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Programma Tedesco V Anno Turistico - Die Bedeutung Der Modalverben - Hotelbewertungen - Speisekarte - Hamburg - Sieben Schicksalsorte der Deutschen Geschichte - Arbeit Am Flughafen - 1949: Die Gründung der Ddr - Nachkriegszeit - Die Verfolgung Deutscher Juden Nach Machtübernahme Der Nazis - Biografie Franz Kafka - Entstehung Des Expressionismus - Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) - Hitlers Aufstieg Zur Macht - Die Nationalsozialistischen Ideologie - Errichtung Der Besatzungsherrschaft

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Programma Tedesco

V Anno

Turistico

- Die Bedeutung Der Modalverben - Hotelbewertungen - Speisekarte - Hamburg - Sieben Schicksalsorte der Deutschen Geschichte - Arbeit Am Flughafen - 1949: Die Gründung der Ddr - Nachkriegszeit - Die Verfolgung Deutscher Juden Nach Machtübernahme Der Nazis - Biografie Franz Kafka - Entstehung Des Expressionismus - Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) - Hitlers Aufstieg Zur Macht - Die Nationalsozialistischen Ideologie - Errichtung Der Besatzungsherrschaft

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DIE BEDEUTUNG DER MODALVERBEN

Einführung

Die Modalverben können, wollen, müssen, sollen und dürfen verändern (modifizieren) die Bedeutung des anderen Verbs. Im Präsens Indikativ wird häufig möchten als Variante von wollen benutzt.

Beispiel: wollen/möchten = Wunsch Peter geht ins Kino. Peter will (möchte) ins Kino gehen. = Es ist (nur) ein Wunsch, ins Kino zu gehen. (Es ist nicht sicher, ob er wirklich geht)

Beispiel: müssen = Notwendigkeit Peter macht die Hausaufgaben. Peter muss die Hausaufgaben machen. = Peter (oder eine andere Person) meint, dass es notwendig ist, die Hausaufgaben zu machen

Beispiel: dürfen = Erlaubnis Peter geht zu der Party. Peter darf zu der Party gehen. = Peter hat die Erlaubnis (von seinen Eltern) zu der Party zu gehen.

Beispiel: können = Fähigkeit Peter spielt Gitarre. Peter kann Gitarre spielen. = Peter hat die Fähigkeit Gitarre zu spielen.

Beispiel: sollen = Rat Peter raucht weniger. Der Arzt sagt, Peter soll weniger rauchen. = Der Arzt gibt Peter den Rat, weniger zu rauchen.

Diese Beispiele sind typische Bedeutungsvarianten der Modalverben. Die Bedeutungsvariation der Modalverben ist aber sehr groß. Teilweise überschneiden sich die Bedeutungen. Der Kontext einer Äußerung ist wichtig, um die Bedeutung zu verstehen.

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Übersicht: Die wichtigsten Bedeutungsvarianten der Modalverben können: Fähigkeit: Ich kann schwimmen. Möglichkeit: Im Bodensee kann man schwimmen. Erlaubnis: Du kannst bis 24.00 Uhr bei der Party bleiben. (=dürfen) Höfliche Frage: Kann ich Ihnen helfen? wollen: Wunsch: Ich will im Sommer nach Italien fahren. Plan, Absicht: Wir wollen nächste Woche heiraten. dürfen: Erlaubnis: Du darfst mit deiner Freundin zu der Party gehen. Recht: Mit 18 Jahren darf man in Deutschland wählen. Höfliche Frage: Darf ich Ihnen helfen? Moralische Pflicht (negativ): Man darf zu alten Leuten nicht unhöflich sein. müssen: Objektive oder subjektiv empfundene Pflicht: Ich muss die Präsentation für meinen Chef fertig machen. Moralische Pflicht (nur positiv): Man muss alten Leuten helfen. Gesetzliche Pflicht: An einer roten Ampel muss man anhalten. Notwendigkeit: Der Patient muss sofort operiert werden. sollen: Empfehlung: Peter soll weniger rauchen. Moralische Pflicht (positiv): Man soll alten Leuten helfen. Moralische Pflicht (negativ): Man soll Kinder nicht schlagen. Aufgabe/Auftrag: Ich soll für meine Oma Getränke kaufen. Direkte Aufforderung: Sie sollen aufstehen! Höfliche Frage: Soll ich Ihnen helfen?

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HOTELBEWERTUNGEN

Hotelbewertungen nehmen vielen Urlaubern die Angst vor einer misslungenen Reise. Die meisten informieren sich auf diversen Hotelbewertungsportalen über die Sauberkeit, den Service und die Lage des Hotels. Wie ist das Essen? Was erwartet mich auf dem Zimmer und wie weit ist es eigentlich bis zum Strand oder bis ins Zentrum?

Fragen über Fragen, die in den kurzen, meist positiven Hotelbeschreibungen der verschiedenen Reiseveranstalter häufig nicht beantwortet werden. Welchen Seiten ihr diese Hotelbewertungen entnehmen oder wo ihr selbst welche abgeben könnt, wie diese funktionieren und wie seriös sie tatsächlich sind, das erfahrt ihr genau hier.

Hotelbewertungen auf Holidaycheck, Tripadvisor & Co. Viele Urlauber kennen das Problem: Man sieht ein tolles Urlaubsangebot, der Ferienort passt perfekt und sogar der Reisezeitraum und der Preis stimmen. Nun stellt sich häufig noch die eine entscheidende Frage: Wie sieht es eigentlich mit dem Hotel aus? 4 Sterne ist schließlich nicht immer gleich 4 Sterne. Schnell beginnen die ersten von euch den Hotelnamen in einer Suchmaschine einzugeben, um möglichst viel über den Ruf des Hotels zu erfahren. Sobald ihr den Hotelnamen eingebt, erscheint in der Regel als erstes die hoteleigene Webseite, anschließend die ersten Buchungs- bzw. Hotelbewertungsportale, darunter holidaycheck.de, tripadvisor.de oder auch trivago.de. Diejenigen von euch, die sich regelmäßig auf meinem Blog herumtreiben, werden bestimmt gemerkt haben, dass ich insbesondere eine der ersten beiden Webseiten wenn möglich immer in meinen Deals verlinke. Und das hat folgenden Grund: Bevor ihr ein Urlaubsschnäppchen bucht, sollt ihr darüber informiert sein, wo euch dieses genau hinschickt und was die bisherigen Besucher zu diesem Hotel sagen. Dabei sollte man allerdings berücksichtigen, dass die Bewertungen stets subjektiv sind, doch dazu gleich mehr. Eure Meinung zählt – So funktionieren Hotelbewertungen Nehmen wir als erstes das größte deutschsprachige Meinungsportal für Reise und Urlaub im Internet, holidaycheck.de, das mit dem Motto „Wer nicht checkt, reist dumm“ wirbt und laut Stiftung Warentest eines der führenden Bewertungsportale für Hotels ist. Oben rechts in der Suchmaske können Besucher den Hotelnamen eingeben, dieses auswählen und schließlich die Weiterempfehlungsrate sowie die einzelnen Meinungen zu diesem Hotel lesen. Wer selbst schonmal dort war, kann über den

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gelben Button „Dieses Hotel bewerten“ auch die eigene Bewertung abgeben. Dabei müssen die Reisedaten (Reisezeitraum, Aufenthaltsdauer, Urlaubsart etc.) angegeben und es müssen auf einer Skala von 1 bis 6 die verschiedenen Aspekte, wie etwa das Hotel im Allgemeinen, die Lage und Umgebung, der Service oder auch die Gastronomie bewertet werden. Anschließend müsst ihr unten noch ein aussagekräftiges Fazit abgeben (mind. 100 Zeichen) und eurer Bewertung einen Titel geben. Danach folgen noch einige freiwillige Angaben und im letzten Schritt schließlich eure persönlichen Angaben. Fertig ist die Bewertung auf holidaycheck.de, die ihr über die Bestätigungsmail noch freigeben müsst und die hoffentlich – sofern ihr diese möglichst umfassend und ausführlich verfasst – vielen weiteren Nutzern bei ihrer Hotelauswahl weiterhelfen wird.

Ähnlich funktionieren die Hotelbewertungen auf tripadvisor.de, einer der weltweit größten Reise-Webseiten, die euch unter anderem anhand von authentischen Empfehlungen von Millionen von Reisenden die Planung und Buchung einer perfekten Reise ermöglicht. Über die Suchmaske könnt ihr zunächst euren Urlaubsort und dann die gewünschte Unterkunft wählen, zu der ihr oftmals sogar mehrere Hundert, wenn nicht sogar Tausend Bewertungen einsehen könnt. Über den grünen Button „Bewertung schreiben“ könnt ihr schließlich auch hier eine eigene, ausführliche Bewertung abgeben sowie auf einer Skala von 1 bis 5 einzelne Aspekte bewerten. Auch hier ist die Bewertung schnell und einfach abgeschickt und eine große Hilfe für andere Reisende. Besonders lobenswert ist auf beiden Seiten übrigens die Bild-Funktion, anhand derer Besucher ihre selbst gemachten Hotelfotos hochladen können, die den Hotelsuchenden häufig einen ersten Eindruck vom Hotel vermitteln. Eine weitere Webseite, auf der ihr Bewertungen zu verschiedenen Hotels einsehen könnt, ist zum Beispiel die beliebte und weltweit größte Hotelsuche-Webseite trivago.de. Der Unterschied zu den anderen beiden Portalen ist hier allerdings, dass ihr direkt über die Seite keine eigene Bewertung abgeben könnt, da die Hotelbewertungen hier anhand des trivago Rating Index (tRI™) erfasst werden. Das bedeutetet kurz gesagt, dass verfügbare Bewertungen von unterschiedlichen Quellen aus dem Internet gesammelt und mithilfe eines Algorithmus zusammengefasst werden. Neben den drei größten Portalen HolidayCheck, tripadvisor und trivago gibt es zudem auch noch Anbieter wie etwa expedia.de, bei denen ihr erst eigene Hotelbewertungen abgeben könnt, wenn ihr eines der Hotels tatsächlich besucht habt, ausgecheckt seid und einige Tage später per Mail eine Einladung zur Bewertung erhaltet. Seriosität der Hotelbewertungen Nachdem man sich nun mehrere Hotelbewertungen durchgelesen hat, von denen einige ganz schön unterschiedlich aussehen, stellt man sich natürlich die Frage, wie

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seriös die einzelnen Hotelbewertungen sein können. Kann man sich auf die Hotelbewertungen verlassen? Eine Sache steht fest: Sobald man selbst eine Bewertung abgegeben hat, diese nochmals per Mail bestätigt und freigibt, wird sie in der Regel nochmals vom Anbieter – meist erst von automatischen Computersystem, dann noch von mehreren kompetenten Mitarbeitern, so wird es zumindest prophezeit – geprüft. Die Anbieter sprechen daher in der Regel von geprüften, authentischen Bewertungen. Um Manipulationen vorzubeugen, werden die Bewerter mit auffälligen Kritiken von vielen Anbietern sogar nochmals kontaktiert und um einen Nachweis gebeten, der bestätigt, dass sie tatsächlich in diesem Hotel übernachtet haben. Trotz der oftmals genauen Überprüfung anhand von Computersystemen aber auch von Menschen, sind viele Besucher allerdings immer noch skeptisch, was die Bewertungen angeht – insbesondere bei überdurchschnittlich guten Hotelbewertungen. Das kann man ihnen allerdings auch nicht verübeln, denn trotz Verifizierung von Seiten des Anbieters kommt es immer noch vor, dass einige manipulierte, teils auch sehr fehlerhafte Bewertungen veröffentlicht werden, was auch eine Untersuchung der Stiftung Warentest bestätigte, bei der nur eines von sieben Bewertungsportalen keine der fingierten Bewertungen veröffentlichte. Hilfreich kann hier häufig ein genauerer Blick auf die Anzahl der Bewertungen sein, auf den genauen Inhalt der Kritik – sowohl auf positive als auch auf die negative – aber auch ein Blick auf die unterschiedlichen Hotelbewertungsportale. So kritisieren einige Besucher auf dem einen Portal vielleicht den Pool oder die Sauna, die euch womöglich gar nicht interessieren, andere wiederum hätten beim Abendessen lieber fünf statt vier verschiedene Gerichte zur Auswahl. Wie bereits erwähnt, sind viele der Bewertungen sehr subjektiv. Wichtig ist auch, auf den Sprachstil der Bewertung zu achten. Wenn dieser nämlich eindeutig nach einem Katalogeintrag klingt, kann man beinahe von einer professionell gefälschten Bewertung ausgehen. Darüber hinaus kann ein kurzer Blick auf das Nutzerprofil des Bewerters nicht schaden. Je anonymer ein Profil ist, umso skeptischer sollte man sein. Ähnlich sieht es bei der Länge einer Bewertung aus: Ist diese etwas länger gehalten, sind die Pros und Kontras ausführlich ausgelistet und wird das womögliche Probleme detailliert beschrieben, kann man davon ausgehen, dass der Bewerter Wert darauf legt, seine echten Erfahrungen mit den Lesern zu teilen. Ist die Bewertung hingegen kurz und knapp, ganz egal ob positiv oder negativ, kann es sein, dass der Hotelgast es einfach überspitzt dargestellt hat. Fakt ist, dass jeder Hotelbesucher seine eigenen, individuellen Kriterien hat, nach denen er urteilt, ob das Hotel etwas taugt oder nicht – und diese sollte man versuchen zu berücksichtigen.

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Hotelbewertungen – Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Wie ihr seht, gibt es unterschiedliche Hotelbewertungsportale, die es einem ermöglichen, sich genauer über ein Hotel zu informieren oder es sogar selbst zu bewerten. Dabei haben sie alle eine Sache gemeinsam: Jedem dieser Anbieter geht es in erster Linie darum, dass die Besucher den richtigen Eindruck zum jeweiligen Hotel erhalten, sprich dass es sich um hundertprozentig authentische Bewertungen handelt. Des Weiteren spielt die Vielfalt an Meinungen eine wichtige Rolle, da ihr nur aus möglichst vielen verschiedenen Bewertungen tatsächlich herausfiltern könnt, ob das Hotel euren Ansprüchen entspricht oder nicht.

Um den Gästen aber nicht nur die einzelnen Hotelkritiken aufzuführen und Tipps der Gäste weiterzugeben, sondern auch einige der besten Hotels vorzustellen, werden sogenannte Awards verliehen. So könnt ihr zum Beispiel beim Bewertungsportal tripadvisor.de den sogenannten tripadvisor Travellers Choice Award und das tripadvisor Zertifikat für Exzellenz vorfinden, auf holidaycheck.de ist es der Holidaycheck Award. Mit diesen Awards können sich Hotels auf der ganzen Welt rühmen, denn sie haben somit nicht nur viele positive Bewertungen, sondern werden auch noch zu einem der top Hotels weltweit gezählt.

Wer also nicht immer blind den Hotelbeschreibungen diverser Reiseanbieter vertrauen möchte, sollte durchaus nochmal einen Blick auf die verschiedenen Hotelbewertungen werfen, die ihr auf Bewertungsportalen wie beispielsweise holidaycheck.de oder auch tripadvisor.de finden könnt. Denn wie ihr bekanntlich wisst, ist Vertrauen gut, Kontrolle jedoch immer noch besser.

Oder habt ihr auch in diese Bewertungen kein Vertrauen? Gerne könnt ihr mir über eure Erfahrungen berichten, die ihr bisher mit unterschiedlichen Hotelbewertungen gemacht habt. Gibt es vielleicht sogar ein Bewertungsportal, das ihr unbedingt weiterempfehlen würdet?

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SPEISEKARTE

Eine Speisekarte ist eine Übersicht über die Produkte, Leistungen und Preise eines gastronomischen Betriebes. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird verkürzt von der Karte eines Betriebes gesprochen. Sie enthält normalerweise das Angebot an Speisen, Getränken (Speise- und Getränkekarte) sowie – soweit angeboten – vollständigen Menüs. Einige Betriebe legen separate Menü-, Getränke-, Eis-, Dessert-, Zigarren- oder Weinkarten aus. Geschichte Verzeichnisse von Speisen sind aus verschiedenen Epochen erhalten geblieben. Schon die sumerischen Tontafeln enthielten aufgelistete Speisen, und vermutlich hatten auch die Römer und alten Griechen schon ihre Speisekarten auf Wachstafeln oder Papyrus. Das älteste erhaltene Menü ist eine lange Liste von Lebensmitteln für das zehntägige Eröffnungsfest des königlichen Palastes in Kalhu im Jahre 879 v. Chr., woran 69.574 Gäste teilnahmen. Menü- und Speisekarten, wie sie heute bekannt sind, kamen erst im 19. Jahrhundert auf, als die ersten öffentlichen Restaurants um 1770 in Paris entstanden. Die erste Speisekarte mit Preisangaben soll eine Erfindung des Wiener Gastwirts Josef Merina gewesen sein, der 1784 als erster seinen Gästen im Wirtshaus "Zum Roten Apfel" einen "Kuchenzeddl mit Tariffen" vorlegte. In Wien wurde 1884 sogar eine Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen der Speisekarte gefeiert. Grundfunktionen Die Speisekarte hat zwei Grundfunktionen zu erfüllen:

1. das Personal im organisatorischen Ablauf des Betriebs (Küche, Bar, Service) zu unterstützen

2. den Gast über Angebot und Preise zu informieren In Text und Aufmachung spiegelt die Speisekarte meist den Anspruch der Küche und des angebotenen Gesamtkonzepts des Gastwirts. Formen und Eigenschaften Die Form der Speisekarte ist meist rechteckig, es gibt aber auch quadratische, runde, ovale sowie unregelmäßig geformte. Die Bindung der Blätter erfolgt typischerweise

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durch Kordeln, Schrauben, Klemmen, Kleben, Heften, Spiral- oder Ringbindungen. Die Größe variiert normalerweise von DIN A5 bis DIN A3, Sonderformen und -größen weichen davon ab. Eine Speisekarte besteht oft aus Umschlag oder Speisemappe und den Innenseiten. Es sind verschiedene Umschlag- und Innenmaterialien, wie Karton, Papier, Kunststoff oder Leder, zu unterscheiden. Bei der Materialauswahl spielt die Haltbarkeit und die Möglichkeit der Reinigung eine wichtige Rolle. Die Speisekarte kann ebenso als Buch aufgemacht sein oder, ähnlich einer Zeitschrift oder Zeitung, aus einzelnen, gefalteten oder gebundenen Blättern bestehen. Da das Vorhalten in kleiner Auflage gedruckter Speisekarten relativ kostenintensiv ist, sind manchmal Werbeanzeigen integriert. Teilweise beteiligen sich auch Dritte, wie Brauereien und Getränkelieferanten, an den Kosten. Die Speisekarte kann auch auf andere Weise, z. B. im persönlichen Gespräch, über ein digitales Netzwerk oder in Form von Aufschriften auf Tafeln, Leuchtkästen, Plakaten, Spiegeln etc., präsentiert werden. Speisekarte als Preisverzeichnis Die Preisangabenverordnung schreibt in vor, dass der Gastwirt Preisverzeichnisse vorzuhalten hat. Diese sind „entweder auf Tischen aufzulegen oder jedem Gast vor Entgegennahme von Bestellungen und auf Verlangen bei Abrechnung vorzulegen oder gut lesbar anzubringen“. Bei Getränken, die in geeichten Gefäßen abgegeben werden, ist ferner das Füllmaß in ltr/ml anzugeben, auf das sich der Abgabepreis bezieht. Die Preise müssen Endpreise angeben, also evtl. Bedienungsgeld, Steuern und sonstige Zuschläge einschließen. Die gesonderte Ausweisung von Musikzuschlägen oder dem früher in Italien üblichen Zuschlag für Gedecke ist nicht zulässig. Mindestens eine aussagekräftige Auswahl der Speise- und Getränkepreise ist neben dem Eingang der Gaststätte zur gut sichtbaren Einsicht für jedermann anzubringen. Speisekarte als Verbraucherinformation Mit seiner Speisekarte informiert der Gastwirt auch darüber, welche Lebensmittel er in Verkehr bringt. Dazu gibt es im Lebensmittelrecht, hauptsächlich niedergelegt im Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch, grundsätzliche Informationsverpflichtungen sowie Begriffsdefinitionen, die den Verbraucher vor Täuschung schützen sollen. Diese müssen im Inhalt der Speisekarte Beachtung finden und sind bei Zuwiderhandlung straf- oder bußgeldbewehrt. Lebensmittelzusätze Die Zusatzstoff-Zulassungsverordnung behandelt in Inhalt und Bezeichnung sämtliche Zusatzstoffe, die in der Speisekarte durch Begriffsbeiordnung (wie „mit

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Farbstoff“, „enthält Geschmacksverstärker“) oder durch Fußnoten ausdrücklich gekennzeichnet sein müssen. Dies betrifft nicht nur die an den Gast abgegebenen Fertigprodukte wie Getränke, sondern besonders auch Zusätze in eingekauften Lebensmitteln, die weiterverarbeitet werden in die Gerichte auf der Speisekarte. Der Gastwirt ist verpflichtet, sich Kenntnis über die Zusatzstoffe in diesen Grundprodukten zu verschaffen und diese wiederum in seiner Speisekarte auszuzeichnen, soweit sie wesentlicher Bestandteil seines Endprodukts geworden sind. Im Hinblick auf die Verbreitung von Allergien sollte der Begriff wesentlich dabei eher streng ausgelegt werden. Das fahrlässige Unterlassen solcher Kennzeichnungspflichten kann auch direkte Schadensersatzansprüche eines durch fehlende Deklaration geschädigten Kunden auslösen.

