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1 Sommersemester 2015 Theorie-Praxis-Bericht Bildungswissenschaften: Judith Vriesen Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung: Annette Pola Deutsch: Prof. Dr. Gudrun Marci-Boehncke/ Prof. Dr. Klaus Schenk Theorie-Praxis-Bericht im Praxissemester 17. Februar 26. Juni 2015 Sophie Vollmer

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1

Sommersemester 2015

Theorie-Praxis-Bericht

Bildungswissenschaften: Judith Vriesen

Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung: Annette Pola

Deutsch: Prof. Dr. Gudrun Marci-Boehncke/ Prof. Dr. Klaus Schenk

Theorie-Praxis-Bericht im

Praxissemester

17. Februar – 26. Juni 2015

Sophie Vollmer

I

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................... I

Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................... IV

1 Rahmende Einleitung ......................................................................................................... 1

2 Studienprojekt .................................................................................................................... 4

2.1 Fachliche Einleitung ..................................................................................................... 4

2.2 Darstellung des Themenschwerpunktes ...................................................................... 5

2.2. 1 Definition .............................................................................................................. 5

2.2.2 Schulpädagogische und bildungspolitische Bedeutsamkeit des Themas ............... 5

2.2.3 Bezug zum Vorbereitungsseminar ......................................................................... 7

2.2.4 Einordnung in den wissenschaftlichen Diskurs ...................................................... 7

2.3 Operationalisierung ...................................................................................................... 9

2.3.1 Entwicklung und Relevanz der Fragestellung ........................................................ 9

2.3.2 Entwicklung der Fragestellung und Untersuchungskriterien ................................... 9

2.4 Darstellung des Forschungsdesigns ...........................................................................12

2.4.1 Planung: Auswahl der Instrumente ...........................................................................12

2.4.2 Durchführung: Beschreibung der Untersuchung ...................................................13

2. 5 Auswertung ................................................................................................................14

2.6 Reflexion .....................................................................................................................24

2.7 Literatur: .....................................................................................................................27

2.8 Anhang .......................................................................................................................29

3 Unterrichtsvorhaben im Förderschwerpunk körperliche und motorische Entwicklung ........30

3.1 Einleitung zum fachbezogenen Anteil .........................................................................30

3.2 Planung und Durchführung des Unterrichtsvorhabens ................................................31

3.3 Themenwahl und Begründung ....................................................................................32

3.4 Begründung der Unterrichtseinheit anhand von fachspezifischen Lehrplänen und

Empfehlungen der Förderschwerpunkte. ..........................................................................32

II

3.5 Beschreibung der Planung ..........................................................................................34

3.5.1 Lernausgangslage ................................................................................................34

3.5.2 Sachanalyse .........................................................................................................35

3.6 Methodisch- didaktischer Kommentar .........................................................................36

3.7 Geplanter Stundenverlauf ...........................................................................................40

3.8 Reflexion der Unterrichtseinheit ..................................................................................41

3.9 Reflexion des gesamten Unterrichtsvorhabens ...........................................................42

3.10 Reflexion der Erfahrungen im Praxissemester in Bezug auf den förderspezifischen

Anteil ................................................................................................................................43

3.11 Literatur.....................................................................................................................45

3.12 Anhang .....................................................................................................................46

4 Unterrichtsvorhaben im Fach Deutsch ...............................................................................47

4. 1 Fachliche Einleitung ...................................................................................................47

4.2 Unterrichtsplanung in Bezug auf die geplante Unterrichtsreihe ...................................48

4.2.1 Kompetenzangaben .............................................................................................48

4.2.2 Sachanalyse .........................................................................................................49

4.2.3 Begründung des Lerngegenstands .......................................................................52

4.2.4 Begründung und Analyse der Lernaufgaben .........................................................54

4.2.5 Methodische Analyse in Bezug auf die geplante Unterrichtsreihe .........................55

4.2.6 Lernvoraussetzungen ...........................................................................................56

4.2.7 Langzeitplanung in Bezug auf die Unterrichtsreihe ...............................................58

4.3 Unterrichtsplanung in Bezug auf die geplante Unterrichtsstunde ................................58

4.3.1 Detailplanung .......................................................................................................58

4.3.2 Lernausgangslagen ..............................................................................................59

4.3.3 Methodisch- didaktischer Kommentar ...................................................................60

4.3.4 Tabellarischer Stundenverlauf ..............................................................................62

4.3.5 Reflexion ..............................................................................................................63

4.4 Reflexion der Unterrichtsreihe .....................................................................................64

4.5 Literatur ......................................................................................................................66

III

4.6 Anhang .......................................................................................................................67

5 Gesamtresümee ................................................................................................................68

6 Übergreifendes Literaturverzeichnis ..................................................................................71

IV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Rahmenmodell schulleistungsrelevanter Rahmenbedingungen (Helmke et al.

2004 252) .............................................................................................................................. 5

Abbildung 2: Konzeptionelle Verankerung ............................................................................14

Abbildung 3: Zeitlicher Rahmen ............................................................................................15

Abbildung 4: Räumliche Bedingungen ..................................................................................16

Abbildung 5: Fachliche Kompetenz ......................................................................................18

Abbildung 6: Vielfältigkeit und Flexibilität ..............................................................................19

Abbildung 7: Regelmäßigkeit ................................................................................................20

Abbildung 8: Vernetzung (intern und extern) ........................................................................21

Abbildung 9: Planung und Dokumentation ............................................................................23

Abbildung 10: Evaluation Lesemotivation: Wie gern liest du? ...............................................64

Abbildung 11: Abschlussevaluation: Wie gern liest du? ........................................................64

30

3 Unterrichtsvorhaben im Förderschwerpunk körperliche und motorische Entwicklung

3.1 Einleitung zum fachbezogenen Anteil

Die vorliegende Unterrichtsreihe wird in der dritten Klasse der

durchgeführt. Da alle Klassen ein Eingangsjahr durchlaufen, handelt es sich um das vierte

Schulbesuchsjahr der SuS. In der Klasse werden drei Mädchen und sechs Jungen im Alter

von neun bis 11 Jahren unterrichtet. Während sieben SuS bereits seit der Eingangsklasse

zusammen unterrichtet werden, sind zwei Schüler zu Beginn dieses Schuljahres neu in den

Klassenverbund gekommen. Beide Schüler sind zum jetzigen Zeitpunkt fest in die

Klassengemeinschaft integriert.

