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Born To Run

Ihm rannte die Zeit davon. Getrieben von einem fast manischen Arbeits-eifer arbeitete er mit seiner Band seit ca. einem Jahr im Studio, um dasAlbum, das ein Erfolg werden musste, zu produzieren. Nur gelegentlicheLive-Auftritte, bei denen bereits Versionen einige der neuen Songs gespieltwurden, unterbrachen die endlosen Studio-Sessions. Völlig übermüdetprobten sie noch am Morgen des 20. Juli 1975, nachdem sie von dreiUhr am Nachmittag des Vortages durchgearbeitet hatten, in einem Raumdes Record Plant Studios in New York City für den Beginn einer Tour,die - kaum vorstellbar - noch am selben Abend im Palace Theater vonProvidence, Rhode Island, ihren Anfang nehmen sollte, obwohl das Albumnoch nicht fertig abgemischt war. Die Tour führte die Band quer durch dieU.S.A., und auch für einige Konzerte nach Europa.

Zu dem Zeitpunkt war dieser Mann aus New Jersey 25Jahre alt, sein Name: Bruce Springsteen, seine Band dieE Street Band. Sein drittes Album, Born To Run, um dases hier geht, war der erhoffte und ersehnte, hart erarbei-tete Durchbruch und machte ihn zum Star. Es wurde am25.8.1975 von Columbia Records veröffentlicht, nachdemvom 13.8. bis 17.8. im berühmten New Yorker Bottom Linemit jeweils zwei Shows an einem Abend getestet wurde, wie die Songsbeim Publikum ankommen würden. Die Reaktionen, auch die der meistenKritiker, waren überwältigend bis euphorisch. Am 27. Oktober erschienBruce gleichzeitig auf den Titelblättern von Time („Rock's New Sensation")und Newsweek („Making Of A Rock Star"), was ihn schlagartig in ganzAmerika berühmt machte, gleichzeitig ihm auch eine Bürde war.

Man sollte sich zunächst einmal vergegenwärtigen, wie intensiv, kräfte-zehrend und teilweise auch schmerzvoll die Arbeit an diesem Album war.Nach den ersten beiden Alben, die zwar von der Kritik gelobt wurden,kommerziell aber floppten, stand Bruce unter einem enormen Druck, under wusste, dass das dritte Album entscheidend für seine weitere Karrieresein würde. „Ohne diese Platte hätte man uns vergessen," erinnert sichsein damaliger Manager Mike Appel später. Bruce hatte eine Vision, für dieer bis zur Erschöpfung kämpfte. Die Aufnahme-Sessions zogen sich über14 Monate hin. Immer wieder wurden Songs umgeschrieben, Aufnahmenverworfen, neu arrangiert. Für das Schreiben, Umarbeiten und Aufnehmenvon Jungleland brauchte Bruce sechs Monate; an einer Textzeile desfast zehnminütigen Songs feilte er einmal acht Stunden. Am Gitarrenpartvon Thunder Road saß er mehrere Tage. Seine Musiker stellte er oft aufeine harte Probe, aber alle hatten sich der Zielsetzung verschrieben,eine großartige Platte herauszubringen, denn sie wussten um sein Talentund vertrauten ihm völlig. Dennoch war Bruce zuweilen nahe daran, das

„l was born, grew old and diedmakingthatrecord."

Projekt hinzuwerfen. Als er nicht recht weiterwusste, half ihm Jon Landau,sein späterer Manager und Freund, aus seiner Schaffenskrise heraus,nachdem er zunächst einmal dafür gesorgt hatte, die Aufnahmen in denerheblich besser ausgestatteten Record Plant Studios fortzusetzen. Bruceließ sich zwar auf Landaus Ratschläge für eine bessere Vorgehensweiseein, künstlerische Kompromisse lehnte er jedoch ab. Als Landau auf einebaldige Veröffentlichung drängte, sagte er ihm: „Das Veröffentlich u ngs-datum ist nur ein Tag, die Platte ist für immer." Der Toningenieur Jimmylovine erinnert sich an die letzten Tage des Abmischens im Studio: „DasStudio verließen wir immer nur für ein paar Stunden Ruhe zu Hause. Wirschliefen dort sogar. Wir mussten fertig werden, denn Bruce hatte schonShows buchen lassen."

Noch kurz vor der endgül-tigen Fertigstellung warBruce von Zweifeln geprägt.Als er das erste fertigeMaster in der Händen hieltund reingehört hatte, war erso unzufrieden, dass er esin den Pool warf. Aber das

hatte wohl eher psychische Gründe: Er hatte nach der langen aufreiben-den Arbeit einfach Probleme loszulassen; vielleicht fürchtete er sich auchdavor, was ihn erwartete.In der sehr sehenswerten, preisgekrönten Dokumentation „Wings forWheels" erinnert er sich lachend an die damalige Situation: „Nachdemsich einen Tag später ein Freund die Aufnahmen angehört und der gesagthatte: ,Mann, die sind gut!', meinte ich: Okay, dann machen wir's."„Mein Gott, war das schwierig!", erinnert sich Jimmy lovine, „wir arbei-teten sehr langsam und er hatte ein Bild im Kopf von dem, was er wollte.Aber wir waren alle jung und unerfahren, deshalb mussten wir den langenWeg zusammen gehen und alles Mögliche probieren ... Ich ließ Bruceseine Sache durchziehen und machte daraus die beste Platte."

Wie schwer die Erstellung dieses Albums für Bruce selbst war, geht ausdem Bild hervor, mit dem er sich in einem späteren Interview selbstbeschreibt: „l was born, grew old and died making that record."

Rüdiger Uetzmann

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Born To Run

„Magic in the night" -Die Magie von Born To Run

„Ich wurde geboren, wurde alt und starb, als ich diese Platte machte." Dieser Satzsymbolisiert, welche Bedeutung Bruce diesem Album zuschreibt.

Zum 60. Geburtstag schreibt ARD-Online über den Mann aus New Jersey, der seineWurzeln nie vergessen hat und über all die Jahre (Jahrzehnte) seinen Idealen treugeblieben ist: Born To Run ist der Song, der sein Markenzeichen geworden ist"Und zweifellos ist dieses Album ein Meilenstein der Rockgeschichte.

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Born To Run

Was Born To Run für Bruce persönlich, für seine Karriere und die seinerBand sowie für seine Fans bis heute bedeutet, ist mir beim Lesen des Bu-ches „Runaway Dream - Born To Run and Bruce Springsteen's AmericanVision" von Louis P. Masur noch einmal in allen Einzelheiten vor Augengeführt worden und ich will versuchen, das ein wenig näher zu erläutern.Natürlich macht jeder junge ambitionierte Künstler eine Entwicklung durch,wächst an seinen Aufgaben und versucht, das Beste aus seinen Möglich-keiten zu machen. Bei Bruce Springsteen war dies auf ganz besondere Artund Weise der Fall. Nach eigener Aussage wollte er die „beste Rockplatteder Welt" machen. Diese Platte mit ihren acht Liedern ist in der Tat vonder Lyrik und der Musikalität her ein Meisterwerk.

Die MusikMit Born To Run hatte Bruce Springsteen seine musikalische Identitätgefunden. Dieses Album hat sein zukünftiges Wirken und seine Schaffens-kraft maßgeblich beeinflusst. Während die beiden ersten Alben, GreetingsFrom Asbury Park, N.J. und The Wild, The Innocent & The E Street Shuffle,ganz bestimmte, speziellere musikalische und textliche Einflüsse hatten,war Born To Run etwas, das nur ihm „gehörte".Von der Musik her wurde das Album sehr aufwändig im Stil des „Wallof Sound" (Phil Spector) produziert. Overdubs sorgten für den bekanntdichten Sound. Neben den üblichen Rockinstrumenten wurden Saxofon,Piano, Cembalo, Glockenspiel, Trompete, Flügelhorn, Posaune, Orgel,Violine eingesetzt, ergänzt durch Backgroundgesang (Mike Appel, SteveVan Zandt). Eine ganz gewichtige Rolle spielten Roy Bittans Pianospiel undClarence Clemons' Saxofon-Parts.

