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Bürgerschaftliches Engagement im Kontext von Migration

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Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften

Bachelorarbeit

Bürgerschaftliches Engagement im Kontext von

Migration

Engagementförderung für MigrantInnen in Freiwilligenagenturen

vorgelegt von

Jonas Stadtler

zur Erlangung des akademischen Grades

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zur Erlangung des akademischen Grades

 

INHALTSVERZEICHNISINHALTSVERZEICHNIS .......................................................................................................................................... 1 

1. EINLEITUNG .......................................................................................................................................................... 2 

2. THEORETISCHER TEIL ...................................................................................................................................... 4 

2.1 BEGRIFFSKLÄRUNG .............................................................................................................................................. 4 2.2 FORSCHUNGSSTAND ............................................................................................................................................. 9 

2.3 BÜRGERSCHAFTLICHES E NGAGEMENT VON MIGRANTI NNEN IM K ONTEXT VON AUSGRENZUNG, HERRSCHAFTS- 

UND MACHTSTRUKTUREN ........................................................................................................................................ 13 

2.3.1 Kritik am Begriff des bürgerschaftlichen Engagements ............................................................................ 15 

2.3.2 Lebensweltliche Perspektive ...................................................................................................................... 19 

2.3.3 Systemische Perspektive ............................................................................................................................ 25 

2.4 A NSATZPUNKTE BEI DER E NGAGEMENTFÖRDERUNG FÜR MIGRANTI NNEN ........................................................ 30 

2.4.1 Allgemeine Ansatzpunkte ........................................................................................................................... 30 

2.4.2 Freiwilligenagenturen als Infrastruktureinrichtungen zur Engagementförderung ................................... 32 

3. EMPIRISCHER TEIL........................................................................................................................................... 36 

3.1 U NTERSUCHUNGSLEITENDE FRAGESTELLUNGEN ............................................................................................... 36 

3.2 FORSCHUNGSDESIGN .......................................................................................................................................... 37 3.2.1 Fallauswahl ............................................................................................................................................... 37  

3.2.2 Erhebungsverfahren .................................................................................................................................. 38 

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1. EINLEITUNG

Seit einigen Jahren hat das Thema ‚bürgerschaftliches Engagement‘ Konjunktur im wissenschaft-

lichen und politischen Diskurs. Spätestens seit der Veröffentlichung des Abschlussberichts der

1999 vom Deutschen Bundestag eingesetzten Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftli-

chen Engagements“ wird die Förderung dieses Engagements von unterschiedlichen Parteien in

ihren Programmen beschworen, verschiedene wissenschaftliche Institute haben Forschungen über

 bürgerschaftliches Engagement durchgeführt und die Publikationslisten zu diesem Thema sind

lang.

Im politischen Diskurs wird bürgerschaftliches Engagement als gesamtgesellschaftliches Projekt

verstanden, das den BürgerInnen mehr Handlungs- und Partizipationsmöglichkeiten, mehr Mit-

wirkungschancen und politische Beteiligung auf allen Ebenen (von der individuellen bis zurstaatlichen Ebene) ermöglichen soll. Angestrebt wird ein eigenständiges Politikfeld mit eigener

 politischer Agenda, das alle gesellschaftlichen Bereiche (Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft)

und alle politischen Ressorts auf kommunaler, Landes- und Bundesebene querschnittshaft um-

fasst. Die Enquete-Kommission gab in ihrem Abschlussbericht (2002) konkrete Handlungsemp-

fehlungen und Reformvorschläge für das Erreichen dieses Anliegens. So sollen im Zuge einer bürgergesellschaftlichen Reformpolitik gesetzliche Änderungen  –  beispielsweise im Gemeinnüt-

zigkeit- und Stiftungsrecht –  durchgesetzt, engagementfördernde Einrichtungen, Institutionen und

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Die unterschiedlichen Parteiprogramme oder der Abschlussbericht der Enquete-Kommission und

die in ihnen aufgeführten Vorzüge und Potentiale, die durch bürgerschaftliches Engagement und

seine Förderung freigesetzt werden sollen, lassen kaum darauf schließen. Allerdings liest man in

vielen Publikationen und quantitativen Studien, dass sich bestimmte Bevölkerungsgruppen nur

unterdurchschnittlich engagieren –  näher eingegangen wird darauf aber nur selten. Die Ursachen

für das fehlende Engagement werden dann oft bei den Mitgliedern dieser Bevölkerungsgruppen

selbst gesucht. Als Grund wird dann in der Regel das Fehlen von bestimmten Ressourcen, die für

ein Engagement notwendig seien, genannt. Solche Ressourcen, zu denen die Bereitschaft zur

Verantwortungsübernahme oder kommunikative und organisatorische Fähigkeiten zählen, wach-

sen  –   so die Annahme  –  mit steigendem Schulabschlüssen und Einkommen. Zu den genannten

Gruppen zählen z.B. Jugendliche, Langzeitarbeitslose, von sozialer Benachteiligung betroffene

Bevölkerungsgruppen und MigrantInnen1.

Letztere Gruppe wird in der vorliegenden Arbeit im Zusammenhang mit dem Thema ‚ bürger-

schaftliches Engagement‘  genauer betrachten. Dabei soll untersucht werden, ob bürgerschaftli-

ches Engagement als „gesamtgesellschaftliches Projekt“ auch wirklich alle Mitglieder der Gesel l-

schaft einbezieht oder ob sich die Förderung von Engagement auf bestimmte Bevölkerungsgrup-

 pen beschränkt. Werden Ausgrenzungsstrukturen und Dominanzkulturen im Bereich des bürger-schaftlichen Engagements reproduziert und somit bestimmte soziale Gruppen tendenziell ausge-

schlossen? Zählen Migranten und MigrantInnen zu diesen sozialen Gruppen und gibt es Ansätze

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schreibung der Freiwilligenagenturen als Infrastruktureinrichtungen zur Engagementförderung

abgeschlossen.

Der empirische Teil der Arbeit basiert auf leitfadengestützten Expertininterviews mit den Leite-

rinnen dreier Freiwilligenagenturen. Hierbei sollten die Agenturen genauer auf die Fragestellung

hin untersucht werden, vor welchen Herausforderungen sie bei der Engagementförderung für

MigrantInnen stehen und welche Handlungsstrategien hierzu verfolgt werden.

Eine ausführliche Darstellung der empirischen Untersuchung, der Vorgehensweise bei der Daten-

erhebung bzw. bei der Auswertung sowie der ausgearbeiteten Untersuchungsergebnisse wird in

Kapitel 3 vorgenommen.

In Kapitel 4 werden diese Ergebnisse abschließend mit den theoretischen Grundlagen aus Kapitel

2 in Verbindung gesetzt.

2. THEORETISCHER TEIL

2.1 Begriffsklärung

 

Der Begriff des bürgerschaftlichen Engagements hat in Deutschland im Laufe der 1990er Jahre

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 bürgerschaftlichen Engagements bspw. Formen politischer Partizipation (Beteiligung an Wahlen,

aber auch die Mitwirkung in sozialen Bewegungen, an Demonstrationen oder Bürgerbegehren)

mit sozialem Engagement (vormals meist unter dem Begriff des ‚Ehrenamtes‘  subsumiert) zu-

sammenzubringen (vgl. Olk/Hartnuß 2011).

Dies führt allerdings auch dazu, dass im Umfeld des Phänomens ‚bürgerschaftliches Engage-

ment‘ eine Reihe von Begriffen existieren, die nicht selten synonym verwendet werden.  Zumeist

sind es die Begriffe ‚freiwilliges Engagement‘, der traditionsreiche Begriff des Ehrenamtes und

die ‚Selbsthilfe‘ (vgl. Halm/Sauer 2007).

Obwohl diesen Begriffen ein mehr oder weniger einheitliches Handlungsfeld zugrunde liegt,

haben sie teilweise deutlich unterschiedliche Implikationen. Bei den Begriffen Ehrenamt und

Selbsthilfe treten die verschiedenen Implikationen am deutlichsten hervor.

Entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Begriff des Ehrenamtes eine Tätigkeit

 beschrieben, die über die Ausübung formaler Ämter hinausgeht und als Anreiz für das aufstre-

 bende Bürgertum eingeführt wurde, damit dieses sich am Aufbau "von Kommunen als selbstver-

waltete lokale Gemeinwesen" (Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engage-

ments“ 2002, S. 32) beteiligt. Der Begriff verbindet den formalisierten Charakter des Amtes mit

der durch das individuelle Engagement zu erwartenden Anerkennung der Öffentlichkeit: der Eh-re.

Wegen der weit zurückreichenden Tradition des Begriffes Ehrenamt‘ welcher lange den Kern

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Beide Begriffe werden dem besonderen Anspruch der Offenheit für eine Vielzahl von Engage-

mentformen und  – themen, der mit dem Begriff des bürgerschaftlichen Engagements verbunden

ist, allerdings nicht gerecht.

Anders ist dies beim freiwilligen Engagement:

Die Begriffe ‚bürger schaftliches‘ und ‚freiwilliges Engagement‘ sind in dem, was sie ausdrücken

wollen weitgehend deckungsgleich. In beiden Begriffen schwingt zum einen die Verantwortung

 jedes Einzelnen für das Gemeinwesen mit, zum anderen aber auch die Freiwilligkeit des Enga-

gements im Gegensatz zur bürgerschaftlichen Pflicht (bspw. die Einberufung von Schöffen an

einem Gericht). Die Freiwilligkeit wird einmal durch das Adjektiv explizit, im anderen Fall über

den Bürgerstatus implizit ausgedrückt. BürgerInnen haben durch diesen Status die Freiheit und

die Wahl, sich zu engagieren oder es zu lassen. Was die Freiwilligkeit des Engagements angeht

sind die beiden Begriffe also identisch.

Die Ähnlichkeit bzw. die Deckungsgleichheit der beiden Begriffe zeigt sich außerdem darin, dass

unter beiden Begriffen in den meisten Fällen die gleichen Engagementformen und  – themen sub-

sumiert werden. Dies wird bspw. dann besonders deutlich, wenn man die operationale Definition

 bürgerschaftlichen Engagements im Bericht der Enquete-Kommission (2002) mit der in den

Freiwilligensurveys aus den Jahren 2004 und 2009 vergleicht: Die Definitionen sind identisch,nur dass im Freiwilligensurvey im Gegensatz zum Abschlussbericht der Enquete-Kommission

der Terminus freiwilliges Engagement“ verwendet wird

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gerschaftliches Engagement‘, Jonas Stadtler 2] einen besonderen normativen Gehalt und verbin-

den ihn mit anderen Begriffen, ohne die dieser Gehalt nur unzureichend verstanden werden kann:

Bürger, Bürgergesellschaft, Öffentlichkeit, Gemeinsinn, Verantwortung, soziale/ökonomische

und ökologische Gerechtigkeit, Demokratie, Selbstverantwortung, Selbstermächtigung und

Selbstorganisation  –   ein anspruchsvoller Bezugsrahmen, der aber ohne die empirische Vielfalt

seine Praxisrelevanz verlieren würde.“ (Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen

Engagements“ 2002, S. 32) 

Bürgerschaftliches Engagement enthält also auch einen starken normativen Charakter, den die

Begriffe der Bürgerschaft bzw. der Bürgergesellschaft als Leitbild und Bezugsrahmen zugrunde

liegen. Hiermit verbunden ist die Idee, dass politische Gestaltung nicht nur eine Angelegenheit

der professionellen Politik, des Staates und der Verwaltung ist, sondern eben gerade auch von

den BürgerInnen selbst wahrgenommen werden sollte. Der Bürgerstatus –  und damit verbunden

das Innehaben von bürgerlichen Rechten und Pflichten –  wird somit zum einen zu einer grundle-

genden Voraussetzung und zum anderen zum erklärten Ziel bürgerschaftlichen Engagements:

eine Gesellschaft engagierter BürgerInnen (vgl. ebd., S. 24).

Durch die Nutzung von Beteiligungsmöglichkeiten auf freiwilliger Basis und im Rahmen eines

Engagements in selbstorganisierten Vereinigungen, sollen die BürgerInnen im Raum der Bürger-

gesellschaft Einfluss auf das politische Meinungsbildung nehmen und die Geschicke des Ge-meinwesens insgesamt mitbestimmen und gestalten. Der Raum der Bürgergesellschaft ist hierbei

also auf der einen Seite abgegrenzt von der Sphäre des Staates auf der anderen Seite aber auch

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sche Staatsangehörigkeit innehaben oder umfasst er die Gesamtheit all derjenigen, die langfristig

am gesellschaftlichen Leben in Deutschland teilhaben?

Ein großer Teil der MigrantInnen in Deutschland besitzt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit

und würde demnach im rechtlichen Sinne auch nicht zu den Staatsbürgern der Bundesrepublik

zählen (vgl. Halm/Sauer 2007). Doch werden auch sie in die Debatte zum bürgerschaftlichen

Engagement, das doch gerade als gesamtgesellschaftliches Projekt aufgefasst werden soll, einge-

schlossen?

Der Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“

lässt hierauf schließen.

Auf der einen Seite wird zwar gesagt, dass „die Anerkennung des Menschen als Rechtspersön-

lichkeit, als Bürger in einem bestimmten Gemeinwesen und als Mitglied eines Solidarverbandes,

das an allen lebenswichtigen Leistungszusammenhängen der Gesellschaft teilhaben kann, Vo-

raussetzung für bürgerschaftliches Engagement“ (Enquete-Kommission 2002, S. 33) ist. Das In-

nehaben bürgerlicher Grund- und Freiheitsrechte ist demzufolge also Voraussetzung für ein bür-

gerschaftliches Engagement. Darüber hinaus wird unter bürgerschaftlichen Engagement „ein be-

wusstes Handeln aus der Identität als Bürgerin oder Bürger, als Mitglied eines politischen Ge-

meinwesens –  der jeweiligen Kommune und des jeweiligen Staates“ (ebd.) verstanden.  Mit Blick

auf diese Aussagen würden durchaus all jene MigrantInnen aus dem Diskurs ausgeschlossen, diedie deutsche Staatsangehörigkeit nicht innehaben.

Auf der anderen Seite lassen sich im Bericht der Enquete-Kommission aber auch solche Aussa-

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Es lässt sich also festhalten, dass die Staatsangehörigkeit keine Grundvoraussetzung für ein bür-

gerschaftliches Engagement sein muss  –  die Orientierung des Engagements am politischen Ge-

meinwesen und sein Stattfinden abseits der privat-persönlichen Sphäre allerdings schon.

Die durch den Begriff vorgenommene Trennung der Gesellschaft in eine politisch-öffentliche

Sphäre (in der das bürgerschaftliche Engagement stattfinden soll) und einer privat-persönlichen

Sphäre ist vor allem im Zusammenhang mit Migration problematisch. Wie in Kapitel 2.3.2

nochmals ausführtlich dargestellt wird, kann auch in einem Engagement, das im privat-

 persönlichen Raum stattfindet, eine Gemeinwohlorientierung enthalten sein.

Da sich die vorliegende Arbeit jedoch schwerpunktmäßig mit den Freiwilligenagenturen und ih-

rem Auftrag bürgerschaftliches Engagement zu fördern beschäftigt –  eben gerade auch von Mig-

rantInnen –  wird der Begriff im Folgenden weiterhin benutzt.

2.2 Forschungsstand 

Spätestens seit der Arbeit der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engage-

ments“, die 2002 beendet wurde, hat auch die Thematisierung des bürgerschaftlichen Engage-ments in Wissenschaft und Forschung erheblich zugenommen. Bis heute wurde eine Vielzahl von

Publikationen und wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema veröffentlicht, allerdings man-

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schafft identitäts- und sinnstiftende Tätigkeiten abseits der Erwerbsarbeit und neue Beteiligungs-

und Mitbestimmungsformen, wodurch die repräsentative Demokratie weiterentwickelt werden

kann.So wird im bürgerschaftlichem Engagement unter anderem ein wichtiges Instrument zur

Überwindung der vermeintlichen Krisen des Sozialstaates bzw. der Arbeitsgesellschaft gesehen.

Es wird also erwartet, dass bürgerschaftliches Engagement wichtige Funktionen in einer Bürger-

gesellschaft übernimmt:

„ Es schafft Sozialkapital 3 und gesellschaftlichen Zusammenhalt, ermöglicht Teilhabe und

trägt gesellschaftliche Selbstorganisation. Schließlich verfügt bürgerschaftliches Engage-

ment über ein Kritik- und Innovationspotenzial aus Laienkompetenz und Mitgestaltungsan-

 spruch. Es stößt Lernprozesse in einer Bürgergesellschaft an und befindet sich selbst in

 ständigem Wandel.“ (Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engage-

ments“ 2002, S. 38)

Der Forschungsstand zu bürgerschaftlichem Engagement allgemein  ist also durchaus umfang-

reich, aufgrund des Mangels an Systematisierung in weiten Teilen allerdings auch schwer über-

schaubar.

Zu den Themen, die in der vorliegenden Arbeit schwerpunktmäßig behandelt werden sollen, istder Erkenntnisstand noch relativ gering. Das bürgerschaftliche Engagement von MigrantInnen in

Deutschland und speziell die Frage ob die positiven Effekte die vom bürgerschaftlichen Enga-

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von Freiwilligenagenturen als intermediäre Organisationen zur Engagementförderung

(Ebert/Speck 2011).

Auch die Forschung bezüglich der Freiwilligenagenturen im Zusammenhang mit Migration und

der interkulturellen Öffnung steht gerade erst am Anfang. Im Jahr 2008 begann die Bundesge-

meinschaft der Freiwilligenagenturen4  im Rahmen ihrer Arbeitsgruppe Migration das Thema

Engagement von, mit und für MigrantInnen zu erschließen. Hierbei versuchte man die Engage-

mentpotenziale von Menschen mit Migrationshintergrund sowie die Möglichkeiten und Heraus-

forderungen zu untersuchen, denen Freiwilligenagenturen bei der Förderung des Engagements

von MigrantInnen entgegenstehen. Im Jahr 2009 hat die bagfa dann das Projekt „Qualitätsent-

wicklung von Freiwilligenagenturen im Bereich Migration“ gestartet, das sich zum Ziel gesetzt

hat, Freiwilligenagenturen bei der interkulturellen Öffnung und der Engagementförderung für

MigrantInnen zu beraten. Im Zuge dessen entwickelte man einen Leitfaden zur interkulturellen

Öffnung von Freiwilligenagenturen (2011), in dem die verschiedenen Maßnahmen und die daraus

gesammelten Erfahrungen der beteiligten Freiwilligenagenturen sowie weitere Vorschläge und

Anregung zur Engagmentförderung für MigrantInnen enthalten sind. Insgesamt betrachtet sind zu

diesem Thema jedoch nach wie vor Forschungsdefizite zu erkennen.

Dass die Forschung zur Engagementförderung für MigrantInnen bzw. der interkulturellen Öff-nung der Freiwilligenagenturen noch in den Kinderschuhen steckt, hängt sicherlich auch damit

zusammen dass bis heute eine Forschungslücke beim Thema bürgerschaftliches Engagement

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Was genau unter sozialer Benachteiligung zu verstehen ist und in welchem Zusammenhang sie

mit bürgerschaftlichen Engagement steht, soll im folgenden Kapitel näher untersucht werden

(Kap. 2.3.2).

Zunächst lässt sich allerdings festhalten, dass sich nur wenige wissenschaftliche Publikationen

mit der Frage beschäftigt haben, wie es dazu kommt, dass sich Menschen, die von sozialer Be-

nachteiligung betroffen sind, laut quantitativen Studien weniger häufig engagieren.

Die empirischen Studien geben hierzu meist keine befriedigende Auskunft. Zwar wird ein ein-

deutiger Zusammenhang zwischen der Übernahme einer freiwilligen Tätigkeit im Rahmen eines

 bürgerschaftlichen Engagements und Erwerbsarbeit, Einkommen und Bildung deutlich (vgl. hier-

zu z.B. Halm/Sauer 2007). Näher eingegangen wird auf diesen Zusammenhang jedoch selten.

Falls Erklärungsversuche gegeben werden sucht man die Gründe in aller Regel bei den Mitglie-

dern der unterrepräsentierten Bevölkerungsgruppen selbst  –  bei den Jugendlichen, den Langzeit-

arbeitslosen, den MigrantInnen und anderen von sozialer Benachteiligung betroffenen Bevölke-

rungsgruppen.

Es wird dann oft angegeben, dass es einige für das bürgerschaftliche Engagement notwendige

Ressourcen gibt, die mit höherem Bildungsstatus, höherem Erwerbseinkommen und einer gesi-

cherten Erwerbsarbeit zunehmen. Zu diesen Ressourcen zählen die Bereitschaft zur Verantwor-

tungsübernahme, organisatorische und kommunikative Fähigkeiten oder die Bereitschaft, auf die Nöte fremder Menschen einzugehen und ihnen zu helfen. Von sozialer Benachteiligung betroffe-

ne Bevölkerungsgruppen würden diese Ressourcen fehlen oder sie seien zumindest nicht stark

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Die Erklärungsmuster für das unterdurchschnittliche bürgerschaftliche Engagement von sozial

Benachteiligten und insbesondere von MigrantInnen sind also in der Regel individualisierend

 bzw. kulturalisierend: indem gesagt wird, dass der Kontext des bürgerschaftlichen Engagements

vor allem durch seinen inklusiven Charakter geprägt und für jeden zugänglich sei, müssen die

Gründe für die Unterrepräsentanz bestimmter Bevölkerungsgruppen im Zusammenhang mit bür-

gerschaftlichen Engagement, bei den Menschen selbst liegen, die diesen Gruppen angehören.

Herrschaftsstrukturen und Ausgrenzungstendenzen, die innerhalb des Kontextes von bürger-

schaftlichem Engagement reproduziert und gefestigt werden, bleiben hierdurch verdeckt.

Um bürgerschaftliches Engagement von MigrantInnen auch im Kontext von Ausgrenzung, Herr-

schafts- und Machstrukturen zu untersuchen, wird im Folgenden ein Zugang gewählt, der diese

individualisierenden und kulturalisierenden Erklärungsmuster für das vermeintlich unterdurch-

schnittliche bürgerschaftliche Engagement von MigrantInnen relativiert.

2.3 Bürgerschaftliches Engagement von MigrantInnen im Kontext von

usgrenzung, Herrschafts

 

und Machtstrukturen

 

In Politik und Wissenschaft wird im bürgerschaftlichen Engagement zumeist ein wichtiges In-

t t Fö d d ll h ftli h I t ti d d k ti h Mitb ti

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ist der öffentliche Raum  –  und damit das bürgerschaftliche Engagement  –   nicht nur für ausge-

wählte Mitglieder, sondern prinzipiell für alle zugänglich.

Doch sind die normativen Leitbilder bürgerschaftlichen Engagements und der öffentliche Raum,

in dem es verortet wird per se inklusiv oder wird ihnen nur der Anspruch entgegengebracht, Zu-

gang für alle Gesellschaftsmitglieder zu ermöglichen und haben sie nicht trotz dieses Anspruches

ausgrenzende Wirkung? Werden in ihnen Machtstrukturen und Dominanzkulturen reproduziert

und somit bestimmte soziale Gruppen, insbesondere MigrantInnen ausgeschlossen?

Um diesen Fragen nachzugehen wird im Folgenden zunächst aus einer diversitätstheoretischen

Perspektive der Begriff des bürgerschaftlichen Engagements und die ihm zugrunde liegenden

Leitbilder kritisch hinterfragt.

Anschließend soll untersucht werden, wie das bürgerschaftliche Engagement von MigrantInnen

durch migrationsspezifische Lebenslagen und biografische Erfahrungen geprägt wird. Hierbei

werden zwei analytisch voneinander zu trennende, sich jedoch gleichzeitig ergänzende Ansätze

herangezogen:

Zunächst sollen aus einer rekonstruktiven Perspektive lebensweltliche Erfahrungen in die Analy-

se bürgerschaftlichen Engagements einbezogen werden. Wie noch ausführlich dargestellt wird,ist dies notwendig, weil individuelle Erfahrungen aus dem dominierenden Verständnis von bür-

gerschaftlichem Engagement in aller Regel ausgeschlossen sind Erfahrungen sozialer Ausgren-

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hierfür vor allem deshalb besonders geeignet, weil Ausgrenzungs- und Herrschaftsstrukturen im

Kontext bürgerschaftlichen Engagements auf der unhinterfragten Normalisierung bestimmter

Engagementformen und – themen beruhen, sodass also einige Interaktionsformen und Themen als

‚normal‘ und anerkannt gelten und andere als besonders und ‚anders‘ ausgeschlossen werden.

Ergänzt werden diese Ansätze abschließend durch eine systemische Perspektive bei der Analyse

 bürgerschaftlichen Engagements von MigrantInnen. Dadurch werde Marginalisierungsprozesse

nicht einseitig kulturalisierend, sondern zusätzlich im Kontext verwehrter Zugänge zu sozialen

Gütern und Positionen –  also auf einer strukturellen Ebene –  erfasst.

2.3.1 Kritik am Begriff des bürgerschaftlichen Engagements

Um bürgerschaftlichen Engagement von MigrantInnen gerecht zu werden und es in allen seinenFacetten sowie in der Vielfalt ihrer Engagementformen und -themen, die darin behandelt werden,

erfassen zu können, reichen die herkömmlichen Verständnisse und Definitionen des Begriffs

‚ bürgerschaftliches Engagement‘ vermutlich nicht aus.

Das Problem dieser Begriffe ihre kulturelle Eindimensionalität, durch die meist nur „weiße,

männliche und mittelschichtor ientierte Formen von Partizipation“ (Munsch 2010, S. 15) wahrge-

nommen. Engagement von Minderheiten und MigrantInnen wird tendenziell ausgeschlossen

werden.

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Partizipation und der Öffentlichkeit. Zentral war hierbei die Frage, welche Normen und Werte

verallgemeinert als normal und anerkannt gelten und welche als besonders, als anders ausge-

grenzt werden. Aufgegriffen wurde diese Auseinandersetzung dann von der Diskussion um

diversity (vgl. Munsch 2010).

„Ein zentrales verbindendes Element der feministischen Theorie und Forschung zu derje-

nigen von diversity (welche feministische Fragestellungen mitbehandelt) ist dabei die Fra-

 ge, wie Minderheiten als solche konstruiert und in als normal und allgemeingültig voraus-

 gesetzten Bezügen ausgegrenzt werden bzw. die Frage, wie diese für vielfältige Lebensrea-

litäten geöffnet werden könnten.“ (Munsch 2010, S. 17)

Die Öffnung dieser Bezüge für vielfältige Lebensrealitäten meint im Zusammenhang mit bürger-

schaftlichem Engagement eben genau diese Abkehr von der traditionellen Trennung der öffent-

lich-politischen von der privat-persönlichen Sphäre.

Schon immer vermischt sich in Partizipation und Engagement das Private mit dem Öffentlich-

Politischen. Dies zeigt sich daran, dass eine Vielzahl der Handlungen, die dem privat-

 persönlichen Raum zugeschrieben werden, sehr wohl politisch motiviert sein können oder –  wenn

auch nicht unmittelbar geplant  –  Auswirkungen auf die formalen Strukturen von Politik haben,also politische Ergebnisse nach sich ziehen. Wenn bspw. Eltern im privaten Bereich der Kinder-

erziehung versuchen politische Werte an ihre Kinder weiterzugeben kann man die wechselseiti-

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und nicht auf Verwandtschaften oder Bekanntschaften beschränkt sei. Dieses Verständnis von

Öffentlichkeit im Zusammenhang mit Engagement übersieht allerdings, dass die Interaktionsfor-

men, die als normal und anerkannt gelten, zumeist sehr wohl bestimmte Gruppen privilegieren

und andere ausgrenzen. Als normal gelten solche Aktionsformen in der politisch-öffentlichen

Sphäre, die von Sachlichkeit, Effektivität, Verfahrensregulierung und Apersonalität geprägt sind.

Aus der Interaktionsnorm fallen all die, die mit privaten Erfahrungen und Emotionen zusammen-

hängen (vgl. Munsch 2011).

Soziale Gruppen, die es gewohnt sind, sich in dieser nicht-emotionalen und entkörperlichten Art

zu engagieren, werden durch diese Festschreibung privilegiert. Soziale Minderheiten, speziell

MigrantInnen und von sozialer Benachteiligung betroffene Bevölkerungsgruppen, sind es häufig

allerdings weder gewohnt, noch haben sie die Erfahrung gemacht, dass es besonders sinnvoll und

erfolgsversprechend ist, sich in dieser Form zu engagieren. Aktionsformen, die von ihnen bevor-

zugt werden, fallen jedoch häufig aus der festgeschriebenen Norm, die mit der politisch-

öffentlichen Sphäre verbunden ist.

Das Problem besteht also darin, dass gewisse Formen von Engagement als selbstverständlich

angenommen werden, während andere keine oder nur geringe Anerkennung erfahren.

„Diese Selbstverständlichkeit verschließt jedoch nicht nur den Blick für andere Formenvon Engagement, die somit nicht wahrgenommen und damit nicht geschätzt werden, sie

schließt auch Bevölkerungsgruppen aus die sich in dieser festgelegten Art [des formali-

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 Nöten entsteht, wird aus der entpersonalisierten Öffentlichkeit des bürgerschaftlichen Engage-

ment ausgegrenzt und stattdessen zumeist als Selbsthilfe wahrgenommen.

Auch hier erfahren also mittelschichtsspezifische, mehrheitsgesellschaftliche Themen von Enga-

gement höhere Anerkennung, als die im Leben vieler MigrantInnen und sozial Benachteiligten

eine besondere Rolle spielen.

Vor diesem Hintergrund lassen sich auch die angesprochenen quantitativen Studien zum freiwil-

ligen Engagement von MigrantInnen erklären. Das unterdurchschnittliche Engagement von Mig-

rantInnen in Organisationen, Vereinen und Verbänden der Mehrheitsgesellschaft kann mit diesen

Unterschieden bei den Themen, für die man sich engagiert, sowie bei den Interaktionsformen, die

für ein bestimmtes Engagement gewählt wurden, erklärt werden. Problematisch ist in diesem

Zusammenhang allerdings, dass eben annähernd ausschließlich mittelschichtsspezifische, mehr-

heitsgesellschaftliche und zumeist männliche Interaktionsformen und Engagementthemen unter

den Begriff bürgerschaftliches Engagement subsummiert werden. Viele Leistungen und Tätigkei-

ten gegenseitiger Unterstützung und Solidarität, die im Leben vieler MigrantInnen eine wichtige

Rolle spielen (z.B. die unentgeltliche Betreuung der Kinder von Freunden oder Bekannten, Hilfe-

stellung beim Zurechtfinden in einer neuen Umgebung bzw. Übersetzungsarbeiten unter Angehö-

rigen des gleichen Herkunftslandes, etc.), fallen zumeist nicht unter den Begriff des bürgerschaft-lichen Engagements.

Diese Ausgrenzungsstrukturen die durch die Festschreibung einiger als normal und anerkannt

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anderen Formen von Engagement verlangen oder gar nicht als in diesem Rahmen bear-

beitbar erscheinen.“ (Rommelspacher 1995 zitiert nach Munsch 2010, S. 21ff)

Ein diversitätsreflexiver Begriff von bürgerschaftlichem Engagement wäre zum einen in der La-

ge, die Lebensweltbezüge von Engagement und die aus ihnen entstehende Vielfalt an Engage-

mentformen und -themen einzubeziehen. Zum anderen schärft er den Blick auf Dominanz-, Herr-

schafts- und Ausgrenzungsstrukturen innerhalb des Kontextes von bürgerschaftlichem Engage-

ment. Er begreift bürgerschaftliches Engagement also in seinem systemischen, gleichzeitig aber

auch in seinem lebensweltlichen Zusammenhang und erkennt die Beziehung zwischen diesen

 beiden Grundlagen bürgerschaftlichen Engagements. Dadurch erst wird auch eine Aufhebung der

angesprochenen Trennung der Gesellschaft in eine politisch-öffentliche und eine privat-

 persönliche Sphäre möglich. Engagementformen und – themen, die ansonsten im Diskurs zu bür-

gerschaftlichen Engagement ausgeschlossen bleiben, weil sie dem unpolitischen, privaten Raum

zugesprochen werden, würden hierdurch zu mehr Anerkennung kommen.

Da der Begriff ‚bürgerschaftliches Engagement‘ nach Ansicht Munschs die oben beschriebene

kulturelle Eindimensionalität sowie die angesprochenen Herrschafts- und Ausgrenzungsstruktu-

ren bereits in sich trägt, plädiert sie für die Verwendung des Begriffs ‚politisches und sozialesEngagement‘.

Anstatt erneut einen Terminus in die schon heute unübersichtliche wissenschaftliche Debatte zur

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chen Engagements. Vielmehr ergeben sie sich aus den systemischen Zusammenhängen und

Rahmenbedingungen einer Gesellschaft sowie aus individuellen Interessen, aus biografischen

Erfahrungen und der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen und kulturellen Gruppe.

Besonders den individuellen biografischen Erfahrungen kommt bei der Analyse bürgerschaftli-

chen Engagements aus einer rekonstruktiven Perspektive eine zentrale Bedeutung zu.

Bei der Untersuchung bürgerschaftlichen Engagements aus einer rekonstruktiven Perspektive

geht es vor allem „um das Verstehen und die Interpretation der Wirklichkeit als einer von han-

delnden Subjekten sinnhaft konstruierten und intersubjektiv vermittelten Wirklichkeit (…). Der

Begriff der Rekonstruktion verweist dabei auf die immer schon vorgängig stattgefundenen Kon-

struktionen –  eben die Vorstrukturiertheit –  sozialer Wirklichkeit, die es verstehend und analysie-

rend zu interpretieren gilt.“ (Wensierski/Jakob 1997, S. 9 zitiert nach Munsch 2003, S. 9)  

Wie in Kapitel 2.2 bereits angesprochen, ist diese vorstrukturierte soziale Wirklichkeit im Leben

vieler MigrantInnen eng verbunden mit sozialer Benachteiligung. Um zu verstehen, warum sich

MigrantInnen vermeintlich seltener bürgerschaftlich engagieren bzw. warum sie in der Debatte

zu bürgerschaftlichem Engagement nur randständig auftauchen, ist es aus einer rekonstruktiven

Perspektive zunächst notwendig zu untersuchen, welche Auswirkungen diese soziale Benachtei-

ligung auf das Leben von MigrantInnen hat und inwieweit sie die Bereitschaft zur Übernahmeeines bürgerschaftlichen Engagements beeinflusst.

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Im Alltag wird soziale Benachteiligung in aller Regel nicht als gesellschaftliches Phänomen, son-

dern als individuelles Schicksal gesehen, was dazu führt, dass sich sozial Benachteiligte ständig

in einem Spannungsverhältnis zwischen ihrer eigenen gesellschaftlichen Position und den als

normal und erstrebenswert geltenden Positionen und Gütern wiederfinden. Aus diesem Span-

nungsverhältnis heraus müssen die verwehrten Zugänge ausgehalten und bewältigt sowie um

Handlungsfähigkeit und die Selbstbestimmung über das eigene Leben gekämpft werden. Gerade

letzterer Punkt wird immer wieder dadurch erschwert, dass gewisse Abhängigkeiten bspw. vom

Sozial- oder Arbeitsamt bestehen, bzw. Faktoren vorherrschen, die die Selbstbestimmung des

eigenen Lebens einschränken (wie z.B. ein niedriger Bildungsabschluss, was wiederum zu gerin-

geren Chancen auf eine Erwerbsarbeit führt).

 Neben diesem Kampf um ein selbstbestimmtes Leben trotz eingeschränkter Ressourcen, müssen

von sozialer Benachteiligung Betroffene zusätzlich eine ständige Anstrengung um eine gesicherte

Existenz in der Gegenwart und in der Zukunft aufbringen. Begleitet werden diese Anstrengungen

von dem Bemühen um gesellschaftliche Anerkennung und Normalität im direkten Umfeld, aber

auch bspw. auf den Ämtern oder in der Schule.

In den hier beschriebenen Unsicherheiten in Bezug auf die Existenzsicherung sowie in den Ein-

schränkungen bei der Selbstbestimmung über das eigene Leben können Gründe für das vermeint-

lich unterdurchschnittliche bürgerschaftliche Engagement von MigrantInnen gesehen werden: Nur wenn die Bereiche, neben denen bürgerschaftliches Engagement stattfinden soll  –  also Fami-

lie und Erwerbsarbeit – ausreichend abgesichert sind werden notwendige Ressourcen für ein

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 Neben den Lebensbedingungen und den als Ergebnis sozialer Ungleichheit bestehenden gesell-

schaftlichen Ausgrenzungsstrukturen und Machtverhältnisse sind die von den Menschen gemach-

ten biografischen Erfahrungen ein weiterer wesentlicher Faktor im Zusammenhang mit bürger-

schaftlichem Engagement.

Anknüpfungspunkte in der Biografie der Engagierten sind essenziell für das Zustandekommen

eines für die eigene Identität wirksamen und für den Einzelnen sinnvollen Engagements. Bürger-

schaftliches Engagement ist somit immer eingebettet in biografische Ereignisse und Erfahrungen,

hat also immer –  oft unbewusst –  direkte Bezüge zur eigenen Biografie, zur jeweiligen Lebenssi-

tuation und zu biografischen Präferenzen. Eine besondere Rolle spielt die biografischen Passung

des Engagements, d.h. „dass die Rahmenbedingungen und Anforderungen eines Engagements zu

den individuellen, biografischen Voraussetzungen und Erwartungen an eine gemeinwohlorien-

tier te Tätigkeit ‚passen‘ müssen.“ (Jakob 2003, S. 79) Neben der biografischen Passung kann auch die Verwirklichung eines „biografisch wichtigen

Themas“ (vgl. ebd.) Ausgangspunkt für ein bürgerschaftliches Engagement sein. Solche biogra-

fisch wichtige Themen sind vielfältig: es kann sich hierbei um eine verwehrte Bildungslaufbahn,

um Einschränkungen beim Zugang zu einer Erwerbsarbeit oder um geschlechtsspezifische oder

rassistische Diskriminierungserfahrungen handeln, die zu einem Engagement in einer feministi-schen Organisation oder in einer Anlaufstelle für MigrantInnen führen, denen aufgrund ihrer

Herkunft ihres Aussehens oder ähnlichen Zuschreibungen der Zugang zu einer Erwerbsarbeit

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Es muss zu den individuellen biografischen Erfahrungen ‚passen‘ sowie mit anderen sinnstiften-

den Leistungen in Einklang gebracht werden und verbindet sich dadurch zu einer kontinuierli-

chen Lebensgeschichte. Die Herstellung einer solchen kontinuierlichen Lebensgeschichte ist aus

Sicht von BiografieforscherInnen ein zentrales Element in unserem Leben (vgl. ebd., S. 133f.).

Mit Kontinuität ist hier keinesfalls gemeint, dass die individuelle Lebensgeschichte frei von bio-

grafischen Brüchen sein muss. Eine kontinuierliche Lebensgeschichte nimmt sowohl diese Brü-

che als auch verwehrte Zugänge auf und bürgerschaftliches Engagement kann zu einer Strategie

werden, um diese zu verarbeiten bzw. zu verändern. Die biografischen Erfahrungen und die je-

weiligen Lebensumstände prägen also die Engagementthemen und -formen, die wiederum rück-

wirkend die Biografien und Lebensumstände der Engagierten prägen.

Im Zusammenhang mit Migration ist der biografische Ansatz besonders aufschlussreich, da die

Bewältigung biografischer Brüche durch den Wechsel vertrauter Routinen und Kulturen, des Le- bensortes und sozialer Netzwerke sowie die Bewältigung eingeschränkter Zugänge im Leben

vieler MigrantInnen eine zentrale Rolle spielen. Bürgerschaftliches Engagement von MigrantIn-

nen ist somit in besonderem Maße mit diesen Brüchen und den verwehrten Zugängen zu Res-

sourcen wie Erwerbsarbeit und Einkommen, Bildung und Statuspositionen verknüpft. Die Bewäl-

tigung dieser Brüche und verwehrten Zugänge muss hierbei genau so wenig explizit genannterGrund für ein Engagement sein, wie die Reproduktion von sozialer Integration und einer lebens-

geschichtlich konsistenten Identität Es muss trotz allem und das ist der Kern der biografischen

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Engagementthemen und – formen. Ausgrenzungserfahrungen oder die Thematisierung und Verar-

 beitung eigener Nöte widersprechen dem selbstgestellten Anspruch eines Engagements für An-

dere bzw. für das Gemeinwohl im dominierenden Diskurs zu diesem Thema.

Doch schließt ein Engagement ‚in eigener Sache‘ eine Gemeinwohlorientierung von vornherein

aus? Kann ein Engagement, das vordergründig der Bewältigung schwieriger Lebenslagen dient

nicht auch positive Auswirkungen auf das Gemeinwesen haben?

Wie Blaschke (2003) darlegt, hat auch ein solches Engagement immer einen Bezug zum Ge-

meinwesen. Ausgehend von einem republikanischen Verständnis6 von bürgerschaftlichem Enga-

gement und Bürgergesellschaft argumentiert er, dass auch wenn der Ausgangspunkt für ein En-

gagement die eigene prekäre Lebenslage ist, der Gegenstand und Ort des Engagements das politi-

sche Gemeinwesen bzw. die Öffentlichkeit bleibt und dadurch  –  wenn auch nicht gezielt –  Dritte

einschließt, auf die das Engagement nicht unmittelbar bezogen war . „Das Engagement (...) ineigener Sache zielt also auf die Emanzipation in sozialer und ökonomischer Hinsicht und darüber

hinaus auf die Aneignung bürgerschaftlicher und politischer Handlungsmöglichkeiten für sich

und für alle anderen Bürger.“ (Blaschke 2003, S. 55)

Mit der Einbeziehung migrationsspezifischer Lebenslagen durch einen rekonstruktiven Zugangzum Thema bürgerschaftliches Engagement sowie durch den diversitätstheoretischen Ansatz

konnte zusammenfassend dargestellt werden wie Ausgrenzungsstrukturen und Dominanzkultu-

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und biografisch wichtige Themen die Übernahme einer freiwilligen Tätigkeit beeinflussen und

warum gerade auch ein Engagement von MigrantInnen, das vordergründig als ein Engagement in

eigener Sache verstanden werden könnte, mit dem Attribut ‚bürgerschaftlich‘  bezeichnet werden

sollte.

Die lebensweltliche Perspektive allein reicht für die Analyse bürgerschaftlichen Engagements

von MigrantInnen allerdings nicht aus, da diese immer aus einer „Binnenperspektive“ (vgl. Ha-

 bermaß 1995 zitiert nach Munsch 2010, S. 45) der Akteure heraus erfolgt. Hierdurch werden Ein-

flüsse von außen, insbesondere gesellschaftliche, politische und ökonomische Einflüsse überse-

hen. Um diese Einflüsse von außen auf die Lebenswelt von MigrantInnen analysieren zu können,

 bedarf es zusätzlich zur lebensweltlichen einer systemischen Analyseperspektive.

2.3.3 Systemische Perspektive

Die systemische Perspektive bei der Analyse bürgerschaftlichen Engagements versucht, anders

als die individualisierenden oder die kulturalisierenden Erklärungsmuster, die gesellschaftlichen

Strukturen zu analysieren, die das Engagement von MigrantInnen prägen.

Sie ergänzt die lebensweltbezogene Analyseebene, also eine subjektbezogene, die ihren Fokus

auf kulturelle Aspekte legt, durch eine objektive Metaanalyse, die die Ausgrenzungsprozesse

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Zunächst werden die eingeschränkten Zugänge zu den Räumen näher betrachtet, in denen bürger-

schaftliches Engagement stattfinden soll: der politisch-öffentlichen Sphäre.

Im Zusammenhang mit Migration ist hierbei der Zugang zur Staatsbürgerschaft eines Landes und

damit verbunden der Zugang zu Mitgliedschaft, zur Öffentlichkeit sowie zu bestimmten Rechten

und Freiheiten von entscheidender Bedeutung. Inwieweit Menschen Teil einer Gesellschaft wer-

den, hängt demnach nicht mehr nur von den einzelnen Individuen und ihrer ‚Anpassung‘ an die

Kultur, die Institutionen, die Normen und Werte einer Gesellschaft ab, sondern von den soge-

nannten „staatlichen Inkorporationsregimen“ (vgl. Soysal 1994 zitiert nach Munsch 2010 S. 73).

Hier geht es also um die Frage, wie ethnische Minderheiten und MigrantInnen in die „rechtlichen

und organisationellen Strukturen des Einwanderungslandes inkorporiert“ (Munsch 2010, S. 73)

werden und ob hierdurch ihre Beteiligung gefördert oder behindert wird. Wie ist, mit anderen

Worten, der Zugang zu Rechten, Pflichten und Freiheiten, zu Privilegien, zu wohlfahrtsstaatli-

chen Leistungen, zum Arbeitsmarkt oder zu politischen Räumen für MigrantInnen jeweils gestal-tet? Inkorporation geht dabei über den Zugang zu Staatsbürgerschaft hinaus, indem es zusätzlich

Organisationsstrukturen sowie diskursive Zusammenhänge thematisiert und hierdurch auch bür-

gerschaftliches Engagement miteinbeziehen kann.

Welche Auswirkungen staatliche bzw. regionale Inkorporationsregime auf die Zugänge zur Öf-

fentlichkeit für MigrantInnen  –  und damit zu dem Raum in dem bürgerschaftliches Engagementstattfinden soll  –   haben können, beleget eine internationale Vergleichsstudie von Ruud Koop-

mans (Koopmans 2004 zitiert nach Munsch 2010 S 89ff ) In dieser Studie wurden die politi-

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In ähnlicher Weise können die dominierenden Erklärungsmuster zum vermeintlichen Mangel an

Engagement von MigrantInnen durch die Analyse verwehrter Zugänge zu Erwerbsarbeit, Ein-

kommen, Bildung und höheren Statuspositionen relativiert werden.

Diese eingeschränkten Zugänge wirken sich in zweifacher Weise auf ein Engagement aus:

Zum einen bestimmen Erwerbsarbeit, Einkommen und Bildung die Ressourcen, die für ein Enga-

gement zur Verfügung stehen. Vor allem in Situationen mehrdimensionaler Unterversorgung

 bleiben den Betroffenen in aller Regel nur wenige Ressourcen (finanzielle, aber auch zeitliche)

für ein Engagement, dass sich auf Dritte bzw. auf das Gemeinwohl bezieht, wie es im dominie-

renden Verständnis von bürgerschaftlichem Engagement vorgesehen ist. Zum anderen bestimmen

sie die Problemlagen, welche durch ein Engagement bewältigt bzw. verändert werden sollen.

In welchem Ausmaß MigrantInnen von diesen verwehrten Zugängen zu Erwerbsarbeit (und da-

mit verbunden zu Einkommen) und Bildung betroffen sind, wurde in verschiedenen quantitativen

Studien untersucht (vgl. Niessen/Huddleston/Citron 2007 zitiert nach Munsch 2010, S. 110; Die-fenbach 2007; Klieme 2010; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2011). Der Zugang zu

statushöheren sozialen Positionen wird in modernen Gesellschaften in aller Regel durch die Zu-

gänge zu diesen beiden Ressourcen bestimmt.

Dass sich Erwerbsarbeit, Einkommen und Bildung auch unabhängig von Migration auf das bür-gerschaftliche Engagement auswirken, wurde in Kapitel 2.2 bereits dargelegt. Diesen Zusam-

menhang belegen quantitative Studie in denen aufgeführt wird dass sich Menschen mit niedri-

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willigungen nicht gewechselt bzw. verlängert werden können oder wenn sie aus staatlichen Aus-

und Weiterbildungsprogrammen tendenziell ausgeschlossen sind.

Formell rechtliche Inklusion in Form von Gesetzen, die zur Arbeitsmarktintegration von Migran-

tInnen beitragen sollen, garantieren allerdings noch keinen inklusiven Arbeitsmarkt. Da sich die-

se formell rechtliche Gestaltung des Zugangs zu Erwerbsarbeit zumeist nur auf die Staatsangehö-

rigkeit der MigrantInnen bezieht, um Diskriminierungen, die aufgrund dieses formellen Aspekts

der Staatsbürgerschaft stattfinden entgegenzuwirken, werden andere, informelle Formen von

Diskriminierung oft übersehen. Diskriminierungen bspw. aufgrund von Hautfarbe, kultureller

oder religiöser Herkunft können durchaus dazu führen, dass sich MigrantInnen trotz inklusiver

rechtlicher Rahmenbedingungen in Bezug auf den Arbeitsmarktzugang von diesem ausgeschlos-

sen fühlen. Genau diese informellen Formen von Diskriminierung spielen bei MigrantInnen der

zweiten, dritten oder vierten Generation, die zumeist die Staatsbürgerschaft des Einwanderungs-

landes besitzen, eine deutlich wichtigere Rolle.Die Ausgrenzungen vom Arbeits- und Ausbildungsmarkt werden bei den genannten informellen

Diskriminierungen freilich nicht mit der Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder Ethnizität per se

 begründet  –   Antidiskriminierungsgesetze verbieten dies. Argumentiert wird über die Zuschrei-

 bung bestimmter Eigenschaften aufgrund von religiöser, kultureller oder ethnischer Zugehörig-

keit. Rückständigkeit, mangelnde Autonomie und Unselbstständigkeit (v.a. bei Frauen muslimi-scher Herkunft), also ein Mangel an notwendigen Schlüsselqualifikationen zählen zu diesen Zu-

schreibungen und werden vermehrt bei der Legitimation für Ausgrenzung aus dem Arbeits- bzw

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lich, sozial und kulturell relativ benachteiligte Schülerpopulation (vgl. Munsch 2010) oder ethno-

zentrische Lehrpläne, „welche in der Aufgabe verwurzelt sind, einheitliche StaatsbürgerInnen

hervorzubringen“ (European Commission 2003 zitiert nach Munsch 2010, S. 119) und dadurch

ein Schulklima erzeugen, das der interkulturellen Öffnung von Schulen entgegenwirkt. Auch

herrschen teilweise schwerwiegende Vorurteile und Zuschreibungen unter den Lehrkräften vor,

die nicht zuletzt dazu führen, dass bestimmten Gruppen jugendlicher MigrantInnen die Fähigkei-

ten abgesprochen werden, an einer gymnasialen Oberstufe partizipationsfähig zu sein.

Auch im Bereich der Bildung führen also zum Teil vorherrschende Formen informeller Diskri-

minierung zu eingeschränkten Zugängen für MigrantInnen zu höheren Bildungsabschlüssen. Dies

hat wiederum direkte Auswirkungen auf den Zugang zum Arbeits- und Ausbildungsmakrt sowie

zu statushöheren sozialen Positionen.

In diesem Kapitel wurden die eingeschränkten Zugänge, die das bürgerschaftliche Engagement

von MigrantInnen prägen nochmals ausführlich dargestellt sowie Gründe aufgeführt, die indivi-

dualisierende und kulturalisierende Erklärungsmuster für das vermeintlich unterdurchschnittliche

 bürgerschaftliche Engagement von MigrantInnen relativieren.

In Verbindung mit der lebensweltlichen Perspektive ist ersichtlich geworden, dass das bürger-schaftliche Engagement von MigrantInnen als Bewältigungsstrategie biografisch wichtiger The-

men und insbesondere der hier aufgeführten eingeschränkten Zugänge zu Erwerbsarbeit Ein-

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2.4 nsatzpunkte bei der Engagementförderung für MigrantInnen

 

2.4.1 Allgemeine Ansatzpunkte

Wie bereits angesprochen wird im bürgerschaftlichem Engagement ein wichtiger Bestandteil zur

gesellschaftlichen Integration und zur Zukunftsfähigkeit eines Gemeinwesens gesehen. Deshalbist auch die Förderung dieses Engagements, und zwar insbesondere solcher Gruppen, die von

gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffen sind, unerlässlich. Die Engagementpotentiale müssen

von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren (Staat, Wirtschaft, Zivilgesellschaft) durch die

Schaffung engagementfördernder Rahmenbedingungen und Gelegenheitsstrukturen zur Mitwir-

kung, zur Selbstorganisation und zur Eigenverantwortung freigesetzt werden.

Damit die Unterstützungsangebote und Maßnahmen zur Engagementförderung auch MigrantIn-

nen erreichen, ist zunächst die soziale Anerkennung ihres Engagements und damit einhergehend

ihre gesellschaftliche Gleichstellung ein wichtiger Ansatzpunkt.

Wie von Halm/Sauer (2007) dargestellt, findet das eigenethnische Engagement von Türkinnen

und Türken  –   und es ist anzunehmen, dass es bei MigrantInnen anderer Herkunft ähnlich ist  –  

überwiegend in migrationsspezifischen Selbsthilfeorganisationen statt, in denen Themen behan-

delt werden, die der spezifischen Migrationssituation entspringen (vgl. Halm/Sauer 2007). Es ist

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ganisationen bei. Durch die gegenseitige Anerkennung könnte das bondig social capital , also das

 partikularistisch organisierten soziale Kapital im eigenethnischen Kontext der MigrantInnen bzw.

der Angehörigen der Aufnahmegesellschaft, in bridging social capital , also in grenzüberschrei-

tendes, vernetztes soziales Kapital überführt werden und somit den gesellschaftlichen Integrati-

onsprozess anstoßen, der dem bürgerschaftlichem Engagement zumeist als Erwartung entgegen-

gebracht wird.

Wichtig bei diese Vernetzung sind die Schaffung von Gemeinsamkeiten und die gegenseitige

Anerkennung eigenethnischer und aufnahmegesellschaftlicher Organisationen. Die Schaffung

gemeinsamer Interessen und Ziele ist wohlmöglich mit Blick auf die Arbeitsausrichtung eines

Großteils der eigenethnischen Organisationen auf das Zuwanderungsland und die Aufnahmege-

sellschaft –  und eben nicht, wie oft angenommen, auf das Herkunftsland  –  leichter als von vielen

Seiten prognostiziert. (vgl. ebd.)

Aus der empirischen Studie von Halm/Sauer ging außerdem hervor, dass die Möglichkeit zurWeiterbildung und eine Unterstützung bei der Ausübung der jeweiligen Tätigkeit oft als Erwar-

tung an das Engagement genannt wurden. Diese Möglichkeiten und Unterstützungsangebote zu

schaffen, und zwar sowohl formeller Art, in Form von Schulungen, Kursen, etc. als auch infor-

meller Art (Einarbeitung, Anleitung, Unterstützung, etc. durch Hauptamtliche oder andere Enga-

gierte), ist ein weiterer Ansatzpunkt zur Förderung des Engagements von MigrantInnen.

Die Mitgliederstrukturen deutscher Organisationen zeigen dass Leitungspositionen in den sel-

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sind. Solange es in dieser Gruppe nicht zu einer Reflexion darüber kommt, welche Interaktions-

formen bzw. welche Engagementthemen für welche soziale Gruppe eher gewohnt sind und als

„normal“ gelten und für welche sie eher ungewohnt und ausgrenzend wirken, werden Ausgren-

zungsstrukturen und Dominanzkulturen im bürgerschaftlichen Engagement auch weiterhin repro-

duziert werden.

Solch eine Reflexion wäre auch in den Infrastruktureinrichtungen und lokalen Anlaufstellen zur

Engagementförderung von Nöten, die spätestens seit der Enquete-Kommission „Zukunft des

Bürgerschaftlichen Engagements“ und des daraufhin eingerichteten Unterausschusses im Deut-

schen Bundestag „Bürgerschaftliches Engagement“ deutschlandweit ausgebaut wurden. Zu die-

sen Einrichtungen und Anlaufstellen zählen Seniorenbüros, Selbsthilfekontaktstellen, Bürgerstif-

tungen, Lokale Bündnisse für Familien, Mehrgenerationenhäuser und die im Fokus der vorlie-

genden Arbeit stehenden Freiwilligenagenturen.Auf letztere wird im folgenden Kapitel nochmals ausführlicher eingegangen.

2.4.2 Freiwilligenagenturen als Infrastruktureinrichtungen zur

Engagementförderung

„Unter Freiwillig enagenturen werden in der Fachöffentlichkeit unabhängige, lokale Infra-

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MigrantInnen gezielt in die Beratungs-, Informations- und Vermittlungsarbeit einbeziehen zu

können.

Inwieweit sich diese Vorschläge und Ansatzpunkte zur Engagementförderung für MigrantInnen

auf Freiwilligenagenturen eins zu eins übertragen lassen, hängt allerdings nicht nur von deren

guten Willen und ihrer Bereitschaft ab, sich interkulturell zu öffnen. Dies macht ein Blick auf die

doch sehr unterschiedlichen Handlungspraxen, Organisationsstrukturen, Leitbilder und Kernpro-

file der Freiwilligenagenturen in Deutschland deutlich. Zunächst soll daher ein Überblick über

die konzeptionellen Selbstverständnisse und Leitbilder und damit verbunden über das breite Auf-

gabenspektrum und die Umsetzung dieser Aufgaben von Freiwilligenagenturen in Deutschland

gegeben werden.

Zu unterscheiden sind zunächst zwei Kernfunktionen von Freiwilligenagenturen:Die Erste bezieht sich auf den zumeist an sich selbst gestellten Anspruch der Aktivierung eines in

der Bevölkerung schlummernden und noch nicht genutzten Engagementpotenzials. Es geht hier-

 bei insbesondere darum, engagementinteressierte BürgerInnen über das breite Spektrum an En-

gagementthemen und -formen zu informieren und zu beraten sowie ihnen „eine breite Auswahl

individueller Engagementmöglichkeiten unterschiedlicher Art und Intensität, in der Regel spar-tenübergreifend in den Bereichen Kultur, Ökologie, Sport, Politik sowie im Gesundheits- und

Sozialbereich zu unterbreiten“ (Ebert/Speck 2011 S 555) Zusammengefasst kann man hierbei

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Auch wenn sich die Freiwilligenagenturen in Deutschland bezüglich ihres konzeptionellen

Selbstverständnisses und ihrer Leitbilder heute weitgehend ähneln, bestehen weiterhin teilweise

große Unterschiede mit Blick auf die Qualität und den Umfang des Aufgabenspektrums. Dies

hängt natürlich in besonderem Maße mit den äußeren und organisationsstrukturellen Rahmenbe-

dingungen zusammen, denen die Freiwilligenagenturen ausgesetzt sind. Zu den äußeren Faktoren

zählen beispielsweise die Größe des Einzugsgebietes, die Zusammensetzung der Bevölkerung

(besonders wichtiger Aspekt in Hinblick auf die Engagementförderung von MigrantInnen) oder

die Unterstützung durch Fördermittelgeber sowie deren Interessen. Bei den organisationsstruktu-

rellen Rahmenbedingungen sind z.B. die personelle, räumliche und sächliche Ausstattung der

Freiwilligenagenturen, die Kompetenzen der Mitarbeiter sowie deren Vernetzung im lokalen

Raum zu nennen. Ob es Freiwilligenagenturen möglich ist, sich neben dem Informieren, Beraten

und Vermitteln von engagementinteressierten BürgerInnen, dem Mitwirken bei der Vernetzungzur Engagementförderung in den Kommunen, dem Betreiben von Öffentlichkeits- und Lobbyar-

 beit sowie der Entwicklung von engagementfreundlichen Rahmenbedingungen in Organisatio-

nen, Vereinen und Verbänden, zusätzlich anderen Aufgaben zu widmen, hängt besonders von

diesen Rahmenbedingungen ab. (vgl. ebd., S. 557f.)

Egal wie breit das Aufgabenspektrum oder wie ausdifferenziert das konzeptionelle Selbstver-

ständnis der Freiwilligenagenturen ist: besonders wichtig für die Förderung von bürgerschaftli-

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Veränderungen sollten in allen Bereichen der Organisation durchgeführt werden  –   also auf der

individuellen, auf der strukturellen und auf der professionellen Ebene –  um Zugangsbarrieren für

MigrantInnen abzubauen. Wichtig sei vor allem die Herstellung kulturell homogener Teams in-

nerhalb der Freiwilligenagenturen sowie die interkulturelle Qualifizierung und Schulung der be-

reits vorhandenen MitarbeiterInnen und Freiwilligen.

Desweiteren sei die Vernetzung und Kooperation der Freiwilligenagenturen mit Migrantenorga-

nisationen vor Ort ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Engagementförderung für Migran-

tInnen. Die Migrantenselbstorganisation würden nicht nur die Lebenswelten der MigrantInnen,

ihre Interessen und Ziele kennen, sondern sie können zudem „oft über Brückenpersonen in der

interkulturellen Kommunikation vermitteln.“ (ebd., S. 14)

Kenne man erst einmal die spezifischen Lebenslagen, Interessen, Motivationen und Ziele von

MigrantInnen, so können im Anschluss viel leichter spezifische Engagementangebote, die sich an

den Bedürfnissen und Fähigkeiten der MigrantInnen orientieren, identifiziert und für die Vermitt-lung bereitgehalten werden. (vgl. ebd., S. 22, 24)

Auch die interkulturelle Beratung und Fortbildung „einheimischer“ Organisationen würde einen

großen Beitrag zur Engagementförderung für MigrantInnen erbringen. „Viele Organisationen

sind sehr an der Zusammenarbeit mit Freiwilligen mit Migrationshintergrund und an Themen der

interkulturellen Freiwilligenarbeit interessiert.“ (ebd., S. 26)Oft fehle ihnen jedoch das nötige Know-How und interkulturelle Kompetenzen bei der Zusam-

menarbeit mit und bei der Akquirierung von engagementbereiten MigrantInnen

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3. EMPIRISCHER TEIL

3.1 Untersuchungsleitende Fragestellungen 

Ziel der empirischen Untersuchung anhand von leitfadengestützten Experteninterviews mit

hauptberuflichen MitarbeiterInnen in Freiwilligenagenturen war es, die Herausforderungen, vor

denen Freiwilligenagenturen bei der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von Migran-tInnen stehen sowie die Handlungsstrategien, die sie bei dieser Aufgabe verfolgen, herauszuar-

 beiten. Hierfür wurden zwei Teilfragen konzipiert, die auf dem im Vorfeld angeeigneten theoreti-

schen und empirischen Wissen zu diesem Thema basieren.

Die erste Teilfrage bezieht sich auf die Einschätzungen und Einstellungen der Freiwilligenagen-

turen zum bürgerschaftlichen Engagement von MigrantInnen. Hierbei sollten die Einschätzungen

der Interviewten zum Umfang, zur Qualität, zu den Bereichen und der Struktur, zur allgemeinen

Engagementbereitschaft, den Motive, Erwartungen, Problemen und Hürden eines bürgerschaftli-

chen Engagements von MigrantInnen untersucht werden. Konkret wurde nach den Erklärungen

für die Unterrepräsentanz von MigrantInnen in quantitativen Studien zu bürgerschaftlichem En-

gagement gefragt und ob diese Unterrepräsentanz nach Einschätzung der Freiwilligenagenturen

der Realität entspricht. Zudem wurde erfragt, ob es aus Sicht der Freiwilligenagenturen spezifi-

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Freiwilligenagenturen bezüglich des bürgerschaftlichen Engagements von MigrantInnen Auf-

schluss über die von ihnen getroffene Auswahl und Bewertung der jeweiligen Maßnahmen ge-

 ben. Mit anderen Worten  –  oder: Wie die Interviewten das Thema betrachten, soll erklären, wa-

rum sie was gemacht haben/machen/machen wollen.

3.2 Forschungsdesign 

3.2.1 Fallauswahl

Auf die Fallauswahl haben in der vorliegenden Untersuchung folgende Aspekte eingewirkt:

Zum einen musste sichergestellt sein, dass das Thema Engagementförderung für MigrantInnen in

den ausgewählten Freiwilligenagenturen von Bedeutung ist. Für diesen Aspekt wurden Städte

gesucht, die auf der einen Seite so groß sind, um davon ausgehen zu können, dass sich in ihnen

ein breites Spektrum bürgerschaftlichen Engagements entfaltet, auf der anderen Seite sollte eine

große migrantische Community in ihnen vertreten sein.

Zum anderen musste gewährleistet sein, dass die vorliegende Untersuchung mit Blick auf den

Zeit- und Kostenrahmen durchführbar bleibt.

Die Auswahl fiel aus diesen Gründen auf zwei Freiwilligenagenturen in der Stadt S.7 (Anzahl der

Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Stand 2011: 43%) und auf eine Freiwilligenagentur der

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greifende Freiwilligenagenturen beziehen ihre finanziellen Mittel meist aus kommunalen

und/oder Landesmitteln, oft ergänzt durch regionale Unterstützer (Organisationen, Unternehmen,

Stiftungen) und vermitteln/beraten trägerübergreifend.

Freiwilligenagenturen unter privater Trägerschaft erhalten ihre finanziellen Mittel überwiegend

von der Trägerorganisation. Ihre Vermittlungs- und Beratungsarbeit beschränkt sich zumeist auf

Engagementprojekte, die unter der gleichen Trägerschaft bestehen. Durch diese Auswahl sollen

eventuell bestehende Unterschiede zwischen diesen beiden Organisationsformen herausgearbeitet

werden.

Außerdem sollte untersucht werden, ob die Arbeitsweisen, die Einstellungen und die Einschät-

zungen der Freiwilligenagenturen beim Thema Engagementförderung für MigrantInnen davon

 beeinflusst werden, ob die LeiterInnen der Agenturen selbst einen Migrationshintergrund haben

oder nicht. Diese Überlegung basierte vor allem auf dem von der bagfa herausgegebenen Leitfa-den zur interkulturellen Öffnung der Freiwilligenagenturen (2011), in dem zu lesen ist, dass es

für die Engagementförderung für MigrantInnen hilfreich sein könne, wenn unter den hauptberuf-

lichen Mitarbeitern Menschen mit Migrationshintergrund vertreten sind. Bei der Feldauswahl

wurde deshalb auch auf diesen Aspekt geachtet und eine Freiwilligenagentur ausgewählt, deren

Leiterin einen Migrationshintergrund hat (Fall Z.).

Allgemeine Aussagen und Generalisierungen zum Thema Engagementförderung für MigrantIn-

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rung bürgerschaftlichen Engagements für MigrantInnen zu erhalten, konnte weder auf wissen-

schaftliche Literatur noch auf frei zugängliches Informationsmaterial in den Freiwilligenagentu-

ren zurückgegriffen werden, weshalb eigene Erhebungen notwendig waren.

Eine Befragung der Zielgruppe der Freiwilligenagenturen, also der engagementinteressierten

 bzw. bereits engagierten BürgerInnen  –  und speziell im Falle dieser Arbeit engagementinteres-

sierter/bereits engagierter MigrantInnen  –  wäre durchaus interessant gewesen. Die Lokalisierung

von MigrantInnen, die bereits Angebote der Freiwilligenagenturen in Anspruch genommen haben

oder dies zukünftig beabsichtigen und die Arbeit und Angebote der Freiwilligenagenturen somit

einschätzen und bewerten können, wäre mit Blick auf den Zeitrahmen der vorliegenden Untersu-

chung allerdings zu aufwendig gewesen. Die Experteninterviews in den Freiwilligenagenturen

dagegen waren im zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen durchführbar.

Da Beratungs-, Informations- und Vermittlungsgespräche in der Regel in den Räumlichkeiten derFreiwilligenagenturen stattfinden, ist davon auszugehen, dass der Sitz sowie die räumliche Situa-

tion der jeweiligen Freiwilligenagentur Auswirkungen darauf haben, in welchem Umfang ihre

Angebote von engagementinteressierten BürgerInnen genutzt werden (können). Ist die Freiwilli-

genagentur gut erreichbar, in welchem Stadtviertel befindet sie sich? Wie ist die räumliche Situa-

tion und Ausstattung der Freiwilligenagenturen? Um einen Eindruck über diese Aspekte gewin-nen zu können, fiel die Wahl der Erhebungsmethode auf mündliche Interviews (face-to-face) in

den Räumlichkeiten der Freiwilligenagenturen

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Die Bestandteile des Leitfadens waren8:

 

Aufgaben und Struktur der Freiwilligenagentur

  Einschätzung der Herausforderungen und Problembereiche bei der Ausübung/Nicht-

Ausübung bürgerschaftlichen Engagements von MigrantInnen

  Bisherige Maßnahmen zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements von MigrantInnen

  Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Ausblick

 

Gesamtgesellschaftliche, politische, rechtliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten bei der

Engagementförderung für MigrantInnen

Die Reihenfolge und Formulierung der jeweiligen Fragen konnte während der Interviews variiert

werden um den Gesprächsverlauf möglichst nicht zu behindern. Außerdem wurde bei Bedarf auf

angesprochene, untersuchungsrelevante Aspekte, die jedoch nicht im Leitfaden enthalten waren,

eingegangen.

3.2.3 Feldzugang und Arbeit im Feld

Der Feldzugang gestaltete sich in der vorliegenden Untersuchung äußerst unkompliziert.

Die Interviewtermine wurden jeweils während eines Telefongespräches vereinbart, die Interviews

in den Räumlichkeiten der Freiwilligenagenturen durchgeführt. Diese suchte ich im Juni und Juli

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werden sollte, wurden die Transkriptionsregeln möglichst ökonomisch gewählt9. Bei der Tran-

skription wurde die Computersoftware f4 verwendet.

Im Anschluss daran wurden die transkribierten Interviews mithilfe der  zusammenfassenden quali-

tativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) ausgewertet.

Die Arbeit am Material und der Vorgang der Kategorisierung wurden am Computer durchge-

führt, da hierdurch sichergestellt werden konnte, dass  –   anders als beim „manuellen verwalten

des Datenmaterials –  der jeweilige Kontext der ausgewerteten Textstellen beibehalten wird.

Der Bildung des Kategoriensystems gingen mehrere Reduktionsdurchläufe des Datenmaterials

voraus. Die ersten drei Reduktionsdurchläufe bezogen sich auf die erste Teilfrage  (vgl. Kapitel

3.1). Hierbei wurden zunächst alle vollständigen Aussagen eines Falles zu den Einstellungen und

Einschätzungen der Freiwilligenagenturen zum bürgerschaftlichen Engagement von MigrantIn-nen aus dem Datenmaterial extrahiert und paraphrasiert (Kodiereinheit des ersten Reduktions-

durchlaufs). Im nächsten Schritt wurde das Abstraktionsniveau bestimmt, auf das diese Paraphra-

sen generalisiert werden sollten. Im ersten Reduktionsdurchlauf war das Abstraktionsniveau rela-

tiv niedrig. Es sollten möglichst allgemeine, aber fallspezifische Äußerungen zur Einschätzung

und Einstellung der Interviewten zum bürgerschaftlichen Engagement von MigrantInnen heraus-gearbeitet werden. Sich aufeinander beziehende Generalisierungen wurden anschließend zusam-

mengefasst gebündelt und durch eine neue Aussage wiedergegeben sodass ein vorläufiges Kate-

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Um das Datenmaterial bezüglich der  zweiten Teilfrage  auszuwerten, wurde in gleicher Weise

verfahren –  einzig die Kodiereinheit und das jeweilige Abstraktionsniveau waren anders. Im ers-

ten Reduktionsdurchlauf wurden fallspezifische Äußerungen zur Strategie und zu den Möglich-

keiten der Freiwilligenagenturen bei der Engagementförderung für MigrantInnen aus dem Mate-

rial extrahiert und generalisiert (vgl. Tab. 4, S. LIVff.). Im zweiten Durchlauf wurden die daraus

gebildeten vorläufigen Kategorien weiter reduziert, generalisiert und zusammengefasst (vgl. Tab.

5, S. LXIV). Nach der Rücküberprüfung am Ausgangsmaterial wurde das Abstraktionsniveau

nochmals höher gesetzt und ein abschließendes Kategoriensystem gebildet (vgl. Tab. 6, S. LXX).

Die endgültigen Kategorien für die zwei Teilfragestellungen sind in den Tabellen 3 und 6 im An-

hang auf Seite LIff. bzw. LXXff. einzusehen.

3.3 Untersuchungsergebnisse 

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchung gebündelt dargestellt.

Die entwickelten Kategorien werden hierbei teilweise nochmals unter einen übergeordneten

Gliederungspunkt zusammengefasst.

Bei den Untersuchungsergebnissen zur ersten Teilfrage wurden die Kategorien K 11 und K 12 un-

ter dem Gliederungspunkt 3.3.1.1 „Umfang und Art des Engagements“ aufgeführt, da sie in enger

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chen Engagements von MigrantInnen10 nicht oder nur bedingt getroffen werden können. Dies war

auch nicht Ziel der Arbeit.

Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse zum Umfang, zur Art, zur Qualität und Struktur des

Engagements von MigrantInnen basieren auf den Einschätzungen der interviewten Expertinnen

in den Freiwilligenagenturen und dienen einem anderen Zweck: Die Untersuchung der Einstel-

lungen und Einschätzungen der Interviewten zum bürgerschaftlichen Engagement von Migran-

tInnen sollte Erklärungen für die von ihnen angewandte Strategie und die von ihnen durchgeführ-

ten bzw. nicht durchgeführten Maßnahmen bei der Engagementförderung für MigrantInnen bie-

ten. An einigen Stellen ist dies gelungen und führte zu interessanten Ergebnissen. Auf diese wird

 bei der Zusammenfassung der Ergebnisse nochmals ausführlich eingegangen (vgl. Kap. 3.4).

3.3.1 Einschätzungen und Einstellungen der Freiwilligenagenturen zum

bürgerschaftlichen Engagement von MigrantInnen

3.3.1.1 Umfang und Art des Engagements

Die Expertinnen teilen die Einschätzung, dass die quantitativen Studien, die zu dem Schluss

kommen, dass sich MigrantInnen unterdurchschnittlich häufig engagieren, die Realität nicht adä-

quat widerspiegeln.

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S. IV; S. XIV; S. XXI) und diese Arten des Engagements von den angesprochenen quantitativen

Studien zumeist nicht berücksichtigt werden (vgl. z.B. Freiwilligensurvey 2010, S. 91, 92). Au-

ßerdem werden die Interviews im Rahmen der quantitativen Studien in aller Regel auf Deutsch

durchgeführt, was tendenziell Menschen ausschließt, die der deutschen Sprache nicht oder nicht

in dem Umfang mächtig sind, um an den Befragungen teilzunehmen. Diese Kritik an der Durch-

führungsform sowie an den durch die quantitativen Studien abgefragten Engagementformen, wird

von den Expertinnen geteilt.

Zu Umfang und Art des Engagements lässt sich nach ihrer Einschätzung zudem sagen, dass das

Engagement von MigrantInnen meist milieuabhängig ist und oft –  wie auch die Rekrutierung für

ein Engagement  –   innerhalb der Familie, des Freundes-, Bekanntenkreises oder in der Nachbar-

schaft stattfindet (vgl. S. IV; S. XXI).

Außerdem ist das Engagement von MigrantInnen nach Aussage einer Expertin verstärkt interes-

sengeleitet: migrationsspezifische Themen, wie die Religionsausübung, das Einsetzen für denErhalt der Sprache oder für die Pflege der Kultur des Herkunftslandes, aber auch die Überwin-

dung schwieriger Lebensbedingungen spielen beim Engagement von MigrantInnen demzufolge

meist eine wichtige Rolle. Gerade mit Blick auf die schwierigen Lebensbedingungen entsteht

Engagement oft aus einer Notwendigkeit heraus. Gegenseitige finanzielle Unterstützung, Hilfe-

stellungen bei Behördengängen, Übersetzungsarbeiten, generell gegenseitige Unterstützung beiAnlaufschwierigkeiten und beim Zurechtfinden in einer fremden Umgebung sind nur einige mig-

rationsspezifische Engagementformen Die gemeinsame Betroffenheit von einem Problem

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ist –  hier bleibt die auf die eigene Person bezogene Motivation für ein Engagement oft verdeckt

(vgl. S. XXXIII).

Insgesamt lässt sich mit Blick auf den Umfang und die Art des Engagements von MigrantInnen

festhalten, dass speziell die Freiwilligenagenturen nicht allzu häufig von MigrantInnen aufge-

sucht werden, ihr Engagement insgesamt jedoch nicht unterdurchschnittlich ist. Meist findet es

im privat-persönlichen Raum, innerhalb des eigenen Milieus bzw. der eigenen Ethnie statt und

 bezieht sich oft auf migrationsspezifische Themen.

Begründet wurde dieses häufige Stattfinden des Engagements von MigrantInnen in eher infor-

mellen Strukturen im privat-persönlichen Raum unter anderem damit, dass das Verständnis der

MigrantInnen von bürgerschaftlichem Engagement oder Ehrenamt nicht den ‚deutschen‘ Konze p-

tionen dieser Begriffe entspricht. Dieser Aspekt wird im folgenden Kapitel näher beschrieben.

Weitere Gründe hierfür sind in den allgemeinen Engagementhürden für MigrantInnen zu sehen,welche in Kap. 3.3.1.3 ausführlich dargestellt werden.

3.3.1.2 Kulturell unterschiedliches Verständnis von Engagement

 Nach Einschätzung der Expertinnen gibt es einen starken Zusammenhang zwischen dem jeweili-

gen kulturellen Verständnis von den Konzepten ‚Engagement‘ bzw. ‚Ehrenamt‘ und der Art und

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gagement ist Engagement und muss nicht zwangsläufig im öffentlichen Raum stattfinden (vgl. S.

IV; S. XIV).

Diese Einstellung ist oft eingebettet in eine kulturelle oder religiöse Grundhaltung, in der gegen-

seitige Unterstützung und Solidarität als normal, teilweise sogar als verpflichtend angesehen

wird. Oft gibt es für diese Grundhaltung auch keine exakten Begriffe in den jeweiligen Sprachen

des Herkunftslandes. Dadurch, dass gegenseitige Unterstützung und Solidarität –  egal ob auf die

eigene Familie, auf Freunde, Bekannte oder auf gesamtgesellschaftliche Themen bezogen  –  

 Normalität ist, besteht oft gar kein Bedürfnis, diese Grundhaltung genau zu benennen, zu forma-

lisieren oder zu institutionalisieren, wie es in Deutschland getan wird (vgl. S. XXI).

Die fehlende Tradition eines institutionalisierten bürgerschaftlichen Engagements nach ‚deu t-

schem‘ Muster in den jeweiligen Herkunftsländern kann dazu führen, dass sich MigrantInnen in

stark formalisierten Kooperationen und Strukturen der Vereine, Verbände oder Organisationen

fremd fühlen. Dies kann ein Grund dafür sein, dass sich MigrantInnen häufiger in eher informel-len Strukturen bzw. im privat-persönlichen Raum engagieren, wo die oben beschriebene Grund-

haltung von anderen geteilt wird.

 Neben gemeinsamen Interessen und ähnlichen Problemlagen, die oft zwischen Menschen mit

gleichem kulturellen, ethnischen oder milieuspezifischen Hintergrund bestehen, kann also auchein geteiltes Verständnis von Engagement ausschlaggebend dafür sein, dass sich MigrantInnen

häufig im privat-persönlichen Raum innerhalb der eigenen Familie des Freundes- oder Bekann-

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fentlichen Sphäre, in aufnahmegesellschaftlichen Organisationen, Vereinen oder Verbänden statt-

findet.

Eine dieser Engagementhürden sind fehlende Sprachkenntnisse. Dieser Aspekt wird von den Ex-

 pertinnen allerdings unterschiedlich eingeschätzt. Während zwei der Expertinnen angeben, dass

es für MigrantInnen mit schlechten Deutschkenntnissen kaum Einsatzorte gibt, in die sie vermit-

telt werden könnten (vgl. S. V; S. XVIII), erklärt die dritte Expertin, dass verschiedene aufnah-

megesellschaftliche Projekte, in die ihre Freiwilligenagentur vermittelt, auch durch solche Mig-

rantInnen bereichert werden können, die zwar nicht perfekt Deutsch sprechen, dafür aber eine

oder mehrere andere Sprachen gut beherrschen (vgl. XXIV).

Perfekte Deutschkenntnisse müssen also keine Grundvoraussetzung für ein Engagement und so-

mit fehlende Sprachkenntnisse auch nicht zwingend eine Engagementhürde für MigrantInnen

sein. Hierbei kommt es ganz auf das jeweilige Projekt, auf die Organisation, den Verband, dieInitiative an. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich untereinander  –  wenn auch auf einem

niedrigen sprachlichen Niveau  –  versteht und miteinander kommunizieren kann (vgl. S. XXV).

Wichtig ist vor allem, dass sich MigrantInnen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse in den Pro-

 jekten, Vereinen, Verbänden oder Organisationen nicht defizitär fühlen sollten (vgl. S. X).

Weitere Engagementhürden hängen mit der sozialen Benachteiligung zusammen, von der vieleMigrantInnen in Deutschland –  die Mehrzahl der migrantischen Community besteht immer noch

aus Arbeiterfamilien mit geringen finanziellen Ressourcen (vgl Bundesamt für Migration und

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Auch fehlende zeitliche Ressourcen sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Bestimmte zeit-

lich belastende, unflexible Arbeiten, z.B. Schichtarbeit oder die Übernahme mehrere Arbeiten

über den Tag verteilt, stehen einem Engagement oft entgegen.

Der negative Einfluss sozialer Benachteiligung auf die Übernahme freiwilliger, unentgeltlicher

Tätigkeiten im Rahmen eines bürgerschaftlichen Engagements, wird also auch von den Expertin-

nen bestätigt.

Der Zusammenhang zwischen sozialer Benachteiligung und verwehrten Zugängen zu Ressourcen

wie Erwerbsarbeit, Einkommen oder Bildung sowie zu Statuspositionen und gesellschaftlichen,

wie auch politischen Strukturen wurde in Kapitel 2.3.1 bereits beschrieben. Neben diesen ver-

wehrten Zugängen aufgrund sozialer Benachteiligung, sind als Engagementhürde zudem gesell-

schaftliche, politische und rechtliche Ausgrenzungstendenzen zu nennen, die speziell im Kontext

von Migration häufig auftreten. Auffällig war, dass diese Ausgrenzungstendenzen überwiegendvon der Expertin angesprochen wurde, die durch ihre Biografie als Migrantin selbst Erfahrungen

hierzu gemacht hat bzw. immer noch macht.

So sind zu diesem Aspekt unter anderem Versäumnisse in der deutschen Integrationspolitik zu

nennen, die dazu führen, dass viele MigrantInnen nach wie vor den Eindruck haben, von der Ge-

sellschaft ausgeschlossen zu sein. Die Förderung bestimmter Gruppen (z.B. hochqualifizierteFachkräfte), bspw. durch die Bereitstellung von Sprachkursen oder durch bevorzugende rechtli-

che Regelungen (z B bei der Arbeitserlaubnis oder im Einbürgerungsrecht) und die Vernachläs-

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 bestätigt (vgl. S. XVIII). Gleichzeitig wird der integrationsfördernde Charakter einer freiwilli-

gen/ehrenamtlichen Tätigkeit für die MigrantInnen betont (Integration als  Folge bürgerschaftli-

chen Engagements). Teile der Untersuchungsergebnisse zeigen jedoch, dass diese individuelle

Sichtweise auf Integration im Zusammenhang mit bürgerschaftlichem Engagement nicht ausrei-

chend ist. Grundvoraussetzung für die Übernahme eines bürgerschaftlichen Engagements durch

MigrantInnen ist eben auch eine integrative Gesellschaft, die diese nicht ausgrenzt, sondern kul-

turelle, religiöse und ethnische Vielfalt als Bereicherung ansieht und dementsprechend fördert.

Engagementfördernd wäre es demnach, wenn die Trennung der Gesellschaft in ein konstruiertes

‚Wir‘ und ‚die Anderen‘, der Vorstellung eines gemeinsamen ‚Wir ‘  weichen würde, wenn der

Migrantenstatus also in den Hintergrund und der Status als Bürger, als vollwertiges Mitglied der

Gesellschaft in den Vordergrund rückt (vgl. S. XXVI).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Engagementhürden für MigrantInnen nach Ein-schätzung der Expertinnen sowohl auf der individuellen (z.B. fehlende Sprachkenntnisse) als

auch auf der strukturellen, systemischen Ebene (z.B. soziale Benachteiligung, verwehrte Zugän-

ge) identifizieren lassen.

Inwieweit die Freiwilligenagenturen in der Lage sind, Teile dieser Engagementhürden abzubauen

und somit das bürgerschaftliche Engagement von MigrantInnen zu fördern, wird im Folgenden

dargestellt Zunächst wird hierbei auf bereits durchgeführte Maßnahmen zur Engagementförde-

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Vor der Darstellung der Ergebnisse zur  zweiten Teilfrage  der empirischen Untersuchung muss

festgehalten werden, dass das Thema ‚Engagementförderung für MigrantInnen‘ in den untersuch-

ten Freiwilligenagenturen zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufkam.

So haben die zwei unabhängigen, trägerübergreifenden Freiwilligenagenturen bereits vor einigen

Jahren angefangen sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und deshalb bereits umfangrei-

che Erfahrungen hierzu sammeln können. Anders ist dies bei der dritten Freiwilligenagentur.

Diese hat erst vor kurzer Zeit mit dem Vorhaben begonnen, die Freiwilligenagentur interkulturell

zu öffnen und spezielle Maßnahmen zur Engagementförderung für MigrantInnen durchzuführen.Trotzdem lassen sich schon jetzt teilweise gravierende Unterschiede zwischen der Freiwilligen-

agentur unter privater Trägerschaft und den beiden unabhängigen Freiwilligenagenturen beim

Umgang mit dem Thema ‚Engagementförderung für MigrantInnen‘ erkennen. Diese werden in

Kapitel 3.3.2.3 „Unterschiedlicher Umgang mit dem Thema und unterschiedliche Zielsetzungen“

näher beleuchtet

Zunächst wird jedoch auf die Einschätzungen zu bereits durchgeführten Maßnahmen bzw. zu den

Möglichkeiten, die Freiwilligenagenturen bei der Engagementförderung von MigrantInnen ha-

 ben, eingegangen. Diese stützen sich aufgrund der längeren Erfahrung hierzu vor allem  –  jedoch

nicht nur –  auf die Aussagen der Leiterinnen der beiden trägerübergreifenden Agenturen.

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möglichkeiten oder über Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen, die die Freiwilligen-

agenturen anbieten, informiert werden.

Zum anderen bekommen die Freiwilligenagenturen dadurch einen wichtigen Überblick über die

Situation vor Ort, über die Engagementpotenziale sowie über die Bedürfnisse und Interessen der

BürgerInnen. Wenn eine Freiwilligenagentur bspw. davon erfährt, dass in einem bestimmten

Stadtviertel ein hoher Bedarf an Kinderbetreuungsangeboten besteht, kann sie in der Folge gezielt

nach Kooperationspartnern und engagementinteressierten BürgerInnen suchen, mit denen dann

ein Projekt zu diesem Thema lanciert wird.Lobbyarbeit und Networking  zählen also speziell bei der Engagementförderung für MigrantInnen

zu den wichtigsten Aufgaben der Freiwilligenagenturen. Gerade unter MigrantInnen herrscht

teilweise große Unkenntnis bezüglich der Engagementmöglichkeiten allgemein, aber auch bezüg-

lich der Existenz engagementfördernder Infrastruktureinrichtungen, wie den Freiwilligenagentu-

ren (vgl. S. XXII). Ein breit angelegtes Netzwerk an Kooperationspartnern, zu denen in diesemFall speziell Migrantenselbstorganisationen oder Einrichtungen gehören, die bereits gezielt Mig-

rantInnen in ihre Arbeit miteinbeziehen, kann dazu beitragen, das angesprochene Informationsde-

fizit abzubauen. Zudem kann es dabei helfen sich ein umfangreicheres Bild über die migrantische

Community vor Ort zu machen, um das vorhandene Engagementpotenzial einschätzen zu können

oder um Weiterentwicklungsmöglichkeiten auszuloten. Die Bedeutung dieser Aufgabe wurde

auch von den Expertinnen betont (vgl. S. IX; S. XII; S. XXXV).

Nicht nur deshalb legen die beiden trägerübergreifenden Freiwilligenagenturen ihren Schwer-

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Engagement motiviert werden sollten. Auch diese Maßnahme wurde als weniger erfolgreich be-

wertet: Weil die verantwortliche Projektgruppe nicht wusste, worin die genaue Aufgabe bestand,

ist das Projekt „ein bisschen verlaufen“ (B. S. VII).

 Neben diesen Projekten wurden außerdem Veranstaltungen, bspw. zum Thema „Ehrenamt in

anderen Kulturen“ durchgeführt (vgl. S. XIV) sowie ein Ableger der Interkulturellen Freiwillige-

nagentur 11 beim Aufbau der Agentur beraten und geschult. Letzteres schien durchaus erfolgsver-

sprechend zu sein. Allerdings lief die Modellförderung aus, weshalb das Vorhaben wieder aufge-

geben wurde (vgl. S. X).Die Maßnahmen, die neben der Lobby- und Netzwerkarbeit durchgeführt wurden, hielten sich

insgesamt betrachtet jedoch in Grenzen und beschränkten sich überwiegend auf die Zeit, als man

anfing sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dies hängt allerdings auch mit dem spezifi-

schen Aufgabenprofil der Freiwilligenagenturen zusammen. Hauptaufgabe ist die Informations-,

Beratungs- und Vermittlungsarbeit innerhalb der Freiwilligenagenturen  –   die Lancierung undDurchführung eigener Projekte ist lediglich eine von mehreren Nebenaufgaben.

Aus diesem Grund bezieht sich auch der Großteil der Vorschläge und Ansatzpunkte zur Engage-

mentförderung für MigrantInnen, die im Leitfaden „Unterwegs!“ (2011) der bagfa aufgelistet

werden, auf die Struktur und die Gestaltung der Freiwilligenagenturen selbst.

Hierbei geht es vor allem um die interkulturelle Öffnung und die Schaffung einer Willkommens-

kultur für MigrantInnen in den Freiwilligenagenturen.

Auch hierzu wurden teilweise Maßnahmen vorgenommen So z B die Durchführung von Work-

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3.3.2.1 Einschätzung der Möglichkeiten bei der Engagementförderung für

MigrantInnen

Wie bereits angedeutet, besteht innerhalb der Freiwilligenagenturen durchaus ein Bewusstsein

darüber, welche Maßnahmen bei der Engagementförderung für MigrantInnen und speziell bei der

interkulturellen Öffnung der Freiwilligenagenturen sinnvoll wären. Nach Einschätzung der Ex-

 pertinnen  –  gerade nach Einschätzung der unabhängigen Freiwilligenagenturen  –  ist die Umset-

zung dieser Maßnahmen allerdings oft nicht möglich oder sie wird als zu schwierig angesehen.

Speziell bei der Förderung bürgerschaftlichen Engagements für MigrantInnen kann die Herstel-

lung kulturell heterogener Teams –  unter den Hauptberuflichen und auch unter den Freiwilligen –  

 bzw. die interkulturelle Qualifizierung der Mitarbeiterinnen äußerst hilfreich sein. MitarbeiterIn-

nen mit Migrationshintergrund finden teilweise leichter Zugang zu Migrantenselbstorganisatio-nen und Migrantennetzwerken. Oft haben sie einen reicheren Ehrfahrungsschatz was interkultu-

relle Kommunikation und kulturelle Sensibilität angeht, sprechen meist außer Deutsch noch an-

dere Sprachen und haben eventuell schon weitreichende Kontakte, die in die Arbeit der Freiwilli-

genagenturen einfließen können.

Diese Aussage findet sich im Leitfaden „Unterwegs!“ wieder und wird zudem von den interview-ten Expertinnen bestätigt (vgl. S. VII; S. XXIII). Bei der Umsetzung dieses Vorschlags stoßen die

untersuchten Freiwilligenagenturen jedoch an ihre Grenzen In den drei Freiwilligenagenturen

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nen, bspw. um die Einstellung von hauptamtlichen MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund

zu ermöglichen oder für die Durchführung spezielle Projekte, scheint für die trägerübergreifen-

den Freiwilligenagenturen derzeit schwieriger zu sein, als noch vor einigen Jahren. Diese sind bei

der finanziellen Förderung vor allem auf Gelder der Kommunen bzw. der Städte, der Länder und

in geringerem Umfang auch des Bundes angewiesen. Nach Aussage einer Expertin ist das Thema

‚Engagementförderung für MigrantInnen‘ bei der Landes- und auch bei der Bundesförderung für

Freiwilligenagenturen nicht mehr aktuell: „Das Thema Migration scheint irgendwie durch zu

sein, ne. Da gibt’s nicht mehr so viel.“ (S. VIII)Mit Blick auf diese Aussage ist es nicht verwunderlich, dass die Durchführung von Maßnahmen

zur Engagementförderung für MigrantInnen und speziell zur interkulturellen Öffnung der träger-

übergreifenden Freiwilligenagenturen derzeit als nicht möglich oder als sehr schwierig angesehen

werden.

Erschwert wird die Engagementförderung für MigrantInnen nach Einschätzung einer Expertinaußerdem Größe sowie in der Heterogenität der migrantischen Community vor Ort. Bei der För-

derung bürgerschaftlichen Engagements für MigrantInnen müsse die Freiwilligenagentur deshalb

auf die verschiedenen ethnischen, religiösen, kulturellen, nationalen und regionalen Hintergründe

eingehen, die in der migrantischen Community vertreten sind, was dieses Vorhaben zusätzlich

erschwere (vgl. S. VIIf.).

Teilweise wurde bei den Expertinnen auch die Frage gestellt, ob die Durchführung spezieller

Maßnahmen zur Engagementförderung für MigrantInnen durch die Freiwilligenagenturen über-

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agenturen, muss nach Aussage einer Expertin aber nicht unbedingt an der homogenen Mitarbei-

terstruktur oder dem geringen Grad an Offenheit liegen. Es kann auch mit dem spezifischen Auf-

gabenprofil der Freiwilligenagenturen sowie mit der Art und Weise, wie gearbeitet wird, zusam-

menhängen. So ist der Zugang über den engagementinteressierte BürgerInnen durch die Freiwil-

ligenagenturen zu einer freiwilligen Tätigkeit finden für einige  –  und speziell für viele Migran-

tInnen –  schlicht nicht besonders attraktiv. Nicht jeder engagementinteressierte Bürger finde den

‚Umweg‘  über die Freiwilligenagenturen, die darüber hinaus auch noch überwiegend in klassi-

sche ‚deutsche‘ Einsatzorte, wie Vereine, Verbände oder Organisationen im öffentliche Raumvermitteln, ansprechend (vgl. S. XV).

Desweiteren könne der Sitz der Freiwilligenagentur in einem eher reicheren Stadtviertel umgeben

von Banken- und Versicherungsfilialen sowie teuren Restaurants dazu führen, dass sich gewisse

Gruppen engagementinteressierter BürgerInnen abgeschreckt oder unwohl fühlen und die Frei-

willigenagentur deshalb nur ungerne aufsuchen (vgl. S. V).

Die Freiwilligenagenturen stoßen nach eigener Einschätzung also in vielen Bereichen und auf-

grund spezieller Rahmenbedingungen an die Grenzen ihrer Möglichkeiten und wiegen genau ab,

welche Maßnahmen sinnvoll sind.

Wie bereits angedeutet, beziehen sich die meisten, in diesem Kapitel vorgebrachten Punkte auf

Aussagen der Leiterinnen der unabhängigen, trägerübergreifenden Freiwilligenagenturen. Ein

wichtiger Aspekt der bei diesen Freiwilligenagenturen den Handlungsspielraum zur Engage-

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 jetzt ein unterschiedlicher Umgang mit diesen Themen sowie unterschiedliche Zielsetzungen

hierzu ab.

Hierauf wird im folgenden Kapitel näher eingegangen.

3.3.2.3 Unterschiedlicher Umgang mit dem Thema und unterschiedliche Zielsetzungen

Ein entscheidender Unterschied zwischen den unabhängigen Freiwilligenagenturen und der

Agentur unter privater Trägerschaft besteht bei der finanziellen Förderung für Maßnahmen zur

Engagementförderung für MigrantInnen. Da der freie Wohlfahrtsverband, unter dessen Träger-

schaft die Freiwilligenagentur steht, vor kurzem eine Selbstverpflichtung zur interkulturellen

Öffnung des Verbandes unterschrieben hat, hat die Freiwilligenagentur weniger Probleme bei der

Akquirierung von Mitteln zur Engagementförderung für MigrantInnen bzw. zur interkulturellen

Öffnung der Agentur (vgl. S. XXXI).

Dieser Vorteil wird von der Freiwilligenagentur bspw. dafür genutzt, bereits engagierten bzw.

engagementinteressierten BürgerInnen, die von sozialer Benachteiligung betroffen sind, eine an-

gemessene Aufwandsentschädigung zu ermöglichen. Wie bereits angesprochen fällt hierunter

auch eine Vielzahl von MigrantInnen in Deutschland (vgl. Kap. 3.3.1.3), weshalb hierin durchaus

ein wichtiges Instrument zur Engagementförderung für MigrantInnen zu sehen ist.

Ein weiterer Unterschied besteht beim Zugang, den die Leiterin der Agentur zur migrantischen

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Waren es bei den unabhängigen Freiwilligenagenturen die Einschätzungen, dass der vorgeschla-

gene Kernprozess der bagfa die Freiwilligenagentur derzeit überfordert (vgl. S. XXIII), so sind es

 bei der Freiwilligenagentur unter privater Trägerschaft andere Gründe, die dazu führen, dass der

Leitfaden „Unterwegs!“ bei der interkulturellen Öffnung der Freiwilligenagentur nicht herange-

zogen wird. Hierbei geht es vor allem um unterschiedliche Sichtweisen und Vorstellungen von

den Themen Integration, Ausgrenzung und Diskriminierung. Die Expertin sieht in dem Leitfaden

an einigen Stellen subtile, verdeckte Arroganz, einen herablassenden „Blick von oben nach un-

ten“ (S. XXX) auf die MigrantInnen. Diesen Blick „von oben nach unten“ hört sie in einigen Fäl-len auch während Gesprächen mit ihren ehrenamtlichen MitarbeiterInnen heraus. Um den Mitar-

 beiterInnen diese verdeckte Arroganz bewusst werden zu lassen, sind in naher Zukunft Seminare

und Veranstaltungen zum Thema interkulturelle Sensibilität geplant (vgl. S. XXIV).

Zudem versucht sie den Prozess der interkulturellen Öffnung und ihre Einstellungen in die Ein-

satzorte, in die ihre Freiwilligenagentur vermittelt, einfließen zu lassen. So versucht sie die ver-antwortlichen ProjektleiterInnen und Ehrenamtlichen in persönlichen Gesprächen, aber auch

während jour fixes oder anderen Zusammenkünften davon zu überzeugen, dass speziell auch sol-

che MigrantInnen, die zwar nicht perfekt Deutsch sprechen, dafür aber andere Sprachkenntnisse

haben, die Projekte und auch die Organisationen insgesamt bereichern würden (vgl. ebd.). Damit

dies geschehen kann, ist es allerdings notwendig, dass aus dem „Blick von oben nach unten“ ein

Prozess des Aufeinanderzugehens wird, ein Miteinander auf Augenhöhe, bei dem ein vorder-

gründiges Defizit (wie bspw fehlende Sprachkenntnisse) nicht zu Ausgrenzung oder hierarchi-

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Diskriminierung anzustoßen, sowie Reflexionsmöglichkeiten zu diesen Themen zu bieten (vgl. S.

XXIV).

Das Verständnis darüber, was Freiwilligenagenturen bei der Engagementförderung für Migran-

tInnen leisten könnten bzw. sollten und welche Aufgabe ihnen zukommt unterscheidet sich also

zwischen den trägerübergreifenden Freiwilligenagenturen und der Agentur unter privater Träger-

schaft. Die Reflexion über Ausgrenzungsstrukturen und Dominanzkulturen, die innerhalb des

 bürgerschaftlichen Engagements, innerhalb der Einrichtungen, Organisationen, Verbände undVereine reproduziert werden, scheint bei der Freiwilligenagentur unter privater Trägerschaft  –  

und hier auch gerade im Prozess der interkulturellen Öffnung –  eine größere Rolle zu spielen, als

 bei den unabhängigen Freiwilligenagenturen. Neben der eigenen politischen Einstellung und all-

gemeingesellschaftlichen Sichtweisen trägt der eigene Migrationshintergund hierzu wohlmöglich

in besonderem Maße bei.

Im nächsten Kapitel werden die wichtigsten Untersuchungsergebnisse aus den zwei Teilfragen

nochmals zusammengefasst dargestellt und miteinander in Verbindung gesetzt. Hierbei wird vor

allem auf die Punkte eingegangen, bei denen durch die Untersuchung der ersten Teilfrage, also

der allgemeinen Einschätzungen und Einstellungen der Freiwilligenagenturen zum bürgerschaft-

lichen Engagement von MigrantInnen, Rückschlüsse auf die  zweite Teilfrage  gezogen werden

konnten also auf die Maßnahmen und Strategien der Freiwilligenagenturen bei der Engage-

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am häufigsten bürgerschaftlich engagieren: Erwerbstätige Menschen mittleren Alters, mit hohem

Einkommen und hohem Bildungsgrad –  egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.

Dass die Freiwilligenagenturen von MigrantInnen insgesamt   seltener aufgesucht werden, hängt

nach Einschätzung der Expertinnen zum einen mit der sozialen Benachteiligung zusammen, von

der viele MigrantInnen in Deutschland nach wie vor betroffen sind (Bürgerschaftliches Engage-

ment als bürgerliches Thema, vgl. S. XXI). So braucht es für die Übernahme einer freiwilligen,

unentgeltlichen Tätigkeit ein gewisses Maß an finanzieller Sicherheit. Die Expertin, die vor allem

auf diesen Aspekt bei der Frage nach den Engagementhürden für MigrantInnen eingegangen ist,versucht deshalb finanzielle Mittel zu akquirieren, um eine Aufwandsentschädigung speziell für

Menschen, die von sozialer Benachteiligung betroffen sind, zu ermöglichen (vgl. S. XXIII).

Zum anderen hängt die geringere Wahrnehmung von Angeboten der Freiwilligenagenturen durch

MigrantInnen aber auch damit zusammen, dass das Engagement von MigrantInnen  –  wie auchdie Rekrutierung für ein Engagement –  nach Aussage der Expertinnen überwiegend innerhalb der

eigenen Community, des eigenen Milieus, der unmittelbaren Nachbarschaft bzw. der Familie

stattfindet. Der spezielle Zugang zu einer freiwilligen Tätigkeit über die Freiwilligenagenturen

wird von einigen Menschen schlicht als nicht besonders ansprechend betrachtet. Zudem vermit-

teln die Freiwilligenagenturen überwiegend in klassische ‚deutsche‘ Einsatzorte (Vereine, Ver-

 bände, Organisationen im öffentlichen Raum), also in die Strukturen, in die sich MigrantInnen

seltener einfädeln Aus diesem Grund sei es verständlich dass die Freiwilligenagenturen seltener

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Anders scheint dies bei der Freiwilligenagentur unter privater Trägerschaft zu sein:

Anstatt in der Freiwilligenagentur auf die MigrantInnen ‚zu warten‘ und zu sagen, das Haus sei

 bereits relativ offen, nur würden die Angebote eben nicht von jedem genutzt (vgl. S. VIII), sucht

die Leiterin MigrantInnen gezielt auf und informiert sie im persönlichen Gespräch über die zur

Verfügung stehenden Angebote. In gewisser Weise schafft  sie darüber hinaus spezielle Angebote

für MigrantInnen –  und zwar auch für solche, die die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschen –   indem sie sich in verschiedenen Einrichtungen und Projekten für kulturelle Sensibilität und

Integration einsetzt.

Die direkte Ansprache von MigrantInnen auch außerhalb der Freiwilligenagenturen, scheint für

die Engagementförderung besonders erfolgsversprechend zu sein. Hilfreich ist in diesem speziel-len Fall sicherlich auch der eigene Migrationshintergrund der interviewten Expertin, was die Be-

deutung einer kulturell heterogenen Mitarbeiterstruktur für Freiwilligenagenturen nochmals un-

terstreicht. Die Einstellung von MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund  –   hauptamtlichen

und freiwilligen  –  ist nach Aussage der unabhängigen, trägerübergreifenden Freiwilligenagentu-

ren derzeit allerdings nicht möglich. Gründe hierfür sind vermutlich nicht zuletzt in einem Man-

gel an finanzieller Förderung für Projekte und Maßnahmen speziell zur Engagementförderung für

MigrantInnen zu sehen

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Für die Leiterin der Freiwilligenagentur unter privater Trägerschaft scheinen die größten Heraus-

forderungen nicht unbedingt in diesen Aspekten zu liegen. Ein Mangel an interkultureller Sensi-

 biltät innerhalb der deutschen Bevölkerung (die eigenen MitarbeiterInnen und Freiwilligen einge-

schlossen) und eine nicht-integrative Gesellschaft zählen für sie zu den entscheidenden Engage-

menthürden für MigrantInnen. Sie begreift die Freiwilligenagentur als Forum, in dem diesen aus-

grenzenden Strukturen –  zumindest im kleinen Maßstab –  entgegengewirkt werden kann. Um das

 bürgerschaftliche Engagement von MigrantInnen nachhaltig zu fördern, bedarf es allerdings derSensibilisierung für Ausgrenzungsprozesse und Dominanzkulturen innerhalb der Gruppe, die im

 bürgerschaftlichen Engagement am stärksten repräsentiert ist.

4. DISKUSSION

Insgesamt betrachtet, zeichnen sich innerhalb der untersuchten Freiwilligenagenturen durchaus

erhebliche Unterschiede ab, was das Thema ‚bürgerschaftliches Engagement von MigrantInnen

und seine Förderung‘ angeht. Diese Unterschiede hängen neben den speziellen Organisations-

formen der Freiwilligenagenturen in besonderem Maße von den Einstellungen und Arbeitsweisen

der Leiterinnen der ab.

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gementthemen und Interaktionformen, die bei MigrantInnen vermehrt auftreten, nicht wahrnimmt

und anerkennt. Die Freiwilligenagenturen sind in ihrer Vermittlungs-, Beratungs- und Informati-

onsarbeit allerdings an den institutionellen und organisationellen Rahmen der Öffentlichkeit so-

wie an die darin inhärenten ordnungspolitischen Leitbilder gebunden. So wird annähernd aus-

schließlich in die klassischen ‚deutschen‘ Einsatzorte –  in Vereine, Verbände, öffentliche Organi-

sationen und Institutionen  –   vermittelt. Auch die Migrantenselbstorganisationen müssen be-

stimmte strukturelle Bedingungen erfüllen, um in den Vermittlungs- und Beratungskatalog der

Freiwilligenagenturen aufgenommen zu werden (vgl. S. IV).

Auch mit Blick auf die MigrantInnen oft verwehrten Zugänge zu gesellschaftlichen bzw. politi-

schen Räumen und zu Ressourcen, wie Erwerbsarbeit, Einkommen, Bildung und statushöheren

sozialen Positionen, sind die Freiwilligenagenturen in ihren Möglichkeiten eingeschränkt.

 Natürlich können die Freiwilligenagenturen ausgrenzende rechtliche Rahmenbedingungen (z.B.die staatlichen Inkorporationsmodi, der Zugang für MigantInnen zum Ausbildungs- und Arbeits-

markt) nicht von sich aus verändern und auch die informellen Formen von Diskriminierung im

Bereich der Erwerbsarbeit bzw. der Bildung können von den Agenturen nicht gänzlich abgebaut

werden. An einigen Stellen können sie jedoch sehr wohl d ie „Symptome“ bekämpfen, die mit den

eingeschränkten Zugängen einhergehen, die durch die systemische Analyseperspektive aufge-

zeigt wurden. Wenn sich die Freiwilligenagenturen als Forum verstehen, in dem Maßnahmen und

Reflexionsmöglichkeiten zur interkulturellen Sensibilisierung zu Ausgrenzungstendenzen und

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 –  weniger Probleme beim Erlernen einer neuen Sprache haben werden. Da im privaten Umfeld

vieler Kinder mit Migrationshintergrund jedoch weder die eine noch die andere Sprache in ihrer

Reinform gesprochen wird (sondern vielmehr ein „Mischmasch“, siehe S. XXV), soll den Kin-

dern hierdurch die Sprache des Herkunftslandes ihrer Eltern näher gebracht werden, was wiede-

rum das Erlernen der deutschen Sprache –  so die Annahme –  erleichtert.

Hierdurch werden mehrere Ziele erreicht:

Zum einen ist den Kindern mit Migrationshintergrund dadurch geholfen, dass sprachliche Defizi-

te abgebaut werden und ihnen somit der Zugang zum Bereich der Bildung möglicherweise er-leichtert wird. Zum anderen wird das bürgerschaftliche Engagement von MigrantInnen gefördert

und zwar speziell von jenen, denen der Zugang zum bürgerschaftlichen Engagement aufgrund

mangelnder Sprachkenntnisse erheblich erschwert ist.

Die Bedeutung des rekonstruktiven Ansatzes bei der Analyse bürgerschaftlichen Engagementsallgemein, aber auch speziell im Zusammenhang mit Migration wurde von einer der interviewten

Expertin indirekt bestätigt. Der Wahrnehmung der biografischen Passung bzw. biografisch wich-

tiger Themen spricht sie eine zentrale Rolle bei der Förderung bürgerschaftlichen Engagements

zu. Um engagementinteressierte BürgerInnen –  ob MigrantIn oder nicht –  in einen für sie passen-

den „Einsatzort“ vermitteln zu können, ist es ihrer Ansicht nach notwendig, den Bezug zwischen

dem Interesse an einem bürgerschaftlichen Engagement und der Lebenswelt des/der Engage-

mentinteressierten herzustellen

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Seebaß, Katharina; Siegert, Manuel (2011): Migranten am Arbeitsmarkt in Deutschland. WorkingPaper 36. Hg. v. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Integrationsreport, 9). Online ver-fügbar unterhttp://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/WorkingPapers/wp36-migranten-am-arbeitsmarkt-in-deutschland.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt geprüft am 17.07.2013.

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6. ERKLÄRUNG

Ich erkläre,

1.  dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst habe,

2.  dass ich alle benutzten Quellen (Publikationen, Internetquellen etc.) angegeben

habe,

3. 

dass ich insbesondere wörtliche Zitate und die zusammenfassende Darstellung vonAbschnitten aus den Werken anderer Autoren als solche gekennzeichnet habe,

4.  dass diese Arbeit weder von mir noch von jemandem anderen vorher als

Qualifikationsarbeit eingereicht wurde,

5. 

dass es sich weder bei der ganzen Arbeit noch bei Teilen der Arbeit um ein „Plagiat“ han-

delt.

Mir ist bewusst, dass im Falle des Plagiatsnachweises

1.  die Arbeit mit „nicht bestanden“ gewertet wird, 

2.  ich Gefahr laufe, mindestens ein Studiensemester zu verlieren,

3 ich im weiteren Verlauf des Studiums und nach Abschluss des Studiums von den

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6. ANHANG

Transkripte:

Transkriptionsregeln:

  Dialektfärbungen wurden dann eingedeutscht, wenn sie ansonsten unverständlich gewe-

sen wären. „Des“ anstatt „das“, „mans“ anstatt „man es“ oder ähnliches wurden belassen.

 

Unklarheiten bzw. nicht zu verstehende Textpassagen wurden mit ‚x‘ gekennzeichnet.

Die Anzahl der ‚x‘ bezieht sich hierbei auf die Länge der nicht verstandenen Passagen  

  Bei Pausen, Stockungen und Ähnlichem wurden Punkte (‚.‘) zur Kennzeichnung verwen-

det. Auch hier bezieht sich die Anzahl der Punkte auf die Länge der Pausen  

  Betonte Wörter oder Textpassagen wurden durch Unterstrich gekennzeichnet 

  Wurden Wörter bzw. Wortteile langgezogen ausgesprochen, so wurde dies durch wieder-

holte Buchstaben gekennzeichnet (z.B. vieeele Kontakte, grooooße Probleme) 

  Auffälligkeiten, wie Lachen, Räuspern oder andere nonverbale Merkmale, die zum inhalt-

lichen Verständnis wichtig waren, wurden in doppelten in Klammern aufgeführt.  

  Überschneidungen wurden in eckige Klammern gesetzt. Überschnitten sich längere Text-

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Transkription Fall B. (Stadt S.)

unabhängige, trägerübergreifende Freiwilligenagentur

vom 25.06.2013

A: das wird aber dann in der Arbeit alles anonymisiert auch .. generell über die Freiwilligenagen-tur zu reden .. was die Aufgaben hier sind mmh wie das strukturiert ist .. mmh auch von der Mit-arbeiterstruktur was der Aktionsradius ist ob sich das nur auf S. beschränkt wenn sie da kurzmmh .. na einfach generell Auskunft über die Freiwilligenagentur geben könnten so zum Einstieg

B:  jaa ok ja Freiwilligenagenturen sind so schön benannt äh ... mmh Infrastruktureinrichtungen

zur Förderung von bürgerschaftlichen Engagement ne und da ist die Frage was ist das eigentlichwie operationalisiert man das ? ne und ähhh und an erster Stelle wird immer genannt ähm wir beraten Leute die sich ehrenamtlich engagieren wollen, das sind bei uns 400 bis 500 im Jahr dasgeht bei uns mit vierzehn Jahren los wir haben ne Jugendfreiwilligenagentur und damit wir dieLeute gut beraten können das macht n Team von Freiwilligen bei uns das machen die Hauptbe-ruflichen nur bei den jungen Leuten .. äh damit wir die gut beraten können müssen wir uns natür-lich bestens auskennen in S. nämlich wo kann man hinvermitteln und das ist so der Schwerpunktauch der Arbeit der Hauptberuflichen also vieeel Kontakte Beratung von gemeinnützigen Organi-sationen ... mmh damit sie wie das immer so schön heißt das Haus gut richten wenn der Ernstfalleintritt und die Freiwilligen kommen .. ähm dass das dann alles gut läuft [A. mmhh] und wir ha- bennnn noch andere Aufträge also wir vermitteln auch Unternehmen in gemeinnützige Vereini-gungn an sogenannten  social days oder make a difference days oder wie Unternehmens ähm in-tern heißen wir ähm sind äh ei äh sogenannte Anlaufstelle in einem hessischen Qualifizierungs- programm das heißt wir ähh also da gehts darum dass Ehrenamtliche niedrigschwellig und auchzu ganz günstigen Preisen ähhh unterstützt werden mit Qualifizierungsangeboten ... ähm wir sind

selber auch so auf so ner Kremienebene stark aktive ne und sitzen da in diesen und jenen Ar- beitsgruppen und versuchen das Thema zu befördern wir machen einmal im Jahr den S.er Frei-willigentag .. der ist grad .. vorbei ähm und in diesem Jahr haben wir den mit G. Stadt und Land-kreis und der Stadt M gemeinsam gemacht also sind die in die Region gegangen Freiwilligentag

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gegriffener Begriff aber wirklich mit auf Augenhöhe mit uns gemeinsam Projekte planen undumsetzten eins davon ist der Freiwilligentag einmal im Jahr das andere ist Tannenbäumchen aufRädern da werden hochbetagte alleinlebende materiell nicht so gut ausgestattete .. Personen hier

in S. mit einem Tannenbäumchen . beschänkt [A: mmhh] und das wiederum ist ne also wir habenhier das Projektteam und dann arbeiten wir immer mit Unternehmen zusammen da kommen dannso so Zweier-Teams aus Unternehmen die Tannebäume verschenken und das machen wir hier alsäh mit so äh so haupt- und ehrenamtlich besetzten Team dass wir das planen und organisierendurchführen auswerte ja ansonsten gibts immer wieder viel Aanfraagen oder ähmmm Aufträgeich war jetzt am Wochenende auch mit der Frau N. ((lacht)) unterwegs in so nem hessischen Pro-gramm Engagementlotzen-Qualifizierung also das Land Hessen findet äh unterstützt das ThemaEngagement durch verschiede Maßnahmen unter anderem auch mit dem Programm Engagement-lotsen da haben wir sind wir Trainerinnen .. ähm ich krieg immer Anfragen von der Volkshoch-schule oder Fachhochschule oder solche Dinge ne das man eben unterwegs ist und was wir auchviel machen das ist ganz interessant weil wir jetzt gerade den Freiwilligentag auswerten ist Öf-fentlichkeitsarbeit für das Thema .. mmh da haben wir jetzt grad erfaahren äh von den Rückmel-dung also unsere Plakate und Flyer haben gar nicht gewirkt

A: mmhh 

B: ähh oder genauso gewirkt äh äh wie soziale Netztwerke und da sind wir nicht gut in den sozia-len Netzwerken das äh ist natürlich nochmal n Anlass um darüber nachzudenken wie macht mansim nächsten Jahr .. ne ja vielleicht so ganz grob was macht so ne Freiwilligenagentur ist also ..ähm . viel so als . ja wie so ein Katlysator [A: mmhh] teilweise unterwegs ne . ähm hier inn S.sind wie seit über 20 Jahren im Geschäft witzigerweise sitzt heute unten meine Vorgängerin dieFrau C. ((lacht)) ähm die ist sonst nie da ((lacht)) ähm also wir sind eine der ältesten Freiwillige-nagenturen insgesaamt ähhm sind auch äh also sind ähh n Arbietsbereich vom Verein Bürger-

institut e.V. das ist n alter S.er Verein ähhm und ähh ja sind natürlich in S. äh Trägerübergreifendtätig das unterscheidet uns zum Beispiel von der AWO Agentur ne die also eher im eigenen Be-reich da aktiv ist .. mmh und jaaa und gucken natürlich durch Mitarbeit in Gremien zum Beispiel

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willigenagentur durchgeführt wurden oder werden . ähm . gerne auch auf Ihre Einschätzung ein-gehen 

B: mmhh 

A: was Sie meinen woran das liegt . wo die Ursachen liegen .  

B: ähm . wir haben uns natürlich auch mit dem Thema beschäftigt und am Anfang haben wir maldurchgezählt wie viele Migranten kommen eigentlich zu uns zum Beratungsgespräch ähm daswaren nicht wenig also das sind aber nicht die Migranten äh an die jetzt in solchen Projekten ge-dacht wird ne das sind Leute die das sind Arbeitsmigranten die ähhm polyglot sind teilweise((lacht)) die hier hinkommen und sagen ich hab doch in ich weiß nicht innen USA oder wo auchimmer gelebt da hab ich mich engagiert jetzt möcht ich das hier gerne auch machen . ähm . alsodas war für uns auch interessant also ich kann Ihnen gar nicht mehr die Prozentzahl sagen aber eswaren relativ viele 

A: mmhh 

B: wir haben einfach mal ausgezählt wobei ähm da haben wir auch viel mit unseren Beraterndiskutiert wie fragen die eigentlich? was heißt eigentlich Migrationshintergrund ne ähh und ähund ne zeitlang haben wir das auch abgefragt das tun wir aber nicht mehr . äh ne weil viele Leutefinden des auch ähm finden des auch grenzwertig wenn man fragt wo äh ne wo kommen Sie ei-gentlich her oder so ne und die sagen ich bin hier in Deutschland geboren und man hat aber trotz-dem Migrationshintergrund weil der Vater irgendwie aus .. ich weiß nicht Portugal Inden oder woauch immer eingewandert ist ähm und dann haben wir wieder aufgegeben ähm wir selben habenauch also hören das auch immer auch vom Freiwilligensurvey ne man weiß es im Grunde auch

gar nicht weil ähh wenn man beim Freiwilligensurvey also dieser fünfjährigen Telefonbefragung befragt wird muss man die deutsche Sprache beherrschen . ähm . wir haben hier öfter mal Grup- pen die ins Haus kommen auch so so interkulturellen Vereinen teilweise kommen also wo dann

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in etwaa ähm also entspricht nicht Ehrenamt sonder das heißt von Herzen kommend und das istso ne Grundhaltung . ne zu der im Grunde jeder auch verplichtet sein sollte ähm ne das man ebenne sich gegenseitig hilft und . das kann eben wirklich im privaten Umfeld sein das kann aber auch

im nicht-privaten Umfeld sein .. ähm . wir haben ja diese Befragung durchgeführt . ähm von überhundert Türkischstämmigen ähh also auch auf Türkisch das hat n Kollege gemacht der . selber .türkischstämmig ist und da haben wir festgestellt also das Engagement ist sehr groß aber die daswar natürlich auch keine repräsentative Auswahl weil der in Gemeinden gegangen ist dort gefragthat und natürlich sind die Leute da engagiert die sind da nicht nur Mitglied sondern die machenauch etwas . also ähm . eigentlich können haben wir auch keine Erklärung dafür das sind ja auchwir erleben ja nur wer kommt hierhin das ist ne bestimmte Gruppe von Leuten insgesamt .. ähmäh es kommen zu uns eher besser gebildete Personen also ob Migrant oder nicht Migrant .. ähm ..das ist äh das ist so n Ansatzpunkt um zu sagen besonders wenns um Jugendengagement ähmgeht da müssen wir mal gucken das wir die andern auch irgendwie mit . reinholen .. ähm undfördern das machen wir aber anders als übers Beratungsgespräch das machen wir viel überSchulprojekte .. ähm .. ja und ähhhh also ich glaub es ist einerseits n Definitionsproblem und esist ähh wo hab ich das jetzt noch grad gelesen ... ich glaub heut stands in der FAZ wieder auchähm weil das AmkA wohl jetzt n Programm auflegt .. ähm . äh . jaa irgendwo anders hab ichsgelesen weil das AmkA macht noch was anderes .. ähm aber wos wirklich auch nochmal ging

darum ging also ähhh ähm .. Engagement ist im Grunde korreliert mit Milieuuu und äh Einkom-men und Bildung und das ist ähh alsoo je gebildeter man ist und das völlig egal ob man jetzt ein-gewandert ist äh oder nicht und je vermögender man ist desto selbstverständlicher wird das .. neund ähh .. von daher . hier in S. gibts über 300 Migrantenselbstorganisationen so sogenannte unddie werden teilweise auch betreut und unterstützt vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten .die hatten jetzt gerade glaub ich 25jähriges Jubiläum und die fördern das auch und das natürlichauch ne Engagementförderung ne wenn man Vereine unterstützt und dann gibts die Parade derKulturen und äh in interkulturelle Wochen und so ne das heißt auch dass dass das hier stark ähh

im Grunde präsent ist auch in der Stadt . also ich kanns gar nicht sagen ((lacht)) ne unser Ein-druck ist das Engagement ist ähh also auch bei Migranten sehr stark äh teilweise auch sehr starkinteressensgeleitet also hier bilden sich viele Schulen und Kindergärten also bilingual und so und

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B: das kann auch sein ne wir werden oft für ne städtische Einrichtung gehalten sind wir ja garnicht wir sind n Verein aber wir sitzen hier im J. [[reicheres Stadtviertel]] ne das ist so jemandder im U.[[Stadtviertel]] oder in I.[[Stadtviertel]] oder so wohnt sowieso weit weg und ähm das

ist auch hier zwischen den ganzen Hochhäusern erstmal n ganz anderes Ambiente [A: mmhh] ..ne und vielleicht fühlt man sich da auch einfach nicht so wohl das kann ja auch sein .. mmhh  

A: aber Sie vermitteln dann auch in diee sogenannten Migrantenselbstorganisationen 

