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Leseprobe Brecht, Bertolt Verrat Ausgewählt von Maxim Biller. Redaktion von Denise Kratzmeier © Suhrkamp Verlag suhrkamp taschenbuch 4070 978-3-518-46070-2 Suhrkamp Verlag

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Leseprobe

Brecht, Bertolt

Verrat

Ausgewählt von Maxim Biller. Redaktion von Denise Kratzmeier

© Suhrkamp Verlag

suhrkamp taschenbuch 4070

978-3-518-46070-2

Suhrkamp Verlag

suhrkamp taschenbuch 4070

Für alle Fälle: BrechtBand 5Herausgegeben von Albert Ostermaier

Das Beste von Bertolt Brecht: widersprüchlich und weitsichtig, präzise und philosophisch, witzig und derb und immer wieder überraschend – B.B. über die wirklich wichtigen Dinge des Le-bens.

Denn wer kann von sich sagen, nie zum Verräter geworden zu sein? Sicher nicht Brecht, was seiner Autorität bei diesem The­ma nicht schadet. Es geht um politischen Verrat, moralischen Verrat, den Zweifel an der Wahrheit und immer wieder um den Verrat in der Liebe, der lange im Gedächtnis bleibt. Ausgewählt hat die Texte Maxim Biller, geboren 1960, Schriftsteller, Publi­zist und durchaus ambivalent in seinem Verhältnis zu Brecht, was er in seiner Einleitung nicht verheimlicht: »Und dafür lie­ben wir, die wir ihn hassen, Herrn Brecht.«

Bertolt BrechtVerrAtAusgewählt von

Maxim Biller

Suhrkamp

Redaktion des vorliegenden Bandes:Denise Kratzmeier

suhrkamp taschenbuch 4070Erste Auflage 2009Suhrkamp Taschenbuch VerlagFür diese Auswahl© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2009Alle Rechte vorbehalten, insbesondere dasder Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragungdurch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziertoder unter Verwendung elektronischer Systemeverarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.Druck und Bindung: Kösel, KrugzellPrinted in GermanyISBN 978­3­518­46070­2

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VerrAt

Geleitwort

Der junge Herr Brecht mißtraute seiner bürgerlichen Herkunft, der ältere auch, und er tat es natürlich auf die verlogene, bürgerliche Art. Er wusch sich wenig und schlecht, er trug Arbeiteranzüge und Brillen im Kas­sengestell­Look. Die Anzüge waren aus Seide, die Bril­len aus Titan. Konnte man die Worte, die er schrieb, eher ernst nehmen? Es gefalle ihm nicht, wiederholte er, daß er als Kind in den Gewohnheiten des Bedient­werdens und der Kunst des Befehlens erzogen wurde. Darum habe er seinen Leuten den Rücken gekehrt und sich zu den Armen gesellt. Seine Leute, das waren vor allem seine Eltern. Über die sagte er: »So haben sie ei­nen Verräter aufgezogen, ihn unterrichtet in ihren Künsten und er verrät sie dem Feind.« (12,84) Er fand es gut.

Gibt es guten und schlechten Verrat? Wer für die große Sache die kleine Sache verrät, bleibt in Brechts Augen anständig. Die große Sache ist links, die kleine Sache ist die Moral. Die ist Brecht nicht so wichtig. »Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir – und ich habe mich noch selten getäuscht.« (26,296) Kurz, die Armen werden von den Reichen un­terdrückt und herumkommandiert und aus Profitgier in Kriege geschickt, aber Arschlöcher sind sie eigent­lich auch. Darum muß die große Sache her, der Kom­munismus, der alle zwingt, wider die menschliche Na­

tur anständig zu sein. In der Maßnahme, Brechts berühmtem Lehrstück, erschießen drei Genossen ei­nen vierten, weil ihm ein paar Augenblicke lang Ge­rechtigkeit, Menschlichkeit, Mitleid wichtiger sind als der Sieg der kommunistischen Diktatur. Er verriet die Bewegung, sie verraten das Menschengesetz, daß kein Mensch einen anderen töten darf. Kein Wunder, daß dieses Stück jemanden wie mich heute genauso anekelt wie Brechts Gegner vor achtzig Jahren. Und daß es, be­trachtet man es als Literatur und als sonst gar nichts, so schlecht ist.

