3 allgemeine leitlinien für die endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 allgemeine leitlinien...

24
3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen – Hygieneplan 3.1.2 Räumliche Voraussetzungen 3.1.3 Desinfektion von Haut, Oberflächen und Mobiliar 3.1.4 Reinigung, Desinfektion von Endoskopen und Zubehör 3.1.5 Wasser für die Aufbereitung 3.1.6 Sterilisation und Lagerung von Zubehör 3.1.7 Einmalartikel 3.1.8 Qualitätskontrolle der Endoskopdesinfektion, Ergebnisqualität der Aufbereitung 3.1.9 Vorgehen bei Kontamination von aufbereiteten Endoskopen 3.1.10 Vorgehen bei Kontamination des Waschvollautomaten 3.1.11 Kleidung in der Endoskopieabteilung 3.1.12 Reinigung zwischen zwei Endoskopien 3.1.13 Endoskopieabfolge unter hygienischer Sicht 3.1.14 v/Creutzfeld-Jakob-Krankheit 3.2 Medizinproduktegesetz, Medizinprodukte-Betreiberverordnung 3.2.1 Einweisungen bei Medizinprodukten, Medizinproduktebuch 3.2.2 Funktionsstörungen, Vorkommnisse bei Medizinprodukten 3.2.3 Materialkundesitzungen 3.3 Unfallverhütungsvorschriften und Arbeitsschutz in der Endoskopie 3.3.1 Vorbemerkung 3.3.2 Gefahrstoffe, Arbeitssicherheitsgesetz, Erste Hilfe, Brandschutz 3.3.3 Arbeitsschutzunterweisung 3.4 Infektionsschutz für das Endoskopiepersonal 3.5 Strahlenschutz in der Endoskopie 3.5.1 Röntgenstrahlenschutz 3.5.2 Laserstrahlenschutz 3.6 Gerätepflege Link zum Titel: Hans-Joachim Schmeck-Lindenau, Qualitätshandbuch der gastrointestinalen Endoskopie, Deutscher Ärzte-Verlag 2003

Upload: others

Post on 25-Jan-2020

0 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung

3.1 Hygiene in der Endoskopie3.1.1 Vorbemerkungen – Hygieneplan3.1.2 Räumliche Voraussetzungen3.1.3 Desinfektion von Haut, Oberflächen und Mobiliar3.1.4 Reinigung, Desinfektion von Endoskopen und Zubehör3.1.5 Wasser für die Aufbereitung3.1.6 Sterilisation und Lagerung von Zubehör3.1.7 Einmalartikel3.1.8 Qualitätskontrolle der Endoskopdesinfektion, Ergebnisqualität der Aufbereitung3.1.9 Vorgehen bei Kontamination von aufbereiteten Endoskopen3.1.10 Vorgehen bei Kontamination des Waschvollautomaten3.1.11 Kleidung in der Endoskopieabteilung3.1.12 Reinigung zwischen zwei Endoskopien3.1.13 Endoskopieabfolge unter hygienischer Sicht3.1.14 v/Creutzfeld-Jakob-Krankheit3.2 Medizinproduktegesetz, Medizinprodukte-Betreiberverordnung3.2.1 Einweisungen bei Medizinprodukten, Medizinproduktebuch3.2.2 Funktionsstörungen, Vorkommnisse bei Medizinprodukten3.2.3 Materialkundesitzungen3.3 Unfallverhütungsvorschriften und Arbeitsschutz in der Endoskopie3.3.1 Vorbemerkung3.3.2 Gefahrstoffe, Arbeitssicherheitsgesetz, Erste Hilfe, Brandschutz3.3.3 Arbeitsschutzunterweisung3.4 Infektionsschutz für das Endoskopiepersonal3.5 Strahlenschutz in der Endoskopie3.5.1 Röntgenstrahlenschutz3.5.2 Laserstrahlenschutz3.6 Gerätepflege

Link zum Titel: Hans-Joachim Schmeck-Lindenau, Qualitätshandbuch der gastrointestinalen Endoskopie, Deutscher Ärzte-Verlag 2003

Page 2: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

22

3.1 Hygiene in der Endo-skopie

3.1.1 Vorbemerkungen – Hygieneplan

In jeder Endoskopieabteilung muss gemäߧ 9 der Unfallverhütungsvorschrift Ge-sundheitsdienst BGV C8 (VBG 103) ein Hy-gieneplan erstellt sein. Er ist mitgeltendesDokument des Qualitätshandbuches. Ausihm müssen die Richtlinien für Hände- undHautdesinfektion, Raum- und Flächendes-infektion, Reinigungsverfahren, Geräte-und Zubehöraufbereitung, Schutz vor in-fektiösem Material, Entsorgung desselben,aber auch von nicht-infektiösem Abfallund Schmutzwäsche hervorgehen. Der Hy-gieneplan muss für alle Beschäftigteneinschließlich der Reinigungskräfte jeder-zeit verfügbar und einsehbar sein und alsstrikte Handlungsrichtlinie dienen. Errichtet sich einerseits nach den individuel-len Anforderungen der jeweiligen Endo-skopieabteilung, andererseits nach den ge-setzlichen Vorschriften [12], den Vor-schriften des Robert Koch-Institutes [2,37–40, 48, 49 und CD-ROM] und den Des-infektionsmittel-Listen der DGHM [10].Alle verwendeten Mittel und Verfahren zurDesinfektion müssen von der DGHM bzw.dem RKI [2, 26] zugelassen sein. Weiterhingilt die Empfehlung der Bundesärztekam-mer zur Qualitätssicherung in der gastro-intestinalen Endoskopie von 1999/2000,Anlage 1, Abs. 3 und 4 (s. CD-ROM).

Wichtigste Grundlage einer hygienischeinwandfrei arbeitenden Endoskopieabtei-lung ist die qualifizierte Hygieneausbil-dung des Endoskopieassistenzpersonals

und die konsequente Umsetzung des Hy-gieneplans.

Für alle verwendeten Endoskopiegeräteund Zubehör müssen vom Hersteller Emp-fehlungen für eine adäquate Wiederaufbe-reitung vorliegen, denen Folge zu leistenist. Alle Endoskope müssen voll tauchbarsein.

Struktur-, Prozess- und Ergebnisqua-lität der Hygiene in der EndoskopieStrukturqualität der Hygiene in der Endo-skopie:● personelle Struktur (Hygienefachkraft,

Hygiene-beauftragter Arzt, Hygiene-kenntnisse aller Mitarbeiter)

● Ausstattung (Reinigungs- und Desin-fektionsmittel, Sterilisator, RDG-E,Wannen für Geräteaufbereitung etc.)

Prozessqualität der Hygiene in der Endo-skopie:● festgelegte Arbeitsabläufe und Sicher-

heitsmaßnahmen nach Hygieneplanbei Endoskopie, Aufbereitung etc.

● festgelegte Korrekturmaßnahmen beiKontaminationsnachweis bei der bak-teriologischen Überwachung

Ergebnisqualität der Hygiene in der Endo-skopie:● fehlende Infektionsübertragungen durch

Endoskopien, dokumentiert durch– regelmäßige standardisierte und va-

lidierte bakteriologische Überwa-chung von Endoskopen und RDG-Emit einwandfreien Ergebnissen

– Komplikationsstatistik● dokumentierte Protokollierung der

Geräte- und Zubehörwiederaufberei-tung

Die routinemäßige Überwachung, aberauch die Betreuung für Problemfälle er-folgt im Krankenhaus in der Regel durch

3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung

Page 3: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

die Hygienefachpflegekraft und den Hygie-ne-beauftragten Arzt. Hygiene-beauftrag-ter Arzt und Hygienefachpflegekraft müs-sen benannt sein. Sie sind eingebunden indas Qualitätsmanagement der Endosko-pieabteilung, u.a. durch Teilnahme an hy-gienerelevanten Qualitätszirkelsitzungenund wesentliche Mitgestaltung der Struk-tur- und Prozessqualität der Hygiene-aspekte in der Endoskopieabteilung. In derPraxis ist in der Regel der Praxisinhaberauch für die Hygiene verantwortlich.

Die nachfolgenden Bemerkungen sollenkeinen Hygieneplan ersetzen, aber auf ei-nige wesentliche Gesichtspunkte hinwei-sen. Als Beispiel für einen Hygieneplan seiz.B. auf den Erlanger Hygieneplan vonK. Euler verwiesen [14].

3.1.2 Räumliche VoraussetzungenUntersuchungs- und Aufbereitungsräumesollen voneinander getrennt, aber mög-lichst unmittelbar benachbart sein. Aufbe-reitungsräume sollten so beschaffen sein,dass der Zugang mit kontaminiertem Ma-terial und das Verlassen mit dekontami-niertem Material ohne „Begegnungsmög-lichkeiten“ gewährleistet sind. „Reine“ und„unreine“ Arbeitsflächen und -bereichemüssen in der Aufbereitungszone räum-lich und prozessmäßig klar getrennt sein,sodass „reine“ Arbeitsbereiche nicht ver-sehentlich kontaminiert werden können.Ideal sind Waschvollautomaten, die vonder „kontaminierten“ Arbeitsseite bestücktund von der „sauberen“ Seite entleert wer-den können. Solche Idealbedingungen sindaber oft aus räumlichen oder auch finanzi-ellen Gründen nicht erreichbar. Trotzdemist auch unter einfacheren Bedingungendie effektive Beachtung hygienischerGrundregeln möglich, z.B. indem kontami-niertes Material in Behältern zur Aufberei-tung gebracht wird, die während desTransportes eine Spritz- oder Kontaktkon-tamination verhindern. Für kontaminier-tes Material müssen Möglichkeiten zur

kurzfristigen sicheren Lagerung vorhan-den sein.

In Aufbereitungsräumen kleiner Endo-skopieeinheiten muss eine einzelne Assis-tenzkraft mit allem Instrumentar ohneBeengung arbeiten können, in größerenEndoskopieeinheiten sollte dies für zweiPersonen möglich sein und erfordert dannca. 15–18 m² Grundfläche.

Waschbecken sollten aus V2A-Stahl seinund nicht aus Porzellan, das durch evtl.Schäden der glasierten Oberfläche ungüns-tige Reinigungsbedingungen bietet. AlleOberflächen, die zur Reinigung etc. be-nutzt werden, müssen nach § 12 BGV C 8(VBG 103) desinfizierbar sein.

