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VWA Grundlegende Gedanken und Fragen: 1. Maß der Unterstützung:Da es für die Schülerinnen und Schüler das erste Mal ist, dass sie eine derartige Arbeit verfassen, muss man sie sehr wohl unterstützen. Nicht jeder wird es völlig eigenständig schaffen. Es ist eine Kunst nicht zu dominant und bevormundend zu sein, nicht zu vorschnell einzugreifen, nicht zu viel Arbeit und Entscheidungen abzunehmen, sondern anzuleiten zu eigenständigem Handeln, welches man sanft aber beständig begleitet. 2. Herzenshaltung:Nötig ist bei manchen mitunter einen großen Portion Geduld in Hinblick auf Eifer, Beständigkeit, Konsequenz und Konstanz des Schülers. Fördernd, wohlwohlend wird man den Fortschritt oder eben Nichtfortschritt im Auge behalten. Man wird wohl immer den Charakter des einzelnen diesbezüglich vor Augen haben, sodass man selbigen bedenkend, wohl das individuell rechte Maß finden wird. Ich halte mir immer vor Augen: Wie würde ich als Vater bei meinen eigenen Kindern handeln? (16 und 18 Jahre alt) oder: Wie wäre ich als Schüler gerne behandelt worden? Welche Art von Kritik und Ratschlag hätte ich ertragen bzw. angenommen? Wie hätte mich mein Lehrer/meine Lehrerin motivieren können? 3. Eigene Unsicherheiten versus ich bin ein qualifizierter Experte, eine qualifizierte Expertin: Neuerungen führen nicht unbedingt immer gleich zur Steigerung von Qualität, vor allem dann nicht wenn wir LehrerInnen ängstlich sind und nur versuchen zu erfüllen, was „die da oben“ von uns scheinbar erwarten. Wir sind jedoch qualifiziert, wir sind kompetent UND wir werden, ob wir wollen oder nicht unseren eigenen Stil in die Sache bringen. Wenn dem so ist, so haben wir doch gleich von vorn herein den Mut dazu. 4. Erwartungshorizont und Vorarbeit:ist die entscheidende Sache schlechthin – siehe Interview Dr. Klaus Samac, Frage 4. Der [email protected] Praktisches zur VWA Seite 1 Abb. 1: Ei in der Hand: Assoziationen: Weichheit, schwach, Achtung, Sorgfalt

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Page 1: Web viewDa es für die Schülerinnen und Schüler das erste Mal ist, ... (16 und 18 Jahre alt) oder: ... Frage 4. Der

VWAGrundlegende Gedanken und Fragen:

1. Maß der Unterstützung:Da es für die Schülerinnen und Schüler das erste Mal ist, dass sie eine derartige Arbeit verfassen, muss man sie sehr wohl unterstützen. Nicht jeder wird es völlig eigenständig schaffen. Es ist eine Kunst nicht zu dominant und bevormundend zu sein, nicht zu vorschnell einzugreifen, nicht zu viel Arbeit und Entscheidungen abzunehmen, sondern anzuleiten zu eigenständigem Handeln, welches man sanft aber beständig begleitet.

2. Herzenshaltung:Nötig ist bei manchen mitunter einen großen Portion Geduld in Hinblick auf Eifer, Beständigkeit, Konsequenz und Konstanz des Schülers. Fördernd, wohlwohlend wird man den Fortschritt oder eben Nichtfortschritt im Auge behalten. Man wird wohl immer den Charakter des einzelnen diesbezüglich vor Augen haben, sodass man selbigen bedenkend, wohl das individuell rechte Maß finden wird. Ich halte mir immer vor Augen: Wie würde ich als Vater bei meinen eigenen Kindern handeln? (16 und 18 Jahre alt) oder: Wie wäre ich als Schüler gerne behandelt worden? Welche Art von Kritik und Ratschlag hätte ich ertragen bzw. angenommen? Wie hätte mich mein Lehrer/meine Lehrerin motivieren können?

3. Eigene Unsicherheiten versus ich bin ein qualifizierter Experte, eine qualifizierte Expertin: Neuerungen führen nicht unbedingt immer gleich zur Steigerung von Qualität, vor allem dann nicht wenn wir LehrerInnen ängstlich sind und nur versuchen zu erfüllen, was „die da oben“ von uns scheinbar erwarten. Wir sind jedoch qualifiziert, wir sind kompetent UND wir werden, ob wir wollen oder nicht unseren eigenen Stil in die Sache bringen. Wenn dem so ist, so haben wir doch gleich von vorn herein den Mut dazu.