B:  ja also wir vermitteln in Organisationen die anfragen bei uns und die wir im Grunde prüfenalso prüfen hört sich jetzt blöd an aber wir ähhm haben so n Fragenkatalog wir wollen auch dassdas ähh praktisch in der Einrichtung mitgetragen wird . und ähhm . und wenn das alles in Ord-nung ist dann nehmen wir es in unseren Vermittlungskatalog mit auf . es sind nicht so ganz vieleMigrantenselbstorganisationen aber es sind viele Organisationen also wie zum Beispiel CaritasDiakonie oder so kleine Vereine die viel mit Migranten arbeiten . ne oder auch Schulen die sagenähh in Stadtteilen . ich weiß nicht in bestimmten Stadtteilen sitzt eigentlich kein rein . sag ich malvon beiden Seiten deutsches Kind mehr in den Schulen . das heißt das Thema ist hier allgegen-wärtig hier in S. . ähm und wir vermitteln auch an alle möglichen Einrichtungen die auch äh mitMigranten arbeiten und auch an Migrantenselbstorganisationen wobei da kommen wir auch

manchmal an unsere Greenzeen .. erstens sind des häufig rein ehrenamtliche Vereine wenns nichtgerade ne Kita ist oder so die sich gegründet hat also . wir brauchen eigentlich auch für ne ver-nünftige Vermittlung vernünftige Strukturen und äh äh manchmal sitzen Leute hier also nicht nurMigrantenselbstorganisationen die äh andere auch die sagen ja mein Verein im Grunde existiertder nur im Wohnzimmer dann sagen wir wo sollen denn die Leute arbeiten die sich engagierensollen die auch in Ihrem Wohnzimmer arbeiten oder wo? ne also wenn das nicht gegeben istwirds schwierig und viele von denen ich weiß nicht obs stimmt aber ähh . ja zumindest glaub ichdass einigen von den Migrantenselbstorganisationen sehr .. äh die haben kein Vereinsgebäude

und so ne des war auch ne wir haben ja auch ne Vereinsbefragung gemacht da haben zehn Verei-ne auch geantwortet die haben gesagt ja Räume das ist unser großes Problem und Ressourcen . neund ähm dann machen die das eben ehrenamtlich teilweise und so . ähm .. kommen sag ich mal

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 ja zum Beispiel auch ein Punkt bei dem Leitfaden [B: mmhh] zur interkulturellen Öffnung von[B: mmhh] von den [B:mmhh] Freiwilligenagenturen 

B: ja das man eigentlich selber auch ne kulturelle Vielfalt haben muss ne wir sind äh äh und dasist glaub ich auch unser Manko wir sind hier äh hier arbeit keine Migranten .. äh .. doch eine Kol-legin die kom die ist iin in Russland geboren ähhm .. und sag ich mal die unsere Reinigungskraftund unser Hausmeister das sind . sind eingewandert ansonsten ähhm ... äh nicht äh sind keineMigranten vertreten hier im im bei den Hauptberuflichen und auch bei den . Ehrenamtlichen nichtsehr viele also hier in der Freiwilligenagentur äh im Moment naja ich meine eine Beraterin istgebürtige Österreicherin die zählen wir jetzt mal nicht als Migrantin . wir hatten einen türkisch-sprachigen Berater . der ist aber in die Türkei zurückgegangen ne also äh als wir das Projekt gegemacht haben haben wir ihn auch qualifiziert also wie berät man und und soo und ähm das fan-den wir eigentlich auch sehr gut und wär der nicht zurückgegangen wär der sicherlich noch beiuns nehm ich mal an . äh . aber sonst ist das hier eher auch in der Einrichtung unterrepräsentiertähh . ähhm also man muss auch immer noch trennen Freiwilligenagentur also hier kommen wirk-lich viele Migranten hin .. für die das überhaupt gar kein Thema ist äh . ähhh mmh den den Restdes Hauses nutzen . ähm . also eher auch . äh wir haben ja noch so n Standbein A Angebote fürÄltere da sind Migrantinnen auch ganz wenig vertreten . ne also wir machen zwar auch immer

mal mit also dies Jahr nicht aber sonst gerne bei den interkulturellen Wochen da gibts dann soKooperationen polnische Gesellschaft und Bürgerinstitut oder wir laden eben diese Gruppen auchein also äh infrau [[infrau e.V - interkulturelles Beratungs- und Bildungszentrum für Frauen,Mädchen und Seniorinnen]] oder wer da kommt oder äh eine Kollegin sitzt jetzt schon ganz langein so nem Arbeitskreis der heißt Hiwa [[Beratungsstelle für ältere MigrantInnen des DeutschenRoten Kreuzes]] also wo es geht um äh ältere Migrantinnen und Migranten in S. ne unter der Lei-tung der Integrationsdezernentin und so ähm aber wir selber merken auch also d die Schwelle istoffenbar relativ hoch . für uns ne also .. das äh auch die ganzen Angebote also das Haus ist ja

relativ offen aber die Angebote werden eher von der Mehrheitsgesellschaft von älterennn Frauenim Grunde hier aus S. genutzt 

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weil die kommen nicht unbedingt hier hin . ist auch klar ne .. ähm und ähh muss jetzt grad malüberlegen wir . äh hatten auch mal aber ist auch schon ewig her so n Intus hatten n Workshop malzu dem Thema wir haben selber mal was äh also da haben wir andere von außen eingeladen zum

Thema interkulturelle Öffnung wir haben selber mal ne Fortbildung gemacht zum Thema inter-kulturelles Training ähhm ne mmh intern aber Kolleginnen waren auch außerhalb äh .. aaaberhaben uns das jetzt nicht unbedingt so zum Schwerpunkt gesetzt ne . also wir sagen zwar Enga-gementförderung soll für alle sein das finden wir auch . ähm bei beim Thema Jugend ist es etwasleichter zu sagen ähm wie kann man das denn machen weil die Jugendlichen sind auch irgendwonämlich in der Schule wo man sie aufsuchen kann . ähm bei dem Thema . Migranten das ist hiersehr vielfältig das haben wir auch gelernt in dem Ganzen ne 180 Nationen glaub ich . also vonähhh wir haben ja so so so Über ... fliegern bis hin zu ähh noch nie äh ne Schulbank von . oder neSchule von innen gesehen ne und das das ist auch eine zu grooße Gruppe als dass wir sagen kön-nen wir machen jetzt mal für Alle was . ne äh also bei uns ist das so wenn wenn wir angespro-chen werden äh oder wenn wir auch Ideen haben und jemanden selber ansprechen dann machenwir was . aber wir äh das haben wir auch gemerkt wir haben ja auch immer gesagt wir sind ei-gentlich für jeden da aber es kommt eben nicht jeder ne da muss man dann schon auch was auf-setzten äh im Moment ist das ganze die ganze Bundesförderung ein stückweit weg oder auchLandesförderung von dem Thema Migranten ist so hingewandert zum Thema ähm Vereinsförde-

rungA: mmhh 

B: ne also wie kann man ähhh also es ist gar nicht auf ne gewisse Zielgruppe hin sondern inDeutschland gibts ungefähr 600000 Vereine viele von denen haben Nachwuchssorgen vor allenDingen in den . Gremien und äh man weiß aber Vereine sind sehr sehr sehr wichtig äh und wiekann man eigentlich auch dann in Kooperation mit Freiwilligenagenturen ähm ähhh es so machen

dass die Vereine auch die Zukunft äh also gelassen in die Zukunft blicken können und das istgerade so n ganz großes Thema also man merkt dann immer es gibt dann immer so Schwerpunkt-themen das Thema Migration scheint irgendwie ((lacht)) durch zu sein . ne .. da gibts nicht mehr

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de schon Beratungs . auftrag da formuliert äh und das zieht sich jetzt auch schon über ein Jahr hinund läuft auch ganz gut kann man sagen  

A: mmhh ... also kann man eigentlich insgesamt sagen dass es ähm in den letzten Jahren schonMaßnahmen gab zur interkulturellen Öffnung von der Freiwilligenagentur oder zur Förderungspeziell von Migrantinnen und Migranten ins Engagement aber dass dieee ... mmh im großen undganzen alle nicht besonders .. gefruchtet haben 

B: jaa ich meine wir haben erstens haben wir festgestellt es kommen Migranten zu uns das . newar ja auch schonmal ein Ergebnis also geöffnet sind wir aber es kommen natürlich nicht die dienicht integrierten Migranten und ähh da ist natürlich auch die Frage also und ähhh ob Migrantoder nicht Migrant wenn jemand sowieso schwer Zugänge findet und sich ähh also genauso ist esso mit dem Thema Langzeitarbeitslose oder so ne das man meint ja immer diese Leute haben Zeitähhh da bietet es sich doch an sich zu engagieren und gerade also auch äh das zeigt sich auch inden Statistiken die es ähm die sind eben nicht so viel engagiert wie Leute die im Berufsleben ste-hen und denk ob jetzt Migranten oder Migrationshintergrund ja oder nein äh da müsst mal noch-mal .. äh oder ja ist im Grunde der Auftrag für uns im Grunde nochmal drauf reagieren und sagenwie kann man denn solche Leute zum Engagement bringen ? die wollen ja vielleicht auch gerne

was machen aber die fühlen sich vielleicht in so n Kontext hier überhaupt nicht wohl ne also ähmwenn man sich das hier anguckt das ist hier alles sehr sehr elaboriert und sehr gebildet und sowas passiert eigentlich mit Leuten die sich sprachlich nicht so gut ausdrücken können ? ne dieaber auch was Gutes tun wollen ne wie kann man die eigentlich überzeugen ? ne natürlich nichtindem man sich hier hinsetzt und die mit wissenschaftlichen Argumenten oder so überzeugt neund da denk ich äh ja liegt noch viel .. kann man noch viele Felder beackern ne äh ne ich kanngar nicht sagen obs gefruchtet hat oder nicht also für uns auf der äh Ebene von Kooperationspart-nern war das mmh gut ne also zum Beispiel haben wir n sehr guten Draht äh zum Amt für multi-

kulturelle Angelegenheiten die haben waren die sind ja auch Kooperationspartner für die Freiwil-ligentag die verteilen die Informationen ne und ich denke das wirkt auch auf die Dauer ne alsodas auch Migrantenselbstorganisationen mmh dann merken Aha die arbeiten zusammen dann

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 ben auch gemerkt aber das steht ja auch hier in der Dokumentation also äh wenn selber auch diedie Erfahrungen so viel und der und man das immer nur aus zweiter Hand kennt dann ist mannicht so überzeugend ne das ist so also ich war auch ne zeitlang bei diesem Hiwa Arbeitskreis für

ältere Migranten also die hatten mal Schwerpunktthema Engagement ein jahrlang und da war ichda und auch auf so ner großen Tagung . ne da und da hat man gemerkt da fühlen sich auch dieTeilnehmenden wohl ja da da ähhh da muss man nicht perfekt Deutsch sprechen können und sone und da . da gehen die hin aber die gehen natürlich nicht so gerne irgendwo hin . wo sie ir-gendwie immer so so sich so defizitär sich vielleicht auch erleben ..  

A: mmhh . ist ja mmh .. wohlmöglich auch ne Sache die mmh die sich da nicht nur hier in derFreiwilligenagentur [B: mmhh] oder sich in Freiwilligenagenturen generell ändern müsste son-dern das ist ja was was .. im Prinzip die gesamte Gesellschaft betrifft  

B: ja mmhh 

A: solche Räume zu schaffen 

B: mmhh die gibts ja teilweise auch schon also ich denke Mehrgenerationenhaus das ist das ist nganz anderes Ambiente und Eindruck und so wenn man dort ist ne da ist viel mehr Raum auchfür die unterschiedlichen . Kulturen und Lebensformen . jo aber . sicherlich noch ((lacht)) Luftnach oben wie das so schön heißt ne . ja aber es ist auch sehr sehr vielfältig also des äh mmh ichmein also das AmkA hat auch so ne Seite inzwischen also Vielfalt bewegt S. und so also das istso ausdifferenziert teilweise auch das es auch eigentlich vermessen ist zu sagen wir machen wasfür Migranten ne und Frau N. und ich hatten ja auch den Auftrag die Interkulturelle Freiwilligen-agentur beim Aufbau zu beraten also Frau N. aus G. und ich ähh also die die aber nie so richtig inBetrieb gegangen ist 

A: das wollt ich gerade nachfragen ja 

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aufnehmen [B: mmhh] wahrnehmen könnte 

B: ja 

A: ich fands auch sehr interessant als Sie gesagt haben dass jetzt mmh vor allem das Vereinswe-sen vom Bund gefördert wird 

B: mmhh 

A: ich kann mir gut vorstellen, dass das auch eben ein Engagement im Verein eventuell .. garnicht . den Lebensumständen entspricht oder auch den biografischen Erfahrungen auch diee Mig-rantinnen und Migranten vielleicht hier in Deutschland gemacht haben .. und dass man sich des-wegen eventuell . iiin tatsächlich in nem in nem Wohnzimmer wohler fühlt als in nem Vereins-haus wo dann vielleicht ne feste Tagesordnung herrscht 

B: mmhh 

A: ne feste Tagesordnung ähhm . besteht die man dan möglichst strukturiert und effizient abar- beitet im Rahmen von so nem Engagement 

B: mmhh jo wobei hier werden unheimlich viele Vereine von Migranten selbst äh also als Mig-rantenselbstorganisationen gegründen weil Verein ist auch so ne gute Rechtsform für alles mögli-che ne . ähhm und ähh .. ähhm ich mein die sind nicht alle also so sowieso die Vereine habensowieso teilweise Sorgen also nicht nur die Migrantenselbstorganisationen und es gibt dann im-mer so so neue Schwerpunkte wohl auch also klar vor 20 Jahren waren das andere Leute die Ver-eine gegründet haben als heute . ähm . ja aber das ist ganz interssant das sagt im Grund auch das

AmkA also de de also das ist ja eher was typisch deutsches eigentlich mit den Vereinen aber daswird auch so gesehen und das ist auch sinnvoll ist und es werden auch viele Vereine gegründet ne. aber es wird auch ge es läuft auch viel schief ne äh also man muss ja dann sich doch an be-

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B: mmhh 

A: ähhm haben Sie noch was .. was sie los werden wollen?  

B: ((lacht)) jetzt muss ich mal überlegen 

A: irgendwas zu diesem Thema 

B: ja das ist schon so lange her hab ich ja am Telefon auch gesagt kurz ne bei uns ne aber klar jetzt wo ich den Ordner nochmal rausgenommen hab hab ich auch so gedacht ja also mmh es istdamals viel passiert auch aber eher auch so ner Ebene von Kooperationen ne mit anderen Einrich-

tungen . nochmal neue Partner kennenlernen oder auch was gemeinsam machen ähhm wir habenversucht dies Thema auch mehr ins Gesamthaus auch mehr reinzubringen das ist auch nur be-dingt gelungen und äh wir wissen des von es gibt diesen großen S.er Verband für Alten- und Be-hindertenpflege nennt der sich die machen auch also viel stationäre aber auch offene Altenhilfeso wie wir eben auch mit dem anderen Schwerpunkt . und die sagen auch also zu uns kommenganz wenig . Migranten eigentlich aber die haben inzwischen ein Pflegeheim ((räuspert sich)) dahaben sie eben ein ähh ein ähh Wohnbereich für muslimische alte Leute ne und die haben natür-lich ähm von den Mitarbeitern ne grö ne viel größere Vielfalt ist klar da arbeiten n paar tausendLeute und gerade im Pflegebereich arbeiten auch viele Migranten . und ist manchmal ein biss-chen schwierig auch wenn weil die . auch oft nicht die deutsche Sprache so gut beherrschen ne .. joo .. also aber es ist n Thema für S. einfach auch das muss man auch sehen weil äh ich war jetztam Wochenende mit Frau N. . zu so ner Engagementlotsenschulung und da waren Leute aus B.und die haben gesagt ähm der Anteil an Migranten liegt bei fünf Prozent hier liegts bei fast 40Prozent in S. in G. wahrscheinlich auch so um . die Größenordnung ne der häufigste Vornamemännliche Vorname in G. der vergeben wird für Neugeborene ist Muhammed und äh ne also des

äh aber sobalb man hier dieses Großstädtische verlässt ändert sich das auch schon alles wieder ne.. jo 

 

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Transkription Fall N (Stadt G.)

unabhängige, trägerübergreifende Freiwilligenagenturvom 27.06.2013

A: so . wenn Sie als ähm . als Einstieeg ähm kurz einfach die Freiwilligenagentur an sich [N:mmhh] hier in G. beschreiben so die . na die Organisationsstruktur der Aktionsradius in dem Sietätig sind [N: mmhh] . all sowas 

N: ähhm wir sind das Freiwilligenzentrum G. e.V. sagt schon dass wir ein eingetragener Verein

sind gemeinnützig . uns gibts seit 2002 wir sind entstanden auf Initiative von engagierten Bürge-rinnen und Bürgern Vertretern der Wohlfahrtsverbände und der Stadt also es gab hier vor Oort inder Kommune gabs n Interesse so ne Agentur zu haben . was dann natürlich in der Umsetzungähh . ja mit Höhen und Tiefen verbunden war aber ich glaub jetzt haben wir uns hier ganz gutschon jaa haben uns ganz gut etabliert wir arbeiten für die Stadt G. . also so unser Aktionsradiusist erstmal die Stadt Lobbyarbeit ((Telefon klingelt)) was des betrifft das machen wir dann schonauch da ist dann des Land auch mit einbezogen . äh unsere Schwerpunkte sind wiee andere beianderen Agenturen auch wir sind eine Vermittlungsagentur das heißt wir . vermitteln mmh Bür-

gerinnen und Bürger in freiwilliges Engagement hier in die Einrichtungen in G. und machen dannaber auch als Entwicklungsagentur jaa . Projekte Veranstaltungen die das Thema bürgerschaftli-ches Engagement . einfach so ins Licht der Öffentlichkeit rücken uund bekannt machen und för-dern also unser Auftrag ist Förderung bürgerschaftlichen Engagements .. wer wir sind ich hab nehalbe Stelle hauptamtlich ich leite des dann hab ich n Kollegen der ist für n Projekt zuständig mit15 Stunden und ner Buchhaltung auf 400 Euro-Basis . und unser Freiwilligenteaam ist so ja ca. 7also es gibt immer plus minus wir haben ein Beraterteam die übernehmen die Beratungsstundenwir haben drei Vormittage bzw. Nachmittage an denen wir feste Beratungszeiten haben . ja das

ich glaub das reicht erstmal so in Kürze ne 

A: die Freiwilligen arbeiten dann auch unentgeltlich hier?

 

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A: engagieren hier in Deutschland . uund ähm da würd ich zuallererst gerne mal Ihre Einschät-zung . ähm der Gründe und Ursachen für diese Unterrepräsentation

N: mmhh 

A: erfragen 

N: also zunächst mal muss . mmh ist find ich wichtig zu gucken wie kommt sowas zustande ?also wie kommt so ne Statistik zustande ? wo fragt man da naach ? ne und da fragt man natürlichäh an Stellen nach wo das tatsächlich also wo diese Antworten auch rauskommen beispielsweise

zu uns in die Beratung kommen jetzt auch unterdurchschittlich wenig Migrantinnen und Migran-ten was aber nicht heißt dass hier in G. wenig Engagement von Migranten vorhanden ist das isteinfach anders 

A: mmhh 

N: ne es man findet es an anderen Stellen und überhaupt nicht so öffentlich und nicht in denStrukturen die wir so gewohnt sind also wir kennen die klassischen Engagementstrukturen Verei-ne . gut dann bei den Wohlfahrtsverbänden die jetzt auch die Ehrenamts oder was heißt jetzt woes auch schon immer Besuchsdienste und so weiter äh Muster und Strukturen gibt . mmh unddiee in die fädelns sich Migranten manchmal ein aber manchmal eben auch nicht und zu großenTeilen eben nicht . und meine Erfahrung hier in G. ist dass äh dass sich also wenn man hinter dieKullissen guckt die Migrantenselbstorganisatiooonen engagieren sich füreinandern ne für ihreLandsleute oder für Bildung mmh oder gut für Kultur die klassischen Kulturvereine . aber . wirk-lich schon auch für die Gesellschaft mmh .. und .. was noch so find ich so ne falsche Einschät-

zung gibt ist wir verstehen ja unter bürgerschaftlichem Engagement alles was in der Öffentlich-keit stattfindet Nachbarschaftshilfe [A: mmhh mmhh] ist ja bei uns zählt ja da wahrscheinlichauch nicht mit rein ne . daaa find ich . also ist meine Erfahrung über persönliche Gespräche ich

 

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A: und zum andern . ähm dass man sich eben auf bestimmte Formen von Engagement und be-stimmte Themen von Engagement . einschränkt 

N: mmhh 

A: in der Definition was bürgerschaftliches Engagement ist das darüber hinaus aber sehr vielfäl-tige Formen [N: mmhh] von von Solidarität von [N: mmhh] gegenseitiger Unterstützung [N:mmhh mmhh] Engagement für Andere aber auch Engagement für einen selbst gibt [N: mmhh]die aber in den Statistiken einfach nicht 

N: ja und wir haben auch die Zugänge ja nicht ne und ne dann die richtigen Leute an der richti-gen Stelle zu fragen ne oder denken sie mal an Telefoninterview was sehr häufig ist und wenn jemand die Sprache nicht so gut kann

A: mmhh 

N: dann .. ja .. aber zum Beispiel wir vergeben ja die E-Card hier in . G. auch und da sind vieleMigrantenselbstorganisationen beii die auch die E-Card haben oder jetzt die Vertreter davon ne  

A: und . ähm . was würden Sie sagen woran es liegt oder was man ändern könnte damit mehrMigrantinnen und Migranten auch diese Freiwilligenagentur hier .. also solche wahrnehmen unddann auch als das . (xx) liegt das vielleicht auch dadran dass es . vielleicht in den Augen vielerMigrantinnen und Migranten ähm . wieder sowas öffentliches ist vielleicht . ist es in vieler Augen[N: mmhh] was staatliches ähm und man sieht den Vereinsstatus gar nicht  

N: jaa na gut wir sind ja ne Mittleragentur also das heißt man kommt zu uns und geht mit nemZettel hier rauus und geht dann irgendwo anders hin und das ist natürlich nochmal wieder n ande-rer Zugang 

 

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nicht wohin 

A: sondern gezielt Projekteee zu organisieren [N: mmhh] die dann auch attraktiv für Migrantin-

nen und Migranten [N: ja genau] sind und darüber eben [N: genau]  

N: zum Beispiel hier in der Nachbarschaft gibts das Stadtlteilbüro die machen Frühstück für Kin-der . da sind die Mütter angesprochen ne und da sind natürlich auch migrantische Mütter da beider Ausgabe das ist einfach . ja das ist n interessantes Thema das ist ein wichtiges Thema ist neinteressante Aufgabe für diee

A: mmhh 

N: ja 

A: gibts da weiter Beispiele für . für solche Projekte oder für ander Maßnahmen die jetzt explizitdafür gemacht [N: mmhh] wurden um .. ähm das bürgerschaftliche Engagement von Migrantin-nen und Migranten zu fördern ? 

N: naja das ist ja nicht dieses Frühstück haben die ja nicht aufgesetzt um das Engagement zu för-dern sondern um die Kinder zu fördern [A: ja] also um . also es gibt irgendeinen Bedaaarf also jetzt in der Projektentwicklung ne und dann guckt man wer macht da mit und versucht alle miteinzubeziehen .. jetzt speziell mmh .. also es gibt von der bagfa natürlich diesen Kernprozess aberda muss ich ehrlich saagen . das überfordert uns im Moment also wir sind ne kleine Agentur undwir haben das aufm Schirm [A: mmhh] aber ich empfinde es nicht jetzt also ich empfind es nichtals Ausschluss dass jetzt unser unsere Zielgruppe .. ja . nicht so sehr heterogen ist ne also wirhaben auch wenig junge Leute also es schon eher so die Leute ab 50 die zu uns kommen oder

ganz junge ne aber man könnte jetzt auch sagen wir müssen unbedingt die Mütter erreichen ..aber ich finde .. unser also unser augenblicklicher Stand ist . immer die immer mitdenken alsoimmer die Gesamtheit der Bevölkerung mitdenken . und .. ja aber jetzt keine speziellen Projekte

 

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mand der halt . flexibele Zeit hat ne 

A: mmhh .. jaa .. gabs denn in den ähm . würden sie sagen dass es in den letzten Jaahren vor al-

lem mit Blick auf das bürgerschaftliche Engagement von Migrantinnen und Migranten ähm neVeränderung gab . ähm hat das zugenommen hat das abgenommen ? hat sich da was verändert ?  

N: jaa 

A: war es vorher vielleicht noch mehr iin eigenethnischen Vereinen und Organisationen und ist jetzt . ? 

N: da kann ich eigentlich überhaupt gar keine Aussage drüber machen da bin ich zu weit weg ne .also ich hab gerade überlegt also wir haben ja hier die Stadtteilbüros also die ich eben auch ange-sprochen haben und diie . schaffen einfach vom Zugang heer . also ich dadurch die gibts seit dreivier Jahren fünf Jahren . und . die sind einfach ne gute Plattform für Engagement und da findetsehr sehr viel statt . ne in sofern natürlich verändert wa immer mehr also . auch von anderen Ein-richtungen das heißt G. ist ja ne Stadt und das heißt das Freiwilligenzentrum muss nicht allesmachen und äh Parrallelstrukturen brauchts auch nicht [A: mmhh] und über die Stadtteilbüros ..da gibts glaub ich ne hohe Einbindung . also wir arbeiten auch sehr eng mit denen Zusammen ..und die gucken . und dadurch dass die Migrationsbeauftragte da auch sitzen also die so alleGruppen im Blick zum beispiel jetzt gibts ne Gruppe von Bulgaaaren . die mit unserer Hilfe auchund mit so ner Veranstaltung . die wollen nen Verein gründen um sozusagen ne Organisations-form zu haaben 

A: mmhh 

N: sich zu engagieren ne . das heißt das ist ne gute Anlaufstelle so n Quartiersbüro ne . um . mitden entsprechenden Leuten auch daa um so weiter zu kanalysieren ne was aufzusetzten . aberinwieweit das jetzt von der Personenzahl .. ich würde mal mutmaßen . warum sollte das anders

 

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die an die Staatsbürgerschaft bei den strukturellen Hürden ähhm . gerade die Vereinsform dievielleicht dann . für . für die einen oder anderen Migrantinnen und Migranten . nicht die geeigne-te ist oder auch schon wieder . so strukturiert ist dass man sich eingeängt fühlt würden Sie sagen

da das das ist vielleicht auch nochmal ne Hürde ? 

N: also ne Hürde ist es sicher dass man sich nicht einfach o oder wenn man sich in die Struktureneinfädelt die es halt hier gibt . ne . das ist sicherlich nicht einfach ne . Sprache ich brauch in je-dem was weiß ich Pflegeheim oder in ganz vielen also wir haben kaum Einsatzstellen wo manohne Sprachkenntnisse glücklich wird . oder wo man Hilfe oder äh was anbieten kann ohne ohnedie Sprachkenntnisse zu haben . egaal da ist jetzt Staatsbürgerschaft egal und auch Vereinsformund so egal sondern man kommt ja als Einzelner ne aber da ist Sprache ne tatsächliche Hürde ..

das ist wohl war ansonsten mmh ... gibts hier genauso die . also Kirchen also auf auf der Ge-meindeebene . da denk ich ist der Zugang ein Leichtes [A: mmhh] so wie also oder ist ja wirklichwieder vergleichbar . die Frage ist halt immer oder die Schwierigkeit ist immer die wo äh so so-lang ich mich sozusagen in meiner Ethnie aufhalte glaube ich ist es relativ einfach ne aber sobaldich in die Gemischtformen gehe 

A: mmhh 

N: sei es jetzt wie in dem Stadtteilbüro wo halt mmh interkulturell ähm gearbeitet wird oder aberauch in die Strukturen wie von unseren diee . jaa sehr deutsch geprägt sind .. das ist mit Sicher-heit nicht so einfach oder ich glaub da muss man ganz gut integriert sein ne  

A: mmhh 

N: und ich kann einfach ne auch wenn sie noch so motiviert ist ner Frau jetzt die aus dem Iran

kommt und kaum deutsch spricht aber supergut gebildet ist für die hab ich eigentlich kaum nenEinsatzort ne also was jetzt mir würde schon viel einfallen was man machen könnte ne aber jetzt .von unseren Kooperationspartnern die bei uns anfragen . eher weniger  

 

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ähm .. was sie sagen was sich in Zukunft dann vielleicht . auch hier gerade in der Freiwilligen-agentur ändert oder  

N: mmhh 

A: oder generell in G. hier in der Umgebung 

N: mmhh da kann man vielleicht nochmal die Modellregion Integration erwähnen . wir waren jaModellregion Integration oder .. war ein Projekt ich weiß jetzt leider nicht mehr grad wie es heißtaber . da hat die Projektleiterin die Migrantenselbstorganisationen angesprochen .. und . hat de-nen sozusagen ähh hat die fit gemacht in zum Beispiel Projektentwicklung wie beantragt man . äh

Mittel beim Land oder wer sind überhaupt möglich Geldgeber so wie schreibt man überhaupt nenProjektantrag ? wie mach ich n Verwendungsnachweis ? .. also in . die hat sozusagen die Basis sofür die . ja für diie äh für die Arbeit gelegt und das . ist als große Hilfestellungen so das war denkich sowas was Sie meinen 

A: mmhh 

N: und die ist auch weiter Anprechpartnerin . ((räuspert sich)) und da läufts halt eher da lässtsichs halt oft nicht so trennen also Engagement . ist oft in dem Thema Integration auch verstecktoder nicht versteckt also enthalten also dass man da jetzt auf kommunaler Ebene ähm ein eigenesThema draus machen würde ist glaube ich . ähm unrealistisch ne das ist immer angedockt an In-tegration Inklusion ja Migration sowas . mmhh .. aber da . ja . da ist ja . also das ist n wichtigerFakt also diese Modellregion Integration und wir haben in der Stadt auch noch n Referat Ehren-amt der veranstaltet dann ähm auch immer am 05. Dezember so Empfänge und da hat er dannauch für na speziell Migranten gelaaden und für ihr Engagement geehrt . also die Stadt hat das im

Blick aber es gibt jetzt kein spezielles Programm 

A: ok  

 

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Transkription Fall Z. (Stadt S.)

