Über den gallensäure- und bilirubingehalt des menschlichen duodenalsaftes

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Jg. 20, Heft 4 ~ FRANKE und BANDA, Gallensi~ure- und Bilirubingehalt des menschlichen Duodenalsaftes. lOO3 4. Oktober 1941 UBER DEN GALLENS~I.URE- UND BILIRUBIN- GEHALT DES MENSCHLICHEN DUODENALSAFTES. Von HANS FRANKE und HEINZ BANDA. Aus der Medizinischen Universitats-Poliklinik Konigsberg i. Pr. (Direktor: Prof. Dr. O. BRUNS). Im Rahmen der klinischen Gallen- und Pankreasdiagnostik hat der Gehalt an Gallensguren im Duodenalsaft bisher keine nennenswerte Bedeutung erlangt. Hinsichtlich der Leber- dissimilationsprodukte im Duodenum begnfigte man sich lediglich mit dem ]3ilirubingehalt, den man meist durch Farbvertiefung nach AuslSsung der Gallenblasenreflexe sch~tzte. Der Grund hierffir liegt in der sehr schwierigen und zeitraubenden chemischen Methodik. I-Iinsichtlich der Fehlerm6glichkeiten quantitativer Bestimmungen im Duo- denalsaft sei auf die Arbeit yon BERGER, HARTMANN und LEUBNER verwiesen. Relativ einfach und schnell ist die Bilirubinbestimmung im Duodenalsa/t nach dem Hijmans van den Bergh-Verfahren durchzuffihren. Each entsprechenden vergleichenden Prii- fungen halten wit den Arbeitsgang nach JENDRASSlK-GRo~ ffir den Duodenalsaft als am geeignetsten, was auch von ROTHE best~tigt wurde. Schwierigkeiten und Fehlerm6g- lichkeiten ergaben sich lediglich bei der Erfassung des sog. direkten, d. h. ohne Katalysator kupplungsf~higen Bilirubins und des indirekten Bilirubins, die bisher noch nicht v611ig zu fibersehen waren. Wir beschrgnken uns daher lediglich auf die Wiedergabe der Gesamtbilirubinwerte. In der Verdfin- nung I : IO liefert der durch Faltenfilter filtrierte Duodenal- saft zuverl~ssige Werte. VARnLA und RUBI~O sowie BARAC schlugen andere Verbesserungen vor (Entfernung der st6ren- den Nucleoproteide). Wesentlich schwieriger liegen die Dinge bei der Gallen- s~iurebestimmung. Auf die bekannten qualitativen und leider unspezifischen Reaktionen (nach PETTENKOrER, HAMARSTEN und Modifikation nach YAMASAKI, MYLIUS, Haysche Schwe- felblumprobe) wurden quantitative Bestimmungen auf- gebaut (z. 13. S/2LLMANN und SCH.~UB, OHYAMA u. a.). Auf der Fluorescenzeigenschaft der Gallensguren bauten MINI- BECK, I~AUE, GIGON und ~N~OVERRAZ U . a . fluorescenz-photo- metrische Methoden auf, die yon JENKE sowie WEHINGER, WILKEN und SCHINKEL als unbrauchbar abgelehnt wurden. JENKE und ]~ANDO'vV teilten auch spektrochemische Verfahren mit. Daneben waren iiltere sehr umst~ndliche Verfahren im Gebrauch, z. 13. nach FOSTER und HOOPER (gasometrisch). SchlieBlich wurden Verfahren dutch Messung der Polarimetrie (TANNHAUSER und JENKE) und Bestimmung der Oberfl~chenaktivitiit (LEPEIZNE) mitgeteilt. Die ]Phosphor-Vanilinreaktion wurde yon CHABROL, CHARONNAT u n d COTTET, ABE sowie KAWAGtlC~II durehgeftihrt. Vor kurzem gab schlieBlich JENK]~ eine sehr bequeme und leicht durchffihrbare Methode zur Gallens~iurebestimmung im Blur an, die nach unseren Erfahrungen IIicht im Duodenalsafs gebraucht werden kann ebenso wie die gasometrischen Methodeli (s. a. JOSEPIZSON und JUNGN:ER). Lediglich der Arbeitsgang nach DOUBILET gestattet es, Jm Duodenal- salt eine Differentialgallensgurealialyse zu elitwickeln. \V~ihrend DOUBILET und COLP sowie COLP und :DouBILET und auch I-IOR- STERS Differentialgallens~ureanalysen in der menschlichen 131asen- galle uliter den verschiedenen pathologischen 13edingungen durch- fiihrten, so sind dennoch die methodischeli Arbeitsg~nge, insbeson- dere hinsichtlich der gebundenen Gallens~uren, im Duodenalsaft nicht anzuwenden. Nach DOUBILET bestimmten wir die Cholsdure im Duo- denalsaft nach der modifizierten Gregory-Pascoe-IReaktion. Wghrend I)OUBILET colorimetrisch arbeitete, haben wir die Bestimmungen dutch das Zeiss-Pulfrich-Photometer bei I cm Schichtdicke und Filter F 59 nach entsprechend angefertigter Eich- kurve verkflrzt. Die 13estimlnung der GesamtgaUens~iuren beruht auf der Eisenfallung der Ga]lens~uren mit nachfolgender Eisen- bestimmung naeh I-IARWOOD, die yon uns ebenfalls photometrisch ausgeftihrt wurde. Aus der Differenz