassung sowie die Aktivitäten zu einer auf die Bundesstrategie abgestellte
regionale Anpassungsstrategie gebündelt. Derzeit wird die Frage der Vulnerabilität in ver-
schiedenen Sektoren der einzelnen Regionen des Bundeslandes bearbeitet.
Im Bereich der Forschung liegen bereits zahlreiche Studien vor, wie z. B. der Bericht "Klima-
änderung und mögliche Auswirkungen auf den Wintertourismus in Salzburg" (Kromp-Kolb &
Formayer 2001), oder zur Klimasensibilität der Salzburger Bezirke (Breiling et al. 2008).
Des Weiteren wurden regionalisierte Klimaszenarien durch das Wegener Center Graz als
Basis für weitere Planungen im Bereich der Anpassung erstellt.
Ebenfalls im Jahr 2008 wurde eine Studie im Bereich Raumordnung und Klimaschutz zu
"Verkehrsentwicklung und Emissionsbilanz einer haushälterischen Standortentwicklung –
Case Study für den Salzburger Zentralraum" durch das Wegener Center und das Büro
60
Trafico erstellt, die als Grundlage für das Einfließen von Klimaschutzbelangen in die Raum-
planung dient.
Salzburg nahm am Interreg IVB Projekt CLISP (Climatic Change Adaption by Spatial
Planning in the Alpine Space)25 teil, in dem auch eine Salzburger Region als Modellregion
untersucht wurde.
In der Steiermark wurde im Mai 2009 die Stabsstelle Klimaschutzkoordination im Amt der
Steiermärkischen Landesregierung eingerichtet. Zentrale Agenden des Klimaschutzes, aber
auch des Themenbereiches Klimawandelanpassung, haben somit eine konkrete Anlaufstelle
erhalten. Im Zuge der Entwicklung des Klimaschutzplans Steiermark kam es zudem zur Ein-
richtung eines internen Landesprojektes namens „klimark―, das sich zur Aufgabe gesetzt hat,
nicht nur den Klimaschutzplan Steiermark zu begleiten, sondern auch den Themen-
Aktionsbereich Klimawandelanpassung zu bearbeiten. Im Rahmen von Workshops wurden
2010/2011 unter Beiziehung von externen wissenschaftlichen Beraterinnen und Beratern die
Eckpunkte für eine mögliche Klimawandelanpassungsstrategie festgemacht. Seit 2011 lau-
fen dazu auch Vorbereitungen zu einem landesinternen Prozess zur Klimawandelanpas-
sung, welcher mit 2012 gestartet werden soll.
Im Zuge dessen wurde des Weiteren ein Auftrag zur Erstellung der Studie „KlimaWandelFol-
gen – Klimaszenarien und Klimafolgen in der Steiermark bis 2050― an das WegenerCenter
vergeben. Dabei wurden klimatologische Grundlagen erarbeitet, die eine optimale Basis für
weitere Untersuchungen über Klimawandelfolgen und deren Anpassung bieten. Die Ergeb-
nisse der Studie werden ab 2012 auch im Internet veröffentlicht.
Die Steiermark war Partner im Projekt CLISP (Climatic Change Adaption by Spatial Planning
in the Alpine Space) – einem Interreg IVB Projekt. In diesem Projekt wurde v. a. auf die Re-
gion Ennstal eingegangen. Im Zuge des Projektes wurden ausgewählte Raumplanungsin-
strumente einer Stärken-Schwächen-Analyse bezüglich der Herausforderungen des Klima-
wandels unterzogen („Klimafitnesstest―) und darauf aufbauend Verbesserungsvorschläge
erarbeitet. Für die Region Liezen wurde analysiert, wie sich der Klimawandel auf die Region
auswirkt. Die sensiblen Bereiche wurden dargestellt. Aufbauend auf der Analyse der beste-
henden Maßnahmen wurden Vorschläge erarbeitet, um die Region noch „klimafitter― zu ma-
chen und mit den regionalen AkteurInnen diskutiert.
Als Partner im EU-Projekt GRaBS26 – (green and blue space adaption for urban areas and
eco towns) hatte die Steiermark insbesondere die Möglichkeit v. a. im städtischen Bereich
25
Link: www.clisp.eu 26
Link: http://www.grabs-eu.org/
61
von internationalen Erfahrungen zu profitieren. GRaBS selbst steht für die Adaptierung der
„Grünen und Blauen Infrastruktur" in Ballungszentren und Ökostädten. Grüne Infrastruktur
mit Hausgärten, Parks, produzierenden landwirtschaftlichen Flächen, Grünverbindungen und
grünen Dachlandschaften und Wänden sowie die blaue Infrastruktur mit Gewässern, Flüs-
sen, Strömen, Überflutungsbereichen und nachhaltigen Drainagierungssystemen spielen
eine wichtige Rolle, um eine belastbare klimatische Entwicklung zu schaffen – eine Rolle,
welche derzeit nicht ausreichend erkannt und genutzt wird. Hauptziel ist es, regionale Ent-
scheidungen und politische Prozesse zu verbessern.
2010 wurde der „Klimaatlas Steiermark―27 vom LUIS (Landesumweltinformationssystem) und
Joanneum Research neu überarbeitet und ist auch online verfügbar.
Seitens der Landessanitätsdirektion wurde der Steirische Hitzeschutzplan erarbeitet und im
April 2011 veröffentlicht, welcher als Informationsgrundlage für den öffentlichen Gesund-
heitsdienst dient.
Durch enge Kooperationen des Landes Steiermark mit steirischen Forschungseinrichtungen
(wie z. B. WegenerCenter Uni Graz, Joanneum Research) ist es möglich, den Risiken des
Klimawandels für die Steiermark auf Basis aktueller Studien und Expertisen auch weiterhin
wissenschaftlich zu begegnen. So wurde z. B. im Frühjahr 2011 die Studie „Klimarisiko Stei-
ermark – Erste Schritte zur Anpassungsstrategie―28 (Joanneum Research, im Auftrag von
Impuls Styria) veröffentlicht.
Im Land Tirol werden nicht zuletzt aufgrund der Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre
verstärkt Initiativen einerseits zur Hochwasserprävention und andererseits zur Revitalisie-
rung der Flussläufe gesetzt. Eine Sonderrolle nimmt dabei Tirols größter Fluss, der Inn, ein.
In einem gemeinsamen Projekt – dem Kooperationsprojekt "der.inn – gemeinsam und si-
cher" – von Lebensministerium, Land Tirol und WWF wird unter anderem der Inn an mehre-
ren Stellen aufgeweitet, um bei Hochwasserereignissen einen besseren Schutz für die Sied-
lungsgebiete zu erreichen und gleichzeitig die ökologische Wertigkeit des Lebensraums Inn
für Flora und Fauna zu erhöhen.29
Von besonderer Bedeutung ist in Tirol auch das mit der Klimaerwärmung einhergehende
Thema des Auftauens der Permafrostböden im alpinen Raum. Die Thematik wird im Rahmen
von Veranstaltungen und in der Forschung behandelt.
27
Link: http://www.umwelt.steiermark.at/cms/ziel/16178332/DE/ 28
Link: http://www.impulsstyria.at/images/stories/Klimarisiko_Steiermark_Publikation_WEB_neu.pdf 29
Details siehe: http://www.tirol.gv.at/themen/umwelt/wasser/revitalisierung/
62
Der Wald, insbesondere ein intakter Schutzwald, spielt in Tirol eine besondere Rolle zum
Schutz des Lebensraumes. Daher hat sich die Landesregierung bereits frühzeitig entschlos-
sen, die Grundlagen für eine verstärkte präventive Schutzwaldbewirtschaftung zu schaffen.
Im Interreg IIIB Projekt „NAB – Naturpotenziale Alpiner Berggebiete― (2003–2007) wurden
integrale Systeme zur Schaffung optimal wirksamer Schutzwälder entwickelt und bereits in
die Praxis umgesetzt. Das Interreg IVA Projekt „WINALP― (mit Bayern und Salzburg) entwi-
ckelt aktuell flächige Waldtypenkarten, um die ökologischen Potenziale verschiedener Wald-
gesellschaften bei verschiedenen Klimaszenarien praxisgerecht aufzubereiten. Mit diesem
Werkzeug können künftig die optimal angepassten Baumartenkombinationen für die vielfälti-
gen Ansprüche an den Wald schnell und sicher umgesetzt werden.
In Kooperation mit dem Forsttechnischen Dienst für Wildbach und Lawinenverbauung wird
im Interreg IVA Projekt "IREK― an der Schaffung neuer, innovativer Schutzkonzepte zur Si-
cherung des Lebensraumes gearbeitet.
Mit dem Gemeinschaftsprojekt "Wildbachbetreuung" der Wildbach und Lawinenverbauung,
der Gemeinden sowie dem Land Tirol wurden für die Beseitigung wasserabflusshindernder
Gegenstände in den Wildbächen die Rollen der verschiedenen Stellen und alle Bearbei-
tungsschritte anhand einer Datenbank definiert. Die Begehungsstrecken sind kategorisiert
und kartografisch erfasst und werden seit dem Jahr 2008 systematisch begangen. Mittlerwei-
le wurden über 2000 Abflusshindernisse und Schäden an Schutzbauten durch die Waldauf-
seherInnen dokumentiert und durch die Gemeinden mit Hilfe der Wildbachverbauung groß-
teils beseitigt bzw. wird die Instandsetzung der Schutzbauten in Angriff genommen.
Hauptzweck und -ziel des 2010 gegründeten Forschungsnetzwerk "alp-S – Centre for Clima-
te Change Adaption Technologies" ist es, dem Klimawandel zu begegnen und Strategien
und Lösungen zur Anpassung zu entwickeln. "alp-S" soll in den nächsten Jahren internatio-
nal als Markenzeichen im Naturgefahrenbereich eine führende Rolle spielen. Persönliche
und gesellschaftliche Sicherheit in alpinen Lebensräumen sollen erhöht werden, indem es
durch praxisnahe Forschung und Entwicklung gelingt, Schäden durch Naturgefahren lang-
fristig auf ein akzeptables Minimum zu begrenzen.30
In Vorarlberg werden insbesondere wasserbauliche Maßnahmen mit Katastrophen- und
Objektschutz umgesetzt.
30 Näheres zu laufenden Projekten und Vorhaben unter www.alp-s.at.
63
Die Bemessungswerte aller relevanten Gewässer Vorarlbergs wurden aktualisiert. Diese
Werte sind Grundlage für die im Rahmen des Aktionsprogramms Hochwasserschutz bis zum
Jahr 2016 geplanten Projekte. Hier erfolgt auch eine entsprechende Zusammenarbeit mit der
Land- und Forstwirtschaft, vor allem hinsichtlich des damit verbundenen Flächenbedarfs
(Stichwort Retentionsflächen).
Ein Schwerpunkt liegt in der Ausarbeitung von Gefahrenzonenplänen. Dabei wird auch der
Überlastfall (HQ300) berechnet und dargestellt. In Zusammenarbeit mit der Raumplanung
werden raumrelevante Beschränkungen und rechtliche Anpassungen von Raumplanungs-
und Baugesetzen zielgerichtet erörtert.
Unter anderem wird nach dem bereits laufenden Modell zur Hochwasservorhersage an der
Dornbirner Ach derzeit ein Hochwasservorhersagemodell für die Ill entwickelt.
Zum Katastrophenschutz werden derzeit Modellprojekte der Gemeinden ausgearbeitet und
vom Land auch finanziell unterstützt. Der private Objektschutz wird durch eine breite Öffent-
lichkeitsarbeit, verbunden mit konkreten Maßnahmenvorschlägen, unterstützt. Das Thema
"Risikokultur― wird durch die Öffentlichkeitsarbeit massiv gefördert.
Im Tourismusbereich werden die Auswirkungen des Klimawandels stark in Richtung Forcie-
rung des Ganzjahrestourismus und Entwicklung neuer Angebote für den Sommertourismus
diskutiert. Tendenziell erfolgt auch eine Stärkung der Wintersportgebiete in höher gelegenen
Regionen.
Wien setzt seit Jahren vielfältige Aktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel – etwa im
Bereich der Forschung bis hin zu konkreten Maßnahmen in einzelnen Sektoren: beispiels-
weise in den Bereichen Hochwasserschutz (Donauhochwasserschutz, Gefahrenzonenpla-
nung Wienerwaldbäche), Energieversorgung (jüngstes Beispiel: Vorarbeiten für einen Ver-
sorgungssicherheitsplan), Trinkwasserversorgung (Karstwasserforschungsprogramme) und
im Gebäudebereich (Vorkehrungen gegen sommerliche Überhitzung, Fernkühlung). Die im
Dezember 2009 vom Wiener Gemeinderat beschlossene Fortschreibung des Wiener Klima-
schutzprogramms (KliP II) mit dem Zielhorizont 2020 enthält den Auftrag, auf
ExpertInnenebene festzustellen, inwieweit in Wien zusätzliche Anpassungsmaßnahmen er-
forderlich sind, und den politischen EntscheidungsträgerInnen konkrete Vorschläge zu unter-
breiten.31 Ein diesbezügliches Brainstorming hat im Jahr 2007 im Rahmen eines Workshops
mit ExpertInnen der Stadt Wien sowie namhaften WissenschafterInnen stattgefunden. Hier-
bei wurden zukünftige Handlungsfelder der Klimawandelanpassung (beispielsweise Ge-
31
Details siehe unter http://www.wien.gv.at/umwelt/klimaschutz/klip
64
sundheit, Energie- und Wasserversorgung, Stadtplanung, Bauwesen, Verkehr, Stadtvegeta-
tion sowie Land- und Forstwirtschaft) identifiziert und diskutiert.
Ebenfalls im Zuge der KliP II-Erarbeitung hat die Stadt Wien eine Studie an der Universität
für Bodenkultur beauftragt, die den derzeitigen Wissensstand anhand bisher für den Wiener
Raum erstellter Klimaszenarien zusammenfasst (Kromp-Kolb et al. 2007). Es ist jedoch zu
beachten, dass die zugrundeliegenden regionalen Klimamodelle und -szenarien noch nicht
sehr ausgereift und die daraus abgeleiteten Aussagen daher noch mit großen Unsicherhei-
ten behaftet sind. Dabei sind die Aussagen über die Temperaturentwicklung besser abgesi-
chert als jene über die Entwicklung der Niederschläge. Außerdem sind die Einflüsse der Be-
bauungsstruktur, die zur Ausbildung von städtischen Wärmeinseln führen, noch nicht in die
heutigen Klimamodelle integriert.
Da die Klimawandelanpassung – genauso wie der Klimaschutz – eine Querschnittsmaterie
darstellt, wurden die Aspekte der Klimawandelanpassung und des Klimaschutzes immer
verzahnt berücksichtigt. Darüber hinaus wurden Klimawandelanpassungsmaßnahmen als
integraler Bestandteil bestehender Pläne (z. B. Stadtentwicklungsplan, Masterplan Verkehr,
...) und Projekte (Zielgebietsmanagement, ...) implementiert.
Im Zuge der Umsetzung des "KliP II" wird in den nächsten Jahren durch entsprechende Ar-
beitsgruppen ein Maßnahmenpaket zur Anpassung an die in Wien zu erwartenden Klimaver-
änderungen ausgearbeitet werden. Zu diesem Zweck hat am 18. Oktober 2011 ein weiterer
Workshop mit den Führungskräften der Stadt Wien stattgefunden. Auf der Basis der Ergeb-
nisse des Workshops wird nun weitergearbeitet. Insbesondere dem Bereich Öffentlichkeits-
arbeit und Bewusstseinsbildung wird eine besondere Rolle zukommen. Außerdem werden
noch weitere vertiefende Forschungsarbeiten erforderlich sein.
Nicht zuletzt arbeiten ExpertInnen der Stadt Wien in verschiedenen Arbeitskreisen zum
Thema „Anpassung an den Klimawandel― sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene mit.
65
11. Forschungslandschaft und Forschungsbedarf
Wissenschaft und Forschung muss sowohl in der Anpassung als auch beim Klimaschutz
eine wesentliche Gestaltungsaufgabe zukommen. Sinnvolle politische, wirtschaftliche, ökolo-
gische und soziale Lösungen lassen sich nur entwerfen und umsetzen, wenn Ursachen für
Klimaänderung und Folgen für das Leben der Menschen fundiert und integrativ abgeschätzt
werden können.
Die Klimaforschung in Österreich zeigte in den letzten Jahren eine rege Entwicklung, die
jedoch aktuell aufgrund der finanziellen Restriktionen negativ betroffen sein könnte. Auf
Ebene des Bundes liefern zum Forschungsschwerpunkt „Klimawandel und Anpassung― das
nationale Klimafolgenforschungsprogramm StartClim32 und der Klima- und Energiefonds33
(insbesondere das Forschungsprogramm ACRP) wichtige und zukunftsweisende Ergebnis-
se. Des Weiteren konnten durch das Forschungsprogramm proVision34 des Bundesministe-
riums für Wissenschaft und Forschung und durch das Global Change Programm der Öster-
reichischen Akademie der Wissenschaften35 wesentliche Erkenntnisse gewonnen werden.
Das Klimaforschungsprogramm StartClim wurde im Jahr 2002 auf Initiative des Lebens-
ministeriums gegründet und an die Klimaforschungscommunity AustroClim übertragen. Im
Rahmen der bisher über 60 StartClim-Projekte wurde bereits eine umfangreiche Wissensba-
sis geschaffen und weiterer dringender Forschungsbedarf in unterschiedlichen Themenfel-
dern aufgezeigt. StartClim konnte auch Fachdisziplinen motivieren, die auf den ersten Blick
nicht direkt mit Klimawandelfolgen in Verbindung gebracht werden, jedoch einen wichtigen
Beitrag zur Beantwortung von gesellschaftsrelevanten Fragestellungen in Bezug auf den
Klimawandel beisteuern.
Das Forschungsprogramm StartClim ist als flexibles Instrument gestaltet, das durch kurze
Laufzeit und jährliche Vergabe von Projekten rasch aktuelle Themen im Bereich Klimawan-
del aufgreifen kann. Bisher konnten über 100 österreichische ForscherInnen bzw. fast 50
Institutionen erste Studien zum Klimawandel und dessen Auswirkungen durchführen. Das
Programm hat nicht nur interessante Ergebnisse hervorgebracht, sondern auch wesentlich
dazu beigetragen, dass das nötige Know-How in der österreichischen Klimaforschungswelt
entwickelt werden konnte. StartClim wird von einem offenen Geldgeberkonsortium finanziert
(2010: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft,
Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, Bundesministerium für Wissenschaft
32
Link: http://www.austroclim.at/index.php?id=45 33
Link: http://www.klimafonds.gv.at/
34 Link: http://www.provision-research.at/
35 Link: http://www.oeaw.ac.at/deutsch/forschung/programme/change.html
66
und Forschung und die Österreichischen Bundesforste) und durch einen internationalen wis-
senschaftlichen Beirat unterstützt.
Mit dem Austrian Climate Research Program (ACRP) des Klima- und Energiefonds wurde
in Österreich eine wichtige Forschungsschiene für Fragestellungen zu Klimawandel und An-
passung eingerichtet. Das seit vier Jahren laufende Programm zielt darauf ab, die durch den
Klimawandel verursachten Auswirkungen zu erforschen und die wissenschaftliche Basis für
zukunftsweisende Entscheidungen der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft zu schaf-
fen.
Der inhaltliche Schwerpunkt des ACRP reicht von der Erforschung regionaler und lokaler
Auswirkungen des Klimawandels sowie der sich daraus ergebenden Anpassungserforder-
nisse bis hin zu inter- und transdisziplinären Vulnerabilitätsstudien und Risikomanagement-
ansätzen. Das Programm soll die österreichische Forschungskompetenz auf diesem Sektor
ausbauen und ihre Sichtbarkeit in der internationalen Forschung verstärken. In einer ersten
Ausschreibung zur Klimafolgenforschung im Oktober 2007 und in drei ACRP-
Ausschreibungen zwischen 2008 und 2010 wurden 74 Projekte mit einem Budget von mehr
als 12 Mio. € beauftragt. Die 4. Ausschreibung lief von Mai bis September 2011. In 2012 sind
weitere Ausschreibungen geplant.
Wichtige Beiträge liefert auch das BMWF-Forschungsprogramm proVISION. Es untersucht
die Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme, Raumentwicklung und Lebensqualität.
proVISION soll Informationen bereitstellen, mit denen sich die vordringlichen Aufgaben der
Vorsorge für Natur und Gesellschaft im Sinne der Nachhaltigkeit bewältigen lassen: Anpas-
sung an den Klimawandel und seine Folgen, adäquate Lebens- und Wirtschaftsmodelle,
schonende Nutzung der Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen, Entwicklung und Schutz des
Lebensraumes. Transdisziplinarität ist das leitende Forschungsprinzip in proVISION; es steht
für jene wissenschaftliche Arbeit, in der außerwissenschaftliche PartnerInnen an der Entste-
hung des Wissens mitwirken, ihre Problemsicht, ihr Wissen, ihre Erfahrungen in die For-
schung einbringen und dadurch die Schlagkraft der Wissenschaft verbessern. Aus der lan-
gen Liste der geförderten Aktivitäten fokussieren manche Arbeiten im Doktoratskolleg
„Nachhaltige Entwicklung― und die Projekte „A Tale of two Valleys― und „STRATEGE― auf
Klimawandelaspekte.
Das Global Change Programm der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde
bereits 1990 gegründet und umfasst drei internationale Forschungsnetzwerke (International
Geosphere-Biosphere Programme, World Climate Research Programme und International
Human Dimension Programme). Im Rahmen des Programmes werden Projekte zur Erfor-
schung des globalen Umweltwandels (u. a. Klima, Biodiversität) gefördert. Das Forschungs-
programm wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung finanziert und
67
durch ein an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angesiedeltes Nationalko-
mitees verwaltet.
