archiv newsletter oktober 2013 - frauenarchivostschweiz.ch

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Archiv Für Frauen -, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz 16. Newsletter Oktober 2013 Florastrasse 6 9000 St. Gallen Telefon 071 222 99 64 www.frauenarchivostschweiz.ch Archiv intern Veranstaltungen Frauen gestalten Archiv intern Liebe Frauen und Männer Wir freuen uns, euch mitteilen zu dürfen, dass wir im Be- reich Migration ein grösseres Projekt mit dem Titel «Erin- nern, Zuhören, Wertschätzen» erfolgreich begonnen haben. Es geht darum, Fotografien zu Alltag, Arbeit, Familie, Frei- zeit und Engagement von italienischen Migrantinnen und Migranten aus den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen zu sammeln und ausgewählte Personen zu ihrem Leben zu befragen. Ziel des Projekts ist es unter anderem, diese Quellen in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zu- gänglich zu machen. Ans Herz legen möchten wir euch zwei Abende im Oktober, an welchen die Sozialwissenschafterin Frigga Haug ins Den- ken und in die Politik Rosa Luxemburgs einführt. Ausserdem findet im November ein interessanter, von uns mitorgani- sierter Vortragszyklus zum Thema «Macht und Geschlecht» im Palace statt. Einführung ins Denken und in die Politik von Rosa Luxemburg Diesen Frühling haben wir mit der erfolgreichen Lesung aus Briefen von Rosa Luxemburg einen eher persönlichen Zugang zu ihrer Per- son vermittelt. Mit den zwei folgenden Veranstaltungen möchten wir sie als Theoretikerin und Politikerin vorstellen. Frigga Haug zeigt Rosa Luxemburg als umstrittene Gestalt in der Geschichte der linken Bewegungen und stellt ihre Gedanken zu Staat, zu Revolution, zu Demokratie und Diktatur und zu den Massen vor. Am zweiten Abend konkretisiert und entfaltet Frigga Haug den Schlüsselbegriff «revolutionäre Realpolitik». Sie prüft ihn auf seine Aktualität und stellt ihn in den Kontext der grossen Krise. Referentin: Frigga Haug, Sozialwissenschaftlerin, Mitglied des wis- senschaftlichen Beirats der Rosa Luxemburg-Stiftung 22.10.13 und 23.10.2013, jeweils 19 Uhr, Archiv für Frauen-, Ge- schlechter- und Sozialgeschichte, Florastrasse 6, 9000 St. Gallen. Vortragsreihe zu Macht und Geschlecht Von stark bewegt bis stillgelegt: Frauen und Männer in sozialen Be- wegungen von 1848 bis 1968. Es spricht die Zürcher Historikerin Elisabeth Joris. 12.11.13, 20:15 Uhr. Die Matrilinearität in der Moderne am Beispiel der Akan (Ghana) erläutert die Afrikanistin Erika Eichholzer aus St. Gallen. 19.11.13, 20:15 Uhr. Gedanken zu queer-feministischen Bündnispolitiken macht sich die Soziologin Eveline Yv Nay aus Basel. 26.11.13, 20:15 Uhr.

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Page 1: Archiv Newsletter Oktober 2013 - frauenarchivostschweiz.ch

A r c h i v Für F r a u e n -, Geschlechter- und Sozialg e s c h i c h t e Ostschweiz

16. Newsletter

Oktober 2013

Florastrasse 6 9000 St. Gallen Telefon 071 222 99 64 www.frauenarchivostschweiz.ch

Archiv intern Veranstaltungen Frauen gestalten

Archiv intern

Liebe Frauen und Männer

Wir freuen uns, euch mitteilen zu dürfen, dass wir im Be-reich Migration ein grösseres Projekt mit dem Titel «Erin-nern, Zuhören, Wertschätzen» erfolgreich begonnen haben. Es geht darum, Fotografien zu Alltag, Arbeit, Familie, Frei-zeit und Engagement von italienischen Migrantinnen und Migranten aus den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen zu sammeln und ausgewählte Personen zu ihrem Leben zu befragen. Ziel des Projekts ist es unter anderem, diese Quellen in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zu-gänglich zu machen.

Ans Herz legen möchten wir euch zwei Abende im Oktober, an welchen die Sozialwissenschafterin Frigga Haug ins Den-ken und in die Politik Rosa Luxemburgs einführt. Ausserdem findet im November ein interessanter, von uns mitorgani-sierter Vortragszyklus zum Thema «Macht und Geschlecht» im Palace statt.

