tierhaltung i milchproduktion milch von kamel, ziege und ... · gelassen steht rosella im stall,...
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TIERHALTUNG I Milchproduktion
Milch von Kamel, Ziege und Co. kann sich lohn Milchproduzenten haben es schwer, der Milchpreis bereitet seit
längerem Kopfzerbrechen. Die Milchproduktion mit Schafen, Ziegen,
Pferden oder gar Kamelen kann sich unter Umständen lohnen.
Ein Vergleich soll Licht ins Dunkel bringen.
wird Ziegen-, Schaf-, Stuten- oder Karnelmi1ch besser vertragen. Bei der Laktoseintolleranz ist es schwieri
ger, da bei allen Laktose in der Milch ist. Inshesondere der Stuten- und der Kamelmilch werden viele positive
Eigenschaften nachgesagt. So soll
Mit den heutigen Milchprci- eigener Käschcrstcl1ung, abfüllen Stutenmilch beispic1svveise bei Haut-sen kann es sich lohnen und einfrieren der Milch und/oder krankheiten oder Magen-Darm-Be-über Alternativen nach- Direktvermarktung sein. schwerdcn Linderung verschaffen.
zudenken. Eine Möglichkeit ist die Auch die Kamelmilch gilt in vielen Milchproduktion mit anderen Tier- Für Allergien und Haut Ländern als Volksheilmittel.
arten wie Schafen oder Ziegen. Wer Milch von Schafen, Ziegen, Pferden
es exotischer mag kann Pferde- oder Kamelmilch unter die Lupe nehmen. Mit a11en vier Produktionsrichtun
gen können unter Umständen 7,u
friedenstelJende Deckungsbeiträge erwirtschaftet 1,verden (siehe Tabel
le). Jedoch muss meist beim Verkauf oder der Verarbeitung der Produkte
mehr Eigenleistung in Kaufgenommen werden. Das kann in Form von
Ab 1. Juli 2016 muss die Schweizer
Verkehrsmilch von Ziegen, Schafen
und Büffeln einer Qualitätsprüfung
unterzogen werden. Davon aus
genommen sind Selbstverarbeiter,
welche keine Milch abliefern.
Monatlich werden zwei Proben
auf Keimzahl und Hemmstoffe
untersucht. Bei der Keimzahl ist
der Mittelwert der beiden Monats
ergebnisse massgebend, bei der
Hemmstoffanalyse wird jedes Einzel
ergebnis gewertet. Nicht vorgeschrie
ben ist die Bestimmung der Zellzahl.
Gemäss Verordnung darf die Milch
von Ziegen, Schafen und Büffeln
nicht mehr als 1,5 Millionen Keime
diegrüne!Nr.17/2016
und Kamelen ist teilweise für Men
schen, welche mit Kuhmikh Proble
me haben, verträglich. Dabei kommt es aber stark darauf an, ob man eine
sogenannte Kuhmilchallergie hat und auf ein Ei"\,veissbestandteil in der
Milch reagiert oder ob eine Laktose
unverträglichkeit vorhanden ist. Je nach dem auf welche Inhaltsstoffe
man in der Kuhmilch allergisch ist,
pro ml enthalten. Bei der Herstellung
von Rohmilcherzeugnissen ohne
Hitzebehandlung liegt der Grenzwert
bei 500 000 Keimen pro ml. Hemm
stoffe dürfen nicht nachweisbar
sein. Der Milchkäufer kann weitere
Qualitätsmerkmale verlangen.
Diese müssen im Milchkaufvertrag
klar geregelt sein.
Unter der Keimzahl versteht man
ie Anzahl Keime pro Milliliter Milch.
Keime bauen Milchbestandteile
ab und haben so einen negativen
Einfluss auf die Haltbarkeit, den
Geschmack und die Verarbeitung.
