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DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE 3 2009 Mehr Blüten für den Bodensee Deichbau bedroht Naturparadiese an der Sude Atomkraftwerk Biblis bleibt kalt Arktis vor doppelter Bedrohung schützen

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Aus dem Inhalt: •Arktis vor doppelter Bedrohung schützen •Mehr Blüten für den Bodensee •Deichbau bedroht Naturparadiese an der Sude •Atomkraftwerk Biblis bleibt kalt Die Kraniche sammeln sich wieder: Die "unbekannte Tierart" ist in dieser Ausgabe der Kranich.

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1welt 3/2009

DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

3

2009

Mehr Blüten für den Bodensee

Deichbau bedroht Naturparadiese an der Sude Atomkraftwerk Biblis bleibt kalt

Arktis vor doppelter Bedrohung schützen

2 welt 3/2009

Ihr

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3welt 3/2009

Auf ein Wort...

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser,

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in diesem Sommer veröffentlichte die Bertelsmann-Stiftung die Ergebnisse einer Umfrage unter Jugendlichen in Deutschland und Österreich. Das Er-gebnis: Drei Viertel der Befragten sorgen sich um den Zustand der Welt in 20 Jahren. Gleich hinter der Armut als dem wichtigsten Problem rangieren bei den Jugendlichen die Themen Klimawandel und Umweltzerstörung sowie der Mangel an Nahrung und Trinkwasser.

Das klingt besorgniserregend, ist aber auch eine gute Nachricht. Sie unter-streicht, dass die Arbeit der Umweltverbände in der Gesellschaft eine immer breitere Grundlage bekommt, dass wir allerbeste Voraussetzungen haben, mit unseren Themen Gehör zu finden und darüber hinaus zu praktischem Engagement anzuregen.

In dieser DUHwelt stellen wir Ihnen das deutsch-tschechische Projekt „Youth-4-Elbe“ vor. Gemeinsam begegnen sich auf Einladung der DUH tschechische und deutsche Schüler an der Elbe und setzen sich intensiv mit der ökologi-schen Situation an „ihrem“ Fluss auseinander. Wir sind überzeugt, dass daraus weiteres Engagement erwächst.

Zunehmend setzen auch Unternehmen auf ökologische Verantwortung.Kein Unternehmen das auf sich hält, kommt heute ohne Umweltbilanz, Nachhaltigkeitsmanagement oder ein Programm der Corporate Social Res-ponsibilty aus. Unser Partner T-Mobile Deutschland geht noch einen Schritt weiter und engagiert sich auch außerhalb des eigenen Unternehmens mit einem Fonds für Lebendige Wälder. So wie es die Rapunzel Naturkost AG seit zwölf Jahren mit dem Hand in Hand-Fonds für internationale soziale und ökologische Projekte tut.

In unserer Gesellschaft wächst die Bereitschaft, sich für Umwelt, Naturschutz und Nachhaltigkeit zu engagieren. Das ist eine gute Entwicklung, die Mut macht.

Ihr

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INhALt

Seite 24

Seite 8

4

Ein Gesetz für die Natur?n Unter Zeitdruck kommen häufig schlechte Kompro-misse zustande. So war es auch beim neuen Bundesna-turschutzgesetz. Den Ländern lässt es zu viele Freihei-ten. Was kommt da auf Natur und Landschaft zu?

Rohstofflager Arktis n Arktische Eismassen schmelzen. Der Klimawandel verläuft hier sogar schneller als in anderen Regionen der Erde. Auf die arktische Natur und das Weltklima wird das dramatische Auswirkungen haben. Doch manchen Interessengruppen kommt diese Entwicklung sogar entgegen. Seite 16

DUh AktUELL6 Deichrückverlegung bei Lenzen geschafft

6 Barförderung für Rußfilter

6 Betrug bei Abwrackprämie

7 Neuer Präsident im Umweltbundesamt: Jochen Flasbarth

7 Coca-Cola Getränkedosen ohne Pfand im Handel

7 Aktion „Trinkbecher für Trinkwasser“

7 Impressum

IM BLIckpUNkt 8 Schwarz-rot: Breite Mehrheit – Schmale Bilanz

LEBENDIGE fLüSSE 12 Deichbau bedroht Naturparadiese an der Sude

13 Lernen am Fluss

13 Dresden verliert Welterbe-Status

14 Erstes Youth-4-Elbe Camp in Dessau

MENSchEN füR NAtUR15 Zu Gast im Nahetal

NAtURSchUtz16 Selbstbedienungsmarkt Arktis

18 Freie Heide statt Bombodrom

19 Nationales Naturerbe gewinnt an Fläche

20 In der Wildnis vor Berlin

21 Filmtipp: The Cove – Die Bucht

21 Leserbrief zum Wisent-Projekt in der DUHwelt 1/2009

22 Der Kormoran als Streitobjekt

24 Naturschutzgesetz: Der kleinste gemeinsame Nenner

26 Mehr Blüten für die Bodenseelandschaft

27 DUh-MARkt

GLoBAL NAtURE fUND28 Trees for life – Bäume für das Leben

29 Delfinschutzgebiet in Indonesien jetzt offiziell anerkannt

29 Die „Windermere-Zwillinge“

30 Mangrovenschutz ist Klimaschutz

31 Neue Seenpartner bei Living Lakes

Breite Mehrheit – Schmale Bilanzn Die Politik will es immer noch nicht wirklich wahr-haben, aber egal wer regiert: Zukünftig steht Umwelt-politik im Zentrum aller Politik. Gemessen daran stand die große Koalition eher am Rande des Zentrums. Wird es die neue Regierung besser machen? An Aufgaben mangelt es jedenfalls nicht.

5welt 3/2009

INhALt

„UNBEkANNtE“ tIERARtEN32 Für den Kranich geht es aufwärts

Die Schutzanstrengungen zeigen Wirkung. Zurücklehnen können sich die Kranichschützer trotzdem nicht.

ENERGIE UND kLIMA 34 Verstopfung im Atomkraftwerk – Biblis B bleibt vorerst kalt

36 Wir bringen neue Energie ins Netz

38 eco IT in Schule und Stadt

38 Grüne Informationstechnik zum Anfassen und Ausprobieren

39 Klimaschutzkommune 2009 – Klimaschutz fängt vor Ort an

39 SolarLokal: Sonnige Zeiten für Eisenach

40 Neue Broschüren zu kommunalen Themen

Aus ihren Kampagnen und Wettbewerben hat die DUH zahlreiche Praxisbeispiele für Städte und Gemeinden zusammengetragen.

VERkEhR41 Diesel-Abgasuntersuchungen müssen reformiert werden

UMWELt ERLEBEN

42 Kräuterschnecken wecken Interesse an der Natur

hAND IN hAND

43 Tropica Verde: Umweltbildung für Naturschützer der Zukunft

kREISLAUfWIRtSchAft44 Bald Klarheit im Kennzeichnungsdschungel?

45 Sind Getränkekartons noch ökologisch vorteilhaft?

45 Kommunenvergleich: Rückgabemöglichkeiten für Energiesparlampen

DUh INtERN46 Drei Jahrzehnte Zivildienst bei der DUH

47 Lebendig an der Elbe – das Projektbüro der DUH in Köthen

47 Bildnachweis

Seite 45

Nachwachsende Getränkekartons?n „Plastik wächst nicht nach – Karton schon.“ Das Umweltbundesamt empfiehlt den Kauf von Getränke-kartons. Aber stimmen die alten Ökobilanzen für die Verbundverpackungen heute noch? Die DUH hat das Recycling der Kartons unter die Lupe genommen.

n Eine atemberaubende Natur haben der St. Lucia-See und das angrenzende UNESCO-Welterbegebiet in Süd-afrika zu bieten. Direkt daneben leben viele Menschen in Armut. Mit dem Projekt „Trees for Life“ will der Global Nature Fund ihnen helfen. Seite 28

Bäume für das Leben

AU auf dem prüfstandn Besitzer von Dieselfahrzeugen haben sich schon im-mer gefragt, was die Abgasuntersuchung (AU) nützt. Die DUH hat jetzt die Prüfung auf den Prüfstand ge-stellt. Ist sie ihre Gebühren wert?

Seite 41

6 welt 3/2009

DUh AktUELL

Wieder in Verbindung

Wie vorausgesagt...Knapp kalkuliert

n Am 12. August eröffnete Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck die Feierlichkeiten zur größten Deichrück-verlegung in der Bundesrepublik. Der Altdeich wurde an sechs Stellen geöff-net, damit die Elbe und ihre Aue wieder eine Verbindung haben. Auf 420 Hektar kann jetzt eine naturnahe Auenland-schaft entstehen, die der Fluss beim nächsten Hochwasser überfluten kann.

„Nach der Hochwasserkatastrophe 2002 wurde überall die Forderung laut, den Flüssen mehr Raum zu geben“, sag-te Platzeck in seiner Rede. Passiert sei bisher jedoch viel zu wenig. Ausdrück-lich erinnerte Platzeck an den im letzten Jahr verstorbenen Dr. Frank Neuschulz, der Anfang der 90er Jahre – lange vor seiner Zeit als Naturschutzleiter der DUH – eine treibende Kraft des Projekts gewesen sei.

Die letzte und entscheidende Etappe im langjährigen Bemühen um eine na-turnahe Elbtalaue zwischen Wustrow

Betrug bei Abwrackprämie

n Der Bund Deutscher Kriminalbeamter hat nun bestätigt, dass etwa 50.000 of-fiziell verschrottete Altfahrzeuge illegal weiterverkauft wurden, unter anderem nach Afrika und Osteuropa. Die Bundes-regierung hatte, um die Autoindustrie zu stützen, die Abwrackprämie völlig ohne ökologische Standards erlassen und verzichtete auch weitestgehend auf die Kontrolle der Verschrottung der Altfahrzeuge. „Die Abwrackprämie war und ist eine Einladung zum Betrug. Mit Steuergeldern wird derzeit der Aufbau eines illegal operierenden Autohehler-netzes finanziert – und der Staat schaut bewusst weg“, bilanziert DUH-Bundes-geschäftsführer Jürgen Resch die aktuel-le Situation. (mf) o

o

n Noch bis Jahresende bekommen die Halter von Dieselfahrzeugen für den Einbau eines Partikelfilters 330 Euro. Die Barförderung ist jedoch auf ganze 200.000 Nachrüstfilter beschränkt. „Die 66 Millionen Euro Haushaltsmittel für die Barförderung werden voraussicht-lich nicht reichen, um die über eine Million in den Umweltzonen regelmä-ßig fahrenden Diesel-Pkw mit einem Filter nachzurüsten“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Halter ungefilterter Dieselfahrzeuge sollten sich deshalb rechtzeitig einen Nachrüstfilter sichern.

Nachdem die DUH durchgesetzt hat, dass alle angebotenen Filtersysteme durch das Kraftfahrtbundesamt über-prüft werden, können Autohalter nun

Deichrückverlegung bei Lenzen geschafft

und Lenzen – die Schlitzung des Alt-deichs – ist mit der Öffnung des Deichs bewältigt. Planung und Durchführung der Rückverlegung in Lenzen haben 15

Jahre gedauert. Die DUH ist Mitglied im Trägerverbund Burg Lenzen (Elbe) e.V. und hat das Vorhaben viele Jahre mit Spendengeldern unterstützt. (nf) o

Barförderung für Rußfilter

davon ausgehen, dass die angebotenen Systeme voll funktionstüchtig sind.

Im kommenden Jahr wird es deutsch-landweit knapp 40 Umweltzonen ge-ben. Städte wie Berlin und Hannover stellen die Umweltzonen „scharf“, Au-tos mit roter oder gelber Plakette dürfen dann nicht mehr in die Städte fahren. (mf) o

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (Mitte) gibt in Begleitung von Branden-burgs Umweltminister Dietmar Woidke (links) und Jochen Flasbarth (2. von links), hier noch als Vertreter des Bundesumweltministeriums, den neuen Deich frei.

7welt 3/2009

DUh AktUELL

Kicken für Kenia

Gute Wahl

n Getränkedosen-Testkäufe der Deut-schen Umwelthilfe ergaben erhebliche Verstöße von Kleinverkaufsstellen und Großhändlern gegen die Verpackungs-verordnung. Bei den Testkäufen wurden ausnahmslos unbepfandete Einweg-Ge-tränkedosen ohne Pfandlogo erworben. Bei den Verstößen handelt es sich nach-weislich nicht um Einzelfälle, sondern um organisierte Rechtsverstöße.

Die meisten der illegal verkauften Ge-tränkedosen stammen von der Coca-Cola Company, welche bis heute keine angemessenen Maßnahmen zur bundes-weiten Einstellung des ordnungswidri-gen pfandfreien Verkaufs von Coca-Cola Produkten in Einweg-Dosen ergriffen hat.

Coca-Cola Getränkedosen ohne Pfand im Handel

Illegaler Pfandhandel

Der Verkauf pfandfreier Dosen gefährdet das umweltfreundliche deutsche Mehr-wegsystem und benachteiligt gesetzes-treue Wettbewerber. Mit der Pfand-pflicht will der Gesetzgeber vor allem hohe Rücklaufquoten für Getränkever-packungen und damit die Möglichkeit zum Recycling erreichen, ein weiteres wichtige Ziel ist es, die Vermüllung der Landschaft einzudämmen.

Kontrollen zur Durchsetzung der Pfand-pflicht durch zuständige Behörden er-folgen – wenn überhaupt – nur nach Hinweisen. Neben konsequenter Über-wachung ist insbesondere die Klärung der Rolle des profitierenden Getränke-abfüllers Coca-Cola bei dem illegalen Dosenhandel notwendig. (tf) o

IMpRESSUM

n Hannover 96 und TUI haben in Ko-operation mit dem Global Nature Fund (GNF) und dem Fan-Dachverband „Rote Kurve“ die Initiative „Trinkbecher für Trinkwasser“ ins Leben gerufen. Im Rah-men der Aktion können die Stadionbesu-cher ihre Pfandbecher an den offiziellen Rückgabestationen in der AWD-Arena

n Jochen Flasbarth tritt die Nachfolge von Andreas Troge als Präsident des Umweltbundesamtes an. Mit Flasbarth kommt ein ehemaliger NABU-Präsident ins Amt. Die DUH begrüßt die Wahl als positives Signal für ein weiterhin starkes und kompetent geleitetes UBA. Mit sei-ner Fachkompetenz und Persönlichkeit hat der studierte Volkswirt das Zeug dazu, die Ziele des Umweltbundesamtes auch in schwierigen Zeiten umsetzen. Flasbarth ist seit 2003 Abteilungsleiter Naturschutz und Nachhaltige Natur-nutzung im Bundesumweltministerium. Er gehört dem Nationalen Komitee für Nachhaltige Entwicklung und dem Na-tionalen Nachhaltigkeitsrat an und leitet das Präsidium der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD). (cg) o

Aktion „Trinkbecher für Trinkwasser“

sowie gesonderten Sammelstationen zu-gunsten des Projektes spenden. Mit den gespendeten Geldern wird der GNF in Kenia Trinkwasseraufbereitungs anlagen in ländlichen Gebieten installieren. Die Aktion startete mit dem ersten Heim-spiel des Fußballbundesligisten Han-nover 96 in der Saison 2009/10 gegen

den FSV Mainz 05. Die Trinkwasser-aufbereitungsanlagen sollen in Kenia an Schulen und in Gemeinden ohne Stromversorgung installiert werden, des-halb ist der Einsatz von solargestützten Anlagen vorgesehen.

Weltweit haben über 1 Milliarde Men-schen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Unzureichende Trinkwas-serversorgung ist insbesondere in Ent-wicklungsländern die Hauptursache für viele Krankheiten und Todesfälle. Welt-weit stirbt nach Angaben der UNO im Durchschnitt alle 15 Sekunden ein Kind wegen schmutzigen Wassers. (shö) o

Neuer Präsident des Umweltbundesamtes ist Jochen Flasbarth

zeitschrift für Mitglieder und förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V.

n herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: 07732 9995-77, www.duh.de, E-Mail: [email protected] n V.i.S.d.p.: Rainer Baake, Jürgen Resch n Redaktion: Michael Hadamczik (mha), Jutta Ko-chendörfer (jk), Melanie Fessler (mf), Eva Forstmeier (ef), Christine Göcke (cg) n Autoren: Annette Bernauer (ab), Erika Blank (eb), Uschi Ehinger (ue), Nadja Fahlke (nf), Thomas Fischer (tf), Ulrike Fokken (ufo), Udo Gattenlöhner (ug), Steffen Holzmann (sh), Stefan Hörmann (shö), Dagmar Israel (di), Bettina Jahn (bj), Elke Jumpertz (ej), Carola Monix (cm), Franziska Müller (fm), Cornelia Nicklas (cn), Gerd Rosenkranz (gr), Daniela Spannagel (dsp), Ulrich Stöcker (us), Patrick Trötschler (pt), Manuela Uhde (mu), Ines Wittig (iw), Albert Wotke (aw), Cornelia Ziehm (cz) n Gestaltung: Claudia Kunitzsch n Druck: Wachter GmbH, Bönnigheim n Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2009 n Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring4, 78315 Radolfzell n Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier n Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft köln (BLz 370 205 00) 8 190 002

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IM BLIckpUNkt

8

n Eine Legislaturperiode größtmöglicher Herausforderungen geht zu Ende: Erst die Erkenntnis, dass der Klimawandel schon begonnen hat, dann die Weltwirt-schaftskrise. Am Ende die Erkenntnis, dass Weltprobleme diesen Kalibers nur im Weltmaßstab zu lösen sind – und die Lösungen national, regional und lokal grundstürzende Veränderungen voraussetzen. Veränderungen unseres Umgangs mit Energie und Ressourcen,

Breite Mehrheit – Schmale Bilanz

Schwarz-rot:

Die beliebte Vorstellung „große koalition löst große probleme“ ist ein Irrtum. Umweltfragen rücken vom Rand ins zentrum der politischen Agenda... und bleiben dort liegen.

o von Gerd Rosenkranz

unserer Wirtschaftsweise, unserer Mo-bilität und schließlich: unserer Art zu leben insgesamt. Egal wer regiert, zu-künftig wird Umweltpolitik nie wieder „Gedöns“ sein. Sie steht und bleibt im Zentrum aller Politik. Sie ist Wirtschafts- und Strukturpolitik, zur Sicherung einer neuen, genügsamen Form des Wohl-stands, zum Schutz der Naturressourcen und letztlich eines friedlichen Miteinan-ders der Nationen. Die Kanzlerin, der

Umweltminister, die Große Koalition insgesamt haben in den vergangenen Jahren die Größe der Aufgaben auf der Weltbühne beschworen, um zu Hause – meist – im kleinen Karo zu verhar-ren. Richtungsentscheidungen sind nur schwer zu haben in einer Koalition, die alle Richtungen zugleich vertreten will. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, was die Koalition zustande gebracht hat und was jetzt passieren muss.

