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NATASA MIRKOVIC MATTHIAS LOIBNER WINTERREISEN 7. FEBRUAR 2018 ELBPHILHARMONIE KLEINER SAAL

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NATASA MIRKOVICMATTHIAS

LOIBNER

WINTERREISEN

7. FEBRUAR 2018ELBPHILHARMONIEKLEINER SAAL

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Mittwoch, 7. Februar 2018 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal

WINTERREISEN

NATAŠA MIRKOVIĆ GESANG MATTHIAS LOIBNER DREHLEIER

Franz Schubert (1797–1828)

Winterreise. Liederzyklus nach Gedichten von Wilhelm Müller D 911 (1827)

Fassung für Stimme und Drehleier von Matthias LoibnerGute NachtDie WetterfahneGefror’ne TränenErstarrungDer LindenbaumWasserflutAuf dem FlusseRückblickIrrlichtRast FrühlingstraumEinsamkeitDie PostDer greise KopfDie KräheLetzte HoffnungIm DorfeDer stürmische MorgenTäuschungDer WegweiserDas WirtshausMutDie NebensonnenDer Leiermann

Keine Pause, Ende gegen 21 Uhr. Wir bitten Sie, zwischen den Liedern nicht zu applaudieren.

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Was haben uns die Lieder von Franz Schubert heute noch zu sagen? Welche überzeitlichen Wahrheiten lassen sich aus ihnen heraushören? Diesen Fragen geht die Elbphilharmonie-Serie Winterreisen nach, die mehrere Adaptionen von Schuberts wohl düsterstem und bedeutendstem Liederzyklus versammelt. Im heutigen Konzert zäumen Nataša Mirković und Matthias Loibner den Zyklus quasi von hinten auf. Bezugnehmend auf das letzte Lied, Der Leiermann, präsentie-ren sie eine Fassung für Drehleier und Gesang. Das eher ungewöhnliche, aber überaus facetten-reiche Instrument ermöglicht dabei einen ganz neuen Blick auf scheinbar Bekanntes. Hören Sie selbst!

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NATAŠA MIRKOVIĆ GESANG

Die Sängerin und Schauspielerin aus Bosnien-Herzegowina studierte Musikwissenschaft und klassischen Gesang in Sara-jevo, Lied und Oratorium in Graz und lebt seit vielen Jahren in Wien. Ihr solistisches Engagement reicht von der Grazer Oper bis zur Volksoper Wien, wo sie in etlichen Schauspiel-, Opern- und Musicalproduktionen auftrat. Sie beschäftigt sich mit der klassischen Liedkunst, mit Barockmusik sowie der traditionel-len Volksmusik und ist europaweit auf renommierten Bühnen wie auch bei internationalen Festivals eine gefragte Künstlerin.

Seit 2004 hat Nataša Mirković vor allem als Partnerin von Matthias Loibner von sich reden gemacht, mit dem sie bereits zahlreiche Projekte realisierte. Auf die preisgekrönte Aufnahme der Winterreise folgte die CD soul*motion – das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem namhaften Komponisten und Kontra-bassisten Nenad Vasilić. Darauf rufen beide Künstler mit einer sehr persönlichen Auswahl ihrer Lieblingssongs Erinnerungen an die jugoslawische Rock- und Popmusik der 70er und 80er Jahre wach.

Nataša Mirkovićs Vielseitigkeit wurde auch von dem Holly-wood-Filmmusikkomponisten Gabriel Yared erkannt, der sie einlud, den Titelsong zu Angelina Jolies Filmregie-Debüt In the Land of Blood and Honey zu singen. Seither arbeitet sie regel-mäßig erfolgreich mit ihm zusammen, zuletzt für The Promise von George Terry.

Die Liebe zur Folklore führt die Sängerin immer wieder zu ihren Wurzeln zurück, zu den Musiktraditionen des Balkans. In diesem Sinne ist auch ihr neuestes Programm En el amor ent-standen, das sephardischen Liedern aus Südosteuropa gewid-met ist. Neben ihrer regen Konzerttätigkeit unterrichtet Nataša Mirković seit 15 Jahren weltweit und gibt ihr Wissen so an pro-fessionelle Sänger, Gesangspädagogen und Laien weiter.

MATTHIAS LOIBNER DREHLEIER

Matthias Loibner ist mit seiner Drehleier seit vielen Jahren auf Wanderschaft quer durch alle Stile und Zeiten. Als gefragter Künstler in unterschiedlichen Ensembles und Projekten in aller Welt sammelt er die Eindrücke seiner Reisen, Beobachtungen und Begegnungen im faszinierenden Klang der Drehleier. Für sein expressives Spiel, seine Virtuosität und seine stilistische Bandbreite wurde er schon als »Jimi Hendrix der Drehleier« bezeichnet.