Aufgrund von Überschneidungen mit Therapiezeiten nehmen eine Schülerin und ein Schüler

nicht an der vorliegenden Unterrichtsreihe teil. Daraus ergibt sich eine Lerngruppe von

sieben SuS. Innerhalb dieser Gruppe herrscht Heterogenität bezüglich der

Behinderungsformen, dem Lernstand, dem Lern-und Arbeitsverhalten und dem kulturellen

Hintergrund. Insgesamt sitzen zwei Schüler im Rollstuhl. Vier SuS werden nach den

Richtlinien des Förderschwerpunkts Lernen unterrichtet, drei SuS werden gemäß den

Richtlinien des Förderschwerpunkts geistige Entwicklung unterrichtet und eine Schülerin mit

komplexen Beeinträchtigungen wird nach den Richtlinien des Förderschwerpunkts

körperliche und motorische Entwicklung unterrichtet. Zusätzlich haben fünf SuS einen

weiteren Förderbedarf im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Drei

Schüler haben einen Migrationshintergrund, welcher sich in unterschiedlichem Maße auf die

verbalen Ausdrucksmöglichkeiten in der deutschen Sprache auswirkt. Entsprechend der

Förderschwerpunkte Lernen und Geistige Entwicklung werden die Sus in den Fächern

Deutsch und Mathe in zwei Gruppen aufgeteilt. In allen anderen Unterrichtsfächern findet der

Unterricht im Klassenverbund statt und wird durch Differenzierungsmaßnahmen für alle SuS

zugänglich gemacht.

In Bezug auf die institutionellen Voraussetzungen sind folgende Aspekte herauszustellen:

Der Klassenraum verfügt über ausreichend Platz, sodass auch die Kinder im Rollstuhl sich

selbstständig bewegen können. Zudem gibt es einen Nebenraum, welcher über Tische und

Stühle für acht SuS verfügt. Demnach stehen dem Unterricht während der geplanten

Unterrichtsreihe zwei Räume zur Verfügung, sodass ausreichend Platz für Gruppenarbeiten

oder die Bearbeitung differenzierter Aufgaben zur Verfügung steht.

Die Klasse hat offiziell eine Doppelstunde Sachunterricht in der Woche. Um das geplante

Unterrichtsvorhaben ohne Zeitdruck durchführen zu können, hat die Klasse während der

geplanten Unterrichtsreihe zwei Stunden Sachunterricht in der Woche mit einem Umfang von

jeweils 60 Minuten. Insgesamt wird die Klasse von drei Lehrerinnen unterrichtet, die jeweils

31

mit unterschiedlichen Stundenzahlen die Klasse betreuen. Für das vorliegende

Unterrichtsvorhaben bedeutet dies, dass in jeder Stunde mindestens eine

sonderpädagogische Lehrkraft anwesend ist und gegebenenfalls einzelne SuS individuell

unterstützen kann.

3.2 Planung und Durchführung des Unterrichtsvorhabens

Thema der Unterrichtsreihe: Wut, Trauer, Freude und Angst- Wir lernen unsere Gefühle

kennen

Förderziel: Förderung der emotionalen Kompetenz in den Bereichen Wahrnehmung und

Ausdruck von Emotionen und Emotionsverständnis

Fachziel: Die Sus werden für die Wahrnehmung ihrer Gefühle sensibilisiert

Thema der

Einheit

Ziel im Förderschwerpunkt

Lauter Gefühle Die SuS werden in ihrer emotionalen Kompetenz gefördert, indem sie eine Mindmap zum Thema „Lauter Gefühle“ erstellen.

Heute bin ich…. Die SuS werden in ihrer emotionalen Kompetenz gefördert, indem sie erkennen, dass Gefühle durch Mimik und Gestik ausgedrückt werden und sie dies durch Zuordnen von Bildern, Gestalten eigener Bilder und Erprobung des eigenen Körpers anwenden Fachziel Die SuS werden für die Wahrnehmung ihrer Gefühle sensibilisiert, indem sie lernen, Gefühle im Mimik und Gestik auszudrücken

Manchmal bin ich

wütend

Die Sus werden in ihrer emotionalen Kompetenz gefördert, indem sie Situationen benennen, in denen sie wütend sind und in einem Rollenspiel mögliche Problemlösungsstrategien für den Umgang mit Wut erproben

Manchmal bin ich

traurig

Die SuS werden in ihrer emotionalen Kompetenz gefördert, indem sie Situationen benennen, in denen sie traurig sind und sich gegenseitig in einem Gruppenpuzzle Bewältigungsstrategien vorstellen

Manchmal bin ich

glücklich

Die Sus werden in ihrer emotionalen Kompetenz gefördert, indem sie Situationen benennen, in denen sie sich glücklich fühlen und das Gefühl Freude durch Farben oder Musik ausdrücken

Manchmal bin ich

ängstlich

Die SuS werden in ihrer emotionalen Kompetenz gefördert, indem sie in Briefform Situationen benennen, in denen sie ängstlich sind und Schutzfaktoren in ihrem persönlichem und schulischem Umfeld herausarbeiten

Lauter Gefühle Die SuS vertiefen ihr Wissen über Gefühle, indem sie eine Gefühlsuhr erstellen

Zielorientierte Handlungsschritte

Die SuS erreichen das Förderziel der Stunde, indem sie

- aufmerksam die Bilder betrachten

- Wissen aus ihren Alltagserfahrungen mit den Bildern verknüpfen

- die Gefühlsausdrücke sprachlich beschreiben

32

- die mit den Basisgefühlen verbundene Mimik zeichnerisch darstellen

- die eigene Mimik und Gestik im pantomimischen Spiel erproben

- das pantomimische Spiel der Mitschülerinnen und Mitschüler beobachten und die

Darstellungen den Basisemotionen zuordnen

3.3 Themenwahl und Begründung

Die Planung und Festlegung des Themas und der Ziele der zugrunde liegenden

Unterrichtsreihe orientiert sich an den Lernausgangslagen und bezieht die Lebenssituation

der SuS mit ein. Das Lesen der Förderpläne und der Schülerakten ergeben, dass ein großer

Teil der SuS zusätzlichen Förderbedarf im emotionalen und sozialen Bereich benötigt. Diese

Erkenntnis konnte durch Beobachtungen bestätigt werden. Denn Konflikte, besonders in den

Pausenzeiten, sind fast täglich zu beobachten. Auffällig ist auch, dass die SuS über keine