Die TexteAußerdem markierte das Album einen Wandel in Springsteens Schreibstil.Er bezeichnet sein Songwriting als das theatralischte in seiner Karriere,das in der Form aus all seinen Alben herausragt. Die Songs erzählenGeschichten des „Runaway Dreams". Sie handeln von Einsamkeit,Ausweglosigkeit, zerbrochenen Freundschaften, zerbrochener Liebe, von(unerfüllbaren?) Träumen. Springsteen enthüllt mit knapper und einfacher,aber intensiver Bildersprache die Gefühle von Gestrandeten; er ent-wirft Charaktere, mit denen sich die Menschen, die diese Songs in sichaufsogen, identifizieren konnten. Entscheidend aber ist, dass kein Songin Düsternis endet. Springsteen deutet an, es gibt immer einen Ausweg,zumindest Hoffnung, der Düsternis der Nacht (das Wort„night" kommt injedem Song des Albums vor) zu entfliehen, z. B. in Thunder Road; „Showa little faith, there's magic in the night... so Mary climb in. It's a town füllof losersAnd l'm pulling out of here to win."Springsteen hat all diese Gefühle selbst kennen gelernt: Auch er fühltesich als Loser, war außer mit seiner Musik einsam und schüchtern, wollteeinfach nur weg aus der Beengtheit seines Lebens, Neues entdeckenund seine Träume verwirklichen. „So you're scared and you're thinkingthat maybe we ain't that young anymore." Für June Skinner Sawyers eineseiner „aufrichtigsten und profundesten" Zeilen, schreibt sie in ihrem Buch„TougherThan The Rest". Weiter bemerkt sie dazu: „Es ist ein bemerkens-werter Text, umso bemerkenswerter, als er von jemandem stammt, dessenZukunft und alles, was sie verkörpert, noch vor ihm lag." Es ist wirklicherstaunlich, dass ein 24-Jähriger zu solchen Zeilen fähig war, noch dazu

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Born To Run

diese Zeilen mit der Kraft einer Musik zu verbinden, die sich in der Tat bisheute nicht abgenutzt hat.Born To Run gilt als sein persönlichstes Album, weil die Texte absolutauthentisch wirken. Der filmische Ansatz der Songs hilft dabei. Die Intros(zum Beispiel das Piano in Backstreets oder ebenso in Thunder Road mitder einleitenden Mundharmonika) sind so etwas wie eine Einladung, wir-ken wie die Einleitung zu einem Film und machen gespannt darauf, wasfolgt (Springsteen in „Wings for Wheels"). Das gut eine Minute dauerndeIntro von Backstreets ist für mich das schönste, das Bruce je geschriebenhat. Sehr gefühlsbetont hat es so etwas magisch Spannendes: Es wirdgleich etwas passieren, lassen wir uns überraschen.Die Song-Inhalte sind an keinen Ort gebunden, sondern allgegenwärtig,was mit ein Grund ist, dass sie - zusammen mit den eingängigen Melo-dien - auch heute noch wirken, über 30 Jahre nach ihrer Entstehung. Bisauf den Song Meeting Across The River tauchen alle Songs des Albumshäufig in den Setlisten auf.