1969 in Österreich geboren, lernte Matthias Loibner zunächst Klavier und Gitarre. Mit 17 lief er von zu Hause weg, um Straßenmusikant zu werden, begann aber später einige Jahre Komposition und Orchesterleitung in Graz zu studieren. Seine Zuneigung zu traditioneller Musik führte ihn schließlich zur Drehleier, der zuliebe er sein Studium beendete. Schwerpunkte seiner musikalischen Tätig-keit sind Originalliteratur für Drehleier aus dem französischen Barock, die Erst-einspielung von Joseph Haydns Werken für »lira organizzata« und die erweiterte Verwendung der Drehleier unter anderem durch elektronische Live-Bearbeitung in Jazz, World und improvisierter Musik.

Matthias Loibner komponierte und spielte zudem Film- und Theatermusik ein und verfasste das deutschsprachige Standard-Lehrbuch für Drehleier. Er gab Workshops und Unterricht in Europa, Japan und Australien.

DIE KÜNSTLER

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Der Garten der Lüste (Ausschnitt) von Hieronymus Bosch mit der ersten bekannten Darstellung einer Drehleier

DAS INSTRUMENT DER ENGEL UND BETTLER

Geige, Bratsche, Cello – kennt man, und irgendwie sehen die ja auch alle gleich aus (etwaige Instrumentalisten mögen diese kühne Behauptung verzeihen). Das kann man von dem Streichinstrument, das im heutigen Konzert im Mittelpunkt steht, nun wirklich nicht behaupten. Gefühlt gibt es von der Drehleier so viele unterschiedliche Versionen, wie es Instrumente gibt. Schon rein optisch, vor allem aber in Bezug auf Bauform und Mechanik, die wiederum großen Einfluss auf den Klang haben. Und auch was die Verwendung angeht, ist sie nicht fest-gelegt. Sie kommt auf Mittelaltermärkten ebenso zum Einsatz wie im Jazz und Rock. Nur im klassischen Konzertsaal, so wie heute, trifft man die Drehleier eher selten an.

Bei der Drehleier handelt es sich um ein Streichinstrument, dessen Saiten jedoch nicht wie bei der Geige mit einem Bogen, sondern von einem eingebauten Rad gestrichen werden. Dieses wird von der einen Hand mit einer Kurbel betrie-ben, während die andere Hand über Tasten die schwingenden Saiten verkürzt,

um die Tonhöhe zu verändern – eine Art mechanischer Finger. Neben diesen sogenannten Melodiesaiten gibt es meist zusätzlich eine oder mehrere Bordun-saiten, die einen durchgängigen Ton auf konstanter Höhe erzeugen. Ebenfalls charakteristisch für den Klang ist der Schnarrsteg, der rhythmische Schnarr-geräusche erzeugt.

Die Entwicklung des Instruments erstreckt sich bereits über rund 1000 Jahre, wobei sich die genaue Herkunft nicht mehr bestimmen lässt. Ein Vorläufer der Drehleier war das Organistrum, das zwar eine ähnliche Spielweise hatte, aber von zwei Spielern bedient werden musste: Einer drehte das Rad, der andere war für die Tonhöhen zuständig. Auch wenn sich davon keine Exemplare erhalten haben, ist es durch Darstellungen etwa an Kirchenportalen für das 12. Jahrhun-dert belegt. Etwa zeitgleich gab es auch schon eine kleinere Variante für einen Spieler, die Sinfonia. Die älteste bildliche Darstellung einer Drehleier, wie man sie heute kennt, ist in Hieronymus Boschs Tryptichon Der Garten der Lüste (um 1500) zu sehen.

Neben der Bau- ist vor allem die wechselhafte Sozialgeschichte des Instru-ments interessant. Frühe Abbildungen zeigen die Drehleier meist in Händen von Engeln, höfischen Musikern oder sogar von König David, was darauf schließen lässt, wie angesehen sie im Mittelalter gewesen sein muss. Das änderte sich jedoch bald mit der großen Anzahl umherziehender, durch Krieg und Epidemien arbeitsunfähiger Menschen, die durch Musik auf sich aufmerksam machten. So wurde die Drehleier zum wichtigsten Instrument für Bettler und fahrendes Volk – ein sozialer Abstieg. Darüber hinaus behielt sie jedoch eine feste Position in der Volksmusik ländlicher Gegenden. Zu einer erneuten Blütezeit kam es dann im 18. Jahrhundert am französischen Hof, als die aristokratische Gesellschaft mit der »Schäfermode« auch die Instrumente der Schäfer in die Salons holte. Komponisten wie Vivaldi, Rameau, Haydn und Mozart schrieben Werke für die Drehleier, und noch in Donizettis Oper Linda di Chamounix von 1842 ist sie besetzt.

Seit den 1960er Jahren ist eine Wiederbelebung der Drehleier festzustellen, vor allem dank des wieder aufkeimenden Interesses an Volksmusik. Zahlreiche Instrumentenbauer sorgen dafür, dass neue, spielbare Instrumenten nach alten Vorbildern zur Verfügung stehen. Und nicht zuletzt Interpreten und Theoretikern wie Matthias Loibner ist es zu verdanken, dass die Drehleier heute wieder prä-senter ist. Sogar im Konzertsaal.

SIMON CHLOSTA

DIE DREHLEIER

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SCHAUERLICHE SCHMERZENSLIEDER

Franz Schubert: Winterreise

»Die Korrektur der zweiten Abteilung der Winterreise waren die letzten Feder-striche des vor Kurzem verblichenen Schubert.« Heute würde man diesen Satz einen Marketing-Coup nennen. Mit diesem Hinweis nämlich kündigte der Wiener Verleger Tobias Haslinger im Dezember 1828 die erste Druckausgabe der Win-terreise an – und trug damit erheblich zu einer Legendenbildung bei, die auch absatzfördernd gewirkt haben dürfte. Es passt ja auch alles so schön zusammen: Franz Schubert, der unglückliche Künstler, zu seinen Lebzeiten von der Außen-welt nicht gewürdigt, komponiert verzweifelt gegen das Ticken seiner Lebensuhr an und entreißt dem Tod mit letzter Kraft den düstersten Liedzyklus, den die Welt je gesehen hat, den Soundtrack zu seinem eigenen Lebensende.

Doch Vorsicht: Genausowenig wie die berühmte h-Moll-Sinfonie durch Schu-berts tragisch frühen Tod eine »Unvollendete« blieb (denn in Wahrheit brach er die Arbeit daran schon sechs Jahre vor seinem Tod ab), stellt die Winterreise im biografischen Sinne eine Endzeitkomposition dar. Einen kleinen Hinweis liefert Haslinger ja selbst, wenn er von der »zweiten Abteilung« spricht. Tatsächlich schrieb Schubert die ersten zwölf Lieder bereits im Februar 1827 – gut andert-halb Jahre vor seinem Tod. Sie basieren auf Gedichten von Wilhelm Müller, die Schubert in der Zeitschrift Urania entdeckt hatte. Im Sommer desselben Jahres fiel ihm dann Müllers Band Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines rei-senden Waldhornisten in die Hände, der weitere zwölf Gedichte beinhaltete, die er prompt ebenfalls vertonte.

Der Autor war für Schubert kein Unbekannter. Schon sein Liederzyklus Die schöne Müllerin beruhte auf Gedichten des Dessauer Lateinlehrers und Brockhaus-Redakteurs, der wegen seiner Begeisterung für den griechischen Freiheitskampf gegen die Türken stolz den Spitznamen »Griechen-Müller« trug (obwohl er niemals dort gewesen war). Persönlich getroffen haben sich die bei-den aber nie. Vermutlich ahnte Müller nicht einmal, dass ein Komponist im ent-fernten Wien seine Gedichte in Musik setzte. Er starb im Oktober 1827, ähnlich jung wie Schubert – und durfte nicht mehr miterleben, wie Schuberts geniale Musik im Verbund mit seiner Lyrik ein ganz neues, eigenständiges Genre etab-lierte: das Kunstlied.

Franz Schubert

Geschichte ohne Handlung

Die beiden Zyklen unterscheiden sich allerdings in einer Hinsicht gravierend. Die schöne Müllerin erzählt mit Liedern die Geschichte eines Müllerburschen auf der Wanderung. In der Winterreise dagegen ist die Handlung schon vor dem ersten Lied abgeschlossen: die Liebe ist zerbrochen, das Glück dahin. Die folgenden Lieder stellen nun keine fortschreitende Entwicklung dar, sondern eine Art per-manenten Zirkelschluss. Die Gedanken des Wanderers kreisen unaufhörlich um dieselben Gefühle, um Liebeskummer, Schmerz, Wut, Hoffnung und Resigna-tion. Zwar ändern sich von Lied zu Lied die Metaphern, die den Gemütszustand des Protagonisten in Analogie zu den Stationen seiner Reise beschreiben. Doch inhaltlich geht der Wanderer nur im Kreis herum. Wo sollte der Weg auch hin-führen? Ins Wirtshaus, das in Wahrheit der Friedhof ist? Selbst dort findet sich kein Platz für den Herumirrenden.