Des Weiteren werden mit der Auftragsforschung seitens des Lebensministeriums (Programm
für Forschung und Entwicklung Im Lebensministerium PFEIL 15) wichtige Projekte im The-
menfeld Klimafolgen und Anpassung initiiert.
Wesentlich ist zu erwähnen, dass die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
(ZAMG) einen bedeutenden Beitrag in der Grundlagenarbeit zur Überwachung des Klimas
(Klimamonitoring) leistet. Die Gewinnung der Daten aus dem Automatischen Wetterstati-
onsnetz (TAWES) sowie auch vom phänologischen Beobachtungsnetz der ZAMG erlauben
eine Beschreibung des Zustands der Atmosphäre und der Auswirkungen auf die Biosphäre.
Außerdem laufen Projekte im Rahmen der Glaziologie. Regelmäßige Messung der Glet-
schermassenbilanz, von Glazialabfluss, Schneechemie und Messungen des Permafrosts
sind notwendig, um die Grundlagen für glaziologisch-klimatologische Modellstudien zu schaf-
fen.36
Neben der Klimaforschung in Österreich sind auch Forschungsaktivitäten zu beachten, die
sich im europäischen und internationalen Kontext mit Fragen der Anpassung an den Kli-
mawandel beschäftigen. Österreichs ForscherInnen widmen sich in zahlreichen internationa-
len Projekten wesentlichen Fragestellungen zu Klimawandel und Anpassung, die auch eine
hohe Relevanz für Österreich haben. So können wesentliche Projektergebnisse aus den
Interreg IIIB Forschungsprogrammen von 2000–2006 (Alpine Space37, CADSES38), den
Interreg IVB Forschungsprogrammen (Alpine Space39, Central Europe40, South East Euro-
pe41) und aus den Europäischen Rahmenprogrammen (FP542, FP643, FP744) gewonnen wer-
den. Eine Zusammenstellung aller FP-finanzierten Projekte mit dem Fokus auf Klimawandel
ist unter dem Link: http://ec.europa.eu/research/environment/index_en.cfm?pg=climate zu
finden.
Ein herausragendes Beispiel für die Vernetzung der österreichischen mit der europäischen
Klimaforschung ist das von Österreich koordinierte ERA-Net CIRCLE und das Folgeprojekt
CIRCLE2. Ebenfalls ist darauf hinzuweisen, dass sich Österreich federführend an der Joint
Programming Initiative (JPI) ―Climate Knowledge for Europe‖ beteiligt. In der durch das
36
siehe auch www.zamg.ac.at/forschung/klimatologie 37
Link: http://www.alpine-space.org/projects.html 38
Link: http://www.cadses.net/en/home.html 39
Link: http://www.alpine-space.eu/ 40
Link: http://www.central2013.eu/ 41
Link: http://www.southeast-europe.net/hu/ 42
Link: http://cordis.europa.eu/fp5/ 43
Link: http://ec.europa.eu/research/fp6/index_en.cfm 44
Link: http://cordis.europa.eu/fp7/projects_en.html
68
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gestarteten Joint Programming Initiative
„Connecting Climate Knowledge for Europe― haben sich 12 Länder, darunter Österreich, auf
eine gemeinsame Vision zur transnationalen Programmentwicklung sowie eine gemeinsame
Strategische Forschungsagenda zur Klimaforschung verständigt. Diese Agenda verfolgt in
ineinandergreifenden Forschungsschwerpunkten das Ziel, die natur- und sozialwissenschaft-
liche Klimaforschung verstärkt an die Bedingungen gesellschaftlicher Planungs- und Ent-
scheidungsprozesse heranzuführen.
Angesichts der Dimensionen des Klimawandels ist eine institutionalisierte Kooperation der
Klima- und Klimafolgenforschung in Österreich dringend erforderlich. Auf Initiative von fünf
österreichischen Universitäten (BOKU, TU Graz, TU Wien, Uni Graz, Uni Innsbruck) wurden
2010 erste Schritte unternommen, um ein Klimazentrum für Österreich einzurichten. Ziel des
Climate Change Center Austria ist es, durch Vernetzung und die Förderung von Koopera-
tionen die Qualität und Effizienz der Klimaforschung zu verbessern, aber auch die internatio-
nale Sichtbarkeit zu erhöhen. Als Anlaufstelle für Forschung, Politik, Medien und Öffentlich-
keit und für alle Fragen der Klimaforschung in Österreich dient es zur Förderung eines nach-
haltigen Klimadialogs in Österreich.
Im Juni 2011 wurde das Climate Change Center Austria, welches in Form eines Vereins or-
ganisiert ist, formal eingerichtet. Zahlreiche Universitäten und außeruniversitäre For-
schungseinrichtungen haben bereits ihre Mitwirkung zugesagt.
Die vom Lebensministerium im Jahr 2008 beauftragte Studie „Ist-Stand-Erhebung zur An-
passung an den Klimawandel in Österreich― (Gingrich et al. 2008) lieferte eine erste Über-
sicht über Forschungsprojekte mit Fokus auf Klimawandelanpassung. Die Ergebnisse dieser
Studie wurden in eine Datenbank übergeführt, die unter dem Link
www.klimawandelanpassung.at/datenbank/ abrufbar ist. Die Datenbank wird laufend aktuali-
siert und gibt einen guten Überblick über den Schwerpunkt der einzelnen Forschungsprojek-
te, bei denen österreichische ForscherInnen beteiligt sind.
Viele der wissenschaftlichen Ergebnisse aus den zahlreichen Forschungsprojekten liefern
auch eine wesentliche Basis für den politischen Entscheidungsprozess. So baut z. B. diese
vorliegende Anpassungsstrategie an den Klimawandel auf einer Reihe von wissenschaftli-
chen Resultaten auf. „Klimawandel und Anpassung― ist jedoch ein sehr junges Forschungs-
feld, sodass in einigen Bereichen nach wie vor viele offene Fragen bestehen. Um den not-
wendigen Forschungsbedarf im Speziellen für die Umsetzung der Maßnahmen in der natio-
69
nalen Anpassungsstrategie zu eruieren, wurde im Rahmen des Beteiligungsprozesses zur
Unterstützung der Erstellung der nationalen Anpassungsstrategie45 ein Workshop mit Perso-
nen aus der Wissenschaft durchgeführt. Ziel war es, den Dialog zwischen Wissen-
schaft/Forschung und Politik bzw. anderen Entscheidungsträgerinnen und -trägern zu er-
möglichen.
Im Rahmen des Workshops wurde ein umfangreicher Forschungsbedarf für die ersten fünf
Sektoren aus dem Policy Paper identifiziert. Die nachfolgende Zusammenstellung gibt nur
einen beispielhaften Einblick in die breite Palette an Forschungsfragen und soll nur als Aus-
zug verstanden werden.
Landwirtschaft
Im Bereich Landwirtschaft wurde vor allem ein Forschungsbedarf in der Verbesserung des
Humusaufbaus und der Kohlenstoffbindung, der Wasseraufnahmefähigkeit (Querbezug zum
Wasser beachten!) und der Bodenstruktur gesehen. Des Weiteren wurden zahlreiche For-
schungsfragen im Zusammenhang mit dem Tierschutz und der Tiergesundheit identifiziert
(z. B. die Bestimmung von „Hot Spots― für klimawandelinduzierte und bereits bestehende
Infektionserreger).
Forstwirtschaft
Fehlendes Wissen besteht bei der Abschätzung der Vulnerabilität der österreichischen Wäl-
der unter Betrachtung regionalisierter Klimaszenarien und regionalisierter Informationen über
Waldbestände und Waldökosysteme und unter Berücksichtigung forstwirtschaftlicher und
ökologischer Auswirkungen. Ein weiteres wesentliches Forschungsfeld fokussiert auf die
Frage der Warnsysteme bei Auftreten von diversen Krankheitserregern und Schadinsekten
sowie einer zeitlich-räumlich dynamischen Prädispositionsabschätzung.
Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft
Ein Forschungsbedarf besteht bei den ökologischen Auswirkungen einer Temperaturerwär-
mung auf die Ressource Wasser (z. B. Verschiebung des Artenspektrums). Um mögliche
Konflikte vorbeugen zu können, ist auch die veränderte Verfügbarkeit von Wasser und die
Bedeutung für die unterschiedlichen Nutzungen vertiefend zu untersuchen. Wesentlich ist es,
der Frage nachzugehen, ob und wie der Klimawandel die Intensität und Häufigkeit von Ext-
remereignissen beeinflusst bzw. zukünftig beeinflussen kann.
45
Link: www.klimawandelanpassung.at
70
Tourismus
Eine umfassende Analyse der Vulnerabilität wichtigster Tourismusdestinationen wird als be-
deutender Forschungsbedarf gesehen. Des Weiteren werden die Ausarbeitung von regiona-
len Klimaszenarien und von Szenarien zur Entwicklung der Naturgefahren als Entschei-
dungsgrundlage für unterschiedliche Planungsprozesse angeregt. Zusätzlich sollen die ört-
lich aufgelösten Schneemodelle laufend aktualisiert werden und so eine wesentliche Grund-
lage liefern.
Energie
Ein großer Forschungsbedarf wird im Bereich der erneuerbaren Energien gesehen (z. B.
zum Einsatz von Geothermie, zur Ausweisung von Windeignungsflächen, zur Untersuchung
von Windlasten bei den Photovoltaikanlagen). Ebenfalls besteht Forschungsbedarf zu den
möglichen ökologischen Folgen der vermehrten Nutzung von Biomasse. Wesentlich ist auch
die Forschung zu intelligentem Netz- und Lastenmanagement mit dem Ziel, eine Abflachung
von Verbraucherspitzen zu erreichen.
Aus den vorliegenden Studien zu den weiteren Aktivitätsfeldern in der Anpassungsstrategie
kann folgender Forschungsbedarf beispielhaft abgeleitet werden:
Bauen und Wohnen
Im Bereich Bauen und Wohnen soll u. a. ein Schwerpunkt auf die Gebäudeforschung (z. B.
klimafolgenangepasste Gebäudekonzepte und Bauweise, Materialforschung, Identifikation
kritischer Gebäudebestände, energiewirtschaftliche Analysen) gelegt werden. Des Weiteren
sollen Forschungsfragen rund um das Bio- und Mikroklima (z. B. Komfortbedingungen in
Innenräumen, Wärmeinseleffekt, Entwicklung von Simulationstools, Konzeptentwicklung zur
Verbesserung des Mikroklimas) in den Fokus gerückt werden.
Schutz vor Naturgefahren
In diesem Bereich ist es wesentlich, die Erforschung der Zusammenhänge von Klimawandel
und Extremereignissen zu forcieren. Zusätzlich soll die Fragestellung vertieft untersucht wer-
den, wie das Bewusstsein der betroffenen Menschen hinsichtlich ihrer Eigenverantwortung
erhöht werden kann.
Katastrophenmanagement
Fragestellungen in der Forschung sollen sich mit Risikokommunikation und der Entwicklung
zielgerichteter Kommunikationsstrategien befassen. Ferner soll die Umsetzung von Pilotpro-
jekten im Katastrophenschutz begleitet und evaluiert werden.
71
Gesundheit
Im Zusammenhang mit Schutz vor Naturgefahren wäre es wesentlich, an der Entwicklung
von Frühwarnsystemen und Aktionsplänen im Falle von Extremereignissen zu forschen und
konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Die Wissensbasis hinsichtlich klimawandelbedingter
Veränderungen bei der Etablierung und Ausbreitung von Erregern und Infektionskrankheiten
soll verbessert werden. Vertiefende Forschung zu allergenen Arten und möglichen Strate-
gien zur Vermeidung der Etablierung bzw. Bekämpfung dieser wären ebenfalls wesentliche
Fragestellungen für den Bereich Gesundheit.
Natürliche Ökosysteme/Biodiversität
Grundsätzlich sind noch weitere Erkenntnisse notwendig zum besseren Verständnis der
Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität und zur Vulnerabilität von Arten, Le-
bensräumen und Ökosystemdienstleistungen. Forschungsbedarf besteht auch bezüglich der
Aufnahme von Klimawandelaspekten in bestehende Monitoringsystemen.
Verkehrsinfrastruktur
In der Verkehrsinfrastruktur besteht Forschungsbedarf zur Frage der baulichen und rechtli-
chen Möglichkeiten in der Raumplanung, die zum Schutz von Verkehrsinfrastrukturen hin-
sichtlich Extremwetterereignisse durchgeführt werden können. Eine weitere Fragestellung
bezieht sich auf die Sicherstellung des thermischen Komforts in Verkehrsmitteln und auf
Verkehrsflächen.
Raumordnung
Insbesondere zur Ausarbeitung und Bereitstellung von Arbeits-, Planungs- und Vollzugshil-
fen sowie entscheidungsunterstützenden Werkzeugen für Planungsträger, Aufsichts- und
Genehmigungsbehörden, Gemeinden und PlanerInnen sind Forschungsarbeiten notwendig.
Weiters besteht Bedarf zur Entwicklung und zum Ausbau von Modellen und Strukturen zum
Regional Governance von Klimawandelanpassung.
Wirtschaft
Im Bereich der Wirtschaft wird insbesondere in der Produktentwicklung Forschungsbedarf
identifiziert. Für die Versicherungswirtschaft ist die Entwicklung von Risikoabschätzungs-
verfahren von Bedeutung.
Stadt – urbane Frei- und Grünräume
Im Bereich der urbanen Frei- und Grünräume besteht Forschungsbedarf zu optimierten Pla-
nungssystemen sowie zu Risikoanalysen für urbane Räume. Weitere Fragestellungen sind
72
die Eignung von Pflanzenarten bei zunehmender Hitze und Trockenheit und vor allem die
Ausarbeitung von Umsetzungsstrategien.
Infobox: StartClim (AustroClim) http://www.austroclim.at/index.php?id=45 ACRP (Klima- und Energiefonds) http://www.klimafonds.gv.at proVISION (BMWF) http://www.provision-research.at/ Global Change Programm (ÖAW) http://www.oeaw.ac.at/deutsch/forschung/programme/change.html
Pfeil 10 (BMLFUW) http://www.dafne.at/dafne_plus_homepage/sections/dafneplus/PFEIL10.pdf Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik http://www.zamg.ac.at/klima/Klimawandel/ Alpine Space 2000-2006 http://www.alpine-space.org/projects.html CADSES 2000–2006 http://www.cadses.net/en/home.html Alpine Spate http://www.alpine-space.eu/ Central Europe http://www.central2013.eu/ South East Europe http://www.southeast-europe.net/hu/
FP5 http://cordis.europa.eu/fp5/ FP6 http://ec.europa.eu/research/fp6/index_en.cfm FP7 http://cordis.europa.eu/fp7/projects_en.html Zusammenstellung FP- PJ mit Fokus Klimawandel http://ec.europa.eu/research/environment/index_en.cfm?pg=climate
73
12. Good Practice
Good-Practice-Beispiele erfüllen eine wichtige Funktion: Sie zeigen unterschiedliche Wege
auf, wie Systeme und Bereiche auf ein geändertes Klima erfolgreich reagieren können. Sol-
che Beispiele illustrieren die Bandbreite an möglichen Reaktionsmöglichkeiten und die zahl-
reichen Ansätze für die Bewältigung der unterschiedlichsten Herausforderungen. Die Analy-
se und Kommunikation von Erfolgsfaktoren, aber auch von möglichen Barrieren in der An-
passung, können andere Regionen und AkteurInnen bei der Umsetzung ihrer geplanten Ak-
tivitäten unterstützen. Die Präsentation solcher Vorzeigebeispiele fördert eine neue Kultur
des Dialoges zum Austausch der Erfahrungen und der Informationen. Dadurch wird es mög-
lich, voneinander zu lernen und ein Stück weit gemeinsam den Herausforderungen der An-
passung zu begegnen.
In Österreich sind bis dato nur vereinzelt praktische Anpassungsmaßnahmen umgesetzt,
sodass die Identifizierung von Good-Practice-Beispielen eine schwierige Aufgabe darstellt.
Im Nachfolgenden werden zwei Beispiele vorgestellt, die relevante Einblicke in einen guten
Anpassungsprozess geben.
Landwirtschaft
Praxisgerechtes Tool für die Humusbilanzierung
Dem Humusgehalt des Bodens kommt im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine grundlegende
Rolle zu: Ein Boden mit hohem Humusgehalt kann mehr Wasser speichern und damit die Kultur-
pflanzen unter trockenen Bedingungen besser versorgen, aber auch Starkregen besser infiltrieren,
Erosion vermindern und Nährstoffe besser speichern. Anhand von Humusbilanzen kann gezeigt wer-
den, welche Auswirkungen Fruchtfolge und Bewirtschaftung auf den Humusgehalt eines Ackerbo-
dens haben. Die derzeit eingesetzte einfache Berechnungsmethode berücksichtigt jedoch regionale
Fruchtfolge- und Ertragsverhältnisse sowie auch bestimmte Bewirtschaftungsfaktoren (z. B. Begrü-
nungen) nicht ausreichend.
Ziel des im Rahmen von StartClim von der Bio Forschung Austria (BFA) durchgeführten Projektes
„Humusbilanzierung als praxisgerechtes Tool für Landwirte zur Unterstützung einer CO2-
speichernden Landwirtschaft“ war es, eine Humusbilanzmethode zu finden, die einfach zu berechnen
ist und die Humusentwicklung auf landwirtschaftlichen Betrieben des Weinviertels hinreichend genau
abbildet. Damit soll den LandwirtInnen ein Werkzeug in die Hand gegeben werden, mit dessen Hilfe
eine CO2-speichernde landwirtschaftliche Bewirtschaftung planbar und umsetzbar wird.
Nach Vergleich verschiedener Humusbilanzierungsmethoden fiel die Wahl unter Berücksichtigung
der in der Praxis vorhandenen Daten und des zeitlichen und finanziellen Aufwandes auf die Methode
Kolbe. Die ausgewählte Humusbilanzmethode wurde in einem Workshop mit der Weinviertler Bau-
erngruppe anhand der Daten ihrer Praxisbetriebe erprobt und evaluiert. Diese Methode wird zukünftig
in den regelmäßig stattfindenden Workshops von Bio Forschung Austria mit Bauern auch aus ande-
ren Regionen verwendet werden.
Weitere Informationen:
http://www.austroclim.at/fileadmin/user_upload/StartClim2009_reports/StCl09D.pdf
74
Landwirtschaft
Weinbau im Klimawandel am Beispiel der Modellregion Traisental
Der Wein wird geprägt von der Lage, der Region und den klimatischen Bedingungen. Diese enge
Verflechtung zeigt sind in den unterschiedlichen Weinqualitäten von Jahr zu Jahr. Klimatische Verän-
derungen wie höhere Temperaturen und Änderungen in der Wasserverfügbarkeit, aber auch neue
Krankheiten und Schädlinge werden den Weinbau vor neue Herausforderungen stellen. So werden
die höheren Temperaturen zu früheren Leseterminen führen und Qualität und Geschmack des Wei-
nes verändern.
Das Projekt WeinKlim befasste sich für die Region Krems-Traisental mit der Frage, wie sich der
Weinbau am besten an zukünftige Bedingungen anpassen und gleichzeitig seine Treibhausgasemis-
sionen verringern kann. Die Studienregion Traisental soll die Nachhaltigkeit der Weinbau-
Produktionstechnik zum Markenzeichen der lokalen Weinbauregion und zum Vorbild für andere
Weinbauregionen machen.
Basierend auf den Daten von 9 Betrieben wurden für die Jahre 2007–2009 der Einfluss des Klima-
wandels auf den Weinbau und die Treibhausgas-Emissionen durch Weinanbau, -erzeugung und -
vertrieb untersucht.
Die Einbindung der WinzerInnen und anderer lokaler Stakeholder stand im Zentrum des Projektes.
Damit konnte gewährleistet werden, dass die Vorschläge für Anpassungsmaßnahmen an den Klima-
wandel und Maßnahmen zur Reduktion der THG-Emissionen sowohl wissenschaftlich fundiert als
auch praxisnah und regionsspezifisch zugeschnitten sind.
Zur Anpassung an den Klimawandel wurden folgende Maßnahmenvorschläge erarbeitet:
Anbau angepassterer Rebsorten,
Ausweitung der Anbauzonen,
Optimierung bestimmter Arbeitsschritte,
Warndienst für Krankheiten zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln „on demand―,
Monitoring neuer Krankheiten bzw. Schädlinge und Identifikation von Schadschwellen,
Kombination von Hagelschutz, Sonnenschutz und Vogelschutz durch Netze,
Optimierung des Gründecken-Managements.
Zusätzlich wurden auch Vorschläge zur Reduktion der THG-Emissionen (z. B. zu den Themen Bo-
denbearbeitung, Düngung, Begrünungsmanagement) entwickelt.
Weitere Informationen:
http://seri.at/de/projects/completed-projects/weinklim-viniculture-and-climate-change/
Forstwirtschaft
Adaptive Managementstrategien für die Österreichischen Bundesforste
Kaum ein anderer Wirtschaftszweig hängt so stark vom Klima ab wie die Forstwirtschaft. Die Öster-
reichischen Bundesforste (ÖBf AG) haben bereits seit Längerem die Bedeutung des Themas erkannt
und stellen sich den Herausforderungen des Klimawandels. Zu diesem Zweck wurde das Projekt
ADAPT ins Leben gerufen und von ExpertInnen des Instituts für Waldbau an der Universität für Bo-
denkultur umgesetzt. Die direkte Einbindung der ForstplanerInnen und der betroffenen ÖBf-
MitarbeiterInnen sorgte für die hohe Praxisrelevanz der Projektergebnisse.
75
Die Ergebnisse zeigen, dass die Verwundbarkeit der Waldbestände der ÖBf gegenüber den Folgen
des Klimawandels speziell in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts stark zunehmen wird. Während
der Anteil an hoch verwundbaren Beständen im Zeitraum 2001–2020 noch bei 5,9 % liegt, wurden für
die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts bereits 39,6 % als hoch vulnerabel eingestuft. Negativ betrof-
fen sind vor allem Standorte mit geringer Wasserverfügbarkeit auf kalkhaltigem Untergrund. Höher
gelegene Standorte hingegen können durchaus vom Klimawandel profitieren.
Die Ergebnisse von ADAPT dienen als praktisch umsetzbare Entscheidungshilfe für die Beurteilung,
inwieweit sich Waldbestände in bestimmten Regionen unter veränderten klimatischen Bedingungen
entwickeln werden und mit welchen Bewirtschaftungsstrategien (z. B. durch Anpassung der Baumar-
tenwahl, Verjüngungsmethoden) entgegengesteuert werden kann. Auf diese Weise ist es möglich,
künftige Herausforderungen durch den Klimawandel in die waldbauliche Planung der ÖBf zu integrie-
ren. Speziell auf strategischer Ebene tragen die Projektergebnisse dazu bei, Umfang und Dringlich-
keit von notwendigen Anpassungsmaßnahmen abzuschätzen. Ebenso wurden, basierend auf den
Ergebnissen aus ADAPT, die ÖBf-internen Waldbaurichtlinien adaptiert. Seit dem Abschluss des
Projektes sorgen ÖBf-interne Schulungen und Workshops dafür, dass die gewonnenen Erkenntnisse
weitergegeben werden.
Weitere Informationen:
https://forschung.boku.ac.at/fis/suchen.projekt_uebersicht?sprache_in=de&menue_id_in=300&id_in=
6167
http://www.dafne.at/
Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft
Regionales Netzwerk in der Region Lavanttal
Im Alpenraum machen sich die Spuren des Klimawandels so deutlich wie in kaum einer anderen
Region in Europa bemerkbar. Dies hat zur Folge, dass es in den heißen, niederschlagsarmen Som-
mermonaten immer wieder zu Engpässen bei der Wasserversorgung kommen kann. Dies betrifft
gleichermaßen Privathaushalte als auch Tourismus und Landwirtschaft. Im letzten Jahrhundert sind
im Lavanttal die durchschnittlichen jährlichen Niederschläge um bis zu 25 % gesunken, während die
Temperatur in den vergangenen 50 Jahren um 1,2 °C angestiegen ist. Die Region hat auf diese Ent-
wicklung bereits reagiert und rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet.
Seit 1994 hat der „Wasserverband Verbundschiene Lavanttal― die Wasserversorgungsnetzwerke der
Gemeinden Wolfsberg, St. Andrä, St. Paul und St. Georgen zusammengeschlossen. Damit soll ein
Ausgleich der Wassermengen zwischen den Gemeinden erreicht werden, um zeitweilig auftretende
regionale Engpässe zu bewältigen. Die Umsetzung dieser Idee wurde auf Initiative einer Einzelper-
son erreicht, die bereits früh das Potenzial einer gemeindeübergreifenden Kooperation erkannte.
Heute verfügt das Netzwerk über ein Fördersystem mit einer Durchflussmenge von 260.000 m³ und
versorgt 42.000 KonsumentInnen. Das Wasser stammt aus den Quellen von zwölf Privatpersonen,
die mit dem Wasserverband langfristige Nutzungsverträge abgeschlossen haben.
Parallel zu dieser Maßnahme regen die Gemeinden ihre BürgerInnen mit gut aufbereitetem Informa-
tions- und Datenmaterial sowie konkreten Tipps dazu an, mit Wasser sparsam umzugehen. Diese
kontinuierliche Information und die langfristige Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung der Bevölke-
rung haben zum Gelingen erheblich beitragen.
Weitere Informationen:
www.wasserwerk.at/home/wasserwerke/lavanttal
76
Tourismus
Gefährdungskarten für hochalpine Wanderrouten
Verstärken sich als Folge des Klimawandels natürliche Prozesse im Hochgebirge (z. B. Felsstürze),
können sie eine Gefahr für Personen und Infrastruktur darstellen. Während für Siedlungen, Ver-
kehrswege und touristisch intensiv genutzte Gebiete bereits Schutzmaßnahmen existieren, ist die
Sicherheit von Personen, die sich abseits dieser geschützten Areale auf Wanderwegen befinden,
nicht gewährleistet.
Aus diesem Grund wurde im StartClim-Projekt AlpinRiskGP eine der meistbesuchten Hochgebirgs-
landschaften Österreichs – das Großglockner-Pasterze-Gebiet – auf die Gefährdung durch Felssturz,
Muren, Lawinen und ähnliche Abtragungsprozesse untersucht. Hauptursachen für diese Prozesse
sind der Gletscherschwund und der auftauende Permafrost.
Es wurde eine Gefährdungskarte erstellt, die das untersuchte Gebiet flächenhaft in vier Gefähr-
dungsklassen gliedert. Zusätzlich wurden mit Hilfe von Daten aus Klimamodellen die Bedingungen für
ein Szenario im Jahr 2030 abgeschätzt. Durch Überlagerung mit dem Wege- und Routennetz wurden
Karten der Verletzlichkeit einzelner Wegabschnitte erstellt, welche von Kundigen der Region begut-
achtet und in Hinblick auf mögliche Maßnahmen bewertet wurden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen
reichen von konkreten lokalen Wegsicherungsarbeiten (z. B. durch Auflassung oder Neuanlage von
Wegen) bis zu neuen Organisationsformen (z. B. Einrichtung eines Wege-Informationssystems) oder
verbesserter Information der Personen, die im Hochgebirge ihre Freizeit verbringen.
In der Differenzkarte der Gefahrenstufen (2010–2030) ist eine Erhöhung der Gefahr festzustellen
(orange bis dunkelrot), während die Herabsetzung des Gefahrenpotenzials nur punktuell vorkommt
(grün).
Weitere Informationen:
http://www.austroclim.at/index.php?id=startclim2009
77
Tourismus, Gesundheit
Wien ist anders – auch bei der Versorgung mit Trinkwasser
Vor allem in großen Städten ist der Klimawandel in den Sommermonaten bereits heute spürbar: Die
Sonne heizt an heißen Tagen den Beton kräftig auf und im dicht verbauten Gebiet bleibt ein Großteil
dieser Wärme gespeichert. Hitzewellen mit Tagestemperaturen über 30 °C und tropischen Nächten,
bei denen die Temperaturen nicht unter 20 °C absinken, werden weiter an Häufigkeit und Intensität
zunehmen. Damit in direktem Zusammenhang stehen Beeinträchtigungen von Gesundheit, Wohlbe-
finden und Leistungsfähigkeit der Menschen. Da aufgrund der Hitze schnell ein Flüssigkeitsmangel
entstehen kann, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr eine der wichtigsten vorbeugenden Maß-
nahmen im Umgang mit der Sommerhitze.
Als Service bietet die Stadt Wien allen Einwohnerinnen/Einwohnern und TouristInnen die Möglichkeit,
sich in der heißen Jahreszeit an den Wiener Trinkbrunnen zu erfrischen. Insgesamt stehen allen
Durstigen 900 Trinkbrunnen zur Verfügung, die direkt an das Wiener Trinkwassernetz angeschlossen
sind und kostenlos Wiener Hochquellwasser anbieten.
Die Brunnen sind strategisch verteilt (u. a. in Parks, bei Spielplätzen oder bei Märkten) und gliedern
sich mit ihren unterschiedlichen Formen und Stilen harmonisch in verschiedene (Alt)Stadtgebiete ein.
Neben diesen stationären Brunnen sind auch sieben mobile Trinkbrunnen in Betrieb. Außerdem be-
steht die Möglichkeit, zum Beispiel bei Großveranstaltungen noch weitere mobile Trinkbrunnen ein-
zusetzen. Diese können bei der Wiener Stadtverwaltung (MA 31) gegen Zahlung eines Unkostenbei-
trags angefordert werden. Zusätzlich wurden diese Trinkbrunnen mit Düsen ausgestattet, die auf
Knopfdruck einen feinen Sprühregen ausstoßen, der für äußerliche Abkühlung sorgen soll.
Die Bereitstellung der Trinkbrunnen hat sich bereits bestens bewährt: Im Jahr 2008 wurden allein
beim Trinkbrunnen am Graben rund 250.000 Liter getrunken („der Standard―, 24. Mai 2011).
Als zusätzliches Service – insbesondere auch für TouristInnen – sind die Standorte der Trinkbrunnen
im online Stadtplan der Stadt Wien abrufbar.
Weitere Informationen sowie Standorte der Brunnen:
http://www.wien.gv.at/wienwasser/versorgung/brunnen.html
http://data.wien.gv.at/katalog/trinkbrunnen.html
Energie, Bauen und Wohnen
Fernkälte: eine energiesparende Kühl-Alternative
Durch die steigenden Temperaturen werden Büroräume, Wohnungen und Geschäfte im Sommer
deutlich aufgeheizt. Daher ist in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach klimatisierten Arbeits-
plätzen und Geschäftslokalen deutlich gestiegen. Kompressionskältemaschinen sind in der Kälteer-
zeugung zwar sehr effizient, verbrauchen jedoch Strom und verursachen klimarelevante Emissionen.
Der Einsatz von Fernkälte stellt eine umweltfreundliche Strom- und CO2-sparende Alternative dar.
Fernkälte ist vor allem in Ballungsräumen für Abnehmer mit hohem Energiebedarf wie z. B. Kranken-
häuser, Hotels, Veranstaltungs- und Bürogebäude eine sinnvolle Kühlmöglichkeit. Die Erzeugung der
Fernkälte erfolgt großteils in Absorptionskältemaschinen, wobei anstelle von Strom Abwärme für die
Erzeugung der Kälte verwendet wird. Entscheidend für die Umweltfreundlichkeit ist die Herkunft der
Wärme, die z. B. in Wien aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und aus der thermischen Abfallbe-
handlung stammt. Die Fernkältezentrale Spittelau gibt eine Einsparung von 62 % an Primärenergie
und von 70 % an Treibhausgasemissionen gegenüber herkömmlichen Kältezentralen an. 2010 ist der
78
österreichische Fernkälteverbrauch von 25 auf 60 Gigawattstunden angewachsen. Das entspricht
einer Steigerung um 140 % innerhalb von zwölf Monaten.
Die Gebäude können von einer zentralen Kältezentrale aus über das Fernkältenetz oder dezentral
mit Fernkälte versorgt werden. Bei dezentraler Erzeugung von Fernkälte wird im Gebäude des Kun-
den eine Kältezentrale errichtet und über das Fernwärmenetz mit der Antriebsenergie versorgt. Diese
Vorgangsweise ist dort sinnvoll, wo kein eigenes Fernkältenetz vorhanden ist.
In Wien werden unter anderem das Allgemeine Krankenhaus, der Bürokomplex TownTown, die Uni-
versität für Bodenkultur oder das Bürogebäude Skyline mit Fernkälte gekühlt. In Linz zählen etwa das
Brucknerhaus oder das Krankenhaus der Elisabethinen zu Fernkälte-Kunden. Geplant ist eine deutli-
che Erweiterung des Angebots.
Weitere Informationen:
http://www.wienenergie.at/we/ep/programView.do/channelId/-22449/programId/12413/pageTypeId/11893
http://www.gaswaerme.at/bfk/themen/index_html?uid=2742
Bauen & Wohnen, Urbane Frei- und Grünräume, Raumordnung & Gesundheit
Dachbegrünung
Die Vorteile von begrünten Dächern und Dachgärten sind vielfältig: Sie bieten neue Lebensräume für
Tiere und Pflanzen, verbessern das Mikroklima und haben im Sommer durch die stärkere Verduns-
tung eine kühlende Wirkung. Sie nehmen bis zu 90 % an Niederschlag auf (Retentionswirkung), bin-
den durch die höhere Luftfeuchtigkeit Staub und Schadstoffe aus der Luft und wirken wärme- und
schalldämmend.
Pilotprojekt „Gründach“ der Stadt Wien
In diesem Pilotprojekt wurde ein bestehendes Kiesdach zu einem Gründach umgebaut. Langfristiges
Ziel ist es, alle Flachdächer in Wien zu begrünen. Dies ist klima- und umweltfreundlicher, verlängert
deren Lebensdauer und ist bei einer extensiven Begrünung auch kostengünstiger. Das Know-how zur
Dachbegrünung liegt weitgehend bei der Umweltschutzabteilung der Stadt Wien (MA 22). Von dieser
werden neben der Weitergabe von Informationen an Interessierte (z. B. ArchitektInnen oder Bauträ-
ger) auch Initiativen für Projekte zur Dachbegrünung durchgeführt. Zusätzlich fördert die Stadt Wien
die Begrünung von Dächern unter bestimmten Voraussetzungen bis maximal 2.200 €.
Weitere Informationen:
http://www.tinavienna.at/Dachbegruenung/
http://images.umweltberatung.at/htm/dachbegruenung-infobl-garten.pdf
Erster Österreichischer Gründach-Städtewettbewerb
Ziel dieses Wettbewerbs war es, das Bewusstsein für Dachbegrünungen weiter zu vertiefen, ver-
schiedene Varianten aufzuzeigen und Ansporn für weitere Begrünungsprojekte zu sein. Zu diesem
Zweck wurden die besten Projekte ausgezeichnet. Neben österreichischen Landeshauptstädten ha-
ben auch mittlere und kleine Gemeinden an dem Wettbewerb teilgenommen. Entscheidendes Kriteri-
um waren herausragende und sehenswerte Gründachobjekte in der Gemeinde/in der Stadt.
Ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Dachbegrünung ist der Landschaftspark Bindermichl-
79
Spallerhof, der die Mühlkreisautobahn überplattet und die Stadtteile Bindermichl und Spallerhof ver-
bindet. Der Verkehr wurde unter die Erde verlegt. Das darüber entstandene 8,3 ha große Parkareal
ist die derzeit größte Dachbegrünung in Linz und bringt für AnrainerInnen und BesucherInnen eine
erhebliche Steigerung der Lebensqualität.
Aber auch private Wohnprojekte und Gründachumsetzungen verschiedenster Unternehmen wurden
in Linz bereits verwirklicht.
Weitere Informationen:
http://www.bauinfo24.at/news/personalien/1329-preisverleihung-gruendachwettbewerb/index.html
Bauen und Wohnen, Energie
Bewusstseinsbildung – sommertauglich Bauen
Durch höhere Extrem- und Durchschnittstemperaturen und häufigere und intensivere Hitzewellen
wird das Thema Gebäudekühlung und Sommertauglichkeit zukünftig an Bedeutung gewinnen. Vor
allem im städtischen Bereich wird der Kühlbedarf besonders groß sein. Als unmittelbare Reaktion
lässt sich schon jetzt eine gesteigerte und eine dem Klimaschutz zuwiderlaufende Zunahme an Kli-
maanlagen beobachten, die den Energieverbrauch empfindlich in die Höhe treiben. Gebäude müssen
daher nicht nur die Anforderungen an einen optimierten Wärmeschutz erfüllen, sondern auch die
sommerliche Kühlung berücksichtigen.
Durch Bewusstseinsbildung und Informationsmaterialien erhalten PlanerInnen, ArchitektInnen, Bau-
trägerInnen, BauherrInnen und Hausverwaltungen Hilfestellungen, welche die vielfältigen Möglichkei-
ten darstellen, Gebäude sommertauglich, energie- und nutzeroptimiert zu gestalten. Mit Broschüren
und Leitfäden werden klimaschonende Maßnahmen und Strategien zur Erreichung behaglicher In-
nenraumtemperaturen in den Sommermonaten im Gebäudebestand aufgezeigt.
Umfassende Informationen dazu liefern die Broschüre „Sommertauglich Bauen – Wie Ihr Haus im
Sommer angenehm kühl bleibt― und der Leitfaden „Sommertauglich entwerfen und bauen – Leitfaden
zum effizienten Bauen― des Oö. Energieverbandes. Der Leitfaden behandelt ausführlich die Aspekte
"Verminderung des Wärmeeintrags", "Wärme-/Kühlespeicherung", "Optimierung der Tageslichtver-
sorgung", "Technische Gebäudeausrüstung" sowie den "Einsatz von Pflanzen".
Eine weitere Informationsquelle ist die Broschüre „Sommertauglichkeit im Gebäudebestand―, die von
der Arbeitsgruppe Ressourcenorientiertes Bauen der BOKU Wien erarbeitet wurde. Neben grund-
sätzlichen Strategien zu den Themen Gebäudehülle, Speichermassen und Verschattungs-
möglichkeiten werden anhand ausgeführter Projekte Kühlstrategien und Konzepte für die thermische
Sanierung von Kastenfenstern beschrieben.
Weitere Informationen:
Oberösterreichischer Energiesparverband:
Leitfaden: http://www.esv.or.at/info-service/publikationen/sommertauglich/
Broschüre: http://www.esv.or.at/fileadmin/redakteure/ESV/Info_und_Service/Publikationen/Bro_Sommertaugl_Bauen-fin.pdf
Universität für Bodenkultur: http://www.baunat.boku.ac.at/18827.html?&L=
80
Schutz vor Naturgefahren
HORA 2.0 – Online-Plattform zur Naturgefahrenerkennung
Anlässlich der schweren Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre initiierte das Lebensministe-
rium bereits 2002 gemeinsam mit dem Versicherungsverband (VVO) das Projekt „Hochwasserrisiko-
zonierung Austria – HORA―, ein bundesweites Risikozonierungssystem für Naturgefahren mit beson-
derem Schwerpunkt auf Hochwasser. Ziel des Projektes war es, das Risiko von Naturkatastrophen,
insbesondere von Hochwässern, für ganz Österreich zentral zu erfassen und das Schadenspotenzial
besser abschätzen zu können. Dafür wurden Daten der Hochwasserpegel von 25.000 Flusskilome-
tern in Österreich erfasst.
Im Sommer 2011 wurde die Plattform HORA erneuert und inhaltlich erweitert. Seither ist eine neue
Version der digitalen Applikation unter http://hora.gv.at abrufbar. Die Internetplattform bietet allen
Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, mittels Adresseneingabe eine erste Gefahrenabschätzung
für diverse Naturgefahren/Wetterereignisse wie Hochwasser, Erdbeben, Sturm, Hagel, Blitz und
Schneelast zu erhalten. Darüber hinaus sind auch aktuelle Wetterwarnungen für Hochwasser, Hagel
und Starkregenereignisse, Erdbeben usw. abrufbar. Für alle gängigen Smart-Phones gibt es seit
August zudem ein HORA-APP, welches die Abschätzung des Gefahrenpotenzials noch leichter
macht.
HORA zielt insbesondere darauf ab, das Risikobewusstsein innerhalb der Bevölkerung zu schärfen,
um rechtzeitig vorsorgen zu können. Die Visualisierung von Gefahrenbereichen soll überdies Ge-
meinden, Ländern und Bund als wichtige Grundlage zur Optimierung und Prioritätenfestlegung im
Hochwasserschutz und in der Raumordnung dienen.
Weitere Informationen:
http://www.hora.gv.at/
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Schutz vor Naturgefahren
Unwetterwarnung per SMS/E-Mail
Seit einigen Jahren können örtlich (nach Postleitzahl) und zeitlich exakte Vorhersagen und Informati-
onen über Art und Intensität eines nahenden Unwetters (Sturm, Starregen, starker Schneefall, Glatt-
eis, Hagel und Gewitter) elektronisch versendet werden. Die Warnungen erfolgen per SMS und/oder
E-Mail. Dadurch können frühzeitig Schutzmaßnahmen getroffen und somit Leben gerettet und Schä-
den verhindert/vermindert werden. In Zusammenarbeit mit der ZAMG bieten mehrere Institutionen,
darunter Versicherungen und der Radiosender Ö3, diesen zumeist kostenpflichtigen Dienst an.
Die Wetterwarnungen werden von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik mit Hilfe von
INCA ermittelt, einem Computerprogramm, das speziell für regionale Wetterprognosen in Österreich
entwickelt wurde. Es werden Wetterdaten von mehr als 140 Wetterstationen ausgewertet. Werden
die Unwetterkriterien für ein bestimmtes Zielgebiet erreicht, erfolgt umgehend die Unwetterwarnung –
bis zu 2 Stunden vor Eintritt des Unwetters.
Weitere Informationen:
http://www.zamg.ac.at/produkte/thema/wettervorhersage/warnungen/
http://www.zamg.ac.at/aktuell/index.php?seite=1&artikel=2007-05-16
http://www.versichern24.at/unwetterwarnung-sms-f%C3%BCr-ganz-%C3%B6sterreich
http://www.uniqa.at/uniqa_at/cms/service/unwetterwarnung/index.jsp
http://www.wetter.at/wetter/oesterreich/uw-sms
Katastrophenmanagement
Team Österreich: Schnelle, unbürokratische Katastrophenhilfe
Mit der Zunahme an extremen Wetterereignissen steigt auch der Bedarf an Helferinnen und Helfern
bei der Bewältigung von Naturkatastrophen. Im Jahr 2007 wurde daher in Österreich eine neue Idee
der BürgerInnenbeteiligung umgesetzt: Das Team Österreich ist eine Initiative von Hitradio Ö3 und
dem Roten Kreuz mit dem Ziel, in Katastrophenfällen rasch und unbürokratisch professionelle Helfe-
rInnen vor Ort zu unterstützen.
Die Stärke des Teams ergibt sich aus der Fülle der unterschiedlichen Fähigkeiten aller Helfenden, die
bei der Anmeldung abgefragt werden und einen gezielten Einsatz ermöglichen. Die Aufgaben im
Katastrophenfall reichen von einfachen Hilfsarbeiten (z. B. Befüllen von Sandsäcken) bis zu Tätigkei-
ten, die spezielle Fachkenntnisse erfordern (z. B. Betreuung von Katastrophenopfern, Mithilfe bei
Aufbauarbeiten).