Problemlösestrategien verfügen und somit nicht in der Lage sind, Konflikte ohne das

Eingreifen von Lehrpersonen zu klären. Weiterhin fällt auf, dass einige SuS nur über eine

gering ausgeprägte Fähigkeit zur Wahrnehmung der eigenen Gefühle verfügen. Dies führt

dazu, dass sie auch die Gefühle der anderen, an der Konfliktsituation beteiligten SuS, nicht

erkennen und richtig interpretieren können. Da sich das Förderziel somit an der aktuellen

Situation und den Bedürfnissen der SuS orientiert, hat es für die SuS der Klasse einen

Gegenwartsbezug. Weiterhin wird der Gegenwartsbezug gestützt, da sich „die emotionale

Kompetenz von Kindern auf ihre psychische Gesundheit, ihr Sozialverhalten und ihren

Schulerfolg auswirkt“ (Wiedebusch, Petermann 2007 9). Zudem besitzt das Thema und Ziel

der Unterrichtsreihe eine Zukunftsbedeutung für die SuS, da eine stark ausgebildete

emotionale Kompetenz zu einer hohen Selbstwirksamkeit in sozialen Interaktionen führt (von

Salisch 2002 10) und sich somit positiv auf die zukünftige private und berufliche

Lebensführung auswirkt.

3.4 Begründung der Unterrichtseinheit anhand von fachspezifischen Lehrplänen und

Empfehlungen der Förderschwerpunkte.

Im Rahmen der vorliegenden Unterrichtsreihe werden die SuS in ihrer emotionalen

Kompetenz in den Bereichen ‘Wahrnehmung und Ausdruck von Emotionen‘ und

‘Emotionsverständnis und Emotionswissen‘ gefördert. Dies entspricht den KMK

Empfehlungen für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, in der es

heißt, dass die „Erschwerung der emotionalen Entwicklung“ (Sekretariat der Ständigen

Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland 1998 5) eine

häufige Begleiterscheinung und Folge von unterschiedlichen Arten von körperlichen und

motorischen Beeinträchtigungen darstellt. Daher hat der Unterricht die Aufgabe, „soziale und

emotionale Erfahrungen zu vermitteln“ (Sekretariat der Ständigen Konferenz der

Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland 1998 5). Darüber wird die

33

Förderung der emotionalen Entwicklung als ein wesentlicher Bereich im Aufgabenfeld

sonderpädagogischer Lehrkräfte angesehen. Auch die KMK Vorgaben für die

Förderschwerpunkte Lernen und geistige Entwicklung stellen die Notwendigkeit der

Förderung der Emotionalität dar, indem die Entwicklung von Unterrichtsformen, welche die

emotionale Entwicklung fördern (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der

Länder in der Bundesrepublik Deutschland 1999 13) sowie das „Schaffen situativer und

sozialer Voraussetzungen“ (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der

Länder in der Bundesrepublik Deutschland 1999 13) zur Förderung des Bereiches

Emotionalität gefordert werden.

Ein zentrales Ziel des Sachunterrichts in der Primarstufe ist es, die Identitäts-und

Persönlichkeitsentwicklung der SuS zu fördern. Das Thema der vorliegenden

Unterrichtsreihe ist dem Bereich „Mensch und Gemeinschaft“ im Lehrplan für das Fach

Sachunterricht an Grundschulen in NRW zuzuordnen, welcher besagt, dass „eine

differenzierte Wahrnehmung der eigenen Gefühle notwendig“ (Ministerium für Schule und

Weiterbildung des Landes NRW 2008 42) ist. Denn dies ist die Grundlage für die

„Entwicklung von Verfahren und Muster, um Konflikte angemessen austragen zu können“.

Gemäß der Kompetenzerwartungen im Bereich ‘Mensch und Gemeinschaft‘ sollen die SuS

befähigt werden, eigene Bedürfnisse und Gefühle wahrzunehmen und zu formulieren.

34

3.5 Beschreibung der Planung

3.5.1 Lernausgangslage

Lernvoraussetzungen (LV)

Legende:

++ LV ist vorhanden/kein

Unterstützungsbedarf

+ LV ist teilweise vorhanden/mittlerer

Unterstützungsbedarf

o LV ist nicht vorhanden/ hoher

Unterstützungsbedarf

? unklar

Mögliche Interventionen:

Allgemeine Lernvoraussetzungen

Der Lernende kann:

Leistungsbereitschaft zeigen 0 ++ ++ + + 0 0 Anerkennung und Lob durch die Lehrkraft auch bei Zwischenergebnissen

selbstständig arbeiten ++ ++ ++ + + 0 0 Ggf. individuelle Hilfestellung durch Lehrkraft oder PSS

Unterrichtsbeiträgen von

Mitschüler_innen folgen

+ ++ ++ ++ ++ + + Ggf. individuelle Aufforderung

mündliche Arbeitsaufträge erfassen ++ ++ ++ + 0 0 0 Arbeitsaufträge werden zur Unterstützung schriftlich an der Tafel festgehalten

+ anschaulich am Arbeitsmaterial erläutert

Förderzielspezifische

Lernvoraussetzungen

Der Lernende kann:

die Inhalte der vorherigen Stunde

memorieren

++ ++ ++ + ++ + + Kurze Wdhl in der Eingangsphase

Bilder erkennen ++ ++ ++ ++ + ++ + Ggf. kurze Beschreibung der Bilder

vor Mitschülern sprechen 0 ++ ++ ++ + 0 ++ Gemeinsame Erarbeitung in Partnerarbeit gibt Sicherheit

eine Entscheidung sprachlich begründen + ++ + ++ 0 0 + PSS gibt ggf. Impulse

mit einem Partner zusammenarbeiten 0 ++ 0 ++ ++ ++ + Die Regeln der Partnerarbeit werden kurz wiederholt

Bildkarten bemalen ++ + ++ ++ ++ + 0 Jan wählt eine Partnerin/einen Partner

Bildkarten aufkleben ++ ++ ++ + ++ ++ + Jan wählt eine Partnerin/einen Partner, Kevin fragt ggf. nach Hilfe

Körper und Mimik kontrolliert einsetzen ++ ++ ++ + ++ + 0 Jan erhält andere Aufgabe, Philipp und Jonas beschränken sich ggf. auf