der Gesamtgallelisgure- bestimmung und aus dem Cholsaurewert ergibt sich die Desoxy- cholsgure/raktion. DOUBILET land im menschlichei1 Duodenalsaft das Verhaltnis Cholsaure zu Desoxycholsaure wie etwa I:I. Be- merkt sei aber, dab in der Desoxycholsaurefraktion IIoch geringe Mengen aliderer und seltenerer Gallens~uremeligen enthalten sein k6nnen. In nachfolgender Tabelle sind Beispiele unserer Unter- suchungsergebnisse aufgefiihrt. Wir haben bei allen yon uns untersuchten Patienten zugleich auch nach der Jenke- schen Methode die Gallens~uren im Blur bestimmt, haben Gallensguren- und Bilirubingehalt in Milligrammprozent im Duodenalsaft vor und nach Reizung mit verschiedenen Gallenreizmitteln. (A = vor, B = 3 ~ Min. nach Reizung.) Name Bilirubin A I B I Cholsaure Desoxycholsaure Gesamtgallens~uren Or. Sin. We. Kr. ~o. Ma. Magnesiumsul]at 5proz. 50 ccm intraduodenal: lO,5 16,591 95, ~ 4,56 9,31111o,o 4,75 lO,761 37,5 9,5 12,o311oo,o 3,8 5,061 45,0 3,48 19,31] 25,5 16,o 38,7 ] 5I,O 158,o 245,o 48,o II5,O 155,o 13o,o 177,5 183,1 ]145,351278,1 229,06 136,71 338,o6 37o,o21481,Ol]4O7,52 289,241289,66]369,24 296,62 191,111341,62 173,o3 239,621198,53 ]202,0 268,78]253,0 3o3,35 381,71 529,Ol 404,66 346,62 369,62 446,28 Glucohexitcitronensaures Magnesium lOproz. 10 ccm intraduodenal: Se. 4,6 18,49 40,0 92,5 ]337,22 328,281377,22 42o,78 St. 8,99 19,76 209,79 222,0 ]204,88 247,281414,67 469,28 Oliven61 10 ccm intraduodenal: Gr. i3,ii 164,o8 74,0 202,0] 93,89 194,91 167,89 369,91 Pe. 7,41 15,64 57,0 422,0 ] I7,I4 197,71 74,I4 669,71 Decholgn 10proz. 5 ccm i. v.: Sch. 8,99 19,42 302,05] 337,5] 35,I5 43,83 337, 20 381,33 Ro. 6,46 21,9 35,0 75,0. 42,22 65,03 77,22 14o,o3 Synthobilin 2 ccm i. m. : Un. 3,93 IO,26]I1O,O 196,o] 42,4 196,2 152,4 ~ 392,20 Su. 8,0 15,33] 62,5 97,5 ] 45,6214oo,29] IO8,I2 497,79 We. 16,6 21,7 182, 5 212,o] 80,471 92,3I~262,97 304,31 Ew. 3.43 21,o2 77,5 167,5 [ 242,861238,3I ] 320,36 405, 81 aber nie einen positiven 13efund erhalten. Bemerkt sei jedoch, dab die frtiheren Ansichten yore vSlligen Fehlen der Gallen- sguren im normalen Blute durch die Befunde yon CItARLET sowie GIORI)ANO und LEvi unsicher geworden sind. Letztere Autoren gaben fibrigens auch die t~Lgliche Gallensgtureaus- scheidung mit den Faeces mit 75--15o mg an, eine Menge, die naturgem~tB bei Fettkost durch vermehrte Choleinsgure- bildung stark zurfickgeht. Bei Betrachtung tier aufgezeigten Zahlenwerte lgBt sich also sagen, dab bei unseren F~tllen die Werte ftir Chols~ture yon 25 his 302, fiir Desoxycbolsgure yon 17 bis 37 ~ und ffir Gesamtgallensgure yon 74 bis 414 rag% schwanken, d. h. es ergibt sich ein Durchschnittswert yon etwa 265 mg % Gesamt- gallensgure im Duodenalsaft. Nach Verabfolgung der ein- zelnen Choleretica liegen die entsprechenden Werte fiir die Gesamtgallensguren zwischen 14o und 521 mg%, d. h. im Durchschnitt etwa bei 400 mg ~ Die von uns gefundenen Werte bewegen sich etwas niedri- ger als die wenigen bisher bekannten Angaben yon ROSEN- THAL und ZIMMER, die nach dem gasometrischen Verfahren von FOSTER und HOOeER flit Gallens~ture Werte yon 15o bis 12oo mg % im Duodenalsaft angaben. Auch ROSENTHAL und FALCKENHAUSEN fanden mit eigener Methodik 45 o- 1300 mg % Gallensguren im Duodenalsaft. Welche Schltisse lassen sich nun aus den gefundenen Gallens~Lurewerten ziehen? Aus der Farbe des Duodenalsaftes lassen sich nach Ausl6sung des Gallenblasenreflexes bedingte Rfickschlfisse auf den 13ilirubingehalt ziehen, nicht jedoch auf den Gallensguregehalt. gs besteht keine gesetzm/il3ige Parallelit~tt in tier Bilirubin- und Gallens/iureausscheidung in das Duodenum. Das Verh~ltnis Chols~ture zu Desoxychol- sgure im Duodenalsaft, das DOUmLET mit I : I angibt, unter- liegt jedoch erheblichen Schwankungen. Hinsichtlich der verschiedenen angewandten Choleretica ergaben sich quali- tativ gleichartige Effekte mit zum Tell sehr deutlichen Unter- scbieden in quantitativer ttinsicht. Wenn wir unsere unter- suchten F~lle, die tells gallengesund und tells fiber typische Gallenbeschwerden klagten, fiberprfifen, so stellen wir lest, dal3 kein mel3bar erfal3barer Unterschied hinsichtlich der