Die Unterstützung beruht auf Freiwilligkeit – wer Zeit hat und helfen will, der beteiligt sich. Mitmachen
kann jeder, der über 18 Jahre alt ist. Alle HelferInnen sind in einer Datenbank erfasst und können bei
Bedarf rasch verständigt werden, derzeit (Stand August 2011) sind über 29.000 Mitglieder gemeldet.
Jedes Teammitglied ist im Einsatz versichert und erhält vom Roten Kreuz einen Grundkurs in Kata-
strophenhilfe, um für den Einsatzfall gerüstet zu sein. Organisiert werden die Einsätze vom Roten
Kreuz.
Die Initiative erhielt im Jahr 2008 von der International Advertising Association die Auszeichnung in
Silber in der Kategorie Soziales. Die Idee und das Konzept von Team Österreich wurden mittlerweile
auch von anderen europäischen Ländern aufgegriffen.
Weitere Informationen:
http://apps.teamoesterreich.at/
http://oe3.orf.at/teamoesterreich
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Gesundheit
Ozon-Warnung am Smartphone
Durch die mit dem Klimawandel einhergehende Erwärmung und vermehrte Sonneneinstrahlung steigt
die Gefahr erhöhter bodennaher Ozon-Konzentrationen. Eine hohe Ozonbelastung betrifft vor allem
Kinder mit überempfindlichen Bronchien, Personen mit schweren Erkrankungen der Atemwege
und/oder des Herzens sowie Asthmakranke. Kurzzeitig erhöhte Werte können Kopfschmerzen, bren-
nende Augen, Atemwegsbeschwerden oder Asthmaanfälle auslösen und die körperliche Leistungsfä-
higkeit einschränken. Sind erhöhte Ozonwerte bereits vorhanden, können nur noch Folgewirkungen
minimiert werden – etwa indem anstrengende Tätigkeiten oder der Aufenthalt im Freien unterlassen
werden. Daher ist eine zeitgerechte Warnung bei Überschreitungen der Schwellenwerte von enormer
gesundheitlicher Bedeutung.
Zum Schutz der Bevölkerung sind Informations- und Alarmschwellen festgelegt. Die Informations-
schwelle wird bei einer einstündigen Ozonkonzentration von mehr als 180 µg/m³ erreicht, die Alarm-
schwelle bei einer einstündigen Ozonkonzentration von mehr als 240 µg/m³.
BesitzerInnen von Smartphones können sich ab sofort über den stundengenauen Ozonwert in ihrer
Nähe informieren und sich bei Überschreitung der Schwellenwerte warnen lassen. Die Open Data-
Anwendung ist kostenfrei erhältlich und lässt sich auf den Smartphones sämtlicher Hersteller installie-
ren. Die Anwendung funktioniert in jedem modernen Browser und Smartphone und kann unter
www.ozon-info.at aufgerufen werden.
Weitere Informationen:
http://www.umweltbundesamt.at/aktuell/presse/lastnews/newsarchiv_2008/news080729/
http://www.open3.at/projekte/ozon-info-at-ozon-warnung-am-smartphone
Gesundheit
Hitzeschutzplan Steiermark
Hitzewellen kommen in regelmäßigen Abständen auch in unseren Breitengraden vor. Aufgrund des
Klimawandels ist mit länger andauernden und häufiger auftretenden Hitzewellen zu rechnen. Eine
solche liegt dann vor, wenn anhaltende Tag- und Nachttemperaturwerte erreicht werden, die eine
massive Belastung der Gesundheit von Personen bzw. Risikogruppen mit sich bringen.
Der Aktionsplan des Landes Steiermark soll vor allem der Bewusstseinsschaffung für die Problematik
der gesundheitlichen Belastung durch länger anhaltende Hitzeperioden dienen. Praktische Tipps und
ein Leitfaden für Behörden und Einrichtungen sollen mithelfen, Krankheiten und Todesfälle durch
Hitze zu vermeiden.
Der Hitzeschutzplan Steiermark ist in zwei Hauptstufen unterteilt:
Die Vorwarnstufe: Für Zeiträume außerhalb des Beobachtungszeitraumes von Mai–September
bzw. Zeiträume, innerhalb derer die Schwellenwerte nicht überschritten werden.
Die Warnstufe: Für Zeiträume, in denen die Schwellenwerte voraussichtlich für mindestens drei
Tage überschritten werden. Bei Ausrufung der Warnstufe ist die Bevölkerung über allgemeine Ver-
haltensregeln entsprechend zu informieren. Zusätzlich zur medialen Aufbereitung gibt es ein Onli-
ne-Angebot auf der Website der Landessanitätsdirektion. Durch die Aktivierung des Vorwarnsys-
tems erhalten betroffene Einrichtungen einen Tag vor Einsetzen der Hitzeperiode mit entspre-
chend starker Wärmebelastung eine E-Mail mit regionaler Prognose. Somit können sie rechtzeitig
notwendige Maßnahmen ergreifen (z. B. Koordination der Dienstpläne, Organisation von zusätzli-
83
chem Betreuungspersonal, Kontrollanrufe bei alleinstehenden Personen etc.).
Die Schwellenwerte des Vorwarnsystems wurden in Kooperation mit ExpertInnen des ZAMG und
aufgrund wissenschaftlicher Grundlagen festgelegt. Basis ist eine bioklimatische Studie der Steier-
mark, die neben dem Temperaturwert auch die Schwülebelastung mit einbezieht.
Zu den Grundpfeilern des Hitzeschutzplans zählen:
Die Identifikation von Risikogruppen und -personen,
die Sicherstellung der Pflege und Betreuung durch Angehörige und Freiwilligen-Dienste,
die frühzeitige Information wichtiger Institutionen (Pflegeheime, Krankenhäuser, Schulen und Kin-
dergärten, Mobile Dienste, Blaulichtorganisationen etc.),
die Ausarbeitung von Merkblättern für einzelne Zielgruppen, Risikogruppen und online zum Down-
load,
die Ausarbeitung detaillierter Informationen für richtige Verhaltenshinweisen und über präventive
Schutzmaßnahmen,
die Entwicklung von Bewusstsein sowie Fachkenntnis und -information bei Betroffenen bezüglich
hitzebedingter Probleme und Krankheitsverläufe,
die Vorbereitung von Informationsmaterial für die Massenmedien.
Weitere Informationen:
http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/65872062/DE/
Ökosysteme/Biodiversität
Neobiota Projekt am Beispiel Johnsbach
Die durch den Klimawandel bedingten höheren Temperaturen begünstigen häufig gebietsfremde
Arten, die sogenannten Neobiota. Darunter werden Pflanzen und Tiere aus anderen Kontinenten
verstanden, die nach 1492 durch den Menschen nach Österreich gelangt sind und sich teilweise
massiv ausbreiten.
Die Österreichischen Bundesforste haben in vier Bundesländern ein dreijähriges Pilotprojekt zum
Naturraum-Management begonnen, das die mehrjährige Bekämpfung bestimmter Invasionspflanzen
und deren lückenloses Ausmerzen zum Ziel hat. Das Projekt wird in ausgewählten Gebieten in Nie-
der- und Oberösterreich, Wien und der Steiermark durchgeführt und soll in jedem Bundesland über
das „Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes― (LE) finanziert werden. Ermöglicht wird das
Projekt durch die aktive Mitarbeit der Bevölkerung.
Eine der betroffenen Gemeinden ist Johnsbach im Gesäuse. In den letzten Jahren haben sich hier
vor allem drei Pflanzenarten explosionsartig vermehrt: Das Himalaya-Springkraut, die Kanadische
Goldrute und der Japanische Staudenknöterich. Diese Pflanzen haben bereits tiefer gelegenen Alm-
wiesen bis zu einer Höhe von 1.600 Meter erreicht.
Johnsbach liegt in einem allseits von Bergen umschlossenen Talschluss – der einzige Eintragspfad
für die invasiven Pflanzen verläuft daher über die Zwischenmäuerstrecke des Johnsbaches, welche
konsequent neophytenfrei gehalten wird. Das Projektteam der ÖBf kümmert sich um die Projektab-
wicklung, Organisation und Koordination der Maßnahmen, Schulungen und um die Erfolgskontrolle.
Weitere Informationen:
http://www.johnsbach.at/gemeinde/61-springkraut.html
84
Verkehrsinfrastruktur
Pilotprojekt Grüngleis – ökologische Grundlagen und Bewertungsmethoden für den Straßenbahnoberbau (GrüGl)
Begrünte Gleise tragen neben einer Aufwertung des öffentlichen Raums auch zur Zurückhaltung von
Regenwasser sowie zur Verbesserung des Kleinklimas bei. Daher werden Grüngleise häufig für Straßen-
bahnneubauten als „nachhaltige― Maßnahme gefordert. Aufgrund eines fehlenden Regelwerks von zu
berücksichtigenden Umweltkriterien bei Eisenbahninfrastrukturprojekten gestalten sich Bauausschreibun-
gen allerdings oftmals sehr schwierig. Im Rahmen des Projektes GrüGl werden Indikatoren zur Bewer-
tung der Auswirkungen auf die Umwelt erarbeitet und anhand der Umsetzung eines neuartigen Grünglei-
ses auf einem neuen Streckenabschnitt der Straßenbahnlinie 26 in Wien einem Praxistest unterzogen
werden. Damit soll künftig ÖPNV-Betreibern ermöglicht werden, in Bauausschreibungen besonders auf
die Erfüllung der Umweltschutzerfordernisse einzugehen und sicherzustellen, dass die Infrastruktur so
umweltgerecht wie möglich errichtet wird.
Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, eine Alternative zum sogenannten „Rasengleis― zu schaffen. Da-
durch sollen u. a. das Mikroklima verbessert, das Wasserrückhaltevermögen erhöht, der Schallschutz
verbessert und ästhetischen Kriterien Rechnung getragen werden. Dabei soll eine Mischung von heimi-
schen salz- und trockenheitsbeständigen Wildpflanzenarten zum Einsatz kommen, die optimal an die
herrschenden Umgebungsbedingungen angepasst, pflegeleicht und beständig (keine Nachsaat erforder-
lich) sind. Die Endergebnisse des Pilot-Projektes werden im Juni 2012 vorliegen.
Weitere Informationen:
http://www2.ffg.at/verkehr/projekte.php?id=709&lang=de&browse=programm
https://forschung.boku.ac.at/fis/suchen.projekt_uebersicht?sprache_in=de&menue_id_in=300&id_in=8248
http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_199677.pdf
Raumordnung
CLISP – Anpassung an den Klimawandel durch Raumplanung im Alpenraum (Umsetzung in den Modellregionen)
Die Auswirkungen des Klimawandels wie zunehmende Wasserknappheit, Hitzewellen und insbeson-
dere steigende Naturgefahrenpotenziale beeinflussen in großem Ausmaß die Raumentwicklung,
Flächennutzungen und lebenserhaltende Ökosystemleistungen. Fragestellungen wie „Welche Rolle
kann die Raumplanung bei der Anpassung an den Klimawandel einnehmen?― oder „Wie ‚klimawan-
delfit‗ sind unsere Raumplanungssysteme und -prozesse?― standen im Fokus des vom Alpenraum-
programm (ETZ 2007–2013) geförderten Projektes CLISP (Climate Change Adaptation by Spatial
Planning in the Alpine Space).
Im Zuge des Projektes wurden in insgesamt zehn Modellregionen im Alpenraum Detailuntersuchun-
gen durchgeführt. In Österreich zählten dazu das Bundesland Oberösterreich sowie die NUTS-3-
Regionen Liezen (Steiermark) und Pinzgau-Pongau (Salzburg). Für jede Modellregion wurde in
einem ersten Schritt die Verwundbarkeit ausgewählter Sektoren analysiert (der Fokus in Pinzgau-
Pongau und Liezen lag vorwiegend auf Tourismus und Siedlungsentwicklung; in Oberösterreich u. a.
auf Tourismus, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Energie). In einem zweiten
Schritt wurden einzelne Raumplanungsinstrumente evaluiert, deren Stärken und Schwächen aufge-
zeigt sowie konkrete Empfehlungen erarbeitet. Ein weiteres Arbeitspaket in den Modellregionen war
die Initiierung eines Stakeholderprozesses zum Thema Risikomanagement und Risikosteuerung in
der Region, im Rahmen dessen mehrere Workshops, Interviews und dgl. durchgeführt wurden.
Durch die Arbeiten in den Modellregionen fand im Laufe der Projektlaufzeit von CLISP eine Sensibili-
sierung von Politik und Entscheidungsträgern, Planungsbehörden, Stakeholdern und der Öffentlich-
85
keit im Hinblick auf die Rolle der Raumplanung bei der Anpassung an den Klimawandel statt. In meh-
reren Modellregionen wurden auch über das Projekt hinaus Aktivitäten und Prozesse zur künftigen
Ausrichtung der Raumentwicklung in der Region initiiert. So wurde beispielsweise in Oberösterreich
eine intersektorale Arbeitsgruppe unter Leitung der Abt. Raumordnung etabliert, welche sich – basie-
rend auf den Ergebnissen von CLISP – mit dem Thema Klimawandelanpassung und Raumordnung
auseinandersetzt und Empfehlungen für künftige Strategien ausarbeitet. Auch in der Modellregion
Liezen sind die Ergebnisse aus CLISP in die Prozesse auf Bundesländerebene (u. a. Klimaschutz-
plan Steiermark) eingeflossen.
Weitere Informationen:
http://www.clisp.eu/
Raumordnung, Schutz vor Naturgefahren
Programm zur hochwassersicheren Entwicklung der Siedlungsräume in der Steiermark
Das 2005 verordnete Sach-Raumordnungsprogramm zur hochwassersicheren Entwicklung der Sied-
lungsräume enthält verbindliche Regelungen mit klar definierten Rechtsfolgen für die Flächenwid-
mung und Bautätigkeiten in Hochwasserabflussgebieten und Gefährdungsbereichen. Hochwasserab-
flussgebiete des HQ100, rote Gefahrenzonen und blaue Vorbehaltsflächen (u. a. für Hochwasser-
schutzmaßnahmen besonders geeignete Flächen) der nach den forstrechtlichen Bestimmungen er-
lassenen Gefahrenzonenpläne sowie ein Uferstreifen entlang natürlich fließender Gewässer von min-
destens 10 m Breite sind von Baulandwidmungen und Bauführungen freizuhalten. Ausnahmen vom
Widmungs- und Bebauungsverbot innerhalb des HQ100-Bereichs sind klar geregelt. In potenziellen
Gefährdungsbereichen, wo weder die HQ100-Anschlaglinie noch Gefahrenzonenpläne vorliegen,
sollen entweder empirische Hochwasseranschlaglinien der Vergangenheit für Widmungsentschei-
dungen herangezogen oder Gutachten der Wildbach- und Lawinenverbauung angefordert werden.
Weitere Informationen:
http://www.raumplanung.steiermark.at
Raumordnung, Schutz vor Naturgefahren
Hochwasserschutz-Maßnahmengesetz 2004 in Salzburg:
Das Hochwasserschutz-Maßnahmengesetz 2004 sieht vor, dass neben der Freihaltung von HQ30-
Flächen und roten Gefahrenzonen auch wesentliche Hochwasserabfluss- und Rückhalteflächen von
Baulandwidmungen freizuhalten sind. In der Planungspraxis wird die Abgrenzung der betreffenden
Flächen über die HQ100-Anschlaglinie durchgeführt (gelb-rote Gefahrenzonen gemäß Gefahrenzo-
nenplan BWV). Überflutungsräume und Gefahrenzonen wurden 2009 im Salzburger Raumordnungs-
gesetz verankert. Demnach besteht für Hochwasserabfluss und -rückhalt wesentliche Flächen ein
Baulandwidmungsverbot. Die Salzburger Bauordnung sieht vor, dass Bauplatzerklärungen innerhalb
des HQ100-Bereichs nicht erteilt werden dürfen, wenn die Gefährdung bzw. Abflussbeeinträchtigung
nicht mit wirtschaftlich vertretbaren Maßnahmen behoben werden kann. Zudem wurde im Baurecht
die nachträgliche Vorschreibung von objektbezogenen Sicherstellungsmaßnahmen für Baubestand in
Gefährdungsbereichen ermöglicht.
Weitere Informationen:
http://www.salzburg.gv.at/raumplanung
http://www.salzburg.gv.at/themen/nuw/wasser/hochwasser_hauptseite.htm
86
Stadt – urbane Frei- & Grünräume, Raumordnung, Okösysteme/Biodiversität
Klimaregulation in Städten: „Grünes Netz Graz“ & „Grazer Innenhöfe beleben“
Dichte Bebauung, Bodenversiegelung und die Emission von Luftschadstoffen und Abwärme können in
Städten zu einer höheren Durchschnittstemperatur und Schadstoffkonzentration, zu niedrigeren Wind-
geschwindigkeiten und geringerer Luftfeuchtigkeit führen. Dieser als Stadtklima bezeichnete Effekt wird
durch den Klimawandel weiter verstärkt. Grün- und Freiräume nehmen eine wichtige Funktion für die
Klimaregulation ein und können dem Temperaturanstieg in Städten entgegenwirken. Daher wurden von
der Stadt Graz zwei Projekte zur Verbesserung des städtischen Klimas und der Lebensqualität der
BewohnerInnen umgesetzt.
„Grünes Netz Graz“
Ziel dieses Projektes ist die Vernetzung von bestehenden Grün- und Freiflächen durch verbindende
Wege und Grünelemente. Neben den ökologischen und stadtklimatischen Auswirkungen steht auch die
Erholungsfunktion im Vordergrund. Gleichzeitig werden attraktive Fuß- und Radwege als alternative
Möglichkeiten der Fortbewegung zum Pkw angeboten. Die Naherholungsgebiete beginnen de facto vor
der Haustüre bzw. sind über „Grüne Wege― leicht zu erreichen.
Das Grüne Netz ist nicht nur ein Strategiepapier zur Stadtentwicklung, sondern soll auch den Hand-
lungsbedarf für die städtebauliche Entwicklung klar definieren. Es dient als Arbeitsgrundlage für die
Stadtplanung, die Flächenwidmungsplanung und für Stellungnahmen zu Bauanträgen usw.
Weitere Informationen:
http://www.stadtland.at/htm/projekte/grNetzGraz.htm
http://gis.graz.at/cms/dokumente/10071750_1515118/46e8462a/GRAZ_Broschuere_Gruenes_Netz.pdf
http://gis.graz.at/cms/ziel/1515118/DE/
„Grazer Innenhöfe beleben“
Neben den Grünanlagen und städtischen Wäldern sind es auch die Innenhöfe, die als Lebens- und
Erlebnisraum genutzt werden können. Als halböffentliche und private Freiräume können sie maßgeb-
lich zur Lebensqualität in dicht bebauten Stadtteilen beitragen. Sie verbessern mit entsprechenden
Bepflanzungen das Kleinklima und erhöhen damit auch die Wohnqualität in den anliegenden Gebäu-
den. Insbesondere in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte und wenig öffentlich zugänglichen Park-
flächen kommt den Innenhöfen eine besondere Bedeutung zu. Im Rahmen eines von der Europäischen
Union geförderten Projektes wurden soziologische, planerische und rechtliche Gesichtspunkte der
Erhaltung und Revitalisierung von Grazer Innenhöfen untersucht und in Pilotprojekten umgesetzt. Mit
der Broschüre „Urbane Oasen― werden allen Interessierten Möglichkeiten zur Umgestaltung des Hofes
aufgezeigt sowie Informationen über bestehende Unterstützungen gegeben.
Weitere Informationen:
http://www.graz.at/cms/beitrag/10066544/1248185
http://www.graz.at/cms/beitrag/10066553/1248267
http://www.verantwortung-zeigen.at/index.php?id=1117
87
13. Kommunikation und Bildung
Gerade wenn es um gesamtgesellschaftliche Themen wie die Anpassung an den Klimawan-
del geht, die durch Unsicherheit einerseits und einen hohen Grad an Risiko andererseits
gekennzeichnet sind, ist ein intensiver gesellschaftlicher Dialog notwendig. Dies ist umso
mehr von zentraler Bedeutung, als die zur Anpassung notwendigen Maßnahmen verschie-
dene Entscheidungsebenen betreffen und zusätzlich in die unmittelbaren Lebensbereiche
vieler Menschen eingreifen werden. Die Notwendigkeit einer Anpassung gilt gleichermaßen
für die breite Öffentlichkeit wie auch für UnternehmerInnen, Interessenvertretungen und Per-
sonen aus der Verwaltung (von Bund bis Gemeinden). Um betroffene Personen im Anpas-
sungsprozess zu unterstützen und robuste Zukunftsentscheidungen zu ermöglichen sowie
den Umsetzungserfolg der vorliegenden Klimawandel-Anpassungsstrategie zu erhöhen,
kommen Kommunikation und Bildung eine wesentliche Rolle zu.
Damit Anpassungsstrategien und -maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können, müs-
sen sie möglichst von der gesamten Gesellschaft getragen werden. Das Bereitstellen und
Vermitteln von zielgruppengerechten und praxisrelevanten Informationen zu den Folgen des
Klimawandels und möglichen Anpassungsmaßnahmen sind zentrale Schritte, um die Men-
schen zum präventiven Tun zu motivieren. Dadurch wird ermöglicht, dass das „beste― vor-
handene Wissen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden kann.