Mimik

vor Mitschülern pantomimisch

schauspielern

0 ++ + ++ ++ + 0 SuS mit Schwierigkeiten dürfen sich einen Partner wählen, Jan erhält andere

Aufgabe

Ju

lia

Chri

sto

ph

er

Hannah

Jo

nas

Nik

las

Ph

ilip

p

Ja

n

35

3.5.2 Sachanalyse

Das menschliche Verhalten und Handeln wird zu einem großen Teil von Emotionen

gesteuert und begleitet, denn viele Entscheidungen werden bewusst oder unbewusst durch

Emotionen beeinflusst. Bei Emotionen handelt es sich um „körperlich- seelische Reaktionen,

durch die ein Umweltereignis aufgenommen, verarbeitet, klassifiziert und interpretiert wird,

wobei eine Bewertung stattfindet“ (Hülshoff 1999 14). Insgesamt lassen sich Emotionen in

die vier Teilaspekte subjektive Erlebniskomponente, neurophysiologische

Erregungskomponente, kognitive Bewertungskomponente und interpersonale

Ausdruckskomponente gliedern. Die subjektive Erlebniskomponente von Emotionen zeigt

sich entweder darin, dass der innere, subjektiv erlebte Zustand entweder bewusst von einem

Menschen wahrgenommen wird oder unbewusst vorhanden ist. Bei der neurophysiologische

Erregungskomponente handelt es sich um physiologische Veränderungen, welche beim

Fühlen von Emotionen unterschiedlich stark ausgeprägt auftreten (Schwarz 2003 23). Dies

geschieht, da sich die Verarbeitung eines Reizes aus der Umwelt auf das vegetative

Nervensystem des Menschen sowie auf unterschiedliche Organsysteme auswirkt. Somit

zeigt der menschliche Körper beim Fühlen physiologische Erscheinungen wie beispielsweise

Hautveränderungen oder eine veränderte Atmung (Hülshoff 1999 14). Die kognitive

Bewertungskomponente umfasst das Bewusstwerden des eigenen inneren Zustandes.

Daraus ergibt sich die Möglichkeit, eigene Emotionen zu hinterfragen und zu bewerten. Die

interpersonale Ausdruckskomponente stellt den kommunikativen Aspekt von Emotionen dar,

denn Emotionen können sprachlich als auch durch motorische Verhaltensweisen

ausgedrückt werden (Schwarz 2003 23) Dies bezieht sich sowohl auf die die willkürliche als

auch auf die unwillkürliche Motorik des Menschen und umfasst somit die Bereiche der Mimik,

Gestik und Körperhaltung (Hülshoff 1999 14).

Der Umgang mit eigenen und fremden Emotionen ist eine komplexe Aufgabe und stellt eine

wesentliche Entwicklungsaufgabe von Kindern dar. Diese Entwicklungsaufgabe umfasst

verschiedene Fertigkeiten und Fähigkeiten im emotionalen Bereich und führt schlussendlich

zu einer umfassenden emotionalen Kompetenz. Bereits im Säuglingsalter beginnt die

Entwicklung und von da an erweitern sich die Fähigkeiten von Kindern, Emotionen zu

verstehen und über sie zu sprechen. Petermann und Wiedebusch (2003) fassen die

Bereiche emotionaler Kompetenz, welche von Kindern gelernt werden, zusammen. Zu den

Bereichen emotionaler Kompetenz bei Kindern zählen demnach „der eigene mimische

Emotionsausdruck, das Erkennen des mimischen Emotionsausdrucks anderer Personen, der

sprachliche Emotionsausdruck, das Emotionswissen und- verständnis und die

selbstgesteuerte Emotionsregulation.“ (Petermann, Wiedebusch 2003 12). In diesen

Bereichen erwerben Kinder unterschiedliche emotionale Kompetenzen, welche von

Petermann und Wiedebusch (2007) in einer Abbildung zusammengefasst werden (Anhang

36

A). Da sich die emotionalen Fertigkeiten über mehrere Jahre entwickeln, können Kinder je

nach Alter und Entwicklungsstand bereits über emotionale Fertigkeiten in einem Bereich

verfügen, während in anderen Bereichen noch Fertigkeiten angebahnt und gelernt werden

müssen (ebd.). Nach Petermann und Wiedenbusch (2007) ergeben sich daraus Lernziele

zur Förderung der emotionalen Kompetenz in den Bereichen Wahrnehmung und Ausdruck

von Emotionen, Emotionsverständnis und Emotionswissen, Emotionsregulation sowie

Empathie und prosoziales Verhalten (Anhang B).

Didaktische Reduktion: Im Zuge der didaktischen Reduktion erfolgt zunächst eine Reduktion auf die vier

Basisemotionen Trauer, Freude, Wut und Angst, denn diese bilden die Grundlage für die

Ausbildung sekundärer Emotionen (Petermann, Wiedebusch 2003 29). Dabei wird das

Thema schülerorientiert und unter Einbezug der individuellen Erfahrung aus ihrem

alltäglichen Leben behandelt. So steht die Sensibilisierung für den Umgang mit Emotionen

im Alltag sowie damit einhergehende Handlungsschritte im Vordergrund und bilden die

Grundlage für die didaktische Reduktion. Weiterhin konzentriert sich die Förderung im

Rahmen der Unterrichtsreihe an den nach Petermann und Wiedebusch grundlegenden

Lernzielen ‘‘Wahrnehmung und Ausdruck von Emotionen‘ und auf Teilziele aus dem Bereich

‘Emotionsverständnis und Emotionswissen‘ nach. So wird das breite Feld der emotionalen

Kompetenz auf basale Fähigkeiten reduziert, sodass die angestrebten Lernziele ein

grundlegendes Wissen und elementare emotionale Kompetenzen vermitteln, auf welchen

eine komplexere weiterführende Förderung der emotionalen Kompetenzen in den folgenden

Schuljahren aufbauen kann. Da in einer Unterrichtssituation kein echtes Gefühlserleben

möglich ist und innere emotionale Prozesse schwer überprüfbar sind, zielt die

Unterrichtsreihe auf die Anbahnung und Sensibilisierung für eine differenzierte

Wahrnehmung von Gefühlen.