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HAMBURG

Hamburg ist ein Stadtstaat und ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Der amtliche Name geht auf die Geschichte Hamburgs als Freie Reichsstadt und als führendes Mitglied der Hanse zurück. Hamburg ist mit ca. 1,8 Millionen Einwohnern aus 183 Ländern die zweitgrößte Stadt Deutschlands nach Berlin und die größte Stadt in der Europäischen Union, die keine Hauptstadt ist. Die Metropolregion Hamburg hat über fünf Millionen Einwohner, im städtischen Ballungsraum leben rund 2,2 Millionen Einwohner. Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirkeund 104 Stadtteile gegliedert. Der Hamburger Hafen ist einer der größten Umschlaghäfenweltweit und macht Hamburg zusammen mit seinem internationalen Flughafen zu einem der bedeutendsten Logistikstandorte in Europa. Aktuell wird ein Strukturwandel zu einem Kreativ-, Wissenschafts- und Finanzplatz angestrebt. Wirtschaftlich und wissenschaftlich ist die Metropole vor allem im Bereich der Spitzentechnologien wie der Luft- und Raumfahrttechnik, der Biowissenschaften und der Informationstechnik, sowie für die Konsumgüterbranche bedeutend. Hamburg hat eine in Mitteleuropa führende Medienlandschaft und Videospielbranche, ein wachsendes Startup-Ökosystemsowie eine dynamische Kultur- und Kreativszene. Der Bildungs- und Forschungsstandort Hamburg ist Zentrum mehrerer renommierter Bildungseinrichtungen, Institute und Forschungszentren. Am 5. Juli 2015 wurden die Speicherstadt aus der Zeit der Industrialisierung und das angrenzende Kontorhausviertelvon der UNESCO als Weltkulturerbe in die Welterbeliste aufgenommen.Weitere bekannte Kulturdenkmäler sind das Rathaus und die markanten Hauptkirchen. Typisch für das Stadtbild sind Klinkerfassaden und viele Wasserlagen an den Flüssen Elbe und Alster sowie zahlreichen Fleeten und Kanälen. Europaweit bekannt sind auch der „Kiez“ als Vergnügungsviertel und Türöffner für Musiker und andere Künstler, sowie das Konzerthaus der Elbphilharmonie. Der Musicalstandort Hamburg ist der bedeutendste auf dem europäischen Kontinent. Hamburg verzeichnet ein verstärktes Wachstum im Bereich des internationalen Stadttourismus und gilt als eine der Städte mit der höchsten Lebensqualität der Welt. Hamburg ist seit 1996 Sitz des Internationalen Seegerichtshofs(ISGH). Seit 2004 findet mit dem Hamburg Summit ein bedeutendes chinesisch-europäisches Gipfeltreffen statt. Im Juli 2017 fand in der Hansestadt der G20-Gipfel statt.

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Allgemeines Die älteste urkundliche Erwähnung datiert aus dem 7. Jahrhundert. Durch seinen Vertrag mit Lübeck im Jahr 1241 wurde Hamburg einer der Gründungsorte der Hanse. Hamburg ist bedeutender Kultur-, Industrie- und Handelsstandort. Die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt zeigt sich in der Metropolregion Hamburg, einer der insgesamt elf europäischen Metropolregionen in Deutschland, der Stellung des Hafens als zweitgrößtem in Europa und als einer der wichtigsten Medienstandorte im deutschsprachigen Raum. Mit 86 Millionen Tagesbesuchern und 12 Millionen Übernachtungen im Jahr 2014 ist Hamburg eines der gefragtesten Tourismusziele in Deutschland. Zu den Zielen der Besucher gehören die Hamburger Innenstadt samt Binnenalster, der Hamburger Hafen mit den St. Pauli-Landungsbrücken und der modernen HafenCity samt der Elbphilharmonie, St. Pauli mit der „sündigen Meile“ Reeperbahn, und weitere bekannte Hamburger Bauwerke wie die historischen Wahrzeichen Michel und Rathaus. Darüber hinaus sind Veranstaltungen wie der Hafengeburtstag, der Altonaer Fischmarkt, der Hamburger Dom und die Cruise Days mit der Parade der TraumschiffeAnziehungspunkte. Am weltweit bedeutenden Musicalstandort Hamburg werden Musicals wie beispielsweise Der König der Löwen und Das Wunder von Bern aufgeführt. Hamburg hat über 60 Theater, mehr als 60 Museen und international bekannte Galerien wie die Hamburger Kunsthalle und das Bucerius Kunst Forum. Bedeutende Messen wie die hanseboot oder die Internorga finden regelmäßig statt. Neben den Fußballspielen des Hamburger SV und des FC St. Pauli, den Radrennen der Cyclassics Hamburg, den internationalen deutschen Meisterschaften im Tennis werden in Hamburg auch das Deutsche Derby sowie das Deutsche Spring- und Dressurderbyausgetragen. Des Weiteren findet jährlich der Hamburg-Marathon statt. Geographie Überblick Hamburg liegt in Norddeutschland an den Mündungen der Bille und der Alster in die Unterelbe, die etwa 100 km weiter nordwestlich in die Nordsee mündet. Nahe dieser Mündung befindet sich der aus drei Inseln bestehende Stadtteil Neuwerk. An der Elbe erstreckt sich der Tidehafen etwa von der Veddel bis Finkenwerder, hauptsächlich auf dem Südufer der Norderelbe, gegenüber den Stadtteilen St. Pauli und Altona. Die beiden Ufer sind durch die Elbbrücken im Osten sowie durch den Alten und Neuen Elbtunnel verbunden. Das Land südlich und nördlich des Flusses ist Geest, höher gelegene Flächen, die durch die Sand- und Geröllablagerungen der Gletscher während der Eiszeitenentstanden sind. Die unmittelbar am Fluss liegenden Marschen wurden auf beiden Seiten der Elbe über

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Jahrhunderte von Nebenarmen der Elbe durchzogen und vom Flutwasser der Nordsee überschwemmt, wobei sich Sand und Schlick abgelagert haben. Inzwischen ist die Elbe beidseitig eingedeicht, Nebenarme wurden trockengelegt, umgeleitet, kanalisiert oder abgedeicht. Alte Deichanlagen erinnern in den Außenorten noch an die Zeit, als bei Hochwasser ganze Viertel unter Wasser standen. Höchste Erhebung ist mit 116,2 m ü. NN der Hasselbrack in einem Nordausläufer der Harburger Berge. Die Alster in der Innenstadt wurde schon seit dem Mittelalterzu einem See aufgestaut. Dieser teilt sich in die größere Außenalster und die kleinere, vom historischen Kern der Stadt umschlossene Binnenalster. Die Zuflüsse der Alster – wie die Alster selbst – sind im Stadtgebiet zum Teil kanalisiert. Sie sind zumeist von ausgedehnten öffentlichen Parkanlagen gesäumt. Die zahlreichen Fleete, Flüsschen und Kanäle der Stadt werden von fast 2500 Brückenüberspannt. Weithin unbekannt ist, dass sich auf der größten Flussinsel der Elbe, in Wilhelmsburg, einer der letzten Tideauenwälder Europas befindet. Hamburg grenzt im Norden an Schleswig-Holstein und im Süden an Niedersachsen. Bis auf einige kleinere „Gebietsbereinigungen“, wie den Erwerb der Insel Neuwerk und von Flurstücken beim Stauwerk Geesthacht, bestehen die heutigen Grenzen der Stadt Hamburg seit dem Groß-Hamburg-Gesetz, das am 1. April 1937 in Kraft trat. Die Stadt ist nach Berlin sowohl hinsichtlich ihrer Einwohnerzahl als auch ihrer Fläche die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Südlich der Binnenalster liegt das historische Zentrum der Stadt. Der geographische Mittelpunkt von Hamburg in seinen gegenwärtigen politischen Grenzen soll ein Ort am Kuhmühlenteich im Stadtteil Uhlenhorst sein. Der nördlichste Punkt Hamburgs ist die Insel Scharhörn, der östlichste Altengamme, der südlichste der Krauel und der westlichste die Insel Nigehörn. Die größte Ausdehnung von der Stadt in Ost-West-Richtung beträgt 39,88 km und in Nord-Süd-Richtung 42,31 km. Fließgewässer in Hamburg

• Elbe (Unterelbe) mit Norderelbe, Süderelbe, Köhlbrand, Reiherstieg, Rethe, Dove Elbe und Gose Elbe

• Nebenflüsse der Elbe: Seevekanal, Bille, Alster, Flottbek und Este • Nebenflüsse

der Alster: Eilbek (Wandse), Osterbek, Goldbek, Isebek, Tarpenbek, Saselbek, Rodenbek, Bredenbek, Ammersbek

Exklaven Zu Hamburg gehören die Nordseeinseln Neuwerk, Scharhörnund Nigehörn sowie der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, der 2011 zum Gebiet des Weltnaturerbes des Wattenmeeres der Nordsee hinzukam. Als Stadtteil Hamburg-

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Neuwerk gehören sie zum Bezirk Hamburg-Mitte, der deshalb nördlichster und westlichster Bezirk Hamburgs ist.

Klima Hamburg liegt in der warmgemäßigten Klimazone und ist durch ein Seeklima geprägt. Aufgrund der durch vorherrschende Westwinde maritimen Einflüsse ist das Klima im Winter milder, im Sommer kühler als im östlichen Hinterland. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 9,9 °C. Der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 17,4 °C, der kälteste der Januar mit 1,3 °C. Temperaturen um die 28 °C sind im Hochsommer keine Seltenheit. An der Wetterstation Hamburg-Fuhlsbüttel wurde ein Maximalwert von 37,3 °C (9. August 1992) gemessen. Das Klima ist ganzjährig feucht. Im Laufe eines Jahres fallen durchschnittlich 773 mm Niederschlag, an durchschnittlich 52 Tagen im Jahr herrscht Nebel. Im Winterhalbjahr kann es sehr stürmisch werden. Sprichwörtlich ist das Hamburger Schmuddelwetter. Bevölkerungsstruktur Herkunft Ende 2013 hatten 550.000 Einwohner einen Migrationshintergrund (melderechtlich registrierte Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit und zugleich ausländischer Herkunft), dies sind etwa 31 Prozent aller Einwohner Hamburgs. Die Zahl an Ausländern (melderechtlich registrierte Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit) bezifferte sich Ende 2012 auf 238.000 Einwohner. Ende 2012 wurden 197.000 Personen eingebürgert und 78.000 waren Aussiedler. Der Ausländeranteil betrug Ende 2013 13,2 Prozent. Vertreten waren 183 Staatsangehörigkeiten. Von den Einwohnern ohne deutsche Staatsangehörigkeit kamen Ende 2012 51.799 Personen aus der Türkei, 20.635 aus Polen, 11.732 aus Afghanistan und 11.081 aus dem ehemaligen Serbien und Montenegro. Aus Mitgliedsländern der Europäischen Union kamen mehr als ein Viertel aller in Hamburg gemeldeten Ausländer. Religionen und Weltanschauungen Ende Dezember 2016 gehörten 26,2 Prozent der Bevölkerung der evangelischen Kirche an, 10,7 Prozent waren Mitglieder der römisch-katholische Kirche. Die Zahl der Evangelischen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken, während die Mitgliederzahl der Katholischen Kirche etwas zugenommen hat.

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Hamburg ist seit der Reformation eine evangelisch-lutherisch geprägte Stadt. Der Rat der Stadt Hamburg unterzeichnete die lutherische Konkordienformel von 1577. Durch seine Stellung als wichtige Hafenstadt war es aber schon lange offen für andere Konfessionen. So entstand hier zum Beispiel 1834 die erste deutsche Baptistengemeinde. In Altona wurde bereits 1601 die heute noch bestehende Hamburger Mennonitengemeinde gegründet. Auch für die Apostolischen Gemeinschaften ist die Hansestadt ein wichtiger Ort. Von hier aus erfolgte die Trennung der Allgemeinen Christlichen Apostolischen Mission von den katholisch-apostolischen Gemeinden und die Entwicklung zur Neuapostolischen Kirche. Heute gibt es 16 Neuapostolische Kirchen in Hamburg, ebenso ist in Hamburg der Sitz der Neuapostolischen Kirche Norddeutschland. Hamburg ist außerdem seit 1995 Sitz des römisch-katholischen Erzbistums Hamburg mit seinem Zentrum im Neuen Mariendom. Hamburg ist auch der Geburtsort der Jesus Freaks und der Flussschifferkirche, einem Kirchenschiff im Binnenhafen. Seit 1910 gibt es auch in Hamburg Jehovas Zeugen. Die jüdische Gemeinde hat in Hamburg eine lange Tradition, die seit Ende des 16. bzw. Anfang des 17. Jahrhunderts mit der Besiedelung europäischer Juden begann und über die Jahrhunderte diverse Synagogen im Hamburger Raum entstehen ließen. Während der Novemberpogrome 1938 wurden die meisten Synagogen zerstört. Der 1611 gegründete Jüdischen Friedhof in Altona, auf dem sowohl von der iberischen Halbinsel eingewanderte Juden (Sepharden) als auch mittel- und osteuropäischen Juden (Aschkenasim) bestattet wurden, ist heute noch Zeugnis dieser über Jahrhunderte währenden Geschichte. Auf Grund seines Alters und der Anzahl an wertvollen Grabsteinen zählt der Friedhof zu den bedeutendsten jüdischen Grabstätten der Welt. Die Jüdische Gemeinde Hamburg ist heute mit ca. 3500 Mitgliedern eine der größten jüdischen Gemeinden Deutschlands. Das Zentrum jüdischen Lebens der Stadt befindet sich rund um die Talmud Tora Schule am Grindel, im Bezirk Eimsbüttel. Seit den 1960er-Jahren gibt es einen bedeutenden Anteil an muslimischer Bevölkerung. Am 22. Juni 1957 wurde in Stellingen mit der Fazle-Omar-Moschee die erste Moschee Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg von der Ahmadiyya Muslim Jamaat eröffnet. Auch asiatische Religionen sind in Hamburg in zunehmendem Maße vertreten. Die Anhängerschaft des Buddhismus besteht sowohl aus asiatischen Einwanderern als auch aus deutschstämmigen Konvertiten. Insbesondere die buddhistischen Richtungen Zen und tibetischer Buddhismus genießen eine gewisse Popularität.

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SIEBEN SCHICKSALSORTE DER DEUTSCHEN GESCHICHTE

Varusschlacht: Teutoburger Wald, Niedersachsen Kurz nach Christi Geburt: Die Römer streckten ihre Hand nach Germanien aus. Doch der Cherusker Arminius hatte ein Bündnis zwischen mehreren Stämmen geschmiedet. Gemeinsam lockten die Germanen so drei römische Legionen in einen Hinterhalt und vernichteten sie. Folge: Die Römer verloren ein Achtel ihres gesamten damaligen Heeres und ließen fortan die Finger vom Land östlich des Rheins. Spätestens im 19. Jahrhundert, zur Gründung des Deutschen Reichs, brauchte man eine nationale Symbolfigur. Eine fand man in Arminius, der nun als Herrmann bekannt wurde. So setzte man ihm ein großes Denkmal im Teutoburger Wald bei Detmold und stilisierte ihn zum Urgermanen. Dass er vielleicht eher ein Verräter war, da er in Rom aufgewachsen war und mit dem Gegner Varus sogar an einem Tisch gesessen hatte, störte dabei nicht. Auch nicht, dass bis heute keiner sicher sagen kann, wo die Schlacht überhaupt stattgefunden hat. Ein bedeutendes Ereignis für Deutschland war sie aber sicherlich. Nahe Kalkriese gibt es heute ein Museum für die sogenannte Varusschlacht

Das Herrmannsdenkmal bei Detmold

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Kaiser Karl der Große: Aachener Dom, Nordrhein-Westfalen Er war sicher kein angenehmer Genosse. Karl der Große rang den germanischen Stamm der Langobarden nieder, tötete tausende Sachsen und unterwarf die Bayern. Aber indem er das tat, schuf er das fränkische Reich, das sich über fast ganz Mittel- und Westeuropa erstreckte. Er war aber nicht nur ein Eroberer. Bildung war ihm wichtig und er setzte eine effektive Verwaltung ein. Außerdem verbreitete er das Christentum. Damit gilt er vielen als der Vater Europas. Gegen Ende seiner Herrschaft verbrachte er immer mehr Zeit in der Stadt Aachen. Und hier, in einem aufwendig verzierten Schrein im Aachener Dom, liegen die Überreste dieses so wichtigen Herrschers.

Der Aachener Dom im Winter Luthers Rückzugsort: Wartburg, Eisenach, Thüringen Sie thront auf einem Berg hoch über der Stadt Eisenach in Thüringen. Die Wartburg ist eine der deutschen UNESCO-Welterbe-Stätten, und das zurecht, war sie doch so wichtig für die deutsche Geschichte. Denn zum einen übersetzte hier Martin Luther die lateinische Bibel in die deutsche Sprache und begründete damit den

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Protestantismus auf deutschem Boden. Später sollte die konfessionelle Spaltung der Deutschen ein Grund für den grausamen Dreißigjährigen Krieg sein. Zum anderen fand an diesem Ort auch das Wartburgfest von 1817 statt. Dabei versammelten sich deutsche Burschenschaften und demonstrierten gegen Kleinstaaterei. Sie wollten einen gemeinsamen Nationalstaat. Der Traum sollte erst viel später in Erfüllung gehen. Doch begründete sich hier die Idee eines einigen Deutschlands.

Die Wartburg Befreiung vom kleinen Franzosen: Völkerschlachtsdenkmal, Leipzig, Sachsen Es war wohl die größte Schlacht des 19. Jahrhunderts und auch die wichtigste politische Entscheidung Europas. Am 16. Oktober 1813 stellten sich die Truppen Preußens, Österreichs, Russland und Schwedens gegen die Armee von Napoleon. 600.000 Soldaten trafen aufeinander, drei Tage dauerten die Kämpfe. Am Ende war Napoleon geschlagen und musste sich zurückziehen. Der Anfang vom Ende des großen kleinen Kaisers. Hundert Jahre später gedachte man dieser Schlacht und weihte in Leipzig das Völkerschlachtdenkmal – kaum ahnend, dass nur wenige Jahre später Kämpfe anstehen würden, die diese Schlacht mühelos in den Schatten stellen sollten. Der Erste Weltkrieg stand vor der Tür.

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Im Inneren des Völkerschlachtsdenkmals Deutschlands erste Nationalversammlung: Paulskirche, Frankfurt, Hessen Bisher war es nur ein Deutscher Bund, zu dem sich die vielen kleinen deutschen Staaten unter Einbeziehung von Österreich und Preußen geeinigt hatten. Doch die Menschen wollten mehr. Sie wollten eine Nation, und das im Zeichen von Liberalismus und Demokratie. Die Bürger wollten mitentscheiden. Die Monarchien dagegen wollten lieber das Rad der Zeit zurückdrehen, ihre Macht wiederherstellen. Dieser Konflikt entlud sich in der Deutschen Revolution – und zeitgleich übrigens in fast ganz Europa. Am 18. Mai 1848 trat in der Paulskirche in Frankfurt die erste Deutsche Nationalversammlung zusammen. Es wurde eine Verfassung geschrieben, als Oberhaupt des Staates bot man dem preußischen König die Kaiserkrone an. Doch der lehnte ab und im Folgenden wurde die Bestrebungen der Revolution gewaltsam niedergerungen. Deutschland war ohne Demokratie. Noch.

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Die Paulskirche in Frankfurt Symbol der deutschen Teilung: Checkpoint Charlie, Berlin Noch heute spüren wir die Folgen der deutschen Teilung durch die Alliierten. Russen und Westmächte standen sich feindlich gegenüber, der Kalte Krieg zwischen Ost und West begann und Deutschland wurde zerrissen. In die Bundesrepublik Deutschland mit der Hauptstadt Bonn auf der einen Seite und die Deutsche Demokratische Republik mit Sitz in Berlin. Die Siegermächte hatten die Stadt aufgeteilt, auch wenn sie eigentlich im russisch besetzten Gebiet lag. Und so war der Westteil Berlins bald eine Enklave, umschlossen von der DDR. Die schottete sich ab, auch um die Flucht ihrer eigenen Bürger zu verhindern. 1961 machte die DDR endgültig dicht. Sie baute eine Mauer. Und doch: Irgendwo musste es weiter Kontakt zwischen den Gebieten geben. So entstanden viele Übergänge, deren Namen heute noch berühmt sind. Die Glienicker Brücke diente zum Agentenaustausch zwischen Ost und West. Normale Bürger reisten meist über den Bahnhof Friedrichstraße. Und Diplomaten nutzen den Übergang am Checkpoint Charlie. Hier steht noch heute das Mauermuseum, das übrigens schon kurz nach dem Bau der Mauer im Jahr 1962 entstand. Was einst Symbol der Teilung war, ist heute ein Besuchermagnet.

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ARBEIT AM FLUGHAFEN Am Flughafen ist die große weite Welt zum Greifen nah: Tausende Fluggäste heben jeden Tag an den großen Airports in ganz Deutschland ab und machen sich auf den Weg in alle Länder der Welt. Asien, Amerika, Afrika, Australien, Neuseeland sind Sehnsuchtsorte, die Lust auf Urlaub machen. Daher ist es kein Wunder, dass viele Menschen von der Arbeit am Flughafen träumen. Auch der Abschiedsschmerz und die Wiedersehensfreude machen Flughäfen für Reisende und Angestellte zu ganz besonderen, sehr emotionalen Orten. Jeder Airport beschäftigt Mitarbeitern in den unterschiedlichsten Bereichen: Im Service, im Sicherheitsbereich am Boden, in den Duty-Free-Shops, in Restaurants & Bars, an Snack-Ständen, in der Luftsicherheit, in der Abfertigung und zahlreichen weiteren Bereichen. Vor allem die Luftsicherheit ist für viele ein hochspannender, attraktiver Bereich; allerdings müssen hier auch, besondere Anforderungen erfüllt werden, um am Flughafen Arbeit zu finden. Lesen Sie hier, welche Berufe es in der Luftsicherheit und in anderen stark nachgefragten Bereichen gibt und durch welche Tätigkeiten sie sich auszeichnen.

Flughafen ist die große weite Welt zum Greifen nah: Tausende Fluggäste heben jeden Tag an den großen Airports in

Arbeit am Flughafen im Bereich Luftsicherheiteder Airport beschäftigt Mitarbeitern in den unterschiedlichsten Bereichen: Im Arbeit am Flughafen im Bereich Luftsicherheit Die Luftsicherheit ist an jedem Flughafen von besonderer Bedeutung; schließlich geht es hier um die Sicherheit der Fluggäste, sowohl am Boden als auch in der Luft. Unfälle und Zwischenfälle verhindern, reibungslose Abläufe garantieren, Gepäck und Passagiere kontrollieren und verbotene Gegenstände aufspüren - all das zählt zu den Aufgaben der Luftsicherung. Für die Arbeit am Flughafen sind in diesem Bereich Berufe wie die Kontrollkraft für Personal und mitgeführte Gegenstände (Luftsicherheitskontrollkraft) oder der Luftsicherheitsassistent maßgeblich. Neben dem direkten Sicherheitsbereich sorgen zahlreiche weitere Mitarbeiter für entspanntes Reisen. So ist auch der Ramp Agent für die pünktliche Abfertigung der Flüge verantwortlich.