Eine geringe Keimbelastung in der
Milch wird durch gute Melk- und
Knacknuss Milchabsatz (<Knacknuss für die Milchproduktion mit Kleinwiederkäuern ist der Absatz
der Milch», erklärt Lukas Rediger vom Strickhof. «Für Kleinbetriebe,
,velche die Milch selber verarbeiten, ist es eine Option in einem Nischcn
markt.>i Sobald man aber von grossen
Betrieben spreche, sehe er mehr Probleme: {(Der Milchmarkt für Ziegen
Stallhygiene sowie sorgfältige
Reinigung des Milchgeschirrs, der
Melkanlage und des Milchtanks
erreicht. Die Milchkühlung
verhindert die Keimvermehrung.
Dabei sind die Endtemperatur
und die Zeit, bis diese erreicht
wird, zu beachten.
Werden in der Milch Hemmstoffe
festgestellt, sind dies in der Regel
Spuren von Antibiotika. Diese können
in sehr geringer Konzentration
nachgewiesen werden und führen
unmittelbar zu einer Milchliefersperre.
I T1wmas Man.ser
Der Autor ist Tierarzt beim Beratrmgs- und Gesundlwitsdienst fiir Kleinwiederkäuer (BGK).
en und Schafe ist momentan ziemlich gesättigt.» Natürlich seien innovative Produkte immer gefragt, aber man dürfe da die Konkurrenz nicht unterschätzen. lnsbesondere diejenige aus dem Ausland.
Auch der Milchverarbeiter Emmi ist mit der Nachfrage nach Ziegenmilch im Moment sehr zufrieden. So übernahm die Emmi im Februar sogar ein Ziegenmilch-Unternehmen in Holland. «Die Nachfrage nach Produkten aus Ziegen- und Schafmilch hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen», so Sibylle Umiker Mediensprecherin der Emmi. Sie führt das vor allem auf ernährungsphysiologische Vorte i Je gegenüber Kuhmilch zurück. Denn ein Teil der Kuhmilchallergiker kann Schafoder Ziegenmi lch konsumieren. Aber auch der Geschmack finde im mer mehr Liebhaber, gerade im Käse-
. Vergleichbarer DB
3811 in Fr.
SAK/Tier 0,043
GVE/Tier
Preis in Fr./Liter 0.69*
Milchleistung in 6000
kg/Laktation
Protein(%) 3,3
Fett(%) 4,2
Kohlenhydrat(%) 4,7
Eigenschaften/ Kann erhitzt oder
Verwendung verkäst werden.
Verkehrs-, Absatz
Käsereimilch
segment. «Wir zah len unseren Produzenten Fr. 1.10 bis 1. 20 pro Liter Milch, je nach Gehalten.» Und der Zweig soll weiter ausgebaut werden: «Wir kiinnten durchaus noch Produzenten aufnehmen.»
Kleine Nischen sind schwierig Für kleinere Nischen wie Stutenund Kamelmilch sieht die Emmi
920 95 5
0,011 0,009
0,25 0,2
1.10 bis 1.20* 1.10 bis 1.20*
400 750
5,2 3.61
6,3 3.92
4,6 4.2
Kann erhitzt oder Kann erhitzt oder
verkäst werden. verkäst werden.
Verkehrs-, Verkehrs-,
Käsereimilch, Käsereimilch,
Direktvermarktung Direktvermarktung
aber noch kein Potenzial: «Die Nachfrage ist sehr ger ing, ebenso die Rohsto ffverfügbarkei t .» Anscheinend bestehe auch
bei den Produzenten weniger I n teresse daran, meint Berater Lu kas Rediger: «W ir hatten b is
her keine Anfragen zu Stutenm ilch.» Fü r ihn bietet Stutenmilch keine Alternative zur herkömmlichen Milch pro
duktion: «Der Stutenmilch-markt ist ei ne noch stärkere
Nische als Schaf- und Ziegenmilch. Meines Erachtens ist es höchstens für einzelne, ganz wenige Betriebe sinnvoll.» Er sieht andere Optionen, für solche, die von der Kuhmilch weg möchten: «Rinderaufzucht, Kuhmast und so weiter. Denn ofl können nur so bestehende Stallungen genutzt werden.»
