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vel o sophie 01—2009 MAGAZIN für FAHRRADKULTUR G R AT I S ! RADELN IN DER EUROPÄISCHEN KULTURHAUPTSTADT LINZ09 www.rideagainstglobalwarming.at MIT RÜCKENWIND ELEKTRO-FAHRRÄDER ALLE FARBEN BIKES FOTOKÜNSTLERIN XENIA BLUHM AUSSTELLUNG FAHR _ RAD _ IN _ WIEN TOUR D’AFRIQUE RADABENTEUER VON NORD NACH SÜD www.velosophie.at

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Magazin für Fahrradkultur

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velosophie01—2009

M A G A Z I N f ü r F A H R R A D K U LT U R

GRATIS!RADELN IN DER EUROPÄISCHEN

KULTURHAUPTSTADT LINZ09

www.rideagainstglobalwarming.at

MIT RÜCKENWINDELEKTRO-FAHRRÄDERALLE FARBEN BIKESFOTOKÜNSTLERINXENIA BLUHM

AUSSTELLUNGFAHR_RAD_IN_WIENTOUR D’AFRIQUERADABENTEUER VONNORD NACH SÜD

www.velosophie.at

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CONTENTS6 VELOREPORT BALORDA HEISST: DREI TAGE PARTY IN EINEM KLEINEN ORT NAHE MODENA10 VELOZINE NEUIGKEITEN, NÜTZLICHES UND WISSENSWERTES AUS DER WELT DES FAHRRADS16 VELOTALK EXKLUSIV-INTERVIEW ANLÄSSLICH DER AUSSTELLUNG FAHR_RAD_IN_WIEN MIT

HEINER MONHEIM, INITIATOR DER DEUTSCHEN „RADLUST“-KAMPAGNE 18 VELORIDE ELEKTRO-FAHRRÄDER MIT DEM PLUS VON MUSKELSCHMALZ UND RÜCKENWIND24 VELOSOPHER LUUD SCHIMMELPENNINK, „ERFINDER“ DES ÖFFENTLICHEN LEIHRAD-SYSTEMS26 VELOCITY EINE RADTOUR DURCH DIE EUROPÄISCHE KULTURHAUPTSTADT LINZ0932 VELOGARDEN FÜNF FAHRRÄDER FÜR STADT & LAND38 VELOGEAR DINGE, DIE WIR VIELLEICHT BRAUCHEN RUND UMS RADFAHREN40 VELOPAGES BUCHTIPP – GIB SPEICHE, ALTER! DIE FAHRRADGESCHICHTE IN GESCHICHTEN44 VELOTRAVEL 12.000 KILOMETER DURCH AFRIKA, VON KAIRO BIS ZUM KAP50 VELOART JANET BIKE GIRL, DIE KÜNSTLERIN MIT NUR EINEM SUJET: FAHRRÄDER 4 IMPRESSUM

FOTO: EVA REINBACHERCOVER-ART: RALF HAUSER

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FRÜHSOMMER, SONNEFAHHRADFREUDE!Velosophie präsentiert euch in ihrer ersten Ausgabe2009 zum vierten Mal die feinsten Seiten des Fahr-radfahrens. Wir haben Fahrradkultur ernst genom-men und dabei den Spaß nicht vergessen, als wirgemeinsam mit Flip von Texta die Europäische Kultur-hauptstadt Linz im schönsten Sonnenschein beradelthaben (S.26). Wir zeigen euch eine einmalig unter-haltsame Verknüpfung von Lebensfreude, Italianitáund Bicicletta mit unserem Foto-Potpourri vom Lam-brusco-getriebenen Festival Balorda bei Modena (S.6).Und wir nehmen euch mit unter die sengende SonneAfrikas, wenn wir die kanadischen FilmemacherBenny und Brian auf die Tour d'Afrique begleiten(S.44). Dem hochaktuellen Trend der Elektro-Bikeshaben wir artistische Seiten gegeben (S.18), undXenia Bluhm hat Fahrräder zum Blühen gebracht(S.32). Darüber hinaus findet ihr bunte Neuigkeiten,farbenfrohe Räder und stylishe Accessoires, eben dieVielfalt der faszinierenden Radwelt da draußen.

„Wessen Straßen? Unsere Straßen!“

So lautet einer der Slogans, den RadaktivistInnen seitJahrzehnten weltweit auf den Lippen tragen, wennsie mit der örtlichen Critical Mass den urbanen Raumfür Fahrräder einfordern. Dem Fahrrad als klügstem,saubersten, schnellsten und most sexy Stadtvehikelgebührt mehr Verkehrsfläche, Koexistenz ist das Zau-berwort und die Fahrradstraße die realpolitische

Umsetzung. Zumindest in den Alltagsradler-Nationenwie Dänemark und Deutschland. Darauf weist auchHeiner Monheim, hauptberuflicher Radlust-Zampano,im Velosophie-Interview (S.16) hin. Utopie im kleinenÖsterreich? So schien es auch uns Velosophen bis vorkurzem. Vereinzelt wagten Radlobbyisten dieses Wortin den Mund zu nehmen, staunend blickten sie aufFahrbahnen jenseits unserer Grenzen, auf denenFahrräder Vorrang und Tempoführerschaft genießen.Doch plötzlich öffnen sich die frühlingshaften Fensterder Gelegenheit weit, Verkehrspolitiker des Städte-bundes fordern öffentlich die österreichweite Veran-kerung von Fahrradstraßen in der StVO, die Abschaf-fung der Radwegbenutzungspflicht obendrauf. Solldas ein Mailüfterl bleiben? Das denken wir nicht, auchin manche Ministerien öffnen sich dafürschon Ohren. Stellt euch das vor, frühsom-mersonnenbeschienene Fahrbahnen fürdas Fahrrad in eurer Stadt!

Daher unsere Velosophie-Forderung:Fahrradstraßen für Österreich!

VELOSOPHIE, MAGAZIN FÜR FAHRRADKULTUR Postanschrift Grienauergasse 6, A-2380 Perchtoldsdorf, +43/1/8650404–0, Fax +43/1/8650404–15,Internet: www.velosophie.at Herausgeber Wolfgang Rafetseder Chefredakteur Alec Hager Redaktion +43/1/8650404–21, [email protected], Hubert Hager, Lisi Hager Velosophie-Autorinnen und -Autoren Johannes Pepelnik, Rupert Streiter, ARGUS Steiermark. Fotos ARGUS Steiermark, Christian Fürth-ner, Christoph Haderer, Kurt Pinter, Eva Reinbacher, Brian Vernor, Rene Wallentin, Benny & Christian Zenga, Andrew Zöchbauer Art Josephine Ahnelt, Janet Attard,Xenia Bluhm, Lisa Fail Art Direction & Design Ralf Hauser Produktion Gottfried Paurnfeind. Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH., Grienauergasse 6,A-2380 Perchtoldsdorf. Geschäftsführung Wolfgang Rafetseder, Hubert Hager (Verlagsleitung) Assistentin der Geschäftsführung Mariella Bleimuth Druck Ley-kam, Let’s Print, A–7201 Neudörfl. Velosophie erscheint 2009 zweimal OFFENLEGUNG GEMÄß § 25 MEDIENGESETZ Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH., Sitz Perchtoldsdorf Geschäftsführer Wolfgang Rafetse-der Gegenstand des Unternehmens ist der Verlag und die Herausgabe von Zeitschriften. Gesellschafter Wolfgang Rafetseder, Wien, mit einer Beteiligung von80 %, Mag. Clemens Reinöhl, Wien, mit einer Beteiligung von 20 % Grundlegende Richtung der Zeitschrift Magazin für Fahrradkultur

t e x t ALEC HAGERChefredakteur Velosophie. Ursprünglich als Autonutzerim oberösterreichischen Mühlviertel sozialisiert, wurdenihm die ökologischen, ökonomischen und sozialen Vor-teile des Radelns in der Großstadt und bei zahlreichenRadreisen klar. Nun legt er seine Wege in Wien mit Fahr-rädern zurück – davon hat er ja (nie) genug – und widmetsich Fahrradkultur und Fahrradpolitik in allen Facetten

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Ich bin die Fahrradboten, die jeden Schleichweg kennen, und der Mountainbiker, der beim Abendessen kaum noch sitzen kann.Ich bin die Gondler auf den Hollandrädern, an deren Lenker ein Leinenbeutel mit Lauchstangen und einem Baguette hängt.Ich bin die Einradfahrer in den Parks, denen die Kinder nachlaufen,und die Flitzer auf den Liegerädern, die man belächelt und insgeheim beneidet.Ich bin die E-Biker, die bei Steigungen nicht schwitzen,und die Kleinen auf ihren Laufrädern, die noch nicht wissen, worauf sie als Große radeln werden.

Ich bin velosophie.Wegen jeden von ihnen.

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LAMBRUSCO,ITALIANITA,BICICLETTA LA POPULARISSIMA DELLA BALORDA: DREI TAGE PARTY IMZEICHEN AUSGELASSENER FAHRRADFREUDE

f o t o s BALORDA.BIZ

t e x t ALEC HAGER

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Jahr für Jahr Ende Mai versam-meln sich für drei Tage in einemkleinen Ort in der Nähe Mode-

nas, Sozzigalli, über tausend jungeItalienerInnen, um sich einemziemlich ausgelassenen Treibenhinzugeben. Fantasievoll arrangier-te Fahrräder und bald ziemlichderangierte Kostüme spielen dabeieine zentrale Rolle. Mitwirkenddabei: hunderte Liter Lambrusco,zahllose Kessel voller Bohnenein-topf und ein sinnstiftendes Motto.2007 wars „Rot“, 2008 „B“, heuerist es „Volante“ – Fliegen. Und, ja,eine gewisse Abgehobenheit kannman dem Event nicht absprechen.Den strukturellen Rahmen bildenein eher kurzes Radrennen, bei demniemals der Erste gewinnt; Kostüm-

wettbewerbe, die weitaus mehrHingabe erlangen; Konzerte, Tanzund Trinkspiele.Velosophie hat Lucailmatto, einender vier glorreichen Urheber desrabiaten Spaßes, zu dessen Entste-hung befragt. Schon 1992 hatten erund drei Freunde zu später Stundedie Eingebung, sich in die Geschich-te ihres Heimatortes einzuschrei-ben. Anlass war das jährlich amPalmsonntag stattfindende, semi-professionelle Fahrradrennen„Popolarissima delle Palme“ inCapri, Emilia Romagna. Das Gegen-teil von lustig, fanden die Jungs –also: besser machen! „Warum soll-ten wir nicht das allerschrägsteund extravaganteste Radrennendieser Gegend organisieren, einfach

für unsere Freunde? Ein Rennen,wo der Sieger verliert, wo EnergyDrinks verboten, aber Wein undSchweinebraten verpflichtendsind? Wo niemand professionelleRäder verwenden darf, nur alte,kaputte, verrückte?“ Sie hielten die-se Idee für großartig und tauftendas Spaßprojekt nach ihrem Gegen-bild und dem italienischen Begrifffür Dummheit „Popolarissima dellaBalorda“. So begann die Geschichte.Fast zwei Jahrzehnte später hatsich an dem Grundgedanken weniggeändert, die Intensität des Amuse-ments hat eher zugenommen undmit der Bekanntheit des Festesauch die Besucherzahl. Balordarocks, soviel ist sicher. Iiiiauuu!Webtipp: www.balorda.biz

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GLOSSARIO DI BALORDAZENTRALE BEGRIFFE DES UNBEGREIFLICHEN

Balorda: italienisch für Tölpel, Gauner, Dummkopf

Idea Balorda: italienisch für Schnapsidee

Iiiiiau!: Soviel wie Juhuuu! Ausruf der Freude, Losungswort der Balordisti

Scuciol: Traditionell zwischen erster und zweiter Rundedes Balorda-Rennens vollführter Tanz, bei dem zuschneller Musik gerockt wird, bei Verlangsamung desRhythmus aber plötzlich alle am Boden herumkugelnmüssen. Laut Lucailmatto kein Zeichen von Wahnsinn

Lambrusco: Perlender Wein aus der Region Emilia-Romagna, deraus der roten Rebsorte gleichen Namens gekeltert und fast zurGänze bei der Balorda vernichtet wird. So scheint’s zumindest

Kilometro Lambruscato: Der Wettbewerb, bei dem oben genannterSaft vergeudet wird – einen Kilometer auf einem wackligen Home-trainer radeln, dabei einen Liter Lambrusco aus einer Schweins-blase trinken. Auf der Hauptbühne. Rekord: 50,96 Sekunden.