Wer in der Literatur politisch denkt und sie strate­gisch lenkt, schreibt automatisch schlechte, böse, mani­pulative Texte. Denn der wahre Schriftsteller will nicht die Menschen verändern, denn sonst wäre er ja Politi­ker. Er will ihnen immer nur in den besten und schön­sten Worten, die er hat, sagen, wie sie sind, und wie schade es ist, daß sie so sind, und wie herrlich es trotz­dem ist, denn andere Menschen gibt es im ganzen Uni­versum nicht. Einige von Brechts extremsten Propa­gandatexten – Der Kälbermarsch, die Ballade von der Billigung der Welt – sind zum Glück in diesem Buch. Das ist gut wegen der Fallhöhe und für den Vergleich. Denn der mißtrauische Herr Brecht schrieb, wenn er nicht gerade in Revolutionsstimmung war, über den Teil des Lebens, der absolut politiklos und trotzdem voller Verrat und Schwäche ist: über die Liebe. Und plötzlich ist es gut, daß Brecht uns alle, sich selbst ein­

geschlossen, für unzuverlässige, traurige Monster hält, die trotzdem geliebt und gestreichelt werden wollen. Die Diskrepanz zwischen Tier und Mensch in uns, zwi­schen Instinkt und Zivilisation ist schließlich das Kapi­tal jedes Autors, gerade, wenn er so wenige Worte für soviel Leben braucht wie Brecht. Das schafft Poesie, die Traurigkeit des Vergeblichen, die Melancholie des Sinnlosen, große Literatur.

Und dafür lieben wir, die wir ihn hassen, Herrn Brecht: Männer und Frauen sind bei ihm zuerst immer sehr verliebt und am Ende immer sehr böse zueinan­der. Immer tut einer dem anderen weh, und alle haben gewußt, daß es so kommen wird, nur nicht die Verlieb­ten, und die anderen wußten es nur, weil sie gerade selbst nicht verliebt waren, und meist ist der Mann das Monster, aber die Frau manchmal auch, und wenn kei­ner von beiden den anderen verraten hat, dann ist das Geld schuld, womit wir fast wieder beim Kapitalismus wären, aber auf die fatalistische, die unpolitisierende Art. Es ist, wie es ist, und es wird nie anders sein, und kein Marx und kein Engels werden daran rütteln kön­nen: »Wenn der Stein sagt, daß er zu Boden fallen will / Wenn du ihn in die Luft schleuderst / Dann glaube ihm. / Wenn das Wasser sagt, daß du naß wirst / Wenn du ins Wasser steigst / Glaube ihm. / Wenn deine Freun­din schreibt, daß sie kommen will / Glaube ihr nicht. Hier / Ist keine Naturkraft am Werke.« (14,353)

Brechts Werk ist, wie das jedes Dichters, voller Ver­

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räter und Verratener: Surabaya Johnny, Galilei, die Hu­ren, die Mackie hinhängen, Seeräuber Jenny, Mutter Courage, Lilian Holiday. Manche mag man, manche nicht, manche sind mehr wert als das Papier, auf dem man auch das Kommunistische Manifest drucken könnte. Doch Brechts verzweifelt und vergebens Lie­bende vergißt man nie mehr. Denn sie können nichts dafür. Und der junge, der mittlere und der alte Herr Brecht weiß das und er kritisiert sie keine Sekunde und Zeile lang, sondern vergießt mit ihnen seine Tränen.

Maxim Biller

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erinnerunG an die Marie a.