In den letzten Jahren sind in Österreich einige Internet-Informationsplattformen entstanden,
die auf den Informationstransfer von der Politik/Forschung hin zur breiten Öffentlichkeit ab-
zielen. Zu nennen ist hier die Web-Seite des Lebensministeriums
(http://klimaanpassung.lebensministerium.at), die über den laufenden politischen Prozess zu
Klimawandelanpassung auf nationaler Ebene berichtet. Im Rahmen des Beteiligungsprozes-
ses zur Unterstützung der Erstellung der österreichischen Klimawandel-Anpassungsstrategie
wurde eine Homepage eingerichtet (www.klimawandelanpassung.at; konzipiert und umge-
setzt vom Umweltbundesamt mit Finanzierung vom Klima- und Energiefonds), die öster-
reichspezifische Informationen zu Klimawandel und Anpassung bereitstellt. Ebenfalls anzu-
führen ist die Informationsplattform, die im Rahmen des vom Klima- und Energiefonds finan-
zierten Projekts „Triple-C― konzipiert wird (vorläufige Version:
www.ecoresearch.net/climate/#6). Die Abteilung Klimaforschung an der ZAMG ging im No-
vember 2010 mit einem Informationsportal zum Thema Klimawandel online
(www.zamg.ac.at/klima/Klimawandel/). Mit dieser Plattform wird das Ziel verfolgt, fundierte
naturwissenschaftliche Informationen zum Klimawandel in verständlicher Form zu präsentie-
ren.
88
Neben den Informationen im Internet gibt es seit Jänner 2011 auch einen Newsletter zu Kli-
mawandelanpassung (www.klimawandelanpassung.at/newsletter-
registrierung/newsletterarchiv/), der praxisnahe Information für EntscheidungsträgerInnen
aus der Verwaltung, Interessenvertretungen etc. aufbereitet und zur Verfügung stellt (konzi-
piert und umgesetzt vom Umweltbundesamt mit Finanzierung vom Klima- und Energiefonds).
Der Zugang zu fundierter und zielgerichteter Information übers Internet leistet einen wesent-
lichen Beitrag zur Bewusstseinsbildung. Zusätzlich sollen aber adäquate Inhalte zu Klima-
wandel und Anpassung in die schulische Ausbildung integriert werden. Daher ist die Erstel-
lung von geeigneten Unterrichtsmaterialien ein weiteres wesentliches Element.
Wissenschaftliche Studien (IPCC 2007, Grothmann et al. 2009) haben jedoch nachgewie-
sen, dass die Bereitstellung von Informationen nicht unmittelbar zu einer Handlung führen
muss. In anderen Worten: das Wissen reicht nicht immer aus, um Personen auch zum Tun
zu bewegen. Daher müssen in einer weiteren Phase – neben der Vermittlung von Informati-
on – Wege und Ansätze entwickelt werden, die die Motivation und Befähigung der Menschen
zum Handeln erhöhen. Denkbar sind in diesem Zusammenhang Aktivitäten wie Werbekam-
pagnen, persönliche Gespräche oder Beiträge in Fachjournalen. Obwohl Beispiele und Er-
fahrungen in diesem Bereich europaweit erst vereinzelt vorhanden sind (z. B. Dialogveran-
staltungen zur deutschen Anpassungsstrategie46 oder das Bildungsprogramm von UKCIP47),
werden Kommunikation und Bildung als wesentliche Elemente für eine erfolgreiche Anpas-
sung in allen vorliegenden Anpassungsstrategien der europäischen Länder genannt (Swart
et al. 2009).
Auch in Österreich wird die Bedeutung von Kommunikation und Bildung für die Erhöhung
des Bewusstseins und der Handlungskompetenz aller Betroffenen gesehen. Bei der Weiter-
entwicklung dieser vorliegenden Anpassungsstrategie an den Klimawandel wird darauf be-
sonderes Augenmerk gelegt.
46
Link: http://www.anpassung.net/cln_117/nn_701050/DE/Anpassungsstrategie/Veranstaltungen/Dialoge_20zur_20Klimaanpassung/1005_20nationaler_20Dialog/Nationaler_20Dialog.html 47
Link: http://www.ukcip.org.uk/index.php?option=com_content&task=view&id=205&Itemid=320
89
14. Globaler Kontext
Die Gefahren, die vom Klimawandel ausgehen, werden in verschiedenen Regionen der Welt
noch schwerwiegendere Auswirkungen auf Menschen, Umwelt sowie wirtschaftliche und
soziale Entwicklung haben als in Österreich und Europa.
Diese nachteiligen Effekte treffen vor allem Entwicklungsländer, die häufig in labilen und ge-
fährdeten Naturräumen liegen und hauptsächlich von natürlichen Ressourcen und den damit
zusammenhängenden Wirtschaftssektoren wie Land- und Forstwirtschaft und Fischerei ab-
hängig sind. Durch eine mangelhafte wirtschaftliche und soziale Entwicklung verfügen sie
nur über begrenzte Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen.
Der globale Klimawandel erhöht nun die Gefahr, dass sich die weltweite Armut und soziale
Konflikte zusehends verschärfen. Es ist ein wichtiges und gemeinsames Ziel von Industrie-
und Entwicklungsländern, den negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwir-
ken.
In Art. 4 (1) des Klimarahmenübereinkommen der Vereinten Nationen ist festgehalten, dass
alle Vertragsparteien unter Berücksichtigung ihrer gemeinsamen aber unterschiedlichen
Verantwortlichkeiten nationale und gegebenenfalls regionale Programme erarbeiten und um-
setzen, in denen Maßnahmen zum Klimaschutz sowie zur angemessenen Anpassung an die
Klimänderung vorgesehen sind. Art. 4 (4) sieht die Unterstützung der Industriestaaten für
Entwicklungsländer vor, die durch diese Anpassung entstehenden Kosten zu tragen.
Diese Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel ist ein
zentraler Bestandteil der Verhandlungen um ein internationales Klimaregime sowie Bestand-
teil vielfältiger Maßnahmen der multilateralen und bilateralen Entwicklungszusammenarbeit.
Die globalen Aspekte der Klimawandelanpassung werden vor allem in Bereichen der Ent-
wicklungszusammenarbeit intensiv diskutiert und haben schon in entsprechende nationale
(z. B dem Strategische Leitfaden „Umwelt und Entwicklung―, BMeiA & Lebensministerium
2009) oder internationale (OECD 2009) politische Vorlagen Eingang gefunden.
Für die entwicklungs-, sicherheits- und umweltpolitische Zusammenarbeit sowie für Migrati-
onspolitik spielt das Thema zunehmend eine Rolle. Aus diesem Grund befasst sich auch die
österreichische Anpassungsstrategie mit internationalen Aspekten des Klimawandels.
Lebensbedingungen sichern
In vielen Regionen der Welt wird der Klimawandel die Lebensbedingungen nachhaltig beein-
trächtigen und z. B. durch Wasserknappheit zu einer massiven Bedrohung für die Lebensmit-
telversorgung führen. Andere Auswirkungen des Klimawandels werden hitzebedingte Todes-
90
fälle, die Verbreitung von Vektor-übertragenen Krankheiten wie Malaria und den Zugang zu
natürlichen Ressourcen betreffen. Auch das Erreichen der Millenniumsziele und der damit
verbundenen nationalen Ziele zur Auslöschung der Armut und Förderung nachhaltiger Ent-
wicklung erscheint durch den Klimawandel gefährdet (OECD 2009). Dies dürfte eine Zunah-
me von Umweltflüchtlingen mit sich bringen.
Die Zahl der für das Jahr 1999 geschätzten 25 Millionen Umweltflüchtlinge wird bis zum Jahr
2050 auf 150–200 Millionen angestiegen sein. Alleine durch das Steigen des Meeresspiegels
ist in den nächsten zehn Jahren mit zehn Millionen zusätzlichen Umweltflüchtlingen zu rech-
nen (EK 2007b). Der Klimawandel ist dabei nicht der alleinige Faktor, der zu Migration führt;
Auslöser sind oft bereits bestehende problematische Verhältnisse (politisch, wirtschaftlich,
religiös etc.). Dazu zählen unter anderem unzureichende Infrastruktur, generelle Wasser-
knappheit, schlechte medizinische Grundversorgung etc. Global nachhaltige Wirtschaft
Industrie- und Entwicklungsländer stehen vor der Herausforderung, sozial und ökologisch
nachhaltige Wirtschaftsformen zu entwickeln und umzusetzen (BMLFUW 2002). Zusätzlich
sollen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel getroffen werden. Für Entwicklungs-
länder werden beide Aufgaben durch fehlende Finanzierungsmöglichkeiten und mangelnde
Humanressourcen erschwert.
Nicht zuletzt haben nicht nachhaltige Produktions- und Konsumgewohnheiten in den Indust-
rieländern negative Auswirkungen auf die Entwicklungsländer und führen zu einem erhöhten
Druck auf die natürlichen Ressourcen. Alle Staaten tragen somit Verantwortung für die
nachhaltige Entwicklung unseres Planeten (BMeiA 2009). Besondere Bedeutung haben
durch Marktkräfte hervorgerufene unbeabsichtigte indirekte Auswirkungen von Klimaschutz
oder Anpassungsmaßnahmen in reicheren Ländern: Landgrabbing, Futtermittelimporte und
die Nachfrage nach Agrartreibstoffen können zusätzliche Konflikte mit sich bringen (Breitwie-
ser 2011).
Umwelt erhalten und schützen
Global betrachtet hat sich der Zustand der Umwelt und der natürlichen Lebensgrundlagen in
den vergangenen Jahrzehnten vielerorts stetig verschlechtert; der Klimawandel verschärft
die Situation zusätzlich. Die Einbindung des Umweltschutzes und des Erhalts der natürlichen
Lebensgrundlagen gehört deshalb – wie unter anderem in der österreichischen Gesetz-
gebung festgehalten – zu den wichtigsten Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit.
Die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeit zur Anpassung verschärfen vor allem
die Unsicherheit der armen Bevölkerung in ländlichen Gebieten und küstennahen Ballungs-
räumen, die ohnehin schwierigen agro-ökologischen Bedingungen, Umweltrisiken und hoher
Klimavariabilität ausgesetzt ist. Unsichere Landrechte, fehlender Zugang zu Umweltinforma-
91
tionen und die Auswirkungen von Umweltkatastrophen gefährden ihre Existenz in hohem
Maß. Gesetze werden mangelhaft umgesetzt; die Kapazitäten in Ministerien, Regionen, Ge-
meinden und Institutionen sind schwach (BMeiA 2009).
Empfehlungen
Unter Einbeziehung aller Klimaaspekte (Klimaschutz und Anpassung an den Klimawan-
del) sollten Drittländer und -regionen bei Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung di-
rekt unterstützt werden.
Die Entwicklungszusammenarbeit wäre, mit dem Ziel zu verstärken, die Gesundheitsver-
sorgung sowie Umwelt- und Lebensbedingungen (Gesundheit, Ernährung) vor Ort zu ver-
bessern
Partizipative Initiativen, die den lokalen Gesellschaften helfen, ihre Widerstandsfähigkeit
gegenüber klimatischen Risiken zu verbessern, sollten gefördert werden.
Studien zu den Entstehungszusammenhängen von Migrationsbewegungen nach Öster-
reich und Europa sollten initiiert werden, damit eventuelle Migrationsströme vermindert
bzw. bewältigt werden können.
Bei der österreichischen Klimawandelanpassungspolitik müssen die externen Auswirkun-
gen mitberücksichtigt werden, um die Auslagerung negativer oder sogar kontraproduktiver
Effekte zu verhindern.
Sektoraler Know-How-Transfer sollte in beide Richtungen erfolgen: gegenseitiges Lernen.
Bei Aktivitäten mit Auslandsbezug (z. B. Import von Produkten) müssen verstärkt Aspekte
der Klimawandelanpassung mitberücksichtigt werden.
92
15. Handlungsempfehlungen
Um eine koordinierte und abgestimmte Vorgehensweise auf nationaler Ebene zu unterstüt-
zen, liefert die österreichische Anpassungsstrategie Handlungsempfehlungen für 14 Aktivi-
tätsfelder. Einen Überblick über Handlungsempfehlungen sind nachstehend tabellarisch zu-
sammengefasst. Im Aktionsplan sind die Handlungsempfehlungen ausführlich beschrieben.
93
LANDWIRTSCHAFT
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.2.4.1 Nachhaltiger Aufbau des Bodens, Sicherung der Bodenfruchtbarkeit,. -struktur und -stabilität
Langfristige Stabilisierung und Erhöhung des Humusgehaltes der Böden;
Erhaltung der Aggregatstabilität sowie Förderung des Bodenlebens und Steigerung der Wasseraufnahme- und Wasserspeicherfähigkeit;
Vermeidung von Schäden (insbesondere Bodenverdichtung und Boden-erosion) und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit durch eine nachhaltige und standortangepasste Bodennutzung sowie eine bodenschonende Bearbei-tungsmethode;
Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen (Beratung, Information), universitäre und au-ßeruniversitäre Forschungseinrichtungen, LandwirtInnen, Bio-Austria, b
4 -Corporate
Soil
Competence
3.2.4.2
Verstärkte Etablierung und Förde-rung von wassersparenden Bewäs-serungssystemen sowie Verbesse-rungen in der Bewässerungspla-nung
Effizienzsteigerung in der Bewässerung und der Wassernutzung durch den Einsatz moderner technologischer Entwicklungen, die eine Optimie-rung der Bewässerung hinsichtlich Zeitpunkt und Menge erlauben
Bund, Bundesländer, Gemeinden, Interessen-vertretungen, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, LandwirtInnen, In-dustrie
3.2.4.3
Züchtung und gezielter Einsatz von wassersparenden, hitzetoleranten Pflanzen (Art/Sorte) im Sinne einer regional angepassten Bewirt-schaftung
Einsatz von Arten und Neuzüchtungen von Sorten, welche wechselnde klimatische Bedingungen tolerieren. Insbesondere hitzetolerante sowie wassersparende Kulturpflanzen und Gräser bzw. Sorten mit einer gerin-gen Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen sollten bevorzugt werden
Bund (Forschungsförderung), Aufbau und Nut-zung nationaler und europäischer Netzwerke, PflanzenzüchterInnen, universitäre und außer-universitäre Forschungseinrichtungen, AGES, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), LandwirtInnen (Umset-zung -Sortenwechsel)
3.2.4.4 Anpassung des Düngemanagements an saisonale Witterungsverläufe
Bedarfsgerechte und standortbezogene Pflanzenernährung als Beitrag zur Pflanzengesundheit und Ertragssicherheit
Bund, universitäre und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen, Interessenvertretungen, AGES, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), Fachbeirat für Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz, Land-wirtInnen
3.2.4.5
Bereitstellung wissenschaftlicher Grundlagen zu möglichen neuen Krankheiten und Schaderregern in der Landwirtschaft
Verbesserung des Kenntnisstands hinsichtlich neu auftretender Krankhei-ten und Schädlinge, um im Bedarfsfall rasch und effizient reagieren zu können sowie Optimierung der Pflanzenschutzmaßnahmen
Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen, AGES, universitäre und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen, LandwirtInnen, Industrie (ProduzentInnen)
3.2.4.6 Umweltgerechter und nachhaltiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Optimierung der Pflanzenschutzmaßnahmen durch Veränderung des Zeitpunktes und des Verfahrens der Anwendung und/oder eventuell des Pflanzenschutzmittelspektrums sowie Etablierung eines systematischen Monitorings hin zu einer umweltgerechten und nachhaltigen Landwirt-schaft
Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen, AGES, universitäre und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen, Fachbeirat für Boden-fruchtbarkeit und Bodenschutz, Agrarhandel, LandwirtInnen, Industrie
94
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.2.4.7
Überprüfung der Standorteignung aufgrund sich ändernder kli-matischer Bedingungen und Erar-beitung von Empfehlungen für die Wahl einer an den Standort ange-passten Kulturpflanze
Auswahl geeigneter Kulturpflanzen für die jeweiligen Standortbedingun-gen
Bund, Bundesländer, Wasserwirtschaft, AGES, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), Interessenvertretungen, Elementarversicherungen, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
3.2.4.8 Risikominimierung sowie Entwick-lung und Ausbau von Instrumenten der Risikostreuung
Verringerung wetterbedingter Produktionsrisiken und Entwicklung und Ausbau weiterer Versicherungsmodelle
Bund, Bundesländer, Wasserwirtschaft, AGES, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), Interessenvertretungen, Elementarversicherungen, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
3.2.4.9
Integrierte Landschaftsgestaltung zur Bodensicherung und Verbesse-rung der Agrarökologie inklusive der Erhaltung und Pflege von Land-schaftselementen
Verbesserung der agrarökologischen Situation und Erhalt der natürlichen Biodiversität durch die Reduktion der Windangriffsfläche/ Windgeschwin-digkeit und der Bodenerosion sowie die Verbesserung des Wasserrück-halts
Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen (Beratung, Information), LandwirtInnen, Natur-schutzverbände, Tourismusverbände
3.2.4.10 Erhalt bestehender Almflächen und Revitalisierung aufgelassener Al-men
Erhalt der Schutz- und Erholungsfunktion, der Futtermittelproduktion so-wie gezielte Revitalisierung und Wiederaufnahme der Bewirtschaftung von aufgelassenen Almflächen unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Aspekte
Bund, Länder (Förderungen der Almbewirt-schaftung), Interessenvertretungen, Almwirt-schaft Österreich, eventuell Tourismusverbän-de, LandwirtInnen
3.2.4.11 Optimierung der Glashauskultur hinsichtlich Energie-, Wasser- und Kühlungsversorgungspläne
Effizienzsteigerung des Energie- und Wasserverbrauchs von Glashaus- und Folienkulturen insbesondere hinsichtlich einer zunehmenden Hitzebe-lastung im Sommer und eventuell vermehrt auftretenden Elementarereig-nissen
Bund, Bundesländer, universitäre und außer-universitäre Forschungseinrichtungen, Interes-senvertretungen, Bundesgemüsebauverband Österreichs, Gemeinden, Erzeugerorganisatio-nen, Industrie, BetriebsleiterInnen
3.2.4.12 Förderung des Tierschutzes und der Tiergesundheit unter veränderten klimatischen Verhältnissen
Ausbau des Wissensstandes und Bewertung der Auswirkungen des Kli-mawandels auf die Tiergesundheit sowie Ausarbeitung von präventiven Maßnahmen und allenfalls erforderlicher Veterinärmaßnahmen als Ent-scheidungsgrundlage für Behörden und LandwirtInnen
Bund, Bundesländer, Forschung, Veterinärbe-hörden, AGES, Interessenvertretungen, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), LandwirtInnen, österrei-chischer Tiergesundheitsdienst (TGD) sowie Tiergesundheitsdienste der Bundesländer
95
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.2.4.13
Berücksichtigung von zukünftigen Anforderungen an die Klimatisie-rung von Stallungen durch steigen-de thermische Belastung
Verringerung der thermischen Belastung der landwirtschaftlichen Nutztie-re, artgerechte stressfreie Haltung sowie Reduzierung der Schadstoffe in den Stallungen
Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen (Förderungen zur Adaptierung der Stallungen), LandwirtInnen, universitäre und außeruniversi-täre Forschungseinrichtungen (wie insbesonde-re Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein, BOKU, VMU), Gemeinden
3.2.4.14 Optimierung der Anpassungs- und Bekämpfungsstrategie für neue Krankheiten und Schädlinge
Einführung effizienterer Warnsysteme, Verbesserung des Informations- und Datentransfers (z.B. zwischen meteorologischen Stellen, der For-schung und den Landwirten) sowie ein flächendeckendes Monitoring von potenziell gefährlichen Schadorganismen;
Ausweisung besonders gefährdeter Gebiete und Ausarbeitung bzw. Adap-tierung von Entscheidungshilfen für Maßnahmen;
Bund, Bundesländer, universitäre und außer-universitäre Forschungseinrichtungen, Interes-senvertretungen, AGES, Lehr- und For-schungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA) , Versicherungen, LandwirtInnen
96
FORSTWIRTSCHAFT
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.3.4.1 Anpassung der Baumartenwahl und der Herkunftswahl
Erhöhung der Stabilität und Reduzierung der Anfälligkeit des Waldökosys-tems gegenüber Schadorganismen;
Erhöhung der an die jeweils standörtlichen Verhältnisse angepassten Diversität auf allen Ebenen (genetisch, artspezifisch, strukturell, Diversität der Lebensräume etc.);
Erhöhung der Stabilität und Verringerung der Störanfälligkeit durch z. B. rechtzeitige Einleitung von Verjüngungsmaßnahmen;
WaldbesitzerInnen, Interessenvertretungen, universitäre und außeruniversitäre Forschungs-einrichtungen, Bundesländer, Bund, EU (Ver-antwortung liegt bei allen genannten)
3.3.4.2 Bodenschonende Bewirtschaftung Erhaltung der physikalischen Funktionen des Bodens, insbesondere als Wasserspeicher
WaldbesitzerInnen, Schlägerungsunternehmen, Behörden, Interessenvertretungen, For-schungseinrichtungen, Bund, Bundesländer, EU, Wasserwirtschaft, WaldarbeiterInnen, Ge-meinden, WaldpächterInnen
3.3.4.3 Reduktion der Wildschadensbelas-tung
Geringere Wildschadensbelastung zur Sicherung der Verjüngung und Erhaltung der Bestandesstabilität
JägerInnen, WaldbesitzerInnen, Bundesländer (Jagdgesetzgebung), Bund, Interessen-vertretungen
3.3.4.4
Entwicklung eines Beratungskon-zeptes für WaldbesitzerInnen bzgl. der Anpassung der Wälder an den Klimawandel
Verbesserung der Beratung, Ausbildung sowie Fortbildung von Waldbe-sitzerInnen unter Berücksichtigung neuester Ergebnisse aus der For-schung
Bund, Forstbehörden, Landwirtschaftskammer und sonstige Beratungseinrichtungen, universi-täre und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen
3.3.4.5 Adaptierung und Verbesserung des Störungs- und Kalamitätsmanage-ments
Schadensbegrenzung bei Schadereignissen wie z. B. Windwürfen oder Borkenkäferkalamitäten
Bund, Bundesländer, Forstbehörden, auch andere Behörden (z. B. Wasserrechtsbehör-den), Interessenvertretungen, WaldbesitzerIn-nen, forstliche Vereinigungen (Waldwirtschafts-gemeinschaften WWGs), Transportgewerbe, Holz- und Papierindustrie, EU
3.3.4.6 Etablierung von Vorsorgemaßnah-men im Hinblick auf die mögliche Zunahme von Waldbränden
Entwicklung von Vorsorgemaßnahmen sowie von Waldbrandbeobach-tungs- und Frühwarnsystemen, um das Risiko von Waldbränden zu mini-mieren;
Erstellung bzw. Überarbeitung von Einsatzplänen zur Bekämpfung von Waldbränden;
Bund, Bundesländer, Gemeinden, Interessen-vertretungen, WaldbesitzerInnen, Waldwirt-schaftsgemeinschaften (WWGs), Forschung, EU
97
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.3.4.7 Immissionsschutz Wald – Integrierte Waldinventur und Immissionsmoni-toring
Flächendeckende Inventur des österreichischen Waldes durch die Zu-sammenführung der Waldinventur mit Methoden der Fernerkundung (Laserscanning, multi-spektrale Satellitenaufnahmen) zur Erhöhung der Systemkenntnis sowie die Einrichtung eines Immissionsmonitorings
EU, Bund, Bundesländer, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW), Umweltbundesamt GmbH
3.3.4.8
Entwicklung von adaptierten und innovativen Techniken zur Holzver-arbeitung unter Berücksichtigung möglicher Veränderungen in der Holzqualität und der Baumarten
Entwicklung innovativer effizienter Techniken zur Verarbeitung von Holz, um die Wertschöpfung der Holznutzungskette zu steigern
Forschung, holzbe- und verarbeitende Industrie, Interessenvertretungen , Bund, EU (Forest Technology Plattform).