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Luftsicherheitskontrollkraft Die Sicherheitsstandards an den internationalen Flughäfen ändern sich ständig; die Kontrollkraft für Personal und mitgeführte Gegenstände (Luftsicherheitskontrollkraft) muss somit nicht nur stets auf dem aktuellen Stand der Bestimmungen sein, sondern diese auch durchsetzen. Berufsbild der Luftsicherheitskontrollkraft Abwechslungsreiche Aufgaben und eine hohe Verantwortung zeichnen die Arbeit der Kontrollkraft für Personal und mitgeführte Gegenstände aus. Die Voraussetzung dafür ist eine Ausbildung, die in der Regel über eine dreimonatige Schulung mit anschließender behördlicher Prüfung erworben wird. Ein Schulabschluss ist für diese obligatorisch, darüber hinaus müssen die Bewerber über eine bereits abgeschlossene weitere Ausbildung verfügen. Verlangt wird außerdem, dass die zukünftigen Kontrollkräfte Deutsch auf Muttersprachenniveau sprechen sowie zumindest über Grundkenntnisse der englischen Sprache verfügen. Ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis, ein höfliches, gepflegtes Auftreten sowie die Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten im Schichtdienst sind weitere Voraussetzungen für diese Arbeit am Flughafen. Die tägliche Arbeit der Luftsicherheitskontrollkraft Die Kontrolle von Flugpersonal sowie deren Reise- und Handgepäck und auch mitgeführte Waren gehört zu den Aufgaben der Luftsicherheitskontrollkraft. Diese erfolgt an den Airports zum einen durch Scan-Systeme, darüber hinaus werden auch direkte Durchsuchungen vorgenommen. Deshalb ist auch die Auswertung von Röntgenbildern, sowohl von Personen als auch von Gepäck, essenzieller Bestandteil des Berufsbildes.

Zukunftsaussichten und Chancen

Der Bereich der Luftsicherheit ist am Flughafen maßgeblich, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Zuverlässige Kräfte werden dort immer gesucht. Der Beruf Kontrollkraft für Personal und mitgeführte Gegenstände hat somit gute Zukunftschancen und auch eine interne Karriere ist durchaus möglich.

Luftsicherheitsassistent

Der Luftsicherheitsassistent nimmt im Prinzip dieselben Aufgaben wahr wie die Kontrollkraft für Personal und mitgeführte Gegenstände. Die Unterschiede zwischen dem Assistenten und der Kontrollkraft liegen darin, dass die Kontrollkraft in erster

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Linie das Flughafenpersonal vor Betreten der sensiblen Bereiche und auch in den sicherheitsrelevanten Bereichen kontrolliert. Das Aufgabengebiet des Luftsicherheitsassistenten ist eher auf Passagiere und transportierte Waren fokussiert.

Berufsbild Luftsicherheitsassistent

Auch der Luftsicherheitsassistent ist für Passagierkontrollen, die Überprüfung und Überwachung von Reise- und Handgepäck, die Auswertung von Röntgenbildern im Zusammenhang mit dem Security-Check für Passagiere und Gepäck sowie für die gesamte Einhaltung der Sicherheitsstandards zuständig. Die Ausbildung dauert in der Regel rund drei Monate mit anschließender behördlicher Prüfung und befähigt dazu, im gesamten Sicherheitsbereich am Airport tätig zu werden.

Zukunftsaussichten und Chancen

Ähnlich wie die Luftsicherheitskontrollkraft bestehen auch für den Assistenten gute Zukunftsaussichten. Die Bereitschaft zum Schichtdienst muss für diese Arbeit am Flughafen ebenfalls vorhanden sein – dann steht der Karriereweg an den verschiedenen deutschen beziehungsweise europäischen Airports offen.

Ramp Agent

Der Ramp Agent agiert als Schnittstelle zwischen der Abfertigungsorganisation und verkehrsrelevanten Informationen. Er ist ständig aktuell über alle Veränderungen im Betrieb, über Verspätungen und Ladungen informiert und gibt diese Informationen an Stellen weiter, die damit wiederum den reibungslosen Betrieb gewährleisten. Insgesamt ist der Ramp Agent damit maßgeblich für die pünktliche Abfertigung der Flüge verantwortlich.

Berufsbild des Ramp Agents

Eine spezielle Ausbildung ist für den Beruf des Ramp Agents nicht erforderlich. Die Bewerber sollten allerdings stressresistent sein, stets den Überblick behalten können, ein hohes Verantwortungsbewusstsein mitbringen und zu flexiblen Arbeitszeiten bereit sein. Ein Führerschein ist obligatorisch, zudem dürfen Ramp Agents keine negativen Schufa-Einträge haben.

Die täglichen Aufgaben des Ramp Agents

Bevor ein Flug pünktlich starten kann, stehen zahlreiche Aufgaben an: Das Gepäck muss reibungslos verladen werden, aktuelle Wetter- und Verkehrsinformationen im Auge behalten werden, die Passagiere müssen möglichst schnell und ohne Stau einsteigen, die Crew erhält die Unterlagen mit den Fluginformationen. Um all das kümmern sich die Ramp Agents, die täglich für eine definierte Anzahl an Flügen voll zuständig sind.

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Zukunftsaussichten des Ramp Agents

Ramp Agents werden am Arbeitsmarkt gesucht, vor allem, weil der Luftverkehr nach wie vor boomt und immer mehr Flugzeuge von den deutschen und europäischen Airports abheben. Wer die Voraussetzungen erfüllt, findet somit einen sicheren Job, wodurch auch fachfremde Kräfte den Traum von der Arbeit am Flughafen verwirklichen können.

Gegenstände hat somit gute Zukunftschancen und auch eine interne Karriere ist durchaus möglich.ufgaben wahr wie die Kontrollkraft für Personal und mitgeführte Gegenstände. Die Unterschiede zwischen dem Assistenten und der Kontrollkraft liegen darin, dass die Kontrollkraft in erster Linie das Flughafenpersonal vor Betreten der sensiblen Bereiche und auch in den sicherheitsrelevanten Bereichen kontrolliert. Das Aufgabengebiet des Luftsicherheitsassistenten ist eher auf Passagiere und transportierte Waren fokussiert.

Flughafen Arbeit zu finden.

Lesen Sie hier, welche Berufe es in der Luftsicherheit und in anderen stark nachgefragten Bereichen gibt und durch welche Tätigkeiten sie sich auszeichnen.

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1949: DIE GRÜNDUNG DER DDR

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 beschlossen die Siegermächte Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion auf der Konferenz von Jalta in der Ukraine, das deutsche Staatsgebiet in vier Besatzungszonen aufzuteilen. Zudem bekam jede Besatzungsmacht jeweils einen Teil der Hauptstadt Berlin. Das Ziel war es, den Nationalsozialismus zu beenden und die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen.

Schon nach zwei Jahren war das Verhältnis zwischen den Ost- und Westmächten gespalten. Die Sowjetunion verfolgte eine aggressive Politik und war bemüht die eigene Weltanschauung gen Westen zu verbreiten. Vor allem die USA verfolgten diese Entwicklung mit Misstrauen. Der Kapitalismus und der Kommunismus – beides schien unvereinbar. Bereits im März 1946 sprach der britische Premierminister Winston Churchill von einem "Eisernen Vorhang", der den Westen vom Osten trenne. Ein Jahr später beschlossen die USA mit dem Marshallplan den Kommunismus in Europa einzudämmen. Der Kalte Krieg begann.

Am 7. Oktober 1949 wurde die sowjetische Besatzungszone (SBZ) schließlich offiziell zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Das Gebiet umfasste die heutigen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Sachsen sowie Ost-Berlin. Der neue Staat pflegte weiterhin eine enge Beziehung zur Sowjetunion, war aber nun ein eigenständiger Staat mit eigener Regierung und Wirtschaft.

Die Sowjetunion als Vorbild

Die DDR wurde nach sowjetischem Vorbild zum sozialistischen Staat erklärt. Das bedeutete etwa, dass sämtliches Privateigentum, vor allem Geschäfte und Unternehmen, aber auch Mietshäuser in staatlichen Besitz übergingen. Jegliche Produktion von Waren und Gütern wurde vom Staat kontrolliert.

Wie die Wirtschaft war auch die DDR-Politik zentral geregelt. Herrschende Partei war allein die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Diese ging auf Drängen der Sowjetunion aus einer Zwangsvereinigung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) hervor. Wilhelm Pieck (KPD) wurde erster Staatspräsident, Otto Grotewohl (SPD) Ministerpräsident.

Nach Verfassung waren neben der SED noch vier weitere Parteien zugelassen: die Christlich-Demokratische Union (CDU), die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD), die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD) und die National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD).

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Nach außen hin schien es, als verfolgte jede dieser Parteien eine eigene politische Richtung. Sie hatten jedoch kein eigenes Parteiprogramm. Alle waren der SED unterstellt. Ihre eigentliche Aufgabe war es, systemkritische Bürger anzusprechen, also Bürger, die mit der politischen Ausrichtung der SED wenig anfangen konnten. Identifizierten sich diese stattdessen mit den kleineren Parteien, bekam die SED indirekt die Unterstützung, die sie haben wollte.

Diktatorische Staatsführung

Die SED war streng hierarchisch aufgebaut. Zu den unteren und mittleren Ebenen gehörten etwa Bezirks-, Stadt- und Gemeinderäte. Wichtige Ämter in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Kultur und Sicherheit gehörten zur Parteiführungsspitze, der Nomenklatura. Diese war das eigentliche Machtzentrum der DDR.

Zwar hatten alle Mitglieder der Partei das Recht, die Führungsspitze der SED zu wählen. Die Nomenklatura bestimmte jedoch, welche Kandidaten für die offenen Posten überhaupt infrage kamen. Die Mitglieder in den unteren Gremien hatten weder die Möglichkeit Kandidaten vorzuschlagen noch sich selbst als Kandidat zur Wahl zu stellen. Die Wahl war damit zwar möglich, aber stark eingeschränkt. Die Partei verlangte darüber hinaus von den unteren Gremien bedingungslose Parteitreue. Die Mitglieder mussten den Beschlüssen der Führungsebene zustimmen. Wer Widerstand leistete, wurde innerhalb der Regierung nicht geduldet.

Die Bürger in der DDR konnten die Politik des Staates kaum beeinflussen. Freie Wahlen gab es nicht. Jeder Wahlberechtigte erhielt einen Wahlzettel mit einer Liste, auf dem die Kandidaten der SED vorgestellt wurden. Wer einen Zettel unausgefüllt abgab, stimmte den Kandidaten zu. Es bestand die Möglichkeit, Kandidaten auf der Liste zu streichen und damit abzulehnen. Die Wahl war meist öffentlich. Jeder, der wollte, konnte sehen, ob ein Wähler der Liste zugestimmte oder nicht. Wer die Wahlkabine aufsuchte, machte sich mancherorts verdächtig. Die SED übte so Druck auf die Wähler aus.

Die Köpfe der Partei

Erich Honecker und Walter Ulbricht zählten zu den bekanntesten Politikern in der DDR. Ulbricht war von 1950 bis 1971 Generalsekretär der SED und damit mächtigster Mann im Staat. Sein Hauptanliegen war es, den Sozialismus in der DDR zu etablieren und zu festigen. Als Anfang der 1960er Jahre immer mehr Menschen das Land verließen und in den Westen gingen, musste Ulbricht etwas unternehmen, um die Menschen im Land zu halten.

Von ihm stammt zwar der Satz "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten". Der Mauerbau fiel dennoch in seine Amtszeit. 1971 musste Ulbricht zurücktreten, ihm fehlte die Unterstützung innerhalb der Regierung.

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Honecker löste Ulbricht ab. Er bemühte sich darum, die Beziehungen des Staates zum Rest Europas und den Vereinten Nationen zu verbessern. Auch das Verhältnis zur BRD besserte sich unter Honecker. An der Ideologie des Sozialismus hielt er fest, was die Beziehungen zum Nachbarn komplizierte. Trotz vieler Reformen gelang Honecker nicht, aus der DDR einen Staat mit stabiler Wirtschaft zu machen. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wuchs. Anhaltende Massenproteste zwangen Honecker am 18. Oktober 1989 schließlich zum Rücktritt.

Die verstaatlichte Wirtschaft war zu unflexibel

In der freien Marktwirtschaft bestimmen Angebot und Nachfrage den Markt. In der DDR war das anders, hier regelte der Staat die Wirtschaft. Die SED verstaatlichte die Industrie- und Handelsunternehmen. Agrarbetriebe wurden kollektiviert und zu Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammengeschlossen. Die Staatliche Plankommission (SPK) erstellte Fünfjahrespläne. Die Kommission hielt darin fest, wie viele Güter gebraucht wurden, um die DDR-Bürger zu versorgen.

Die Parteiführung entschied anhand des Fünfjahresplanes, wie viele Rohstoffe die Unternehmen für die Produktion brauchten, wie viele Arbeiter sie beschäftigen sollten und wie hoch deren Lohn zu sein hatte. Auch der Preis des Endproduktes wurde vorgegeben. Die Unternehmen mussten sich strikt an diesen Volkswirtschaftsplan halten. Das schränkte die Wirtschaft ein, sie war dadurch nur wenig flexibel. Änderte sich das Konsumverhalten der Bürger, konnte der Markt darauf nur langsam reagieren.

Fünf Pfennig für ein Brötchen, 18 Mark für Ananas

Viele Betriebe im Groß- und Einzelhandel sowie in der Gastronomie lagen in der Hand des Staates. Sie wurden von der Handelsorganisation (HO) oder der Konsumgenossenschaft betrieben. Der Staat subventionierte die Lebensmittel- und Bekleidungsindustrie und garantierte eine Grundversorgung zu Fixpreisen. So kostete etwa ein Brötchen mehr als 40 Jahre lang fünf Pfennig. Nicht mehr, nicht weniger.

Produkte aus dem Westen und Importware wie Kaffee, Kakao und Bananen waren hingegen teurer als Grundnahrungsmittel und zudem seltener in den Geschäften. Läden wie "Delikat" oder "Exquisit" boten hochwertige Luxusartikel, Lebensmittel und Kleidung an. Die Preise dafür waren hoch. So bezahlten die Menschen für eine Dose Ananas mitunter 18 Mark, für ein Hemd 150 Mark.

In Intershops konnten die Bürger Westwaren kaufen, die in der DDR selten waren, darunter Schallplatten, Goldschmuck und Genussmittel. Zoll mussten sie dafür nicht bezahlen, sie bezahlten in D-Mark oder anderen Währungen Westeuropas. Auf Luxusartikel wie Elektrogeräte und Autos mussten die Käufer oft mehre Jahre warten. Die Wartezeit für einen Trabi lag bei bis zu zwölf Jahren.

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Trotz sorgfältiger Planung kam es immer wieder zu Versorgungsengpässen in der DDR. Besonders importierte Waren wie Südfrüchte, Kakao und Zucker waren oft nur in geringen Mengen verfügbar. Die Menschen mussten sich dann schon früh am Morgen in lange Schlangen einreihen und warten, um sie einkaufen zu können. Nicht selten waren die Waren ausverkauft, wenn sie endlich an der Reihe waren. Viele kauften daher gleich auf Vorrat. Auch Lebensmittel wie Brot und Fleisch waren hie und da schon kurz nach Mittag aus.

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NACHKRIEGSZEIT

Entnazifizierung und Nürnberger Prozesse

Die Großen Drei, der britische Premierminister Winston Churchill, der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt – und nach dessen Tod im April 1945 Harry S. Truman – sowie der sowjetische Diktator Josef Stalin entscheiden über das weitere Schicksal des Landes.

Sie setzen die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung in Gang und bestimmen die weitere wirtschaftliche und territoriale Entwicklung Deutschlands. Zu den vordringlichsten Aufgaben der Besatzungsmächte zählt die juristische Aufarbeitung der Kriegsverbrechen und der Morde in den Konzentrationslagern.

Im November des Jahres 1945 beginnen in Nürnberg die Prozesse gegen die Hauptkriegsverbrecher. Vor dem alliierten Internationalen Militärgerichtshof werden 177 Personen angeklagt, darunter Reichsmarschall Hermann Göring, Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß und Außenminister Joachim von Ribbentrop. Von 24 zum Tode Verurteilten werden zwölf hingerichtet.

Die von den Besatzungsmächten durchgeführte Entnazifizierung der breiten Bevölkerung gelingt nur teilweise: Per Fragebogen und Anhörung soll entschieden werden, wer in welchem Maß an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt war. Bei diesen großflächigen Verfahren entgehen zahlreiche aktive Nationalsozialisten einer Verfolgung, umgekehrt werden auch vielfach Menschen belangt, die Opfer des NS-Regimes waren.

Von der Zone zur sozialen Marktwirtschaft

Das Leben in den vier Besatzungszonen entwickelt sich bereits in den ersten Jahren nach Kriegsende unterschiedlich. Mit Gründung der Länder und Durchführung von Kommunal- und Landtagswahlen wird in den Westzonen ein föderales System etabliert, während in der sowjetischen Besatzungszone ein zentralistisches Machtgebilde entsteht, das von kommunistischen Kadern gelenkt wird.

Mit der Parole "Junkersland in Bauernhand" werden über 7000 Großgrundbesitzer enteignet, Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) und Volkseigene Betriebe (VEB) werden eingerichtet.

Alle Pläne der Alliierten, eine gesamtdeutsche Verwaltung zu schaffen, scheitern. In der unterschiedlichen Politik der Besatzungsmächte Frankreich, Großbritannien, der USA und der UdSSR wird der Grundstein für den Kalten Krieg und die spätere Teilung Deutschlands gelegt. Die gravierenden ideologischen Unterschiede zwischen

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den aufstrebenden Supermächten USA und UdSSR kristallisieren sich im Deutschland der Nachkriegszeit deutlich heraus.

Auf der Londoner Außenministerkonferenz kommt es zwischen den Westmächten und der Sowjetunion im Dezember 1947 endgültig zum Bruch. In der Folge verkünden die drei Westmächte am 3. Juni 1948 die politische Angleichung ihrer Zonen und schaffen damit die Grundlage für einen westdeutschen Staat.

Am 18. Juni wird mit der Währungsreform die Deutsche Mark in den Westzonen eingeführt. Jeder Westdeutsche erhält ein Kopfgeld von 40 D-Mark, Guthaben in Reichsmark werden im Verhältnis 1:10 eingetauscht. Im Zuge der Währungsreform verschwindet der Schwarzmarkt, allmählich füllen sich die Schaufenster wieder. Ludwig Erhard, zu dieser Zeit wirtschaftlicher Direktor der westlichen Zonen, verkündet die Soziale Marktwirtschaft.

Von der D-Mark zum Grundgesetz

Die Einführung der D-Mark führt zur Konfrontation mit Stalin, der bereits im März 1948 beginnt, die Zufahrtswege nach Berlin zu sperren. Nach der Währungsreform spitzt sich die Berlin-Blockade zu. Stalin möchte seinen Anspruch auf Berlin untermauern und hofft auf die Schwäche der Westmächte.

Fast ein Jahr lang werden die Westberliner über eine Luftbrücke mit dem Notwendigsten versorgt. 277.000 Mal fliegen die Rosinenbomber nach Berlin und schaffen über zwei Millionen Tonnen Lebensmittel in die Stadt. Am 12. Mai 1949 beendet Stalin die Blockade.

Er erkennt, dass eine Teilung des Landes und der Stadt Berlin nicht mehr zu verhindern ist, denn in Frankfurt arbeitet ein Parlamentarischer Rat bereits am Grundgesetz. 65 von den Landtagen gewählte Delegierte formulieren die Details einer Verfassung.

Unter dem Vorsitz von Konrad Adenauer (CDU) und Carlo Schmidt (SPD) ringen die Politiker im Nachkriegsdeutschland um die Fixierung der grundlegenden Prinzipien für den neuen Staat. Am 8. Mai 1949 schließlich wird das Grundgesetz verabschiedet. Es tritt am 23. Mai 1949 in Kraft. Die Bundesrepublik Deutschland ist gegründet.

Die UdSSR reagiert auf die Entstehung der Bundesrepublik mit einer eigenen Verfassung für die sowjetische Besatzungszone und am 7. Oktober 1949 wird die Deutsche Demokratische Republik proklamiert. Die unmittelbare Nachkriegszeit endet mit der Teilung Deutschlands.

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DIE VERFOLGUNG DEUTSCHER JUDEN NACH DER MACHTÜBERNAHME DER NAZIS

Die ca. 500 000 Juden, die in Deutschland lebten (ca. 0,77 % der Bevölkerung) bekamen schnell die Stärke des nazistischen Antisemitismus zu spüren. Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers und der NSDAP begann der Prozess des Ausschlusses der Juden aus der Gesellschaft, der Belästigung und Verfolgung. Auch wenn dies zu manchen Zeiten aus Gründen von Taktik und internationaler Politik geringer ausfiel, war das Ziel des Prozesses stets die Zerstörung der Juden.

Die Zeit direkt nach der Nazi-Machtübernahme war durch„spontane“ Verfolgung, insbesondere durch die SA gekennzeichnet, die in mehreren Orten Einschüchterungskampagnen betrieben und Juden tätlich angriffen. Die ersten Juden, besonders Immigranten aus Osteuropa, wurden in die Konzentrationslager geschickt. Im neuen Regime wurden fortwährend Dekrete betreffend die Juden erlassen, die ihre Freiheiten Berufe auszuüben, öffentliche Einrichtungen zu betreten etc. einschränkten. Viele dieser Erlässe wurden von den lokalen Autoritäten verabschiedet und viele deutsche Gemeinden stellten Schilder auf, die den Juden den Eintritt versagten.

Eines der Hauptbegehren aller antisemitischen Programme war die Verdrängung der Juden aus der Wirtschaft. Am 1. April 1933 verkündete das Nazi-Regime den Boykott jüdischer Händler, Handwerker, Anwälte und Ärzte, begleitet von intensiver antisemitischer Propaganda, die behauptete, dass der Boykott schlichtweg eine Reaktion auf die feindliche Einstellung ausländischer Juden gegenüber dem neuen Regime sei. Die Einhaltung des Boykotts wurde überwacht und von der SA und SS durchgesetzt. Am 4. April wurde der Boykott offiziell beendet, da sein Zweck erfüllt schien. Nach der ersten „revolutionären“ Phase der Verfolgung der Juden und deren Ausschluss aus der deutschen Wirtschaft, entschieden sich die Nazis aus Angst vor wirtschaftlichen Einbußen dafür umsichtiger zu agieren und übten ihre „Spontanmaßnahmen“ gegen die Juden etwas zurückhaltender aus. Dennoch hörte der Prozess der sozialen und wirtschaftlichen Ächtung der Juden nie auf, er wurde nur den Umständen entsprechend beschleunigt oder gebremst.

Unmittelbar nach der Machtübernahme wurden Künstler, Wissenschafter und andere bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens jüdischer Herkunft aus ihren Funktionen verdrängt. Viele von ihnen emigrierten. Von ihnen ist wahrscheinlich der Physiker Albert Einstein, Erfinder der Relativitätstheorie, der in die U.S.A. emigrierte, der Bekannteste.

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Man begann auch mit Anstrengungen Juden systematisch aus ihren Berufen zu verdrängen. Viele Anwälte, Ärzte und Universitätsprofessoren mussten ihre Arbeit aufgeben. Am 7. April 1933 wurde das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums verabschiedet, das es den Nazis erlaubte nichtarische, kommunistische und andere Beamte, denen sie nicht trauten, zu feuern. Das Ziel des Gesetzes war offensichtlich alle jüdischen Beamten zu feuern und auf seiner Grundlage wurden mehrere Tausend nichtarische Angestellte entlassen.

Während der gesamten Zeit nach der Machtübernahme durch die Nazis, wurde die deutsche Bevölkerung einer andauernden antisemitischen Kampagne ausgesetzt. Das Ziel war die Deutschen davon zu überzeugen, dass die Juden an der Niederlage im Ersten Weltkrieg und der darauffolgenden Demütigung Schuld haben, und dass Deutschland erst dann wieder aufblühen kann, wenn man sich ihrer entledigt hat. Nazi-Propaganda behauptete auch, dass die Rassenreinheit gewahrt werden müsste und man auf keinen Fall die überlegene deutsche Rasse mit anderen Rassen, vor allem nicht mit der jüdischen, vermischen dürfe. Seit 1923 veröffentlichte der deutsche Gauleiter Julius Streicher das extrem antisemitische Magazin „Der Stürmer“, in dem brutale judenfeindliche Propaganda von pornographischen Elementen ergänzt wurde. Antisemitismus und Rassismus standen bei Kampagnen und in der Schule an der Tagesordnung. Ein extremes Beispiel antisemitischer Propaganda für Jugendliche war das Lehrbuch „Giftpilz“ (Text auf Tschechisch), herausgegeben von Stürmer, in dem den Kindern die gefährliche Natur der Juden anhand von Illustrationen und lebendigen Geschichten erklärt wurde.

Die Nürnberger Gesetze

Die Nürnberger Gesetze (Text auf Tschechisch), die am 15. September 1935 während des jährlichen Parteikongresses der NSDAP in Nürnberg verabschiedet wurden, wurden in Deutschland zur gesetzlichen Grundlage für den Ausschluss der Juden aus dem öffentlichen Geschehen. Das Gesetz zur Reichsbürgerschaft (Reichsbürgergesetz) legte fest, dass nur arische Deutsche oder Personen verwandten Blutes Reichsbürger sein könnten, während Juden zu Bürgern zweiter Klasse erklärt wurden. Das Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (Blutschutzgesetz) verbot Ehen und außereheliche Beziehungen zwischen Juden und Deutschen, die Beschäftigung von deutschen Dienern, die 45 Jahre alt oder jünger sind, in jüdischen Haushalten und das Hissen der Flagge durch Juden. Das dritte Gesetz (Reichsflaggengesetz) verbot es Juden die Reichsfarben (Fahnen) zu zeigen.

Von der ersten antijüdischen Maßnahme im Jahre 1933 an, beschäftigte die Nazi-Bürokratie die Frage, wer als Jude galt und welche Kriterien man erfüllen musste. Die Definition eines Juden, die in den Begleitgesetzen zu den Nürnberger Gesetzen verwendet wurde, war dahingehend bedeutend. Jemand mit zumindest drei jüdischen Großeltern galt als „Volljude“. Personen mit ein oder zwei jüdischen Großeltern galten als jüdische Mischlinge ersten oder zweiten Grades. Zu einer gewissen

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Kategorie entsprechend den Nürnberger Gesetzen zu zählen, spielte später eine wichtige Rolle bei der Einreihung in KZ-Transporte.

Trotz des undemokratischen Wesens des Nazi-Regimes und der Verabschiedung der Nürnberger Gesetze fanden 1936 die Winter- und Sommerolympiade in Deutschland statt. Die Nazis nutzten diese Ereignisse als Gelegenheit Propaganda für ihr Regime zu betreiben. Aus taktischen Gründen wurden während der Olympiaden judenfeindliche Slogans abmontiert und der Verkauf des extrem antisemitischen Magazins „Der Stürmer“ verboten.

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BIOGRAFIE FRANZ KAFKA

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 dem Ehepaar Hermann Kafka (1852–1931) und Julie Kafka, geborene Löwy (1856–1934) geboren, die beide bürgerlichen jüdischen Kaufmannsfamilien entstammten. Der Vater kam aus dem Dorf Wosek in Südböhmen, wo er in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Fleischers aufwuchs. Später arbeitete er als reisender Vertreter, 1882 eröffnet er eine Großhandlung für Galanteriewaren (Kurzwaren und Modeartikel) in Prag. Julie Kafka gehörte einer wohlhabenden Familie aus Podiebrad in Mittelböhmen an, verfügte über eine umfassendere Bildung als ihr Mann und hatte Mitspracherecht in dessen Geschäft, in dem sie täglich bis zu zwölf Stunden arbeitete.

Die Mutter brachte drei Jungen zur Welt, von denen jedoch nur Franz als Erstgeborener das Kindesalter überlebte, und drei Mädchen: Gabriele, genannt Elli (1889–1941?), Valerie, genannt Valli (1890–1942?), und Ottilie „Ottla“ Kafka (1892–1943?). Die engste familiäre Beziehung hatte Kafka zu seiner jüngsten Schwester Ottla. Sie war es, die dem Bruder beistand, als er schwer erkrankte und dringend Hilfe und Erholung brauchte.

Kafkas Schwestern wurden später deportiert, vermutlich in Konzentrationslager oder Ghettos, wo sich ihre Spuren verlieren.

Da die Eltern tagsüber abwesend waren, wurden alle Geschwister im Wesentlichen von wechselndem, ausschließlich weiblichem Dienstpersonal aufgezogen. Im Hause der Kafkas sprach man zwar als Muttersprache Deutsch, mit dem Dienstpersonal sowie mit den Angestellten und Kunden im familieneigenen Unternehmen unterhielt man sich aber vorwiegend auf Tschechisch.

Während sich Kafka in Briefen, Tagebüchern und Prosatexten umfangreich mit seinem Verhältnis zum Vater auseinandersetzte, stand die Beziehung zu seiner Mutter eher im Hintergrund. Allerdings gibt es gerade aus der mütterlichen Linie eine große Anzahl von Verwandten, die sich in Kafkas Figuren wiederfinden, zu nennen sind hier Junggesellen, Sonderlinge, Talmudkundige und explizit der Landarzt Onkel Siegfried Löwy, der Vorbild für die Erzählung Ein Landarzt war.

Kindheit, Jugend und Studium

Von 1889 bis 1893 besuchte Kafka die Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt in Prag. Anschließend ging er, entsprechend dem väterlichen Wunsch, auf das ebenfalls deutschsprachige humanistische Staatsgymnasium in der Prager Altstadt, Palais Goltz-Kinsky, das sich im selben Gebäude wie das Galanteriegeschäft der Eltern befand. Der Besuch des Gymnasiums war ein Privileg, das er durch seine Position als

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einziger Sohn im Elternhaus erhielt. Generell wurde er deshalb bevorzugt behandelt, und konnte sich auch (relativ) frei entscheiden bei Studiengang und Berufswahl – anders als seine Schwestern. Schon als Schüler beschäftigte sich Kafka mit Literatur. Seine frühen Versuche sind jedoch verschollen, vermutlich hat er sie vernichtet, ebenso wie die frühen Tagebücher.

Zu seinen Freunden in der Oberschulzeit gehörten Rudolf Illowý, Hugo Bergmann, Ewald Felix Příbram, in dessen Vaters Versicherung er später arbeiten sollte, Paul Kisch sowie Oskar Pollak, mit dem er bis in die Universitätszeit befreundet blieb.

1899 wandte sich der sechzehnjährige Kafka dem Sozialismus zu. Obwohl sein Freund und politischer Mentor, Rudolf Illowy, wegen sozialistischer Umtriebe von der Schule flog, blieb Kafka seiner Überzeugung treu und trug die rote Nelke am Knopfloch.

1901 schloss Kafka seine gymnasiale Laufbahn mit „befriedigend“ ab und verließ zum ersten Mal in seinem Leben Böhmen. Mit seinem Onkel Siegfried Löwy, dem Halbbruder von Julie Löwy und einem der gebildetsten Familienmitglieder, bereiste er Norderney und Helgoland. Der Arzt Dr. Siegfried Löwy, dem Franz Kafka sehr nahe stand, würde sich später am Vorabend seiner Deportation ins KZ selbst das Leben nehmen.

Noch im selben Jahr begann Franz Kafka sein Universitätsstudium an der Karl-Ferdinands-Universität zu Prag, zunächst in Chemie; nach kurzer Zeit wechselte er in die juristische Richtung; sodann probierte er es mit einem Semester Germanistik und Kunstgeschichte. Im Sommersemester 1902 hörte Kafka Anton Martys Vorlesung über Grundfragen der deskriptiven Psychologie. 1906 beendete er sein Jurastudium planmäßig nach fünf Jahren mit der Promotion bei Alfred Weber, worauf ein obligatorisches einjähriges unbezahltes Rechtspraktikum am Landes- und Strafgericht folgte.

Karriere als Versicherungsangestellter

Nach einer knapp einjährigen Anstellung bei der privaten Versicherungsgesellschaft „Assicurazioni Generali“ (Oktober 1907 bis Juli 1908) arbeitete Kafka von 1908 bis 1922 in der halbstaatlichen „Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt für das Königreich Böhmen“ (AUVA) in Prag. Seinen Dienst bezeichnete er oft als „Brotberuf“.

Kafkas Tätigkeit bedingte genaue Kenntnisse der industriellen Produktion und Technik. Der 25-Jährige machte Vorschläge zu Unfallverhütungsvorschriften. Außerhalb seines Dienstes solidarisierte er sich politisch mit der Arbeiterschaft; auf Demonstrationen, denen er als Passant beiwohnte, trug er weiterhin eine rote Nelke im Knopfloch. Anfangs arbeitete er in der Unfallabteilung, später wurde er in die

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In Anerkennung seiner Leistungen wurde Kafka vier Mal befördert, 1910 zum Konzipisten, 1913 zum Vizesekretär, 1920 zum Sekretär, 1922 zum Obersekretär. Zu seinem Arbeitsleben vermerkt Kafka in einem Brief: „Über die Arbeit klage ich nicht so, wie über die Faulheit der sumpfigen Zeit“. Der „Druck“ der Bürostunden, das Starren auf die Uhr, der „alle Wirkung“ zugeschrieben wird, und die letzte Arbeitsminute als „Sprungbrett der Lustigkeit“ – so sah Kafka den Dienst. An Milena Jesenská schrieb er: „Mein Dienst ist lächerlich und kläglich leicht […] ich weiß nicht wofür ich das Geld bekomme“.

Es ist verbürgt, dass Kafka der Arbeiterklasse Mitgefühl entgegenbrachte. Sein ruhiger und persönlicher Umgang mit den Arbeitern hob sich vom herablassenden Chefgebaren seines Vaters demonstrativ ab. Der Weltkrieg brachte neue Erfahrungen, als Tausende von ostjüdischen Flüchtlingen nach Prag gelangten. Im Rahmen der „Kriegerfürsorge“ kümmerte sich Kafka um die Rehabilitation und berufliche Umschulung von Schwerverwundeten. Dazu war er von seiner Versicherungsanstalt verpflichtet worden; zuvor hatte ihn diese allerdings als „unersetzliche Fachkraft“ reklamiert und damit (gegen Kafkas Intervention) vor der Front geschützt, nachdem er 1915 erstmals als militärisch „voll verwendungsfähig“ eingestuft worden war. Die Kehrseite dieser Wertschätzung erlebte Kafka zwei Jahre später, als er an Lungentuberkulose erkrankte und um Pensionierung bat: Die Anstalt sperrte sich und gab ihn erst nach fünf Jahren am 1. Juli 1922 endgültig frei.

Kafka und sein Vater

Das konfliktreiche Verhältnis zu seinem Vater Hermann gehört zu den zentralen und prägenden Motiven in Kafkas Werk.

Selbst feinfühlig, zurückhaltend, ja introvertiert und nachdenklich, beschreibt Franz Kafka seinen Vater, der sich aus armen Verhältnissen hochgearbeitet und es kraft eigener Anstrengung zum selbstständigen Unternehmer gebracht hatte, als absolut lebenstüchtige und zupackende, aber eben auch grobe, selbstgerechte und despotische Kaufmannsnatur. Die aus gebildeten Verhältnissen stammende Mutter hätte einen Ausgleich zu ihrem taktlosen Mann bilden können, aber sie tolerierte – den Gesetzen des Patriarchats treu – dessen Werte und Urteile.

Im Brief an den Vater wirft Kafka diesem tyrannische Züge vor: „Du kannst ein Kind nur so behandeln, wie Du eben selbst geschaffen bist, mit Kraft, Lärm und Jähzorn und in diesem Fall schien Dir das auch noch überdies deshalb sehr gut geeignet, weil

Du hast mich letzthin einmal gefragt, warum ich behaupte, ich hätte Furcht vor Dir. Ich wußte Dir, wie gewöhnlich, nichts zu antworten, zum Teil eben aus der Furcht, die ich vor Dir habe, zum Teil deshalb, weil zur Begründung dieser Furcht zu viele Einzelheiten gehören, als dass ich sie im Reden halbwegs zusammenhalten könnte. Und wenn ich hier versuche, Dir schriftlich zu antworten, so wird es doch nur sehr unvollständig sein, weil auch im Schreiben die Furcht und ihre Folgen mich Dir

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gegenüber behindern und weil die Größe des Stoffs über mein Gedächtnis und meinen Verstand weit hinausgeht.

In Kafkas Erzählungen wird der Patriarch nicht nur als mächtig, sondern auch als ungerecht dargestellt; so in der Novelle Die Verwandlung, in der der zu einem Ungeziefer verwandelte Gregor von seinem Vater mit Äpfeln beworfen und dabei tödlich verletzt wird. Die furchterregende und mächtige Figur des Vaters ist es auch, die in der Kurzgeschichte Das Urteil den Sohn Georg Bendemann zum „Tode des Ertrinkens“ bestimmt – ein Urteil, das Georg in vorauseilendem Gehorsam an sich selbst vollzieht, indem er von einer Brücke springt.

Kafkas Freunde

Kafka hatte in seiner Studienzeit in Prag einen konstanten Kreis etwa gleichaltriger Freunde, der sich während der ersten Universitätsjahre bildete (Prager Kreis). Neben Max Brod waren dies der spätere Philosoph Felix Weltsch und die angehenden Schriftsteller Oskar Baum und Franz Werfel.

Brod war der erste, der Kafkas Genie frühzeitig erkannte und förderte und seinem Freund die erste Buchpublikation beim jungen Leipziger Rowohlt Verlag vermittelte. Als Kafkas Nachlassverwalter verhinderte Brod gegen dessen Willen die Verbrennung seiner Romanfragmente.

Beziehungen zu Frauen

Seine Beziehung zu Frauen gestaltete sich für Kafka sehr schwierig. Einerseits fühlte er sich von ihnen angezogen, wollte sich verbunden führen und idealisierte die Ehe. Andererseits floh er vor den Frauen und zeigte eine große Bindungsangst. Auf jeden seiner Eroberungsschritte folgte eine Abwehrreaktion, in der er der Geliebten aus dem Weg ging. Kafkas Briefe und Tagebucheintragungen vermitteln den Eindruck, sein Liebesleben habe sich im Wesentlichen als postalisches Konstrukt vollzogen. Seine Produktion an Liebesbriefen steigerte sich auf bis zu drei täglich an Felice Bauer. Dass er bis zuletzt unverheiratet blieb, trug ihm die Bezeichnung „Junggeselle der Weltliteratur“ ein.

Als Ursachen für Kafkas Bindungsangst vermutet man in der Literatur neben seiner mönchischen Arbeitsweise (er stand unter dem Zwang, allein und bindungslos zu sein, um schreiben zu können) auch Impotenz (Louis Begley), Homosexualität (Saul Friedländer) und das Unvermögen sich an die starren kulturellen und sexuellen Normen, die die Rollenverteilung von Männern und Frauen bestimmten, anzupassen.

Kafkas erste Liebe war die 1888 in Wien geborene, fünf Jahre jüngere Abiturientin Hedwig Therese Weiler. Er lernte sie im Sommer 1907 in Triesch bei Iglau (Mähren) kennen, wo die beiden ihre Ferien bei Verwandten verbrachten. Obschon die Urlaubsbekanntschaft einen Briefwechsel nach sich zog, blieben weitere Begegnungen aus.

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Felice Bauer, die aus kleinbürgerlichen jüdischen Verhältnissen stammte, und Kafka trafen sich erstmals am 28. August 1912 in der Wohnung seines Freundes Brod. Die Briefe, die er an Felice zwischen September 1912 und Oktober 1917 schreibt (insgesamt 356 Briefe und 146 Postkarten), umkreisen vor allem eine Frage: Heiraten oder sich in selbstgewählter Askese dem Schreiben widmen? 1914 verlobte er sich zunächst mit ihr in Berlin – aber schon sechs Wochen später wurde das Eheversprechen gelöst. Zwei Jahre später wiederholte sich das Ganze: während eines gemeinsamen Aufenthaltes in Marienbad, bei dem Franz und Felice eine sehr glückliche und intime Beziehung eingingen, verlobten sie sich. Als Kafka aber im folgenden Sommer, 1917, an Tuberkolose erkrankte, trennten sich die beiden endgültig.

21. November 1912

„Liebste! armes Kind! Du hast einen kläglichen und äußerst unbequemen Liebhaber. Bekommt er zwei Tage lang keinen Brief von Dir, schlägt er wenn auch nur mit Worten besinnungslos um sich und kann es im Augenblick nicht fassen, dass er Dir damit weh tut. Aber nachher allerdings packt ihn die Reue und Du brauchst nicht besorgt zu sehn, dass Deine durch ihn veranlasste Unruhe nicht an ihm gerächt würde bis auf das kleinste Zucken Deines Mundes. Liebste, nach Deinen zwei heutigen Briefen scheinst Du mich noch ein Weilchen dulden zu wollen, bitte, bitte, ändere Deine Meinung auch nach meinem gestrigen Briefe nicht. Ich werde Dich übrigens heute noch wahrscheinlich telegraphisch um Verzeihung bitten…“ (Brief an Felice Bauer)

Nach dem Bruch mit Felice verlobte sich Kafka 1919 erneut – gegen den Willen seines Vater – diesmal mit Julie Wohryzek, der Tochter eines Prager Schusters. In einem Brief an Max Brod beschrieb er sie als „eine gewöhnliche und eine erstaunliche Erscheinung. […] Besitzerin einer unerschöpflichen und unaufhaltbaren Menge der frechsten Jargonausdrücke, im ganzen sehr unwissend, mehr lustig als traurig“. Doch auch mit ihr ging Kafka nicht die Ehe ein. Im Laufe des ersten, gemeinsam verbrachten Nachkriegssommers wurde ein Hochzeitstermin festgelegt, jedoch wegen der Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche in Prag verschoben. Im folgenden Jahr trennten sich beide. Ein Grund mag die Bekanntschaft zu Milena Jesenská gewesen sein, der ersten Übersetzerin seiner Texte ins Tschechische.

Die aus Prag stammende Journalistin war eine lebhafte, selbstbewusste, emanzipierte Frau von 24 Jahren. Sie lebte in Wien und befand sich in einer zerrütteten Ehe mit dem Prager Schriftsteller Ernst Pollak. Nach ersten Briefkontakte besuchte Kafka sie in Wien. Voller Begeisterung berichtete der Zurückgekehrte seinem Freund Brod von der viertägigen Begegnung, aus der sich eine Beziehung mit einigen Begegnungen und vor allem einem umfangreichen Briefwechsel entwickelte. Doch wie bei Felice wiederholte sich auch bei Milena das alte Muster: Auf Annäherung und eingebildete Zusammengehörigkeit folgten Zweifel und Rückzug. Kafka beendete schließlich die Beziehung im November 1920, woraufhin auch der Briefwechsel abrupt abbrach. Der freundschaftliche Kontakt zwischen beiden riss allerdings bis zu Kafkas Tod nicht ab.

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Im Inflationsjahr 1923 schließlich lernte Kafka im Ostseeheilbad Graal-Müritz Dora Diamant (Dworja Diament, jiddisch Dora Dymant) kennen. In der natürlichen und unkoketten Natur Doras erkannte Kafka endlich was ihm zu einer andauernden Beziehung gefehlt hatte. Endlich konnte er sich von Prag und seiner Familie lösen. Im September 1923 zogen sie nach Berlin und schmiedeten Heiratspläne, die zunächst am Widerstand von Diamants Vater und schließlich an Kafkas Gesundheitszustand scheiterten. Nachdem er im April 1924 sich schwerkrank in ein kleines privates Sanatorium im Dorf Kierling bei Klosterneuburg zurückgezogen hatte, wurde er dort von der mittellosen Dora, die auf materielle Unterstützung aus dem Familien- und Bekanntenkreis Kafkas angewiesen war, bis zu seinem Tod am 3. Juni 1924 gepflegt.