Freiwilligenagentur unter privater Trägerschaftvom 02.06.2013

A:  ja Frau Z. also mein Thema ist ja das bürgerschaftliche Engagement von Migrantinnen undMigranten und ähm die Förderung .. für Migrantinnen und Migranten in Freiwilligenagenturen .uund ich würd sagen als Einstieg wärs ganz schön wenn Sie ähm . kurz die Freiwilligenagenturhier beschreiben könnten [Z: mmhh] das Aufgabenspektrum [Z: mmhh] mmh 

Z: aalso wir sind ähm die Freiwilligenagentur Freiwillig die Agentur in S. heißt die . die ist eineOne-Woman-Show mit einer halben Stelle . das bin ich ähhm darüber hinaus gibt es 13 ehrenamt-liche ProjektleiterInnen die in unterschiedlichen Projekten als ProjektleiterIn eingesetzt sind .ähhm das sind Leute die das ehrenamtlich machen ähhm zum Teil bekommen die aber auch eineHonorar also Minihonorar das heißt ne Ehrenamtspauschale für das ist ne Aufwandsentschädi-gung .. äh und die sind eben äh tatsächlich also dafür zuständig die Projekte am laufen zu haltendie haben den Kontakt zu den ganzen Ehrenamtlichen die in den verschiedenen Projekten tätigsind . also wie Sie schon hören ähh sind wir vornehmlich in Projektarbeit drin äh wir haben in

etwa 400 450 Ehrenamtliche die aktiv hier in und um S. sind . uund wir sind eben in Bildungs- projekten vor allem unterwegs das heißt die größten der größte Anteil der Ehrenamtlichen sindals Lesepaten tätig . ja . die gehen in Kindertagesstätten in Schulen und lesen regelmäßig eineStunde .. wöchentlich joa . ja . darüber hinaus gibt es noch ein weiteres Projekt das nennt sichEins zu Eins - die Lesecoaches das sind Leute die . auch einmal die Woche in die Schulen gehenund dort mit Kindern gemeinsam lesen weil die Lesedefizite aufweisen . ja . und da haben wir inetwa 70 Personen 

A: mmhh 

Z: ja da sind wir schon bei 370 dann haben wir ein Projekt das nennt sich Buch und Lampe

 

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fahrt und das ist ja hier der Träger der Agentur . haben wir ne Unterscheidung was Ehrenamt an-geht . wir haben einmal das Verbandseherenamt . ja das werden Sie auch in der Caritas oder woauch immer vorfinden und wir haben Freiwillige . ja . Verbandsehrenamtliche sind Leute die in

Ortsvereinen in Stadtteilen also pro Stadtteil gibt es einen Ortsverein die dort sich äh ehrenamt-lich engagieren sich mit den äh Werten mit dem Credo sozusagen der AWO äh sehr stark identi-fizieren und sozusagen das Herz der Arbeiterwohlfahrt sind . ähm und wir haben die Freiwilligen. und die Freiwilligen sind Menschen ähhhm ab ab 14 Jahren bis paar-und-achtzig . ähm die ger-ne für eine Zeit X. ehrenamtlich tätig sein möchten das heißt die sind eher dadurch gelenkt dasssie . sich dass sie etwas sinnvolles machen wollen ne also das ist ja eher so dieses Thema des bürgerschaftlichen Engagements was weiß ich [A: mmhh] das fällt da drunter .. von diesen 400Leuten sag ich jetzt mal platt . ja . weil das ist das ist auch eine eine organische Struktur diese

Zahl ja maal . sind Leute dabei dann sind sie wieder nicht dabei ja . also das wechselt immer alsovon diesen 400 Leuten haben wir in etwa .. gut 90 Prozent Frauen . ja . diie Hauptaltersgruppe .wäre .. durchschnittlich . um die 40 . ja . also das heißt wir sind ne recht junge Freiwilligenagen-tur .. ähhm viele viele berufstätige Personen machen mit und so weiter .. uund ähhm . Menschenmit Migrationshintergrund gibt es ganz wenige 

A: mmhhger  

Z: jaa also da wenn ich wenn ich fünf Prozent sage dann ist das viel 

A: ok ((räuspert sich)) [Z: so] das spiegelt ja dann auch mehr oder weniger diie . die quantitativenStudien die es die es in den letzten Jahren oder im letzten Jahrzehnt zum Thema bürgerschaftli-ches Engagement von Migranten gab wieder  

Z: ja 

A: ähhm . haben Sie da ne Einschätzung woran das woran das liegen [Z: mmhh] könnte  

 

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Migranten also die die die äh die hier in S. zum Beispiel sind . sind Leute die eher äh ähm alsoauf der einen Seite haben wir natürlich Händler und Geschäftsleute mmh das ist auch nicht sowenig aber die anderen das sind diejenigen die . eher Arbeiter sind sag ich jetzt mal so . ja . Sie

 passen aber auf was Sie da schreiben ne weil ((beide lachen)) (xx) jetzt hier in Schichten rede ja[A: das ist in Ordnung] also die soziale äh sozial anders anders äh strukturiert sind das heißt we-niger finanzielle Mittel weniger Bildung ähm . und so weiter und wir werden auch also innerhalbder Freiwilligenagentur das ist nicht nur ein Migrationsproblem . sehen dass die meisten Men-schen die sich ehrenamtlich engagieren Leute sind die eher n höheren Bildungsgrad haben  

A: mmhh 

Z: ganz einfach 

A: ja .. spiegelt ja auch wieder die quantitativen Studien 

Z: so ist das . ja 

A: uund ähhm 

Z: und die Migranten die sich engagieren das sind eher Leute mit nem höheren Bildungsgrad ne  

A: mmhh 

Z: aber n Deutscher oder n deutschstämmiger Mensch also von Migration zu sprechen ist ganzschwierig ist sowieso so n blöder Begriff

A: jaaa Z: weil der viel zu weit gefasst ist ne . aber ähm .. äh also ein Mensch der Hartz IV ist schon seit

 

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nisationen und informiere einfach . das sind die Projekte das sind die Möglichkeiten Sie könnenauch gern auf Türkisch oder arabisch oder berberisch oder . auch gar nicht oder wie auch immerSie können gerne in diesen Sprachen vorlesen . ja . ähm Sie können sich da engagieren Sie kön-

nen hier geschult werden und und und .. Ahaaaaa kommt dann ne das ist aber schön ne . wir wür-den gerne unseren Kindern helfen .. und das ist also die wissen gar nicht über die Möglichkeiten  

A: mmhh 

Z: die es gibt . auf der anderen Seite sind viele Leute aber auch noch auf Geld angewiesen . ja .das heißt die überlegen sich sehr wohl . soll ich meine Zeit jetzt in ein Ehrenamt investieren woich wohlmöglich noch selber draufzahle weiil wenn ich ein Ehrenamt mache muss ich Fahrtkos-

ten bezahlen eventuell besorg ich mir Literatur also wenn wir jetzt über diese Leseprojekte spre-chen ähm . keine Ahnung so was da noch an Kosten kommt ja (x) beim Telefonieren und so wei-ter . nicht ? also es heißt es gibt viele Leute die sich das auch erst mal überlegen müssen schaffich das oder schaff ich das nicht und dann ist es die Arbeit der Agentur . zu schauen . ok alsokrieg ich es hin ein Budget auch zu haben zum Beispiel für Fahrtkosten und diese ganzen Ausga- ben ja . sodass es diese Leute wirklich nur ihre Zeit kostet oder krieg ich das nicht hin ? ..

A: mmhh . also ist Ihre Auf sehen Sie Ihre Aufgabe einmal in der . ähm in der Informationsarbeitin der Beratungsarbeit . das man eben informiert über die Möglichkeiten die es gibt und  

Z: und Lust mach ne Mut macht . animieren ne sagen hier Leute ihr seid also ich hab zum Bei-spiel mit dem türkischem Volkshaus hier . die AWO ist da sehr eng ähm äh mit dem türkischenVolkshaus und da hab ich auch mal kurz die Agentur vorgestellt und die Möglichkeiten . und habgesagt alsooo . äh Sie leben schon so lange hier . ja .. es sind meisten ältere Leute ja Sie lebenschon soo lange hier in Deutschland . ja . und ähh wir brauchen auch Leute die über andere

sprachliche Kompetenzen außer Deutsch verfügen die in die Schulen gehen oder in die Kinderta-gesstätten gehen . und als mmh Vorbild sozusagen auch dienen können ja . äh . und sich ehren-amtlich engagieren . es geht nicht hab ich gesagt ((klopft mit der Hand auf den Tisch)) dass Sie

 

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A: [nee das war auch nur ein Beispiel] 

Z: nee nee aber das sag ich Ihnen das könnt auch ein Verein X sein da kenn ich mich nicht so gut

aus . ja . und dann ist es mir lieber ich vermittle sie dann sofort dort hin . ja . und sag hier spre-chen Sie mit Frau soundso ne oder da ist die Nummer da ist die Uhrzeit wie auch immer  

A: führen Sie hier im Rahmen deer ähm der Freiwilligenagentur auch auch Schulungen auchWeiterbildungen ? 

Z: klar . 

A: das gehört auch zum Aufgabenspektrum [Z: das gehört auch dazu] 

Z: also wir haben ein reges Seminarleben hier eigentlich ne natürlich ist es vor allem Lesepaten-seminare Einführungsseminare weiterführende Seminare Literaturseminare und so weiter äh Se-minare zum Thema Demenz und und und und wir werden dann also sobald die Klientel sich hiersozusagen vergrößert . ja . und das .. ähm .. das äh Interesse größer wird äh werden wir natürlichauch also Thema zum Thema Interkulturalität Seminare auch durchführen . auch gut im Übrigenfür die ehrenamtlichen die bereits in der Agentur sind . ja . alsooo viele als ich beim letzten  jour fixe also haben auch so n jour fixe jaa zwei- dreimal im Jahr bei dem also au die Ehrenamtlicheneingeladen werden es kommen ca. 30 Leute mehr kommen nicht .. das sind auch immer die glei-chen aber das macht nicht . also als ich hier gesagt habe hier ähm wir werden diese Freiwilligen-agentur interkulturell öffnen das heißt bald gesellen sich zu Ihrem Kreis noch Personen die viel-leicht der deutschen Sprache nicht so mächtig sind aber sehr gut äh viele andere Sprachen beherr-schen können . und die die Projekte hier auch bereichern können ... mmhh .. ja also da ist die Hal-tung ne sehr interessante Haltung ne also stell dir das mal also einige sagten ja . super toll endlich

.. und andere sagen ahhhh .. ok . ja wie gehen wir jetzt damit um ?  A: mmhh .. ist das dann auch . läuft diese interkulturelle dann interkulturelle Öffnung dann auch

 

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nächste Sprache gut zu beherrschen wir haben leider den Fall also insofern ist es wurscht ob dieKinder jetzt ähh gut Deutsch oder gut Türkisch also ja vor allem wenn die jetzt im Kindergarten-alter sind . ja . es ist eigentlich wirklich egal Hauptsache ist die beherrschein eine Sprache gut .

was wir haben . sehr viel ist der Fall dass Kinder und deren Familien also die Eltern schon wederdie eine noch die andere Sprache gut beherrschen und Mischmasch sprechen .. ja . also die nächs-te Stufe wäre Elternarbeit . ja . 

A: mmhh 

Z: ((lacht)) 

A: das sind dann haben Sie da auch schon  

Z: wir haben auch schon Erfahrung mit Elternarbeit . ja . aber es ist sehr mühhsam es ist n müh-sames Geschäft . Elternarbeit 

A: mmhh 

Z: ja . weil es geht ja auch so . ne . also man muss äh äh ich bin nicht der Meinung dass man ähm.. als Migrant vor allem jemand der wirklich pff also aus einem anderen Land in der ersten Gene-ration . hierher kommt dass er oder sie nach zehn Jahren Aufenthalt oder 15 Jahren Aufenthalt dieSprache perfekt beherrschen muss muss er nicht . muss er nicht . ja das verlangt ja keiner ne ..also es muss niemand perfektes Deutsch hinlegen . ja . aber es muss verständlich sein und esmuss so sein dass man sich dass man miteinander kommunizieren kann und dass man zu einemvollwertigem Mitglied dieser Gesellschaft werden kann .. ja [A: mmhh] das ist es 

A: jetzt würd ich gern nochmal auf das Themaaa . Sie hatten vorher angesprochen dass das The-ma bürgerschaftliches Engagement natürlich auch ein bürgerschaftliches Thema ist [Z: mmhh] .ähm .. uuund ist denn sehen Sie denn auch .. ähm dass es vielleicht auch rechtliche Hürden gibt

 

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schön und gut ich freu mich auch für die Spanier und für die für die anderen die hier herkommenund die in ihren Ländern . nicht genügend Möglichkeiten haben . dann freu ich mich auch für diedeutschstämmigen aus Polen und Rumänien die hier herkommen können . ja . und ähm . Sprach-

kurse bekommen ähm Integrationskurse kriege ähhm an die Hand genommen werden und da undda und da Erleichterungen kriegen . ich freu mich nicht für diejenigen . die hierherkommen .. undkeinerlei Hilfestellung kriegen . weil es keine integrative . Gesellschaft ist . wir haben keine in-tegrative Gesellschaft . wir haben diese Leistungen die diesen Leuten ermöglicht also diese Leis-tungen die diesen Leuten er erbracht werden ja also wie ganz einfach mal . also . der Sprachkurs.. dieser einfache Sprachkurs . ja . das sollte für jeden der nach Deutschland kommt .. ermöglichetwerden ((klopft auf den Tisch)) das sollte jeder kriegen . ja .. ich frag mich wohin gehen wir ?  

A: mmhh 

Z: ja . und dann haben wir zum Beispiel so schöne Gesetze wie . ein Kind das hier geboren istaber Eltern mit Migrationshintergrund hat . ähh übernimmt ja also die Staats . also also kriegt jadie deutsche Staatsbürgerschaft mit 21 . muss der sich aber nochmal entscheiden nehm ich jetztdie türkische oder nicht . und wenn der das verpennt muss er dann zurück in die Türkei hallo . jaalso das sind so diese Sachen wir geben hier an also hier unsere Regierung gibt da halt an äh dasssie doch so offen sind und dass wir doch alle ausbilden und machen und tun aber im Hintergrundläuft die große Schweinerei ab .. ja . so sieht das aus also man könnte so Vieles tun . und selbst-verständlich schlägt sich das auch nieder . darin .. dass die Leute die in dieser Situation sind sichnicht integrieren zu können nicht an der Hand genommen werden was Integration angeht äh dasdiese Personen sich gettoisieren ist doch ganz klar .. ist doch logisch  

A: mmhh 

Z: würd ich auch so machen würd ich mir denken hier Leute . lasst mich in Ruhe ich sprechemeine Sprache weiter ja diese Gesellschaft sagt mir ich bleibe hier sowieso nur für kurze Zeitwarum soll ich mich hier akklimatisieren ? ... und deshalb also das Thema Integration läuft A

 

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scher . ja . oder der süße afghanische . ja .. also jetzt mal ganz ehrlich . ja . welche Sichtweisehaben wir denn darauf . haben wir Integration oder haben wir ein von oben nach unten gucken ?  

A: auf jeden Fall noch ein getrenntes man hat n konstruiertes Wir und man hat n konstruiertes dieAnderen 

Z: ganz genau 

A: ob die Kinder hier geboren sind oder nicht 

Z: ganz genau ganz genau . ne . oder was mir passiert . also Sie hören ich spreche perfekt

Deutsch ich denke ich zähle ich träume auf Deutsch . ja . ich spreche mit meinem Sohn Deutsch . ja . und werde trotzdem also ich habe lockige dunkle Haare äh habe eine krumme Nase und wer-de gefragt woher kommen Sie ? ja . und dann sag ich aus S. .. ja . ja aber aber woher woherkommen Sie oder wie kommt es dass Sie so gut Deutsch sprechen . ja ich bin in die Schule ge-gangen ... es ist ganz schön also haarige haarige Angelegenheit wir haben hier noch das großeThema der Xenophobie . ja . äh wir haben äh das große Thema des Antisemitismus wir haben dasgroße Thema der äh ja des Separatismus ... das ist alles noch nicht aufgearbeitet und die deutscheGeschichte ist noch sehr sehr frisch .. und da gibts ne Menge zu tun

A: mmhh 

Z: wir haben hier in S. ein Amt für multikulturelle Angelegenheiten ne schön und gut . aber wirhaben keine äh hessischen Integrationsminister .. das gibts in Baden-Württemberg gibs sowas ne  

A: mmhh 

Z: aber gut wir haben wir haben Integrationspolitik hat Deutschland komplett verpennt .. und jetzt zahlen wir dafür  

 

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die wie ich ja perfekt Deutsch sprechen .. und . einen Migrationshintergrund haben . aber auch ähäh die Chuzpe haben ja . die Frechheit besitzen zu sagen ich will die Gesellschaft mitgestalten . ja. ich bin ich bin ein vollwertiges Mitglied äh was weiß ich was jaa also ich jetzt ja gehöre dem

 Rotary Club an . ja . ähh ich äh bin politisch tätig . ja . maße mir an zu sagen und da geh ich auchnoch weiter und extremer . äh ich leite eine Freiwilligenagentur zum Thema bürgerschaftlichesEngagement und gebe da meine Ideen rein . ja . da muss man sich dran gewöhnen . ja . dass esmehr und mehr Leute gibt die das so machen . ja . aber es ist äh man wird egal man wird immermehr oder man wird immer wieder also damit konfrontiert so aber aber du gehörst doch gar nichtso zu uns ne .. du sprichst doch so gut Deutsch woher kommt das ? . ne . und wenn ich die Wahr-heit sagen würde ne das bleibt jetzt hier entre nous aber wenn ich die Wahrheit sagen würde daserste deutsche Wort was ich gehört hab was an mich gerichtet war war Kanacke ja . und was

macht das mit einem so ((schnippt)) hier dir zeig ichs ja .. also das ist sehr interessant . ja . so unddann haben wir eben also jetzt im Rahmen dieser Freiwilligenagentur haben wir also diese hun-derten von Gutmenschen .. die ich wirklich alle sehr respektiere dafür dass sie sich einer .. alsoverantwortlich für einen Zeitraum . auf Menschen zugehen . und helfen . aber was mir sehr stinkt. ja . ist dieses ... subtile also wirklich subtile Arroganz . und das missfällt mir . und deshalb kamich jetzt auf die Idee weil nachdem ich mir so so meine Leute da angehört habe ich ich liebe diealle wirklich ja ich liebe die ja die kommen auch zu mir nach Hause und wir essen und trinkenund was weiß ich alles so mit meinen ehrenamtliche Projektleitern . ich liebe die aber wenn dieanfangen über ihre Kinder zu sprechen und was weiß ich alles also dann äh kriege ich äh Proble-me ja und deshalb habe ich mir gedacht Leute ich werde euch aufmischen . ja  

A: mmhh 

Z: und ihr werdet teilen müssen und ihr werdet lernen und umgekehrt werden die anderen auchvon euch lernen . und jetzt bin ich gespannt . ob das klappt . also . ich hab wenig in meiner Funk-

tion weil wie gesagt halbtags wenig mit der Baasis in Anführungsstrichen zu tun also wenig mitden den Projekten an sich mit Leuten und mit den Lehrern und mit den Kindern und so weiteroder mit den Kitas ähhm sondern halt sehr sehr viel bin sehr sehr rege in der Kommunikation mit

 

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Z: also man muss eigentlich sofort damit aufhören mit Ihr und Wir ja . sofort . ja . aber da pfle-gen selbstverständlich auch die Migranten gerne ja es ist ja also ist nicht nur im Denken derDeutschen ja sondern im Denken Aller ja . die einzigen die das nicht so haben ja sind Kinder ne

oder Jugendliche ne Ihr Wir oder so dann dann fängts ja schon an mit diesem Ihr und Wir . alsowir haben zum Beispiel solche Sachen ja Schweinereien ja also dass ähm .. es ist auch da erwie-sen äh dass zum Beispiel Jugendliche oder Kinder mit Migrationshintergrund die die Sprache jetzt nicht so perfekt beherrschen wie jetzt ich zum Beispiel ja . dass diese Kinder eher in denHauptschulzweig oder in den Realschulzweig ähm . ähm wie heißt das ähm empfohlen werden jetzt ja .. als Kinder die das nicht haben oder wir haben einen großen [A: bei gleicher Schulleis-tung] bei gleicher Schulleistung bei gleicher Schulleistung . Schweinerei ! ja . geht gar nicht jaund dann sind die Eltern nicht wirklich informiert weil sie die Sprache nicht so gut beherrschen ja

und weil meistens in den wärmeren Ländern ne das eben so ist dass der Lehrer ja . eine absoluteRespektperson ist man widerspricht nicht .. ja wenn man das als Lehrer weiß ne dann weiß manok ich muss auf diese Person zugehen und tralala so da da muss man Arbeit leisten ne darübergeb ich ja auch Fortbildungen ja interkulturelle Pädagogik und und und also was wieso reagierendie Leute so ? warum sind sie so desinteressiert bla bla bla das sind die ja gar nicht ne [A: mmhh]die sind nur nicht informiert ja .. und sie haben Obrigkeitsdenken ... ahhh es gibt so viel zu tun jaoder wir haben den großen Untergrund zwischen Migration und Internationalität  

A: mmhh 

Z: ja . derjenige der international ist das ist jemand der zum Beispiel aus einem Land kommt des-sen Sprache . weltweit anerkannt ist . Englisch Französisch . sagen wir noch die Italiener sinddabei . ja .. und die anderen Sprachen . die minderwertigeren Sprachen tja ..  

A: generell gibts ja nochmal n großen Unterschied zwischen Migranten und Migranten also es

gibt ja auch ne ne . ich sag mal jetzt ne transnationale Elite die Z: klaaar das auch noch . das auch noch 

 

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die Defizite aufbringen in schulischen Leistungen mit Migrationshintergrund .. muss rein ... fak-tisch aber ist es so dass die meisten Kinder denen da vorgelesen wird weder äh weder äh Migran-ten noch Deutsche sondern wirklich ne gute Mischung . wir haben ganz viele Kinder mit Kom-

munikationsarmut . und dazu gehören Migranten und Deutsche . und dazu gehören Arme undReiche ... 

A: mmhh 

Z: ((lacht))

A:  jetzt hätt ich noch einen Punkt den ich ansprechen wollte jetzt hab ich ihn nur verloren [Z:

sehr gerne] ah das war der Leitfaden zur interkulturellen Öffnung von der bagfa .. ähm dieserLeitfaden Unterwegs! . Anregungen zur interkulturellen Öffnung der der spielt bei Ihnen

Z: gar keine Rolle [A: gar keine Rolle] also ich bin sehr in Kontakt mit der bagfa bin aber keinMitglied 

A: achso ok  

Z: ne bin kein bagfa Mitglied . also das ist mir zu teuer wir sind sowieso schon äh ziemlich wirhaben auch schon Preise gekriegt von der bagfa und so . ja . ähm .. und was was dieses ganzeSystem angeht wie man die Agentur leitet wie niicht was weiß ich was QM und tralala das ist dasdas haben wir schon zehnmal gemacht ne und da sind wir gut und wir sind gut organisiert und soweiter . brauch das nicht . und ich krieg ja eh die Infos und alles . aber der Leitfaden zur interkul-turellen Öffnung ist ein Leitfaden der gemacht ist wie unsere Ehrenamtlichen auch arbeiten dasist ein Blick von oben nach unten 

A: mmhh 

 

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A: mmhh mmhh 

Z: also so wir machen die Projekte dann machen wir die Projekte machen wir sie nicht dannmachen wir sie nicht also so . ja . und äh . ähhm und ich bin auch kein Freund von von ähhschwerfälligen Projekten . ja . es muss immer leicht sein das Angebot muss einfach sein es mussne Schulung geben es muss danach später auch nochmal die Möglichkeit eines  Refreshing semi-nars äh äh geben . die Möglichkeiten geben dass sich die Leute treffen untereinander austauschenPunkt ! ja . Ende . mehr mehr mehr muss nicht also mehr Brimborium brauchen wir nicht . ja .und uund es gibt natürlich noch äh was weiß ich also gerade was dieses ganze Lesen angeht oderso was da sind wir Hauptkooperationspartner der Stiftung Lesen wir bilden auch in deren Namen

auus und so und das ist alles wunderbar das heißt das hat alles Hand und Fuß ja es gibt so be-stimmte Eckpfeiler die eben äh den den Ehrenamtlichen auch so ne Sicherheit geben und ein ..Selbstvertrauen geben oder n Backup geben und das bieten wir ihnen und aber auch nicht vielmehr darüber hinaus . ne .. außer den ehrenamtlichen Projektleitern die selbstverständlich ber bestimmte Fähigkeiten verfügen müssen und wenn sie die nicht haben dann werden sie geschult 

A: mmhh 

Z: ja und dann werden sie dahingehend auch trainiert 

A: aber die die Möglichkeiten gibts jetzt auch vor allem in Hinblick auf die interkulturelle Öff-nung 

Z: die wird es auch geben ja weil die Arbeiterwohlfahrt und deshalb passt das auch so schön . alsdie AWO jetzt also kam dass die sich als dass die auch so eine Selbstverpflichtung ähm unter-

schrieben haben zu dem Thema Interkulturalität und so weiter passt das selbstverständlich sehrgut dass sich die Freiwilligenagentur jetzt auch .. öffnet 

 

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Z: ja das ist sehr gut .. mmh . ich habe aber also äh dass äh die die Freiwilligen die bürgerschaft-lich Engagierten ja . identifizieren sich nicht mit der AWO 

A: nicht ? 

Z: neeein 

A: also es ist jetzt nicht 

Z: zu links 

A: ok  

Z: sie identifizieren sich mit der Agentur  

A: mmhh 

Z: ja . und ich bin jetzt jemand ähh ich kann mich überall bewegen ja also ich kann mich sehr gutin adeligen Kreisen bewegen und mich sehr gut in bürgerschaftlichen Kreisen bewegen ja . auchsehr gut in Arbeiterkreisen bewegen . das ist egal nicht . weil ich Mensch bin so . wurscht . ne .ähhm und deshalb sie fühlen sich sicher und sie müssen aber nicht so viel zu tun haben mit derAWO das ist ihnen den meisten ist es viel zu links 

A: mmhh interessant 

Z: ja und für mich ist das jetzt sozusagen dieee ich bin also bei der SPD aktiv so so für mich istes jetzt so ne Gradwanderung meine Inhalte so langsam da einfließen zu lassen ja und ihnen zuzeigen also klar also egal was du tust ist doch egal nicht ? also ist ja schon es ist ja schon was

 

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der . in der Krise des Sozialstaats in der Krise der Erwerbsarbeit man braucht sinnvolle Tätigkei-ten neben der Erwerbsarbeit man braucht Weiterbildung Qualifikation . aber es wird selten bis niedarauf eingegangen dass es selbstverständlich auch immer . persönliche 

Z: es geht doch nur um einen selbst . nur ! ja  

A: und es ist ja auch nichts verwerfliches ich mein es ist 

Z: nein es ist was tolles

A: ganz genau 

Z: genau . das ist was tolles also deshalb es geht um das Bewusstsein . weil nur in dem Momentund jetzt gehen wir wieder auf das Thema zurück mit der Integration . in dem Moment wo ichmir ja . deshalb . Psychotherapie für alle ja . also in dem Moment wo ich mir darüber bewusst bin .. wo bin ich stark wo bin ich schwach . und keine Angst davor habe das .. ja . zu zeigen . nurin dem Moment kann ich eine . genau . gleichberechtigte Kommunikation mit jemanden .. starten. der ein vordergründiges Defizit hat .. ja wie zum Beispiel das nicht beherrschen der deutschenSprache . ja . nur dann kann ich wirklich auf eine verständnisvolle Art und Weise mit jemandenumgehen und umgekehrt auch dieses Verständnis für mich erwarten .. ja . und erst dann bin auchwirklich äh äh stark . kann ich oder oder ich kann wirken . oder es kann auch für mich wirken .. ja... aber das ist . das ist Psychoarbeit ja also das ist so also eigentlich bräuchte jede Agentur alsoganz ehrlich bräuchte nen Psychotherapeuten noch dazu ne 

A: mmhh 

Z: jaa . das ist so ((lacht)) ja weil wir haben ganz viele Leute . ähh äh die natürlich deshalb alsoes gibt zum Beispiel wir haben viele junge Menschen .. ähhm die was weiß ich was sagen wirmal aus Hamburg nach S. kommen niemanden kennen und das beste ist natürlich man engagiert

 

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Z: naja ich hol mir ganz schnell noch n Kaffee . ja ? dann drücken Sie mal auf Pause ((Pause))ich bin eigentlich also was überhaupt also dieses bürgerschaftliche Engagement angeht und dasist ähh es gibt noch ein Feld was ähnlich ist . das ist ähh ähh Kultur . ist ähnlich . ja . da kommen

sich die Leute wahnsinnig gut vor . ja . wahnsinnig gut ja .. und das ist auch beim bürgerschaftli-chen Engagement ist das auch so . kommen sich so gut vor ... es ist auch toll . ja . also ich hättenie Deutsch gelernt wenn meine liebee Nachbarin oder die Freundin meiner Mutter sich nicht mitmir hingesetzt hätte und und mir gezeigt hätte . ähh das ist ein Telefon das ist eine Tasse das istein Stuhl das ist ein Mensch ja . also .. ich hätte .. der Einstieg war so schön für mich . ja . dieSprache zu lernen .. wobei es Leute gab die von sich aus auf dieser menschlichen Schiene ge-merkt haben aja ich kann . so das ist einfach dieses Benennen was weiß ich das kann ich ihr haltzeigen ne also das zwölfjähriges Mädchen das war . ne zack zack ging das dann und dann lernt

man ganz schnell .. so jetzt hat das heutzutage so dieses Benennen von Gegenständen aufDeutsch kriegt sozusagen so eine institutionelle Konnotation und nennt sich jetzt bürgerschaftli-ches Engagement .. auch gut . aber vergessen wir die Menschlichkeit nicht  

A: mmhh .. ich find auch generell bei der Diskussion um bürgerschaftliches Engagement wird dieMenschlichkeit vergessen weil auch .. Foormen . die für mich ganz eindeutig unter unter den Be-griff bürgerschaftliches Engagement fallen müssten . Formen gegenseitiger Unterstützung For-men von Solidarität in das Konzept nicht passen . das Konzept . findet immer in nem öffentlichen

Raum statt ist in der Regel politisch auch wenn durch den Begriff bürgerschaftliches Engagementsich da was getan hat dass man da auch dass man den den Raum die Engagementthemen und En-gagementformen ausgeweitet hat es ist nicht mehr nur das klassische Ehrenamt . aber . ganz viele.. Formen gegenseitiger Unterstützung Formen von Solidarität . sei es in der Nachbarschaft sei es. familiäre Hilfe werden in der Diskussion überhaupt gar nicht wahrgenommen . weil man ebenweil der der Definitionsrahmen trotzdem immer noch ausgrenzt und immer noch sehr sehr enggefasst ist 

Z: ja ja das ist also bürgerschaftliches Engagement ist ne Institution .. 

 

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A: mmhh 

Z: und mehr Institution braucht es aber in dem Moment wo ich dann gelder akquirieren mussmuss ich das schon halt aufschreiben oder . in dem Moment ähm wo es dann ähm öffentlich wirdmuss ich das schon irgendwie so . damit überleben kann hier mit der Agentur und das brauchen jaso viele Ehrenamtliche in ihrer Art 

A: mmhh ... jetzt würd ich gern nochmal äh relativ an Anfang kommen  

Z: gerne ((lacht)) 

A: Sie hatten vorhin gesagt dass sich mmh die meisten Freiwilligen nicht wirklich mit der AWOals Träger identifizieren sondern mit der Freiwilligenagentur [Z: mmhh ist zu links] wie .. wiewerden die Menschen die zu Ihnen kommen auf die Freiwilligenagentur hier aufmerksam  

Z: ach über die Webseite . ja also über die Website ähm äh was weiß ich über die Website derWebsite von was weiß ich wem .. ja . also ähh viele Leute suchen schon dezidiert nach nem Pro- jekt .. ja . ähhh . sie suchen nach . die meisten suchen nach einer einfachen Tätigkeit .. ja weil

man weiß ja auch wie viele Stunden man so irgendwie in ner Woche investieren kann oder so . sound dann findet man uns so so übers Internet meistens meistens ist es Internet . oder über Hören-sagen oder so das das sind ja schon sehr viele Ehrenamtliche die hier tätig sind also es gibt auchMundpropaganda ... ja . für n Ehrenamtlichen ist es halt einfach wichtig oder für n Freiwilligenist es wichtig dass er n Backup hat . ja . ähm dass der versichert ist zum Beispiel ne sind ja alleversichert ja . es gibt ja ne Ehrenamtshaftpflicht und -unfallversicherung äh und das ist sehr un- problematisch hier man braucht kein riesen Formular ausfüllen gar nichts es gibt nur n Vermitt-lungsbogen in dem Moment wo ich vermittelt bin schreib ich halt meinen Namen meine Adresseauuuf und schreib dann n bisschen was auf zu mir als Person nenenene und dann hab die Versor-gung fertig .. und mehr braucht es nicht äh . dann gibt es noch diese Schulung also das ganze

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Interviewleitfaden:

1. 