Born To Run und das PublikumWie wichtig das Album für Springsteen ist, dokumentiert sich auch darin,dass er für die vier Songs, die er bei der Superbowl-Halftimeshow 2009spielte, mit Born To Run und Tenth Avenue Freeze-Out zwei Songs diesesAlbums ausgewählt hat. Und überhaupt Tenth Avenue Freeze-Out: DieEcke E Street und Tenth Avenue in der Küstenstadt Belmar, New Jersey,damaliger Wohnort des ursprünglichen Pianisten David Sancious, ist einbeliebter Treffpunkt von Springsteen-Fans. Dieser pralle Song, der dasLeben feiert, thematisiert wie kein anderer die besondere Beziehungzwischen Springsteen und seinen Fans. In den siebziger Jahren sang erden Song auf Knien vor seinem Publikum, mit ihnen auf Augenhöhe undzumindest symbolisch so gleichberechtigt, wie Rocksänger und seine Fanseben sein können. 25 Jahre später verwendete er diesen Song währendder Reunion-Tour der E Street Band 1999 - 2000, mit Soul- und Gospel-elementen angereichert, für eine fast 20-minütige kraftvolle, spirituelleund fast ekstatische Ansprache, fast Predigt, in der er von „der Kraft, derGlorie und der Erhabenheit des Rock'n1 Roll" schwärmte und dabei dieMenge bearbeitete, bis sie ihrerseits in Ekstase geriet. Darin baute er dieBandvorstellung ein und beschwor Freundschaft und Zusammenhalt, wasin der Vorstellung von „Big Man" Clarence Clemens gipfelte, vor dem erhingebungsvoll auf die Knie fiel (Textzeile: „And the Big Man joined theband"), bevor Clarence sein Saxofon ansetzte, vom Jubel des Publikumsbegleitet, alles sehr eindrucksvoll eingefangen auf der Konzert-DVD „Livein New York City"

Und wenn Bruce in all seinen langen Konzerten, meistens am Ende desHauptsets oder im Zugabenblock, wieder einmal anzählt, die Bühnegleißend hell wird, das Hallen- bzw. Stadionlicht angeht und Max Weinbergmit einem Trommelwirbel einsetzt, kann nur ein Lied kommen, nämlichBruces persönliche Hymne, Born To Run, und das Publikum ist kaum nochzu halten. Warum ist alles hell erleuchtet? Ja, vielleicht will er sich an die-ser Stelle, in die glänzenden Gesichter seines Publikums schauend, immerwieder bewusst machen, dass mit diesem Song alles erst richtig angefan-gen hat, dem er viel zu verdanken hat und dass seine Fans ihm über dieJahrzehnte die Treue gehalten haben. „There's magic in the night"...

Born To Run und die E Street BandDie meisten von euch werden sicher die Geschichte der E Street Bandkennen, trotzdem sei noch einmal darauf hingewiesen, dass bis auf NilsLofgren und Patti Scialfa, die in den achtziger Jahren die Band ergänzten,alle anderen an der Entstehung des Albums beteiligt waren. Roy Bittan,Max Weinberg und Steve Van Zandt stießen während dieser Phase dazu,nachdem Ernest „Boom" Carter und David Sancious die Band verlassenhatten.Clarence Clemons' langes Saxofon-Solo in Jungleland ist legendär.Überliefert ist sein Ausspruch: „Es rettete mein Leben." Er zeigt die tiefeVerbundenheit mit Bruce Springsteen und der Band. Dass er zusammenmit Bruce auf dem Plattencover erscheint, kommt nicht von ungefähr.In „Wings for Wheels" nehmen einige Stellung zum Album und erinnernsich.Zunächst sagt Bruce über seinen Manager Jon Landau: „Er verstand das,was mir vorschwebte, und er fühlte es tief in seiner eigenen Seele, so alsmachte ich Musik, die ihn wirklich berührte. Das festigte mein Vertrauenund war Voraussetzung der ganzen Beziehung. Und das gilt auch heutenoch." Zur Band äußert er sich so: „Es war eine einzigartige Gruppe, inder jeder seinen Platz fand. Ein rein professioneller Rahmen interessier-te mich nicht." Und zum Album selbst: „Wenn ich mir die Platte heuteanhöre, höre ich meine Freunde und meine Hoffnungen und Träume... Mitihr begannen einige meiner wichtigsten und grundlegendsten Beziehun-gen. Sie steckt voller Emotionen und Erinnerungen." Ist das nicht etwasMagisches?„Für mich hat sich interessanterweise ihr Klang im Laufe der Zeit verän-dert," fügt Max Weinberg hinzu. „Ich höre heute mehr Musik darauf alsfrüher... Ich höre die Schönheit unseres Ansatzes."Nils Lofgren meint: „Die Songs klingen noch heute frisch und neu. DiePlatte ist ein ehrliches Werk."Der persönlichste Kommentar ist der von Clarence Clemons: „Sie ist einKlassiker. Sie ist ein Teil meines Lebens und wird es immer bleiben."„Die Platte ist ein bisschen von allem, wofür Bruce bekannt ist", äußertsich Ehefrau Patti Scialfa. „Es steckt alles in dieser einen Platte drin. EinGesamtwerk, bei dem alles miteinander verknüpft ist. Die Songs scheineneinander zu inspirieren, sie kommunizieren miteinander."Und Steven Van Zandt sagt nur bewundernd: „Wie kann man so etwas mit24 oder 25 schreiben?"Ich glaube, hieraus wird mehr als deutlich, welchen Stellenwert BornToRun für Bruce Springsteen und die E Street Band all die Jahre hatte undnoch hat.