Sofern manuell unter Anwendung vonGlutaraldehyd 2% gereinigt und desinfi-ziert wird, muss durch adäquate Be- bzw.Entlüftungssysteme ein optimaler Schutzdes Assistenzpersonals vor unerwünsch-ten Wirkungen (Allergien, Dermatitis,Konjunktivitis, Rhinitis, Asthma etc.) er-zielt werden. Die offene Anwendung alde-hydischer Desinfektionsmittel erforderteine ausreichende Lüftung [45].

In Untersuchungs- und Aufbereitungs-räumen müssen Waschbecken mit Seifen-,Desinfektionsmittelspendern und Einmal-handtüchern und Handpflegemitteln vor-handen sein. Die Spender und Wasserar-maturen müssen in Bereichen erhöhter In-fektionsgefährdung ohne Berührung mitder Hand bedienbar sein. Schließlich mussfür die Beschäftigten nach § 14 BGV C 8(VBG 103) eine gesonderte, für Patientennicht zugängliche Toilette zur Verfügungstehen.

3.1.3 Desinfektion von Haut,Oberflächen und Mobiliar(A-E)

Hierzu sollten nur anerkannte Desinfek-tionsmittel und -verfahren eingesetzt wer-den aus den Listen der DGHM [10]. Dievom Hersteller angegebenen Einsatzkon-zentrationen und Einwirkzeiten sind zu

3.1 Hygiene in der Endoskopie 23

Page 4: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

beachten und sollen im Hygieneplan zu-sammen mit der Art der Anwendung kon-kret aufgeführt sein. In folgenden Situatio-nen ist eine hygienische Händedesinfek-tion erforderlich [nach 16]:● vor und nach endoskopischen Untersu-

chungen● nach Kontakt mit kontaminiertem Ma-

terial wie Blut, Sekreten, Exkreten vonPatienten

● nach der Endoskop- und Zubehörauf-bereitung

● nach der Flächendesinfektion

Hygienische HändedesinfektionAuszug aus [16, Kap. 3.1]: „Das zumeistalkoholische Präparat wird über sämtlicheBereiche der trockenen Hände unter be-sonderer Berücksichtigung der Innen-/Außenflächen einschließlich Handgelenke,Flächen zwischen den Fingern, Fingerspit-zen, Nagelfalze und Daumen eingeriebenund für die Dauer der Einwirkzeit“ (beiden meisten Präparaten lt. RKI-Liste30 Sek) „feucht gehalten“. „Bei massiverbzw. sichtbarer Kontamination und beiKontamination mit Tuberkulosebakterienist die Desinfektion zweimal durchzu-führen.“

Eine sterile Arbeitsweise mit steriler Pati-entenabdeckung und chirurgischer Hän-dedesinfektion sowie Einkleidung des Un-tersuchers mit sterilem Kittel, Mund-schutz, Op-Haube in der Endoskopie ist er-forderlich bei:● PTC/D● Laparaskopie● PEG (der nichtendoskopierende Arzt)● Einlage von perkutanen Drainagen

Chirurgische HändedesinfektionAuszug aus [16, Kap. 3.3]: „Fingernägel

müssen kurz und rund geschnitten sein. Esdürfen keine Nagelbettverletzungen oderentzündliche Prozesse vorhanden sein.Ausschließlich Nägel und Nagelfalz sollenbei Bedarf mit weicher (!), thermisch desin-fizierter Kunststoffbürste und hygieni-

24 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Abb. 3.1: Waschplatz in der Endoskopie mit Seifen-und Desinfektionsmittelspender, Einmalhandtüchern,Abwurf, Waschanleitung (Kreis) und handfrei bedien-barer Armatur.

schem Handwaschpräparat gereinigt wer-den. Bürsten der Hände und Unterarme istwegen Hautirritation und höherer Keimab-gabe zu unterlassen. Armaturen und Spen-der dürfen nicht über Handkontakt bedientwerden. Hände und Unterarme werden biszum Ellenbogen mit nach oben gerichtetenFingerspitzen und tief liegendem Ellenbo-gen während etwa 1 Min mit einem Hand-waschpräparat gewaschen. Länger dau-ernde Händewaschungen sind abzulehnen(...).“

„Nach Abtrocknen mit einem keimarmenEinmalhandtuch wird die Händedesinfek-tion durchgeführt. Während der vom Her-steller der Präparate angegebenen Einwir-kungszeit (meist 3–5 Min) müssen Händeund Unterarme vollständig mit Desinfek-tionsmittel benetzt sein. Eine Händetrock-nung danach ist mit Rekontaminationsrisi-ko verbunden und nicht erforderlich (falls

Page 5: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

jedoch gewünscht, nur mit sterilem Tuchzur Einmalbenutzung); allerdings müssendie Hände vor dem Anlegen der Op.-Hand-schuhe lufttrocken sein, um Hautschädenvorzubeugen und die Integrität des Op.-Handschuhs nicht zu gefährden.“

Zur Qualitätssicherung der Händedesin-fektion sollen die Durchführungsempfeh-lungen gut wahrnehmbar und lesbar imWaschbereich angebracht sein.

Zur Vermeidung von Hautschäden durchdie wiederholte Anwendung von Desinfek-tionslösungen muss für eine ausreichendeHautpflege mittels Hautpflegemitteln ge-sorgt werden.

3.1 Hygiene in der Endoskopie 25

Für die Konzentration der Flächendesin-fektionsmittel ist der 1-Stundenwert in derRegel ausreichend.

3.1.4 Reinigung, Desinfektion vonEndoskopen und Zubehör (E)

Für die Wiederaufbereitung von Endosko-pen und Zubehör empfiehlt sich ein Vorge-hen nach den Richtlinien der DGVS [41]und des RKI (s. CD-ROM), die entspre-chend den individuellen Gegebenheiten inden jeweiligen Hygieneplan eingearbeitetwerden. Alle Einzelschritte der Aufberei-tung eines jeden Medizinproduktes müs-sen schriftlich festgelegt, valide, reprodu-

Tabelle 3.1Gesichtspunkte für eine Verfahrensanweisung für die Endoskopaufbereitung

Problem Festzulegende Kriterien

Übergabe des Endoskops von Arzt an Assistenz Ohne Umgebungskontamination. Wo unproblematische, kurzfristige Ablage des Endoskops, wenn nötig?

Vorreinigung der Kanäle Unmittelbar nach Anwendung Spülung des Luftkanals, Durchsaugen des Arbeitskanals (Benennung derReinigungslösung und Konzentration)

Externe Grobreinigung Einmaltuch für Schaft

Dichtigkeitstest Vor Wässerung des Endoskops

Transport zur Aufbereitung Regelung einer Kontaminationsvermeidung

Bürsten der Kanäle und des Distalendes Unter Wasser!

Desinfektion RDG-E: Angaben zu Reiniger, Desinfektionsmittel,ReinigungsprogrammenManuell: genauer Plan

Abschlussspülung RDG-E/manuell: genaue Vorgaben

Trocknung [1, 14, 16, 27, 37] manuell mit Druckluft 0,5 bar, Filter/RDG-E:Antrocknung bei Gebrauch innerhalb 2 StundenLange Trocknung bei Gebrauch nach mehr als 2 Stunden Alternative: Spülung mit Ethanol 70% und Druckluft

Lagerung Möglichst hängend, ohne Kontaminationsgefahr

Gesamte Aufbereitung und dokumentierte Protokollierung mit HandzeichenFreigabe am Aufbereitungsende [2]

Page 6: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

zierbar und in ihrem Erfolg nachvollzieh-bar dokumentiert sein [2].

Der Moment unmittelbar nach Beendi-gung der Endoskopie ist u.U. problema-tisch, wenn eine einzelne Assistenzkraftsowohl den Patienten betreuen als auchgleichzeitig das kontaminierte Gerät entge-gennehmen muss. Hier muss in jeder Ab-teilung eine Regelung über eine exakte hy-gienisch einwandfreie Umgangsweise mitdem Endoskop festgelegt werden, die diePatientenbetreuung nicht außer Acht lässt.

Für die fachgerechte Bedienung einesWaschvollautomaten/RDG-E muss einHandbuch existieren und jederzeit greif-bar sein.

Das Assistenzpersonal muss in die Hand-habung des Waschautomaten und den Ge-samtvorgang der Aufbereitung qualifizierteingewiesen sein. Der validierte Maschi-nenaufbereitungsprozess mit program-

26 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

mierten Arbeitsabläufen, in Kombinationmit in Fachgutachten zugelassenen undvom Hersteller empfohlenen Reinigernund Desinfektionsmitteln, darf nicht ver-ändert werden, wenn nicht die hygieni-sche Sicherheit gewährleistet ist.

Über alle durchgeführten Arbeitsgängejeder Aufbereitung muss Protokoll geführtwerden samt namentlicher Nennung derausführenden Person (auf der CD-ROM fin-det sich ein „Tagesprotokoll“ unserer Kli-nik). Einzelne RDG-E-Hersteller bieten be-reits eine elektronische Protokollierungder Aufbereitungsschritte innerhalb desWaschautomaten an. Die Schlussfreigabeerfolgt aber nicht durch einen RDG-E, son-dern durch eine qualifizierte Person!

Für alle bei der Aufbereitung verwand-ten Reinigungs- und Desinfektionsmittelgilt es, die Angaben des Herstellers bezüg-lich Einwirkzeit, Temperatur und Konzen-tration zu beachten.

Abb. 3.3: Günstigste Endoskoplagerung: Hängend imausziehbaren Schrank.

Abb. 3.2: Reinigungs- und Desinfektionsautomat (RDG-E) mit Anleitung im Wandhängeordner und Hygienehandbuch.

Page 7: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

Für die manuelle chemische Desinfek-tion mit Glutaraldehyd 2% wird eine Min-desteinwirkzeit von 10 Minuten [6, 45]empfohlen, die ASGE fordert 20 Minuten,da dann z.B. auch Tuberkelbakterien ingrößerer Anzahl vernichtet werden [18,46]. Dies kann insbesondere von Bedeu-tung sein, wenn in der gleichen Aufberei-tungswanne auch Bronchoskope gereinigtwerden, die bei Tuberkulosepatienten ein-gesetzt werden.

Nach dem letzten Tageseinsatz sollendie voll getrockneten Endoskope möglichsthängend, aber auf jeden Fall vor Staub,Kontamination und Feuchtigkeit ge-schützt, gelagert werden. Sie sollen, eben-so wie Zubehör und Lagerbestände, in ge-schlossenen Schränken oder in kontami-nationssicheren Räumen aufbewahrt sein.

3.1.5 Wasser für die Aufbereitung(E)

Für das Spülen nach Reinigung und Desin-fektion reicht in der Regel Wasser mitTrinkwasserqualität. Das Wasser darfnicht zu hart sein, damit keine Mineralfil-me auf den Geräteoberflächen entstehen.Andernfalls muss ein Wasserenthärterverwendet werden. Für RDG-E werdenvon den Herstellern entsprechende VE-Fil-ter bereitgehalten. In Krankenhäusern, beidenen das Wasser aus einer Umkehr-Os-moseanlage bezogen wird, sind diese nichterforderlich. Für RDG-E soll das verwandteWasser nicht nur von niedriger Härte, son-dern auch „ultrasauber“ und somit kom-plett frei von Pseudomonas aeruginosasein und weniger als 10 opportunistischeMikroorganismen/100 ml bei 22/37 °Caufweisen [45].

Für wieder aufbereitbares Endoskopie-zubehör, das aus Materialbeständigkeits-gründen nicht resterilisierbar ist, aberdurch Blutkontakt, Mukosaverletzungenoder Eindringen in sterile Hohlräumehöchsten Desinfektionsmaßstäben genü-

gen muss, ist für die Schlussspülung steri-les Wasser zu verwenden.

3.1.6 Sterilisation und Lagerungvon Zubehör (E)

Für jeden wiederaufbereitbaren Zubehör-artikel muss ein exaktes Protokoll bezüg-lich aller Aufbearbeitungschritte (äußer-liche Reinigung, Zerlegung, Ultraschallbadetc.) existieren. Wieder aufzubereitendesZusatzinstrumentar, das mit Blut inBerührung kommt bzw. zur Verletzungder Schleimhäute führt (Biopsiezangen,Dilatationsballons etc.) oder in sterile Hohl-räume eingeführt wird (ERCP-Zubehör,perkutanes Cholangioskop etc.), muss ste-rilisiert werden (s. CD-ROM: RKI Empfeh-lung-Hygiene). Dabei sind die Empfehlun-gen der Hersteller einzuhalten.

Sterilgut muss vor Staub und Feuchtig-keit geschützt und getrennt von Nicht-Ste-rilgut gelagert werden. Doppelt verpacktkann es bis zu sechs Monaten in Schrän-ken oder Schubladen gelagert werden. Da-nach muss eine Neuverpackung und Reste-rilisiation erfolgen. Das Sterilisationsda-tum muss auf der Verpackung dokumen-tiert sein. Nicht waschautomatenfähigesbzw. nicht autoklavierbares Instrumentar(pH-Metrie-Sonden, Manometriesondenetc.) wird nach Herstellerangaben gerei-nigt, desinfiziert und anschließend aufbe-reitet. Dabei ist zu beachten, dass Reini-gungslösungen wegen der Gefahr der Luft-blockade nicht schäumen dürfen.

3.1.7 Einmalartikel (E)

Grundsätzlich werden Produkte, die vomHersteller als Einmalartikel ausgewiesensind, auch nur als solche verwandt, es seidenn, es liegen vom Hersteller Anweisun-gen vor, die eine sachlich und preislichsinnvolle und qualitätsgerechte Resterili-sation erlauben. Solche Anweisungen sindaber kaum vorhanden. Eine andere Mög-

3.1 Hygiene in der Endoskopie 27

Page 8: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

lichkeit ist die qualifizierte standardisierteund validierte Wiederaufbereitung durcheine Wiederaufbereitungsfirma [2, 3, 11].Dabei gelingt allerdings die qualitätsge-rechte Wiederaufbereitung oft nur ein- biszweimal für den jeweiligen Artikel.

3.1.8 Qualitätskontrolle der Endo-skopdesinfektion, Ergebnis-qualität der Aufbereitung (E)

Die Qualität der Aufbereitung muss durchdie Hygienefachkraft oder – wie im ZKR –nach vorausgegangener Schulung durchdas Endoskopieassistenzpersonal viertel-jährlich bakteriologisch untersucht wer-den [39, 49, s.a. CD-ROM]. An aufbereite-ten Endoskopen erfolgt die Anlage vonBakterienkulturen vom Außenmantel amDistalende, von Spülflüssigkeit mit 20 mlsteriler NaCl-0,9%-Lösung aus Saug-/Biop-

sie- und Luft-Wasserkanal, Tupferabstri-chen von Ventilen und Ventileinsätzen,von einem sterilen durch den feuchten Ar-beitskanal gezogenen Schaumstoffstück inNährmedium (so genannter „Schwämm-chentest“) und beim Duodenoskop nochvon Tupferabstrichen hinter dem Albaran-hebel.

Leider sind die Kontrolluntersuchungennicht standardisiert. Eine mögliche prakti-sche Vorgehensweise findet sich z.B. bei C.Höller et al. [17] oder Leiss und Exner [25,Tabelle 3.2]. Zusätzlich fordert das RKIeine Untersuchung aus dem Optikspülsys-tem [49 und CD-ROM]. Die jeweiligen Er-gebnisse aller hygienischer Verfahrens-kontrollen in der Endoskopie müssen pro-tokolliert und 30 Jahre archiviert werden[3, 27]. Bei den Waschautomaten erfolgtebenfalls vierteljährlich die bakteriologi-sche Untersuchung des letzten Spülwas-sers. Bakteriologisch nicht einwandfreie

28 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Abb. 3.4: Hygienekon-trolle: Hier Tupferab-strich hinter dem Alba-ranhebel, der kritischs-ten Stelle des Duodeno-skops (Fujinon Duodeno-skop ED 450 XT).

Page 9: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

Ergebnisse verpflichten zu sofortiger Kon-trolle, Fehlersuche und Fehlerbehebung.Bei Kontaminationen sind Hygienefach-kraft und leitender Arzt der Endoskopie zuverständigen (E/SSt-Hygienefachkraft).

3.1.9 Vorgehen bei Kontaminationvon aufbereiteten Endosko-pen (E, SSt-Hygienefachkraft)

Der leitende Arzt der Endoskopieabteilungund die Hygienefachkraft sind sofort zu in-formieren. Das Endoskop darf nicht mehreingesetzt werden. Es soll zunächst mit ei-nem alkalischen nicht-aldehydischen En-zymreiniger 5 bis 15 Minuten gereinigtund anschließend 20 bis 60 Minutendesinfiziert werden. Ist dann die Kontami-nation immer noch nachweisbar, muss dasEndoskop dem Hersteller zugesandt wer-den zur weiteren Untersuchung und ggf.Reparatur [45].

3.1.10 Vorgehen bei Kontamina-tion des Waschvollauto-maten (E, SSt-Hygienefachkraft)

Der leitende Arzt der Endoskopieabteilungund die Hygienefachkraft sind sofort zu in-formieren. Der RDG-E darf nicht mehr ein-gesetzt werden. Der Bakterienfilter mussausgetauscht werden. In Anlagen mit ther-mischer Desinfektion muss ein Defekt indiesem Bereich des Automaten eruiertwerden. Bei Vorhandensein einer Um-kehr-Osmose- und Sterilwasser-Anlagemuss auch diese überprüft werden.

Anschließend muss gemäß Hersteller-empfehlungen ein Selbstdesinfektions-waschgang ohne Endoskope vorgenom-men werden. Vor neuem Einsatz derWaschmaschine muss der Erfolg allerMaßnahmen geprüft werden [45]. Bei Er-folglosigkeit aller Maßnahmen ist der Her-steller zu Rate zu ziehen.

3.1 Hygiene in der Endoskopie 29

Tabelle 3.2Bakteriologische Qualitätskontrolle von Endoskopen, nach [25]

Probenentnahme

• 20 ml sterile 0,9%-NaCl-Lösung zum Durchspülen von Instrumentier-, Absaug-, Luft-Wasser-Kanal• Durchspülflüssigkeit aus Absaugkanal in sterilem Trachealsekret-Absaug-Set auffangen• Durchspülflüssigkeit aus den anderen Kanälen in sterilen 50-ml-Röhrchen auffangen (z.B. Urin-Kultur-Box)• Kühlung des Probentransports• Probenverarbeitung möglichst innerhalb von 12 Stunden nach Probenentnahme

• Gesamtkeimzahlbestimmung mit Agargussverfahren (Keimzahlagar Firma Biotest)• Membranfiltration von jeweils 10 ml Durchspülflüssigkeit• Bebrütung des Membranfilters• Differenzierung von angezüchteten Keimen

• Für Gastroskop und Koloskop: Gesamtkeimzahl < 10 KBE/ml (Agar) und < 50 KBE/10 ml (Membranfilter)• Für Duodenoskop: 0 KBE/ml (Agar) und < 5 KBE/10 ml (Membranfilter)• Für alle Endoskope: kein Nachweis von Pseudomonas, anderen Nasskeimen, E. Coli, Enterobacteriaceae,

Enterokokken, Staph. Aureus

Labormethodik

Qualitätsstandard

Page 10: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

3.1.11 Kleidung in der Endosko-pieabteilung (A-E)

Als Schutzkleidung müssen bei der Endo-skopie Einmal-Plastikschürzen oder alter-nativ wasserdichte wieder aufbereitbareKittel, am besten mit elastischen Bünd-chen, getragen werden. Diese werdennach jeder Untersuchung gewechselt [31](s. CD-ROM: RKI Empfehlung–Hygiene).

Kontaminierte Arbeitskleidung ist sofortnach Abschluss der aktuellen Endoskopiezu wechseln. Verunreinigte Röntgenschür-zen sind sofort nach der Untersuchung mitEthanol 80% zu reinigen.

Bei jeder Vorbereitung, Durchführungund Nachbereitung einer Endoskopie undbeim Umgang mit kontaminiertem Mate-rial jeder Art sind Einmal-Schutzhand-schuhe zu tragen, die sofort nach Beendi-gung des Arbeitsganges vernichtet wer-den.

Ist man während einer Endoskopie ge-zwungen, Arbeitsmaterialien aus anderenBereichen (Schränken, Schubladen) zu be-schaffen, müssen zuerst die aktuell be-nutzten Schutzhandschuhe abgelegt undspäter bei Fortsetzung der Endoskopie

wieder neue Schutzhandschuhe angezo-gen werden.

Bei Gefahr durch spritzende Kontamina-tionen oder Tröpfcheninfektionen müssenHelme mit Visier, Schutzmasken mit undohne Visier und die Maske P3 (Tuberkulo-seschutzmaske) zur Verfügung stehen.

Für die Schutzkleidung bei der Aufberei-tung sei auf die CD-ROM (RKI Empfehlung–Hygiene) verwiesen.

3.1.12 Reinigung zwischen zweiEndoskopien (E)

Nach jeder Gastroskopie/ERCP wird derNässeschutz gewechselt. Kommt es imRahmen einer Gastroskopie zu geringenKontaminationen der Untersuchungsliegeoder anderen Gegenständen der Umge-bung, so werden diese mechanisch ent-fernt/weggewischt, es erfolgt eine anschlie-ßende Wischdesinfektion mit DGHM-ge-listetem Flächendesinfektionsmittel. Nachjeder Koloskopie wird auch immer zusätz-lich die Unterlage wischdesinfiziert.

Kommt es zu erheblichen Verunreini-gungen (z.B. Hämatemesis), so erfolgt eine

30 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Abb. 3.5: Auch wenn esschnell gehen soll: EinGriff in die Endoskopie-schublade mit konta-minierten Händen/Hand-schuhen ist nicht erlaubt!

Page 11: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

desinfizierende Zwischenreinigung desFußbodens bzw. eine Flächendesinfektionder kontaminierten Oberflächen.

3.1.13 Endoskopieabfolge unterhygienischer Sicht (E/A)

Endoskopien werden so durchgeführt,dass im gleichen Arbeitsraum die „sterile-ren“ Eingriffe (Laparaskopie, ERCP o.Ä.)vor den „unsauberen“ Eingriffen (insbe-sondere Koloskopie) erfolgen.

3.1.14 v/Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (A-E)

Aus Gründen der fehlenden Dekontamina-tionsmöglichkeiten von Endoskopen nachEinsatz an v/CJD-Erkrankten und damitdes totalen Geräteverlustes ist jede Endo-skopie bei v/CJD-Patienten absolut über-denkenswert. Ist eine Endoskopie beiv/CJD-Erkrankten unumgänglich, könnenEndoskope über das Creutzfeldt-Jakob-Leihgeräteprogramm der Universität Göt-tingen in Zusammenarbeit mit Fujion an-gefordert werden; Ansprechpartner ist Dr.W. Schulz-Schaeffer, Tel. 0511/39 27 00[49].

Kontaminationen von Flächen mit Ge-weben/infektiösen Sekreten v/CJD-Er-krankter werden mit Natriumhypochlorit-Lösung 2,5% desinfiziert.

KommentarDie Leitlinien für die Hygiene speziellerendoskopischer Bereiche sind nicht durchempirische Untersuchungen an Patienten,sondern durch bakteriologische Untersu-chungen an Endoskopen belegt. Für vieleTestverfahren sind keine einheitlichenStandards vorhanden. Alle publiziertenFälle von Infektionsübertragungen zeigengrobe Verstöße gegen die herrschendenDesinfektions- und Sterilisationsmaßnah-men, insbesondere zu kurze Einwirkzeitenoder fehlende Sterilisation von Zubehör [4,

5, 19, 43, 44]. Andererseits muss man si-cher davon ausgehen, dass viele Fälle vonInfektionsübertragungen durch die Endo-skopie nicht publiziert oder auch gar nichterkannt werden. So besteht das Dilemma,aus schwachen klinischen Daten und imWesentlichen In-vitro-Erkenntnissen ei-nen möglichst sicheren, aber auch ökono-mischen Aufbereitungsprozess festzule-gen. So ist für die mangelhafte Schluss-trocknung von Endoskopen bewiesen,dass es über Nacht zu einer erneuten Ver-keimung ursprünglich keimfreier Gerätekommen kann [15]. Ob jedoch die kosten-und arbeitsintensive morgendliche erneu-te Desinfektion aller einzusetzenden En-doskope tatsächlich Infektionsübertragun-gen verhütet, ist nicht durch Untersu-chungsergebnisse belegt, wird aber z.B.von der BSG [6] und ESGE/ESGENA gefor-dert. Einen Kompromiss könnte die vorge-schlagene Vorgehensweise von Muscarella[29] darstellen, grundsätzlich für einekonsequente Schlusstrocknung bei letzt-maligem Gebrauch eines Endoskopes anjedem Arbeitstag zu sorgen und die mor-gendliche Desinfektion vor Erstgebrauchdann durchzuführen, wenn Zweifel beste-hen, ob ein Endoskop am Vortag nachallen erforderlichen Grundsätzen ein-schließlich der Trocknung und sach-gemäßen Lagerung aufbereitet wurde,bzw. wenn ein Endoskop nass oder inkor-rekt gelagert aufgefunden wird.

In Österreich hat der Gesetzgeber ohneRücksprache mit Experten die Automaten-desinfektion zum Standard erhoben unddie manuelle Desinfektion nur in Ausnah-mefällen erlaubt. Ähnlich äußert sich dieAWMF-Leitlinie [3]. Eine Automatendesin-fektion gewährleistet zwar eine höhereund zunehmend gesicherte Konstanz desReinigungs- und Desinfektionsvorgangs,hat aber ihre eigenen Probleme, insbeson-dere die Verkeimung des Waschmaschi-nenwassers und die nicht immer 100%igeKompatibilität von Endoskopkanalsystemund Maschinenreinigung [6, 46]. Somitgelten manuelle und maschinelle Aufbe-

3.1 Hygiene in der Endoskopie 31

Page 12: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

reitung – auch nach der Empfehlung derBundesärztekammer (s. CD-ROM) – bezüg-lich des Ergebnisses noch als ebenbürtig,wobei die toxische Belastung für das Per-sonal bei der Maschinenaufbereitungdeutlich geringer ist.

In den westlichen Ländern wird zuneh-mend die Verwendung von Einmalartikelnpropagiert, obwohl bis heute keine Unter-suchung gezeigt hat, dass durch resterili-sierbare, wieder verwendbare Artikel beisachgemäßer Wiederaufbereitung häufi-ger Infektionen auftreten, bzw. eine siche-re Aufbereitung wieder verwendbarer Ar-tikel problematisch ist [20,23,30]. Die Re-sterilisiation von Zubehör, das für denEinmalgebrauch deklariert ist, ist wahr-scheinlich möglich. Die ESGE/ESGENAlehnt dies zwar ausdrücklich in ihrer letz-ten Hygieneempfehlung ab, aber einzelneStudien [21, 22] haben die grundsätzliche,soweit beurteilbar, auch verantwortbareMöglichkeit ergeben. In Deutschland gibtes einzelne zertifizierte Firmen für dieWiederaufbereitung von Einmalartikeln.Die BSG hält unter Beachtung der Forde-rungen der Working Party (kein Funkti-onsverlust, standardisiertes validiertessicheres Verfahren und individuelle Proto-kollierung jeder Aufbereitung) eine Wie-deraufbereitung von Einmalartikeln fürmöglich [35]. Das RKI [2] verweist sogarausdrücklich auf entsprechende Empfeh-lungen der FDA. Somit ist weder hinsicht-lich der allgemeinen Verwendung von wie-der verwendbarem Zubehör noch der qua-lifizierten Wiederaufbereitung von Einmal-artikeln das letzte Wort gesprochen [47].

Gegen die grundsätzliche Verwendungvon Einmalartikeln sprechen im Wesent-lichen ökonomische Gründe [8, 33, 34],aber natürlich auch das Problem der Ab-fallbeseitigung und der Ressourcenver-schwendung [21].

Die Hygiene ist ein Thema, das von Ärz-ten oft sehr stiefmütterlich behandeltwird. Auch der Arzt ist gehalten, sich überden neuesten Stand der Wissenschaft unddie Empfehlungen der Fachgesellschaften

zu informieren. Spätestens bei der Ein-richtung der eigenen Endoskopiepraxiswird oft die Relevanz klar. Die Herstellervon Reinigungs- und Desinfektionsmittelnstehen den Anwendern gern beratend zurSeite.

Literatur:s.a. CD-ROM[1] Alfa M J, Sitter D L, In-hospital evaluation ofcontamination of duodenoscopes: a quantitativeassessment of the effect of drying. J Hosp Infect.(1991), 19, 89–98[2] Anforderungen an die Hygiene bei der Auf-bereitung von Medizinprodukten. Empfehlungder Kommission für Krankenhaushygiene undInfektionsprävention beim RKI und des BfArM.Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Ge-sundheitsschutz. (2001), 44, 1115–1126[3] AWMF online. Hygienemaßnahmen bei derEndoskopie. Empfehlungen für Diagnostik undTherapie – Krankenhaushygiene – AWMF-Leit-linien-Register Nr. 029/008, http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/II/index.html(23.4.2002)[4] Birnie G G, et al., Endoscopic transmission ofhepatitis B virus. Gut. (1983), 24, 171–174[5] Bronowicki J-P, et al., Patient-to-patienttransmission of hepatitis C virus during colo-noscopy. New Engl J Med. (1997), 337, 227–240[6] Cleaning and disinfection of equipment forgastrointestinal endoscopy. BSG Working PartyReport 1997. Gut. (1998), 42, 585–593[7] Cowen A E, Infection and endoscopy: who in-fects whom? Scand J Gastroenterol Suppl.(1992), 192, 91–96[8] Deprez P H, et al., Disposable versus reusab-le biopsy forceps: a prospective cost evaluation.Gastrointest Endosc. (2000), 51, 262–265[9] Deva A K, et al., Detection of persistent vege-tative bacteria and amplified viral nucleic acidfrom in-use testing of gastrointestinal endo-scopes. J Hosp Inf. (1998), 39, 149–157[10] DGHM – Liste der Deutschen Gesellschaftfür Hygiene und Mikrobiologie. mhp-Verlag,Wiesbaden[11] Einmal ist „out“ – auch in der Medizintech-nik. Endopraxis. (2000), Heft 4, 16–19[12] Erdle H (2000), Infektionsschutzgesetz.ecomed, Landsberg[13] Euler K (1997), Hygieneplan für die Endo-skopie. In: Phillip J, Allescher H D, Hohner R(Hrsg.), Endoskopie: Strukur und Ökonomie,176–191. Normed, Bad Homburg[14] Euler K (2000), Hygieneplan für die Endo-skopie. Olympus Optical, Hamburg

32 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Page 13: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

[15] Gerding D N, Peterson L R, Vennes J A,Cleaning and disinfection of fiberoptic endo-scopes: evaluation of glutaraldehyde exposuretime and forced-air drying. Gastroenterology.(1982), 83, 613–618[16] Händehygiene. Mitteilungen der Kommis-sion für Krankenhaushygiene und Infektions-prävention am Robert Koch-Institut. Bundesge-sundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheits-schutz. (2000), 43, 230–233[17] Höller C, et al. (2000), Überprüfung vonReinigungs- und Desinfektionsgeräten im prak-tischen Betrieb. Kap. E: Endoskope und Instru-mente für die minimalinvasive Chirurgie, E1:Hygienisch-mikrobiologische Überprüfung derFlexiskopaufbereitung. Lieferung 6. B. Behr’s,Hamburg[18] Infection control during gastrointestinal en-doscopy. ASGE Publication No. 1035. Guidelinesfor Clinical Application. Gastrointest Endosc.(1999), 49, 836–841[19] Kimmery M D, et al., Transmission of infec-tion by gastrointestinal endoscopy. GastrointestEndosc. (1993), 39, 885–888[20] Kozarek R A, Reprocessing of endoscopicaccessories reusable, disposable, or reposable.Acta Gastroenterol begica. (2000), 63, 145–146[21] Kozarek R A, Coming clean on reuse of en-doscopic equipment. Gut. (1998), 155–156[22] Kozarek R A, et al., In vitro evaluation ofwire integritiy and ability to reprocess single-use sphincterotomes. Gastrointest Endosc.(1997), 45, 117– 121[23] Lee R M, et al., In vitro and in vivo evalua-tion of a reusable double-channel sphincteroto-me. Gastrointest Endosc. (1999), 49, 477–482[24] Leiss O, Exner M, Liebl J, Vermeidung einerInfektionsübertragung in der Endoskopie: hy-gienische Aufbereitung flexibler Endoskope undMaßnahmen zum Personalschutz. Leber MagenDarm. (1995), 25, 251–257[25] Leiss O, Exner M (1999), Infektionsrisiken,Hygiene und Geräteaufbereitung in der Endo-skopie. In: Frühmorgen P (Hrsg.), Gastroente-rolgische Endoskopie, 33–48. Springer, Berlin,Heidelberg, New York[26] Liste der vom Robert Koch-Institut geprüf-ten und anerkannten Desinfektionsmittel und-verfahren, Stand vom 15.6.1997. Bundesge-sundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheits-schutz. (1997), 344–361; Nachträge bis Stand4.4.2000:http://www.rki.de/GESUND/DESINF/NACHTRAG.PDF (23.4.2002)

27] Martini H, Kramer A, Werner H-P (2001),Endoskopische Abteilungen. In: Kramer A, HeegP, Botzenhart K, Krankenhaus- und Praxishy-giene, Kap. 5.23, 539–543. Urban & Fischer,München, Jena[28] Merighi A, et al., Quality improvement ingastrointestinal endoscopy: microbiologic sur-veillance of disinfection. Gastrointest Endosc.(1996), 43, 522–524[29] Muscarella L F, Disinfecting endoscopes im-mediately before the first patient of the day.AORN J. (2001), 73, 1159–1163[30] Ortner M, et al., Einmalzubehör bei derERCP reduziert nicht die Bakteriämierate. En-doskopie heute. (2000), 1, 37–38[31] Personel protective equipment. ASGE pro-cedure manual. Gastrointest Endosc. (1999), 49,854–857[32] Ponchon T, Transmission of hepatitis C andprion diseases through digestive endoscopy:evaluation of risk and recommended practices.Endoscopy. (1997), 29, 199–202[33] Raltz S L, et al., Reusable biopsy forceps: acost-effective measure for the endoscopic suite.Gastroenterol Nurs. (1995), 18, 167–170[34] Raltz S L, Kozarek R A, Overview of the prob-lem: reprocessing versus disposal of endoscopicaccessories. Gastrointest Endosc Clin N Am.(2000), 10, 329–339[35] Report of the working Party of the endosco-py committee of the British Society of Gastroen-terology on the reuse of endoscopic accessories.Gut. (1998), 42, 304–306[36] Rey J-F, et al., ESGE Guidelines for the pre-vention of endoscopic transmission of type C he-patitis and update on Creutzfeldt-Jakob disease.Endoscopy. (1997), 29, 204–204[37] Richtlinie zur Krankenhaushygiene und In-fektionsprävention des Robert Koch-Institutes,Anlage 4.3.4: Anforderungen der Hygiene an diefunktionelle und bauliche Gestaltung von Ein-heiten für die Endoskopie. (Stand 17. Lfg., Sep-tember 2001) Urban & Fischer, München, Jena[38] Richtlinie zur Krankenhaushygiene und In-fektionsprävention des Robert Koch-Institutes,Anlage 5.1. Anforderungen der Hygiene bei en-doskopischen Maßnahmen. (Stand 17. Lfg., Sep-tember 2001) Urban & Fischer, München, Jena[39] Richtlinie zur Krankenhaushygiene und In-fektionsprävention des Robert Koch-Institutes,Anlage 5.6: Hygienische Untersuchungshygieneund Infektionsprävention des Robert Koch-In-stitutes. (Stand 17. Lfg., September 2001) Urban& Fischer, München, Jena[40] Richtlinie zur Krankenhaushygiene und In-fektionsprävention des Robert Koch-Institutes,Anlage 7.2: Durchführung der Desinfektion.

3.1 Hygiene in der Endoskopie 33

Page 14: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

(Stand 17. Lfg., September 2001) Urban & Fi-scher, München, Jena[41] Rösch T, et al. (1997), Gerätedesinfektionbei der gastroenterologischen Endoskopie. In:Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ver-dauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)zur Durchführung endoskopischer Untersu-chungen. 2. Aufl., 167–172. Demeter, Balingen[42] Shapiro, M, Brandt L J, Endoscopy in theage of HIV: a study of current practices and atti-tudes. Gastrointest Endosc. (1994), 40, 477–480[43] Spach D H, Silverstein F E, Stamm W E,Transmission of infection by gastrointestinal en-doscopy and bronchoscopy. Ann Intern Med.(1993), 118, 117–128[44] Staritz M, Transmission of Hepatitis C. ZGastroenterol. (1998), 36, 261–263[45] Systchenko R, et al., The Council of theFrench Society of Gastrointestinal Endoscopy(S.F.E.D.), Guidelines of the French Society ofDigestive Endoscopy: Recommendations for set-ting up cleaning and desinfection procedures ingastrointestinal endoscopy. Endoscopy. (2000),32, 807–818[46] Tandon R K, Ahuja V, Non-United Statesguidelines for endoscope reprocessing. Gastro-intest Endosc Clin N Am. (2000), 10, 295–318[47] Wolfsen C W, Advantages of reusable ac-cessories. Gastrointest Endosc Clin N Am.(2000), 10, 349–359[48] Anforderungen der Hygiene an die baulich-funktionelle Gestaltung und apparative Ausstat-tung von Endoskopieeinheiten. Bundesgesund-heitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheits-schutz. (2002), 45, 412–414 (Wortlaut auch ent-halten auf der CD-ROM.)[49] Anforderungen an die Hygiene bei der Auf-bereitung flexibler Endoskope und endosko-pischen Zusatzinstrumentariums. Bundesge-sundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheits-schutz. (2002), 45, 395–411 (Wortlaut auch ent-halten auf der CD-ROM.)

3.2 Medizinproduktegesetz,Medizinprodukte-Betrei-berverordnung

Grundlage des Umganges mit allen Medi-zinprodukten sind ● die Berufsgenossenschaftsvorschrift

Gesundheitsdienst BGV C 8 (bisherigeVGB 103) von Oktober 1982, aktuali-

sierte Fassung mit Durchführungsan-weisung von April 1986,

● das Medizinproduktegesetz (MPG) vom2.8.1994 mit Änderung vom 6.8.1998und 29.10.2001 und

● die Medizinprodukte-Betreiberverord-nung (MPBetreibV) vom 29.6.98 mitÄnderung vom 13.12. 2001.

Geräteanschaffungen vor 1995 unterlagennoch der älteren Medizin-Geräteverord-nung.

Alle gemäß dem MPG hergestellten Pro-dukte müssen die „CE-“Kennzeichnunghaben.

3.2.1 Einweisungen bei Medizin-produkten, Medizinproduk-tebuch (A-E/SSt-Medizintechnik)

Alle Medizinprodukte sind einweisungs-pflichtig. Bei Neuanschaffung muss lautMPBetreibV § 5, Absatz 1, die vom Betrei-ber „beauftragte Person“ durch den „Her-steller oder eine dazu befugte Person“„anhand der Gebrauchsanweisung sowiebeigefügter sicherheitsbezogener Infor-mationen und Instandhaltungshinweise indie sachgerechte Handhabung und An-wendung und den Betrieb des Medizin-produktes sowie in die zulässige Verbin-dung mit anderen Medizinprodukten, Ge-genständen und Zubehör eingewiesen“werden. Letztlich müssen alle späterenAnwender des Medizinproduktes einge-wiesen werden. Sinnvollerweise erfolgtüber jede Einweisung eine schriftliche Do-kumentation mit Datum, Namen der ein-weisenden und eingewiesenen Person.Dieses Dokument wird z.B. im Dokumen-tenarchiv (Kap.17.5) abgelegt.

Auf Wunsch wird im ZKR vom Leiter derMedizintechnik jedem Teilnehmer ein Zer-tifikat über die erfolgte Einweisung ausge-stellt.

Neue Mitarbeiter, die durch einen kor-rekten „Gerätepass“ (Zertifikat) eine frühererfolgte Einweisung für das gleiche Medi-

34 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Page 15: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

zinprodukt nachweisen können, müssennicht mehr neu eingewiesen werden.

Ein absoluter Zwang zur schriftlichenDokumentation der Einweisung bestehtfür Medizinprodukte der Anlage 1 der MP-BetreibV; dies sind in der Endoskopie De-fibrillator, Argon-Beamer, Hochfrequenz-diathermiegerät und Lasergeräte. Für die-se Geräte muss ein Medizinproduktebuchgeführt werden, in dem auch der Zeitpunktder Einweisung sowie der Namen des ein-weisenden „Beauftragten“ und der einge-wiesenen Personen schriftlich niederzule-gen sind. Nachträgliche Einweisungenkönnen nur durch eine „beauftragte Per-son“ erfolgen. Medizinproduktebücher,Bestandsverzeichnisse, Gebrauchsanwei-sungen und beigefügte Hinweise gelten alsmitgeltende Dokumente und müssen soaufbewahrt werden, dass sie den Anwen-dern jederzeit zugänglich sind. Dieser Ortmuss im Qualitätshandbuch benannt sein.

Die gemäß der MPBetreibV für jede En-doskopie „beauftragten Personen“ im ärzt-lichen und Assistenzbereich müssen na-mentlich benannt sein (s.a. CD-ROM Zu-ständigkeiten Hygiene, MPG usw.). Es istsinnvoll, in größeren Endoskopieabteilun-gen mehrere Personen zu benennen, da-mit Einweisungen auch im Krankheits-,Urlaubsfall etc. erfolgen können.

Medizinprodukte der Anlage 1 MPBe-treibV unterliegen vorgeschriebenen re-gelmäßigen und zu dokumentierendenKontrollen durch die Medizintechnik bzw.beauftragte Firmen. Die Kontrollinterval-le liegen bei Defibrillator und Hochfre-quenzdiathermiegerät bei einem Jahr.Aus Qualitätsgründen und zur juristi-schen Absicherung empfiehlt es sich, ei-nen Terminkalender für die Gerätekon-trollen zu führen oder mit den betreuen-den Firmen entsprechende Wartungsver-träge zu schließen.

3.2.2 Funktionsstörungen, Vor-kommnisse bei Medizinpro-dukten (A-E/SSt-Medizintechnik)

Alle Funktionsstörungen, Änderungen derMerkmale und Leistungen, Fehler derKennzeichnung oder Gebrauchsanwei-sung von Medizinprodukten müssen sofortder Medizintechnik bzw. der betreuendenFirma gemeldet werden. Bei einer Gefähr-dung ist der Betrieb des Medizinprodukteszu unterbinden.

Bei jeder vorgenannten Leistungs-störung eines Medizinproduktes mit mög-licher oder tatsächlicher schwerwiegen-den Verletzungs- oder Todesfolge ist dasBfArM durch den endoskopierenden Arztbzw. im Krankenhaus meist durch die vondem endoskopierenden Arzt verständigteMedizintechnik zu verständigen. Die ent-sprechenden Formblätter sollen bevorra-tet sein.

3.2.3 Materialkundesitzungen (A-E)

Bei Anschaffung von neuartigem Zubehör,das für bis dahin unausgeübte Technikenverwandt wird und dem MPG unterliegt,muss in einer Materialkundesitzung dieAnschaffung des Materials allen in der En-doskopie Tätigen bekannt gemacht undSachkenntnis im Umgang mit diesem Ma-terial vermittelt werden. Gleiches gilt imZKR auch für neuartiges Zubehör, dasnicht dem MPG unterliegt (z.B. neuartigeZangen, Drähte etc.). Gebrauchsanweisun-gen müssen an einem genannten Ort auf-bewahrt werden. Aufwendige neue endo-skopische Techniken verlangen eine Quali-fikation der Anwender per Hospitationoder Supervision durch Erfahrene oderHersteller, die dann wieder die anderenMitarbeiter einweisen. Materialkundesit-zungen können im Rahmen von Qualitäts-zirkelsitzungen erfolgen (Kap. 17.1.5).

3.2 Medizinproduktegesetz, Medizinprodukte-Betreiberverordnung 35

Page 16: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

Literatur:[1] Kindler M (1998), MedizinproduktegesetzMPG, 4. Aufl. ecomed, Landsberg[2] Medizinproduktegesetz – MPG vom2.8.1994, BGBl. I (1994), 1963; mit Änderungvom 6.8.1998, BGBl. I (1998), 2005; mit Ände-rung vom 29.10.2001, BGBl. I (2001), 2785[3] Verordnung über das Errichten, Betreibenund Anwenden von Medizinprodukten (Medi-zinprodukte-Betreiberverordnung – MPBe-treibV) vom 23.6.1998, BGBl. I (1998), 1762;mit Änderung vom 13.12.2001, BGBl. I (2001),3586

Internetadressen:[4] Wortlaut des MPG. http://www. dimdi.de/germ/mpg/mpgger.htm (23.4.2002) undhttp://www.umwelt-online/recht/lebensmt/medprod/mpg1.htm (23.4.2002)[5] Wortlaut der MPBetreibV. http://www.dim-di.de/germ/mpg/betreibvger.htm (23.4.2002)und http://www.umwelt-online/recht/lebensmt/medprod/btv_ges.htm (23.4.2002)

3.3 Unfallverhütungsvor-schriften und Arbeits-schutz in der Endoskopie(A-E/SSt-Arbeitssicherheitsfachkraft, -Be-triebsarzt)

3.3.1 VorbemerkungBesonders relevant ist die Unfallverhü-tungsvorschrift Gesundheitsdienst BGV C 8(VBG 103) der Berufsgenossenschaft fürGesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege[6, 7], auch zu beziehen bei der Berufsge-nossenschaft für Gesundheitsdienst undWohlfahrtspflege, Pappelallee 35/37, D-22089 Hamburg.In der Endoskopieabteilung haben folgen-de weitere UnfallverhütungsvorschriftenGeltung:● BGV A 1 (VBG 1) Allgemeine Vorschrif-

ten,● BGV A 2 (VBG 4) Elektrische Anlagen

und Betriebsmittel,

● BGV A 4 (VBG 100) Arbeitsmedizini-sche Vorsorge,

● BGV B 1 (VBG 91) Umgang mit Gefahr-stoffen,

● BGV A 5 (VBG 109) Erste Hilfe,● BGV A 6 (VBG 122) Sicherheitsinge-

nieure und andere Fachkräfte für Ar-beitssicherheit,

● BGV B 7 (VBG 123) Betriebsärzte,● BGV B 8 (VBG 125) Sicherheits- und

Gesundheitskennzeichnung am Ar-beitsplatz,

● evtl. auch die BGV B 2 (VBG 93) Laser-strahlung [5].

Weiterhin relevant ist die Gefahrenstoff-verordnung mit Betriebsanweisungen fürdie jeweiligen verwendeten Gefahrenstof-fe.

Die entsprechenden Vorschriften, tech-nischen Anleitungen und Verordnungenmüssen als mitgeltende Dokumente an ei-nem im Qualitätshandbuch genannten Ortausliegen und jederzeit einsehbar sein. ImZKR finden sie sich bei der Fachkraft fürArbeitssicherheit.

Die Fachkraft für Arbeitssicherheit mussgemäß § 6 des Arbeitsschutzgesetzes eineGefährdungsbeurteilung des Arbeitsplat-zes Endoskopie vornehmen, die immer ander jeweiligen Örtlichkeit stattfinden muss.Ziel ist es, die Unfallgefahr für Personalund Patienten zu minimieren.

Weiterhin muss die Fachkraft für Ar-beitssicherheit gemäß dem Arbeitssicher-heitsgesetz gemeinsam mit dem Betriebs-arzt eine Begehung der Praxis/Endosko-pieabteilung zur Beurteilung von Arbeits-sicherheit und Unfallverhütung vorneh-men.

Bei Dienstunfällen in den Räumlichkei-ten der Endoskopie sind neben dem ver-sorgenden Primärarzt auch der Betriebs-arzt und die Fachkraft für Arbeitssicher-heit zu informieren.

Gemeinsam muss dann eingeschätztwerden, ob nach einem solchen Unfall eineprinzipielle Gefährdung nachweisbar undin Zukunft durch geeignete Maßnahmenvermeidbar ist. Eine jährliche Unfallstatis-

36 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Page 17: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

tik ist von der Fachkraft für Arbeitssicher-heit zu erstellen. In jeder Abteilung mitüber 20 Beschäftigten muss mindestensein Mitarbeiter ohne Vorgesetztenfunktionals Sicherheitsbeauftragter bestellt wer-den, mit dem Ziel einer verbessertenPrimär- und Sekundärprävention von Un-fallgefahren für die Beschäftigten. DiesePerson berät die Mitarbeiter und den Ar-beitgeber und wird von der Gemeindeun-fallversicherung geschult.

3.3.2 Gefahrstoffe, Arbeitssicher-heitsgesetz, Erste Hilfe,Brandschutz

In der Endoskopie wird mit verschiedenenGefahrstoffen, z.B. Formaldehydlösung1–5%, Isopropanol 70%, Ethanol 80%,Kohrsolin FF, Lysetol AF, Thermosept EDetc., gearbeitet. Die entsprechenden Be-triebsanweisungen gemäß § 20 der Gefah-renstoffverordnung [3] müssen in der En-doskopie vorhanden, die dazugehörigenSicherheitsdatenblätter als mitgeltendeUnterlagen an benanntem Ort hinterlegtsein. Die technischen Regeln für Gefahr-stoffe TRGS 555 – Betriebsanweisung undUnterweisung nach § 20 GefStofV [4] müs-sen jederzeit an einer im Qualitätshand-

buch benannten Stelle (z.B. Sicherheitsin-genieur) einsehbar sein.

Für Unfälle mit Gefahrstoffen gilt bezüg-lich Meldung etc. Gleiches wie für Arbeits-unfälle ohne Gefahrstoffe.

Die Erste Hilfe bei Unfällen muss gemäßBGV A 5 (VBG 109) geregelt sein. Für eineEndoskopieabteilung im Krankenhausmuss im Wesentlichen ein Verbandsbuchmit Aufzeichnungen über Verletzungender letzten fünf Jahre existieren (z.B. alsComputerdatei). In der Praxis muss einVerbandskasten (DIN 13157) und eine An-leitung zur Ersten Hilfe mit Angaben überNotruf, nächstes Krankenhaus und nächs-ten Durchgangsarzt vorhanden sein.

Das Arbeitssicherheitsgesetz schreibtweiterhin für elektrische Endgeräte, mitdenen das Personal Umgang hat, eine4-jährliche Prüfung nach BGV A 2 (VBG 4)und nach DIN VDE 0105-100, Betrieb vonelektrischen Anlagen, Abschnitt 5.3, vor[8].

Auch der Brandschutz muss klar gere-gelt sein. Für den Brandfall muss als mit-geltendes Dokument ein Alarmplan mitRegelung der Verantwortlichkeiten derMitarbeiter (Alarmierung der Feuerwehr;eigener Löschversuch; Aufforderung zumVerlassen der Praxis und geordnete Eva-kuierung, besonders von Behinderten oder

3.3 Unfallverhütungsvorschriften und Arbeitsschutz in der Endoskopie 37

Abb. 3.6: Hohe Stolper- und Sturzgefahr durch Kabelgewirr (links). Erhebliche Reduzierung der Sturzgefahr durchKabelbündelung (rechts).

Page 18: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

Gebrechlichen), und Angabe der örtlichenFeuerwehrnummer existieren.Angaben zu Einzelheiten wie der Wartungder Elektrik und des Brandschutzes, aberauch zu finanziellen Gesichtspunkten fin-den sich in [8].

3.3.3 ArbeitsschutzunterweisungMindestens einmal jährlich muss jeder Ar-beitgeber für seine Arbeitnehmer arbeits-platz- und tätigkeitsbezogen eine Arbeits-schutzunterweisung mündlich in verständ-licher Form durchführen. Ebenso müssenneu eingestellte Mitarbeiter unterwiesenwerden. Bei Einführung neuer Technologi-en oder Arbeitsstoffe sind u.U. zusätzlicheUnterweisungen erforderlich. Diese Unter-weisungen sind für die Arbeitnehmer ver-pflichtend und erfolgen durch die jewei-ligen betrieblichen Vorgesetzten. Die Vor-kenntnisse der Mitarbeiter sind zu beach-

ten. Mittlerweile gibt es Hilfe auch in Forminteraktiver Computerprogramme.

Die Fachkraft für Arbeitssicherheit soll beiden Unterweisungen Unterstützung leis-ten. Die Unterweisungen sind mit schriftli-chen Angaben über Inhalte, Teilnehmer,Zeitpunkt und Zeitdauer zu dokumentie-ren (Kap. 17.5). Die Teilnahme an der Un-terweisung ist durch Unterschrift der Teil-nehmer zu bestätigen.

Literatur:[1] Arbeitsschutzgesetz vom 7. August 1996. In:Lutz, Handbuch der Reinigungs- und Hygiene-technik, Kap. V-1.1.1, 28. Lfg. ecomed, Lands-berg[2] Arbeitsstättenverordnung vom 20. 3. 1975,zuletzt geändert am 4. 12. 1996. In: Lutz, Hand-buch der Reinigungs- und Hygienetechnik,Kap. V-1.1.2.1. ecomed, Landsberg[3] Gefahrstoffverordnung vom 26. 10. 1993, inder Fassung vom 15. 11. 1999. In: Lutz, Hand-buch der Reinigungs- und Hygienetechnik.Kap. V-1.2.1. ecomed, Landsberg

38 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Tabelle 3.3Qualitätsgesichtspunkte beim Brandschutz

Maßnahme Beachtenswerte Gesichtspunkte

Alarmplan Schriftliche Fixierung (Qualitätshandbuch/mitgeltendesDokument)

Flucht- und Rettungsplan Kennzeichnung der Fluchtwege, Mitarbeiterverantwort-lichkeiten

Feuerlöscheinrichtungen, Ausreichende Zahl, Kennzeichnung mit Brandschutz-Feuerlöscher zeichen

Nicht zu schwer, nicht zu hoch angebracht (DIN 14406)

Handhabung Dokumentierte Unterweisung von ausreichendMitarbeitern in der Handhabung der Feuerlöschein-richtungen

Wartung der Löscher 2-jährlich (Prüfsiegel/Doku-Archiv)

Brandschutzunterweisung 2-jährlich z.B. durch Praxisinhaber/Sicherheitsbeauf-tragten/Servicebetrieb (mit Datum, Teilnehmern,Referent, Inhalt; s. Doku-Archiv (Kap. 17.5)

Leicht entzündliche Stoffe (z.B. Isopropanol 70%) Lagermengen, Lagerart, Handhabung

Page 19: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

[4] Technische Regeln für Gefahrstoffe im Rah-men der Gefahrstoffverordnung. In: Lutz, Hand-buch der Reinigungs- und Hygienetechnik,Kap. V-1.2.2. ecomed, Landsberg[5] VBG 93 vom April 1988 in der Fassung von1993. Carl Heymanns, Köln[6] VBG 103. Unfallverhütungsvorschrift vom1. Oktober 1982 in der aktualisierten Fassungvon 1996. Carl Heymanns, Köln[7] VBG 103. Durchführungsanweisungen vomApril 1986 in der aktualisierten Fassung von1996. Carl Heymanns, Köln[8] Zierer O, Noch Handlungsbedarf für ärztlichePraxen. Dtsch Ärztebl. (2000), 97, A2220–2224

3.4 Infektionsschutz für dasEndoskopiepersonal (A-E)

Der Infektionsschutz ergibt sich z.T. ausden Hygienevorschriften (Kap. 3.1) bzw.dem Hygieneplan für den ArbeitsbereichEndoskopie und z.T. aus den Unfallverhü-tungsvorschriften (Kap. 3.3).

Alle Mitarbeiter der Endoskopie übeneine „Tätigkeit mit Infektionsgefährdung“aus. Zu Beginn ihrer Tätigkeit und dannjährlich muss die arbeitsmedizinische Vor-sorgeuntersuchung G42 nach § 4 BGV C 8(VBG 103) erfolgen.

Die im Einzelfall gebotenen Immunisie-rungsmaßnahmen zum Schutz der Be-schäftigten vor übertragungsfähigenKrankheiten sind im Einvernehmen mit

3.4 Infektionsschutz für das Endoskopiepersonal 39

Tabelle 3.4Mögliche Themen für die Arbeitsschutzbelehrung in der Endoskopie

Thema Prophylaxe, Bewältigung

Nadelstichverletzungen Möglichst sofortiger Nadelabwurf in durchstichsichere Behälter, Arbeit mit Handschuhen, Fasszangen,kein Re-Capping

Vorgehen bei Nadelstichverletzungen Ausbluten lassen, Desinfizieren, ggf. HIV-Prophylaxegemäß vorhandener Richtlinie (Kap. 3.4)

Schnittverletzungen an Ampullen Öffnen mit Kompresse

Infektionsschutz Schutzkleidung, Gesichtsschutz

Verletzungen am Bucky-Tisch Vorheriges Ankündigen bei Bewegung und Kippen

Stolpern über Kabel Sicherste mögliche Kabelverlegung, Benutzung des Deckenstativs

Gefahrenstoffe in der Abteilung (z.B. Glutaraldehyd) Spritzschutz für Haut und Augen, Arbeiten unter Abzug oder Wannen mit dicht schließendem Deckel, Betriebsanweisung

Unfall mit Gefahrstoffen Anwendung der ausliegenden Betriebsanweisung

Umgang mit Gewebekleber Augenschutz, Hautschutz

Umgang mit langen steifen Drähten Augenschutz (Schutzbrille), permanentes Fassen desDrahtendes

Konkrete Unfälle in der eigenen Abteilung Festgelegter veränderter Umgang

Page 20: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

dem Betriebsarzt festzulegen. Alle in derEndoskopie Arbeitenden müssen auf dieNotwendigkeit der Hepatitis-B-Impfungund die erforderlichen Wiederauffri-schungsimpfungen hingewiesen werden.Die Impfung wird im Krankenhaus meistdurch den Betriebsarzt durchgeführt. DieImmunisierung und Wiederauffrischungs-impfungen erfolgen auf Kosten des Unter-nehmers.

Für die Abfallentsorgung kontaminierterscharfer Gegenstände, besonders Nadeln,müssen speziell geeignete Entsorgungs-behälter bereitstehen, in die Nadeln ohneRecapping abgeworfen werden (§ 13 BGVC 8/VBG 103).

Gleiches gilt für die Entsorgung infektiö-sen Abfalls.

Verletzungen mit kontaminiertem Mate-rial (Blut, Sekret etc.) müssen sofort demzuständigen Unfallarzt (Durchgangsarzt-verfahren) zwecks evtl. Behandlung undDokumentation für die Berufsgenossen-schaft gemeldet werden.

Verletzungen mit Inokulation von Kör-persubstanzen von HIV-Patienten sindebenfalls sofort dem zuständigen Unfall-arzt zu melden, die entsprechenden pro-phylaktischen Maßnahmen sind unverzüg-lich einzuleiten.

Bei Nadelstichverletzungen soll dieWunde durch Druck vorsichtig zum Blutengebracht werden und danach mit 85%igerAlkohollösung desinfiziert werden. Nacheiner Risikoabschätzung soll bei bestehen-der Indikation zur HIV-Postexpositions-prophylaxe innerhalb von zwei Stundennach Verletzung mit einer Tripeltherapie(z.B. AZT, 3TC und Indinavir) begonnenwerden. Liegt bei Nadelstichverletzung mitBlut eines Patienten mit bekannter HIV-Er-krankung eine Resistenzuntersuchung fürdiesen Patienten vor, so sollte man sichnach dieser richten. Hat ein HIV-Patientwegen Resistenzen bereits eine erfolgrei-che Umstellung seiner Therapie, so richtetsich die Postexpositionsprophylaxe nachdieser Therapiekonstellation [1, 2].

Im Übrigen ist zu beachten, dass sich dieRichtlinien zur postexpositionellen Pro-phylaxe nach HIV-Exposition jederzeit än-dern können und beim RKI im Internet ab-fragbar sind [6].

Durch den Endoskopiebetrieb beim Per-sonal aufgetretene übertragbare Erkran-kungen sind sofort dem Betriebsarzt zumelden.

Für die Endoskopien von Patienten mitbekannten oder vermuteten Infektions-krankheiten ist dafür Sorge zu tragen, dassdurch organisatorische und hygienischeMaßnahmen der Kontakt auf möglichstwenige Beschäftigte beschränkt bleibt undeine Infektionsübertragung auf das Perso-nal verhindert wird. Zur Vermeidung einerInfektionsübertragung durch Aerosoleoder spritzende Sekrete müssen Mund-schutz mit Klarsichtschutz für die Augenund Schutzhelme mit transparentem Vi-sier für das Personal zur Verfügung ste-hen. Ansonsten gelten die üblichen Hygie-nevorschriften (Handschuhe, Umgang mitBlut, Kennzeichnung von Sekreten).

In allen Arbeitsräumen der Endoskopiemüssen leicht erreichbare Handwasch-plätze mit fließendem warmem und kaltemWasser sowie Direktspendern für haut-schonende Waschmittel und Händedesin-fektionsmittel zur Verfügung stehen.

Literatur:[1] Arastéh K, et al. (2000), HIV-Infektion undAIDS. In: Classen M (Hrsg), Rationelle Diagnos-tik und Therapie in der Inneren Medizin. Ur-ban & Fischer, München, Jena[2] Therapieempfehlungen zur Postexpositions-prophylaxe. Deutsch-Österreichische Empfeh-lungen zur Postexpositionsprophylaxe nachHIV-Exposition (Stand Mai 1998). In: Jäger(Hrsg.), AIDS und HIV-Infektionen, 31. Lfg.9/2000. ecomed, Landsberg[3] VBG 103. Unfallverhütungsvorschrift vom1. Oktober 1982 in der aktualisierten Fassungvon 1996. Carl Heymanns, Köln[4] VBG 103. Durchführungsanweisungen vomApril 1986 in der aktualisierten Fassung von1996. Carl Heymanns, Köln

40 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Page 21: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

[5] Personel protective equipment. ASGE proce-dure manual. Gastrointest Endosc. (1999), 49,854–857[6] Richtlinien zur postexpositionellen Prophyla-xe nach HIV-Exposition des Robert Koch-Insti-tutes. http:\\www.rki.de (23.4.2002)

3.5 Strahlenschutz in derEndoskopie (A-E)

3.5.1 RöntgenstrahlenschutzBei der Benutzung von Röntgengeräten inder Endoskopie sind die Strahlenschutz-[1] und die Röntgenverordnung [2] zu be-achten. Diese sollen hier nicht im Einzel-nen ausgeführt werden, nur auf wenigewichtige Aspekte sei im Folgenden verwie-sen. In Krankenhäusern wachen über denStrahlenschutz der Strahlenschutzverant-wortliche, der Strahlenschutzbeauftragteund von letzterem benannte qualifiziertePersonen. Alle diese Personen müssen na-mentlich benannt sein. In einer Praxis mitRöntgenbetrieb obliegen diese Funktionenmeist dem Praxis- und damit auch Rönt-gengerätebetreiber.

Alle beruflich strahlenexponierten Per-sonen der Kategorie A müssen vor Auf-nahme ihrer Tätigkeit und dann jährlichvon einem dafür ermächtigten Arzt unter-sucht werden. Die Bedenkenlosigkeit oderauch Bedenken gegen die Tätigkeit müs-sen dem Strahlenschutzverantwortlichenvorliegen (Abschnitt 7 Strahlenschutzver-ordnung).

Alle im Kontrollbereich Tätigen müssenein Ganzkörper- bzw. Filmdosimeter tra-gen. Auf Verlangen muss auch ein Dosime-ter ausgehändigt werden, mit dem jeder-zeit die Personendosis festgestellt und diegemessene Strahlendosis dokumentiertwerden kann (Stabdosimeter oder digitalePersonendosimeter). Die Dosimeter sindan einer für die Strahlenexposition als re-präsentativ geltenden Stelle (Vorderseitedes Rumpfes) zu tragen. Die zuständige

Messstelle fordert die Körperdosimeter anund wertet die effektive Strahlendosis aus.

Bei erstmaligem Arbeitsbeginn und wei-terhin halbjährlich müssen für alle imKontrollbereich Tätigen und die Anwendervon Röntgenstrahlen die nach § 36 derRöntgenverordnung und § 38 der Strah-lenschutzverordnung erforderlichen „Un-terweisungen über die Arbeitsmethoden,die möglichen Gefahren, die anzuwenden-den Sicherheits- und Schutzmaßnahmenund den für ihre Beschäftigung wesent-lichen Inhalt“ der Verordnungen stattfin-den. Über Inhalt und Zeitpunkt sind Auf-zeichnungen zu führen, die von der unter-wiesenen Person unterzeichnet und fünfJahre aufbewahrt werden müssen(Kap. 17.5).

Zum Zwecke des Strahlenschutzes soll-ten in der Endoskopie alle Dauereinrich-tungen zum Schutz der Beschäftigten, wiez.B. Bleiacrylglasscheiben, Bleilamellen-gummivorhänge etc. benutzt werden.Nach notwendiger Entfernung solcherSchutzeinrichtungen, z.B. bei der PTCD, istauf eine Wiederanbringung vor der nächs-ten Durchleuchtung zu achten.

Die Schutzkittel sollten einen Bleigleich-wert von 0,35 mm haben, Schürzen mithöherem Wert stellen eine unnötige Wär-me- und Körperbelastung dar. ZweiteiligeRöntgenschürzen mit auf der Hüfte auflie-gendem Beckengurt sind aus ergonomi-scher Sicht zu bevorzugen, zumal in derEndoskopie oft in leicht gebeugter Haltunggearbeitet wird.

Literatur:[1] Eder H (1998), Strahlenschutz bei Einrich-tung und Betrieb von Röntgengeräten. In: PhillipJ, Allescher H D, Hohner R, Endoskopie: Struk-tur und Ökonomie. Normed, Bad Homburg[2] Röntgenverordnung vom 8. Jan. 1987, geän-dert durch das Gesetz über Medizinproduktevom 2. Aug. 1994. 4. Aufl. 1995. Carl Hey-manns, Köln[3] Verordnung über den Schutz vor Schädendurch ionisierende Strahlen (Strahlenschutzver-ordnung – StrlSchV) vom 20.7.2001, BGBl. I(2001), 1714

3.5 Strahlenschutz in der Endoskopie 41

Page 22: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

[4] Verordnung über den Schutz vor Schädendurch Röntgenstrahlen (Röntgenverordnung –RöV) vom 8.1.1987, BGBl. I (1987), 114; zuletztgeändert am 20.7.2001, BGBl. I (2001), 1714[5] Strahlenschutzverordnung vom 20.7.2001.http:\\www.umwelt-online.de/recht/energie/strahlen/ssv1.htm (23.4.2002)

3.5.2 Laserstrahlenschutz (A-E)

Eine endoskopische Laseranwendung darfnur von Personen betrieben werden, diegemäß dem MPG in das Gerät eingewiesensind und die erforderliche fachliche Quali-fikation besitzen.

Die BGV B 2 (VBG 93) und Lasersicher-heitsvorschrift DIN EN 60825/DIN VDE0837, Sicherheit bei Lasereinrichtungen,müssen beachtet werden und vorhandensein. Die in der Gastroenterologie benutz-ten Lasergeräte sind Medizinproduktenach der Anlage 1 der MPBetreibV undgehören der Lasersicherheitsklasse 4 an.

An allen Zugangstüren müssen die ent-sprechenden Warnschilder und Warn-blinkanlagen angebracht sein. Ein Laser-schutzbeauftragter muss namentlich be-nannt sein und die erforderliche Sachkun-de besitzen. Außerdem müssen die An-wender die Fachkunde „Laserschutz“ be-

sitzen, bzw. ein solcher Fachkundigermuss die Laseranwendung überwachen.

Alle Personen einschließlich des Patien-ten, die sich im Laserraum aufhalten, sindverpflichtet, Laser-Schutzbrillen (DIN58215) passend zur Wellenlänge des ein-gesetzten Lasers zu tragen.

Literatur:[1] VBG 93 vom April 1988 in der Fassung von1993. Carl Heymanns, Köln

3.6 Gerätepflege (E/A)

Ein schonender und umsichtiger Umgangmit Endoskopen und Endoskopiezubehörgewährt lange Lebensdauer und niedrigeReparaturkosten als Ergebnisqualität.

Folgende Regeln im Umgang mit Endosko-pen sind zu beachten:● Lagerung aller Endoskope in gestreck-

ter Stellung, am besten hängend, sonstliegend

● Vermeidung von Knickungen, Verwin-dungen, Quetschungen von Endoskop-teilen bei Transport und Einsatz

42 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopieabteilung

Abb. 3.7: Zubehör mitKnickstellen führt zuSchäden im Arbeitskanalund ist auszumustern.

Page 23: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –

● Vermeidung des Aufschlagens von En-doskopteilen bei Endoskoplagerungund -transport

● Verschickung von Endoskopen nur inden Originalkoffern

● Vermeidung des Gebrauchs von be-schädigtem Zubehör einschließlich Rei-nigungsbürsten mit kratzender, spitzerOberfläche zur Schonung des Instru-mentierkanals (ggf. Test mit Watte)

● Vermeidung von Gewaltanwendung beiArbeiten im Instrumentierkanal

● kurzer Zangen- bzw. Zubehörvorschubim Instrumentierkanal

● Vermeidung des Zangenrückzugs mitsehr kräftig zugezogenen Branchen(Scherkräfte im Arbeitskanal)

● Durchführung des Dichtigkeitstests vorjeder Endoskopaufbereitung

● bei Unklarheiten Durchführung desDichtigkeitstests unter Wasser mitDurchführung aller möglichen Lenkbe-wegungen

● Beachtung der Kompatibilität zwischenReinigungs-/Desinfektionsmitteln undEndoskopen je nach Herstelleranga-ben, besonders bei der Umstellung aufandere Produkte

● bei notwendigen Reparaturen mög-lichst exakte Beschreibung des De-fektes für die Reparaturwerkstatt

● vor Versendung defekter undichter En-doskope zur Reparatur keine vorherigechemothermische Aufbereitung, son-dern Oberflächenreinigung mit 70% Al-kohol und Gaze sowie Kanalreinigungmit Druckluft

● Versand des getrockneten, defektenEndoskops in Schutzfolie und Koffer!

Ein VHS-Videofilm mit dem Thema „Scha-densprävention in der Endoskopie“ ist vonder Firma Olympus Optical Co. GmbH,Wendenstr. 14–18, D-20097 Hamburg(Tel. 040/23773–180) kostenlos zu bezie-hen.

3.6 Gerätepflege 43

Page 24: 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie- abteilung · 2019-06-03 · 3 Allgemeine Leitlinien für die Endoskopie-abteilung 3.1 Hygiene in der Endoskopie 3.1.1 Vorbemerkungen –