studentenvorlesung propädeutik -kardiologie 2017 - 2 ... · supraventrikuläre tachykardie...
TRANSCRIPT
[email protected] 27.10.2017
PD Dr. Henrik Schneider
Innere Klinik II / Kardiologie
Sana HANSE Klinikum Wismar
Sana HANSE Klinikum Wismar
Lehrkrankenhaus der Universität Rostock
Studentenvorlesung
Propädeutik -Kardiologie 2017 - 2
Rhythmus, Druck und Sonstiges
UNIVERSITÄT ROSTOCK | MEDIZINISCHE FAKULTÄT
Herzaktion und EKG
Sinus-
knotenAV-
Knoten
His-
Bündel
Tawara-Schenkel und
Purkinje-Fasern
EKG: Ableitung der elektrischen Erregung des Herzreizbildungs- und -
leitungssystems sowie des Myokards
UNIVERSITÄT ROSTOCK | MEDIZINISCHE FAKULTÄT
Normales EKG, Erregungsausbreitung und Erregungsrückbildung
Normales EKG
SVES:
-schmal wie normaler
SV-Schlag,
-keine postextra-
systolische Pause
Pathologisches EKG
VES:
-verbreitert,
-deformiert,
-postextrasystolische
Pause
Extrasystolie
Palpitationen:
Unangenehme Wahrnehmung des Herzschlages
- Herzrasen
- Herzstolpern
- Aussetzer
- Hämmern
- Flattern
Palpitationen: Anamnese / Differentialdiagnose
Unerwartete Wahrnehmung
des Herzrhythmus
Herzklopfen
Frequenz
Rhythmisch oder nicht
Dauer
Beginn und Ende plötzlich?
Manöver zum Beenden
Sinustachykardie
Ventrikulär Extrasystolen
Vorhofflimmern
Vorhofflattern
Supraventrikuläre Tachykardie
Ventrikuläre Tachykardie
Symptome:
Von völlig subjektiv asymptomatisch bis schwergradig
- Palpitationen
- Herzrasen / -Stolpern
- Schwindel
- Seh- und Bewußtseinsstörungen/Synkopen
- Angina pectoris selten
- Herzinsuffizienz-Zeichen (Atemnot, Leistungsschwäche)
- Embolien
Herzrhythmusstörungen
Einteilung:
Tachykard (≥100/min) – Bradykard (<60/min)
Supraventrikulär (aus Vorhof) – ventrikulär (aus Kammer)
Rhythmisch - arrhythmisch
Benigne (gutartig) – maligne (bösartig)
....
Herzrhythmusstörungen
Ursachen:
- Ischämie (KHK)
- Myokarderkrankung (DCM, Myokarditis, …)
- Elektrolytstörungen
- Medikamente
- angeboren
- Fieber
- Hyperthyreose
- körperliche und seelische Belastungen
Herzrhythmusstörungen
Diagnostik:
- Klinik: Palpitationen, On-, Off-Phänomen
- EKG:
- in Ruhe als Kurz- oder Langzeit-EKG
- Ereignis-Recoder
- unter Belastung (Ergometrie)
- invasives EKG (EPU: elektrophysiologische Untersuchung)
- Monitoring auf Station
Herzrhythmusstörungen
Tachykardie
HF ≥ 100/ Min
Klinische Einordnung nach - Ursprungsort (Vorhof / Kammer)
- hämodynamischer Relevanz
- Ko-Morbidität (Strukturelle
Herzkrankheit?)
Sicherung im EKG extrem wichtig !!!
