jahresbericht2012_2013
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Jahresbericht 2012/2013 des Instituts für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Universität BochumTRANSCRIPT
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BERICHTE AUS DER ANGEWANDTEN INNOVATIONSFORSCHUNG
HERAUSGEBER: PROF. DR. BERND KRIEGESMANN
NO. 250
JAHRESBERICHT 2012
WEGE ZU HÖHERER PRODUKTIVITÄT –
EINE FRAGE VON SACH- ODER DIENSTLEISTUNG?
IAI
INSTITUT FÜR ANGEWANDTE INNOVATIONSFORSCHUNG
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ISSN 1615-617X Um eine leichtere Lesbarkeit des Textes zu gewährleisten, wurde in unserem Jahresbericht auf die genderspezifische Endung „-innen“ verzichtet. Bei allen Textstellen, an denen natürliche Personen (bzw. Personengruppen) erwähnt werden, sind immer Menschen beiderlei Geschlechts gemeint. Das Institut für angewandte Innovationsforschung ist ein eingetragener Verein mit anerkannter Gemeinnützigkeit und ist als wissenschaftliche Einrichtung gemäß § 36 WissHG an der Ruhr-Universität Bochum anerkannt. Die Finanzierung erfolgt durch die Ausführung von Auftragsfor-schungen für staatliche und private Institutionen sowie durch Spenden.
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 1
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort 3
Jahresthema: Wege zu höherer Produktivität – Eine Frage von Sach- oder
Dienstleistung? 5
1 Produktivitätssteigerung – Bleiben Dienstleistern Wege der Industrie
verschlossen? 5
2 Sach- und Dienstleistungen: Orientierungspunkte für die Produktivi-
tätsdebatte? 8
2.1 Zur Tragfähigkeit der Dichotomie von Sach- und Dienstleistung 9
2.2 Auf der Suche nach den „produktivitätsbestimmenden
Prozesscharakteristika“ 13
2.2.1 Die Bedingungen für Produktivitätssteigerungen bei Sach-
und Dienstleistungen – Ein Strukturierungsrahmen 13
2.2.2 Von der Beschreibung von Idealtypen zur Charakterisierung
von Realtypen des (un-)produktiven Arbeitens 18
3 Die Überwindung der Dichotomie von Sach- und Dienstleistungen
schafft Lernchancen zur Produktivitätssteigerung 22
Forschung am IAI 27
Transferaktivitäten des IAI 45
Personenverzeichnis 2012 48
Anhang 50
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2 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 3
Geleitwort
In den letzten Jahren ist uns die Diskussion um den Übergang in die Dienstleis-
tungs- und Wissensgesellschaft ein steter Begleiter. Während dabei auf der einen
Seite die erwarteten Veränderungen in der Arbeitswelt und insbesondere auf den
Arbeitsmärkten dominieren, werden auf der anderen Seite in der wissenschaftli-
chen Debatte Unterschiede gesucht, die die Dienstleistungserstellung von der in-
dustriellen Produktion abgrenzen. Vor allem die Bereitstellungsleistung, die Im-
materialität des Leistungsergebnisses und die Einbeziehung des Kunden in den
Leistungserstellungsprozess markieren die gängigen Abgrenzungsversuche. Diese
Faktoren werden immer wieder bemüht, um besondere Erfordernisse im Ma-
nagement von Dienstleistungen zu begründen.
Im Vordergrund stehen dabei insbesondere Überlegungen zum Marketing. Doch
nicht nur Gestaltungserfordernisse für unterschiedliche Managementansätze wer-
den abgeleitet, sondern auch Immunisierungsstrategien gegen die Übernahme be-
währter Methoden und Instrumente in anderen Wirtschaftsbereichen. So wird et-
wa nicht selten argumentiert, dass Dienstleistungen nicht so produktiv erbracht
werden können wie Sachleistungen. Etwas verkürzt interpretiert würde das auch
heißen, dass wir bei einem Wandel zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft in
unproduktivere Zeiten steuern.
Sind aber die Wege zu mehr Produktivität tatsächlich eine Frage von Sach- oder
Dienstleistungen? Können mithin etablierte Ansätze zur Produktivitätssteigerung
nicht für den Dienstleistungsbereich erschlossen werden? Ist der Weg in unpro-
duktive Zeiten unabwendbar? Mit dem diesjährigen Jahresthema wollen wir einen
Beitrag zum differenzierten Verständnis von Sach- und Dienstleistungen leisten
und zugleich Impulse für Wege zur Erschließung von Produktivitätspotenzialen
geben.
Damit schließen wir an unsere Tradition an, die Versuchungen allzu leichter
Mainstreampositionen zu erschüttern und alternative Denkansätze anzubieten.
Wir hoffen, dass die Lektüre in diesem Sinne für Sie anregend ist und bedanken
uns zugleich für die Zusammenarbeit im letzten Jahr. Auch für das kommende
Jahr suchen wir den konstruktiven Dialog mit Ihnen und freuen uns auf weitere
spannende Forschungsprojekte.
Für das IAI
Bernd Kriegesmann
Bochum, im Dezember 2012
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 5
Jahresthema
Wege zu höherer Produktivität – Eine Frage von Sach- oder
Dienstleistung?
von Friedrich Kerka und Bernd Kriegesmann
1 Produktivitätssteigerung – Bleiben Dienstleistern
Wege der Industrie verschlossen?
Die produzierende Wirtschaft in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten, an-
getrieben durch den massiven internationalen Wettbewerbsdruck, tiefgreifende
Produktivitätssteigerungen realisiert.1 Allein zwischen den Jahren 2000 und 2010
hat sich die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem in diesem Wirtschaftssektor
durchschnittlich um 1,9% jährlich erhöht.2 Um das zu erreichen, sind ganz unter-
schiedliche Ansätze zur Anwendung gekommen. Neben informations- und kom-
munikationstechnisch geprägten Automatisierungsschüben wurden umfangreiche
Re-Engineering-Projekte realisiert, QM-Systeme etabliert, Lean Management
Tools implementiert und kontinuierliche Verbesserungsprozesse kultiviert, um
den Mitteleinsatz für die angestrebte Produktionsleistung zu reduzieren bzw. die
Produktionsleistung mit den verfügbaren Mitteln zu erhöhen. Steigerung der An-
lagenverfügbarkeit, Verkürzung der Durchlaufzeiten, Senkung der Ausschussquote
oder Reduktion von Lagerbeständen sind beispielhafte Ergebnisse betrieblicher
Produktivitätsbemühungen.
Als wichtiges übergreifendes Prinzip der unterschiedlichen Ansätze gilt dabei die
Vermeidung von Verschwendung. Durch Verbesserungen bestehender Prozesse
sollen nicht wertschöpfende Aktivitäten – also Verschwendung – vermieden oder
zumindest reduziert werden. Ausgelöst durch die Studie „Die zweite Revolution in
der Autoindustrie“3 wurde insbesondere die Automobilindustrie sensibilisiert,
nicht angebotsorientiert Produkte zu erstellen, die zu kapitalbindenden Halden
und Rabattaktionen führen, sondern den Prozess „pull-orientiert“ vom Kunden
1 Vgl. Ganz, Walter; Bienzeisler, Bernd; Tombeil, Anne-Sophie: Dienstleistungsproduktivität – Konturen eines Forschungsfeldes, in: Streich, Deryk; Wahl, Dorothee (Hrsg.): Moderne Dienstleistungen – Impulse für Innovation, Wachstum und Beschäftigung. Beiträge der 6. Dienstleistungstagung des BMBF, Campus, Frankfurt am Main, New York 2006, S. 279-285.
2 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen 2011, Fachserie 18 Reihe 1.5, Wiesbaden 2012.
3 Vgl. Womack, James P.; Jones, Daniel T.; Roos, Daniel: The Machine That Changed the World, Perennial 1991.
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6 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
her zu steuern und dabei möglichst schlank vorzugehen. Überproduktion, Warte-
zeiten, unnötige Transportwege und -zeiten, unzureichende Arbeitsprozesse, hohe
Bestände, unnötige Bewegung und Produktionsfehler4 dienen seitdem als perma-
nente Suchfelder für Verschwendung.
Während auf dieser Basis in der Industrie inzwischen viel passiert ist, werden im
Dienstleistungsbereich erhebliche Produktivitätsreserven vermutet.5 Tatsächlich
ist die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem in den Dienstleistungssektoren im
Zeitraum 2000 bis 2010 nur um durchschnittlich 0,4% (gegenüber 1,9% im produ-
zierenden Gewerbe) jährlich gestiegen.6 Diese Differenz wird – ausgehend von ei-
nem mitunter ganz anderen Ausgangsniveau – mit dem Fehlen analoger Professi-
onalisierungsmuster begründet7 und die Möglichkeit, Verschwendung mit für den
Produktionsbereich bewährten Mechanismen auch im Dienstleistungsbereich an-
zugehen, mit Verweis auf die Besonderheiten von Dienstleistungen als begrenzt
angesehen: Die erforderliche Bereitstellungsleistung, die Einbeziehung des Kun-
den in den Dienstleistungserstellungsprozess oder die Immaterialität des Ergeb-
4 Vgl. Womack, James P.; Jones, Daniel T.; Roos, Daniel: The Machine That Changed the World, Perennial 1991; Imai, Masaaki: Gemba Kaizen: A Commonsense Low-Cost Approach to Management, New York 1997; Liker, Jeffrey: The Toyota Way, New York 2004; Brunner, Franz J.: Japanische Erfolgskonzepte. KAIZEN, KVP, Lean Production Management, Total Productive Maintenance, Shopfloor Management, Toyota Production Management, München 2008; Klauser, Marius; Löw, Arnold: So erhöhen Sie die Produktivität, in: Harvard Business Manager, Juni 2006, S. 8-11; Rother, Mike; Shook, John: Sehen Lernen: Mit Wertstromdesign die Wertschöpfung erhöhen und Verschwendung beseitigen, Aachen 2006; Witt, Jürgen: Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP): Konzept – System – Maßnahmen, Frankfurt am Main 2008.
5 Vgl. Reichwald, Ralf; Möslein, Kathrin: Wertschöpfung und Produktivität von Dienst-leistungen? Innovationsstrategien für die Standortsicherung, Arbeitsbericht Nr. 6 des Lehr-stuhls für Allgemeine und Industrielle Betriebswirtschaftslehre der Technischen Universität München, München 1995; Bienzeisler, Bernd: Rationalisierung im Dienstleistungssektor – Strategien und Probleme, in: Duisburger Beiträge zur soziologischen Forschung, Duisburg 2000; Baumgärtner, Maria; Bienzeisler, Bernd: Dienstleistungsproduktivität – Konzeptionelle Grundlagen am Beispiel interaktiver Dienstleistungen, Stuttgart 2007.
6 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen 2011, Fachserie 18 Reihe 1.5, Wiesbaden 2012.
7 Vgl. Drucker, Peter F.: Dienstleister müssen produktiver werden, in: HarvardManager 2/1992, S. 64-72.
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 7
nisses setzen andere Rahmenbedingungen als in der Produktion, so die gängige
Begründung.8
„Dienstleistungen können nicht so produktiv wie Sachgüter hergestellt werden.“
„Die Charakteristika der Dienstleistungsproduktion lassen ähnliche Produktivi-
tätssteigerungen nicht zu.“ Solche oder ähnliche Aussagen findet man noch immer
in der einschlägigen Literatur.9 Gründe dafür zu finden, warum Dienstleistungen
nicht produktiver erbracht werden können, scheint sich immer noch höherer
Beliebtheit zu erfreuen, als sich intensiver mit den Möglichkeiten und Grenzen der
Effizienzsteigerung im Dienstleistungsbereich auseinanderzusetzen.
Mit dem Verweis auf die „typischen“ Merkmale der Dienstleistungsproduktion ha-
ben sich Teile der Dienstleistungsforschung gegen das Thema Rationalisierung
immunisiert. Da „die Qualität und die Produktivität von Dienstleistungen nicht
(wie bei Sachgütern) gleichzeitig gesteigert werden (können)“10, wird eine kritische
Reflexion etablierter Ansätze der Produktivitätssteigerung gemieden. Und der
Hinweis auf ungelöste Probleme der Produktivitätsmessung von Dienstleistungen
soll wohl letzte Zweifel beseitigen, dass in diesem Bereich Vieles nicht geht, was im
Produktionsbereich Standard ist.11 Im Fokus des Dienstleistungsmanagements
steht daher auch heute noch dominant die Frage, wie man mit qualitativ verbesser-
ten Serviceangeboten auf die Probleme und Wünsche der Kunden eingehen kann.
Die Frage, wie bestehende oder auch neue Dienstleistungen mit Produktivitäts-
steigerungen marktfähiger gemacht werden können, gerät dabei oft aus dem Blick.
8 Vgl. Engelhardt, Werner H.; Kleinaltenkamp, Michael; Reckenfelderbäumer, Martin: Leistungsbündel als Absatzobjekte. Ein Ansatz zur Überwindung der Dichotomie von Sach- und Dienstleistungen, in: ZfbF, 5/1993, S. 395-426; Bullinger, Hans-Jörg; Schreiner, Peter: Service Engineering: Ein Rahmenkonzept für die systematische Entwicklung von Dienst-leistungen, in: Bullinger, Hans-Jörg; Scheer, August-Wilhelm: Service Engineering, Berlin et al. 2003, S. 51-82; Spath, Dieter; Ganz, Walter (Hrsg.): The Future of Services: Trends and perspectives, München 2008.
9 „Das Gros der Dienstleistungen lässt sich kaum bis gar nicht organisieren.“ Ruhm, Friedrich: Neue Diagnose für Patient Dienstleistung, in: Input – Das Magazin für mehr Output (hrsg. von Czpin Consulting), Heft 01/2010, S. 1-3, hier S. 2. „Es gibt Branchen, wo Produktivitäts-zuwächse begrenzt sinnvoll sind, etwa bei Dienstleistungen.“ Tim Jackson in einem Interview mit Spiegel-Online, abgerufen am 09.09.2012. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ wachstumskritiker-wir-haben-geprasst-und-am-ende-gab-es-traenen-a-755462.html.
10 Vgl. Anderson, Eugene W.; Fornell, Claes; Rust, Roland T. (1997): Customer Satisfaction, Productivity, and Profitability: Differences Between Goods and Services, Marketing Science, 16, 2, S. 129-145.
11 Aufgrund der Einbeziehung des Kunden in den Leistungserstellungsprozess könne der Input nicht klar bestimmt und aufgrund der Komplexität von Dienstleistungen der Output noch schwieriger festgestellt werden. Vgl. RWI (Hrsg.): Potenziale des Dienstleistungssektors für Wachstum von Bruttowertschöpfung und Beschäftigung, Essen 2008, S. 21.
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8 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Schaffen Dienstleistungen aber tatsächlich andere Bedingungen für Produktivi-
tätsbemühungen als Sachleistungen? Kann der Hersteller von Windkraftanlagen
an Produktivitätsschrauben drehen, die dem Versicherer immer verschlossen blei-
ben? Ist eine von der Nachfrage gesteuerte „Pull-Produktion“ für den Arzt, der sei-
ne Patienten für eine bestimmte Zeit bestellt, wirklich schwieriger oder gar nicht
im Abgleich zu der als Vorbild geltenden Automobilindustrie zu realisieren, die
den Kundenauftrag als Steuerungsgröße nimmt? Oder gibt es bestimmte Ver-
schwendungsarten ggf. nur in der Industrie, die im Dienstleistungssektor so gar
nicht vorkommen? Bevor man sich mit stereotypen Erklärungsmustern des Typs
„Dienstleistungen schaffen Sperrbezirke für Produktivitätssteigerungen und Sach-
leistungen“ nicht abfindet und das Feld sowie die darin zu vermutenden Lernchan-
cen aufgibt, sind erst die Ursachenzusammenhänge zu klären. Das bietet für
Dienstleister echte Chancen, sich der Produktivitätsdebatte neu zu stellen. Selbst
scheinbar spezifische Dienstleister wie Krankenhäuser verlieren dann aber auch
die Chance, sich diesen Optionen mit Verweis auf die eigenen Besonderheiten zu
entziehen.
2 Sach- und Dienstleistungen: Orientierungspunkte für
die Produktivitätsdebatte?
Mit dem Glauben an die Tertiarisierung der Wirtschaft nahm die Auseinanderset-
zung mit Dienstleistungen zu. War die wissenschaftliche Debatte zunächst weitge-
hend aus einer Marketingperspektive geführt, versucht man in jüngerer Zeit auch,
das Thema Produktivität stärker zu erschließen. Produktivität ist eine klassische
betriebliche Kennzahl. Sie gilt in Unternehmen als Maßzahl für die Effizienz von
Leistungsprozessen und macht auch vor Dienstleistungen nicht halt. In der Tradi-
tion des Marketings versucht man aber, die Besonderheiten von Dienstleistungen
als Ausgangspunkt für eine Näherung an den Produktivitätsbegriff zu nehmen. Ist
Produktivität aber tatsächlich eine Frage von Sach- oder Dienstleistung? Stehen
den Sachgüterherstellern, weil sie materielle Güter produzieren, alle Möglichkeiten
zur kontinuierlichen Verbesserung ihrer Arbeitsprozesse zur Verfügung, während
Dienstleister hier nur in einem sehr begrenzten Raum agieren können? Haben die
Besonderheiten von Dienstleistungen entscheidenden Einfluss auf die Optionen
zur Produktivitätssteigerung? Sind die gängigen Abgrenzungsversuche von Sach-
und Dienstleistung überhaupt von besonderer Relevanz für eine differenzierte Be-
trachtung der Möglichkeiten und Grenzen der Produktivitätssteigerung? Diese
Fragen sind zu klären, bevor man sich an einer Produktivitätsdebatte für Dienst-
leistungen beteiligt. Wenn aber Dienstleistungen weit weniger Besonderheiten
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 9
aufweisen, die sie vom Produktbereich abgrenzen, ist der Weg geebnet, von beste-
henden Produktivitätssteigerungsroutinen zu lernen.
2.1 Zur Tragfähigkeit der Dichotomie von Sach- und Dienstleistung
Die Frage, was Sach- und Dienstleistungen unterscheidet, wird seit vielen Jahren
ebenso intensiv wie kontrovers diskutiert.12 Obwohl bei manchen Diskussionen
sogar unklar bleibt, wozu die Abgrenzungsversuche von Sach- und Dienstleistung
noch „dienen“ sollen, scheint es ein besonderes Anliegen zu sein, das heterogene
Spektrum von Leistungen zwei Leistungsarten – nämlich einerseits Sachgütern
und andererseits Dienstleistungen – zuordnen zu können. Dienstleistungen wird
dabei ein eindeutiger Platz als spezifische Leistungsart immaterieller Güter zuge-
wiesen:
Abb. 1: Systematik von Wirtschaftsgütern (Quelle: Meffert; Bruhn 2009, S. 27)
12 Vgl. Engelhardt, Werner H.; Kleinaltenkamp, Michael; Reckenfelderbäumer, Martin: Leistungsbündel als Absatzobjekte. Ein Ansatz zur Überwindung der Dichotomie von Sach- und Dienstleistungen, in: ZfbF, 5/1993, S. 395-426; Bullinger, Hans-Jörg; Schreiner, Peter: Service Engineering: Ein Rahmenkonzept für die systematische Entwicklung von Dienstleistungen, in: Bullinger, Hans-Jörg; Scheer, August-Wilhelm: Service Engineering, Berlin et al. 2003, S. 51-82; Maleri, Rudolf; Frietzsche, Ursula: Grundlagen der Dienst-leistungsproduktion, Berlin, Heidelberg 2008.
Wirtschaftsgüter
Nominalgüter Realgüter
Materielle Güter Immaterielle Güter
Dienstleistungen Arbeitsleistungen Informationen Rechte
Persönliche Dienstleistungen Automatisierte Dienstleistungen
an Objekten an Menschen an Objekten an Menschen
Ergebnis-
orientiert
Fenster-
putzer
Prozess-
orientiert
Hausüber-
wachung
Ergebnis-
orientiert
Nahverkehr
Prozess-
orientiert
Touristik
Ergebnis-
orientiert
Schuhputz-
automat
Prozess-
orientiert
Parkuhr
Schließfach
Ergebnis-
orientiert
Bank-
automat
Prozess-
orientiert
Spiel-
automat
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10 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Mit dieser Einordnung werden – insbesondere mit Blick auf die Besonderheiten,
auf deren Basis meist eine spezielle Ausrichtung des Dienstleistungsmarketings
begründet wird – Abgrenzungskriterien zu materiellen Leistungen verbunden13:
Immaterialität: Gängige Debatten setzen zunächst am Leistungsergebnis an.
Im Gegensatz zu Sachleistungen sei das Leistungsergebnis der Dienstleis-
tungsproduktion immateriell und damit nicht lager- und transportfähig. Gerne
angeführte Beispiele sind der Friseur, der die Haare nicht auf Vorrat schneiden
kann oder der Arzt, dessen Leistungen auch nicht gelagert werden können.
Über Entwürfe von Architekten in den Archiven, die Programmierung von
Spezialsoftware, die bei Bedarf eingesetzt wird, oder gespeicherte Kundenda-
ten des Marktforschungsinstituts aggregiert man dagegen gerne hinweg. In-
zwischen wird jedoch eingeräumt, dass über Trägermedien zumindest eine
teilweise Lagerbarkeit (wie etwa auch bei Musik-CDs) gewährleistet und der
Übergang zu Sachleistungen fließend ist. Auch die Transportfähigkeit von ein-
zelnen Dienstleistungen stellt kein Abgrenzungskriterium mehr dar, zumal
diese die von Sachleistungen sogar zum Teil deutlich übertrifft. So ist die
Überwindung von räumlichen Entfernungen für Spieledienstleistungen via In-
ternet in Sekunden erledigt, während die Sachleistung „Brettspiel“ von China
nach Deutschland Tage unterwegs ist. Offensichtlich kann die Immaterialität
allein nicht trennscharf zwischen unterschiedlichen Leistungstypen diskrimi-
nieren und damit auch kaum Begründungen für Produktivitätsspezifika lie-
fern. Konfrontiert man die Besonderheit „Immaterialität“ mit der Lean Pro-
duction Philosophie, scheint diese Eigenschaft gar besonders günstige – aber
auch nicht für alle Dienstleistungen geltende – Voraussetzungen zu schaffen:
Lagerhaltung und Transport werden als wichtige Verschwendungstreiber und
damit „Produktivitätskiller“ angesehen. In dieser Lesart wäre Materialität – als
vermeintliches Spezifikum von Sachleistungen – eher problematisch für die zu
erreichende Produktivität.
Einbeziehung des externen Faktors: Der Prozess der Leistungserstellung
wird bei Dienstleistungen durch die zwingende Einbeziehung des Kunden
13 Vgl. z.B. Meffert, Heribert; Bruhn, Manfred: Dienstleistungs-Marketing, 6. Aufl., Wiesbaden 2009.
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 11
selbst oder die Einbeziehung eines Objektes des Kunden charakterisiert.14 Die-
ser externe Faktor bestimmt nicht nur den Leistungsprozess, sondern auch das
Leistungsergebnis. Wenn der Patient bei der Röntgenaufnahme wackelt oder
der Kunde dem Spediteur vor dem Umzug unvollständige Angaben macht,
kann es kaum zu zufriedenstellenden Ergebnissen kommen. Doch auch diese
Besonderheit kann kaum exklusiv für Dienstleistungen reklamiert werden. So
legt der Kunde des Baugewerbes als „Prosumer“ nicht nur in der Vorleistungs-
phase das Aussehen des Sachleistungsergebnisses „Haus“ fest, sondern er ver-
ändert das Leistungsergebnis durch Interventionen oder Eigenleistungen wäh-
rend der Leistungserstellung und das Grundstück (als Objekt des Kunden) be-
einflusst ebenfalls das Ergebnis. IKEA hat die Integration des Kunden in den
Produktionsprozess von Möbeln sogar zum Geschäftsmodell gemacht und Au-
tomobilhersteller beziehen den Käufer inzwischen in die Produktionsvorberei-
tung ein, indem sie die modulare Zusammenstellung des Autos ihren Kunden
überlassen. Diese Einbeziehung des Kunden ist gerade eines der prägenden
Elemente einer nachfragegesteuerten Pull-Produktion, die Überproduktion,
Lagerbestände, Wartezeiten etc. reduzieren bzw. vermeiden soll. Also auch
hier scheinen für Dienstleister, denen die Einbeziehung des externen Faktors
als konstitutives Merkmal zugeschrieben wird, günstige Bedingungen für pro-
duktives Arbeiten zu bestehen.
Bereitstellungsleistung: Die Wendung, dass die diskutierten Besonderhei-
ten eher günstige Voraussetzungen für Verschwendungsvermeidung und da-
mit Produktivitätssteigerungen schaffen, ließe sich ausräumen, wenn man dem
Argument folgt, dass die Immaterialität und Einbeziehung des externen Fak-
tors – die aber auch bei Sachleistungen gelten – eine besonders ausgeprägte,
produktivitätszehrende Bereitstellungsleistung voraussetzen würden. Weil die
Endleistung nicht vorproduziert und gelagert, sondern erst in der Interaktion
14 „Dienstleistungen implizieren im Gegensatz zur Produktion zahlreiche Aspekte der Kommunikation und der Kooperation mit dem sog. »externen Faktor« Kunde während des integrativen Leistungserstellungsprozesses. In der Produktion erfolgt die Arbeit relativ unbeeinflusst von externen Faktoren (Autonomie der Produktion), in der Dienstleistung reicht der Einfluss des externen Faktors unterschiedlich weit in den Arbeitsprozess hinein (Heteronomie der Dienstleistung). (...) Im autonomen Anteil der Dienstleistung kann durch Prozessverbesserungen (»lean management of processes«) die Wertschöpfung erhöht werden, im heteronomen Bereich der Ressourcenbereitstellung für den Dienstleister kann durch verbesserte Kommunikativität (Informations- und Emotionsverarbeitung: lean management of relations) Wertschöpfung betrieben werden.“ Strategische Partnerschaft Produktivität von Dienstleistungen (Hrsg.): Produktivitätsszenarien des Arbeitskreises Produktivität von Dienstleistungsarbeit, Ausgabe Juni 2012, S. 1 f. http://www.service-productivity.de/wp-content/uploads/2010/03/Produktivit%C3%A4tsszenario-DLArbeit_Entwrf_V_120705_V2. pdf, abgerufen am 03.09.2012.
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12 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
mit dem externen Faktor erbracht werden kann, muss eine „permanente“ Leis-
tungsbereitschaft mit entsprechenden Vorhaltekosten gesichert werden. Die-
ser Potenzialdimension wird bei der Abgrenzung von Sach- und Dienstleistun-
gen ebenfalls eine zentrale Rolle zugewiesen. Aus einer Marketingsicht getrie-
ben soll zudem die Bereitstellungsleistung in Ermangelung einer direkten Be-
urteilbarkeit des Leistungsergebnisses durch den Kunden vor der Leistungser-
stellung eine Art Ersatzfunktion für die Kompetenzbewertung des Dienstleis-
ters übernehmen. Selbst wenn aus dieser Perspektive der Bereitstellungsleis-
tung eine andere Rolle zukommt, kann für Produktivitätsüberlegungen kaum
von Unterschieden zum Sachleistungsbereich ausgegangen werden. Ob es um
Banken, Krankenhäuser, Stahlwerke oder Raffinerien geht, jeder Anbieter von
Sach- oder Dienstleistungen braucht entsprechende Bereitstellungsleistungen
und die Vorhaltekosten unausgelasteter Stahlwerke wirken genauso produkti-
vitätshemmend wie die von unausgelasteten Krankenhäusern. Auch diese Ab-
grenzungsebene schafft keine Exklusivität für Dienstleistungen und kann mit-
hin die Schlussfolgerung nicht relativieren, dass die für den Dienstleistungs-
sektor reklamierten Faktoren „Immaterialität“ und „Einbeziehung des exter-
nen Faktors“ im Sinne der Lean Production Philosophie eher günstige Bedin-
gungen für produktivitätssteigernde Maßnahmen liefern.
Akzeptiert man vor diesem Hintergrund, dass die im Dienstleistungsmanagement
diskutierten Besonderheiten weder für alle Dienstleistungen gelten15, noch exklu-
siv für diesen Wirtschaftsbereich sind, sondern mitunter auch treffend die Sachgü-
terproduktion beschreiben, stellt sich die Frage, ob es überhaupt zweckmäßig ist,
sich auf dem Weg zu produktiveren Dienstleistungsprozessen auf diese Besonder-
heiten zu konzentrieren. Warum sollten die im Dienstleistungsmanagement vor
dem Hintergrund ganz anderer Fragestellungen entstandenen potenzial-, prozess-
und ergebnisorientierten Abgrenzungsversuche auch die wichtigsten Kriterien für
eine differenzierte Diskussion der Möglichkeiten und Grenzen der Produktivitäts-
steigerung liefern? Hierfür lassen sich kaum mehr stichhaltige Argumente finden.
15 Zu denken ist hier bspw. an „Informationsdienstleistungen“, die von (internen) „Dienst-leistern“ wie Marktforschern, Controllern oder sonstigen „Informationsbrokern“ ohne Auftrag oder Kenntnis der Verwertungszusammenhänge erstellt werden und im Ergebnis an den Bedürfnissen der Adressaten vorbeigehen. Obwohl umgangssprachlich als Dienstleistungen bezeichnet und als solche auch in der amtlichen Statistik geführt, erfüllen diese zwar das konstitutive Merkmal der „Immaterialität“, das der „Kundenintegration“ jedoch nicht. Zum Problem der Überproduktion von Dienstleistungen vgl. Kerka, Friedrich; Nottmeier, Stephan: Produzieren im (Über-)Fluss – Was können Dienstleister zur Vermeidung von Überproduk-tion und Überinformation von der japanischen Lean Production Philosophie lernen? In: Krie-gesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 251, i.V.
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 13
Ernst nehmen muss man aber, dass die Produktivitätsbemühungen nicht für jeden
Leistungsprozess gleich sind. Es erscheint intuitiv plausibel, dass der Handwerker,
der bei unterschiedlichen Kunden an unterschiedlichen Orten und jeweils spezifi-
schen Bedingungen andere Voraussetzungen für Produktivitätssteigerungen hat,
als der Hersteller von Steinwollmatten, der in seiner Produktion stabile Bedingun-
gen schaffen kann.
Um aber nicht weitere Versuche zu unternehmen, die Dichotomie zwischen Sach-
und Dienstleistungen mit neuen Abgrenzungskriterien zu retten, wird der Frage
nachgegangen, wodurch sich – unabhängig von einer Zuordnung zu Sach- oder
Dienstleistungen – Leistungsprozesse auszeichnen, die aufgrund ihrer speziellen
Charakteristika unterschiedliche Ausgangsbedingungen für Produktivitätssteige-
rungen liefern. Dieser Zugang ermöglicht es, Ansatzpunkte zu identifizieren, die
sich im Produktionsbereich zur Produktivitätssteigerung bewährt haben, und auf
Wirtschaftsbereiche mit ähnlichen Bedingungen zu übertragen, die dem Dienst-
leistungssektor zugeordnet werden. Mit diesem Ansatz verdient Porsche-
Consulting gar sein Geld, indem das Unternehmen sein Know-how in der Umset-
zung von Lean Production Ansätzen aus der eigenen Produktion inzwischen er-
folgreich auch auf Dienstleistungsunternehmen übertragen hat, ohne dabei durch
vermeintliche Besonderheiten in diesen Wirtschaftsbereichen behindert worden zu
sein.
2.2 Auf der Suche nach den „produktivitätsbestimmenden Prozess-
charakteristika“
Lässt man sich also auf die Einsicht ein, dass die Produktivität von Dienstleistun-
gen keinesfalls nur und wahrscheinlich noch nicht einmal in besonderem Maße
von den Charakteristika der Bereitstellungsleistung, der Integration des Kunden in
den Leistungserstellungsprozess oder der Immaterialität des Leistungsergebnisses
von Dienstleistungen abhängt, kann man sich der Frage nähern, was die grundle-
genden produktivitätsbestimmenden Faktoren sind und wie sie sich in der Praxis
konkretisieren.
2.2.1 Die Bedingungen für Produktivitätssteigerungen bei Sach- und
Dienstleistungen – Ein Strukturierungsrahmen
Will man die Bedingungen zur Produktivitätssteigerung strukturieren, muss man
sich zunächst mit dem Produktivitätskonstrukt auseinandersetzen. Produktivität
erfasst das Verhältnis von Input zu Output und konkretisiert sich in Teilprodukti-
vitäten wie Arbeitsproduktivität, Materialproduktivität, Kapitalproduktivität etc.
![Page 17: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/17.jpg)
14 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Ganz allgemein ausgedrückt bildet Produktivität damit nichts anderes als eine
Ziel-Mittel-Beziehung ab:
Der Input repräsentiert die im Leistungserstellungsprozess eingesetzten Mittel
und
der Output das angestrebte Ziel bzw. das im Leistungsvereinbarungsprozess
vereinbarte Ergebnis.
Abb. 2: Produktivität als Konstrukt von Ziel-Mittel-Beziehungen
Schematisch ergeben sich damit aus dem Produktivitätskonstrukt zwei Stell-
schrauben zur Produktivitätssteigerung:
Verbesserung des Input/Output-Verhältnisses über die Veränderung des In-
puts oder
Verbesserung des Input/Output-Verhältnisses über die Veränderung des Out-
puts.
Allerdings darf man aus dieser Produktivitätsbetrachtung keine allzu schlichten
Implikationen für wirtschaftlichen Erfolg ableiten. Zwar steigt die Produktivität,
wenn man mit gegebenem Mitteleinsatz eine höhere Leistungsmenge erstellen
kann. Was aber, wenn diese Leistungsmenge nicht (sofort) absetzbar ist, wenn
Leistungen m.a.W. über Bedarf produziert werden? Dann hat man produktiv das
Falsche gemacht, war zwar effizient aber nicht effektiv. Nicht (sofort) absetzbare
PROZESSZIELE/ERGEBNISSE
Output
ZIE
LE
RR
EIC
HU
NG
S-/
LE
IST
UN
GS
PR
OZ
ES
S
Inp
ut
Produktivität < 1
Produktivität > 1
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 15
Leistungsmengen erzeugen dann Lagerhaltungskosten, verursachen zusätzlichen
Handlingaufwand und führen zu erheblicher Kapitalbindung. Das Beispiel macht
deutlich, dass man Produktivität in komplexeren Zusammenhängen denken muss.
Die Lean Production Philosophie, die die Produktivitätsdebatte um die Konstrukte
„Verschwendung“ und „Wertschöpfung“ erweitert, fängt diese Zusammenhänge
ein, indem der Blick sowohl für den Mitteleinsatz als auch für das Leistungsergeb-
nis auf das gelenkt wird, wofür der (interne) Kunde bereit ist, zu zahlen. Die Pro-
duktivität ist entsprechend immer in diesem Zusammenhang zu sehen.
Letztlich bleibt aber, dass die Analyse der Bedingungen, unter denen Produktivi-
tätssteigerungen stattfinden können, am Input und/oder Output resp. an dem
Leistungserstellungsprozess sowie an dem vorgelagerten Prozess der Leistungs-
vereinbarung ansetzen müssen. Konkrete Ansatzpunkte für Produktivitätssteige-
rungen sind auf die spezifischen Produktionsbedingungen und nicht auf dichotom
diskutierte Wirtschaftszweige abzustimmen. Wie aber lassen sich die Bedingungen
weiter präzisieren, auf die produktivitätssteigernde Maßnahmen auszurichten
sind? Hinterfragt man, auf welche Charakteristika wirksame Maßnahmen zur Pro-
duktivitätssteigerung eingehen, ergeben sich jenseits der im Dienstleistungsma-
nagement bevorzugt diskutierten Prozessbesonderheiten weitergehende Anhalts-
punkte:
Zur Vermeidung von Überproduktion, die auf einer stark schwankenden und
im Vorfeld nicht planbaren Nachfrage basiert, haben zahlreiche Unternehmen
des produzierenden Gewerbes ihre angebotsorientierte Produktion auf Vorrat
durch eine pull-orientierte Fertigung ersetzt. Mit Maßnahmen wie „schnelle
Umrüstung“ zur Realisierung kleiner Lose oder „Supermarktkonzepten“ für
die Materialversorgung vor Ort steuern sie den Leistungserstellungsprozess,
um die erforderliche Flexibilität für eine mit der Nachfrage synchronisierte
Produktion zu schaffen.
Zur Vermeidung von Fehleingaben durch den Kunden bei Bestellungen via
Internet werden definierte Eingabefelder vorgegeben. Wenn Felder nicht oder
nicht vollständig bzw. fehlerhaft ausgefüllt werden, wird der Leistungsverein-
barungsprozess sofort gestoppt, um in der Folge keine Fehlleistungen zu pro-
duzieren.
Für Sanierungsaufträge in Altbauten, bei denen unvorhergesehene Störungen
etwa aufgrund maroder Mauerwerke oder nicht bekannter Leitungsverläufe
entstehen können, werden alternative Materialien und Werkzeuge mit auf die
Baustelle genommen, um schnell auf die unterschiedlichen Gegebenheiten re-
agieren zu können.
![Page 19: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/19.jpg)
16 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Was ist diesen Beispielen, die sich noch erweitern ließen, gemein? Was vereint die
Bedingungen, an denen die produktivitätssteigernden Maßnahmen ansetzen? Ex-
trahiert man, was diesen exemplarischen Ansätzen gemein ist, wird deutlich, dass
sie auf die Reduktion von Unsicherheiten abheben, die sich
auf der Ebene der Leistungsergebnisse bzw. -ziele (z.B. unsichere Nachfrage-
mengen und -zeitpunkte) sowie
auf der Ebene der Leistungsprozesse selbst (z.B. unklare, nicht reproduzierba-
re Prozesse)
konkretisieren. Mit der Ausprägung von Unsicherheiten auf diesen beiden Ebenen
variieren auch die Möglichkeiten und Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung.
Idealtypisch können auf dieser Basis vier Bedingungskonstellationen als Grenzfälle
für reale Prozesse der Leistungserbringung konstruiert werden, die mit völlig un-
terschiedlichen Möglichkeiten und Grenzen der Produktivitätssteigerung einher-
gehen:
Abb. 3: Strukturierungsrahmen für Bedingungskonstellationen der Produktivi-
tätssteigerung
Prozesstyp 1: Arbeiten unter vollständiger Unsicherheit über die Ziele und Mittel
Beim Prozesstyp 1 ist bei Beginn der Arbeiten völlig unklar, was am Ende das Pro-
zessergebnis sein könnte. In dieser Situation der Unsicherheit ist das Arbeiten
PROZESSZIELE/ERGEBNISSE
Unsicherheit hochgering
ZIE
LE
RR
EIC
HU
NG
S-/
LE
IST
UN
GS
ER
ST
EL
LU
NG
SP
RO
ZE
SS
Un
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he
rhe
itg
eri
ng
ho
ch
Prozess-
typ 2
Prozess-
typ 1
Prozess-
typ 3
Prozess-
typ 4
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 17
durch Experimentieren mit vielen Fehlversuchen geprägt. Grundlagenforschung
ohne konkrete wirtschaftliche Verwertungsabsichten ist das wohl prägnanteste
Beispiel für Arbeit, die nicht auf „smarte“ Ziele ausgerichtet ist, d.h. keinem ein-
deutigen Zielkatalog folgt und auch auf kein klares Maßnahmenbündel und sicher
abschätzbaren Mitteleinsatz zur Zielerreichung abstellen kann.
Prozesstyp 2: Hochstandardisierte Arbeit unter Sicherheit
Der (zweckfreien) Grundlagenforschung steht der Prozesstyp 2 gegenüber. Er
zeichnet sich dadurch aus, dass hier sowohl die Prozessziele als auch die Mittel
und Wege zur Erreichung dieser Ziele bekannt sind. Weil unter solchen Bedingun-
gen nicht nur klar ist, welche Sach- oder Dienstleistungen in welcher Qualität zu
welchem Zeitpunkt in welcher Menge abgesetzt werden können, besteht die Mög-
lichkeit, die Fragen, wer was in welcher Reihenfolge mit welchen Hilfsmitteln zu
tun und zu unterlassen hat, unter stabilen Rahmenbedingungen zu klären und alle
Optimierungsreserven zu erschließen. Hochstandardisierte, über Jahre eingeübte,
fehlerfreie Routinen sind das Ergebnis höchster Wiederholanteile, die in dieser
Form nur unter stabilen Rahmenbedingungen resp. dem theoretischen Grenzfall
der „vollständigen Sicherheit“ möglich sind.
Prozesstyp 3: Unklare Ziele auf bekannten Lösungswegen verfolgen
Prozesstyp 3 beschreibt Bedingungen, unter denen das Wissen über die Nachfra-
geseite der zentrale Engpass für den Leistungserstellungsprozess ist. Der eigentli-
chen Leistungserbringung ist immer eine Phase der Vororientierung und Spezifi-
kation der Leistungsziele für den Kunden vorgelagert. Sind die Anforderungen an
die Problemlösung geklärt, verfügt der Sach- und/oder Dienstleistungsanbieter im
Grenzfall über klare Vorstellungen und Möglichkeiten für die Leistungserstellung.
Produktivitätsverluste treten beim Prozesstyp 3 insbesondere dann auf, wenn das
Kundenproblem als zentrale Orientierungsgröße für das Abstimmen einer passfä-
higen Problemlösung falsch verstanden oder zu spät (erst nach dem Wettbewer-
ber) erkannt wird. Dann wird ggf. effizient die falsche Leistung erstellt.
Prozesstyp 4: Auf der Suche nach Lösungen für ein bekanntes Problem
Anders als beim Prozesstyp 3 sind im vierten Fall nicht die zu lösenden Probleme
unklar, sondern werden Problemlösungen für bekannte Probleme gesucht. Im ide-
altypischen Fall liegen dabei beim Beginn der Arbeit bereits alle erforderlichen
Informationen über das gewünschte Prozessergebnis vor, allerdings ist hier – im
Gegensatz zu Prozesstyp 3 – auf der Basis des bisher im Unternehmen verfügbaren
Problemlösungswissens noch unklar, auf welchen Wegen ein überzeugendes Er-
gebnis erreicht werden kann oder ob die Arbeit überhaupt von Erfolg gekrönt sein
![Page 21: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/21.jpg)
18 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
wird. Vergleichbar zur Grundlagenforschung ist das Arbeiten auch hier von hoher
Unsicherheit geprägt. Da aber zumindest klar ist, welches Problem gelöst werden
soll, kann die Suche nach Problemlösungsideen gezielter angegangen werden.
2.2.2 Von der Beschreibung von Idealtypen zur Charakterisierung
von Realtypen des (un-)produktiven Arbeitens
Die vier skizzierten Prozesstypen beschreiben extreme Ausgangsbedingungen für
die Erschließung von Produktivitätsreserven. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass
die Prozessziele bzw. -ergebnisse und/oder der Weg dorthin völlig (un-)klar bzw.
(un-)sicher sind. Die vier Prozesstypen und die zugrundliegenden Prozessbeson-
derheiten spannen den Raum auf, in dem sich die komplexe Realität abspielt.
Widmet man sich diesem „Graubereich“, wird schnell klar, dass sich alle Realtypen
von den Idealtypen darin unterscheiden, dass die jeweilige „Ziel-Mittel-Situation“
nicht den Extremfällen „vollständiger Unsicherheit“ oder aber „vollständiger Si-
cherheit“ entspricht.
Jenseits eklektischer Auflistungen kann die branchenübergreifende Suche nach
produktivitätsrelevanten Prozessbedingungen bzw. -charakteristika jetzt struktu-
riert angegangen werden. Was macht die Prozessziele bzw. -ergebnisse und den
Weg dorthin im Einzelnen unbekannt oder unsicher? Die Kenntnis dieser Zusam-
menhänge ermöglicht es, von unter spezifischen Unsicherheitsbedingungen be-
währten Lösungsprinzipien zu lernen und die Übertragbarkeit auf andere Bran-
chen resp. die Dienstleistungswirtschaft auszuloten.
![Page 22: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/22.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 19
Abb. 4: Modell zur Charakterisierung von Realtypen des (un-)produktiven Ar-
beitens
Will man die möglichen Ursachen von Unsicherheiten, unter denen der Leistungs-
prozess abläuft bzw. die für das Leistungsergebnis bestehen, strukturieren und
damit die Ansatzpunkte für produktivitätssteigernde Maßnahmen systematisieren,
eignet sich ein Unternehmens-Umfeld-Modell. Damit kann ein Raum aufgemacht
werden, in dem man Unsicherheiten nach Ursachenkomplexen strukturiert:
Im unternehmensinternen Bereich können Unsicherheiten ihre Ursachen in
personellen (z.B. Fehlbedienung), organisatorischen (ungeklärte Zuständigkei-
ten) oder technischen (störanfällige Maschinen) Faktoren haben.
Im unternehmensexternen Bereich kommen als Suchfelder für Unsicherheiten
Faktoren im aufgabenspezifischen Umfeld, das sich auf die Geschäftsfelder des
Unternehmens bezieht (z.B. unkalkulierbare Nachfrageschwankungen) und im
globalen Umfeld, das darüber hinausgehende Einflussfaktoren für die Unter-
nehmensentwicklung umfasst (z.B. Nachfrageeinbruch durch Substitutions-
produkte), in Betracht.
Nimmt man diesen Rahmen zur Strukturierung intern sowie extern bedingter Un-
sicherheiten im Leistungsvereinbarungs- und Leistungserstellungsprozess, wird
schnell klar, dass die im Dienstleistungsmanagement bevorzugt diskutierten Be-
sonderheiten der Dienstleistungsproduktion nur Ausschnitte der realen Probleme
1. Was ist an den Prozesszielen
unsicher oder unbekannt?
2. Was ist an den Mitteln
und Wegen zur
Zielerreichung unsicher
oder unbekannt?
Wie kann man mit diesen Problemen umgehen und
die Produktivität erhöhen?
PROZESSZIELE/ERGEBNISSE
Unsicherheit hochgering
ZIE
LE
RR
EIC
HU
NG
S-/
UM
SE
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UN
GS
PR
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itg
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ho
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Prozess-
Typ 2
Prozess-
typ 1
Prozess-
typ 3
Prozess-
typ 4
?
![Page 23: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/23.jpg)
20 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
(un-)produktiven Arbeitens einfangen. Das Spektrum der Herausforderungen ist
weitaus facettenreicher, wie bereits einige Beispiele illustrieren:
Abb. 5: Intern und extern bedingte Unsicherheiten
Nachfrageschwankungen als Produktivitätsproblem
Orientiert man sich zunächst an der Nachfrage als extern determinierte Einfluss-
größe auf das Prozessziel bzw. -ergebnis, wird schnell deutlich, dass die Probleme
unproduktiven Arbeitens bereits im Vorfeld der (Dienst-)Leistungserstellung be-
ginnen. Nicht vorhersehbare Nachfrageschwankungen führen in der Praxis schnell
dazu, dass die Produktionsziele von gestern nicht mehr mit den Absatzmöglichkei-
ten von morgen übereinstimmen – Pläne also schnell obsolet werden. Hält man in
solchen Situationen dennoch an den ursprünglichen Zielen fest, handelt man sich
Probleme der Überproduktion von (Vor-)Leistungen mit hohen Lagerbeständen
und Kapitalbindungskosten ein. Zwar ist aus Sicht vieler Anbieter von Sachgütern
oder Dienstleistungen oftmals klar, welche Leistungen in welcher Qualität produ-
ziert werden sollen, aber es liegen eben häufig nicht weit im Voraus Informationen
darüber vor, welche Produktionsmengen bis zu welchem Zeitpunkt am Markt ab-
gesetzt werden können. In der Produktionswirtschaft reagierte man in vielen
Branchen mit einem Übergang von der „Push-“ zur „Pull-Produktion“, um die pro-
duktivitätshemmenden Unsicherheiten besser beherrschen zu können. Die Ausei-
nandersetzung mit den Bedingungen, die ein derartiges Vorgehen zulassen, öffnet
Unsicherheit
PROZESSZIELE/
ERGEBNISSE
hochgering
ZIELERREICHUNGS-/
LEISTUNGSERSTELLUNGSPROZESS
Unsicherheit hochgering
Personell bedingte Unsicherheiten
Technisch bedingte Unsicherheiten
Organisatorisch bedingte
Unsicherheiten
INTERN BEDINGTE UNSICHERHEITEN
EXTERN BEDINGTE UNSICHERHEITEN
Unsicherheiten im
aufgabenspezifischen Umfeld
Unsicherheiten im globalen Umfeld
Nachfrage-
schwankungen
Hoch
und nicht
vorher-
sehbar
Gering
oder
vorher-
sehbar
Prozesstyp A
Störfaktoren
am Arbeitsort
Viele
und/oder
unkontrollier-
bar
Keine
oder
kontrollier-
bar
Prozesstyp B
![Page 24: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/24.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 21
– unabhängig davon, ob man sich zur Produktions- oder Dienstleistungswirtschaft
zählt – den Weg zur Produktivitätssteigerung.
Der Kunde als unkalkulierbare Störgröße oder Produktivitätsre-
serve
Im Dienstleistungsmanagement wird immer wieder die besondere Bedeutung des
Kunden betont. Qualität und Kosten der Leistungserbringung würden im Gegen-
satz zur Sachleistungsproduktion vor allem von der Kompetenz des Kunden
und/oder der Qualität des Objektes des Kunden bestimmt. Beispiele für diese Ab-
hängigkeit sind schnell gefunden: So hängt das Ergebnis und der Ablauf des Fri-
seurbesuchs nicht nur von der Kompetenz des Friseurs, sondern auch von dem
„Zustand des Kunden“ ab und wird bspw. auch das Ergebnis und der Fortschritt
eines Beratungsprojektes im Wesentlichen von der Fähigkeit und Bereitschaft der
Fach- und Führungskräfte in den Kern- und Steuerungsteams bestimmt. Der Kun-
de kann sowohl während der Leistungserstellung als auch in der vorgelagerten
Phase der Leistungsvereinbarung unkalkulierbare Störgröße aber auch Produktivi-
tätsreserve sein. Bringt der Kunde bspw. das zu reparierende Auto nicht zum ver-
einbarten Zeitpunkt in der Werkstatt vorbei oder hat er am Telefon Mängel ver-
schwiegen, entstehen neben Leerlaufzeiten weitere unnötige Arbeiten wie die er-
neute Terminvereinbarung und Auftragserteilung, die nur verhindert werden kön-
nen, wenn sich Anbieter auf ihrer Kunden verlassen können. Je höher der Integra-
tionsgrad des Kunden, desto größer sind die Möglichkeiten, die Prozessziele
und/oder die gemeinsame Leistungserstellung abzustimmen, desto größer ist aber
auch die Gefahr von (überraschenden) Änderungen des Prozessergebnisses bspw.
durch Nachträge in der Umsetzungsphase.
Arbeiten unter erschwerten Bedingungen – Wie der Arbeitsort die
Produktivität bestimmt
Hochgradig praxisrelevant für die Diskussion der Möglichkeiten und Grenzen der
Produktivitätsförderung im Umsetzungsprozess sind Einflussfaktoren, die im Zu-
sammenhang mit dem Arbeitsort stehen. Immer dann, wenn Sach- oder Dienst-
leistungen nicht in der eigenen Produktionshalle oder im eigenen Büro, sondern
„vor Ort“ beim Kunden oder auf der Baustelle zu erbringen sind, kommen häufig
nicht oder nur bedingt beeinflussbare Bedingungen auf die Prozessbeteiligten zu.
Der im Vorhinein ggf. sogar gut geplante Prozess wird durch schlechtes Wetter,
Staus oder ungünstige Voraussetzungen beim Kunden gestört. Flexibilität ist daher
unter solchen Bedingungen gefragt. Auch kurzfristiges Umdenken kann jedoch
nicht verhindern, dass die Produktivität sinkt. In der Sachgüterproduktion haben
manche Anbieter aus diesen Unsicherheiten während der Leistungserbringung
![Page 25: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/25.jpg)
22 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
„vor Ort“ Konsequenzen gezogen und den Vorfertigungsgrad ihrer Produkte er-
höht. Leistungen, die bisher auf der Baustelle erbracht worden sind, werden dabei
in einem ganz anderen Sinne „ingesourct“ und unter stabilen bzw. kontrollierbaren
Bedingungen erbracht.
Jenseits der Zusammenarbeit mit dem Kunden – Was macht Wert-
schöpfungspartnerschaften (un-)produktiv?
Aufgrund der Marketinghistorie des Dienstleistungsmanagements wird der Erfolg
der Dienstleistungsarbeit häufig isoliert an der Zusammenarbeit mit den Kunden
festgemacht. Unternehmen sind jedoch weder bei der Sachgüter- noch in der
Dienstleistungsproduktion „frei schwebende Gebilde“, die allein mit ihren Kunden
zusammenarbeiten. Sie sind vielmehr Bestandteil einer zumeist komplexen Wert-
schöpfungskette mit vor-, neben- und nachgelagerten Akteuren. Der Erfolg beim
Kunden hängt nicht allein von den eigenen Sach- oder Dienstleistungen, sondern
auch von den Leistungen der eigenen Zulieferer sowie der Zulieferer des Kunden
ab, und wird nicht nur von den Wünschen und Bedürfnissen des Kunden, sondern
auch der des Kunden des Kunden beeinflusst etc. Fallen Glieder in der Wertschöp-
fungskette aus, hat beispielsweise der Lieferant Probleme, die bestellten Teile zu
liefern, stockt die eigene Sach- oder Dienstleistungsproduktion und die Produktivi-
tät sinkt. Der Erfolg basiert auf einem aufeinander abgestimmten, störungs- bzw.
fehlerfreien, häufig über Jahre eingeübten Zusammenspiel der unterschiedlichen
Marktpartner und Akteure für die Wertschöpfungsproduktion.
Die Beispiele zeigen, dass es durchaus lohnenswert ist, sich intensiver mit den
„produktivitätsbestimmenden Prozesscharakteristika“, unterschiedlichen Prozess-
typen und problemspezifischen Lösungsansätzen zu beschäftigen. Optionen zur
Produktivitätssteigerung sind nicht schicksalhaft mit der Zugehörigkeit zu einem
Wirtschaftsbereich verbunden. Ausgehend von bewährten Lösungen zur Produkti-
vitätssteigerung, die auf spezifische Bedingungen auf der Ebene des Leistungspro-
zesses oder des Leistungsergebnisses abheben, lassen sich vielmehr für Dienstleis-
tungen, die mit vergleichbaren Bedingungen konfrontiert sind, echte Lerneffekte
erzielen.
3 Die Überwindung der Dichotomie von Sach- und
Dienstleistungen schafft Lernchancen zur Produktivi-
tätssteigerung
Der Druck zur Produktivitätssteigerung macht heute vor keinem Wirtschaftsbe-
reich halt. Ob produzierendes Gewerbe oder Dienstleistungswirtschaft, in jedem
Unternehmen sucht man nach Wegen, den Mitteleinsatz zu senken oder das Leis-
![Page 26: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/26.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 23
tungsergebnis zu steigern. Mit Ansätzen des Lean Production Managements haben
progressive Unternehmen schon vor Jahren Erfolge unter Bedingungen erzielt, die
lange Zeit als unter Produktivitätsgesichtspunkten weitgehend ausgereizt galten.
Die „angebotsgetriebene“ Produktion schien nach betriebswirtschaftlichen Ein-
sichten („Economies of Scale“) unabänderlich. Eine Serienfertigung mit möglichst
geringen Umrüstvorgängen wurde als alternativlos eingeschätzt. Ähnliche „Exklu-
sivität“ wird oft auch für Dienstleister reklamiert. Die Besonderheiten von Dienst-
leistungen versperren viele Wege zur Produktivitätssteigerung, die dem produzie-
renden Gewerbe offen stehen – so die häufig vertretene Auffassung. Die in diesem
Beitrag entwickelte Strukturierung des Feldes macht aber deutlich, dass Ver-
schwendung als Gegenkraft zur Produktivität in vielen Fällen unabhängig von der
Zuordnung zu speziellen Wirtschaftssektoren auftaucht. Die Produktivität von
Dienstleistungen hängt m.a.W. zwar auch, aber nicht nur oder insbesondere von
den Dienstleistungsbesonderheiten ab:
So kommt es nicht nur bei Automobilherstellern zu Überproduktion, sondern
auch in Wohnungsunternehmen, wenn entsprechende Leerstände entstehen,
drücken Lagerbestände in der Raffinerie genauso auf die Produktivität wie im
Krankenhaus oder
führt Nachbearbeitung beim Maschinenbauer wie beim Friseur zu erhöhtem
Ressourceneinsatz.
Die Beispiele illustrieren, dass es weniger um eine Exklusivität von Verschwen-
dungsarten für einen Wirtschaftsbereich, sondern wohl eher um spezifische Be-
dingungen im Leistungsvereinbarungs- sowie im Leistungserstellungsprozess geht,
die ursächlich für unproduktives Arbeiten sind. Überbetonte Unterschiede zwi-
schen Sach- und Dienstleistungen und vernachlässigte Gemeinsamkeiten verstel-
len den Blick für Produktivitätssteigerungen. Wenn Verschwendungsarten und
-ursachen als Prozesscharakteristika übereinstimmen, eröffnen sich aber Lernpo-
tenziale von in der Produktion bewährten Prinzipien zur Vermeidung von Ver-
schwendung, die für den Dienstleistungsbereich erschlossen werden können. Das
heißt, dass die Suche nach Gemeinsamkeiten statt der Betonung vermeintlicher
Unterschiede echte Chancen für die Produktivitätsdebatte im Dienstleistungsbe-
reich liefert – und genau die gilt es zu erschließen. Was kann man im Krankenhaus
von der Automobilindustrie lernen? Diese Frage virulent zu machen, bringt weit
mehr in Sachen Produktivität, als sich im Definitorischen zu verstricken. Wer da-
ran interessiert ist, Leistungen produktiver als bisher zu erbringen, sollte sich da-
![Page 27: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/27.jpg)
24 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
bei intensiver damit beschäftigen, die Fitness seiner Fach- und Führungskräfte in
den vier Disziplinen verschwendungsarmen Arbeitens zu erhöhen.16
Wichtigste Voraussetzung und kritischer Erfolgsfaktor sind dabei sicher die
Fähigkeit und Bereitschaft, bestehende aber oft nicht bewährte Arbeitsabläufe
bewusst in Frage zu stellen. Das Erkennen oder Entdecken von Verschwen-
dung ist „die“ Grundlage von Prozessen zur Verbesserung des Status quo.
Unnötige Verschwendung zu entdecken, ist jedoch auch nur ein Bestandteil
eines Prozesses, der weit mehr umfasst. Ohne Kenntnis der Verschwendungs-
ursachen und -folgen neigt man so bspw. schnell zu Kurzschlüssen und ist
kaum in der Lage, sein Engagement auf wichtige Themen zur Produktivitäts-
steigerung zu konzentrieren. Die Analyse der Verschwendungsursachen und
-folgen gehört daher immer zu kontinuierlichen Verbesserungsprozessen dazu.
An die Klärung der Ursachen und Folgen verschwenderischen Arbeitens
schließen sich die Aufgaben der Entwicklung, Bewertung und Auswahl von
Verbesserungsvorschlägen an. Neben intuitiven, „auf der Hand“ liegenden An-
satzpunkten zur Produktivitätssteigerung kann hier auf bewährtes Gestal-
tungswissen zur Verbesserung des Status quo zurückgegriffen werden.17 Dabei
ist jedoch immer auch zu überprüfen, inwieweit eine Umsetzung in der spezifi-
schen Situation möglich ist und ob der Umsetzungsaufwand in einem aus-
sichtsreichen Verhältnis zum Verbesserungspotenzial steht.
Verbesserungsvorschläge sind schnell gemacht. Wenn aus guten Vorsätzen
aber reales Handeln werden soll, benötigt man Fach- und Führungskräfte, die
sich für die Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen einsetzen und Verant-
wortung übernehmen. Zum kontinuierlichen Verbesserungsprozess gehören
auch das Lernen aus Erfahrungen insbesondere aus Fehlern sowie der umset-
zungsbegleitende Erfahrungstransfer an Mitarbeiter, die mit gleichen oder
ähnlichen Problemen konfrontiert sind.
16 Vgl. Kerka, Friedrich (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmerischen Ideen- und Innovationsmanagement – weniger Innovationsaktionismus wäre mehr, Bochum 2011.
17 Vgl. Kerka, Friedrich; Nottmeier, Stephan: Produzieren im (Über-)Fluss – Was können Dienstleister zur Vermeidung von Überproduktion und Überinformation von der japanischen Lean Production Philosophie lernen? In: Kriegesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung, No. 251, i.V.; Kerka, Friedrich; Albers, Sebastian: Produzieren mit geringen Beständen – Was können Dienstleister von der Lean Production Philosophie lernen? In: Kriegesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innova-tionsforschung, No. 252, i.V.; Kerka, Friedrich; Knickmeier, Alexander: Lean Production Management zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Wie Dienstleister Unterauslastungs- und Überbelastungsprobleme (nicht) vermeiden können, in: Kriegesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung, No. 253, i.V.
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IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 25
Nimmt man die skizzierten Aufgabenbereiche, wird deutlich, dass es bei der Er-
schließung von Potenzialen zur Produktivitätssteigerung nicht um Abgrenzungs-
versuche der eigenen Besonderheiten zum Rest der Wirtschaft geht, sondern da-
rum, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess auf den Weg zu bringen und
die Mitarbeiter für ein verschwendungsarmes Arbeiten zu aktivieren. Das ist weit
mehr, als manche „Prozessdokumentierer“ (Stichwort „Aris-Exzesse“) oder
„Ideenmanager“ (Stichwort „Betriebliches Vorschlagsverwaltungswesen“) glauben
machen wollen, sondern ein echter Kompetenzentwicklungsprozess der Fach- und
Führungskräfte, in dem das operative Gestaltungs-Know-how zur Entdeckung und
Vermeidung von Verschwendung zu vermitteln und im Prozess der Arbeit einzu-
üben ist. Nur so lässt sich im Dienstleistungsbereich der erhoffte Produktivitäts-
schub auslösen.
![Page 29: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/29.jpg)
26 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
7. Dr. S. T. Lee Innovation Lecture
24. September 2012
INNOVATIONSFORSCHUNG AM IAI – RÜCKBLICK UND AUSBLICK –
VERANSTALTUNG ZUM 25-JÄHRIGEN BESTEHEN DES IAI BOCHUM E.V.
Ort:
Ruhr-Universität Bochum, Veranstaltungszentrum, Saal 3
Referenten:
Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, IAI Bochum e.V. „IAI – Entwicklungslinien und -perspektiven“
Marcus Kottmann, IAI Bochum e.V. „TalentMetropole Ruhr“
Prof. Dr. Friedrich Kerka, IAI Bochum e.V. „Gut gemeint ist nicht gut gemacht –
weniger Innovationsaktionismus wäre mehr“
![Page 30: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/30.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 27
Forschung am IAI
Innovation hat sich in den letzten Jahren als fester rhetorischer Bestandteil be-
trieblicher und (verbands-)politischer Diskussionen etabliert. Als Motor für
Wachstum und Beschäftigung wird Innovationen gerade an einem Standort wie
Deutschland ein herausragender Stellenwert beigemessen. Das war nicht immer
so. Als das IAI Ende der 1980er Jahre seine Arbeit aufgenommen hat, war es noch
unüblich, über Innovationen zu reden. Nicht, dass es keine Innovationen gegeben
hätte, aber die Entstehungs- und Diffusionszusammenhänge waren weitgehend
unbekannt. In der Praxis waren Innovationen – meist von Einzelpersonen getra-
gen – irgendwie da und in der volkswirtschaftlichen Theorienbildung „fiel der
technische Fortschritt vom Himmel“. Diese Forschungslücke hat das IAI vor über
20 Jahren zum Anlass genommen, sich wissenschaftlich mit Innovationsprozessen
auseinanderzusetzen und Beiträge zu ihrer Förderung zu erarbeiten.
Seitdem haben sich die Arbeitsschwerpunkte und das Forschungsprofil des IAI
stetig weiterentwickelt. Ausgangspunkt waren dabei Analysen zur Diffusion der
Mikroelektronik. Ausgehend von dem bis heute gültigen Befund, dass die Um- und
Durchsetzung von Innovationen gegenüber dem Plan stark zeitverzögert abläuft
und häufig hinter dem angestrebten Zielerreichungsgrad zurückbleibt, wurden
hier auf der Basis einer Ursachenanalyse die real wirksamen Innovationsbarrieren
strukturiert. Bei dem in späteren Projekten weiterentwickelten Analyseraster ha-
ben sich vier Hauptwiderstandsbereiche herausgeschält.18 Neben technisch, orga-
nisatorisch und extern bedingten Widerständen behindern insbesondere personell
bedingte Widerstände die Umsetzung neuer Ideen und Lösungen. Entgegen dem
gern gesetzten programmatischen Konsens zur Offenheit für Innovationen wird
damit die Ambivalenz deutlich. Innovation wird als unerlässlich angesehen, wirkt
aber eben auch als Störenfried. Liebgewordene Privilegien werden in Frage ge-
stellt, eingefahrene Routinen aufgelöst und möglicherweise Kompetenzen entwer-
tet, auf denen man seine derzeitige Position begründet. Doch es wäre zu kurz ge-
griffen, nur die Widerstandsebene bei den Mitarbeitern zu sehen. Letztlich sind die
Menschen die einzigen, die Ideen entwickeln und auch gegen Widerstände umset-
zen können. Mit dieser initiativen Rolle hat sich das IAI auch in frühen Projekten
auseinandergesetzt. Im Fokus standen dabei Erfinder, die vielfach den Idealtypus
18 Vgl. Staudt, Erich: Mißverständnisse über das Innovieren, in: DBW, Nr. 3/1983, S. 341-356; Staudt, Erich: Innovationsdynamik und Innovationswiderstände, in: Staudt, Erich (Hrsg.): Das Management von Innovationen, Frankfurt am Main 1986, S. 601-610.
![Page 31: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/31.jpg)
28 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
des kreativen Impulsgebers für Neues konturieren.19 Deutlich wurde in diesen Pro-
jekten, dass Ansätze des Managements von Innovationen Respekt vor diesen un-
terschiedlichen Rollen der Mitarbeiter haben müssen.
Aus der Erkenntnis, dass neben der aktivierenden auch regelmäßig eine retardie-
rende Funktion von Mitarbeitern beim Innovieren zum Tragen kommt, haben Fol-
geprojekte den Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Ein früher Schwerpunkt lag
dabei auf Ansätzen zur Steigerung der Innovationsfähigkeit. Zu der Zeit lag es da-
bei noch nahe, wenn es um die Entwicklung neuer Fähigkeiten zur Bewältigung
geänderter Anforderungen ging, sich mit Weiterbildung auseinanderzusetzen.20
Relativ schnell wurde aber deutlich, dass Weiterbildung nur Teile individueller
Lernprozesse abdecken kann. Innovationsfähigkeit ist eine Funktion von Wissen
und Erfahrung. Aus verschiedenen Projekten, die die „qualifikationsseitige“ Ge-
staltung von Innovationsprozessen zum Gegenstand hatten, ist vor diesem Hinter-
grund das Bochumer Kompetenzmodell entstanden.21 Diese begriffliche Differen-
zierung hat dabei nicht nur akademischen Wert, sondern ist auch mit erheblichen
praktischen Konsequenzen verbunden. Wenn Innovationsfähigkeit dominant auf
Erfahrung basiert, sind Lernarrangements viel stärker in reale Handlungsvollzüge
zu verlagern, ist die künstliche Trennung von Lernen und Arbeiten aufzuheben.22
Gerade beim Innovieren ist ein derartiges Vorgehen alternativlos, lassen sich hier
doch – was klassische Formen der Weiterbildung voraussetzen – Qualifizierungs-
bedarfe im Vorfeld nicht bestimmen, da diese erst im Innovationsprozess entste-
hen.