Millecinquecento: 1.500. Die Zahlder erwarteten Mitfeiernden 2009

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Velo-Rap am StaRtNach Binder & Krieglsteins „Fahrradlied“ steht Österreich der nächste heiße Rad-Hit ins Haus: Skero von der Linzer Hip-Hop-Zentrale Texta und Rapper Kamp aus Wien haben gemeinsam den Fahrrad-Rap getextet! Die Nummer erscheint im Juni, Velosophie war mittendrin beim Video-Shooting in den Epizentren der Wiener Bike-Community. Vom Scraper-Bike über Beach-Cruiser zum Tall-Bike ist alles dabei, gedreht wurde bei der Criti-cal Mass, vor der Bike Kitchen und im Strizzi-Mekka des Wurstelpra-ters. Regisseur Nicholas Platzer und Kameramann Andrew Zöchbauer stellen uns Bike-Posing allererster Güte in Aussicht. Hot Shit, die neue Bike-Community-Hymne! Wie heißt’s so schön in den Lyrics: „Loser stehn im Stau, jeder Platz ist zugeparkt. Wir ziehn vorbei. Bye Bye. Hup, du Arsch!“

Nur mehr hundertmal schlafen, dann ist’s wieder so weit: Das International Bicycle Film Festival kommt zum dritten Mal nach Wien! Der Termin ist bereits fixiert: 17.–20. September. Im Rennen um die Location liegen weiter-hin Strandbar Herrmann und Urania Kino in Front, nach der Riesensause letzten Jahres auf dem Badeschiff er- warten wir auch heuer dort eine ent-sprechende Party. Und der Bike Fun am Donaukanal mit Faltradrennen, Tall Bike Jousting und Alleycat ver-spricht einiges. Ahja – Filme werden auch gezeigt! Rund ums, mit und übers Rad. Zahlreiche Kurz- Lang- und Dokumetarfilme, Neuerscheinun-gen aus aller Welt. Fixtermin! www.bicyclefilmfestival.com

Nachhaltig durch Mitteleuropa25 junge RadlerInnen aus 5 EU-Ländern fahren in 30 Tagen von der Adria in den Donauraum und weiter in die ungarische Ebene. Die bunte Truppe passiert dabei Ljubljana, Linz, Wien, Bratislava und Budapest. Workshops zu Energieversorgung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit stehen auf dem Programm, Kulturaustausch und Eventerlebnisse sind stän-dige Begleiter. Das ist die Green Bikes for Peace-Tour, die diesen Sommer von 28. Juni – 7. Juli Öster-reich durchquert! Die Teilnahme ist für 25 junge Menschen nicht nur kostenlos, sondern während der Tour stehen auch Unterkunft und Verpflegung gratis zur Ver-fügung. Anmeldungen unter [email protected], Tourweb-site: www.greenbikesforpeace.eu Velosophie fährt mit!

Soundanlage mit Bike-Powerplant immer dabei!

Roland Düringer war mit von der Rap-Partie

Kamp und Skero in Poser-Action

Bicycle Film FeStiVal Vienna ’09

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Bullitt: leicht. poppig. laStenRad.Bis vor kurzem hat man mit Lasten-rädern vor allem eines assoziiert: Gewicht. Nämlich Eigengewicht, das nötig ist, um Fremdgewicht befördern zu können. Jetzt ist das anders: Das Bullitt ist da! Und wieder haben die Dänen – ohnehin das Land der All-tagsradlerträume – der Fahrradwelt die Augen geöffnet. Aus Kopenha-gen kommt das chice, leichteste Lastenrad unter der trägen Sonne Europas! LarryVsHarry, ambitioni-erte Newcomer im nordischen Pro-duzentensegment, haben gute alte Ideen, moderne Rahmenbauweise und poppige Designvorstellungen zu einem frischen Flitzer vermengt, der locker die neue Waschmaschine nach Hause transportiert. Die Rahmenform basiert auf dem Klassiker „Long John“, der seit den 30ern unverändert gebaut wird. Neu: der leichte Alurahmen in Oversized-Bauweise, der das Rad auf 24 kg

Eigengewicht reduziert. Und was ist dieser Rahmen schmuck! Erhältlich in zehn frischen Farben, mit Ikonen der Populärkultur geschmückt und markanten Namen versehen. Sei’s das Clockwork in Orange mit Che’s Konterfei, das RED, auf dem Elvis die Hüften schwingt, oder das Little Boy in Pink. Jawohl, p-i-n-k. Mit Albert Einstein als Bordmaskottchen! Dann gäb’s das weiße Milk, das gelbe Chuck, das grüne TNT … alle aus-gestattet mit SRAM 7-Gang-Nabe und hydraulischen Front-Disc-Brakes. Das Bullit lässt sich sowohl leer als auch beladen sicher durch den Stadtverkehr führen, ist nicht viel breiter als jedes gängige Fahrrad und zieht alle Blicke auf sich. Nutz-fahrzeug? Fahrradwonne pur! Und auch dadurch der perfekte Auto-Ersatz. Wie lautet der Slogan von LarryVsHarry so schön: You will not be able to stay home, brother!www.larryvsharry.com

Wien Fixt dichHipper und urbaner fährt’s nicht: Fixies, die starr angetriebenen Bahn-Rennräder, vom Rennsport entlehnt und bremsenlos von US-Fahrrad-boten auf die Straße gesetzt, stellen weltweit den Modehype schlechthin dar. Von San Francisco über New York nach London und Tokio breitete sich der Virus aus. In Berlin droht die Polizei nun schon damit, jedes Fixie sofort zu beschlagnahmen. In Wien hingegen eröffnet endlich der erste kleine Store für Costomized Fixed Gear Bikes, passende Klamotten und Vintage-Rennräder. Mitte Juni wird’s so weit sein: Zieglergasse 78, 1070 Wien, Infos auf www.fixdich.at

Etwas Besonderes muss Linz an sich haben, außer natürlich dem Status der Kulturhauptstadt: Unregelmäßig werden grüppchenweise Fahrräder in die freie Wildbahn entlassen. Im Dezember letzten Jahres verteilte Hannes Plank mit seiner Initiative „Das Freie Rad“ gebrauchte, repa-

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rierte Räder im Stadtgebiet zur freien Benutzung, unabgesperrt, aber mit Vornamen versehen. Mitte April wiederum fanden sich plötzlich neonfarbig lackierte Free Bikes am Linzer Hauptplatz. Die Grün-Alter-native Jugend GAJ hatte alte Räder aus Kellerabteilen befreit und an die Luft gesetzt, ebenso zur kosten-und schlüssellosen Benutzung. Selbe Idee, englischer Name: freebikes.at. Velosophie is very amused.

Stadt der freieN räder

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velosophie.atFAHRRAD_KULTUR_COMMUNITY

Hier findest du aktuelle BlogArtikel des Velosophie-Teams, Fotos und

Videos, Radfreunde und Velosophinnen aus ganz .at!

Der junge Blog für Fahrradkultur.

Die österreichweite Web-Plattform der Urban Bike Communities:

Sei dabei, blogge mit, trag dich ein & stell dich rauf!

www.velosophie.at

filMtippRückenWinddeutschland 2009, Jan KrügerAuf einem Rad-Ausflug in die Wälder Brandenburgs gehen zwei junge Män-ner Schritt für Schritt verloren. Dafür fin-den sie einander – ihre Körper und ihre Phantasien. Je tiefer Johann und Robin in die Wälder Brandenburgs vordringen, desto eigenartiger verläuft ihr Aben-teuer. Räder gehen verloren, Karten helfen nicht weiter, und beide lernen sich in ihrer Beziehung von einer neuen Seite kennen. Johann und Robin nehmen die Herausforderungen sportlich, lassen sich treiben und werden schließlich in einem alten Bauernhof gastfreundlich aufgenommen. Eine magische Zeit zwi-schen Ausflügen und Erzählungen, Flirts und Spielerei beginnt. Rückenwind ist eine Sommerreise- geschichte mit leichtem Gepäck, radelndes Roadmovie und homosexuel-ler Entwicklungsroman zugleich. Der sensible Debutfilm von Jan Krüger lief soeben im Wettbewerb von Crossing Europe in Linz, Velosophie erwartet ihn bald in weiteren Programmkinos.

critical MaSS VieNNa zieht uMCritical Mass (CM), die weltweite, bunte, fröhliche Massenradfahrt, ist mittlerweile auch in Österreich festes Element der Bike-Szene. In Wien fahren regelmäßig mehrere hundert RadlerInnen über Gürtel und Ring, um urbanen Raum für Fahrräder zu fordern. Auch in Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck und Wiener Neustadt werden es immer mehr. Aufgrund der beengten Platz-verhältnisse auf dem traditionellen Treffpunkt am Margaretenplatz startet die CM in Wien heuer vom Schwarzenbergplatz, zuletzt im April sogar unter Begleitung einer 16-köpfigen französischen Big Band. Dort sollte auch eine Tausend-schaft gemütlich auf den Start wart-en können! Velosophie ist gern mit von der Partie. Mehr Infos unter www.criticalmass.at.

Big Band macht Dampf: Critical Mass on the Road!

Roadmovie mit Magie und Rückenwind

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Dr. Johannes Pepelnik ist Rechts anwalt in Wien. Im Rahmen seiner Tätigkeit beschäftigt er sich u.a. mit Fragen des Radrechts und hat u.a. einen Radberater zum Thema Radrecht publiziert

Informationen und Händlernachweis für Österreich: SAIL+SURF GmbH | 4822 Bad Goisern am Hallstättersee | Tel.: 06135 20633-0 | offi [email protected] | www.sailsurf.at

MERIDA CITY 7 ELECTRIC:Die neuen Merida Electricbikes leiten eine neue Ära ein

Weg von den Alt-Herren-Rädern mit Zusatzmotor, hin zu einer neuen, ei-genständigen Fahrzeugklasse. Weg von den Fahrrädern mit Hilfsantrieb hin zu modernen Vehikeln, die den steigenden Anspruch an Funktionalität und edlem Design erfüllen.

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Electric_180x120+3.indd 1 15.05.2009 11:20:18 Uhr

Wertes Expertenteam,zuerst einmal herzlichen Glück- wunsch zum Magazin.Für Eure nächste Rubrik Rad & Recht hätte ich eine besonders knifflige Verkehrssituation zur Klärung:Darf ein Radfahrer eine als Einbahn gekennzeichnete Wohnstraße gegen den Verlauf der Einbahnrichtung durchfahren, auch wenn keine Zusatz-tafeln angebracht sind, die Rad-fahrern ein Befahren der Wohnstraße gegen die Richtung der Einbahn-straße erlauben?