Das Ende Kafkas

Im August 1917 erlitt Franz Kafka einen nächtlichen Blutsturz, es wurde eine Lungentuberkulose festgestellt, eine Erkrankung, die zur damaligen Zeit nicht heilbar war. Die Symptome besserten sich zunächst wieder, doch im Herbst 1918 erkrankte er an der Spanischen Grippe, die eine mehrwöchige Lungenentzündung nach sich zog. Danach verschlechterte sich Kafkas Gesundheitszustand von Jahr zu Jahr, trotz zahlreicher langer Kuraufenthalte, u. a. in Schelesen (Böhmen), Tatranské Matliare (heute Slowakei), Riva del Garda (Trentino im Sanatorium Dr. von Hartungen), Graal-Müritz (1923). Während seines Aufenthaltes in Berlin 1923/24 griff die Tuberkulose auch auf den Kehlkopf über, Kafka verlor allmählich sein Sprechvermögen und konnte nur noch unter Schmerzen Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen. Im April 1924 stellte Dr. Hugo Kraus, ein Familienfreund und Leiter der Lungenheilanstalt Wienerwald, in der sich Kafka zu der Zeit befand, definitiv Kehlkopftuberkulose fest.

Infolge der fortschreitenden Erschöpfung konnten die Symptome nur noch gelindert werden; ein operativer Eingriff war wegen des schlechten Allgemeinzustands nicht mehr möglich. Franz Kafka reiste ab und starb am 3. Juni 1924 im Sanatorium Kierling bei Klosterneuburg im Alter von 40 Jahren. Als offizielle Todesursache wurde Herzversagen festgestellt. Begraben wurde er auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag-Strašnice. Der schlanke kubistische Grabstein von Dr. Franz Kafka und seinen Eltern mit Inschriften in deutscher und hebräischer Sprache befindet sich rechts vom Eingang, etwa 200 Meter vom Pförtnerhaus entfernt.

Kafka und die Nationalität

Kafka verbrachte den Hauptteil seines Lebens in Prag, das bis 1918 zum Vielvölkerstaat der k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn gehörte und nach dem Ersten Weltkrieg Hauptstadt der neu gegründeten Tschechoslowakei wurde. Der Schriftsteller selbst bezeichnete sich in einem Brief als deutschen Muttersprachler („Deutsch ist meine Muttersprache, aber das Tschechische geht mir zu Herzen“). Die deutschsprachige Bevölkerung in Prag, die etwa sieben Prozent ausmachte, lebte in einer „inselhaften Abgeschlossenheit“ mit ihrer auch als „Pragerdeutsch“

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bezeichneten Sprache. Diese Isoliertheit meinte Kafka auch, wenn er in dem bereits zitierten Brief schrieb: „Ich habe niemals unter deutschem Volk gelebt.“ Zudem gehörte er der jüdischen Minderheit an. Das politische Deutsche Reich blieb für Kafka – etwa während des Ersten Weltkriegs – weit entfernt und fand keinen Niederschlag in seinem Werk. Auch Belege für die Selbstsicht einer österreichischen Nationalität lassen sich nicht finden.

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ENTSTEHUNG DES EXPRESSIONISMUS

Die Werke des Expressionismus sind geprägt von Gefühlen wie Isolation, Tod, Zerrissenheit und Überreizung. Entstanden sind sie in einer Zeit, in der sich die Lebenswirklichkeit der Menschen stark veränderte: Urbanisierung und Technologisierung schritten voran; gleichzeitig behielt das Bürgertum viele veraltete Wertvorstellungen bei. Sozialkritische Stimmen und der Ruf nach einem neuen Menschen wurden immer lauter.

Um dieses veränderte Empfinden darzustellen, schufen die expressionistischen Literaten neue Techniken. Doch nicht nur die gesellschaftlichen Umbrüche spiegeln sich in ihren Werken wider: Das neue Medium Film beeinflusste ihre Art zu schreiben ebenfalls. Der Expressionismus zeigt die innere Wirklichkeit der Autoren und ist gleichzeitig eine Wortkunst. Der Zeitraum des Expressionismus erstreck sich von etwa 1905 bis 1925.

Inhaltsverzeichnis [Ausblenden]

• 1 Name der Epoche Expressionismus o 1.1 Merkmale der Literaturepoche Expressionismus o 1.2 Formen des Expressionismus o 1.3 Bekannte Autoren der Epoche o 1.4 Bekannte Werke der Epoche o 1.5 Eine besondere Vertreterin des Expressionismus: Else Lasker-

Schüler o 1.6 Weitere Informationen

Name der Epoche Expressionismus

Die Bezeichnung „Expressionismus“ hat ihren Ursprung in den lateinischen Wörtern „ex“ und „premere“. Wörtlich übersetzt bedeuten diese „ausdrücken“; sie stehen aber im weiteren Sinne dafür, dass etwas von innen nach außen gekehrt wird. Diese Epoche ist eine Zeit der Ausdruckskunst, in welcher die Autoren ihre innere Wirklichkeit der Außenwelt zeigen. Dies wird nicht nur durch die Inhalte, sondern auch durch neue Techniken wie assoziative Sprechtechnik und Aufbrechen der Syntax erreicht.

Merkmale der Literaturepoche Expressionismus

• In vielen expressionistischen Werken wollen die Protagonisten der Rationalität und Langeweile ihres Alltags entfliehen. Sie suchen stattdessen Rausch- und

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Traumwelten sowie ekstatische Erfahrungen, die ein sinnliches Erleben ermöglichen.

• Die explosionsartige Vergrößerung der Großstädte und daraus resultierende Reizüberflutung war einer der Katalysatoren dieser Epoche. Die Menschen fühlten sich oft in der Anonymität der Großstadt verloren und waren von der fortschreitenden Industrialisierung überfordert. Auch politische Konflikte beeinflussten die Autoren dieser Zeit in ihrem Wirken. All diese neuen Entwicklungen führten zu einem Gefühl der Verlorenheit, das viele expressionistische Werke thematisch dominiert.

• Der Expressionismus hat auch revolutionäre Züge: Die Wertvorstellungen des Bürgertums galten als überholt, spießig und verlogen. Darum sollte der alte Mensch durch einen neuen Menschen ersetzt werden. Dadurch entstand ein Generationenkonflikt, der gleichzeitig zu einem politischer Konflikt führte. Krieg war schon fast eine Wunschvorstellung der Expressionisten, bei der durch einen großen Knall die Lähmung der Gesellschaft aufgehoben werden sollte. Aus diesem Chaos sollte dann etwas Neues entstehen.

• Oft sind Tod und das Ende der Welt ein Thema in expressionistischen Werken, da der Wunsch nach einer neuen Welt besonders unter den jüngeren Menschen immer größer wurde. Die meisten Autoren des Expressionismus entstammten dem gebildeten Bürgertum. Sie waren frustriert von der erstarrten Denkweise ihrer Lehrpersonen, welche die Umwälzungen und ständigen Veränderungen ihrer Lebenswirklichkeit nicht berücksichtigten.

• Das Bekannte sollte in einem verfremdeten Umfeld gezeigt werden, so zu einem neuen Sehen führen und die Wahrnehmung der Welt verändern. Ziel war es, so eine Befreiung von den festgefahrenen politischen, sozialen und ästhetischen Vorstellungen der Vergangenheit zu erreichen.

• Die Ästhetik des Expressionismus bedient sich unter anderem filmischen Mitteln wie Schnitt und Montage. Die Autoren sammelten verschiedene Zusammenhänge und Motive, die sie dann auf eine neue Art und Weise zusammensetzten. Dies betrifft nicht nur Inhalte, sondern auch die sprachliche Ebene: Durch Worte werden beispielsweise bestimmte Bilder aufgebaut und im Anschluss wieder zerstört.

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• Bilder werden oft isoliert voneinander dargestellt. Sie sind aneinandergereiht und befinden sich nicht unbedingt in einem logischen Zusammenhang zueinander. Die Teile sollten nach einer Empfehlung von Alfred Döblin ähnlich wie bei einem zerschnittenen Regenwurm selbständig für sich alleine stehen können. Diese Art der Wortkunst spiegelt die Isolation und Entfremdung wider, die viele expressionistische Autoren durch die rasende Urbanisierung und Entwicklung der Technik empfanden.

• Die Sprache in expressionistischen Werken kann teilweise sehr rudimentär sein. Die Syntax wurde von manchen Autoren missachtet oder sie nutzen nur bestimmte Wortarten wie Substantive und Verben. Satzzeichen wurden weggelassen und Texte stattdessen im Telegrammstil geschrieben. Dies sollte sinnbildlich für eine Abwesenheit von Ordnung und eine Beschleunigung des Sprechens stehen.

Formen des Expressionismus

Der Expressionismus hat mannigfaltige literarische Kunstformen wie Zeitschriften, Lyrik, Prosa und Dramen hervorgebracht. Viele dieser Werke zeichnen sich durch die Anwendung neuer sprachlicher Techniken und Formen aus. Filmische Darstellungsarten fanden den Weg in die Erzählungen dieser Zeit, indem die Gedanken der Protagonisten durch eine schnelle Aneinanderreihung von Gedanken, den sogenannten Bewusstseinsstrom, eingebaut wurden.

Zeitschriften prägten die Lebenswirklichkeit ihrer Leser durch ihren Ruf nach dem neuen Menschen und ihre Thematisierung des technischen Fortschritts. Sowohl Lyrik als auch Prosa lösten altbekannte Zusammenhänge auf und erschufen etwas komplett Neues; die Dramen bedienten sich der Stationentechnik, um voneinander unabhängige Handlungen darzustellen. In allen Formen war eine revolutionäre Aufbruchsstimmung spürbar.

Bekannte Autoren der Epoche

Wichtige Autoren und Vertreter der Epoche Expressionismus sind:

• Gottfried Benn • Alfred Döblin • Georg Heym • Georg Kaiser • Else Lasker-Schüler • Filippo T. Marinetti

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• Georg Trakl • Paul Zech

Bekannte Werke der Epoche

Wichtige Werke der Epoche Expressionismus sind:

• Gottfried Benn: Morgue und andere Gedichte (1912) • Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz (1929) • Georg Heym: Der Gott der Stadt (1910) • Georg Kaiser: Von morgens bis mitternachts (1912) • Else Lasker-Schüler: Ein alter Tibetteppich (1910) • Filippo T. Marinetti: Futuristisches Manifest (1909) • Kurt Pinthus: Menschheitsdämmerung (Sammelband, 1919) • Ernst Toller: Die Wandlung (1919) • Georg Trakl: Grodek (1914) • Jakob van Hoddis: Weltende (1911) • Herwarth Walden: Der Sturm (Zeitschrift, 1910–1932)

Eine besondere Vertreterin des Expressionismus: Else Lasker-Schüler

Die expressionistische Literatur ist fast ausschließlich von Männern dominiert – genauso, wie auch der neue Mensch hauptsächlich als Mann dargestellt wird. Eine besondere Persönlichkeit dieser Epoche ist darum Else Lasker-Schüler (1869-1945): Sie war eine Bohémienne, die orientalische Motive und Jerusalem faszinierten. Sowohl Prosa, Dramatik als auch Lyrik entstammen ihre Feder. Ihren Durchbruch in der expressionistischen Literaturszene hatte sie 1911 mit dem Gedichtband „Meine Wunder“. Neben den orientalischen Einflüssen sind Liebe und religiöse Erfahrungen wiederkehrende Motive in ihrem Werk. Else Lasker-Schüler inspirierte die Lyrik des bedeutenden Expressionisten Gottfried Benn, den sie 1912 traf. Ihre sprachlichen Neuschöpfungen und freier Umgang mit der lyrischen Form imponierten ihm sehr, und die beiden verband eine tiefe Freundschaft. Aus dieser Zeit stammen auch einige ihrer Gedichte, die sie ihm widmete.

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DIE NATIONALSOZIALISTISCHE DEUTSCHE ARBEITERPARTEI (NSDAP)

Die am 5. Januar 1919 in der aufgeheizten politischen Atmosphäre der Revolution von 1918/19 in München gegründete Deutsche Arbeiterpartei (DAP) war zunächst lediglich eine von vielen kleineren antisemitisch-völkischen Splittergruppen in der bayerischen Hauptstadt. Die Wahrnehmung der DAP als unbedeutender Diskussionszirkel änderte sich, nachdem ihr im Herbst 1919 Adolf Hitler beitrat. Als begabter Redner verschaffte er der Partei zunehmende Popularität in den völkischen Kreisen Bayerns, das zu Beginn der 1920er Jahre das Zentrum rechtsextremer Agitation gegen die verhasste Weimarer Republik darstellte. Am 24. Februar 1920 erfolgte auf der mit 2.000 Besuchern ersten Massenveranstaltung der DAP im Münchner Hofbräuhaus die Umbenennung in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Innerhalb weniger Monate verstand es Hitler, dank seines Agitationstalents für die Partei unersetzbar zu werden und sie in seinem Sinn zu instrumentalisieren.

Weltanschauung und Propaganda

Unter der Drohung auszutreten, entschied er Auseinandersetzungen innerhalb der NSDAP für sich. Am 29. Juli 1921 übertrug ihm die Generalmitgliederversammlung den Parteivorsitz mit diktatorischen Vollmachten, den Hitler bis zu seinem Selbstmord am 30. April 1945 innehatte und der es ihm bereits zu Beginn der 20er Jahre erlaubte, die Partei auf seine Person auszurichten.

Geprägt von einem aggressiven Antisemitismus und einer radikalen völkischen Weltanschauung blieben die 1920 im 25-Punkte-Programm dargelegten Zielsetzungen der NSDAP bewusst unscharf formuliert. Die Partei verstand sich in erster Linie als "Bewegung" zur Mobilisierung der Massen. Alle "arischen" Deutschen sollten im Sinne einer "Volksgemeinschaft" in ihr erfasst werden. Zutiefst verachtete die NSDAP den Parlamentarismus und die politischen Parteien der Weimarer Republik, die sie für soziale Gegensätze und die "widernatürliche Spaltung des Volkes" verantwortlich machte. Ihre wichtigste Aufgabe sah die Partei im Kampf gegen den Versailler Vertrag und das "internationale Judentum". In leidenschaftlichen Reden - zumeist abgehalten in lärmenden Bierhallen - appellierte Hitler als "Heilsbringer" und "Trommler für die nationale Sache" mit schlagkräftigen Parolen an die Emotionen seiner Zuhörer, von denen rund ein Viertel Frauen waren.

Wie keine zweite Partei verstand es die NSDAP, durch pausenlose, geschickt inszenierte Aufmärsche ihres Wehrverbands Sturmabteilung (SA) mit Fahnen und Uniformen eine für viele Menschen verführerische Faszination auszuüben.

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Provokationen, einprägsame Plakate und Symbole wie das Hakenkreuz als Parteiabzeichen oder das dem linken politischen Gegner entliehene Rot als auffällige Leitfarbe waren zentrale Bestandteile der NS-Propaganda. Wichtiges Agitationsinstrument war die parteieigene Wochenzeitung "Völkischer Beobachter", die ab Februar 1923 als Tageszeitung erschien. Im Oktober 1922 hatte sich die von Julius Streicher geführte "Deutsch-Sozialistische Partei" mit ihren 2.000 Mitgliedern der NSDAP angeschlossen.

Obwohl sich in vielen Orten des Deutschen Reichs nationalsozialistische Gruppierungen sammelten, war die NSDAP Anfang der 20er Jahre weitgehend auf Bayern mit dem Parteizentrum München beschränkt. Hier erfreute sie sich bester Verbindungen zu rechten Kreisen aus Reichswehr, Politik und Wirtschaft. Da Hitler zur Erlangung der politischen Macht die Teilnahme an Wahlen ablehnte und stattdessen unverhohlen Putschpläne gegen die verhasste "Judenrepublik" äußerte, war die NSDAP ab November 1922 in Preußen verboten. In Bayern hingegen konnte die rund 20.000 Mitglieder zählende NSDAP Ende Januar 1923 ihren ersten Reichsparteitag durchführen.

Inflation und Hitler-Putsch

Die Inflation im Deutschen Reich brachte Millionen von Menschen 1923 um ihre Ersparnisse. Offiziell noch gültige, aber eigentlich wertlose Geldscheine bedruckten die Nationalsozialisten auf der Rückseite mit antijüdischen Karikaturen und führten so vor Augen, wen sie für die wirtschaftliche und finanzielle Katastrophe verantwortlich machten. Als Deutschland schließlich auch im politischen Chaos zu versinken drohte und über das Deutsche Reich der Ausnahmezustand verhängt wurde, schien die Situation für den ersehnten Putsch gegen die Republik günstig. Wie die Nationalsozialisten verachteten viele Menschen in Deutschland zutiefst die "verjudete" Weimarer Republik, deren Repräsentanten den Versailler Vertrag unterzeichnet hatten und der man die wirtschaftlichen und sozialen Missstände der ersten Nachkriegsjahre anlastete.

Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung war aufgrund von Inflation, Not und ungesicherter Zukunft unzufrieden mit den demokratischen Verhältnissen und damit empfänglich für radikale Parolen und vermeintlich einfache politische Lösungen. Diese systemfeindliche Stimmung wollten Hitler und seine Anhänger ausnutzen, als sie nach Vorbild von Benito Mussolinis "Marsch auf Rom" von 1922 am 9. November 1923 den "Marsch auf Berlin" zu initiieren versuchten. Der Hitler-Putsch endete allerdings nach nur wenigen hundert Metern an der Münchner Feldherrnhalle in einem Desaster. Vier Polizisten und 14 Demonstranten kamen bei Schusswechseln ums Leben. Die NSDAP wurde im November 1923 reichsweit verboten und Hitler im April 1924 wegen "Hochverrats" zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Die letztlich rund achtmonatige Haft in Landsberg nutzte Hitler, um in dem

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programmatischen Werk "Mein Kampf" seine von Rassendoktrin und Sozialdarwinismus geprägte Weltanschauung zu beschreiben.

Als Hitler wegen "guter Führung" am 20. Dezember 1924 vorzeitig aus der Haft entlassen wurde, befanden sich die Reste der NSDAP in einer schweren Krise. Mitputschisten wie Gregor Strasser und Erich Ludendorff hatten sich in der Nationalsozialistischen Freiheitspartei gesammelt, andere wie Julius Streicher und Alfred Rosenberg waren Mitbegründer der "Großdeutschen Volksgemeinschaft". Hitler lehnte nach der Haftentlassung den Beitritt zu einer der beiden miteinander konkurrierenden Splittergruppierungen ab und erreichte am 26. Februar 1925 die Neugründung der NSDAP. Auf der "Bamberger Führertagung" ein Jahr später gelang es ihm, die Verankerung antikapitalistischer Forderungen nach einem "nationalen Sozialismus" und Verstaatlichung der Wirtschaft, wie es vor allem die Brüder Gregor und Otto Strasser sowie anfänglich auch Joseph Goebbels forderten, in das Parteiprogramm zu unterbinden und seine parteiinterne Machtstellung endgültig zu manifestieren.

Der Aufstieg zur Massenpartei

Als Konsequenz aus dem gescheiterten Hitler-Putsch von 1923 verfolgte die NSDAP ab 1925 eine Taktik der Legalität. Nicht durch einen gewaltsamen Umsturz sollte die Republik beseitigt werden, sondern durch Teilnahme an Wahlen und durch Vergrößerung der nationalsozialistischen Bewegung, die in der Konsolidierungsphase ab Mitte der zwanziger Jahre zunehmend in eine Hitler-Bewegung überging, in der Hitler - nun auch im offiziellen Sprachgebrauch der Partei als "Führer" bezeichnet - die uneingeschränkte Autorität besaß. Der "Führerkult" und Hitlers Charisma wurden zu zentralen Elementen der NSDAP, die 1926 für Parteigenossen den Hitlergruß einführte. Zwischen 1925 und 1930 stieg die Mitgliederzahl der Partei von 27.000 auf rund 130.000. Trotz des beträchtlichen Mitgliederzuwachses waren die Wahlergebnisse aufgrund der relativen politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung in der zweiten Hälfte der 20er Jahre für die Führung der NSDAP enttäuschend. Bei der Reichstagswahl 1928 erreichte sie lediglich 2,6 Prozent der Stimmen.

Begleitet vom Straßenterror der SA avancierte die NSDAP nach 1930 zu einem Auffangbecken für alle Gegner der nicht vom Volk durch Wahlen legitimierten Präsidialkabinette. Bis Januar 1933 erhöhte sich ihre Mitgliederstärke auf rund 850.000. Aufmärsche und pausenlose Agitation lockten vor allem Jugendliche und junge Männer an die NSDAP oder ihre Gliederungen wie Hitler-Jugend (HJ) oder SA. Obwohl sich die Parteimitglieder zu einem Großteil aus dem Mittelstand rekrutierten, wies die NSDAP mit einem starken Arbeiteranteil eine ausgewogenere Sozialstruktur als alle anderen Parteien der Weimarer Republik auf. Als neuartige und sich modern darstellende "Volkspartei" warb sie in allen sozialen Schichten erfolgreich um Mitglieder und Wähler.

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Der Weg zur Macht

Die von der NSDAP mit der DNVP, dem Stahlhelm und dem Alldeutschen Verband 1929 initiierte Kampagne für den Volksentscheid gegen den Young-Plan steigerte das Ansehen der Nationalsozialisten im rechten Lager enorm. Schließlich profitierte die NSDAP wie keine andere Partei von der Weltwirtschaftskrise, die einen fruchtbaren Nährboden für antikapitalistische, antiliberale und vor allem für antisemitische Propaganda gegen das "internationale Finanzjudentum" bot. Unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise und der Massenverelendung feierte die NSDAP bei der Reichstagswahl vom 14. September 1930 einen erdrutschartigen Wahlerfolg: Mit 18,3 Prozent wurde sie zweitstärkste Partei und konnte die Zahl ihrer Reichstagsmandate von 12 auf 107 erhöhen. Kurz nach der Wahl trat Hitler Gerüchten über nationalsozialistische Putschpläne entgegen und legte am 25. September 1930 einen "Legalitätseid" ab, wonach die NSDAP nur legal um die Macht kämpfe. Doch ließ er keinen Zweifel daran aufkommen, dass er das politische System nach Erhalt der Macht radikal ändern würde. Um ihre Geschlossenheit im Kampf gegen die Weimarer Republik zu demonstrieren, schlossen sich im Oktober 1931auf Betreiben Hitlers und Alfred Hugenbergs die NSDAP und die DNVP mit einer Reihe nationalistischer Verbände zur "Harzburger Front" zusammen.

