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Ich bin einmalig Schulbuchseiten 6–13
26 | Ich bin einmalig
RELIGIONSPÄDAGOGISCHE EINFÜHRUNG Anfangsunterricht: Lernraum Religion
Das erste Kapitel möchte einen Beitrag leisten zur Lerngemeinschaft Religion, in wel-
cher sich das einzelne Kind wahrgenommen und angenommen fühlen kann. Vertrau-
en zueinander und Vertrauen zu den Religion unterrichtenden Lehrkräften ist die Ba-
sis für eine vertrauensvolle Gottesbeziehung, die anhand der einzelnen Schritte des
Kapitels angebahnt werden kann. Vertrauen hat das Kind dort, wo es gesehen wird
in seinem Kindsein. Emotionalität, Affektivität und Bewegungsfreude kennzeichnen
kindliches Lern- und Erfahrungsstreben.
Neubeginn und die Kraft des Vertrauens: Die Kinder des Anfangsunterrichts sind
geprägt von der Unruhe und damit eines Beunruhigtseins des Neubeginns. Sie sind
konfrontiert mit einer ihnen bislang unbekannten neuen Lebens- und Lernumgebung,
mit neuen Sozial-, Umgangs- und Arbeitsformen. Hinzu kommen unterschiedliche An-
sprechpersonen, welche den Kindern vorwiegend unvertraut sind. Einerseits streben
die Kinder in freudiger Erwartung dem Lernen in schulischer Form entgegen, und an-
dererseits finden sie sich teilweise verfrüht dem bekannten Spiel und einer spielfreu-
digen Lernumgebung entrissen. Zunehmend ist Letzteres beobachtbar infolge der früh
terminierten Stichtage zur Einschulung. Ganz speziell in den ersten Schulwochen, doch
auch noch während der ersten beiden Schuljahre stellt aus religionspsychologischen
Gründen die Vertrauensbildung zwischen Kind und Lehrperson sowie auch zwischen
Kind und Religionsgruppe den Fokus des Unterrichts dar. Die spirituelle Vertrauens-
fähigkeit oder -unfähigkeit des Kindes in das, was größer ist als wir selbst, gestaltet
sich analog zur emotionalen Erfahrung von Vertrauen und Misstrauen des Kindes zu
den Menschen seines bisherigen Lebens. Die Lernfähigkeit und -bereitschaft orientiert
sich am Maße des kindlichen Vertrauens zu dem Menschen, der das Fach Religion
unterrichtet. Durchgängig wird im vorliegenden Buch das Symbol des Herzens auf-
tauchen, welches kennzeichnend ist für den Lernraum Religion – ein Unterrichts- und
Spielraum für „Herzensdinge“, die in den meisten Fächern wenig Raum einnehmen.
Spiele und Rituale: Spiritualität und Religion begegnen dem Kind des Anfangsunter-
richtes auf spielerisch-schöpferische Weise durch erste Rituale, die einen wesentlichen
Bestandteil des Unterrichts bilden. Dynamik und Stille haben in ihnen ihren Raum und
entsprechen der kindgerechten Lernform: dem spielenden Lernen eines erlebnisorien-
tierten Religionsunterrichtes. Diese Rituale schenken dem Kind Stabilität in den häufig
wechselnden und unvorhersehbaren Alltagsmomenten einer Gesellschaft, deren Le-
ben sich nur noch in sehr geringem Maße an kirchlichen Ritualen und Momenten des
Innehaltens einer Gebetspraxis orientiert. Die Vermittlung christlicher Religiosität lebt
von rituellen Erfahrungsmomenten der Gemeinschaft, die sich um Gott und um Jesus
Christus versammelt und ihren Lebensmut aus dem Glauben an ihn schöpft.
Begrüßungs- und Abschiedsrituale, ganzheitliche Segensrituale, Gebete auf unterschied-
liche Weise gestaltet, Lieder mit Bewegungsimpulsen, interaktive Rituale für ein kommu-
nikatives, soziales und achtsames Miteinander ermöglichen die Bildung einer religiösen
Grundhaltung im einzelnen Kind. Unterschiedlichste Emotionen und Konfliktsitua-
tionen der Kinder werden thematisiert und spielerisch reflektiert. Das kreative Poten-
zial der Kinder findet Ausdruck und Verfeinerung.
Mögliche Kinderfragen zum Kapitel
Ist Gott da, auch wenn wir
ihn nicht sehen?
Wie kann das gehen,
dass Gott bei allen Menschen
gleichzeitig ist?
Warum gibt es auch Kinder
mit Behinderungen?
Bin ich auch getauft?
Kann ich mir beim Beten
alles von Gott wünschen?
Brigitte Zeeh-Silva
Ulrike Itze
Materialien
M 1 Vorlage: Gefühle-Herz
27 | Ich bin einmalig
Erste Schritte zur Symbolfähigkeit
Folgende Elemente durchziehen das Kapitel „Ich bin einmalig“ und leiten hin zu einem
ersten Zugang zum Symbolverständnis:
– Das Herz: Ich bin ich – du bist du. Jede/r von uns ist einmalig. Allen gemeinsam
ist, dass wir fühlen. Die Herzform taucht auf, gestaltet von den Kindern mit vielerlei
Farben, sie ist Sinnbild unterschiedlichster Emotionen.
– Licht in unserer Mitte: Gott in der Mitte unserer Religionsstunde. Dies wird
durch die Kerze symbolisiert. Wir fühlen uns geborgen in der Lerngemeinschaft
Religion.
– Hände: Gottes Hand schützt und birgt, auch unsere Hände können Schutz und
Hilfe füreinander sein.
– Der Kreis der Stille: Wir beten und finden zur Ruhe, wir lauschen in die Stil-
le und sind offen für Begegnungen mit Gott; wir können auf unterschiedliche Weise
beten.
HINWEISE ZUM UNTERRICHT
Kompetenzspektrum
Die Kinder
• könnenzudeneinzelnenSzenenvonihreneigenenErfahrungenund
Fähigkeiten erzählen.
• könneneigene,unterschiedlicheGefühlebenennenunddiesendurch
unterschiedliche Farben Gestalt geben (Symbol: Herz).
28 | Ich bin einmalig
Auf dieser Doppelseite begegnen die Kinder ihrer eigenen Erfahrungs- und Erlebnis-
welt. Sie entdecken eigene Fähigkeiten und beginnen, sich über ihre Lebenswelt aus-
zutauschen, Eigenes und Gemeinsames zu benennen. Die rechte Bildecke, unten auf
Seite 7, weist das erste Symbol auf: Kinder bemalen Herzen mit bunter Farbe. Diese
Szene zielt auf die unsichtbare Seite des Lernraumes Religion: Auf unsere Gefühle,
die sich permanent in uns abspielen, die jedoch nach außen hin nicht immer gezeigt
oder wahrgenommen werden können. Mit diesem Bildimpuls kann mit den Kindern
der Schritt von der äußeren Welt in die ‚Innenwelt‘ begangen werden. Die eigenen Ge-
fühle, die in unserer Lerngemeinschaft Religion eine wichtige Rolle spielen, sollen zum
einen von den Kindern wahrgenommen und zum anderen individuell ausgedrückt
werden können. Falls die Lehrkraft selbst keinen Bezug zum Gestalten mit Farbe hat,
sollte den Kindern dennoch der Gestaltungsraum eröffnet werden. (Anmerkung: Die
Idee, ein Herz mit eigenen „Gefühlefarben“ auszumalen, stammt von Kindern.)
Methodische Hinweise
Die folgenden Hinweise sind in zwei Schritten aufgebaut. Die Kinder erkennen zu-
nächst: „Ich kann etwas!“ und erarbeiten sodann: „Gefühle können wir zeigen.“
Die Kinder betrachten die Doppelseite und können Momente ihres eigenen Lebens
darin entdecken. Sie erzählen, welche Menschen, Fähigkeiten und Dinge ihr Leben
begleiten.
Pantomime: Ich sehe ’was, was du nicht siehst. Ein Kind (oder eine Kleingruppe)
spielt der Klasse pantomimisch eine Szene vor, die Gruppe errät, um welche Bildszene
es sich handelt (Einrad fahren, Fußball spielen o. a.)
Bilder malen: Was ich gerne mache. / Was ich alles gut kann.
Die Kinder lernen und singen ein „Gott-ist-da-Lied“, z. B. „Du bist immer da“ (Stor-
kenmaier/Jöcker, u. a. in: „Arbeitshilfe Religion Grundschule NEU. 1./2. Schuljahr.
1. Halbband“, s. Literaturhinweise). Die Kinder stehen an ihrem Platz oder im Kreis,
erfinden Bewegungen zu den einzelnen Versen und entwickeln eigene Verse.
Die erste Aufgabe auf S. 7 soll den Blick der Schülerinnen und Schüler auf Gesten und
Gesichtsausdrücke der Kinder auf dem Bild lenken. Wie / was fühlen die einzelnen
Kinder auf dieser Doppelseite? Diese Seite soll die Sprachfähigkeit der Kinder hinsicht-
lich ihrer eigenen, oft wechselnden Gefühle fördern. Die Kinder entdecken lachende,
weinende, spielende, streitende … Kinder und benennen die entsprechenden Ge-fühle: Die Kinder sind traurig, glücklich, fröhlich, wütend usw.
Körperbild: „Sag’ mir, was ich fühle.“ Ein Kind zeigt allein durch Gesten und Kör-
perhaltung ein bestimmtes Gefühl. Die Gruppe soll dieses Gefühl erraten / benennen.
Beispiel 1: Ich bin traurig! (Das Kind kauert sich ganz klein zusammen.) Beispiel 2:
Ich bin wütend! (Das Kind ballt Fäuste und stampft auf den Boden.)
Spiel: Wir zeigen, was wir fühlen! Die Kinder stehen im Kreis, jeweils ein Kind zeigt
ein Gefühl und ruft/spricht Worte dazu. Alle Kinder ahmen dieses nach. (Beispiel:
„Ich bin sauer!“ – Mit dem Fuß fest auf den Boden stampfen, Fäuste ballen u.a.)
Unterrichtsgespräch: Was macht uns traurig, ärgerlich, glücklich, wütend …?
Seite 6 und 7
29 | Ich bin einmalig
Weiterführende Ideen: In unserem Herzen wohnen viele Gefühle
Das Herz ist das erste Symbol, das den Kindern begegnet. Es steht symbolisch für den
Ort unserer Gefühle. Um den Schritt von außen nach innen (in unsere Gefühlswelt) zu
begehen, soll für die Kinder ein Gestaltungsraum geöffnet werden, in welchem sie ihre
Gefühle sowohl benennen als auch ausdrücken können. Hinsichtlich der Kombination
Gefühle – Farbe haben Kinder ein untrügliches Gefühl und wählen entschieden und
rasch ihre individuellen Farben für ihre ihnen so gut bekannten Gefühlszustände. Den-
noch sollte schrittweise der Einstieg zu den „Herzensfarben“ erfolgen – so, dass in den
Folgejahren diese Weise des expressiven Gestaltens weiter gepflegt werden kann.
Weisheitskreis zu folgenden Sprichwörtern: „Ein schweres Herz haben / Herzens-
froh sein / Sonne im Herzen tragen / Etwas auf dem Herzen haben“. In der Mitte liegt
ein großes Herz (aus rotem Pannesamt geformt oder aus rotem Papier o.Ä.). Auf dem
Herzen liegen verschiedene Papierrollen (gleich alten Schriftrollen), auf welchen je-
weils ein Sprichwort-Text zu lesen ist. Die Lehrperson liest die „Herzenstexte“ einzeln
vor: Wir philosophieren zu den Worten – Was könnten sie bedeuten? Jedes Kind, das
seine Gedanken dazu sagen möchte, bekommt den „Weisheitsstein“ in die Hand. Die
Gedanken der Kinder bleiben unkommentiert. Der Stein wandert jeweils zum nächs-
ten Kind, das seine Gedanken sagen möchte, weiter.
Vom Gefühl zur Farbe: Der/die Unterrichtende bringt eine Auswahl von vielerlei bun-
tem Papier mit in den Unterricht. Nun werden einzelne Buntpapiere betrachtet und
von den Kindern mit Gefühlen bedacht. Beispiel: Die Lehrperson (L) zeigt ein gelbes
Papier. L: „Welches Gefühl, denkt ihr, passt gut zu dieser Farbe?“ Die Kinder werden
diese Frage sehr individuell beantworten und sollten in ihrer Wahl nicht korrigiert
werden. Häufig nennen sie „Freude“ / „Sonne“ / „Glück“ usw.
Gestalte dein Gefühle-Herz: Dafür sollte ein mindestens DIN-A4–A3 großes Format
zur Verfügung stehen und ein vorgezeichnetes Herz, welches die Kinder ausschneiden
können (M 1). Optimal sind ein Papier stärkerer Qualität und breite Wachskreide oder
Finger-/Acrylfarben.
Imagination: Die Kinder erinnern sich an angenehme, schöne, aber auch an dunkle
Begebenheiten ihres Lebens und malen all die Farben für all die Gefühle in ihr Herz
hinein. Es sollte möglichst abstrakt gestaltet werden, so dass der expressive, freie Cha-
rakter von Gestaltung begonnen wird. Am besten erzielen wir dies durch den Hinweis,
einfach „bunte Muster“ zu malen (siehe Beispiele im Buch, Seite 7). Alle gestalteten
Dinge sollten anschließend betrachtet werden, wobei jedes Kind zum eigenen Bild
etwas sagen kann, wenn es möchte.
Zur Vertiefung empfohlen sei an dieser Stelle: Arbeitshilfe Religion Grundschule NEU.
Anfangsunterricht und Basisbeiträge für die Klassen 1–4. Erarbeitet von Brigitte Zeeh-
Silva.
30 | Ich bin einmalig
Seite 8
Kompetenzspektrum
Die Kinder
• könneneinanderwahrnehmenalsdieLerngemeinschaftReligion,dieGott
in ihrer Mitte glaubt.
• könnenRegelnfüreinfriedevollesMiteinanderundRitualegemeinsam
gestalten.
• könnenersteFormenfürliturgischeFähigkeitenumsetzen,dieinderForm
der Kreis- und Mittegestaltung als sozial-kommunikative und als ästhetische
Kompetenz sichtbar werden.
• kennen Psalm 139 in Grundzügen und sind mit dem „chorischen Sprechen“
vertraut.
• könnenmitdemPsalmbiblischeWortedesVertrauensbenennen.
• könnendenPsalmmitverschiedenenMaterialienundmitStandbildern
gestalten.
Auf dieser Seite wird für die Kinder spürbar, dass die „Lerngemeinschaft Religion“
eine besondere Gemeinschaft ist. Das Bild spricht von Vertrauen und von Achtsam-
keit, von Stille und von Gemeinschaft. Es erzählt von jedem einzelnen Kind, welches
in der Gemeinschaft seinen Platz hat. Die Kultur des Kreises kann eingeübt werden.
Der Kreis ermöglicht ein gegenseitiges Wahrnehmen, eine gemeinsame Fokussierung
zur Mitte und ein friedevolles einander Begegnen. In der Mitte ist das zweite Sym-
bol – das Licht, welches an die Gegenwart Gottes erinnert. Die Namen der Kinder
sind individuell gestaltet und von jedem Kind führt der Weg zur gemeinsamen Mitte,
gleichsam zum Ursprung und zum Ziele unseres Hier-Seins. Gemeinsam sind wir auf
dem Weg mit Gott und auf dem Weg zu Gott als dem Anfang und dem Ende allen
Seins.
31 | Ich bin einmalig
Das Bild auf Seite 8 lädt zur Nachahmung ein. Ziel des Anfangsunterrichts ist es, eine
eigene „Kultur“ und damit den „Lernraum Religion“ zu begründen. Diese Klassenkul-
tur beinhaltet einen besonderen, einen achtsamen Umgang miteinander, in welchem
wir gegenseitig respektieren und würdigen, wer wir sind und was wir von uns zeigen
(Ermutigung zur freien Kreativität).
Fächerverbindendes Arbeiten: Die Kreisbildung ist eine der ersten sozial-kommu-
nikativen Fähigkeiten der Schulanfangsphase, die eigens mit den Kindern eingeübt
werden muss. Das einander Zuhören und einander Wahrnehmen innerhalb dieser de-
mokratischen (und urreligiösen) Kommunikationsform ist für viele Fächer von Bedeu-
tung. Anstelle der vorgegebenen Namensschilder können die Kinder (im Sinne eines
Erstlingswerkes an der Schule) ihren Namen ggf. eigenständig schreiben und auf eine
eigene, authentische Weise gestalten. Viele der folgenden Übungen eignen sich für die
gesamte Klasse als erste Kennenlern-Phase. Die Inhalte tragen auf diese Weise zur Per-
sonal- und Kommunikationskompetenz maßgeblich bei. Auch hinsichtlich der perso-
nalen Ausdruckskompetenz wird die selbstständige Kreativität der Kinder gefördert.
Methodische Hinweise
Im Folgenden werden grundlegende methodische Ideen vermittelt, welche einen
Unterricht des gegenseitigen Vertrauens und des achtsamen Umgangs miteinander
schrittweise möglich machen. Diese Methoden sind durchgängig in allen Klassen der
Grundschule anwendbar.
Mein Name: Jedes Kind bekommt dafür ein Namensschild, unbeschriftet oder mit
seinem Namen in Hohlschrift. Aufgabe ist es, den eigenen Namen mit den Lieblings-
farben und -formen zu gestalten. Unbedingt zu betonen ist, dass die Schilder sehr
unterschiedlich ausfallen dürfen, ein jedes auf seine Art. Die Kinder bedürfen dieser
Ermutigung zum eigenen, stillen Schaffen, sodass sie nach und nach wachsendes
Selbstvertrauen in die eigene, von den anderen Kindern unabhängige Kreativität ge-
winnen. Mit den Namensschildern können durch Auf- und Zudecken die Namen der
Kinder auf spielerische Weise erlernt werden.
Mutmachkreis: Nach einer Mal- oder Kreativphase versammeln sich die Kinder im
Kreis und legen ihre Werke vor sich auf den Boden. Nun umwandern wir diese Aus-
stellung langsam in eine Richtung, so lange, bis jedes Kind wieder an seinem eigenen
Platz sitzt. Jedes Kind bekommt nun einen kleinen Glasstein (‚Mutmachstein‘) und
darf seinen Stein auf das Bild / Werk eines anderen Kindes legen und dabei eine Mut
machende Rückmeldung geben. Bsp.: „Hier gefällt es meinem Stein besonders gut,
denn das Gelb ist so schön ...“. Ein Kind beginnt, seinen Stein abzulegen, daraufhin
ist das Kind an der Reihe, dessen Bild / Werk soeben gelobt wurde, so lange, bis jedes
Kind ein Feedback erhalten hat. Auf jedes Bild kann dabei nur ein Stein gelegt werden.
Wird das Bild des Kindes gelobt, welches den Mutmachkreis begonnen hat und das
folglich keinen Mutmachstein mehr in der Hand hat, gibt dieses Kind das Wort weiter
an ein Kind, das noch kein Feedback gegeben hat.
Wichtig: Am Schluss liegt auf jedem Bild ein Stein, sodass jedes Kind Lob erfährt!
Durch diese Weise verändert sich die Bild- und Werkbeurteilung der Kinder und deren
Kategorisierungsschemata von ‚schön‘ oder ‚hässlich‘ (u.v.m.): Die Aufmerksamkeit
der Kinder wandert zum Inhalt des Bildes und zu der dahinter stehenden Intention
des Kindes, welches gemalt hat. Die Kinder lernen, dass wirklich in jedem Bild etwas
Lobenswertes wohnt. Auch ist beobachtbar, dass sich die Kinder nach dem Ritual der
Mutmachkreise viel intensiver ihren Werken während der Entstehung widmen.
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Willkommen-Ritual: Das folgende Willkommen-Ritual ist ein Namen-Kennenlern-
spiel für die ersten Stunden zum gegenseitigen Wahrnehmen und zum Memorieren
der neuen Namen. Ziel der Aufmerksamkeit ist es, Rhythmus und Körpergeste des
jeweiligen Kindes genau wahrzunehmen und exakt wiederzugeben. Auf diese Weise
werden sowohl individuelle Ausdrucksfähigkeit als auch Wahrnehmungsfähigkeit und
Körperkoordination geschult. Auch stellt diese Übung den ersten Schritt in Richtung
Präsentationsfähigkeit dar.
Erster Schritt: Rhythmisches Klatschen. Die Kinder erzählen, wen sie schon ken-
nen und stellen sich gegenseitig mit ihren Namen vor. Nun wird jedes Kind einzeln
begrüßt, indem die Namen mit Klatschen rhythmisch begleitet werden. Alle Kinder
klatschen und begrüßen jedes Kind gemeinsam: „Willkommen ...
Beispiel: WILL – KOMM – EN – JU – LI – A!
X – X – X – X – X – X
Zweiter Schritt: Klanggesten und Bewegung. Die Lehrperson entwickelt zunächst mit
den Kindern auf spielerische Weise ein eigenes Vokabular von Klanggesten und Bewe-
gungsimpulsen. Danach kombiniert jedes Kind für seinen Namen Klanggesten und Be-
wegungen, die von allen gemeinsam genau wiederholt werden können. (Je einfacher
desto besser wiederholbar!) Bsp.: Konstantin darf vormachen, welche Klanggesten
und Bewegungen die Kinder zu seinem Namen nachahmen sollen:
„Kon“ (er stampft 1x auf) „stan“ (er klatscht 1x) „tin“ (er dreht sich 1x um sich selbst).
Die Frage „Was steht in eurer Mitte?“ ist eine klassische Einstiegsfrage in das theo-
logische Gespräch mit Kindern und motiviert die Symbolfähigkeit der Kinder. Es geht
um die Frage, wenn Religion der Unterricht über Gott ist und Gott die Mitte ist, was
könnten wir als Zeichen (Symbol) für Gott in die Mitte stellen? Eine Kugel? Einen
Stein? Eine Schale Wasser? Eine Blume? Was passt, was weniger?
Die Kinder sollen selbst symbolschöpferisch tätig werden. Sie können eigene Boden-
und Tischmandalas bilden und eine eigene Mitte entwickeln. Zum symbolschaffenden
Handeln können den Kindern Symbole der Mitte (s. o.) zum einen angeboten und zum
anderen frei eröffnet werden, indem die Kinder die Mitte, die Gott symbolisiert, frei ge-
stalten können, z. B. können die Kinder eigene Gottesvorstellungen zu Papier bringen.
Dabei können auch die Wege zur Mitte mit ganz unterschiedlichen Materialien gestal-
tet werden. Allein die Kreisbildung durch die Namensschilder bildet die ästhetische
Kompetenz aus, da auf regelmäßig wiederkehrende Abstände geachtet werden muss,
um ein Mitte-Bild zu erzielen.
Erste Begegnung mit der Stille / Stilleübungen: Für ein erstes, ruhiges sich im Kreis
Versammeln eignet sich der Händekontakt untereinander, welcher eine gewisse Ruhe
vermitteln kann, und das Lied „Wir reichen uns die Hände“ (in: Arbeitshilfe Religi-
on Grundschule NEU. Anfangsunterricht und Basisbeiträge, S. 119. Wer mehr über
Schritte in die Stille erfahren möchte, sei auf den Artikel „Kleine Schritte in die Stille“,
ebd., S. 72–75 verwiesen.)
Die Kinder bilden Paare, die einander in Ruhe betrachten, um die gegenseitige Wahr-nehmung zu üben. Dabei sollte die Sprachfähigkeit der Kinder durch einzelne Stich-
worte Unterstützung erfahren: z. B. Begriffe für die verschiedenen Haarfarben (blond,
dunkelblond, kastanienbraun …) und Augenfarben (graugrün, hellbraun, blaugrün
…). Anschließend beschreiben die Kinder einander in der großen Gruppe, wobei sehr
hilfreich ist, einander zu malen, die Portraits mit Namen zu beschriften und eine Pinn-
wand „Wir sind die RELI-KINDER“ daraus entstehen zu lassen.
33 | Ich bin einmalig
Seite 9
Ich bin ich – du bist du– Wer ist gemeint? Ein Kind beginnt, ein anderes zu beschreiben, während alle Kin-
der erraten müssen, welches Kind gemeint ist. Bsp.: „Das Kind hat dunkelbraune
Haare, blaue Augen …“
– Wer ist versteckt? Alle Kinder schließen die Augen, die Lehrperson wählt ein Kind,
das sich unter einer Decke verstecken darf. Die Kinder erraten den Namen des Kindes
und müssen mindestens drei Merkmale des Kindes benennen (roter Pulli, langes Haar
…). Dann erst zeigt sich das Kind, wobei weitere Merkmale benannt werden können.
Dasselbe Spiel kann mit anderen Varianten gespielt werden: „Was mag dieses Kind am
liebsten? / Was kann dieses Kind besonders gut?“ u.a.
Um Chaos und Stuhlkreis-Unruhe zu vermeiden, eigenen sich zur Kreisbildung un-
terschiedliche Ideen, welche die Kinder bereits im Vorfeld zur Ruhe versammeln und
ein leises sich im Kreis Zusammenfinden initiieren: 1. Die Namen der Kinder einzeln
flüstern. 2. Stumme Zeichen geben (mit dem Kopf nicken oder mit der Hand rufen). 3.
Über den Kopf streicheln (bei geschlossenen Augen) oder mit einer weichen Feder die
Wange der Kinder berühren. 4. Die Kinder geben einander feine, achtsame Signale.
Bei allen Vorschlägen ist es Aufgabe der Kinder, so leise wie Katzen (mit oder ohne
Stuhl) in den Kreis zu ‚schleichen‘.
Psalm 139 auf Seite 9 fasst den theologischen Grundgedanken zusammen: Gott leitet
die eigenen Wege – Gott umgibt mich von allen Seiten und hält segnend seine Hand
über mir. Dieser Vertrauenspsalm bietet sich zum Lesen, Gestalten und Auswendig-
lernen an. Er kann auch mit dem Lied „Gott steht hinter dir“ (SB S. 36/90) verknüpft
werden. Eine spätere Vernetzung mit dem Kapitel „Abraham und Sara“ bietet sich an
(Abraham vertraute Gott, Gott begleitet auf dem Lebensweg …).
Methodische Hinweise
Die Kinder lesen den Psalm still für sich allein. Um sich noch stärker in den Psalm
hineinzudenken, empfiehlt sich dann die Methode des chorischen Sprechens. Die
ganze Klasse bzw. Lerngruppe liest den Psalmtext gemeinsam, beim zweiten Lese-
vorgang verringert die Gruppe ihre Sprechlautstärke, beim dritten Mal lesen die Kinder
den Text noch leiser. Die Kinder äußern anschließend ihre Eindrücke und Gedanken,
die ihnen beim Lesen des Textes in den Sinn gekommen sind. Alternativ kann der
Leseprozess auch leise beginnen und dann lauter werden.
Die Kinder gestalten den Psalm mit einer von ihnen selbst gewählten Methode: Sie
können zum Psalm malen. Sie können beispielsweise eine Hand Gottes töpfern. Sie
können den Psalm mit Instrumenten verklanglichen. Sie können ein Bild aus Stoff und
Papierresten entwickeln oder Gedichte zum Psalm schreiben. Entsprechendes Material
muss dafür bereitgestellt werden. Bei der Gestaltung können sie überlegen, wo und
wie Gott sie begleitet.
Zur individuellen und kreativen Begegnung mit einem Psalmwort vgl. auch Itze/
Moers, Psalmen – gestalten – erleben – verstehen, S. 28–36, s. Literaturhinweise.
In einer Feierstunde können die Kinder den Psalm noch einmal chorisch sprechen.
Sie können ihre Arbeitsergebnisse (Standbilder, Tonfiguren etc.) vorstellen und ggf.
erzählen, wo/wie Gott sie begleitet. Gemeinsam kann das Lied „Gott steht hinter dir“
(SB S. 36/90) gesungen werden.
34 | Ich bin einmalig
Kompetenzspektrum
Die Kinder
• könnensichimGebetanGottwendenundeigeneGedankenund
Vorstellungen über Gott formulieren und zur Darstellung bringen.
• könnensichdarstellendäußern,entwickelnPräsentationsfähigkeitund
-freude.
• könnenGeborgenheitbeiGottaufunterschiedlicheWeiseausdrücken.
• wissendarum,dassVertrauenundGeborgenheitfürdaseigeneLeben
wichtig sind.
• könneninpartnerschaftlicheKommunikationtreten.
• könnenachtsammiteinanderumgehenundeinanderdasGefühlvon
Vertrauen und Geborgenheit schenken.
Diese Seite regt zum theologischen Gespräch an und vermittelt das Gefühl von Gebor-
genheit durch Bild- und Wortgehalt.
Der Text von Dietrich Bonhoeffer eignet sich für die Nachhaltigkeit vorausgegangener
Erfahrung der Geborgenheit und prägt sich durch Memoriergesten besonders ein, so-
dass dieses Gebet ein Ritual für Beginn oder Ende der Religionsstunde werden kann.
Methodische Hinweise
Bewegtes Gebet / Segen / Lied: Nahezu alle Gebete eignen sich, in körpergestische Spra-
che ‚übersetzt‘ zu werden. So sind ‚bewegte Gebete‘ begleitet von Bewegungen, Gesten
oder Körperhaltungen, die von den Kindern primär selbst entwickelt und erprobt wer-
den. Meist bedarf es mehrerer Erprobungsphasen, bis sich für das jeweilige Gebet die
Bewegungen herauskristallisieren, die von den Kindern am liebsten ausgeführt werden.
Dabei führen die Kinder nicht unbedingt alle Gesten für sich alleine aus, sondern ein-
Seite 10
Materialien
M 2
Bei Gott geborgen
35 | Ich bin einmalig
zelne Bewegungen und Gesten tragen interaktiven Charakter, d. h. an bestimmten Text-
stellen legen die Kinder einander die Arme auf die Schultern (z. B. zum Vaterunser bei
„und vergib uns unsere Schuld“) oder zwei Kinder wenden sich einander zu und führen
abgesprochene Gesten miteinander aus. Die Gestaltung dieser Gebete ist vollkommen
frei und von dem Ideenpotential aller Beteiligten abhängig. Bisweilen mögen die Kinder
auch die Variante, dass jeweils ein Kind ein Gebet mit Bewegungen begleitet, welche
dann von der Gruppe spontan mit nachvollzogen werden.
Bewegungsidee / RitualVon guten Mächten Die Arme der Kinder umschreiben einen großen Kreis
über dem Kopf.
wunderbar geborgen Die Kinder umarmen sich selbst (oder einander).
erwarten wir getrost, Die Hände bilden eine offene Schale.
was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend Beide Arme senken sich seitlich, Handflächen zur Erde.
und am Morgen Beide Arme heben sich seitlich, Handflächen zum Himmel.
und ganz gewiss Beide Arme bilden ein Tor über dem Kopf.
an jedem neuen Tag.
Die Bewegungen können auch beim Singen des Liedes „Von guten Mächten“ (EG 637/LJ 62) ausgeführt werden.
Es geht nun um das theologische Gespräch und um den Verweis auf die Erfahrbar-
keit des unsichtbaren Gottes. Eine Erweiterung der Fragen zum Bild der Geborgenheit
kann die Kinder in den Transfer „Ich fühle Geborgenheit“– „Bei Gott bin ich geborgen“
führen. Die Begriffe „Vertrauen“, „Geborgenheit“, „beschützt“ u.a. sollen bewusst in
den Sprachschatz der Kinder einfließen, sodass sie bei Interaktionsübungen einander
Rückmeldungen geben können.
Bildbetrachtung, mögliche Impulse:– Was erkennst du auf diesem Bild?
– Wie fühlt sich das Kind?
– Was macht das Kind?
– Wovon mag es träumen?
– Welche Farben würden noch in das Bild passen?
– Was ist um das Kind herum?
– Wo ist dein Platz in diesem Bild?
– Ist Gott auch in diesem Bild?
– Können wir Gott sehen, fühlen, hören?
– Welchen Namen könnten wir diesem Bild geben?
Bilder des Vertrauens. Die Bilder in M 2/1 und M 2/2 können von den Kindern
ausgemalt bzw. als Gestaltungsgrundlage genommen werden. Sie bieten ihnen Gestal-
tungshilfen, Vertrauen und Geborgenheit darzustellen (z. B. auch, selbst eine Figur zu
modellieren) und zu beschreiben.
Bildgestaltung: Bei Gott bin ich geborgen. Jedes Kind bringt von zu Hause ein Bild
von sich selbst mit in den Unterricht. Alternativ dazu kann die Lehrkraft die Kinder
mit der Digitalkamera fotografieren und den Kindern die eigenen Bilder ausdrucken.
Jedes einzelne Kind überlegt, wie es um dieses Bild herum die Geborgenheit bei Gott
im Heft ausdrücken könnte. Wer möchte, erläutert seine Gestaltung, und die Mitschü-
lerinnen und -schüler dürfen Rückfragen stellen.
36 | Ich bin einmalig
Die Kinderfotos auf Seite 11 beschreiben vier Methoden des „erfahrbaren Vertrauens“
und sollen sehr bewusst zur Nachahmung motivieren. Erneut taucht das Symbol des
Herzens auf, welches alle Begegnungen der Kinder untereinander begleitet: Liebe-
volles einander (und sich selbst!) Zugewandtsein.
Methodische Hinweise
Im Folgenden sind „Basismethoden“ beschrieben, welche den einzelnen Kinderfotos
zugrunde liegen (aus: „Kleines Methodenkompendium“ in: Arbeitshilfe Religion
Grundschule NEU. 1./2. Schuljahr – 1. Halbband, S. 26–43).
Fächerverbindendes Arbeiten: Nicht nur im Fach Religion spielt die achtsame Begeg-
nung der Kinder eine zunehmend wichtige Rolle. Die folgenden Interaktionsübungen
eignen sich für alle weiteren Fächerverbünde der Grundschule, in welchen Imagi-
nation (vor allem im sprachlichen Bereich, wo es um die Phantasiebildung geht) und
Berührung (Sport) eine wesentliche Rolle spielen. Die durch Vertrauensübungen ge-
wonnenen Personal- und Sozialkompetenzen können sich in den gesamten Schulalltag
hinein auswirken.
Kinderfoto 1: Imaginations-Übungen: Die Kinder können während der Bildbetrach-
tung erraten, was das Mädchen so behutsam in Händen hält. Ist es etwas sehr Leichtes?
Etwas sehr Kleines? Was könnte es sein? Oder: Was, wenn es NICHTS in Händen hält?
Es sieht aber so aus, als freue sie sich über etwas, das sie sieht, aber wir nicht …
L: „Lasst es uns versuchen: Wir halten unsere Hände geöffnet. Wir schließen die Au-
gen und stellen uns vor, dass ein ganz kleiner Vogel darin sitzt.“ (Eine kurze Phanta-
siereise kann sich anschließen, bis der kleine Vogel in den blauen Himmel hinein und
davonfliegt). Manchmal fallen uns diese „Reisen“ schwerer, manchmal leichter. Aber:
Auch sie sind durch Üben erlernbar!
Imagination: ,Imago‘ heißt übersetzt ‚Bild‘. Imagination ist ein bei geschlosse-
nen Augen innerlich wahrgenommenes Bild, hervorgerufen durch Bildassozia-
tionen. Imaginationsfähigkeit zeugt sowohl von Erlebnis- und Verarbeitungsfä-
higkeit als auch von Visualisierungsfähigkeit, die mit einer selbstgestaltbaren
Zielorientierung und Zukunftsfähigkeit zu tun hat. Wer keine Vorstellungsfähig-
keit hat, entbehrt seines eigenen Schöpfertums. Wir sind darauf angewiesen,
uns die Außenwelt über innere Bild-Imaginationen zu interpretieren und anzu-
eignen. Diese Aneignung stellt einen Prozess der Identitätsentwicklung dar und
bestimmt die aktive oder passive Weise unseres In-der-Welt-Seins.
Die Thematik des ‚Innen‘ und ‚Außen‘ ist von religionspsychologischer wie
auch religionspädagogischer Relevanz und betrifft das Gewahrwerden der Kin-
der hinsichtlich ihrer äußeren, sichtbaren und ihrer innerseelisch-unsichtbaren
Realität. Der Religionsunterricht vermag beide Ebenen zu berühren. Konkrete
Übungen zielen auf die Bewusstwerdung und auch Schulung der inneren Bilder-
welt der Kinder, die Imaginationsfähigkeit. Um innere Bilder (und auch Klänge)
‚sehen‘ zu können, müssen die äußeren Bilder schweigen. Um mit den inneren
Augen sehen zu können, müssen sich die äußeren Augen schließen. Dies aller-
dings ist eine unserer Zeit sehr fremde, für die Kinder aber sehr geschätzte
Erfahrung, die kleiner Vorübungen bedarf. Imaginationsübungen können nach
und nach mit den Kindern erlernt werden, zunächst über Einzelbegriffe (Vogel /
Blume / Baum / Wolken ...) bis hin zu ausgedehnten Phantasiereisen.
Seite 11
37 | Ich bin einmalig
Kinderfoto 2–4: Interaktions-Übungen des Vertrauens: Religion ist Begegnung und
Berührung. Viele biblische Jesus-Begegnungen sind Begegnungen der Berührung. In-
tention christlich-religiösen Lernens ist es, einander mit Würde, Achtsamkeit und mit
Liebe zu begegnen. So bildet der Religionsunterricht als solches ein Refugium von
Begegnungsformen, die in diesem besonderen Schutzraum eingeübt werden können,
so auch alle Übungen dieser Seite, die auf das gegenseitige Vertrauen und auf das Sich-
Gott-Anvertrauen-Können zielen. Die intendierte Kompetenz solcher Übungsphasen
lässt sich wie folgt beschreiben: ‚Ich vertraue dir, dass du mich behutsam berührst
und mir nicht weh tust.‘ Die von den Kindern in ihrem Alltag erfahrenen Berührungen
sind meist von stärkeren Taktilimpulsen geprägt und auch für die Entwicklung der
vestibulären (räumlichen) Koordinierung wichtig (sowie für vieles mehr). Viele Kinder
wissen nicht, dass sie zu einer behutsamen, zärtlichen Berührung fähig sind, solange
sie diese nicht erfahren und erproben können!
Beispielsweise bei der Aufgabe, die Hände schützend auf den Rücken eines Kindes
zu legen oder segnend die Hände auf den Kopf eines Kindes zu legen oder in einem
kleinen Abstand über dem Kopf zu halten, bricht aus diesem Grunde häufig ein Durch-
einander aus: Die Kinder drücken (teilweise schlagen) zu fest ... u. a., um sich selbst
in dieser Interaktion zu spüren, wissen aber (noch) nicht, dass diese Weise der Berüh-
rung das andere Kind als unangenehm oder sogar als schmerzlich empfindet.
So sollten alle Berührungsmomente mit einer kleinen Vorübung der Selbstberührung
beginnen. Beispiel: „Führt eure Handflächen, so leise ihr könnt, zusammen. / Legt beide
Hände langsam auf eure Wangen, als wären es zwei weiche, leichte Federn.“ Sobald die-
se in Behutsamkeit ausgeführten Berührungen bei ALLEN Kindern zu beobachten (und
kräftig zu loben!) sind, können interaktive Momente der Berührung erprobt werden.
Alle Übungen dieser Art beruhen auf Offenheit und Feedback. Sie trainieren dadurch
sowohl die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Kinder als auch die Fähigkeit, sich
direkt über Wohl- und Unwohlsein äußern zu können. Jede Berührungssequenz muss
diese Zeitstruktur von Wahrnehmung und Rückmeldung („Das fühlt sich gut / nicht
gut an!“ – „Das gefällt mir / gefällt mir nicht!“) beinhalten und mit den notwendenden
Konsequenzen weitergeführt werden. L muss dabei das Wohl jedes Kindes im Auge
haben, um körperliche Überschreitungen benennen und sofort verändern zu können.
Die Kinder können ermutigt werden, ganz eigene, interaktive Formen des Einander-
Beschützens zu finden. Ausgangsmoment kann ein Unterrichtsgespräch sein, in wel-
chem die Kinder weitere Symbole für Gott ausdenken, motiviert durch den Textimpuls
„Gott ist wie … eine Taube / ein Licht / eine Schutzmauer / ein Haus / ein Dach …“
Interaktionsspiel: „Ich wünsche mir Geborgenheit“. Jedes Kind darf einmal in die
Mitte (übrigens ein gutes Geburtstags-Ritual) und sich wünschen, wie es von den an-
deren Kindern beschützt sein möchte. Dabei kann das Kind selbst wählen, ob es dabei
sitzen, liegen oder stehen möchte, und es kann bestimmen, wie der Schutz durch die
anderen Kinder aussehen soll. Dadurch reguliert das Kind selbst Nähe und Distanz.
Während die Kinder die beschützende Geste einnehmen (z. B. Kinderfoto Seite 11,
rechts unten), können sie für jedes Kind wiederholend ein kleines Lied der Geborgen-
heit bei Gott singen oder gemeinsam ein kleines Gebet sprechen.
Die Kinder können erzählen, wie sich Geborgenheit und Vertrauen für sie anfühlt.
Sie finden und gestalten „Zeichen des Vertrauens“. Dies können Symbole sein wie
Herz, Hand, Sonne, ein lachender Mund, eine Schutzmauer, eine Höhle. Es empfeh-
len sich ganz unterschiedliche, einfache Materialien, z. B. Papier und Pappe in unter-
schiedlicher Qualität und Farbe, Stoffe, Knetmaterial sowie Legematerialien aller Art.
38 | Ich bin einmalig
Aktionsspiel „Baut Geborgenheit für …!“ Die Kinder sollen dabei eigene Ideen ent-
wickeln, mit welchen Gegenständen (imaginär oder konkret mit Materialien) und in
welcher Größenordnung sie welchen Kindern der Klasse oder welchen Tieren einen
Raum der Geborgenheit schenken können. Dabei können auch die Überlegungen zu
den gefundenen „Zeichen des Vertrauens“ mit einbezogen werden. Beispiele:
– „Baut Geborgenheit für die drei Freundinnen Sara, Lisa und Annika!“ Dabei dürfen
die drei natürlich konkrete Wünsche äußern wie: „Alle Stühle sollen um uns einen
Kreis bilden!“ o. Ä.
– Eine Gruppe von Kindern denkt sich kleine, hilflose Tiere aus, die einen Schutz
brauchen. Die Kinder überlegen in Kleingruppen, wie sie welchem Tier einen Ort der
Geborgenheit bauen. Für einen kleinen Vogel kann ein Nest aus unterschiedlichsten
Materialien entstehen usw.
Kompetenzspektrum
Die Kinder
• könnenindieStillegehenundeineneigenenWegzumGebetfinden.
• könnenfürsichstimmigeKörperhaltungenfindenundeigeneRituale
entwickeln und pflegen.
• übendieindenVorseiteninitiierteninteraktivenÜbungenundMethoden
weiter ein, sodass diese Fortbestand in allen folgenden Unterrichtsstunden
haben und als Unterrichtsschatz jederzeit zur Verfügung stehen.
• könnendieThematik„Ichbineinmalig“imSinneeinerbewussten
Selbststärkung durch das Angenommensein von Gott reflektieren.
• erinnerndiefürsiepersönlichrelevantenMomentedieserEinheitund
verstärken einzelne Momente durch spielerische Eigenimpulse.
39 | Ich bin einmalig
Seite 12 Diese Seite mutet wie eine Art „Gebetsschule“ an. Unterschiedliche Kinder (auf un-
terschiedlichen Kontinenten) beten auf vielerlei Weise. Manche wirken durch die ge-
schlossenen Augen wie „in sich versunken“. Alle Kinder sind um eine Mitte, um Gott,
dem „Herzen aller Dinge“ versammelt. Ein „Schneckenweg“/ Spiralweg führt in die
Mitte. Oben links steht ein Gebet, welches in Gebetsgesten umgesetzt werden und den
Religionsunterricht einleiten kann.
Methodische Hinweise
Vor allem im Anfangsunterricht geht es darum, mit den Kindern Schritte aus der ‚sicht-
baren Welt‘ in die ‚unsichtbare Welt‘ zu gehen und damit den Religionsunterricht als
einen Schritt von ‚außen‘ nach ‚innen‘ erlebbar zu machen. So besteht ein wesentlicher
Teil des RUs im gemeinsamen Berühren von Seelenqualitäten, derer sich das Kind gleich-
sam als einer anderen, nämlich religiös-spirituellen Seinsdimension bewusst wird: der
Dimension des Glaubens. Stille bildet innerhalb der Schule für die Kinder ein Kontrast-
moment zum Gewahrwerden ihrer Selbst: Außer-sich-Sein kann sich in ein Bei-sich-Sein
verwandeln. Erst dadurch kann überhaupt eine dem Kind eigene, reflektierte und auch
eine sich permanent in Entwicklung befindliche Spiritualität reifend sich entfalten und
zum freien, kreativen Dialog mit sich selbst und mit Gott führen. Erst durch diese Arbeit
mit der Stille und dem stillen Schaffen findet ein Wahrgenommen-Werden für das Kind
auf unterschiedlichsten Ebenen des Erlebens und des Könnens statt, welche das Kind
zu einer höheren und differenzierten Ausdrucksfähigkeit zu bestärken vermag. Sich im
Gebet und in Stille an das wenden zu können, das höher ist als wir selbst und dessen
Kraft wir uns anvertrauen können, stellt per se eine religiöse Kompetenz dar. Die Pflege
des Gebetes als eine achtsame, wahrnehmende und aufnehmende Grundhaltung stellt
in diesem Sinne keine unterrichtliche Methode dar, sondern sollte ritueller Bestandteil
des Religionsunterrichtes werden.
Die Augen schließen – ein Zeichen von Vertrauen: Wohl das ungewöhnlichste und
mit der Zeit das liebste Moment für die Kinder: Am helllichten Tage die Augen zu schlie-
ßen. Den Kindern wird allerdings früh bewusst, dass für das Wahrnehmen der ‚Innen-
weltbilder‘ die ‚äußeren Augen‘ geschlossen sein müssen. Immer wieder gibt es einzelne
Kinder, denen es schwer fällt, die Augen zu schließen. Meist helfen Vertrauen stiftende
Worte wie: „Du kannst ruhig deine Augen schließen, denn ich bin bei euch und passe
auf, dass dich niemand stört.“ Oft hilft, sich in die Nähe des betreffenden Kindes zu
stellen und ihm dies zuzuflüstern: „Du musst keine Sorge haben, ich passe auf dich
auf“ oder beruhigend die Hand aufzulegen. Dennoch müssen wir Kinder respektieren,
deren Leben bereits von Vertrauensverlust und Angst geprägt sind und die dies einfach
nicht (bzw. noch nicht) können. Sie werden einfach gebeten, einen Platz zu finden, auf
welchen ihre Augen schauen können, damit die anderen Kinder sich nicht beobachtet
fühlen, oder den Blick ‚bei sich‘ zu halten (s. auch „Ich kann dir vertrauen – ich schließe
meine Augen“ in: Arbeitshilfe Religion NEU. Basisbeiträge, S. 70–71).
