Innovative Projekte der Weiterbildung
Vortrag im Rahmen der Regionalkonferenz Weiterbildung Regierungsbezirk
Detmold, 17.10.2013
Prof. Dr. Helmut Bremer (Universität Duisburg-Essen)
Innovative Projekte der
Weiterbildung 1. Herausforderungen für die
Weiterbildung
2. Innovationsprojekte in NRW
3. Schlussbemerkung
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für
die Weiterbildung
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
• PIAAC-Studie (Programme for the International Assessment of Adult Competencies)
• Sechs wichtige Ergebnisse
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
1. Das Kompetenzniveau liegt in Deutschland im Durchschnitt bestenfalls im mittleren Bereich (besonders schwach: Lesemkompetenz).
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
2. Insbesondere die Lesekompetenz korrespondiert mit der Lebensqualität insgesamt (Gesundheitszustand, Einfluss auf politische Prozesse, Engagement, Vertrauen).
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
3. Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenz ist in Deutschland besonders hoch.
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
4. Chancengerechtigkeit und Kompetenzniveau widersprechen sich nicht (Beispiele: Japan, Australien, Niederlande, Norwegen, Schweden).
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
5. Erwachsenenbildung wirkt: Die Teilnahme an Erwachsenenbildung trägt dazu bei, die Lese- und Mathematik-kompetenz zu entwickeln und zu erhalten.
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
6. „Matthäusprinzip“: Allerdings nehmen vor allem diejenigen an Erwachsenenbildung teil, die ohnehin schon über hohe Kompetenzen verfügen, während die Teilnahmequoten von Erwachsenen mit geringerem Kompetenzniveau niedriger – oft sogar deutlich niedriger – sind.
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
Weiterbildungsteilnahme 1979 (Migration/Ausländer 2003)
Weiterbildungsteilnahme 2007
insgesamt allgemein beruflich insgesamt allgemein beruflich
Niedrige Schulbildung
16 13 7 30 18 17
Mittlere Schulbildung
29
22
12
46
28
30
Abitur 43 31 18 58 39 37 Arbeiter 15 9 8 34 17 22 Angestellte 31 20 18 54 33 39 Beamte 45 26 27 67 35 50 Selbständige 21 16 12 54 35 34 Männer 27 17 14 44 26 29 Frauen 19 16 6 42 29 24 Gebürtige Deutsche 43 27 28 44 28 28 Deutsche mit Migrationshintergr.
29 18 19 34 24 20
Ausländer/innen 29 21 13 39 28 18 Quelle: Berichtssystem Weiterbildung 2007
„Fahrstuhleffekt“
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
• PIAAC verdeutlicht die Brisanz von Bildungsgerechtigkeit und Bildungsarmut
• Empfehlungen: Neue Wege gehen, um WB-Beteiligung insbesondere benachteiligter Gruppen zu erhöhen
„Dafür dürften innovative Ansätze und erhebliches Engagement im Gemeinwesen notwendig sein“
• Exklusionsprozesse: Arbeitsmarkt, soziale Nahbeziehungen, Bürgerrechte
• (Weiter-)Bildungswesen: Schlüssel zu Inklusion oder Verursacher von Exklusion
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Aus: Merkle/Wippermann 2008: 54)
• PIAAC verdeutlicht die Brisanz von Bildungsgerechtigkeit und Bildungsarmut
• Empfehlungen: Neue Wege gehen, um WB-Beteiligung zu erhöhen
„Dafür dürften innovative Ansätze und erhebliches Engagement im Gemeinwesen notwendig sein“
• Exklusionsprozesse: Arbeitsmarkt, soziale Nahbeziehungen, Bürgerrechte
• (Weiter-)Bildungswesen: Schlüssel zu Inklusion oder Verursacher von Exklusion
• Krise der Demokratie – Zusammenhang mit Exklusion Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
1. Herausforderungen für die Weiterbildung
Evaluationsgutachten Weiterbildung in NRW
• …hat die „Erreichung gesellschaftlicher Gruppen, die besonderer Unterstützung bedürfen, als weiter zu stärkende Kernaufgabe definiert“ (Nuissl u.a. 2011: 14).
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Weiterbildungskonferenz NRW
• Erhöhung der WB-Beteiligung • Bildungsbenachteiligte • Besondere Zielgruppen (Alphabetisierung und
Grundbildung) • Demographischer Wandel/Migration • Neue Wege der Teilnehmergewinnung und neue Formate
(etwa Sozialraumbezug, aufsuchende Bildungsarbeit) • WB und Regionale Bildungsnetzwerke • Ausbau von Bildungsberatung (auch: aufsuchend, mobil) • Abbilden von WB im DQR?