4. Erwartungshorizont und Vorarbeit:ist die entscheidende Sache schlechthin – siehe Interview Dr. Klaus Samac, Frage 4. Der Erwartungshorizont sollte klar definiert sein und auch nicht zu weit gesteckt (konkretisieren, fokusieren – siehe Buchtipp Samac). Ich habe es erlebt, dass die Lehrer allein selbigen bei der FBA formuliert haben. Ich bin der Meinung: das Besondere ist, der Schüler darf nun entscheiden: Was will ich bearbeiten? Welche Schwerpunkte will ich setzen? Wie will ich mich (methodisch) dem Thema nähern? Das sollte ihm nicht genommen werden. Ist doch eine Herausforderung, ein Mündigwerden, hier müssen wir begleiten, hier bieten wir ein Übungsfeld, hier trauen wir jemand etwas zu! Wie soll jemand sonst später dazu in der Lage sein. Wir müssen uns dabei auch im Klaren sein: das klappt jetzt noch nicht bei allen gut; wir sind der „Fahrschullehrer“, die „Fahrschullehrerin“

5. Die physikalische Fachlichkeit muss übrigens bei einer VWA nicht mehr unbedingt (in der bisherigen Tiefe) erreicht werden, das ist ein großer Unterschied zur FBA. Dies ergibt sich aus der Überlegung, dass ja nun jede Lehrkraft jedes Thema, das sie sich zumutet, betreuen darf. Ausnahme: schulspezifische Schwerpunktmatura in speziellen Zweigen (z. B. Ökozweig am Mary Ward-ORG Krems). Umfragen, Experimente und anderes Praktische würde ich für

[email protected] Praktisches zur VWA Seite 1

Abb. 1: Ei in der Hand: Assoziationen: Weichheit, schwach, Achtung, Sorgfalt

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VWAs ebenfalls den Schülern vorschlagen und ermöglichen, frei nach dem Motto eines Buches aus 1904 mit dem Titel „Weg mit der Kreidephysik“!

6. Vorübungen:a. Um die Schüler gut auf eine derartige Arbeit vorzubereiten, ist es ratsam selbst in

seinen Skripten (so man welche ausgibt) formal richtig zu arbeiten (das wird mir noch viel Arbeit machen).

b. Weiters wäre es im Rahmen von Projektunterricht möglich, Schüler kurze VWA-ähnliche Arbeiten als Gruppenarbeit erstellen und präsentieren zu lassen.

c. Bei betreutem Selbststudium (moodle) sollte man ebenfalls die VWA-Kriterien einfordern.

Gedankenprotokoll aus einem Interview mit Dr. Astrid Steindl

(F, GSK am Mary Ward ORG, Krems); mehrfache Schülf-Referentin für VWA

Frage 1: Ist eine VWA nicht im Wesentlichen nur eine kürzere FBA für alle?

Antwort Dr. Astrid Steindl: Ja das kann man so sagen, außer dass man früher das richtige Zitieren eher vernachlässigt hat.

Frage 2:Welche Vorteile siehst du darin, dass nun alle eine VWA schreiben müssen?

Antwort: Ich finde das sehr positiv für das spätere Studieren.Weiters kann ich als Biblothekarin feststellen, dass die Entlehnfrequenz stark gestiegen ist. Wichtig ist daher für uns, dass wir immer die aktuellsten Auflagen der Schulbücher zur Verfügung haben und insgesamt unseren Bestand aufrüsten und dem Bedarf anpassen. Dazu erbitte ich Vorschläge von den jeweiligen FachkollegInnen. Privatbuchverleih von LehrerInnen sollte nicht mehr durchgeführt werden. Die Schüler sollen die Bibliothek nutzen, den Lehrern diese Arbeit abgenommen werden. Allfällige Kustodiatssammlungen sollten in das Eigentum der Bibliothek übergeführt werden. Die verwendete und somit vorhandene Literatur sollte dabei “stateoftheart“ sein.

Frage 3:Welches Niveau soll eine derartige Arbeit haben?

Antwort: Das Niveau sollte so sein, dass die Lehrkraft oder altersgleiche Schüler, welche zum jeweiligen Thema nicht eingelesen ist, es problemlos verstehen (Begriffe, die man eigentlich voraussetzt, könnte man als Fußnote angeben, andere natürlich direkt im Text.)

