sonderdruck deutsch anpassung integration offenheit
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Sonderdruck Deutsch Anpassung Integration OffenheitTRANSCRIPT
WerkzeugTechnik
Technologie - System - Logistik
ISSN Nr. 0997 - 6981
www.werkzeug-technik.com
15 Februar 2011Nr. 118
Die Fachzeitschrift der Schneidwerkzeuge und Meßtechnik für die Metallbearbeitung
SONDERDRUCK
Anpassung - Integration - OffenheitNeue Regeln in der Beschichtungsindustrie (und in der progressiven Wirtschaft)
1 Flexible Anpassung der Produkte (an die Anforderungen der Anwendung des Kunden)
“Der Massenmarkt ist tot, er wird
ersetzt durch eine neue Masse von Ni-
schen“ [1].
Diese Explosion wurde zum Teildurch die innovativen Beschichter, abervor allem die die Anwender vorange-trieben. Sie erkannten, dass die an dieBedingungen der Bearbeitung angepas-ste “dedicated“ Schicht für die spezielleAnwendung eine wesentlich höhere Lei-stung bringt, als die Universalschichten(z.B. Bild 2).
Falls die Beschichtung in die eigeneFertigung integriert wird, bieten die dedicated Schichten neben ihren hohenLeistungen neue und effiziente Ver-marktungsmöglichkeiten. Die Werkzeug-geometrien kann man heute ziemlichschnell nachahmen, die Beschichtungenviel weniger. Deswegen ist das Ver-
In der modernen Wirtschaftprägen momentan drei
wichtige neue Regeln denMarkt:
Anpassung – Integration –Offenheit.
In der Beschichtungsindustriesind diese Tendenzen auch
vertreten und verändern dieLandschaft der
Werkzeugbeschichtungenimmer stärker.
Anpassung - Integration - Offenheit
BESCHICHTEN
2 ● Werkzeug Technik 118 ● 15 Februar 2011
Neue Regeln in der Beschichtungsindustrie (und in der progressiven Wirtschaft)
T. Cselle - PLATIT AG, Selzach, Schweiz
Bild 1:Anzahl der verfügbaren
Schichten auf dem Markt der
Zerspanungswerkzeuge in den letzten
drei Jahrzehnten.
In den beiden ersten Jahrzehnten(1980-2000) der beschichteten Zerspa-nungswerkzeuge war die Anpassung andie jeweilige Anwendung wegen der be-grenzten Flexibilität der damals zur Ver-fügung stehenden Beschichtungstech-nologie nicht möglich, aber auch nichtgewollt. Die großen Lohnbeschichterund die noch größeren Werkzeugher-steller beschränkten sich auf wenigeStandardschichten, die auf ein sehr brei-tes Spektrum von Anwendungen “ver-teilt“ wurden. Für die Massenproduk-tion war dieser Zustand ideal. Man hatdie Werkzeuge in großen Beschich-tungskammern, in großen Stückzahlenbeschichtet und mit sehr guten Margenvermarktet. Mit dem Erscheinen von fle-xiblen (und kleineren) Beschichtungs-anlagen (Anfang 2000-) änderte sich dasBild. Die Anzahl der abscheidbaren und auch auf dem Markt verfügbarenSchichten explodierte (Bild 1).
marktungsargument; Alles - Schneid-stoff-Geometrie-Schicht - aus einer “de-dicated“ Hand, besonders einleuchtendund nützlich.
Zwischenfazit zur “Anpassung“:
Der Trend zu vielen Nischenschich-
ten ist so eindeutig, dass man langsam
dazu neigt, ein Mooresches-Gesetz für
Schichten aufzustellen….
2 Integration neuerTechnologien(in den Fertigungsprozess des Kunden)“Grundlage unserer Wirtschaft ist nicht
mehr Knappheit, sondern Überfluß.Die Kontrolle über Waren und deren Ver-
teilung garantiert nicht länger Prämien undGewinn.
Heute werden Gewinne erzielt, indemKunden die Möglichkeit bekommen, beider Entstehung, Verteilung, Vermarktungund Verbreitung von Produkten mitzu-wirken“ [1].