DIE MUSIK

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Wilhelm Müller

Ablesen lässt sich dieses Fehlen, ja, die notorische Verweigerung einer Hand-lung auch daran, dass Müller seine neueren Gedichte sorgfältig zwischen die alten sortierte, während Schubert sie einfach hinten an den bereits vollendeten ersten Teil anhängte, ohne dass es deshalb zu inhaltlichen Brüchen käme. Die Dramaturgie übernimmt die Musik, die Müllers Dichtung eine atemberaubende emotionale Tiefe verleiht.

Gut zu beobachten ist das gleich im ersten Lied, Gute Nacht: Nach drei Stro-phen in Moll wechselt die vierte plötzlich in zärtliches Dur – das sich aber letzt-lich als Illusion entpuppt und in die triste Moll-Sphäre zurückfällt. Auch im Lindenbaum wendet Schubert diesen Kunstgriff an und trübt die selige Dur-Stimmung zwischenzeitlich in Moll ein. Darüber hinaus hält der Klavierpart zahl-reiche Imitationseffekte bereit, die weit über eine bloße Begleitung hinausgehen: das dumpfe Knarzen der Wetterfahne im Bass etwa oder das Staccato-Tropfen der Gefror’nen Tränen. Im Frühlingstraum krähen im Diskant sehr überzeugend

die Hähne, in Die Post erklingt die Fanfare des Posthorns über lustigem Pferdegetrappel. Für den aufmerksamen Hörer gibt es unendlich viele Details zu entdecken; mehr, als sich hier auf-listen ließen.

Subversive politische Botschaften

Neben der emotionalen und der musikalischen existiert aller-dings noch eine politische Deutungsebene. Müller schrieb seine Gedichte in der rückwärtsgewandten Epoche der Restauration. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege ordnete der Wie-ner Kongress um Fürst von Metternich 1815 die politische Land-schaft Europas neu. Um potenziellen Revoluzzern von vornher-ein das Leben schwer zu machen, erließen die meisten Staaten in der Folge drakonische Zensurgesetze. Künstlern und Stu-denten, die der autoritären geistigen Enge entkommen woll-ten, blieb oft nur die Flucht ins Häusliche (Biedermeier) – oder in subversive Metaphern. Besonders gut nachvollziehen lässt sich das anhand der Gedichte Letzte Hoffnung, das freiheitliche Hoffnungsträger als einzelne »bunte Blätter« codiert, und Im Dorfe, wo (menschliche) Kettenhunde den Künstler verbellen. Nicht zufällig war die Zeitschrift Urania, in der Müllers Gedichte zuerst erschienen, von den Behörden verboten.

Gegen Ende des Zyklus scheint sich der Protagonist in Mut noch einmal aufzuraffen und versteigt sich sogar zu einer Behauptung, deren offene Blasphemie zu Anfang des 19. Jahr-hunderts für erhebliche Empörung gesorgt haben dürfte: »Will kein Gott auf Erden sein / Sind wir selber Götter!« Doch schon in den Nebensonnen, das auf ein reales physikalisches Phäno-men atmosphärischer Lichtbrechung anspielt, ist der Taten-drang einer bleiernen Lethargie gewichen. Nachdem zwei Son-nen (die Augen der Geliebten) verschwunden seien, sehnt der Protagonist auch den Untergang der dritten (seiner Liebe – oder sogar seiner selbst) herbei. Die Ausweglosigkeit wird zusam-mengefasst im finalen Bild des Leiermanns. Auf ewig muss er seine Leier drehen, wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat. Völlig sinnlos, denn niemand hört ihm zu. Es bleibt offen, ob der Leiermann mit seinen hohlen Quinten der Tod ist oder ein Bild für den Komponisten.

DIE MUSIK

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»Schubertiade« genannter Liederabend bei Josef von Spaun. Am Flügel Franz Schubert, links neben ihm der Sänger Johann Michael Vogl, dahinter (stehend) der Hausherr.