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Page 1: Über den Gallensäure- und Bilirubingehalt des Menschlichen Duodenalsaftes

Jg. 20, Heft 4 ~ FRANKE und BANDA, Gallensi~ure- und Bilirubingehalt des menschlichen Duodenalsaftes. lOO3 4. Oktober 1941

UBER DEN GALLENS~I.URE- UND BILIRUBIN- GEHALT DES MENSCHLICHEN DUODENALSAFTES.

V o n

HANS FRANKE u n d HEINZ BANDA. Aus der Medizinischen Universitats-Poliklinik Konigsberg i. Pr.

(Direktor: Prof. Dr. O. BRUNS).

I m R a h m e n der k l in i schen Gal len- u n d P a n k r e a s d i a g n o s t i k h a t der G e h a l t a n Ga l l ensguren im D u o d e n a l s a f t b i she r ke ine n e n n e n s w e r t e B e d e u t u n g e r langt . H i ns i ch t l i ch de r Leber - d i s s im i l a t i onsp r oduk t e i m D u o d e n u m begnf ig te m a n sich ledigl ich m i t d e m ]3i l i rubingehal t , d en m a n m e i s t du rch F a r b v e r t i e f u n g n a c h Aus lSsung der Ga l l enb lasenre f l exe sch~tz te . Der G r u n d hierff ir l iegt in der sehr schwier igen u n d z e i t r a u b e n d e n chemischen Method ik . I-I insichtl ich der F e h l e r m 6 g l i c h k e i t e n q u a n t i t a t i v e r B e s t i m m u n g e n im Duo- d e n a l s a f t sei au f die A r b e i t yon BERGER, HARTMANN u n d LEUBNER verwiesen.