Einführung ins Denken und in die Politik von Rosa Luxemburg

Diesen Frühling haben wir mit der erfolgreichen Lesung aus Briefen von Rosa Luxemburg einen eher persönlichen Zugang zu ihrer Per-son vermittelt. Mit den zwei folgenden Veranstaltungen möchten wir sie als Theoretikerin und Politikerin vorstellen.

Frigga Haug zeigt Rosa Luxemburg als umstrittene Gestalt in der Geschichte der linken Bewegungen und stellt ihre Gedanken zu Staat, zu Revolution, zu Demokratie und Diktatur und zu den Massen vor.

Am zweiten Abend konkretisiert und entfaltet Frigga Haug den Schlüsselbegriff «revolutionäre Realpolitik». Sie prüft ihn auf seine Aktualität und stellt ihn in den Kontext der grossen Krise.

Referentin: Frigga Haug, Sozialwissenschaftlerin, Mitglied des wis-senschaftlichen Beirats der Rosa Luxemburg-Stiftung

22.10.13 und 23.10.2013, jeweils 19 Uhr, Archiv für Frauen-, Ge-schlechter- und Sozialgeschichte, Florastrasse 6, 9000 St. Gallen.

Vortragsreihe zu Macht und Geschlecht

Von stark bewegt bis stillgelegt: Frauen und Männer in sozialen Be-wegungen von 1848 bis 1968. Es spricht die Zürcher Historikerin Elisabeth Joris. 12.11.13, 20:15 Uhr.

Die Matrilinearität in der Moderne am Beispiel der Akan (Ghana) erläutert die Afrikanistin Erika Eichholzer aus St. Gallen. 19.11.13, 20:15 Uhr.

Gedanken zu queer-feministischen Bündnispolitiken macht sich die Soziologin Eveline Yv Nay aus Basel. 26.11.13, 20:15 Uhr.

Page 2: Archiv Newsletter Oktober 2013 - frauenarchivostschweiz.ch

Die drei Vorträge finden statt im Palace, Blumenbergplatz St. Gallen.

Neue Archivalien Von der Historikerin Heidi Witzig erhielten wir 139 Bücher und 29 Broschüren zur Geschlechter- und Sozialgeschichte.

In Zusammenhang mit dem neuen Migrationsprojekt erhielten wir zahlreiche Fotografien zum Einscannen von Luigi Farinello, Ror-schach, Roberto Baraghini, St. Gallen und Nino Cannizzaro, Ror-schach. Von Aldo Canton, St. Gallen, wurde uns das Archiv der AVIS, Associazione Volontari Italiani Del Sangue, übergeben.

Das Centro socio culturale St. Gallen vertraute uns die Zeitschrift «solidali e insieme» an (1999–2013) und ca. 350 Fotografien der Jahre 1966–1971 zum kulturellen, sozialen und politischen Leben der italienischen Emigrantinnen und Emigranten in der Ostschweiz.

Arbeitsplätze zu vermieten! Nach wie vor vermieten wir günstig ruhige Arbeitsplätze. Interessen-tinnen und Interessenten melden sich bitte.

Veranstaltungen

Vortrag: Mehr als Barbie und Ken – Gleichstellung von An-fang an

Für Mädchen die pinke Puppenstube, für Buben die blaue Autogara-ge – schon früh werden Kinder entsprechend der Geschlechterste-reotypen geprägt. Wie können wir in Familie, Bildung und Gesell-schaft dazu beitragen, dass Kinder sich spielend mit vielfältigen Rol-len auseinandersetzen können und Jugendliche in der Berufswahl ihr individuelles Potenzial ausschöpfen?

Es spricht Prof. Dr. Franziska Vogt, Leiterin Institut für Lehr- und Lernforschung, PHSG; Organisation Departement des Innern Kanton St. Gallen, Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung

30.10.13, 17.30 Uhr, Hofkeller St.Gallen. Anschliessend Apéro

Die Veranstaltung ist kostenlos, Anmeldung bis 28. Oktober 2013 an [email protected]

Im Oktober im Kinok: Türkische Jugend und psychisch Kranke

Araf: Der Film der türkischen Regisseurin Yesim Ustaoglu («Reise zur Sonne», «Pandoras Box») zeichnet ein berührendes Porträt der türkischen Jugend in der Provinz. «Mit einer perfekten Balance von Trauer, Herzschmerz und Erlösung erinnert ‹Araf› an die goldenen Zeiten des Kinos.»

Spieldaten: 17.10.13, 18:45 Uhr, 23.10.13, 15:00 Uhr.

Ein Stück Wahnsinn: Die St. Gallerin Gabriela Betschart und ihre Co-Regisseurin Anna Thommen begleiten psychisch Kranke bei Theaterproben. Am 15. Oktober in Anwesenheit von Gabriela Bet-schart und der Protagonisten.

Spieldaten: 15.10.13, 20:30 Uhr, 20.10.13, 16:45 Uhr, 23.10.13, 17:15 Uhr.

Alle Filme sind zu sehen im Kinok in der Lokremise St. Gallen.

Lesung Jolanda Spirig: «Schür-zennäherinnen. Die Fabrikantin und die Kriessner Mädchen»

Die Autorin, die vor kurzem mit dem ersten Rheintaler Kulturpreis ausgezeichnet wurde, hat mit ihrem neuesten Buch ein Kapitel re-gionaler Textilgeschichte aufgegriffen und neu erzählt. Spirig be-schreibt die Ursprünge des bekannten Modelabel Akris, das 1922 als bescheidenes Kleinunternehmen von der tatkräftigen Alice Kriemler-Schoch gegründet wurde.

Im Anschluss an die Lesung wird der Dokumentarfilm von Thomas Karrer über die Kriessner Näherin Rösli Lutz-Weder gezeigt.

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24.10.13, 20.00 Uhr, Raum für Literatur in der Hauptpost, St. Leon-hard-Strasse 40, St. Gallen

Vortrag: Das Unbehagen der Geschlechter - Die Philosophin Judith Butler

Unterliegt die Konstruktion des Geschlechts dem freien Willen? Oder ist die Geschlechtsidentität frei verfügbar? Wird der Körper und des-sen Geschlechteridentität in einer Kultur geformt? Mariann Baschnonga stellt Judith Butler vor, die den Blick dafür schärft, wie Geschlecht jeden Tag von neuem konstruiert wird.

5.12.13, 19.15 Uhr, Lesezimmer der Freihandbibliothek, Katharinen-gasse 11, St. Gallen

Frauen gestalten

Emmy Vetsch-Richli 1896–1976

Emmy Vetsch hat sich Zeit ihres Lebens für die Besserstellung Be-nachteiligter eingesetzt. Aus einer sozialdemokratischen Familie stammend, erlernte sie den Beruf einer Damenschneiderin. Sie en-gagierte sich früh im Verband der Bekleidungs-, Leder- und Ausrüst-arbeiter und wurde in den 50er Jahren als dessen Präsidentin ge-wählt. Jahrzehntelang arbeitete sie im Vorstand der sozialdemokrati-schen Frauengruppe St.Gallen, unter anderem als Aktuarin und Vi-zepräsidentin. Auch als Arbeiterrichterin im Gewerbegericht setzte sie sich für die Rechte ihrer Berufskolleginnen ein. Ausserdem führte sie als Leiterin der Damenriege des SATUS (Schweizerischer Arbei-ter-Turn und Sportverband) einen straffen Turnbetrieb.

Ich habe Emmy Vetsch als temperamentvolle Kämpferin für das Frauenstimmrecht erlebt, die sich mit der jüngsten Genossin, näm-lich mir, besonders gut verstand, waren wir doch beide gleich unge-duldig, die politischen Rechte endlich ausüben zu können. Es war für Emmy Vetsch deshalb eine gern übernommene Aufgabe, als die SP-Frauengruppe sie in die sozialdemokratische Gemeinderatsfraktion delegierte, wo sie als Beobachterin regelmässig an den Sitzungen teilnehmen und den Frauenstandpunkt einbringen konnte.

Auch ihre Schwester, Martha Richli, war in der SP aktiv; auf die bei-den Schwestern konnte man sich stets verlassen. Als wir nach 1971 an den Wahlen mitbestimmen konnten, war Emmy Vetsch selbstver-ständlich an jeder Standaktion dabei, hat Passantinnen und Passan-ten angesprochen und Flugblätter verteilt.

Im Juli 1976 wurde sie nach längerer Krankheit von ihren Altersbe-schwerden erlöst, und ich habe Abschied nehmen müssen von einer vertrauten Mitkämpferin und liebenswerten Freundin.

Alexa Lindner

Freundliche Grüsse

Christina Genova und Marina Widmer