Bezogen auf die geplante Unterrichtsstunde findet eine didaktische Reduktion auf die

Vermittlung verschiedener Arten des Emotionsausdrucks statt, sodass sich diese Stunde auf

den Zusammenhang von Emotionen und Körpersprache (Mimik und Gestik) bezieht. Dabei

sollen die SuS für die Interpretation von Mimik und Gestik in Hinblick auf Emotionen

sensibilisiert werden und lernen, dass sie mit ihrem eigenem Körper Gefühlen Ausdruck

verleihen können. Dabei ist zu beachten, dass Mimik und Gestik zusammengehören und

nicht gegeneinander arbeiten können.

3.6 Methodisch- didaktischer Kommentar

Die Stunde ist für einen zeitlichen Umfang von 60 Minuten geplant. Es handelt sich um die

zweite Stunde innerhalb der Reihe „Wut, Trauer, Freude und Angst- Wir lernen unsere

Gefühle kennen“. In dieser Stunde findet ein Besuch von Frau Braunschweig des zfsl

37

Duisburg statt. Da bereits zwei Unterrichtsmitschauen stattgefunden haben und in der Klasse

regelmäßig Hospitationen durchgeführt werden, sind die SuS die Anwesenheit einer

zusätzlichen Person bereits gewöhnt. Auch die Klassenlehrerin Frau Walbrun ist anwesend,

welche die SuS zusätzlich in der Arbeitsphase unterstützt, jedoch nicht weiter in den

Unterrichtsverlauf eingreift.

Nach einer kurzen Begrüßung des Besuchs finden die SuS sich im Stuhlkreis vor der Tafel

zusammen, um das ritualisierte Reihenlied „Das Lied von den Gefühlen“ zu singen und mit

passenden Bewegungen darzustellen. Da das Lied erst in der vorherigen Stunde eingeführt

wurde, werden der Text und die Bewegungen noch einmal wiederholt. Routinebildung im

Unterricht ist wichtig, da so die Motivation und Lerneffizienz der SuS gesteigert wird (Klippert

2012 180). So wird den Sus das Thema Gefühle zugänglich gemacht. Zusätzlich bietet das

Ritual des Reihenliedes den SuS eine Orientierung und Transparenz im Tages- und

Stundenablauf, da es den Beginn der Sachunterrichtsstunde markiert. Da das Lied von

Bewegungen begleitet wird, handelt es sich um eine kurze Bewegungseinheit, welche die

Konzentration der SuS für den weiteren Stundenverlauf fördert.

Die Bilder aus dem Bilderbuch „Heute bin ich“ von Mies van Hout werden in der Mitte des

Stuhlkreises ausgelegt. Die Bilder zeigen Fische mit verschiedenen Gefühlsausdrücken. Bei

der Auswahl der Bilder wurde darauf geachtet, dass diese gut den vier Basisemotionen

zugeordnet werden können. Die Bilder sind ausdrucksstark gezeichnet und sollen den SuS

das Erkennen von Gefühlen an Mimik und Gestik zugänglich machen. Der Arbeitsauftrag

lautet „Sucht euch einen Fisch aus und beschreibt, wie er sich fühlt“. Um Streit zu vermeiden

liegen mehr Bilder im Stuhlkreis als Kinder am Unterricht teilnehmen. Jan sucht sich durch

Zeigen ein Bild aus, welches ihm von Mitschülern angereicht wird. Die mündlichen Beiträge

der SuS werden durch den Impuls „Woran erkennst du, dass dein Fisch glücklich

/traurig/wütend/ängstlich ist“ gelenkt. Die SuS kommen einzeln nach vorne und befestigen ihr

Bild unter der richtigen Gefühlskarte. Jan benötigt dabei Hilfe, da er es aufgrund seiner

motorischen Einschränkung nicht schafft, das Bild hochzuhalten und gleichzeitig den Magnet

zu befestigen. Er erkennt selbstständig Situationen, in denen er Hilfe benötigt und fragt einen

Mitschüler oder eine Mitschülerin um Unterstützung. Die genannten Merkmale (antizipierte

Antworten: Augen, Mund, Augenbraue) werden zur Sicherung an der Tafel festgehalten. So

wird sichergestellt, dass alle SuS denselben Wissenstand besitzen.

Es erfolgt der Übergang in die Erarbeitungsphase. Dafür werden die SuS mithilfe von

Partnerkarten zu Zweiergruppen zusammengesetzt. Das Zuordnen von Partnern mithilfe von

Karten vermeidet Streit bei der Partnerwahl und ist zeitökonomisch. Da sieben SuS am

Unterricht teilnehmen, wird es eine Dreiergruppe geben. Die Gruppen bekommen jeweils ein

Bild eines menschlichen Gesichts, welches ein bestimmtes Gefühl zeigt. Sie ordnen das Bild

38

zunächst in Partnerarbeit begründend dem passenden Gefühl zu. Dabei beachten sie die in

der Eingangsphase genannten Merkmale zur Mimik. In der Partnerarbeit können die SuS

sich gegenseitig unterstützen und ihr Wissen miteinander abgleichen. Dies gibt ihnen

Sicherheit für den nächsten Schritt, in welchem jede Gruppe jeweils ihr Bild vor der Klasse

vorstellt und an der Tafel unter der passenden Gefühlskarte aufhängt. Diese Aufgabe bildet

den Wissenstransfer von der Einstiegsphase in die Erarbeitungsphase. Zusätzlich werden

die SuS auf die nächste Arbeitsphase vorbereitet, da sie das entstandene Tafelbild zur

Orientierung für die Aufgabenbearbeitung nutzen können.

Die nächste Arbeitsphase wird mit dem Arbeitsauftrag „Wir basteln einen Gefühlswürfel“

eingeleitet. Erneut wird die Sozialform verändert, sodass die SuS diese Phase in Einzelarbeit

bearbeiten. Der häufige Wechsel der Sozialform dient dazu, Bewegung in den Stundenablauf

zu integrieren, um die Konzentration der SuS hochzuhalten. Alle SuS erhalten in dieser

Phase eine Gefühlskarte, auf welcher sie den passenden Gesichtsausdruck zu einem Gefühl

aufzeichnen. Somit wenden sie ihr im Stundenverlauf erworbenes Wissen an. Da diese

Aufgabe der Erstellung eines Gefühlswürfels dient, welcher die Grundlage für ein

Abschlussspiel bildet, wird die Motivation der SuS erneut geweckt. Da Jan aufgrund

graphomotorischer Einschränkungen nicht zeichnen kann, sucht er sich eine Mitschülerin

oder einen Mitschüler zur Zusammenarbeit aus. Er kann das entsprechende Gefühl anhand

des Tafelbildes noch einmal erklären und seine Partnerin oder seinen Partner so anleiten.

