was können jugendstrafvollzug und schulpädagogik ... · mit drogenerfahrungen (z. b. teplin,...
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Was können Jugendstrafvollzug und Schulpädagogik
voneinander lernen?
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Ablauf – Version 1
Zum Einstieg: Gemeinsames Verständnis von der Zielgruppe
Jugendstrafvollzug und Schulpädagogik: Gemeinsamkeiten und
Unterschiede
Voneinander lernen: Möglichkeiten im Umgang mit Jugendlichen
und Heranwachsenden in Jugendstrafvollzug und Schule
Fazit
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Dat kölsche Jrundjesetz*: „Alle guten Dinge sind 11“
Artikel 1: Et es wie et es.
(„Es ist, wie es ist.“)
Sieh den Tatsachen ins Auge, du kannst eh nichts ändern.
Artikel 2: Et kütt wie et kütt.
(„Es kommt, wie es kommt.“)
Füge dich in das Unabwendbare; du kannst ohnehin nichts
am Lauf der Dinge ändern.
Artikel 3: Et hätt noch emmer joot jejange.
(„Es ist bisher noch immer gut gegangen.“)
Was gestern gut gegangen ist, wird auch morgen
funktionieren.
Situationsabhängig auch: Wir wissen es ist Murks, aber es
wird schon gut gehen.
Artikel 4: Wat fott es, es fott.
(„Was fort ist, ist fort.“)
Jammer den Dingen nicht nach und trauere nicht um längst
vergessene Dinge.
Artikel 5: Et bliev nix wie et wor.
(„Es bleibt nichts wie es war.“)
Sei offen für Neuerungen.
Artikel 6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
(„Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, fort damit.“)
Sei kritisch, wenn Neuerungen überhandnehmen.
Artikel 7: Wat wells de maache?
(„Was willst du machen?“)
Füg dich in dein Schicksal.
Artikel 8: Maach et joot, ävver nit zo off.
(„Mach es gut, aber nicht zu oft.“)
Qualität über Quantität.
Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch?
(„Was soll das sinnlose Gerede?“)
Stell immer die Universalfrage.
Artikel 10: Drinks de ejne met?
(„Trinkst du einen mit?“)
Komm dem Gebot der Gastfreundschaft nach.
Artikel 11: Do laachs de disch kapott.
(„Da lachst du dich kaputt.“)
Bewahre dir eine gesunde Einstellung zum Humor.
* Ich möchte Prof. Dr. Clemens Hillenbrand für die Idee dieser
Analogie danken.
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Ablauf – Version 2
Art. 1: „Et es, wie et es“ – Sieh‘ den Tatsachen ins Auge.
Art. 5: „Et bliev nix, wie et wor“ – Sei‘ offen für Neuerungen.
Art. 8: „Maach et joot, ävver nit zo off” – Qualität über Quantität.
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Artikel 1: Et es, wie et es
Sieh‘ den Tatsachen ins Auge, du kannst eh nichts
ändern
Doch was sind die
Tatsachen?
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Unsere Zielgruppe
Jugendliche und Heranwachsende mit…
Erziehungsproblemen? Erziehungsschwierigkeit? (z. B.
Schulpolitik, Schulrecht)
Verhaltensoriginalität? (v. a. in praktischen Kontexten)
Gefühls- und Verhaltensstörungen? (v. a. im wissenschaftlichen
Kontext)
…
Junge Menschen mit Unterstützungsbedarf!
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Wie äußert sich dieser Unterstützungsbedarf?
(Myschker & Stein, 2014)
Verhalten, das
maladaptiv ist;
abweicht von zeit- und kulturspezifischen
Erwartungsnormen;
organogen und/oder milieureaktiv bedingt ist;
mehrdimensional, häufig und schwerwiegend auftritt;
die Entwicklungs-, Lern- und Arbeitsfähigkeit sowie das
Interaktionsgeschehen in der Umwelt beeinträchtigt und
ohne besondere pädagogisch-therapeutische Hilfe nicht
oder nur unzureichend überwunden werden kann.
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Wie äußert sich dieser Unterstützungsbedarf?
