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Ein Semester an der Kookmin University in Seoul
1. Einleitung
Die koreanische Kookmin University in Seoul ist seit dem vergangenen Jahr eine neue
Partneruniversität der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Im Wintersemester 2013/2014 habe
ich dort studiert und eine unvergessliche Zeit verbracht.
Bei Südkorea denken die meisten Menschen in Deutschland wohl hauptsächlich an den Konflikt mit
Nordkorea und an Smartphones von Samsung. Beschäftigt man sich jedoch näher mit der kleinen
Halbinsel im Gelben Meer, entdeckt man eine vielfältige und spannende Kultur mit der Balance
zwischen Tradition und Moderne. Besonders die Machtdemonstrationen und Drohgebärden aus dem
Norden, welche in regelmäßigem Abstand die Zeitungen der Welt füllen, werden im Süden Koreas
nur noch als Randnotiz wahrgenommen. Große Sorgen über dieses Thema sollte und braucht man
sich vor einem Semester in Seoul nicht machen.
2. Vorbereitung:
Wie vor jedem anderem Auslandssemester auch, hat man viele offene Fragen und es gibt einige
Dinge zu organisieren. Doch letztendlich gibt es weniger Hürden als vielleicht befürchtet. Von der
HHU als Austauschstudent vorgeschlagen, meldet sich das koreanische International Office nach
einiger Zeit mit Informationen und Formalien für die Anmeldung. Die dortigen Mitarbeiter sind sehr
hilfsbereit und versuchen die zahlreichen Mails schnellstmöglich zu beantworten.
Neben der offiziellen Anmeldung für die Universität, wird einem auch die Anmeldung für ein Buddy-
Programm ans Herz gelegt. Hierbei bekommt jeder internationale Student einen koreanischen
Studenten als „Buddy“ zugeteilt. Dieses kann ich jedem nur empfehlen. Die koreanischen Studenten
investieren freiwillig sehr viel Zeit und helfen einem besonders am Anfang des Semesters in Korea
anzukommen und Fuß zu fassen.
Anders als bei Aufenthalten im europäischen Ausland, wird für Korea ein Studentenvisum benötigt.
Hierfür benötigt man die Bestätigung der koreanischen Universität, welche mit den restlichen
Dokumenten zusammen ankommt. Das Visum kann per Post im Konsulat in Bonn beantragt werden
und ist für Studenten kostenfrei. Weitere Informationen über einzureichende Dokumente sind auf
der Homepage der koreanischen Botschaft zu finden. Mein Reisepass kam zeitnah mit dem Visum
wieder zurück, dennoch schadet ein kleiner Zeitpuffer nicht.
Darüber hinaus fordert die Kookmin University zu Beginn des Semesters einen Nachweis über eine
gültige Auslandskrankenversicherung. Daher ist es sinnvoll eine englische Versicherungsbestätigung
ins Reisegepäck aufzunehmen.
Um die Finanzierung des Auslandssemesters zu erleichtern, empfehlen ich jedem sich über die
Förderangebote der HHU, insbesondere für außereuropäische Studienaufenthalte, zu informieren.
Mir persönlich hat das HPMG der HHU in Verbindung mit dem DAAD sehr geholfen und mir mein
Auslandssemester somit ermöglicht.
Um eine Unterkunft in Seoul muss man sich von Deutschland aus nicht kümmern, wenn man sich bei
der Anmeldung für das Studentenwohnheim entscheidet, welches. sehr kostengünstig ist und direkt
auf dem Campus der Kookmin University liegt. Allerdings gibt es große Unterschiede zu deutschen
Wohnheimen: Zum einen ist es üblich in Vierbettzimmern zu wohnen und viel mehr als ein Bett,
einen Schrank und einen eigenen Schreibtisch gibt es nicht. Desweiteren herrschen beispielsweise
was die Nachtruhe oder wöchentliche Zimmerkontrollen angeht recht strenge Regeln. Trotzallem
kann ich es empfehlen sich für das Wohnheim zu entscheiden, da man schneller mit koreanischen
und internationalen Studenten in Kontakt kommt. Ich habe mit zwei Studenten aus Deutschland und
einem vierten Studenten aus der Mongolei in einem Zimmer gewohnt, wobei die Kommunikation mit
Letzterem schwierig war, da er nur seine Muttersprache beherrschte. Sich Koreanisch-Kenntnisse
im Vorhinein anzueignen ist nicht notwendig. Die allermeisten internationalen Studenten konnten zu
Beginn des Semesters nicht ein Wort. Da ich mich bis kurz vor der Abreise (Mitte August) auf
Klausuren in Düsseldorf konzentrieren musste, beschränkten sich meine koreanischen
Sprachkenntnisse vor Ankunft leider ebenfalls auf „Hallo und auf Wiedersehen“. Um dies zu Ändern
belegte ich vor Ort einen Anfänger-Sprachkurs. Wirklich frei sprechen konnte ich bis zum Schluss
leider nicht. Dennoch habe ich persönlich es als sehr hilfreich empfunden, dass koreanische Alphabet
entziffern und ein paar alltägliche Wörter und Sätze beherrschen zu können.