Aufgaben und Struktur der Freiwilligenagentur1.1.  Anzahl der Mitarbeiter und Herkunftszusammensetzung

1.2.  Aufgaben und Tätigkeiten1.3.

 

Zielsetzung

1.4. 

„Aktionsradius“ 

2. 

Einschätzung der Herausforderungen und Problembereiche bei der Ausübung/Nicht-Ausübung bürgerschaftlichen Engagements von MigrantInnen2.1.  Einschätzung der Engagementbereitschaft von MigrantInnen insgesamt2.2.

 

Einschätzung der Unterschiede zwischen verschiedenen Herkunftslän-

dern/Männern und Frauen/Generationen

2.3.  Veränderungen diesbezüglich in den letzten Jahren?2.4.

 

Unterschiede in den Motiven für/Erwartungen an Engagement bei MigrantIn-

nen und „Deutschen“? 

3.  Bisherige Maßnahmen zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements von Migran-tInnen

3.1.  Orientierung am Leitfaden zur interkulturellen Öffnung der Freiwilligenagen-

turen?

3.2.  Darüber hinausgehende Maßnahmen?3.3.

 

Waren die Maßnahmen erfolgreich oder nicht?

Tab. 1: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

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Fall Seite Nr. Paraphrase Generalisierung Reduktion

B IV 1 Es kommen überwiegend polyglote Ar-

 beitsmigrantInnen z.B. aus den USA

Erwerbstätige, mehrsprachige Migran-

tInnen kommen in Freiwilligenagentur K1: Freiwilligenagentur wird über-wiegend aufgesucht von MigrantIn-

nen, die

 

einen hohen Bildungsab-

schluss haben;

 

erwerbstätig sind;

 

gut Deutsch sprechen;

  gut integriert sind.

K2: MigrantInnen engagieren sich

häufig, jedoch eher im privat-

 persönlichen Raum. Dabei ist ihr

Engagement meist stark interessen-

geleitet (Erhalt der Kultur, der Spra-

che des Herkuftslandes)

K3: MigrantInnen haben oft ein an-

deres Verständnis von Engagement

B IV 2 Man weiß nichts genaues zur Engage-

mentbereitschaft, weil Befragungen

 beim Freiwilligensurvey nur auf

Deutsch durchgeführt werden

Keine genaue Kenntnis zur Engage-

mentbereitschaft durch quantitative

Studien; Kritik am Freiwilligensurvey

B IV 3 MigrantInnen haben teilweise keine

Wörter für Ehrenamt oder andere Wör-

ter

Keine Wörter oder andere Bedeutun-

gen für den Begriff Ehrenamt in ande-

ren Sprachen

B IV 4 Machen keine Trennung zwischen öf-

fentlichem Raum und Familien- oder

 Nachbarschaftshilfe

MigrantInnen machen bei Engagement

oft keine Trennung zwischen öffent-

lich-politischer und privat-persönlicher

Sphäre

B V 5 Vermittlung nicht in Nachbarschaften,

nur in Projekte, die von Vereinen oder

Initiativen flakiert werden

Vermittlung nur in Engagementprojek-

te in öffentlich-politischer Sphäre

B V 6 Beispiel im Türkischen:  gönülü, grob

übersetzt „von Herzen kommend“. Ist

eine Grundhaltung die zur gegenseitiger

Wegen Grundhaltung  gönülü  keine

Trennung zwischen öffentlich-

 politischer und privat-persönlicher

Tab. 1: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

Hilfe verpflichtet – egal ob im privatem Sphäre beim Engagement (Definitionsproblem): MigrantInnen

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Hilfe verpflichtet    egal ob im privatem

oder nicht privatem Umfeld

Sphäre beim Engagement (Definitionsproblem): MigrantInnen

machen meist keine Trennung zwi-

schen öffentlich-politischer und pri-

vat-persönlicher Sphäre, haben oft

keine entsprechenden Begriffe für

Engagement in der Sprache des Her-

kunftslands. Teilweise gibt es aber

religiös oder kulturell verwurzelte

Grundhaltungen, die zur gegenseiti-

gen Unterstützung verpflichten

( gönülü im Türkischen).

K4: quantitative Studien kommen zu

dem Schluss, dass sich MigrantInnen

unterdurchschnittlich engagieren,

weil

  Befragungen ausschließlich

auf Deutsch durchgeführt;

 

nur bestimmte Engage-

mentthemen und -

formen abgefragt werden.

Dadurch keine genauen Erkenntnisse

zum bürgerschaftlichem Engage-

B V 7 Bei Befragung festgestellt, dass sich

türkischstämmige MigrantInnen häufig

engagieren

Einschätzung dass sich türkischstäm-

mige MigrantInnen häufig engagieren

B V 8 Eigentlich haben wir keine Erklärung

dafür

Keine Erklärung für unterdurchschnitt-

liches Engagement von MigrantInnen

B V 9 Es kommen eher besser gebildete Per-

sonen, ob Migrant oder nicht Migrant

Insgesamt eher gebildetes Klientel in

Freiwilligenagentur

B V 10 Glaube, es ist ein Definitionsproblem Probleme bei Definition von bürger-

schaftlichen Engagement

B V 11 Bürgerschaftliches Engagement korre-

liert mit Milieu, Einkommen und Bil-

dung

Je höher Einkommen und Bildung,

desto öfter engagiert man sich bürger-

schaftlich

B V 12 Engagement von MigrantInnen teilwei-

se stark interessengeleitet

Motiv für Engagement bei MigrantIn-

nen oft das Verfolgen eigener Interes-

sen

B V 13 Gründung bilingualer Schulen, damitKinder gut untergebracht sind und eige-

ne Kultur nicht verloren geht

Erhalt der eigenen Sprache bzw. dereigenen Kultur als Motiv für Engage-

ment von MigrantInnen

B V 14 Nicht integrierten, schlecht Deutsch

sprechenden MigrantInnen kommen

 Nur gut integrierte, gut Deutsch spre-

chende MigrantInnen kommen in

Tab. 1: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

nicht in die Freiwilligenagentur Freiwilligenagentur ment von MigrantInnen

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Seite | XL

nicht in die Freiwilligenagentur Freiwilligenagentur ment von MigrantInnen

K5: Engagementhürden entstehen

durch

 

verwehrte Zugänge  schwierige Lebensbedingun-

gen

  längere Aufenthalte im Her-

kunftsland

 

große kulturelle Unterschie-

de

  fehlende Sprachkenntnisse

B V 15 Von sich aus aktiv werden, Termin für

Beratungsgespräch vereinbaren etc

schwierig, wenn man die Sprache nicht

gut kann

Hürden beim Zugang zu Engagement

aufgrund schlechter Deutschkenntnisse

B VIII 16 Es kommen Migranten, sind also geöff-

net, aber keine nicht integrierten

 Nur gut integrierte MigrantInnen su-

chen Freiwilligenagentur auf

B VIII 17 Ob Migrant oder nicht, wenn jemand

schwer Zugänge findet, engagiert er sich

seltener

Weniger Engagement bei verwehrten

Zugängen

B IX 18 In Frankfurt gibt’s Frauen, die Tragen

Burka, die kommen nicht in Freiwilli-

genagentur, wär utopisch

Kulturelle Unterschiede als Engage-

menthürde

B IX 19 Ist schwer Leute denen es nicht gut

geht, davon zu überzeugen, etwas für

andere zu machen

Menschen in schwierigen Lebensbe-

dingungen schwer für bürgerschaftli-

ches Engagement für Andere zu über-

zeugen

B X 20 Die gehen nicht gerne irgendwo hin, wosie sich defizitär fühlen

 Nur gut Deutsch sprechende Migran-tInnen kommen in Freiwilligenagentu-

ren

B X 21 Ältere Migranten wollen sich gerne en-

gagieren, sind dann aber für ein halbes

Längere Aufenthalte in der alten Hei-

mat erschweren langfristiges Engage-

Tab. 1: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

Jahr in der alten Heimat ment

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Seite | XLI

Jahr in der alten Heimat ment

K6: Verzerrtes Bild zu bürgerschaft-

lichem Engagement von MigrantIn-

nen durch quantitative Studien, weil

 

Durchführungsform (Telefo-ninterviews auf Deutsch)

 

Abfragen bestimmter Enga-

gementthemen und -

formen

zu falschen Ergebnissen führen

K7: Wenige MigrantInnen kommen

in Freiwilligenagentur, engagieren

sich jedoch trotzdem häufig. Aller-

dings in anderen Räumen und anders

strukturiert  –   vor allem im privat-

 persönlichen Raum und oft bezieht

sich ihr Engagement auf die eigene

ethnische Gruppe oder auf das

Überwinden schwieriger Lebensla-

gen, jedoch nicht nur: auch auf ge-

samtgesellschaftliche Themen

 N XIV 22 Wie kommt Statistik zustande? Wo wird

nachgefragt? So kommen die Antworten

raus

Verzerrtes Bild zu bürgerschaftlichem

Engagement von MigrantInnen durch

Art der Durchführung und Struktur der

quantitativen Studien

 N XIV 23 Zur Beratung kommen wenig Migran-

tInnen, Engagement von MigrantInnen

ist in G. aber vorhanden

Wenig MigrantInnen in Freiwilligen-

agenturen,

Engagement von MigrantInnen aber

nicht unterdurchschnittlich

 N XIV 24 Man findet es an anderen, nicht öffentli-

chen Stellen und nicht in den klassi-

schen Engagementstrukturen der Verei-

ne, Verbände usw.

Engagement von MigrantInnen findet

überwiegend im privat-persönlichen

Raum statt

 N XIV 25 Migrantenselbstorganisationen engagie-

ren sich für die eigenen Landsleute und

deren Kultur aber auch für die Gesell-

schaft

Engagement von MigrantInnen auf

eigene ethnische Gruppe aber auch auf

gesamtgesellschaftliche Themen bezo-

gen

 N XIV 26 Für uns muss bürgerschaftliches Enga-gement in der Öffentlichkeit stattfinden,

MigrantInnen engagieren sich jedoch oft

in der Nachbarschaft, im privaten Raum

Trennung öffentlich-politische Sphärevon der privat-persönlichen führt zu

Fehleinschätzung, dass sich Migranten

weniger engagieren

 N XIV 27 Engagement, Ehrenamt auch z.B. im Kulturell unterschiedliches Verständ-

Tab. 1: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

Koran enthalten (man muss anderen nis von Ehrenamt bzw. Engagement;

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Seite | XLII

(

helfen); Engagement ist allerdings an-

ders strukturiert

g g ;

Engagement besteht, aber in anderen

Räumen, anders strukturiert

 N XIV 28 Rumänische MigrantInnen engagieren

sich aus Notwendigkeit, wegen fehlen-

der Infrastruktur und schweren Bedin-

gungen

Engagement aus Notwendigkeit um

schwierige Lebensumstände zu meis-

tern, auszuhalten

 N XV 29 Statistiken werten die erhobenen Zahlen

richtig aus, spiegeln die Realität aller-

dings nicht wieder

Quantitativen Studien nicht repräsenta-

tiv K8: MigrantInnen haben oft anderes

Verständnis von Engagement:

  keine Trennung von privat-

 persönlicher und politisch-

öffentlicher Sphäre

  teilweise auch religiös ver-

ankert (z.B. Pflicht zur ge-

genseitiger Hilfe im Koran)

K9: Engagementhürden aufgrund

von

 

fehlender Sprachkenntnisse

 

verwehrter bzw. einge-

schränkter Zugängen zu

mehrheitsgesellschaftlichen

Strukturen

 N XV 30 Zugänge um die richtigen Leute an der

richtigen Stelle zu fragen fehlen

Man fragt in quantitativen Studien

nicht an den richtigen Stellen nach

 N XV 31 Telefoninterviews schwierig, wenn die

Sprache nicht beherrscht wird

Kritik an Durchführungsformen der

quantitativen Studien (Telefoninter-

views)

 N XVI 32 Kann keine Aussagen über Veränderung

 bezüglich des bürgerschaftlichen Enga-

gements in den letzten Jahren machen

Keine genaue Kenntnis über Verände-

rungen im Umfang des bürgerschaftli-

chen Engagements von MigrantInnen N XVII 33 Anzahl der engagierten MigrantInnen

vermutlich ähnlich hoch wie im Freiwil-

ligensurvey für ganz Deutschland ange-

geben

Anzahl der engagierten MigrantInnen

nicht niedriger als im bundesdeutschen

Durchschnitt

Tab. 1: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

 N XVII 34 Engagementhürde wenn man sich in Verwehrte, eingeschränkte Zugänge zu

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Seite | XLIII

I

g g

gegebene Strukturen nicht einfädeln

kann

, g g g

gesellschaftlichen Strukturen als En-

gagementhürde

K10: Wenn gut integriert bzw. wenn

Engagement innerhalb der eigenen

Ethnie: Zugang zu Engagement ein-

facher

K11: In anderen Ländern bzw. Kul-

turen ist gegenseitige Unterstützung

im privat-persönlichen Raum (unterFamilienmitgliedern, Bekannten,

Freunden, in der Nachbarschaft)

 Noramlität; anderes Verständnis von

Engagement

 N XVII

I

35 Ohne Sprachkenntnisse ist Engagement

schwierig bis unmöglich

Fehlende Sprachkenntnisse als Enga-

gementhürde

 N XVII

I

36 Innerhalb der eigenen Ethnie ist Zugang

leicht, in Gemischtformen wird es

schwierig

Zugang für MigrantInnen in Struktu-

ren der Mehrheitsgesellschaft ist

schwieriger als in solche der eigenen

Ethnie

 N XVII

I

37 Zugang zu „deutsch“ geprägten Struktu-

ren ist schwierig, wenn man nicht gut

integriert ist

Für besser integrierte MigrantInnen ist

Zugang zu aufnahmegesellschaftlichen

Strukturen einfacher

 N XVII

I

38 Vermittlung in Einsatzorte für nicht-

deutschsprachige MigrantInnen unmög-

lich

Fehlende Sprachkenntnisse als Enga-

gementhürde

Z XXI 39 Engagement bei MigrantInnen überwie-

gend in Familiären Strukturen, dazu

gehören auch Freunde und Bekannte derFamilie

Engagement von MigrantInnen über-

wiegend im privat-persönlichen Raum

Z XXI 40 In anderen Ländern ist diese Art von

gegenseitiger Unterstützung normal und

muss nicht benannt, institutionalisiert

Anderes Verständnis von Engagement

in anderen Ländern, Kulturen; gegen-

seitige Unterstützung ist Normalität

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Tab. 1: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

Z XXV 47 Keine Integrative, sondern ausgrenzen- Engagementhürden durch ausgrenzen- keine Engagementhürde sein;

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Seite | XLV

I de Gesellschaft, was sich auch im Be-

reich des bürgerschaftlichen Engage-

ments niederschlägt

de gesellschaftliche, politische und

rechtliche Strukturen

Sprachkenntnisse müssen lediglich

ausreichen um sich verstanden zu

werden

K15: Bürgerschaftliches Engage-

ment nicht mehr oder weniger inte-

ressengeleitet als bei allen anderen

Engagierten

Z XXX

II

48 Bürgerschaftliches Engagement muss

nicht aus altruistischen, gemeinnützigen

Motiven entstehen; vielmehr sind eigene

Interessen, Wünsche wichtige Aspekte

Bürgerschaftliches Engagement nicht

nur bei MigrantInnen interessengelei-

tet sondernd in der Regel bei allen

Engagierten

Tab. 2: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

Fall Kat. Generalisierung Reduktion

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Seite | XLVI

g

B K1 Freiwilligenagentur wird überwiegend

aufgesucht von MigrantInnen, die

 

einen hohen Bildungsabschluss

haben; 

erwerbstätig sind;

 

gut Deutsch sprechen;

 

gut integriert sind.

Freiwilligenagentur wird überwiegend

aufgesucht von MigrantInnen, die

 

einen hohen Bildungsabschluss

haben; 

erwerbstätig sind;

 

gut Deutsch sprechen;

 

gut integriert sind.

K´1: Meisten MigrantInnen, die Frei-

willigenagentur aufsuchen,

  haben hohen Bildungsabschluss;

  sind erwerbstätig;

  sprechen gut Deutch;

  sind gut integriert.

K´2: MigrantInnen engagieren sich

nicht unterdurchschnittlich, jedoch oftin anderen Räumen (im privat-

 persönlichem Umfeld) und in anderen

Strukturen. Ihr Engagement ist dabei

häufig interessengeleitet und bezieht

sich oft, aber nicht immer, auf die eige-

ne Ethnie (z.B. Erhalt der Sprache,

Pflege der Kultur des Herkunftslandes)

und/oder auf die eignen Lebenslagen

B K2 MigrantInnen engagieren sich häufig,

 jedoch eher im privat-persönlichen

Raum. Dabei ist ihr Engagement meiststark interessengeleitet (Erhalt der Kultur,

der Sprache des Herkuftslandes)

MigrantInnen engagieren sich häufig,

 jedoch eher im privat-persönlichen

Raum. Dabei ist ihr Engagement meiststark interessengeleitet (Erhalt der

Kultur, der Sprache des Herkuftslan-

des)

B K3 MigrantInnen haben oft ein anderes Ver-

ständnis von Engagement (Definitions-

 problem): MigrantInnen machen meist

keine Trennung zwischen öffentlich- politischer und privat-persönlicher Sphä-

re, haben oft keine entsprechenden Be-

griffe für Engagement in der Sprache des

Herkunftslands. Teilweise gibt es aber

Oft Unterschiedliches Verständnis von

Engagement zwischen MigrantInnen

und ‚Deutschen‘: 

 

oft keine, dem deutschen Be-griff von Engagement entspre-

chenden Wörter in Sprache des

Herkunftslandes

 

oft keine Trennung zwischen

Engagement in privat-

Tab. 2: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

religiös oder kulturell verwurzelte  persönlicher oder öffentlich-

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Seite | XLVII

Grundhaltungen, die zur gegenseitigen

Unterstützung verpflichten ( gönülü im

Türkischen).

 politischer Sphäre

  gegenseitige Unterstützung als

 Normalität, weil kulturell bzw.

religiös verwurzelt K´3: MigrantInnen haben oft ein ande-

res Verständnis von Engagement, bei-

spielsweise weil keine, dem deutschen

Verständnis von Engagement entspre-

chende Begriffe in der Sprache des

Herkunftslandes bestehen. Dieses ande-

re Verständnis zeigt sich darin, dass

  oft keine Trennung zwischen

 privat-persönlicher und öffent-lich-politischer Spähre gemacht

wird (Engagement ist Engage-

ment, egal in welcher Form)

  Engagement bzw. gegenseitige

Unterstützung zur Normalität

gehört, nicht erst be-

nannt/institutionalisiert werden

muss (oft religiös oder kulturell

verankert)

K´4: Quantitative Studien geben keine

B K4 Quantitative Studien kommen zu dem

Schluss, dass sich MigrantInnen unter-

durchschnittlich engagieren, weil

 

Befragungen ausschließlich auf

Deutsch durchgeführt;

  nur bestimmte Engagementthe-

men und -formen abgefragt

werden.

Dadurch keine genauen Erkenntnisse zum

 bürgerschaftlichem Engagement von

MigrantInnen

Kritik an Befragungsform und Struk-

tur der quantitativen Studien zum bür-

gerschaftlichen Engagement von Mig-

rantInnen; dadurch keine genauen Er-

kenntnisse zu diesem Thema

B K5 Engagementhürden entstehen durch

 

verwehrte Zugänge

 

schwierige Lebensbedingungen

  längere Aufenthalte im Herkunfts-

land 

große kulturelle Unterschiede

  fehlende Sprachkenntnisse

Engagementhürden entstehen durch

 

verwehrte Zugänge

 

schwierige Lebensbedingun-

gen

 

längere Aufenthalte im Her-kunftsland

 

große kulturelle Unterschiede

 

fehlende Sprachkenntnisse

Tab. 2: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

 N K6 Verzerrtes Bild zu bürgerschaftlichem Kritik an Befragungsform und Struk- genauen Erkenntnisse zum bürger-

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Seite | XLVIII

Engagement von MigrantInnen durch

quantitative Studien, weil

 

Durchführungsform (Telefonin-

terviews auf Deutsch) 

Abfragen bestimmter Engage-

mentthemen und -formen

zu falschen Ergebnissen führen

tur der quantitativen Studien zum bür-

gerschaftlichen Engagement von Mig-

rantInnen; dadurch keine genauen Er-

kenntnisse zu diesem Thema

schaftlichen Engagement von Migran-

tInnen, weil die Art der Durchführung

sowie die Inhalte, die abgefragt werden,

ungeeignet sind.

K´5: Als Engagementhürden für Mig-

rantInnen lassen sich folgende Punkte

identifizieren:

  fehlende Sprachkenntnisse (wo-

 bei nicht perfekt Deutsch ge-sprochen werden muss. vgl. Fall

Z)

  Unkenntnis bezüglich der Enga-

gementmöglichkeiten

  MigrantInnen ausgrenzende ge-

sellschaftliche, politische und

rechtliche Strukturen (schlagen

sich auf die Engagementbereit-schaft nieder)

  soziale Benachteiligung (wenig

finanzielle Mittel, geringe Bil-

dungsabschlüsse, keine oder

 prekäre Erwerbsarbeit)

 N K7 Wenige MigrantInnen kommen in Frei-

willigenagentur, engagieren sich jedoch

trotzdem häufig. Allerdings in anderen

Räumen und anders strukturiert  –   vor

allem im privat-persönlichen Raum und

oft bezieht sich ihr Engagement auf die

eigene ethnische Gruppe oder auf das

Überwinden schwieriger Lebenslagen,

 jedoch nicht nur: auch auf gesamtgesell-

schaftliche Themen

MigrantInnen engagieren sich nicht

unterdurchschnittlich, jedoch in ande-

ren Räumen (privat-persönlicher

Raum) bzw. in anderen Strukturen,

kommen selten in Freiwilligenagentu-

ren und ihr Engagement bezieht sich

oft, jedoch nicht immer, auf eigene

ethnische Gruppe bzw. auf eigene Le-

 benslage

 N K8 MigrantInnen haben oft anderes Ver-

ständnis von Engagement:

  keine Trennung von privat-

 persönlicher und politisch-

öffentlicher Sphäre

Oft anderes Verständnis von Engage-

ment bei MigrantInnen:

  keine Trennung von Engage-

ment in privat-persönlicher o-

der öffentlich-politischer Sphä-

Tab. 2: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

 

teilweise auch religiös verankert re

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(z.B. Pflicht zur gegenseitiger Hil-

fe im Koran)

 

Engagement als Normalität

(religiös bzw. kulturell veran-

kert)

K´6: Bürgerschaftliches Engagement

von MigrantInnen nicht mehr oder we-

niger interessengeleitet als bei allen

anderen Engagierten (vgl. Fall Z) N K9 Engagementhürden aufgrund von

 

fehlender Sprachkenntnisse

 

verwehrter bzw. eingeschränkter

Zugängen zu mehrheitsgesell-

schaftlichen Strukturen

Engagementhürden aufgrund von

 

fehlender Sprachkenntnisse

 

verwehrter bzw. eingeschränk-

ter Zugängen zu mehrheitsge-

sellschaftlichen Strukturen

 N K10 Wenn gut integriert bzw. wenn Engage-

ment innerhalb der eigenen Ethnie: Zu-

gang zu Engagement einfacher

Keine Engagementhürden, wenn

 

MigrantInnen gut integriertsind

  Engagement innerhalb der ei-

genen Ethnie stattfindet

Z K11 In anderen Ländern bzw. Kulturen ist

gegenseitige Unterstützung im privat-

 persönlichen Raum (unter Familienmit-

gliedern, Bekannten, Freunden, in der

 Nachbarschaft) Noramlität; anderes Ver-

ständnis von Engagement

Engagement bzw. gegenseitige Unter-

stützung im privat-persönlichen Raum

oft Normalität bei MigrantInnen (reli-

giös bzw. kulturell verankert)

Z K12 Bürgerschaftliches Engagement ist ein

 bürgerliches Thema. Für Menschen, die

nicht zu dieser bürgerlichen Schicht ge-

Für MigrantInnen, die von sozialer

Benachteiligung betroffen sind, ist

 bürgerschaftliches Engagement kein

Tab. 2: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

hören, weniger finanzielle Mittel zur Ver- Thema

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Seite | L

fügung, niedriger Bildungsabschlüsse

haben, ist es kein großes Thema; Viele

MigrantInnen gehören nicht zu der bür-

gerlichen Schicht

Z K13 Engagementhürden aufgrund von

 

keiner oder geringer Vergütung

des Engagements

 

Unkenntnis bezüglich der Enga-

gementmöglichkeiten

 

MigrantInnen ausgrenzenden ge-

sellschaftlichen, politische, recht-

liche Strukturen

Engagementhürden aufgrund von

 

keiner oder geringer Vergü-

tung des Engagements

 

Unkenntnis bezüglich der En-

gagementmöglichkeiten

 

MigrantInnen ausgrenzenden

gesellschaftlichen, politische,

rechtliche Strukturen

Z K14 Sprachliche Defizite müssen keine Enga-

gementhürde sein; Sprachkenntnisse

müssen lediglich ausreichen um sich ver-

standen zu werden

Sprachliche Defizite keine Engage-

menthürde, wenn Sprachkenntnisse

ausreichen um verstanden zu werden

Z K15 Bürgerschaftliches Engagement nicht

mehr oder weniger interessengeleitet als

 bei allen anderen Engagierten

Bürgerschaftliches Engagement nicht

mehr oder weniger interessengeleitet

als bei allen anderen Engagierten

Tab. 3: Dritter Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

Kat. Reduktion

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K´1 Meisten MigrantInnen, die Freiwilligenagentur aufsuchen,

  haben hohen Bildungsabschluss;

  sind erwerbstätig;

 

sprechen gut Deutch;

  sind gut integriert.

K 11: Meisten MigrantInnen, die Freiwilligenagentur aufsu-

chen,

  haben hohen Bildungsabschluss;

  sind erwerbstätig;

  sprechen gut Deutch;

  sind gut integriert.

(K´1)

K 12: Umfang und Art des Engagements von MigrantInnen:

  nicht unterdurchschnittlich (Kritik an quantitativen

Studien)

  anders strukturiert, meist im privat-persönlichen Raum

  interessengeleitet vs. durchschnittlich interessengeleitet

(K´2, K´4, K´6)

K 13: Kulturell anderes Verständnis von Engagement:

  Engagement = Normalität

  keine Trennung zwischen privat-persönlicher und öf-

fentlich politischer Sphäre

(K´3)

K´2 MigrantInnen engagieren sich nicht unterdurchschnittlich, je-

doch oft in anderen Räumen (im privat-persönlichem Umfeld)

und in anderen Strukturen. Ihr Engagement ist dabei häufig in-

teressengeleitet und bezieht sich oft, aber nicht immer, auf die

eigene Ethnie (z.B. Erhalt der Sprache, Pflege der Kultur des

Herkunftslandes) und/oder auf die eignen Lebenslagen

K´3 MigrantInnen haben oft ein anderes Verständnis von Engage-

ment, beispielsweise weil keine, dem deutschen Verständnis

von Engagement entsprechende Begriffe in der Sprache des

Herkunftslandes bestehen. Dieses andere Verständnis zeigt sich

darin, dass

  oft keine Trennung zwischen privat-persönlicher und öf-

fentlich-politischer Spähre gemacht wird (Engagement

ist Engagement, egal in welcher Form)

  Engagement bzw. gegenseitige Unterstützung zur Nor-

Tab. 3: Dritter Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

malität gehört, nicht erst benannt/institutionalisiert wer-

d ( f li iö d k l ll k )

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den muss (oft religiös oder kulturell verankert)

K 14: Engagementhürden für MigrantInnen:

  Sprache (zumindest bedingt)

  Unkenntnis bezüglich der Engagementmöglichkeiten

  ausgrenzende Strukturen

  soziale Benachteiligung

(K´5)

K´4 K´4: Quantitative Studien geben keine genauen Erkenntnisse

zum bürgerschaftlichen Engagement von MigrantInnen, weil

die Art der Durchführung sowie die Inhalte, die abgefragt wer-

den, ungeeignet sind.

K´5 K´5: Als Engagementhürden für MigrantInnen lassen sich fol-

gende Punkte identifizieren:

 

fehlende Sprachkenntnisse (wobei nicht perfekt Deutsch

gesprochen werden muss. vgl. Fall Z)  Unkenntnis bezüglich der Engagementmöglichkeiten

 

MigrantInnen ausgrenzende gesellschaftliche, politische

und rechtliche Strukturen (schlagen sich auf die Enga-

gementbereitschaft nieder)

 

soziale Benachteiligung (wenig finanzielle Mittel, ge-

ringe Bildungsabschlüsse, keine oder prekäre Erwerbs-

arbeit)

Tab. 3: Dritter Durchgang der Zusammenfassung –  erste Fragestellung

K´6 K´6: Bürgerschaftliches Engagement von MigrantInnen nicht

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mehr oder weniger interessengeleitet als bei allen anderen En-

gagierten (vgl. Fall Z)

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

Fall Seite Nr. Paraphrase Generalisierung Reduktion

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B IV 1 Als angefangen wurde, sich mit Thema

zu beschäftigen: Auszählung, wie viele

MigrantInnen in Freiwilligenagentur

kommen. Wieder aufgehört, weil ge-

merkt wurde, dass sich viele Migran-

tInnen angegriffen fühlten

In Vergangenheit wurde Erhebung zu

MigrantInnen in Freiwilligenagentur

durchgeführt. Wieder aufgehört, weil

sich MigrantInnen angegriffen fühlten

K1: In Vergangenheit: Viel Projekt-

arbeit zum Thema Engagementför-

derung von MigrantInnen, wovon

der Großteil wieder eingestellt wur-

de, weil

  Projekte als nicht sinnvoll,

erfolgsversprechend einge-

schätzt wurden;

  die finanzielle Förderung

durch Bund bzw. Land ein-

gestellt wurde;

  verantwortliche Mitarbeiter

wegzogen;

  das Thema nicht als Schwer-

 puntthema betrachtet wird.

K2: Engagementförderung für Mig-

rantInnen gestaltet sich als schwierig

(schwieriger als für andere Grup- pen), da

 

Gruppe der MigrantInnen zu

groß, zu heterogen und zu

schwer auffindbar ist;

 

keine MigrantInnen bei den

B V 2 Befragung von über 100 türkisch-

stämmigen MigrantInnen auf Türkisch

zur Häufigkeit des Engagements.