UNIVERSITÄT ROSTOCK | MEDIZINISCHE FAKULTÄT
Bradykardie ist eine Herzfrequenz unter 60/min
•eine bedrohliche Bradykardie ist
• eine Herzfrequenz unter 35 / min
• oder eine Pausenlänge > 2,5 sek
•eine lebensbedrohliche Bradykardie ist
• eine Herzfrequenz unter 25 / min
• oder eine Asystolie ( Pausenlänge) > 6 sek
Die Herzfrequenz und die Länge der Asystolie (Pausen) ist in der
akuten Beurteilung einer Bradykardie zunächst viel wichtiger als
die Unterscheidung SA-Block, AV-Block oder Bradyarrhythmie
UNIVERSITÄT ROSTOCK | MEDIZINISCHE FAKULTÄT
Bradykardie
Erregungsbildungs- oderErregungsleitungsstörungen
- Sinusbradykardie- Bradyarrhythmia absoluta- Sinusarrest- SA-Block- AV-Block I, II, III- …
UNIVERSITÄT ROSTOCK | MEDIZINISCHE FAKULTÄT
Device-Therapie
Bei brady- oder tachykardenRhythmusstörungen1-, 2- Kammer SM / ICD
und HerzinsuffizienzCRT (3-Kammer SM/ICD)Resynchronisationstherapie
Pulse: Untersuchung
Große Gefäße (Radialis,
Femoralis, …)
Frequenz (normal = 60-100)
Bradykardie (<60)
Tachykardie (≥100)
Rhythmus
Rhythmisch oder
Arrhythmisch
Blutdruck und –differenzen
(rechts-links, Arm-Bein)
Pulsdefizit (Vorhofflimmern)
Strömungsgeräusche
Qualität [z.B:Hammerpuls (AI)]
A. carotis
Pulsdefizit
UNIVERSITÄT ROSTOCK | MEDIZINISCHE FAKULTÄT
Entsteht, da schnell an den vorherigen Kammerkomplex angekoppelte
Schläge/ES (z.B. Vorhofflimmern, VES) infolge der nur kurzen
diastolischen Füllung hämodynamisch oft nicht effizient sind
Druck
Druck
EKG
EKG
Wichtige Regelgröße des Herz-Kreislauf-Systems, eine Kennziffer für die Organperfusion
im Körper- und Lungen-Kreislauf messbar
Blutdruck
Wichtige Regelgröße des Herz-Kreislauf-Systems, eine Kennziffer für die Organperfusion
im Körper- und Lungen-Kreislauf messbar
Blutdruckmessung
- Grundpfeiler für Diagnose, Therapie der arteriellen Hypertonie
- wesentlicher Teil des Patientenmonitoring
- alle Entscheidungen, die diese Aspekte betreffen, werden
durch die Genauigkeit der Messung positiv oder negativ
beeinflusst
Wichtige Regelgröße des Herz-Kreislauf-Systems, eine Kennziffer für die Organperfusion
im Körper- und Lungen-Kreislauf messbar
Blutdruckmessung
- Grundpfeiler für Diagnose, Therapie der arteriellen Hypertonie
- wesentlicher Teil des Patientenmonitoring
- alle Entscheidungen, die diese Aspekte betreffen, werden
durch die Genauigkeit der Messung positiv oder negativ
beeinflusst
Blutdruckmessverfahren
Nicht-invasive Blutdruckmessung (NIBP – diskontinuierlich, ungenauer)
Invasive Blutdruckmessung (IBP= kontinuierlich, genauer)
Prospective Studies Collaboration. Lancet. 2002;360:1903-1913
Usual Diastolic BP (mm Hg)Usual Systolic BP (mm Hg)
KH
K M
ort
alitä
t
50-59
60-69
70-79
80-89
Age at Risk (Y)
40-49
256
128
64
32
16
8
4
2
1
0120 140 160 180
50-59
60-69
70-79
80-89
Age at Risk (Y)
40-49
256
128
64
32
16
8
4
2
1
080 90 100 11070
BP=Blood pressure
Blutdruck und Risiko für KHK und Stroke
KH
K M
ort
alitä
t
Blutdruckmessung
Normalwert (ESC 2013): ≤140/90, ältere Patienten ≤150/90 mmHg
Systolisch/diastolisch/mittlerer Druck,
Mitteldruck für Organperfusion verantwortlich
Errechnung des mittleren Blutdrucks (MAP):
Invasiv: direkt (AUC)
Nichtinvasiv: MAP = RRdia + 1/3 (RRsys – RRdia)
Nicht-Invasive Blutdruckmessung (NIBP)
Gelegenheitsmessung bzw. Praxismessung
(Cave: Weißkitteleffekt)
Blutdruckselbstmessung
24h-Blutdruckmessung (ABDM)
Blutdruckmessung unter definierter (ergometrischer) Belastung
Oberarm, Herzhöhe
Nach 5-10 min Ruhe
Manschette 2-3 cm oberhalb
Armbeuge, Stethoskop auf A.