I Tamara Wiilser
nicht bekannt nicht bekannt
0,030
20 bis 35 14
300 nicht bekannt
2,2 2,9 **/ 3,8***
1,5 5,3** / 3,9***
6,2 3, 1 ** / 4,5***
Kann nicht erhitzt Kann verkäst
werden. werden.
Direktvermarktung D i rektverma rktu n g
*Verkäste Milch aus Silagefreier Fütterung, Milchpreis gemäss SMP Monitoring April 201 6 *Ziegen- und Schafmilchpreis gemäss Angaben von Emmi * *Trampeltier * **Dromedar
Nr. 17/2016 I die grüne
TIERHALTUNG I Milchproduktion
Problemloser Kamelmilchmarkt
Mehr Nachfrage als Angebot: Ein Problem, dass Kuhmilchproduzenten
auch gerne hätten. Die Kamelmilch erfreut sich grosser Beliebtheit,
trotz des vergleichsweise hohen Preises von 14 Franken pro Liter.
Auch deswegen hält Ben Salem in Oberglatt ZH 23 Kamele.
I eh könnte mehr Kamelmilch verkaufen, als ich derzeit produ ziere», erklärt Ben Salem. In Oberglatt
direkt neben der Sta rt- und Landebahn des Flughafens Zürich hält er 23 Kamele. «22 Dromedare und ein Trampeltier », präzisiert de r Experte. Denn Tiere mit einem Höcker werden Dromedar, Tiere m it zwei Höcker Trampeltier genannt. Allesamt gehören sie der Gattung Kamel an. Der ursprünglich aus Tunesien stammende Ben Salem ist mit Dromedaren gross geworden: «Der Umgang mit ihnen liegt mir im Blut.» Nachdem er der Liebe wegen in die
Schweiz einwanderte, wurde er mit dem schweizerischen Berufsall tag konfrontiert. Doch das grosse Problem: Ihm fehlte e ine in der Schweiz anerkannte Ausbildung. Nach langer, e rfolgloser Stellensuche kam ihm die Idee: «lch wollte das machen, was ich konnte und worin ich ausgebildet war.» Und so kamen 2004 die Kamele ins Spiel. Ben Salern ist heute der Kamelspezialist in der Schweiz.
Schw ieriger Start Der Start war alles andere als einfach. Mit den Behörden musste diverses abgeklärt werden. Danach konnte
Es gibt verschiedene Kamele. So werden Tiere mit zwei Höckern Trampeltier,
solche mit einem Höcker Dromedar genannt.
die grüne I Nr. 17/2016
Ben Salem mit der Suche nach La nd und Stall beginnen . In Oberglatt ZH wurde er fü ndig, h ie r hat er heute einen Stall und Weideland gepachtet. Heu und Stroh wird zugekauft: «W ir benötigen rund vier Tonnen Stroh und 2,5 Ton nen Heu pro Monat.» Denn e in Kamel fr iss t tägl ich sechs bis zehn Kilogramm Heu und Stroh. Zusätzlich bekommen die Milchstuten noch Gers te, Mais, Johannisbrot, Trockenbrot und Karotten sowie ein Mischfutter. Ein Vorteil des Standorts ist, dass der Verpächter einen Eierverarbeitungsbetrieb d irekt gegenüber der Kamelfar m hat. In dessen Räumlichkeiten darf Ben Salem die Milch ve rarbeiten. Diese wi rd abgefüllt in Halbliterflaschen und für sieben Franken pro Flasche verkauft. Die Milch wird gefroren direkt vermarktet und ist so bis zu einem Jahr haltbar.