1

An jenem Tag im blauen Mond SeptemberStill unter einem jungen PflaumenbaumDa hielt ich sie, die stille bleiche LiebeIn meinem Arm wie einen holden Traum.Und über uns im schönen SommerhimmelWar eine Wolke, die ich lange sahSie war sehr weiß und ungeheuer obenUnd als ich aufsah, war sie nimmer da.

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Seit jenem Tag sind viele, viele MondeGeschwommen still hinunter und vorbeiDie Pflaumenbäume sind wohl abgehauenUnd fragst du mich, was mit der Liebe sei?So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern. Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinstDoch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmerIch weiß nur mehr: Ich küßte es dereinst.

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Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessenWenn nicht die Wolke da gewesen wärDie weiß ich noch und werd ich immer wissenSie war sehr weiß und kam von oben her.Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer

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Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte KindDoch jene Wolke blühte nur MinutenUnd als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

(11,92 f.)

oft wundere ich mich selber, daß mein Gedächtnis so schwach ist. Alle meine Angelegenheiten, auch die gefährlichsten, vergesse ich umgehend. Selbst die Ge­liebte meiner Jugend, der ich sehr zugetan war und die mir wegen einer merkwürdigen Gleichgültigkeit mei­nerseits entglitt, kommt mir heute in der Erinnerung vor wie die Gestalt in einem Buche, das ich gelesen habe. (26,288)

liebeslied aus einer schlechten Zeit

Wir waren miteinander nicht befreundetDoch haben wir einander beigewohnt.Als wir einander in den Armen lagenWarn wir einander fremder als der Mond.

Und träfen wir uns heute auf dem MarkteWir könnten uns um ein paar Fische schlagen:Wir waren miteinander nicht befreundetAls wir einander in den Armen lagen. (15,286)

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seine Liebe bekämpfen: die Photographie der Geliebten unterm Vergrößerungsglas studieren.

(26,275)

letZtes liebeslied Als die Kerze ausgebrannt warBlieb uns nur ein kalter StumpenAls der Weg zu End gerannt warSchimpften wir uns wie zwei Lumpen.Beatrize war gestelletSpitzel wurde ihr BegleiterTatbestand ward aufgehelletStatt der Schwüre floß der Eiter.Alle Himmel aufzureißenNur dem Haß wurd’s zum GewinneHinz und Kunz, die großen WeisenWußten dies von Anbeginne. (14, 383)

dann ereilt einen von uns das Unglück: er liebt. Das genügt, er ist verloren. Eine Schwäche und man ist ab­serviert. Wie soll man sich von allen Schwächen frei­machen, vor allem von der tödlichsten, der Liebe? Sie ist ganz unmöglich! Sie ist zu teuer! Freilich, sagen Sie selbst, kann man leben, immer auf der Hut? Was ist das für eine Welt?Die Liebkosungen gehen in Würgungen über. Der Liebesseufzer verwandelt sich in den Angstschrei.

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Warum kreisen die Geier dort? Dort geht eine zum Stelldichein! (6,226)

der abGerissene strick kann wieder geknotet werden

Er hält wieder, aberEr ist zerrissen.

Vielleicht begegnen wir uns wieder, aber daWo du mich verlassen hastTriffst du mich nicht wieder. (15,20)

ich liebe dich ja so sehr, daß ich dich fast lieber am Gal­gen sehe als in den Armen einer anderen. Ist das nicht merkwürdig? (2,282)

surabaya-Johnny

1

Ich war jung, Gott, erst 16 JahreDu kamest von Burma heraufUnd sagtest, ich solle mit Dir gehenDu kämest für alles auf.Ich fragte nach Deiner StellungDu sagtest: so wahr ich hier steh

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Du hättest zu tun mit der EisenbahnUnd nichts zu tun mit der See.Du sagtest viel, JohnnyKein Wort war wahr, JohnnyDu hast mich betrogen, JohnnyIch hasse Dich so, JohnnyWie Du stehst und grinstNimm die Pfeife aus dem Maul, Johnny, Du Hund!Surabaya­Johnny, warum bist Du so roh?Surabaya­Johnny, mein Gott, ich liebe Dich so.Surabaya­Johnny, warum bin ich nicht froh?Du hast kein Herz, Johnny, und ich liebe Dich so.

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Zuerst war es immer SonntagSo lang, bis ich mitging mit Dir.Aber dann schon nach zwei WochenWar Dir nichts mehr recht an mirHinauf und hinab durch den PandschabDen Fluß entlang bis zur See:Ich sehe schon aus im SpiegelWie eine Vierzigjährige.Du wolltest nicht Liebe, JohnnyDu wolltest Geld, JohnnyIch aber sah, Johnny, nur auf Deinen Mund.Du verlangtest alles, JohnnyIch gab Dir mehr, JohnnyNimm die Pfeife aus dem Maul, Du Hund!

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Surabaya­Johnny, warum bist Du so roh?Surabaya­Johnny, mein Gott, ich liebe Dich so.Surabaya­Johnny, warum bin ich nicht froh?Du hast kein Herz, Johnny, und ich liebe Dich so.

3

Ich habe es nicht beachtetWarum Du den Namen hastAber an der ganzen langen KüsteWarst Du ein bekannter Gast.Eines Morgens in einem SixpencebettWerd ich donnern hören die See.Und Du gehst, ohne etwas zu sagenUnd Dein Schiff liegt unten am Kai.Du hast kein Herz, JohnnyDu bist ein Schuft, JohnnyDu gehst jetzt weg, Johnny, sag mir den Grund.Ich liebe Dich doch, JohnnyWie am ersten Tag, JohnnyNimm die Pfeife aus dem Maul, Du Hund!Surabaya­Johnny, warum bist Du so roh?Surabaya­Johnny, mein Gott, warum lieb ich Dich soSurabaya­Johnny, warum bin ich nicht froh?Du hast kein Herz, Johnny, und ich liebe Dich so. (13,344-346)

1�

Früher wollte ich alles, was es gibt, und jetzt hab ich dich bekommen und will gar nichts mehr. Wenn man die Welt hat, kann man noch Sterne wollen, aber wenn man ein Weib hat, dann kann man nichts mehr wollen als höchstens eines: kein Weib. (10,52)

Manche Leute versprechen zu kommen und kommen hundert Mal, und man ist jedesmal erstaunt. Manche versprechen zu kommen und kommen hundert Mal nicht, und man ist jedesmal erstaunt. Wie kommt das? (22,28)

wenn der stein saGt, daß er zu Boden fallen willWenn du ihn in die Luft schleuderstDann glaube ihm.Wenn das Wasser sagt, daß du naß wirstWenn du ins Wasser steigstGlaube ihm.Wenn deine Freundin schreibt, daß sie kommen willGlaube ihr nicht. HierIst keine Naturkraft am Werke. (14,353)

»der Besitz einer Frau«, dachte er, »ist schwierig ge­worden. Früher kam man von der Jagd zwei Stunden früher zurück, als man erwartet wurde, und scheuchte irgend so einen fleischigen Bengel aus dem Bett seiner

1�

Frau auf, was sage ich, aus dem Bett? Es genügte, sie in einem Raum mit einem Mann stehen zu sehen und al­les war klar! Heute zwingt das Geschäftsleben sie, ob sie will oder nicht, ihre Waden den Blicken der Männer­welt auszusetzen, und in gewissen Büros wird geliebt, wie man sich die Hände wäscht, hauptsächlich um uns Unternehmer um die Arbeitszeit zu betrügen! An Ent­deckung ist nicht mehr zu denken, wenn der Ehebruch so wenig auffällt und so wenig Bedeutung hat wie das Händewaschen.« (16,332)