Ja, in Wohnstraßen ist das Fahren ge-gen die Einbahn auch ohne ausdrück-liche Beschilderung erlaubt.

Mir passiert es nämlich immer wieder, dass mich Autofahrer in einer eben solchen, relativ engen Wohnstraße schneiden und beschimpfen, wenn ich diese gegen die Einbahnrichtung durchfahre. Einmal wurde sogar

eine Polizistin Zeugin eines solchen Vorfalls. Sie ließ den Autolenker weiterfahren und wollte mich schon anzeigen. Auf meinen Einwand hin, dass Radfahrer meines Fahrschul-Wissens nach in einer Wohnstraße auch ohne ausdrückliche Ausnahme-hinweise gegen den Einbahnsinn fahren dürfen, war sie verunsichert und erwiderte, dass, wenn dies auch erlaubt sei, ich aber in einer Wohnstraße auch als Radfahrer nur zu fahren, niemals aber durchfahren dürfe. Auf eine Anzeige verzichtete sie zwar, dennoch glaube ich nicht, dass ich mich im Unrecht befinde.

Stimmt, aber die Schulung der Exeku-tive ist in Bezug auf das Fahrrad- Recht nur sehr rudimentär ausgeprägt.

Viel Erfolg beim Knacken der Nuss.

Paul Nimmervoll

Knack.

eine gRoSSe Runde„Wir fahren lieber mit dem Fahrrad durch Usbekistan als mit dem Porsche ins Büro.“ Das ist ein Wort! Christoph und Katharina aus Wien haben eine größere Runde vor, näm-lich die Grand Tour. Bis Mai waren sie WerbetexterInnen, jetzt sind sie für ein Jahr nur RadfahrerInnen, auf dem Weg nach Asien. Zeit- und standes-gemäß berichten die beiden auf ihrem Blog www.grandtour.at von der Reise. Velosophie wünscht guten Trip!

beantwortet von Johannes PePelnik

Die Velosophie-Serie beantwortet häufig gestellte Fragen zur rechtlichen Situation von RadfahrerInnen im Straßenverkehr

Rad & Recht

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fossil fool on Stage

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Velo-city, die europäiSche rad-hauptStadtDie EU-Hauptstadt Brüssel war Mitte Mai für vier Tage das europäische Zentrum von Fahrradpolitik und Bike-Lobbying. Die Velo-City Konferenz, weltweit die größte Versammlung ihrer Art, brachte über 800 Akteure aus allen Kontinenten zusammen. Velosophie war auch hier vor Ort und begeistert von den vorgetragenen Best-Practice-Beispielen. Portland schwärmte von seinen Bike Boule-vards, die Kleinstadt Houten von ihrer Autoverkehr verhindernden Stadtplanung, Groningen baut gerade ein Bike-Parkhaus für Tausende Räder, und Odense ist mit 35 % Rad-anteil eher unzufrieden. Wir hörten von den Maisons de Cyclistes in ganz Belgien, dem Radverkehrskommitée in München und dem erlaubten Rechts-abbiegen in Bordeaux. Bei Rot! Für Radfahrer! Darüber hinaus wurde die „Charta von Brüssel“ verabschiedet, die unterzeichnenden Städte beken-nen sich unter anderem zu einem Mindest-Radverkehrsanteil von 15%. Velosophie unterzeichnet gerne.

Lieber Sigi B. Friend!

Zum Schutz meiner Waden und Bein-bekleidung schreite ich täglich zu Maßnahmen, die nicht jedermanns Auge erfreuen und mir zudem ein streberhaftes Äußeres verleihen. Bin ich verklemmt, weil ich meine Hose mit einer Fahrradklemme zusammenraffe? Peta L.

Lieber Peta,

Wer klammert, ist noch lange nicht verklemmt! Trotzdem sollten wir in

deinem Fall ein wenig tiefer gehen. Vielleicht steckt hinter deinem Klam-merwunsch die Angst davor, schutz-los ausgeliefert zu sein oder sich gar eine Kettenschmierinfektion zu holen. Aber glaub mir, lieber eine Rad-klemme an der Wade als unter die Räder zu gelangen! Die verwendeten Klammermaterialien können von har-tem Metall über refl ektierendes Textil zu softem Latex bis zur heimischen Wäscheklammer reichen. Wähle doch selbstbewusst den Fetisch deiner Wahl. Damen könnten ihre Accessoires übrigens selbst nähen und hier weiteren Platz für textile Ver-wirklichung fi nden. Oder gleich zum Rock greifen und somit das Problem an der Wurzel packen … Einzig das männliche Stopfen von Hosenbeinen in Socken scheint mir als Cyclo-analyst sowohl aus ästhetischer als auch psychohygienischer Sicht be-denklich, in diesem Falle lass dir bitte im Vorzimmer einen Termin geben.

Zu guter Letzt: Manchmal braucht’s trotz aller Vorsicht auch einfach ein wenig Leichtigkeit im Leben! Dann reicht auch straffes Umkrempeln, eine Portion Selbstvertrauen und frischer Mut zur blanken Wade!

Damit wünscht dir traumhaftes Radelvergnügen:Dein Sigi Cycloanalyst

MuSiKaliSch beSchWiNgt Mit rad Das Bicycle Music Festival tourt heuer erstmals auch durch Europa: Bands on Bikes! Wie vieles Feine kommt die Truppe aus dem Raum San Francisco, die Bands tragen klingende Namen wie Fossil Fool und Ginger Ninjas und sie alle touren – mit dem Rad! Nicht nur das, werden die Konzerte des BMF nur mit fahrraderzeugtem Strom gespeist, pedalbetriebene Generatoren sorgen für den nötigen Rumms im Verstärker. Die Ginger

Ninjas beispielsweise haben gerade eine 5.000 km-Tour durch Mexico mit ihrem Pleasant Revolution Sound Sys-tem absolviert. 100% Bicycle Power! Am 20.6. in San Francisco, vielleicht bald in deiner Nähe: bicyclemusic-festival.com. Velosophie ist ganz Ohr.

dR. Sigi B. FRiend, cycloanalyStVelosophie gibt Rad auf der Couch

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RADLOBBY.AT versteht sich als unabhängige, bundesweite Plattform aller Vereine und Personen, die für ein radfahrfreundliches Österreich arbeiten. Diese stehen für eine Ab-kehr vom umweltfeindlichen, klima-gefährdenden, gesundheitschädli-chen Autozentrismus in Österreichs Verkehrspolitik und Verkehrsplanung sowie für eine Hinwendung zu nachhaltigen, umweltfreundlichen Verkehrsformen. RADLOBBY.AT fordert, dass das Fahrrad vollwertige verkehrspolitische Anerkennung und Förderung als nachhaltigstes Nahverkehrsmittel auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene erhält.

GRoSSeS PotenziAl füR DAS fAhRRAD BeiM einKAuf

Einkaufen wird verbreitet mit Autotransport gleichgesetzt. Zu Unrecht, wie eine Erhebung von ARGUS Graz, Teil von Radlobby.at, im Raum Graz gezeigt hat. Demnach würden nur 6 % der EinkäuferInnen vom Einkaufvolumen her wirklich ein Auto brauchen – tatsächlich waren aber 77 % mit dem Kfz unterwegs. Das Land Steiermark, Verkehrs-ressort, hat 2009 den Schwerpunkt „Einkaufen mit dem Fahrrad“ gesetzt.

Im Frühjahr wurden EKZ in Graz und Umgebung mit einer „Einkaufs-Road-show“ von ARGUS und „Bicycle“ besucht. Packdemonstrationen und Anhängertests sollten die Alterna-tiven mit dem Fahrrad näher bringen. Zwischenresümee von ARGUS Steiermark-Obfrau Heidi Schmitt: „Natürlich sind die kleinen zentralen Einzelhändler unsere natürlichen Verbündeten. Genauso Fakt ist es aber, dass sich die großen Kunden-ströme in der Peripherie bewegen,

und die wollen wir zum Teil auf das Rad bringen“.

Zu Beginn des Schwerpunktes hat ARGUS den KundInnen in den Einkaufswagen geschaut und so das Potenzial für das Fahrrad im Einkaufsverkehr abgesteckt. Das in seiner Deutlichkeit doch über-raschende Ergebnis: Nimmt man alle 1.635 beobachteten Einkäufe bei Lebensmittelgeschäften und Baumärkten in Graz und Graz-Um-gebung zusammen, ergibt sich ein Anteil von 6 % (!), bei dem ein Auto

Planungshandbuch RadverkehrMichael Meschik, Springer Wien new York, 2008

Das handbuch des Wiener BoKu-Pro-fessors Michael Meschik kann allen Akteurinnen und interessierten im Bereich Radverkehr und Planung nur wärmstens empfohlen werden. einerseits bietet es kompakte Argumentationsgrundlagen für die positiven effekte von Radverkehrs-förderung. Andererseits widmet es sich ausführlich moderner Verkehrs- planung im interesse des Alltags- radverkehrs. Das kann Österreich dringend brauchen!

unter dem Dach RADloBBY.At versammeln sich alle unabhängigen Akteure und Akteurinnen pro Alltagsradfahren in Österreich. hier in Velosophie finden sie ein forum für aktuelle radpolitische inhalte

Radlobby.at besteht aus ARGUS, ARGUS Graz, IG Fahrrad, Initiative Fahrrad OÖ,

Dinamo Wiener Neustadt und unabhängigen AkteurInnen. www.radlobby.at

wirklich benötigt wurde. Bei 10 % war kein Einkauf erkennbar, weitere 14 % hätten die Einkäufe im Radanhänger abtransportieren können. Die weit-aus größte Gruppe von 70 % jedoch waren Einkäufe, die auch bequem mit einem Fahrrad mit herkömm- lichem Korb hätten transportiert werden können. Ernüchternd war hingegen die tatsächliche Verkehrsmittelwahl: Fahrradanhänger war kein einziger im Einsatz. Das Rad wurde in nur 4 % der Fälle verwendet, zu Fuß kamen immerhin 19 %. Dominiert hat aber wie erwartet das Auto mit 77 %. Zu berücksichtigen sind natürlich die Witterungsbedingungen, die im Erhebungszeitraum (Ende Februar/ Anfang März) das Ergebnis sicher zum Nachteil des Radverkehrsanteils beeinflusst haben. Das Verkehrsressort hat außerdem einen Designwettbewerb ausge-schrieben, an dem Teams von FH Joanneum, Studiengang Industrial Design, und TU teilnehmen. Ziel ist es, eine kombinierte Einkaufswagen-Anhänger-Lösung zu entwickeln, die von der Handelskette Spar umge-setzt werden soll.

Text & Foto: ARGUS Steiermark

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radlobby-buchtipp

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„WIEN BRAUCHT MEHR RADLUST!“EIN EXKLUSIVES VELOSPHIE-INTERVIEW ANLÄSSLICH DER AUSSTELLUNG„FAHR_RAD_IN_WIEN“ MIT HEINER MONHEIM, INITIATOR DER DEUTSCHEN„RADLUST“-KAMPAGNE UND SPRACHROHR DES FAHRRAD-ENTHUSIASMUS

Heiner Monheim ist vielgefragter Redner bei Fahr-radtagen, Verkehrskonfe-

renzen und Radplanungskongres-sen. Mit Recht, transportiert derInitiator der Kampagne „Radlust“doch wie kein anderer Euphoriefürs alltägliche Radeln in die Konfe-renzsäle. Seine mit StudentInnender Universität Trier entwickelteImagekampagne „Radlust“ hat mitt-lerweile in über 100 Städten über600.000 BesucherInnen erreichtund findet europaweit Nachahmer(radlust.info). Er vertritt einenunbedingt hedonistischen Ansatzpro Fahrrad, versucht auf verkehrs-planerische Mängelkritik zu ver-zichten und hat so schon vieles fürden Radverkehr bewegt. Veloso-phie traf ihn in Wien, wo er alsEröffnungsredner der Ausstellung„fahr_rad_in_wien“ geladen war,zum Gespräch.

V: Herr Monheim, welches Potentialsehen Sie für Wien als Radstadt,was wünschen Sie sich für Wien?M: Ich bin hierher gekommen, umdas Thema Radkultur, Radlust –also die emotionale Komponente –stärker zu betonen. Mein Eindruckist, dass die Entscheidungsträgerdas verstanden haben. Mein Ein-druck ist aber auch, dass sich dieFahrrad-Befürworter am schwers -ten mit diesem Ansatz tun, weil sieseit langem die Finger sehr routi-niert in die Wunde der Infrastruk-turmängel legen. Man könnte aberin Wien schon heute locker dreimalmehr Radverkehr haben, wennman gut dafür werben würde! Auf

dem leisen Amtsweg muss mannatürlich etwaige Mängel kritischansprechen, an der großen Glockemuss man sehr viel mehr dafürwerben, damit Radverkehrzunimmt. Die Stadt hat optimaleVoraussetzungen in ihrer Sied-lungsstruktur – sehr kompakt, vielekurze Wege – und könnte den Rad-verkehrsanteil schnell auf 20 oder25 % bringen. Wenn der Wunsch„Ich will jetzt Rad fahren!“ zuransteckenden Geschichte wird,werden viele skeptische Leutekapieren: „Mensch, ich brauch dochnur aufsteigen und losfahren!“

Wien ist eine klassische Stadt desöffentlichen Verkehrs. Wo sehen Siehier Synergien für den Radverkehr?In Deutschland hat der öffentlicheVerkehr kapiert: Das Fahrrad ist einPartner, es gehört in den Umwelt-verbund, an jede Haltestelle gehö-ren Abstellanlagen. Mehr Fahrrad-verkehr nützt auch dem öffentli-chen Verkehr! Wenn es uns gelingt,über mehr Radverkehr wenigerAutoverkehr hinzukriegen, dann istdas gut für die Stadt! Gerade diejunge Generation ist – wenn dasFahrradimage nur ein bisschen ver-ändert wird – sofort dabei. Das

16 velotalk

i t v ALEC HAGER

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: RADLU

ST.IN

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macht doch Spaß, sehen Sie mal dievielen Hochschulen, wie da tausen-de von Fahrrädern rumstehen!Wenn die kritische Masse erreichtwird, dann wird das wie eine wohl-tuende, ansteckende Sucht.

Langsam greift dieser Virus inWien. Dennoch fehlen – geradeangesichts der leicht steigendenRadfahrzahlen – innovative Infra-strukturmaßnahmen, manbetrachte nur den mutlosen Ausbaudes Ringradweges …Ich habe sehr deutlich gemacht,dass ich kein Freund dieser klassi-schen Streifenstrategie bin. Manmuss sich fragen: Ist die Radwege-strategie die richtige, oder ist dochdie neue, innovative Strategie derFahrradspur auf der Fahrbahn fürdie Stadtgestaltung und die Ko -existenz der Verkehrsarten nochbesser? Oder hören wir auf, die Ver-kehrsräume in Streifen zu zertei-len? Also der Verkehrsberuhi-gungsansatz, Shared Space, Ko -existenz. Voraussetzung ist natür-lich, dass der Autoverkehr von derGeschwindigkeit her verträglichgemacht wird. Dann kommt manmöglicherweise auch da zu Lösun-gen, die nicht zu Lasten der Fuß-gängerInnen gehen. Irgendwann istklar: Das Fahrrad schwimmt im Ver-kehr mit. Wenn wir aufhören, Privi-legien über Spurmarkierungen zuvergeben, dann sehe ich hervorra-gende Chancen für den Radverkehr,wo es auch kein Problem ist, wennmal vier Rad Fahrende nebeneinan-der fahren. Klares Plädoyer:Zurückhaltung bei rein verkehrs-technischen Lösungen, mehr aufKoexistenz setzen und diese Ko -existenz gestalterisch unterstüt-zen. Die Straße als öffentlicherRaum, der für alle nutzbar ist. Wirbrauchen Raum für alle, dann gibtes auch Raum für Rad Fahrende.

Braucht Radverkehrspolitik mehrMut, auch in der Raumaufteilung?Ja, Mut in der politischen Kommu-nikation. Und man muss das nötigeGeld bereitstellen. Mir ist auch klargeworden, dass die Bundesregie-rung dringend den Rechtsrahmender StVO ändern muss. TypischesBeispiel: Die Fahrradstraße, dasbeste Koexistenz-Modell. Das isteigentlich ein Unding, dass es die inÖsterreich nicht gibt. Das müsstedringend geändert werden, auch

die Radwegbenützungspflicht. Dagibt es Nachholbedarf! Da mussman sich nur die Erfahrungen derNachbarländer ansehen, das lässtsich regeln. Eigentlich ist das Pipi-fax!

Am Ende des Gesprächs läutet dasMobiltelefon. Heiner Monheimerfährt, dass er soeben Großvatergeworden ist. Velosophie gratuliertals erste!

Im Rahmen des Themenschwerpunk-tes „fahr_rad_in_wien“ zeigt dieStadt Wien diese Ausstellung in derWiener Planungswerkstatt von 14. April bis 3. Juli. Hier können sichBesucherInnen über das Radwege-Angebot und die Serviceangebote fürRadfahrerInnen der Stadtverwaltunginformieren. Darüber hinaus bietetdie Ausstellung Tipps und Tricks zumsicheren Radfahren und die neuestenTrends im Fahrradbau. Für Gruppenwerden eigene Workshops zum The-ma „Sicherheit und Verkehr“ angebo-ten. Eine Service-Station steht bereit,um kleine Reparaturen am eigenenRad vorzunehmen.Während der gesamten Ausstellungs-dauer sind innovative Radmodelle,vom Faltrad übers E-Bike bis zuLastenrädern, gratis zum Test auszu-leihen.

Termine fahr_rad_in_wienNoch bis 3.7., Wiener Planungswerk-statt, 1.Bezirk, Friedrich-Schmidt-Platz 9; Öffnungszeiten: Montag bisFreitag 9–16 Uhr, Donnerstag 9–19Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertaggeschlossen; Eintritt frei

Diskussionsabende18. Juni, 17.30 Uhr„fahr_rad_in_wien: aber sicher!“ –Planungsstrategien und Sicherheit,Podiumsdiskussion

25. Juni, 17.30 Uhr„Öffentliche Leihfahrradsysteme inder Stadt“ – Potenziale und Grenzen,Podiumsdiskussion

Führungen durch die Ausstellung fin-den noch am 18. Juni und 25. Juni,jeweils um 16 Uhr, statt

Aktions-Donnerstage finden am 18.und 25. Juni, jeweils von 13 bis 19Uhr, statt. Dabei wird ein speziellesProgramm geboten: Radflohmarkt,Kurzfilme, Gratis-Fahrrad-Kodierungdurch die Wiener Polizei

FAHR_RAD_IN_WIEN

FOTO

: CHRISTIAN FÜRT

HNER

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18 velocity

Das elektrische

ElEktro-FahrrädEr habEn MuskElschMalz und rückEnwind sEriEnMässigEingEbaut, hElFEn hinwEg übEr stEigungEn und gEgEn schwEissgEruch –und FindEn Endlich auch hiErzulandE bEachtung

fotos kurt pinter

text WOLFGAnG rAFetSeDer

PeDal

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Das elektrische Zwischen Rad fahren und nicht Rad fahren gibt’s noch etwas: Elektro-Fahrrad fahren, zum Beispiel. Ein Hilfsmotor verleiht den radfahre-rischen Ambitionen Rückenwind, sei es, um längere Distanzen und gröbere Steigungen bewältigen zu können oder um nicht schweißge-badet im Büro anzukommen, was in manchen Jobs von Vorteil sein mag. Darüber hinaus bietet das E-Bike Menschen, die alters- oder krankheitsbedingt Fitness-Defizite

aufweisen, die Möglichkeit, über-haupt Rad zu fahren. All das sowie der wichtige Trend zu nachhaltiger Mobilität veranlasst bereits heute einige Länder, Städte, Gemeinden in Österreich, die Anschaffung eines Elektro-Fahrrads zu fördern, und laufend werden es mehr.Es herrscht hierzulande eine gewisse Aufbruchstimmung in Sachen Elektro-Fahrrad, zeitver-zögert gegenüber Deutschland und gegenüber skandinavischen Län-

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dern sowieso. Wer sich für E-Bikes zu interessieren beginnt, steht einer verwirrenden Vielfalt von Modellen, Leistungsangaben und einer un-deutlichen Grenzziehung zwischen Elektro-Fahrrädern und so genannt-en „Pedelecs“ (Pedal Electric Cycle) gegenüber. Dazu die bevorstehende Novelle des Kraftfahrgesetzes, von der keiner weiß, wann sie in Kraft treten wird, und die damit verbun-dene Anpassung an die EU-weite Regelung für Elektro-Fahrräder …Antworten im Schnelldurchlauf: Pedelec ist die Bezeichnung für ein Fahrrad mit Trethilfe durch einen Elektro-Hilfsmotor, wobei der Motor dann Leistung beisteuert, wenn in die Pedale getreten wird. In der Praxis ist das eine feine Sache. Ist ein Gasgriff oder -hebel vorhanden, der die Leistungsabgabe des Motors unabhängig von der Tretbewe-gung regelt, dann ist das Elektro-Fahrrad kein Pedelec (wobei’s auch hier Ausnahmen gibt, Stichwort Anfahrtshilfe). Momentan gilt ein Elektro-Fahrrad mit einer höchst zulässigen Leistung von nicht mehr als 400 Watt und einer Bauartge-schwindigkeit von maximal 20 km/h als Fahrrad, mit der Novelle werden 250 Watt den Grenzwert darstellen.Die auf dieser und den folgenden Seiten vorgestellten Elektro-Fahrräder entsprechen schon heute den Bestimmungen von morgen. Die Modelle von Diamant und Flyer sind lupenreine Pedelecs, der Beach-cruiser-Umbau von elektrobiker.atdarf ebenso als solches gelten, während das Modell von Merida auf elegante Weise Pedelec-System mit Gasgriff (Anfahrtshilfe auf Steil-stücken) kombiniert.

diaMant ZoUMa elite eE-Trekking von der chemnitzer Traditions-Fahrradmarke Diamant, die heuer 125-jähriges Jubiläum feiert. Für Stadt & Land, fl ott auf kurzen Wegen und komfortabel auf langen Fahrten. E 2.799,–www.diamantrad.com

Felt red Baron By eleKtroBiKer.atDas Baywatch Bike – ideal für den ausfl ug zur Strandbar, egal, ob am Meer oder mitten in der Stadt. Der Spezialist für Elektro-Fahrräder mit neu eröffnetem Shop in Wien 7 baut Fahrräder aller art auf E-Bike um, vorzugsweise aber Beachcruiser.Preis: E 2.398,–www.elektrobiker.at