R e l a t i v e in fach u n d schnel l i s t die Bil irubinbest immung im Duodenalsa/t n a c h dem H i j m a n s v a n den B e r g h - V e r f a h r e n durchzuf f ih ren . E a c h e n t s p r e c h e n d e n ve rg l e i chenden Pr i i - f u n g e n h a l t e n wi t den A r b e i t s g a n g n a c h JENDRASSlK-GRo~ ffir den D u o d e n a l s a f t als a m gee igne ts ten , was a u c h von ROTHE b e s t ~ t i g t wurde . Schwie r igke i t en u n d Feh le rm6g- l i chke i t en e r g a b e n sich ledigl ich bei der E r f a s s u n g des sog. d i r ek ten , d. h. ohne K a t a l y s a t o r k u p p l u n g s f ~ h i g e n Bi l i rub ins u n d des i n d i r e k t e n Bi l i rubins , die b i she r noch n i c h t v611ig zu f ibersehen waren . W i r b e s c h r g n k e n uns d a h e r ledigl ich auf die W i e d e r g a b e der G e s a m t b i l i r u b i n w e r t e . I n der Verdf in- n u n g I : IO l ie fer t der d u r c h F a l t e n f i l t e r f i l t r ie r te Duodena l - sa f t zuverl~ssige Wer t e . VARnLA u n d RUBI~O sowie BARAC schlugen ande re Verbes se rungen vo r ( E n t f e r n u n g der s t6 ren- den Nucleoprote ide) .

W e s e n t l i c h schwier iger l iegen die Dinge bei der Gallen- s~iurebestimmung. Auf die b e k a n n t e n q u a l i t a t i v e n u n d le ider unspez i f i schen R e a k t i o n e n (nach PETTENKOrER, HAMARSTEN u n d Modi f ika t ion n a c h YAMASAKI, MYLIUS, H a y s c h e Schwe- fe lb lumprobe) w u r d e n q u a n t i t a t i v e B e s t i m m u n g e n auf- g e b a u t (z. 13. S/2LLMANN u n d SCH.~UB, OHYAMA u. a.).

Auf der Fluorescenzeigenschaft der Gallensguren bau ten MINI- BECK, I~AUE, GIGON und ~N~OVERRAZ U . a . fluorescenz-photo- metrische Methoden auf, die yon JENKE sowie WEHINGER, WILKEN und SCHINKEL als unbrauchbar abgelehnt wurden. JENKE und ]~ANDO'vV teil ten auch spektrochemische Verfahren mit. Daneben waren iiltere sehr umst~ndliche Verfahren im Gebrauch, z. 13. nach FOSTER und HOOPER (gasometrisch). SchlieBlich wurden Verfahren du tch Messung der Polarimetrie (TANNHAUSER und JENKE) und Best immung der Oberfl~chenaktivitii t (LEPEIZNE) mitgeteilt . Die ]Phosphor-Vanilinreaktion wurde y o n CHABROL, CHARONNAT und COTTET, ABE sowie KAWAGtlC~II durehgeftihrt. Vor kurzem gab schlieBlich JENK]~ eine sehr bequeme und leicht durchffihrbare Methode zur Gallens~iurebestimmung im Blur an, die nach unseren Erfahrungen IIicht im Duodenalsafs gebraucht werden kann ebenso wie die gasometrischen Methodeli (s. a. JOSEPIZSON und JUNGN:ER). Lediglich der Arbeitsgang nach DOUBILET ges ta t te t es, Jm Duodenal- sal t eine Differentialgallensgurealialyse zu elitwickeln. \V~ihrend DOUBILET u n d COLP sowie COLP und :DouBILET und auch I-IOR- STERS Differentialgallens~ureanalysen in der menschlichen 131asen- galle uliter den verschiedenen pathologischen 13edingungen durch- fiihrten, so sind dennoch die methodischeli Arbeitsg~nge, insbeson- dere hinsichtlich der gebundenen Gallens~uren, im Duodenalsaft n icht anzuwenden.

N a c h DOUBILET b e s t i m m t e n wir die Cholsdure i m Duo- dena l s a f t n a c h der modi f i z ie r t en Gregory-Pascoe-IReakt ion .

Wghrend I)OUBILET colorimetrisch arbeitete, haben wir die Best immungen dutch das Zeiss-Pulfrich-Photometer bei I cm Schichtdicke und Fil ter F 59 nach entsprechend angefertigter Eich- kurve verkflrzt. Die 13estimlnung der GesamtgaUens~iuren beruh t auf der Eisenfallung der Ga]lens~uren mi t nachfolgender Eisen- bes t immung naeh I-IARWOOD, die yon uns ebenfalls photometr isch ausgeftihrt wurde. Aus der Differenz der Gesamtgallelisgure- bes t immung und aus dem Cholsaurewert ergibt sich die Desoxy- cholsgure/raktion. DOUBILET land im menschlichei1 Duodenalsaft das Verhaltnis Cholsaure zu Desoxycholsaure wie etwa I : I . Be- merkt sei aber, dab in der Desoxycholsaurefraktion IIoch geringe Mengen aliderer und seltenerer Gallens~uremeligen en tha l ten sein k6nnen.

I n n a c h f o l g e n d e r Tabel le s ind Beispiele unse re r U n t e r - suchungse rgebn i s se aufgef i ihr t . W i r h a b e n bei a l len yon uns u n t e r s u c h t e n P a t i e n t e n zugleich a u c h n a c h de r J e n k e - schen M e t h o d e die Ga l l ens~uren im B l u r b e s t i m m t , h a b e n

G a l l e n s g u r e n - u n d B i l i r u b i n g e h a l t in M i l l i g r a m m p r o z e n t i m D u o d e n a l s a f t v o r u n d n a c h R e i z u n g m i t v e r s c h i e d e n e n G a l l e n r e i z m i t t e l n . (A = v o r , B = 3 ~ Min. n a c h R e i z u n g . )

Name �9 Bilirubin

A I B I C h o l s a u r e Desoxycholsaure Gesamtgallens~uren

Or . Sin. We. K r . ~ o . M a .

Magnesiumsul]at 5proz. 50 ccm intraduodenal:

lO,5 16,591 95, ~ 4,56 9,31111o,o 4,75 lO,761 37,5 9,5 12,o311oo,o 3,8 5,061 45,0 3,48 19,31] 25,5

16,o 38,7 ] 5I,O

158,o 245,o

48,o I I 5 , O 155,o 13o,o 177,5

183,1 ]145,351278,1 229,06 136,71 338,o6 37o,o21481,Ol]4O7,52 289,241289,66]369,24 296,62 191,111341,62 173,o3 239,621198,53

]202,0 268,78]253,0

3o3,35 381,71 529,Ol 404,66 346,62 369,62 446,28

Glucohexitcitronensaures Magnesium lOproz. 10 ccm intraduodenal:

Se. 4,6 18,49 40,0 92,5 ]337,22 328,281377,22 42o,78 St. 8,99 19,76 209,79 222,0 ]204,88 247,281414,67 469,28

Oliven61 10 ccm intraduodenal:

Gr. i 3 , i i 164,o8 74,0 202,0] 93,89 194,91 167,89 369,91 Pe. 7,41 15,64 57,0 422,0 ] I7,I4 197,71 74,I4 669,71

Decholgn 10proz. 5 ccm i. v.:

Sch. 8,99 19,42 302,05] 337,5] 35,I5 43,83 337, 20 381,33 Ro. 6,46 21,9 35,0 75,0. 42,22 65,03 77,22 14o,o3

Synthobilin 2 ccm i. m. :

Un. 3,93 IO,26]I1O,O 196,o] 42,4 196,2 152,4 ~ 392,20 Su. 8,0 15,33] 62,5 97,5 ] 45,6214oo,29] IO8,I2 497,79 We. 16,6 21,7 182, 5 212,o] 80,471 92,3I~262,97 304,31 Ew. 3.43 21,o2 77,5 167,5 [ 242,861238,3I ] 320,36 405, 81

abe r nie e inen pos i t i ven 13efund e rha l t en . B e m e r k t sei jedoch, dab die f r t iheren A n s i c h t e n yore vSll igen F e h l e n der Gal len- sguren im n o r m a l e n B l u t e d u r c h die B e f u n d e y o n CItARLET sowie GIORI)ANO u n d LEvi uns i che r geworden sind. L e t z t e r e A u t o r e n g a b e n f ibr igens a u c h die t~Lgliche Gallensgtureaus- s che idung m i t den Faeces m i t 7 5 - - 1 5 o m g an, eine Menge, die naturgem~tB bei F e t t k o s t d u r c h v e r m e h r t e Chole insgure- b i l d u n g s t a r k zurf ickgeht .