Die Lohnbeschichtung war sehr profitabel, wodurch immer mehrere Firmen auf den Markt drängten. Diemeisten von ihnen haben natürlich keinInteresse viele, unterschiedliche “dedi-cated“ Schichten abzuscheiden. Sie müs-sen ihre großvolumigen Anlagen füllenund daher die unterschiedlichsten Werk-zeuge und andere Substrate mit mög-lichst wenig verschiedenen Schichtenversehen.
Durch die immer stärkere Lohnbe-schichtungskonkurrenz sinken die Preisekontinuierlich. Durch die Abwanderungder Lohnbeschichtungskunden in denHafen der integrierten In-House-Be-schichtung verringern sich die Auf-tragsgrößen. Die Lohnbeschichter müs-sen Profiteinbusse akzeptieren.
BESCHICHTEN
3 ● Werkzeug Technik 118 ● 15 Februar 2011
Bild 2:Abwälzfräsen mit
konventionell und dedicated
beschichteten Werkzeugen.
Bild 3: Die zwei gegensätzliche
Grundformen von
Werkzeugbeschichtungen.
Das eigene, integrierte In-House-Beschichten war lange Zeit das Privile-gium von großen Werkzeugherstellern.Alle anderen wurden durch die Vertei-lungsnetze der erstmals wenigen Lohn-beschichtern bedient (Bild 3).
BESCHICHTEN
6 ● Werkzeug Technik 118 ● 15 Februar 2011
Bild 4: Was ist wichtig für die
Schichtanwender? Die 10 wichtigsten
Kriterien und ihre Wichtigkeit.
Wichtigkeit steigend von 0 bis 5 -
IHB: In-House-Beschichtung.
Was ist Innovation? Innovation ist„etwas neu Geschaffenes“. Der Begriffwird unspezifisch im Sinne von neuenIdeen und Erfindungen und für derenwirtschaftliche Umsetzung verwendet.
Die innovativste Branche ist momen-tan ohne Zweifel die IT-Industrie. Siebringen Neuigkeiten in einem rasantenTempo heraus. Um die Branchenführungkämpfen momentan zwei Firmen, de-ren Unternehmensphilosophien nichtunterschiedlicher sein könnten [4].• Die eine arbeitet nach geschlossener
Hierarchie und betreibt eine Hoch-preispolitik.
• Die andere setzt auf Offenheit, Selbst-motivation und kostenfreie Dienstlei-stungen.Die Situation ist auf dem Markt der
Werkzeugbeschichtungen ähnlich. DieMarktführer geben über ihre Schichtenkaum Informationen heraus:• Über Zusammensetzung und Schicht-
strukturen wird geschwiegen.• Die physikalischen Eigenschaften wer-
den nur durch Richtwerte beschrieben.• Beim Verkauf einer Beschichtungsan-
lage– werden die Schichten festgefroren
und sind durch den Anwendernicht veränderbar,
– wobei die Rezepte einen bedeutsa-men Kostenposten darstellen.
Die TripleCoatings3® von PLATIT stel-len dazu – im Zuge der Open SourcePhilosophie – den krassen Gegenpol dar:
• Die Zusammensetzungen und Stöchio-metrie (Schichtstruktur) sind offenge-legt (Bild 5).
• Neben den Schichtzusammensetzun-gen zeigt es auch die Kathodenkonfi-gurationen, die zur Herstellung der jeweiligen Schichten eingesetzt wer-den.
• Die Auswirkung der einzelnen “Kom-ponenten und Dopingelemente“ aus-führlich beschrieben [6], [7].
• Der Anwender erhält detaillierte Mess-werte und Diagramme über die vonihm verwendeten Schichten.
• Die Standard TripleCoatings®-Rezeptesind für die Anwender offen (OpenSource) und veränderbar (nach demMotto, jeder weiß was ihm das Besteist).
• Die Nanocomposite-Standardrezepteder TripleCoatings3 ® sind “Kernbe-standteile“ der PLATIT-Anlagen, sindalso für die Anwender kostenfrei.
• Die Mitglieder der TripleCoatings3® -Schichtfamilie sind Mosaiksteine, diesystematisch (und offen) ausgebautw e r d e n . D e n h e u t i g e n S t a n d(Jan/2011) stellt das Bild 6 dar.
Open Source bedeutet nicht, dass derLieferant alle seiner Geheimnisse sei-nem Kunden offenlegen muss, den Al-gorithmus der Systemsoftware oder dieinterne Konstruktion der Beschich-tungskathode. Es bedeutet aber, dass erschlüsselfertige Systeme [7] mit voll-ständigem Know-how liefert, damit seinKunde, der Anwender neue Produkte(z.B. neue dedicated Schichten) kreie-ren kann (und dies mit oder ohne denLieferanten).