Mit dem Protagonisten jedenfalls konnte sich Franz Schubert bestimmt sehr gut identifizieren. Sein Erfolg bei den Frauen dürfte sich in Grenzen gehalten haben: nur 1,57 Meter groß, Spitzname »Schwammerl«, zudem mit Syphilis infi-ziert. »Stark angegriffen« habe ihn die Komposition der »schauerlichen Lie-der«, berichtete er seinem Freund Joseph von Spaun. Und schon einige Jahre zuvor hatte er in seinem Tagebuch notiert: »Meine Erzeugnisse sind durch mei-nen Verstand für Musik und durch meinen Schmerz entstanden. Und jene, die der Schmerz allein erzeugt hat, scheinen die Welt am wenigsten zu erfreuen.«

Diese Einschätzung bestätigte sich, als Schubert seinen Freunden die Win-terreise im Herbst 1827 zum ersten Mal vorsang und -spielte. Gastgeber Spaun reagierte bestürzt und konnte einzig dem Lindenbaum etwas Positives abge-winnen. Erst später, nachdem Schuberts Lieblingssänger Johann Michael Vogl mehrfach mit der Winterreise geglänzt hatte, änderte Spaun seine Meinung: »Bald waren wir begeistert von diesen wehmütigen Liedern, die Vogl unüber-trefflich vortrug.« Zahlreiche Bearbeitungen bis hin zu John Neumeiers Ham-burger Ballettfassung oder eben Matthias Loibners Version für Drehleier zei-gen: Bis heute gehört Schuberts Winterreise zu den erschütterndsten Werken der Musikgeschichte – auch ohne Todesmythos.

CLEMENS MATUSCHEK

DIE MUSIK

StockhausenMetropolis

J. Dvořák: FrankensteinSciarrino: Lohengrin

Beethoven: Missa solemnisLa Scala: Verdi-Requiem

David Bowie: BlackstarWeill: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

Britten: The Rape of Lucretiau.v.m.

www.musikfest-hamburg.de

UTOPIE

27Apr—30Mai

Ermöglicht durch

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ERSTARRUNG

Ich such’ im Schnee vergebensNach ihrer Tritte Spur,Wo sie an meinem ArmeDurchstrich die grüne Flur.

Ich will den Boden küssen,Durchdringen Eis und SchneeMit meinen heißen Tränen,Bis ich die Erde seh’.

Wo find’ ich eine Blüte,Wo find’ ich grünes Gras?Die Blumen sind erstorben,Der Rasen sieht so blass.

Soll denn kein AngedenkenIch nehmen mit von hier?Wenn meine Schmerzen schweigen,Wer sagt mir dann von ihr?

Mein Herz ist wie erstorben,Kalt starrt ihr Bild darin;Schmilzt je das Herz mir wieder,Fließt auch ihr Bild dahin!

GUTE NACHT

Fremd bin ich eingezogen,Fremd zieh’ ich wieder aus.Der Mai war mir gewogenMit manchem Blumenstrauß.Das Mädchen sprach von Liebe,Die Mutter gar von Eh’,Nun ist die Welt so trübe,Der Weg gehüllt in Schnee.

Ich kann zu meiner ReisenNicht wählen mit der Zeit,Muss selbst den Weg mir weisenIn dieser Dunkelheit.Es zieht ein MondenschattenAls mein Gefährte mit,Und auf den weißen MattenSuch’ ich des Wildes Tritt.

Was soll ich länger weilen,Dass man mich trieb hinaus?Lass irre Hunde heulenVor ihres Herren Haus.Die Liebe liebt das Wandern,Gott hat sie so gemacht,Von einem zu dem andern.Fein Liebchen, gute Nacht!

Will dich im Traum nicht stören,Wär’ schad’ um deine Ruh’.Sollst meinen Tritt nicht hören.Sacht, sacht die Türe zu!Schreib’ im VorübergehenAns Tor dir: Gute Nacht!Damit du mögest sehen,An dich hab’ ich gedacht.

DER LINDENBAUM

Am Brunnen vor dem ToreDa steht ein Lindenbaum;Ich träumt’ in seinem SchattenSo manchen süßen Traum.Ich schnitt in seine RindeSo manches liebe Wort;Es zog in Freud’ und LeideZu ihm mich immer fort.

Ich musst’ auch heute wandernVorbei in tiefer Nacht,Da hab’ ich noch im DunkelnDie Augen zugemacht.Und seine Zweige rauschten,Als riefen sie mir zu:Komm her zu mir, Geselle,Hier find’st du deine Ruh’!

Die kalten Winde bliesenMir grad’ ins Angesicht;Der Hut flog mir vom Kopfe,Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche StundeEntfernt von jenem Ort,Und immer hör’ ich’s rauschen:Du fändest Ruhe dort!