9welt 3/2009

IM BLIckpUNkt

Forderungen der DUH

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Biodiversität am Fluss: Buntes Nebeneinadner von Lebensräumen.

n Die Föderalismusreform eröffnete dem Bund grundsätzlich größere Ge-setzgebungskompetenzen im Natur- und Gewässerschutz – aber zu welchem Preis! Denn die Länder können nun von den Bundesgesetzen abweichen und um die niedrigsten Schutzstandards konkur-rieren. Um diese Tendenz zu bremsen, sollte das einheitliche Umweltgesetz-buch (UGB) verabschiedet werden. Das Vorhaben scheiterte.

Beim dann eilig nachgeschobenen Bun-desnaturschutzgesetz einigten sich Uni-on und SPD auch nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner (siehe Seite 24).

klima- und Biodiversitäts-

check bei allen Bundesvor-

haben

Umsetzung der Nationalen

Strategie zur biologischen

Vielfalt – finanzierung durch

ein Aktionsprogramm aus

Einnahmen des Emissions-

handels

Weiterführung der Sicherung

des Nationalen Naturerbes,

insbesondere auf

ehemaligen truppen-

übungsplätzen

Novellierung des

Bundeswaldgesetzes

zur Verankerung von

Nachhaltigkeitskriterien

Gesetzliche Definition guter

fachlicher praxis in der

Land-, forst- und fischerei-

wirtschaft

Reduzierung des Verbrauchs

von flächen für Verkehr

und Siedlungen auf 30

hektar pro tag

Ausweisung der ffh-Meeres-

schutzgebiete mit Vorrang

Naturschutz

Bundesinitiative zur Nutzung

der zweiten hälfte der

UN-Dekade „Bildung für

Nachhaltige Entwicklung“

Endgültiger Verzicht auf den

Ausbau von Donau, oder,

Elbe und Saale, Renaturie-

rung der Unteren havel

Naturschutz

Sicherung der biologischen Vielfalt

Der Kampf um angemessene Umwelt-standards wird also in Zukunft noch schwerer.

Deutschland war Gastgeber der Welt-Naturschutzkonferenz und bescherte sich aus diesem Anlass eine von Exper-ten hoch gelobte Biodiversitätsstrategie – die allerdings am Ende der Wahlperio-de von ihrer Umsetzung so weit entfernt ist wie bei ihrer Verabschiedung. Ledig-lich die im Koalitionsvertrag vereinbarte Sicherung von ökologisch hochwertigen Bundesflächen als Nationales Naturerbe wurde weitgehend umgesetzt.

Der Eisvogel: Vogel des Jahres 2009.

Schränken die Länder auch hier die Gesetze ein?

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IM BLIckpUNkt

n Auch mit ihrer Autopolitik scheitert die Bundesregierung an der Quadratur des Kreises: Eine ehrgeizige Klimapoli-tik geht nicht zusammen mit der För-derung übermotorisierter Limousinen der deutschen Hersteller. Das „Dienst-wagenprivileg“, das spritdurstige Pkw in international beispielloser Weise subventioniert, hat alle Klimadebatten überdauert. Die begrenzte Umstellung der Kfz-Steuer auf CO2 belastet ausge-rechnet jene Fahrzeuge kaum, die die Steuerumstellung erst ausgelöst hatten: Die schwere Luxusklasse. Und die Bun-desregierung ist hauptverantwortlich dafür, dass den Autoherstellern bei den CO2-Grenzwerten für Pkw noch einmal auf EU-Ebene eine Gnadenfrist von rund sechs Jahren eingeräumt wurde.

Auch beim Tempolimit fehlt jede Re-aktion auf die neue Lage: Deutschland fährt als einziges Industrieland weiter ungebremst. Beim Dieselpartikelfilter für Pkw hat ein scharfer EU-Grenzwert die fast flächendeckende Einführung in neuen Fahrzeugen erzwungen. Die Nachrüstung blieb wegen einer unzu-reichenden Förderung und des von der

Bundesregierung lange ungerührt hin-genommenen Einbaus zehntausender Betrugsfilter eine Randerscheinung.

Schließlich bescherte die Regierung der Republik eine Abwrackprämie, die eines ausdrücklich nicht sollte: Ökologisch steuern. Sie steuerte dann doch und zwar vornehmlich in Richtung auslän-dische Kleinwagen. Die Abwrackprä-mie kostet die Steuerzahler am Ende fünf Milliarden Euro. Und wird bei den Automobilherstellern Heulen und Zäh-neklappern nach sich ziehen, wenn sie praktisch mit dem Wahltag ausläuft.

Verkehr und Mobilität

Kreislaufwirtschaft

n Das Einwegpfand auf Getränkever-packungen („Dosenpfand“), in der vor-letzten Wahlperiode unter heftigen Ge-burtswehen geboren, blieb nur in Teilen erfolgreich: Die Dose ist in Deutschland fast verschwunden, die Mehrwegquote

bei Bier stieg kräftig an, Straßen und Parks wurden sauberer. Gleichzeitig befindet sich die Mehrwegquote insbe-sondere beim Mineralwasser seit Jahren im Absinken, ohne dass die Bundesre-gierung eingegriffen hätte.

Ökologische Autopolitik,

die die deutsche Automobil-

industrie zukunftsfest macht

Allgemeines tempolimit

Abschaffung des bedin-

gungslosen Dienstwagen-

privilegs

Reform der missglückten

kfz-Steuerreform, so dass

Spritfresser stärker belastet

und klimafreundliche pkw

von der Steuer befreit werden

förderung des Schienenver-

kehrs inklusive ÖpNV

Verzicht auf den Börsengang

der Bahn

Abschaffung der privilegien

für den flugverkehr

Forderungen der DUH

Holt das Tempolimit aus der Schublade!

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▲▲

Forderungen der DUH

klare kennzeichnung von

Getränkeverpackungen

Einwegabgabe für den

klimaschutz

Stärkere kontrollen des

Dosenpfands

Eindeutige Symbole beim Einwegpfand

Blechlawine oder ÖPNV?

Der Schein trügt – die Mehrwegquote bei Mineralwasser geht zurück.

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10

11welt 3/2009

Forderungen der DUH

IM BLIckpUNkt

n Auf Welt- und Regionalgipfeln trie-ben die Protagonisten die Partner in aller Welt lange vom Wort zur Tat – um es jetzt, kurz vor der entscheidenden Weltklimakonferenz in Kopenhagen, eher bei der Formulierung wohlfeiler Langfristziele zu belassen. Wegen Dauerlethargie bei der Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie wur-de gegen Deutschland ein Verfahren eingeleitet. Als die Regierung bei der

Abscheidung und Verpressung von CO2 aus Kohlekraftwerken besonders schnell sein wollte, scheiterte sie an Interessen-gruppen und am lokalen Widerstand. Denn sie hatte darauf verzichtet, der Bevölkerung zu erklären, warum wir diese Technologie zur Fortsetzung der großindustriellen Kohleverbrennung in Deutschland brauchen.

Immerhin: Auf der Haben-Seite steht das Erneuerbare Energien Gesetz, das seine zweite Novellierung im Kern unangeta-stet überstand und weltweit das effizi-enteste Gesetz zur beschleunigten Ein-führung Erneuerbarer Energien bleibt. Auch das Kraft-Wärme-Kopplungs-Ge-setz zur Förderung der kombinierten Bereitstellung von Strom und Wärme formuliert die richtigen Ziele. Die neue Energieeinsparverordnung sorgt für we-niger Energievergeudung im Neubau – aber leider nicht im Bestand. Doch das zentrale Problem der deutschen Klima-politik blieb in der Großen Koalition ungelöst: Immer noch will Deutsch-

land Klimaschutzweltmeister sein und gleichzeitig Kohleland. Das kann nicht funktionieren.

n Beim Atomausstieg, den die Große Koalition als rot-grünes Bundesgesetz vorfand, ist sie nicht vorangekommen, weil die Koalitionspartner entgegenge-setzte Ziel verfolgen. Keines der 17 in Deutschland betriebenen Atomkraft-werke wurde in den vergangenen vier Jahren endgültig abgeschaltet, nicht einmal die Pannenreaktoren Krümmel, Brunsbüttel oder Biblis (Biblis B wur-

Atomkraft

de vorübergehend abgeschaltet, siehe S. 34). Im Gegenteil: Schon die – unsi-chere – Perspektive auf einen Ausstieg aus dem Atomausstieg verschlechtert jeden Tag die Sicherheitslage, weil die AKW-Eigner teure Nachrüstungen verweigern. Von der Möglichkeit des Ausstiegsgesetzes, unsichere Kraftwerke stillzulegen und im Gegenzug die ver-bliebenen Strommengen auf modernere Anlagen zu übertragen, machen die Be-treiber keinen Gebrauch.

Auch bei der Suche nach einem Atom-endlager für hochradioaktiven Atom-müll ist die Große Koalition keinen einzigen Schritt vorangekommen. Eine neue Standortsuche wollen CDU/CSU nicht, weil es auch unionsregierte Län-der im Süden treffen könnte. Gorleben schon jetzt als Endlager festschreiben, will die SPD nicht: Stattdessen gibt es jetzt eine Endlager-Baustelle Schacht Konrad und nach Morsleben eine wei-tere hochbrisante Altlast: Asse 2.

Klima und Energie

▲▲

Kein Ausstieg aus dem Ausstieg

Forderungen der DUH

Wind und Sonne statt Kohle

Sicherung der Dynamik beim

Ausbau der Erneuerbaren

Energien

Um- und Ausbau der

Strominfrastruktur

Schaffung eines wirksamen

Energieeffizienzgesetzes

Neubaustopp bei

kohlekraftwerken

Ausweitung ehrgeiziger

Energiestandards auf den

Altbaubestand

▲▲

▲▲

Alte Atomkraftwerke – voller Risiken

Kohle kontra Klima

▲▲

Sicherung des

Atomausstiegs

Endlager-frage lösen

preise für Atomstrom

anheben

12 welt 3/2009

LEBENDIGE fLüSSE

n Rechts der Elbe schlängelt sich das Flüsschen Sude von Osten kommend durch Mecklenburg-Vorpommern, durchquert das niedersächsische Amt Neuhaus, um westlich von Boizenburg in die Elbe zu münden. Auf über 1.000 Hektar entstand hier in den letzten Jahren ein einzigartiges Naturparadies. Der Zauber dieser Kulturlandschaft liegt im steten Wechsel von Feuchtwiesen, kleinen Tümpeln (so genannten Blän-ken), trockeneren, blumenbunten Ma-gerwiesen und extensiv bewirtschafte-ten Äckern, wie sie etwa die Wachtel braucht. Weißstorch, Bekassine und an-dere Watvögel finden auf den feuchten Wiesen genügend Nahrung, Viehwei-den bieten Neuntöter und Braunkehl-chen Lebensraum, und an den Blänken brüten Teichrohrsänger und Enten. Am „Geo-Tag der Artenvielfalt“ konnten an der Sude über 1.000 verschiedene Arten nachgewiesen werden. Gepflegt und offen gehalten werden die Flächen von Heckrindern (eine Abbildzüchtung des Auerochsen), selten gewordenen alten Rinderrassen und Koniks (Wildpferde des Typs Tarpan).

Möglich wurden diese Erfolge durch gemeinsame Anstrengungen verschie-dener Umweltverbände, Stiftungen und staatlicher Institutionen. Im Sudegebiet arbeiten die Stiftung The Stork Foundati-on – Störche für unsere Kinder, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch-land, das Staatliche Amt für Umwelt und Natur Schwerin und die Verwal-tungen der betroffenen Biosphärenre-servate zusammen. Die Deutsche Um-welthilfe unterstützt die „Arche Noah an der Sude“ bereits seit vielen Jahren.

Den wertvollen flächen droht Gefahr

Im Amt Neuhaus plant der Niedersächsi-sche Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz zusammen mit dem Neuhäuser Deich- und Unterhal-tungsverband an der Sude und ihrem Nebenfluss Krainke die Erhöhung und sogar den Neubau von Deichen. Mit dieser Maßnahme würde die Chance vergeben, über 150 Hektar Fläche als Retentionsraum zu sichern und dem natürlichen Lebensquell regelmäßig wiederkehrender Überschwemmungen zuzuführen. Dabei gehören die Flächen zur höchsten Schutzkategorie C des Biosphärenreservats Niedersächsische Elbtalaue, zum Weißstorch-Artenhilfs-programm des Niedersächsischen Um-weltministeriums und sind Bestandteil

des Europäischen Schutzgebietsnetz-werks Natura 2000.

Dennoch unterstützt das Umweltminis-terium des Bundeslandes die Planungen mit der Begründung, landwirtschaftliche Nutzflächen müssten durch Deiche ge-schützt werden. Der nach den Jahrhun-derthochwassern an Oder und Elbe pro-pagierte Vorsatz „gebt den Flüssen ihren Raum“, zu dem sich auch Niedersach-sen wiederholt bekannt hat – nichts mehr als ein Lippenbekennt-nis. Dabei sind etwa zwei Drittel der Flächen Grün-landgebiete, die bereits mit Mitteln des Natur-schutzes vom Land Niedersachsen gekauft worden sind. Die noch laufenden Flurbereini-

Naturparadiese an der SudeDeichbau bedroht

In der Sudeniederung entstanden in den letzten Jahren

wertvolle feuchtwiesenkomplexe, Lebensraum für viele

bedrohte tiere und pflanzen. Anstatt den flüssen mehr

Raum zu geben, plant das Land Niedersachsen gerade dort

die Erhöhung der Deiche und sogar neue Eindeichungen.

Durch naturverträglichen Deichbau können Überschwemmungsflächen wie hier an der Sude erhalten bleiben.

13welt 3/2009

LEBENDIGE fLüSSE

n Mit der Becherlupe und selbst ge-bastelten Miniaturflößen waren Schüler der Realschule Moorrege (Kreis Pinne-berg, Schleswig-Holstein) an der Ap-pener Beek, ihrem heimischen Bach, unterwegs. Die Realschule hatte eine Flusskiste der Deutschen Umwelthil-fe bestellt, um die Lehrkräfte bei der Ausrichtung von Projekttagen zum Gewässerschutz zu unterstützen. Die Sechstklässler untersuchten Strömung, Boden und Wassergüte der Beek. Im fächerübergreifenden Unterricht hatten die Kinder Wunschflöße gebaut, auf de-ren Segel sie ihre Wünsche für den Bach notierten: Sauberes Wasser, viele Fische, viele Mäander, keinen Müll.

Die Materialien aus der Flusskiste re-gen Schüler an, sich auf kreative und emotionale Weise mit einem Fluss zu befassen: Gedichte, Lied- und biblische Texte, Spielvorschläge und Anleitungen zum künstlerischen Gestalten sind dar-in enthalten. Die „Schatzkisten“ füllten sich mit interessanten Fundstücken vom eigenen Flussabschnitt, das Logbuch zeugt von Projekt-Erfahrungen und eine „Endlosgeschichte“ gibt die Eindrücke mehrerer Kinder aus verschiedenen Klassen wieder.

Seit Dezember 2008 touren 25 Exemp-lare der Flusskiste durch ganz Deutsch-land. Etwa 100 Schulen und Umwelt-bildungseinrichtungen nutzten dieses Angebot. Etliche haben nun Interesse angemeldet, eine Kiste dauerhaft zu übernehmen. (jk) o

gungsverfahren könnten dazu genutzt werden, weitere Flächen aus dem Ge-biet heraus zu tauschen.

Naturverträglicher Deichbau möglich

Die Biosphärenreservatsverwaltung in Hitzacker und der BUND haben Vor-schläge für einen umweltverträglichen Ausbau der Hochwasserschutzdeiche an Sude und Krainke erarbeitet, die zusätz-liche Überschwemmungsflächen schaf-fen, aber gleichzeitig Hochwasserschutz für die nahe gelegene Siedlung Preten und die Landwirtschaft gewährleisten – der neu zu bauende Deich wäre hier viel kürzer und würde weniger Kosten verur-sachen. Doch bislang halten Deichver-band und Landesbetrieb unbeirrt an den Plänen fest, auch weil Deichbau-Mittel des Bundes bis Ende 2010 ausgegeben sein müssen. Der Proteststurm von Um-weltverbänden und Experten ist bislang weitgehend wirkungslos geblieben. Der Bundesumweltminister bekundete, die Sache fiele in die Zuständigkeit der Bundesländer; die EU-Kommission kann noch nicht tätig werden, weil es bislang keinen Planfeststellungsbeschluss gibt. Doch gerade das bietet eine Chance für die Sudelandschaft, denn das Plan-feststellungsverfahren ist noch nicht entschieden. Bleibt zu hoffen, dass die Bedenken des Naturschutzes hier doch noch gehört werden. (aw) o

Lernen am Fluss

Umweltbildung

Das Projekt wurde gefördert von:

Dresden verliert Welterbe-Status

Das Welterbekomitee der UNESCO hat am 25. Juni 2009 das Dresdner Elbtal von der Liste des Welterbes gestrichen. Die geplante Waldschlösschenbrücke wurde als gravierender Eingriff in die Kulturlandschaft gewertet. Seit 2006 befand sich das Elbtal auf der Liste des gefährdeten Welterbes. Das Komitee empfahl den Bau eines Tunnels, Dresden begann trotz Mahnungen der UNESCO mit dem Bau der Brücke. (mf)

Kinder entdecken das Leben am Wasser spielerisch. Auf den Segeln ihrer Flöße stehen Wünsche für den Bach.