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Gedankenprotokoll aus einem Interview mit Dr. Klaus Samacund Auszüge aus Vorträgen von Dr. Klaus Samaczum Thema BAC (Bachelorarbeit).

KPH Krems, Autor zahlreicher einschlägiger Bücher zur BAC und auch zur VWA („Durchstarten zur Vorwissenschaftlichen Arbeit“, Monika Brenner und Klaus Samac, Vertias, 2. Auflage 2012 – Neuauflage kommt demnächst!)

Frage 1:Wo finde ich Unterstützung zu formalen Fragen meinerseits bzw. sollte ich darüber in der AG-Tagung überhaupt sprechen.

Antwort: Unterstützung findet man freilich in einschlägigen Büchern, die die Verlage zur VWA nun ohnedies anbieten bzw. natürlich aufhttp://www.ahs-vwa.at/ , das kann daher jeder selbst nachlesen.

Frage 2: Wie weit meinst du, dass man einen Schüler unterstützen sollte?

Antwort: So wenig wie möglich, aber freilich muss man sich klar sein, dass man mit einer allgemeinen Verpflichtung zu einer VWA nicht nur die tüchtigsten und geschicktesten Schüler zu betreuen hat. Wenn die Eigenständigkeit daher bei manchen nicht mehr zur Gänze gegeben ist, muss man dies eben in der Note berücksichtigen.

Frage 3:Wo siehst du den Unterschied zwischen VWA und FBA? Kann man sagen sie ist kürzer und ansonst quasi eine FBA für alle, sodass wer schon mal eine FBA betreut hat, grundsätzlich Bescheid weiß, wie er/sie zu handeln hat?

Antwort: Im Wesentlichen ja. Formelle Details muss man natürlich beachten. In einer guten FBA wird aber ebenso bereits eine Fragestellung, ein forschender Zugang zu einem Thema vorhanden gewesen sein.

Frage 4: Was macht eine gute Arbeit aus bzw. welche Voraussetzungen sind dafür zu beachten?

Antwort: Das entscheidende Element für eine gute Arbeit ist ein guter Erwartungshorizont. Selbigen kann man aber erst formulieren, wenn man sich in der Literatur bereits eingelesen hat. Hier sind Tipps des Lehrers zu Fachliteratur durchaus erlaubt. Das Suchen und Studieren der Literatur stellt somit den arbeitsaufwendigsten Teil dar, danach muss man ja nur noch eine Ordnung und Struktur in das Ganze bringen und seine Gedanken und sein Wissen verschriftlichen. Hier wird in der Praxis der größte Fehler begangen, denn viele (Studenten) formulieren zuerst den Erwartungshorizont, geben Literatur dazu an und lesen sie erst danach. Was aber wenn sich in der Literatur das Gesuchte gar nicht oder nicht in passender Weise findet? Was wenn die Literatur gar nicht geeignet ist? Was wenn sich beim Studium der Literatur herausstellt, dass der Erwartungshorizont unpassend ist?

Frage 5: Wie sollte man das Ganze technologisch lösen?

Antwort: Ich habe für die KPH eine fixe Vorlage für BAC erstellt, in der alles vorgegeben ist. Durch Einbetten von Zotero (Zitierprogramm) kann man mit einem Mausklick den Zitierstil anpassen. Der PC rechnet dann einige Minuten und als Endergebnis wäre dann der ganze Zitierstil auf einen anderen gewünschten Zitierstil umgestellt.

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Ergänzende Bemerkung: Es gibt eine ganz simple Vorlage auf der VWA-Seite. Einige Schulen haben schon selbst eine Vorlage angeblich erstellt. Vorgangsweise PH-AG – kann jemand eine derartige Vorlage zur Verfügung stellen allenfalls auch inkl. Zotero? https://www.zotero.org/download/

Frage6: Wie findet man einen vernünftigen Titel zur Arbeit?

Antwort: Zentrale Begriffe der Arbeit sollen sich widerspiegeln; kreative Titel sind erwünscht! auch Untertitel möglich! Der Titel „Fotovoltaik“ ist wohl sicher zu vage und allgemein. Der Titel „Solarstrom“ sicher schon griffiger aber immer noch sehr weitläufig. Der Titel „Fotovoltaik-Powerstation“ jugendlicher und neugierigmachend, weiters eingrenzender. Es geht offenbar um eine konkrete Anlage, da erwartet man sich im Titel auch schon Experimente bzw. praktisches Arbeiten.

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