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Legehennen-Tag RP Tübingen 9. März 2005, Unterer Lindenhof Sehvermögen von Legehennen Prof. Dr. Michael Grashorn FG Nutztierethologie und Kleintierzucht Universität Hohenheim

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  • Legehennen-TagRP Tübingen

    9. März 2005, Unterer Lindenhof

    Sehvermögen von Legehennen

    Prof. Dr. Michael GrashornFG Nutztierethologie und Kleintierzucht

    Universität Hohenheim

  • Definition des Lichtes

    optischer Anteil → SehenWahrnehmung elektromagnetischer Wellen mit dem AugeVerarbeitung der Reize im Sehzentrum des Gehirns

    energetischer Anteil → Hormonsystemüber das Auge zum Hypothalamus zur Hypophyse zur Steuerung von Tagesrhythmik, Eibildung, …

  • Bedeutung des Lichtes

    Zeitgeberfunktion des LichtesSteuerung der Bewegungsaktivität und des Fressverhaltens

    Beleuchtungsprogramme und Beleuchtungsintensitäterhöhen die Bewegungsaktivität

    Minimal eine Stunde Dunkelheit als Zeitgeber für Verhalten

    Dunkelperioden von < 4 Stunden sind ohne Nachteil für die Futteraufnahme

    Schlafverhalten durch sehr kurze Schlafphasen gekennzeichnet

  • Sehvermögen von Mensch und Vogel

    Sehen = Wahrnehmung der Reflektionelektromagnetischer Wellen von Gegenständen

    Mensch: Trichromasie 3rot grün blauweiß = Stimulation von 3 FarbkanälenWellenlängen 410-680 nm

    Vogel: Pentachromasie 5rot, grün, blausieht darüber hinaus Schillerfarben und UV-LichtWellenlängen 320-700 nm

  • Sichtbarer Bereich elektromagnetischer Wellen

    Vogel

    300 350 400 450 500 550 600 650 700

    Mensch

    nm

  • UV–Sehen beim Vogel

    UV-sensible Zapfen in der Netzhaut

    Öltröpfchen in den Zapfen der Retina

    UV-durchlässige Linse

  • UV–Sehen beim Vogel

    Sehen im UV-Bereich zur

    GeschlechtsdifferenzierungIndividualdifferenzierungFutterbeurteilungErkennen von Beutetieren

  • Sehvermögen von Vögeln

    Falschfarben-Sehen

    Der Vogel sieht Objekte, die nicht im UV-Spektrum beleuchtet werden oder nicht im UV-Bereich reflektieren in der Komplementärfarbe (Farben, die eine andere Farbe bis zum vollen Weißtonergänzen).

  • Sehvermögen von Vögeln

    Bildauflösung

    Das Auflösungsvermögen des Vogelauges ist 2-bis 8 mal größer als das des menschlichen Auges

    15 – 80 Hz beim Menschenbis zu 160 Hz beim Vogel

  • Sehvermögen von Vögeln

    Bildauflösung

    Durch das Hochfrequenzsehen nimmt der Vogel langsamere Bild- und Lichtfrequenzen (die für das menschliche Auge gemacht sind) in Einzelbildern wahr

    Für den Vogel flackern Bilder auf Bildschirmen von TV, PC und mit Wechselstrom (50 Hz) betriebene Leuchtstoffröhren ununterbrochen (Stroboskop)

  • Sehvermögen von Vögeln

    Blickfeld

    seitliche Position der Augen räumliches Sehen nicht möglich geringe Überschneidung des Sichtfeldes beider Augen räumliches Sehen durch hin und her Drehen des Kopfes, wobei das Objekt mit beiden Augen fixiert wird

  • Kenntnisstand Legehenne?

  • Komponenten der Beleuchtung und Auswirkungen auf die Legehenne

    Lichtdauer

    Lichtintensität

    Lichtfarbe

    Lichtquelle

  • Lichtdauer(nach Morris, 1994)

    diurnale (konstante Helligkeits- und Dunkelheitsphasen) und intermittierende(wechselnde Helligkeits- und Dunkelheitsphasen) wirken sich positiv auf die Leistung und die Aktivität der Tiere ausbei intermittierender Beleuchtung geringerer Futterverbrauch und geringere Mortalitätahemerale Zyklen (z.B. 14L:13D) verbessern Eigrößeund Schalenstabilität

  • Lichtdauer(nach Morris, 1994)

    absolute Beleuchtungsdauer nicht von großer Bedeutung (bei über 14 h Licht)minimale Beleuchtungsdauer 10 h/Tag, allerdings gibt es auch Herkünfte, die mit 8 Stunden auskommenkeine intermittierenden Beleuchtungsprogramme für Alternativhaltungen!Schaltung von Dämmerungsphasen günstig

  • Lichtintensität

    geringes Dämmerungssehvermögenbei geringen Lichtintensitäten größere KämmeLichtintensität wichtiger als Lichtwellenlängein 1960er Jahren mindestens 5 Luxin 1980er Jahren kein Effekt zwischen 2 und 34 Lux

    heutige Herkünfte kommen mit weniger ausbei Käfighaltung Etageneffekte (Voliere?)

    in oberster Etage geringere Leistung aber mehr Furcht

  • Lichtintensität

    nach Tucker und Charles (1993)

    optimale Beleuchtungsintensität in Legehennenställen zwischen 10 und 20 Lux

  • Wahrnehmung der Lichtintensität beim Geflügel (nach Nuboer et al., 1996)

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    70

    80

    90

    100

    350 400 450 500 550 600 650 700

  • Wahrnehmung der Lichtintensität bei Mensch und Geflügel (nach Günther, 2001)

    31,10,70,28Schwarzlicht*

    163.560100.000487Sonnenlicht

    196,837,80,42Leuchtstoffröhre* (blau)

    159,1120,80,30Leuchtstoffröhre (kalt)

    147,2120,80,28Leuchtstoffröhre (warm)

    8,15,60,03Glühlampe (15 W)

    GalliluxLuxW/m²

    LichtintensitätStrahlungLichtquelle

    * 36 W

  • Helligkeitsempfindung des Geflügels im Vergleich zum Menschen

    44,40,28Schwarzlicht*

    1,64487Sonnenlicht

    5,210,42Leuchtstoffröhre* (blau)

    1,320,30Leuchtstoffröhre (kalt)

    1,220,28Leuchtstoffröhre (warm)

    1,440,03Glühlampe (15 W)

    x MenschW/m²

    Vogel/MenschStrahlungLichtquelle

    * 36 W

  • Lichtfarbe(Kuhles und Petersen, 2005)

    über die Bedeutung der Lichtfarbe ist noch wenig bekanntrotes Licht (620 nm) günstig, da hier deutlichster Effekt auf Hypothalamus und Hypophyseauch grünes Licht günstigbei blauem (?) und violettem Licht schlechteres Sehvermögenvor der Geschlechtsreife größere Sensitivität gegenüber Farben

  • Lichtfarbe(Kuhles und Petersen, 2005)

    bei wachsenden Hühner hat die Farbe gelbgrün einen höheren Helligkeitswert, bei erwachsenen gelbHelligkeit der Farbe rotgelb beim Huhn drei- bis viermal heller (?) als beim MenschenHühner wählen rotes und blaues Licht nach der empfundenen Helligkeit aus

  • Lichtquellen

    Glühlampen

    gelber bis roter Bereich (570-700 nm)großer Teil oberhalb des sichtbaren Bereiches (950 nm) = infrarot (Wärme)50 Hz

  • Beleuchtung in der Voliere

  • Lichtquellen

    Leuchtstoffröhren (konventionell)

    diskontinuierliche Verteilung der Strahlungs-intensität der ausgestrahlten WellenlängenPeaks im blauen, grünen und gelben BereichWarmton 570-700 nmWeißton 400-500 nmFrequenz 50 HzLampen müssen ‚einbrennen‘Wellenlänge-Spektrum verändert sich mit Alter

  • Lichtquellen

    Vollspektrumleuchten

    TageslichtleuchtenSpektrum 400-750 nmPeak im gelben Bereich (550 nm)EVG erhöht Frequenz auf > 2000 HzLampen müssen ‚einbrennen‘Wellenlänge-Spektrum verändert sich mit Alter

  • Beleuchtung Legehennenstall mit Vollspektrumleuchten

  • Lichtquellen

    maXled ‚Xflood‘ LEDs mit 1 Watt

    Farben blau (470 nm), cyan (505 nm), grün (530 nm), rot (625 nm), weiss

  • maXled Xflood in Aufzuchtvoliere

  • Fazit

    Kenntnisse über eine tiergerechte Beleuchtung von Legehennenställen begrenzt, beschränken sich in erster Linie auf Lichtdauer undLichtintensitätLicht im grünen bis roten Spektralbereich vermutlich günstig für die Leistungsentfaltung (450-650 nm)Verwendung von Lichtquellen, die mit Hochfrequenz arbeiten

  • Fazit

    Dämmerungsschaltungen günstig für die Steuerung der Aktivitäts- und Ruhephasenkeine alleinige Verwendung von Leuchtquellen mit einem stark eingeschränkten Wellenlängenspektrumin Bodenhaltungssystemen mit mehreren Etagen Zusatzbeleuchtung mit grünen LEDsdenkbareinfarbige LEDs zur Verhinderung von Kannibalismus?

  • Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit