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Römische Republik (509/450-30/27 v. Chr.) Was geschah zu dieser Zeit Was war neu, allgemeineres humor Römische Republik (509/450-30/27 v. Chr.) Was geschah zu dieser Zeit Was war neu, allgemeineres Humor 4 5

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Leseprobe aus dem Buch "Ephesos"

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Römische Republik (509/450-30/27 v. Chr.)Was geschah zu dieser Zeit

Was war neu, allgemeinereshumor

Römische Republik (509/450-30/27 v. Chr.)Was geschah zu dieser ZeitWas war neu, allgemeineresHumor

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INHALT

EinführungSeite 7

Geographische LageSeite 9

Geschichtlicher ÜberblickSeite 10 Baudenkmäler und FundeDas Artemision Seite 17 | Stadtentwurf und Befestigungen Seite 25 | Vom Magnesischen Tor bis zur Staatsagora Seite 31 | Das politi-sche Zentrum – der Staatsmarkt Seite 35 |Die Straße nach Magnesia im Bereich der Staatsagora und die „Domitiansgasse“ Seite 47 | Die Domitiansterrasse – ein Neubau für den Kaiserkult Seite 52 | Der Domitians-platz Seite 55 | Die Denkmäler am Embolos – das Gedächtnis der Stadt Seite 61 | Die Hanghäuser – Beispiele des Wohnluxus in Ephesos Seite 75 | Das Bibliotheksviertel Seite 81 | Die Tetragonos-Agora und die „Neronische Halle“ Seite 89 | Das „Serapeion“ Seite 92 | Entlang der Marmorstraße Seite 93 | Der Th eaterplatz und das Th eater Seite 94 | Arkadiane und Hafenviertel Seite 101 | Das Olympieion und die Marienkirche Seite 107 | Entlang der Plateia in Koressos Seite 111 Nachwort Seite 115Glossar Seite 116Literaturverzeichnis Seite 118Abbildungsnachweis Seite 119Impressum Seite 120

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Schwarzes Meer

Mi t te lmeer

TÜRKEI

BULGARIEN

IRAN

IRAKSYRIEN

ZYPERN

IzmirEfes

Bodrum Antalya

Konya

Bursa EskisehirAnkara

Kayseri

Gaziantep

Diyarbakir

Urfa

SamsunTrabzon

Edirne

Van

Erzurum

Kars

Adana

Pergamon

Istanbul

K u s a d a s ı - B u c h t,

G o l f v o nI z m i r

KorakaBurun

T Ü R K E I

Kücük

Menderes

Bücük

Menderes

Gediz Nehri

S a m o s

0 5 km10 15

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Urla

Izmir.

Söke

Samos

Efes(Ephesos)

Claros

KolophonLebedosTeos

Meryemana

Milet

Doganbey

Ortaklar

Selcuk

Davutlar

Kusadası

Sarıkemer

Torbalı

Bayındır

Kemalpasa

Pythagorion

Karlobásion

Votslakia

Sıgacık Seferihisar

Menderes

Foca,

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Dagkızılca˘

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Camaltı

Ahmetbeyli

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Einführung

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EINFÜHRUNG

Ephesos – ein Name, der mit der Faszination eines der Sieben Weltwunder der Antike verbunden ist, des monumentalen Tempels der Artemis! Aber Ephesos steht nicht nur für den Tempel. Vielmehr war es eine der großen Metropolen, der alten Welt, die es vermochten, über Jahrhunderte hinweg ihre Bedeutung zu wahren. Dies spiegelt sich noch heute in dem großen Ausgrabungsgelände wider, das seit mehr als 100 Jahren federführend durch das Österreichische Archäologische Institut erforscht wird und das sicherlich noch für Generationen von Archäologen ein weites Feld der Forschung sein wird.

Aber es sind nicht nur die Bauten, die die einstige Größe der Stadt belegen. Es sind auch die Menschen, die das urbane Klima hervorge-bracht hat. Hier lassen sich Persönlichkeiten wie der Philosoph Heraklit (spätes 6./frühes 5. Jh. v. Chr.), der Komödiendichter Menander (2.Jh. v. Chr.) oder der Geograph Artemidoros (1. Jh. v. Chr.) anführen. Allerdings darf man nicht aus den Augen verlieren: Ephesos war in erster Linie eine Handels- und Verwaltungs-stadt, deren wichtigster Erwerbszweig das Artemision war.

Eine gewisse Faszination lässt sich auch si-cher darauf zurückführen, dass Ephesos immer wieder im Brennpunkt der Geschichte stand, sei es in kriegerischen Kontexten oder aber als Zentrum von nachhaltigen Geistesströmungen wie dem Christentum. Ohne an dieser Stelle schon jetzt ausführlicher darauf eingehen zu wollen, sei auf die frühe christliche Gemeinde im 1. Jh. oder auf das dritte Ökumenische Kon-zil von 431 verwiesen, in dem Maria zur „Got-tesgebärerin“ erklärt wurde.

Wie aber nähert man sich im Rahmen eines Führers einer Ausgrabungsstätte wie Ephesos,

mit so vielen unterschiedlichen Bauten? Sicher der einfachste Weg wäre es, die Gebäude in al-phabetischer Reihenfolge vorzustellen. Doch diese Methode würde dem Platz kaum gerecht, weil sich so urbanistische Strukturen nicht darstellen lassen. In Ephesos sind wir in der glücklichen Lage, in Teilen Funktionsräume erkennen und diese dann in ihrer Entwicklung darstellen zu können, so den Staatsmarkt oder das Bibliotheksviertel. Einige Bereiche hinge-gen, vor allem was das private Wohnen breite-rer Bevölkerungsschichten betrifft , müssen zwangsläufi g in der Darstellung zurückblei-ben, weil die frühen Ausgräber den Haupter-schließungsachsen des Stadtplans folgten und sie sich mehr für repräsentative Bauten inter-essierten. Erst in den letzten Jahrzehnten voll-zieht sich bei den Zielsetzungen langsam ein Wandel.

Öffnungszeitentäglich von 8:00–18:30 Uhr

Eintrittspreis Ephesos: 20 TL / 10 €Eintrittspreis Hanghäuser: 15 TL / 8 €Der Eintrittspreis kann nur in Landeswährung (TL) entrichtet werden.

MuseumstippFür den Besucher von Ephesos ist es ein Muss, das Archäologische Museum in Selçuk zu besuchen. Hier werden die neueren Funde aus den Ausgrabungen in Ephesos gezeigt. Dazu zählen etwa die Skulpturen des Pollio-Nym-phäums, der Fries des Hadrianstempels und vor allem die Statuen der Artemis aus dem Prytaneion.Öff nungszeiten: Di–So 8:30–12:00 Uhr, 13:00–18:30 Uhr (montags geschlossen)

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Geographische Lage Faszination Ephesos

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Blick entlang der Arkadiane

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GEOGRAPHISCHE LAGE

Ephesos liegt etwa 75 km südlich der moder-nen Großstadt İzmir. Die nächstgrößeren Ortschaft en sind der Badeort Kuşadası und Selçuk, zu dem die Ausgrabungsstätte auch verwaltungstechnisch gehört.

Ursprünglich besaß die Stadt einen unmit-telbaren Zugang zum Meer durch einen Hafen an der Mündung des Kaystros, der heute den Namen Küçük Menderes (Kleiner Mäander) trägt. Es handelte sich hier um eine tief ein-schneidende Meeresbucht, die für antike See-fahrer gut geschützte Ankermöglichkeiten bot. Durch die Ablagerungen des Flusses ist der Hafen heute verlandet. Neben dem Kaystros trugen auch die von Süden kommenden Flüsse Marnas und Selenos mit gewaltigen Schlamm-massen zur Veränderung der Landschaft und zu diesem Prozess bei. Die Verlandung bereite-te schon in der Antike massive Probleme. So ließ Hadrian (römischer Kaiser 117–138 n. Chr.) den Kaystros durch einen Kanal begradigen, dessen Verlauf jenem des Küçük Menderes entspricht. Die Verlandung des Hafens und die Verschiebung der Küstenlinie wurde durch Meeresströmungen unterstützt, die zur Bil-dung einer Nehrung, einer Landzunge vor der Küste, beitrugen. Insgesamt verschob sich die Küstenlinie um etwa 9 km nach Westen.

In Ephesos prägen insgesamt drei Hügel das Stadtgebiet. Im Nordosten liegt der Ayasoluk, der ursprünglich unmittelbar an der Meeres-bucht lag und der als Siedlungskern verstanden werden muss. So erklärt sich auch die Position des Artemisions südöstlich des Hügels auf einer früher in die Bucht vorspringenden Landzunge, gleich einer Landmarke für die Seefahrer.

Für die historische Topographie wichtiger sind zwei weitere Berge, im Osten der Panayır Dağ, der ursprünglich die Küste bildete, und der durch einen Taleinschnitt abgetrennte Bül-bül Dağ. Der Panayır Dağ bildet zwei Hügel aus, von denen der höhere 155 m misst und in

Anfahrt mit dem Auto• Von İzmir aus: E 87 nach Süden, bei

Belevi ab Richtung Selçuk – in Selçuk: „Efes/Ephesus“ ausgeschildert (hinter dem Ortsaus-gang: das Artemision)• Von Kuşadası aus: 515 entlang der Küste (ausgeschildert)

Anfahrt mit Bus/Taxi/zu Fuß• Von Kuşadası aus: → Taxi hin und rück: ca. 80–100 TL/35–40 € → Dolmuş (Sammeltaxi): ca. 4 TL/2 €, vom Busbahnhof aus (Richtung Selçuk/Ephesus); Fahrtzeit ca. 30 Min., 15 Min. Fußweg zum unteren Eingang• Von Selçuk aus: Fußweg zum Grabungsge-lände ca. 600 m (die Straße nach İzmir entlang)

Unabhängig von der Anfahrt bietet Kuşadası als Ausgangsort einen Vorteil: Falls mehrere Kreuzfahrtschiff e im Hafen liegen, sollte man den Besuch von Ephesos vielleicht verschieben oder erst am Nachmittag dorthin gehen. Die Besuchermassen von den Schiff en sind dann wieder fort.

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der Antike als Pion bezeichnet wurde. Der niedrigere Gipfel – er misst nur 133 m – trug den Namen Tracheia. Zu seinen Füßen lag ein Hafenplatz, der Koressos genannt wurde und der uns im Laufe der Darstellung immer wie-der begegnen wird.

Der andere bedeutende Berg, der Bülbül Dağ, liegt mit seinem Gipfel 358 m über dem Meeresspiegel. Für die Antike sind mehrere Namen überliefert: zunächst Lepre Akte und dann Preon.

Diese topographischen Bedingungen haben den Rahmen geschaff en, in dem Ephesos ent-stehen, gedeihen und schließlich untergehen sollte.

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Allerdings blieb dieser Widerstand nicht ohne Konsequenzen. Die befestigte Hanglage der ersten Stadt musste aufgegeben werden und die neue Stadt entstand in der Ebene. Daneben war es aber für Ephesos bedeutend, dass Kroisos den Neubau des Artemistempels kräft ig unterstützte.

Das Artemisheiligtum sollte mit seiner Asy-lie für die Stadt Ephesos von zentraler wirt-schaft licher Bedeutung sein. Heiligtum und Asylie sorgten dafür, Menschen und Dinge vor dem Zugriff Anderer zu schützen. Das Artemi-sion genoss dabei den Ruf der besonderen Hei-ligkeit und wurde zu einer Art „Weltbank“, die kräft ig Depotgebühren kassierte, die als Wei-hung deklariert wurden. Darüber hinaus sollte eine lebhaft e Souvenir- bzw. Devotionalienin-dustrie entstehen, die der Stadt einen erhebli-chen Wohlstand brachte.

Archäologisch gesehen wissen wir kaum etwas über die zweite Stadt, weil durch die Flüsse Marnas und Selenos im Laufe der Jahr-hunderte riesige Massen von Schwemmmate-rial über dem Stadtareal abgelagert wurden, wie man deutlich im Bereich des Artemisions sehen kann. Hier liegen die archaischen

GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

Die ältesten Siedlungsspuren im Raum um Ephesos reichen bis in das 5. Jt. v. Chr. zurück. Ursprünglich lebten hier einheimische Völker mit eigener Sprache und Kultur. Anzeichen von Griechen fi nden wir in der 2. Hälft e des 14. Jhs. v. Chr. etwa mit einem mykenischen Grab auf dem Ayasoluk-Hügel. Erst während der sog. Ionischen Wanderung, die in Grie-chenland durch das Eindringen der Dorer ausgelöst wurde, kam es schließlich im 11. Jh. v. Chr. zu der Anlage einer dauerhaft en Siedlung. Der Mythos überliefert, der atheni-sche Prinz Androklos habe mit seinen Kolonisten einen karischen Siedlungsplatz zerstört und eine eigene Siedlung gegründet. Als zugehörige Akropolis der griechischen Siedlung wird ein Felssporn angesprochen, bei dem es sich um einen Ausläufer des Panayır Dağ handelt, auf dem sich heute überwiegend kaum erforschte Denkmäler aus byzantini-scher Zeit befi nden. Aussagen über die Gestalt der frühen Siedlung können aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse nicht gemacht werden. Fest steht aber, dass die Stadt in Hanglage errichtet wurde und befestigt war.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Ent-wicklung der Stadt fi ndet sich im 9. Jh. v. Chr., in dessen Verlauf der Bezirk der Artemis ent-standen ist. Dem Heiligtum kam auch politische Bedeutung zu, weil der ephesische Tyrann Pythagoras der Göttin in der 2. Hälft e des 7. Jhs. v. Chr. einen Tempel stift ete.

Im 6. Jh. v. Chr. änderten sich die Verhält-nisse. Der Lyder Kroisos (König 560–547 v. Chr.) konnte im Rahmen seiner Expansionspolitik seinen politischen Einfl uss auf Ephesos aus-dehnen. Dabei forderte er um das Jahr 560 v. Chr. zunächst den eigenen Neff en Pindaros, der als König über die Stadt herrschte, auf, ihm diese zu übergeben. Verständlicherweise wi-dersetzte sich dieser einem solchen Begehren. Dem militärischen Potential des Kroisos hielt

Ephesos allerdings nicht lange stand. Eine Zer-störung der Stadt konnte verhindert werden – wollen wir unseren Quellen glauben –, in-dem man mit einem Seil die Tempelasylie auf das Stadtgebiet ausdehnte.

„Nach dem Tode des Alyattes übernahm sein Sohn Kroisos im Alter von 35 Jahren

die Regierung. Er griff als erste Griechenstadt Ephesos an. Als er die Stadt belagerte, weihten die Einwohner sie der Artemis und zogen vom Tempel bis zur Stadtmauer ein Seil. Zwischen der Altstadt, die damals belagert wurde, und dem Tempel liegen sieben Stadien [ca. 1200 m].“

Herodot 1,26,1–2, Übers.: J. Feix

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Schichten etwa 7–10 m unter dem heutigen Ni-veau. Außerdem wurde das Siedlungsareal in den letzten Jahrzehnten teilweise vom stark ge-wachsenen Selçuk überbaut.

Nach einem demokratischen Zwischenspiel um das Jahr 550 v. Chr. fi el Ephesos 546/545 v. Chr. an das junge persische Großreich unter Kyros dem Großen (König 559–530 v. Chr.). In den folgenden Jahrzehnten lavierte sich Ephesos geschickt durch die Wirren der Zeit. Während des Ionischen Aufstandes (499–494 v. Chr.), bei dem sich die griechischen Städte Kleinasiens gegen die Oberhoheit der Perser aufl ehnten, blieb Ephesos neutral. Diese Poli-tik der Ephesier – man kann sie durchaus opportunistisch nennen – gab den damaligen Entscheidungsträgern recht. Blickte man etwa auf das benachbarte Milet, das eine herausge-hobene Rolle im Aufstand gespielt hatte, so sah man die Stadt in Schutt und Asche versinken.

Die Perser hatten während der Rebellion der Ionier die dabei nicht unerhebliche Rolle des griechischen Mutterlandes erkannt. Persische Politik musste es nun sein, Griechenland direkt anzugreifen und zu unterwerfen. Erst nach den militärischen Niederlagen der Perser bei Salamis und Plataiai (479 v. Chr.) ent-schloss sich Ephesos, dem neu entstandenen Delisch-Attischen Seebund beizutreten. Mit dem sog. Kallias-Frieden von 450/449 v. Chr., der das Verhältnis zwischen dem persischen Großreich und den Griechen regelte, wurden zwar die griechischen Städte an der kleinasiati-schen Küste entmilitarisiert, konnten aber im Delisch-Attischen Seebund verbleiben.

Kaum zeichneten sich aber die ersten Prob-leme Athens und seiner Verbündeten im Pelo-ponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) ab, in dem es zwischen Sparta (Peloponnesischer Bund) und Athen (Delisch-Attischer Seebund) um die Vormacht im griechischen Raum ging und der die griechischen Städte schwächte,

kassierte Dareios II. (König 423–405/404 v. Chr.) den Kallias-Frieden und fügte die griechischen Städte einschließlich Ephesos endgültig in sein Reich ein.

Das Stadtbild von Ephesos, über dessen bau-liche Ausgestaltung zu dieser Zeit fast nichts bekannt ist, bot von den Menschen her, die hier dauerhaft oder auch nur kurzfristig leb-ten, ein buntes Gemisch: Lyder, Perser und Griechen gaben sich ein Stelldichein. Nicht nur kommerziell, sondern auch kulturell trug diese Mischung dazu bei, der Stadt einen ho-hen Grad an Urbanität zu geben.

Das nächste wichtige Ereignis war der Brand des Artemisions. Ein gewisser Herostrat setzte im Jahre 356 v. Chr. den Tempel in Brand. Das Motiv lag in der Geltungssucht oder im Wahn-sinn des Brandstift ers. Der Wiederaufb au des Tempels zog sich lange hin, so dass noch Alex-ander der Große (König 336–323 v. Chr.) im Jahre 334 v. Chr. den Ephesiern anbot, den Neubau zu unterstützen. Diese lehnten jedoch ab, weil sie befürchteten, durch die Annahme der Hilfe dem makedonischen König eine Einfl ussnahme auf Stadt und Heiligtum ein-räumen zu müssen. Politisch gesehen konnte sich nochmals kurzfristig ein Tyrann namens Hegesias etablieren, der aber 323 v. Chr. von seinen Mitbürgern ermordet wurde.

Viel wichtiger als die Tyrannis war der Um-stand, dass nach dem Tode Alexanders dessen riesiges Reich zerbrach. Seine unmittelbaren Nachfolger, die Diadochen, die jeweils ihre ei-genen machtpolitischen Interessen vertraten, sollten in den folgenden Jahren um das Erbe heft ige militärische Auseinandersetzungen miteinander führen. Ephesos gehörte zu den Leidtragenden dieser Kriege, war aber zugleich auch Gewinner! Die gravierendste Verände-rung wurde dabei von Lysimachos (König 305–281 v. Chr.) herbeigeführt: nach dem Vor-bild Alexanders, der sich als Städtegründer

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ausgezeichnet hatte, erzwang er die Neugrün-dung und Verlegung der Stadt Ephesos an ih-ren heutigen Standort. Die Methoden der Neugründung erscheinen uns heute etwas zweifelhaft , weil sie die Einwohner der kleine-ren Umlandgemeinden Teos, Lebedos und Ko-lophon zur Umsiedlung nötigte. Aber auch die Ephesier selbst zeigten keine besondere Nei-gung zum Umzug: Teile der neuen Stadt lagen über Nekropolen. Unsere Quellen berichten darüber, Lysimachos habe bei einem Unwetter die Kanalisation des alten Ephesos verstopfen lassen, so dass die Stadt unbewohnbar wurde. Jedenfalls entstand eine Neustadt, die einen beachtlichen Bauboom ausgelöst haben wird. Vielleicht kann man ein Gesetz zur Baukosten-

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Geschichtlicher Überblick Zwangsumsiedlung

Bauen in Ephesos„In der berühmten, großen griechischen

Stadt Ephesos war, wie man berichtet, von den Vorfahren in alter Zeit ein Gesetz mit einer zwar harten, aber nicht ungerechten Bestim-mung beschlossen worden. Wenn nämlich ein Architekt die Bauleitung für einen öff entlichen Bau übernimmt, gibt er eine Erklärung darüber ab, wie viel der Bau kosten wird. Nachdem der Baukostenvoranschlag der Behörde übergeben ist, wird sein Vermögen verpfändet, bis das Bauwerk fertig ist. Ist es aber fertig und die Baukosten haben dem Voranschlag entsprochen, dann wird der Architekt durch einen ehrenvollen Erlaß geehrt. Ferner wird, wenn nicht mehr als ein Viertel zum Baukostenvoranschlag hinzuge-legt werden muß, dieses Viertel aus Staatsmit-teln gedeckt, und der Architekt wird nicht mit einer Geldbuße bestraft . Wird aber bei der Bauausführung über ein Viertel mehr ver-braucht, [als veranschlagt war,] dann wird zur Vollendung des Baues der Betrag aus dem Vermögen des Architekten beigetrieben.“

Vitruv 10 praef. 1, Übers.: C. Fensterbusch

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regulierung, dass uns Vitruv in seiner Schrift De architectura überliefert, in diese Zeit setzen.

Der dynastische Wille des Lysimachos fand seinen Ausdruck in der Umbenennung der Stadt in Arsinoeia, dem Namen seiner Frau Arsinoë folgend. Diese Umbenennung hatte aber keinen langen Bestand, weil nach dem Tode des Lysimachos im Jahre 281 v. Chr. die Stadt an die Seleukiden fi el, dann um 260 v. Chr. von Ptolemaios II. Philadelphos (König 285–246 v. Chr.) eingenommen wurde. Erst Antiochos III. (König 222–187 v. Chr.) gelang im Jahre 197 v. Chr. die Rückgewinnung der Stadt.

Gegen Ende des 3. Jhs. v. Chr. hatte sich aber ein grundlegender politischer Wandel vollzogen. Rom musste sich zunehmend in Geschehnisse der hellenistischen Welt einmi-schen. Nachdem Antiochos III. im Sommer 195 v. Chr. den Erzfeind Roms, den karthagi-schen Feldherrn Hannibal, in Ephesos emp-fangen hatte, eskalierte die Situation zu einem Krieg, der von 192 bis 188 v. Chr. dauerte. Der Seleukide unterlag. In der Folge dieses Krie-ges überwinterte C. Scipio Asiagenus in Ephe-sos. Weiteres Interesse zeigte Rom an Ephesos aber nicht: die eroberten Teile des seleukidi-schen Reiches fi elen dem mit Rom verbunde-nen pergamenischen Reich zu. Erst mit der testamentarischen Verfügung Attalos’ III. (König 138–133 v. Chr.) ging Ephesos mit der gesamten Erbmasse in Roms Besitz über, das darauf im Jahre 129 v. Chr. die Provinz Asia einrichtete.

Mit der wachsenden Zahl seiner Provinzen stand Rom aber vor einem großen verwal-tungstechnischen Problem. Man war nicht darauf eingestellt, Steuern und Abgaben in eigener Regie zu erheben. So verfi el man dar-auf, die Steuereinnahmen der Provinzen an privatwirtschaft liche Gesellschaft en zu ver-kaufen, also Steuereinnahmen vorweg zu

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erheben. Die Gesellschaft en hatten nun das Recht, in den Provinzen diese Beträge mit Aufschlägen einzuziehen. Mangels wirksamer Kontrollen kam es immer wieder zu Übergrif-fen. Die griechischen Städte der Provinz Asia fühlten sich überbeansprucht und folgten da-her nur zu bereitwillig dem Mithridates VI. Eupator von Pontos (König 120–63 v. Chr.). Dieser stellte sich als Befreier Griechenlands vom römischen Joch dar. In Wirklichkeit ver-folgte er aber seine eigenen Interessen und versuchte diese in drei Kriegen gegen Rom durchzusetzen.

Sicherlich eine der dunkelsten Episoden in der Geschichte der Stadt steht in einem unmit-telbaren Zusammenhang mit Mithridates zu Beginn des ersten Mithridatischen Krieges (89–85 v. Chr.). Der pontische König befahl nämlich im Jahre 88 v. Chr. zu einem bestimm-ten Stichtag die Ermordung aller Römer und Italiker in der Provinz. Dieser Befehl ist in die Geschichtsschreibung als Ephesische Vesper eingegangen. Etwa 80.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Für diesen Befehl hatte Mithridates zwei Gründe. Zunächst musste er den Krieg gegen Rom fi nanzieren und konnte dafür nicht die gerade von ihm Befreiten zur Kasse bitten. Zum anderen konnte er davon ausgehen, dass Städte, die sich an dem Massa-ker beteiligt hatten, aus Furcht vor römischer Rache nicht – wie gewohnt – nach Gutdünken wieder die Seite wechselten.

Ephesos, in dem selbst die Tempelasylie kei-nen Schutz mehr geboten hatte, musste dafür wenige Jahre später – im Jahre 84 v. Chr., nach dem Sieg des L. Cornelius Sulla über Mithrida-tes – schwer büßen. Die Stadt verlor wohl Teile ihres Territoriums. Die Häupter der antirömi-schen Partei wurden hingerichtet. Zudem er-folgte eine Brandschatzung. Eine zusätzliche Last traf Ephesos, weil Sulla hier sein Winter-quartier nahm. Selbstverständlich musste es

auch noch die ausgefallenen Steuern der Jahre 88–85 v. Chr. nachzahlen.

In den folgenden Jahrzehnten fi nden wir in Ephesos immer wieder bedeutende Persönlich-keiten. Von wirklicher Bedeutung war aber nur der Aufenthalt C. Iulius Caesars (100–44 v. Chr.) im Jahre 48 v. Chr., der die Plünderung des Arte-misheiligtums durch T. Amplius Balbus verhin-derte und der eine Neuordnung des Steuer-wesens für die Provinz Asia durchführte. Auf Messers Schneide stand das Schicksal der Stadt, als sie den Caesarmördern M. Iunius Brutus und C. Cassius Longinus die Tore öff nete.

Im Jahre 41 v. Chr. hielten sich Marcus Anto-nius (82–30 v. Chr.) und Kleopatra VII. (Köni-gin 52–30 v. Chr.) in der Stadt auf. Neben all dem Glanz, den sie in der Stadt verbreiteten, kam es zu einer erneuten Verletzung der Tem-pelasylie: Arsinoë, die Schwester der Kleopatra, wurde im Heiligtum der Artemis ermordet.

Eine Konsolidierung der Verhältnisse in der Provinz Asia und damit auch Ephesos fand nach dem Ende des Bürgerkrieges durch den späteren Augustus im Jahre 30/29 v. Chr. statt. Im Rahmen der Neuordnung der Provinz er-hob er nämlich Ephesos zu deren Hauptstadt. So wurde eine neue Blütezeit eingeleitet, was sich in den Baudenkmälern spiegelt.

Die Entwicklung der Stadt während der Kai-serzeit wurde auch nicht durch die zahlreichen Erdbeben behindert, welche die Region er-schütterten. Ephesos erfreute sich in diesen Ausnahmesituationen, aber auch ansonsten des Wohlwollens der römischen Kaiser. Davon zeugen etwa die zwei Besuche Hadrians (Kai-ser 117–138) in der Stadt in den Jahren 124 und 129/130. Auch sein Nachfolger, Antoninus Pius (Kaiser 138–161), saß als Prokonsul in Ephesos.

Um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. war Ephesos bereits die zweitgrößte Stadt des Orients, wie Seneca (epist. 17, 2, 21) feststellte. Für das 2. Jh.

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Kaiserliches WohlwollenGeschichtlicher Überblick

aufgebrochen. Während des Feldzuges brach eine Epidemie aus, die von den rückkehren-den Truppen nach Ephesos und dann in die übrigen Regionen des Reiches eingeschleppt wurde und u. a. verheerende wirtschaft liche Konsequenzen für den Staat hatte. So war die Zentralmacht in der Folgezeit nicht mehr in der Lage, nach Erdbebenschäden, wie im Jahre 262, als auch das Artemision schwer beschädigt wurde, zu helfen. Erschwerend kam hinzu, dass auch der Hafen zunehmend verlandete. Schon Hadrian hatte einen Kanal anlegen lassen, um den Hafen weiterhin off en zu halten. Um die Mitte des 4. Jhs. verwüste-ten schwere Erdbeben die Stadt weiter.

Eine Renaissance erfuhr die Stadt aber gegen Ende des 4. Jhs. Dies mag damit zusammen-hängen, dass sich in Ephesos eine der frühes-ten christlichen Gemeinden befand. Der Apos-tel Paulus weilte im Jahre 52 während seiner zweiten Missionsreise hier und nach christ-licher Tradition hatte Maria in der Stadt ihren letzten Wohnsitz gefunden. Nachdem Th eo-dosius I. (Kaiser 379–395) im Jahre 391 das Christentum zur Staatsreligion erhoben hatte, konnten Tempel und Kultstätten abgerissen und das Abbruchmaterial für neue Bauten verwendet werden.

Auf dem dritten ökumenischen Konzil von 431 wurde ein für das Christentum immer noch geltender Beschluss gefasst: Maria wurde zur Gottesgebärerin (Th eotokos) erhoben. Der theologische Streit war so heft ig, dass es zu tur-bulenten Szenen kam. Th eodosius II. (Kaiser 408–450), der das Konzil einberufen hatte, sah sich gezwungen, die führende Köpfe der mitei-nander streitenden Parteien abzusetzen.

Ein weiteres Konzil fand im Jahre 449 statt. Dieses lief aber noch chaotischer ab; es ging unter der Bezeichnung „Räubersynode“ in die Kirchengeschichte ein und wird nicht zu den offi ziellen Konzilien gerechnet.

wird die ephesische Bevölkerung auf ca. 300.000 Menschen geschätzt. Damit bewegte sich die Stadt auf einem ähnlichen Niveau wie Alexandria, für das etwa die gleiche Einwoh-nerzahl angenommen wird. Auch wenn nicht alle Einwohner von Ephesos gleichzeitig auf den Straßen und Plätzen unterwegs waren, muss es an zentralen Stellen der Stadt zu ei-nem furchtbaren Gedränge gekommen sein. Amtsträger ließen sich ihren Weg bahnen, was vermutlich bei einem Teil der zur Seite gedrängten Bürger Proteste auslöste. Träger mit Waren, Lasttiere oder Fahrzeuge quälten sich durch die Straßen. Die Geräuschkulisse erreichte durchaus Pegel, die mehr als unan-genehm waren. Dort, wo Gewerbebetriebe angesiedelt waren und der „kleine Mann“ leb-te, kam noch eine bunte Mischung von Gerü-chen aller Art hinzu, die auch nicht immer angenehm waren. Vieles davon kann man noch heute nachvollziehen, wenn die Besu-chermassen von den Kreuz fahrt schiff en im Hafen von Kuşadası durch die Straßen von Ephesos gehetzt werden.

Ab der Mitte des 2. Jhs. sollte Ephesos – wie andere Teile des Imperiums auch – von Katas-trophen getroff en werden. Lucius Verus, von 161–169 Mitkaiser des Marcus Aurelius (Kai-ser 161–180), war von Ephesos aus im Jahre 162/163 zu einem Feldzug gegen die Parther

Hilfe vom Kaiser„Die verbündeten wie die unterworfe-

nen Städte erfuhren durch [Hadrian] groß-zügigste Hilfe. Mehr als sonst ein Kaiser hatte er viele von ihnen persönlich besucht, und fast allen gewährte er seine Unterstützung, indem er die einen mit Wasser, die anderen mit Hafenanlagen, Getreide, öff entlichen Bauten, Geld sowie, je nachdem, mit verschiedenen Ehren beschenkte.“

Cassius Dio 69, 5, 2–3

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Hauptstadt des byzantinischen Militärbezirkes Th rakesion wurde. Mit den arabischen Angrif-fen aber wurde die antike Stadt aufgegeben. Mit den veränderten Bevölkerungszahlen war es nicht mehr möglich, die alte Stadt wirksam zu verteidigen. Endgültig untergehen sollte das al-te Ephesos aber erst im 11. Jh.

