private equity: in die richtigen entrepreneurs investieren
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Private-Equity-Fonds investieren in nicht börsennotierte Unternehmen. Anleger können dabei attraktive Renditen erzielen – aber nur, wenn sie die richtigen Fondsmanager auswählen. ein Interview mit Cem Meric und Thomas Cooper von LGT Capital Partners, die laufend auf der Suche nach den besten Private-Equity-Fonds sind.TRANSCRIPT
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Private Equity
ausgesprochen hoch und die Anlagefristen können zehn Jahre
oder mehr betragen. Die sinnvollste Anlageform für die meisten
Anleger sind deshalb von branchenkundigen Spezialisten ver-
waltete, breit diversifizierte Private Equity Fund of Funds, also
Fonds, die ihrerseits in Private-Equity-Fonds investieren.
Die besten Teams identifizierenCem Meric kennt die Eigenheiten von Private-Equity-Anla-
gen. Er arbeitet im Bereich Private Equity bei LGT, einem
der weltweit führenden Anbieter von Private Equity Fund of
Funds. Zusammen mit seinem Kollegen Thomas Cooper ist er
dafür verantwortlich, die besten europäischen Private-Equity-
Teams zu identifizieren und laufend deren Performance sowie
die Risiken zu überwachen. Sie analysieren unternehmerische
Strategien und Performance-Zahlen, führen aber auch unzäh-
lige Gespräche mit Private-Equity-Teams, CEOs und anderen
Entrepreneurship, finanzielles, betriebswirtschaftliches und
Branchen-Know-how, langjährige Erfahrung, die viel zitierte
«gute Nase» sowie ein exzellentes Netzwerk: Die Manager von
Private-Equity-Fonds benötigen eine Kombination sehr unter-
schiedlicher Fähigkeiten, um erfolgreich zu sein. Die meist klei-
nen oder mittelständischen Unternehmen, in die sie investieren,
sind viel weniger transparent als diejenigen, welche an einer
Börse gehandelt werden. Es erstaunt daher nicht, dass die Per-
formance-Unterschiede zwischen den besten und den schlech-
testen Private-Equity-Fonds viel grösser sind als diejenigen bei
klassischen Aktien- oder Anleihenfonds.
Wer die besten Private-Equity-Fonds identifizieren und in diese
investieren möchte, hat es aber nicht einfach. Die Branche ist
verschwiegen und erfolgreiche Fondsmanager akzeptieren meist
nur handverlesene Grossanleger. Die Mindestanlagebeträge sind
In die richtigen Entrepreneurs investierenPrivate-Equity-Fonds investieren in nicht börsennotierte Unternehmen. Anleger können dabei attraktive Renditen erzielen – aber nur, wenn sie die richtigen Fondsmanager auswählen.
Auf der Suche nach den besten Private-Equity-Fonds: Cem Meric (links) und Thomas Cooper (rechts).
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Lukratives Geschäftsmodell
Man kaufe ein Unternehmen mit schlummerndem Potenzial, mache
es mit gezielten strategischen und operativen Massnahmen fit und
verkaufe es dann wieder – zu einem höheren Preis: Dies ist sehr ver -
einfacht ausgedrückt das Geschäftsmodell von Private Equity. Bei den
Unternehmen handelt es sich meist um kleine oder mittelständische
Betriebe, die nicht an der Börse notiert sind. Gründe für den Verkauf
an Private-Equity-Fonds können beispielsweise fehlendes Kapital für
die Entwicklung neuer Produkte, die Finanzierung von Übernahmen,
ungelöste Nachfolgeprobleme, aber auch Schwierigkeiten aufgrund
einer falschen Strategie oder fehlender Managementkapazitäten sein.
Private-Equity-Anleger bringen nicht nur frisches Kapital ein, sondern
auch unternehmerisches Know-how und wertvolle Netzwerke. Ihr Ziel
ist, das Unternehmen wieder erfolgreich am Markt zu positionieren
und dessen Wert nachhaltig zu steigern. Wenn das Unternehmen
nach erfolgter Repositionierung wieder verkauft oder an die Börse
gebracht wird, winken hohe Gewinne. Die Investoren sind meist sehr
grosse oder institutionelle Anleger, die ihr Portfolio besser diversifi zie -
ren und von den attraktiven Renditeaussichten profitieren möchten.