DIE WETTERFAHNE

Der Wind spielt mit der WetterfahneAuf meines schönen Liebchens Haus.Da dacht’ ich schon in meinem Wahne,Sie pfiff den armen Flüchtling aus.

Er hätt’ es eher bemerken sollen,Des Hauses aufgestecktes Schild,So hätt’ er nimmer suchen wollenIm Haus ein treues Frauenbild.

Der Wind spielt drinnen mit den HerzenWie auf dem Dach, nur nicht so laut.Was fragen sie nach meinen Schmerzen?Ihr Kind ist eine reiche Braut.

GEFROR’NE TRÄNEN

Gefror’ne Tropfen fallenVon meinen Wangen ab:Ob es mir denn entgangen,Dass ich geweinet hab’?

Ei Tränen, meine Tränen,Und seid ihr gar so lau,Dass ihr erstarrt zu EiseWie kühler Morgentau?

Und dringt doch aus der QuelleDer Brust so glühend heiß,Als wolltet ihr zerschmelzenDes ganzen Winters Eis!

GESANGSTEXTE

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WASSERFLUT

Manche Trän’ aus meinen AugenIst gefallen in den Schnee;Seine kalten Flocken saugenDurstig ein das heiße Weh.

Wenn die Gräser sprossen wollenWeht daher ein lauer Wind,Und das Eis zerspringt in SchollenUnd der weiche Schnee zerrinnt.

Schnee, du weißt von meinem Sehnen,Sag’, wohin doch geht dein Lauf?Folge nach nur meinen Tränen,Nimmt dich bald das Bächlein auf.

Wirst mit ihm die Stadt durchziehen,Muntre Straßen ein und aus;Fühlst du meine Tränen glühen,Da ist meiner Liebsten Haus.

AUF DEM FLUSSE

Der du so lustig rauschtest,Du heller, wilder Fluss,Wie still bist du geworden,Gibst keinen Scheidegruß.

Mit harter, starrer RindeHast du dich überdeckt,Liegst kalt und unbeweglichIm Sande ausgestreckt.

In deine Decke grab’ ichMit einem spitzen SteinDen Namen meiner LiebstenUnd Stund’ und Tag hinein.

Den Tag des ersten Grußes,Den Tag, an dem ich ging;Um Nam’ und Zahlen windetSich ein zerbroch’ner Ring.

Mein Herz, in diesem BacheErkennst du nun dein Bild?Ob’s unter seiner RindeWohl auch so reißend schwillt?

RÜCKBLICK

Es brennt mir unter beiden Sohlen,Tret’ ich auch schon auf Eis und Schnee,Ich möcht’ nicht wieder Atem holen,Bis ich nicht mehr die Türme seh’.

Hab’ mich an jedem Stein gestoßen,So eilt’ ich zu der Stadt hinaus;Die Krähen warfen Bäll’ und SchloßenAuf meinen Hut von jedem Haus.

Wie anders hast du mich empfangen,Du Stadt der Unbeständigkeit!An deinen blanken Fenstern sangenDie Lerch’ und Nachtigall im Streit.

Die runden Lindenbäume blühten,Die klaren Rinnen rauschten hell,Und ach, zwei Mädchenaugen glühten.Da war’s gescheh’n um dich, Gesell!

Kommt mir der Tag in die Gedanken,Möcht’ ich noch einmal rückwärts seh’n.Möcht’ ich zurücke wieder wanken,Vor ihrem Hause stille steh’n.

IRRLICHT

In die tiefsten FelsengründeLockte mich ein Irrlicht hin;Wie ich einen Ausgang finde,Liegt nicht schwer mir in dem Sinn.

Bin gewohnt das Irregehen,’s führt ja jeder Weg zum Ziel;Uns’re Freuden, uns’re Wehen,Alles eines Irrlichts Spiel!

Durch des Bergstroms trockne RinnenWind’ ich ruhig mich hinab,Jeder Strom wird’s Meer gewinnen,Jedes Leiden auch sein Grab.

RAST

Nun merk’ ich erst wie müd’ ich bin,Da ich zur Ruh’ mich lege;Das Wandern hielt mich munter hinAuf unwirtbarem Wege.

Die Füße frugen nicht nach Rast,Es war zu kalt zum Stehen;Der Rücken fühlte keine Last,Der Sturm half fort mich wehen.

In eines Köhlers engem HausHab’ Obdach ich gefunden.Doch meine Glieder ruh’n nicht aus:So brennen ihre Wunden.