M elken mithilfe des Ka lbes Doch Kamele melken will gelernt sein, erklärt Ben Salem. Nach der rund einjährigen Trächtigkeit muss das Jungtier bei der Mutter bleiben, damit er die Stuten melken kann . Die ersten 40 Tage nach der Geburt milkt Ben Salem nicht. «Nachts trenne ich danach Mütter und Kälber», erklärt e r. Am Morgen wird die Stute in eine Art Stand geführ t , von einer Seite her kann das Kalb nun saugen, von der anderen Seite werden die anderen zwei Zitzen m it e iner Melkmaschine für Schafe gemolken. «Die
~ Milch schiesst ein, sobald das Kalb ~ zu saugen beginnt.» Um dem Jung~ tier genügend Milch zu lassen milkt ! er jeweils nur zwei der vier Zitzen. i Nachher werden Stute und Kalb :Q r.n wieder zusam1nen gelassen. Wichtig
beim Melken: Die Stute darf nicht erschrecken : «Sonst kann sie die Milch
abste llen.,, Wcilermel kcn sei da nach unmöglich, so der Kamelexperte.
Pro Tier und Tag melkt c:r rund zwei bis drei Liter. •Die Kamel<: können rund ein Jahr lang gemolken werden, wobei wäh rend den letzten drei Monaten nicht mehr viel Milch vorhanden ist», so Hen Salcrn. «Mit reinen Milchrassen könnte rna n bis 7.u 15 Liter am Tag mel-
w ird früher oder sp~iler ein g rosses l 117.uchtprohlem geben», ist er überzeugt.
Gut für Allergiker «Anders als hier verkaufen wir in Tunesien die Milch nicht», erklärt Ben Salem. «Med izinische Produkte
gehen wir dort kostenlos ab, wenn rna n da-111 it jemandem helfen
ken », erklärt er. Solche Tiere seien in Europa jedoch nicht erhält) ich. Seine Dro-
Die Kamele können kann. Denn der Kamel-
rund ein Jahr lang gemolken werden.
milch werden vielerlei heilende Wirkung n<1chgcsagt.» So soll sie bei Alle rgien, Aus-medare und das Trr1111-
peltier stammen aus
Ben Salem
der EU, der Schweiz und auch aus eigener Zucht. Kostenpunkt rund 5000 bis 10 000 Franken pro Tier. «Leider sind es keine re inen Rassen, in der EU gibt es nur Kreuzungstie re.» Und der Import aus Driltwcltländern ist verboten. «Das
Kamele sind soziale Tiere und dürfen gemäss Tierschutzgesetz nicht alleine gehalten werden.
Pro Kamel müssen acht Quadratmeter Stallfläche vorhanden sein. Bei kältetoleranten Arten sind auch Unterstände tolerierbar. Bis zu drei Tieren bedarf es zudem 300 Quadratmeter Auslauf,
schlägen und diversc:n Krankhe iten Linde
rung verschaffen. Da neben cnhält sie erwiesenermassen fünfmal so viel Vitamin C wie Kuhmilc:h, bei nur halb so viel Fett und weniger Zucker. Ausserdem fehlen der Kamel-milc h die Ciweisse ßcla-Laktoglo-
für jedes Weitere Tier 50 Quadratmeter zusätzlich.
Je nach Kamelart müssen Trennmöglichkeiten für Männchen und Weibchen oder Fluchtgänge für Weibchen und Jungtiere vorhanden sein.
Der Halter muss eine Ausbildung absolvieren, da es sich hier um Wildtiere handelt. Diese Fach-
Auf der Kamelfarm in Oberglatt ZH hält Ben Salem 22 Dromedare und ein Trampeltier. Neben der Kamelmilch bietet der Betrieb auch Kamelreiten, Events und Trekkings an. Wer also gerne einmal Nomadenfladenbrot und Tee geniessen oder gar ein oriental isches Fest feiern möchte, ist hier richtig.
bulin und Beta-Kasein. niese sind h iiufig verantwortl ich für Milcheiweissalle rgien. Auch für Menschen mit Laktoscin toleran z kann Kamelmilch besser verträglich sein. Und Ben Salem ist überzeugt: «Wenn ich am Morgen Kam elm ilch trinke, habe ich Kraft für den ganzen Tag.»