(z. B. Myschker & Stein, 2014)
Externalisierend
(Aggression, ADHS/Hyperaktivität)
Internalisierend
(Angst, Depression)
Sozial unreifes Verhalten (altersunangemessene
Konzentrationsschwäche)
Sozialisiert delinquentes Verhalten
(Gewalttätigkeit, Reizbarkeit)
Dr. Gino Casale
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Prävalenz, Persistenz & Auswirkungen
Diese Probleme sind häufig und stabil sowie mit erheblichen Kurz-
und Langzeitfolgen verbunden.
Insbesondere externalisierende Verhaltensprobleme (z. B. ADHS,
Aggression) sind stark mit Delinquenz und Kriminalität im Jugend-
und Heranwachsendenalter verknüpft (für einen Überblick: Murray &
Farrington, 2010).
Schätzungsweise 75% aller jugendlichen Straftäter weisen klinisch
relevante psychosoziale Beeinträchtigungen auf, die sich in diesen
Verhaltensweisen äußern (Hovey, Zolkoski & Bullock, 2017).
Dr. Gino Casale
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Wie entstehen die Probleme?
Gene - Geburtsprobleme inkonsistente Erziehung
Schwieriges
Temperament
Niedriger
IQPsychopathologie der Eltern
Multiproblem-Milieu
Soziale
Attraktivität
Stabile emotionale
Beziehung
♀
Positive Freundschaften
LernerfolgLehrer als Modell
Unterstützendes
ErziehungsklimaHoher IQ
Aktive StressbewältigungFamiliäre
Konflikte
Vulnerabilität * Stressor
Risikofaktoren
Resilienz * Ressourcen
Schutzfaktoren
Impulsivität
Dr. Gino Casale
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Artikel 5: „Et bliev nix, wie et wor“
Sei‘ offen für Neuerungen
Wieso denn
überhaupt?
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Jugendstrafvollzug und Schulpädagogik
Gemeinsamkeiten
Dr. Gino Casale
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Zielgruppe
junge Menschen…
mit negativen Schulerfahrungen (z. B. Zabel & Nigro, 1999)
mit zahlreich erlebten Verhaltensexzessen (z. B. Schlägereien,
Verweise; Foley, 2001)
mit manifestierten psychosozialen Beeinträchtigungen und
massiven Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Fazel, Doll &
Langstrom, 2008)
mit Drogenerfahrungen (z. B. Teplin, Abram, McClelland, Dulcan
& Mericle, 2002)
geringe sozial-emotionale Kompetenzen
Dr. Gino Casale
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Setting
Unfreiwilligkeit der Zielgruppe (Beelmann, 2008)
vielfältige soziale Interaktionen (Casale, Hövel, Hennemann
& Hillenbrand, 2018; Kaplan, Zimmermann, Schneider &
Tölle, 2017)
Multiprofessionalität (Casale & Huber, 2015)
hohe Bedeutung von Transitionen (Beelmann & Raabe,
2007)
hohe Bedeutung für präventives Handeln (Walkenhorst,
1990)
Dr. Gino Casale
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Jugendstrafvollzug und Schulpädagogik
Unterschiede
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Abgrenzung der Zielgruppe im JStVollz
extreme psychosoziale Belastung der Zielgruppe
überwiegend männlich
eskalierender Entwicklungsverlauf
extrem negative Sozialisationserfahrungen
Dr. Gino Casale
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Abgrenzung des Settings JStVollz
„Mehrzweckinstitution“ (Myschker & Stein, 2014, S. 408)
Erziehung (Korrektur- und Nacherziehung)
Behandlung & Therapie
Schutz der Allgemeinheit
„Lebensschule“ (Walkenhorst, 2002, S. 319)
Schul- und Berufsausbildung
Einzel- und Gruppenbetreuung
Sport und Freizeit
Arbeit
psychische und medizinische Versorgung
Dr. Gino Casale
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Das gemeinsame pädagogische Ziel
Aufarbeitung diverser Problemlagen mit dem zentralen Ziel der
Änderung hin zu einem sozial verantwortlichen, selbstständigen
Leben – ohne Straftaten!
Wie kann das gelingen?
Dr. Gino Casale
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Schulpädagogik und Jugendstrafvollzug
Voneinander lernen
Dr. Gino Casale
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Art. 8: „Maach et joot, ävver nit zo off“
Qualität über Quantität
Doch was
bedeutet Qualität?