Als die Leitartikel großer deutscher Tageszeitungen zum Jahreswechsel 1932/33 bereits das nahe Ende der Hitler-Bewegung prophezeiten, mobilisierte die Partei noch einmal alles, um bei der Landtagswahl in Lippe Mitte Januar 1933 den Wählertrend umzubiegen. Mit 39,5 Prozent konnte die NSDAP in Lippe gegenüber der Reichstagswahl im November 1932 fünf Prozent zulegen. Von der NS-Propaganda wurde die Stimmenzunahme als Trendwende gefeiert, um die Hoffnung der NSDAP-Anhänger auf die ersehnte Machtübernahme auf Reichsebene am Leben zu erhalten. Tatsächlich bot im Januar 1933 der ehemalige Reichskanzler Franz von Papen - von Hindenburg mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt - Hitler in einem Geheimtreffen die Kanzlerschaft in einem national-konservativen Kabinett an. Nur für wenige Monate, so die verhängnisvolle Fehleinschätzung vieler konservativer Politiker, sollte die NSDAP mit ihrer Massenbasis dem am 30. Januar 1933 eingesetzten Kabinett der "nationalen Konzentration" unter Reichskanzler Hitler parlamentarisch den Rücken freihalten, bevor die NSDAP politisch verschlissen sei.

Vor allem Nichtwähler wurden bei der Reichspräsidentenwahl 1932 und der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 mobilisiert. Eine starke Wählerbewegung zu der politisch noch unverbrauchten NSDAP kam von den konservativ-liberalen Parteien, denen immer weniger Menschen zutrauten, der katastrophalen Wirtschaftskrise Herr werden zu können. Viele Wähler waren überzeugt, in Hitler ihre "letzte Hoffnung" zu finden. Als überragender Sieger der Reichstagswahl vom Juli 1932, aus der die NSDAP mit 37,4 Prozent als stärkste Partei hervorging, verlangte Hitler kompromisslos die ganze politische Macht, die ihm Reichspräsident Paul von Hindenburg jedoch noch verweigerte. Hitler pokerte hoch, als er die ihm angebotene

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Vizekanzlerschaft ablehnte - denn der frustrierte Massenanhang der NSDAP begann bereits zu bröckeln. Trotz massiver finanzieller Unterstützung durch Großindustrielle wie Fritz Thyssen, Albert Vögler oder Emil Kirdorf war die Parteikasse durch kostspielige Wahlkampfführungen leer, das Geld für weitere Agitation und Propaganda fehlte. Der sich mit der Reichstagswahl vom 6. November 1932 fortsetzende Abwärtstrend stürzte die Partei tief in die Krise.

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HITLERS AUFSTIEG ZUR MACHT

Was machte Adolf Hitler und seine Partei in den Jahren 1929 bis 1932 so attraktiv?

Warum glaubten so viele, dieser Mann könne sie aus dem Elend der Weltwirtschaftskrise und des Versailler Diktats erlösen und ihnen den Weg in eine bessere Zukunft ebnen?

Warum schwärmte der spätere Widerständler, Sozialist und Dissident Robert Havemann anfangs für die „nationale Bewegung“ und schrieb am 31. März 1933 an seine Eltern: „Ob es gelingen wird, den Juden ihre unrechtmäßigen Privilegien zu entreißen? Schließlich ist der Russe sogar mit der ,Bourgeoisie‘ in seinem Lande fertig geworden, ohne dass das Ausland ihn hätte boykottieren können. Ich glaube, dass dies der nationalen Bewegung in Deutschland mit der nötigen eisernen Energie auch in Bezug auf die Juden gelingen wird.“

Wie mein damals 20-jähriger Vater wird auch Havemann 1932 mal linke, mal rechte politische Versammlungen besucht und deshalb neben der nationalen Bewegung auch „den Russen“ für die bolschewistische Energie bewundert haben. Totalitäre Utopien hatten Konjunktur. Die Lust am gewalttätigen politischen Umsturz teilten viele. Havemann sagte es so: „Deutschland erwartet doch heute von Hitler, dass er sein gegebenes Versprechen einlöst, auch wenn es Köpfe kosten sollte.“ Junge Kommunisten verabschiedeten sich 1932 mit dem Gruß „Bis bald in Sowjet-deutschland“, SA-Männer sangen „Die Knechtschaft dauert nur noch kurze Zeit“.

Bei den Reichstagswahlen im Juli 1932 stimmten knapp 60 Prozent der Wähler gegen die Republik: 14,5 Prozent für die KPD, 37,4 für die NSDAP und 6,2 Prozent für Hugenbergs antidemokratische Deutschnationale Volkspartei. Die NSDAP rekrutierte ihre Stimmen aus allen sozialen Klassen: etwa 60 Prozent aus der alten Mittelschicht und den neuen Zwischenschichten, den langsam aufsteigenden kleinen Angestellten, Beamten und Selbstständigen, immerhin 40 Prozent aus dem Arbeitermilieu.

Hitler stand für das Neue

Anders als die linksradikalen Gegner der Republik führte Hitler keine Klassenpartei, sondern die erste moderne Volkspartei. Bauern und Städter, Arbeiter und Bürger sprachen ihr zu, Nord- und Süddeutsche, Katholiken und Protestanten, Junge und Alte, Männer und Frauen. Ebendeshalb hatte die NSDAP früh ihre sozial weitgefächerten Massenorganisationen aufgebaut: für Frauen und reitende Ärzte, für

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Lehrer ebenso wie für Freunde des Kraftfahrzeugs, für Jugendliche, Juristen, Kulturschaffende, Bierproleten, Studenten oder Bauern.

Dagegen verstanden sich die konkurrierenden Parteien als Organisationen bestimmter Gruppen. SPD und KPD vertraten die Arbeiter, die liberalen Parteien das gehobene Bürgertum. Die Deutsche Zentrumspartei war strikt katholisch ausgerichtet, ebenso wie die Bayerische Volkspartei.

Hitler stand für das Neue. Seine Partei wurde von jungen Kadern getragen, die zumeist aus den aufstiegsorientierten unteren Schichten des Volkes stammten. Besser als die überalterten Funktionäre der SPD kannten sie die Not des Alltags. Mit „Mein Kampf“ hatte Hitler ein Bekenntnisbuch vorgelegt, in dem sich das Programm aus der eigenen Biographie erklärte. In der Gegenwart veröffentlichen viele Politiker Bücher nach dem literarischen Strickmuster von „Mein Kampf“. Vorher hatte es dieses Genre jedoch nicht gegeben. Allenfalls verfassten Politiker am Ende ihrer Laufbahn Memoiren mit Titeln wie „Ereignisse und Gestalten“.

Unter der Parole „der Führer über Deutschland“ unternahm Hitler 1932 vier „Deutschlandflüge“ mit rund 200 Auftritten, während die Konkurrenz per Bahn heranratterte. Seine Reden begann er stets mit „Volksgenossinnen und Volksgenossen!“. Hitler genderte als einer der Ersten. Seine Konkurrenten schnarrten „Meine Herren!“ oder bevorzugten wie Ernst Thälmann ein markiges „Genossen!“. Während die KPD weit überwiegend von Männern gewählt wurde, fand Hitler unter Frauen Zuspruch. Bei den Reichstagswahlen im März 1933 votierten in Leipzig 34 Prozent der Männer, aber 39 Prozent der Frauen für die NSDAP. Ähnlich verhielt es sich in Magdeburg, Bremen und Ansbach – Städten, in denen gleichfalls Sonderauszählungen vorgenommen wurden.

Nationaler Sozialismus

Anders als die Sozialisten predigte Hitler nicht den internationalen, sondern den nationalen Sozialismus. In dem von Friedrich Naumann 1897 geprägten Kompositum Nationalsozialismus verbinden sich zwei egalitäre Ideen: die nationalrevolutionäre, die Rechtsgleichheit unter denjenigen erstrebt, die zu einem bestimmten Volkskollektiv gezählt werden, und die soziale Gleichheitsidee. Die zunächst oft gegensätzlich verstandenen Programme stammten aus dem 19. Jahrhundert. Doch entstand im Ersten Weltkrieg eine Situation, in der beide Ideen einander „durchquerten, aufeinander wirkten und letzten Endes sich doch irgendwie zu vereinigen strebten“. So der Historiker Friedrich Meinecke 1946, der unter Hinweis auf Hitler hinzufügte: „Die große, in der Luft liegende Idee, die Verschmelzung der nationalen und der sozialistischen Bewegung, fand in ihm ohne Frage ihren brünstigsten Verkünder und den entschlossensten Exekutor.“

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Wie sich Hitler das vorstellte, erläuterte er Ende 1926 in Stuttgart. Er malte aus, Deutschland könne der Versailler Knechtschaft entrinnen, „wenn seine 16 Millionen Menschen von links fanatische Nationalisten und seine 14 Millionen Menschen von rechts glühende Anhänger einer sozialen Gerechtigkeit geworden sind“. Wer dazwischen stehe, gehöre zur „politisierenden ,Bourgeois‘-Gilde“, die ohnehin weggefegt gehöre, und zwar von „Proletariermassen, die zum Äußersten aufgehetzt und zum Letzten entschlossen sind“.

Seine magnetischen Kräfte entfaltete das nationalsoziale Projekt erst mit der 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise. Hitler schaffte es nicht, alle lohnabhängigen Wähler auf seine Seite zu ziehen, doch ausreichend viele, und zudem die KPD zu nationalisieren. Drei Wochen vor der Reichstagswahl am 14. September 1930 zeichnete sich ein gewaltiger Stimmenzuwachs für die NSDAP ab. Von den Nazis getrieben, verabschiedete die KPD deshalb Ende August 1930 ihre „Proklamation zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes“. Darin warf sie der mitregierenden SPD „Erfüllungspolitik“ gegenüber Frankreich vor und deshalb „Hoch- und Landesverrat an den Lebensinteressen der arbeitenden Massen Deutschlands“.

KPD ähnliches Programm wie NSDAP

Wie die NSDAP erklärte die KPD, „dass wir im Falle unserer Machtergreifung alle sich aus dem Versailler Vertrag ergebenden Verpflichtungen für null und nichtig erklären werden“. Zur Herrschaft gelangt, werde man „mit eiserner Faust jede Spekulation zerschmettern“. Wie Hitler forderte die KPD im Frühjahr 1932 den Austritt aus dem Völkerbund und die Rückgabe aller – wirklich aller! – Gebiete, die Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg verloren hatte und so „territorial verstümmelt“ worden sei. Ebenfalls 1932 veröffentlichte die KPD diesen vom Zentralkomitee autorisierten Text: „Jüdisches und nichtjüdisches Kapital sind untrennbar miteinander versippt und verquickt, auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Jüdisches Geld nährt auch den Faschismus. Faschistische Streikbrecher stehen im Sold jüdischer Industrieller.“ Angesicht solcher Programme mochte sich mancher Schwankende gefragt haben: Warum nicht gleich das Original wählen?

Immer wieder wird gesagt, Hitler habe seine Macht nach dem 30. Januar 1933 mit den Mitteln des Terrors gefestigt. Das ist nicht falsch, aber nur die halbe Wahrheit. Nach kaum vierwöchiger Amtszeit senkte die NS-Regierung die Krankenscheingebühr von 50 auf 25 Pfennige. Im Dezember wurden zudem die Rezeptgebühr halbiert, Mindestlöhne für Heimarbeiter eingeführt und die Steuerlast für Ehepaare mit Kindern deutlich gemindert. Am 10. April 1933 erklärte die Regierung den 1. Mai zum Feiertag und erfüllte damit eine alte Forderung der Arbeiterbewegung.

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Zuvor hatte die Regierung bereits Zehntausende rechtsgültige Pfändungstitel gestoppt und den Vollstreckungsschutz für Landwirte, unverschuldet in Geldnot geratene Mieter und Ratenkäufer verfügt, denen Pfändung, Zwangsversteigerung oder Exmittierung drohten. Hermann Göring erklärte: „Der Hauseigentümer, der unbarmherzig und skrupellos arme Volksgenossen um Nichtigkeiten willen obdachlos macht, hat den Schutz des Staates in diesem seinem Treiben verwirkt.“ Zudem versprach Hitler: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Viele Zehnmillionen Deutsche lebten damals an der Existenzkante. Die Arbeitslosenquote betrug 30 Prozent; die Reallöhne, Gehälter, Renten und Pensionen waren seit 1929 um mindestens 20 Prozent gefallen.

Die simplen, aber populären sozialpolitischen Geschenke finanzierte die NS-Regierung mit Hilfe schnell anwachsender Staatsschulden. So konnte Hitler in den ersten Monaten und Jahren zusätzliches Vertrauen erringen, das weit über den Kreis seiner ursprünglichen Wähler und Wählerinnen hinausreichte. Die Methoden, die er insoweit anwandte, gelten gemeinhin nicht als nazistisch – aber anders als die Tiraden in „Mein Kampf“ funktionieren sie noch immer.

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DIE NATIONALSOZIALISTISCHEN IDEOLOGIE

Der Zweite Weltkrieg liegt über 50 Jahre zurück. Die Folgen des Krieges sind in seinen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen bis zum heutigen Tag spürbar. Hauptverantwortlicher für einen Krieg, der über 50 Millionen Menschenleben gekostet hat, waren die Nationalsozialisten; an Ihrer Spitze: Adolf Hitler. Der Nationalsozialismus war nach innen totalitär, anerkannte keine Grundrechte des einzelnen und bekämpfte Kommunismus, Sozialismus, Liberalismus, Menschen mosaischen Glaubens und auch die christlichen Kirchen; nach außen war er aggressiv, expansiv mit nihilistischer Prägung.

Die hier angesprochene Thematik behandelt nicht das ganze schreckliche Ausmaß, die der Nationalsozialismus über die Menschen gebracht hat, sondern gliedert den Aufbau der Ideologie in seinen fünf wesentlichen Punkten.

Die Ideologie des Nationalsozialismus

Um zum Thema hinzuführen erkläre ich erst mal den Begriff Ideologie: Die Ideologie ist eine Weltanschauliche Konzeption, in der Ideen der Erreichung politischer und wirtschaftlicher Ziele dienen. Durch völkisch- antisemitische, nationalistische und imperialistische, rassenbiologische und sozialdarwinistische, antidemokratische und antimarxistische Vorstellungen wurde Hitlers persönliches Weltbild geprägt, das von zwei Ideensträngen zusammen gehalten wurde. Von einem radikalen, universalen Rassensemitismus und von der Lebensraumtheorie. Da diese beiden Ideenstränge schon anderswo vielfach vorgetragen wurden, sowie durch entsprechende politische Bewegungen in der Weimarer Republik, waren sie einem größerem Publikum schon vertraut. Als sich Hitler in Gefangenschaft befand, schrieb er sein Werk: "Mein Kampf", in das er seine Weltanschauungen zusammenfasste.

Der Rassegedanke war ein Teil "seiner" Ideologie. Die Menschheit wurde von ihm in verschiedene Teile eingestuft. Jede Rasse hatte unterschiedliche Werte. Die höchste und wertvollste Rasse waren die Arier, sie sind rassisch- hochwertig und allein kulturfähig. Hitler benutzte Darwins Theorien, die aufs Tierreich bezogen waren, für seine Zwecke und bezog sie auf den Menschen. Völker und Rassen galten ihm als in sich abgeschlossene Arten; jede Vermischung war ein Verstoß gegen die Natur und ein Grund für den Verfall. Zwischen Rassen und Völker herrsche das Gesetz des ewigen Kampfes, um Selbsterhaltung, Vermehrung, und Erweiterung ihres Lebensraumes.

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Für Hitler gibt es stärkere und schwächere Rassen. Die hochwertige Rasse überlebt und die minderwertige Rasse stirbt aus. Das ist der aristokratische Grundgedanke der Natur. Rassisch- hochwertig und allein kulturfähig sei einzig die arische Rasse. Doch minderwertig und kulturzerstörend sind z.B. die Slawen oder die Juden. Ein Zitat von " Mein Kampf": "... die Juden sind rassisch- minderwertig und unfähig einen lebensfähigen Staat zu bilden..."

Der antisemitische Grundgedanke kam nicht von Hitler, denn Antisemitismus gab es auch schon im Kaiserreich. In dieser Zeit war die Abneigung gegenüber den Juden bloß noch nicht so stark ausgeprägt. Alle Vorgänge in der Welt, die Hitler beunruhigten, wurden auf die Juden zurückgeführt. Antisemitismus diente den Nationalisten als Erklärungsmuster für alles nationale, wirtschaftliche und soziale Unglück, das die Deutschen seit dem verlorenen Ersten Weltkrieg erlitten hatten, und Antisemitismus war das Schwungrad mit dem Hitler seine Anhänger in Bewegung brachte. Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung rassistischer und antisemitischer Vorstellungen spielte der Wagner- Kreis in Bayreuth, der den Mythos von "Ariern" und "Germanen" durch Bühnenspiel für gebildetes Publikum hoffähig machte. 1933 wurde mit dem "Gesetz zur Wiederherstellung des Bürgertums" den "Nichtarischen" Menschen die Stelle als Beamter genommen. Durch die Nürnberger Gesetze (Reichsparteitag) 1935 wurden den Juden jegliche Rechte entzogen. Der nationalsozialistische Antisemitismus verfolgte das Ziel die "nordischen" Rassen höherzuzüchten und durch Ausmerzung minderwertiger Rassen zu reinigen.

Der Ariermythos; Hitler verfolgte das Menschenbild des Ariers. Der Arier sollte auf die eigene Meinung verzichten, seine geistige Fähigkeit sollte nicht entscheidend sein , sondern seine Bereitwilligkeit. Das Blut des Ariers sollte rein sein, das heißt das keine "minderwertigen Rassen" im Erbgut vorhanden sein dürfen. Der Arier müsse groß, stark gebaut sein und blonde Haare und blaue Augen haben müssen. Das Führerprinzip; Hitler hatte auch bestimmte Vorstellungen welche Charaktereigenschaften ein Führer haben muss. Der Führer ist das Oberhaupt des Volkes. Er entscheidet über den allgemeinen Volkswillen (keine Mehrheitsentscheidung). Der Führer symbolisiert in bestimmter Hinsicht das Ergebnis eines "trägen Volkes", das die Entscheidungen gerne auf die "Regierung" beruhen lässt und sich selbst nicht, oder nur kaum mit Politik bzw. politischen Problemen auseinandersetzt. Der Führer hat sich gegen die christliche Religion auszusprechen, er ist ein "Ersatzgott" und seine Ideologie eine "Ersatzreligion".

Die Lebensraumtheorie ist eng mit dem Rassegedanke verbunden, denn der ewige Lebenskampf der Rassen und Völker, ist der ewige Lebenskampf um den Lebensraum. Diese These kann man wieder aufs Darwin Theorien zurückschließen. Für Hitler ist der Krieg notwendig um Lebensraum zu gewinnen und das vor allem im Osten (Expansion im Osten). Ein Zitat aus "Mein Kampf":"...Deutschland wird entweder Weltmacht oder überhaupt nicht sein...".

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Welche Gründe führten Hitler zum Erfolg "seiner" Ideologie?

Seine ideologischen Formeln klangen vertraut, zugleich griffig und populistisch formuliert. Er bot eine einfache Antwort auf eine komplizierte und bedrohliche Wirklichkeit. Er bot auch eine einfache Erklärung der jüdischen Weltverschwörung, welche eine mächtige Anziehungskraft auf die breite Masse besaß. Das Volk sah in Hitler den Retter und sozialen Wohltäter, den sich nach Jahren der politischen und sozialen Identitätskrise erwartet hatten. Er berührte sich mit Denkweisen aus der traditionellen Lebenswelt von Monarchie, Militär und Jugendbewegung, daher neigten bürgerliche Schichten und auch Unterschichten zur Fehleinschätzung der politischen und sozialen Wirklichkeit des Führers. Sie nahmen nur das wahr, was sich mit ihren Einstellungen in Übereinstimmung bringen ließ.

Innenpolitische Grundsätze der NSDAP

Innenpolitische Grundsätze:

• Gleiche Rechte und Pflichten für alle Staatsbürger • Staatsbürger können nur Menschen deutschen Blutes sein • Gemeinnutz geht vor Eigennutz • Abschaffung des mühelosen Einkommens ("Brechung der Zinsknechtschaft") • erste Pflicht jeden Staatsbürgers ist die geistliche und körperliche Arbeit

Weitere Ziele:

• Ausbau der Altersversorgung • Schaffung eines dt. Gemeinrechtes, Bodenreform • Ausbau des Volksbildungswesen • Hebung der Volksgesundheit • Bildung eines Volksheeres

Außenpolitische Grundsätze:

• Zusammenschluß aller Deutschen zu einem Großdeutschland • Gleichberechtigung • Aufhebung der Versailler Verträge und St. Germain • Forderung nach mehr Land und Boden (Kolonien) • Eroberung neuen Lebensraumes im Osten und dessen rücksichtslose

Germanisierung • Beherrschung Europas

Mittel der Umsetzung:

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• Aufbau einer starken Armee • suche nach Bündnisspartnern • Ankurbelung der Wirtschaft • später: Umstellung auf Kriegswirtschaft (Aufrüstung) -> Krieg

Nationalsozialistische Herrschaft - Absichten und Ziele

Seit dem 30. Januar war Hitler Reichskanzler. Am 3. Februar 1933 legte er den führenden Offizieren der Reichswehr seine Absichten & Ziele offen:

• Straffe Führung des Staates. Todesstrafe auf Landes- und Volksverrat. Ertüchtigung der Jugend, Stärkung des Wehrwillens, Ausrottung des demokratischen/kommunistischen Gedankens.

• Kampf gegen Versailles. • Alles auf innere Wirtschaft ausrichten. Ausweitung des „Siedlungsgebietes“. • Aufbau der Wehrmacht. Allgemeine Wehrpflicht. Ausrottung des Pazifismus,

Kommunismus, Bolschewismus. Eroberung neuer Exportmöglichkeiten. Neues Land. Das Innere ist nicht ihre Aufgabe, keine Verquickung Heer <-> SA.

• Der Reichstagsbrand : Zweierlei Dinge waren wichtig, das hatte Hitler gemerkt: Zusammenfassung aller Macht in seiner Hand Die Ausschaltung der Gegner in Staat und Partei.

Der erste Schritt dazu sollte eine erneute Reichstagswahl sein. Es war die Hoffnung Hitlers, wirklich die Mehrheit der Deutschen hinter ihn zu bringen. Bisher war er ja nur der Führer der stärksten Partei. Am 5. März 1933 sollte die Neuwahl stattfinden. Am 27. Februar stand plötzlich das Gebäude des Reichstages in Flammen. Hitler liess sofort verkünden, es seien Kommunisten gewesen. Nach in der Nacht unterzeichnete von Hindenburg eine Notverordnung „zum Schutz vor kommunistischen Gewaltakten“, die alle wichtige Verfassungspunkte der Weimarer Republik ausser Kraft setzte. Nun konnten ganz legal Kommunisten und andere Gegner verhaftet, Zeitungen verboten, Telefone abgehört werden.

Heute spricht vieles dafür, dass es ein junger Holländer war, ohne Ziel und ohne Hintermänner. Den Nazis kam dieser Brand jedoch sehr entgegen, musste doch die Notverordnung auch zehn Jahre nachher noch herhalten, um katholische Priester verhaften zu lassen. Einige Historiker sind sogar der Meinung, daß der Brand auf Anordnung Hitlers gelegt wurde.

Die Uniformierung des Lebens

Die Uniformierung des Lebens : Das Bemühen der Nazis war, durch alle Bereiche des Lebens zu dringen. Braune Uniformen waren das Kennzeichen der Nazis. Es gab eine Anzahl verschiedene Unterorganisationen:

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• Das „Deutsche Jungvolk“ (DJ) • Die „Hitlerjugend“ (HJ) • Der „Bund Deutscher Mädel“ (BDM) • Die „Schutzstaffeln“ (SS) • Das „Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps“ (NSKK) • Das „Nationalsozialistische Fliegerkorps“ (NSFK)

Das Abzeichen der Partie war ein schwarzes Hakenkreuz in weissem Kreis auf rotem Grund. Das Hakenkreuz war ein Sonnensymbol aus der Bronzezeit. Die Hakenkreuzfahne ersetzte das Schwarz-Rot-Gold der Weimarer Republik. Die „Erfassung“ der Deutschen : Propaganda rieselte nun immer mehr auf die Deutschen nieder; Das Leben in den Schulen und in den Betrieben wurde „gleichgeschaltet“, auf den Führer ausgerichtet. Die Jugend : Es war ein besonderes Anliegen der Nazis, die Jugend für sich zu gewinnen. In einer staatlichen Organisation, der „Hitlerjugend“, wurden die Jungen straff zusammengefasst. Zeltlager und Lagerfeuer, Aufmärsche und Geländeübungen, Kleinkaliberschiessen und Handgranatenwerfen, das sollte die Jugend „zusammenschweissen“ und sie auf die Aufgabe als „Garanten der Zukunft“ vorbereiten.

Wichtigste Ideologien der NSDAP

Grundlagen:

• Programm der Partei von 1920 • Hitlers Buch: "Mein Kampf" u.a.

Sozialdarwinismus:

• Anfänge u.a. schon zu Beginn des Imperialismus • der Stärkere hat das Recht zu Überleben -> Die stärkere Nation kann über die

schwächere herrschen ! (Hitler benutze Darwin Idee, die aufs Tierreich bezogen war, für seine Zwecke und bezog sie auch auf die Menschen)

Antisemitismus: (Lehre gegen das Judentum)

• gab es schon vorher in kleinerer Form im Kaiserreich • Juden stehen an der untersten Stelle des Menschentums (mit Negern, Indianern

und Tieren auf einer Stufe) -> unwertes Leben, "kulturzerstörende Rasse" -> können vernichtet werden >>>> Judenverfolgung, Holocaust

• Hitler legt in seinem Buch "Mein Kampf" seine Einstellung zum Judentum offen dar

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• verschiedene Aktionen zur Bekämpfung der Juden, z. Bsp.: o 9./10.11.1938: Reichskristallnacht: Niederbrennung von Synagogen o 16.10. 1940: Anlage des Warschauer Ghettos o 20.1.1942: Wannseekonferenz zur "Endlösung der Judenfrage" etc.

Rassentheorie:

• Menschheit in Rassen eingestuft • unterschiedliche Werte • höchste und wertvollste Rasse: "Arier" (nordische Rasse) • deren wertvollster Teil: Germanen • sind zum Herrschen auserkoren

Antikommunismus

• war gegen die Kommunisten gerichtet • Ansatz für die Lebensraumtheorie

Lebensraumtheorie:

• Krieg ist notwendig, um Lebensraum zu gewinnen (vor allem im Osten) • verbunden mit der Rassentheorie Zitat Hitlers, aus "Mein Kampf":

"...Deutschland wird entweder Weltmacht oder überhaupt nicht sein..."

Antikommunismus

Sowohl die Nationalsozialisten, als auch die Kommunisten hatten als ursprüngliche Wählerschaft die Arbeiterklasse erkoren; die Wähler der NSDAP kamen später aber zumeist aus den Schichten des alten Mittelstandes und der Bauern. Die bürgerkriegsähnlichen Bedingungen in Berlin, Hamburg und dem Ruhrgebiet, verschreckten Kleinbürgertum und Industrielle.

Somit verfehlten die Nationalsozialisten ihr ursprüngliches Ziel, die Vormachtstellung der KPD und der SPD unter der Arbeiterklasse zu brechen; nichtsdestotrotz wurde sie damit zum parasitären Nutznießer der massiven politischen Reaktion gegen die Linke, welches als wesentlicher Grund für die erfolgreiche Machtergreifung der NSDAP zu sehen ist; nämlich die parteipolitische Wahlparole, die ausgegeben wurde: die Kampfansage gegen den Marxismus.

Taktik war aber, die Kommunisten nicht vor der Wahl zu verbieten, um eine Irritation des Zentrums, der Industriellen und des Militärs über den wahren totalen Machtanspruch der NSDAP zu vermeiden.

Antikapitalismus

Das Ziel der Nationalsozialisten, eine Vormachtstellung unter der Arbeiterschaft zu erlangen, war natürlich auch nur mit entsprechenden Thesen anzuvisieren, die

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allerdings meist dem Opportunismus der Partei entsprachen - diese Problematik bezieht sich eigentlich auf das gesamte Programm der NSDAP. Die Partei bediente sich der Weltwirtschaftskrise und des riesigen Pools von Unzufriedenen, die einem industriellen Bereich gegenüberstanden, der durch starke Konzentration der großen Unternehmen und Kapitalgesellschaften geprägt wurde.

Die Weltanschauung der NS-Diktatur in Deutschland

Die Weltanschauung der NS-Diktatur war die Anschauung Hitlers. Zur Verschleierung seiner Zielsetzung bediente sich Hitler oft einer verharmlosenden, irreführenden Sprache. Ein grundsätzliches Element der NS-Ideologie war der unversöhnliche Judenhass - der Antisemitismus. Diese, 1879 von W. Marr geprägte Bezeichnung ist irreführend, da die Antisemiten nicht die Angehörigen der semitischen Sprachfamilie, also die Bewohner Nordostafrikas und Vorderasiens bekämpfen, sondern die Anhänger der jüdischen Religion und Nachkommen dieser. Die Ursache dafür, dass der Antisemitismus bei so vielen Menschen in Deutschland Zustimmung fand, muss man auch in der Geschichte suchen.

Die Juden wurden schon seit dem Mittelalter gehasst. Die ersten organisierten Massenausschreitungen gegen Juden gab es bereits im 11. Jahrhundert im Zusammenhang mit den Kreuzzügen. Dieser Hass war sowohl religiös als auch wirtschaftlich begründet. In den 1880ern wurden die Juden von Politikern und Journalisten als “Sündenbock” für die wirtschaftliche Krise und der entstehenden Industriegesellschaft verantwortlich gemacht. Die alte, religiös geprägte Judenfeindschaft wurde jetzt mit einer neuen Theorie, der “Rassenlehre”, verbunden.

In dieser, von der “Evolutionslehre” des Biologen C. Darwin abgeleiteten und auf soziale Phänomene übertragenen “Rassenlehre” (“Sozialdarwinismus”), wurden scheinbar naturwissenschaftliche Behauptungen über die Juden zusammengefasst. (Darwin sagte z.B., auf die Tierwelt bezogen, das der Stärkere über den Schwächeren herrscht/ Wirkung der Selektion. Diese Theorie wurde auf die Menschheit übertragen.) Es wurde z.B. behauptet, dass die “weiße bzw. germanische oder arische Rasse” der “semitischen Rasse” überlegen sei.

=sanskr. Ärya, "der Edle"; Im Altertum die Selbstbezeichnung von Völkern in Indien und Iran mit engverwandten indoeuropäischen Sprachen. Die im 19. Jahrhundert aufkommende Rassenideologie prägte den Begriff "arische Rasse", die mit der "nordischen Rasse" gleichgesetzt wurde. Im Sprachgebrauch der Antisemiten, besonders der Nationalsozialisten verengte sich die Bedeutung von Arier auf "Nichtjude". Auf Grund dieser Trennung in “Arier” und Juden wurde den Juden die deutsche Nationalität abgesprochen. Dieser Antisemitismus und die “Rassenlehre” wurden zu einem der wichtigsten Programmpunkte von Adolf Hitler und seiner NSDAP. Durch sie wurden die Juden zum deutschem Erzfeind gemacht. Die Juden waren “an allem schuld” und ihre Bekämpfung galt als politische Aufgabe. Diese

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“Rassenlehre” wurde sogar im Fach Biologie in der Schule unterrichtet und die jüdischen Schüler wurden dementsprechend behandelt. Sie wurden zurückgesetzt und gedemütigt.

Ein weiteres Element in der NS-Ideologie war die “Lebensraumideologie”. Der Lebensraum war die Bezeichnung für das Landgebiet, das ihrer Ansicht nach notwendig war, um dem deutschen Volk die Ernährung aus eigener Landwirtschaft zu sichern. Ausserdem sollte es wirtschaftlich unabhängig von Importen gemacht werden. Wo dieser Lebensraum für das deutsche Volk zu erkämpfen sei, wurde von Hitler mit der Forderung nach der Eroberung neuen Lebenraums im Osten festgelegt. Er wollte den Osten erobern, um ein kontinentales, von Deutschen besiedeltes Reich aufzubauen und auf diese Weise der Rasse ihren Platz als “Herrenvolk” in der Welt zu sichern.

Der größte politische Gegner der NS-Diktatur (sprich Hitlers) war der “Bolschewismus”. “Bolschewiki” ist der historische Begriff für die Mitglieder der KPdSU (Komunistische Partei der Sowjetunion). Der Begriff entstand 1903, als Lenin und seine Genossen die Mehrheit (russ. bolschinstwo) bei den Wahlen zu den zentralen Parteiinstitutionen gewannen. Da Hitler in der Sowjetunion seinen Hauptfeind ausmachte, war ein weiteres Element der Weltanschauung der NS-Diktatur der “Antibolschewismus”. Der Bolschewismus wurde mit der Ideologie des Judentums in Verbindung gebracht. Vor allem zwischen den beiden Weltkriegen wurde der Begriff “Bolschewismus” als politisches Kampfmittel der NS-Diktatur gegen das Programm und die Tätigkeiten Kommunistischer Parteien genutzt. Mit diesen (und noch einigen anderen) Mitteln ist es Hitler und seinen Gefolgsleuten gelungen die Mehrzahl der deutschen Bevölkerung auf ihre Seite zu bringen und damit den Weg für den 2. Weltkrieg frei zu machen.

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ERRICHTUNG DER BESATZUNGSHERRSCHAFT

Nach seiner Kapitulation teilten die Alliierten Deutschland in vier Besatzungszonen auf. Rasch wurde eine provisorische Verwaltung eingerichtet, geleitet vom alliierten Kontrollrat. Parallel dazu unterstützten sie die Gründung politischer Gruppierungen, um das Land langfristig an eine eigene deutsche Regierung zu übertragen.

Großbritanniens Feldmarschall Bernard Montgomery, US-General Dwight D. Eisenhower, der sowjetische Marschall Georgi Schukow und der französische General Jean de Lattre de Tassigny (von links) vor einer Sitzung des alliierten Kontrollrates. Einleitung Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Reims und Berlin-Karlshorst am 7./8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Zugleich war, wenige Tage nach Hitlers Selbstmord, die staatliche Existenz des Deutschen Reiches beendet. Darüber konnte die noch von Hitler eingesetzte Regierung des Großadmirals Karl Dönitz, die bei Flensburg bis zu ihrer Verhaftung am 23. Mai 1945 ein Schattendasein führte (ihr einziger Zweck war die Kapitulation) niemanden außer sich selbst hinwegtäuschen. Deutschland war weitgehend zerstört, militärisch erobert und von alliierten Truppen besetzt. Die Niederlage war vollständig. Es gab keine deutsche staatliche Autorität mehr. Die großen Städte lagen in Trümmern. Flüchtlinge und Vertriebene strömten aus den Ostgebieten herein, auf der Suche nach Obdach und Nahrung und einer neuen Heimat. Der Alltag der Deutschen war von Hoffnungslosigkeit und Erschöpfung, von Apathie und der Sorge um vermisste Angehörige bestimmt. Die Sieger fanden unterwürfige und abgestumpfte Menschen vor, die sich auf den Straßen nach ihren Zigarettenkippen bückten, um die Tabakreste zu Ende zu rauchen. Besiegte, die sich elend, gedemütigt und als Opfer fühlten. Die siegreichen Alliierten hatten begeisterte Nationalsozialisten erwartet und wunderten sich, dass die Deutschen genauso fassungslos wie sie selbst die Überreste der nationalsozialistischen Verbrechen zur Kenntnis nahmen. Natürlich glaubten sie das Entsetzen der Menschen von Weimar nicht, die nach Buchenwald befohlen wurden, um das befreite KZ zu besichtigen, ebensowenig wie sie den Dachauern glaubten, dass sie nicht gewusst haben wollten, was hinter dem Lagerzaun vorgegangen war. Niemand hatte Mitleid mit den unterlegenen Deutschen.

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Befreiung und Besetzung Am gleichen Morgen (29. April 1945 - Anm. d. Red.) erhielt das 3. Bataillon des zur 45. Infanteriedivision gehörigen 157. Infanterieregiments der US-Army den Befehl, das Lager Dachau einzunehmen. Der Zugang zum gesamten Lagerkomplex war ungefähr einen Kilometer westlich vom Schutzhaftlager gelegen, und es war von dort nicht sichtbar. Dennoch wurden die Amerikaner unmittelbar und ohne Vorwarnung mit dem äußersten Grauen der KZ-Welt konfrontiert: An der Zufahrtsstraße zum Eingang des SS-Lagers stand ein Zug, der eineinhalb Tage zuvor aus Buchenwald angekommen war - ein langer Zug mit 39 Waggons, und in den meisten lagen Leichen, die ausgemergelten Körper toter Häftlinge. Einige lagen erschossen neben dem Gleis. Dieser Anblick verstörte die US-Soldaten zutiefst: "Kampferprobte Veteranen weinten, starrten mit düsteren, unbewegten Gesichtern vor sich hin, und der Zorn zerrte an ihren ohnehin schon angespannten Nerven." Beim weiteren Vormarsch stießen die amerikanischen Soldaten auf die Lazarettgebäude, die sich in unmittelbarer Nähe des Eingangs befanden. Aus dem Lazarett wurden mindestens 100 Deutsche, darunter auch einige Frauen, auf die Straße herausgeholt. Zwei GIs überprüften, ob die in den Betten liegengebliebenen Patienten tatsächlich gehunfähig waren. Währenddessen wurden draußen auf Geheiß des Kompaniechefs die SS-Leute von den übrigen Gefangenen abgesondert. Dabei half ein polnischer KZ-Häftling, der SS-Leute identifizierte, welche ihre Uniform gegen andere Kleidungsstücke eingetauscht hatten. Zugleich hatte das Auftauchen der Amerikaner das ganze Lager in Bewegung gebracht. "Alles gerät in Bewegung. - Kranke verlassen die Betten, die fast Gesunden und das Personal rennen auf die Blockstraße, springen aus den Fenstern, klettern über die Bretterwände. - Alles rennt auf den Appellplatz. - Man hört von weitem bis hierher das Schreien und Hurrarufen." Die Situation drohte außer Kontrolle zu geraten und die Amerikaner hatten alle Mühe, einen Massenausbruch zu verhindern und einigermaßen geordnete Verhältnisse herzustellen. Noch die Freude über die Befreiung forderte im KZ Todesopfer. Drei Hälftlinge, die achtlos vor Aufregung an den elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun gerieten, wurden durch Stromschlag getötet. Jürgen Zarusky, "That is not the American Way of Fighting", in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hg.), Gericht und Gerechtigkeit, Dachauer Hefte 13. (Dezember 1997), S. 35 - 37, 44 - 47. In einem Hauskeller verborgen erlebte der Schriftsteller Günter Kunert im April 1945 die Eroberung Berlins durch die Sowjetarmee. Die Schlacht um Berlin beginnt. Dafür schlägt man nun sein Lager im Keller auf. Die Lebensmittel werden knapp. Und, weitaus schlimmer, die Zigaretten. Durch die Kellerräume wabert ein Gerücht, das auch mich erreicht. Am Königstor, am Abschluß der Greifswalder Straße, käme ein gewaltiger Lagerbestand von Tabakwaren zur Verteilung, um sie nicht den Russen zu überlassen. Während einer

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Feuerpause überqueren wir hakenschlagend die breite Elbinger Straße, springen über herabbaumelnde Oberleitungen und landen auf der anderen Seite in einem Hausflur. Es hagelt Geschosse aller möglichen Kaliber. Sobald meine russischen Freunde ihre Geschütze und Minenwerfer in Weißensee nachladen müssen, sprinten wir einige Häuser weiter. Endlich: das Königstor. Ein demolierter, kaum wiedererkennbarer Platz. Dumpfe Detonationen. Bei verängstigten Hausbewohnern erkundigen wir uns nach der Quelle unseres Verlangens. Aber hier werden nur Friedhofsplatzkarten verteilt, sonst nichts. Und wir müssen den gleichen Weg zurück, ohne, wie vorher durch unsere manische Verblendung, die Gefahr zu mißachten. Im Keller nichts Neues. Einer der Mieter hat in weiser Voraussicht seinen Detektorempfänger von 1922 nicht weggeworfen. Und wir werden sogleich eine Falsettstimme mit dem um zwölf Jahre verspäteten Satz vernehmen: "Der Führer ist tot!" Getümmel setzt ein. Papiere werden hervorgezerrt, Dokumente, Ausweise, Fotos, Indizien für die eigene Schuld, für die Mitverantwortung an dem Komplex "Drittes Reich". Ab ins Fegefeuer mit dem belastenden Material, auf daß man selber gereinigt und geläutert aus dem Keller in eine neue Zeit hervorgehe. Hinaus ins Freie. Etwas macht sich bemerkbar. Etwas ganz Ungewöhnliches. Es ist die völlige Stille. Die zur Phrase geronnene Stille nach dem Sturm. Warten, abwarten, was kommt. Was soll schon kommen? Die Sieger natürlich. Die ersten beiden zeigen sich schon. Sechzehnjährige, jeder mit einem Fahrrad versehen, wie man es "zufällig" auffindet. Die Käppis auf den kahlgeschorenen Schädeln, Pistolen im Stiefelschaft. Aus ihren weiten Uniformblusen schaufeln die Soldaten händeweise Machorka, (Tabakersatz - Anm. d. Red.). Was werden uns die Sowjets sonst noch bescheren? Günter Kunert, Erwachsenenspiele. Erinnerungen, München 1997, S. 79 ff.

Berliner Deklaration Die Armeen der Sieger richteten sich in den vier Besatzungszonen ein, in die Deutschland zum Zweck der Verwaltung und Befreiung verabredungsgemäß eingeteilt wurde. Soweit es für die militärischen Zwecke erforderlich war, wurde die zerstörte Infrastruktur notdürftig instand gesetzt: Kanalisation und Behelfsbrücken sowie Wasser- und Energieversorgung. Für die Militärregierungen und Besatzungstruppen in den größeren Städten, Landkreisen, Ländern wurden Wohnungen und Büros beschlagnahmt. Die Sieger etablierten sich auf unbestimmte Zeit. Die Besatzungszeit, so viel war sicher, würde lange dauern. Am 5. Juni 1945 machten die Sieger öffentlich bekannt, dass die oberste Regierungsgewalt in Deutschland von Vertretern der vier alliierten Mächte übernommen sei und von ihnen gemeinsam ausgeübt werde. Die "Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands" trug die Unterschrift der vier jetzt in Deutschland mächtigsten Männer, der Oberbefehlshaber General Dwight D.

