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Stress, die lebenslange Herausforderung
Prof. Dr. med. Edith Holsboer-Trachsler
Extraordinaria für klinische Stress- und Traumaforschung
Chefärztin Zentrum für Affektive -, Stress- und Schlafstörungen (ZASS) sowie Zentrum für Alterspsychiatrie (ZAP)Erwachsenen-Psychiatrische Klinik
Präsidentin Verein Stressmanagement
Rotary Angenstein, Dornach, 3. Februar 2015
�Statussymbol, Volkskrankheit, Adaptationsmechanismus?
�Psychobiologie
�Folgekrankheiten
�Prävention
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„Als Glaser dreissig war, galt es in Kreisen des mittleren Jungmanagements als unmännlich, mehr als fünf Stunden zu schlafen. In der Euphorie eines anständigen Schlafmankos wirkte alles, was man tat, viel effizienter. Stress war ein Stimulans. Man prahlte, wieviel man davon vertrug, und versuchte, sich gegenseitig unter den Tisch zu stressen.
Später, auf der oberen Führungsebene, war Stresszwar nicht mehr Modedroge Nummer eins, aber immer noch gesellschaftsfähig. Wer nicht unter Stress stand, wirkte halt doch irgendwie ersetzlich...
Aber heute, wo es Glaser in die Führungsspitzegeschafft hat, gilt Stress als uncool. Manager, die unter Stress leiden, sind ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Glaser wird also zum heimlichen Stresser.“
Martin MarMMartin Suter: Business Class. Zürich: Diogenes, 2000
Martin Suter: Business Class
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Carsten Schloter litt unter Burnout
Handelszeitung, 18.08.2013
Stressempfinden im Jahr 2000 und 2010
(Erwerbstätige in %)
Stress bei Schweizer Erwerbstätigen: SECO Stress-Studie 2010Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |
Stress-Studie 2000 (N=906) Stress-Studie 2010 (N=1‘003)
Stress:Definition und Ablauf der Stressreaktion
Eustress: Orientierung
Aktivierung
Anpassung
Erholung
Dysstress: chronische Überforderung
Erschöpfung
Stress = grundlegender Adaptationsmechanismus:dient der Anpassung an die Umwelt
J. Margraf 2006Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |
Leistungsfähigkeit,Wohlbefinden
Stress
Über-forderung
Stress
Unter-forderung
Beanspruchung
GesundeHeraus-
forderung
Beanspruchung, Leistung und Stress: Auf das Mass kommt es an!
Stress = Fehlendes Gleichgewicht, resultiert aus: Unterforderung oder Überforderung
„bore out“ „burnout“
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Vester 1976
Stressreaktion des Jägers ...
Stressor
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Unsere Entwicklung
120‘000Generationen
Jäger und Sammler
Landwirtschaft Industrie TV + PC
5‘000 Generationen
100 Generationen
120‘000 500 10 1
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Wirkungskette Stress
Stressoren Stress-reaktion
Stressfolgen Coping
Was verursacht
Stress?
Welche Reaktionen löst
Stress aus?
Welche Folgen kann Stress
haben?
Wie kann Stress bewältigt
werden?
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Auslöser von Stress im Arbeitsalltag (1)
Alltagsbelastungen, physikalisch-sensorische Umwelt› Zeit- und Termindruck, Lärm, Monotonie
Leistungsstressoren› Über- und Unterforderung
Psychosoziale Stressoren› niedrige Selbstachtung, soziale Isolation› mangelnde Kontrolle über Arbeits- und Privatleben› zwischenmenschliche Konflikte, familiäre / persönliche
Krisen› psychische Störungen
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Auslöser von Stress im Arbeitsalltag (2)
Sozioökonomische Stressoren› tiefes Bildungsniveau, niedriges Einkommen, Armut
Chronische Spannungen und Belastungen› dauerhafte und wiederkehrende „kleine“
Alltagsprobleme› dauerhafte Arbeitsüberlastung› mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw.
Privatleben› chronische Krankheiten
Biografische Übergänge mit Krisen-Potenzial› Ein- und Ausstieg in Beruf› Ruhestand
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Erwartung(‘übersteigerte
Verausgabungsneigung‘)
Modell beruflicher Gratifikationskrisen (J. Siegrist, 1996)
Veraus-gabung
Beloh-nung
- Anforderungen- Verpflichtungen
- Lohn, Gehalt- Aufstiegsmöglichkeiten
Arbeitsplatzsicherheit- Wertschätzung
Extrinsische Komponente
Intrinsische Komponente
Erwartung(‘übersteigerte
Verausgabungsneigung‘)
Chronisch auftretende Belastungsfaktoren (Stressoren) Erwerbstätige in %(N = 709-1’005)
Stress bei Schweizer Erwerbstätigen: SECO Stress-Studie 2010Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |
Stress:Die Krankheitswirkung von Stressoren hängt ab von ...
› Intensität und Dauer
› Subjektive Bewertung› wichtig? › bewältigbar?› vorhersagbar? › kontrollierbar?