Keine repräsentative Umfrage, da nurin Gemeinden befragt wurde, wo da-

von auszugehen ist, dass MigrantInnen

nicht nur passive Mitglieder sind, son-

dern sich aktiv einbringen

Befragung von über 100 türkisch-

stämmigen MigrantInnen nach eige-

ner Einschätzung nicht repräsentativ

B V 3 Man bräuchte Flankierung von Mig-

rantInnen, die Landsleute in Bera-

tungsgesprächen begleiten. Fühlen sich

sonst oft fremd, eingeschüchtert

Hilfreich wäre Begleitung von Mig-

rantInnen in Beratungsgesprächen

zum Übersetzen, um Fremdheitsge-

fühlt abzubauen

B VI 4 Sitz in reichem Stadtviertel, umgeben

von Hochhäusern: befremdliches Am-

 biente

Sitz der Freiwilligenagentur in rei-

chem Stadtviertel kann abschreckend,

 befremdlich auf MigrantInnen wirken

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

B VI 5 Vermittlung auch in Migrantenselbst- Vermittlung nur solche in Migranten- hauptberuflichen bzw. weni-

ge bei den ehrenamtlichen

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Seite | LV

organisationen und Einrichtungen, die

mit MigrantInnen arbeiten, allerdings

nur in solche, die gewisses Maß an

Strukturiertheit und genügend Kapazi-täten vorweisen (wird mithilfe eines

Fragenkataloges geprüft)

selbstorganisationen und Einrichtun-

gen, die mit MigrantInnen arbeiten,

die strukturelle Standards der Freiwil-

ligenagentur erfüllen

ge bei den ehrenamtlichen

MitarbeiterInnen vertreten

sind;

  wenig finanzielle Mittel für

dieses Thema zur Verfügunggestellt werden.

K3: Gute Arbeit wurde/wird nach

eigener Einschätzung im Bereich

 Networking  getan (was sich zukünf-

tig auszahlen wird):

 

gelegentlich werden Grup- pen, Vereine, die sich mit

dem Thema Interkulturalität

 beschäftigen eingeladen

  gelegentlich Teilnahme an

interkulturellen Wochen

  Gewinnung von Kooperati-

onspartnern

K4: Freiwilligenagentur ist nach

eigener Einschätzung für alle Ge-

sellschaftsmitglieder offen, wird

 jedoch relativiert, weil nach eigenen

B VII 6 Außer einer russischen Kollegin, der

Reinigungskraft und dem Hausmeister

keine MigrantInnen unter den Haupt-

 beruflichen und nur wenige bei den

Ehrenamtlichen. Wird als Manko ge-

sehen

Keine MigrantInnen unter hauptberuf-

lichen und nur wenige unter ehren-

amtlichen MitarbeiterInnen vertreten

B VII 7 In der Vergangenheit war ein türkisch-

stämmiger Berater in Freiwilligen-

agentur tätig, wurde qualifiziert und

eingebunden. Ist allerdings in Türkei

zurückgekehrt

In Vergangenheit: ein türkischstäm-

miger Berater in Freiwilligenagentur,

mittlerweile wieder weg

B VII 8 Freiwilligenagentur macht gelegentlich

 bei alljährigen interkulturellen Wochen

mit

Gelegentliche Teilnahme an interkul-

turellen Wochen

B VII 9 Gruppen und Vereine, die sich mit Gruppen und Vereine, die sich mit

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

Thema Interkulturalität beschäftigen Thema Interkulturalität beschäftigen Angaben

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Seite | LVI

werden gelegentlich eingeladen (Bsp.

infrau e.V.)

werden gelegentlich eingeladen (Bsp.

infrau e.V.)

  speziell für MigrantInnen,

die nicht gut Deutsch spre-

chen viel gemacht werden

könnte;

 

MitarbeiterInnen mit Migra-tionshintergrund hilfreich

wären;

  der Sitz der Freiwilligen-

agentur (in reichem Stadt-

viertel) abschreckend, be-

fremdlich wirken könnte;

  Freiwilligenagentur so ge-

staltet werden könnte, dass

sich MigrantInnen nicht

fremd/ausgeschlossen füh-

len.

B VII 10 Einschätzung, dass Freiwilligenagentur

für alle geöffnet ist, aber dass Angebo-

te überwiegend von Mehrheitsgesell-

schaft genutzt werden

Freiwilligenagentur nach eigener Ein-

schätzung für Alle geöffnet

B VII 11 In Vergangenheit: Teilnahme am hes-

sischen Engagementlotsenprogramm,

im Rahmen dessen freiwillige Migran-

tInnen andere MigrantInnen anprechen

 bzw. zu Engagementmöglichkeiten

 beraten sollten. Hat nicht geklappt.

Grund: Projektgruppe wusste nicht was

zu tun ist

In Vergangenheit: Teilnahme an Pro-

gramm zur Engagementförderung von

und für MigrantInnen. War nicht er-

folgreich

B VIII 12 In Vergangenheit auch Workshops

zum Thema interkulturelle Öffnung

sowie Teilnahme an interkulturellen

Trainings. Wurde jedoch nicht zum

Schwerpunkt gesetzt

In Vergangenheit: Workshops und

Fortbildungen zum Thema interkultu-

relle Öffnung der Freiwilligenagentur,

 jedoch kein Schwerpunktthema

B VIII 13 Engagementförderung soll für alle Ge-

sellschaftsmitglieder sein, Engage-

Spezielle Programme, Projekte zur

Engagementförderung von Migran-

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

mentförderung für MigrantInnen ist tInnen schwierig, da

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 jedoch schwierig, weil

 

Gruppe zu groß ist;

 

nicht an bestimmten Orten auf-

zufinden sind (anders bei Ju-

gendlichen, die man in der

Schule findet);

 

Gruppe sehr heterogen ist, ver-

schiedene Nationalitäten, Un-

terschiede bei individuellen

Ressourcen („noch nie Schule

von innen gesehen“ Z. 291) 

  Gruppe sehr groß ist;

  Gruppe sehr heterogen ist;

  MigrantInnen schwer auffind-

 bar sind

B VIII 14 Wenn Freiwilligenagentur angespro-

chen wird, Ideen von außen herange-

tragen werden, wird gehandelt

Freiwilligenagentur ist offen für Pro-

 jekte, Ideen von außen, handelt aber

nicht von sich aus

B VIII 15 Sind für jeden offen, es kommt aber

nicht jeder

Freiwilligenagentur nach eigener Ein-

schätzung für Alle offen

B VIII 16 Bundes- und Landesförderung hat sich

Thema Migration abgewandt und

Thema Vereinsförderung zugewandt

Wenig finanzielle Mittel für Thema

Engagementförderung für MigrantIn-

nen, da Bundes- / Landesförderung

anderen Schwerpunkt gesetzt hat

B VIII 17 Leiter einer anderen Freiwilligenagen-

tur hat selbst einen Migrationshinter-

grund, was von Vorteil ist. Kann Men-

Migrationshintergrund von Mitarbei-

terInnen wäre hilfreich

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

schen leichter ansprechen

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B VIII 18 Seit einem Jahr: Beratung eines Pro-

 jekts zur Unterstützung russischspra-

chiger Einwanderer zum Schuleinstieg.

Läuft gut

Derzeit: Beratungsauftrag für inter-

kulturelles Projekt

B IX 19 Auftrag der Freiwilligenagentur sollte

sein, zu überlegen, wie MigrantInnen,

auch solche, die nicht gut Deutsch

sprechen, für Engagement motiviert

werden könne, wie Freiwilligenagentur

strukturiert sein sollte, damit sich Mig-rantInnen nicht fremd fühlen

Auftrag sollte sein, Freiwilligenagen-

tur so zu gestalten, dass MigrantIn-

nen, auch solche die nicht gut

Deutsch sprechen, für Engagement

motiviert werden und sich in Freiwil-

ligenagentur nicht ausgeschlossen,fremd fühlen

B IX 20 Auf Ebene der Kooperationspartner zu

diesem Thema wurde gute Arbeit ge-

leistet, was sich wohl auf Dauer be-

merkbar machen wird

Gute Arbeit auf Ebene Networ-

king/Kooperationspartner finden.

Wird sich nach eigener Einschätzung

noch auszahlen

B IX 21 Wenn man Migration nur aus zweiter

Hand kennt, ist man nicht überzeugend

Migrationshintergrund von Mitarbei-

terInnen wäre hilfreich

B IX 22 In Vergangenheit: Unterstützung beim

Aufbau der interkulturellen Freiwilli-

genagentur (IKFA), Schulung zu Bera-

In Vergangenheit: Mitarbeit beim

Aufbau einer interkulturellen Freiwil-

ligenagentur. Gute Ansätze, aber dann

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

tungsgesprächen. Zunächst gute An-

ät d li f M d llfö d

fallen gelassen, weil Mittel eingestellt

d

K5: In Vergangenheit:

C hi d i k l ll

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sätze, dann lief Modellförderung aus,

wurde wieder fallen gelassen

wurden   Coaching der interkulturellen

Freiwilligenagentur (IKFA)

  Coaching von Migranten-

selbstorganisationen

 

Veranstaltung zum ThemaEhrenamt in anderen Kultu-

ren

K6: Einschätzung, dass spezielle

Maßnahmen zur Engagementförde-rung für MigrantInnen nicht mögli-

che/nicht sinnvoll sind, weil

  Freiwilligenagentur zu klein,

von der Mitarbeiterstruktur

nicht interkulturell genug ist;

  sich andere Organisationen,

Institutionen dem Thema an-

genommen haben/besser an-nehmen können (keine Paral-

lelstrukturen gewünscht);

  der Zugang zu Engagement

über Freiwilligenagentur (ei-

genes Aktiv-Werden erfor-

B X 23 In Vergangenheit wurde viel auf der

EbeneNetworking/Kooperationspartnergemacht

In Vergangenheit wurde viel auf der

Ebene Networ-king/Kooperationspartner gemacht

 N XIV 24 Haben interkulturelle Freiwilligen-

agentur gecoacht und selbst dabei ge-

lernt

Haben interkulturelle Freiwilligen-

agentur gecoacht und selbst dabei

gelernt

 N XIV 25 Haben Veranstaltung mit Titel Ehren-

amt in anderen Kulturen in rumäni-

scher Gemeinde geleitet

In Vergangenheit: Leitung einer Ver-

anstaltung zum Thema Ehrenamt in

anderen Kulturen

 N XV 26 Arbeit der Freiwilligenagentur nicht

für jeden ansprechend:

  man muss von sich aus aktiv

werden

 

wird dann in der Regel in klas-

sische „deutsche“ Institutionen

(Schulen, Altenheime, Vereine)vermittelt

Anderer Zugang zu Engagement in

Freiwilligenagenturen:

  eigenes Aktiv-Werden erfor-

derlich,

  „Umweg“ zum Engagement

über Freiwilligenagentur,

 

Vermittlung überwiegend inklassische „deutsche“ Institu-

tionen (Schule, Altenheime,

Vereine),

nicht für jeden attraktiv

 N XV 27 Frage ob sich Freiwilligenagentur an Frage ob sich Freiwilligenagentur an

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

Leute oder ob sich Leute an Freiwilli-

t ü

Leute oder ob sich Leute an Freiwilli-

t ü

derlich, Vermittlung in der

Regel in klassische deut-

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Seite | LX

genagentur anpassen müssen genagentur anpassen müssen Regel in klassische „deut

sche“ Engagementstruktu-

ren) nicht für jeden attraktiv

ist;

 

auf kommunaler Ebene En-gagementförderung für Mig-

rantInnen kein eigenständi-

ges Thema sein kann.

K7: Freiwilligenagentur erst vor

 N XV 28 Kernprozess der bagfa überfordert

Freiwilligenagentur: zu klein

Freiwilligenagentur ist zu klein um

Kernprozess der bagfa umzusetzen

 N XVI 29 Empfindet es nicht als Ausschluss,dass Zielgruppe der Freiwilligenagen-

tur nicht sehr heterogen ist

Zielgruppe der Freiwilligenagentur isthomogen, nach eigener Einschätzung

aber nicht ausschließend

 N XVI 30 Gesamtheit der Bevölkerung wird mit-

gedacht, es können aber keine speziel-

len Projekte aufgesetzt werden; wäre

vermessen, weil zu wenig interkultu-

rell

Spezielle Projekte zur Engage-

mentförderung von MigrantInnen

nicht möglich, da

  Freiwilligenagentur zu klein

 

zu wenig interkulturell

 N XVI 31 Mitarbeiterstruktur ist bis auf eine

französische Beraterin homogen

 Nur eine Mitarbeiterin mit Migrati-

onshintergrund

 N XVII 32 Es braucht keine Parallelstrukturen

 beim Thema Engagementförderung für

MigrantInnen; Freiwilligenagentur

muss nicht alles machen; Stadtteilbüromacht viel in diesem Bereich

Es gibt andere Institutionen, Organi-

sationen, die sich diesem Thema an-

nehmen; es sollen keine Parallelstruk-

turen geschaffen werden

 N XVII

I

33 Haben am Projekt Modellregion In-

tegration teilgenommen. Projektleiterin

hat Migrantenselbstorganisationen

In Vergangenheit: Teilnahme am Pro-

 jekt Modellregion Integration

(Coaching von Migrantenselbstorga-

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

gecoacht, ist immernoch Ansprech-

partner

nisationen); bis heute Ansprechpart-

ner

kurzem mit Projekt der interkulturel-

len Öffnung/ Engagementförderung

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 partner ner len Öffnung/ Engagementförderung

für MigrantInnen begonnen und will

  MitarbeiterInnen für Themen

Interkulturalität, Diskrimi-nierung, Ausgrenzung sensi-

 bilisieren (z.B. durch Semi-

nare);

  eigene Inhalte/Einstellung in

den Prozess einfließen lassen

(Leitfaden der bagfa wird in-

haltlich kritisiert: betrachtet

MigrantInnen „von oben

herab“);   finanzielle Mittel akquirieren

um Kostenrückerstattung zu

ermöglichen.

K8: MigrantInnen werden gezielt

aufgesucht und angesprochen (z.B.

in Migrantenselbstorganisationen;

auch solche die andere Sprache(n)

sprechen), werden

  über Engagementmöglich-

 N XIX 34 Engagementförderung für MigrantIn-

nen ist auf kommunaler Ebene kein

eigenes Thema, sondern im BereichIntegration, Inklusion enthalten

Auf kommunaler Ebene kann Enga-

gementförderung für MigrantInnen

kein eigenständiges Thema sein; istim Bereich Integration/Inklusion ent-

halten

Z XXII 35 Gerade dabei Freiwilligenagentur in-

terkulturell zu öffnen

Prozess der interkulturellen Öffnung

der Freiwilligenagentur beginnt gera-

de

Z XXII 36 Geht in Migrantenvereine und -

organisa-tionen und informiert dort

über Projekte, Engagementmöglichkei-

ten (auch in anderen Sprachen), Mög-

lichkeiten für Schulungen

Spricht MigrantInnen direkt an und

informiert über Engagementmöglich-

keiten, Möglichkeiten zur Fortbil-

dung/Qualifizierung

Z XXII

I

37 Versucht Mittel für Budget zu haben

um finanzielle Ausgaben der Engagier-

ten zu übernehmen

Akquiriert Mittel um Kostenrücker-

stattung für die Engagierten zu er-

möglichen

Z XXII

I

38 Motiviert, animiert die Leute in den

Migrantenvereinen und -

organisationen zum Engagement

Spricht MigrantInnen direkt an und

motiviert, animiert zum Engagement

Z XXII 39 Man braucht Engagierte, die über an- Sucht gezielt nach Menschen, die

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

I dere sprachliche Kompetenzen außer

Deutsch verfügen und als Vorbild die

außer Deutsch andere sprachliche

Kompetenzen haben

keiten, über Qualifizierungs-

/Fortbildungsangebote in-

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Seite | LXII

Deutsch verfügen und als Vorbild die-

nen können

Kompetenzen haben g g

formiert;

  für ein Engagement moti-

viert, animiert.

K9: Freiwilligenagentur als Forum

für Projekte und Diskur-

se/Reflexionen zum Thema Interkul-

turalität

K10: Lobbyarbeit/ Networking ist

wichtige Aufgabe der Freiwilligen-

agentur, auch im Prozess der inter-

kulturellen Öffnung (Bekanntheit

schaffen)

K11: eigener Migrationshintergrund

ist hilfreich

Z XXII

I

40 Ist überzeugend, weil selbst Migran-

tionshintergrund

Eigener Migrationshintergrund ist

hilfreichZ XXI

V

41 Sobald Klientel und Interesse am

Thema größer wird, werden Seminare

zum Thema Interkulturalität durchge-

führt  –   auch für die Engagierten die

 bereits in Agentur sind

Seminare zum Thema Interkulturalität

in Aussicht –  auch für Mitarbeiter der

Freiwilligenagentur

Z XXV

III

42 Wegen subtiler Arroganz/verdeckter

Diskriminierung der Mitarbeiter ge-

genüber Kindern mit Migrationshin-

tergrund: Entschluss Mitarbeiter „auf-

zumischen“ 

Eigene Mitarbeiter sollen für Themen

Interkulturalität, Diskriminierung,

Ausgrenzung sensibilisiert werden

Z XXV

III

43 Freiwilligenagentur kann ein Forum

sein, von dem aus Projekte zum Thema

Interkulturalität gestartet werden und

in dem ein Dis-

kurs/Reflexionmöglichkeiten zu dem

Thema angestoßen werden kann

Freiwilligenagentur als Forum für

Projekte und Diskurse/Reflexionen

zum Thema Interkulturalität

Z XXI 44 Leitfaden zur interkulturellen Öffnung Kritik am Leitfaden zur interkulturel-

Tab. 4: Erster Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

X,

XXX

der bagfa spielt keine Rolle, weil in

ihm MigrantInnen von oben herab be

len Öffnung von Freiwilligenagentu-

ren der bagfa weil MigrantInnen

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Seite | LXIII

XXX ihm MigrantInnen von oben herab be-

trachtet werden

ren der bagfa, weil MigrantInnen,

„von oben herab“ betrachtet werden 

Z XXX

I

45 AWO hat Selbstverpflichtung zur in-

terkulturellen Öffnung unterschrieben,weshalb es passt, dass sich Freiwilli-

genagentur auch öffnen will

Träger der Freiwilligenagentur will

sich insgesamt interkulturell Öffnen

Z XXX

II

46 Gradwanderung eigene Inhalte in Pro-

zess einfließen zu lassen

Versucht eigene Inhalte/Einstellungen

in Prozess der interkulturellen Öff-

nung einfließen zu lassen

Z XXX

V

47 Wenn man will, dass Freiwilligenagen-

tur bekannt wird, muss man Lobbyar-

 beit in der Stadt, in der Kommune be-

treiben, sich vernetzen und Leute ken-

nenlernen

Lobbyarbeit,  Networking , Menschen

kennenlernen als wichtige Aufgaben

der Freiwilligenagentur

Tab. 5: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

Fall Kat. Generalisierung Reduktion

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Seite | LXIV

B K1 In Vergangenheit: Viel Projektarbeit zum

Thema Engagementförderung von Mig-

rantInnen, wovon der Großteil wieder

eingestellt wurde, weil

 

Projekte als nicht sinnvoll, er-

folgsversprechend eingeschätzt

wurden;

 

die finanzielle Förderung durch

Bund bzw. Land eingestellt wur-

de;

 

verantwortliche Mitarbeiter weg-

zogen; 

das Thema nicht als Schwer-

 puntthema betrachtet wird.

Als Thema aufkam, viel Projektarbeit.

Viele Projekte wurden wieder einge-

stellt, weil

 

Projekte als nicht sinnvoll, er-

folgsversprechend eingeschätzt

wurden;

 

die finanzielle Förderung durch

Bund bzw. Land eingestellt

wurde;

 

verantwortliche Mitarbeiter

wegzogen;

 

das Thema nicht als Schwer- puntthema betrachtet wird.

K´´1: Als Thema Engagementförderung

für MigrantInnen/interkulturelle Öff-

nung der Freiwilligenagentur aufkam:

einige Projekte durchgeführt.

Viele wurden eingestellt, weil

  die finanzielle Förderung einge-

stellt wurde;

  Projekt als nicht sinnvoll, er-

folgsversprechend eingeschätzt

wurde;  verantwortliche Mitarbeiter

wegzogen

K´´2: Nach und nach Einschätzung,

dass Engagementförderung für Migran-

tInnen schwierig bzw. nicht sinnvoll,

weil

  Gruppe der MigrantInnen groß,

heterogen, schwer auffindbar

ist;

  sonst Parallelstrukturen ge-

  K2 Engagementförderung für MigrantInnen

gestaltet sich als schwierig (schwieriger

als für andere Gruppen), da

 

Gruppe der MigrantInnen zugroß, zu heterogen und zu schwer

auffindbar ist;

  keine MigrantInnen bei den

hauptberuflichen bzw. wenige bei

den ehrenamtlichen Mitarbeite-

rInnen vertreten sind;

Engagementförderung speziell für Mig-

rantInnen schwieriger als bei anderen

Gruppen, weil

 

Gruppe der MigrantInnen groß,heterogen, schwer auffindbar ist;

  keine bzw. wenig MitarbeiterIn-

nen mit Migrationshintergrund

in Freiwilligenagentur;

  wenig finanzielle Mittel für die-

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Tab. 5: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

 

der Sitz der Freiwilligenagentur

(in reichem Stadtviertel) abschre-

für alle Gesellschaftsmitglieder offen

wird relativiert weil nach eigenen An-

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ckend, befremdlich wirken könn-

te;

 

Freiwilligenagentur so gestaltet

werden könnte, dass sich Migran-tInnen nicht

fremd/ausgeschlossen fühlen.

wird relativiert, weil nach eigenen An

gaben noch vieles beim Thema inter-

kulturelle Öffnung gemacht werden

könnte.

 N K5 In Vergangenheit:

 

Coaching der interkulturellen

Freiwilligenagentur (IKFA)

 

Coaching von Migrantenselbstor-

ganisationen 

Veranstaltung zum Thema Ehren-

amt in anderen Kulturen

In Vergangenheit einige Projekte zu

dem Thema lanciert

 N K6 Einschätzung, dass spezielle Maßnahmen

zur Engagementförderung für MigrantIn-

nen nicht mögliche/nicht sinnvoll sind,

weil

 

Freiwilligenagentur zu klein, von

der Mitarbeiterstruktur nicht in-

terkulturell genug ist;

 

sich andere Organisationen, Insti-

tutionen dem Thema angenom-

men haben/besser annehmen

Maßnahmen zur Engagementförderung

speziell für MigrantInnen nicht sinn-

voll, weil

  sonst Parallelstrukturen geschaf-

fen werden;

  spezieller Zugang zu Engage-

ment über Freiwilligenagenturen

ohnehin nicht für jeden/jede at-

traktiv ist

Tab. 5: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

können (keine Parallelstrukturen

gewünscht);

 bzw. nicht möglich, weil

dies die Struktur der Freiwilli-

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  der Zugang zu Engagement über

Freiwilligenagentur (eigenes Ak-

tiv-Werden erforderlich, Vermitt-

lung in der Regel in klassische„deutsche“ Engagementstruktu-

ren) nicht für jeden attraktiv ist;

 

auf kommunaler Ebene Engage-

mentförderung für MigrantInnen

kein eigenständiges Thema sein

kann (gehört zu Integrati-

on/Inklusion).

  dies die Struktur der Freiwilli

genagentur nicht zulässt;

  es auf kommunaler Ebene nicht

als eigenständiges Thema be-

handelt werden kann (ist einge-gliedert in Themen Integrati-

on/Inklusion)

K´´5: Ambitionierte Ziele und anderer

Z K7 Freiwilligenagentur erst vor kurzem mit

Prozess der interkulturellen Öffnung/

Engagementförderung für MigrantInnen

 begonnen und will

 

MitarbeiterInnen für Themen In-

terkulturalität, Diskriminierung,

Ausgrenzung sensibilisieren (z.B.

durch Seminare);  eigene Inhalte/Einstellung in den

Prozess einfließen lassen (Leitfa-

den der bagfa wird inhaltlich kri-

tisiert: betrachtet MigrantInnen

„von oben herab“); 

Erst vor kurzem mit Prozess der inter-

kulturellen Öffnung

/Engagementförderung für MigrantIn-

nen begonnen und ambitionierte Ziele

gesetzt, wie

  Trainings/Fortbildungen der

MitarbeiterInnen zu Themen In-

terkulturalität, Diskriminierung,Ausgrenzung

 

Akquirierung von finanziellen

Mitteln um Kostenrückerstat-

tung zu ermöglichen

 

Eigene Vor- und Einstellungen

Tab. 5: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

 

finanzielle Mittel akquirieren um

Kostenrückerstattung zu ermögli-

in Prozess einfließen lassen

(Leitfaden der bagfa spielt keine

Zugang zum Thema bei Freiwilligen-

agentur, die erst vor kurzem mit Pro-

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chen; Rolle, weil different zu eigenen

Vor- und Einstellungen).

ge u , d e e s vo u e o

zess der interkulturellen Öff-

nung/Engagementförderung für Mig-

rantInnen begonnen hat:  MigrantInnen werden gezielt

aufgesucht (auch gezielt solche,

die andere Sprache(n) spre-

chen), für Engagement moti-

viert, animiert und über Enga-

gement-, Fortbildungs-, Qualifi-

zierungsmöglichkeiten infor-

miert

  Versuch finanzielle Mittel zu

akquirieren um Kostenrücker-

stattung zu ermöglichen

  Keine Orientierung am Leitfa-

den der bagfa, sondern Vorha-

 ben, eigene Vor- und Einstel-

lungen in Prozess einfließen zu

lassen (Leitfaden entspricht

nicht diesen Vor- und Einstel-lungen)

Z K8 MigrantInnen werden gezielt aufgesucht

und angesprochen (z.B. in Migranten-selbstorganisationen; auch solche, die

andere Sprache(n) sprechen), werden

 

über Engagementmöglichkeiten,

über Qualifizierungs-

/Fortbildungsangebote informiert;

 

für ein Engagement motiviert,

animiert.

Bereits durchgeführte Maßnahemen:

MigrantInnen gezielt aufgesucht  –  auchgezielt solche, die andere Sprache(n)

sprechen –  und

 

über Engagementmöglichkeiten,

Qualifizierungs-

/Fortbildungsangebote infor-

miert;

 

für Engagement motiviert, ani-

miert.

Z K9 Freiwilligenagentur als Forum für Pro-

 jekte und Diskurse/Reflexionen zum

Thema Interkulturalität

Freiwilligenagentur als Forum für Pro-

 jekte und Diskurse/Reflexionen zum

Thema Interkulturalität

Z K10 Lobbyarbeit/ Networking ist wichtige

Aufgabe der Freiwilligenagentur, auch

im Prozess der interkulturellen Öffnung

(Bekanntheit schaffen)

Lobbyarbeit/ Networking ist wichtige

Aufgabe der Freiwilligenagentur, auch

im Prozess der interkulturellen Öffnung

(Bekanntheit schaffen)

Tab. 5: Zweiter Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

Z K11 Eigener Migrationshintergrund ist hilf-

reich

Eigener Migrationshintergrund ist hilf-

reich

  Trainings/Fortbildungen der

MitarbeiterInnen zu Themen In-

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terkulturalität, Diskriminierung,

Ausgrenzung (Freiwilligenagen-

tur als Forum für Projekte und

Diskurse/Reflexionen zumThema Interkulturalität)

K´´6: Gute Arbeit im Bereich  Networ-

king/Lobbying wird als wichtige und

langfristig gesehen als erfolgsverspre-

chende Aufgabe der Freiwilligenagen-

tur im Prozess der interkulturellen Öff-

nung/Engagementförderung für Mig-

rantInnen betrachtet

Tab. 6: Dritter Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

Kat. Reduktion

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K´´1 Als Thema Engagementförderung für MigrantIn-

nen/interkulturelle Öffnung der Freiwilligenagentur aufkam:

einige Projekte durchgeführt.

Viele wurden eingestellt, weil

  die finanzielle Förderung eingestellt wurde;

  Projekt als nicht sinnvoll, erfolgsversprechend einge-

schätzt wurde;

  verantwortliche Mitarbeiter wegzogen

K 21: Einschätzung, dass Engagementförderung speziell für

MigrantInnen nicht sinnvoll/zu schwierig/nicht möglich (K´´1,

K´´2, K´´3, K´´4)

K´´2 Nach und nach Einschätzung, dass Engagementförderung für

MigrantInnen schwierig bzw. nicht sinnvoll, weil

 

Gruppe der MigrantInnen groß, heterogen, schwer auf-findbar ist;

  sonst Parallelstrukturen geschaffen werden (andere Or-

ganisationen können sich Thema besser annhemen);

  spezieller Zugang zu Engagement über Freiwilligen-

agenturen ohnehin nicht für jeden/jede attraktiv ist (ge-

rade, wenn Sitz der Freiwilligenagentur in reichem

Stadtviertel)

K´´3 Nach und nach Einschätzung, dass Engagementförderung für

MigrantInnen nicht möglich, weil

  Struktur der Freiwilligenagentur dies nicht zulässt (zu

klein, zu wenig interkulturell Migrationshintergrund

 bei MitarbeiterInnen ist hilfreich)

  wenig finanzielle Mittel für dieses Thema zur Verfü-

Tab. 6: Dritter Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

gung gestellt werden (wird auf kommunaler Ebene oft

nicht als eigenständiges Thema, Schwerpunktthema an-

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gesehen)

K 22: Ambitionierte Ziele und anderer Zugang zum Thema bei

Freiwilligenagentur, die erst vor kurzem mit Prozess der inter-

kulturellen Öffnung/Engagementförderung für MigrantInnen

 begonnen hat (K´´5)

K´´4 Aussage, Freiwilligenagentur sei für alle Gesellschaftsmitglie-

der offen wird relativiert, weil nach eigenen Angaben noch vie-

les beim Thema interkulturelle Öffnung gemacht werden könn-

te.

K´´5 Ambitionierte Ziele und anderer Zugang zum Thema bei Frei-

willigenagentur, die erst vor kurzem mit Prozess der interkultu-

rellen Öffnung/Engagementförderung für MigrantInnen begon-

nen hat:

 

MigrantInnen werden gezielt aufgesucht (auch gezieltsolche, die andere Sprache(n) sprechen), für Engage-

ment motiviert, animiert und über Engagement-, Fort-

 bildungs-, Qualifizierungsmöglichkeiten informiert

  Versuch finanzielle Mittel zu akquirieren um Kosten-

rückerstattung zu ermöglichen

  Keine Orientierung am Leitfaden der bagfa, sondern

Vorhaben, eigene Vor- und Einstellungen in Prozess

einfließen zu lassen (Leitfaden entspricht nicht diesen

Vor- und Einstellungen)  Trainings/Fortbildungen der MitarbeiterInnen zu The-

men Interkulturalität, Diskriminierung, Ausgrenzung

(Freiwilligenagentur als Forum für Projekte und Diskur-

se/Reflexionen zum Thema Interkulturalität)

Tab. 6: Dritter Durchgang der Zusammenfassung –  zweite Fragestellung

K´´6 Gute Arbeit im Bereich Networking/Lobbying wird als wichtige

und langfristig gesehen als erfolgsversprechende Aufgabe der K 23:  Networking/Lobbying   erfolgsversprechend und wichtig

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Freiwilligenagentur im Prozess der interkulturellen Öff-

nung/Engagementförderung für MigrantInnen betrachtet

(K´´6)