boessler

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    AUSRSTUNG

    WILD UND HUND 9/200570

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    2/471

    FOTO

    S:CORBIS,

    ROYALCANADIAN

    MOUNTED

    POLICE

    H E Y M D B 8 8 B S S B I G F I V E B U F F A L O

    Im Museum

    der Mounties

    Bekanntlich ist ein Asservat ein amtlich

    aufbewahrter Gegenstand und Mountie

    die Kurzbezeichnung der Royal Canadian

    Mounted Police, der kniglich

    berittenen Polizei Kanadas.

    Was das beides mit einer

    Sonderausfhrung der

    Heym-Doppelbchse 88

    BSS zu tun hat, erfuhr

    Arndt Bnting.

    WILD UND HUND 9/2005

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    Um die Big Five die Groen Fnf ran-ken sich zahlreiche Legenden, undnicht wenige Jger trumen vom anneh-

    menden Bffel oder einem schwarzmhni-gen Lwen. Bffel, Lwe, Elefant, Nashornund Leopard gefhrliches Wild bt ei-ne magische Anziehungskraft auf viele J-ger aus. Und da ist es kein Wunder, dass re-nommierte Hersteller immer wieder ein-zelne Waffen fr die Jagd auf diese Wildar-ten herstellen oder ihnen sogar widmen.

    1984 produzierte Heym als einzigerdeutscher Hersteller fr den Safari Club In-ternational (SCI) in den USA eine Doppel-bchse im Rahmen einer Serie, die sich Big

    Five Masterpieces nannte. Gewidmet wardie dritte Bchse in dieser Reihe dem afri-kanischen Kaffernbffel und wurde dem-zufolge Heym 88 BSS Big Five Buffalo ge-tauft, wobei SS fr die Seitenschloss-Aus-fhrung steht.

    Die einmalige Doppelbchse im Kaliber.375 Holland & Holland wurde auf einerAuktion whrend des jhrlichen Zusam-mentreffens der internationalen SCI-Fami-lie vom Kanadier Arnold Alward in Las Ve-gas (USA) ersteigert. Als beim abendlichenFestbankett der dritte Hammerschlag des

    Auktionators erschallte, brach nicht nurdas Publikum in Beifall aus, sondern esbrach dabei auch gleich ein kleiner Rekord:Laut Safari-Magazin, der SCI-eigenenHauspostille, gab es zum damaligen Zeit-punkt keine Waffe, die auf einer Versteige-

    rung jemals einen hheren Preis erzielt hat-te. Mit 65 000 US-Dollar plus 10 000 Dollarfr vier lgemlde von Dr. Karl HellmutSnethlage (damals umgerechnet zusam-men etwa 200 000 DM) also ein Weltre-kord, wenn man beim Ersteigern einerBchse diesen Begriff strapazieren mchte.

    Zu jener Zeit waren die Jagdzeitschriftenvoll mit Berichten ber die Buffalo, derenFertigung ein beispielloses Dokument deut-scher Bchsenmacherkunst ist. RudolfHenneberger von Heym baute die Edelwaf-

    fe zusammen. Er polierte alle Systemteilevon Hand und lie sie galvanisch vergol-

    den. Das war mein Meisterstck erinner-te sich der Bchsenmachermeister in einemInterview der Zeitschrift impulse.

    Von den insgesamt 33 erhabenen,traumhaft schnen Tierstcken sind 28

    zum Teil in Gold eingebettete Bffel. DieGravuren stammen von Erich Boeler, derdafr mehr als 600 Stunden investierte undmonatelang Kaffernbffel-Bilder studierte.Feinste Arabesken und Goldlinien ergn-zen die Augenweide. Eine der aufwndig-sten Gravuren, die jemals gestochen wur-den, sagte der Knstler.

    Allein 17 Stunden bentigte Schfter-meister Rudi Dittmar, um mit dem Hand-ballen den Schaft zu polieren und dabei dieMaserung des 5 000 DM teuren Rohlings zurGeltung zu bringen. Dass er davor 200 Ar-

    beitsstunden in die Schaftgestaltung inve-stierte, wundert einen da kaum noch.

    AUSRSTUNG

    Vergoldet: Die von Hand herausnehmbaren Seitenschlosse zeugen von vollendeter

    Bchsenmacherkunst. Ersatzschlosse fr den Fall der Flle gehrten zum Lieferumfang

    Detailgetreu: Die Gravurszenen bringen das

    zum Ausdruck, was US-Autor Ruark ber den

    Kaffernbffel schrieb:

    Er starrt einen an, als

    schulde man ihm Geld!

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    Ein mageschneiderter Eichenholzkoffermit Bffelleder berzogen (und mittlerwei-le verschwunden), ein Patronenetui,

    Reinigungsaccessoires, Werkzeuge, Leder-riemen, ein handgemachtes Damast-Messervon Heinz Denig mit Bffelhorn-Griff, SCI-Emblem am Pistolengriff, austauschbareHinterschaftkappen mit unterschiedlicherDicke sowie ein Extraset an Seitenschlossensamt Maserholzschatulle vervollstndigendie Ausstattung der Luxusbchse. Fr dieTrophenhalle gab es die vier lgemlde da-zu, die die Motive auf den vier Seitenschloss-platten widerspiegeln.