98
WASSERHAUSHALT UND WASSERWIRTSCHAFT
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.4.4.1 Analyse bestehender Daten und Forcierung weiterer Datenerhebun-gen zur Ressource Wasser
Verringerung der Wissensdefizite hinsichtlich der Auswirkungen des Kli-mawandels auf die Ressource Wasser und deren Nutzung
Bund, Bundesländer, Bezirke, Gemeinden, Forschung, Wasserversorger (Wasserver-brauch/-gebrauch und Bedarf)
3.4.4.2 Verbesserte Koordinie-rung/Information betreffend Was-serverbrauch und Wasserbedarf
Möglichst vollständige Datenerhebung zum tatsächlichen Wasserver-brauch unterschiedlicher NutzerInnen als Grundlage für die Steuerung und Sicherstellung der Wasserversorgung
Bund, Bundesländer, Interessenvertretung, Regionen, Gemeinden
3.4.4.3 Zukünftige Gewährleistung der Wasserversorgung
Erhöhung der qualitativen und quantitativen Sicherheit in der Wasserver-sorgung in Gebieten mit drohender Wasserknappheit durch den Einsatz von planerischen und technischen Maßnahmen
EU, Bundesländer, Gemeinden, Wasserversor-gungsunternehmen
3.4.4.4 Bewusster Umgang mit der Res-source Wasser
Schonung der Wasserressourcen in Gebieten mit drohender Wasser-knappheit durch forcierten Einsatz von effizienten Wasserspartechnolo-gien und durch gezielte Bewusstseinsbildung
Bundesländer, Gemeinden, Wasserversor-gungsunternehmen, WassernutzerInnen, uni-versitäre und außeruniversitäre Forschungsein-richtungen
3.4.4.5 Forcierung der Bewirtschaftung der Wasserressourcen bei Niederwas-ser
Sicherstellung des Erreichens der Wasserwirtschaftlichen Ziele bei Nie-derwasser
Bund, Bundesländer, Gemeinden, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
3.4.4.6
Erreichung und Sicherung des gu-ten ökologischen und chemischen Zustands von Gewässern (inkl. Grundwasser)
Erreichung und Sicherung des guten ökologischen und chemischen Zu-stands von Gewässer (inkl. Grundwasser) bzw. des guten ökologischen Potenzials
Bund, Bundesländer, Gemeinden, EU und zu-sätzliche AkteurInnen wie Energieversorgungs-unternehmen, Wasserversorger, Industrie, Hochwasserverbände etc.
3.4.4.7 Intensivierung der wasserwirtschaft-lichen Planung der Grundwasser-vorkommen
Verminderung des Risikos der Auswirkung des Klimawandels auf die Grundwasserkörper und auf grundwasserabhängige Ökosysteme um zum Erhalt des guten mengenmäßigen, chemischen und hygienischen Zu-stands der Grundwasserkörper beizutragen
Bund, Länder, Gemeinden, EU, Naturschutzor-ganisationen
3.4.4.8 Adaptives Hochwassermanagement mit robusten Maßnahmen
Vermeidung einer Erhöhung von Abflussspitzen bzw. von Schäden EU, Bund, Bundesländer, Gemeinden, universi-täre und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen
3.4.4.9 Verstärkte Berücksichtigung von Wassertemperaturen bei wasser-wirtschaftlichen Maßnahmen
Reduktion des Einflusses erhöhter Wassertemperaturen auf die Nutzung und den Schutz der Gewässer
Gemeinden, Bundesländer, Bund, EU und zu-sätzliche AkteurInnen wie Energieversorger, Wasserunternehmen, Fischerei, Industrie
99
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.4.4.10 Installierung von Nutzwassermana-gement-Instrumenten
Gewährleistung der Nutzwasserversorgung für die verschiedenen Aktivi-tätsfelder: Landwirtschaft (Bewässerung), Energiewirtschaft (Kühlwasser), Bewässerung von Golf- und Fußballplätzen, Holzlagerberegnung, Indust-rie und Gewerbe sowie im Bereich Klimatisierung und Kühlung
EU, Bund, Bundesländer, BetreiberInnen
100
TOURISMUS
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.5.4.1 Berücksichtigung von Klimawandel in Tourismusstrategien
Vertiefung der strategischen Überlegungen zum Thema Klimawandel und Tourismus als Rahmenbedingung für die Implementierung von Anpas-sungsmaßnahmen
Bundesländer; Bund, AkteurInnen wie z.B. Mobilitätsanbieter, internationalen AkteurInnen usw.
Ferner ist eine starke Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Verwaltungsebenen (vertikal) und zwischen den Aktivitätsfeldern (horizontal) anzustreben.
3.5.4.2 Entwicklung von klimaschonenden Anpassungsmaßnahmen auf Basis der Tourismusstrategien
Gezielte Förderung von Anpassungsmaßnahmen, die bestmöglich zur Senkung der Treibhausgasemissionen beitragen
Bund, Bundesländer, Regionen, Gemeinden, lokale Tourismusverbände, Städte- und Ge-meindebund, Interessenvertretungen, einzelne Wirtschaftstreibende, Beratungseinrichtungen/-leistungen, Incoming & Outgoing Branche, Netzwerke (z. B. RegioNext (Stmk.) oder Pla-nungsverband (Tirol).
3.5.4.3
Ausarbeitung, Bereitstellung und Verbesserung regionaler Daten als Entscheidungsgrundlage für Anpas-sungsmaßnahmen
Minimierung bestehender Unsicherheiten und Erstellung robuster Ent-scheidungsgrundlagen mit Hilfe von regional bezogenen Datengrundla-gen, speziell durch die Integration von regionalen Klimawandelszenarien
Alpine Vereine, Destinationen
Hinsichtlich der Schaffung von neuen Daten-grundlagen (z. B. regionalen Klimaszenarien, Informationen zu neuen Angeboten) sind so-wohl der Bund als auch die Bundesländer ge-fordert.
101
ENERGIE
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.6.4.1 Erarbeitung von Grundlagen für eine einheitliche Netzplanung und Optimierung der Netzinfrastruktur
Vermeidung von vorhersehbaren Engpässen und Überkapazitäten Bund, Bundesländer, Elektrizitätswirtschaft, e- control, Netzbetreiber, EU, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
3.6.4.2 Forcierung dezentraler Energie-Erzeugung und –Einspeisungen
Nutzung regionaler Ressourcen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit (Versorgung auch im Krisenfall) und Forcierung der Unabhängigkeit von zentral bereitgestellter Energie sowie Sensibilisierung der Bevölkerung für Energiethemen
Bund (BMWFJ, BMLFUW, BMVIT, BMF), Bun-desländer, Elektrizitätswirt-schaft e-control, Netzbetreiber, EU
3.6.4.3 Verstärkte Forschung zu Möglich-keiten der Energiespeicherung
Entlastung der Ausgleichfunktion der Netze bei Differenzen zwischen Er-zeugung und Verbrauch
Universitäre und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen (Forschungsfonds, Uni-versitäten, Forschungseinrichtungen wie z. B. Industries of Technologies ATI,) E-Wirtschaft
3.6.4.4 Stabilisierung des Transport- und Verteilnetzes durch entsprechende klimaangepasste Systemplanung
Reduktion der Störungsanfälligkeit von Transportnetzen sowie die Vermei-dung von Überlastung oder Versorgungsengpässen aufgrund der zu erwar-tenden klimatischen Veränderungen
Bund, Bundesländer, Energie-Wirtschaft, Anrai-nerInnen
3.6.4.5
Optimierung des Zusammenspiels von Erzeugung (aus diversen Quel-len) und Verbrauch im Energie-Versorgungssystem bei wechseln-dem Angebot und Nachfrage
Vermeidung von kritischen Lastspitzen im Fall von Engpässen sowie die Entlastung des Transportnetzes bei Lastspitzen. Optimierung der dezent-ralen Netzeinspeisung
Netzbetreiber, EU, Bund, Bundesländer, Kom-munen, Energie-Wirtschaft, Industrie (Produ-zenten/Erzeuger von Geräten), KundInnen
3.6.4.6
Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels bei energie-wirtschaftlichen Entscheidungen und Forschungsaktivitäten, z. B. in Hinblick auf eine weitere Diversifi-zierung in der Energieversorgung
Erhöhung der Versorgungssicherheit durch vermehrt diversifizierte Ener-gie-trägerstrukturen und weitgehende Vermeidung von negativen Auswir-kungen auf andere Bereiche und deren Anpassungsfähigkeit.
Energieversorger, Bund (BMWFJ, BMVIT, BMLFUW, BMF), Bundesländer, Kommunen, Energiedienstleister, Interessenverbände, NGOs (z. B. Bio-masseverband, Photovoltaik)
3.6.4.7 Reduktion der Nachfrage durch Erhöhung der Endenergieeffizienz und innerer Lasten
Reduktion des Energieverbrauchs durch Effizienzsteigerung, Verbesse-rung des thermischen Komforts durch die Reduktion innerer Lasten
Bund, Bundesländer, EU, GebäudenutzerInnen, ImmobilienentwicklerInnen, Haustechnikplane-rInnen, IT-PlanerInnen, GeräteentwicklerInnen, universitä-re und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen
102
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.6.4.8
Entwicklung einer Energieversor-gungsstrategie auf Basis einer um-fassenden Strom-und Wärme-Bedarfsprognose unter Berücksich-tigung von ―Anpassungsszenarien―
Erstellung einer langfristigen Strategie 2030 bis 2050 unter Beachtung möglicher zukünftiger Entwicklungen und Erarbeitung von entsprechen-den anpassungsrelevanten Maßnahmen als Planungsinstrument.
Bund, Bundesländer, Energieversorger, Netzbe-treiber
103
BAUEN UND WOHNEN
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.7.4.1
Umsetzung von baulichen Maß-nahmen sowohl im Neubau als auch in der Sanierung zur Sicherstellung des thermischen Komforts
Sicherstellung des thermischen Komforts in Innenräumen durch bauliche Maßnahmen insbesondere bei vermehrtem Auftreten von Hitzetagen
Bund, Bundesländer, ArchitektInnen, PlanerIn-nen, GebäudeeigentümerInnen, Immobilienent-wicklerInnen, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
3.7.4.2 Forcierte Anwendung passiver und aktiver Kühlung mit alternativen Technologien
Sicherstellung des thermischen Komforts in Innenräumen im Neubau, in der Sanierung sowie im Bestand durch Anwendung von passiven und alternativen („aktiven―) Kühlstrategien
Bund, Bundesländer, (Energieberatung), Um-weltberatung, ArchitektInnen, PlanerInnen, GebäudeeigentümerInnen, Immobilienentwick-lerInnen, Forschung, TechnologieanbieterInnen
3.7.4.3
Klimatologische Verbesserung urbaner Räume, insbesondere Berücksichtigung von mik-ro/mesoklimatischen Bedingungen bei der Stadt- und Freiraumplanung
Optimierung der Lebensbedingungen & der Human- und Windkomfortbe-dingungen und Reduktion des Wärmeinseleffekts durch die Stadt- und Freiraumplanung
Bundesländer, Gemeinden, Immobilienentwick-lerInnen, PlanerInnen, MikroklimaexpertInnen, universitäre und außeruniversitäre Forschungs-einrichtungen, BauherrInnen
3.7.4.4 Umsetzung von baulichen Maß-nahmen an Gebäuden zum Schutz vor Extremwetterereignissen
Bauliche Anpassung von Gebäuden (Neubau und Gebäudebestand) zum Schutz vor Extremwetterereignissen
Bund, Bundesländer, ArchitektInnen, PlanerIn-nen, GebäudeeigentümerInnen, Immobilienent-wicklerInnen, TechnologieanbieterInnen, For-schungseinrichtungen, MikroklimaexpertInnen
3.7.4.5 Erhöhung des Wasserrückhalts in der Fläche
Vermeidung von lokalen Überflutungen durch bauliche Maßnahme im Umfeld von Gebäuden
Bund, Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen
3.7.4.6 Anpassung von Baustandards und Normen an den Klimawandel
Berücksichtigung und Integration von Anpassungserfordernissen in den Baustandards und Normen
Bund, Bundesländer, Österreichisches Institut für Bautechnik (OIB), Normungsinstitut
3.7.4.7
Prüfung und ggf. Weiterentwicklung von Förderungsinstrumenten zur Berücksichtigung von Aspekten des Klimawandel im Neubau und der Sanierung
Verstärkte Berücksichtigung von Anpassungserfordernissen bei der För-derung von Neubau und Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden
Bund, Bundesländer, tlw. Interessenverbände, Gemeinden, Public Private Partnership, BMJ, BMWFJ,
104
SCHUTZ VOR NATURGEFAHREN
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.8.3.1
Forcierung des Gefahren- und Risi-kobewusstseins sowie der Eigen-versorgung in der Bevölkerung und Entwicklung von Beratungsmodellen
Verankerung und Stärkung eines verantwortungsvollen Verhaltens im Umgang mit dem Risiko durch Naturgefahren und Entwicklung eines „One-stop-shop― für Anliegen der Bevölkerung zum Thema Klimawandel-anpassung im Bereich „Schutz vor Naturgefahren―
Bund (Dienststellen), Bundesländer (Dienststel-len), Gemeinden, Tourismusverbände, Individu-en, Staatliches Krisen- und Katastrophen-schutzmanagement (SKKM), ZAMG, Geologi-sche Bundesanstalt, ÖROK, Landesschulbe-hörden
3.8.3.2
Forcierung nachhaltiger Raument-wicklungsstrategien unter verstärk-ter Einbeziehung der Gefahrenzo-nenplanung und Risikodarstellung
Freihaltung bzw. gezielte Steuerung von potenziell durch Naturgefahren beeinflussten Flächen für Siedlungs-, Gewerbe- und Infrastrukturzwecke
Bund (Gefahrenzonenpläne, GZP), Bundeslän-der, Gemeinden
3.8.3.3
Forcierung des Wasserrückhalts in der Fläche sowie der Reaktivierung von natürlichen Überschwem-mungsflächen im Besonderen als Beitrag zur Flächenvorsorge
Reduktion der Abflussspitzen durch Sicherung des Wasserrückhalts in der Fläche
Bund, Bundesländer, Gemeinden, Infrastruktur-betreiber, GrundeigentümerInnen, Wasserver-bände, ÖROK
3.8.3.4
Forcierung der Erforschung der Auswirkung des Klimawandels auf Extremereignisse sowie auf Verän-derungen im Naturraum und auf die menschliche Nutzung
Bereitstellung von Entscheidungsgrundlagen, basierend auf den Stand der Technik und Wissenschaft
EU, Bund, Land, Forschungseinrichtungen (öffentlich/privat), universitäre Kooperationen, nationale Forschungsprogramme
3.8.3.5
Forcierung der Risikovorsorge unter Einbeziehung geeigneter Risiko-transfermechanismen (Risikopart-nerschaften)
Stärkung des Bewusstseins über die Notwendigkeit der versicherungsge-stützten Eigenvorsorge
Öffentliche Hand (Bund, Land, Gemeinde), Versicherungswirtschaft, Einzelpersonen
3.8.3.6
Forcierung technischer Objekt-schutzmaßnahmen (permanent und temporär) als Beitrag zur Eigenvor-sorge
Prävention von Gebäude- und Sachschäden in Bezug auf die Auswirkun-gen von Naturgefahren
Bund, Bundesländer, Gemeinden, Versiche-rungsverband, Wissenschaft, Bauträger, Ein-zelpersonen, OIB (Österreichisches Institut für Bautechnik), Stelle für die Zertifizierung
3.8.3.7 Forcierung von Prognose-, (Früh)Warn- und Messsystemen
Erweiterung des Daten- und Informationsumfangs über gefährliche Natur-prozesse und der daraus resultierenden Möglichkeit der (Früh)Warnung
Bund (z.B. BMVIT), Wildbach- und Lawinenver-bauung, Bundesländer, Gemeinden, Interes-sengemeinschaften, wissenschaftliche Einrich-tungen, Infrastrukturbetreiber, ZAMG, Geologi-sche Bundesanstalt, Einsatzorganisationen
105
KATASTROPHENMANAGEMENT
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.9.3.1
Kontinuierliche Überprüfung, An-passung und Umsetzung der SKKM-Strategie 2020 unter Berück-sichtigung der Auswirkungen des Klimawandels
Implementierung eines nationalen Aktionsprogramms, das in Bezug auf ein integriertes Katastrophenmanagement klare Zielvorgaben und Maß-nahmen zur Erreichung des definierten Handlungsbedarfs der SKKM-Strategie enthält
Bund, Bundesländer, Gemeinden, Wissen-schaft, Wirtschaft, Einsatzorganisationen
3.9.3.2 Etablierung einer nationalen multi-sektoralen Kommunikationsplatt-form zur Risikoreduktion
Verbesserung des Wissenstransfers zwischen den AkteurInnen des Kata-strophenmanagements und Förderung eines breit angelegten Dialogs
Behörden auf Bundesebene (BMI, BMLVS, BMVIT, BMLFUW, BMG), auf Bundesländer- und Gemeinde-Ebene, Einsatzorganisationen (Feuerwehr, Rotes Kreuz etc.), Wirtschaft (z. B. Versicherungen, Betreiber kritischer Infrastruk-tur), Wissenschaft, Bevölkerung
3.9.3.3
Schaffung und Erhalt geeigneter Rahmenbedingungen für ehrenamt-liches Engagement im Bereich des Katastrophenmanagements
Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Ressour-cen im Bereich des Katastrophenmanagements, um eine qualifizierte Selbsthilfefähigkeit weiterhin zu gewährleisten
Europäische Union, Bund, Bundesländer, Ge-meinden, Einsatzorganisationen, humanitäre Organisationen, Freiwillige, Wirtschaft, Gewerk-schaft
3.9.3.4 Flexibilisierung von Finanzierungs- und Förderinstrumenten im Bereich des Katastrophenmanagements
Schaffung eines Finanzierungsmechanismus für kurz-, mittel- und langfris-tige Aktivitäten eines integrierten Katastrophenmanagements auf Basis definierter Kriterien
Bund, Bundesländer, Einsatzorganisationen, (Versicherungs)Wirtschaft, Wissenschaft
3.9.3.5 Verbesserung der Risikokommuni-kation im Bereich der Katastrophen-vorsorge
Gefährdung durch Naturkatastrophen wird von der Bevölkerung erkannt und es werden adäquate Vorsorgemaßnahmen durchgeführt
Bund, Bundesländer, Gemeinden, Einsatzorga-nisationen, (Kommunika-tions)Wirtschaft, Medi-en, Forschung (Kommunikations)Wissenschaft
3.9.3.6 Erweiterung des Ausbildungsange-botes im Bereich des Katastro-phenmanagements
Verbesserung der Ausbildung und Vertiefung der Kompetenzen der Ak-teurInnen des Katastrophenmanagements
AkteurInnen des Katastrophenmanagements, Bildungseinrichtungen des Katastrophenmana-gements, tertiäre Bildungseinrichtungen
3.9.3.7 Einheitliche Methodik zur Durchfüh-rung von Risikoanalysen
Schaffung und Implementierung einer einheitlichen Methodik zur Beurtei-lung von Katastrophenrisiken als Grundlage für eine abgestimmte, integ-rierende, risikobasierte und kosten- und nutzenorientierte Maßnahmen-planung in Österreich
Bund, Bundesländer, Gemeinden, Infrastruktur-betreiber, Forschungseinrichtungen, Versiche-rungswirtschaft
3.9.3.8
Entwicklung partizipativer Methoden zur Integration aller AkteurInnen im Bereich des Katastrophenmanage-ments
Entwicklung und Umsetzung von Methoden, die die Einbeziehung aller AkteurInnen in Meinungsbildungs-, Entscheidungs- und Umsetzungspro-zesse im Sinne eines integrierten Katastrophenmanagements forcieren
EU, Bund, Land, Gemeinden, Wirtschaft, Wis-senschaft, BürgerInnen
106
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.9.3.9 Konzentration von Forschungsakti-vitäten mit Bezug zum Katastro-phenmanagement