Die Beutelmeise sucht in den Feuchtwiesen der Sude nach Material für ihre exotischen Nester.

Förderer des Netzwerks „Lebendige Flüsse“:

14 welt 3/2009

LEBENDIGE fLüSSE

n Wer am 17. Mai in Dessau ein Fahrrad leihen wollte, hatte es schwer: In der ganzen Stadt war kein Rad mehr auf-zutreiben. Grund dafür waren beinahe 70 Jugendliche aus dem Elbe-Einzugs-gebiet von Hamburg bis Hradec-Kralove in Tschechien, die der Einladung der DUH zum ersten Youth-4-Elbe Camp gefolgt waren. Hinter dem Wortspiel in englischer Sprache verbirgt sich ein Jugendaustausch-Projekt.

Ein rundes Bildungsprogramm plus Spiel und Sport

Vier Tage lang waren die jungen Um-weltschützer mit ihren Lehrern und Begleitern in und um Dessau an der Elbe unterwegs. Auf dem Rad und im Kanu erkundeten sie den Fluss und die weltberühmten Elbauen im ältesten Biosphärenreservat Deutschlands. Auf dem Programm standen viele span-nende Angebote rund um die Elbe als Natur-, Kultur- und Lebensraum. Die jungen Umweltschützer besichtigten das UNESCO-Welterbe Bauhaus, wo-bei sie Zusammenhänge in Kunst und Geschichte kennenlernten.

Sie folgten den Spuren des Elbe-Bibers und bekamen bei ihren Ausflügen die Bedeutung des natürlichen Hochwasser-schutzes für die Menschen entlang des

Stroms erläutert. Neben Untersuchun-gen der Wasserqualität stand praktische Naturschutzarbeit bei einem Arbeitsein-satz in den bekannten Solitäreichen-quartieren in den Elbauen auf dem Plan.

Was hier so einfach klingt, bedeutete jedoch einen riesigen logistischen Auf-wand. Termine mussten abgestimmt, Boote transportiert, Fahrräder aus Nachbarorten geholt werden. Auch der öffentliche Nahverkehr kam an seine Grenzen: Die Busse konnten die 80 Personen nicht immer gleichzeitig mitnehmen.

Aber dank der großen Unterstützung durch die örtlichen Anbieter und Fach-leute lief alles reibungslos.

Jugendliche aus tschechien und Deutschland erlebten auf Einladung der

Deutschen Umwelthilfe beim ersten Youth-4-Elbe-camp in Dessau die Elbe

als verbindendes Element.

Youth -4-Elbe

Die unterschiedliche Sprache war für die Jugendlichen kein Hindernis. Bei Sport und Spiel und gemeinsamer Grup-penarbeit wurden anfängliche Sprach-barrieren schnell überwunden. Fast alle Schüler hielten ihre Abschlusspräsenta-tion in englischer Sprache. Freundschaf-ten wurden geknüpft und man versprach sich, in Kontakt zu bleiben – bis zum nächsten Treffen oder zur nächsten Ak-tion. Und darauf freuen sich nicht nur die Jugendlichen, sondern auch ihre Betreuer. (iw, sh) o

youth-4-Elbe.net

Um die camp-Bewohner und ihre Mitschüler zu einer Gemeinschaft an der

Elbe zu machen, wurde die Internetseite youth-4-elbe.net ins Leben gerufen.

Das Besondere dabei: Die Schüler gestalten und entwickeln die Seiten selbst

mit. Der Startschuss fiel im Elbe-camp. Steffen holzmann, projektmanager

Neue Medien bei der DUh, kam aus Radolfzell nach Dessau, um mit den

Schülern gemeinsam den Grundstein zu legen. Als nächster Schritt ist nun

das Design dran – in kürze wollen die Schüler über Vorschläge abstimmen,

wie ihre Internetseite künftig aussehen soll.

Das Projekt wird gefördert von:

15welt 3/2009

Youth -4-Elbe

n Im Nahetal unterstützt die Deutsche Umwelthilfe das Regionalbündnis Soon-wald-Nahe beim Lebensraumschutz für die Würfelnatter, bei der Einrichtung eines Naturschutzzentrums und beim Erhalt seltener Biotope in der Kultur-landschaft. Im rheinland-pfälzischen Nahetal sind Natur und Landschaft seit alters her die Grundlagen wirtschaftli-cher Entwicklung. Die sonnenbeschie-nenen Hänge bringen seit der Römerzeit köstliche Weine hervor. Heiße salzhalti-ge Quellen werden für Kuren genutzt – so entstand in der exponierten Felsland-schaft zwischen Bad Münster am Stein und Bad Kreuznach das Salinental, Eu-ropas größtes Freiluftinhalatorium.

Dass Naturschutz sich nicht im Beob-achten und Schützen gefährdeter Tier-arten wie Würfelnatter und Wildkatze erschöpft, zeigten vielfältige Begeg-nungen mit Menschen des Regional-bündnisses Soonwald-Nahe. Kurbetrieb, Vermarktung heimischer Naturprodukte und Tourismus sind Arbeitsbereiche, in denen die Weichen für die Entwicklung einer ganzen Region gestellt werden. So auch in der Wacholderheide von Wop-penroth, einem kleinen Ort im Huns-rück, die dem Regisseur Edgar Reitz die Kulisse für seinen mehrteiligen Fernseh-film „Heimat“ lieferte.

Spendengelder für die Wacholderheide

„Wir sind der Deutschen Umwelthilfe dankbar“, sagte Bürgermeister Werner Will der Besuchergruppe, „dass die Na-turschönheit meiner Heimat ins Blick-feld ganz Deutschlands gerückt wird.

zu Gast im Nahetal

„Menschen für Natur“

Spender aus ganz Deutschland nutzten das Angebot der Deutschen Umwelthilfe, sich bei

einer mehrtägigen Naturreise einen Eindruck von unserer Arbeitsweise zu machen.

Warum denn in die Ferne schweifen...

für ausgewählte Lebensmittel

aus der Region wurde die Marke

SooNahe geschaffen. über diese

und weitere Initiativen informiert

der DUh-partner Regionalbündnis

Soonwald-Nahe e.V.

www.soonahe.de

Die finanzielle Hilfe für die Erhaltung des Wacholderbiotops hilft unserem kleinen Ort, der Verantwortung gerecht zu werden.“ Als Gäste und Freunde wur-den die Spender der Deutschen Um-welthilfe von ihm empfangen – sein Einsatz und seine Heimatverbunden-heit sind ein bewegendes Zeugnis, wie Entschlusskraft und Beharrlichkeit der kleinen Gemeinde am Rande des Huns-rücks ein gastfreundliches Gesicht und Lebensqualität geben.

Dieses und weitere Beispiele machten erlebbar, wie die Deutsche Umwelthilfe Menschen zusammenbringt: jene, die mit Ideen und Engagement Naturschutz in die Tat umsetzen mit denen, die da-für ein Herz und die finanziellen Mittel haben. (ab) o

Naturfreunde aus ganz Deutschland waren angereist, um die Natur zu erleben.

Der rote Fingerhut gedeiht in der Woppenrother Wacholderheide.

Die Teilnehmer konnten ornithologische Besonderheiten wie den Wanderfalken beobachten.

MENSchEN füR NAtUR

15

16 welt 3/2009

NAtURSchUtz

n „Im Eskimodorf Tuktoyaktuk im Nord-westen Kanadas sind die Temperaturen dieses Jahr bereits auf fast 30 Grad Celsi-us gestiegen. ‚Die Kinder sind im Ozean schwimmen gegangen‘, sagte der Unter-nehmer Eddie Gruben.“ Das berichtet das Handelsblatt vom 10.08.2009.

Für die Kinder in der Arktisregion hat die Klimaerwärmung also auch angenehme Seiten. Nicht so für die Eisbären oder Ringelrobben. Ihre Lebensbedingun-gen verschlechtern sich. Ihnen fällt es schwerer, sich über die zerbrechende Eislandschaft fortzubewegen.

Das empfindliche Ökosystem der Arktis ist durch die Temperaturerhöhung akut bedroht. Der Klimawandel läuft hier noch einmal wesentlich schneller ab als in anderen Regionen der Erde.

Schlüsselrolle für das klimasystem der Erde

Das Arktiseis wirkt auf das globale Klimasystem wie eine Klimaanlage. Es reflektiert die Strahlung der Sonne, es kühlt die Luft und das Wasser. Der schnelle Rückgang von Meereis und Schneedecke in der Arktis beschleu-nigt die globale Erwärmung insgesamt. Niemand mehr bestreitet ernsthaft die besondere Bedeutung der Arktis für das Weltklima.

Wenn auf dem arktischen Festland Permafrostböden auftauen, werden zu-sätzlich große Mengen an klimawirksa-mem Methan-Gas freigesetzt werden. Die Wirkung dieses Gases ist 20-mal stärker als die des Treibhausgases CO2. Von den rasanten Veränderungen sind

Am Nordpol erwärmt sich das klima rapide. Der Verlust von arktischen Eismassen wird sich

auf das klima unseres gesamten planeten auswirken. Doch die Anrainerstaaten diskutieren

weniger über den Schutz der Arktis als vielmehr über die wirtschaftliche Ausbeutung der

bald in den Sommermonaten eisfreien Region. Auch die EU und konkret auch Deutschland

melden Ansprüche im hohen Norden an.

ArktisSelbstbedienungsmarkt

nicht nur die Artenvielfalt an der Küste, sondern auch die Einwohner der Arktis bedroht. Eine weltweite Veränderung von Meeresströmungen und Nieder-schlagsverhältnissen lässt sich nach An-sicht von Klimaforschern kaum noch abwenden. Sollte der Grönlandeisschild vollständig abschmelzen, wird es außer-dem zu einem dramatischen Anstieg des Meeresspiegels kommen.

Goldgräber in Lauerstellung

Unter den arktischen Anrainerstaaten herrscht Goldgräberstimmung. Denn der Zugang zu den Fischgründen und vor allem zu den arktischen Ressourcen wie Öl und Gas wird durch das Schmel-zen des Eises erheblich erleichtert oder vielfach überhaupt erst möglich.

Der Eisbär wittert die Robben schon von Weitem.

17welt 3/2009

NAtURSchUtz

Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Klimaschutz und Energiewende bei der DUH, schreibt in ihrem Hinter-grundpapier zur Arktis-Problematik:

n Das Bündnis „Rußfrei fürs kli-

ma“ zeigt im film hintergründe

und Auswirkungen der schnellen

Gletscherschmelze in der Arktis und

im hochgebirge – Wissenschaftler

schätzen, dass Dieselruß aus Auto-

motoren zu 20 bis 50 prozent für

das schnelle Schmelzen verant-

wortlich ist. (mf)

Link zum film:

www.duh.de/russfrei_film.html

Russland, Norwegen, Dänemark/Grön-land und Kanada haben eine Auswei-tung ihres jeweiligen Hoheitsgebietes um 200 Seemeilen auf Grundlage der See-rechtskonvention der Vereinten Nationen (UNCLOS) angemeldet. Auch die USA sind interessiert. Die EU und Deutsch-land, obwohl nicht direkte Anrainerstaa-ten, wollen bei dem Rennen um neue Rohstoffquellen ebenfalls mitmachen. So erklärte der Staatssekretär im Bundes-wirtschaftsministerium, Jochen Homann, im November 2008, es sei wichtig, dass Europa neben dem Schutz der Arktis als Lebensraum auch die Wirtschaftspotenzi-ale dieses Gebiets anerkenne. Die Arktis mit ihren gewaltigen Erdöl- und Erdgas-vorkommen sowie Bodenschätzen könne einen zentralen Beitrag zur Energieversor-gungssicherheit für Europa liefern. Wie das mit dem Schutz der Arktis vereinbar sein soll, hat Homann nicht erklärt.

Für die Anrainerstaaten geht es nicht nur um mehr Land – umfangreiche Öl- und Gasvorkommen lagern am Nordpol. Die Gletscherschmelze erleichtert den Zugang zu den arktischen Ressourcen.

Link zum hintergrundpapier:

http://www.duh.de/uploads/media/

DUH-Hintergrund_Arktisschutz.pdf

n Die Arktis – das ist das Nordpo-

larmeer mit 12 Millionen Quadrat-

kilometern, das sind teile Alaskas,

kanadas, Sibiriens und Lapplands,

außerdem die Inseln Spitzber-

gen, Island und Grönland. Sie ist

heimat der Eisbären, von Ringel-

robben, Walrossen, polarfüchsen,

von Moschusochsen und großen

karibuherden. Der Reichtum an

Vogelarten ist groß: pazifische

Ringelgänse, Blässgänse, odins-

hühnchnen, Eisenten, Eissturmvö-

gel, Moorschneehühner, Gerfalken

und Schnee-Eulen haben sich an die

Bedingungen der Arktis angepasst.

Dieses faszinierende Gebiet rückt

durch das schnelle Abschmelzen

des Meereises in den fokus der

Öffentlichkeit – leider auch derje-

nigen, die die Arktis wirtschaftlich

ausbeuten wollen.

Neuer Film über Dieselruß und Gletscherschmelze

September 1979 September 2003

Arktis-Vertrag für ernsthaften klimaschutz

Erfreulicheres gibt es aus dem Europäi-schen Parlament von der letzten Legis-laturperiode zu berichten. Dort hat sich eine Mehrheit aktuell für die Aufnahme internationaler Verhandlungen über ein Übereinkommen zum Schutz der Arktis ausgesprochen. Um dem rücksichtslo-sen Treiben der Arktis-Anrainerstaaten ein Ende zu setzen, fordert auch die DUH von der EU die Initiierung inter-nationaler Verhandlungen zum Schutz der Arktis.

So lange es keinen rechtlich verankerten Schutz für die Arktis gibt, verlangt die DUH ein Moratorium, das vor allem verhindert, dass Gebietsansprüche ge-nutzt werden, um in den beanspruchten Gebieten Rohstoffe auszubeuten. (cg)

o

18 welt 3/2009

n Offene, sandige Heideflächen mit ei-nem Mosaik aus Zwergstrauchheiden, Sandheiden und Sandtrockenrasen, weitgehend ungestört und unzerschnit-ten, bilden in der Kyritz-Ruppiner Hei-de einen einzigartigen Lebensraum für viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere. Das Land Brandenburg hat das Gebiet deshalb für das Europäische Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 als so genanntes FFH-Gebiet (nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU) nach Brüssel gemeldet. Sogar Wölfe streifen wieder durch die Heide.

Und doch plante die Bundeswehr hier auf einem ehemaligen russischen Truppenübungsplatz den größten „Luft-Boden-Schießplatz“ der Luftwaffe in Deutschland – das Bombodrom. Piloten sollten hier das Abwerfen von Bomben üben – gegen den erbitterten Widerstand der Bevölkerung. Über 17 Jahre lang protestierten Bewohner gegen die mili-tärische Nutzung des 142 Quadratkilo-

statt Bombodrom

Freie Heide

Jahrelange proteste der Bevölkerung brachten das

Aus für einen geplanten Bombenabwurfplatz im Norden

Brandenburgs. Die einzigartige Naturlandschaft

kyritz-Ruppiner heide ist endlich frei für Naturschutz

und sanften tourismus. Doch ohne Aufnahme in das

Nationale Naturerbe drohen ihr massive Eingriffe.

Bild Protest

NAtURSchUtz

Eine ganze Region kämpfte gegen die Bundeswehr: Die Bürgerinitiative „Freie Heide“ setzt den Verzicht auf den Bombenabwurf-Platz durch.

19welt 3/2009

NAtURSchUtz

meter großen Gebietes, demonstrierten, hielten Mahnwachen ab und sie klagten gegen das Projekt. Die Bundeswehr hat in dem Streit inzwischen 27 Niederla-gen vor Gericht kassiert. Der Bundestag hatte sich ebenso dagegen ausgespro-chen wie die Landtage von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Nun endlich beugte sich Verteidigungsmi-nister Franz Josef Jung dem Druck und verkündete das Aus für das Bombodrom.

Noch fehlt dem Gebiet ein ausreichender Schutz

Nach dem Verzicht auf eine militärische Nutzung müssen die Flächen nun lang-fristig als Naturschutzflächen erhalten werden – auch um der Kyritz-Ruppiner Heide mit sanftem Tourismus eine wirt-schaftliche Perspektive zu geben. Die DUH warnt wegen des gesetzlichen Privatisierungsauftrags der Bundesan-stalt für Immobilienaufgaben, an die diese Flächen nun fallen, vor einem Ausverkauf an den meistbietenden In-vestor und fordert, dass das Gebiet in das Nationale Naturerbe aufgenommen wird, um es dauerhaft zu bewahren. Die Kyritz-Ruppiner Heide war anfangs zwar in der engsten Auswahl für das Nationale Naturerbe, konnte aber we-gen des anhaltenden Widerstands des Bundesverteidigungsministers nicht in die endgültige Übertragungsliste auf-genommen werden. Jetzt ist die Zeit gekommen. (aw) o

n Die Bundesregierung nimmt in die-ser Legislaturperiode 100.000 Hektar ökologisch wertvoller Flächen von der Privatisierung aus und überträgt diese unentgeltlich an Stiftungen oder Län-der. Dabei handelt es sich um Kern-zonen in Nationalparken und Bio-sphärenreservaten sowie großräumige, unzerschnittene und nährstoffar-me Bergbaufolgelandschaften und ehemalige Truppenübungsplätze.

Diese Flächen sollen als „Nationales Naturerbe“ dauerhaft für den Natur-schutz erhalten werden. Allein 46.000 Hektar übernimmt die Deutsche Bun-desstiftung Umwelt. Das Grüne Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze wird mit 7.000 Hektar in gan-zer Länge erhalten und an die Länder übertragen. 20.000 Hektar werden von Naturschutzstiftungen übernommen, weitere 12.000 Hektar gehen an die Länder. Bei etwa 16.000 Hektar wird derzeit noch geklärt, ob diese von den Ländern übernommen oder von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Abstimmung mit dem Bundesumwelt-ministerium nach Naturerbe-Leitlinien betreut werden.

Die Sicherung dieser Areale als Natio-nales Naturerbe ist einer der wenigen Lichtpunkte in der Naturschutzpolitik, die die schwarz-rote Koalition in der zu

Nationales Naturerbe gewinnt an Fläche

Ende gehenden Legislaturperiode setzen konnte. Die DUH fordert jedoch von Union und SPD, entsprechend ihrer Koalitionsvereinbarung weitere 25.000 Hektar für künftig aus der Nutzung fal-lende Flächen, insbesondere die Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg (siehe Seite 18) vorzusehen.

„Ohne die beharrliche Arbeit der Um-weltverbände“, so Bundesumweltminis-ter Gabriel, „hätte dieser Erfolg nicht erzielt werden können“. Der Bundes-tags-Haushaltsausschuss hatte dem Vor-haben am 1. Juli zugestimmt. (us) o

Für zahlreiche ökologisch wertvolle Flächen ist noch zu klären, ob sie als Nationales Naturerbe dauerhaft geschützt werden können.

Die DUH fordert, den ehemaligen russischen Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide in das Nationale Naturerbe aufzunehmen.

20 welt 3/2009

NAtURSchUtz

In der Wildnis vor BerlinIn der Döberitzer heide bei Berlin entlässt die heinz Sielmann Stiftung

Wisente in die Wildnis eines früheren truppenübungsplatzes. Die tiere leben dort

artgerecht und erhalten heide, trockenrasen und hutewald.

o von Ulrike Fokken

n Die Wildnis ist nicht mehr weit. Nur ein Gatter trennt die 13 Wisente und sieben Przewalski-Pferde von der Freiheit in der Döberitzer Heide. Auf knapp 2.000 Hektar sollen die Tiere ab April 2010 herum streifen, Gräser, Bäume und Ge-büsch kurz halten, sich vermehren und natürlich das machen, was sie wollen.

„In der Wildniskernzone des Gebiets werden wir in ein paar Jahren vermut-lich auf Kälber und Jungtiere stoßen, die wir nie zuvor gesehen haben“, sagt Peter Nitschke, Geschäftsführer der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. Nitschke war 2004 dabei, als die Stiftung rund 3.500 Hektar des ehe-maligen Truppenübungsplatzes an der Stadtgrenze von Berlin gekauft hat. Das Gelände war eine Gelegenheit, wenn auch für 2,35 Millionen Euro eine kost-spielige. Die Döberitzer Heide erschien den Naturschützern ideal geeignet für

die freie Haltung von Wisenten. Der Wisent war Anfang des 20. Jahrhun-derts fast ausgestorben und hat nur dank Züchtung überlebt. Mittlerweile leben wieder rund 3.500 dieser europäischen Wildrinder, die mit dem amerikanischen Bison nah verwandt sind, in West- und vor allem Osteuropa.

Die Döberitzer Heide ist ein Refugium der biologischen Vielfalt. Da 300 Jahre lang Soldaten die Bäume und Sträucher auf Kniehöhe gehalten haben, ist eine artenreiche Landschaft mit Heide, Tro-ckenrasen, Moor und Hutewald-ähnli-chen Gehölzstrukturen entstanden. Und seitdem die Wisente und Przewalski-Pferde dort grasen, haben seltene und bedrohte Pflanzen wieder Platz und ziehen Insekten an. Dung und Pferde-äpfel sind ein gefundenes Fressen für Fliegen, Bremsen und Käfer, an denen sich wiederum der Wiedehopf erfreut.

Auf Safari in Brandenburg

Ein wenig mutet die Döberitzer Hei-de wie Prärie an. Zwischen Silbergras, Schafgarbe und Ginster können Besu-cher die Wisente vom Weg aus bestau-nen. In zeitloser Ruhe stehen die mächti-gen Rinder im Sommerwind. Drei Kälber haben in diesem Juni die Herde von 14

20

Auch bei den Przewalski-Pferden im Schauge-hege der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide hat sich schon Nachwuchs eingestellt.

21welt 3/2009

NAtURSchUtz

THE COVE – DIE BUCHT ist Öko-Thriller, Abenteuerfilm und provokanter Coup. Packend, verstörend, aufrüttelnd – ein Film über Schuld, Verantwortung und Wiedergutmachung, der Fragen auf-wirft, wütend macht und den Blick auf die Welt ein Stück verändert.

n zum Artikel „Die Wisente kommen“ in der DUhwelt 1/2009 erreichten uns folgende zuschrift:

(Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Form abzudrucken.

Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Deutschen Umwelthilfe wieder.)

„Ich schätze die professionelle Arbeit der Deutschen Umwelthilfe

sehr und unterstütze diese nach meinen Möglichkeiten. Die Wi-

sente in Europa sind ein thema, das mich seit Jahren besonders

interessiert. Sowohl in polen, als auch in Litauen habe ich Wisente

in freiheit lebend, beobachtet und fotografiert. Deshalb haben mich

auch die unter natürlichen Bedingungen in Deutschland lebenden

Wisente auf dem Damerower Werder in Mecklenburg-Vorpommern

fasziniert. Auf einer fläche von etwa 320 hektar lebt eine kleine

Wisentherde auf dem überwiegend mit Laubwald bestandenen und

durch Wiesen ergänzten Werder. Angestrebt wird ein möglichst naturnaher

Waldbau mit Rothirschen und Wisenten. In fast 40 Jahren Beschäftigung mit

der Art liegen dort auch immense Erfahrungen vor. Aber das projekt wird

nicht von einer Naturschutzorganisation, sondern vom zuständigen forst-

amt in Jabel betreut. Verwundert hat mich, dass im heft 1/2009 unter „Die

Wisente kommen“ in keiner Silbe auf diese Erfahrungen in Mecklenburg-

Vorpommern eingegangen wird. kann denn Ihrer Meinung nach wirklich

nichts aus 40 Jahren Beschäftigung mit Wisenten unter fast „natürlichen

Bedingungen“ für das projekt im Rothaargebirge genutzt werden?“

Gernot Pohl, Mansfeld

Leserbrief

Niemand kennt Delfine so gut wie Ric O’Barry. In den 60er Jahren war er der Trainer von „Flipper“ und wurde spä-ter Gegner des Geschäfts mit Delfinen. Was er im japanischen Küstenort Taiji entdeckt, ist unvorstellbar. In einer ab-gelegenen Bucht liegt ein dunkles und tödliches Geheimnis.

THE COVE – DIE BUCHT zeigt, wie sich Ric O’Barry gemeinsam mit Regisseur Louie Psihoyos auf eine Undercover-Mission begibt, um dieses Geheimnis ans Licht zu bringen. Ihr Ziel: die Vor-gänge in der Bucht zu filmen und damit aufzudecken, was der Öffentlichkeit bis-her verschwiegen wurde. Ein Geheim-nis, das nur die Spitze des Eisbergs ist… (mf)

Filmtipp

The Cove – Die Bucht

Ein packener Dokumentarfilm über das grausame Geschäft mit Delfinen

Kinostart: 22. Oktober 2009

Tieren im Schaugehege erweitert. Auf ei-ner Koppel links der Wisente dösen Rot-hirsche im Schatten einer Eiche, rechts galoppieren Przewalski-Fohlen über die Steppe und wirbeln Sand auf. Wäre in der Ferne nicht das leise Rauschen von Autos zu hören, wäre der Eindruck von außereuropäischer Weite perfekt.

Die Sielmann Stiftung hat das Gebiet in drei Zonen eingeteilt. Rings um ein klei-nes Besucherzentrum leben die Tiere im Schaugehege. In der nahegelegenen Ein-gewöhnungszone sollen Wisente und Przewalski-Pferde den Menschen samt Futterstellen dann vergessen und die Freiheit erlernen. Von dort gelangen sie in die sogenannte „Wildniskernzone“, wo sie dann „weitgehend unbeeinflusst vom Menschen leben“, wie Nitschke sagt. Besucher werden schon bald die Wildnis als Safaritouristen in Gruppen besuchen können, so wie Naturfreun-de auch die Wildtierreservate in Afrika nicht allein durchstreifen dürfen. Nitsch-ke spricht von einem „Semi-Reservat“, denn das gesamte Gebiet wird einge-zäunt, um Mensch und Tier zu schützen.

In der Tiefe der Döberitzer Heide lagern die Reste von Granaten und Patronen. Die vollständig zu entfernen, ist laut Nischtke unmöglich. „Eine Kompletträu-mung würde zudem seltene Lebensräu-me zwischenzeitig vollständig zerstö-ren“, sagt der erfahrene Naturschützer. Besucher brauchen sich dennoch nicht zu fürchten. Auf insgesamt 60 Kilometer wird die Stiftung drei Meter breite Wan-derwege plus Sicherheitsstreifen räumen und anlegen lassen. Wer also nicht als Abenteuertourist in die Wildnis fährt, kann die Heide ab 2010 auch umrunden und mit etwas Glück Wisente am Hori-zont entdecken. Oder auch nicht. „Aber das Entscheidende ist“, sagt Nitschke, „dass die Wildtiere da sind.“ o

21

Immer mit der Ruhe: In der Döberitzer Heide können Wisente tun und lassen was sie wollen.

22 welt 3/2009

NAtURSchUtz

n Der Kormoran zählt zu den besonders geschützten Tierarten und steht unter dem Schutz der europäischen Vogel-schutzrichtlinie. Berufsfischer und Ang-ler erwirkten jedoch in jüngster Zeit in Sorge um ihre Fangerträge behördliche Genehmigungen für Vergrämungs- oder Abschussaktionen.

So erließ die brandenburgische Landes-regierung 2004 eine Verordnung, die den Abschuss der Tiere mit Jagdwaffen und eine Vergrämung mit Lasergeräten erlaubt. Rund 2.000 bis 2.500 Kormo-ran-Brutpaare leben an Brandenburgs Teichen und Seen an Spree und Havel und machen den Aalfischern angeblich Konkurrenz. Derzeit prüft die Landes-regierung den Inhalt der so genannten Kormoran-Verordnung erneut.

An fränkischen Karpfenzucht-Teichen ist der Kormoran der Feind Nummer eins der Teichwirte. Die schuppenlosen

Weißfische sind ein

Leckerbissen für den Vogel. Eine Allge-meinverfügung des bayerischen Um-weltministeriums erlaubt den Abschuss von Kormoranen für definierte Gebie-te. Der Landesbund für Vogelschutz in Franken schlägt weniger drastische Eingriffe vor: Er empfiehlt die Verbauung der Teiche mit Zäunen und Tauchbarrie-ren, um die Kormorane langfristig vom Jagen abzuhalten.

Sind Schutzgebiete für den kormoran wertlos?

Das Regierungspräsidium Freiburg ge-nehmigte für das Frühjahr 2008 eine Vergrämungsaktion im Naturschutzge-biet Radolfzeller Aachried am Boden-see. Brütende Kormorane wurden mit Scheinwerferlicht von ihren Nestern aufgeschreckt. Naturschutzbund und Deutsche Umwelthilfe klagten gegen die so genannte Kalt-Ei-Aktion, die Klage wurde jedoch abgewiesen. Immerhin hat das Gericht Revision zugelassen.

Gegen den Abschuss von Kormora-nen im Natura 2000-Schutzgebiet Rheindelta (östlicher Bodensee, Vorarlberg) haben österreichische Naturschutzverbände bei der EU-

Kommission Beschwerde eingelegt.

Der Kormoran als Streitobjekt

Wenn kormorane an einem See brüten, sehen Ökologen darin einen Beleg,

dass der Naturhaushalt dort im Gleichgewicht ist. Berufsfischer und Angler

ziehen den kormoran aber immer öfter als Sündenbock für fangrückgänge heran.

Die Schonzeit des Kormorans droht durch eine neue Verordnung teilweise aufgehoben zu werden.

Horstbäume wurden bereits gefällt – eine massive Störung für die Kormo-rane und für andere Vogelarten. Die Naturschützer fordern eine Verträglich-keitsprüfung, bevor in Schutzgebiete eingegriffen wird.

Die Bodensee-Stiftung unterstützt die Beschwerde mit Argumenten.

kormoranfreunde in ostwestfalen atmen auf

Fischer aus dem Kreis Minden-Lübbecke beantragten beim Landrat, Kormorane regelmäßig im Vogelschutzgebiet Lah-der Marsch abschießen zu dürfen. Der einzigen Kormoran-Kolonie in Ostwest-falen drohte die Vernichtung.

Mitte Juni lehnte jedoch das Verwal-tungsgericht Minden zwei Klagen der Fischer gegen den Kreis Minden-Lüb-becke ab. Die Begründung lautete, „dass die vorgesehenen Maßnahmen den Schutzzwecken von Vogelschutz- und Naturschutzgebieten zuwiderlie-fen, weil sie auch andere Vogelarten störten.“ (cg) o

Ein Kormoran im unteren Edertal – der Küstenbewohner breitet sich an den Binnengewässern aus.

22

23welt 3/2009

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CUA_5083_169x245_1 03.03.2008 13:47 Uhr Seite 1

24 welt 3/2009

§

NAtURSchUtz

n Das Gesetzgebungsverfahren war von Anfang an ein zähes Ringen, zumal sich bereits sehr früh abzeichnete, dass ei-nige Länder sogar beabsichtigten, das Naturschutzrecht zurückzufahren. Der Bundestag hat das Regelwerk in der zweiten Junihälfte verabschiedet.

Gesetzgebung unter zeitdruck

Eine besondere Brisanz schaffte der knappe Zeitrahmen, der dem Bund bis zum Ende der Legislaturperiode zur Verfügung stand. Der Bundesrat hätte das Gesetz in dieser Legislaturperiode verzögern und damit scheitern lassen können. Den Ländern kam also ein er-

hebliches Machtpotenzial zu. Ohne ei-nen bundesgesetzlichen Rahmen hätten sie ab dem 1. Januar 2010 – gemäß der Föderalismusreform – einen noch viel größeren Spielraum für eigene Landes-gesetze erhalten.

Unter Zeitdruck machte die Große Ko-alition eine Reihe von Zugeständnissen gegenüber noch viel weitergehenden Forderungen des Bundesrates. Das neue Bundesnaturschutzgesetz enthält folglich nicht das erforderliche Maß an abweichungsfesten Regelungen, die ei-ner Änderung durch die Länder nicht mehr zugänglich wären. Lediglich die im Grundgesetz so bezeichneten „all-

gemeinen Grundsätze des Naturschut-zes“ sowie das Artenschutzrecht und der Meeresnaturschutz müssen die Länder ohne Veränderungen und Abstriche umsetzen.

Eingriffsregelung abgeschwächt

Ein zentrales Prinzip des deutschen Na-turschutzrechts wird in dem neuen Ge-setz unterhöhlt: Die Eingriffsregelung. Dieses Prinzip stellte bisher vorrangig si-cher, dass derjenige, der schützenswerte Flächen in Anspruch nimmt, diese an anderer Stelle real wieder ausgleichen musste (kurz: Realkompensation). Wur-

Ein neues Bundesnaturschutzgesetz ist beschlossen – gerade noch rechtzeitig

vor Ende der Legislaturperiode. Einen fortschrittlichen Schutz von Natur

und Biodiversität wird es allerdings kaum gewährleisten. Denn präzise

Vollregelungen im Sinne eines einheitlichen vollzugsfähigen Naturschutz-

rechtes fehlen weitgehend. Landeseigene Regelungen sind weiterhin in

großem Umfang möglich.

o von Dr. Cornelia Nicklas und Ulrich Stöcker

Das neue Bundesnaturschutzgesetz:

Der kleinste gemeinsame Nenner

25welt 3/2009

NAtURSchUtz

de beispielsweise Auwald durch Stra-ßenbau zerstört, so musste der Bauherr in zeitlicher und räumlicher Nähe neu-en Auwald schaffen.

Dieser „gleichartige“ Ausgleich hat im neuen Gesetz keinen Vorrang mehr. Stattdessen kann ein Investor nur „gleichwertigen“ Ersatz in einem anderen Natur- und Landschaftsraum leisten. In unserem Bei-spiel könnte zerstörter Auwald etwa durch ei-nen anderen Waldtyp ersetzt werden. Es steht auch zu befürchten, dass mehr Eingriffe zugelas-sen werden und in Folge dessen wich-tige Lebensräume verloren gehen. Des Weiteren ist die Eingriffsregelung um eine Klausel zugunsten der Landwirt-schaft erweitert worden. Wer landwirt-schaftliche Flächen zur Kompensation eines Eingriffes in Anspruch nimmt, muss nun auf „agrarstrukturelle Belan-ge“ Rücksicht nehmen. Die Regelung lässt offen, was genau unter agrarstruk-turellen Belangen zu verstehen ist und birgt insoweit die Gefahr, unkontrolliert ausgedehnt zu werden.

Ferner ist zu befürchten, dass geeignete Ausgleichsflächen dank der Landwirt-schaftsklausel noch rarer werden. In der Praxis könnte dies einen erleichterten Einstieg in die Ersatzzahlung zur Folge haben, wobei der Flächenanteil, der nicht real kompensiert wird, mittels ei-ner Geldzahlung kompensiert wird. Der erleichterte Einstieg in die Ersatzzah-lung würde die naturschutzrechtliche Abwägung schwächen: Bei unvermeid-baren Beeinträchtigungen käme man nie zur Unzulässigkeit eines Eingriffs, geschweige denn zu einer Reduzierung des Verbrauchs ökologisch wertvoller Flächen. Die Klausel trägt folglich zum Flächensparen zugunsten der Landwirt-schaft, nicht aber des Naturschutzes bei.

Nicht zuletzt ist zu bemängeln, dass die Eingriffsregelung nur in ihrem Kernbe-stand vor Änderungen durch die Länder geschützt ist, nicht aber in ihren weite-ren Grundzügen. So ist beispielsweise das, was unter einem Eingriff zu verste-hen ist sowie die mehrstufige Prüfkas-kade – die Prüfung von Vermeidbarkeit

und Kompensation bis hin zur Abwä-gung – nicht abweichungsfest geregelt.