Was ist aus den Figuren geworden?Dass die Songs heute noch funktionieren, habe ich erläutert. Aber was istaus den Figuren in Born To Run, Thunder Road und Backstreets geworden,die vor über 30 Jahren lebten und damals so alt waren wie Springsteenselber?Die Figuren aus diesen Songs sind in Springsteens Karriere mit ihmgegangen und haben sich entwickelt. In einem Interview von 1992 nachder Veröffentlichung der Alben Human Touch und Lucky Town äußert sichSpringsteen wie folgt: „1974 war ich ein 24-Jähriger, der in Long Branch,New Jersey, auf seinem Bett saß und sich sagte: ,Hey, ich will wissen,ob Liebe real ist!' Wenn man sich Born To Run anhört, ist das genau die

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Born To Run

Frage, die der Song stellt. Wenn man dann meinen Charakteren überdie Jahre folgt, kann man sehen, wie sie kämpfen, scheitern, einanderverlieren und sich wiederfinden bei der Suche nach Antworten. Wenn manmeine Charaktere den ganzen Weg bis zu Born To Run zurückverfolgenwürde, müsste man feststellen, dass Lucky Town der Ort war, wo sie dasLaufen gelernt haben."Songs auf Lucky Town sind ein Loblied auf Familie, sich ein Heim einzu-richten, sich dauerhaft aufeinander zu verlassen. Der Song If l Should FallBehind ist eine Hymne für dauerhafte Liebe, und Living Proof erzählt vonder Bedeutung der Geburt eines Kindes, das dem Erzeuger und ErzählerHalt gibt, den Glauben an ein besseres Leben. Springsteen sagt über ihn:„Der Typ ist derselbe wie in Born To Run, nur dass er jetzt etliche Meilenzurückgelegt hat."Die haben wir, die schon etwas älter sind, zusammen mit Bruce Springs-teen auch zurückgelegt, und wir haben hoffentlich noch einige Meilenzusammen vor uns!

In Bruce Springsteens Worten hört der „Runaway Dream" niemals auf.Er bleibt ein zentraler Punkt in Bruces Musik, und Bruce wird, da bin ichsicher, weitere Songs schreiben, die direkt oder indirekt damit zu tun ha-ben, traurige und auch fröhliche Songs, damit wir in zukünftigen Konzertenwieder mitsingen können:There's magic in the night...

Quellen:Louis P. Masur: Runaway Dream. Born To Run And Springsteen's AmericanVision. 2009June Skinner Sawyers: Tougher Than The Rest (deutsche Ausgabe 2010))WingsForWheels (DVD, 2005)

Rüdiger Uetzmann