Forschungsaktivitäten bzw. Etablierung von ergänzenden Forschungspro-grammen, deren Inhalte sich an dem aus der SKKM-Strategie 2020 abzu-leitenden nationalen Aktionsprogramm orientiert
SKKM-Arbeitsgruppen, Bund, Bundesländer, Gemeinden, Wirtschaft (im besonderen Betrei-ber kritischer Infrastruktur), Forschungseinrich-tungen, Einsatzorganisationen
107
GESUNDHEIT
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.10.4.1
Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit sowie spezifisch zur Vorbereitung auf Extremereignisse oder Ausbrü-che von Infektionskrankheiten
Bewusstseinsbildung und Information der Bevölkerung sowie Befähigung der koordinierenden Einsatzkräfte und verantwortlichen Institutionen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Gesundheitsbelastungen und Verrin-gerung von Todesfällen im Fall von Extremereignissen oder Infektions-krankheiten
BMG, Länder (Fachbehörden), ÖÄK (österrei-chische Ärztekammer), Gesundheitswesen, ÖGD, Arbeiterkammer, Medien, AGES, Univer-sitäten, Schulen, Volkshochschulen, Vernet-zung innerhalb der EU und national, BMLFUW, BMUKK, Tourismusverbände
3.10.4.2 Umgang mit Hitze und Trockenheit
Minderung von Hitzestress und Vermeidung zusätzlicher, klimawandelbe-dingter negativer gesundheitlicher Auswirkungen auf die Bevölkerung in besonders hitzegefährdeten Gebieten (z. B. bedingt durch Hitzeinseleffekt in urbanen Gebieten)
BMG, ÖGD, BMWA, BMUKK, Bundesländer, Städte, Gemeinden, Hilfsorganisationen, Ge-werkschaften, Arbeiterkammer, Wirtschafts-kammer, Städte- u. Gemeindebund, Stadtpla-nung, ÖÄK, Medien, NGOs, Forschungseinrich-tungen
3.10.4.3 Umgang mit Hochwässern, Muren und Lawinen
Aufrechterhaltung der Versorgungsfunktion zentraler Bereiche im Kata-strophenfall und Verhinderung von Todesfällen, von akuten und chroni-schen sowie physischen und psychischen Gesundheitsfolgen
Kooperation zwischen Bund und Ländern, Ge-meinden, Hilfsorganisationen, Gesundheitswe-sen, Katastrophenschutz, Spitalserhaltern, BMI, psychosozialen Diensten, Rettungsdiensten, Bundesheer, ÖÄK, Psychotherapieverbänden, Spitälern, Versicherungen
Wasserversorger
BMG, ÖGD, BMLFUW, Bundesländer, AGES, ÖWAV, ÖVGW, NGOs, Universitäten
3.10.4.4 Ausbau des Wissensstandes und Vorbereitung zum Umgang mit Erregern/Infektionskrankheiten
Verbesserung der Wissensbasis hinsichtlich klimawandelbedingter Ver-änderungen bei der Etablierung und Ausbreitung von Erregern und Infek-tionskrankheiten;
Unterdrückung der Etablierung und Ausbreitung von Erregern, Infektions-krankheiten sowie von Krankheitsüberträgern (Vektoren);
Verbesserung von Früherkennung, Diagnose und Therapie von „New and Emerging diseases―;
BMG, BMWF, BMLVS, BMFLUW, Länder, Uni-versitäten, AGES, ÖÄK, EU (ECDC)
3.10.4.5 Risikomanagement hinsichtlich der Ausbreitung allergener und giftiger Arten
Verhinderung/Reduktion gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch aller-gene und giftige Pflanzen und Tiere
BMG, AGES, BMLFUW, Länder, Landwirt-schaftskammer, Gesundheitswesen, Universitä-ten, Gemeinden, Naturschutzabteilungen, Gärt-nerInnen, ÖÄK, Medien
108
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.10.4.6 Umgang mit Schadstoffen und ult-ravioletter Strahlung
Verhinderung/Reduktion gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch Ver-änderung der Schadstoffexposition infolge von Extremereignissen und infolge von Klimaänderung
BMLFUW, BMG, Länder, Landwirtschaftskam-mer, Gesundheitswesen, Gemeinden, ÖÄK, Medien
3.10.4.7 Aufbau von Monitoring- und Früh-warnsystemen
Vorbereitung der Bevölkerung, des Gesundheitswesen und der Hilfsorga-nisationen auf klimawandelbedingte Veränderungen und Akutsituationen zur Vermeidung/Verringerung gesundheitlicher Folgen durch die Entwick-lung einer gemeinsamen, kohärenten Monitoring-Struktur insbesondere durch die Verknüpfung bestehender Systeme. Diese sollen für die jeweili-gen Risiken (z. B. Hochwasser, Hitze, Kälte, Erre-ger/Infektionskrankheiten) adaptierbar sein
BMG, BMLVS, Länder, Universitäten, ÖÄK (österreichische Ärztekammer), Versicherungs-träger, Statistik Austria, ZAMG, Städ-te/Gemeinden, Pflegedienste, Pensionistenhäuser, Pflegeheime, Krankenan-stalten, psychosoziale Dienste, Katastrophen-schutz, Einsatzorganisationen, Zivilschutzver-bände, Medien
3.10.4.8
Aus- und Weiterbildung von ÄrztIn-nen und des Personals in medizi-nisch, therapeutisch, diagnostischen Gesundheitsberufen (MTDG) unter Berücksichtigung von klimarelevan-ten Themen
Erhöhung der Kompetenz von ÄrztInnen und Pflegepersonal im Umgang mit klimarelevanten Gesundheitsthemen
BMG, Bundesländer, ÖÄK (österreichische Ärztekammer), Ausbildungsakademien, Spitalserhalter, Universitäten, Gesundheitswe-sen, Öffentlicher Gesundheitsdienst, psychoso-ziale Dienste, Medien
109
ÖKOSYSTEME UND BIODIVERSITÄT
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.11.4.1
Verbesserung der Wissensbasis durch Forschung zu Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosyste-me/Biodiversität
Ausbau des Wissenstandes zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme und Biodiversität als Basis und zur Unterstützung der Um-setzung möglicher Maßnahmen
Bund (BMWF, BMLFUW), Bundesländer, uni-versitäre und außeruniversitäre Forschungsein-richtungen, ZAMG, Österreichische Akademie der Wissenschaften, FWF, Klima- und Energie-fonds (ACRP, Austrian Climate Research Pro-gramm)
3.11.4.2
Verstärkte Berücksichtigung des Klimawandels in bestehenden Monitoringsystemen bzw. Ausbau von Monitoring- und Frühwarnsys-temen
Fortführung, Anpassung, Ergänzung und Verdichtung bestehender oder im Aufbau befindlicher Umweltmonitoringnetzwerke mit dem übergeordne-ten Ziel, die Auswirkungen des Klimawandels auf Arten, Lebensräume und Ökosystemdienstleistungen zu identifizieren und für Frühwarnsyste-me zu nutzen
BMWF, BMFLUW; Bundesländer, NGOs, BFW, ÖAW, FWF, Universitäten, Umweltbundesamt, Austrian Climate Research Programm (ACRP), Long Term Ecological Network (LTER), Museen (z.B. Zobodat)
3.11.4.3 Integration von Klimawandel in Naturschutzkonzepte
Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels und Darstellung des möglichen Handlungsbedarfs in Naturschutzkonzepten
Bundesländer, BMLFUW
3.11.4.4
Stärkung der Wissensvermittlung zur Bedeutung der Biodiversität und von Ökosystemen für Klimawandel-anpassung in Ausbildung und ver-stärkte Öffentlichkeitsarbeit
Verstärkte Integration der Bedeutung von Biodiversität für die Anpassung der Gesellschaft an den Klimawandel in die Ausbildung sowie forcierte Öf-fentlichkeitsarbeit
Bundesländer (Naturschutzabteilungen), Land-nutzerInnen, Biodiversitätsforschungsinstitute, NGOs, Wissenschaftsministerium, Universitä-ten, Aus- und Weiterbildungsstätten für die relevanten Interessensgruppen (z. B. Land- und forstwirtschaftliche Fortbildungsinstitutionen), Naturpark-Akademien, Verbände
3.11.4.5
Beibehaltung einer extensiven Landnutzung in montanen bis alpi-nen Gebirgslagen ausgewählten Lagen
Schutz der traditionellen Kulturlandschaft als Rückzugsraum für Arten der Kulturlandschaft unter Klimawandel
EU, BMLFUW, Bundesländer (Naturschutzab-teilungen), LandnutzerInnen, Grundeigentüme-rInnen, NGOs, Interessensvertretungen, Land-wirtschaftsbehörden, Gemeinden, LEHR- UND FORSCHUNGSZENTRUM HBLFA Raumberg Gumpenstein, Tourismusverbände
3.11.4.6 Anpassung der Angebote von zu Freizeit- und Urlaubsaktivitäten
Steuerung und Anpassung von Freizeitaktivitäten, die die Biodiversität gefährden zu Gunsten nachhaltiger Freizeitaktivitäten
Tourismusverbände, -wirtschaft und -fachleute, GrundbesitzerInnen, Schutzgebietsverwaltun-gen, Bildungsträger, NGOs, Interessensverbän-de, Gesamtbevölkerung
110
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.11.4.7
Anpassung der Gestaltung öffentli-cher und privater Freiflächen in Siedlungen an Naturschutzziele und Klimawandeleffekte
Schaffung von Rückzugsräumen für Tier- und Pflanzenarten (inkl. seltener und gefährdeter Arten), Verbesserung des Lokalklimas in besiedelten Gebieten, Erhöhung des Wasserrückhalts, Anpassung der Gestaltung von Grünanlagen an den Klimawandel (z.B. Sorten- und Artenauswahl).
GebäudeeigentümerInnen, Gemeinden, Archi-tektInnen, GartenbesiterInnen, Immobilienent-wicklerInnen, Gartenämter, Bildungsträger, Umweltberatung, "Aktion Natur im Garten", BMG, BMLFUW
3.11.4.8 Stärkung gefährdeter Populationen und Arten
Verringerung der Gefährdungssituation von durch Klimawandel bedrohten Arten durch Bestandesstützung oder ex situ-Erhaltung (inkl. Samen- und Genbanken)
LandnutzerInnen, Verbände, Naturschutzabtei-lungen, Schutzgebietsverwaltungen, Universitä-ten, Botanische Gärten, Umweltbundesamt
3.11.4.9 Erhaltung und Verbesserung der Einbettung und Vernetzung von Schutzgebieten und Lebensräumen
Verbesserung der Vernetzung von Lebensräumen und Schutzgebieten unter Integration von Pufferzonen und Korridoren zur Erhöhung der Über-lebenswahrscheinlichkeit von Populationen und Arten und Erhaltung des Naturschutzwertes von Schutzgebieten unter einem sich wandelnden Klima
BMLFUW, BMWF, Bundesländer (Naturschutz-abteilungen), Schutzgebietsverwaltungen, GrundbesitzerInnen, NGOs, Interessensvertre-tungen, Agrarbezirksbehörden, ÖAW, universi-täre und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen, Umweltbundesamt, NGOs, Raumpla-nungsbehörden
3.11.4.10
Schutz von Feuchtlebensräumen durch Sicherung der Qualität und Quantität des Grundwassers und durch Erhöhung der Wasserspei-cher- und -rückhaltefähigkeit der Landschaften
Schutz von Feuchtlebensräumen durch Gewährleistung einer ausreichen-den Grundwasserqualität und -quantität unter Klimawandel und Erhöhung der Wasserspeicher und -rückhaltefähigkeit durch abflussverzögernde Maßnahmen
BMLFUW, Bundesländer, GrundbesitzerInnen, Energieerzeuger, Wasserversorger, Interes-sensvertretungen, Landwirtschaftsbehörden, Raumordnung, NGOs, ÖBf, Universitäten
3.11.4.11
Forcierung des Gewässerrückbaus und Stärkung eines integrierten Einzugsgebietsmanagements bei Gewässern sowie Vermeidung starker Gewässererwärmungen
Kombinierter Hochwasser- und Biodiversitätsschutz durch Gewässerrena-turierung und einer umfassenden Betrachtung von Gewässerkörpern sowie der Vermeidung starker Gewässererwärmungen
BMLFUW, Bundesländer (Naturschutzabteilun-gen), GrundbesitzerInnen, Energieerzeuger, Wasserwirtschaftsverbände, Industrie, Interes-sensverbände (z.B. Fischerei), NGOs, BOKU, Umweltbundesamt, Wasserbauabteilungen der Bundesländer, Via Donau
3.11.4.12 Erhalt von Ökosystemdienstleistun-gen bei nachhaltiger Landnutzung und im Naturschutz
Bewusstseinsbildung für Ökosystemdienstleistungen in allen betroffenen Bereichen unter der Voraussetzung einer nachhaltigen Landnutzung und im Naturschutz (z. B. Beitrag zur Wasserretention, Hochwasserschutz, Biodiversität, Trinkwasserbildung, CO2-Bindung etc.) zur Forcierung einer nachhaltiger Landnutzung und Stärkung des Naturschutzes
Politik, Ministerien, Interessenvertretun-gen/Verbände, LandnutzerInnen, NGOs, Bun-desländer (Naturschutzabteilungen), Landwirt-schafts- und Forstwirtschaftsbehörden
111
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.11.4.13 Berücksichtigung des Themas Öko-systeme/Biodiversität im globalen Kontext
Reduzierung der indirekten Beeinträchtigung der Biodiversität weltweit
Bund, Bundesländer, ADA, Gemeinden, Wirt-schaft, Globale Verantwortung - Arbeitsgemein-schaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe , ANRICA (Österreichische Agentur für Waldent-wicklung, Waldbewirtschaftung und internatio-nale Kooperation)
112
VERKEHRSINFRASTRUKTUR
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.12.4.1 Weiterer Ausbau von Informations- und Frühwarnsystemen
Umsetzung des Vorsorgeprinzips für Verkehrsinfrastrukturen bei Extrem-wetterereignissen
Bund, Bundesländer, Gemeinden, Verkehrsinf-rastrukturbetreiber, Universitäten, FH, meteoro-logische Institutionen und Unternehmen (wie z. B. ZAMG, AustroControl)
3.12.4.2 Sicherung eines funktionsfähigen Verkehrssystems
Anpassung der Verkehrsinfrastruktur zur Sicherstellung eines funktionsfä-higen und klimaverträglichen Verkehrssystems und zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung
Bund, Bundesländer, Bundesanstalt für Verkehr (BAV), Kommunen, Verkehrsinfrastrukturbetrei-ber, PlanerInnen, Bauträger, Betriebe
3.12.4.3 Sicherstellung des thermischen Komforts durch Reduktion der ther-mischen Lasten
Verringerung der thermischen Belastung in Siedlungsräumen, Verkehrs-trägern und Betriebsgebäuden
ImmobilienentwicklerInnen, IT-PlanerInnen, GeräteentwicklerInnen, Bund, Bundesländer
3.12.4.4
Reduktion von möglichen Hitzebe-lastungen für Fahrgäste und Perso-nal in öffentlichen Verkehrsmitteln durch geeignete Klimatisierung
Steigerung der Betriebssicherheit hinsichtlich der Hitzebelastung in öffent-lichen Verkehrsmitteln (Sicherheit für Personen und für Betriebsmittel)
Bund, ÖV-Betreiber, Bildungseinrichtungen, Bundesländer, Gemeinden, Hersteller von öf-fentlichen Verkehrsmitteln
3.12.4.5
Überprüfung und allenfalls Anpas-sung von Rechtsnormen an den Klimawandel für Bau und Betrieb von Verkehrsinfrastrukturen
Anpassung von Gesetzen, Normen und Richtlinien an die Auswirkungen des Klimawandels
Bund, Bundesländer, Normungsgremien, Öster-reichisches Institut für Bautechnik (OIB), Öster-reichische Forschungsgesellschaft Straße, Schiene und Verkehr (FSV)
3.12.4.6
Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung von baulichen und rechtlichen Maßnahmen in der Raumordnung
Anpassung raumwirksamer Maßnahmen (z. B. Gefahrenzonenpläne) zum Schutz vor Extremwetterereignissen
PlanerInnen, Errichter und Betreiber von Ver-kehrsinfrastruktur, Gemeinden, Bundesländer, Bund
3.12.4.7 Berücksichtigung von mikro-/mesoklimatischen Bedingungen bei der Stadt- und Freiraumplanung
Sicherstellung des thermischen Komforts durch eine angepasste Infra-strukturplanung als Teil der Stadt- und Freiraumplanung
Kommunen, PlanerInnen, MeteorologInnen, VerkehrsteilnehmerInnen
3.12.4.8 Reduktion des Zuwachses dauer-haft versiegelter Flächen als Über-flutungsschutz
Verringerung überschüssiger Versiegelungsflächen von Verkehrsinfra-strukturen zur Verminderung/Vermeidung von lokalen Überflutungen
Bund, Bundesländer, Kommunen, Verkehrsinf-rastrukturbetreiber, Bauträger, Grundeigentü-merInnen
113
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.12.4.9 Forschung zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Be-reich Verkehrsinfrastruktur
Verbesserung der Informationsbasis mit dem Ziel einer optimierten An-passung an die Folgen des Klimawandels
EU, Bund, Forschungsförderungseinrichtungen (z. B. Klima- und Energiefonds, FWF - Der Wissenschaftsfonds, Österreichische For-schungsförderungsgesellschaft FFG), universi-täre und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen
3.12.4.10 Pilotprojekte zu klimawandelange-passten Verkehrsinfrastrukturen
Demonstration der Machbarkeit von klimawandelangepasster Verkehrsinf-rastruktur
EU, Bund, Forschungsförderungseinrichtungen (Klima- und Energiefonds, FWF - Der Wissen-schaftsfonds, Österreichische Forschungsförde-rungsgesellschaft FFG), universitäre und au-ßeruniversitäre Forschungseinrichtungen, inno-vative Immobilienentwickler/Bauträger
3.12.4.11 Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit Schaffung von Akzeptanz für notwendigen Handlungsbedarf und Verbrei-tung von Wissen betreffend das Thema Anpassung an den Klimawandel im Verkehrsbereich
NGOs, NPOs, Bund, Bundesländer, Gemein-den, Schulen, Universitäten, Interessenverbän-de, Medien, Einzelpersonen
3.12.4.12
Aus- und Weiterbildung zum Thema Anpassung an die Folgen des Kli-mawandels im Bereich Verkehrsinf-rastruktur
Erhöhung des Wissensstandes zur Anpassung an die Folgen des Klima-wandels durch Vermittlung entsprechender Information in der Aus- und Weiterbildung
Bund, Aus- und Weiterbildungsinstitutionen, Interessenverbände (Kammern)
114
RAUMORDNUNG
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.14.4.1
Erarbeitung und Bereitstellung pra-xisrelevanter Daten- und Informati-onsgrundlagen, Bewusstseinsbil-dung sowie bessere Vernetzung der AkteurInnen
Generierung, Bereitstellung und Transfer von verbessertem raumrelevan-tem Klimafolgenwissen, das für Entscheidungsprozesse in der Raumord-nung unmittelbar nutzbar und nützlich ist;
Erhöhung der Handlungsbereitschaft und der Handlungskompetenz von RaumordnungsakteurInnen und betroffenen Bürgerinnen/Bürgern im Um-gang mit dem Klimawandel;
Bund, ÖROK, Länder, Gemeinden, Interessen-vertretungen, Forschungseinrichtungen, Plane-rInnen
3.14.4.2
Schaffung und Sicherung von Hochwasserrückhalte- und Hoch-wasserabflussflächen und klare Regelung von Widmungsverboten und -beschränkungen
Schutz des Siedlungsraums vor Hochwasser durch Sicherung und Rück-gewinnung von natürlichen Überflutungsflächen und Rückhalteräumen;
Verbesserung des Wasserrückhaltes in der Fläche der Einzugsgebiete der Flüsse;
Schutz vor hochwasserbedingten Schäden durch die Reduktion der Ab-flussspitzen und Verlangsamung von Hochwasserwellen;
ÖROK, Bundesländer, Gemeinden, PlanerIn-nen, Schutzwasserwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung
3.14.4.3 Verstärkte rechtliche Koppelung zwischen Flächenwidmung und Gefahrenzonenplanung
Schutz des Siedlungsraums und von Infrastruktur vor Naturgefahren.