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Eisenhower (USA), Marschall Georgij Schukow (UdSSR), Feldmarschall Bernhard Law Montgomery (Großbritannien) und General Jean de Lattre de Tassigny (Frankreich). Sie hatten sich in Berlin getroffen, um im Namen ihrer Regierungen neben einigen anderen Dokumenten diese "Berliner Deklaration" zu unterzeichnen, die dann in den drei künftig in und für Deutschland maßgebenden Sprachen englisch, russisch und französisch veröffentlicht wurde. Diese Junideklaration wiederholte die militärischen Kapitulationsbedingungen und verband sie mit einer Ankündigung der Maßnahmen, die den Deutschen bevorstanden, darunter Abrüstung und Entmilitarisierung sowie Verhaftung der Naziführer und Kriegsverbrecher. Der entscheidende Satz lautete, dass die Regierungen in Washington, London, Moskau und Paris die Hoheitsrechte über Deutschland übernommen hätten "einschließlich aller Befugnisse der deutschen Regierung, des Oberkommandos der Wehrmacht und der Regierungen, Verwaltungen oder Behörden der Länder, Städte und Gemeinden". Die vier Oberbefehlshaber setzten mit ihren Unterschriften drei weitere Schriftstücke in Kraft, in denen die Konturen des Besatzungsregimes über Deutschland festgelegt waren. Es handelte sich um "Feststellungen" über das Kontrollverfahren, über die Besatzungszonen und um ein drittes Dokument, in dem die Absicht der Regierungen der vier Mächte zum Ausdruck gebracht wurde, "sich mit den Regierungen anderer Nationen gelegentlich der Ausübung der Macht über Deutschland" zu beraten. Alle diese Papiere waren das Ergebnis interalliierter Beratungen seit Anfang 1944. Die Unterzeichnung und Verkündung in Berlin war vor allem ein demonstrativer Akt, der anzeigen sollte, dass Deutschland jetzt unter Besatzungsrecht stand. Das Treffen der vier Oberbefehlshaber war im Grunde schon die erste Sitzung des Alliierten Kontrollrats, der offiziell noch während der Potsdamer Konferenz am 30. Juli 1945 erstmals zusammentrat. Alliierter Kontrollrat Zwei Grundsätze sollten sich bei der Regierung Deutschlands durch die Alliierten ergänzen: die Ausübung der obersten Gewalt in der jeweiligen Besatzungszone durch den dortigen Oberbefehlshaber, der über die Angelegenheiten seiner Zone nur seiner Regierung Rechenschaft schuldete, und die gemeinsame Herrschaft "in allen Deutschland als ein Ganzes betreffenden Angelegenheiten". Zu diesem Zweck bildeten die Oberbefehlshaber zusammen den Kontrollrat als Kollektivorgan. Sie sollten dort gemeinsam "für eine angemessene Einheitlichkeit des Vorgehens" in ihren Besatzungszonen Sorge tragen und "im gegenseitigen Einvernehmen Entscheidungen über alle Deutschland als Ganzes betreffenden wesentlichen Fragen" fällen. Überstimmt werden konnte keiner der Vertreter der Vier Mächte; für alle Beschlüsse war Einstimmigkeit vorgeschrieben. Im Koordinierungsausschuss des Kontrollrats saßen die vier Stellvertreter der Oberbefehlshaber. Das waren 1945 die Generale Lucius D. Clay (USA), Wassili

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Sokolowski (UdSSR), Brian H. Robertson (Großbritannien) und Louis M. Koeltz (Frankreich). Ihnen fiel die eigentliche Arbeit zu, nämlich die Vorbereitung der Kontrollratssitzungen. Diese fanden bis zum März 1948, als der Vertreter der Sowjetunion die Sitzung verließ und dadurch den ganzen Kontrollapparat zum Stillstand brachte, immer am 10., 20. und 30. eines jeden Monats statt. Konferenzort war das Gebäude des Berliner Kammergerichts, in dem zuletzt der "Volksgerichtshof" unter Roland Freisler die Gegner des NS-Regimes verurteilt hatte. Inhaltliche Auseinandersetzungen über Probleme, die der Kontrollrat zu regeln hatte, fanden in der Regel im Vorfeld, im Koordinierungsausschuss statt. Die Oberbefehlshaber beschränkten sich auf die Beschlussfassung oder, was mit den zunehmend schlechter werdenden Beziehungen zwischen den Verbündeten zur Regel wurde, sie konstatierten, dass keine Übereinstimmung erzielt werden konnte. Die Oberbefehlshaber hatten eine Doppelfunktion: Sie bildeten die militärische Spitze der Okkupationstruppen, und sie waren als Militärgouverneure für die Verwaltung ihrer Besatzungszone zuständig.

Aufbau einer Provinzialregierung Auftrag der britischen Militärregierung an Rudolf Amelunxen (1888 -1969, Zentrums-Politiker, Oberpräsident von Westfalen 1945, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen 1946 -1947 - Anm. d. Red.) zum Aufbau der Verwaltung in der Provinz Westfalen, 6. Juli 1945. Der Alliierte Kontrollrat entwickelte sich rasch zu einer umfangreichen Bürokratie. Zwölf Fachressorts mit den Aufgaben von Ministerien sollten unter der Bezeichnung "Direktorate" die Geschicke Deutschlands auf unbestimmte Zeit lenken. Die Direktorate waren aus Gründen der Parität jeweils mit vier Leitern besetzt. Sie bildeten Kommissionen und Unterausschüsse, die Proklamationen, Befehle und Verordnungen entwarfen, die - sofern sich die Oberbefehlshaber darüber untereinander verständigen konnten - im viersprachigen Amtsblatt des Kontrollrats veröffentlicht wurden. Besatzungszonen Bei der Einrichtung der Besatzungszonen, wie sie in Jalta im Februar 1945 endgültig festgelegt worden waren, gab es Verzögerungen. Im Südwesten verweigerten die Franzosen die Räumung der Städte Stuttgart und Karlsruhe, die zur US-Zone gehörten. Sie waren den Franzosen im April beim Vormarsch in die Hände gefallen, und es bedurfte ernster amerikanischer Drohungen, um die Franzosen zum Abzug aus Nordwürttemberg und Nordbaden zu bewegen.

Die Amerikaner standen ihrerseits noch in Thüringen, Sachsen und Mecklenburg, in Regionen also, die von den Sowjets besetzt werden sollten. Im Gegensatz zu den

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Franzosen hatten die Amerikaner aber nicht beabsichtigt, sich über die Vereinbarungen mit ihren Verbündeten hinwegzusetzen. Sie übergaben Anfang Juli der Roten Armee diese Gebiete, sehr zum Bedauern der Einwohner, die lieber unter amerikanischer Besatzung geblieben wären. Die Sowjets hatten als Faustpfand Berlin, das - in vier Sektoren geteilt - von den Alliierten gemeinsam verwaltetwerden sollte. Anfang Juli 1945 marschierten amerikanische und britische Truppen in Berlin ein und nahmen ihre Sektoren in Besitz, im August folgten die Franzosen. Die gemeinsame Verwaltung Berlins erfolgte in der "Kommandantur", die direkt dem Kontrollrat unterstand.

Die Präsenz der drei westlichen Alliierten in Berlin war im Grunde eher symbolischer Natur. Die Militärgouverneure residierten wegen des Kontrollrats zwar offiziell in Berlin, hatten aber ihre Hauptquartiere und Arbeitsstäbe in ihren Zonen. In Baden-Baden war General Pierre Koenigs französische Militärregierung etabliert. Die Amerikaner hatten in Frankfurt im Verwaltungsgebäude der IG Farben Industrie ihre Dienststelle eingerichtet. Die Briten hatten ihr Hauptquartier auf mehrere Orte verteilt. Das militärische Oberkommando befand sich in Bad Oeynhausen, die britische Militärregierung befand sich in Lübbecke, Herford und Minden. Während die westalliierten Stäbe ständig zwischen Berlin und den Zonenhauptquartieren pendeln mussten, hatte es die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) bequemer, sie amtierte in Berlin-Karlshorst.

Aufbau der Verwaltungen

Die Deutschen bekamen von dem komplizierten Mechanismus, mit dem sie regiert wurden, wenig mit. Für sie war die lokale Militärregierung die oberste Instanz, die ihren Alltag regelte, Befehle erteilte, deutsche Gehilfen und Amtsträger einsetzte und wieder ablöste, wenn sie nicht den Erwartungen der Besatzungsherrschaft entsprachen. So geschah es dem Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, den zuvor schon die Nationalsozialisten 1933 aus dem Amt gejagt hatten. Auf der "Weißen Liste" der Amerikaner stand er als Nummer 1, Anfang Mai setzten sie ihn wieder als Oberbürgermeister von Köln ein. Anfang Oktober setzten ihn die Engländer, in deren Besatzungszone Köln inzwischen lag, wegen angeblicher "Unfähigkeit und mangelnder Pflichterfüllung" wieder ab. Nicht anders erging es dem ersten Ministerpräsidenten Bayerns und späteren Bundesfinanzminister, Fritz Schäffer, den die amerikanische Militärregierung im Mai 1945 ernannte und im September wieder entließ. Ererschien der Besatzungsmacht zu konservativ. Die Rekrutierung unbelasteten deutschen Personals erfolgte in allen vier Zonen auf ähnliche Weise nach "Weißen Listen", die die Namen von Hitlergegnern und demokratisch gesinnten Politikern aus der Zeit vor 1933 enthielten. Die Listen waren lange vor der Besetzung Deutschlands zusammengestellt worden. In der sowjetischen Besatzungszone gab es Kaderpersonal, das aus kommunistischen Emigranten bestand, die im Gefolge der Roten Armee nach Deutschland zurückkehrten. Dazu gehörte die "Gruppe Ulbricht", die am 30. April 1945 auf dem sowjetischen Feldflugplatz Calau (heute Kaława, Polen) landete, um - in Moskau gut

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auf die Aufgabe vorbereitet - der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland beim Aufbau der Verwaltung in der sowjetischen Besatzungszone zu helfen. Die "Gruppe Ulbricht" war für Berlin bestimmt. Sachsen und Mecklenburg waren die Einsatzgebiete zweier weiterer Gruppen mit Anton Ackermann (1905-1973, ab 1946 Mitglied des ZK der SED, 1954 wegen Unterstützung von Rudolf Herrnstadt und Wilhelm Zaisser aus dem ZK ausgeschlossen) und Gustav Sobottka (1886-1953, 1947/48 Präsident der Zentralverwaltung für Brennstoffindustrie, 1949 - 51 tätig im Ministerium für Schwerindustrie) an der Spitze. Das politische Leben fand zunächst in allen Zonen auf der untersten Ebene statt; In denlokalen deutschen Administrationen, die der Besatzungsmacht verantwortlich waren, spielten Parteien noch kaum eine Rolle. Nur das Funktionieren der elementaren Notwendigkeiten war auf dieser Ebene zunächst verlangt. Parteigründungen Parallel zur Wiederherstellung einer deutschen Verwaltung, die im Auftrag der Besatzungsmacht tätig wurde, vollzog sich allmählich die Bildung politischer Gruppierungen. In der östlichen Besatzungszone waren durch Befehl Nr. 2 der Sowjetischen Militäradministration schon am 10. Juni 1945 Parteien ganz offiziell zugelassen und zur politischen Aktivität ermuntert worden. Das war gleichsam ein Handstreich der sowjetischen Besatzungsmacht gewesen, der in Szene gesetzt wurde, ehe auf der Potsdamer Konferenz die drei großen Siegermächte zusammenkamen, um die Grundsätze einer gemeinsamen Deutschlandpolitik zu besprechen. Am 11. Juni 1945 trat in Berlin die KPD mit einem Gründungsaufruf an die Öffentlichkeit, Mitte Juni folgte die SPD, Ende des Monats die CDU und am 5. Juli wurde die Liberal-Demokratische Partei (LDP) gegründet. Die Wirksamkeit dieser vier Parteien blieb auf Berlin und die Sowjetzone beschränkt.

Aufruf des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945 Wir sind der Auffassung, daß der Weg, Deutschland das Sowjetsystem aufzuzwingen, falsch wäre, denn dieser Weg entspricht nicht den gegenwärtigen Entwicklungsbedingungen in Deutschland.

Forderungen und Ziele der SPD, Mai 1946 Der vorhandene private Großbesitz an Produktionsmitteln und das mögliche Sozialprodukt der deutschen Volkswirtschaft müssen den Bedürfnissen aller zugänglich gemacht werden. Der heutige Zustand, bei dem die große Mehrzahl alles verloren hat, eine Minderheit aber reicher geworden ist, muß durch eine gerechte Gesellschaftsordnung überwunden werden.

Auszüge aus den Düsseldorfer Leitsätzen der CDU, 15. Juli 1949 Die "soziale Marktwirtschaft" ist die sozial gebundene Verfassung der gewerblichen Wirtschaft, in der die Leistung freier und tüchtiger Menschen in eine Ordnung

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gebracht wird, die ein Höchstmaß von wirtschaftlichem Nutzen und sozialer Gerechtigkeit für alle erbringt. Diese Ordnung wird geschaffen durch Freiheit und Bindung, die in der "sozialen Marktwirtschaft" durch echten Leistungswettbewerb und unabhängige Monopolkontrolle zum Ausdruck kommen. Echter Leistungswettbewerb liegt vor, wenn durch eine Wettbewerbsordnung sichergestellt ist, daß bei gleichen Chancen und fairen Wettkampfbedingungen in freier Konkurrenz die bessere Leistung belohnt wird.

Programmatische Richtlinien der Freien Demokratischen Partei der britischen Zone, 4. Februar 1946 Dieser Staat soll auf breitester Grundlage von unten nach oben aufgebaut werden. Völlige Rechtssicherheit soll die Freiheit des Staatsbürgers schützen. Es soll nur ein Recht in Deutschland geben, ein gleiches Recht für alle. Die Gewerkschaften sollen zu verantwortlichen Organisationen des Staates ausgebaut werden, die den Schutz der Arbeit gewährleisten. Erstes Ziel der Wirtschaftspolitik ist entsprechend dem Bedürfnis der breiten Massen die Steigerung der Erzeugung auf allen Gebieten. Das Ziel kann nur erreicht werden durch Wiedereinschaltung der freien Initiative unter Abbau der Wirtschaftsbürokratie. Persönliche Initiative und freier Wettbewerb steigern die wirtschaftliche Leistung, und persönliches Eigentum ist eine wesentliche Grundlage gesunder Wirtschaft. Wie die Freiheit der Forschung und Freiheit der Lehre die Vorbedingung aller wissenschaftlichen Leistungen ist, so kann auch die Volksbildung nur auf dem Boden der Freiheit und Wahrhaftigkeit gedeihen. Bei der konfessionellen Zerklüftung unseres Volkes können die Schulen des Staates nicht einer Konfession dienen. Wir fordern daher die Gemeinschaftsschule, in der die von ihrer Kirche anerkannten Lehrkräfte konfessionellen Religionsunterricht erteilen. In der US-Zone wurden die Weichen nicht so rasch gestellt. In der Direktive für den Oberbefehlshaber der amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland, die unmittelbar nach Kriegsende galt, hieß es ganz allgemein, dass keine politische Tätigkeit ohne Genehmigung des Militärgouverneurs begünstigt werden dürfe. Rede-, Presse- und Religionsfreiheit sei den Deutschen zu gewähren, soweit dadurch nicht militärische Interessen beeinträchtigt würden. Die Verbreitung von nazistischen, militaristischen und nationalistischen Lehren sei ebenso zu verbieten wie "Aufmärsche militärischer, politischer, ziviler oder sportlicher Art". Das Vorschriften-Handbuch der US-Armee, das die Offiziere der amerikanischen Militärregierung über Maßgaben der Besatzungspolitik informierte, enthielt unter dem Stichwort "Politische Aktivitäten" vier Thesen, die ihnen als Richtschnur dienen sollten:

• Alle demokratischen Parteien sollten unterstützt werden, und zwar möglichst in ganz Deutschland;

• Träger politischer Mandate sollten sich regelmäßig der öffentlichen Diskussion ihres Programms und Wahlen stellen müssen;

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• Wahlen waren unter gleichen Bedingungen für alle und mit mindestens zwei konkurrierenden Parteien durchzuführen;

• politische Parteien sollten demokratisch, durch freiwilligen Zusammenschluss entstanden und getrennt von den Organen der Regierungsgewalt sein.

Das waren Grundüberlegungen, wie sie in den USA als selbstverständlich galten. In Deutschland mussten diese Grundsätze aber erst wieder erlernt und eingeübt werden, und zwar zunächst in den Gemeinden und kleineren Städten. CDU, CSU und SPD Auf dieser Ebene waren in der US-Zone ab August 1945 die Aktivitäten deutscher Parteien zugelassen. Voraussetzung war, wie auch in der britischen und der französischen Zone, der Erwerb einer Lizenz. Dazu musste ein Antrag bei der zuständigen Militärregierung gestellt werden, dem außer dem Parteiprogramm, den Statuten, einem Finanzierungsplan und der Beantwortung vieler Fragen (zum Beispiel über die beabsichtigte Parteipropaganda) auch die Unterschriften der Unterstützenden beigefügt sein mussten. Die Anträge wurden, wenn alles seine Richtigkeit hatte, auf Kreisebene genehmigt. Die Aktivitäten der Parteien wurden dann von der Militärregierung überwacht. Die Parteien der 1933 verbotenen Arbeiterbewegung, KPD und SPD, die ihre alten Organisationsstrukturen und ihr Mitgliederpotenzial wieder beleben konnten, erschienen ab Sommer 1945 an vielen Orten als erste auf der politischen Bühne, gefolgt von der neuen Gruppierung der Christlich-Demokratischen Union (CDU) bzw. in Bayern der Christlich-Sozialen Union (CSU). Diese neue Gruppierung sprach als bürgerliche Sammlungsbewegung das Wählerpotenzial des katholischen Zentrums (bzw. der Bayerischen Volkspartei) sowie auch protestantische politische Schichten an. Das Neuartige war der konfessionelle Pluralismus dieser auf christlicher Grundlage sozial engagierten Parteien CDU und CSU, die in den drei Westzonen ungefähr gleich stark wie die SPD wurden. Der Zusammenschluss in Landesverbänden wurde erst später erlaubt, die Parteiorganisation auf Zonenebene war nur in der britischen und sowjetischen Besatzungszone möglich. Mit dem aus jahrelanger KZ-Haft zurückgekehrten Kurt Schumacher, der ab Frühjahr 1945 die SPD wiederaufbaute, bekam diese Partei außer einem in allen Zonen einheitlichen Namen eine charismatische Führergestalt, die unbeirrt durch die alliierten Vorgaben die SPD als überzonale einheitliche Partei verstand. Allerdings grenzte sich die westliche SPD gegen den Führungsanspruch der ostzonalen SPD unter Otto Grotewohl ebenso ab wie gegen alle Angebote zur Zusammenarbeit mit Kommunisten. Vereinigung der Arbeiterparteien Die KPD erfreute sich der bevorzugten Förderung durch die Sowjetische Militäradministration. Sie propagierte den auch von Mitgliedern der SPD geforderten

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Zusammenschluss der beiden Arbeiterparteien. Das sollte, im Verständnis der Sozialdemokraten, eine Lehre aus der Geschichte sein, die Konsequenz aus der erlittenen Ohnmacht gegenüber Hitler, dem die gespaltene und sich bekämpfende Arbeiterbewegung trotz ihrer zahlenmäßigen Stärke keinen wirksamen Widerstand hatte entgegensetzen können. Angesichts der Erfahrungen mit der sowjetischen Besatzungsherrschaft war die Euphorie aber längst einer tiefen Skepsis gewichen. Viele Sozialdemokraten waren überzeugt, dass die KPD mit Unterstützung der sowjetischen Militärregierung die SPD bei einem Zusammenschluss nur für ihre Absichten gebrauchen würde. Die Propaganda zur Schaffung einer einheitlichen Arbeiterpartei (die KPD betrieb sie unter dem Eindruck des schlechten Abschneidens der kommunistischen Parteien bei den Wahlen inÖsterreich und Ungarn) fand deshalb kaum Resonanz bei der SPD in den Westzonen. In der Ostzone war erheblicher sowjetischer Druck erforderlich, damit sich am 21. und 22. April 1946 der Gründungsparteitag der Sozialistischen Einheitspartei (SED) im Ost-Berliner Admiralspalast vollzog. Otto Grotewohl (SPD) und Wilhelm Pieck (KPD) wurden einstimmig zu gleichberechtigten Vorsitzenden der SED gewählt. In den Westzonen und den Westsektoren Berlins lehnten die Sozialdemokraten mit großer Mehrheit die Vereinigung ab. Die SPD, für die die Fusion in der Ostzone zum Trauma wurde, steuerte in den folgenden Jahren unter Kurt Schumacher einen strikt antikommunistischen Kurs. Überregionale Zusammenschlüsse Für die christlich-demokratischen Parteien, die im Dezember 1945 in Bad Godesberg ein "Reichstreffen" veranstaltet hatten, wurde Konrad Adenauer allmählich zur führenden Figur. Er war Ende Februar 1946 zum Vorsitzenden der CDU der britischen Zone gewählt worden und benutzte diese Stellung zur Abwehr des Führungsanspruches der CDU der sowjetischen Besatzungszone. Die Partei war sowohl programmatisch als auch organisatorisch heterogen. Die Bandbreite reichte von der Ideenwelt des christlichen Sozialismus (die im AhlenerProgramm vom Februar 1947 zum Ausdruck kam) bis zu eher konservativen Auffassungen und zum entschiedenen Föderalismus der bayerischen CSU. Außer dem gemeinsamen Namen CDU bzw. CSU (in Godesberg im Dezember 1945 beschlossen) bildeten die Christdemokraten bis zum ersten Bundesparteitag im Oktober 1950 nur eine Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Parteien. Noch größer war die Vielfalt bei den Liberalen, die in der Ostzone im Juli 1945 die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDP) gründeten und die sich in den Westzonen unter Namen wie Demokratische Volkspartei (Württemberg) oder Freie Demokratische Partei (FDP) in Nordrhein-Westfalen zusammengefunden hatten.

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Auf regionaler Basis wurden noch weitere Parteien gegründet und von den Alliierten lizenziert, und zwar neue Vereinigungen wie die Bayernpartei oder die Niedersächsische Landespartei (später Deutsche Partei) sowie alte Parteien der Weimarer Republik wie die katholische Zentrumspartei, die wieder auflebten. Auch entstanden schillernde Gebilde wie die Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung (WAV) in Bayern. Sie alle wurden gewählt und waren vorübergehend wichtig. Zwei Arten von Parteien hatten allerdings keine Chance, eine Lizenz von den Besatzungsmächten zu bekommen, nämlich rechtsradikale Gruppierungen sowie solche Parteien, die als Interessenvertretung von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen auftreten wollten. Die ersteren waren mit dem Demokratisierungsgebot unvereinbar (deshalb wurde auch der Lizenz-Antrag einer bayerischen Königspartei abgelehnt), und Flüchtlingsparteien waren nicht erlaubt, weil die Alliierten auf raschestmögliche volle Integration aller neuen Bürgerinnen und Bürger in ihren Besatzungszonen drängten.