synkope vortrag dez 2009 nbg · 2010. 11. 24. · lungenembolie synkope - ursachen....

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12.11.2010 Markus Wehler Arbeitskreis Klinische Notfallmedizin Bayern, 10.12.2009 Synkope

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  • 12.11.2010

    Markus Wehler

    Arbeitskreis Klinische Notfallmedizin Bayern,10.12.2009

    Synkope

  • Der einzige Unterschied zwischen einer Synkope und dem plötzlichen Herztodbesteht darin, daß man nur im ersten Fall

    wieder aufwacht.

  • Definition

    Epidemiologie

    Ursachen

    Klinik

    Risikoadaptierte Diagnostik

    Medico-legale Aspekte

    Übersicht

    Synkope

  • Synkope - syncopein [griech.] = zusammenfallen

    Definition

    Plötzlicher, vorübergehender Verlust desBewusstseins, der durch eine transiente, globale zerebrale Minderperfusionausgelöst wird und von der sich der Patient rasch spontan erholt.

    Verlust des Muskeltonus ist nicht mehr Bestandteil der Definition.

    The Task Force on Syncope, European Society of Cardiology, Eur Heart J 2009

  • Ca. 40% der Bevölkerung erleiden im Laufe ihres Lebens zumindest einmal einen Ohnmachtsanfall.

    In Deutschland werden jährlich ca. 162.000 Synkopen dokumentiert.

    35% der Patienten erleiden eine erneute Synkope innerhalb von 3 Jahren.

    Synkope - Epidemiologie

  • Synkope – Inzidenz

    Lombroso CT et al, Pediatrics 1967Ganzeboom KS et al, Am J Cardiol 2003

    Alter bei 1. Synkope

    Gipfel 15. LJ

  • Synkope - Inzidenz

    Soteriades ES et al, NEJM 2002

    Framingham Study n=7.814 Teilnehmer

  • Synkopen verursachen 1-6% aller Kranken-hausaufenthalte und 1,7-3% aller Notaufnahmen

    Verletzungen in 29% der synkopierten Patienten

    6% Frakturen, 3% Verkehrsunfälle

    Synkope - Epidemiologie

    Brignole M et al, Europace 2004Kapoor W et al. Am J Med 1987Crane SD et al, Emerg Med J 2002

    Augsburg 2008: 1.226 Synkopen1-11/09: 1.150 Synkopen

    2% aller Notaufnahmen

  • Ca. 75% der synkopierten Pat. ändern Lebensgewohnheiten aus Angst vor weiteren Stürzen

    USA-Studie: 40% wechseln ihren Beruf

    KH-Kosten USA ca. 2 Milliarden US Dollar (2005)

    Synkope - Folgen

    Rose MS et al. J Clin Epidemiol 2000Nyman J et al, PACE 1999Sun BC et al, Am J Cardiol 2005

  • Synkope - Prognose

    Soteriades ES et al, NEJM 2002

    Framingham Studie 1971-1998, n=7.814 Pat.

  • bis zu 20% der KHK-Pat. mit Synkope versterben im darauffolg. Jahr am plötzlichen Herztod

    bis zu 45% der Patienten mit vorbestehender Herzinsuffizienz versterben im 1. Jahr nach Synkope

    Synkope - Prognose

    Kapoor W et al, Medicine 1990Middlekauff HR et al, J Am Coll Cardiol 1993

    Die strukturelle Herzerkrankung ist der größte negative Prädiktor

  • Synkope

    Klinik

    The Task Force on Syncope, European Society of Cardiology, Eur Heart J 2004

    Prodromi, z.B. flaues Gefühl, Übelkeit, kalter Schweiß, unscharfes Sehen, Benommen-heit

    Bewußtlosigkeit meist

  • Synkope - Ursachen

  • Synkope - Pathophysiologie

    Guidelines for the diagnosis and managment of Syncope,European Society of Cardiology, Eur Heart J 2009

  • Reflexvermittelte Synkopen (neuro-kardiogen):Auslösung von Reflexen, die zu Vasodilatation und Bradykardie/Asystolie führen

    European Heart Journal (2001), 22:1256-1306

    Synkope - Ursachen

    vasovagal

    situativ: Husten, Miktion, Defäkation , Blutsehen, schlechte Gerüche, nach körperl. Anstrengung

    Carotis Sinus

  • Orthostatisch bedingte Synkopen:

    Unvermögen des autonomen Nervensystems eine orthostatische Hypotension durch Vasokonstriktion auszugleichen

    Langes Stehen

    Volumenverlust (Blutverlust, Diarrhoe)

    Alkohol, Medikamente, Drogen

    Synkope - Ursachen

  • Kardiovaskuläre SynkopenRhythmusstörungen oder strukturelle Herzerkrank-ungen, die zu einer Verminderung oder inadequaten Steigerung der kardialen Auswurfsleistung führen

    Brady-/Tachyarrythmien (Sick Sinus, SVT, VT, SM-Fehlfunktion

    KHK, Kardiomyopathie, Aortenstenose

    Tamponade

    Lungenembolie

    Synkope - Ursachen

  • Synkopenursachen

    Gepoolte Daten von 10 Studien, nur Notaufnahme und Syncope Unit Patienten

    52

    7,4

    28,6

    9

    20Neuro-kardiogen

    Orthostatisch

    kardial

    bewußtlos ohneSynkopeungeklärt

    [%]

  • Synkope – Diagnostik

    DÄB, Jg 103, 7, 2006, mod. n. Kapoor W et al, N Eng J Med 1983

  • Synkope – Wichtige Anamnesefragen

  • Epilepsie (Synkopen sind oft von Myokloni begleitet!)

    Metabol. entgleisung (BZ, pO2 ↓, pCO2 ↑)

    Intoxikation

    Vertebrobasiläre TIA

    Synkope - DD

    DD mit Bewußtseinsverlust

    DD ohne Bewußtseinsverlust

    Kataplexie

    drop attacks

    psychogene Pseudosynkope

    TIA aus Karotisstromgebiet

  • Anamnese

    körperliche Untersuchung

    EKG in Ruhe

    RR im Liegen und Stehen

    Synkope - Basisdiagnostik

    … dann müssen folg. Fragen beantwortet werden

  • 1. Steht die Synkope in Zusammenhang mit einem lebensbedrohlichen Ereignis?

    2. Handelt es sich um eine echte Synkope oder um einen kurzzeitigen Bewußtseinsverlust anderer Ursache?

    3. Kann ich den synkopierten Patienten ohne (erkennbares) Risiko entlassen?

    Synkope – 3 Fragen

    Sayk F et al, Notfall Rettungsmed 2009

  • Synkope - Abklärungsstrategie

    Basis-Diagnostik

    EindeutigeSynkope

    Keine Synkope(z.B. Krampfanfall, Apo-

    plex, Intox, Trauma)

    Ja,geklärte Synkope

    Nein,unklare Synkope

  • Synkope - Abklärungsstrategie

    Synkopenursacheoffensichtlich

    Ernste Ursache Benigne Ursache

    Stationäre Aufnahme Entlassung

  • Kardiale Synkope- rhythmogen- strukturell

    Lungenembolie

    Neurologisch

    Relevanter Volumen-mangel, Blutung

    Synkope - Abklärungsstrategie

    Ernste Ursache Benigne Ursache

    Orthostatisch

    Neurokardiogen

  • Synkope - Abklärungsstrategie

    Unklare Synkopen-ursache

    Hohes RisikoNiedriges Risiko

    undasymptomatischer Patient

    Stationäre Aufnahmeund Monitoring

    Entlassungund

    ambulante Reevaluation

  • Luftnot oder Brustschmerz

    Persistierende Hypotonie (systol. RR

  • Bifaszikulärer Block (LSB oder RSB mit linksseitigem anterioren o. posterioren Hemiblock)

    Intraventrikuläre Leitungsstörungen (QRS ≥0,12 s)

    AV-Block Mobitz II oder AV-Block III

    Asymptomatische Sinusbradykardie (

  • Prognosesysteme

    Einfache Regeln haben bislang nur eine hohe Treffischerheit in der Patientengruppe in der sie entwickelt wurden (Validierungsgruppe)

    Beispiel San Francisco Syncope Rule:andere US-Kohorte: Sensitivität 74%, 26% der Pat. mit einem ernsthaften Ereignis (MI, LE, SAB, ICB) wurden nicht erkannt

    Quinn J et al, Ann Emerg Med 2006Birnbaum A et al, Ann Emerg Med 2008

  • Zusammenfassung

    Synkopen sind häufig – ihre Abklärung ist schwierig

    Anamnese ist von herausragender Bedeutung

    Nicht diagnostizieren, sondern prognostizieren, d.h. Risikopatienten „herausfiltern“

  • Gegenmittel bei Warnsignalen

    Isometrische Gegendruck-Maneuvererhöhen rasch den BlutdruckSystol. RR 65 106 mmHgDiastol. RR 43 65 mmHg

    Hinlegen oder …

    Tägl. Training bei rezid. „harmloser Ohnmacht“:- Stehtraining- Gegendruck-Maneuver

  • Medico-legale Aspekte

    Fahrerlaubnis nach Synkope ?

    FAZ 07.01.2005

  • Wegen der Sorgfaltspflicht des Arztes muß er auch mögliche Folgen einer Erkrankung und Behandlung auf die Verkehrssicherheit seines Patienten in Betracht ziehen

    Die Fahreignungsbeurteilung ist somit integraler Bestandteil der ärztlichen Behandlung

    Liegt ein irgendwie gearteter Fahreignungs-mangel vor, besteht die zentrale Pflicht des Arztes in einer Sicherungsaufklärung.

    Fahrerlaubnis nach Synkope

    Rechtsprechung

  • Für Gruppe 1 nach einer einmaligen Synkope kein Fahrverbot, außer Synkope trat in Hochrisiko-situation auf, wie …

    Fahrerlaubnis nach SynkopeVerkehrsmedizinisch werden zwei Führerscheingruppen unterteilt:

    Gruppe 1 – normaler Führerschein und Kfz bis 3,5 tGruppe 2 – Lastwagen über 3,5 t und berufliche

    Personenbeförderung (>8 Pers.)

    Synkope beim Autofahren, mit Unfall oder schwer-wiegender Verletzungsfolge

    Synkope im Sitzen, ohne jede Vorwarnung

    Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie 2004

  • Fahrerlaubnis nach Synkope

    Für Gruppe 1 besteht bei

    rezidivierenden Synkopen ein Fahrverbot für 3 Monate, wenn in dieser Zeit keine neuen Synkopen aufgetreten sind.

    Bei ätiologisch nicht geklärten Synkopen in Hochrisikosituationen besteht ein Fahrverbot bis die Diagnose gestellt und die geeignete Therapie durchgeführt wurde.

  • Fahrerlaubnis nach Synkope

    Für die Gruppe 2 besteht nach einer neurokardiogenen kein Fahrverbot, sofern keine Hochrisikosituation

    Bei ätiologisch unklarer Synkope besteht solange Fahrverbot bis die richtige Diagnose gestellt und die geeignete Therapie durchgeführt wurde.

    Bei wiederholten Synkopen oder Synkopen innerhalb einer Hochrisikosituation besteht permanentes Fahrverbot, bis eine Diagnose gestellt und eine effektive Therapie durchgeführt wurde.

    Dokumentation der Aufklärung

  • Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit