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Editorial Nachrichten Liebe Leserinnen und Leser, am 18. November ist es endlich soweit. Nach den vielen an- strengenden Proben freuen wir uns auf das Konzert, in dem wir das Elias-Oratorium präsentieren dürfen. Wir hoffen natürlich wieder auf eine erfolgreiche Aufführung, auch wenn die Dimensionen im Vergleich zur damaligen Uraufführung in Birmingham anders sein werden: weder besteht die Süd- westdeutsche Philharmonie aus 396 Musikern, noch der Sin- fonische Chor Konstanz aus 271 Sängerinnen und Sängern. Auch ein Auditorium von über 2000 Zuhörern wird uns nicht beschieden sein. Dennoch werden wir unser Bestes geben, denn wir wissen, dass Mendelssohn den Elias für „volle star- ke Chöre“ geschrieben hat und dabei explizit an die im 18. Jahrhundert aufkommenden Museums-, Bürger oder Sing- vereine gedacht hat, aus denen auch unser Chor 1834 her- vorgegangen ist. Diese Ausgabe der Chornachrichten steht nochmals ganz im Zeichen unserer Mendelssohn-Aufführung. Wir beschäftigen uns u.a. intensiv mit dem Elias, in theologischer (Bernd Heuer) und kompositorischer (Hans-Joachim Knopf) Sicht. Gisela Auchter blickt in ihrem Beitrag auf 75 Jahre Südwest- deutsche Philharmonie zurück und würdigt die gute Zusam- menarbeit zwischen dem Orchester und unserem Chor. Ein anderer Beitrag geht nochmals rückblickend auf unser Drei- bundtreffen am 8. Juli 2007 ein, bei dem wir uns in Warth/Kartause Ittingen mit unseren befreundeten Chören, den Stadtsängern Winterthur und dem Oratorienchor Schaff- hausen, getroffen haben. Leider erreichte uns schon kurze Zeit später die traurige Nachricht, dass der Vizedirigent der Stadtsänger Winterthur, Werner Kamberger, am 17. Juli 2007 infolge eines Herzversagens gestorben ist Seiner Familie so- wie seinen und unseren Chorfreunden aus Winterthur ge- bührt unsere tief empfundene Anteilnahme.

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Chornachrichten des Sinfonischen Chor Konstanz

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Page 1: 2007 Heft 3

Editorial

Nachrichten

Liebe Leserinnen und Leser,

am 18. November ist es endlich soweit. Nach den vielen an-strengenden Proben freuen wir uns auf das Konzert, in demwir das Elias-Oratorium präsentieren dürfen. Wir hoffennatürlich wieder auf eine erfolgreiche Aufführung, auch wenndie Dimensionen im Vergleich zur damaligen Uraufführung inBirmingham anders sein werden: weder besteht die Süd-westdeutsche Philharmonie aus 396 Musikern, noch der Sin-fonische Chor Konstanz aus 271 Sängerinnen und Sängern.Auch ein Auditorium von über 2000 Zuhörern wird uns nichtbeschieden sein. Dennoch werden wir unser Bestes geben,denn wir wissen, dass Mendelssohn den Elias für „volle star-ke Chöre“ geschrieben hat und dabei explizit an die im 18.Jahrhundert aufkommenden Museums-, Bürger oder Sing-vereine gedacht hat, aus denen auch unser Chor 1834 her-vorgegangen ist.Diese Ausgabe der Chornachrichten steht nochmals ganz imZeichen unserer Mendelssohn-Aufführung. Wir beschäftigenuns u.a. intensiv mit dem Elias, in theologischer (BerndHeuer) und kompositorischer (Hans-Joachim Knopf) Sicht.Gisela Auchter blickt in ihrem Beitrag auf 75 Jahre Südwest-deutsche Philharmonie zurück und würdigt die gute Zusam-menarbeit zwischen dem Orchester und unserem Chor. Einanderer Beitrag geht nochmals rückblickend auf unser Drei-bundtreffen am 8. Juli 2007 ein, bei dem wir uns inWarth/Kartause Ittingen mit unseren befreundeten Chören,den Stadtsängern Winterthur und dem Oratorienchor Schaff-hausen, getroffen haben. Leider erreichte uns schon kurzeZeit später die traurige Nachricht, dass der Vizedirigent derStadtsänger Winterthur, Werner Kamberger, am 17. Juli 2007infolge eines Herzversagens gestorben ist Seiner Familie so-wie seinen und unseren Chorfreunden aus Winterthur ge-bührt unsere tief empfundene Anteilnahme.

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Hans-Joachim KnopfFelix Mendelssohn: ELIASEine Analyse 3Bernd HeuerDer Prophet EliasSeine historische und theologische Bedeutung 12Gisela Auchter75 Jahre Philharmonie – eine Erfolgsgeschichte 16Hans-Joachim KnopfBegegnung vor historischer Kulisse Ein Rückblick auf das Dreibundtreffen am 8. Juli 2007 21Hans-Joachim KnopfMusikerziehung im Kindergarten und EhrenamtEine kritische Nachbetrachtung zum Gespräch mit Politikern 23

Neue Regelungen beim »Ehrenamt« 25

Die letzte SeiteNamen und Nachrichten 32

Inhalt

06. 11., 19.15 Uhr Studio der Südwestdeutschen Philharmonie, Fischmarkt 2Orchester-Hauptprobe „Elias“

10. / 11.11., Geschwister-Scholl-Schulejeweils 14.00 – 18.00 UhrProbenwochenende

13.11., 19.30 UhrStudio der Südwestdeutschen PhilharmonieFischmarkt 2Hauptprobe „Elias“

17.11., 19.30 Uhr, St. Gebhard Generalprobe „Elias“

18.11., 17.00 Uhr, St. GebhardAufführung „Elias“Mit anschließender Nachfeier im Konzil

11.12., 19.30 Uhr, StefanshausAdventlicher Abend

08.01.2008, 19.30 UhrWiederbeginn der Proben

Änderungen vorbehalten

Terminkalender

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Von Hans-Joachim Knopf

I. Gattungstradition und Werkanlage

Der Oratorienstil Felix Mendelssohn Bar-tholdys war unter den Musikkritikern

bei weitem nicht unumstritten. Für die Ver-ehrer beinhaltete das Elias-Oratorium ein„so wohlthuender, tief-religiöser Geist wieein erquickender Sonnenstrahl in der Zeitunseres Atheismus“1, seine Kritiker be-mängelten die Gesamtanlage des Werkes,denn die dramatische Art der Darstellungim Elias empfanden diese als dem Gat-tungsstil des Oratoriums widersprechend,2

andere wiederum sprachen Mendelssohngar die Aufrichtigkeit ab, in säkularer Zeitnoch religiöse Musik nach Art des 18. Jahr-hundert schreiben zu wollen, oder kritisier-ten seine Anleihen bei Bach und Händel.3

In der Abhandlung Über Reinheit der Ton-kunst unterschied Justus Thibaut 1825 dreiGattungsstile: den Kirchen-, den Orato-rien- und den Opernstil.4 Eine Vermischunglehnte Thibaut kategorisch ab. Der classi-cus auctor des Kirchenstils war demnachPalestrina, der Musterautor des Oratorien-stils Händel und der des Opernstils Mozart.Mendelssohn Bartholdy, der Thibaut 1827persönlich in Heidelberg kennen lernte, re-spektierte zwar Thibauts Postulat, lerntevom ihm sogar nach eigenem Bekundenviel über die „altitaliänische Musik“5, hobgegenüber Thibaut allerdings die Bedeu-tung Bachs hervor, „denn in Sebastian seyalles zusammen“.6

Wenn auch manche Kritik, wie noch ge-zeigt wird, nicht vollkommen unbegründetist, muss doch klar festgestellt werden,dass Mendelssohn zwar kein Erneuererder Kirchenmusik war, aber bei weiten

auch nicht sklavischer Imitator seiner kir-chenmusikalischen Vorgänger. Händelwar unangefochtener classicus auctor imHinblick auf die Gattungstradition des Ora-torienstils, und die Nähe zu großen Vorbil-dern in Mendelssohns Oratorien war sozwangsläufig, ohne jedoch bloße Stilkopiezu sein.7 Die Einsicht in die Erfordernisseder Praxis kam den Neigungen Mendels-sohns beim Elias entgegen, und ganz be-wusst wählte er – und bestand geradezudarauf – beim Elias trotz aller Schwierigkei-ten eine dramaturgische Textanlage, dieihm viel Kritik einbrachte, weil sie die Gren-zen der traditionellen Gattungstraditiondes Oratorienstils überschritt. Wie bei sei-ner schon zitierten Äußerung gegenüberBach, sind im Elias mehrere Stilrichtungenerkennbar: Neben Bestandteilen desepisch-lyrischen Oratorienstils finden sichaufgrund seiner schon erwähnten drama-turgischen Textanlage eben auch opern-

Felix Mendelssohn Bartholdy: ELIASEine Analyse

Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Portraitvon Eduard Magnus zeigt den Komponistenim Jahr der Uraufführung des „Elias“ 1846

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hafte Züge (insbesondere in der Witwen-szene, Nr. 8 der Gesamtausgabe), abergenauso unverkennbare Reminiszenzenan die von Thibaut geforderte Reinheit derTonkunst:„Ein gutes Beispiel liefert das wohl po-pulärste Stück der Partitur, das ‚Engelster-zett’ Nr. 28 [‚Hebe deine Augen auf’]. Hier-bei handelt es sich um ein denkbarschlichtes, gleichsam entkörperlichtes A-cappella-Ensemble, dessen polyphon auf-geführter Mittelteil mit seinen imitatorischgestaffelten Einsätzen unverkennbar denVokalstil des 16. Jahrhunderts herauf-beschwört (T. 9-27), während die Rahmen-teile gänzlich homophon gehalten sind undaufgrund ihrer periodischen Abrundung(8 Takte, in der Reprise zu 12 Takten erwei-tert) eher an ein romantisches Lied als eineMotette Palestrinas denken lassen.“8