Schlechte kompromisse

Bei den Regelungen zu Nationalparks hat der Gesetzgeber zwei begrüßens-werte Neuregelungen des Regierungs-

entwurfs wieder gestri-chen. Erstens kam es zu keiner rechtsverbindli-chen näheren Bestim-mung der Voraussetzun-gen für deren Auswei-sung. Zweitens bleibt der Anteil der so genannten Prozessschutzfläche, auf der ein möglichst unge-

störter Ablauf der natürlichen Dynamik zu gewährleisten ist, bei 50 Prozent der Fläche des Nationalparks, statt – wie international anerkannten – bei 75 Pro-zent. Der Prozessschutz kann beispiels-weise für ehemalige mi-litärische Übungsplätze eine große Bedeutung haben. Wenn Naturvor-gänge nach der Stillle-gung ungestört ablaufen dürfen, können ökolo-gisch wertvolle Flächen entstehen.

Auch der beschlossene Vorrang des Ver-tragsnaturschutzes ist bedenklich. Bei Maßnahmen des Naturschutzes und der

Landschaftspflege soll zukünftig „vor-rangig“ geprüft werden, ob der Zweck mit angemessenem Aufwand durch ver-tragliche Vereinbarungen erreicht wer-den kann. Der Vertragsnaturschutz hat zwar eine hohe praktische Bedeutung. Er bietet jedoch keine mit staatlichen Maßnahmen vergleichbare Schutzwir-kung. Vertragliche Vereinbarungen blei-ben weitgehend der Gestaltungsfreiheit der Vertragspartner überlassen. Ob und welche Kontrollmechanismen verein-bart werden, ist offen. Außerdem bietet der Vertragsnaturschutz keinen dauer-haften Schutz für ein Gebiet, denn die Verträge sind jederzeit kündbar.

Naturschutzrecht auf Bundesebene stärken

Trotz aller inhaltlichen Vorbehate be-grüßt die Deutsche Umwelthilfe das Zustandekommen des neue Bundes-

naturschutzgesetzes. Ohne die bundesweite Regelung wäre ab dem 1. Januar 2010 sicherlich ein noch größeres Cha-os an landesrechtlichen Regelungen entstanden.

Ziel muss es indes wei-terhin bleiben, ein Na-

turschutzrecht auf Bundesebene durch-zusetzen, das Ansprüchen an Einheit-lichkeit und Vollzugsfähigkeit genügt. o

Besondere Verantwortung für den Rotmilan: Zwei Drittel des Weltbestandes leben in Deutschland. Wird das neue Bundesnaturschutzgesetz seinen Lebensraum wirksam schützen?

Unter Zeitdruck

machte die Große Koalition eine Reihe von

Zugeständnissen.

Trotz großer

Vorbehalte begrüßt die DUH das neue Gesetz.

26 welt 3/2009

NAtURSchUtz

n Berufsimker Michael Lella aus Gailin-gen am Hochrhein (Landkreis Konstanz) meldet in diesem Jahr einen traurigen Rekord. So früh wie noch nie im Jahres-verlauf finden seine Bienen nicht mehr genug Nahrung. Nach der üppigen Blühphase im Frühjahr ist das Blüten-angebot dramatisch eingebrochen. „Seit Mitte Mai haben meine Bienen keinen Honig mehr eingetragen. Seitdem kann unsere Landschaft sie nicht mehr ernäh-ren“, stellt Lella bei einem Treffen im Juli fest und rettet sich in Galgenhumor: „Ich biete jedem ein Glas Honig, der es schafft, beim Spazier gang rund um Gailingen in Feld und Flur einen or-dentlichen Blumenstrauß zu pflücken.“

Am Bodensee ist die Landschaft in den letzten Jahren immer blütenärmer geworden, vor allem seit die landwirt-schaftlichen Stilllegungsflächen wieder bewirtschaftet werden. Ähnliche Ent-wicklungen gibt es auch in anderen in-tensiv genutzten Landschaften Deutsch-lands. „Die Landschaft ist schön grün, aber nicht bunt. Es gibt viel zu wenig blühende Ackerrandstreifen, blühende Zwischenfrüchte und Grünland aus dem – sprichwörtlich – Milch und Honig fließen“, beschreibt Projektleiter Patrick Trötschler von der Bodensee-Stiftung den Zustand der Bodenseelandschaft in den Sommermonaten.

Netzwerk für Blütenreichtum

Deshalb hat die Bodensee-Stiftung das Netzwerk Blühender Bodensee ins Le-ben gerufen. Denn sie will Partner ver-netzen, informieren, weiterbilden und beraten, damit sie an der bienen- und insekten freundlichen Bewirtschaftung

und Pflege von Flächen mitwirken. Da-bei geht es nicht nur um die Landwirt-schaft. Mitmachen können auch Kom-munen, Straßenmeistereien, Unterneh-men auf ihren Betriebsflächen sowie die Imker selbst.

Bis Ende 2010 will die Bodensee-Stif-tung mindestens 50 Hektar bienen-freundlich gestaltete Flächen initiieren. Mit Exkursionen, Workshops, Info-Ver-anstaltungen und dem Aha-Effekt bei der praktischen Anschauung vor Ort will Trötschler Bürger und Flächennut-zer für ein bunteres Landschafts-, Dorf- und Stadtbild begeistern. Gleichzeitig arbeitet er daran, Blütenreichtum und entsprechende Schnittzeitpunkte in die Erzeugungskriterien der Regionalmar-ken und Erzeugergemeinschaften am Bodensee zu integrieren. (pt) o

Mehr Blüten

früher als in den vergangenen Jahren hungern viele

Bienen am Bodensee, denn in der intensiv genutzten

kulturlandschaft blüht im Sommer kaum mehr etwas.

Die Bodensee-Stiftung setzt sich dafür ein, die so

genannte trachtlücke zu schließen.

für die Bodenseelandschaft

Vielen Dank für die Blumen! Bienen und andere Blüten besuchende Insekten freuen sich über fünf Hektar Phacelia-Bienenweide in Gailingen (Landkreis Konstanz), die im Rahmen des Netzwerks Blühender Bodensee eingesät wurden.

DUHmarkt

n Gefördert wird das Netzwerk Blü-

hender Bodensee von der Deutschen

Umwelthilfe, pLENUM Westlicher

Bodensee, dem Landkreis Boden-

seekreis und der heidehof-Stiftung.

Außerdem ist das projekt teil des

Netzwerks Lebendige Seen Deutsch-

land, das vom Global Nature fund

koordiniert und vom Unternehmen

Reckitt-Benckiser im Rahmen seiner

Umwelt-kampagne „Unser zuhause

– Unsere Erde“ (www.unserzuhause-

unsereerde.de) unterstützt wird.

27welt 3/2009

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3/2009

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28 welt 3/2009

Trees for Life –Bäume für das Leben

Unternehmer und Naturschützer in einem:

Wie Bäume den Menschen im südlichen

Afrika neue perspektiven geben

n „Trees for Life – Bäume für das Leben“ ist eines der innovativsten Naturschutz-programme in Südafrika. Arbeitslose Menschen aus ländlichen Gemeinden pflanzen selbstgezogene Bäume auf öffentlichen Plätzen und werden dafür entlohnt. Diese Hilfe-zur-Selbsthilfe schafft neue Einkommensmöglichkei-ten und Ausbildungsperspektiven für alleinerziehende Mütter, Waisen und arbeitslose Jugendliche. Die Natur profi-tiert von der Aufforstung mit heimischen Baumarten. Koordiniert wird das Projekt von der Living Lakes-Partnerorganisati-on Wildlands Conservation Trust.

Die Baumpflanzungen finden in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Na-tal im 2.500 Quadratkilometer großen UNESCO-Welterbegebiet „iSimangali-so Wetland Park“ und dessen Umland statt. Der Park schließt den St. Lucia See ein und ist das älteste Schutzgebiet in Afrika mit einer atemberaubenden Artenvielfalt. Rund 530 Vogelarten, aber auch andere seltene und bedrohte Arten, wie Lederschildkröten, Krokodile oder Flusspferde leben in dieser einzigartigen Region.

Grün für ländliche Regionen

Über 2.200 Personen wurden bis heute vom Wildlands Conservation Trust

als „Baumunternehmer“ ausgebildet. Sie

sind in „Grü-nen Teams“

organisiert

und mit der Begrünung in ländlichen Regionen beauftragt. Zwischen 300 und 1.000 Bäume werden monatlich vor Schulen, Kliniken und anderen öffentlichen Gebäuden gepflanzt und danach gepflegt und bewässert, um das Überleben der Bäume sicher zu stellen. Weitere Pflanzmaßnahmen wurden am Mkhuze-Fluss und im Ongoye-Wald und den von hoher Arbeitslosigkeit ge-prägten Gemeinden Esikhaweni, Khula, Sokhulu und Mbonambi durchgeführt. Im Mai 2009 wurden im Rahmen einer Sportkampagne in der Region Buffels-draai nahe Durban in nur drei Tagen 13.000 Bäume gepflanzt. Außerdem wurde für jeden Läufer des Comrades Marathon, ein 89 Kilometer langer Ul-tramarathon von Durban nach Pieter-

maritsburg, ein neuer Baum gesetzt.

GLoBAL NAtURE fUND

welt 3/2009

Von den Baumunterneh-merinnen und -unternehmern werden einhei-mische Pflanzen kultiviert.

Schon die Kleinsten helfen in ihrer Freizeit beim Schutz der einheimischen Wälder mit. Thanda Gumede (links) hat seine Baumsetz- linge direkt gegen ein Fahrrad eingetauscht.

29welt 3/2009

Neue zukunft als Baumunternehmer

Durch das Projekt können sich die Baumunternehmer eine neue Zukunft schaffen. Dabei ist nicht nur gärtneri-sches Geschick, sondern auch unterneh-merisches Gespür gefragt. Die Bäume werden von den Baumunternehmern in eigenen kleinen Baumschulen angesät und großgezogen und vom Wildlands Conservation Trust für etwa 1 Euro pro Stück abgekauft. Die Bäume können auch direkt gegen Produkte wie Nah-rungsmittel, Fahrräder oder Schuluni-formen eingetauscht werden.

n Anfang Juni wurde innerhalb des Mahakam-Feuchtgebiets in Indonesien das erste Schutzgebiet für Frischwasser-delfine offiziell ausgewiesen. Dies stellt nach langwierigen Anstrengungen und Lobbyarbeit durch den Living Lakes-Partner Yayasan Konservasi RASI einen Meilenstein für den Schutz der bedroh-ten Irrawaddy-Delfine dar. Zukünftig müssen alle geplanten Veränderungen innerhalb der Schutzzone mit den Zie-len der Schutzgebietsvereinbarung über-einstimmen. Aktivitäten, die einen nega-tiven Einfluss auf den Lebensraum der Delfine haben, werden durch die neuen Restriktionen verboten. Unterstützt vom GNF und mit Mitteln der Stiftung Ursula Merz konnte somit ein großer Schritt zur langfristigen Sicherung des Ökosystems getan werden. (bj)

n Was haben die beiden Living Lakes-Partnerregionen Lake District in England und Columbia River Wetlands in Kana-da gemeinsam? In beiden Gebieten gibt es einen See namens „Windermere“. Auf der „Lakes for Living, Lakes for Life”-Konferenz im Mai 2009 im englischen Cumbria unterzeichneten die beiden zuständigen Bürgermeister eine Seen-partnerschaft zwischen dem englischen Windermere See und seinem kanadi-schen Namensvetter.

Durch diese Allianz soll zwischen den beiden Gemeinden eine engere Bezie-hung im Umwelt- und Naturschutz auf-gebaut werden. Wissen und Erfahrungen sollen besser ausgetauscht und Partner-schaften zwischen Seenschützern beider Länder unterstützt werden. Damit soll dazu beigetragen werden, dass das kul-turelle Erbe für zukünftige Generationen erhalten bleibt. (bj)

Delfinschutzgebiet im Mahakam- Feuchtgebiet jetzt offiziell anerkannt

Die Beharrlichkeit der indonesischen Naturschützer zahlte sich aus. Endlich wurde ein Delfinschutzgebiet eingerichtet.

Die „Windermere-Zwillinge“

Die Menschen können so ihren Lebens-unterhalt wieder selbst verdienen und gewinnen neues Selbstvertrauen. Da sie gleichzeitig auch eingeschleppte Pflanzen und Müll entfernen, profitiert die Natur gleich doppelt. Bis zu 500 besonders engagierte Baumschützer dürfen an Naturschutzexkursionen und Fortbildungen teilnehmen. Dabei können sie noch mehr über die Natur ihrer Heimat lernen und das Wissen an Andere weitergeben. Das Projekt hat Modellcharakter und wird in den kom-menden Jahren fortgesetzt.

Im Rahmen der Aktion „Miles to Help“ der Lufthansa AG haben Fluggäste die Möglichkeit, für dieses Living Lakes-Projekt ihre Prämienmeilen zu spenden. Das Projekt wird außerdem durch die Stiftung Ursula Merz gefördert. (ug)

29

GLoBAL NAtURE fUND

welt 3/2009

Durch die Arbeit im „Trees for Life“-Projekt können die Menschen Produkte des täglichen Bedarfs erwerben.

Marion Hammerl vom GNF und die Bürgermeister Gerry Taft und Bill Smith unterzeichnen die Seenpartnerschaft.

Die Kulisse der Konferenz in Großbritannien.

30 welt 3/2009

GLoBAL NAtURE fUND

das Gewässer und die Gesundheit der Fischer. Die Lösung ist der Einsatz von Energiesparlampen. Diese verbrauchen wenig Strom, sind billiger und umwelt-freundlich. 150 Fischer nutzen bereits die neuen Lampen. Weitere 1.000 Binnenfischer sollen nun LED-Lampen erhalten und in Trainingskursen deren Anwendung lernen. (mu)

Sie können das Projekt des Global Na-ture Fund mit einer Spende unterstützen: GLS-Gemeinschaftsbank, Konto: 8040 41 6000, BLZ 430 609 67, Stichwort: Sri Lanka

Mangrovenschutz

Weltweit sind Mangrovenwälder durch

Abholzung bedroht. Dabei binden sie

klimaschädliches kohlendioxid und können

sogar Menschenleben retten.

n Mangroven sind wichtige Klima-schützer und brauchen selbst dringend Schutz. In den letzten 100 Jahren wur-den bereits 50 Prozent der Mangroven-wälder weltweit zerstört. Sie wurden als Mülldeponien missbraucht und in Palmöl- und Bananenplantagen um-gewandelt. Mangrovengürtel wirken wie Wellenbrecher und schützen die Bewohner der Küstenstreifen vor Flut-katastrophen. Ihr Blätterdach und ihre Luftwurzeln bilden ideale Lebensräu-me für zahlreiche Arten. Der feuchte Lebensraum ist Kinderstube für Fische und andere Meerestiere.

Erfolgreiches projekt wird fortgesetzt

Der GNF setzt sich mit seinen Partnern, der Nagenahiru Stiftung und EMACE in Sri Lanka, für den Schutz und die Renaturierung von Mangroven ein. In den letzten drei Jahren konnten mehr als 50 Hektar Fläche mit über 100.000 Mangrovenpflanzen aufgeforstet wer-den. Jetzt geht das erfolgreiche Projekt in die nächste Phase. Landkauf und Aufforstung, die Errichtung von Mang-rovenbaumschulen und Umweltbildung

für die Bevölkerung sind unsere Ziele. Die Projektgebiete befinden sich an den Seen Maduganga, Madampe und Bol-goda, drei weitere Seen kommen dazu.

Schlüsselflächen für den Naturschutz

Im Feuchtgebiet Halwatura können wir jetzt 100 Hektar ökologisch wertvolles Sumpfgebiet für den Naturschutz er-werben. Die Flächen sind günstig zu haben, da sie in einer schwer zugängli-chen Sumpfzone liegen. Durch den Kauf wollen wir das Gebiet vor einer Um-wandlung in Bananenplantagen und vor illegalen Müllablagerungen schützen.

Energiesparlampen schützen feuchtgebiete

Der Fischfang ist eine wichtige Einkom-mensquelle für die Menschen an den Küstenseen. Sie benutzen Petroleum- oder Kerosinlampen, um Garnelen und Fische anzulocken, welche nachts vom Meer einwandern. Der Brennstoff für die Lampen ist aber nicht nur teurer, sondern läuft auch oft aus und gefährdet

30 welt 3/2009

ist Klimaschutz

Diese umwelt- und klimaschädlichen Kerosinlampen werden durch Energie-sparlampen ersetzt.

31welt 3/2009

GLoBAL NAtURE fUND

Living Lakes-förderer:

Das Netzwerk Living Lakes wächst kontinuierlich. Inzwischen sind 58 Seen weltweit

eingebunden. Ein neuer Seenpartner ist die Lagunenlandschaft Lagunita komplex in

paraguay. Als weiteres assoziiertes Mitglied wurde das okavango Delta in Botswana

ins Netzwerk aufgenommen.

Okavango Delta: Biodiversität im größten Binnendelta der Erde schützen

Das Okavango Delta in Botswana bietet ein Mosaik an Lebensräumen für zahlreiche Tier- und Pflanzenar-ten, wie den Elefanten.

n Das im Nordwesten Botswanas ge-legene Okavango Delta ist mit 20.000 Quadratkilometern das weltgrößte Bin-nendelta. Es ist Teil des Moremi-Wild-reservats sowie der Kalahari Wüste. Das Delta gliedert sich in vier Lebensraum-typen, den permanent wasserführenden Unterlauf des Okavango Flusses, dauer-haft bestehende Sumpfflächen, zeitwei-lig trockenliegende Flächen sowie die typischen Inselbereiche. Das Innere des Deltas erinnert an einen Flickenteppich, bestehend aus Kanälen, kleinen Seen, Sumpfgebieten und Inseln. Wenn im Umland Trockenzeit herrscht, erreicht

der Wasserstand im Delta seinen Hö-hepunkt und bietet Lebensraum für zahlreiche Fisch- und Amphibienarten sowie Reptilien und bis zu 500 Vogel-arten. Nilpferde, Afrikanische Elefanten, Gnus oder Spitzmaulnashörner wandern während der Trockenzeit verstärkt vom Umland ins Delta.

