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Vorlesung Sozialpsychologie I 1
Vorlesung Sozialpsychologie I
Prof. Dr. Herbert Bless
Lehrstuhl für Mikrosoziologie und Sozialpsychologie
Universität Mannheim
Vorlesung Sozialpsychologie I 2
• Die Prüfungsleistung für das Fach Sozialpsychologie setzt sich aus den
Leistungen in beiden sozialpsychologischen Klausuren (1 und 2)
zusammen.
• Die Mittelung erfolgt entsprechend der jeweiligen Prüfungsordnung.
• 90minütige Klausur
Studiengang B.Sc. Psychologie
• Die Prüfungsleistung für das Fach Sozialpsychologie als Basismodul
entspricht der Note in der Klausur „Sozialpsychologie 1“.
• „Sozialpsychologie 2“ ist Teil des Aufbaumoduls
• Zum erfolgreichen Abschluss des Aufbau-Moduls erforderlich: Vpn-
Stunden-Nachweis
• 90minütige Klausur
Studiengang B.A. Soziologie
Informationen zur Prüfung (1)
Vorlesung Sozialpsychologie I 3
Informationen zur Prüfung (2)
• Klausur (60 oder 90 Minuten – bei der Anmeldung zur Prüfung teilt das
Studienbüro der jeweiligen PO entsprechend zu)
„Sozialpsychologie 1" im Rahmen des Wahlfachs/Beifachs Psychologie
• Es gelten stets die Angaben des Studienbüros!
• Anfragen zum Klausurtermin bitte stets über das zuständige Studienbüro!
Klausurtermine
Vorlesung Sozialpsychologie I 4
Gesamtmenge aus:
• Inhalte der Vorlesung • Lehrbuch:
Gilovich, T. Keltner, D., Chen, S. & Nisbett, R.E.
(2013). Social Psychology (3rd edition), New
York: Norton Kapitel: 1, 2, 4, 7, 8, 9,12
(mittlerweile ist im Handel die 4. Auflage erhältlich; die auf den Folien angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die 3. Auflage) In: Lehrbuchsammlung BB Schloss, Schneckenhof, West (geschl. Magazin und Learning Center) BB A5, Benutzungsbereich
Gegenstand der Prüfung
Informationen zur Prüfung (3)
Vorlesung Sozialpsychologie I 5
• Folien
Download von Folien
Gibt es ausführlichere Folien ? (kein Skript !)
Auf den Folien fehlen Bilder, die in der Vorlesung gezeigt wurden
Folien sind teilweise in Englisch
Kann es sein, dass eine Folie in der Vorlesung präsentiert wird, und
nicht im download enthalten ist? bzw. Kann es sein, dass die Folien
(in seltenen Fällen) etwas anders strukturiert sind?
• Internet-Forum begleitend zur Vorlesung
• Gibt es vom Lehrstuhl alte Prüfungsfragen?
• Abweichungen Lehrbuch – Vorlesung?
• Anmerkungen Lehrbuch
• Lehrbuch-Internetseite:
www.wwnorton.com/college/psych/social-psych3/
(z.T. mit Übungen) Keine technische Unterstützung durch Lehrstuhl !