Bei B e t r a c h t u n g tier aufgeze ig ten Z a h l e n w e r t e lgBt sich also sagen, dab bei unse r en F~tllen die W e r t e ftir Chols~ture yon 25 his 302, fiir Desoxycbo l sgure yon 17 bis 37 ~ u n d ffir Gesamtga l l ensgu re yon 74 bis 414 r ag% s c h w a n k e n , d. h. es e r g i b t s ich ein D u r c h s c h n i t t s w e r t yon e t w a 265 m g % G e s a m t - ga l lensgure im Duodena l sa f t . N a c h V e r a b f o l g u n g de r ein- ze lnen Cholere t ica l iegen die e n t s p r e c h e n d e n W e r t e fiir die G e s a m t g a l l e n s g u r e n zwischen 14o u n d 521 m g % , d. h. i m D u r c h s c h n i t t e twa bei 400 m g ~

Die von uns g e f u n d e n e n W e r t e bewegen sich e twas n iedr i - ger als die wen igen b i she r b e k a n n t e n A n g a b e n yon ROSEN- THAL u n d ZIMMER, die n a c h d e m g a s o m e t r i s c h e n V e r f a h r e n v o n FOSTER u n d HOOeER fl i t Gallens~ture W e r t e yon 15o bis 12oo m g % i m D u o d e n a l s a f t a n g a b e n . A u c h ROSENTHAL u n d FALCKENHAUSEN f a n d e n m i t e igener M e t h o d i k 45 o - 1300 m g % Ga l l ensguren im Duodena l s a f t .

W e l c h e Schltisse lassen sich n u n aus den g e f u n d e n e n Gallens~Lurewerten z iehen? Aus de r F a r b e des Duodena l s a f t e s lassen sich n a c h Aus l6 sung des Ga l lenb lasenre f lexes b e d i n g t e Rfickschlfisse au f den 13i l i rubingehal t ziehen, n i c h t j e d o c h auf den Ga l l ensguregeha l t . g s b e s t e h t ke ine gesetzm/il3ige Paral lel i t~t t in t ier B i l i rub in - u n d Ga l l ens / iu reaussche idung in das D u o d e n u m . Das Verh~ l tn i s Chols~ture zu Desoxycho l - sgure im Duodena l sa f t , das DOUmLET m i t I : I ang ib t , u n t e r - l iegt j edoch e rheb l i chen S c h w a n k u n g e n . H i n s i c h t l i c h der v e r s c h i e d e n e n a n g e w a n d t e n Chole re t i ca e r g a b e n sich qual i - t a t i v g le ichar t ige E f fek te m i t z u m Tell sehr deu t l i chen U n t e r - scb ieden in q u a n t i t a t i v e r t t i n s i c h t . W e n n wir unse re u n t e r - s u c h t e n F~lle, die tells ga l l engesund u n d tells f iber t yp i s che G a l l e n b e s c h w e r d e n k lag ten , f iberprf ifen, so s te l len wir lest , dal3 kein mel3bar erfal3barer U n t e r s c h i e d h in s i ch t l i ch de r

Page 2: Über den Gallensäure- und Bilirubingehalt des Menschlichen Duodenalsaftes

1004 v. ENGEL, H i r n h a u t e n t z f i n d u n g . Klinische Woehenschrit t

Gallens~iure- und Bi l i rub inaussche idung mi t dem kl inischen Beschw erdekomplex bes teh t . Obwohl es sich bei der Gallen- s / iu reprodukt ion um ein spezifisches P r o d u k t der Leberzell- t / i t igkei t handel t , so haben bisher doch die Hof fnungen ge- trfigt, durch q u a n t i t a t i v e Er fas sungen der Gallens~iuren in ihrer Gesamthe i t oder in Tei l f rakt ionen diagnost ische iRfick- schlfisse z iehen zu k6nnen, was berei ts t~PPINGER be tonte . SchlieBlich sei festgestel l t , dab t ro tz wei terer me thod i scher Vere in fachungen die chemische B e s t i m m u n g der Gallensfiuren noch i m m e r re la t iv schwierig und ze i t r aubend ist und daher in die normale klinische Labora to r iums t / i t igke i t kaum Eingang l inden wird.