Bewegtes Gebet/Segen/Lied: Gebete (und auch Lieder) mit Bewegungen und Gesten
zu begleiten, fördert zum einen die Memorierfähigkeit und zum anderen die Fähig-
keit, ein Gefühl für die eigene Körpersprache (durch die Herausforderung der Körper-
Wort-Synchronizität) zu entwickeln. Vor allem aber bewirkt die eigene Suche und das
Finden von Wort und stimmiger Geste / Bewegung das Gefühl von Einssein mit der
momentanen Handlung, nämlich eine innere Stimmigkeit und Harmonisierung von
Körper, Geist und Seele. Das Kind kann dadurch eine spirituelle Stimmigkeit während
des Gebetes erleben. Worte gewinnen an Bedeutung und an Tiefe, Gebete wirken
40 | Ich bin einmalig
nachhaltig, indem das ganze Kind betet, über Kopf und Mund hinaus. Das Kind öffnet
sich gewissermaßen hinein / hinaus in die unsichtbaren Dimensionen der Transzen-
denz und gestaltet und vollzieht eine performative (darstellende) Handlung, welche
dem Dialog Mensch-Gott Raum zu schenken vermag.
Zunächst sollten alle den Kindern bereits bekannten Gebetshaltungen spielerisch
erprobt werden. Auch können bereits bekannte Gebete in Gesten mit den Kindern
übersetzt werden. Neu gelernte Gebete können den Kindern zur Gestaltungsfindung
überlassen werden, bis sie gemeinsam eine Variante entwickelt haben, die sie rituali-
sieren möchten.
Im Folgenden lediglich eine mögliche Variante für das Gebet auf Seite 12 (die Ideen der
Kinder haben Vorrang und sollten gemeinsam erprobt, erfühlt und ritualisiert werden).
Gott, ich danke dir für diesen Tag Die Hände beschreiben einen großen Kreis.
und bin gespannt, was kommen mag. Die Hände wie zwei offene Schalen vor dem
Körper halten.
Gehe mit uns ein Beide Hände zum Herzen führen.
und aus, Beide Arme / Hände (wegweisend) nach
vorne öffnen.
beschütze unser Körperhaus. Beide Hände werden von den Füßen bis zum
Kopf geführt.
Amen. Beide Hände legen sich auf das Herz (siehe
Mädchen am unteren Bildrand, Seite 12).
Der Weg in die Stille: Das Sprechen dieses Gebetes kann zum Ritual für den RU wer-
den (sowohl zu Beginn als auch zum Abschied). Zugleich kann an dieser Stelle mit
gezielten Stille-Übungen begonnen werden.
Zunächst werden kleine Stille-Sequenzen mit den Kindern erprobt und mit dem
Einverständnis der Kinder erweitert. Meist beginnt eine Stille-Übung mit der Bereit-
schaftsfrage an die Kinder. Beispiel: „Meint ihr, wir schaffen diesmal eine halbe Minu-
te Stille? / Seid ihr alle bereit dafür?“ Genauso wichtig wie diese Einstiegsfrage sind die
an jede Stille-Übung sich anschließenden Fragen zur Eröffnung des Gespräches und
der Rückmeldungen: „Wie hat es euch gefallen? / Was habt ihr gesehen / gehört / ge-
fühlt / gedacht? / Möchtet ihr gerne wieder solch eine Übung machen? / Habt ihr Ideen
oder Wünsche für andere Stille-Übungen? ...“ An den Rückmeldungen lässt sich leicht
der Weg erkennen, wie die nächste Stille-Sequenz aussehen kann und wie nicht (s.
auch „Das Kind zwischen Dynamik und Stille“, S. 13–18).
Kleine Stille-Übungen– Einem Klang nachlauschen.
– Sich eine Blume vorstellen.
– Eine Minute Stille erproben.
– Ein Gebet laut sagen und in Gedanken still wiederholen.
– Einen Gebetsanfang sprechen und die Kinder in Gedanken weitersprechen lassen.
– Den Kindern eine eigene, stille Gebetsminute vor dem gemeinsamen Gebet schenken.
– Eine neue Gebetshaltung für 30 Sekunden erproben.
– Von Zehn bis Null zählen und dabei immer leiser werden.
– Jedes Kind mit einer feinen Feder berühren.
– Einer schönen Melodie zuhören.
– Bunte Farben / Regenbögen an liebe Menschen schicken (Imagination).
– Sich einen Schutz-Regenbogen über sich selbst vorstellen.
Audio-CD
41 | Ich bin einmalig
Auf der Spurensuche-Seite können die Kinder ihrer eigenen Erfahrungs- und Erleb-
niswelt begegnen. Durch die beiden Impulsbilder (‚Ich habe Angst‘ – ‚Ich fühle mich
wohl‘) nimmt die Seite explizit die emotionale Disposition der Wechselhaftigkeit des
Selbstempfindens der Kinder auf. Durch die beiden Kinderbilder (dunkles Herz – bun-
tes Herz) wird ein gestaltorientierter Zugang zu den eigenen Gefühlen im Bereich
des Freien Malens eröffnet (s. auch „Kleines Methodenkompendium“ in: Arbeitshilfe
Religion NEU. 1./2. Schuljahr, 1. Hlbd., S. 32-33). Die beiden Textsequenzen berühren
inhaltlich das Wissen um Gottes Nahesein in allen Situationen des Lebens. Verstärkt
wird dieses Wissen durch die benannten biblischen Texte (Psalm 91,1-2/Psalm 121).
Methodische Hinweise
Impulsbilder: ‚Ich habe Angst‘/‚Ich fühle mich wohl‘: Die Ausdrucksfähigkeit der
Kinder kann durch das Betrachten der beiden Herzbilder angeregt und geschult wer-
den. Die Kinder können die gesamte Einheit im Buch noch einmal unter dem Aspekt
sichten: „Wie fühlen sich die Kinder auf den verschiedenen Seiten?“ Nun können
unterschiedliche Gefühle-Herzen (vgl. M 1) oder auch -Bilder gemalt werden. Wenn
sie sich auf die Buchseiten beziehen, werden sie wahrscheinlich mehrheitlich das
Gefühl des Vertrauens, der Geborgenheit spiegeln. Es können auch parallel zu S. 13
Angst- und Wohlfühlherzen gemalt werden. Natürlich können in den Bildern ebenso
die aktuellen Gefühle der einzelnen Kinder Raum und Ausdruck finden: „Wie geht es
dir heute?“
Textimpuls: ‚Ich bin ein Gedanke Gottes‘: Das Wissen um die Einmaligkeit eines
jeden Kindes kann Vertiefung finden in der Gestaltung eines Selbstportraits oder eines
Partnerportraits. Wichtig zur Einstimmung: Die Kinder betrachten einander gegen-
seitig oder im Spiegel und benennen Details im Sinne der Einmaligkeit eines jeden
Kindes. Zur Gestaltung des Portraits empfiehlt sich eine Kreis- oder ovale Form als
Vorgabe, sodass um das Portrait noch Platz zur Gestaltung ist. Jedes Kind hat dann
anschließend ein Portrait von sich im Heft. Es kann mit Lieblingsfarben den Text „Ich
bin ein Gedanke Gottes“ oder einen eigenen über/um das Portrait schreiben.
Textimpuls: Psalm 91,1–2 / Psalm 121: Um die Tiefe dieser biblischen Texte zu er-
fassen, ist es für die Kinder von Bedeutung, diese gemeinsam zu erleben und die
interaktiven Übungen (siehe Schulbuch Seite 11) weiter zu pflegen. So empfiehlt es
sich, einzelne Verse auszudrucken oder an die Tafel zu schreiben und den Kindern
anzubieten. Beispiel: „Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hof-
fe“ (Psalm 91,2). Die Kinder können in Gesamt- oder Kleingruppe Ideen miteinander
entwickeln, die Worte in Erfahrung umzusetzen.
Als schönes und nachhaltiges Ritual bietet sich, ähnlich zu Schulbuchseite 11, fol-
gendes Vorgehen an: Die Kinder einigen sich auf eine Form des Spieles, z. B. darf
jeweils ein Kind in die Mitte und sich wünschen, auf welche Weise die anderen eine
schützende Burg für das Kind bilden sollen. Sobald die „Burg“ dargestellt ist, kann
ein Stille-Moment eingeleitet werden, in welchem die Lehrperson zusätzlich dem Kind
Sicherheit schenkt (bspw. durch Handauflegen) und den entsprechenden Text spricht
oder einen eigenen Segen daraus formuliert. Beispiel: „Gott segne dich und begleite
dich. Gott möge dich schützen wie eine Burg. Amen“.
Textimpuls: Gebet: Dieses Gebet kann von den Kindern selbst durch Umsetzung
in Gesten memoriert werden (vgl. Ausführungen „Bewegtes Gebet/Segen/Lied“ auf
S. 34 f und 39 f). Es kann auch schriftlich gestaltet werden.
Seite 13
42 | Ich bin einmalig
LITERATURHINWEISE
Sach- und Arbeitsbücher (für ganzheitlichen Unterricht)Arbeitshilfe Religion Grundschule NEU. Anfangsunterricht und Basisbeiträge für die
Klassen 1–4. Erarbeitet von Brigitte Zeeh-Silva. Stuttgart 2009.
Arbeitshilfe Religion Grundschule NEU. 1./2. Schuljahr – 1. Halbband. Im Auftrag
der Religionspädagogischen Projektentwicklung in Baden und Württemberg (RPE) he-
rausgegeben von Hartmut Rupp und Christoph Th. Scheilke. Erarbeitet von Brigitte
Zeeh-Silva. Stuttgart 2009.
Itze, Ulrike/Moers, Edelgard, Psalmen – gestalten – erleben – verstehen. Horneburg 62013.
Maschwitz, Gerda/Rüdiger, Von Phantasiereise bis Körperarbeit. Existenzielle Metho-
den – gekonnt eingesetzt. Ein Handbuch für die Praxis. München 22004.
Handbücher für die Arbeit mit Stille-ÜbungenKohl, Rüdiger, Stille-Spiele für die ganze Klasse. Düren 2006.
Merz, Vreni, von außen. nach innen. Meditationsübungen mit Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen. Überarb. Neuaufl. Luzern 2005.
Raschdorf, Anette, Kindern Stille als Erlebnis bereiten. Sinnesübungen, Fantasiereisen
und Entspannungsgeschichten zur Gestaltung von Ruhesituationen in Grundschule,
Kindergarten und Familie. Münster 2000.
Einführung in die SymboldidaktikHalbfas, Hubertus, Religionsunterricht in der Grundschule. Lehrerhandbuch Bd. 1–6.
Düsseldorf 1983 ff.
Religionspädagogische Praxis (RPP). Religionspädagogische Arbeitshilfen. Landshut.
Schilling, Klaus, Symbole erleben. Glauben erfahren mit Hand, Kopf und Herz. Stutt-
gart 1991.
Liederbuch und Audio-CDBücken, Eckart/Horn, Reinhard u.a. (Hg.), Welt-Segenslieder für Kinder. Liederbuch
und Audio-CD. Lippstadt 2002.
Vorlese-Tipp
Lucado, Max, Du bist einmalig. Holzgerlingen 82009.
44 | Ich bin einmalig © Calwer Verlag / Diesterweg
Bei Gott geborgenM 2/1
Gestalte das Bild mit Farben des Vertrauens.
Schreibe deine Gedanken zu dem Bild auf.
Bei Gott geborgenM 2/2
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Wir freuen uns an der Schöpfung Schulbuchseiten 14–21
45 | Wir freuen uns an der Schöpfung
RELIGIONSPÄDAGOGISCHE EINFÜHRUNG Wer eine Schnecke beobachtet, mit einem Fernrohr in den Sternenhimmel blickt, wer
Katzen beim Spielen zusieht oder von einem kleinen Baby angelächelt wird, gerät ins
Staunen über unsere schöne Welt. Bereits Platon und Aristoteles beschreiben das Stau-
nen als Anfang der Philosophie. Aus dem Staunen erwachsen Fragen: Fragen nach sich
selbst und dem eigenen Ursprung, aber auch Fragen nach dem Ursprung und Sinn der
Welt. Zu allen Zeiten haben sich Menschen Gedanken über den Ursprung und Sinn der
Welt und des Lebens gemacht. Sie haben unterschiedliche Antwortansätze entwickelt:
Naturwissenschaftliche Forschungen versuchen zu ergründen, wie die Welt und das
Leben auf ihr entstanden ist. Die Schöpfungserzählungen verdeutlichen demgegenü-
ber, warum es die Welt gibt. Sie wollen ein Lob auf den Schöpfer des Universums und
allen Lebens sein.
Nach den alttestamentlichen Schöpfungserzählungen (Genesis 1,1–2,4a; Genesis
2,4b–3,24) gestaltet Gott das Chaos planvoll zum Kosmos. Krone und Mittelpunkt der
Schöpfung ist der Mensch, dem die Verantwortung für die Schöpfung übertragen wird.
Er wird als Gottes Ebenbild und damit als mit unantastbarer Würde und Einzigartig-
keit ausgestattet charakterisiert.
Wichtig ist die Erkenntnis, die auch in unser Schulbuch eingearbeitet ist, dass es nicht
darum geht, Glauben gegen die Naturwissenschaft auszuspielen, da es sich um ver-
schiedene Perspektiven auf die Welt handelt.
Untersuchungen zur religiösen Entwicklung haben ergeben, dass das Verhältnis von
Glaube und (Natur-)Wissenschaft im schulischen Religionsunterricht oft nicht ange-
messen bearbeitet wird, was unter Umständen dazu führen kann, dass den Kindern
spätestens ab der Sekundarstufe naturwissenschaftliche Welterklärungstheorien plau-
sibler erscheinen und den Glauben verdrängen können bzw. einen angemessenen Zu-
gang zu den biblischen Schöpfungserzählungen erschweren. Dieses Problem ist zwar
in den Klassen 1 und 2 noch in weiter Ferne, da der biblische Schöpfungsbericht eine
große Entsprechung zum kindlichen, artifizialistisch geprägten Weltbild besitzt. Den-
noch bringen heute auch schon Kinder in den Klassen 1 und 2 naturwissenschaftliche
Kenntnisse in den Unterricht ein, die angemessen zu den Schöpfungserzählungen in
ein Verhältnis gesetzt werden wollen.
Das Kapitel „Schöpfung“ nimmt seinen Ausgangspunkt im Staunen über die Schön-
heit der Schöpfung und die Einzigartigkeit des Einzelnen, befasst sich mit vielfäl-
tigen Fragen, die sich aus dem Staunen ergeben, setzt sich mit dem Bekenntnis zu
Gott als dem Schöpfer sowie mit der Entstehung der Welt auseinander, um im An-
schluss daran die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung sowie Lob und
Dank zum Ausdruck zu bringen. Das Kapitel eignet sich in dieser Ausrichtung sehr
gut, um einen gezielten Einstieg in theologische Gespräche mit Kindern zu gestalten.
Mögliche Kinderfragen zum Kapitel
Wie ist die Welt entstanden?
Wer hat die Welt gemacht?
Wie groß ist der Weltraum?
Wer bin ich?
Gibt es mich nur einmal
auf der Welt?
Ist Gott bei mir?
Wie kann die Erde
bewahrt werden?
Was kann ich dafür tun?
Petra Freudenberger-Lötz
Hans Burkhardt
HINWEISE ZUM UNTERRICHT
Kompetenzspektrum
Die Kinder
• könnenvonderVielfaltderSchöpfungerzählen.
• wissen,dasssieeinzigartigsind.
• könnenihremStaunenüberdieGrößedesUniversumsAusdruck
verleihen, in dem sie einen eigenen Platz haben.
• könnenvonihrerPersonerzählenundbesondereEigenschaften,
Fähigkeiten und Kenntnisse zum Ausdruck bringen.
Auf Seite 14 sind unterschiedliche Ausschnitte aus Gottes schöner Welt zu entdecken.
Bewusst werden verschiedene Kulturen, Pflanzen und Tiere, aber auch vom Men-
schen geschaffene Dinge aus der Umwelt einbezogen. Die Bilder sollen die Vielfalt der
Schöpfung verdeutlichen und zunächst einmal zum genauen Beobachten und Spre-
chen anregen, danach auch zum Ergänzen und eigenen Gestalten.
Methodische Hinweise
Die Kinder betrachten die Bilder und schildern ihre Eindrücke. Die Lehrkraft kann
das Gespräch durch folgende Fragen strukturieren:
– Welches der Bilder gefällt dir besonders gut?
– Welche Bilder könnten bei dir zu Hause oder in deiner Nähe fotografiert sein?
– Welche Bilder sind dir fremd? Was gibt es bei uns nicht?
– Was hat der Mensch geschaffen?
– Wenn du solch eine Seite gestalten könntest, was wäre auf deinen Bildern zu sehen?
46 | Wir freuen uns an der Schöpfung
Seite 14
Materialien M 1 Erzählung: Am Abend
M 2 Ich bin ich
Nach dem Sprechen folgt das Gestalten, aber auch das bewusste Wahrnehmen:
Die verschiedenen Bilder können die Kinder anregen, eine eigene Collage zu erstellen
von Gottes schöner Welt aus ihrer Perspektive (entweder im Heft oder als Poster). Die
Kinder können Bilder aus Zeitschriften/Zeitungen sammeln, Fotos von zu Hause mit-
bringen oder selbst Fotos erstellen.
Empfehlenswert ist hier auch ein gemeinsamer Lerngang, auf dessen Weg besondere
Gegenstände gesammelt und – zurück im Klassenzimmer – in der Kreismitte genau
betrachtet und gewürdigt und/oder auf einem Ausstellungstisch ausgestellt werden.
Eine weitere methodische Idee für diesen Lerngang ist das Spiel „Fotoapparat“: Jedes
Kind stellt sich vor, selbst ein Fotoapparat zu sein. Auf dem Weg soll der Fotoapparat ein
besonderes Bild im Gedächtnis behalten, um dies im Klassenzimmer zu „entwickeln“.
Fächerverbindend (Sachunterricht) kann ein „Monatsspaziergang“ eingeführt werden:
Jeden Monat unternimmt die Klasse einen Spaziergang und fotografiert jeweils diesel-
ben Pflanzen bzw. Ausschnitte aus der Natur. So kann das Werden und Vergehen in der
Natur bewusst wahrgenommen und die Kinder können zum Staunen angeregt werden.
Möglicherweise wird hier von den Kindern schon der Gedanke eingebracht, dass Got-
tes schöne Welt manchmal verschmutzt oder durch Naturkatastrophen zerstört wird.
Diesen Aspekt haben wir an dieser Stelle zwar nicht explizit aufgenommen, die Ver-
letzlichkeit von Gottes schöner Welt kann bei Bedarf jedoch hier schon thematisiert
werden. Das Bewusstsein der Kinder in den Klassen 1 und 2 sollte darauf gerichtet
werden, was sie selbst dazu beitragen können, damit unsere Welt schön bleibt (vgl.
auch Schulbuchseite 19).
Seite 15 stellt das Kind in Beziehung zur Schöpfung. Es soll die Einmaligkeit und
Einzigartigkeit eines jeden Menschen, auch eines jeden Kindes in der Klasse verdeut-
licht werden, welche in den Schöpfungserzählungen grundgelegt ist. Das Gedicht von
Ulrich Schaffer eignet sich hier besonders, denn es dehnt die Perspektive weit aus,
bis in den Weltraum hinein. Fragen, die sich Kinder immer wieder stellen, werden
hier wachgerufen. Wer bin ich – angesichts der Größe der Welt und der Weite des
Kosmos?
An dieser Stelle kann gut in ein theologisches und philosophisches Gespräch mit Kin-
dern eingetreten werden.
Methodische Hinweise
Die Arbeit mit der Schulbuchseite kann durch die Erzählung M 1 vorbereitet werden:
Zwei Kinder denken abends beim Schlafengehen über Erlebnisse des Tages nach und
philosophieren über die Schöpfung; die Geschichte endet offen und lädt die Kinder der
Klasse ein, eigene Fragen und Gedanken einzubringen.
Im nachfolgenden Gespräch werden sicher zunächst eigene Erlebnisse geschildert,
die in Beziehung zur Geschichte stehen. Anschließend werden Fragen benannt
und nach ersten Lösungen gesucht. Die wichtigsten Fragen und erste Lösungsan-
sätze werden gesammelt und von der Lehrkraft oder den Kindern schriftlich fest-
gehalten (je nach Zeitpunkt des Einsatzes der Thematik). Dies könnte auf großen
Karteikarten geschehen, die an eine Wand des Klassenraums angebracht werden.
Seite 15
47 | Wir freuen uns an der Schöpfung
48 | Wir freuen uns an der Schöpfung
Die Kinder betrachten die Schulbuchseite. Sie erkennen, dass das Kind vermutlich
ebenfalls solche Fragen stellt und nach Antworten sucht. Gemeinsam wird das Gedicht gelesen. Die Kinder denken darüber nach, ob sie durch das Gedicht neue Erkenntnisse
gewinnen können. Über die Wertschätzung und Einmaligkeit jedes einzelnen Kindes
soll vertiefend gesprochen werden (Was bedeutet das? Was macht mich einmalig?).
Spiel: Du kannst etwas: Die Kinder laufen im Raum umher. Wenn sie sich treffen, sagen sie
einander, was den anderen so einmalig macht (oder: Alle Kinder haben ein Stück Papier
auf dem Rücken: Sie schreiben oder malen einander auf den Rücken, was den anderen
einmalig macht). Die Kinder sollen darauf achten, dass kein Zettel leer bleibt. Im Kreis
werden anschließend die Erfahrungen ausgetauscht (was andere an mir wahrnehmen).
Gestaltungsarbeit: Im Anschluss daran gestalten die Kinder ihren eigenen Körper-
umriss. Entweder sie gestalten ihn in Körpergröße oder die Lehrkraft wählt eine ver-
kleinerte Variante als Hefteintrag (M 2). Eine Kooperation mit dem Fach Kunst wäre
sinnvoll. In den Körper schreiben und malen die Kinder über sich selbst.
Eine Verknüpfung mit dem ersten Kapitel des Schulbuches „Ich bin einmalig“ bietet
sich an, aber auch beispielsweise eine Verbindung mit „Abraham“ (Segen), „Jesus“
(Kindersegnung) und „Viel Glück und viel Segen“ (Gefühle) ist denkbar.
Kompetenzspektrum
Die Kinder
• wissen,dassMenschenüberdieEntstehungderWeltforschen.
• wissen,dassdieBibelvonGottesSchöpfungineinemLobliederzählt.
• kennendieErzählungvomParadiesausGenesis2.
• könneneinLobliedaufGottesSchöpfungsingen.
Materialien
M 3 Gottes wunderschöner
Garten
Die Schulbuchseiten 16 und 17 wirken auf den ersten Blick sicher ungewohnt, denn
der biblische Schöpfungsbericht und die naturwissenschaftliche Frage nach der Welt-
entstehung sind nebeneinander gestellt. Dies haben wir aus gutem Grund so entschie-
den. Einleitend wurde erwähnt, dass der biblische Schöpfungsbericht dem Weltbild
von Kindern dieses Alters entspricht. Gleichzeitig kennen sie Dinosaurier und fragen
sich, wie die Welt entstanden ist. Es entspricht dem kindlichen Denken, dass bei-
de Zugänge unverbunden nebeneinander stehen können und zunächst nicht in Kon-
kurrenz zueinander treten. Wenn dann aber die Konkurrenz einsetzt, gewinnt meist
die wissenschaftliche Betrachtungsweise. Unsere Schulbuchseiten regen ganz bewusst
dazu an, beide Zugänge zur Schöpfung in ein produktives Verhältnis zu setzen, das
nicht in einem Entweder-Oder endet, da es sich um unterschiedliche Perspektiven auf
die Welt handelt.