Marktteilnehmern. Gemäss Meric braucht es eine gute Portion
Menschenkenntnis und Erfahrung, um die Qualität eines Priva-
te-Equity-Teams richtig zu beurteilen: «Wer in dieser Branche
Erfolg haben will, muss nicht nur überdurchschnittliche Leis-
tungen erbringen, sondern sich auch überdurchschnittlich gut
verkaufen können. Unsere Aufgabe ist es, hinter die Fassade
einer vielleicht brillanten Verkaufs-
präsentation zu blicken, die richti-
gen Fragen zu stellen, um somit die
Kernpunkte herauszufiltern.»
Meric, der fliessend englisch, fran-
zösisch und türkisch spricht, hat
an der IEP Strasbourg Finanzwirt-
schaft studiert und danach erste Berufserfahrungen im Bereich
Mergers & Acquisitions sowie Private Equity gesammelt. Als er
2001 bei LGT eintrat, war er erst der achte Mitarbeitende im Be-
reich Private Equity. Heute, nach zwölf Jahren raschen Wachs-
tums, sind es an die 100. Fast ebenso lange dabei ist Thomas
Cooper. Der Liechtensteiner mit amerikanischen Wurzeln stieg
2002 nach seinem Betriebswirtschaftsstudium als Investment
Controller ein. Bereits nach drei Jahren wechselte er ins Invest-
ment Team, wo er heute eng mit Meric zusammenarbeitet.
Unternehmerisch und leistungsorientiertDie Kultur im Bereich Private Equity ist ausgesprochen leis-
tungsorientiert und unternehmerisch, aber trotz des schnellen
Wachstums familiär geblieben. Neue Mitarbeitende müssen
nicht nur einen überdurchschnittlichen Leistungsausweis mit-
bringen, sondern auch ins Team passen. Das sorgt für die in
diesem Geschäft wichtige Stabilität. Zur Leistungskultur gehört,
dass jeder Mitarbeitende einen Teil seiner jährlichen Vergütung
in die eigenen Fondslösungen investiert. «Wir sitzen mit unseren
Kunden im selben Boot und verfolgen dieselben Ziele», bringt es
Cooper auf den Punkt.
Einer der wichtigsten Kunden ist die Fürstliche Familie von
Liechtenstein, die einen substanziellen Teil ihres Finanzvermö-
gens von LGT verwalten lässt.
Das Fürstliche Portfolio ist lang-
fristig ausgerichtet und zu einem
bedeutenden Teil in alternative
Anlagen wie Hedge-Fonds und
Private Equity investiert. Private
Anleger haben die Möglichkeit,
in exakt die gleiche Anlagestra-
tegie wie die Fürstliche Familie und damit bereits mit vergleichs-
weise geringen Beträgen auch in alternative Anlagen zu investie-
ren, die normalerweise Grossinvestoren vorbehalten sind.
Grundlegender Wandel der BranchePrivate-Equity-Fonds wurden bisweilen als «Heuschrecken» be-
zeichnet, welche aufgekaufte Unternehmen rücksichtslos aus-
pressen. Für Meric war dieser Vorwurf in der Anfangszeit des
Private Equity teilweise berechtigt. Die Branche hat sich aber
weiterentwickelt. Heute gehe es darum, das in vielen Unterneh-
men schlummernde Potenzial zu wecken und das Wachstum
zu beschleunigen. Wenn ein in Schwierigkeiten geratenes Un-
ternehmen wieder eine positive Zukunft habe, würden auch die
Arbeitnehmer profitieren. Cooper ist der gleichen Ansicht: «Ich
glaube, dass Private Equity heute einen wesentlichen Beitrag
zur Weiterentwicklung kleiner und mittelständischer Unterneh-
men leistet und dadurch zu einem wichtigen wirtschaftlichen
Motor geworden ist.»
Ein gut eingespieltes Team: Thomas Cooper (links) und Cem Meric (rechts).
«Wir sitzen mit unseren Kunden im selben Boot und verfolgen
dieselben Ziele.»
Thomas Cooper