Dr. Gino Casale
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Lern- und entwicklungsförderliches
pädagogisches Handelns: Grundprinzipien
vertrauensvolle und fürsorgliche Beziehungen
Schaffung einer positiven und sicheren Lern- und
Entwicklungsumgebung
qualitativ hochwertige Unterrichts-, Diagnostik-, Förder- und
Therapiemethoden
Zusammenarbeit aller (!) Beteiligten
Dr. Gino Casale
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Wirksames pädagogisches Handelns I
vertrauensvolle und fürsorgliche Beziehungen (z. B.
Sutherland et al., 2018)
weniger problematisches Verhalten
Wahrnehmung der eigenen Zukunft als bedeutungsvoll
Schaffung einer positiven und sicheren Lern- und
Entwicklungsumgebung („safe environment“; z. B.
Kutsyuruba u. a., 2015; Wang & Degol, 2016)
qualitativ hochwertige Zusammenarbeit im Team
weniger Stress beim Personal
hohe Reduktion des Aggressionspotentials und der
Gewaltbereitschaft
Dr. Gino Casale
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Wirksames pädagogisches Handelns II
qualitativ hochwertige Unterrichts-, Diagnostik-, Förder- und
Therapiemethoden
Verbesserung der sozial-emotionalen Kompetenzen (z. B. Reicher &
Matischek-Jauk , 2018)
Reduktion aggressiv-dissozialen Verhaltens (Wilson, Derzon & Lipsey,
2003)
Kurzzeitpädagogik (Kaplan, Zimmermann, Schneider & Tölle, 2017)
Zusammenarbeit aller (!) Beteiligten (Grosche u. a., in Vorbereitung)
höheres Wissen, höhere Motivation, höhere Selbstwirksamkeit beim
Personal
selbstbestimmteres Handeln aller Fachkräfte
höhere Lern- und Entwicklungserfolge bei den Jugendlichen und
Heranwachsenden
Dr. Gino Casale
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Den Rahmen schaffen
Voraussetzungen auf Ebene des Settings und des
pädagogischen Personals
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Die Rolles des Settings (Olweus, 1996)
systemweite, proaktive und pädagogische Ausrichtung
pädagogische Geschlossenheit hinsichtlich
Verhaltenserwartungen
gemeinsames Problembewusstsein
gemeinsame Verantwortlichkeit
gegenseitige Akzeptanz & Wertschätzung
gegenseitige Abhängigkeit
Dr. Gino Casale
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Die Rolle der pädagogischen Fachkräfte
pädagogische Professionalität als bedeutsamer Einflussfaktor
(Baumert & Kunter, 2006, Hattie, 2008): hohe Fachlichkeit,
Motivation und Handlungskompetenz
hohe und realistische Erwartungen an die Jugendlichen und
Heranwachsenden sowie Gelegenheiten, diesen gerecht zu
werden (Leahy, Miller & Schardt, 2018)
humanistisches Lehrkraftverhalten zur Beziehungsgestaltung
(z. B. Carl Rogers, 1957):
empathisch
authentisch
unterstützend
aber gleichzeitig konsequent
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Artikel 9: „Wat soll dä Kwatsch?“
Stell‘ immer die Universalfrage
Wie kann das
funktionieren?
Dr. Gino Casale
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Konkrete Handlungsschritte (Jolivette & Nelson, 2010)
1. Einrichten eines Leitungsteams
2. Herstellen einer pädagogischen Geschlossenheit aller
Praktiker*innen
3. Einrichten eines datenbasierten Handlungsplans
4. Sorge tragen für eine hohe Umsetzungstreue
5. Regelmäßiges Überprüfen der Wirkungen
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
1. Einrichten eines Leitungsteams
Repräsentativität über
Lebensbereiche
Gebäude
Professionen
Das Leitungsteam trägt Sorge für die Umsetzung des
pädagogischen Handelns.
Jede handelnde Person muss sich vom Leitungsteam
repräsentiert fühlen.
Dr. Gino Casale
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2. Herstellen einer pädagogischen Geschlossenheit aller
Praktiker*innen
Schaffen eines gemeinsames Problembewusstseins über
Fragebögen
Einigung einer gemeinsamen pädagogischen Leitlinie
„andere-Saiten-aufziehen“ vs. Rehabilitieren und Re-
Integrieren
Dr. Gino Casale
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3. Einrichten eines datenbasierten Handlungsplans
Formulierung von klaren, präzisen Regeln bzw.