Sachinformation zur zweiten Schöpfungserzählung
(Genesis 2,2b – 15)
Die zweite der beiden Schöpfungserzählungen ist aller Wahrscheinlichkeit
nach zur Zeit der ersten literarischen Fassung der Geschichte und den My-
then Israels entstanden. Das war zur Zeit der ersten Könige. In einer eher
von Trockenheit und Wüsten geprägten Landschaft beschreiben die Verfasser
Gottes Schöpfung als paradiesischen Garten, in dem es eine Lust ist zu leben.
Der Mensch ist erstes Geschöpf, gemacht aus dem Ackerboden, und hat die
Aufgabe des Bebauens und Bewahrens, des Nutzens und des Schutzes der
gesamten Schöpfung.
Auf Seite 16 wurde im oberen Abschnitt ein Foto des Kosmos (Milchstraße) gesetzt
sowie ein Kupferstich, der einen Menschen bei der Betrachtung des Universums durch
ein Teleskop zeigt. Diese beiden Bilder werden von den Kindern leicht identifiziert
werden können und mit der Erforschung des Universums verbunden werden. Unten
sind Möglichkeiten abgebildet, selbst zu forschen, sei es in der freien Natur, am Com-
puter oder im Naturkundemuseum.
Methodische Hinweise
Die Kinder betrachten die Schulbuchseite. Sie werden verschiedene Assoziationen benennen: Einige Kinder werden sicherlich den Bezug zur Geschichte von Tim und
Kira herstellen. Dies ist förderlich, denn auch hieran kann erkannt werden, dass die
naturwissenschaftliche Fragerichtung nach dem „Wie“ und die individuelle Fragestel-
lung nach dem „Warum“ bzw. dem Sinn der Schöpfung unterschiedliche Perspektiven
darstellen. Kenntnisse aus dem Bereich der Astronomie, Erfahrungen beim Sammeln
von Steinen oder Fossilien, Erlebnisse in einem Naturkundemuseum, möglicherweise
auch Rechercheergebnisse im Internet werden nun eingebracht. Einige Kinder haben
sicher auch Bücher zum Thema.
Wichtige Stichworte, die anschließend zu einer Ausstellung führen können, werden
festgehalten: Bücher, Steine, Dinosauriermodelle,… Jede/r Schüler/in denkt über ei-
nen Beitrag zur Ausstellung nach. Ausstellungsgegenstände sollen mit einem Schild
versehen werden, das den Gegenstand näher beschreibt. Ziel ist es, die Vielfalt der
49 | Wir freuen uns an der Schöpfung
Seite 16/17
Seite 16
50 | Wir freuen uns an der Schöpfung
Recherchemöglichkeiten aufzuzeigen und zum Staunen über unsere Welt anzuregen.
Wenn die Einheit schon im ersten Halbjahr des 1. Schuljahres umgesetzt wird, muss
der Stand im Schreibprozess beachtet werden; in diesem Fall nimmt die Lehrkraft die
Beschriftung vor.
Eine Fächerverbindung mit dem Sachunterricht ist an dieser Stelle wünschenswert.
Lerngänge zu einem Naturkundemuseum oder zu einer Sternwarte wären reizvoll.
Methodische Hinweise
Die Stunde kann mit dem Lied „Laudato si“ (EG 515/LJ 307) beginnen. Da es die
Kinder erfahrungsgemäß begeistert und sie engagiert beteiligt sind, kann es das Lob
auf die Schöpfung verdeutlichen und geradezu „verleiblichen“.
Die Geschichte des Garten Edens wird erzählt (M 3). Der Schwerpunkt der Erzäh-
lung liegt auf der Schönheit des Gartens und dem Staunen des Menschen, als er alles
betrachtet.
Daneben sollen erste Anklänge deutlich werden, wozu ich auf dieser Welt bin und wie
ich staunen, aber mich auch um diesen Garten kümmern kann.
Die plastische Erzählung von Gott als einem „Lehm-Meister“ legt nahe, mit den Kin-
dern den Garten gemeinsam zu gestalten. Knetmasse, Ton und jede Form von Natur-
materialien eignen sich dazu, in der Gruppe einen eigenen „Garten Eden“ zu bauen.
Ein solches gemeinsames Projekt kann die Kinder dazu bringen, mit viel Sorgfalt auf
‘ihren’ Garten zu achten, ihn im wahrsten Sinne zu bebauen und zu bewahren.
Einen Anreiz für ein theologisches Gespräch stellt es im Folgenden dar, darüber
nachzudenken, weshalb Gott so einen wunderbaren Garten anlegt und was es kon-
kret heißen kann, diesen Garten zu bebauen und die Schöpfung zu bewahren.
Die Kinder werden abschließend aufgefordert, eigene Ideen zu entwickeln, von Gottes guter Schöpfung zu erzählen. Diese Ideen setzen sie in ihrem Heft in einem Bild und
gegebenenfalls auch einem kleinen Text bzw. einer eigenen Überschrift um.
Ob die Beziehung der beiden Schulbuchseiten zueinander weitergehend thema-
tisiert wird bzw. werden soll und kann, hängt von der Klassensituation und dem
Zeitpunkt des Einsatzes ab bzw. von den konkreten Fragen der Kinder. Auf keinen
Fall soll den Kindern ein Problem nahegebracht werden, das für sie keines darstellt.
Mit anderen Worten: Sollten beim Bearbeiten der beiden Seiten keine weitergehenden
Fragen zum Verhältnis der Inhalte auf den Seiten zueinander gestellt werden, dann
ist die Bearbeitung als abgeschlossen anzusehen. Sollten diese Fragen aber gestellt
werden („Was stimmt jetzt eigentlich?“, „Das kann doch nicht beides sein“, „Das
Linke stimmt, das Rechte nicht“), dann sollten zum einen das bisher Erarbeitete in Er-
innerung gerufen werden und zum anderen vor diesem Hintergrund ein theologisches
Gespräch über die Seiten 16 und 17 initiiert werden, in dessen Verlauf den Kindern die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Seiten bzw. der Fragestellungen (Wie ist die
Welt entstanden? – Warum gibt es die Welt?) deutlicher werden. Wichtig wäre es in
diesem Zusammenhang auch, zu einem späteren Zeitpunkt – wenn von den Kindern
die Frage nach dem Verhältnis von Schöpfung und Naturwissenschaft noch offensiver
gestellt wird, also im Verlauf der Jahrgänge 3 und 4 – nochmals mit diesen Schulbuch-
seiten zu arbeiten.
Seite 17
51 | Wir freuen uns an der Schöpfung
Kompetenzspektrum
Die Kinder
•wissen,dassderSchöpfungsauftragjedemMenschengilt.
•könneneinenBeitragzurSorgeumGottesSchöpfungleisten.
• beschäftigensichmitersten„großenFragen“undtauschensich
darüber in der Gruppe aus.
Die Doppelseite 18/19 nimmt zwei Aspekte meines Lebens im Blick auf die Schöpfungs-
geschichte auf: „Wozu bin ich auf der Welt?“ und „Ich kümmere mich um die Welt“.
Die Frage „Wozu bin ich auf der Welt?“ lädt ein, mit den Kindern zusammen möglichst
viele Verben zu finden, die Antwortversuche auf diese Frage sind.
Methodische Hinweise
Die Kinder betrachten die Schulbuchseite und äußern sich spontan.
Nach dem Betrachten der Seite kann sich eine philosophische Runde anschließen mit
der Intention: Ich habe mich das auch schon öfter gefragt: Wozu bin ich auf der Welt? Die Ideen der Kinder werden auf einem Plakat / an der Tafel gesammelt.
Es könnte sich eine Weiterarbeit an „großen Fragen“ anschließen, eventuell unter-
stützt durch das Bilderbuch von Wolf Erlbruch: Die große Frage (vgl. auch die Aufgabe
‘Die große Frage: Wozu bin ich auf der Welt’ zum LehrplanPlus).
Das gemeinsame Nachdenken kann zu der Frage führen: Was denken eigentlich die
Erwachsenen darüber? Die Kinder sind als Interviewer unterwegs, fragen in der
Schule und zu Hause Erwachsene nach deren Antworten auf diese große Frage. Dann
tragen sie die Antworten im Unterricht zusammen. So kann ein erstes Gefühl dafür
Materialien
M 4 Ich kümmere mich
um die Welt
Seite 18
entstehen, ob sich Kinder- und Erwachsenenwelt in diesem Punkt nahe sind oder doch
sehr unterscheiden.
Bislang wurde schon erkennbar, wie kostbar, schön und wertvoll die Welt angelegt
ist. Mit dem Betrachten und Staunen über Gottes Schöpfung stellen sich den Kindern
„große Fragen“, die zum Philosophieren in der Gruppe einladen. Mit den Schöpfungs-
erzählungen fest verbunden ist der Auftrag an den Menschen, die Erde zu bebauen
und zu bewahren (Genesis 2,15; siehe auch Genesis 1,28: „Macht sie euch untertan“
ist im Sinne der fürsorglichen Pflege zu verstehen). In den meisten Klassen werden
die Kinder bis zu diesem Zeitpunkt des Schulbuches schon eingebracht haben, dass es
auch unschöne Entwicklungen auf der Welt gibt und Menschen sich darum kümmern
sollen, die Welt zu bewahren. Doch welchen Beitrag kann das einzelne Kind leisten?
Die Beantwortung dieser Frage wird durch die Schulbuchseite 19 angeregt. Wichtig ist
allerdings, dass diese Seite keinen moralischen Druck auf die Kinder auslösen darf (im
Sinne von „Du musst…“), sondern dass sie die Mithilfe an der Erhaltung der Schöp-
fung als wichtige und sinnvolle Aufgabe begreifen lernen, die im Kleinen und in der
Einstellung zu täglichen Aufgaben beginnt.
Methodische Hinweise
Wenn die Kinder die Schulbuchseite 19 betrachten, werden sie in der Regel zu den verschiedenen Anregungen Beiträge bringen:
– methodische Beiträge, wie die Gedankensonnen zu vervollständigen sind. (Welchen
Vorteil hat es, Gedanken in Form von Gedankensonnen zu ordnen? Wie gehe ich vor?)
– inhaltliche Beiträge, die verdeutlichen, was man tun könnte, und solche, mit denen
die Kinder erkennen lassen, was sie bereits tun. Dies kann sich auf Bereiche beziehen,
die im Schulbuch genannt werden und auf solche, die von den Kindern neu einge-
bracht werden.
Je nach Zusammensetzung der Klasse und Zeitpunkt der Bearbeitung dieses Kapitels
bieten sich folgende methodische Vorschläge an:
– Zu einzelnen Handlungsfeldern werden gemeinsam Ideen gesammelt und große
Gedankensonnen oder gar Gedankenschwärme entwickelt. Alternativ kann dies in
Gruppenarbeit geschehen (arbeitsgleich oder arbeitsteilig).
– Jedes einzelne Kind überlegt drei Aspekte, die es im eigenen Erfahrungsbereich
verwirklichen könnte, und schreibt/malt diese Aspekte ins Heft.
– Die Kinder fertigen eigene Gedankensonnen an (M 4).
52 | Wir freuen uns an der Schöpfung
Seite 19
Kompetenzspektrum
Die Kinder
• wendensichimGebetanGott.SiekönnenLob,DanksowieFragen
zum Ausdruck bringen.
• könnenihrenLernzuwachsundihrenochoffenenFragensowie
Interessen benennen.
Nachdem viel über unser Dasein in der Schöpfung und Anklänge an unsere Verant-
wortung mit den Kindern nachgedacht und gearbeitet wurde, lädt diese Seite noch-
mals dazu ein, sich an Gottes Schöpfung zu freuen und ihn zu loben. Dabei steht das
Singen und Beten im Vordergrund.
Methodische Hinweise
Das Lied „Geh aus, mein Herz“ (vgl. auch SB S. 88) wird gemeinsam gesungen. Es
kann auch die Einheit von Anfang an als wiederkehrendes Lied begleiten und die
Stunde jeweils einleiten oder beschließen.
Wo es möglich ist, bietet sich ein Unterrichtsgang in den Schulgarten/auf eine Wie-se an. Sollte es dabei Pusteblumen geben, umso besser.
Impuls zum Theologisieren für die Kinder: Stellt euch vor, jedes Löwenzahnschirm-
chen ist ein Dank an Gott dafür, wie wunderbar er seinen Garten gestaltet hat. Mein
Herz ist manchmal so voll, dass es überläuft und mein Dank an Gott muss hinaus,
so wie die Schirmchen wegfliegen. Dort, wo sie landen, kann ein neuer Löwenzahn
wachsen, der vielleicht wieder andere Kinder zum Staunen und zum Singen bringt.
Aus selbst verfassten Dankgebeten, dem gemeinsamen Pusteblumen-Pusten und dem
Lied ‚Geh aus, mein Herz‘ kann sich eine kleine ‚Liturgie‘ im Freien entwickeln.
53 | Wir freuen uns an der Schöpfung
Seite 20
54 | Wir freuen uns an der Schöpfung
Zum grundsätzlichen Umgang mit der Seite „Spurensuche“ siehe S. 6–8. Für das
Schöpfungskapitel sind zudem folgende Hinweise bedeutsam:
– Der Bibelvers betont, dass jeder Mensch wertvoll ist. Dies ist eine sinnvolle Ergän-
zung zur Schöpfungserzählung sowie zur Geschichte von Tim und Kira. Der Vers lädt
ein, bewusst die Einmaligkeit der eigenen Person wahrzunehmen und eigenständige
Formulierungen dafür zu entwickeln. „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar ge-
macht bin.“ (Psalm 139, Vers 14)
– Das Kinderzitat regt dazu an, die Nähe Gottes zu bedenken. Erfahrungsgemäß beto-
nen Kinder zum einen, dass Gott bei jedem Menschen ist, evtl. sagen sie auch, dass Gott
im Herzen der Menschen wohnt. Zum anderen könnten an dieser Stelle auch Gedanken
zu Jesus eingebracht werden, der Gottes Nähe erlebbar und erfahrbar macht.
– Das Schild „Vorsicht Krötenwanderung“ stellt eine Weiterführung der Möglich-
keiten der Menschen dar, für die Bewahrung der Schöpfung einzustehen.
LITERATURHINWEISE
Reents, Christine, Urgeschichte. Risse in Gottes Schöpfung und ein Funke Hoffnung.
In: Lachmann, Rainer/Adam, Gottfried/Reents, Christine (Hg.), Elementare Bibel-
texte. Exegetisch-systematisch-didaktisch. TLL, Band 2. Göttingen 32008, S. 27-49.
SingspielStorck, Dieter/Nagel, Matthias, Diese Erde ist dein Garten. Ein Singspiel für Kinder
zum Thema Schöpfung. Audio-CD, Mitmach-Liederbuch mit Playback-CD, Werkbuch
und Partitur. Stuttgart 2009/2010.
Empfehlenswerte Bilderbücher zur Schöpfungs- und zur SintfluterzählungHornung, Helga, Lalu und die Schöpfung. Luzern 22004.
Janisch, Heinz, Wie war das am Anfang? Wien 2009.
Kasuya, Masahiro, Jan wundert sich. Hamburg 31996.
Kasuya, Masahiro, Schöpfung. Hamburg 141998.
Erlbruch Wolf, Die große Frage, Wuppertal 32004.
Zum Philosophieren und Theologisieren geeignetOberthür, Rainer, Neles Buch der großen Fragen. Eine Entdeckungsreise
zu den Geheimnissen des Lebens. München 62002.
Oberthür, Rainer, Neles Tagebuch: Zum Staunen, Nachdenken und Mitmachen.
München 2006.
Sachbücher für KinderEnglert, Sylvia, Frag doch mal…die Maus! - Weltall. München 2008.
Nase, Daniela, Frag doch mal… die Maus! – Mein Körper. München 2007.
Pellant, Chris, Tessloffs erstes Buch der Fossilien, Steine und Mineralien. Nürnberg 2002.
Witt, Reinhard, Wir entdecken die Natur. Ravensburg 2007.
Gerlach, Christine u.a., Natur erkunden – Natur schützen. Die große Ideen- und
Projektkiste für Kinder. Mülheim 1999.
Seite 21
Am Abend
Kira und Tim sind noch wach. Ein toller Tag liegt hinter ihnen. Heute waren die beiden
mit ihren Eltern in den Bergen wandern. Von ganz oben sieht die Welt doch ziemlich
anders aus. Klein und fast nicht zu erkennen war da ihre Unterkunft, in der sie jetzt
in ihren Betten liegen.
Beim Wandern sind sie auch an einem Bergsee vorbei gekommen. Hier haben sie Rast
gemacht. Das Wasser war zum Baden zu kalt, aber Kira und Tim hatten viel Spaß,
denn sie haben kleine Kieselsteine in den See geflippert. Manchmal hat es gut ge-
klappt, aber wenn die Steine nicht flach genug waren, ging es nicht so gut.
Jetzt am Abend, von ihren Betten aus, ist der Bergsee wieder weit entfernt. Und hätten
sie nicht hier in den Bergen Urlaub gemacht, sie hätten wohl nie den Bergsee und die
Steine kennengelernt.
„Bist du noch wach?“, fragt Tim.
„Ja, du zum Glück auch!“, antwortet Kira.
„Der Bergsee hat mir gut gefallen, hoffentlich gehen wir da nochmal hin,“ sagt Tim.
„Und mir die Aussicht! So weit konnte ich sehen. Ob wir von hier aus erkennen
können, wo wir heute Mittag waren?“, möchte Kira wissen.
„Jetzt bestimmt nicht, es ist doch dunkel“, erwidert Tim.
Die beiden schlüpfen dennoch aus ihren Betten und gehen zum Fenster.
„Stimmt, viel zu dunkel, aber es müsste da oben sein. Oh, der Sternenhimmel,
schau nur!“, ruft Tim.
Und nach einer kurzen Pause flüstert er: „Stell dir vor, wir könnten dort hin.“
„Quatsch“, lacht Kira.
„Stell es dir nur mal vor“, bittet Tim. „Wir könnten dort hin und würden dann auf
unsere Erde sehen.“
„Warum ist das wichtig?“, fragt Kira.
„Nur so“, sagt Tim. „Ich finde das spannend.“
Schweigend blicken die beiden in den Sternenhimmel.
Da sagt Kira: „Ob es wohl auf der Erde so viele Menschen gibt, wie es Sterne gibt?“
Tim zuckt seine Schultern und lacht: „Weiß ich nicht, aber jetzt stellst du
auch solche Fragen.“
„Auf jeden Fall sehen wir Menschen anders aus“, sagt Kira nachdenklich.
„Und wir können denken, lachen, weinen, fühlen, uns bewegen – und nachdenken.“
Wieder entsteht eine Pause.
„Macht es dir Spaß nachzudenken?“, fragt Kira. Tim nickt. „Großen Spaß!“
Beide schauen wieder in den Sternenhimmel.
„Lass uns ins Bett gehen, mir wird langsam kalt“, sagt Kira.
„Aber ich bin noch nicht müde!“
55 | Wir freuen uns an der Schöpfung
M 1
© Calwer Verlag / Diesterweg
57 | Wir freuen uns an der Schöpfung
M 3 Gottes wunderschöner Garten
Tim freut sich auf das Wochenende. Er fährt zu Opa Franz und Oma Susanne. Das wird
bestimmt wieder wunderschön. Und auch das Wetter meint es gut. Am Samstag strahlt die
Sonne mit Tim um die Wette.
„Na, was machen wir heute“, fragt Tim schon ganz ungeduldig, kaum dass seine Mutter
wieder weggefahren ist. „Erst mal langsam“, brummt Opa Franz. „Heute ist der Garten
dran. Wir haben einiges zu tun.“ „Prima“, freut sich Tim und schon sind beide im Garten
verschwunden.
Oma Susanne hat neue Pflanzen eingekauft und die müssen „in die Erde“, wie sie den bei-
den gesagt hat. Tim ist voller Eifer dabei. Mit seinem Spaten gräbt er Löcher. Sein Großvater
setzt die neuen Pflanzen, Tim füllt mit Erde auf und Großmutter gießt die frisch gepflanzten
Blumen und Sträucher.
„Opa, das ist ganz schön viel Arbeit“, meldet sich Tim und schnauft schon ein wenig. „Tja,
wer einen schönen Garten haben will, der muss sich auch ganz schön drum kümmern“,
antwortet Tims Großvater. „Aber das hier ist die letzte Pflanze“, beruhigt er seinen Enkel.
Bald sind sie fertig.
Ein wenig müde legt sich Tim mitten auf den Rasen und freut sich an der Sonne, den Blumen
und Pflanzen und dem Gesang der Vögel. „Das ist ein toller Tag“, freut er sich.
Dann schaut er auf seine schmutzigen Hände und Hosen. „So muss Gott auch ausgeschaut
haben“, stellt er auf einmal fest. „Wirklich? Wie kommst du denn darauf?“, fragt ihn seine
Großmutter. „Na, als er den Menschen fertig hatte“. Und schon flitzt Tim ins Esszimmer und
holt die Kinderbibel, die im Regal steht. „Halt, erst einmal die Hände waschen“, ruft der
Großvater und lacht dabei. „Gott hat sie sich sicher auch nicht gewaschen“, murrt Tim vor
sich hin, geht aber ins Bad. Mit fast sauberen Händen schlägt er die Bibel auf und Opa Franz
muss vorlesen. Und diese Geschichte mag Tim.
„Als Gott Himmel und Erde machte, war noch alles ganz leer, kein Baum, kein Strauch, keine
Pflanze. Es hatte noch nicht auf die Erde geregnet“. „Klar, dass dann nichts wächst“, rührt
sich Tim. Wie Pflanzen wachsen, das weiß er schon lange, mindestens so lange, wie er Opa
und Oma im Garten hilft.
„Aber es gab schon etwas Feuchtigkeit, die nachts aufstieg und die Erde dunkel färbte“, liest
Opa weiter. „Da formte Gott einen Menschen aus Erde und machte ihn zu einem lebendigen
Wesen. Dann legte Gott einen Garten an. Er ließ Bäume wachsen, Pflanzen gedeihen, Blu-
men blühen und mitten im Garten war eine Quelle, die den Garten mit Wasser versorgte. Und
Gott setzte den Menschen mitten hinein, damit dieser den Garten bebaue und bewahre.“
„Wer einen schönen Garten haben will, muss sich drum kümmern“, wiederholt Tim das,
was sein Opa ihm heute erst gesagt hatte. „Lies weiter“, fordert er seinen Großvater auf.
„Und Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Und so formte Gott aus Lehm
die Tiere.“ „Und am Ende einen zweiten Menschen“, lässt sich Oma hören, die mit Limonade
zu den beiden kommt. „Und dieser schaut etwas anders aus als der erste Mensch“. „Gott sei
Dank“, sagt Opa Franz und zwinkert seiner Frau zu. „Ja, ja“, sagt Tim, „ich weiß schon. Das
sind dann Mann und Frau. Die haben sich sicher über den tollen Garten gefreut. Aber der
macht auch Arbeit“. „Da hast du ganz recht“, antwortet Oma und streicht ihm übers Haar.
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