Z u s a m m e n / a s s u n g : Gesunde und Menschei1 mi t typ i schen Cho lecys topa th iebeschwerden wurden hins icht l ich ihres Gal- lens~ture- und Bi l i rubingehal tes im Duodena l sa f t vor und nach E ingabe yon Gal lenre izmi t te ln un te r such t . Zahlen- mgBige Untersch iede , die d iagnost i sche I{fickschlfisse erm6g- l ichten, e rgaben sich nicht . Nach verg le ichenden method i - schen U n t e r s u c h u n g e n wurden B i l i rub inbes t immungen im Duodena l sa f t nach JENDRASSIK-GRoF und die Gallens/~ure- b e s t i m m u n g e n (Chols/iure, Desoxycholsgure und Gesamt- gallensgure) in An lehnung an die Vorschr i f ten von DOUBILET durehgeff ihr t , wobei die color imetr i schen Methoden durch den p h o t o m e t r i s c h e n B e s t i m m u n g s g a n g vere in fach t und be- sch leunig t wurden.

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E P I D E M I E N VON S E R O S E R H i R N H A U T - E N T Z U N D U N G IN K A S S A UND UMGEBUNG.

V o n

Pro f . RUDO]F v. ENGEL. Aus der Abteilung for Inhere Krankheiten des kgl. uug. Krmlkenhauses lit I,:ab~a

(Oberarzt: RUDOLF YON IgN(iEL).

Wie in alien Teilen unseres Landes und Mit te leuropas i ibe rhaup t t r a t auch in Kassa und Umgebung eine Ep idemie von Hirn- und Rf i ckenmarken t z t i ndung auf, deren Vorl~tufer wir in einzeln ze r s t r eu ten F~illen berei ts zu Beginn des Jahres

939 Ies ts te l len konn ten . In der S t a d t Kassa und in1 K o m i t a t Abau j to rna , yon wo in unser I~rankenhaus in f iberwiegender Mehrzahl das K r a n k e n m a t e r i a l e ingel iefer t wird, ve ru r sach te diese Ep idemie in sgesamt 133 E rk rankungen , in welcher Zahl n ich t nur die yon uns beobach te t en , sondern die gesamte gemelde te Anzah l der Fglle e n t h a l t e n ist. Auf demse lben Gebiet k o n n t e n wir gleichzei t ig auch eine zweite E p i d emi e yon H i r n h a u t e n t z f i n d u n g e n beobach ten , deren B e d e u t u n g je- doch vom gesundhe i t l i chen S t a n d p u n k t aus welt mi te r d e m

yon jener bleibt , denn bei dieser h an d e l t es sich durchwegs um E r k r a n k n n g e n , die ausnahms los aushei l ten. Dennoch b ie te t diese K r a n k h e i t um so m e h r In te ressan tes , als sie v ide , zum Tell noch ungel6ste F r ag en an den B e o b a e h t e r stellt . Das K ran k h e i t s b i l d bei dieser Ep idemie s t i m m t Init der heu t - zutage al lgemein sog. ser6se~ H i r ~ h a u t e n t z i ~ n d u n g s e p i d e m i e (Meningitis serosa epidemica) fiberein, welche berei ts im Jah re 1925 zuers t von dem skand inav i schen K i n d e r a r z t WALLGREN un te r dem N a m e n asept i sche H i r n h a u t e n t z f i n d u n g e rw~hnt wird.

WALLGR]~N, der seiner A b h a n d l u n g nur 3 F~tlle zugrunde ]egte, faBt die haupts~tchl ichsten Merkmale dieser K r a n k h e i t wie folgt zusammen :

i. Hef t ige r Beginn m i t t yp i schen E r sche inungen einer H i rnhau ten t z f indung .

2. En tz f indungse r sche inungen im Liquor, deren Grad ganz versch ieden sein kann.

3. Der Liquor erweist sich als steril sowohl auf Objekt - trfigern, als auch auf Ku l tu ren .

4. Gfinst iger Verlauf, kurze Dauer, keine Kompl ika t ionen . 5. Eine , .Krankhe i t su r sache" fehlt, sei es eine lokale Er -

k rankung wie Mi t te lohren tz f indung, SchXdelver le tzung oder eine akute oder chronische In fek t ionskrankhe i t .

