karriere

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Heute fühle ich mich wie ein anderer Mensch. Viel mehr im Einklang mit mir selbst, intuitiver TOP: BRUNELLO CUCINELLI; KLEID: BENETTON KIDS Gaanz entspannt Einser-Abitur, Auslandssemester in Harvard, erster Top-Job mit 25. Viele sahen Sabine Kötting schon im Vorstand sitzen. Doch dann legte sie eine Vollbremsung hin und verließ die Überholspur. Heute ist die Mutter von drei Kindern (hier mit Constantin, 2 ½, und Janina, 6) glücklich als Yoga-Lehrerin. 36

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Heute fühle ich mich wie ein anderer Mensch. Viel mehr im Einklang mit mir selbst, intuitiver

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Gaanz entspanntEinser-Abitur, Auslandssemester in Harvard, erster

Top-Job mit 25. Viele sahen Sabine Kötting schon im Vorstand sitzen. Doch dann legte sie eine Voll bremsung

hin und verließ die Überholspur. Heute ist die Mutter von drei Kindern (hier mit Constantin, 2 ½, und

Janina, 6) glücklich als Yoga-Lehrerin.36

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Sabine Kötting, 40Früher Marketing-ManagerinHeute Yoga-Lehrerin

Bei Sabine Kötting ging schon immer alles ein wenig schneller, und so braucht sie auch nur vier Tage, um ihr Leben auf den Kopf zu stellen. An einem Dienstag vor neun Jahren fragt eine Freun-din: „Warum wirst du nicht Yoga-Lehrerin? Das

ist doch deine wahre Leidenschaft.“ Am Donner s tag fragt sie wiederum ihren Mann: „Was hältst du davon?“ Am Freitag sitzt sie in einem Studio in Downtown Manhattan. Neben ihr ausge-brannte Wall-Street-Banker, überarbeitete Anwälte, vor ihr Alan Finger, New Yorks Yoga-Koryphäe. Über ihre damalige Beherzt-heit muss sie heute lachen: „Ich wusste plötzlich: Das ist es!“ Und so wird aus Sabine Kötting, Managerin für einen deutschen Konzern in New York, innerhalb von neun Monaten eine Yoga-Lehrerin, die heute in München unterrichtet und drei Kinder hat. Bis zu jenem Dienstag kannte ihr Leben nur eine Richtung: geradeaus. 1,0-Abitur, Auslandssemester in Harvard, erster Job mit 25. Man traut ihr Großes zu, Bereichsvorstand vielleicht, 60- bis 70-Stunden-Wochen sind normal. 2000 geht sie nach New York – und wird schwanger. Ihr Arbeitgeber reagiert ver-halten, die Managerin powert noch mehr, will es allen beweisen, fliegt hochschwanger zu einem Meeting nach Buenos Aires. Da-nach spürt sie 24 Stunden lang ihr Kind nicht mehr. Panisch macht sie im Hotelzimmer, was ihr schon früher bei Stress ge-holfen hat: Yoga. Einatmen. Ausatmen. „Das war ein Warn-schuss, mehr auf meinen Körper zu hören.“ Nach der Geburt ihrer Tochter beschleicht sie immer mehr das Gefühl: Der Job ist nicht das, was ich wirklich will. Sie nimmt noch in der Elternzeit ein Abfindungs angebot an, finanziert so ihre Yoga-Ausbildung.

Heute sei sie „ein anderer Mensch. Ich bin mehr im Einklang mit mir selbst, intuitiver.“ Im hektischen Alltag hat sie sich ein Refugium geschaffen: Sie meditiert jeden Tag. Der Karriere hat sie noch nicht nachgetrauert. „Ich habe bis heute kein Arbeits-zeugnis. Manche sagen: ‚Bist du wahnsinnig?‘ Warum? Ich wer-de es in meinem Leben nicht mehr brauchen.“

Nach der Geburt meiner Tochter hatte ich das Gefühl, der Job ist nicht das, was ich wirklich will

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