Auch du, mein Herz, in Kampf und SturmSo wild und so verwegen,Fühlst in der Still’ erst deinen WurmMit heißem Stich sich regen!

FRÜHLINGSTRAUM

Ich träumte von bunten Blumen,So wie sie wohl blühen im Mai;Ich träumte von grünen Wiesen,Von lustigem Vogelgeschrei.

Und als die Hähne krähten,Da ward mein Auge wach;Da war es kalt und finster,Es schrien die Raben vom Dach.

Doch an den Fensterscheiben,Wer malte die Blätter da?Ihr lacht wohl über den Träumer,Der Blumen im Winter sah?

Ich träumte von Lieb um Liebe,Von einer schönen Maid,Von Herzen und von Küssen,Von Wonne und Seligkeit.

Und als die Hähne krähten,Da ward mein Herze wach;Nun sitz’ ich hier alleineUnd denke dem Traume nach.

Die Augen schließ’ ich wieder,Noch schlägt das Herz so warm.Wann grünt ihr Blätter am Fenster?Wann halt’ ich mein Liebchen im Arm?

GESANGSTEXTE

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EINSAMKEIT

Wie eine trübe WolkeDurch heit’re Lüfte geht,Wenn in der Tanne WipfelEin mattes Lüftchen weht.

So zieh ich meine StraßeDahin mit trägem Fuß,Durch helles, frohes LebenEinsam und ohne Gruß.

Ach, dass die Luft so ruhig!Ach, dass die Welt so licht!Als noch die Stürme tobten,War ich so elend nicht.

DIE POST

Von der Straße her ein Posthorn klingt.Was hat es, dass es so hoch aufspringt,Mein Herz?

Die Post bringt keinen Brief für dich.Was drängst du denn so wunderlich,Mein Herz?

Nun ja, die Post kommt aus der Stadt,Wo ich ein liebes Liebchen hatt’,Mein Herz!

Willst wohl einmal hinüberseh’nUnd fragen, wie es dort mag geh’n,Mein Herz?

DER GREISE KOPF

Der Reif hatt’ einen weißen ScheinMir übers Haar gestreuet;Da glaubt’ ich schon ein Greis zu seinUnd hab’ mich sehr gefreuet.

Doch bald ist er hinweggetaut,Hab’ wieder schwarze Haare,Dass mir’s vor meiner Jugend graut –Wie weit noch bis zur Bahre!

Vom Abendrot zum MorgenlichtWard mancher Kopf zum Greise.Wer glaubt’s? Und meiner ward es nichtAuf dieser ganzen Reise!

DIE KRÄHE

Eine Krähe war mit mirAus der Stadt gezogen,Ist bis heute für und fürUm mein Haupt geflogen.

Krähe, wunderliches Tier,Willst mich nicht verlassen?Meinst wohl, bald als Beute hierMeinen Leib zu fassen?

Nun, es wird nicht weit mehr geh’nAn dem Wanderstabe.Krähe, lass mich endlich seh’nTreue bis zum Grabe!

LETZTE HOFFNUNG

Hie und da ist an den BäumenManches bunte Blatt zu seh’n,Und ich bleibe vor den BäumenOftmals in Gedanken steh’n.

Schaue nach dem einen Blatte,Hänge meine Hoffnung dran;Spielt der Wind mit meinem Blatte,Zittr’ ich, was ich zittern kann.

Ach, und fällt das Blatt zu Boden,Fällt mit ihm die Hoffnung ab;Fall’ ich selber mit zu Boden,Wein’ auf meiner Hoffnung Grab.

IM DORFE

Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten;Es schlafen die Menschen in ihren Betten,Träumen sich manches, was sie nicht haben,Tun sich im Guten und Argen erlaben;

Und morgen früh ist alles zerflossen.Je nun, sie haben ihr Teil genossenUnd hoffen, was sie noch übrig ließen,Doch wieder zu finden auf ihren Kissen.

Bellt mich nur fort, ihr wachen Hunde,Lasst mich nicht ruh’n in der Schlummer-stunde!Ich bin zu Ende mit allen Träumen.Was will ich unter den Schläfern säumen?

DER STÜRMISCHE MORGEN

Wie hat der Sturm zerrissenDes Himmels graues Kleid!Die Wolkenfetzen flatternUmher im matten Streit.

Und rote FeuerflammenZieh’n zwischen ihnen hin;Das nenn’ ich einen MorgenSo recht nach meinem Sinn!

Mein Herz sieht an dem HimmelGemalt sein eig’nes BildEs ist nichts als der Winter,Der Winter kalt und wild!