FAQ - Häufige Fragen
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 6
1. Einführung - Was ist Sozialpsychologie? Geschichte der Sozialpsychologie
2. Methodologie: Wie Sozialpsychologen forschen
3. Soziale Kognition / Soziales Urteilen: Die Konstruktion der sozialen Realität
4. Einstellung und Verhalten
5. Einstellung und Einstellungsänderung
6. Konformität
Einfluss von Mehrheiten, Minderheiten, Autoritäten
7. Gruppenprozesse
Soziales Faulenzen; Soziale Erleichterung
Gruppenentscheidungen
Konflikt und Kooperation
Themenüberblick
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 7
Definitionen (1)
Gilovich, Keltner, & Nisbett, 2013
„The scientific study of feelings, thoughts, and behaviors of individuals in
social situations“
Aronson et al., 2008
„Das wissenschaftliche Studium der Art und Weise, wie Kognitionen,
Emotionen, oder das Verhalten durch die tatsächliche oder vorgestellte
Anwesenheit anderer Personen beeinflusst werden.“
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 8
Definitionen (2)
Zentrale Merkmale der Definitionen: • Subjektive Komponente
• Denken / Fühlen / Verhalten
ABC = Affect, Behavior, Cognition
Beispiel Personenwahrnehmung: Vorurteil, Stereotyp, Diskriminierung
Allport (1969)
„…bis auf wenige Ausnahmen, Sozialpsychologen ihr Fach als den
Versuch betrachten, das Denken, Fühlen und Verhalten von Individuen
in ihrer Beeinflussung durch das tatsächliche, vorgestellte oder still-
schweigend miteinbezogene Verhalten anderer Personen zu erklären.“
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 9
Anstatt Definition Beschreibung der Inhalte
(siehe z.B. Kapitel des Lehrbuchs)
• Soziale Wahrnehmung
• Soziale Kognition
• Selbsterkenntnis / Selbstwert
• Einstellung und Einstellungsänderung
• Konformität
Mehrheiten, Minderheiten, Autoritäten
• Inter- und Intra-Gruppenprozesse Leistungen in Gruppen, Entscheidungen, Konflikt und Kooperation
• Interpersonale Anziehung
• Vorurteile, Stereotype und diskriminierendes Verhalten
• Hilfeverhalten
• Aggression
• usw. (insbesondere Anwendungsbereiche)
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 10
Abgrenzung zu anderen Disziplinen
• Sozialpsychologie:
Fokus auf Aspekte der Situation, die alle Personen betreffen
• Sozialpsychologische Inhalte auch in anderen Disziplinen
z.B. Kommunikation „Eltern-Kind“ in Entwicklungspsychologie
• Persönlichkeitspsychologie:
Fokus auf Merkmale, die Individuen voneinander unterscheiden
• Sozial- und Persönlichkeitspsychologie: Komplementäre Ergänzungen
gemeinsame Zeitschriften, z.B. Journal of Personality and Social
Psychology (JPSP)
• Soziologie:
Fokus auf Gesellschaften, Gruppen, weniger auf Individuen
• Allen gemeinsam: empirische Perspektive (erfahrungswissenschaftlich)
Implikationen: Überprüfbare Hypothesen, Falsifizierbarkeit, etc.
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 11
Zwei zentrale, übergreifende Prinzipien der Sozialpsychologie:
„The power of the situation“
(Die Macht vom sozialen Einfluss)
„Construction of social reality“
(Die Subjektivität der sozialen Situation)
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 12
• Häufige Unterschätzung des Einflusses der Situation
• „fundamental attribution error“ (Fundamentaler Attributionsfehler):
„The failure to recognize the importance of situational influences
on behavior, together with the tendency to overemphasize the
importance of dispositions or traits on behavior.“
• Klass. Beispiele für „power of the situation“:
Lewin (Führungsstil)
Asch (Konformität)
Milgram (Gehorsam)
Zimbardo (Gefangenen-Exp.)
Langer (Sehstärke)
„The power of the situation“ (Die Macht vom sozialen Einfluss)
Einführung
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• Kernfrage: Person oder Situation?
• Internet-Seite: http://www.prisonexp.org
• Kinofilm „Das Experiment“ (mit Moritz Bleibtreu)
(und der fundamentale Attributionsfehler ….)