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
2. Innovative Projekte der Weiterbildung in NRW
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Koordinationsstelle und regionale Arbeitsstrukturen im Bereich Grundbildung und Alphabetisierung in NRW
(LV VHS NRW)
• Hintergrund: Koordinierung der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit in der Region
• Konkret: – Alphabetisierung/Grundbildung in die Regionalen Bildungsnetzwerke
einbringen – Regionale Akteure als Partner in die Arbeit einbeziehen (z.B. Jobcenter,
Integrationszentren, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Industrie- und Handelskammern)
– Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung von WbG-Einrichtungen, Fortbildung und Beratung
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Onlinegestützte Handreichung als Instrument der Vernetzung der Weiterbildung in den Regionalen Bildungsnetzwerken
(LV VHS/ Gesprächskreis WB)
• Hintergrund: gemeinwohlorientierte Weiterbildung stärker als Akteur und Partner für Regionale Bildungsnetzwerke etablieren
• Handreichung als Argumentationshilfe • Drei Gründe:
1. Klare politische Bekenntnisse 2. Prädestinierter Akteur 3. Zeitgemäßes Bildungsverständnis
• Sieben Schritte, um dahin zu kommen • Inzwischen: Folgeprojekt zur Entwicklung einer Strategie
zur Implementierung Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Weiterbildung im Wandel - Generationenwechsel in den Einrichtungen der LAAW. Den Übergang gestalten.
(LAAW)
• Hintergrund: einerseits Zukunftsthemen bearbeiten, andererseits die Tradition des Trägers bewahren
• Fragen etwa: – Wie gewährleistet man Wissenstransfer? – Weitergabe/Nicht-Weitergabe von Traditionen und Leitbildern? – Gestaltung von Aus- und Einstiegen? – Ausloten von Gestaltungsspielräumen?
• Entwicklung und Erprobung von Konzepten, um
Einrichtungen beim Generationenwechsel zu unterstützen und zu beraten (Workshops, Qualifizierungsmaßnahmen, Arbeitshilfen uam.)
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Anschlussfähigkeit der Weiterbildung an den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR)
(Gütesiegelverband Weiterbildung e.V.)
• Hintergrund: Welche Möglichkeiten ergeben sich für die WB durch den DQR?
• U.a. auch: stärkere Durchlässigkeit für Benachteiligte durch Anerkennung von Kompetenzen
• Kontroverse Debatte
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Akademien und Heimvolkshochschulen als genuine Orte zur Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung in
NRW(@ba)
• Hintergrund: Akademien und HVHS haben Tradition in der Entwicklung neuer Formate und Methoden
• Zielgruppen des Projekts – Menschen in der Altersgruppe 50-65 Jahren – Migrantinnen und Migranten – Junge Menschen am Übergang von der Schule in die Berufswelt – Hochqualifizierte
• Ergebnisse u.a. – Verstärkung von Vernetzung innerhalb des Verbandes und in der
Region – Weiterbildung für Schlüsselpersonen in Bezug auf
„weiterbildungsferne“ Zielgruppen
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Herausforderungen und Chancen für Weiterbildung im Sozialraum (Evangelische Erwachsenenbildung)
• Hintergrund: Sozialraumorientierung als Konzept, um eine
enge Anbindung an Lebenswelten, Lernorte und lokale Gegebenheiten zu erreichen (Distanzen überbrücken)
• Zielgruppen: „ältere Bildungsferne“ sowie „MigrantInnen“ • Konkret:
– Fortbildungsveranstaltungen zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements
– Zugang zu bildungsungewohnten Menschen/MigrantInnen durch die Entwicklung eines Nachbarschaftsmuseums
– Entwicklung eines Kulturführerscheins „Gesundheit“ (Hintergrund: Ernährungs- und Gesundheitsbildung“).
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Weiterbildungsberatung im sozialräumlichen Umfeld (WisU) (LAAW/Landesorganisationen)
• Hintergrund: Beratungsstrukturen für „bildungsferne“
Zielgruppen entwickeln • Stichwort: „Aufsuchende Arbeit“ („Komm-Struktur“ durch
„Geh-Struktur“ ergänzen) • Sichtbarmachen von wenig beachteten Beratungsformen
(situativ, „en passant“) • Einbringen des Themas in Regionale Bildungsnetze • Kooperationen/Vernetzungen mit anderen Akteuren mit
„Milieunähe“ zu „bildungsfernen“ Zielgruppen • Aber auch: Konstruktiver Umgang mit Konkurrenz
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
3. Schlussbemerkung
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Herausforderungen
• Brisanz der ungleichen WB-Beteiligung (volkswirtschaftlich/gesellschaftlich/politisch)
• Bedeutung Sozialer Hintergrund/Milieu und Weiterbildung • Alphabetisierung/Grundbildung • Anerkennung von Kompetenzen (DQR) • Neue Angebote – neue Wege – neue Formate
(„aufsuchende Elemente“) • Beratungsstruktur ausbauen • Demographischer Wandel/Migration • Organisationswandel
Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)
Handlungsbedarf
• Nicht nur Wissenslücke, auch Umsetzungslücke • Strukturen schaffen: Mehr Gestaltungsspielräume
ermöglichen (neue Formate, aufsuchende Arbeit usw.)
• Verstetigung von Strukturen (nicht nur Projektbedingungen)
• Nicht zum Nulltarif! Prof. Dr. Helmut Bremer (Uni Duisburg-Essen)