TÄUSCHUNG

Ein Licht tanzt freundlich vor mir her,Ich folg’ ihm nach die Kreuz und Quer;Ich folg’ ihm gern und seh’s ihm an,Dass es verlockt den Wandersmann.

Ach! Wer wie ich so elend ist,Gibt gern sich hin der bunten List,Die hinter Eis und Nacht und Graus,Ihm weist ein helles, warmes Haus.Und eine liebe Seele drin.Nur Täuschung ist für mich Gewinn!

GESANGSTEXTE

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DER WEGWEISER

Was vermeid’ ich denn die Wege,Wo die ander’n Wand’rer geh’n,Suche mir versteckte Stege,Durch verschneite Felsenhöh’n?

Habe ja doch nichts begangen,Dass ich Menschen sollte scheu’n,Welch ein törichtes VerlangenTreibt mich in die Wüstenei’n?

Weiser stehen auf den Straßen,Weisen auf die Städte zu.Und ich wand’re sonder MaßenOhne Ruh’ und suche Ruh’.

Einen Weiser seh’ ich stehenUnverrückt vor meinem Blick;Eine Straße muss ich gehen,Die noch keiner ging zurück.

DAS WIRTSHAUS

Auf einen TotenackerHat mich mein Weg gebracht;Allhier will ich einkehren,Hab ich bei mir gedacht.

Ihr grünen TotenkränzeKönnt wohl die Zeichen sein,Die müde Wand’rer ladenIns kühle Wirtshaus ein.

Sind denn in diesem HauseDie Kammern all’ besetzt?Bin matt zum Niedersinken,Bin tödlich schwer verletzt.

O unbarmherz’ge Schenke,Doch weisest du mich ab?Nun weiter denn, nur weiter,Mein treuer Wanderstab!

MUT

Fliegt der Schnee mir ins Gesicht,Schüttl’ ich ihn herunter.Wenn mein Herz im Busen spricht,Sing’ ich hell und munter.

Höre nicht, was es mir sagt,Habe keine Ohren;Fühle nicht, was es mir klagt,Klagen ist für Toren.

Lustig in die Welt hineinGegen Wind und Wetter!Will kein Gott auf Erden sein,Sind wir selber Götter!

DIE NEBENSONNEN

Drei Sonnen sah ich am Himmel steh’n,Hab’ lang und fest sie angeseh’n;Und sie auch standen da so stier,Als wollten sie nicht weg von mir.

Ach, meine Sonnen seid ihr nicht!Schaut ander’n doch ins Angesicht!Ja, neulich hatt’ ich auch wohl drei;Nun sind hinab die besten zwei.

Ging nur die dritt’ erst hinterdrein!Im Dunkel wird mir wohler sein.

DER LEIERMANN

Drüben hinterm DorfeSteht ein LeiermannUnd mit starren FingernDreht er was er kann.

Barfuß auf dem EiseWankt er hin und herUnd sein kleiner TellerBleibt ihm immer leer.

Keiner mag ihn hören,Keiner sieht ihn an,Und die Hunde knurrenUm den alten Mann.

Und er lässt es gehen,Alles wie es will,Dreht, und seine LeierSteht ihm nimmer still.

Wunderlicher Alter!Soll ich mit dir geh’n?Willst zu meinen LiedernDeine Leier dreh’n?

GESANGSTEXTE

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Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jack F. Kurfess, Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon ChlostaGestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerAnzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEIS

Nataša Mirković und Matthias Loibner (Julia Weseley); Hieronymus Bosch: Der Garten der Lüste (Museo del Prado, Madrid); Franz Schubert: Porträt von Wilhelm August Rieder (1825); Wilhelm Müller: Porträt von Weger und Singer (1830); Schubertiade: Zeichnung von Moritz von Schwind (1868)

DIE WEITEREN WINTERREISEN

01.03.2018 MATTHIAS GOERNE & MARKUS HINTERHÄUSER Originalfassung der Winterreise mit Visuals von William Kentridge

18.03.2018 CHOR ZUR WELT & ENSEMBLE RESONANZ Der interkulturelle Chor der Elbphilharmonie singt Lieder zum Thema »Heimat« und Auszüge aus der Winterreise

24.03.2018 IAN BOSTRIDGE IM GESPRÄCH Im Rahmen von Elbphilharmonie+

26.03.2018 IAN BOSTRIDGE & REMIX ENSEMBLE Fassung für Kammerorchester von Hans Zender

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Foto: Peter Hundert PhotographyFoto: Peter Hundert Photography

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