19 Vgl. Staudt, Erich; Bock, Jürgen; Mühlemeyer, Peter: Information und Kommunikation als Erfolgsfaktoren für die betriebliche Forschung und Entwicklung, No. 73, Bochum 1990; Staudt, Erich; Bock, Jürgen; Mühlemeyer, Peter; Kriegesmann, Bernd: Anreizsysteme als Instrument des betrieblichen Innovationsmanagements, in: ZfB, Heft 11/1990, S. 1183-1204; Staudt, Erich; Bock, Jürgen; Mühlemeyer, Peter; Kriegesmann, Bernd: Der Arbeitnehmer-erfinder im betrieblichen Innovationsprozeß, in: ZfbF, Heft 2/1992, S. 111-130; Staudt, Erich; Mühlemeyer, Peter; Kriegesmann, Bernd: Ist das Arbeitnehmererfindergesetz noch zeit-gemäß? In: ZfO, Heft 2/1993, S. 100-105.
20 Vgl. Staudt, Erich: Defizite betrieblicher Weiterbildung, in: Schlaffke, Winfried; Weiß, Reinhold (Hrsg.): Tendenzen betrieblicher Weiterbildung – Aufgaben aus Forschung und Praxis, Köln 1990, S. 36-78.
21 Vgl. Staudt, Erich; Kriegesmann, Bernd: Weiterbildung: Ein Mythos zerbricht, Der Widerspruch zwischen überzogenen Erwartungen und Mißerfolgen der Weiterbildung, in: Arbeitsgemeinschaft Qualifikations-Entwicklungs-Management (QUEM) (Hrsg.): Kompetenz-entwicklung '99, Aspekte einer neuen Lernkultur, Münster et al. 1999, S. 17-55.
22 Vgl. Staudt, Erich; Kriegesmann, Bernd: Innovationsmanagement – neue Wege bei der Umsetzung, in: Knauth, Peter; Wollert, Artur (Hrsg.): Human Resource Management, 35. Erg.lfg., Neuwied 2002, Gruppe 8, Beitrag 8.30.
![Page 32: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/32.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 29
Parallel zu dieser Entwicklung zeichnete sich ab, dass nicht nur der Aufbau von
individuellen Kompetenzen wichtig ist, sondern die Diagnose, dass Deutschland
die Innovatoren
ausgehen23, be-
feuerte einen neu-
en Forschungs-
zweig. Wie kann
die personelle Ba-
sis für Innovatio-
nen gesichert
werden? Die sich
zyklisch wieder-
holende Fachkräf-
temangeldebatte
wurde bis heute
immer wieder
aufgegriffen und
mit bildungspoli-
tischen Implikati-
onen aufbereitet.
Als ein Beitrag zur
Überwindung der
quantitativen und
qualitativen Fach-
kräftebasis wurde
das Thema dualer
Studiengänge auf
Bundes- und Landesebene stark protegiert und durch die Aufbereitung von „Good
Cases“ einzelbetrieblich zugänglich gemacht.24
23 Vgl. Staudt, Erich; Kottmann, Marcus: Deutschland gehen die Innovatoren aus. Zukunfts-branchen ohne Zukunft? Frankfurt am Main 2001.
24 Vgl. Kottmann, Marcus Kriegesmann, Bernd; Striewe, Frank: Fachkräftemangel in Deutsch-land: Handlungsfelder für eine Neuausrichtung der beruflichen Bildung, in: LIST FORUM für Wirtschafts- und Finanzpolitik, Band 34, Heft 1/2008, S. 56-70; Kriegesmann, Bernd; Kott-mann, Marcus; Köhler, Rainer; Striewe, Frank: Kooperative Ingenieurausbildung zur Nach-wuchssicherung, in: Schwuchow, Karlheinz; Gutmann, Joachim (Hrsg.): Jahrbuch Personal-entwicklung 2010, Köln 2010, S. 121-129.
![Page 33: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/33.jpg)
30 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Angesichts der demografischen Entwicklung ist Anfang der 2000er Jahre eine wei-
tere Facette von Kompetenzentwicklung in den Blick geraten. Bei Belegschaften,
die zukünftig länger im Berufsleben stehen werden, geht es zunehmend darum, die
Fitness für Innovationen sicherzustellen.25 Die zunehmende Entgrenzung von Ar-
beit und Freizeit aufgrund neuer Arbeitsformen, die sinkende Halbwertzeit stabiler
organisatorischer Bedingungen in den Unternehmen, die steigende Verdichtung
von Routinearbeit bei gleichzeitiger Intensivierung von Innovationsarbeit stellt
erhebliche Anforderungen an die physische und psychische Leistungsfähigkeit.
Bestehende Ansätze des klassischen Arbeits- und Gesundheitsschutzes erfassen die
geänderten Anforderungen nur teilweise. Vor diesem Hintergrund sind neue Wege
der Gesundheitsförderung erarbeitet und insbesondere auf die besonderen Bedin-
gungen von Innovationsarbeit abgestimmt worden.26
Eng verzahnt mit personenbezogenen Ansätzen des Innovationsmanagements ha-
ben sich die organisatorischen Bedingungen für das Innovieren als wichtiger Kris-
tallisationspunkt für Forschungsprojekte am IAI etabliert. Neben der besonderen
Bedeutung für die Kompetenzentwicklung und die Sicherung der physischen und
psychischen Leistungsfähigkeit geriet dabei insbesondere die Innovationskultur als
aktivierender Humus für das Neue in den Fokus.27 In unterschiedlichen Projekten
wurden scheinbare Idealbilder – etwa zur Fehlertoleranz – entkleidet und die Dif-
ferenziertheit von Innovationskulturen aufbereitet. So wurde beispielsweise klar,
dass der Widerstand gegen Innovationen bzw. der konstruktive Opponent in frü-
hen Phasen des Innovationsprozesses von hohem Wert ist oder dass gerade die
Umsetzung von Innovationen die noch immer in vielen Unternehmen verfangene
Neigung zur linear-sequenziellen Bearbeitung von Innovationsprozessen überwin-
den muss.
25 Vgl. Kriegesmann, Bernd; Kottmann, Marcus; Masurek, Lars; Nowak, Ursula: Kompetenz für eine nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit, Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin – Forschung – Fb 1038, Dortmund, Berlin, Dresden 2005.
26 Vgl. Kriegesmann, Bernd; Kerka, Friedrich; Sieger, Christina; Striewe, Frank; Yaldizli, Feride: Perspektiven für den Wissenstransfer in Schulen und Schulsystemen – Lehren aus dem institutionalisierten Wissens- und Technologietransfer, Baltmannsweiler 2006 sowie Kriegesmann, Bernd et al.: Innovation durch Prävention – Empirische Ergebnisse und Ideen zur nachhaltigen Gestaltung von Innovationsarbeit, Bochum 2010.
27 Vgl. Kriegesmann, Bernd; Kerka, Friedrich (Hrsg.): Innovationskulturen für den Aufbruch zu Neuem: Missverständnisse – Praktische Erfahrungen – Handlungsfelder des Innovations-managements, Wiesbaden 2007; Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas: Inno-vationen im Unternehmen kultivieren – Fallstudien international erfolgreicher Unternehmen, hrsg. von der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2008.
![Page 34: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/34.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 31
Unmittelbar mit dieser Ausdifferenzierung war die stärkere Aufbereitung von auf-
gabenbezogenen Methoden des Innovationsmanagements verbunden. Entlang des
Innovationsprozesses wurden – unter Berücksichtigung der Vor- und Rückkopp-
lungsprozesse – Methoden erarbeitet, die jenseits des Mainstreams liegen. Neben
Ansätzen zur Ideenentwicklung und stufenweisen Bewertung28 stehen dabei der-
zeit vor allem Wege zur Erschließung der Kundenbedürfnisse von morgen im Vor-
dergrund, die der traditionellen Marktforschung verschlossen bleiben.29
Diese hier nur kurz skizzierten Entwicklungen waren geprägt durch vielfältige Pro-
jekte in ganz unterschiedlichen Anwendungsfeldern. Verschiedene Technologiefel-
der, unterschiedliche Unternehmensgrößenklassen und Branchen, Differenzialbe-
trachtungen von Industrie- und Dienstleistungen sowie unterschiedliche Innovati-
onsarten und -grade wurden zur Weiterentwicklung des Innovationsmanagements
zum Gegenstand von Projekten gemacht. Die aufgebauten Kompetenzen auf der
Mikroebene des Innovierens wurden dabei auch immer wieder auf die Ebene der
Politikberatung übertragen.30
Das Forschungsprogramm des IAI nimmt mit diesem gewachsenen Kompetenz-
profil weiter Herausforderungen innovationsaktiver Unternehmen auf – wie ein
Blick auf aktuelle Projekte belegt:
28 Vgl. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Schwering, Markus G.; Happich, Jan: „Big Ideas“ erkennen und Flops vermeiden – Dreistufige Bewertung von Innovationsideen, in: Krieges-mann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 219, Bochum 2005.
29 Vgl. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Schwering, Markus G.; Striewe, Frank: Innova-tionsflops trotz oder wegen Marktforschung? – Wie Sie Kundenprobleme und Lösungen von morgen entdecken, in: Kriegesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 221, Bochum 2006.
30 Vgl. Staudt, Erich: Innovationsdynamik und Innovationswiderstände, in: Staudt, Erich (Hrsg.): Das Management von Innovationen, Frankfurt am Main 1986, S. 601-610; Krieges-mann, Bernd; Kerka, Friedrich; Sieger, Christina; Striewe, Frank; Yaldizli, Feride: Perspek-tiven für den Wissenstransfer in Schulen und Schulsystemen – Lehren aus dem institutionali-sierten Wissens- und Technologietransfer, Baltmannsweiler 2006; Kriegesmann, Bernd; Kublik, Sebastian; Schwering, Markus G.; Botthof, Alfons: Kompetenzentwicklung in High-Tech-Feldern – Neue Wege für die wissenschaftliche Weiterbildung, in: Kriegesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 233, Bochum 2008.
![Page 35: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/35.jpg)
32 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Quelle: WSI-Betriebsrätebefragung 2008/2009,
Auswahl von n=347 innovationsstarken Betrieben
41,2%
13,8%
12,1%
8,6%
24,2%
„Machtvolle Mitgestaltung“
= Einbindung durch Management
+ eigene Vorschläge des BR
+ Durchsetzungsvermögen
des BR
Einbindung durch Management
Umfassende Informationspolitik
keine eigenen Vorschläge des BR
Einbindung durch Management
Defizitäre Informationspolitik
keine eigenen Vorschläge des
BR
Betriebsrat (BR) wird
vom Management
nicht einbezogen
„Ambitionierte Mitgestaltung“
= Einbindung durch Management
+ eigene Vorschläge des BR
ohne Durchsetzungsvermögen des BR
(Wie) Kooperieren Management und Betriebsrat bei
Veränderungen in 347 innovationsstarken Unternehmen?
Innovationstreiber betriebliche Mitbestimmung?
Innovationsstarke Unternehmen zeichnen sich nicht nur durch die kreative und
effiziente Erneuerung ihrer Produkte, Dienstleistungen und Prozesse aus, sondern
auch durch eine aktive Einbeziehung von Betriebsräten bei Veränderungsprozes-
sen. Das zeigen Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1700 betriebli-
chen Interessenvertretern, die das IAI zusammen mit dem Wirtschafts- und Sozi-
alwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt hat.
Fünf typische Formen der Zusammenarbeit von Management und Betriebsrat in
Innovationsfragen sind danach zu unterscheiden:
Im scharfen Kontrast
zu 29,8% der Be-
triebsräte, die bei In-
novationen gar nicht
einbezogen werden,
stehen 32,6%, deren
Position als „Macht-
volle Mitgestaltung“
zu beschreiben ist.