I Tamara Wiilser
www.benskamellarm.ch
spezifische berufsunabhängige Ausbildung (FBA) beinhaltet Theorieunterricht und praktische Übungen sowie ein Praktikum.
Wer Kamele halten will braucht eine Haltebewill igung vom Veterinäramt des jeweiligen Kantons. Wichtig: Die Bewilligung muss angefordert werden, bevor die Tiere gehalten werden.
Nr 17/2016 I die grüne
Stutenmilch hilft bei Hautkrankheiten Seit mehreren Jahren produziert Michele Helfenstein mit ihren
Highlandponys St utenmilch. Diese dient aber nicht nur dem vier
beinigen Nachwuchs als Nahrung. Denn als Nahrungsergänzung
soll sie Menschen mit Haut krankheiten helfen.
Gelassen steht Rosella im Stall , während Michele Hclfenstein sie melkt. Danach gibt es eine
Portion Kraftfutter und die Stute und ihr Pohlen können wieder auf die Weide. Die Ponys freuen sich sichtlich. Helfenstein h ält sechs Highlandponystuten und einen Hengst in Kiesen BE. Der weisse «Saft» wird heute vor allem als Zusatzthe rapie bei chronischen Tlautk ra n kheiten
Michele Helfenstein bewirtschaftet
in Kiesen BE ein Stück Land
mit ihren Highlandponys. Das
Besondere: Die Stuten werden
gemolken. Mit der Stutenmilch
werden Nahrungsergänzungsmittel
Kapseln hergestellt. Daneben
wird die Milch auch zu Kosmet ika
verarbeitet. Die Produkte werden
direkt über ihre eigene Homepage
vermarktet.
eingesetzt. «Unsere Kunden verwenden Stuten m ilch zum Beispiel bei Schuppenflechten», sagt Helfenstein. Diese führt zu punktförmigen Hauterkrankungen, welche stark jucken
können .
Andere Eiweisse als Kuhmilch In Russland war und ist Stutenmilch ein Volkshe ilmittel gegen diverse Erkrankungen. Wer Stutenmilch kon-
sumiert, macht das oft in Form einer Kur über eine Zeitspanne von 14 bis 60 Tagen. Hierbei wer den täglich 250 Milliliter der nussigsch meckenden Flüssigkeit getrunken. Ernährungswissenschaftler fanden heraus, dass die Milch bei Darmkrankheiten antibakteriell wirkt und die Verdauungsdrüsen anregt. Stutenmilch unterscheidet sich stark von Kuh milch , vor allem was die Zusammensetzu ng de r Ei weisse be t rifft. Tn Stutenmilch ist der Kaseingehalt tief und der Albumingehalt hoch , in Kuhmilch ist es umgekehrt. Stutenmilch cmthält wen iger Fett als Kuhmilch , dafür aber mehr Zucker. Während Kuh milch vert rägt erhitzt zu
Nach dem Melken kommt das Fohlen wieder zur Mutter und bekommt auch noch eine
Portion Milch.
werden, scheidet Stutenmilch beim Kochen. Sie kann somit nicht durch Pasteurisation haltbar gemacht werden. Daher wird Stutenmilch vorwiegen in 250-Milliliter-Packungcn eingefroren oder zu Pulver verarbeitet . Des Weiteren hat Stutenmilch ci nen generell tieferen Eiweiss-
gehalten werden, wenn sie gemolken werden soll. Das Euter von Stuten hat eine geringe Kapazität, daher kann pro Melkgang nur eine kleine Menge gewonnen werden. «Ich trenne die Stuten etwa drei Stunden vor dem Melkgang von den Fohlen ab»,
erklärt Helfenstein. So kann sich
und Fettgehalt, jedoch einen höheren Zuckergehalt als Kuhmilch.