Da einige SuS noch nicht zielgenau mit einer Schere arbeiten, sind die Karten bereits

passend zugeschnitten, sodass diese nur noch von den SuS auf den Würfel geklebt werden

müssen. Philipp und Jonas, die aufgrund einer linksseitigen Parese nicht über eine

ausreichende Feinmotorik der linken Hand verfügen, fragen gegebenfalls eine Mitschülerin

oder einen Mitschüler nach Hilfe, um das Bild aufzukleben. Der Würfel besteht aus stabilem

Pappkarton und hat eine ausreichende Größe, sodass alle SuS den Würfel greifen und

werfen können.

Die Abschlussphase wird mit einem Gong eingeläutet. Die SuS kommen erneut im Stuhlkreis

zusammen, um das Pantomime Spiel zu spielen, welches der Lernzielkontrolle dient. Die

Gefühlspantomime zielt auf das vertiefte Erlernen von Identifikation und Diskrimination von

Emotionen und soll den Ausdruck von Emotionen durch Mimik und Körperhaltung fördern

(Petermann, Wiedebusch 2003 216). Das Pantomime Spiel, welches sich auf Interpretation

und Erkennen richtet, eignet sich als Methode, um abstrakte Begriffe darzustellen. Da eine

genaue und eindeutige körperliche Darstellung notwendig ist, damit die Mitspieler den Begriff

erraten, dient die Methode der Vertiefung eines Sachverhalts (Olzog Verlag GmbH). Die SuS

zeigen durch ihr pantomimisches Spiel, dass sie wissen, dass die verschiedenen Gefühle

durch Mimik und Gestik ausgedrückt werden, indem sie es mit ihrem eigenen Körper

39

erproben. Die übrigen SuS wenden ihr erworbenes Wissen über Mimik und Gestik an, indem

sie das gespielte Gefühl erraten. Da einige SuS eventuell Probleme haben, pantomimisch

vor der Klasse zu spielen, dürfen sie einen Partner wählen, mit welchem sie sich absprechen

und das Gefühl gemeinsam darstellen. Jan kann seine Gesichtsmimik nicht ausreichend

kontrollieren, sodass er als Experte fungiert, welcher das Pantomimespiel leiten darf, indem

er SuS drannimmt.

An dieser Stelle ist es noch einmal hervorzuheben, dass die SuS die Gefühle

gegebenenfalls in diesem Moment nicht fühlen, dennoch soll die Übung ihnen helfen, für die

Wahrnehmung und das Erkennen von Gefühlen sensibilisiert zu werden.

40

3.7 Geplanter Stundenverlauf

Phase/Zeit Unterrichtsaktivitäten Sozialform Medien Kommentar

Einstieg 15 min

Begrüßung+ Vorstellen des Besuchs Ritual: Gefühlslied, Wiederholung Text und Bewegungen Bilder liegen in der Mitte des Stuhlkreises / Gefühlskarten hängen an der Tafel PSS nennt den Arbeitsauftrag: sucht euch einen Fisch aus und beschreibt wie er sich fühlt Die SuS stellen ihre Fische vor und ordnen sie den Gefühlen traurig, glücklich, wütend, ängstlich zu

Plenum, Stuhlkreis

Bilder aus: „Heute bin ich“ von Mies van Hout Karten: traurig, glücklich, wütend, ängstlich

Ritual bietet den SuS Orientierung im Tages- und Stundenverlauf, dient zusätzlich zur Steigerung der Motivation, bietet den SuS durch Verknüpfung von Gesang und Bewegungen eine kurze Bewegungsphase Transparenz des Stundethemas: Gefühle

Arbeitsphase 1 10 Minuten

Transfer: Wie sehen wir Menschen aus wenn wir traurig, ängstlich glücklich oder wütend sind? SuS ordnen die Bilder zunächst in Partnerarbeit dann vor dem Plenum an der Tafel den entsprechenden Gefühlskarten zu und begründen ihre Zuordnung

Partnerarbeit

Bilder: Gefühlsausdrücke Mensch, Partnerkarten (Fische)

Kurze Wdhl. der Regeln für Partnerarbeit um Unruhe zu vermeiden Die SuS finden jeweils unterschiedliche Bilder auf ihren Tischen Vorbereitung auf Arbeitsphase 2

Arbeitsphase 2 15 min

Arbeitsauftrag: Wir basteln einen Gefühlswürfel jeder SuS bekommt eine Gefühlskarte und malt ein passendes Gesicht dazu Alle Sus kleben ihre Gefühlskarten auf den Würfel

Einzelarbeit Gefühlskarten, Würfel PSS verteilt die Gefühlskarten zufällig: Vermeidung von Streit durch zufällige Verteilung

Abschlussphase 20

Die SuS spielen Gefühlspantomime mit dem Würfel, das gewürfelte Gefühl wird von den SuS pantomimisch dargestellt, die anderen SuS erraten das Gefühl Reflexionsfragen: War es leicht oder schwer die unterschiedlichen Gefühle zu spielen? Welches Gefühl hat euch am meisten Spaß gemacht vorzuspielen?

Plenum, Stuhlkreis Überprüfung des Lernziels: Die SuS zeigen, dass Gefühle durch Mimik ausgedrückt werden und passen ihre eigene Mimik dem gewürfelten Gefühl an Julia, Hannah und Philipp dürfen sich einen Partner wählen oder bekommen hilfestellung durch die PSS

41

3.8 Reflexion der Unterrichtseinheit

Bei der durchgeführten Unterrichtsstunde handelt es sich erst um die zweite Stunde der

geplanten Unterrichtsreihe zum Thema „Meine Gefühle“. Da ich jedoch schon vier Wochen

vorher mit der Unterrichtsreihe im Fach Deutsch begonnen hatte und somit schon neun

Unterrichtsstunden eigenständig geplant und durchgeführt hatte, fühlte ich mich bereits

sicher in meiner neuen Lehrerrolle. Die geplante Unterrichtsstunde verlief hauptsächlich

entsprechend der Planung.