Freihalten von durch Naturgefahren gefährdeten Bereichen von Bebauun-gen und Nutzungen mit erhöhtem Schadenspotenzial;
Sicherstellung einer vorausschauenden Gefahrenvorsorge;
ÖROK, Bundesländer, Gemeinden, PlanerIn-nen, Schutzwasserwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung
3.14.4.4 Regelungen für den Umgang mit Widmungs- und Bebauungsbestand in Gefährdungsbereichen
Verringerung des Schadenpotenzials durch Naturgefahrenereignisse;
Sicherstellung einer vorausschauenden Gefahrenvorsorge;
Bundesländer, Gemeinden, Wildbach- und Lawinenverbauung (in Sachverständigen- und Beratungsrolle bei Einzelgutachten)
3.14.4.5 Förderung der interkommunalen Kooperation
Sicherung großräumiger „solidarischer― Hochwasserretentions- bzw. Na-turgefahrenvorsorgeflächen;
Schaffung von Ausgleichsmechanismen bzw. Risikotransfermodellen zwischen Gemeinden oder Körperschaften öffentlichen Rechts nach WRG (z. B. Wassergenossenschaften/Wasserverbände) zur Kompensation von wechselseitiger Flächeninanspruchnahme zwischen Ober- und Unterliegergemeinden;
Bund, Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen
3.14.4.6
Sicherung von Frisch- und Kaltluft-entstehungsgebieten, Ventilations-bahnen sowie „grüner― und „blauer Infrastruktur― innerhalb des Sied-lungsraums
Verbesserung des Kleinklimas in dicht bebauten Gebieten, Vermeidung von Überhitzungs- bzw. Wärmeinseleffekten und Ausgleich von erhöhten bioklimatischen Belastungen für die menschliche Gesundheit;
Sicherstellung der Kalt- und Frischluftzufuhr in dicht besiedelten Gebieten,
Übergeordnetes Ziel ist die Vermeidung hitzebedingter Gesundheitsrisi-ken;
Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen, Natur-schutz (Bundesländer), Forschung (insb. Mete-orologie/Mikroklimatologie)
115
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.14.4.7
Prüfung und ggf. Anpassung der bautechnischen Vorgaben im Bau-recht und bioklimatisch wirksamer Maßnahmen in den Bebauungsplä-nen
Verbesserung des Kleinklimas in dicht bebauten Gebieten, Vermeidung von Überhitzungs- bzw. Wärmeinseleffekten und Ausgleich von erhöhten bioklimatischen Belastungen für die menschliche Gesundheit;
Vermeidung hitzebedingter Gesundheitsrisiken;
Gemeinden, PlanerInnen, Stadtplanung, For-schung (insb. Meteorologie/Mikroklimatologie)
3.14.4.8
Verstärkte Sicherung von Wasser-ressourcen und verbesserte Integra-tion von Raumordnung, wasserwirt-schaftlichen Planungen und Nut-zungen mit Wasserbedarf
Sicherung von Grund- und Trinkwasserressourcen und Unterstützung der Grundwasserneubildung;
Gewährleistung der quantitativen und qualitativen Wasserversorgungssi-cherheit;
Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen, Was-serwirtschaft, Landwirtschaft, Industrie, Ener-giewirtschaft, Tourismus
3.14.4.9
Verstärkte Sicherung von ökolo-gisch bedeutsamen Freiräumen (unzerschnittene naturnahe Räume, Lebensraumkorridore, Biotopver-netzung) und Minimierung weiterer Lebensraumzerschneidungen
Sicherung und Verbesserung eines auch unter geänderten naturräumli-chen Bedingungen funktionsfähigen Netzes von Schutzgebieten und Le-bensräumen für Tier- und Pflanzenarten;
Schaffung und Erhaltung von unzerschnittenen Rückzugsräumen für Tier- und Pflanzenarten sowie Vermeidung weiterer Lebensraumzerschneidun-gen;
ÖROK, Bundesländer, Gemeinden, PlanerIn-nen, Naturschutz (Bundesländer), Verkehrs- und Infrastrukturplanung
3.14.4.10
Verstärkte Zusammenarbeit von Raumordnung und Tourismus zur Förderung einer klimawandelange-passten nachhaltigen touristischen Infrastruktur
Sicherstellung und Unterstützung einer nachhaltigen und Klimawandel-angepassten räumlichen Entwicklung im Tourismus
ÖROK, Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen
(Tourismusplanung, Regionalentwicklung: BMWFJ, Bundesländer, Tourismusverbände, Regionen, Gemeinden, Wildbach- und Lawi-nenverbauung)
3.14.4.11 Forcierung energieeffizienter Raumstrukturen
Stärkung des Raumbezugs des Energiesystems;
Verringerung des Energieverbrauchs und Verbesserung der Energieeffizi-enz;
verbesserte Erreichung von Klimaschutzzielen durch Reduktion von Treibhausgasemissionen;
Erhöhung des Beitrags erneuerbarer Energieträger aus regionaler Bereit-stellung zur Energiebedarfsdeckung;
Bund, ÖROK, Bundesländer, Gemeinden Pla-nerInnen, Energieversorgungsunternehmen, Energieagenturen, Energieinstitute, Regional-verbände, Regionalmanagements
116
WIRTSCHAFT
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.14.4.1
Sicherung von Zulieferung, Trans-portnetzen und Produktion durch differenzierte Zuliefernetze, regiona-le Cluster und marktnahe Produkti-on
Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit landwirtschaftlichen Pro-dukten durch regional und saisonal differenzierte Zuliefernetze; Reduktion des Risikos von Ausfällen in der Lieferkette landwirtschaftlicher Rohstoffe
Reduktion des Risikos von Ausfällen und/oder Preis- und Mengen-schwankungen (Verfügbarkeit) in der Zulieferkette durch Regionalisierung der Vorlieferbeziehungen
Sicherstellen der Transportwege der Zuliefer- und Vertriebsnetze, Reduk-tion des Risikos von Unterbrechungen entlang des Transportnetzes, Si-cherstellen der Qualität von landwirtschaftlichen Produkten oder Lebens-mitteln
Unternehmen; Bund, Bundesländer, Gemein-den
3.14.4.2
Sicherung von Zulieferung und Produktion durch langfristige Ver-träge und Ausweitung von Lagerbe-ständen
Aufrechterhalten von Prozessen der Güterströme entlang der Wertschöp-fungskette durch langfristige Verträge bzw. Ausweitung bestehender Ver-träge, Verminderung des Ausfallsrisikos landwirtschaftlicher Zulieferpro-dukte, Sicherstellen der Qualität von landwirtschaftlichen Vorleistungen
Reduktion des Risikos von Ausfällen und/oder Preis- und Mengen-schwankungen (Verfügbarkeit) in der Zulieferkette durch Ausweitung der Lagerbestände, Vermeidung von Versorgungsengpässen
Unternehmen; Bund
3.14.4.3 Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz von Produktion, Vertrieb und betrieblicher Infrastruktur
Beibehaltung des Produktionsablaufs und Sicherstellen adäquater Bedin-gungen der Lagerhaltung, Vermeiden von Qualitätseinbußen durch beein-trächtigte Lagerhaltung, funktionierende Logistik bei höheren Außentem-pe-raturen und während Dürreperioden sowie Schutz der betrieblichen Infra-struktur bei Hochwasser und sonstigen Extremereignissen (Sturm, Hagel, Schneelast)
Unternehmen sowie Bund, Bundesländer und Gemeinden
3.14.4.4
Maßnahmen zur Erhöhung der Energie-Versorgungssicherheit durch verstärkten Einsatz regenera-tiver Energien, Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, Netzausbau und effizienzsteigernde Maßnahmen
Erhöhung der energetischen Versorgungssicherheit (und Förderung alter-nativer/energieeffizienter Technologien)
Unternehmen, Bund und Länder, Energie-Wirtschaft
3.14.4.5 Entwicklung von klimafreundlichen und anpassungsfördernden Produk-ten
Erhöhung der Anpassungskapazität mit Hilfe innovativer Produkte Unternehmen (angebots- und nachfrageseitig) und öffentliche Hand (nachfrageseitig)
117
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.14.4.6 Adäquate Zukunftsszenarien-basierte Risikoabschätzung, Zu-sammenarbeit mit F&E, Monitoring von wissenschaftlichen Ergebnissen
Entwicklung neuer Risikoabschätzungsverfahren für die Versicherungs-wirtschaft unter Berücksichtigung von Klimaszenarien; bessere Risikoab-schätzungsgrundlagen für Unternehmen
Versicherungsunternehmen und universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
3.14.4.7 Bewusstseinsbildung in der Bevöl-kerung zur Vermeidung von Scha-densfällen und Stärkung der Eigen-verantwortung von Versicherten
Erhöhung des Bewusstseins über mögliche Schäden als Beitrag zur Reduk-tion derselben
Versicherungsunternehmen und öffentliche Institutionen
3.14.4.8 Bessere Risikostreuung für Versi-cherer und damit Erhöhung der Versicherbarkeit klima- bzw. wetter-induzierter Schäden
Einführung einer kombinierten Feuer- und Naturgefahrenversicherung zur breiteren Risikostreuung
Versicherungsunternehmen, Bund
3.14.4.9 Bereitstellen von Dienstleistungen für den Kunden nach Schadensfäl-len
Unterstützung bei Schadensbehebung und –management als Beitrag zur Begrenzung von Folgeschäden
Versicherungen, weiter Dienstleister
118
STADT – URBANE FREI- UND GRÜNRÄUME
Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen
3.15.4.1 Anpassung der Strategie des Was-sermanagements für Grün- und Freiräume
Sicherstellung der Wasserversorgung bzw. der Retentionsfunktion von Grün- und Freiräumen unter veränderten klimatischen Bedingungen
Magistratsabteilungen, Gartenbauämter, Was-serversorger
3.15.4.2 Anpassung des Bodenmanage-ments in urbanen Grün- und Frei-räumen
Aufrechterhaltung der Bodenfunktion, insbesondere der Wasserspeicher- und Wasserfilterfunktion
Bundesländer, Magistratsabteilungen, Garten-bauämter, PlanerInnen, Privatpersonen
3.15.4.3 Erhalt und Förderung der biologi-schen Vielfalt urbaner Grün- und Freiräume
Aufrechterhaltung der Ökosystemfunktionen und der Artenvielfalt in urba-nen Grün- und Freiräumen
BMLFUW, Bundesländer, Magistratsabteilun-gen, Gartenbauämter, PlanerInnen, Stadtpla-nung, Raumordnung, Gartencenter, Gartenbau-betriebe
3.15.4.4 Anpassung der Planungsstrategien für urbane Grün- und Freiräume
Berücksichtigung des Klimawandels in den städtischen Planungsinstru-menten
Bundesländer, Magistratsabteilungen, Stadt-entwicklung und Stadtplanung, Gartenbauäm-ter, Raumordnung, PlanerInnen
3.15.4.5 Anpassung der Freiraumgestaltung und der Pflege
Berücksichtigung der klimatischen Änderungen in der Umsetzung, Gestal-tung und bei der Pflege von urbanen Grün- und Freiräumen
Magistratsabteilungen, Gartenbauämter, Plane-rInnen
3.15.4.6
Forcierung und Anpassung von Grün- und Freiräumen für Naherho-lung und Freizeitgestaltung unter sich ändernden klimatischen Bedin-gungen
Erhalt und Anlage von Grün- und Freiräumen als Naherholungs- und Freizeitraum zur Förderung des menschlichen Wohlbefindens unter sich ändernden klimatischen Bedingungen (insbesondere bei Hitzewellen)
Magistratsabteilungen, Gartenbauämter, Plane-rInnen.
3.15.4.7
Bewusstseinsbildung, Verbesserung der Vernetzung sowie Anpassung der Aus- und Weiterbildung der AkteurInnen (öffentlich und privat)
Ausbau des Wissenstandes und Verbesserung der Vernetzung der betrof-fenen AkteurInnen
Stadtverwaltungen, Städtebund
3.15.4.8
Verbesserung der Wissensbasis durch inter- und transdisziplinäre Forschung zu urbanen Frei- und Grünräumen
Im Hinblick auf eine Anpassung der urbanen Grün- und Freiräume an den Klimawandel sind auf unterschiedlichen Ebenen Fragestellungen zu erfor-schen und für die Umsetzung interdisziplinär aufzubereiten
Bund (Forschungsprogramme), universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Stadtverwaltungen, PlanerInnen.
119
16. Ressourcenbedarf im Zuge der Anpassung an den Klimawan-
del
Wenn auch über die speziellen Kosten der Anpassung derzeit noch keine verlässlichen Aus-
sagen getroffen werden können, also noch spezifischere Informationen erforderlich sind, so
kann bereits heute davon ausgegangen werden, dass die Kosten des Handelns zur Bewälti-
gung des Klimawandels (einschließlich Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen) sehr viel
niedriger sein werden als die mittel- bis langfristigen Kosten des Nichthandelns. (EK 2009a).
Derzeit wird in nationalen und internationalen Studien, speziell auch auf Ebene der EU, in-
tensiv an einer Methodik zur Darstellung der Netto-Anpassungskosten gearbeitet. Ein Scree-
ning von Strategiepapieren anderer europäischer und außereuropäischer Staaten macht
deutlich, dass bislang keine belastbaren Angaben zum Ressourcenbedarf der Anpassung
möglich sind.
Vorliegende Anpassungs-Strategien von Staaten wie Belgien, Finnland, Deutschland oder
Frankreich treffen dazu daher nur prinzipielle Aussagen und weisen allenfalls Kosten für
spezifische Programme aus, deren Umsetzung bereits beschlossen und budgetiert ist.
Ökonomische Analysen können wesentliche Argumente für die Prioritätendiskussion inner-
halb des Anpassungsprozesses und die Abwägung von möglichen Maßnahmen beisteuern.
Die Herausforderung liegt speziell darin, dass nicht die absoluten Zahlen/Kostenangaben
unmittelbar von Bedeutung sind, sondern jene, die u.a. folgendes mitberücksichtigen:
Aktivitäten, die auch ohne direkten Bezug zu Klimawandelanpassung gesetzt werden,
jedoch zur Anpassung beitragen;
Schadenskosten- bzw. allenfalls auch -„bezifferbarer― Nutzen aufgrund des Klimawandels,
die sich ohne rechtzeitige Gegensteuerung ergeben werden;
Zusatznutzen der Anpassungsmaßnahmen.
Studien und Forschungsprojekte, die sich dieses Themas annehmen, sollten also einen inte-
grierten, Sektor übergreifenden und holistischen Ansatz wählen, wobei auch die durch Ver-
schlechterung physikalischer und biologischer Systeme bedingten Umweltkosten internali-
siert werden. International wird daran derzeit intensiv gearbeitet.
Grundsätzlich wird die Umsetzung der österreichischen Anpassungsstrategie unter folgen-
den Prämissen erfolgen:
Die Umsetzung der Handlungsempfehlungen soll im Rahmen der bestehenden Zustän-
digkeiten zu erfolgen.
120
Sie ist soweit als möglich durch Prioritätensetzungen und Umschichtungen innerhalb der
für die einzelnen Themenbereiche verfügbaren Budgets abzudecken.
Im Falle darüber hinaus gehender Anforderungen wären mögliche (innovative) Finanzie-
rungsinstrumente zu prüfen.
Zur besseren Abschätzung notwendiger Ressourcen wird derzeit im Auftrag des Lebensmi-
nisteriums vom Umweltbundesamt eine umfassende Studie mit dem Titel „Climate-Proofing―
bestehender Instrumente als erster Schritt zur Umsetzung der österreichischen Klimawandel-
Anpassungsstrategie― durchgeführt.
Inhalte:
• Auflistung jener Maßnahmen aus der Klimawandel-Anpassungsstrategie, die bereits
durch bestehende Instrumente umgesetzt werden;
• Abschätzung, welcher finanzielle Rahmen dafür aufgewendet wird;
• Empfehlungen, welche Handlungsoptionen in bestehende Instrumente integriert wer-
den können (=Synergien);
• Identifizierung jener Handlungsoptionen aus der Anpassungsstrategie, die nicht durch
bestehende Instrumente umgesetzt werden können und somit eine zusätzliche Fi-
nanzierung benötigen;
Erste Ergebnisse werden bis April 2012 vorliegen.
121
17. Ausblick und weitere Vorgangsweise
Österreich muss sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sukzessive an den Klima-
wandel anpassen. Die vorliegende Anpassungsstrategie bietet dafür einen geeigneten Rah-
men. Für deren Umsetzungserfolg ist eine bestmögliche Kooperation aller betroffenen Akteu-
rInnen entscheidend. Die Erstellung der nationalen Anpassungsstrategie wurde daher von
Beginn an als iterativer Prozess gestaltet, in dem alle Betroffenen auf Bundes- und Länder-
ebene, Interessensverbände sowie NGOs und weitere in der Umsetzung geforderte Instituti-
onen intensiv eingebunden waren. Information, Dialog und Beteiligung waren für den Weg
zur nationalen Anpassungsstrategie kennzeichnend.
Die Anpassung an den Klimawandel ist ein Prozess, der unmittelbar beginnen muss, sich
jedoch über längere Zeithorizonte erstreckt. Ein kontinuierliche Verbesserung des Wissens-
standes und Erfahrungen in der Umsetzung sind Grundlage für ein stetes Lernen und die
Voraussetzung dafür, den Weg erfolgreich zu beschreiten.
Die besondere Herausforderung im Prozess, der von strategischen Überlegungen in die
konkrete Umsetzung führt, liegt in der hohen Komplexität, die sich unter anderem aus den
unterschiedlichen Betroffenheiten, den unterschiedlichen Entscheidungsebenen, den be-
reichsübergreifenden Wechselwirkungen und Abhängigkeiten sowie der Vielzahl von Hand-
lungsträgerInnen ergibt.
Anders als beim Klimaschutz, bei dem eine klare Zielgröße betreffend die Reduktion der
Treibhausgasemissionen im Mittelpunkt steht, gilt es für die Anpassung an die Folgen des
Klimawandels, ein langfristiges Ziel zu erreichen, das nicht scharf fassbar ist und nur um-
schrieben werden kann: die Verletzlichkeit natürlicher, gesellschaftlicher und ökonomischer
Systeme zu verringern, deren Anpassungsfähigkeit zu erhalten bzw. zu steigern und neue
Chancen, die sich ergeben könnten, bestmöglich zu nutzen.
Wesentlich erscheint, dass in Hinkunft mögliche Folgen des Klimawandels in allen relevan-
ten Planungs- und Entscheidungsprozessen auf der nationalen bis hin zur lokalen Ebene,
behördlich, privatwirtschaftlich und den Einzelnen betreffend „mitgedacht― werden.
Das bedeutet, dass die vorliegende Anpassungsstrategie ein erster politischer Meilenstein im
Umgang mit den Folgen des Klimawandels ist. Das Dokument muss jedoch entsprechend
dem Wissenszuwachs und den faktischen Notwendigkeiten in regelmäßigen Abständen wei-
terentwickelt werden.
Die Bundesregierung wird durch Unterstützung von Forschungsaktivitäten die wissenschaft-
lichen Grundlagen für die erfolgreiche Umsetzung der Klimawandel-Anpassungsstrategie
vertiefen. Einen wesentlichen Anteil daran werden Forschungsprogramme wie StartClim
122
(www.austroclim.at/startclim) und ACRP (Austrian Climate Research Programme) des Klima-
und Energiefonds (http://www.klimafonds.gv.at/foerderungen/aktuelle-
foerderungen/2011/austrian-climate-research-program/) leisten. Das ACRP wird in diesem
Zusammenhang auch eine unterstützende Rolle in Form einer Begleit- und Umsetzungsfor-
schung übernehmen.
Verstärkte Zusammenarbeit wird auch mit dem im Juni 2011 gegründeten Climate Change
Centre Austria/Klimaforschungsnetzwerk Österreich (CCCA), einer koordinierenden Einrich-
tung zur Förderung der Klimaforschung in Österreich, angestrebt. In diesem Sinne sollen
neue Forschungsergebnisse durch Herstellen eines guten Kontaktes zwischen Wissenschaft
und Politik unmittelbar für konkrete umweltpolitische Entscheidungen nutzbar gemacht wer-
den.
Anpassung ist ein dynamischer Prozess. Die Fortschritte bei der Anpassung sind regelmäßig
zu evaluieren. Erfolgskontrolle ist wesentlich für die Bewertung der Wirksamkeit der Strate-
gie. Dies wird mittels regelmäßiger Berichterstattung über die laufenden Aktivitäten in den
jeweiligen Aktivitätsfeldern erfolgen. Federführung und Koordination des Gesamtprozesses
liegen beim Lebensministerium.
Als erster Schritt zur Begleitung und Unterstützung der Umsetzung von Handlungsempfeh-
lungen wird vom Lebensministerium eine Umfrage in der Verwaltung initiiert werden. Mittels
eines Fragebogens/digitalisierten Tools soll konkret der Stand der Umsetzung in den ver-
schiedenen Aktivitätsfeldern sichtbar gemacht werden.
Weitere Abfolge:
Übermittlung des Fragebogens mit dem Ersuchen um Beantwortung an betroffene Mini-
sterien, die Bundesländer sowie den Städte-/Gemeindebund
Auswertung der systematischen Erhebung
Entwicklung eines pragmatischen und leicht handhabbaren Evaluierungstools zur Ein-
schätzung/Bewertung des Status Quo zur Klimawandelanpassung in den definierten Akti-
vitätsfeldern (auf Basis der internationalen Erfahrungen)
Zusammenfassender Bericht über Ergebnisse mit klarer Darstellung des Umsetzungs-
stands (Umsetzungsbericht) und Veröffentlichung
Die weitere Berichterstattung erfolgt im Zwei-Jahres-Rhythmus
123
Parallel dazu vertiefende Bearbeitung spezieller Fragestellungen, die derzeit noch nicht
ausreichend bearbeitet/beantwortet sind z.B.
o Detailliertere Abschätzung des Ressourcenbedarfs
o Genaue zeitliche Planung der Umsetzung
Der erste Umsetzungsbericht wird bis Ende 2014 vorgelegt werden.
Es wird auf diese Weise bewusst ein Zusammenhang zum 5. Sachstandsbericht des IPCC
(Intergovernmental Panel on Climate Change) hergestellt. Der Synthesebericht des IPCC
wird im Oktober 2014 veröffentlicht werden. Die Ergebnisse dieses Berichts werden auch für
die Strategie der Klimawandelanpassung in Österreich höchst bedeutsam sein.
Weiters wird voraussichtlich im Jahr 2014 ein auf Österreich bezogener „Sachstandsbericht―
zum Thema Klimawandel vom CCCA (Klimaforschungsnetzwerk Österreich) vorgelegt wer-
den und konkrete Beiträge zur Diskussion liefern können.
Im Rahmen der Erfolgskontrolle zur Anpassungsstrategie sollen in jedem Fall auch neue
wissenschaftliche/praktische Erkenntnisse, etwa zur Vulnerabilität des jeweiligen Aktivitäts-
feldes, einfließen.
124
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