Meine Stuten das Euter füllen,
damit die maximale Milchmenge beim Melken gewonnen
werden einmal am Tag gemolken.
Michele Helfenstein werden kann.
Milchproduktion I TIERHALTUNG
Zudem wa r die Eutergesundheit der Tiere bei maschinellem Melken besser und der Fettgehalt der Milch höher. Das wird vor allem durch das immer gleiche Arbeiten der Maschine erklärt. Je nach Tagesform c1rbeitet der Melker nicht immer genau gleich oder
~ es melken verschiedene Personen. e( ~ Ein Nebenprodukt der Milch-~ stutenhc1ltung sind die Fohlen. Doch ~ was geschieht mit ihnen? Einige ., können nachgezogen werden, sie 31 äi stehen dem Betrieb später als Milch-
stuten zur Verfügung. Je nach Rasse, die der Betrieb hält, können Fohlen auch verkauft werden. Vielfach ist es jedoch schwierig, die Fohlen zu verkaufen. Gerade auf Grossbetrieben, die jedes Jahr sehr viele Fohlen auf ziehen. Hier spielt die Mentalität der Betriebsleiter und der Kunden eine grosse Rolle. Während es in Frankreich und der Westschweiz normal ist, Foh len zu schlachten, ist das in Deutschland und der Deutschschweiz eher verpönt. Vermutlich ist das auch ein Grund, wieso Grossbetriebe vor allem in Frankreich angesiedelt sind. «Ich verkaufe meine Fohlen natürlich lieber lebendig, als dass ich sie schlachte. Bisher hatte Stutenmilch ist der
Menschenmilch ähnlich und kann
«Meine Stuten ich auch keine Probleme, gute Plätze
auch zur Ernährung von Säuglingen gebraucht werden. Zudem ist Stutenmilch leichter ver-daulich als Kuhm ilch und teilweise auch für Kuhmilchallergiker geeignet.
Die erste Mi lch gehört dem Fohlen Wie die Kuh produziert die Stute Kolostrum, das sehr fetthaltig ist und wichtige Stoffe enthält, welche die Immunabwehr des Fohlens stärken. Diese Milch wird genau wie bei den Kühen dem Jungtier überlassen und nicht für die menschliche Ernährung verwendet. «Ich melke meine Stuten während des ersten Monats nicht», berichtet M ichcle Helfonstein. So erhält das Fohlen genügend Kolostrum. Nach einem Monat kann damit begonnen werden die Milch zu gewinnen. Wichtig zu wissen ist, dass eine Stute schnell keine Milch mehr gibt, wenn ihr das Fohlen weggenommen wird. Deswegen muss die Stute immer mit dem Fohlen zusammen
werden einmal am für sie zu finden», berichtet Helfen-Tag gemolken. So stein.
erhalte ich 1,5 bis zwei Liter Milch I Tamara Wülser
pro Tier und Tag.» Nach dem Melken werden die Stuten wieder zu ihren Fohlen gelassen, sodass auch die .Tu ngtier noch zu ihrer Milch kommen. Studien zeigen, dass bis zu 300 Liter pro Laktation gewonnen werden können, das hängt aber stark von der Rasse ab.
Melkmaschinen sind besser Stuten haben zwei Zitzen, ähnlich einer Ziege. Michele Ilelfenstein melkt ihre Ponys mit einer Melkmaschine für Milchschafe. Probleme, dass die Stuten beim Melken ausschlagen würden, hatte sie nie. Natürlich habe es am Anfang Geduld und Übung gebrauch. «Mein Traum ist ein Melkstand», sagt Helfonstein mit leuchtenden Augen.
Studien zeigen, dass sich das Verhalten der Stuten durch den Einsatz von Melkmaschinen nicht verändert.