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DEr ELEkTrISchE rEITErWer behauptet da noch, Elektro-Fahrräder seien nur etwas für Un-sportliche? Velosophie hat einen jun-gen Wilden zum Shooting eingeladen: Dominik Raab, wahrscheinlich einer der Besten seines Fachs (Mountain-bike-Trial), was er lieber bei Shows, Foto-Shootings und Filmaufnahmen („Flow“) als bei Contests („Stress“) unter Beweis stellt. Dominik machte gute Figur auf den Bikes (im Anzug von rotknopf, Oliver Schwarz, Wien 7, wir möchten Danke sagen für den Sup-port), die Bikes wiederum überlebten seine Behandlung. Zur Überraschung aller. Ein rundum fl owiger Tag.www.dominikraab.com, sehens-wert auch www.youtube.com/watch?v=zNuov4pqKPQ

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Vielerlei Statements zum Thema Elektro-Fahrrad, einem haben wir mit besonderer Aufmerksamkeit gelauscht: Martin Köck hat sich mit seinem kleinen Unternehmen elfKW am Rande des Karmelitermarkts im 2. Wiener Bezirk ganz auf den Umbau von Fahrrädern auf Elektro-Fahrräder spezialisiert. Er selbst bezeichnet seine Tätigkeit als „Umstellen“, und gemeint ist damit das Mobilitätsverhalten seiner KundInnen. „Zu mir kommen Leute, die bereits eine Orientierung in Richtung nachhaltiger Mobilität aufweisen. Aus deren Bedürf-nissen entwickeln wir gemeinsam ein Konzept, aus dem dann ein indivduell angepasstes Elektro-Fahrrad entsteht.“Das kann ein Lasten-Fahrrad sein, das MitfahrerInnen oder Transportgut Platz bietet (eines seiner Lieblingsthemen), ein ganz normales Fahrrad für die Wege des Alltags oder für Reisen oder aber auch, wie jüngst, ein Liegerad, dessen Umbau er dann als besonders reizvolle technische Herausforderung betrachtet.www.elfkw.at

Flyer i:SyStadt-Indianer des Schweizer Elektro-Fahrrad-Spezialisten. Schnell wie der Pfeil, wendig wie die Prärienatter, mit breiten 20 Zoll-Mokassins und lautlos sowieso.Preis: E 2.290,– (inkl. Beleuchtung, Schutzblechen u. Gepäckträger)www.flyer.ch, www.panchowheels.at

Merida eaSy Boarding electricBesonders komfortable Vari-ation zum Thema Elektro-Fahrrad, mit Einkaufskorb am Lenker zum Bio-Laden und weiter zum Picknick in den Park.Preis: E 1.299,–www.merida-bikes.com, www.sailsurf.at

DIE ELEkTrISchE MaSSEInhEIT

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Österreichs Wadeln radeln!

klima:aktiv

mobil

Mit Rad und Tat für unser Klima!

Niki BerlakovichUmweltminister

Fahren Sie Rad, wann und wo immer es geht. Radfahren ist „cool“, steigertdie Lebensqualität und schont das Geldbörsel. Egal ob im Alltag oder in der Freizeit, Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Mit dem Rad als gesunde Alternative zum Auto senken Sie die CO2-Emissionen. Gerade in der Stadt und für kurze Strecken ist das Radeln eine

echte Alternative zum Auto. Treten auch Sie jetzt rein für unser Klima. Danke!

KARIN GRUBER: ICH WADEL MIT!

Fahren Sie Rad, wann und wo immer es geht. Radfahren ist „cool“, steigertFahren Sie Rad, wann und wo immer es geht. Radfahren ist „cool“, steigertdie in der Freizeit, Sie leisten einen wichtigen in der Freizeit, Sie leisten einen wichtigen Mit dem Rad als gesunde Alternative zum Auto Mit dem Rad als gesunde Alternative zum Auto EmissionenEmissionen

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EIN RAD FÜR ALLE!ER STELLTE VOR MEHR ALS 40 JAHREN IN AMSTERDAM DIE ERSTEN ÖFFENTLICHEN LEIHRÄDER AUF. EIN GESPRÄCH MIT LUUD SCHIMMELPENNINK

Öffentliche Leihsysteme fürStadtfahrräder setzen sicheuropaweit durch und

beschleunigen die Etablierung desFahrrads als urbanes Verkehrsmit-tel #1. Dabei war das Wiener CityBike Trendsetter, Vélib Paris zeigtnun, wo es langgeht, und auch klei-nere Städte und Gemeinden sprin-gen auf den Trend auf. Velosophie traf einen Pionier dieserEntwicklungen zum Gespräch inWien: Luud Schimmelpennink hatteschon 1966 in Amsterdam die erstenöffentlich und kostenlos benutzba-ren Fahrräder platziert – Witte Fietswurden sie genannt – und arbeitetseither international an Verbesse-rungen von Leihsystemen für Fahr-räder und Elektroautos.

V: Sie gelten als Koriphäe und Weg-bereiter für Leihradsysteme welt-weit, wenn auch mit aktionisti-schen Wurzeln …?S: Ja, wir haben in den 60ern inAmsterdam begonnen, das „WitteFiets“ oder „Weiße Fahrrad“ alsAktion gegen Autos in der Innen-stadt. Es war eine Provokation: Wirhaben einige Fahrräder weißgefärbt und gesagt: Ok, jeder kanndas nun benutzen! Leider hatte diePolizei die Räder schnell wiederentfernt, das waren eben die 60er:Wir, die „Provos“, sahen uns alspolitische Akteure gegen jeglicheAutoritäten.

Das führte aber auch bei Ihnen zumMarsch durch die Institutionen, hinzur umweltfreundlichen Verkehrs-politik?

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i t v ALEC HAGER

f o t o s RENE WALLENTIN

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Ich war dann in den 70ern Abge-ordneter der Provo-Bewegung inder Stadtregierung Amsterdamsund habe gefordert, dass die Stadt10.000 Räder kaufen und derBevölkerung organisiert zur Verfü-gung stellen soll. Der Antrag endetemit einer(!) Pro-Stimme, damalswar Amsterdam radfeindlich undautofreundlich orientiert.

Heutzutage unvorstellbar! NachVersuchen mit Elektro-Auto-Syste-men haben Sie dann das erste Rad-leihsystem etabliert?Kopenhagen hatte unser Systemfür Räder adaptiert, mit Münzein-wurf, das gab aber Probleme. Dar-auf nahmen wir Chipkarten undstellten das System auf Elektronikum, das war der erste Schritt zuden Systemen von Wien, Paris undBarcelona. Netzwerke mit Zentral-computer und Entnahmestellen. JC Decaux hat unser System als dasbeste erkannt. Die erste Stadt, in

der es erfolgreich umgesetzt wur-de: Wien!

Was kann die Stadt Wien als Vorrei-ter nun verbessern, was von IhrenLeihsystem-Nachfolgern lernen?Anzahl und Dichte der Stationensind zentral für Funktion undAnnahme der Leihsysteme. InAmsterdam denken wir an 1.000Stationen in der Innenstadt. Wienmuss hier zulegen! Mit nur 60 Sta-tionen hat Wien starken Aufholbe-darf. Ansatz ist: Die Luftqualität inden Städten muss steigen, Radfah-ren kann hier die Lösung sein – inAmsterdam werden pro Tag übereine Million Radfahrten absolviert!

Paris hat in wenigen Monaten 750Verleih-Stationen errichtet, strebtüber 1.400 an und hat so die Stadtnachhaltig verändert, der Wandelvon der Autostadt zur Radstadt isteingeläutet. Welche Entwicklungensind möglich?

Die Vision kann sein, Innenstädtetotal frei von emissionsproduzieren-den Fahrzeugen zu halten. In zehnJahren könnte diese Vision Wirklich-keit sein! Das Radleihsys tem ist eineMethode für eine lebenswerteStadt. Ich denke, dass die Zeitgekommen ist, wo sich die Anzahlindividuell besessener Automobilereduzieren muss – und dazu könnenwir mit Radfahren beitragen.

WEBTIPPSLeihsystem Paris: www.velib.paris.frWiener Citybike: www.citybikewien.atRegion Mödling/Wiener Neudorf:www.leihradl.at

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„OK“: Der Arenaplatz vorm Offenen Kulturhaus zeigt einen blattvergoldeten Bar-Container, dahinter im OK gastiert die Biennale Cuvee, eine Auswahl der interes-santesten Biennalen des Jahres 2008

„Lentos“ Das Lentos Kunstmuseum Linz liegt prächtig am Donaustrom und präsen-tiert die Ausstellung „Best of Austria“

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„52 Wege die Welt zu retten“: Diese spezielle Bushaltestelle ist der Ausgangspunkt und die Sammelstelle für Rettungsversuche unserer Welt. Wöchentlich wechselnde Plakate geben durch ausgewählte Theoriefragmente und prak-tische Anregungen Anlass zum Mitdenken und Mittun. zB: Wasserabdrehen beim Zähneputzen!

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AEC Das Ars Electronica Center beherbergt das gleichnamige Festival und symbolisiert den jahre-langen Weg der Stahl-stadt Linz zur modernen Medienkunstmetropole. www.aec.at

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KULTUR. STADT. RAD.Velosphie beradelt die europäische Kulturhauptstadt linz09, geleitet Von neugierde und geführt Von texta’s flip

„Passt‘s doch auf!“ Diesen Zuruf eines distinguierten Herren, der die Öffnung der Linzer Landstraßen-Fußgängerzone für Rad Fahrende noch immer nicht ganz verinnerlicht hat, werden wir uns heute zu Herzen nehmen. Heute erkundet Velosophie die Kulturhauptstadt Europas: Linz. Der Appendix 09 sollte die frühere Stahlstadt endgültig zur modernen Kulturmetropole am Donauufer ma-chen. Darauf passen wir auf: Kann Linz dieses Versprechen einlösen?Aufnahmebereit, kulturhungrig und wissensdurstig beradeln wir die Begegnungszone Kulturhauptstadt und checken für euch die Hot Spots des überquellenden Programms. Unsere Guides bei diesem Städtetrip: Flip Kroll von Texta, den mehr als lokalen Linzer Hip-Hop-Matadoren. Der Linzer Künstler Andreas Strauss, mit einigen Projekten im Linz09-Raum vertreten. Und Carina Kurta vom Kommunikationsteam der Festivalleitung. Gemeinsam werden wir verschiedene Spielorte und KünstlerInnen besuchen, den stell-vertretenden 09-Intendanten Ulrich Fuchs treffen und Rad fahrend über Stadt & Kultur plaudern.Die Stadt kommt gerade so richtig in die Gänge, prächtiges Frühlingswet-ter begleitet uns und macht Lust auf die anstehenden 09-Events im öffentlichen Raum – und Lust aufs Radfahren. Rad & Kunst, eine feine Kombination!Beim späten Frühstück im Café des Ars Electronica Centers AEC – Mit-telpunkt der Medienstadt und des jährlichen, weltweit renommierten Ars Electronica Festivals an der Donau – entwerfen wir unsere Reisepläne. Es wartet Hochinteres-

santes auf uns, also in die Pedale und unter die Sonne!Wir cruisen via Nibelungenbrücke über die Donau zu einem tem-porären Haltestellenhäuschen. „Weltverbesserung“ steht auf dem Fahrplan, wöchentlich wird hier ein Rezept für eine lebenswertere Welt präsentiert, am Jahresende werden es „52 Wege die Welt zu verbessern“ sein. Diese Woche: Zeitlupentempo. Go slow with the flow? Ganz unser Motto heute!Wie steht’s eigentlich ums Wohl-gefühl beim Alltagsradeln in Linz? Flip bringt’s ohne Worte auf den Punkt, wenn er entspannt mit dem BMX durch die Innenstadt rollt. Carina findet Linz als Radstadt sehr angenehm: „Die gegenseitige Rück-sichtnahme ist hoch, ich habe schon weit schlimmere Städte erlebt.“ Andi macht den Genuss an individueller Selbstbestimmung fest: „Man muss sich einfach sein Radrecht erkämp-fen – das macht Spaß, hält aufrecht und jung!“Wir haben es uns mittlerweile am Linzer Hauptplatz bequem gemacht, lassen Seele und Füße baumeln. Durch die Fassade hinter uns frisst sich die Intervention „Unter Uns“ von Hito Steyerl, die Fluchtwege jüdischer Vertriebener thematisiert. Unter uns breitet sich tischdecken-artig kariertes Pflaster aus, Symbol der Gastfreundlichkeit von Linz09. Um uns befinden sich zahlreiche blaue Hasen an Wänden und Glas-fronten. „Der kranke Hase“ geht in Linz um und dient als optische Marke und thematische Klammer für kleine Ausstellungen, Installationen und Grenzfälle zur Frage „Wie viel Verrücktheit verträgt Provinz?“.

fotos Christoph haderer

text aLeC haGer

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Installation „Unter Uns“ von Hito Steyerl als Landkarte des perfektionierten

Mordes auf der Fassade eines Brücken-kopfgebäudes auf dem Linzer Hauptplatz

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Wir folgen den blauen Hasenspuren bis zum „Baumhaus“ in einer Eiche des Volksgartens. Dessen Einladung zum Verweilen und zur Kommunika-tion nehmen wir gerne an – Döner kauend und sonnenbeschienen un-terhalten wir uns über das Kultur-hauptstadtjahr.Ein kompliziertes Wort für komplexe Befindlichkeiten. Andi Strauss erkennt auch aus der kritischen Perspektive die grundsätzliche Belebung der Stadt an: „Linz09 rührt um. Eine intensive Auseinanderset-zung mit dem Thema, was macht Stadt und Stadtkultur aus, findet statt. Dennoch und deswegen gibt es manche Enttäuschte, die ihre Projekte gerne umgesetzt gesehen hätten. ‚Erbtantenpolka‘ nenne ich das: Eine Erbtante ist auch nie gerecht, damit muss man umgehen.“ Er selbst ist bei der Umsetzung der großen 09-Schau „Höhenrausch“ beteiligt und hat auf dem Arenaplatz vorm Offenen Kulturhaus OK einen Baukontainer stationiert – gänzlich von Blattgold umhüllt und mit Bar-Inventar ausgestattet.Bevor wir ihn zu den Aufbau- arbeiten von „Höhenrausch“ über den Dächern von Linz begleiten, suchen wir den „Ruhepol“ im ehe-maligen Central-Kino an der Land-straße auf, wo absolute Stille und bequeme Polster Entspannung von Kultur und Konsum bieten. Auf un-serem weiteren Weg zum „Haus der Geschichten“ und zum „Lentos“, dem prächtig glänzenden und nächtens schrill leuchtenden Museum zeit-genössischer Kunst, führt uns Flip zur aktionistischen 09-Gegenposi-tion „Aussitzen“ mit Aussicht auf das Museumsjuwel. Er hat zu diesem Projekt die Idee geliefert und erklärt seine Sichtweise des Kulturjahres: „Mir fehlen Laboratorien für die junge Szene, die seit Jahren Linz zu dem machen, was es ist. Längerfris-tige Folgen des 09er-Jahres wären spannend, Nachhaltigkeit ist nicht vorhanden.“ Ihm fehlt Offenheit für Risiko: „Scheitern ist Bestandteil von Kunst und eine wichtige Erkenntnis im Prozess. Spannung kann nicht entstehen, wenn Kunst als g’mahte Wiesn gesehen wird.“ Carina Kurta

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PHILIPP „FLIP“ KROLLMC und Beatsbastler der Linzer HipHop-Formation Texta (www.texta.at, seit 1995 Mittelpunkt und Motor der österreichischen Szene). Obmann des Linzer Alternativkulturzentrums KAPU (www.kapu.at). Hat soeben mit Fiva die viel-beachtet Platte „Rotwild“ produziert und gemischt. Im Herbst erscheint eine Texta-Live-CD. Rollt seit Jugendtagen auf seinem BMX – momentan: „Fit Bicycles USA“ – durch die Stahlstadt und in den Dirt Park. Ehemals Staatsmeis-ter auf der BMX-Bahn.

ANDREAS STRAUSSKünstler aus dem Raum Linz, lebt und arbeitet in Ottens-heim, Wien und beinahe über-all. Konzipierte neben vielem anderem die Parkhotels (www.dasparkhotel.net). Reist immer und überallhin mit seinem Eigenumbau-Fahrrad, einem Cruiserhybrid in Rost-schutzrot, im Gepäck.

CARINA KURTAMitarbeiterin des Kommunikation-steams von Linz09, gebürtige Steirerin. Fährt alle Wege mit ihrem Taifun Cosmos 100 (von der Mama geerbt).

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„Der kranke Hase“ hoppelt piktografi sch durch Linz09, fragt: „Wie viel Verrückt-heit verträgt Provinz?“ Und baut sich und anderen ein Baumhaus

„Ruhepol“ im Central Kino: Hier lässt sich bei freiem Eintritt mitten in der Stadt Stille in einem eigens dafür geschaff -

enen Raum erleben. www.hoerstadt.at

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Besucht Linz09!Circus: Hergehört! In rund hundert Aufführungen bringt Circus famose Live-Musik zu Gehör. Noch bis 30. Oktober 2009Höhenrausch: Kunst über den Dächern von Linz. Ein abenteuerlicher Rundweg mit einem Wegesystem aus Holzstegen, Plateaus und Brücken führt über Park-deck und Passagedach durch das OK zum Ursulinenhof. Noch bis 31. Oktober 2009LinzFest: Europa spielt in Linz, Open-Air-GratisKulturfest im Donaupark mit Jan Delay, Mogwai u.v.a. 30. Mai–1. Juni 2009, www.linzfest.at80+1: Inspiriert von Jules Vernes Klassiker schicken Ars Electronica und Linz09 die Stadt Linz auf eine virtuelle Weltreise. Noch bis 5. September 09Alle Infos: www.linz09.at

„Haus der Geschichten“: Im Erdgeschoss lädt Claudia Czimek zu einer Minimundusreise auf 40 m2 mittels buntester Reisemitbring-sel. Weiters finden sich u.a. fotografierte Familiengeschichten von Paul Kranzler und baumelnde Erlebnisnotizen

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wiederum stellt die Zugänglichkeit für die Bevölkerung in den Vorder-grund: „09 bietet sehr viel Angebot für alle, jeder wird etwas für sich Ansprechendes finden. Auch wenn sich Linz09 noch etwas menschli-cher und sichtbarer zeigen könnte.“Darauf geht Ulrich Fuchs, stellver-tretender Linz09-Intendant aus der Fahrradstadt Bremen, beim Velosophie-Interview am Lentos gerne ein: „Ab Mitte Mai wird die Sichtbarkeit im öffentlichen Raum deutlicher werden, durch drei große Projekte: Höhenrausch, eine große Kunstausstellung im öffentlichen Raum, wird sehr stark wahrnehm- bar sein. Das Linz-Fest mit Jugend-Fußballturnier am Pfingstwochen-ende zieht Massen an. Und dann nähern wir uns schon der Eröffnung von „80+1“, dem globalen Projekt des AEC. Zusätzlich findet mit „Theaterlust“ auch im öffentlichen Raum vielerorts Theater statt.“Mit den ersten 100 Tagen von Linz09 ist Fuchs mehr als zufrieden, die beste Zeit für einen Besuch der Kulturhauptstadt ist aber für ihn Mitte Mai bis September. Er meint dazu: „Ein Prinzip von Linz09 ist ja: Kommen Sie, wann immer Sie wol-len, Sie finden etwas Interessantes vor!“Velosophie meint: Vergiss dabei dein Lieblingsrad nicht! Und pass gut auf!

Aussitzen: Als Gegenposition zum Linz09-Mainstream wird hier die Unbewertbarkeit und gleichzeitige Prekarität des Prozesses Kunst-schaffen gezeigt. Dafür gibt’s Geld, zu Recht. aussitzen.kapu.or.at

Vizeintendant Ulrich Fuchs im Gespräch

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WIR BETRETEN DEN GARTEN UND STEHEN INMITTEN EINER BERAUSCHENDENVIELFALT VON FARBEN UND FORMEN. EIN BUNTER QUERSCHNITT DURCHSBLUMENBEET, INSZENIERT VON XENIA BLUHM UND JOSEPHINE AHNELT

SPECIALIZED VIENNA DELUXE 6Fast schon ein sentimentales Kaufar-gument, wenn der US-Fahrrad-GigantSpecialized seiner Trekking-/Alltags-Linie einen solchen Namen verleiht.Aber so weit verbreitet hierzulandeauch die Mountainbikes und Renn -räder der Marke sind, so exotisch sindderen Alltagsräder. Wirklich schade,denn die Top-Performance gilt auch indiesem Segment (leichter Alu-Rahmen,hydraulische Scheibenbremsen AvidJucy 3 SL, Shimano LX-Schaltung mitRapidfire-Hebeln, Komfort-Griffe, Voll-ausstattung mit brauchbarem Gepäck-träger, Lichtanlage und Schutzblechen,in Relation zum Gesamt-Packageüberraschend günstiger Preis). Einpaar Adressen gibt’s aber, also Aus-schau halten.Preis: € 1.149,–, www.specialized.com

FARBENALLE

BIKES

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DAHON CURVE SL 16“Lieber ein Faltrad im Kofferaum als Fal-ten am Arsch. Verzeihung, aber es ist so!Radfahren ist besser als jede Anti-Cellu-lite-Creme, weil es von innen herauswirkt. Vorausgesetzt, das Falt rad wirdauch häufig genug aus dem Kofferraumzum Lüften genommen, der Po auf denSattel geschwungen und in die Pedalegetreten. Das Faltrad bewährt sich imMobilitäts-Mix mit Auto und/oder Öffent-lichen, wobei es – verpackt in der prakti-schen Trage tasche – als Gepäckstückgilt und in den Öffis jederzeit und ohneAufpreis mitgenommen werden kann.Die Falties des US-Herstellers Dahonhaben die größte Verbreitung, und dasmit gutem Grund: unkomplizierter Falt-mechanismus, Fahr-Feeling wie aufeinem „echten“ Fahrrad und breiteModell-Range, vom grundsoliden Einstei-ger-Bike bis zum Highend-Gerät inSuperleicht-Ausführung mit Schaltungs-Komponenten wie am Rennrad. Mal aus-probieren – man glaubt gar nicht, wiegeil sich so ein Ding fährt!Preis: € 899,–, www.dahon.com,www.ehs.at