PLATIT startet den Vorstoß nicht ausNächstenliebe, sondern,• im Interesse der schnellen, weltweiten
Verbreitung der TripleCoatings3®.
Sie versuchen natürlich die Verlustedurch Rationalisierungsmaßnahmen zukompensieren, in erster Linie durch dieverbesserte Verteilung der beschichte-ten Werkzeuge, durch optimierte Logi-stik (Pick-up Service, Chargieren undWaschen durch den Kunden, etc.)
Diese Maßnahmen sind sicherlichnützlich, aber kompensieren die Vorteileder integrierten In-House-Beschichtungnicht. Dies zeigt auch die breit angelegteStudie von L.E.K. [3]. Untersucht wurdeu.a., was ist wichtig für die Anwendervon Schichten. Ohne Ausnahme spre-chen alle der 10 wichtigsten Kriterienfür die In-House-Beschichtung (Bild 4).
In den letzten 5 Jahren zeigt sich derTrend eindeutig; die bisherigen an-spruchsvollen Lohnbeschichtungskun-den wollen die Kontrolle in die eigeneHand nehmen. Der Lohnbeschich-tungsmarkt wächst nur im Low-Tech-Bereich, dort wo Quantität wichtiger istals Qualität, also vor allem in China.
Zwischenfazit zur “Integration“:
Gebe die Kontrolle an deinen Kun-
den – oder du wirst ihn verlieren!
3 Öffnung des Wissens(um es mit dem Kunden zu teilen).
“Pipelines, Menschen, Produkte oder
eben geistliches Eigentum sind nicht län-
ger die Schlüssel zum Erfolg. Offenheit
ist es“ [1].
7 ● Werkzeug Technik 118 ● 15 Februar 2011
• Die Anwender sollen nicht zögern,diese High-Tech-Schichten einzuset-zen. Sie sollen aus falschen Ein-sparungsüberlegungen heraus mit denkonventionellen “TiN & AlTiN & Co.“keine Zeit und Leistung verlieren.
Zwischenfazit zur Offenheit:
“ In 40 Jahren habe ich noch nicht er-
lebt, dass sich das geschlossene System
gegen das offene durchgesetzt hat“ –
sagt der berühmte Schweizer Open
Source Befürworter, Logitech-Gründer
Daniel Borel [5].
4 Zusammenfassung
In der progressiven Wirtschaft (dieBeschichtungsindustrie gehört ohneZweifel dazu) fallen heute 3 neue, wich-tige und charakteristische Regeln auf:
• die dedizierte Anpassung der Pro-dukte an die Anwendung,
• die direkte Integration neuer Tech-nologien (wie z. B. die Beschichtung)in den Fertigungsprozess, die bis jetztals Dienstleistung in Lohnarbeit erle-digt wurden und
• die volle Offenheit, womit das Know-
how der zu integrierenden neuen
Technologie von Lieferanten an den
Anwender übertragen wird.
Referenzen:
[1] B u z z M a c h i n e b y J e f f J a r v i s ;
www.buzzmachine.com
[2] Volz, P.: Anwendungsoptimierte
Nanocomposite-Schichten, Werk-
statt und Betrieb, Hanser Verlag,
München, 06/2010, p.23-25.
[3] Thin-Film Coating Market – L.E.K.
Consulting GmbH, München, 2007.
BESCHICHTEN
Bild 6:TripleCoatings3® -
Die Open Source Schichtfamilie.
Bild 5: Stöchiometrie einer Triple-Schicht, sowie
die notwendige Kathodenkonfiguration
[4] Kowalsky, M.: Krieg der Welten –
Apple vs. Google – Bilanz; Das
Schweizer Wirtschaftsmagazin,
Springer Verlag, Zürich, August/2010.
[5] Real Open Source;
www.zwahlendesign.ch
[6] Cselle, T., Morstein, M., Lümkemann,
A.: TripleCoatings3® - The Open
Source – Schichtfamilie, Werkzeug-
Technik Nr.115, Boulogne, Sept/2010.
[7] Compendium 2011 - PLATIT-Kata-
log und Website: www.platit.com
(11810-100)