Mendelssohn wollte mit seinem Elias(Opus 70) ein noch besseres Oratoriumschaffen, als es ihm nach eigenem Bekun-den mit dem Paulus (Opus 36) gelungenwar, denn mit op. 36 war der selbstkriti-sche Mendelssohn bei weitem nicht zufrie-den. So schrieb er an seinen FreundEduard Devrient am 3. Mai 1837, dass esim Paulus nur „wenige Stücke, die mir ganzgefallen und mir das ausdrücken, was ichgerne wollte“ gebe9. Das Sujet des Prophe-ten Elias schien ihm dafür geeignet. Undnoch etwas war für Mendelssohn beimElias von großer Bedeutung. Es sollte eine

Komposition mit „recht dicken, starkenvollen Chören“ sein10. Außerdem war esihm mit seinem Elias ein starkes Anliegen,den im bürgerlichen 18. Jahrhundert auf-kommenden Singvereinen ein wirklich neu-es Oratorium zu liefern11. Dies machteMendelssohn in einem Brief an seinenFreund und Legationsrat Karl Klingemannvom 30. April 1837 deutlich:„(…) Jetzt im Augenblick sind die Singverei-ne gut und sehnen sich nach Neuem, damöchte ich denn ihnen etwas liefern, das mirmehr gefiele, als mein voriges Oratorium.“12

Die dramaturgische Textanlage im Eliasbot Mendelssohn also die Möglichkeit, denChor als Repräsentanten des handelndenVolkes in wichtiger Rolle mitwirken zu las-sen, neben den allgemeinen choralartigenNummern wie z.B. Nr. 15 („Wirf dein Anlie-gen auf den Herrn“) der Gesamtausgabe13. Während also die Kritik an der Art dramati-scher Darstellung zwar im Hinblick auf denüblichen Gattungsstil der Oratorien ge-rechtfertigt, aber mit dem Versuch Men-delssohns nach etwas „Neuem“ entschul-digt werden sollte, lässt sich eine andereKritik nicht von der Hand weisen: die dra-maturgische und sinnvoll verknüpfte Sze-nenfolge des ersten Teils konnte Mendels-sohn im zweiten Teil nicht mehr beibehal-ten. Der zweite Teil zerfällt in eine mehroder weiniger lose Aneinanderreihung ein-zelner Ereignisse mit austauschbaren all-gemeinen Reflexionen.

Die Abbildung der „Elias“-Auf-führung im Pariser Circque del’Impératrice 1887 zeigt diedamaligen Dimensionensolcher Konzerte.

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II. Entstehungsgeschichte

Schon die lange Entstehungszeit des Eliaszwischen den Anfängen der Idee 1836(der erste Textplan entstand im Herbst1837 in London) und der englischen Urauf-führung am 26. August 1846 in Birming-ham lässt auf einen intensiven Komposi-tionsprozess (trotz aller Unterbrechungenund Höhen und Tiefen, die auch dazugehören) schließen. Im Gegensatz zumPaulus wandte sich Mendelssohn nichtwieder an den Dessauer Pfarrer JuliusSchubring, um ihn mit einem Libretto zubeauftragen, sondern an seinen in Londonlebenden Freund Karl Klingemann. Dashatte seinen Grund. Mendelssohn hattedezidierte Vorstellungen über den dramati-schen Charakter seines neuen Oratoriums,die er nur mit Klingemann zu verwirklichenkönnen glaubte. Schon beim Paulus verliefdie Zusammenarbeit mit Schubring wenigzufrieden stellend. Als Librettist fehlte ihmeinfach die schöpferische Kraft, seine Stär-ken lagen im Bearbeiten und in theologi-scher Beratung. Im August 1836 bittetMendelssohn Klingemann:„(…) wenn du statt für das alte Oratorium

so viel zu tun, mir ein neues machtest! (…)einen Elias, oder Petrus oder meinethalbenOg zu Basan.“14

Im Frühjahr 1837 sind die Pläne schon wei-ter vorangeschritten. Jetzt hat Mendels-sohn sich klar für den Elias entschiedenund schreibt an Klingemann:„Am liebsten wäre mirs, Du nähmest den

Elias, teiltest die Geschichte in zwei oder indrei Teile, und schriebst es hin mit Chörenund Arien, die Du entweder selbst dichtestin Prosa oder Versen, oder aus den Psal-men und Propheten zusammenstelltest(…) ich glaube Elias und die Himmelfahrtam Ende wäre das schönste.“15

Obwohl sich Klingemann in seinem Briefvom 10. März 1837 dazu begeistert äußert,gerät die Arbeit ins Stocken. In seiner Not-lage wendet sich Mendelssohn nun dochan Schubring, bemerkenswerter Weise er-wähnt er den Elias-Plan aber nicht, son-dern bittet Schubring im Juli 1837 um des-sen Meinung zu einem Petrus-Oratorium.Aus dem Schreiben geht eindeutig hervor,dass es sich nun um eine andere Orato-riums-Konzeption handelt als die mit Klin-gemann geplante. Die Petrus-Konzeptionsolle nicht dramatisch, sondern vielmehr„symbolisch“ ausfallen.16

Auf seiner England-Reise im August/Sep-tember 1837 unternimmt Mendelssohn ei-nen weiteren Versuch mit Klingemann undtrifft sich mit ihm persönlich in London.Mendelssohns Tagebuch ist dabei zu ent-nehmen, dass er am 30. August schon frühmit Klingemann Entwürfe zum Oratoriums-text Elias angefangen und am 31. Augustden ganzen Morgen am Elias-Plan gear-beitet hat.17 Allerdings kommt Klingemannwieder nicht so recht voran, und bald mussder dem Komponisten mitteilen, dass dieAufgabe sein Vermögen übersteige.18 Da-

Mendelssohns Freunde.Karl Klingemann. Er warmaßgeblich am Librettofür den „Elias“ beteiligt

(rechts). Ignaz Moscheles (links)

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zu kommt noch, dass Klingemann auf-grund politischer Veränderungen in Lon-don sein Amt als Legationsrat verliert undsich um seine eigene berufliche ZukunftSorgen machen muss.Die bisherigen Textentwürfe gehen nunendgültig zu Schubring nach Dessau, undSchubrings erste Bearbeitung des Klinge-mannschen Plans datiert vom Herbst 1838.Neben der Himmelfahrt des Elias war auchdie Gotteserscheinung am Berg Horeb fürMendelssohn von großer Bedeutung.Schubring antwortet ihm am 28. Oktober1838, und schon hier deuten sich ersteProbleme zwischen dem Komponisten unddem möglichen Librettisten an. Zwie-gespräche lehnt Schubring ab, da diese ineine Oper gehören, aber nicht in ein Orato-rium. Mendelssohn antwortet Schubringam 2. November 1838 wie folgt:„Ich hatte mir eigentlich beim Elias einenrechten durch und durch Propheten ge-dacht, wie wir ihn etwa heut zu Tage wiederbrauchen könnten, stark, eifrig, auch wohlbös und zornig und finster, im Gegensatzzum Hofgesindel und Volksgesindel, undfast zur ganzen Welt, und doch getragenwie von Engelsflügeln. Ist das auch, wasDir daraus hervorgegangen ist, und in wel-chem Sinne Du es liebgewonnen hast? –Es ist mir aber darum recht ums Dramati-sche zu thun, und wie Du es sagst, epischeErzählung darf nicht darin vorkommen. –Auch dass Du die allgemeine ans Herz ge-hende Bedeutung der Bibelworte auf-suchst, erfreut mich: nur wenn ich eins zubemerken hätte, wärs, dass ich das dra-matische Element noch prägnanter, be-

stimmter hier und da hervortreten sehenmöchte. Rede und Widerrede, Frage undAntwort, Einfallen in die Rede u.s.w. u.s.w.– Nicht als ob michs störte, dass z.B. Eliaserst von Versammlung des Volkes, danngleich zum versammelten Volke spricht. –all dergleichen Freiheiten sind natürlichPrivilegien einer solchen Darstellung imOratorium; aber in der Darstellung hätteich’s gern so lebendig als möglich, und sostört es mich z.B., dass Elias erst Nr. 18 aufAhabs Worte Nr. 16 antwortet, wo mehrereandere Reden und ein Chor dazwischenliegen; da hätte ich gern recht lebhafteWechselreden gehabt, u.s.w.“19

Schubring jedoch widerstrebt diese Kon-zeption, und schon am 1. November 1838antwortet er, dass Mendelssohn sich vor-her genau besinnen müsse, ob er sich die-ses Mal von der erquicklichen Kirchenmu-sik abwenden wolle und ein Tongemäldeschaffen. Wenn nicht, müsse noch neuerFleiß eingesetzt werden, um das Dramati-sche herunterzudrücken und das Kirchli-che zu heben.20 Das Elias-Projekt lief alsoin eine Sackgasse. Schubrings erster Ent-wurf gefiel Mendelssohn nicht, und das ließer ihn – wenn auch auf sehr freundlicheWeise – am 6. Dezember 1838 wissen.Schubring verstand, konnte aber nicht an-ders. Am 2. Februar 1839 teilt er Mendels-sohn mit, dass dieser sich anderswo Hilfebeschaffen müsse. Mendelssohn legt dar-aufhin sein Elias-Projekt zur Seite. Wohl imHinblick auf sein Antwortschreiben an dasKomitee des Birmingham-Musikfestivalsvom 24. Juli 1845, in dem er in Aussichtstellt, im August 1846 sein begonnenes

ÖFFNUNGSZEITEN

Dienstag-Donnerstag9.00-12.30 Uhr14.30-18.30 Uhr

Freitag9.00-18.30 Uhr

Samstag9.00-13.30 Uhr

Montag geschlossenKonstanz · Untere Laube 17Tel. 0 75 31/2 21 31 · Fax 2 38 15

Genuss

pur …

Kunden-Parkplätze

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Oratorium Elias aufzuführen, macht Men-delssohn sich im Herbst/Winter 1845 er-neut ans Werk. Am 16. Dezember 1845geht die Textfassung erneut an Schubring.Unter Zeitdruck beginnt eine intensive Zu-sammenarbeit mit persönlichen Treffen En-de 1845 und im Januar 1846. Trotz weitererDifferenzen arbeitet nun Mendelssohn un-ermüdlich an diesem Werk, von demschließlich zurecht gesagt werden kann,dass sich in den meisten Fällen der Kom-ponist mit seinen Vorstellungen durchge-setzt hat. Schubring war theologischer Be-rater Mendelssohns, Mendelssohn hörteauf ihn, ohne aber seine Ratschläge häufiganzunehmen. Die Anteil Schubrings am Li-bretto wird fälschlicher Weise oft über-schätzt, der Anteil Klingemanns und desKomponisten selbst sollte nicht unter-schätzt werden. Schubring hat bis zumSchluss nicht nachvollzogen, dass derElias wohl Mendelssohns Ersatzoper ge-worden ist. Eine Oper, die er immer zuschreiben wünschte, für die er aber nie dasrichtige Sujet fand.Erst neun Tage vor dem Festival traf derletzte Chorsatz in Birmingham ein, Men-delssohn am 18. August. Am 26. August1846 schließlich mittags um 11:30 Uhr dieUraufführung in der überfüllten Town Hallvor über 2000 Zuhörern. 396 Musiker, dar-unter 93 Streicher und doppelt besetzteBläser, und 271 Sänger (79 Soprane, 60Alte [nur Männerstimmen], 60 Tenöre und72 Bässe) trugen neben den Solisten zumgrandiosen Erfolg der Uraufführung bei.Acht Stücke – vier Arien und vier Chöre –mussten auf Verlangen des Publikums wie-derholt werden. Mendelssohn berichtetseinem Bruder Paul, dass im ersten Teilkeine und im zweiten Teil nur unbedeuten-de Fehler vorgekommen seien. Nur mit

dem Auftritt der Sopranistin Maria Carado-ri-Allan war er nicht einverstanden und kriti-sierte sie heftig:„Alles war daran so niedlich, so gefällig, soelegant, so unrein, so seelenlos und kopf-los dazu, und die Musik bekam eine Art vonliebenswürdigem Ausdruck, über den ichnoch heute toll werden möchte, wenn ichdaran denke.“21

Für die Rolle der Sopranistin war ursprüng-lich Jenny Lind vorgesehen, die Mendels-sohn sehr schätzte und für die er die Arie„Höre, Israel“ (Gesamtausgabe Nr. 21)komponiert hat. Als Lind die Einladung hat-te ablehnen müssen, wurde mit der 46-jährigen Caradori-Allan eine zwar populä-re, aber etwas verbrauchte Veteranin en-gagiert. Als diese sogar in der ersten Pro-be verlangte, die Arie „Höre, Israel“ einenTon tiefer zu transponieren, weil es nicht „alady’s song“22 wäre, entgegnete ihr Men-delssohn echauffiert:„I intended this song for the principal so-prano; if you do not like it I will ask the Com-mittee to give it to some other vocalist.”23

Mitte September 1846 nach Deutschlandzurückgekehrt, begann Mendelssohn so-fort mit der Umarbeitung des Elias-Orato-riums. Er hat dabei nicht nur vieles verän-

Das Titelblatt der Erstausgabe von 1847.Zeichnung von F. Th. Hildebrand

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dert, sondern auch neu geschaffen. Derals Klavierlehrer an das neu gegründeteLeipziger Konservatorium berufene IgnazMoscheles schrieb in sein Tagebuch, dasser es nicht begreifen könne, dass Mendels-sohn seinen Elias umändern wolle:„Das schöne Werk soll also noch schönerwerden, frage ich ihn, und er bejaht, ohnesich noch selbst über das wie Rechen-schaft geben zu können. Dein Genius ver-langt zuviel, wende ich ein, er hat sich indiesem Elias schon selbst übertroffen,wende Deine Kräfte nun neuen Werken zu.Aber meine Argumente schlugen nicht an,er blieb dabei, dass geändert werden müs-se.“24

Der große Erfolg hatte sich bis zum eu-ropäischen Festland herumgesprochen.Zahlreiche Chorvereine wollten das Werkaufführen. Eine Anfrage aus Wien für denNovember 1846 musste abgelehnt wer-den, weil die revidierte Fassung noch nichtverfügbar war, für Mai 1847 sagte Men-delssohn die Aufführung unter seinem Diri-gat dann zu. Doch kurz vor der Aufführungwurde Mendelssohn schwer krank. Dieerste deutsche Aufführung war am 9. Okto-ber in Hamburg. Mendelssohn konnte dar-an nicht teilnehmen. Er starb am 4. Novem-ber 1847 in Leipzig. Es war ihm nicht ver-gönnt, seinen Elias jemals in deutscherFassung zu hören.

III. Elias: Gliederung und Analyse einigerAspekte

Folgende Gliederung erscheint sowohl vonder Musik als auch vom Bibeltext her sinn-voll:

TEIL Ia) Elias Fluchwort und die Hungerkatastro-

phe (Nr. 1-5 der Gesamtausgabe)b) Elias am Bach Krit und bei der Witwe in

Zarpat (Nr. 6-9 der Gesamtausgabe)c) Gotteserscheinung auf dem Karmel und

Regenwunder (Nr. 10-20 der Gesamt-ausgabe)

TEIL IId) Elias – Ahab – Isebel (Nr. 21-25 der Ge-

samtausgabe)e) Elias in Beersheba (Nr. 26-29 der Ge-

samtausgabe)f) Gotteserscheinung auf dem Berg Horeb

(Nr. 30-37 der Gesamtausgabe)g) Elias’ Aufnahme in den Himmel (Nr. 38

und 39 der Gesamtausgabe)h) Weissagungen für die Zukunft (Nr. 40-

42 der Gesamtausgabe)

Auf einige wenige Aspekte des Werkes sollan dieser Stelle noch eingegangen wer-den, da diese beispielhaft für die großekompositorische Fähigkeit Mendelssohns,aber auch für dessen theologisches Ver-ständnis sind. Der Klingemannsche Ein-fluss lässt sich im Einzelnen nicht mehreruieren. Es ist wahrscheinlich, dass eingewisser Anteil Klingemanns im ersten Teilvorhanden ist, da sich der Komponist ge-genüber Schubring durchsetzt und Passa-gen des Oratoriums aufgrund dialogisie-render Stellen fast opernhafte Züge ge-winnt, die Schubring immer abgelehnt hat.Der zweite Teil hingegen kommt Schubringdurch den Einbezug epischer sowie lyri-scher Passagen entgegen. SchubringsEinfluss ist in der Tat vorhanden, dochmehr als theologischer Berater und Liefe-rant von Bibelpassagen mit kontemplati-vem Charakter. Mendelssohn wünschte ei-ne Dialogisierung der Bibelstellen, um dasdramatische Moment zu fördern, nahm

Rechte Seite: Die gefeierte Sängerin JennyLind. Eine Gemäldekopie von Eduard

Magnus. Für ihren Ausnahmesopran hatMendelssohn die Arie „Höre, Israel“ ge-

schrieben. Links das Autograph

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sich aber auch die Freiheit, Bibelpassagenin seinem Oratorium zu verändern. Dochso verwirrend die Anlage des Textes imzweiten Teil auch sein mag, so deutlich istdie integrierende Kraft der Musik. Men-delssohn hatte zum Elias feste Vorstellun-gen. Seine Komposition spiegelt dabeikünstlerische Absicht und gesellschaftli-che Rücksicht wider.Gleich der Beginn des Oratoriums ist so-wohl in kompositorischer als auch theologi-scher Sicht eine der interessantesten imElias.25 Unvermittelt spricht Elias den Fluchaus („So wahr der Herr, der Gott Israels, le-bet, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahreweder Tau noch Regen kommen, ich sagees denn“), noch bevor die Ouvertüre dasOratorium eigentlich eröffnet. Wer sprichtdiesen Fluch aus: ist es tatsächlich Elias,oder ist es Gott, der durch ihn sprechenlässt? Ein eigenmächtiges Fluchwort desElias ist theologisch verwerflich, um somehr, wenn man bedenkt, dass im weite-ren Verlauf (1. Kön. 17,2-4) das Wort derHerrn zu ihm spricht und Elias aufträgt,nach Osten zu gehen und sich am BachKrit zu verbergen. Natürlich kann es nichtsein, dass der unwichtigere Befehl vonGott ausgesprochen wird, das schlimmeFluchwort aber von Elias. Textlich hätteman diese Stelle ganz einfach lösen kön-nen, indem man die bekannte Formel „Unddas Wort kam zu Elias“ vorangestellt hätte.Doch Mendelssohn wollte das „Problem“kompositorisch lösen. Indem er den Re-genfluch unvermittelt einführt, wirkt dieser

weitaus monumentaler. Doch natürlich istes Gott, der durch den Mund des Eliasspricht. Aus kompositionstechnischerSicht weisen darauf einige Merkmale hin:Mendelssohn verwendet für die vier einlei-tenden d-Moll-Akkorde tiefe Bläser, seitMonteverdi musikalisches Ausdrucksmit-tel, ein von außerweltlichen Kräften beein-flusstes Geschehen zu kennzeichnen.Ebenso verhält es sich mit den analogenvier Tönen am Ende der Einleitung. Auchsie symbolisieren den in sich ruhendenund zu den Menschen sprechenden Gott.Wichtiges Merkmal liefert auch die Tonfol-ge: der Abschnitt „weder Tau noch Regen“wird von einem dreifachen, abwärts ge-richteten Tritonus unter Einbeziehung desOrchesters; c-fis, g-cis und d-gis begleitetund symbolisiert nach alter Tradition den„Mund“ des verborgenen Gottes (deus ab-sconditus). Damit wird erneut klar, dassElias als irdischer Repräsentant des zür-nenden Gottes agiert. Die Tritoni werden inChor Nr. 5 exakt an der Stelle „Der Fluch istüber uns gekommen“ wiederholt, womit er-neut klar gemacht wird, dass der Fluch ei-ne Aktion des strafenden Gottes Israels ist.Von weiterer großer Bedeutung für dieKonzeption des Elias ist die Verwendungder Tonart C-Dur. C-Dur steht als Lichtton-art für Gottes Herrlichkeit (Nr. 35) undBarmherzigkeit (Nr. 5, ab Takt 90). Die Do-minante G-Dur ist die Tonart des Zu-spruchs und Trostes von Gott und findetsich im Doppelquartett der Engel (Nr. 7)und den Chören Nr. 9 und Nr. 22 wieder.

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Mit der Subdominante F-Dur drücken dieMenschen ihr Gottvertrauen aus (Nr. 32und Nr. 37). Auch der Baalschor (Nr. 11)beginnt zunächst in F-Dur, weil die Heidenhier noch voll auf ihren Gott Baal vertrauen.Die Doppeldominante D-Dur charakteri-siert den Lobpreis (Nr. 28, Nr. 29, Nr. 41und Nr. 42). Die Mollvariante, also d-Moll(Einleitung, Ouvertüre und Chor Nr. 1) hin-gegen drückt Not und Niedergeschlagen-heit aus. Mit dem d-Moll der Einleitung unddem D-Dur des Schlusschors Nr. 42 wollteMendelssohn womöglich den Rahmen fürsein ganzes Oratorium gespannt wissen:der anfängliche Jammer verwandelt sichschließlich in Lobpreis. Nicht immer hieltMendelssohn jedoch die Tonartenfolgedurch. Manche Tonarten konnten doppel-deutige Funktionen haben. Inkonsequenzfindet sich auch in der Tonart für die Jenny-Lind-Arie Nr. 21 („Höre, Israel“), die in h-Moll und H-Dur geschrieben ist. Möglicher-weise ist die Tonart für sie reserviert, dennMendelssohn hörte deren ‚fis’ am liebstenund ließ diesen Ton in ihrer Arie häufig wie-derkehren.Letzter Punkt dieser kurzen Analyse betriffteine der Schlussnummern, die in den Be-reich „Weissagungen für die Zukunft“ beider Gliederung fallen und eigentlich nichtsmehr direkt mit dem Elias-Sujet zu tun ha-ben. Aufzeichnungen lassen die Vermu-tung aufkommen, dass das Oratorium fürMendelssohn eigentlich mit Elias Aufnah-me in den Himmel (Nr. 38 und Nr. 39) be-endet war. Es ist bekannt, dass Elias’ Him-melfahrt ihn sehr fasziniert und ihn viel-leicht dazu bewogen hat, das Elias-Orato-rium überhaupt zu komponieren. Mit Schu-bring entbrannte dagegen ein kleiner Dis-put. Schubring wollte unbedingt eine neu-testamentliche, christologische Umdeu-tung am Schluss des Oratoriums, Men-delssohn hingegen bevorzugte die altte-stamentliche Variante. Schließlich wurdeein genialer Kompromiss gefunden. In Nr.41 (Quartett) lässt sich eine interessanteBrücke zu Jesus Christus finden: vertont istder Bibelvers aus dem Buch Jesaja (Jes.55,1) „Wohlan, alle, die ihr durstig seid,

kommt her zum Wasser!“. Mendelssohn er-gänzt diesen Bibelvers jedoch mit dem Zu-satz „(…) kommt her zu ihm“. Damit ist dieVerbindung zu Jesus Christus geschlagen,zu seinen auch im Johannes-Evangeliumwiedergegebenen Wort (Joh. 7, 37-38):„(…) Wenn jemand dürstet, so komme erzu mir und trinke. Wer an mich glaubt,gleichwie die Schrift gesagt hat, aus des-sen Leibe werden Ströme lebendigenWassers fließen.“ Aber nicht nur dieser kla-re Hinweis fällt ins Auge. Mendelssohn hatdas Motiv des Durstes und des von Chris-tus dargebotenen Trankes sehr überlegteingesetzt und löst damit den Klagege-sang des Volkes, dem es an Wasser man-gelt (Nr. 1) auf überzeugende Weise in Nr.41 auf. Das Bedürfnis des Menschen nachErlösung basiert auf dem zentralen Glau-benssatz christlicher Eschatologie: dasReich Gottes hat mit der Inkarnation JesuChristi bereits begonnen. Nicht zuletzt gibtdiese Wendung zu Christus einen Wink aufMendelssohns nächstes Vorhaben: dasOratorium Christus. Es sollte jedoch nichtmehr vollendet werden können.Das Elias-Oratorium gehört zu den be-kanntesten und beliebtesten Oratorien derKirchenmusik. Eine genaue Betrachtungder Entstehungsgeschichte und der kom-positorischen Gestaltung führt zur Würdi-gung dieser eigenständigen Leistung desKomponisten jenseits von Bach und Hän-del.

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Anmerkungen1 Neue Zeitschrift für Musik LXXXVI, 1890, Nr. 16,S. 180-184, hier S.181.2 Vgl. Forchert, Arno. 1974. Textanlage und Dar-stellungsprinzipien in Mendelssohns Elias, in:Dahlhaus, Carl. Hrsg. Das Problem Mendels-sohn, Regensburg: Gustav Bosse, S. 61-77, hierS. 61.3 Siehe dazu Stollberg, Arne. 2006. Felix Men-delssohn Bartholdy: Elias, Manuskript, S. 1.4 Thibaut, A. F. J. 71873. Über Reinheit der Ton-kunst, Freiburg. S. 22.5 Brief Felix Mendelssohn Bartholdys an seineFamilie vom 20. September 1827, in: Hensel, Se-bastian. 8. Aufl.1896. Die Familie Mendelssohn1729-1847. Nach Briefen und Tagebüchern(1879), Band 1, S. 159.6 Großmann-Vendrey, S. 1969. Felix Mendels-sohn Bartholdy und die Musik der Vergangen-heit, Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahr-hunderts, Band 17. Regensburg, S. 25.7 Siehe Dahlhaus, Carl. 1974. Mendelssohn unddie musikalischen Gattungstraditionen, in: Dahl-haus, Carl. Hrsg. Das Problem Mendelssohn.Regensburg: Gustav Bosse, S. 55-60; Konold,Wulf. 1984. Mendelssohn Bartholdy. Regens-burg: Laaber; darin das Kapitel VIII, Oratoriumnach Bach und Händel, S. 152-163.8 Stollberg, Arne. 2006. Felix Mendelssohn Bar-tholdy: Elias, Manuskript, S. 5.9 Devrient, Eduard. 1869. Meine Erinnerungenan Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Brie-fe an mich. Leipzig. (Dramatische und dramatur-gische Schriften von Eduard Devrient, Band 10).10 Brief an seinen Freund Karl Klingemann vom18. Februar 1837. Mendelssohn Bartholdy, Felix.Briefwechsel mit Legationsrat Karl Klingemann.Hrsg. von Carl Klingemann. Leipzig 1909.11 An dieser Stelle sei an die Wurzeln unseresSinfonischen Chores Konstanz erinnert, der imJahre 1834 mit der Gründung des „Bürgermu-seums“ seinen Anfang genommen hat. Musikspielte dabei keine ausschließliche Rolle. Gesel-ligkeit, Patriotismus und demokratisches Ge-dankengut waren ebenso von Bedeutung.

12 Brief an seinen Freund Karl Klingemann vom30. April 1837. Mendelssohn Bartholdy, Felix.Briefwechsel mit Legationsrat Karl Klingemann.Hrsg. von Carl Klingemann. Leipzig 1909.13 Zur Bedeutung des Chorals bei Protestantenund Katholiken siehe den Brief von Carl Fried-rich Zelter an Felix Mendelssohn Bartholdy umden 20. Januar 1831, abgedruckt in: Schmidt-Beste, Thomas. 1997. „Alles von ihm gelernt?“Die Briefe von Carl Friedrich Zelter an Felix Men-delssohn Bartholdy, in: Mendelssohn Studien.Hrsg. für die Mendelssohn-Gesellschaft vonRudolf Elvers und Hans-Günter Klein. Berlin:Duncker & Humblot, S. 54-56.14 Brief an seinen Freund Karl Klingemann vom12. August 1836. Mendelssohn Bartholdy, Felix.Briefwechsel mit Legationsrat Karl Klingemann.Hrsg. von Carl Klingemann. Leipzig 190915 Nohl, Paul-Gerhard. 2001. Geistliche Orato-rientexte. Kassel: Bärenreiter, S. 270.16 Ebenda S. 271.17 Siehe dazu Kurzhals-Reuter, Arntrud. 1978.Die Oratorien Felix Mendelssohn Bartholdys,Tutzing: Schneider, S. 151.18 Ebenda S. 153.19 Schubring, Julius. 1892. Briefwechsel zwi-schen Felix Mendelssohn Bartholdy und JuliusSchubring, zugleich ein Beitrag zur Geschichteund Theorie des Oratoriums. Leipzig, S. 135f.20 Ebenda S. 139f.21 Nohl, Paul-Gerhard. 2001. Geistliche Orato-rientexte. Kassel: Bärenreiter, S. 284.22 Zitiert in Kurzhals-Reuter, Arntrud. 1978. DieOratorien Felix Mendelssohn Bartholdys, Tut-zing: Schneider, S. 157.23 Ebenda S. 157.24 Zitiert in Nohl, Paul-Gerhard. 2001. GeistlicheOratorientexte. Kassel: Bärenreiter, S. 284.25 Die folgenden Ausführungen basieren weitest-gehend auf den Ausführungen von Kurzhals-Reuter, Arntrud. 1978. Die Oratorien Felix Men-delssohn Bartholdys, Tutzing: Schneider, Nohl,Paul-Gerhard. 2001. Geistliche Oratorientexte.Kassel: Bärenreiter und Stollberg, Arne. 2006.Felix Mendelssohn Bartholdy: Elias, Manuskript.

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Von Bernd Heuer

Mendelssohn-Bartholdys Oratorium „Elias“bezieht seine Wirkung vornehmlich aus derMusik, aber auch die Gestalt des Eliasselbst hat ihre eigene Bedeutung, die denHörern in der Zeit der Werkentstehungdurchaus geläufig war im Gegensatz zuheute.

Wer war Elias? Er wurde als einer der größten Propheten inder israelischen Geschichte verehrt. Elias(hebräisch: Elijah oder Elijahu) zählt zu den„Wortpropheten“, die zwar keine Schriftenhinterlassen haben, deren Wort und Werkaber maßgebend für die Entwicklung desVolkes Israels waren.Sein Wirken wird im 1. und 2. „Buch der Kö-nige“ des Alten Testamentes bzw. der Torabeschrieben. Das Libretto des Oratoriumszitiert Texte daraus wörtlich (gemäß der Lu-ther-Übersetzung), setzt aber die Kenntnisder berichteten Ereignisse voraus, wes-halb deren Zusammenhang aus den ge-sungenen Passagen nicht unmittelbar her-vorgeht.Das 17. Kapitel des 1. Königsbuches führtden Propheten unvermittelt mit seinerDrohbotschaft an Ahab, den König des is-raelischen Nordreiches, ein: „Und essprach Elija, der Thisbeter aus Thisbe inGilead zu Ahab: So wahr der Gott Israelslebt, vor dem ich stehe: es soll dieser Jahreweder Tau noch Regen kommen, ich sagees denn“. Ebenso unvermittelt beginntauch das Oratorium mit diesen Drohwor-ten.Elias muss mit Einsetzen der angekündig-ten Dürre und Hungersnot vor Ahab flie-hen, zunächst an den „Bach Krith“, wo er inwunderbarer Weise von Raben ernährt

wird. Nach Austrocknung des Baches wirder von Gott zu einer Witwe gesandt, die mitihrem einzigen Sohn in Zarpath (bei Sidonim heidnischen Ausland gelegen, einerzentralen Stadt der Phoenizier) wohnt undderen Überleben von Restbeständen anMehl und Öl abhängt. Sie nimmt den Pro-pheten trotz dieses Mangels auf und dieserbewirkt, dass Mehl und Öl auf wunderbareWeise nicht versiegen. Als der Sohn derWitwe erkrankt und stirbt, sieht sie dies alsRache ihres Gottes für die Aufnahme desFremden an. Aber Elias bewirkt ein weite-res Wunder: die Erweckung des Toten zumLeben. Die dankbare Witwe bekennt dar-aufhin fassungslos: „Nun erkenne ich,dass Du ein Mann Gottes bist, und JahwesWort in Deinem Mund ist Wahrheit“.Nach drei Hungerjahren erhält Elias denAuftrag von Jahwe, Ahab das Ende derDürre anzuzeigen.Obwohl er um sein Leben fürchtet, trifft erauf Vermittlung des Obadjah den König.Dieser wirft Elias vor, er habe Israel ins Un-heil gestürzt. Elias erwidert, dass AhabsVerehrung des Baal Jahwes Zorn und des-sen Strafe herausgefordert habe. Und erschlägt einen Wettstreit zwischen Baal undJahwe vor: auf dem Berg Karmel solle sichdas Volk Israel versammeln und die Baal-spriester einen Farren zum Opfer bereiten,wie er selbst es auch tun werde. Jeder sol-le zu seinem Gott rufen. Wessen Gott mitFeuer antworte, der sei der richtige Gott.Einen Tag tanzen und rufen die Priester zuihrem Baal – vergebens. Elias verhöhnt sie.Auf sein Gebet aber wird sein Stier ver-brannt, so dass das Volk bekennt, „derHerr ist Gott“. Elias lässt die Baalspriestertöten und bittet Gott um Regen, der dannauch wirklich einsetzt.Auf diese Ereignisse hin wird er von Jeze-

Der Prophet Eliasseine Historische und theologische Bedeutung

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bel, der Frau König Ahabs, die den Baals-kult nach Israel gebracht hat, wieder mitdem Tod bedroht. Er flieht resigniert in dieWüste, wird aber von einem Engel gespeistund aufgefordert, 40 Tage und Nächte zumBerg Horeb (dem Berg des Mose) im Sinaizu wandern. Hier hat er eine Begegnungmit Jahwe, ähnlich der des Moses: elemen-tare Gewalten erschüttern die Erde: Sturm,Erdbeben und Feuer (die Repräsentantender heidnischen Götter), aber in ihnenzeigte sich Jahwe nicht. Erst in „einem stil-len sanften Sausen nahte sich der Herr“(das „Säuseln“ ist gleichzusetzen mit dem„Geist“ Gottes, der Adam das Lebenein“haucht“. Sowohl der griechische undlateinische als auch der hebräische Namefür Geist bedeutet ebenso: „Hauch“, „We-hen“). Elias erhält dann den Auftrag, sei-nen eigenen Nachfolger, Elischa (lat.: Eli-seus) und einen neuen König für Israel –Jehu – zu salben.Nach der Prophezeiung des Todes vonAhab und Jezebel und auch von derenSohn, Ahasja, wird dann in Alten Testa-ment berichtet, dass Gott „den Elija imWetter gen Himmel holen wollte“. Da seinSchüler Elischa nicht von ihm weichen will,nimmt Elias ihn mit über den Jordan (ähn-lich dem Durchzug durch das Rote Meerschlägt er mit seinem Mantel auf das Was-ser. Es teilt sich, und sie schreiten trocke-nen Fußes hindurch). Als Legitimation sei-ner Berufung wird Elischa erlaubt zu se-hen, wie Gott Elias zu sich holt: „Und als siemiteinander gingen und redeten, siehe, dakam ein feuriger Wagen mit feurigen Ros-sen, die schieden beide voneinander. UndElija fuhr im Wetter gen Himmel“.Welche Bedeutung hat nun Elias? Ist er derSonderling, der schon im Alten Testamentals auffällig durch sein Erscheinungsbild

beschrieben wird? Oder ein sperrigerQuerdenker, der sich „Prophet durch unddurch“ (so Mendelssohn) auch gegen dieÖffentlichkeitsmeinung stellt und dochcharismatisch („getragen wie von Engels-flügeln“, so Mendelssohn) wirkt? Dies si-cher, aber es kommt ihm darüber hinaustheologische Bedeutung zu.Um dies zu verstehen, muss ein kurzerBlick auf die Geschichte des israelitischenVolkes geworfen werden, die eine Ge-schichte des Monotheismus ist. Die Ur-sprünge Israels liegen im Dunkeln. Es kannsein, dass sich in der VielvölkerregionPalästinas ein lockerer Stammesverbandaus sozial eher niedrigen Schichten her-ausgebildet hatte, der ab 1200 v. Chr. all-mählich Staatscharakter annahm. Das eini-gende Band dieser Stämme war die Vereh-rung eines höchsten, später alleinigenGottes, der zuletzt als einziger Gott ange-sehen wurde, neben dem es keinerlei an-dere Götter gibt. Dieser Gott war bildlichnicht darzustellen, und auch sein Name„Jahwe“ wurde nicht ausgesprochen, son-dern mit anderen Namen umschrieben. Im Alten Testament, das im 6. bis 5. Jahr-hundert v. Chr. formuliert und redigiert wur-de, erscheint Jahwe als Gott, der mit sei-nem Volk Israel einen Bund geschlossenhat und von ihm Bündnistreue verlangt. Dieganze israelitische Geschichte wird im Al-ten Testament als Bundesgeschichte ge-

Michelangelo hat in seinem Deckengemäl-de der Sixtinischen Kapelle auch Szenenaus dem Leben des Propheten Elias the-

matisiert. Hier die Vernichtung derBildsäule des Baal in einem der bronzefar-

benen Medaillons, 1510 – 1512

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deutet mit glorreichen Zeiten der Bündnis-treue (Reich des Königs David) und ande-rerseits Zeiten der Untreue, die Krankhei-ten, Dürre und Niederlagen brachten. Ge-fährdet war der Bund durch die Götterver-ehrung der umliegenden Völker. Einen be-sonderen Einfluss übte die Religion derPhönizier, Kanaaniter genannt, aus, die inder Region des heutigen Libanon siedeltenund große Städte wie Sidon, Tyros undByblos errichtet hatten. Ihr oberster Gott Eloder Baal und seine Frau, die GöttinAschera (Astarte), hatten einen Sohn (Ado-nis). Diese Trias war in vielfachen Varian-ten vorhanden, besonders der Titel „Baal“,der eigentlich nur „Herr“ bedeutet, wurdevielen lokalen Gottheiten zugeordnet undvor den Ortsnamen gesetzt.König Ahab hatte eine Prinzessin aus Tyroszur Frau, Jezebel, die den Baalskult samtPriestern und Tempel in Samaria einge-richtet hatte. Baal Tyros oder Melkart warinsbesondere ein Gott des Regens und derFruchtbarkeit. Als Baal „karmelos“ hatte ereine Verehrungsstätte auf dem Berg Kar-mel.Gegen diesen Fremdkult richtet sich dasWirken des Elias. Schon sein Name ist Pro-gramm: Elijah heißt „Mein Gott ist Jahwe“.Seine Wunder und Taten enden in den bib-lischen Berichten stets mit der Anerken-nung der Betroffenen: „Der Herr ist Gott“.Schon die Ankündigung einer Dürre undHungersnot soll die Ohnmacht Baals alsFruchtbarkeitsgott offen legen. Entspre-chend muss sich Elias vor König Ahab ver-bergen und um sein Leben fürchten. Auchdie Demonstration der Ohnmächtigkeit

Baals auf dem Berg Karmel und die Tatsa-che, dass nur Jahwe Regen spenden und„das durstge Land“ tränken kann, ist zwarein Triumph für Elias, bricht aber den Ein-fluss des Baalskultes in Israel noch nicht.Vielmehr muss Elias erneut vor Ahab undder Rache Jezebels fliehen. Seine Prophe-zeiung jedoch, dass das Haus Ahab unter-gehen wird, erfüllt sich noch zu seinenLebzeiten. So gilt Elias als der große Mahner Israels,der die Macht Jahwes in seinen Taten undWundern aufzeigt und der Durchsetzungder Jahweverehrung den Weg bereitet.Trotzdem erscheint er nicht als Heros undHeld, sondern als ein furchtsamer, z.T. de-primierter Mensch, der flieht und sich ver-steckt. Nicht er, sondern Gott wirkt Wunderund Zeichen.Seine Bedeutung als Künder und MahnerJahwes behält Elias auch in der weiterenGeschichte Israels bei. So verwundert esnicht, dass der Prophet Maleachi (Mala-chias) z.Zt. der Deportation der Juden indie Babylonische Gefangenschaft verkün-det, dass Jahwe Elias erneut senden wird,um Israel zu wahrer Gottesverehrung undgerechtem Lebenswandel zu führen zurVorbereitung auf die endgültige HerrschaftGottes in Israel. Diese Funktion wird imOratorium in Arie Nr. 39 und Rezitativ Nr.40 besungen.Elias hat aber noch in der nachfolgendenGeschichte eine Bedeutung. In den letzten150 Jahren v. Chr. wird in der jüdischenTradition ein „Gesalbter“ Jahwes, der„Messias“ erwartet, der die Welt richtenund Gottes Herrschaft in Israel aufrichtenwird. Aber vorher werden Elias (und Mo-ses) wieder erscheinen als Vorläufer undBoten der Ankunft dieses Messias. Die Ju-denchristen sahen in Jesus den Messias

Elias betet am Berg Karmel. Holzschnittvon Hans Holbein d. Jüngeren, 1497 – 1543

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(Christos) gekommen und interpretiertendas gesamte Alte Testament als Hinweisauf Jesus, so auch das Wirken des Elias.Auf ihn nehmen die Evangelien Bezug: sodie Bezeichnung des Johannes des Täu-fers als Elias und die Verklärung Jesu mitder Erscheinung von Elias und Moses „aufdem Berg“. Einige Wunder Jesu (Er-weckung des Sohnes einer Witwe, Brotver-mehrung) und auch die Himmelfahrt erin-nern an Elias.Damit wird Elias auch in die christlicheGlaubenswelt übernommen. Er wird – wiealle großen Propheten – den Heiligengleichgestellt und gar nicht mehr als „jü-disch“ empfunden. Selbst ein Mönchsor-

den, derjenige der Karmeliter, führt sichauf ihn zurück. Mit der Bedeutung, die dasAlte Testament, nach der Übersetzung indie Volkssprachen im Anschluss an MartinLuther, besonders in den angelsächsi-schen Kirchen erhalten hat, lässt sich aucherklären, warum Oratorien über Gestaltendes Alten Testamentes einen so großenAnklang, besonders in England, gefundenhaben.

Elias wird von den Raben gespeist. Holz-schnitt von Julius Schnorr von Carolsfeld,

1860

Das „Regenwunder“ und die Himmelfahrt des Elias im feurigen Wagen – zwei starke Mo-mente im Leben des Propheten. Den 1996 verstorbenen Kunstmaler Hans Sauerbruchhaben gerade diese beiden Motive für die Plakatentwürfe inspiriert, die er exklusiv für un-sere Aufführungen von Mendelssohns „Elias“ in den Jahren 1983 und 1985 gefertigt hat.Die ungeheure Dramatik der Himmelfahrt hat der Künstler eindrucksvoll und überzeu-gend dargestellt. Dieses Motiv verwenden wir auch anlässlich unseres diesjährigen Kon-zerts als Plakat

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Von Gisela Auchter

Eine Partnerschaft, so alt wie das Orches-ter, eine Partnerschaft fürs Leben – so

könnte das betitelt werden, was die Süd-westdeutsche Philharmonie und den Sinfo-nischen Chor über die vielen Jahre der Zu-sammenarbeit zusammengeschweißt hat.Als unser Chor sich 1873 mit HaydnsSchöpfung der großen Chorliteratur ver-schrieben hatte und fortan auch dabeiblieb, war er gleichzeitig auf die Begleitungeines Orchesters angewiesen. Zunächstwaren es noch andere, die diese Aufgabewahrnahmen wie die Stadt- und Regiments-kapelle oder die Kapelle des Jägerbatail-lons Nr. 14. 1932 schlug dann aber mit derGründung der heutigen Philharmonie – ei-gentlich eine Gründung aus sozialen Moti-ven heraus – auch die Stunde einer ständi-gen Partnerschaft zwischen unserem Chorund dem zunächst noch kleinen Klangkör-per.

Bereits in seinen Anfangsjahren stieß dasOrchester auf eine positive Zustimmung inder Bevölkerung. Dabei blieb es von Skan-dalen, Krisen und „verdrießlichen Momen-ten“ im Laufe der Jahre nicht verschont.Existenzsorgen und Kämpfe um die Finan-zen, der ständige Balanceakt zwischen„Kunst und Kasse“ wurden zu treuen Weg-begleitern in seiner Geschichte. Immerwieder von der Auflösung bedroht und inletzter Minute davor bewahrt, hat das Or-chester in den 75 Jahren seines Bestehensstets einen außerordentlichen Lebenswil-len bewiesen und sich darüber hinaus mitgleich bleibender Kontinuität zu einemhoch angesehenen und viel gefragtenQualitätsorchester entwickelt.Die „Konstanzer Zeitung“ meinte im Febru-ar 1932 zwar noch, ein Sinfonieorchesterbrauche die Stadt nicht, die Bevölkerungsei musikalisch mit der Regimentskapelle

75 Jahre Philharmonie – eine Erfolgsgeschichte

Die Südwestdeutsche Philharmonie auf China-Tournee im Sommer 2007

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ausreichend versorgt. Trotzdem hatten dieGründer – es waren die Musiker Heinz Kirstund Fritz Pfeiffer sowie der Dirigent HansRüdiger – den Mut, dieser Anschauung zutrotzen: 1932 schlug am 6. Oktober die Ge-burtsstunde des Orchesters mit einemKonzert in Kreuzlingen unter dem Dirigatvon Hans Rüdiger. Als „Stadt- und Theater-orchester“ sollte es für Serenaden, Opern-und Operettenaufführungen zuständigsein. Da hatte es gerade einmal 17 Mitglie-der, durchweg arbeitslose, von der Fürsor-ge lebende Berufsmusiker. Sie spielten fürHungerlohn, Proben wurden nicht bezahlt.Im Gegensatz dazu die Stadt- und Regi-mentskapelle, die sich aus Laien, oft wohl-bestallten Beamten, zusammensetzte, wonicht blanke Not zum täglichen Begleitergeworden war. Solange das Programm den herrschendenNationalsozialisten genehm war, wurde esstaatlicherseits nun durchaus gefördert.Unter dem Dirigenten Hans Wogritsch be-gann der Aufstieg. Die „Reichsmusikkam-mer“ und der „Kampfbund für DeutscheKultur“ stockten auf 45 Mitglieder auf. 1936dann ein erstes Aufhorchen: Rundfunkauf-nahmen! Dann kam der II.Weltkrieg, derKlangkörper firmierte inzwischen unterdem Namen „Grenzlandorchester“. DieEinberufungen der Musiker bedeuteten je-doch wie überall einen unheilvollen Ader-lass. Die Konsequenz daraus hieß 1943:Schließung – auf Anordnung von Propa-gandaminister Goebbels. Damit teilte dasOrchester das Schicksal mit dem Stadt-

theater. Sämtlichen Kulturinstituten inDeutschland erging es nicht anders.Opferwille, Zähigkeit und ein ungebroche-ner Zukunftsglaube waren die Grundlagen,auf denen man schon ein Jahr nachKriegsende einen Neubeginn wagte. Nunwar der Weg frei für einen neuerlichen Auf-stieg. Ein paar Dirigenten kamen und gin-gen. Mit Richard Treiber trat 1950 dann einLeiter an die Spitze des Orchesters, der inPersonalunion als Städtischer Musikbeauf-tragter die „Konstanzer Internationalen Mu-siktage“ begründete – dem Vorläufer desheutigen Bodenseefestivals.1958 wurde das Orchester ein Verein.1962 gab es einen neuen Namen: „Boden-see Symphony Orchester“, in der Stadt lie-bevoll BSO genannt. In diesem Jahr wurdeauch das „Kuratorium des Freundeskrei-ses BSO“ unter Vorsitz des jeweiligen OBgegründet, damals Dr. Bruno Helmle. Nuntrat man bereits mit 50 Musikern vor dasPublikum. Eine zunehmende Reisetätig-keit, Schallplatten- und Rundfunkaufnah-men, unübersehbare Erfolge, eine erst-mals ausgeglichene Bilanz im Jahr 1967 –zu verdanken war dies alles letztendlich ei-ner gehörigen Portion Idealismus, mit derdie Musiker ihrem Orchester die Treue hiel-ten. Noch 1970 schrieb die „StuttgarterZeitung“, dass das Einkommen der Musi-ker unter dem der städtischen Müllwerkerliege. Zu Beginn der 80er Jahre konntedann endlich gemeldet werden, dass sichdas Orchester von der Tarifgruppe D zurTarifgruppe B verbesserte. Das bedeutet

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vielen innovativen Ideen, mit Ehrgeiz, Tem-po und Weitblick frischen Wind ins Ge-schehen brachte. Schon ein Jahr späterwurde seine Tätigkeit zu der eines Inten-danten aufgewertet. Schulmusiker, Diri-gent und Kulturmanager in einer Person,arbeitete er von vornherein an dem Ziel,das inzwischen auf 60 Musiker angewach-sene Orchester neu zu positionieren, eszum „Stadtgespräch“ zu machen, ein „Wir-Gefühl“ und die Identifikation der Bürgermit „ihrem“ Orchester zu entwickeln unddies alles in ihren „Herzen und Köpfen“ festeinzupflanzen. Zu diesem Ideenkonzeptgehörte auch ein erweitertes Programman-gebot. Zum Beispiel „eduART“ oder die sogenannten Sitzkissenkonzerte für dieKleinsten und für Schulkinder, die zukünfti-gen Konzertbesucher.Und musikalisch? Nach dem Weggangdes Treiber-Nachfolgers Heinz Hofmannnach Nürnberg nahmen die Musiker späte-stens 1971 mit dem Ungarn Tamás Sulyokimmer mehr Fahrt auf. Die verschiedenenGeneralsmusikdirektoren von Sulyok überdessen Landsmann Thomas Koncz undden Tschechen Petr Altrichter bis hin zumheutigen, seit 2005 außerordentlich erfolg-reich agierenden, charismatischen Chef-dirigenten, dem 32-jährgen Griechen Vas-silis Christopoulos, verliehen dem Orches-ter jeweils ihr eigenes künstlerisches Profil

in der vierstufigen tariflichen Rangfolgesinfonischer Orchester in Deutschland denzweiten Rang.1989 erfolgte erneut eine Umbenennung,diesmal in „Südwestdeutsche Philharmo-nie Konstanz“ – eine gewisse Parallele zuunserem Chor ist nicht zu übersehen; aucher hat sich im Laufe seiner Geschichte jaebenfalls immer wieder neue, zeitgemäßereNamen gegeben. Unter dem neuen Na-men war das Orchester bereits seit 1962außerhalb seines Heimatortes Konstanzaufgetreten. Das provozierte naturgemäßMissverständnisse und Verwechslungen.Dem wollte man in Zukunft aus dem Wegegehen, man wollte aber auch mit dem neu-en Namen im internationalen Konzertbe-trieb einen künstlerisch gesicherten Platzerobern – eine Rechnung, die aufging.Als ausgerechnet im 60. Jahr seines Beste-hens das Schiff durch Misswirtschaft derGeschäftsführung nochmals gewaltig insSchlingern kam, bestimmten wieder einmalweniger künstlerische als wirtschaftlicheSorgen den Orchesteralltag. Das Kuratori-um beendete seine Tätigkeit, und das Or-chester wurde als städtischer Eigenbetriebenger an die Stadtverwaltung gebundenund ereichte bald wieder ruhigere Gewäs-ser.Mit Christian Lorenz trat dann 2003 einMann an die Spitze des Orchesters, der mit

Gemeinsam auf dem Podium: hier mit der Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie, die wiranlässlich des Milleniums 1999/ 2000 fünfmal aufgeführt haben, unter anderem auch in der Graf-Burchard-Halle Frickingen

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und gaben ihm damit immer wieder neue,individuelle Entwicklungsschübe.Aber es gibt auch Wermutstropfen. Dennnach wie vor stellt das Fehlen eines geeig-neten Aufführungsortes für die Philharmo-niker einen eklatanten Mangel dar. Wer al-lein die akustischen Unterschiede zwi-schen der heimischen Spielstätte im Konzilund einem Podium andernorts schonselbst erlebt hat, kann schwer nachvollzie-hen, dass weiterführende Entscheidungenin Sachen Konzert- und Kongresshaus im-mer wieder verschoben und das „Ob undWie, Für und Wider“ immer wieder neu be-raten wird. Der Sinfonische Chor kann einleidvolles und andauerndes Lied davonsingen, was es heißt, unter unzulänglichenBedingungen ein möglichst optimalesKonzert „abzuliefern“. 1998 hat sich unterunserem Vorsitzenden Wolfgang Müller-Fehrenbach der „Freundeskreis der Phil-harmonie“ gebildet, dessen primäres Ziel

die Erreichung eines Konzert- und Kon-gresshauses ist. Damit unterstützt dieserVerein mit viel Nachdruck die Belange desOrchesters.Ein anderer Wermutstropfen ist, dass In-tendant Christian Lorenz im kommendenJahr Konstanz verlassen wird. Hoffen wirauf einen genauso innovativen und quirli-gen Nachfolger, der nahtlos den einge-schlagenen Kurs der Philharmoniker fort-setzen wird. Einer der Leitsätze Lorenz’heißt: „Musik ist schön, macht aber viel Ar-beit“. Dem kann man uneingeschränkt zu-stimmen, denn das Publikum selbst will mitjedem Konzertabend neu überzeugt undneu erobert werden. Solange „unserenPhilharmonikern“ das gelingt, haben sieein gesundes Fundament, auf dem es sichmusizieren lässt, die nächsten 75 Jahreund mehr. Der Sinfonische Chor gratuliertseinem Partner und setzt auch in der Zu-kunft auf eine fruchtbare Zusammenarbeit.

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Von Hans-Joachim Knopf

Er ist ein Zeugnis alter und Völker verbin-dender Verbundenheit: der Dreibund,

gebildet aus den Winterthurer Stadtsän-gern, dem Oratorienchor Schaffhausenund dem Sinfonischen Chor Konstanz. Seitüber 160 Jahren bestehend, mit regelmäßi-gen, fünfjährigen Treffen seit 1957. Natür-lich brachten die beiden Weltkriege Ent-fremdungen und Verletzungen. Das großeDeutschland war den Eidgenossen su-spekt, so wie es heute vielleicht die Eu-ropäische Union ist. Doch wurden die Kon-stanzer Sängerinnen und Sänger von ihreneidgenössischen Partnerchören stets alsFreunde betrachtet.Diese Freundschaft wurde am 8. Juli in derKartause Ittingen auf Einladung der Win-terthurer Stadtsänger wieder erneuert. Ei-ne wahrlich (ehr-)würdige Stätte in herrli-cher Umgebung. Grund genug, dass sicheine stattliche Anzahl von Sängerinnenund Sängern unseres Chors mit ihren Fahr-zeugen auf den Weg Richtung Warthmachten, um in der Kartause Ittingenzunächst mit Kaffee und Gipfeli erwartet zu

werden. Leider verschlechterte sich dasWetter just nach unserer Ankunft, und esbegann zu regnen. Die musikalische Be-grüßung bestand aus vier dargebotenenLiedern der Gastgeber und Leitung ihresDirigenten Ueli Vollenweider. Es folgte dieoffizielle Begrüßung des Organisationsko-mitees.Zunächst folgte eine ausführliche undäußerst spannende Führung durch dieehemalige Klosteranlage. Die imposante,mehrgliedrige Klosterkirche nahm alle inihren Bann. Die Führung bezog aber auchSakristei, Refektorium, Mönchzellen undKräutergarten mit ein. Die nahezu tausend-jährige Geschichte dieses Ortes fesselte,das Einsiedlertum der dort in ihren kargenZellen lebenden Mönche beeindruckte.Doch sicherlich nicht nur für den Autor wä-re dieser strenge Ablaufplan der Mönche,der praktisch nur aus Ora et Labora be-stand – selbst der Nachtschlaf musste fürdas Beten unterbrochen werden – nichtsgewesen. Der einzige verbale Austauschunter den Mönchen kulminierte imwöchentlichen, sonntäglichen gemeinsa-men Mittagessen.

Begegnung vorhistorischer Kulisse

Ein Rückblick auf dasDreibundtreffen am 8. Juli 2007

Die Chefs: Wolfgang Müller-Fehrenbach,Jacqueline Preissig, Ueli Seiler

Musikalische Begrüßung unter Ueli Vollenweider

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Zum Mittagessen ging es danach für unsauch gemeinsam – nicht gerade ein High-light des Tages. Der Präsident der Stadt-sänger Winterthur, Ueli Seiler, begrüßte diebefreundeten Chöre und zeigte sich sicht-lich erfreut über deren zahlreiches Erschei-nen. Wolfgang Müller-Fehrenbach bekun-dete danach in seiner Ansprache, dass ersich seit fünf Jahren auf dieses Treffen ge-freut habe. Er dankte den Winterthurern fürdie Gastfreundlichkeit und die interessanteFührung und stellte in Aussicht, sichanlässlich des 175-jährigen Jubiläums desSinfonischen Chors schon in zwei Jahren inKonstanz erneut zu treffen, bevor dann imJahr 2012 das reguläre Zusammenkom-men in Konstanz anstünde. Ueli Seilerüberreichte er zum Dank Wein und einBuch über die Konstanzer Imperia.Schließlich folgte Jacqueline Preisig, diePräsidentin des Oratorienchors Schaffhau-sen. Sie bedankte sich für die Zusendungder CDs vergangener Konzerte und gabzu, sich schon heute auf das nächste Drei-bundtreffen zu freuen, um sich wieder ver-wöhnen zu lassen.Nach dem Essen und den Ansprachenblieb etwas Zeit, die Klosteranlage auf ei-gene Faust zu durchstreifen. Danach tra-fen sich alle Chöre erneut, um gemeinsamzu singen. Eifrig wurden Noten verteilt, undschon bald erklangen Hallo Django, Dee-gatir shagarka, Du-be-dub-du und Heavenis a Worderful Place unter dem Dirigat un-seres Chorleiters Wolfgang Mettler. Dasklang modern und frisch und machte allen

Trauer um VizedirigentWerner Kramberger

Freude. Auch die Winterthurer Stadtsän-ger, jetzt unter Leitung des VizedirigentenWerner Kamberger, der den mittlerweileverhinderten Dirigenten Ueli Vollenweidervertrat, boten noch einige heimatlicheKlänge dar.Das Treffen endete mit einem Umtrunk, in-teressanten Gesprächen und in der festenGewissheit, diese chorische Freundschaftschon bald wieder aufleben zu lassen.

Freut sich aufs Dirigieren: Wolfgang Mettler Gemeinsam singen macht Spaß

Nachtrag:Leider erreichte uns schon wenige Tagenach diesem Treffen die traurige Nach-richt, dass der Vizedirigent der Stadtsän-ger Winterthur, Werner Kamberger, am 17.Juli 2007 infolge eines Herzversagens ge-storben ist. Seiner Frau Regina sowie sei-nen Chorfreunden aus Winterthur gebührtunsere tief empfundene Anteilnahme.

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Von Hans-Joachim Knopf

Im Auftrag des CDU-Landtagsabgeord-neten Andreas Hoffmann hatte Wolfgang

Müller-Fehrenbach am 7. September zu ei-ner Diskussion der Themen Musikerzie-hung im Kindergarten und Ehrenamt/kultu-relles Engagement mit dem baden-würt-tembergischen Kulturstaatssekretär undEhrenamtsbeauftragten der Landesregie-rung, Georg Wacker, eingeladen. Nebenden Genannten nahmen daran der Noch-Intendant der Südwestdeutschen Philhar-monie (SWP), Christian Lorenz, die Land-tagsabgeordnete Andrea Krueger (Wahl-kreis Stuttgart I), eine Mitarbeiterin desStaatssekretärs und Rouven Schöll (SWP)sowie vom Sinfonischen Chor KonstanzDagmar Bräunlinger, Wolfgang Mettler, Al-fred Greis und ich selbst teil.Erste Auffälligkeit: es hat sich auch bei hie-sigen Politikern noch nicht herumgespro-chen, dass wir uns jetzt schon seit einigenJahren nicht mehr Oratorienchor, sondernSinfonischer Chor Konstanz nennen.

Zweite Auffälligkeit: selbst die Richtigstel-lung durch unseren GeschäftsführendenVorsitzenden fand im Südkurier keinen Ein-gang.Dritte Auffälligkeit: Politiker sind es ge-wohnt, zunächst einmal Statements abzu-geben, die die gegenwärtige Situation lo-benswert und in ausführlicher Länge be-schreiben. Würde jeder der oben genan-ten Teilnehmer und Teilnehmerinnen einenähnlichen Monolog halten, könnte mannach einer Stunde auseinander gehen, oh-ne dass viel mehr erreicht ist.Doch die Zeit war knapp, sehr knapp – vielzu knapp. Ein Kulturstaatssekretär ist einvielbeschäftigter Mann. Zugegeben. FünfTermine im peripheren Konstanz und Um-gebung – weit weg von Stuttgart. Die eineStunde für eine „Diskussion“ reichte unterdem in Auffälligkeit 3 genannten Grundnoch nicht einmal, um ein Themengebiet –in diesem Fall die „Musikerziehung“ – ab-zuarbeiten.

Inhaltliche Zusammenfassung:Wolfgang Müller-Fehrenbach (WMF)– Musikalische Früherziehung ist sehr

wichtig.

Musikerziehung imKindergarten und Ehrenamt

Eine kritischeNachbetrachtung zum

Gespräch mit Politikern

Gesprächspartner zu einemwichtigen Thema : Wolfgang

Mettler, Kulturstaatssekretär Ge-org Wacker, SWP-Intendant

Christian Lorenz, Dagmar Bräun-linger, Wolfgang Müller-Fehren-bach, Andreas Hoffmann, MdL,

Alfred Greis, Hans-JoachimKnopf (von links)

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– Familien leisten diese Aufgabe nichtmehr ausreichend.

– Deshalb ist musikalische Früherziehungin den Kindergärten und Schulen wich-tig.

– Dort fehlt es an qualifiziertem Personal.

Dagmar Bräunlinger– Erzieher/innen fehlt der Bezug zum Ge-

sang (Konsequenz aus WMF 2).– Der Neue Orientierungsplan für Kinder-

gärten ist im musikalischen Bereich nichtkonkret genug, bzw. er wird immer weiterauf ein niedriges Niveau zusammenge-strichen.

Staatssekretär Georg Wacker– Argumente werden Ernst genommen.– Baden-Württemberg ist Musikland Nr. 1.– Es gibt haushaltspolitische Zwänge.– Musikalische Kompetenz genießt (leider)

nur einen untergeordneten Stellenwert

Andreas Hoffmann, MdL– Es gibt ein Stadt-Land-Gefälle: in kleinen

Städten gibt es mehr Engagement beider familiären Hinführung zu Musik.

Staatssekretär Georg Wacker– Ziel muss es sein, dass jeder Kindergar-

ten/Schule e i n e musikbefähigte Erzie-herin hat.

– Weiterentwicklung des Neuen Orientie-rungsplans für Kindergärten muss ge-nutzt werden, um die musikalischen In-halte zu stärken.

Wolfgang Mettler (frühe Berührung mit Sin-gen ist bedeutend, Kinder singen oft falschund zu tief) und Christian Lorenz (schlech-te Bezahlung der Erzieherinnen, was sollendiese denn alles „können“) leisteten einigewichtige Einwürfe.Für mich verlief diese „Diskussion“ eherenttäuschend, zu viele leere Worthülsenseitens der Politik, keine konkreten Schrit-te. Alle sind sich in der Bedeutung der mu-sikalischen Früherziehung einig, dennochüberkommt mich immer wieder der Ver-dacht, dass gerade die Musik als geeigne-te Streich- und Schiebemasse angesehenwird. Die Abspeckung im Neuen Orientie-rungsplan ist nur ein Beispiel. Man hat kei-ne geeigneten Leute, um diese Dinge um-zusetzen, aber man hat ja auch kein Geld,um die entsprechenden Maßnahmen zu er-greifen. Die Konsequenz dieses Teufels-kreises ist, dass damit eben alles so blei-ben wird.Für viele Aspekte war die anberaumte Zeiteinfach zu kurz. Ich war nicht der einzige,der überhaupt nicht zu Wort gekommen ist.Sicher, unser Anliegen wurde angehörtund das Problem erkannt. Wie viel davontatsächlich hängen bleibt, bleibt abzuwar-ten. Wolfgang Müller-Fehrenbach wird sichweiter dafür einsetzen. Entsprechende An-träge sollen beim zuständigen Fachminis-ter Helmut Rau und Staatssekretär GeorgWacker gestellt werden, bevor die Inhaltedes Neuen Orientierungsplans für Kinder-gärten endgültig festgezurrt werden.

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Höchstgrenze für Spenden und Stiftun-gen. Dafür Einführung eines zeitlich un-begrenzten Spendenvortrags;

– Anhebung der Besteuerungsgrenze fürwirtschaftliche Betätigungen gemeinnüt-ziger Körperschaften sowie der Zweck-betriebsgrenze bei sportlichen Veran-staltungen von jeweils insgesamt 30.678 cEinnahmen auf jeweils 35.000 c;

– Anhebung des so genannten Übungslei-terfreibetrages von 1.848 c bei unverän-dertem Anwendungsbereich auf 2.100 c;

– Einführung einer steuerfreien Pauschalefür alle Verantwortungsträger in Vereineni.H.v. 500 c;

– Gesetzliche Klarstellung bei Mitglieds-beiträgen an Kulturfördervereine, wobeineu der Sonderausgabenabzug für Mit-gliedsbeiträge an Vereine zur Förderungkultureller Einrichtungen auch bei Ge-genleistungen (z.B. Freikarte) ist;

– Es erfolgt zwar eine abschließende For-mulierung der gemeinnützigen Zwecke,jedoch mit einer Öffnungsklausel, durchdie eine von den Ländern noch zu be-nennende zentrale Stelle bei Fällen überdie Gemeinnützigkeit entscheiden wird,die in der Formulierung nicht aufgeführtsind. So kann künftig flexibler auf gesell-schafts- und sozialpolitische Entwicklun-gen reagiert werden.

Ebenfalls ist für diese Legislaturperiodenoch geplant, Fragen des Haftungsrechtszu überprüfen. Freiwillig und ehrenamtlichEngagierte sollen nicht zu hohen Risikenausgesetzt werden.

Hans-Joachim Knopf

Auch wenn diese Problematik beim Tref-fen mit dem Kulturstaatssekretär Ge-

org Wacker im Rahmen einer Diskussionam 7. September 2007 aus Zeitgründennicht mehr angesprochen werden konnte,sollen die wichtigsten Neuerungen hierkurz zusammengefasst werden. AndreasJung (MdB, CDU) hat sich in der Vergan-genheit an die zuständigen Ministerien inBerlin gewandt. Vor kurzem gab es dazu inSingen unter dem Titel „Rückenwind fürsEhrenamt“ auch eine Informationsveran-staltung für die Vereine im Landkreis Kon-stanz (siehe Bericht im SK von SusanneGehrmann-Röhm vom 10. September2007). Dabei erläuterten Andreas Jungund Bernhard Stärk, der Vereinsbeauftrag-te des Finanzamtes Singen, die wichtig-sten Regelungen, die zum Teil noch rück-wirkend zum 1. Januar 2007 in Kraft tretenwerden. Insbesondere wurden von derBundesregierung zahlreiche Steuerer-leichterungen für Vereine beschlossen.Dadurch ist beabsichtigt, bürgerliches En-gagement zu stärken und somit einen Bei-trag für den Zusammenhalt unserer Gesell-schaft zu leisten. Unter anderem sind das:– Vereinheitlichung und Anhebung der

Höchstgrenzen für den Spendenabzugvon bisher 5% (zur Förderung kirchli-cher, religiöser und gemeinnützigerZwecke) bzw. 10% (für mildtätige, wis-senschaftliche und als besonders förde-rungswürdig anerkannte kulturelleZwecke) des Gesamtbetrages der Ein-künfte auf 20% für alle förderungswürdi-gen Zwecke;

– Verdoppelung der Umsatzgrenze fürden Spendenabzug;

– Abschaffung des zeitlich begrenztenVor- oder Rücktrags beim Abzug vonGroßspenden und der zusätzlichen

Neue Regelungen beim »Ehrenamt«

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2007

53. Jahrgang

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Präsident: Oberbürgermeister Horst FrankGeschäftsf. Vorsitzender: Wolfgang Müller-

Fehrenbach, Schützenstr. 30, 78462 Konstanz, Tel. 0 75 31 / 2 58 57, Fax 18 94 21

Chorleiter: Wolfgang Mettler, Leinerstr. 18,78462 Konstanz, Tel. 0 75 31 / 2 25 65,

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Nachrichten 3/2007

CHORNACHRICHTENRedaktion: Dr. Hans-Joachim Knopf,

Werner-Sombart-Str. 13d, 78464 Konstanz,Tel./Fax 0 75 31 / 6 76 84

Gestaltung: Gisela Auchter, Holländerstr. 20,78465 Konstanz, Tel./Fax 0 75 31 / 4 33 66

Anzeigen: Roswitha BaumgärtnerFürstenbergstr. 46, 78467 Konstanz

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Die letzte Seite

Wir freuen uns auf unserneues Fördermitglied:Helga Mundhaas seit 17.06.2007

Wechsel im Oratorienchor St. GallenEinen Wechsel im Vereinspräsidium wirduns von unseren Chorfreunden aus St. Gal-len mitgeteilt. Nach 15-jähriger Tätigkeitübergab Vereinspräsident Rolf Voegelisein Amt in andere Hände. Neue Verein-spräsidentin ist die bisherige Vizepräsi-dentin Béatrice Kohli.Zu ihrer neuen Aufgabe wünschen wir ihrviel Kraft und Erfolg.

Herzliche Glückwünsche zumGeburtstag:15.11.2007 Werner Harder 80 Jahre

Fördermitglied20.11.2007 Harald Kuhn 45 Jahre

Fördermitglied20.12.2007 Ilona Werlin 70 Jahre

inaktiv29.12.2007 Hartmut Leifert 65 Jahre

Ehrenmitglied15.01.2008 Hans Ley 80 Jahre

Fördermitglied26.01.2008 Nicole Brandt 50 Jahre

Alt I

Wir gedenken:Thomas Honeck, Gatte unserer ehemali-gen Chorsängerin Ingrid Watzke-Honeck(jetzt inaktiv). Thomas Honeck verstarb am22. Juni 2007 im Alter von 70 Jahren.

* * *Gerlinde Mayer, ehemalige Chorsängerin(Sopran I). Gerlinde Mayer musste denChor vor wenigen Jahren krankheitshalberaufgeben. Bis zuletzt gehörte sie unseremChor als inaktives Mitglied an. GerlindeMayer starb im Alter von nur 63 Jahren. Siehinterlässt ihre Tochter Sabine.Allen Verstorbenen werden wir ein ehren-des Andenken bewahren.

Öffnungszeiten: täglich 9 bis 22 Uhr Sauna ab 10 Uhr, dienstags Damensaunawww.therme-konstanz.de

Unsere lang-jährige Mitsän-gerin GretelScholl konnteam 21. Augustihren 90. Ge-burtstag feiern.Als Gratulantenkamen Ehren-mitglied Anton

Kleiner und der Vorsitzende WolfgangMüller-Fehrenbach (im Bild), um die Glückwünsche des Chores zu überbringen.