Beim Einstieg in die Stunde durch das Reihenlied zeigte sich erneut, dass die SuS großen

Spaß daran haben, das Lied zu singen und die von ihnen erfundenen Bewegungen dazu

auszuüben. Der Einstieg in das Thema über die Bilder empfand ich als erfolgreich, da die

SuS die Bilder ansprechend fanden und sich gut auf das Thema einlassen konnten. Alle SuS

konnten ihr Bild dem richtigen Gefühl zuordnen. Während Julia, Christopher und Hannah

eigenständig eine passende Erklärung fanden, benötigten die übrigen Schüler zusätzliche

Impulse wie „Woran erkennst du, wie sich dein Fisch fühlt“ oder „Wie sieht denn der Mund

aus?“. Zwei Schülern fiel die Aufgabe sehr schwer, da sie sich auf die Farben des Bildes

bezogen. Daraus schließe ich, dass das Material für die beiden Schüler unangenemessen

und zu abstrakt war. Da die Bilder hauptsächlich dazu gedacht waren, das Interesse der SuS

zu wecken und der Transfer auf das menschliche Aussehen in der nächsten Phase stattfand,

bewerte ich dies jedoch nicht als zu schlimm.

Die Entscheidung für eine Partnerarbeit in der anschließenden Phase erwies sich als richtig.

Auch der Hinweis auf das Regelplakat zu Gruppen-und Partnerarbeit führte zu einer

konzentrierten und disziplinierten Zusammenarbeit. Beim Herumgehen und Beobachten

konnte ich feststellen, dass die SuS die herausgearbeiteten und an der Tafel festgehaltenen

mimischen Merkmale auf die menschlichen Bilder bezogen und gemeinsam Überlegungen

anstellten. Aus jeder Gruppe traute sich mindestens eine Schülerin oder ein Schüler, ihr

Ergebnis zu präsentieren. In der anschließenden Einzelarbeitsphase wählte

selbstständig als Partnerin aus. Eine Schülerin zeigte ein störendes Verhalten,

da sie kein Gesicht einzeichnete, sondern Striche auf das Papier malte. Da sie keinen Grund

für ihr Verhalten nannte (beispielsweise Überforderung) durchlief ich die Frageprozedur des

Trainingsraumsprinzips. Daraufhin entschied sie sich ohne Störung weiter am Unterricht

teilzunehmen. Aufgrund meiner bereits gesammelten Erfahrungen als Lehrperson in dieser

Klasse, kannte ich die Klassenregeln und konnte diese ruhig und bestimmt mit Julia

durchsprechen. Bezogen auf mein Lehrerverhalten konnte ich in den beiden Arbeitsphasen,

in denen die SuS selbstständig arbeiteten, feststellen, dass es mir teilweise schwer fiel, nur

zu beobachten ohne einzugreifen und zu fragen, ob noch jemand Hilfe benötigt.

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In der Abschlussphase stellte sich heraus, dass die Gefühlspantomime keine geeignete

Methode zur Zielüberprüfung für diese Lerngruppe ist. Viele kicherten während ihrer

pantomimischen Darstellung, sodass ein Raten des Gefühls unmöglich war. Die ratenden

SuS riefen durcheinander, sodass nicht mehr erkennbar war, welcher Beitrag von wem kam.

Eine geeignetere Methode wäre es gewesen, die SuS in Einzelarbeit vor Spiegeln ihre

eigene Mimik und Gestik erproben zu lassen oder in Partnerarbeit Fotos zu schießen,

welche anschließend auf einem Laptop hätten angeguckt werden können und für die

Gefühlsmappe ausgedruckt werden können. Zwar konnte die Gefühlspantomime keine

Zielkontrolle darstellen, dennoch denke ich, dass die Ergebnisse und Schülerbreiträge aus

den beiden Arbeitsphasen zeigen, dass die SuS verstanden haben, dass Gefühle durch

Mimik und Gestik ausgedrückt werden und sie in der Lage sind, Gefühle entsprechend der

Mimik und Gestik richtig zuzuordnen.

3.9 Reflexion des gesamten Unterrichtsvorhabens

Während der Planung und Durchführung der Unterrichtsreihe konnte ich viele neue

Erkenntnisse und Kompetenzen in Bezug auf die SuS sowie auf meine Lehrerrolle sammeln.

Vor allem die Schülerbeobachtungen gaben mir auf der einen Seite wichtige Hinweise im

Hinblick auf die Themenwahl und die bereits vorhandenen Lernvoraussetzungen der SuS.

Auf der anderen Seite konnte ich mögliche Problemstellen in Bezug auf meine

Stundenplanung identifizieren und Differenzierungsmaßnahmen ableiten. Bezogen auf mein

Lehrerverhalten während der Durchführung und Planung der Reihe war es hilfreich, dass ich

bereits von Anfang des Praxissemesters an aktiv an Unterrichtsstunden teilnehmen durfte

und bereits acht Stunden Deutschunterricht selbstständig geplant und durchgeführt hatte.

Daher hatte ich mir schon Sicherheit im Umgang mit unvorhersehbaren Situationen und

herausforderndem Schülerverhalten erarbeitet. Diese Sicherheit konnte ich während der

Durchführung der sieben Unterrichtsstunden weiter ausbauen.

Insgesamt bewerte ich die Unterrichtsreihe als erfolgreich in Bezug auf das Erreichen der

Ziele. Obwohl es bei dem Thema emotionale Kompetenz um ein anspruchsvolles und für die

SuS schwer greifbares Thema handelte, arbeiteten die SuS motiviert mit und erreichten fast

immer alle die jeweiligen Stundenziele. Zur Festigung und gleichzeitigen Überprüfung des

erarbeiteten Wissens wiederholte ich in jeder Einstiegsphase ihr in der vorherigen Stunde

erarbeitetes Vorwissen. Dies zeigte, dass die SuS das jeweilige Stundenthema begriffen

hatten und es mit eigenen Worten wiedergeben konnten. Die von den SuS ausgehende

Motivation und ihr Interesse setze ich mit der Lebensweltnähe des Themas in Verbindung.

Alle SuS kannten die erarbeiteten Gefühle und konnten eigene Situationen nennen, in denen

sie diese Gefühle fühlen. Weiterhin bot die Vielfalt der Methoden (Mindmap,

Gefühlspantomime, Rollenspiel, Gruppenpuzzle, bildnerische Mittel), welche in Passung mit

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dem Stundenziel ausgewählt wurden, den SuS Abwechslung und ermöglichten

unterschiedliche Zugänge zu den Gefühlen.