Einzig die Anmeldung für die Kurse von Deutschland aus war recht problematisch, was im
Wesentlichen daran lag, dass das Portal (Vergleichbar mit dem Düsseldorfer Studierenden Portal) nur
auf Koreanisch verfügbar ist. Vom koreanischen International Office erhält man Anmeldedaten und
eine Anleitung, aber auf mögliche Fehlermeldungen ist man natürlich nicht vorbereitet. Letztendlich
ist die Anmeldung für internationale Studenten aber auch vor Ort noch möglich. Für
Bachelorstudenten gibt es ein reichhaltiges englisches Fächerangebot war, für Masterstudenten
leider nicht. Doch auch ohne große Wahlmöglichkeiten, habe ich als Masterstudent in den von mir
belegten Management Kursen und dem Sprachkurs durchaus Dinge mitnehmen können.
3. Anreise und Eintauchen in die koreanische Alltag
Die Universität organisierte freundlicherweise für mehrere Studenten, die ungefähr zur gleichen Zeit
am internationalen Flughafen in Incheon eintrafen einen Bus, der uns abholte. Bevor die Vorlesungen
anfingen, nutzen wir die freien Tage um die Stadt zu erkunden und eine grobe Orientierung zu
erhalten. In der zweitgrößten Metropolregion der Welt gibt es unzählig viele Dinge zu erleben und
entdecken und ich kann jedem nur empfehlen der koreanischen Kultur offen entgegen zu treten und
viel auszuprobieren. Egal ob es nur ein Einkauf in einem Supermarkt oder der Besuch einer Bar am
Abend ist, überall lauern spannende Facetten einer Kultur die sich in vielen Punkten der unseren
unterscheidet. Ein wesentlicher Unterschied, welcher es aber ungemein einfach macht in Korea
anzukommen, ist die Offenherzigkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber Ausländern. Die meisten
Koreaner freuen sich ausländischen Gästen helfen zu können und betrachten es als eine Ehre einem
ihre Kultur näher zu bringen. Ein wichtiger Bestandteil der koreanischen Kultur ist die vielfältige
Küche des Landes. Ganz Seoul ist von unzähligen kleinen Restaurants übersät, die sich in der Regel
auf eine Gruppe von Gerichten spezialisiert haben. In einem Restaurant gibt es z.B. im Wesentlichen
Suppen und Eintöpfe, in einem anderen wird wiederum „Korean Barbecue“ angeboten. Hat man sich
einmal an die verschiedenen Geschmacksrichtungen und Eigenarten gewöhnt, will man die vielfältige
koreanische Esskultur nicht mehr missen. Allerdings bleibt anzumerken, dass diejenigen, die mit
scharfem Essen überhaupt nicht zurechtkommen, sich eher schwierig mit ihr anfreunden werden.
4. Die Universität
Die Universitäten in Korea sind verschulter als in Deutschland: Anwesenheitspflicht in den Kursen ist
eher die Regel als die Ausnahme und zum Teil fließt auch mündliche Mitarbeit in die Abschlussnote
ein. In allen Kursen gibt es Midterm-Klausuren und zum Teil auch Hausaufgaben. Doch das System
bringt auch Vorteile mit sich, da beispielsweise die Kurse sehr klein und der Kontakt zum Professor
damit sehr eng ist. Ein Professor hat meinen Kurs z.B. zu seinem Sommerhaus aufs Land eingeladen
und in einem anderen Kurs haben wir einen Ausflug zum Korean Institute of Technology gemacht.
5. Freizeitgestaltung
Auch wenn die Stadt Seoul viel mehr bietet, als in einem Semester zu erleben ist, kann ich jedem nur
ans Herz legen auch den Rest des Landes zu erkunden. Besonders die Insel Jeju und die
Hafenmetropole Busan sind eine Reise wert. Auch Flüge nach Japan sind sehr preiswert, sodass wir
über ein verlängertes Wochenende Tokio einen Besuch abstatteten.
Wer einmal eine Pause von dem Leben in einer Metropole benötigt, dem empfehle ich den direkt an
die Uni angrenzenden Bukhansan Nationalpark. Die dichten Wälder und Berge sind ein idealer
Kontrast zum lauten und hektischen Stadtleben. Zudem laden zahlreiche kleine buddhistische
Tempel und Klöster, welche über die Berge verteilt sind, zum Verweilen ein. Insbesondere im Herbst,
wenn sich die Laubwälder in Gold färben, sollte man sich ein paar Stunden Zeit nehmen, um hier die
Seele baumeln zu lassen. Der koreanische Herbst, der bis in den November andauert, folgt auf einen
heißen Sommer und ist immer noch angenehm warm. Erst der Dezember bringt schlagartig Kälte und
durchaus auch Schnee mit sich.
Da die Vorlesungen an der Kookmin University schon Mitte Dezember enden, bietet es sich im
Anschluss an, auch die umliegenden Länder Südostasiens zu besuchen. Besonders die Region um
Vietnam, Thailand, Laos und Kambodscha kann ich sehr empfehlen, da es zu der Zeit dort trocken
und angenehm warm ist. Wer vor hat diese oder andere Länder in der Region zu bereisen, sollte sich
am besten noch hier in Deutschland über Schutzimpfungen informieren, z.B. im Tropeninstitut an der
Uniklinik.
6. Fazit
Alles in allem war die Zeit in Korea eine unglaubliche Bereicherung für mich und unvergesslich - egal
ob die langen Nächte in Hongdae und Gangnam, ein Besuch in einem der zahlreichen Paläste und
Tempel oder auch nur der Alltag rund um die Uni.