Die Partnerorganisationen Wilderness Foundation South Africa und Kalahari Conservation Society Botswana setzen sich seit Jahren für den Erhalt des Deltas zum Schutz der reichhaltigen Biodiver-sität ein. (ue)

n Der 30 Hektar große Lagunita Kom-plex besteht aus 29 Lagunen und liegt im Mbaracayu Forest Natural Reserve im Osten von Paraguay. Dieses ökologische Juwel ist Lebensraum für zahlreiche Zugvögel und von großer Bedeutung für die Artenvielfalt. In den nur einen Meter tiefen Lagunen leben gefährdete Arten wie Tapire (Tapirus terrestris), Sumpf-pfäffchen (Sporophila palustris) oder Breitschnauzenkaimane (Caiman lati-rostris). Das Feuchtgebiet wurde im Jahr 2000 zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt. Leider ist der gesamte Komplex durch Bodenerosion, Chemikalien aus

der Landwirtschaft sowie durch Wilderei und Jagd gefährdet.

Die GNF-Partnerorganisation Funda-ción Moisés Bertoni ist für die Verwal-tung des Reservats zuständig. Mit den umliegenden Gemeinden werden Um-weltbildungskampagnen durchgeführt, um durch Aufklärung der Menschen die Lagunen vor weiterer Zerstörung zu schützen.

In diesem Jahr startet in den Siedlun-gen entlang des Flusses Salado ein neues Projekt zur Abwasserreinigung mit Pflanzenkläranlagen. Die Mittel

dafür kommen unter anderem aus dem Hand in Hand-Fonds, der von Rapun-zel Naturkost finanziert und von der Deutschen Umwelthilfe verwaltet wird.

Neue Seenpartner bei

Auch der Kleine Gelbschenkel ist im Lagunita-Komplex beheimatet.

Lagunita: Ein Lagunen-Komplex im Osten von Paraguay

32 welt 3/2009

„UNBEkANNtE“ tIERARtEN

32

Für den

geht es aufwärts

Kranich

Die Schutzanstrengungen zeigen Wirkung: Der kranich

findet bessere Brut- und Lebensbedingungen in Deutschland.

trotzdem können sich die kranichschützer

nicht zurücklehnen.

n von Melanie Fessler

n Der Stolz ist dem BUND-Mitarbeiter Friedhelm Niemeyer anzumerken, wenn er aus der Diepholzer Moorniederung berichtet: „77.000 Kraniche haben wir im letzten Herbst gezählt – das ist Re-kord.“ Ab Ende September werden die großen grauen Vögel auf ihrer Reise zu den Überwinterungsplätzen mit lauten Trompetenrufen hier einfallen. Das süd-lich von Bremen gelegene Diepholzer Moor ist ein wichtiger Rastplatz, seit die Hochmoorflächen wiedervernässt wur-den. 2008 haben Niemeyer und seine Kollegen sogar 20 Brutpaare gezählt.

flugreise unter Beobachtung

Jedes Jahr ziehen im Frühjahr und Herbst zehntausende Kraniche über Deutschland hinweg. Die Vögel aus Schweden, Norwegen und Mitteleuro-pa wählen den westeuropäischen Zug-weg nach Frankreich und Spanien. Die Kraniche aus Finnland, dem Baltikum und Russland fliegen hingegen auf der

osteuropäischen Route über Ungarn nach Nordafrika. Forscher beobachten allerdings, dass durch mildere Winter, vermehrten Maisanbau und geschütz-tere Rastplätze die Kraniche immer nördlicher überwintern. Um solche Phä-nomene und die Bestandsentwicklung der Kraniche beobachten zu können, werden die Vögel seit Mitte der 80er Jahre in ganz Europa beringt.

Stärkung für die lange Reise

Im Frühjahr zieht es die Kraniche schnell zurück in die Brutgebiete; der Herbstzug ist durch lange Pausen unterbrochen. Neben dem Diepholzer Moor zählen

die Rügen-Bock-Region an der Ostsee und das Rhinluch nördlich von Berlin zu Deutschlands größten Rastplätzen für Kraniche. Im Rhinluch sind Jana Albrecht und ihre Kollegen vom Land-schaftsförderverein Oberes Rhinluch e.V. als Kranichmanager unterwegs. Gemeinsam mit der Naturschutzstation Rhinluch, dem Landesumweltamt Bran-denburg und den örtlichen Landwirten haben sie es geschafft, den Wasserspie-gel in den Niedermooren zu halten. Hier finden die Kraniche geschützte Schlafplätze, große Maisflächen und viel Ruhe.

Die Mühe hat sich gelohnt. Im letzten Herbst haben die Naturschützer und

Im Rhinluch finden die Kraniche auf ihren Rastplätzen Ruhe und genug Futter. Der geeignete Schlafplatz im angrenzenden Feuchtgebiet ist auch nicht weit.

Auch Kraniche streiten manchmal.

33welt 3/2009

„UNBEkANNtE“ tIERARtEN

Steckbrief:

Grauer kranich (Grus grus )

Aussehen

Der kranich ist mit 1,30 Metern Größe der größte heimische Schreitvogel

in Europa. Beide Geschlechter haben aschgraues Gefieder, bei ausgewach-

senen Vögeln mit weißer kopfzeichnung. Deutlich sichtbar ist die rote

kopfplatte. Verlängerte Armfedern deuten einen buschigen Schwanz an.

flügelspannweite der Vögel ist 2,20 bis 2,45 Meter, sie haben im flug hals

und Beine weit ausgestreckt.

Lautäußerung

trompetenartiges „cranuh“ der Altvögel, welches kilometerweit zu hören

ist. Möglich ist dieser Ruf durch eine besondere konstruktion der Luftröhre.

Jungvögel fiepen meist nur.

Verbreitung

Mit Ausnahme von Südamerika und der Antarktis sind kraniche mit 15

Arten weltweit verbreitet. In Nord- und Mitteleuropa ist der Graukranich

beheimatet. Sein sich nach Westen ausdehnendes Brutgebiet reicht über

Skandinavien, osteuropa und Russland bis nach Asien.

Nahrung

Energiereiche Nahrung wie Maiskörner und andere feldfrüchte. Auch In-

sekten und kleintiere. In den überwinterungsgebieten in der Extremadura

(Spanien) frisst der kranich auch früchte der kork- und Steineichen.

zugverhalten

kraniche schließen sich im Spätherbst in Gruppen zusammen. Sie fliegen in

keil- oder Linienform in die überwinterungsgebiete in frankreich, Spanien

und Nordafrika und erbringen abhängig von der Witterung tagesleis-

tungen zwischen 100 und 1.000 kilometer. Ab februar kehren sie in die

Brutgebiete zurück.

Gefährdung und Schutz

Durch die zerstörung von feuchtgebieten gehen Schlaf-, Rast- und Brut-

plätzen verloren. Deshalb ist der Erhalt und die Renaturierung von feucht-

gebieten als Schlüsselflächen für durchreisende kraniche wichtig. Besu-

cherlenkung ermöglicht eine störungsfreie Brut und Jungenaufzucht für

die heimischen kraniche.

5670 z.

ihre freiwilligen Helfer 80.000 Kraniche gezählt. Sogar einzelne Brutpaare wur-den von Jana Albrecht schon gesichtet.

tanzen als Balzritual

Vor Brutbeginn sind die Kraniche früh am Morgen auf den Rastplätzen bei ihren „Tänzen“ zu beobachten. Dabei springen sie, schlagen mit den Flügeln und rennen im Zickzack. Nach der Balz folgt dann die Paarung. Kraniche sind sich oft bis zum Tod treu.

Während der Brut sind Kraniche be-sonders scheu. Das umgebende Was-ser schützt ihre Nester vor Füchsen und Wildschweinen. Ab Mitte März legt das Weibchen zwei Eier. Nach 30 Tagen schlüpfen die Küken und folgen als Nestflüchter ihren Eltern schon nach einem Tag auf Nahrungssuche. Eiweiß-reiche Insekten, Würmer und Schne-cken sind Leckerbissen für die Kleinen. Nach zehn Wochen können die Jungen fliegen.

kranichschutz ist komplex

Der Erhalt von Rast- und Schlafplätzen für die ziehenden Kraniche ist eine wichtige Aufgabe der Kranichschützer. Sie sind Konfliktmanager, wenn sich Tausende Kraniche auf Flächen mit fri-scher Aussaat versammeln. Die Land-wirte möchten die Vögel meist vertrei-ben, bei der Flucht verlieren die Vögel aber viel Energie. Deshalb werden oft „Ablenkfütterungen“ angelegt. Kranich-schützer sind auch Tourismusmanager. Besucherführungen und -information werden immer wichtiger, denn Kraniche reagieren empfindlich auf jede Störung.

Der Kranichbestand in Deutschland hat sich erfreulich entwickelt. Damit das so bleibt, brauchen wir ein Kranichma-nagement, das Landwirtschaft, Touris-mus und Naturschutz einbezieht. Dann

werden wir weiterhin das eindrucks- volle Naturschauspiel er-

leben können, das uns die ziehen-

den Kraniche bieten. o

Balzende Kraniche stimmen ihre Partner mit einem Tanz auf die Paarung ein.

34 welt 3/2009

ENERGIE UND kLIMA

n Wie sicher sind die sichersten Atom-kraftwerke der Welt wirklich? Diese Fra-ge stellte das von der Deutschen Um-welthilfe herausgegebene Umweltma-gazin zeo2, nachdem das Blatt in seiner aktuellen Titelgeschichte über ein bisher in der Öffentlichkeit unbekanntes, gra-vierendes Sicherheitsproblem in deut-schen Atomkraftwerken berichtet hatte (www.zeozwei.de: Ausgabe 03/2009: „Zeitbombe im Reaktorkeller – Dämm-material verstopft Atommeiler“).

Dämmmaterial legt Notkühlung lahm

Seit vor 17 Jahren das in Sichtweite der dänischen Hauptstadt gelegene schwe-dische Atomkraftwerk Barsebäck knapp an einem Supergau vorbeischrammte, zerbrechen sich Reaktortechniker und Sicherheitsexperten in aller Welt die Köpfe über die Frage, ob ein Leck im Kühlkreislauf zur Katastrophe eskalieren

Verstopfung im Atomkraftwerk – Biblis B bleibt vorerst kalt

Nach einem Bericht des Umweltmagazins zeo2 über ein seit 17 Jahren

erkanntes, aber bis heute ungelöstes Sicherheitsdefizit in deutschen

Atomkraftwerken, ging der Altreaktor Biblis B nach seiner Revision vorerst

nicht wieder ans Netz

kann, weil vom kochenden Leckstrahl zerstörtes Dämmmaterial anschließend die Notkühlpumpen des Atomkraft-werks lahm legt und eine ausreichen-de Kühlung des heißen Reaktorkerns verhindert. Nachdem man einige Jahre angenommen hatte, dem Problem mit Veränderungen im Reaktordesign wirk-sam begegnen zu können, hat sich diese Vorstellung inzwischen als voreilig und zu optimistisch herausgestellt. Aufwän-dige Tests des Atomkraftwerk-Herstellers Siemens-Areva an einem Simulations-prüfstand in Erlangen legten im Gegen-teil die Vermutung nahe, dass die Ge-genmaßnahmen zur Folge haben, dass feinste Faserreste nun in großer Zahl aus der zerstörten Dämmung bis in den Reaktorkern gelangen. Dort bilden sie zusammen mit anderen Verunreinigun-gen des Kühlwassers filzartige Ablage-rungen, die die effiziente Kühlung des heißen Kerns bedrohen. Die muss aber zu jeder Zeit gesichert sein.

Etappensieg, aber keine Lösung

Der zeo2-Bericht ließ einen intern schwelenden Streit zwischen dem Bun-desumweltministerium und den unions-geführten Landesregierungen eskalieren, die die Aufsicht über die deutschen Mei-ler im Auftrag des Bundes führen. Als die hessische Energieministerin Silke Lau-tenschläger (CDU) das Atomkraftwerk Biblis B Mitte Juli nach einer Revision wieder starten lassen wollte, obwohl auch nach ihrer Ansicht der Nachweis über die Beherrschung eines solchen Leckstörfalls nicht geführt worden war, drohte Bundesumweltminister Gabriel mit Zwangsstilllegung. Daraufhin ver-zichtete der Essener Energiekonzern RWE als Biblis-Betreiber von sich aus vorläufig auf das Wiederanfahren des Altreaktors.

„Biblis B bleibt vorerst kalt“, sagte Gerd Rosenkranz, der Leiter Politik und Presse der Deutschen Umwelthilfe. „Das ist ein

35welt 3/2009

ENERGIE UND kLIMA

Etappensieg für uns, aber kein Grund zur Beruhigung“. Denn zum einen habe RWE bereits seinen festen Willen erklärt, Block B in Biblis nach dem Einbau ei-ner neuen Messvorrichtung wieder ans Netz bringen zu wollen. Zum andern sei zweifelhaft, dass der vom Bund ge-forderte „geschlossene Nachweis“ zur Beherrschung des fraglichen Störfalls in den andern deutschen Atomkraftwerken nun „nach 17 Jahren plötzlich geführt werden kann, nur weil das Problem jetzt öffentlich ist“. Unterlagen, die den Si-cherheitsnachweis beinhalten sollen, haben inzwischen alle fünf Bundeslän-der geliefert, in denen Atomkraftwerke betrieben werden. Das Bundesumwelt-ministerium lässt derzeit ihre Stichhal-tigkeit prüfen.

Sicherheit ist nicht verhandelbar

Allerdings betreffen alle bisherigen Un-tersuchungen nur die elf in Deutschland derzeit betriebenen Druckwasserreak-toren. Die sechs Siedewasserreaktoren wurden bisher überhaupt nicht über-prüft. Warum ist nicht ersichtlich. Klar ist nur: Der Meiler in Barsebäck, der 1992 zum Auslöser der bis heute anhaltenden Debatte wurde, war ein Siedewasserre-aktor. Er wurde inzwischen stillgelegt. Rosenkranz: „Wir verlangen einen hieb- und stichfesten Sicherheitsnachweis für jeden Reaktor. Überall, wo der nicht ge-lingt, bleibt nur die sofortige Stilllegung. Die Sicherheit der Bevölkerung ist nicht verhandelbar“. o

Im Rahmen des schwedischen Atomaus-stiegs wurde das Kernkraftwerk Barsebäck im Jahr 2005 endgültig abgeschaltet.

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DUHwelt 2/2009

„Eine vielfältige und hochaktuelle umweltpolitische Zeitschrift.“ Hubert Weinzierl, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR)

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36 welt 3/2009

ENERGIE UND kLIMA

n Erstmals in der Geschichte der Elek-trizitätsversorgung sitzen Politiker und Stromversorger, Naturschützer und Energieexperten, Wissenschaftler und Bürgerinitiativen am selben Tisch. Im Mai 2009 gründeten sie das Forum Netzintegration Erneuerbare Energien und steckten sich ein gemeinsames Ziel, nämlich den Umbau der Stromnetze vo-ranzutreiben. Die DUH moderiert und begleitet dieses Projekt.

Die Netzinfrastruktur muss angepasst werden

Im Jahr 2020 könnte der Anteil Erneuer-barer Energien an der Stromversorgung bereits bei 47 Prozent liegen, schätzen Fachleute der jungen Branche. Um dieses ambitionierte Ziel erreichbar zu machen, muss die Netzinfrastruktur – bislang auf zentrale Kohle- und Atom-kraftwerke ausgerichtet – technisch an-gepasst werden. Damit sich die Wind-räder im Norden nicht umsonst drehen, müssen Leitungen über weite Strecken den Windstrom in die Verbrauchszent-ren im Südwesten transportieren.

Neue Leitungen sind dabei nicht kon-fliktfrei, Bürger plädieren eher für Erd-kabel und Netzbetreiber für die günsti-geren Freileitungen.

zuversicht bei der Suche nach dem konsens

Unter dem Motto „Wir bringen Neue Energie ins Netz“ tagt das Forum seit Mai in regelmäßigen Abständen, um eine gemeinsame Handlungsempfeh-lung für die politisch Verantwortlichen zu erarbeiten. Ein Kreis aus 15 Forums-mitgliedern bereitet das Papier inhaltlich vor. „Alle Interessen dabei zu berück-sichtigen, ist bei diesem Teilnehmer-

spektrum gar nicht so einfach“, sagt Dr. Peter Ahmels, Leiter des DUH-Projektes Netzintegration Erneuerbare Energien. „Bei dem Thema besteht großer Dis-kussionsbedarf. Aber wir sind zuver-sichtlich, am Ende positive Ergebnisse präsentieren zu können.“

Begleitend zu der Arbeit im Forum ver-anstaltet das Projektteam um Ahmels zahlreiche Fachveranstaltungen und Workshops. Im Herbst steht das Thema Stromspeicher für Wind- und Sonnen-strom auf dem Programm. Außerdem lädt die Deutsche Umwelthilfe Natur- und Umweltschutzverbände zu einem Workshop ein, um die Einbindung des Naturschutzes beim Netzumbau zu dis-kutieren. (ef) o

Wir bringen neue Energie ins Netz

Das neue forum Netzintegration Erneuerbare Energien will Deutschland

für die Energiewende fitmachen.

Am 26. und 27. Januar 2010 wird

ein kongress zum Netzumbau in

Berlin stattfinden. Dort sollen in

Vorträgen und Workshops weitere

Aspekte bei der Integration von

Erneuerbaren Energien diskutiert

und Vorschläge zur optimierung

erarbeitet werden.

zu den fachveranstaltungen und

Workshops des forums Netzinte-

gration Erneuerbare Energien ist

jeder herzlich willkommen.