G) Weitere www.redhorse.ch
Preis und Absatz
Ein Liter Stutenmilch kostet in der Schweiz 20 bis 40 Franken. Die Schweizer Stutenmilchproduzenten vermarkten ihre Produkte meist direkt ab Hof, vielfach auch via Internet. «Wir lassen die komplette Milch pulverisieren und zu Kapseln verarbeiten», sagt Michele Helfenstein. «Wir haben festgestellt, dass der Handel mit gefrorener Milch schwierig ist.» Viele Leute hätten keine grossen Tiefkühler mehr, zudem werde der Versand teuer, sagt Helfenstein.
Die Schafmilch zu Hause veredeln Bruno Appert hält in Grindelwald BE Milchschafe und verarbeitet
ein Teil der Milch selber zu Käse. Seine Bioprodukte sind gefragt.
Mit den Jungtieren bewirtschaftet er die extensiven Weiden seines
Bergzone-III und -IV Betriebes, die Muttertiere gehen auf die Alp.
E in Drittel unserer Milch verkäsen w ir selber», erklärt der gelernte Landwirt und Agrokauf
mann Bruno Appert. Zusammen mit seiner Frau Agnes führt er einen Bergbetrieb in Grindelwald BE mit rund 80 Milchschafen. Die restliche Milch werde in der Dorfääserei Wattenwil BE zu Käse veredelt. «Da wir nur zu zweit sind, können wir nicht alles selber verarbeiten», so Appert weiter. «Für die Milch erhalten wir im Schnitt drei Franken pro Liter, abzüglich 20 Rappen pro Liter für den Transport.» Auch für die eigens verarbeitete Milch kalkuliert er drei Franken. Der Halbhart- und
Lacaune-Schafe
Wer Milch produzieren will, braucht gute Schafe dazu. Eine prädestinierte Milchrasse ist das Lacaune. Das Lacaune Milchschaf ist ein mittelgrosses, widerstandsfähiges, weisses, hornloses Schaf. Die Rasse ist frühreif mit 12 bis 1 5 Monaten Erstablammalter. Die Fruchtbarkeit beträgt
Schimmel-Käse wird vor allem in der Region über Detailisten, die Gastronomie und an Privatkunden vermarktet. Der Absatz der Bioprodukte ist gut. «Wir haben den Betrieb von Anfang an nach Biorichtlinien geführt. Dies vor allem, weil wir den Absatz vor Augen hatten.» Denn so seien die im Verkauf relativ teuren Schafmilchprodukte besser vermarktbar. «Der zeitliche Aufwand der Vermarktung darf jedoch nicht unterschätzt werden.»
«Wir haben den Betrieb von Null aufgebaut», erklärt Agnes Appert. Neben 1,8 Hektaren Eigenland wurde von kleineren Betrieben, die aus
der Landwirtschaft ausstiegen, Land zugepachtet und so ist der Betrieb in der Bergzone m und IV heute auf 26.9 Hektaren angewachsen. «Ich wollte früher immer Milchziegen halte n», so Bruno Apper t. Doch nachdem er einen Milchschafbetrieb an einem Tag der offenen T ür besucht hatte, wendete sich das Blatt. «Ich denke, mit den Schafen haben wir mehr PotP-nzial.» Dies auch weil die Milch nicht «böckele». Mit den Milchschafen begann Familie Appert 2012, 50 Lacaunc-Lämmer wurden damals zugekauft. 2013 konnten die ersten Schafe gemolken werden .
Schlechtere Persistenz als Kühe «Unsere Tiere geben bis zu 800 Liter Milch. Das Ziel ist, dass sie ab der zweiten Laktation 400 Liter geben», verdeutlicht der Landwirt. Bis zehn Laktationen könne ein Schaf absolvieren. Apperts melken ihre Tiere
1 50 bis 200 Prozent. Auch die Milchleistung ist mit 300 bis 600 kg Milch pro Laktation sehr hoch. Ebenfalls in den Inhaltsstoffen überzeugt die Rasse mit 6 bis 8 Prozent Fett und 4,5 bis 6,5 Prozent Eiweiss. Auf dem Betrieb in Grindelwald wird der selbst hergestellte Käse gelagert. Normalerweise
werden zwei Sorten hergestellt, ein Schimmelkäse und ein Halbhartkäse.