6. E in epidemiologischer Z u s a m m e n h a n g m i t H i rnhau t - entzf indung, welche durch eine I n f e k t i o n s k r a n k h e i t bed ing t wird, fehl t vo l lkommen.

Obzwar die yon WALL~REN aufges te l l ten Fo lgerungen mehr-weniger A n d e r u n g e n er leiden mul3ten, h6ren wir aus allen Teilen der Wel t fiber solche Ep idemien . GUNTHER sammel t e aus d e m W e l t s c h r i f t t u m fiber die J a h r e 19o6 bis 1928 in sgesamt ioo Fiille. l~ber kleinere E p i d e m i e n ber ich ten BROWN und SYMMERS aus den Vere in ig ten S taa ten , STOOS aus der U m g e b u n g yon Bern, HAESSLER aus Leipzig, ECK- STEIN aus Dfisseldorf. F a s t ohne A u s n a h m e be r i ch ten alle ausschlief31ich fiber E r k r a n k u n g e n bei Kindern . SCHNEIDER h a t als ers ter bei 24 E r w a c h s e n e n ein solches Krankhe i t sb i l d beobach te t . Bei uns wird eine Ep idemie zuers t yon BER- KESSY erw~ihnt, der im Somnaer 1931 in Szeged io E r k r a n k u n - gen, in der Mehrzahl bei E rwachsenen , beobach te t e . Eine gr6Bere Ep idemie t r a t in Debrecen auf, wo im Sommer 1935 DOLESCHALL und PAUL 31 Ffille bei E rwachsenen , im H e r b s t des gleichen Jahres und im darauf fo lgenden Frf ihl ing I~ULIN 16 bei I~indern fes ts te l len konnte .

Auch im Laufe des ve rgangenen Jah res h6 r t en wir fiber /ihnliche E p i d e m i e n ; die neues t en Ber ichte s t a m m e n aus dem Jahre 1 9 3 8 v o n H A L B R A N , L E N O R M A N D und RAYN.A*UD, LASSEN, STENDER, SCHNEIDER. Der Franzose IROCH und nachher GLATZEL berichten fiber eine ,,gfinstig verlaufende lymphocyt~ire Meningitis" und beschreiben damit ein im allgemeinen vollkommen fibereinstimmendes Krankheitsbild.

Kurz naehdem ich im Februar 1939 die Leitmlg der In- ternen Abteilung des Kassaer I(rankenhauses fibernommen hatte, fiel es mir auf, dab hier das yon \VALLGREN beschrie- bene l(rankheitsbild verh/iltnism~il3ig oft bei Erwachsenen zu linden ist. Gleichzeitig nahm dies auch KOSTYXL auf der l(inderabteilung wahr. Zu gleieher Zeit meldeten sieh auch schon die Vorl/iufer der heuer allgemein verbreiteten Epi- demie, (lie e r s ten F/ille yon Meningi t is cerebrospinal is epi- demica, l)en paral le len Ver lauf der iln Grunde und an Be- deu tuug so versch iedenen be iden Ep idemien zeigt zahlen- nl~il3ig nach Mona ten e ingete i l t die erste Tabelle, wo wir s~tmt- liche in I(assa und im I{omi t a t A b a u j t o r n a beobach t e t en FSlle wm Meningi t is cerebrospinal is epidemica, einschlieBlich derer, welche auf der I n t e r n e n und K i n d e r a b t e i l u n g unseres K ran k en h au s e s b e h a n d e l t wurden , ferner alle in unserem K r a n k e n h a u s auf den o b e n g e n a n n t e n be iden Abte i lungen v o r g e k o m m e n e n E r k r a n k u n g e n von ser6ser H i rnhau ten tz f in - dung aufgeze ichnet Iinden. Von den lO8 F~illen der Meningi t is serosa, die wir b e o b a c h t e t e n n n d bearbe i t e ten , s t a m m e n insgesamt 5 ~ aus Kassa, 54 aus dem K o m i t a t Abau j to rna , und nur 4 wurden aus den b e n a c h b a r t e n K o m i t a t e n in unser K r a n k e n h a u s eingeliefert . Diese hohe Anzah l der F~ille f iber t r i f f t n i ch t nur bei w e i t em die Zahlen der in unserem Lande b e o b a c h t e t e n Ep idemien , sondern n i m m t un te r den