Die Veranstaltungsdaten finden

Sie auf unserer Internetseite www.

erneuerbare-ins-netz.de. Auf der

Seite erhalten Sie zudem einen

umfassenden überblick über tech-

nische, ökologische und rechtliche

Aspekte des Leitungsausbaus.

Das Projekt wird gefördert von:

Prof. Jochen Kreusel von ABB referierte am 14. Mai über die innovative Gleichstromübertragung.

Der Steuerkreis des Forums traf sich zur inhaltlichen Vorbereitung.

37welt 3/2009

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38 welt 3/2009

ENERGIE UND kLIMA

n Zwei IT-Umstellungsprojekte über-zeugten die Deutsche Umwelthilfe durch ihren Pilotcharakter und ihre konsequente Dokumentation. Sie wur-den als die ersten eco IT-Projekte des Monats ausgezeichnet.

Die alten, sperrigen Rechner und Röh-renmonitore der Grundschule Mengen-damm in Hannover sind zeitgemäßer Technik gewichen. Sie wurden durch Flachbildschirme und kleine Kompakt-computer mit hoher Leistungsfähigkeit für moderne Grundschullernprogramme ersetzt. Weil Kompaktcomputer ener-giesparende Notebook-Technik nutzen, verbrauchen sie zwei Drittel weniger Strom. Die neuen platzsparenden Ge-räte machten zudem eine Erweiterung möglich: Statt bisher 14 gibt es nun 26 Arbeitsplätze für die Grundschüler.

Äußerst materialsparend wirkt die IT-Ausstattung der Stadtverwaltung von Bad Soden am Taunus. Auf den Schreib-tischen findet man statt dem Rechner ein kleines silbernes Kästchen, nicht größer als ein Taschenbuch. Es verbin-det Monitor, Tastatur und Maus mit dem

n „Green IT ist im Fachhandel ange-kommen“, sind sich die Organisatoren des zweiten Green IT-Kongresses mit ihren Besuchern einig. Rund 100 Fach-händler, Systemhäuser und Hersteller waren der Einladung von ChannelPart-ner und Deutscher Umwelthilfe nach München gefolgt. Die Bedeutung von Klimaschutz und Energieeffizienz ist in der Branche mittlerweile unumstritten. Auf dem diesjährigen Kongress stand die Frage „Wie sage ich es meinem Kun-den?“ im Vordergrund.

Der Händler vor Ort ist häufig der wich-tigste Ansprechpartner bei Neuanschaf-fungen, vor allem für Firmen. Das nötige Rüstzeug für eine kompetente Beratung vermittelten den Facheinzelhändlern

Referenten von Herstellern, Verbänden und Instituten. Sie stellten Fakten zum Energiesparen und zur Materialeffizi-enz in Theorie und Praxis dar. Während des Kongresses wurden außerdem die „grünsten Hersteller“ ausgezeichnet. Diese wurden von 1.200 Fachhändlern im Rahmen einer Umfrage von Channel-Partner ausgewählt. Unter den Preisträ-gern waren auch die DUH-Partner Intel, Cisco Systems und Kyocera. (sh) o

eco IT in Schule und Stadt

Grüne Informationstechnik zum Anfassen und Ausprobieren

Grüne Informationstechnik für Jedermann: Das projekt eco It trägt das thema

Energiesparen im It-Bereich in die Öffentlichkeit. Jetzt wurden in Mengendamm und Bad

Soden die ersten beiden eco It-projekte des Monats ausgezeichnet.

ecoITProjekt

Netzwerk: Dieser so genannte „Thin Cli-ent“ bringt auf den Bildschirm, was auf einem zentralen Server geschieht. Die Bad Sodener haben 2008 von 16 auf zwei hocheffiziente Server und von 100

Computer mit energiesparender Notebook-Technik unterstützen Grundschüler jetzt im Unterricht.

Bad Soden erhielt von der DUH einen Preis für die Einrichtung hocheffizienter Servertechnologie.

Arbeitsplatz-PCs auf Thin Clients umge-stellt. Damit sparen sie jährlich 31.000 Kilowattstunden Strom ein, ungefähr so viel wie zehn Privathaushalte benö-tigen. (sh) o

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ENERGIE UND kLIMA

n Zum Abschluss des Wettbewerbs „Klimaschutzkommune 2009“, welcher sich an kleine Städte und Gemeinden in Deutschland mit bis zu 20.000 Einwoh-nern richtete, lädt die Deutsche Umwelt-hilfe im Herbst dieses Jahres bundesweit zu einer Workshopreihe ein. Ein wichti-ges Workshopthema ist die Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Zeiten an-gespannter kommunaler Haushalte. Die Referenten werden desweiteren anhand konkreter Projekte spezifische Frage-stellungen aus den Handlungsfeldern Siedlungsentwicklung, Verkehrspolitik,

Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeits-arbeit sowie Energieeinsparung aufgrei-fen. Informationen zum Wettbewerb „Klimaschutzkommune 2009“ finden Sie im Internet auf der Seite www.duh.de/klimakommune.html.

Im Januar 2010 gibt die DUH den Startschuss für den Wettbewerb „Bun-deshauptstadt im Klimaschutz 2010“. Teilnehmen können, wie bereits im Jahr 2006, Städte und Gemeinden aller Grö-ßenklassen.

Beide Projekte werden von der Deut-schen Bundesstiftung Umwelt (DBU), von der Klimaschutzinitiative CO2NTRA und von First Solar gefördert. (cm) o

n Die Eisenacher Baudezer-nentin Gisela Rexrodt und ihr Referent Ralf Päsler werben mit Hilfe von SolarLokal für die Nutzung von Sonnen-energie in ihrer Stadt. Seit Mai ist die Stadt Mitglied der Kampagne. So kommen die SolarLokal-Beratungsangebo-te, Informationsmaterialien und Erfahrungen nun auch der Wartburgstadt zu Gute. Päsler hat eigens ein kosten-loses Info-Telefon eingerichtet, um Fra-gen von Bürgern und Handwerkern zu beantworten. Welches Dach ist für eine Solaranlage geeignet, welche Förder-mittel gibt es und welche Handwerks-betriebe können die Anlagen einbauen?

In Thüringen ist Eisenach die vierte Stadt, die sich SolarLokal anschloss.

Bundesweit sind es über 360 Städ-te und Gemein-den. Rexrodt und ihre Kollegen se-hen Nachholbedarf im Freistaat. Sie sind aber zu-versichtlich, dass ihre 43.000 Einwohner zählende Stadt weitere Anlagen installieren wird, denn das Interesse der Bürger an der neuen Solar-energie-Beratung ist groß.

Dächer einer städtischen Halle, eines Schulgebäudes und eines Gewerbezen-trums liefern bereits Photovoltaik-Strom.

Für das geschichtsträchtige Eisenach ist es eine besondere Herausforderung, die moderne Technik in das Stadtbild mit seinen zahlreichen denkmalgeschützten Gebäuden zu integrieren. (jk)

Klimaschutz fängt vor Ort an

Sonnige Zeiten für Eisenach

Das Team von Baudezernentin Gisela Rexrodt (Stadt Eisenach) präsentierte sich beim ersten Thüringer Unternehmenslauf am 10.6.2009 in Erfurt als SolarLokal-Team mit den dazu gehörigen T-Shirts.

Klimaschutzkommune 2009

Klimaschutzinitiative der SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG

Die Projekte werden gefördert von:

SolarLokal

Sonnenenergie intelligent nutzen – Installation einer Solarstromanlage.

Viele Gemeinden wie Wildpoldsried (2. Platz im Wettbewerb bis 5.000 Einwohner) engagieren sich für den Klimaschutz.

termine der Workshopreihe zum kommunalen klimaschutz:

15.10.2009 in hemmingen

27.10.2009 in Wettenberg

23.11.2009 in pullach i. Isartal

40 welt 3/2009

Weitere DUH-Broschüren aus der kommunalen Praxis

ENERGIE UND kLIMA

n Umweltschutz hat auch eine sozia-le Dimension. Städte und Gemeinden haben etliche Möglichkeiten, um die Umwelt- und die Lebensqualität ihrer Bürger zu verbessern. Solches Handeln ist nötig, denn – wie mittlerweile belegt ist – sozial Benachteiligte leiden beson-ders stark unter Umweltbelastungen. Viele gute Beispiele, was Kommunen heute schon tun, um Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit zu vereinen, werden in der soeben neu erschiene-nen Broschüre „Umweltgerechtigkeit – Handlungsmöglichkeiten für mehr soziale Gerechtigkeit durch kommuna-len Umweltschutz“ vorgestellt.

Neue Broschüre zur Umweltgerechtigkeit

Aus ihren kampagnen und Wettbewerben hat die DUh zahlreiche

praxisbeispiele für Städte und Gemeinden zusammengetragen.

Die neueste Broschüre zum thema Umweltgerechtigkeit ist soeben erschienen.

Grün in der Stadt

Ökologisches Grünflächenmanage-ment fördert und erhält Artenvielfalt und Lebensqualität in der Stadt. Alle 70 Projekte des Wettbewerbs „Grün in der Stadt“ sind in der Broschüre vorgestellt.

zeitzeiche(N)_Ideen 2008

Diese Dokumentation enthält Informationen zu Konzepten und Ideen der kommunalen Nachhaltigkeitsentwicklung.

Bundeshauptstadt im Naturschutz

In dieser Veröffentlichung sind ge-lungene Projekte aus den Bereichen „Kommunale Grünflächen”, „Arten- und Biotopschutz”, „Gewässer, Land- und Forstwirtschaft” sowie „Öffent-lichkeitsarbeit- und Umweltbildung” dargestellt.

Bundeshauptstadt im klimaschutz

Diese Broschüre dokumentiert vor-bildliche Beispiele aus den Themen-feldern „Energieerzeugung“, „Energie-sparen“, „Siedlungsgestaltung“ sowie „Verkehr und Öffentlichkeitsarbeit“.

Indikatoren-Set „zukunftsfähige kommune“

Das Heft ist ein Handlungsleitfaden mit 40 Indikatoren für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Die Erfahrungen der fünfjährigen Entwicklung- und Erprobungsphase solcher Indikatoren werden dargestellt.

Alle Broschüren

können Sie kostenlos

anfordern unter

[email protected]

oder tel. 07732 9995-55.

Die Broschüre fasst die Vorträge des ersten DUH-Kongresses zu Umweltge-rechtigkeit in Kommunen zusammen, der im Frühjahr 2009 stattfand. (cm, ej)

Die Verbesserung von Wärmedämmung und Heizungsanlagen können sich gerade ärmere Haushalte meistens nicht leisten.

Das Projekt wird gefördert durch:

41welt 3/2009

VERkEhR

n Die periodische Abgasuntersuchung (AU) soll sicherstellen, dass sich die Schadstoffemissionen über die Lebens-dauer eines Fahrzeugs nicht wesentlich verschlechtern. Bei Fahrzeugen mit Die-selmotor sind die Rußpartikel-Emissi-onen der einzige untersuchte Wert. Als Feinstaub belasten die Partikel die menschliche Gesundheit und das Klima.

Seit der verbindlichen Einführung der AU für Dieselfahrzeuge im Jahr 1993

hat sich an den Prüfwerten und an der Messmethode wenig geändert. Gleich-zeitig haben sich die Partikelemissionen in ihrer Masse und Größe aufgrund der Weiterentwicklung der Motorentechno-logie deutlich verändert.

Das bei der Diesel-AU eingesetzte Messprinzip erfasst die Trübung der Abgase. Moderne Dieselfahrzeuge mit Euro III oder IV, ab Herbst mit Euro V Motoren, emittieren jedoch sehr viel kleinere Partikel, die mit diesem Prin-zip nicht mehr erfasst werden können. Fehler werden nicht angezeigt. Nach Einschätzung von Experten der großen Prüforganisationen und Fachverbände verliert die Diesel-AU in ihrer jetzigen Form völlig an Wirksamkeit.

partikelfiltersysteme nicht prüfbar

Die Überprüfung von Dieselfahrzeugen mit Partikelfilter verdeutlicht die Schwä-chen der AU: Bei der Abgasprüfung an Fahrzeugen mit Dieselpartikelfilter werden größtenteils die gleichen Prüf-werte wie bei Fahrzeugen ohne Diesel-partikelfilter angemeldet, das heißt die erforderliche Verbesserung des Abgas-verhaltens wird gar nicht berücksichtigt. Außerdem kann das vorgeschriebene Messgerät (Opazimeter) die Partikelmas-

Diesel-Abgasuntersuchungen müssen reformiert werden

Die Abgasuntersuchung ist für die Umwelt ohne großen Nutzen. Denn die jetzigen

Messgeräte erkennen bei modernen fahrzeugen nicht, was sie prüfen sollten.

senkonzentrationen gar nicht erfassen. Der Messbereich dieser Geräte endet dort, wo die Messung bei modernen Fahrzeugen beginnen müsste.

Der Stand der Messtechnik hat die prüfrichtlinie überholt

Geräte, die in der Lage sind, die Par-tikelmassenkonzentration zu messen, sind längst verfügbar. Sie leisten dies zum Beispiel mit Hilfe eines Streulicht-verfahrens. Der Einsatz solcher Geräte würde zu einer präziseren Kontrolle von Diesel-Abgaswerten beitragen. Die prä-zisen Prüfwerte sind wiederum unab-dingbar für eine tatsächliche Reduktion des Feinstaubausstoßes.

In einer Koalition von Verbänden, Prüforganisationen sowie Herstellern moderner Messgeräte fordert die DUH verbindliche Prüfwerte für moderne Dieselfahrzeuge auf Grundlage der auf dem Typenschild der Dieselfahrzeu-ge vermerkten Plakettenwerte. Dieser Schritt ist rasch und unbürokratisch umsetzbar. Im nächsten Schritt sollte sichergestellt werden, dass das Mess-verfahren verbindlich eingeführt wird und die dafür notwendigen Messgeräte mit einer Übergangszeit von drei Jahren auf den Markt gebracht werden können. (dsp) o

Serienfilter mit einem geschlossenen System, ein sogenannter 100 Prozent Filter. Herkömmliche Messgeräte können defekte Filter nicht erkennen.

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42 welt 3/2009

UMWELt ERLEBEN

n Kindern möglichst früh einen Zugang zu Natur und auch zu gesunder Ernäh-rung zu ermöglichen, ist eines der Ziele der DUH in Hannover. Da das Optik-unternehmen Fielmann AG dieses Ziel unterstützt, hat es einen Kreativwettbe-werb ausgeschrieben und 15 Kräuter-schnecken verschenkt. Angelegt wurden sie von der DUH Hannover gemeinsam mit den Kindern in zehn Kindergärten und fünf Schulen.

Die Kinder lernen beim Buddeln, Stei-ne schleppen, Schaufeln und Pflanzen nebenbei viel Wissenswertes über die Kräuter und ihre Standortansprüche. „In jeder Einrichtung sollte eine Kräuter-schnecke stehen. Der Umgang mit Kräu-tern bietet eine Fülle an Möglichkeiten in der umweltpädagogischen Arbeit.“, sagt Dagmar Israel, Geschäftsführerin des Regionalverbandes Nord der DUH. Dass die Kinder ihre eigene Kräuter-schnecke selbst bauen, ist ein wichtiger Aspekt in Bezug auf Identifikation, Pfle-ge und Nutzung.

kräuter überzeugen klein und Groß

„Ich freue mich so für die Kräuter, die bekommen ja ein schönes Beet“, oder „Das macht viel mehr Spaß als Schule“, konnte man bei dem emsigen Treiben

häufig hören. Die Kinder waren als

kleine Bauarbeiter mit Feuereifer dabei und freuten sich riesig, als sie nach geta-ner Arbeit selbst die Kräuter einpflanzen durften. Ganz gespannt verfolgten auch viele Eltern das Geschehen und waren betört von den duftenden Kräuterbeeten.

Schnell reifte die Entscheidung, auch im eigenen Hausgarten

eine Kräuterschnecke anzulegen. Zahlreiche Tipps dazu holten sie sich vom DUH-Team vor Ort und fotogra-fierten die einzelnen Arbeitsschritte für den

Nachbau. Im Kräuter-workshop lauschten die

Kinder dann den Erzählun-gen des DUH-Teams mit Handpuppe Ernie, dem Kaninchen. Spielerisch

wecken Interesse an der Natur

Kräuterschnecken

Ein Wettbewerb für kindergärten und Grundschulen

bescherte den Gewinnern eine wahre

Bereicherung für ihr Außengelände und ihre

umweltpädagogische Arbeit:

eine kräuterschnecke mit 25 kräutern oder mehr.

lernten die Kinder verschiedene Kü-chen- und Heilkräuter genauer kennen, ernteten, wuschen, schleuderten sie und bereiteten gemeinsam ein leckeres Kräu-termenü zu. Kinder, Erzieherinnen, Lehr-kräfte und Eltern zeigten sich begeistert und motiviert, zukünftig viel häufiger und mehr Kräuter bei der Essenszube-reitung in den Einrichtungen und auch zu Haus einzusetzen.

Kräuterschnecken bieten nicht nur einen attraktiven Blickfang, sie geben auch wichtige Impulse zum Erfahren der Natur und für eine gesunde Ernährung. Die Kinder in den beteiligten Schulen und Kindergärten freuen sich, dass sie Kräuter selbst säen, pflanzen, ernten und daraus leckere Mahlzeiten herstellen können. Wir danken der Fielmann AG, dass sie dieses Projekt möglich gemacht hat. o

Die kleinen Pflanzenkundler setzten die Kräuter an geeigneter Stelle in der Kräuterspirale ein. Und bei mancher Kräuterhexe steht vielleicht bald ein

solches Bauwerk im heimischen Garten.

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43welt 3/2009

hAND IN hAND

n Die Bewohner der Region Monte Alto haben in den vergangenen Jahrzehnten unmittelbar erfahren, wie wichtig eine intakte Natur ist. Deshalb engagieren sie sich auch für Umweltbildung. Ihre Heimatregion liegt auf der Halbinsel Nicoya im Nordwesten Costa Ricas auf etwa 800 Meter Meereshöhe. Der Rio Nosara ist die wichtigste Trink- und Nutzwasserquelle für die 8.000 Men-schen in dem kleinen Ort Hojancha und den umliegenden Gemeinden.