• „Attica“–Ereignisse (Kinofilm: „Against the wall“)
• Ethische Fragen
• Bezug zu aktuellen Ereignissen
Anmerkungen zu Zimbardo´s „Gefängnis-Experiment“
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 14
Anmerkungen zu Zimbardo´s „Gefängnis-Experiment“
Stanford versus Abu Ghuraib „The guards broke into each cell, stripped the prisoners naked, took the beds out, forced [the prisoners] into solitary confinement, and generally began to harass and intimidate the prisoners.“
“On May 24, 2004, President Bush decried Abu Ghuraib prison as "a symbol of
disgraceful conduct by a few American troops who dishonored our country and
disregarded our values. From that remark, Pentagon officials began to describe
the acts depicted in the photographs ... as the work of "a few bad apples.“
Einführung
Vorlesung Sozialpsychologie I 15
• Nicht „objektive“ Umwelt, sondern subjektive Repräsentation
beeinflusst Denken, Fühlen und Verhalten
• Subjektive Repräsentation schafft eigene Wirklichkeit
Beispiele:
Jonestown Guyana
Jane Elliot´s Klassenzimmer
Pygmalion-Effekt (Robert Rosenthal)
Jig-saw-classroom (Elliot Aronson)
Strategien der Beeinflussung der subjektiven Repräsentation
(Buchtipp: Robert Cialdini „Die Psychologie des Überzeugens“)
„Construction social reality“ (Die Subjektivität der sozialen Situation)
2. Methoden der Sozialpsychologie
Vorlesung Sozialpsychologie I 16
„Sozialpsychologie als empirische Wissenschaft“
• Überprüfbarkeit von Aussagen
• Messproblematik
• “Ich wusste es schon immer” ( Hindsight bias)
Woher kommen die Ideen? Formulierung von Hypothesen
• Frühere Theorien, Ableitungen, Kombinationen
• Eigene Erfahrungen, aktuelle Ereignisse, (nicht-wissenschaftliche) Literatur
Verschiedene methodische Ansätze
• [Beobachtung, siehe Lehrbuch]
• [Archiv-Daten, siehe Lehrbuch]
• [Umfragen, siehe Lehrbuch]
• Korrelationsstudien
• Experimente
2. Methoden der Sozialpsychologie: Korrelationsstudien
Vorlesung Sozialpsychologie I 17
• Variablen
können in quantifizierbarer Weise variieren
• Beispiele
Größe/Gewicht; Einkommen/Wahlverhalten
TV-Konsum/Aggression; Attraktivität/Augengröße
• Korrelation:
Zusammenhang zwischen zwei Variablen
• Korrelationskoeffizient:
statistisches Maß bezüglich des Zusammenhangs
zweier Variablen
wie gut kann man eine Variable aus der Kenntnis der
anderen Variable vorhersagen
variiert von -1 bis +1
Variable X:
Variable Y:
Korrelationsstudien:
Untersuchung des Zusammenhangs von Variablen
2. Methoden der Sozialpsychologie: Korrelationsstudien
Vorlesung Sozialpsychologie I 18
2. Methoden der Sozialpsychologie: Korrelationsstudien
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Aspekt 1: Richtung des Zusammenhangs
z.B. Aggression (aggressive Filme -> aggressives Verhalten,
oder aggressives Verhalten -> aggressive Filme)
Aspekt 2: Unbekannte Drittvariablen
aggressives Verhalten der Eltern -> aggressive Filme
aggressives Verhalten der Eltern -> aggressives Verhalten
Hauptproblem korrelativer Studien: Korrelation ungleich Kausalität
2. Methoden der Sozialpsychologie: Korrelationsstudien
Vorlesung Sozialpsychologie I 20
Beispiele für Probleme in Korrelationsstudien:
Empirisch belegter Zusammenhang von
• Mitgliedschaft in „Boy/Girls Scouts“ (Pfadfinder) und Kriminalität
• Haustiere bei Kindern und späterer Kriminalitätsrate bei Jugendlichen
• Reduktion der Verbrechenshäufigkeit und Regierungszeit Reagan
• Regelmäßiges Frühstücken und Lebensdauer
• Kaffeekonsum und Herz-Kreislaufprobleme
• „Weichheit“ des Asphalts in Städten und Gewaltquote
• Gute Stimmung und „positive illusions“
weitere Beispiele: Siehe Lehrbuch S. 51 (Lösungen S. 54)
2. Methoden der Sozialpsychologie: Korrelationsstudien
Vorlesung Sozialpsychologie I 21
1. Innerhalb von Korrelationsstudien:
• Kontrolle möglicher Drittfaktoren
• durch statistische Kontrolle
• durch Parallelisierung
• Zeitreihenanalyse
2. Wenn möglich: Experimentelle Lösung: (u.a. Randomisierung)
Ansätze zur Lösung der Probleme korrelativer Studien:
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 22