Verhaltenserwartungen oder weiteren pädagogischen Zielen
Konkretisierung der Regeln für verschiedene Anstaltsorte
Schule
Wohnbau
Freizeit
Therapie
…
Handlungsdokumentation einplanen
Dr. Gino Casale
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Regel/Ort Flure/Gänge/Treppenhaus Toiletten/Waschräume Wohnbau Klassenraum
Auf die
Mitmenschen
achten
In Zimmerlautstärke sprechen
Hände und Füße bei sich behalten
In der Reihe bleiben
Abspülen
Augen bei sich behalten
Anklopfen, bevor man
eintritt
Warten bis man dran ist
Grenzen
berücksichtigen
Fragen, bevor man
Gegenstände
anderer benutzt
Sich bei
Haushaltspflichten
abwechseln
Im Team arbeiten
Mitarbeitern zuhören
Sich melden
Sich gegenseitig beim Lernen
unterstützen
Auf das
Eigentum
achten
Die Hände frei haben
In erlaubten Bereichen bleiben
Probleme den Mitarbeitern
mitteilen
Toilettenpapier zweckmäßig
nutzen
Papier in den Müll werfen
Aufräumen und
Ordnung halten
Gegenstände
zurückstellen
Achtsam mit
Gegenständen
umgehen
Gegenstände zurückstellen
Gegenstände zweckmäßig
einsetzen
Auf sich
selbst achten
Gehen
Bereiche verlassen, wenn dies
gefordert ist
In der eigenen Gruppe bleiben
Verfahrensweisen für Übergänge
befolgen
Hände waschen
Flip-Flops tragen
Im Sichtfeld der
Mitarbeiter bleiben
Anweisungen der
Mitarbeiter beim
ersten Mal folgen
Positives Verhalten
fördern
Schmuggel an
Mitarbeiter melden
Zeit sinnvoll nutzen
Aufgaben fertigstellen
Sich am Unterricht beteiligen
Auf Anweisungen warten
Das Beste geben
Dr. Gino Casale
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4. Sorge tragen für eine hohe Umsetzungstreue
klare Ablaufpläne und gemeinsame Absprachen: Wer macht
was, wann, wo, wie?
Verstärkungssysteme für positives Verhalten etablieren:
materielle Belohnungen
soziale Belohnungen
Fort- und Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter*innen auf
allen Ebenen
systemweite, gemeinsame Weiterbildungen
Mentoringsysteme
Dr. Gino Casale
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5. Regelmäßiges Überprüfen der Wirkungen
Dokumentation der positiven Verhaltensweisen und/oder
Regelverstöße
Aufbereitung der Ergebnisse für alle Mitarbeiter*innen
Prüfung der Ergebnisse für Qualitätsverbesserung
Dr. Gino Casale
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Zum Abschluss
Dr. Gino Casale
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Fazit
„Et es, wie et es“
Jugendliche und Heranwachsende mit herausforderndem
Verhalten und eskalierender Vergangenheit
„Et bliev nix, wie et wor“:
Settingweite, pädagogische Ansätze als Handlungskonzept
für die Arbeit im Jugendstrafvollzug?!
„Maach et joot, ävver nit zo off”:
Entscheidend ist die qualitative Umsetzung
Dr. Gino Casale
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Zu guter Letzt…
Art. 3: „Et hätt noch emmer joot jejange.“
(„Es ist bisher noch immer gut gegangen.“)
Art. 11: „Do laachs de disch kapott.“
(„Da lachst du dich kaputt.“)
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Kontakt:
Gino Casale
Klosterstraße 79c
50931 Köln
Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit!
Dr. Gino Casale
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Literatur
Baumert, J., & Kunter, M. (2006). Stichwort: Professionelle kompetenz von lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9(4), 469-520.
Beelmann, A. & Raabe, T. (2007). Dissoziales Verhalten bei Kindern und Jugendlichen. Göttingen: Hogrefe.
Beelmann, A. (2008). Prävention im Schulalter. In B. Gasteiger-Klicpera, H. Julius, & C. Klicpera (Hrsg.), Sonderpädagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung (442–464). Göttingen: Hogrefe
Casale, G. & Huber, C. (2015). Gemeinsam Schülerverhalten fördern. Wie multiprofessionelle Teamarbeit im Umgang mit problematischem Verhalten hilft. Praxis fördern - Zeitschrift für individuelle Förderung und Inklusion, 6, 26-30.