drum wär mir am liebsten deine HandIch wollt vergessen, daß ihr VorsatzNicht freundlich ist, und mich erinnern, daßIch sie geliebt. (10,307)

und jetzt bin ich der Rohling. Das war immer so. Sie ist die Märtyrerin und ich bin der Rohling. Aber ich habe es sieben Jahre lang ausgehalten und es fragt sich, wer mich so roh machte. Meine Hand war von der Arbeit für sie zu müde, als daß ich sie hätte schlagen können. Sie hat immer einen Schmerz, wenn es mir gut geht, sie zählt Geld, wenn ich trinke, und wenn ich Geld zähle, dann weint sie. Ich habe einmal ein Bild, das mir lieb war, hinauswerfen müssen, weil es ihr nicht gefiel. Es gefiel ihr nicht, weil ich es lieb hatte. Dann nahm sie

1�

das Hinausgeworfene vom Boden und hing es in ihre Stube. Als ich es dort sah, freute sie sich und sagte: »Für mich ist es ja gut genug.« Und bemitleidete sich, weil sie das, was ich fortwarf, auflesen müßte. Ich nahm es ihr im Zorn weg und da weinte sie, weil sie nicht ein­mal das haben sollte. Nicht einmal das, sagte sie auch von allem, was schier unerschwinglich war. Aber so ist sie und so sind sie. Vom Tage seiner Hochzeit an ist man nicht mehr ein Tier, das einer Herrin dient, son­dern ein Mensch, der einem Tier dient, und das ist et­was, was einen herunterbringt, bis man alles verdient. (1,262 f.)

sonett nr. 12. VoM liebhaber

Gestehn wir’s: leider sind wir schwach im FleischeIch, seit ich meines Freundes Frau geschwächtMeid ich mein Zimmer jetzt und schlafe schlechtUnd merke nachts: ich horche auf Geräusche!

Dies kommt daher, weil dieser beiden ZimmerAn meines stößt. Das ist es, was mich schlauchtDaß ich stets höre, wenn er sie gebrauchtUnd hör ich nichts, so denk ich: desto schlimmer!

Schon abends, wenn wir drei beim Weine sitzenUnd ich bemerke, daß mein Freund nicht rauchtUnd ihm, wenn er sie sieht, die Augen schwitzen

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Muß ich ihr Glas zum Überlaufen bringenUnd sie, wenn sie nicht will, zum Trinken zwingenDamit sie nachts dann nichts zu merken braucht. (11,127)

die meisten Beziehungen leiden darunter und gehen oftmals dadurch in die Brüche, daß der zwischen den betreffenden Menschen bestehende Vertrag nicht ein­gehalten wird. Sobald zwei Menschen zueinander in Beziehung treten, tritt auch, in den allermeisten Fällen stillschweigend, ihr Vertrag in Kraft. Dieser Vertrag re­gelt die Form der Beziehung. Er kann nur aus zwei Punkten bestehen, aber er ist trotzdem ein Vertrag, und jeder der Kontrahenten muß zum mindesten diesen Minimalvertrag einhalten, sofern er sich nicht der Ge­fahr aussetzen will, daß die andere Seite, Anstoß daran nehmend, ihren Vertrag und damit die sich darauf gründende Beziehung aufhebt. Was zuerst da ist, ist immer die Beziehung, der Vertrag setzt dann ein, wenn zum mindesten eine Seite erkannt hat, welchen Wert die andere Seite für ihn hat. Die menschlichen Verträge leiden meistens unter dem Nachteil, daß es wohl zwei Ausfertigungen von einem Vertrag gibt, aber die bei­den Ausfertigungen voneinander abweichen. So hat zum Beispiel A. in seiner Vertragsurkunde in bezug auf B. stehen, er verlange, daß B., mit dem er jede Woche einmal zum Pokerspielen zusammenkommt, ein erst­klassiger Pokerspieler ist, daß er sich ferner als Gast