    Alward nahm das ersteigerte Kleinodaber nicht gleich mit nach Hause. Und

    schon gar nicht mit auf Safari. Heym warso stolz auf die Bchse, dass die Firma michbat, sie auf die IWA nach Nrnberg mit-nehmen zu drfen und bei anderen Veran-staltungen vorzuzeigen, schreibt der Ka-nadier in seinem Buch To heck with it, Imgoing hunting (Zum Teufel nochmal, ichgehe zur Jagd).

    Zur Jagd ging der erfolgreiche Unter-nehmer hufig, mit seiner ersteigertenHeym aber vermutlich nie. Zumindest gehtdas aus seinem bei Safari-Press erschiene-nen Buch nicht hervor. Zwar begleitete ihn

    auch eine Doppellufige auf eine Jagdreisenach Sambia, aber Alward vergisst zu er-whnen, ob es sich tatschlich um die Buf-falo handelte. Offensichtlich zog er auf Sa-fari ganz profane Repetierer dem Prunk-stck vor. Sohn Eric erlegte mit dieserDoppelbchse allerdings standesgem ei-nen Bffel im Luangwa-Tal.

    Fortan schlummerte die 3,8 Kilo-gramm schwere Prinzessin jahrelang fried-lich im SCI-Hauptquartier in Tucson (Arizo-na). Erst zwlf Jahre spter ksste sie Prinz

    Alward aus ihrem Dornrschenschlaf undwollte sie endlich auf sein Schloss nach

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    Kanada bringen. Dem stand aber der ka-nadische Zoll am Flughafen Toronto imWege, der vermutlich ein erklecklichesSmmchen an Einfuhrsteuer fr dasStaatssckel rausschlagen wollte. Wasdann passierte, kann nur vermutet wer-den, aber es kam wohl zu einer kleinenMeinungsverschiedenheit ber denWert der Bchse. Das Ergebnis: Der Zollbeschlagnahmte die Heym.

    Nach langem Hin und Her war es derkanadische Fiskus leid und wollte die Al-ward-Doppelbchse vernichten. Ja, Sie ha-ben richtig gelesen: nicht verkaufen oderversteigern, sondern vernichten. Das ist inKanada mit beschlagnahmten Waffen soblich und wird demzufolge einmal im Jahrzelebriert. Anscheinend verdient der ka-

    nadische Staat auch so genug, um auf klei-nere Einnahmen verzichten zu knnen.

    Der unglckliche Besitzer setzte alle He-bel in Bewegung, um das Kunstwerk dochnoch vor dem Schmelzofen zu retten. Es ge-lang ihm, eine salomonische Entscheidungherbeizufhren, bei der beide Parteien ihrGesicht wahren konnten. Statt im Schmelz-ofen landete die Heym im kriminal-technischen Museum der Mounties in Ot-tawa. Dort setzt sie ihren unterbrochenenDornrschenschlaf fort und wartet zwi-schen anderen Asservaten von weniger Wert

    und unrhmlicher Vergangenheit immernoch auf den berhmten Prinzen.

    Der sollte dann in Gestalt von Heym-Vorstand Thomas Wolkmann auchtatschlich kommen. Alward bat ihn nm-lich, mit den Mounties Kontakt aufzuneh-men, um das Leben der kostbaren Waffe zuretten und sie wenigstens ins Heym-Mu-seum nach Deutschland zu berfhren.Und obwohl Wolkmann sein Mglichstestat, beharrte die kanadische Polizei auf ih-rer Position und will die Bffel-Bchsenicht ausliefern. So ist das Einzige, was die

    Mounties herausgeben, schne Fotos einesTraumes aus Stahl und Gold, der vielleichtniemals wieder seiner eigentlichen Bestim-mung zugefhrt wird.

    In Gleichamberg entschloss man sich,in den nchsten Jahren vier weitere Dop-pelbchsen im Wert von jeweils 100 000Euro zu produzieren und diese Unikate Ele-fant, Rhino, Lwe und Leopard zu widmen.Das Kapital dafr soll ber die Ausgabe vonGenuss-Scheinen gesichert werden. Vor-aussichtlich werden diese Unikate dann inden Savannen Afrikas auf die Big Five

    zum Einsatz kommen und nicht imMuseum der Mounties verstauben. FOTO

    S:ROYALCANADIAN

    MOUNTED

    POLICE

    Alles vom Feinsten:

    Die Buffalo mit

    smtlichen Accessoires

    ruht jetzt im

    Polizei-Gewahrsam

    Feinste Gravuren: Arabesken und ein

    Bffelhaupt zieren auch die Oberseite

    der schlanken Doppelbchse