Es bleibt jedoch fraglich, ob die SuS soweit für ihre eigenen Gefühle und das Erkennen

fremder Gefühle sensibilisiert wurden, dass sie die im Unterricht erworbenen

Handlungskompetenzen auf ihren Alltag anwenden können. Wahrscheinlich ist der zeitliche

Umfang von sieben Unterrichtsstunden für diesen Transfer nicht ausreichend. So konnte im

Rahmen der Reihe eine Basis geschaffen werden, auf der die weitere Förderung der

emotionalen Kompetenz aufbaut. Wichtig zur weiteren Stärkung der emotionalen Kompetenz

ist, dass weitere Fördereinheiten in diesem Bereich angeboten werden. Dies kann sowohl in

speziellen Unterrichtsreihen im Rahmen des Sachunterrichts, als Projekt oder

fächerübergreifend geschehen.

3.10 Reflexion der Erfahrungen im Praxissemester in Bezug auf den

förderspezifischen Anteil

Das Praxissemester hat mir unterschiedliche Erfahrungen in Bezug auf den

Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung ermöglicht. Es war allerdings in

einigen Stunden schwierig, methodische und didaktische Handlungen, die auf die Förderung

von SuS mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung abzielten, zu

beobachten, da in meiner Praktikumsklasse nur eine Schülerin und ein Schüler mit dem

ersten Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung unterrichtet wurden. Der

größte Teil der Schülerinnen und Schüler wurde nach den Richtlinien der

Förderschwerpunkte Lernen und geistige Entwicklung sowie untergeordnet den Richtlinien

emotionale und soziale Entwicklung unterrichtet. In vielen Unterrichtsstunden nahmen die

Schülerin und der Schüler mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische

Entwicklung therapiebedingt nicht am Unterricht teil oder wurden von der Integrationshelferin

der Klasse einzeln, außerhalb des Klassenraumes, betreut. Dies verwehrte mir häufig die

Erfahrung, spezifische Fördermaßnahmen kennenzulernen. Dennoch war die Klasse von

ihren Lernausgangslagen heterogen besetzt, sodass in vielen Unterrichtsphasen

Differenzierungsmaßnahmen notwendig waren. Durch die Lehrkräfte der Klasse wurde ich in

Differenzierungsmaßnahmen mit eingebunden und durfte beispielsweise homogene

Kleingruppen unterrichten, Arbeitsmaterialien individualisieren, Einzelförderung vorbereiten

und durchführen sowie individuelle Hilfestellung in Freiarbeitsphasen geben. Vor allem durch

die Planung und Durchführung meiner eigenen beiden Unterrichtsvorhaben wurde mir

bewusst, welche Bandbreite an Differenzierungsmaßnahmen es gibt. Ich konnte einige

dieser Maßnahmen während meiner Unterrichtvorhaben ausprobieren. Neben meinen

Aktivitäten in der Klasse konnte ich durch die Schulkultur einen Einblick in

Fördermaßnahmen im Bereich körperliche und motorische Entwicklung gewinnen. So durfte

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ich jede Woche an der Talker-Gruppe teilnehmen und habe Einblicke in die Förderung der

Unterstützten Kommunikation bekommen.

Insgesamt hätte ich mir mehr Praxiserfahrungen mit Schülerinnen und Schülern mit

komplexen Beeinträchtigungen gewünscht, um Maßnahmen kennen zu lernen, diese

Schülerinnen und Schüler aktiv in den Unterricht einzubinden und bestmöglich zu fördern

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3.11 Literatur

Berner, Stephanie: Emotionale Intelligenz als Qualitätskriterium professioneller

Grundschularbeit- Eine Analyse einzelner Faktoren aus dem Konzept ‘emotionale Intelligenz‘

aus der Perspektive von Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern. München: Herbert

Utz Verlag 2005

Hülshoff, Thomas: Emotionen- Eine Einführung für beratende, therapeutische,

pädagogische und soziale Berufe. München: Ernst Reinhardt Verlag 1999

Kinder- und Jugendanwaltschaft Österreich: Gefühle (2008) [online] verfügbar unter:

4teachers.de (Zugriff: 04.04.2015)

Klippert, Heinz: Heterogenität im Klassenzimmer. Weinheim und Basel. Beltz Verlag.

2012

Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Richtlinien

und Lehrpläne für die Grundschule in Nordrhein-Westfalen.(2008) [online] verfügbar unter:

ww.schulentwicklung.nrw.de- Zugriff: 13.07.2015

OLZOG Verlag GmbH: Pantomime: Konkrete oder abstrakte Sachverhalte oder

Vorgänge umsetzen und vertiefen [online] verfügbar unter: www.edidact.de (22.07.2015)

Schwarz, Carsten: Was sind Emotionen und welche Funktionen erfüllen sie? In:

Arnold, Rolf: Emotionale Kompetenz- Theorien und Anwendungen. Kaiserslautern:

Fachgebiet Pädagogik der Universität Kaiserslautern 2003

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der

Bundesrepublik Deutschland: Empfehlungen zum Förderschwerpunkt körperliche und

motorische Entwicklung (1998) [online] verfügbar unter: www.kmk.org (Zugriff: 01.07.2015)

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der

Bundesrepublik Deutschland: Empfehlungen zum Förderschwerpunkt Lernen (1999) [online]

verfügbar unter: www.kmk.org (Zugriff 01.07.2015)

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der

Bundesrepublik Deutschland: Empfehlungen zum Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

(1999) [online] verfügbar unter: www.kmk.org (Zugriff: 01.07.2015)

Van Hout, Mies.: Heute bin ich. Zürich: Aracari Verlga 2012

Von Salisch, Maria: Emotionale Kompetenz entwickeln- Grundlagen in Kindheit und

Jugend. Stuttgart: W. Kohlhammer GmbH + Co 2002

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Wiedebusch, Silvia/ Petermann, Franz: Entwicklung emotionaler Kompetenzen-

Fördermöglichkeiten in der Schule. In: (2007) Schulmagazin 5-10, Heft 3, S. 9-12

Wiedebusch, Silvia/Petermann, Franz: Emotionale Kompetenz bei Kindern. Göttingen:

Hogrefe-Verlag GmbH & Co KG 2003

3.12 Anhang

Der Anhang befindet sich auf der beigelegten CD.

Anhang A: Emotionale Kompetenz von Kindern (Petermann/ Wiedebusch 2007 9)

Anhang B: Lernziele Im Rahmen der Förderung emotionaler Kompetenz (Wiedebusch,

Petermann 2007 10)

Anhang C: Unterrichtsmaterial der Stunde