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STEVENS STREET FLYERBevor Missverständnisse auftreten: Ein Mountainbike in der Stadt zu fah-ren ist nicht vergleichbar mit einemGeländewagen in der Stadt. FürsMountainbike gibt’s nämlich zählbareArgumente. So nehmen die fettenSemi-Slicks dem Kopfsteinplaster dieHärte und Straßenbahngleisen dieHeimtücke, und der Rahmen siehtnicht nur stabil aus, sondern ist esauch. Außerdem gibt’s ja noch denStyle-Faktor. Deshalb sind auf Asphalt-Performance umgebaute Mountain-bikes in der Fahrradboten-Szene sobeliebt. Der deutsche HerstellerStevens (wie übrigens auch einigeandere) baut ein solches Modell inSerie und stattet es mit der Problem-los-Nabenschaltung Shimano Alfine(8-G.) und Scheibenbremsen aus.Schwarz und heiß, wie der Espressozwischendurch.Preis: € 999,–, www.stevensbikes.de

GIANT CITYSTORM N7Das Stadt-Fahrrad für alle Lebensstileund sexuellen Orientierungen undwunderschön obendrein. Differenziertnicht zwischen Frauen- und Männer-Modell, die Anmutung geht aber eherin die feminine Richtung. Ideal also fürden metrosexuellen Mann; ebensoauch für das Pärchen in gut organi-sierter Lebensgemeinschaft, das miteinem einzigen Fahrrad auszukommenvermag. Besonderheiten in punctoDesign sind das in den Rahmen inte-grierte LED-Frontlicht und das inte-grierte Kabelschloss, das aber nur alsErgänzung zu einem ordentlichenBügelschloss gelten sollte. Das Kette-frisst-Hose-Spiel verdirbt ein wirklichbrauchbarer Kettenschutz, die Gang-wechsel erfolgen über Nexus 7-Naben-schaltung.Preis: € 999,–, www.giant-bicycles.com

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Berge überfl iegen…Seit es Hügel gibt, träumt die Menschheit vom Elektrovelo. Inzwischen wurde es entwickelt und perfektioniert, nicht ohne Grund mitten im hügeligen Emmental. Es hört auf den Na-men “FLYER”, da es gelegentlich mehr ans Fliegen als ans Fahren erinnert. Mit seinem Lithium-Ionen-Akkupack und den Hightech-Antriebsteilen lässt es alles stehen, was ohne Motor unterwegs ist. Die Reichwei-te beträgt bis zu 80 Kilometer. Zu Bedienen gibt es praktisch nichts, die Motorleistung richtet sich nach Ihrem Einsatz und verstärkt Ihre Kraft wählbar in 3 Stufen, um 50, 100 oder starke 150%. So kommt durchaus genug zusammen, um auch Steigungen von über 20% mit der Leichtigkeit eines Sportlers zu erklimmen.

www.panchowheels.at

S-Serie Sportliche Höhenfl üge

Als sportlicher Allrounder fährt die S-Serie auf 26 bzw. 28 Zoll Rädern und verstärk-tem Getriebe für höchste Belastung. Egal ob unverschwitzt auf dem Arbeitsweg, genussvoll auf der Radtour oder ambi-tioniert über mehrere Alpenpässe - mit dem S-FLYER wird der Weg zum Ziel. Die S-Serie unterstützt bis ca. 35km/hAb EUR 3.490,-

Urban, sportlich, wendig - einfach i:SY

Die kleinen 20-Zoll-Laufräder beschleunigen besonders leicht. Das i:SY ist in vier Ausführungen („Light“, „Urban“, „Sport“ und „Tour“) erhältlich und wird je nach Modell mit Scheiben- oder Felgenbremsen und Naben-Schaltung (8- und 14-Gang), Kettenschaltung (Capreo) oder kombinierter Dual-Drive-Schaltung ausgestattet.Ab EUR 2.190,-

C-Serie Der zuverlässige Allrounder Die FLYER C-Serie rollt auf 26-Zoll-Laufrädern. Der extratiefe Durchstieg, der komfortable Sattel und hö-henverstellbare Lenker sorgen für maximales Fahrver-gnügen für alle Anwendungsbereiche Die C-Serie ist als Fahrrad zugelassen und unterstützt bis 25 km/h. Ab EUR 1.990,-

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KTM AVENUE 7Kein Rock zu eng, um nicht problemlosaufsitzen zu können auf das Modelldes österreichischen Herstellers. Mög-lich macht das der besonders tiefeEinstieg, die Form des Rahmens erin-nert im Profil an den stolzen Schwan.Preislich befindet sich das KTM Ave-nue 7 im Bereich der Brot & Butter-Bikes, ausstattungsmäßig wird jedochmindestens gartenfrischer Schnitt-lauch mitserviert. Geschaltet wird perShimano Nexus 7-Nabenschaltung.KTM bietet eine große Modellvielfaltfür Stadt & Land, von Genuss bis Fit-ness, von basic bis Hightech, attrak -tives Preis-Leistungs-Verhältnis inklu -sive.

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XENIA BLUHMFotografiert & filmt. Am liebsten aufReisen. Schwerpunkt auf People, aberimmer offen für neue Herausforderun-gen und Ideen: „Genau das schätzeich an der Fotografie. Sich weiterzu-entwickeln und zu verändern, es gibtquasi keinen Stillstand.“Hat Josephine während ihrer gemein-samen Zeit auf der Graphischen inWien kennen gelernt. Es ergeben sichgelegentlich schöne Möglichkeiten fürgemeinsame Projekte: „Die Verbindungvon Fotografie, Grafik, Zeichnung –einfach immer wieder spannend.“www.xenia-bluhm.at

JOSEPHINE AHNELTArbeitet als freischaffende Grafikerinund Filmemacherin. Besucht seit 2007die Schule für unabhängigen Film inWien. 37

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DINGE, DIE WIR BRAUCHEN ODER NOCH GEBRAUCHT HABEN, DIE UNS SCHÖNER MACHEN UND SELTEN SCHNELLER

RAPHA CRITERIUMKlassische Radbekleidung mit den engen Trikots und Hosen ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte. Die Radmode des englischen Herstellers Rapha fällt da wohltuend aus dem Rahmen, deren Preise leider auch: 90,– für die Handschuhe aus feinem Lederwww.rapha.cc

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KNOG BEETLEDie Swatch unter den Fahrrad-Lichtsystemen. Zwei LEDs gegen die dunkle Seite der Nacht, Gehäuse aus fexiblem Silikon, Montage ein Kinderspiel. Preis: 14,95 (Vorder-), 12,95 (Rücklicht), jeweils inkl. Batterienwww.bikersbest.com

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YAKKAYKeine Fortsetzung der Endlos-Diskussion über die Sinnhaftigkeit eines Helms beim Rad-fahren, sondern einzig eine Frage des Stils. Aufsetzend auf den Basis-Helm lässt sich jede individuelle Note realisieren, mitunter auch angepasst an die Jahreszeit. Preis: 69,– (Helm), Cover: ab 37,50www.yakkay.com

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40 velopages

VON DRAIS BIS RATZ VON DRAIS BIS RATZ DIE FAHRRADGESCHICHTE IN GESCHICHTEN, VON DEN ANFÄNGEN BIS HEUTE

Glaubt dem Buch alles, aber nicht seine Punzierung als Kinderbuch, wiewohl: Dafür

wurde es eigentlich von Günter von Lonski geschrieben und von Matthias von Lonski illustriert, beides liebevoll und detailgetreu und mit allem Fachwissen, das ein feines Buch unterfüttern muss, wenn es selbst in die Fahrrad-geschichte eingehen will. Und was das Fahrrad selbst nicht scha� t, gelingt hier mühelos: Alle Gene-rationen kippen freudig hinein, es ist ein bisserl wie ein Rad mit allen Rahmenhöhen gleichzeitig, und man entwächst ihm nie. Das wird die Eltern unter den Käufern freuen, denn sie dürfen nicht nur vor-, sondern mitlesen.Und was sie lesen, erfrischt durch subtilen Humor, durch witzige Formulierungen, die eine bunte, fröhliche Welt zeigen, wiewohl das Fahrrad freilich nicht immer am Wellenkamm der Begeisterung dahingesurft ist. Denn am Anfang stand die Hungersnot, und man hätte freilich Pferde für Transport-aufgaben gebraucht, hätte man sie nicht schon aufgegessen. Um dennoch mobil zu bleiben, bog Karl Drais 1817 mit seiner Lauf-maschine ums Eck, und um ein Haar hätte er sie nicht nach sich selbst benannt, sondern ihr den Namen Loda umgehängt – zusam-mengebastelt aus Locomotion für Bewegung und Dada für den Spaß, den man damit haben sollte, bei aller Notwendigkeit.In weiteren Kurzgeschichten blitzen auf: Die Schnecken Petit-Lucie und Madame Inès, die dann doch nicht Hochrad fahren, aber Eugène Meyer (baute bereits 1870 extrem leichte Stahldraht-Speichenräder für Hochräder) beim mehr oder weniger eleganten Absteigen zuschauen; Clemens Seeber und sein dreirädriges Foto-

atelier; Josef Fischer, der 1894 als Radfahrer den Reiter Bu� alo Bill junior ziemlich versägt; Grandpa Ben, sein gebrechlicher Schaukel-stuhl und zwei Weltreisen am Fahrrad, die am Schaukelstuhl nicht ganz spurlos vorüber gingen; die zarten Anfänge der Emanzipation und das Fahrrad als ideales Transportmittel einer neuen Freiheit; das Radrennen Mailand-San Remo im Jahr 1910, unerwarteter Schneefall und das mühsame Auftauen des späteren Siegers Eugène Christophe; der mysteriöse Tod des Weltmeisters Albert Richter im Jahr 1940, und grausame Ideologien waren daran höchst beteiligt; acht Sekunden, die Greg LeMond 1989 bei der Tour de France vor Laurent Fignon ins Ziel kommt; und die Ratte Ratz und der Fahrradkurier Ke4, womit sich das Buch in der Gegenwart einbremst.Als kundiger, gütiger Erzähler im Buch tritt übrigens Willi Biallas auf – selbst schon ein bisserl museal wie seine Fahrradabteilung im Städtischen Museum, und weil die meistens nicht überlaufen ist, � ndet er Zeit für Geschichten. Das mit der historischen Stimmigkeit und der Korrektheit aller Fahrrad-fakten ist übrigens leicht erklärt: Im Hintergrund haben eifrige Rad-sammler und –historiker einge� üs-tert, Unterhaltung darf ja durchaus bilden. Also lässt man sich von diesem Buch gerne bei der Hand nehmen. (Auch als Erwachsener.)

text RUPERT STREITER

GÜNTER VON LONSKI: GIB SPEICHE, ALTER! Fahrradgeschichte(n) von den Anfängen bis heute. Verlag Maxime, Leipzig. Hardcover, 112 Seiten, mehrere Illustrationen. ISBN 978-3-931965-38-9, 12,90 Euro.Zu bestellen auch beim Verlag direkt unter www.fahrradbuch.de

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VON DRAIS BIS RATZ

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SEIT 2009 IST „MOUNTAIN BIKE HOLIDAYS“ AUCH MIT DEM STRASSENRAD AUF ERFOLGSKURS

Die international bekannte Hotelgruppe „Mountain Bike Holidays“ bestimmt seit Jah-

ren, was richtig und gut in Sachen Urlaub mit dem Mountainbike ist. 61 auf den Mountainbiker spezia-lisierte Hotels in 19 Regionen in Österreich, Italien und der Schweiz sorgen für einen gelungenen Tag in den Bergen. Dabei gehört ein Rundum-Service während der Tour genauso dazu wie die Entspan-nung und der Genuss danach. Die Urlauber schätzen das unverwech-selbare Angebot und empfehlen es gerne weiter.