die grüne I Nr. 17/2016
während rund 300 Tagen. «.Jedoch ist die Pe rsistenz bei Schafen deutlich schlechter als b ei Kühe n», erklärt Bruno Appe r t. Da bestünde noch züchterisches Pote nzia l, welches a uf
dem Betrieb bestmöglich au sgeschöpft wird. «Wir haben von Anfang an stark nach Euter und Melk ve rha lte n selektioniert», so der Schafhalter. Aber auch die Klauen sind e in wichtiges Zuchtmerkmal. «Diese werden bei uns intensiv beanspruch t." Denn von Mitte Mai an sind die Scha fe
sorgung immer im Auge b eh a lten.» Das Heu d er v iele n Ökofläch e n sei für die laktierenden Schafo und dk Aufzuchttiere nicht gee igne t. Aber
der Betr iebsleiter gesteht schrnunzel nd: «Was die Schafe n icht fn:ssen , erhal ten di e Pferde meine r Frau. "
Asaisonale Bergrasse
Die Milchschafe gehen im Sommer auf die Alp, welche mit einem Mitarbeiter selbst bewirtschaftet wird.
Mit den Ju ngtiere n werden die exten si-
nur noch auf de r Weide und lau fen teils weite Strecken. Bisher ist der Betrieb auch frei von Moderh inke: «Wir sehen aber in der Re-
Wir haben von ven Wiesen auf dem Talbetrieb bew irtschaftet.
Anfang an stark nach Euter und Melkverhalten
Der Wolf se i bisher nie ein Problem gewesen . Zum e inen schre ibt Appe rt dies dem intensiven Tou
selektioniert. Bruno Appert
gion hinkende Scha-fe, daher haben wir immer die Sorge, dass sich eines von unseren Tieren anstecken kön nte." Die Fütterung der Tiere ist inten:-;iv. Zu Heu und Emd verabreicht er in den ers ten drei Laktationsmonaten 700 g Kraftfu tter zweimal t äglich wäh rend dem Mel ken. Wichtig dabei: «Bei den Schafen muss man die Kupfer-Ver-
r ismus i n diese m Geb iet zu . Zudem se ien die Milch schafe imme r eingezäunt und nicht wie viele Mastschaft: mehr oder weniger fre i auf de r Alp. «Die weiblichen Jungtie re behalten wir selbe r, um ne ue Milchschafe zu remontieren», so Br uno Appert. Einige werden auch verkauft, denn Lacaune-Nach zuchten gebe es n icht
Schafbetrieb Appert
Bruno und Agnes Appert bewirtschaften in Grindelwald BE einen 26,9-Hektaren-Betrieb in der Bergzone. Insgesamt werden 80 Milchschafe und 100 Aufzuchtschafe sowie zwei Pferde gehalten. Ein Tei l der Schafmilch wird auf dem Hof verkäst. Den Käse vermarkten sie selber. Zudem bewirtschaftet das Paar eine Alp. Neben dem Betriebsleiterpaar arbeitet ein Angestellter im Sommer auf der Alp mit.
viele auf dem Markt. «Die Bocklämmer verkaufen wir leb end, das is t jedoch mangels Fleischigkeit nicht :-;ehr lukrativ.»
Zum Decken kommt ein Bock in d ie Herde. Die Milchscha fe werden d azu i n zwei Gruppen aufgeteilt. «Die eine Gruppe wird ab Mitte April gedeckt, diese 1am mt im Se ptembe r ab .» Die andere Gruppe w ird im September gedeckt . So kann d as ganze .Tahr Milch geliefort wer den. «Da Lacaun-Sch afc asa isonal sind, haben wir mit dem Decken und Abl amme n in diesem System k e ine Probleme.» Das se i mit e in Gru nd gewesen, diese robuste, herggä ngige Rasse zu ha lten.
I Tamam Wiilser