Casale, G., Hövel, D., Hennemann, T. & Hillenbrand, C. (2018). Prävention und schulische Gesundheitsförderung. In B. Röhrle, J. Anding, D. Ebert & H. Christiansen (Hrsg.). Prävention und Gesundheitsförderung Bd. VI. Zur Verbesserung der Wirksamkeit. Tübingen: DGVT-Verlag.
Fazel, S., Doll, H. & Långström, N. (2008). Mental disorders among adolescents in juvenile detention and correctional facilities: a systematic review and metaregression analysis of 25 surveys. Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, 47(9), 1010-1019.
Foley, R. M. (2001). Academic characteristics of incarcerated youth and correctional educational programs: A literature review. Journal of emotional and behavioral disorders, 9(4), 248-259.
Hattie, J. (2008). Visible learning: A synthesis of over 800 meta-analyses relating to achievement. Routledge.
Hovey, K. A., Zolkoski, S. M. & Bullock, L. M. (2017). Mental Health and the Juvenile Justice System: Issues Related to Treatment and Rehabilitation. World Journal of Education, 7(3), 1-13.
Jolivette, K. & Nelson, C. M. (2010). Adapting positive behavioral interventions and supports for secure juvenile justice settings: Improving facility-wide behavior. Behavioral Disorders, 36(1), 28-42.
Kaplan, A., Zimmermann, R., Schneider, L. & Tölle, J. (2017). Short-Term Education with Marginalised Young People Sentenced to Youth Detention. International Journal of Inclusive Education, 6(1), 1023 – 1031.
Kutsyuruba, B., Klinger, D. A. & Hussain, A. (2015). Relationships among school climate, school safety, and student achievement and well‐being: a review of the literature. Review of Education, 3(2), 103-135.
Dr. Gino Casale
„Voneinander lernen. Jugendstrafvollzug an der Schnittstelle der Disziplinen“ - 7. Praktikertagung Jugendstrafvollzug, 2. November 2018, Berlin
Literatur
Leahy, L. R. F., Miller, F. G. & Schardt, A. A. (2018). Effects of Teacher-Directed Opportunities to Respond on Student Behavioral Outcomes: A Quantitative Synthesis of Single-Case Design Research. Journal of Behavioral Education, 1-29.
Murray, J. & Farrington, D. P. (2010). Risk factors for conduct disorder and delinquency: key findings from longitudinal studies. The Canadian Journal of Psychiatry, 55(10), 633-642.
Myschker, N. & Stein, R. (2014). Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen: Erscheinungsformen-Ursachen-Hilfreiche Maßnahmen (7., überarbeitete und erweiterte Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.
Reicher, H. & Matischek-Jauk, M. (2018). Sozial-emotionales Lernen in der Schule. In M. Huber & S. Krause (Hrsg.). Bildung und Emotion (249-268). Springer VS, Wiesbaden.
Rogers, C. R. (1957). The necessary and sufficient conditions of therapeutic personality change. Journal of consulting psychology, 21(2), 95.
Sutherland, K. S., Conroy, M. A., Algina, J., Ladwig, C., Jessee, G. & Gyure, M. (2018). Reducing child problem behaviors and improving teacher-child interactions and relationships: A randomized controlled trial of BEST in CLASS. Early Childhood Research Quarterly, 42, 31-43.
Teplin, L. A., Abram, K. M., McClelland, G. M., Dulcan, M. K. & Mericle, A. A. (2002). Psychiatric disorders in youthin juvenile detention. Archives of general psychiatry, 59(12), 1133-1143.
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Walkenhorst, P. (2002). „Gute Schulen “im Jugendstrafvollzug–Jugendstrafvollzug als „gute Schule “–Überlegungen zu Voraussetzungen und Möglichkeiten. Jugendstrafvollzug in Deutschland–Grundlagen, Konzepte, Handlungsfelder: Beiträge aus Forschung und Praxis. Mönchengladbach: Godesberg, 319-355.
Wang, M. T. & Degol, J. L. (2016). School climate: A review of the construct, measurement, and impact on student outcomes. Educational Psychology Review, 28(2), 315-352.
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Zabel, R. H. & Nigro, F. A. (1999). Juvenile offenders with behavioral disorders, learning disabilities, and no disabilities: Self-reports of personal, family, and school characteristics. Behavioral Disorders, 25(1), 22-40.