J. Margraf 2006Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |
Adrenalin
Noradrenalin
Glukokortikoide
Hans Selye
Akute Stresseffekte
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krankhaft0
Anstieg
Zeit
normal0
Anstieg
Zeit
Anstieg
deutlich krankhaft0
Zeit
Chronische Stresseffekte
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Chronischer Stress und systemische Folgeerkrankungen
Musselman DL et al. Arch Gen Psychiatry 1998;55(7):580-592
2. Nebenniere:Hypersekretion von Catecholaminen und Cortisol
3. Catecholaminerhöhung, ev. Folgen:- Myokardischämie- Herzfrequenzvariabilität �- ventrikuläre Arrhythmien
4. Catecholaminerhöhung, ev. Folgen:- Thrombozytenaktivierung- Zunahme von Zytokinen
und Interleukinen- � Artherosklerose- Hypertension
5. Cortisolerhöhung, ev. Folgen:- Insulinresistenz- Dyslipidämie, Diabetes Typ II- Übergewicht- Verminderte Immunresistenz
1. Hypophyse:Hypersekretion von ACTH und Aktivierung von Nebenniere nach Überstimulation durch Hypothalamus
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Typische somatische Folgeerkrankungen
› Herz-Kreislauferkrankungen
› Kopfschmerz
› Rückenschmerzen
› Magen-Darmbeschwerden
› Erhöhte Infektionsanfälligkeit
› Hauterkrankungen
› Bösartige Neubildungen
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Locus Coeruleus
Hippocampus
Raphe-Kern
Cortex
Noradrenalin-EntleerungDa bei chronischem Stress die Stimulation durch den Raphe-Kern sinkt, produziert der Locus Coeruleus weniger Noradrenalin, was zu einer Verringerung der Aufmerksamkeit führt.
Serotonin-EntleerungStress reduziert die Freisetzung von Serotonin (wichtiger
Botenstoff für die Gefühlsregulation) im Raphe-Kern, der
mit dem Locus Coeruleus und dem Cortex in Verbindung steht.
Schrumpfung des HippocampusStress bewirkt Zelltod im Hippocampus, der für Gedächtnisprozesse von Bedeutung ist
(bei Depressiven ist der Hippocampus 10-20% kleiner).
Dopamin-EntleerungAnhaltend hohe Stresshormone können das Depressionsrisiko durch Senkung des Dopaminspiegels
erhöhen. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff im körpereigenen Belohnungssystem, der u.a. im
präfrontalen Cortex aktiv ist.
Neurobiologie von chronischem Stress
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Chronischer Stress:Typische psychische Folgeerkrankungen
� Burnout
� Depression
� Angststörungen
� Schlafstörungen
� Missbrauch von Alkohol, Tabakund Beruhigungsmitteln
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Psychische Störung
Psychische Gesundheit
Krankmachende
Faktoren
Gesundheitsfördernde
Faktoren
Was hält uns psychisch gesund,was macht uns krank?
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Therapie:Frühe Phase mit unspezifischen Beschwerden
› Körperliche Ursachen ausschliessen
› Umwelt verändern: Stressoren ����
› Selbst: Umgang mit Stressoren und Einstellungen („perfektionistisch, idealistisch, altruistisch“)
Multimodaler AnsatzUniversitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |
Burnout-Syndrom: TherapieDepressionen und Angststörungen
› Frühe Diagnostik !!!,da lebensbedrohliche Krankheiten
› Spezifische Psychotherapien
› Medikamentöse Verfahren- leichtere Erkrankungen: pflanzliche
Präparate- schwerere Erkrankungen: moderne AD
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Prävention = Früherkennen
ZASSZentrum für
Affektive -, Stress- und SchlafstörungenUniversitäre Psychiatrische Kliniken
(UPK) Basel
ZENTRUM FÜR SCHLAFMEDIZIN DER
BASLER UNIVERSITÄTSKLINIKEN
Eine Kooperation von:Universitäre Psychiatrische Kliniken,
Medizinische Universitätsklinik, Neurologische Universitätsklinik und Universitäts-Kinderspital beider Basel
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Kernanliegen des Vereins Stressmanagement
• Sensibilisierung für psychische Krankheiten
• Entstigmatisierung
• Aufklärung und Prävention in den Themenbereichen Stress, Burnout und Depression
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Was macht der Verein, um seine Ziele zu erreichen?
Der Verein Stressmanagement initiiert, lanciert und unterstützt Kampagnen und Projekte zur Aufklärungund Prävention im Themenbereich Stress, Burnout undDepression sowie in der Förderung der psychischenGesundheit.
Die Unterstützung von Kampagnen und Projekten durch den Verein Stressmanagement erfolgt mittels fachlicher Beratung, administrativer oder logistischer Arbeit und/oder finanzieller Beiträge.
Der Verein finanziert sich durch Mitgliederbeiträge und Spenden.
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Aktuelle Aktivitäten, Beispiele
• Unterstützung schweizweit: Bündnisse gegen Depression(Basel, Solothurn, St. Gallen)
• Finanzielle Unterstützung durch Charityauktionen
2011: Diagnostisch-therapeutischer Kindergarten (DTK) für psychisch schwerkranke Kinder: CHF 100’000.00
2014: DTK: CHF 10’518.00Alterspsychiatrie: CHF 20’518.00
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Wie wird man Mitglied?
Begleichung des Jahresbeitrags für
› Fr. 50.- für natürliche Personen› Fr. 250.- für juristische Personen
Vereinsflyer mit EZ liegen auf, oder via Homepage: www.vereinstressmanagement.choder E-Mail: [email protected]