Lebte man bis dahin im Gebiet der antiken Stadt, so sollte sich dies ab Mitte des 6. Jhs. grundlegend ändern. Den Anfang machte Erz-bischof Johannes III., der Teile der Verwaltung in die unter Justinian (Kaiser 527–565) errichte-te Johannesbasilika verlegte. Von 610 bis 654/55 erlebte die Stadt noch eine Nachblüte, als sie zur

Ephesos. Durchblick am Bouleuterion.

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Plan des Artemisions. Archaischer Tempel oben, spätklassischer Bau unten.

Groß ist die ArtemisBaudenkmäler und Funde

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Naiskos, der das Kultbild aufnahm. Dieser Tempel wurde wohl mehrfach modifi ziert.

Im späten 7. Jh. v. Chr. entschlossen sich die Ephesier, einen neuen Tempel zu errichten, der gegenüber dem alten nach Westen verschoben wurde und eine andere Orientierung aufwies. Aufgrund seiner Maße – die Länge beträgt 34,40 m – wird er als „Hundertfüßler“ (Heka-tompedos) bezeichnet. Eine Zuweisung an Artemis ist unsicher. Vielleicht wurde in diesem Tempelbau Apollon verehrt, für den durch schrift liche Quellen hier ein Tempel belegt ist.

Ebenfalls im 7. Jh. v. Chr., aber nach dem Hekatompedos, entstand der sog. Tempel C an der Stelle des Baus des 8. Jhs. v. Chr. und griff dessen Orientierung auf. Tempel C wurde je-doch nicht fertiggestellt, weil man sich zu einer monumentaleren Lösung entschlossen hatte, vielleicht begründet durch die Konkurrenz innerhalb der griechischen Staatenwelt. Auf Samos hatte man nämlich gerade – d. h. zwi-schen 575 und 550 v. Chr. – einen neuen Tem-pel für Hera errichtet, der gemessen an ande-ren Tempelbauten dieser Zeit gigantisch war. Zugleich hatten die Architekten Rhoikos und Th eodoros ein neues Grundrisskonzept entwi-ckelt: den Dipteros, einen Ringhallentempel mit zwei umlaufenden Säulenreihen.

Man beauft ragte Th eodoros mit der Pla-nung und der Oberaufsicht für den Bau, während vor Ort zwei kretische Architekten, Chersiphon und sein Sohn Metagenes, die Bauausführung leiteten. Was entstand, über-traf auch das Heraion von Samos. Der Tem-pel maß 55,10 x 115,40 m und wies schließlich einen Säulenwald von 117 Säulen auf, die 18,90 m hoch waren. Den Ephesiern mag der Transport der gewaltigen Bauteile, die bis zu 24 t wiegen konnten, so vorgekommen sein, als habe die Göttin selbst mitgebaut (Abb. S. 16).

Der wichtigste Bau für die Geschichte der Stadt Ephesos ist der Tempel der Artemis, der zu den Sieben Weltwundern der Antike ge-rechnet wird. Jedoch haben ihm die Wirren der Zeit so übel mitgespielt, dass man im Ge-lände kaum noch etwas sehen kann, und das Wenige, was sichtbar ist, liegt je nach Jahreszeit unter Wasser. Vorausgeschickt sei an dieser Stelle aber, dass im Kultbezirk der Artemis auch andere Götter verehrt wurden und dass sie ihre eigenen Kultbauten besaßen. Daneben standen im Heiligtum zahlreiche Weihege-schenke, die heute weitgehend verloren sind. Über besondere Weihungen sind wir gelegent-lich durch die Schrift quellen informiert.

Zur Einführung des Artemiskultes gibt es zwei mythologische Überlieferungen, in deren Mittelpunkt aber immer die Amazonen ste-hen. Nach einer Überlieferung hätten diese den Kult selbst eingeführt, während die andere von deren Flucht vor Herakles und Dionysos in das schon bestehende Heiligtum berichtet.

Vom kleinen Tempel zum WeltwunderVerlassen wir den Mythos und wenden wir uns den Fakten zu. Die archäologischen Un-tersuchungen, die in der 2. Hälft e des 19. Jhs. durch J. T. Wood begonnen und durch das Österreichische Archäologische Institut fort-gesetzt wurden, konnten für das Heiligtum eine komplexe Baugeschichte aufzeigen. Diese lässt sich aber im Gelände nicht mehr nachvollziehen. Die ältesten Bauphasen datie-ren in das 8. Jh. v. Chr. Jedoch vermutet man einen Vorgängerbau.

Bei dem Tempel des 8. Jhs. v. Chr. handelte es sich um einen Ringhallentempel (Peripte-ros), dessen Cella kein Dach besaß. Stattdessen befand sich im Inneren ein kleiner Bau, ein

BAUDENKMÄLER UND FUNDEDas Artemision

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