brachialis
Aufpumpen 20 mmHg oberhalb
des systolischen, palpablen Puls
Langsam ablassen (4 mmHg/s)
Korottkow Geräusche markieren
syst. und diast.RR
Differenz zwischen beiden Armen:
<10 mmHg
Blutdruckmessung nach Riva
Rocci (RR)
Entstehung der Gefäßgeräusche(Korotkow-Geräusche) bei der Blutdruckmessung in Abhängigkeit von Manschettendruck und Durchgängigkeit der Oberarmarterie
Fehlerquellen der art. Blutdruckmessung –Technische Einflussfaktoren
Einflussfaktor Effekt
Systolisch
Effekt
Diastolisch
Liegend versus sitzend kein Effekt bis
+ 3 mmHg im Liegen
- 2-5 mmHg im Liegen
Arm-Position ± 8 mmHg für jede 10
cm ober- oder unterhalb
Herzhöhe
± 8 mmHg für jede 10
cm ober- oder unterhalb
Herzhöhe
Manschette zu schmal bis - 8 mmHg Bis zu + 8 mmHg
Manschette zu groß bis zu -3 mmHg -bis zu -5 mmHg
Manschette oberhalb der
Kleidung
+ bis zu 50 mmHg + bis zu 50 mmHg
wiederholtes Aufpumpen
der Manschette
große Varianz
(von + 30 bis - 14
mmHg)
große Varianz
(von + 20 mmHg bis - 10
mmHg)
Fehlerquellen der art. Blutdruckmessung –Einflussfaktoren durch Patienten
Einflussfaktor Effekt
Systolisch
Effekt
Diastolisch
Sprechen + 17 mmHg + 13 mmHg
Kälteexposition + 11 mmHg + 8 mmHg
Nahrungsaufnahme
direkt vor Messung
- 1 mmHg bis keine
Veränderung
- 4 mmHg bis keine
Veränderung
Rauchen + 10 mmHg für
≥ 30 min
+ 8 mmHg für
≥ 30 min
Kaffeetrinken + 10 mm Hg für ≤ 2 h + 7 mm Hg für ≤ 2 h
Messung an
paretischem Arm
+ 2 mm Hg + 5 mm Hg
Blutdruckselbstmessung
Ausführliche Einweisung in die Messtechnik (Hypertonie-Schulungsprogramms)
Festlegung eines einheitlichen Messprotokolls
Erfolgskontrolle nach 2-3 Wochen, sowie nach 6-12 Monaten
regelmäßige Überprüfung von Gerät und Messtechnik
Messung vor den Mahlzeiten und vor Einnahme blutdrucksenkender Medikamente nach 5 Minuten Ruhe
Beurteilung des Schweregrades durch Mittelwert von mindestens 12 Messungen in Zeitraum von mindestens einer Woche
Keine Selbstmessung bei ängstlichen und hypochondrischen Patienten
Ambulante 24 h-Langzeit-Blutdruckmessung
Informationen über Blutdruck während Tagesaktivitäten und Schlaf
Aufdeckung einer Praxishypertonie (falsch positive hypertensive Blutdruckwerte)
In der Regel Lieferung niedrigerer Daten und bessere Korrelation mit eingetretenen Organveränderungen
Exaktere Klassifizierung des Hochdruckkranken. Zeigt die Prozentzahl sämtlicher hypertensiver Blutdruckwerte
Dokumentiert die Blutdruckreduktion während des Schlafes (in der Regel Abfall der systolischen Mittelwerte um 10 bis 15 %, der diastolischen um 15 bis 20 %)
2. Invasive Blutdruckmessung
Exakte Errechnung des MAP durch Integration der Druckkurve
Engmaschige Kontrolle durch Schlag für Schlag Registrierung, somit Vermeidung von Blutdruckschwankungen
Analyse der hämodynamischen Auswirkungen von Herzrhythmusstörungen
Invasive Blutdruckmessung
vor arterieller Punktion (A. radialis) Durchführung des Allen-Tests
ausreichender Kollateralkreislauf bei Normalisierung nach < 5-7 Sekunden
Komplikationen:
Thrombosierung der Arterie
Lokale Infektion
Hämatom
AV-Fistel
Periphere Durchblutungsstörung
Intraarterielle Injektion
Fehlerquellen bei invasiver Blutdruckmessung
Luftblasen beim Füllen der Apparatur, welche die Messeigenschaften verschlechtern
Thrombenbildung im Katheter durch bei fehlender kontinuierlicher Spülung mit heparinisierter Kochsalzlösung
Falsche oder fehlende Null-Eichung
Beeinträchtigte Druckkurve (z. B. durch Abknicken)
Unter- oder Überdämpfung des Systems