Ursprünglich bedeckte wechselfeuch-ter tropischer Wald die Berge. In den 1980er Jahren wurde das Quellgebiet des Rio Nosara fast komplett abgeholzt, um Land für Viehweiden zu gewinnen. Gleichzeitig verschlangen Bauprojekte und neue Siedlungen an der nahen Pa-zifikküste das Wasser aus den Bergen. Deshalb führte der Rio Nosara damals am Ende der Trockenzeit kein Wasser mehr.

Wiederbewaldung hilft dem Wasserhaushalt

Rechtzeitig konnten Einheimische und die deutsche Naturschutzorganisation Tropica Verde e.V. der Region helfen. Aus einer Bürgerinitiative entstand die Stiftung „Fundación Pro Reserva Fores-tal Monte Alto (FMA)“. Sie setzte sich für ein 924 Hektar großes Waldschutzge-biet ein, das nun seit 15 Jahren besteht. Zusammen mit Tropica Verde erwar-ben die costa-ricanischen Naturschüt-zer rund 350 Hektar ehemaliger Vieh-weiden im Quellgebiet des Rio Nosara und forsteten sie mit standortgerechten Baumarten auf. Mittlerweile entwickelte sich ein Sekundärwald, der sogar ein Rückzugsgebiet für Gürteltiere, Wildkat-zen und seltene tropische Vögel ist. Der Rio Nosara führt nun wieder ganzjährig Wasser.

Umweltzentrum informiert über Waldschutzpfad

Die „Hojanchenos“ wissen, dass sie die heranwachsende Generation für den Naturschutz gewinnen müssen. Deshalb haben sie ein Umweltzentrum mit Aus-stellungen über die Biodiversität, Ge-

schichte und Kultur des Wald-schutzgebietes errichtet. Auch Besucher steuern das Zentrum an und bieten damit dem Waldreservat eine Einnahmequelle. Die Unterstützung des Hand in Hand-Fonds ermöglichte den Bau des Umweltzentrums.

Das Zentrum liegt hoch über dem Auf-forstungsgebiet. Der deutsche Botschaf-ter Dr. Wolf Daerr schildert seine Ein-drücke von der Einweihung im Sommer 2008: „Nach einer vierstündigen Fahrt auf einem steilen Schotterweg, kamen wir schließlich in dieser „Reserva Fo-restal“ an. Mitten durch einen echten Urwald gelangten wir zum neuen Be-gegnungszentrum und durch die weite Fensteröffnung bot sich ein großartiger Ausblick!“ (eb) o

wecken Interesse an der Natur

Umweltbildung für Naturschützer der ZukunftDas Waldreservat Monte Alto im hochland von costa Rica

kann sichtbare Erfolge vorweisen

Den Hand in Hand-Fonds in Zahlen dokumentiert dieses neue Faltblatt. Es ist zu beziehen unter [email protected].

Eine Förderung durch den Hand in Hand-Fonds machte es möglich, dieses Umweltzentrum zu errichten.

Brüllaffe und Papstfink (unten) profitieren vom neu entstandenen Sekundärwald.

44 welt 3/2009

kREISLAUfWIRtSchAft

n Einwegflaschen sind nur schwer vom umweltfreundlichen Mehrweg-Pendant zu unterscheiden: Die Flaschen sind aus den gleichen Materialien, besit-zen ähnliche Formen und kosten beide Pfand. Knapp die Hälfte der deutschen Verbraucher weiß sechs Jahre nach Einführung des Einwegpfandes immer noch nicht, dass es neben dem altherge-brachten Mehrwegflaschenpfand auch ein Einwegpfand gibt. Letzteres gilt für Einwegflaschen und Getränkedosen – daher die landläufige Bezeichnung „Dosenpfand“.

Einheitliche Bildmarke fehlt, pfandbetrag nicht immer erkennbar

Das Bundesumweltministerium sieht mittlerweile Handlungsbedarf und leg-te Ende Mai 2009 einen Verordnungs-vorschlag zur Kennzeichnung von bepfandeten Getränkeverpackungen vor. Doch nicht alle Einwegflaschen sind bepfandet, so etwa Einwegfla-schen mit Saft. Gemäß dem Vorschlag würden also zwei praktisch identische Einwegflaschen – die eine mit Mineral-wasser, die andere mit einem Frucht-saftgetränk abgefüllt – unterschiedlich gekennzeichnet werden. Das Ziel der Kennzeichnungsregelung – nämlich eine hohe Transparenz für Verbraucher – würde damit verfehlt werden. Vielmehr ist eine klare und einheitliche Kenn-zeichnung für alle Arten von Geträn-keverpackungen notwendig. Zusätzlich zu der schriftlichen Angabe „Einweg“ bzw. „Mehrweg“ gehört für bepfandete Getränkeverpackungen die Abbildung einheitlicher Bildmarken sowie die An-gabe der Pfandhöhe dazu.

Um die umweltfreundlichen Mehr-wegsysteme nachhaltig zu fördern, sind zusätzlich zu einer verbesserten Kennzeichnung weitere Lenkungsmaß-nahmen notwendig. Die DUH fordert deshalb eine Lenkungsabgabe, also eine vom Staat verordnete Klimaschutzabga-be, von mindestens 20 Cent auf Einweg-verpackungen. (tf) o

Bald Klarheit im

Kennzeichnungsdschungel?Ein regelrechtes kennzeichnungswirrwarr macht es den

Verbrauchern schwer, bewusst zu umweltfreundlichen

Mehrwegflaschen zu greifen.

Wie unterscheidet man Mehrweg- von Einwegflaschen?

Seit Anfang 2003 gibt es in Deutschland neben dem altbekannten pfand

für Mehrwegflaschen auch das Einwegpfand. Damit existieren zwei voll-

kommen getrennte Systeme.

Das Mehrwegpfand beträgt in der Regel 8 cent für eine Bier-

flasche und 15 cent für Wasser- und Saftflaschen. Einige, aber

nicht alle Mehrwegflaschen, tragen das „Mehrweg-zeichen“

oder den Blauen Engel. Mehrwegflaschen können überall dort-

hin zurückgebracht werden, wo gleiche flaschen – also Mehrwegflaschen

von der gleichen form und Größe – verkauft werden.

Das Einwegpfand wird auf Dosen und Einwegflaschen mit

Wasser, Bier, Erfrischungsgetränken und alkoholhaltigen

Mischgetränken erhoben und beträgt immer 25 cent. Be-

pfandete Einweggetränkeverpackungen sind mit dem soge-

nannten DpG-Logo gekennzeichnet. Das Logo gilt als Beweis,

dass für die Verpackung ein pfand erhoben wurde und gewährleistet die

Rückzahlung des pfandbetrages. Die Dosen und Einwegflaschen können

dort zurückgegeben werden, wo Einweggetränkeverpackungen aus dem

gleichen Material (Metall, kunststoff und plastik) verkauft werden.

45welt 3/2009

kREISLAUfWIRtSchAft

n Die DUH hat in 42 Groß- und Lan-deshauptstädten die Dichte der Sammel-stellen, das Engagement der Kommunen für die Bewusstseinsbildung der Bürger und den Stand der verbraucherorientier-ten Sammelstrukturen für quecksilber-haltige Energiesparlampen untersucht. Im Vergleich zur letzten Umfrage vom Dezember 2008 gibt es schon die ers-

Rückgabemöglichkeiten für EnergiesparlampenErneuter kommunenvergleich

n Getränkekartons für Milch, Fruchtsäfte und andere Getränke sind auf Basis fast zehn Jahre alter Ökobilanzen in der Ver-packungsverordnung als ökologisch vor-teilhafte Einwegverpackungen definiert. Deshalb sind die aus mehreren Schich-ten Papier, Kunststoff und (vor allem bei Fruchtsäften) Aluminium bestehenden Verbundverpackungen generell von der Pfandpflicht befreit.

Die Einstufung als ökologisch vorteilhaft setzt unter anderem auch ein qualitativ und quantitativ hochwertiges Recycling voraus. Doch aktuelle Untersuchungen der DUH werfen einige Fragen hinsicht-lich der derzeitigen Verwertung von den in Deutschland gesammelten Geträn-kekartons auf. Ende 2008 und Anfang 2009 haben zwei von drei Verwertungs-anlagen, in denen die deutschen Ge-tränkekartons zuvor verwertet wurden, ihre Kapazitäten stillgelegt. Seit Anfang

2009 wird in keiner Recyclinganlage mehr das Aluminium aus den deutschen Getränkekartons zurückgewonnen.

Sinkende Recyclingqualität

Große Chargen leerer Getränkekartons aus Deutschland werden per Lkw bis nach Spanien verschoben, um dort verwertet zu werden. Trotz wiederhol-ter Nachfragen verschwieg die Duales

Sind Getränkekartons noch ökologisch vorteilhaft?

System Deutschland GmbH der DUH bislang den Namen der spanischen An-lage. Nach Recherchen der DUH wer-den Getränkekartons in Deutschland auch zu sogenannten Ersatzbrennstoffen verarbeitet und anschließend verbrannt. Die von den Branchenbeteiligten gegen-über der DUH bestätigten Engpässe bei der Verwertung von Getränkekartons in Deutschland führen zu sinkender Recyclingqualität und steigenden Um-weltbelastungen.

Die DUH hat deshalb das Bundesum-weltministerium aufgefordert, aktiv zu werden: Die ökologische Vorteilhaftig-keit der Getränkekartons muss erneut geprüft werden. Außerdem soll das Ministerium eine Mindestverwertungs-quote für Getränkekartons von mindes-tens 60 Prozent einführen, die die Re-cyclingunternehmen dann nachweisen müssen. (tf) o

ten Verbesserungen: Rund ein Viertel der befragten Städte hat das Angebot zur kostenlosen Abgabe von alten Ener-giesparlampen und Leuchtstoffröhren erweitert. Dennoch werden bisher nur etwa 40 Millionen Altlampen pro Jahr getrennt gesammelt und verwertet. Die Gesamtzahl an ausrangierten Lampen beträgt das Dreifache. (fm) o

Quecksilberhaltige Energiesparlampen und Leuchtstoff-röhren müssen getrennt gesam-melt werden.

Deutsche Getränkekartons werden seit Monaten nach Spanien zur Verwertung transportiert.

46 welt 3/2009

DUh INtERN

n Manch einer setzte seine Karriere im Hause gleich fort: Udo Gattenlöhner ist mittlerweile Geschäftsführer beim DUH-Partner Global Nature Fund und Steffen Holzmann leitet seit einiger Zeit das DUH-Projekt eco IT.

Bei einem Treffen ehemaliger Zivil-dienstleistender gaben Bundesgeschäfts-führer Jürgen Resch, Regionalbetreuer Klaus Heinermann und Erika Blank, die Zivildienstbeauftragte der DUH, einen Rückblick auf drei Jahrzehnte Zivildienst bei der DUH.

Das fröhliche Wiedersehen klang mit einer Fahrt auf der Solarfähre HELIO auf dem Untersee und einem Besuch im Biergarten am Seeufer Radolfzell aus. (eb) o

Drei Jahrzehnte Zivildienst bei der DUHSeit 30 Jahren ist die DUh nun schon zivildienststelle im

Umweltschutz, jedes Jahr leisteten engagierte junge Männer ihren Dienst

in der Radolfzeller Bundesgeschäftsstelle. Bis heute sind es 60 zivis,

die bei der DUh kräftig mit anpackten.

Blumen für die Zivildienstbeauftragte

Erika Blank, überreicht von Bundes-

geschäftsführer Jürgen Resch. Klaus

Heinermann (unten) betreut von

Anfang an die Zivildienststelle DUH.

Udo und Steffen stellten auf humorvolle Weise ihre Karriere vor.

Von der Sonne verwöhnt bei der Fahrt mit der Solarfähre.

47welt 3/2009

DUh INtERN

Das Projektbüro der DUH in Köthen

n Bildnachweis: Titelseite: Eisbären, Bildermehr/Dr. H. Bäsemann; S. 3: A. Busch (o), Jens/Pixelio

(m), B. Nikoleit (u); S. 4: Bundesregierung/B. Kühler (o), Sielmann-Stiftung/Nitschke (m.l.), Bildermehr/J.

Schiersmann (m.r.), O. Hahn/hahnfilm (u.); S. 5: GNF-Archiv (o.l.), D. Hase (o.r.), BMU/R. Oberhäuser

(m), DUH-Archiv (u); S. 6: N. Fahlke/DUH (o), BMU/R. Oberhäuser (u); S. 8: Bundesregierung/B. Kühler

(o), B. Gemen/Pixelio (HG); S. 9: O. Hahn/hahnfilm (o, u.l.), D. Schütz/Pixelio (u.r.); S. 10: K. Michel/

Pixelio (o), GFGH (u), B. Gemen/Pixelio (HG); S. 11: V. Wiedemann/Pixelio (o), K.F. Domnik/Pixelio (u);

S. 12: O. Hahn/hahnfilm (o), J. Beisiegel (m), Bildermehr/R. Discherl (u); S. 13: Bildermehr/S. Ernst (o.l.),

M. Schramm (o.r.), Wiesenschreck (u); S. 14: I. Wittig/DUH; S. 15: A. Bernauer/DUH; S. 16: Bildermehr/

J. Schiersmann (o), Bildermehr/Dr. H. Bäsemann (m); S. 17: priivat (o), NASA (m); S. 18: Naturparkver-

waltung Stechlin-Ruppiner Land (o), T. Kirschey (u); S. 19: Stiftung Naturlandschaft Brandenburg SNLB

(o), Naturparkverwaltung Stechlin-Ruppiner Land (m), O. Hahn/hahnfilm (u); S. 20: Sielmann-Stiftung/

Nitschke; S. 21: Sielmann-Stiftung/Nitschke (u.l.); S. 22: B. Meise/NABU (o), Bildermehr/K. Hausjell (u);

S. 24: Stiftung Naturlandschaft Brandenburg SNLB; S. 25: Bildermehr/J. Meier; S. 26: Klicker/Pixelio

(o), P. Trötschler (m), G. Winter/Pixelio (u); S. 28-31: U. Gattenlöhner, GNF-Archiv; S. 32: D. Hase (o.l.,

m,u), O. Hahn/hahnfilm (o.r.); S. 33: O. Hahn/hahnfilm (o), D. Hase (u); S. 34: D. Schmidt; S. 35: Jorchr/

Wikimedia Commons; S. 36: DUH-Archiv; S. 38: E. Leonhardt (o), Stadt Bad Soden (u.l.), Channel-

Partner (u.r.); S. 39: First Solar (o), Gemeinde Wildpoldsried (m), privat (u); S. 40: dena; S. 41: BMU/

R. Oberhäuser; S. 42: D. Israel/DUH (o), G. Fiedler/DUH (u); S. 43: D. Mendez-Cruz/Stiftung Pro Reserva

Natural Monte Alto; S. 45: DUH (o), Lightcycle (u.l.), Stadt Heidelberg (u.r.); S. 46: DUH-Archiv; S. 47:

A. Wenk (o), DUH-Archiv (u)

n Vom Boden bis zur Decke türmen sich in den Regalen des kleinen Raumes Aktenordner, Berichte, Monographien, Broschüren und Materialien über die Elbe. Dazwischen sitzt an ihrem Com-puter Ines Wittig (48), die Leiterin des Elbe-Projektbüros.

Seit 1996 kümmert sich die gelernte Diplom-Agraringenieurin vorwiegend um eines: eine Lebendige Elbe. Hier organisierte sie die „Elbe-Badetage“ 2002 und 2005, zu denen jeweils Zehn-tausende entlang des Stromes kamen und in die sauberer gewordenen Fluten sprangen. In Köthen entsteht seit vielen Jahren das „Elbe-Telex“, einer der wich-tigsten Newsletter für alle Flussschützer. Von hier aus organisiert Wittig das Um-weltbildungsprojekt „Schulen für eine Lebendige Elbe“ mit Camps, Flussta-gen und Fortbildungen. Aktuell gingen aus diesem Büro die „Flusskisten zum emotionalen Flusserleben“ auf Wander-schaft zu Schulen und Einrichtungen in ganz Deutschland. Auch der deutsch-tschechische Schüleraustausch „Youth-4-Elbe“ nahm hier seinen Anfang. Die Flussexpertin kümmert sich ebenso um Naturschutzvorhaben entlang der Elbe, etwa um die Unterstützung beim Flä-chenschutz im Wulfener Bruch gleich in der Nähe oder bei der Deichrückver-legung in Lenzen. Sie hält den Kontakt zu den vielen aktiven Umweltgruppen, Verbänden und Initiativen, die sich seit Jahren für eine Lebendige Elbe einsetzen und unterstützt sie durch Informationen und Beratung.

Ein geschichtsträchtiger ort

Wenn Ines Wittig von ihrem Schreib-tisch aufsieht, erblickt sie jedoch nicht die Elbe, sondern das Köthener Schloss, die ehemalige Fürstenresidenz derer zu Anhalt. Die Kreisstadt Köthen, in Sach-sen-Anhalt gelegen, zählt fast 30.000 Einwohner und blickt voll Stolz auf ihre Geschichte. Johann Sebastian Bach komponierte hier viele weltliche Werke, darunter die Brandenburgischen Kon-

zerte, die in den Räumen des Schlosses ihre Uraufführung erlebten. Auch der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, oder der Dichter Eichen-dorff lebten hier.

Köthen, 14 Kilometer von der Elbe ent-fernt, war auch der Geburtsort von Pro-fessor Gerhard Thielcke. Er war einer der Gründer, langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der DUH. Gerhard Thielcke war es, der das Elbebüro in seine Heimatstadt brachte. (aw) o

Lebendig an der Elbe

Immer im Dienst für die Elbe: Seit 13 Jahren leitet Ines Wittig das Projektbüro Lebendige Elbe in Köthen.

Workshop, Umweltbildung, Schülercamp – die Arbeit im Elbebüro ist vielseitig.

48 welt 3/2009

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