Experimente:
„ ... sind Untersuchungen, in denen die Auswirkungen einer Klasse von Variablen (UVs) auf eine andere Klasse von Variablen (AVs) untersucht werden.“ (Stroebe et al., 1997)
Unabhängige Variablen:
Faktoren, die experimentell manipuliert werden
Abhängige Variablen:
Variablen, die gemessen werden und von denen angenommen wird, sie sollten in Abhängigkeit von den UVs variieren
Zentrale Aspekte:
Kontrolle über die UVs
Prinzip der Zufallszuweisung (Kontrolle darüber, welche Versuchsperson (Vp) welcher UV-Bedingung ausgesetzt ist
Beispiele:
Hitze und Aggression; Stimmung und Beeinflussbarkeit; Sprache und Zuschreibung von Intelligenz; Belohnung und intrinsische Motivation; Anzahl Zuschauer und Leistung; Anzahl der Zeugen und Hilfeverhalten
Das Experiment als Ansatz zur Lösung der Kausalproblematik
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 23
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 24
Operationalisierung: • Die Art und Weise, in der in einer bestimmten Studie ein theoretisches
Konstrukt realisiert wird
• Überprüfung der Operationalisierung der UV:
Vortest, Manipulationsüberprüfung (Manipulation check)
• Operationalisierung der AV:
u.a.: Skalen (rating scales), Verhaltensbeobachtung, Reaktionszeiten
Durchführung: • maximale experimentelle Kontrolle
• randomisierte Bedingungszuweisung
Warum löst Zufallszuweisung viele Probleme? (Einfluss Stichprobengröße)
!! Achtung: Unterschied: zufällige Ziehung vs. zufällige Zuteilung
Quasi-Experimente Vpn werden den Experimentalbedingungen nicht zufällig zugewiesen
Probleme des experimentellen Vorgehens
Interne Validität, externe Validität (Generalisierbarkeit), ethische Aspekte
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
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Theorie bezüglich kausaler Zusammenhänge
von abstrakten Konstrukten
Experiment Ergebnisse einer
bestimmten Studie
„real life“ Verallgemeinerungen über
Populationen und Situationen
Mögliche Probleme der internen Validität:
• Aufforderungscharakter („demand effects“)
• Konfundierung (Beachtung dieses Aspektes wichtig !) = die Vermengung von
Effekten aufgrund einer systematischen Beziehung zwischen der zu
untersuchenden unabhängigen Variablen und einer Störvariablen
• Misslungene Zufallszuweisung
Interne Validität bezieht sich auf die Gültigkeit der Schlussfolgerungen, dass Veränderungen der UVs zu Veränderungen der AVs führen
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 26
Externe Validität
• betrifft die Generalisierbarkeit von Befunden auf andere als die untersuchten Situationen und Populationen
• Verallgemeinerung von Forschungsergebnissen nur über Theorie !
Theorie bezüglich kausaler Zusammenhänge
von abstrakten Konstrukten
Experiment Ergebnisse einer
bestimmten Studie
„real life“ Verallgemeinerungen über
Populationen und Situationen
Beispiel Theorie: Unter bestimmten Umständen
führt freundlicher Kontakt zwischen Mitgliedern
verschiedener Gruppen zu erhöhter Sympathie
bez. der jeweils anderen Gruppe
Beispiel Studie: Studierende der Sozialwissen-schaften und der BWL arbeiten in Kleingruppen an gemeinsamer Aufgabe -> erhöhte Sympathie bez. der jeweils anderen Gruppe
Beispiel Generalisierung: Wenn israelische und
arabische Schüler der 5. Klasse gemeinsam an
einem Projekt arbeiten, dann verbessert sich
die Beurteilung der jeweils anderen Gruppe
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 27
Externe Validität
betrifft die Generalisierbarkeit von Befunden auf andere als die untersuchten
Situationen und Populationen
• Generalisierbarkeit auf Situationen
Realitätsnähe des Experiments (u.a. Methode/Setting)
- psychol. Realismus (psychological realism)
- Nähe zur Alltagsrealität (offensichtlicher Realismus, mundane realism)
- Beispiel: Asch-Studien / Hilfeverhalten in öffentlichen Verkehrsmitteln
• Generalisierung auf Personen
• (Generalisierung auf andere Zeitpunkte)
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 28
• Wie erfolgt Generalisierung?
über Theorie, nicht direkt vom experimentellen Setting auf Alltag
• Externe Validität und Praxisbezug
Kurt Lewin: „Es gibt nichts, was so praktisch ist wie eine gute Theorie“
• Annahmen über Forschungsprozess
Kritik an fehlender externer Validität muss spezifisch sein
(nicht: „irgendwie ganz anders, viel komplexer“)
dies erlaubt experimentelle Überprüfung, Veränderung und
Spezifizierung der Theorie
• Feldstudien – Laborexperimente
• Zusammenhang interne – externe Validität
• Die besondere Komponente von Veränderung
(Bless & Burger, Perspectives in Psycholgical Science, 2016)
Anmerkungen zur externen Validität
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 29
• Arbeiten mit Coverstories und Täuschung:
(oft notwendig für den Erhalt valider Ergebnisse; z.B. Asch, Milgram)
Problem 1: Die Lüge
Problem 2: Verletzung der Freiwilligkeit der Teilnahmeentscheidung
Verletzung der Intimsphäre
Problem 3: Unangenehme Erfahrungen
Problem 4: Perseveranz falscher Rückmeldungen
• Ethischer Konflikt:
Suche nach Wahrheit vs. Belügen der Vpn: Heiligt der Zweck die Mittel?
• Probleme nicht nur bei psychologischen Experimenten
u.a. Placebo-Studien, TV-Shows
Ethische Probleme
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 30
• Sicherstellen von Freiwilligkeit („informed consent“)
• Vermeidung starker Schmerzen oder starken Unbehagens
• Alternativen zur Täuschung abwägen
• Abbruch des Experiments explizit freistellen
• Verantwortungsbewusste Aufklärung
• Nutzen des Experiments abwägen
(siehe auch Lehrbuch S. 60ff)
Ethische Probleme / Mögliche Richtlinien des Handelns
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 31
Auswahl von Fragen, die man zu den Kapiteln „Einführung“ und „Methoden der Sozialpsychologie“ beantworten können sollte:
• Definition für Sozialpsychologie
• Abgrenzung zu Persönlichkeitspsychologie / Soziologie
• Was versteht man unter dem „fundamentalen Attributionsfehler“
• Was ist eine Korrelation?
• Welche Aussagen erlaubt ein Experiment, die man aufgrund einer Korrelationsstudie nicht so nicht machen könnte? Warum?
• Was bedeuten Begriffe wie „interne/externe Validität“, „Randomisierung“, „Alltags- und experimentelle Realität“, „Konfundierung“, „Parallelisierung“, „Demand Characteristics“?
• Erkennen von Konfundierungen anhand von Beschreibungen eines Experiments
• Welche Probleme werden durch Randomisierung gelöst?
• Ist es ein Problem, dass sozialpsychologische Experimente primär an Studierenden der Psychologie durchgeführt werden?
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 32
Einige Einwände gegen das Experiment in den Sozialwissenschaften. Bitte
prüfen Sie die Stichhaltigkeit der Argumente und überlegen Sie ggf., was
man dagegen tun kann:
• Fehlende „Ökologische Validität“:
Wenn man von experimentellen Ergebnissen auf die Realität schließen will, ist es notwendig, dass die experimentelle Situation ein Abbild der natürlichen Situation darstellt oder ihr zumindest ähnlich ist. Experimente sind aber oft „künstlich“ hergestellte Situationen. Deshalb haben die Ergebnisse keine Bedeutung für die Wirklichkeit.
• Geringe Stichprobengröße:
Um wirklich etwas aussagen zu können, benötigt man eine repräsentative Stichprobe. Die Versuchspersonen eines sozialpsychologischen Experiments stellen aber – allein wegen der kleinen Anzahl – keine repräsentative Stichprobe dar. Deshalb kann man auch nichts aussagen.
2. Methoden der Sozialpsychologie: Experimentelle Ansätze
Vorlesung Sozialpsychologie I 33
• Einwand der Stichprobenselektivität:
Die meisten psychologischen Experimente werden mit Studierenden durchgeführt. Deshalb gelten die Ergebnisse nur für die studentische Population. Wenn man das gleiche Experiment mit Leuten von der Straße durchführen würde, würden andere Ergebnisse erzielt. Deshalb gelten die psychologischen Theorien nur für Studenten.
• „Aufforderungscharakter“ der Experimentalsituation:
Durch die Experimentalsituation werden die Versuchspersonen immer im Sinne der Hypothese beeinflusst. Deshalb sind Experimente kein echter Test für eine Theorie.
• Interindividuelle Unterschiede:
Letztendlich wird das Verhalten von bestimmten Persönlichkeits-merkmalen bestimmt, die man im Experiment überhaupt nicht kontrollieren oder ausschalten kann.