ERFOLG MACHT LUST AUF MEHRBestätigt durch die große Nach-frage und im Bestreben nach Optimierung des Angebotes gibt es seit 2009 mit „Roadbike Holidays“ auch ein spezielles Angebot für Straßenradsportler. Immerhin sind 40% der Mountainbiker auch mit schmalen Reifen unterwegs. Die 26 Hotels – darunter 12 „Doppel-nutzer“, die Mitglied bei beiden Angebotsgruppen sind – und 10 Regionen in den 3 Ländern Öster-reich, Italien und Deutschland verfügen über eine ausgewiesene Rad-Kompetenz und erfüllen den Anspruch der Straßenradler an Qualität und Leistung.

Werkzeug und Waschplatz für beanspruchtes Material, Rad- und Wäscheservice gehören ebenso dazu wie Sauna, Damp� ad und Massagen für müde Muskeln. Der Service ist perfekt, das Rennrad sicher, Radtransport, Reparatur- und Rückholservice sind genial. Die Touren sind das Herzstück des Angebotes. Mehr als 150 der schönsten wurden erfasst und mit allen Daten ins Web gestellt (www.roadbike-holidays.com). Die bikekompetenten Ansprech-personen im Hotel gehen bei der Tourenberatung sehr di� erenziert auf die Wünsche und Ansprüche der Straßenradler ein. Sie kennen persönlich die Touren in der Region und versorgen die Radler nicht nur mit Kartenmaterial, Tourenbeschrei-bungen und GPS-Downloads, sondern auch mit zahlreichen Vari-anten, Tipps und Gustostückerln. Dieses persönliche Engagement bei der individuellen Tourenplanung sowie der angebotene Rückhol-dienst oder das gebuchte Begleit-fahrzeug vermitteln den Gästen Sicherheit.

DOCH DAS IST NOCH LANGE NICHT ALLES! Die Hotelgruppe ist u.a. auch Hauptsponsor des „Roadbike Holi-days KTM Racingteams“ und hat

NEUES VON DEN URLAUBS-SPEZIALISTENNEUES VON DEN URLAUBS-SPEZIALISTEN

somit als einzige Angebotsgruppe ein eigenes Pro� team im Radsport! Der mehrfache österreichische Staatsmeister Hans-Peter Obwaller hat das kleine Team mit derzeit drei weiteren Fahrern gegründet. Alle namhaften Marathons, Renn-radveranstaltungen, Mountain-bikerennnen in Österreich und Südtirol stehen auf dem Rennplan. Die Vorbereitung mit den perfek-ten Trainingsbedingungen � ndet u.a. in den „Roadbike Holidays“-Mitgliedsbetrieben statt.

SPORTLICHES RADFAHREN IN EUROPA„Mountain Bike Holidays“ und „Roadbike Holidays“ ergeben gemeinsam das führende Ange-bot für sportliches Radfahren in Europa. Orientierung und Bera-tung bieten die Zusatzangebote „Bike & More“ (Wellness, Family, Baden, Gourmet, Sports) sowie die beiden Serviceplattformen www.roadbike-holidays.com und www.bike-holidays.com

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www.roadbike-holidays.com und www.bike-holidays.com

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Von Kairo zum Kap: 12.000 Km durch afriKaRad fahRende filmemacheR begleiten das afRikanische RadabenteueR

Die Tour D’AfriqueDie Route der Tour d’Afrique führt beinahe 12.000 km durch den afrikanischen Kontinent, von der ägyptischen Metropole Kairo nach Kapstadt, vom arabischen Norden in den subsaharischen Süden. Sie stellt nicht nur größte physische Anforde-rungen an die teilnehmenden Rad-fahrerInnen, sondern belohnt sie auch mit ungeahnten Schönheiten und der unmittelbaren Nähe zu einer fremden Welt. Neben dem ath-letischen Aspekt stehen die Pflege interkulturellen Verständnisses und Fundraising für Umweltprojekte im Zentrum des Abenteuers. Das Fahrrad ist dafür nicht nur das unmittelbarste Fortbewegungsmit-tel, sondern auch Träger seiner eigenen Botschaft: Räder bieten große Chancen für die afrikanische Bevölkerung, können Mobilität und wirtschaftliche Möglichkeiten bringen.120 Tage dauert die Tour, davon werden 96 im Fahrradsattel ver-bracht, durchschnittlich 123 km am Tag zurückgelegt. Zehn Staaten werden passiert: Entlang des Nils durch Ägypten und den Sudan, über die Simian Mountains in Äthiopien und weiter zum Äquator in Kenia. Vorbei am Mount Kilimanjaro zum Malawi See und den Viktoriafällen in Zambia, entlang der Kalahari in Botswana und der Namibischen Wüste bis zum Endpunkt am Fuße der Tafelberge: Kapstadt, Südafrika.Die Tour d’Afrique kann als Rennen bestritten werden – jede Tages-

etappe über die unglaubliche Dis-tanz wird in Renntempo unter stark-er Konkurrenz zurückgelegt – oder in der Gruppe der Expeditionsfahrer. Diese bestreiten die selben Tages-etappen im eigenen Tempo und kön-nen sich so intensiver dem Erlebnis der vielfältigen Natur und den Begegnungen mit den offenherzigen Menschen an der Strecke widmen. 2008 begleiteten die nordameri-kanischen Filmemacher Benny und Christian Zenga sowie Brian Vernor die Tour mit ihren Kameras und ihrer fantasievollen Fahrradbegeisterung. Die Zenga Bros. sind weltweit dem Publikum des Bicycle Film Festivals als Urheber von begeisternden Kurzfilmen wie „Ski Boys“ bekannt und präsentieren beim BFF 2009 gemeinsam mit Brian Vernor den Langfilm „Where are you go?“ über ihre Erlebnisse in Afrika. Hier er-zählen sie für Velosophie von ihren Abenteuern und Impressionen.

Wohin Des Wegs?Die drei Rad fahrenden Filmemacher sahen den Trip unter dem Aspekt der Erfahrung, ihr Interesse lag nicht in der sportlichen Bewältigung, sondern im Erleben der Begegnun-gen und Landschaften. „Perplexes Staunen begleitete mich den ganzen Weg“, fasst es Benny zusammen. „Armut war ein ständiger Begleiter, aber ebenso Lächeln und Lachen. Vor allem in Äthiopien konnte ich kaum verstehen und ertragen, wie Menschen hier ohne Regen, ohne Grün, ohne Bäume leben können

fotos Brian Vernor, Benny & Christian Zenga

text aLeC hager

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und müssen. Die äthiopischen Staubstraßen wurden von den Kindern beherrscht, sie jagten in großen Gruppen hinter uns her, mit ausgestreckten Armen und zer-schlissener Kleidung. Aber Kinder sind überall Kinder. Wenn wir an-hielten, um Hallo zu sagen, ein paar Kung Fu-Bewegungen ausführten, wollten sie sofort spielen.“ Brian fügt hinzu: „Bei einer Reise mit dem Rad fehlt dir da jede Barriere oder Distanz.“

MoMenTe Der BegegnungGerade ihre Fahrräder gaben in allen Gegenden sofort Gelegenheit zum gestikulierenden Gespräch und zu freundschaftlichen Kontakten: „Viele Afrikaner haben eine große Affi nität zum Fahrrad als Trans-portmittel und als Freizeitgerät. Oft wurden wir auf kurzen Stücken von Anrainern begleitet, zu kurzen Ren-

nen herausgefordert – und auch ge-schlagen. Bei Gelegenheit verliehen wir unsere Fahrräder an aufgeregte Einheimische, die unsere exotischen Maschinen ausprobieren wollten. Für uns war da der kommunikative Austausch wichtig: Momente, die von Begegnungen geprägt werden.“ Ursprünglich waren die Ameri-

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WHERE ARE YOU GO?eine fi lmische reise mit der Tour d’AfriqueCAn/usA 2009Brian Vernor, Benny & Christian ZengaPremiere: Bff new York City, Juni 2009www.bicyclefi lmfestival.com

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kaner mit zwei Stahlrennrädern und einem Mountainbike unterwegs, eines der Räder trug mit Xtra-Cycle-Anbau das Kamera-Equipment. In Äthiopien schufen sie aus den beiden Rennräden ein Tall-Bike, indem sie die beiden Fahrräder übereinander montierten. Auf diesem Monster – sie tauften es „Tall Horse“ – fuhren sie abwechselnd die gesamte restliche Strecke und sorgten so für lauthalse Begeister-ung in den Dörfern und Städten. „Das Tall Horse veränderte unsere Begegnungen mit den Einwohnern komplett! Jedes Dorf begrüßte uns mit einem Ausbruch von Gelächter und Gejohle, die Menschen erkannt-en, dass man uns nicht allzu ernst nehmen muss, wollten bei dem Spaß dabei sein, bestaunten das Rad und wagten sich auf Proberitte. Plötzlich wurden wir von den Beobachtern zu den Beobachteten – und zu einem Teil der lokalen Fahrradkultur!“

BiCYCLe eMPoWerMenTDa das Fahrrad vor Ort einfache Möglichkeiten zur Selbständigkeit bieten kann, existieren in Afrika viele westliche Entwicklungsprojek-te zur Bereitstellung von Rädern, für die auch die Tour-Fahrer Geld sam-melten. „Diese Projekte haben einen realen, nützlichen Einfl uss auf lokale Gemeinschaften. Organisationen wie BEN (Bicycle Empowerment Network) und Africycle sind hier sehr wichtig. Sie entstanden aus der Einsicht ‘Afrika braucht Fahrräder! Und wir hier haben genug!’ und ent-wickelten sich zu nachhaltigen Pro-jekten, die z.B. über Radwerkstätten in Malawi zusätzlich ein Waisenhaus erhalten können“, beschreibt Benny die positiven Eff ekte.Positiv und unvergesslich bleiben auch die Eindrücke der Tour: „Für mich ist die Welt nun ein gänzlich anderer Ort. Afrika hinterlässt uns demütig ob seiner Schönheit und Stärke, angesichts der Seele seiner Menschen“, schließen Benny und Brian.

Tour-Infos: www.tourdafrique.com

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Die Bike Community Torontos kennt Janet Attard als Janet Bike Girl, die Künstlerin mit nur einem Sujet: Fahrräder. Als Technik setzt sie von Street Art be-kannte Stencils ein: Durch geschnittene Schablonen werden verschiedenste Fahrradformen farbenfroh auf Leinwände, Papier und T-Shirts appliziert. Ihr Antrieb kommt aus tiefer Leidenschaft für Radfahren und Rad-Aktivismus, ihr Hauptthema wird ihr trotz zehn Jahren Beschäftigung nicht langweilig: „Ursprünglich dachte ich, das Thema sei schnell ausgereizt, aber je mehr ich mich damit beschäftige, desto grenzenloser erscheint es mir.“Janet ist nun schon weit über die Stadtgrenzen Toron-tos bekannt, weltweit werden ihre Drucke und T-Shirts angefragt, sie kommt kaum mit der Produktion nach. Dennoch bleibt sie ihrer Technik treu und druckt jedes Shirt von Hand, mit Schablone und Liebe. Velo Love eben, wie ihre Umdeutung des berühmten Pop-Art-Schriftzugs von Robert Indiana. Janet sieht ihre Kunst durchaus auch als Mission: „Trägt man so ein Bike-Shirt in einer Bank oder so, dann erzeugt man damit Präsenz fürs Fahrrad. Sogar wenn die Menschen dort Fahrräder hassen, wird es so ihr Bewusstsein erreichen.“ www.� ickr.com/janetbikegirl

JANET BIKE GIRLGIRL

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ins. ktm 18.09.2008 15:41 Uhr Seite 1