„Machtvolle Mitge-
staltung“ bedeutet,
dass der Betriebsrat
vom Management bei
Veränderungsinitiativen nicht nur beteiligt wird, sondern auch eigene Ideen und
Impulse wirksam einbringen kann. Inhaltliche Schwerpunkte der Betriebsratsbe-
teiligung sind arbeitsorganisatorische und personalpolitische Innovationen. Jen-
seits dieser traditionellen Felder engagieren sich „Machtvolle Mitgestalter“ jedoch
auch häufiger für Produkt- und Dienstleistungsinnovationen.
Zwischen der Innovationskooperation von Betriebsräten und dem Management
sowie der betrieblichen Innovationsleistung besteht dabei ein statistisch signifi-
kanter Zusammenhang: In innovationsstarken Betrieben ist die „Machtvolle Mit-
gestaltung“ besonders häufig anzutreffen! Offenbar passen Innovation und Mitbe-
stimmung weitaus besser zusammen, als im politischen Diskurs bisweilen behaup-
tet wird.
Veröffentlichungen: Ziegler, Astrid; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas; Kublik, Sebastian: Betriebliche
Innovationsfähigkeit: Die Perspektive der Betriebsräte, Marburg 2010; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas:
Mitbestimmung als Innovationstreiber. Bestandsaufnahme, Konzepte und Handlungsperspektiven, Berlin
2012; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas: Betriebliche Innovationsfähigkeit: Welche Rolle spielen die Be-
triebsräte? Eine Orientierungshilfe zur Positionierung im Mitbestimmungsfeld Innovation, in: Kriegesmann,
Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 247, Bochum 2012.
![Page 36: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/36.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 33
17. IAI-Innovationsmanager-Workshop bei der Deutschen
Post AG, Bonn – 4. Dezember 2012
„Den Innovationsalltag neu gestalten“
Was können Ideen- und Innovationsmanager voneinander lernen?“
Es gibt kaum ein Unternehmen, in dem Innovationen nicht eine zentrale Rolle
einnehmen. Denn nur wer mit neuen Produkten und Dienstleistungen überzeu-
gend auf sich verändernde Kundenprobleme eingeht und bei der Suche nach den
Innovationen von morgen nicht versäumt, kontinuierliche Verbesserungsprozesse
in den Geschäftsfeldern von heute voranzutreiben, hat die Chance, sich von seinen
Wettbewerbern abzuheben und nachhaltig Beschäftigungsmöglichkeiten zu si-
chern und auszubauen. Doch viele Unternehmen tun sich mit der synchronen För-
derung von Produkt- und Prozessinnovationen schwer. Stärken im Bereich der
Entwicklung echter Marktneuheiten gehen häufig mit Schwächen bei der kontinu-
ierlichen Verbesserung einher (et vice versa). Progressive Unternehmen gehen da-
her andere Wege und versuchen, das auf Prozessverbesserungen ausgerichtete
Ideenmanagement mit dem produktorientierten Innovationsmanagement zu in-
tegrieren. Doch wie kann man sich eine solche ganzheitliche Innovationsförderung
im eigenen Unternehmen vorstellen? Was können Ideen- und Innovationsmana-
ger (nicht) voneinander lernen?
Beim 17. IAI-Innovationsmanager-Workshop im Post Tower der Deutschen Post
AG schauten die Teilnehmer hinter die Kulissen des Ideen- und Innovationsmana-
gements. Es wurden die Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit unter-
schiedlicher Innovationsförderansätze ausgelotet und die organisatorischen Um-
setzungsmöglichkeiten einer ganzheitlichen Innovationsförderung diskutiert.
![Page 37: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/37.jpg)
34 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Vertrauensmanagement als stabilisierender Faktor bei
organisatorischen Innovationen
Tiefgreifende organisatorische Veränderungsprozesse stehen in
Zeiten stetigen Wettbewerbsdrucks immer häufiger auf den
Unternehmensagenden. Bei Reorganisationen, Fusionen oder
Downsizing-Prozessen mit Personalabbau liegen unternehme-
rische Chancen und vielfältige Risiken dicht beieinander; nicht selten bleiben die
Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück.
Zur Stabilisierung von Veränderungsprozessen wird häufig auf Vertrauen und die
Notwendigkeit von „Vertrauensmanagement“ verwiesen. Vertrauen gilt in doppel-
ter Hinsicht als kritischer Faktor im Wandel: Einerseits sind organisatorische
Wandlungsprozesse für die betroffenen Fach- und Führungskräfte häufig mit ho-
hen Unsicherheiten und Flexibilitätsanforderungen verbunden, so dass Vertrauen
im Unternehmen brüchig wird. Andererseits gilt Vertrauen als wertvolle Res-
source, die Unsicherheiten in Change-Prozessen überbrücken helfen kann.
Dieser ambivalente Zusammenhang von Veränderungsprozessen und Vertrauen
motivierte die Überlegungen zu einem „Vertrauensorientierten Change Manage-
ment“ im Forschungsprojekt InVest (Vertrauensmanagement als stabilisierender
Faktor bei organisatorischen Innovationen). Mittels Experteninterviews, Intensiv-
fallstudien in kooperierenden Unternehmen und einer schriftlichen Befragung von
286 Fach- und Führungskräften wurden die Auswirkungen von Wandlungsprozes-
sen auf Vertrauen analysiert sowie Ansatzpunkte zur Stabilisierung erarbeitet.
Vertrauen wird allgemein als eine Erwartungshaltung angesehen, dass kooperati-
ves Handeln – wie die Unterstützung eines Veränderungsprozesses durch die Be-
troffenen – nicht ausgebeutet wird. Da Verlauf und Folgen von Veränderungspro-
zessen, insbesondere für die Betroffenen, häufig zunächst nicht transparent sind,
handelt es sich um eine riskante Vorleistung. So zeigen die empirischen Ergebnisse
der Querschnittserhebung von 286 Change-Prozessen, dass sich die Mitarbeiter in
den meisten Fällen Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Häufig können Sinn
und Ziele der anstehenden Veränderung nicht nachvollzogen werden, wird die
ökonomische Notwendigkeit des Veränderungsprozesses nicht deutlich. Viele der
betroffenen Fach- und Führungskräfte berichten zudem über Motivations- und
Leistungseinbußen sowie Widerstände gegen den Wandel.
Als wichtigster Vertrauensanker in tiefgreifenden Veränderungsprozessen erwei-
sen sich die direkten Vorgesetzten. Ihnen wird Vertrauen entgegengebracht, sofern
sie als zuverlässig, kompetent und ansprechbar erlebt werden. Auch die Identifika-
tion mit dem Unternehmen zeigt sich durchaus als stabil, die Unternehmen zehren
![Page 38: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/38.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 35
Dem Wandel vertrauen?
Zum Problem des Erfolgs von Change-Prozessen
90%
74%67%
63%57%
46%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Change-Prozess
wurde vom Unter-
nehmen als Erfolg
kommuniziert
Offizielle
Unternehmens-
ziele erreicht
Wettbewerbs-
position ver-
bessert
Kosten-
senkungsziele
erreicht
Qualität der
Prozesse/
Leistungen
verbessert
Ergebnisse finden
hohe Akzeptanz bei
Mitarbeitern
N=286
offenbar von einem „Vertrauenskredit“. Als fragil erscheint jedoch das Vertrauen
in den konkreten Wandlungsprozess. Eine differenzierte Betrachtung des
Projekterfolgs verdeutlicht hier eine Diskrepanz zwischen Unternehmens- und
Mitarbeiterwahr-
nehmung. Ein –
auf das Unterneh-
men bezogener –
Vertrauensvor-
schuss wird nicht
dauerhaft aufrecht-
zuerhalten sein,
wenn Unterneh-
men ihre Change-
Prozesse als Erfolg
verkünden, obwohl
die Ziele nach Mei-
nung der Mitarbei-
ter nicht immer erreicht werden und die Ergebnisse nur geringe Akzeptanz finden.
Dann droht durch „innere Kündigung“ und Fluktuation von Leistungsträgern ein
Verlust an Kreativität und Innovationsfähigkeit der Unternehmen.
Für ein „Vertrauensorientiertes Change Management“ kristallisieren sich aus den
empirischen Ergebnissen vier Handlungsfelder heraus: Information und Kommu-
nikation, Human-Resources-Maßnahmen, Interaktive Fairness und Partizipation.
Als Hintergrundvariable ist das vertrauenswürdige (kompetente, gutwillige und
verlässliche) Verhalten der Führungskräfte von enormer Bedeutung. Vertrauens-
orientiertes Change Management beginnt jedoch schon bei vermeintlich Selbstver-
ständlichem: Die neuen Prozesse müssen ausgereift und schlüssig und der Umset-
zungsplan gut durchdacht sein.
Veröffentlichungen: Kriegesmann, Bernd; Kunhenn, Horst; Kley, Thomas.; Lücke, Christina: "Vertrauensmanagement" als stabilisierender Faktor in organisationalen Innovationsprozessen, in: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (GfA) (Hrsg.): Gestaltung nachhaltiger Arbeitssysteme – Wege zur gesunden, effizienten und sicheren Arbeit, Bericht zum 58. Arbeitswissenschaftlichen Kongress, Dortmund 2012, S. 963-966; Kriegesmann, Bernd; Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lü-cke, Christina: InVest – Vertrauensmanagement als stabilisierender Faktor bei organisatorischen Innovationen, in: Bullinger, Angelika et al. (Hrsg.): Flexibel, stabil, innovativ – Arbeit im 21. Jahr-hundert. Beiträge zur Multikonferenz Arbeitsgestaltung 2012 des BMBF-Förderschwerpunkts BA-LANCE von Flexibilität und Stabilität in einer sich wandelnden Arbeitswelt, Göttingen 2012, S. 159-160; Kriegesmann, Bernd; Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina et al.: „(Wie) Kann man Vertrauen managen? Möglichkeiten und Grenzen der Stabilisierung von Vertrauen bei organi-satorischen Innovationsprozessen, in: Kriegemann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 246, Bochum 2012.
![Page 39: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/39.jpg)
36 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
0
20
40
60
80
100
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Kre
ati
vit
ät
AlterNach Lehman 1953
Demografischer Wandel im F&E-Bereich – Kreativität älte-
rer Innovationsarbeiter stärken!
Der demografische Wandel stellt schon heute eine der größten Herausforderungen
an die moderne Arbeitswelt dar. Gleichzeitig wird sie immer stärker von einem
„kreativen Imperativ“ („sei kreativ!“) beherrscht – Kreativität fördert Innovation!
Dies führt zu konkreten Herausforderungen für Unternehmen: Welche Auswir-
kungen hat eine alternde Belegschaft auf das eigene Innovationspotenzial? Wie
kann die „kreative Kompetenz“ von älteren F&E-Belegschaften bis zum Ruhestand
gesichert werden? Während es in Produktion und Fertigung bereits bewährte Pro-
gramme zu Erhalt und Steigerung der Leistungsfähigkeit von älteren Mitarbeitern
gibt, fehlen ähnliche Ansätze für F&E-Tätigkeit fast völlig. An dieser Stelle setzt
das Projekt „KreaRe“
an: Auch wenn das Ver-
ständnis von Kreativität
als „Domäne der Ju-
gend“ (vgl. Abbildung)
immer stärker hinter-
fragt wird, gibt es kaum
Untersuchungen dar-
über, wie in F&E-
Abteilungen kreative
Arbeitsfähigkeit gesi-
chert werden kann.
Nach ersten empiri-
schen Untersuchungen ist es in vielen Unternehmen noch unklar, welche Bedin-
gungen in diesem Sinne für eine nachhaltige, lebensphasenorientierte Innovati-
onsstrategie benötigt und welche praktischen Umsetzungswege gewählt werden
müssen.
Entsprechend hat das Projekt KreaRe (Kreativität älterer Mitarbeiter/-innen durch
Ressourcenmanagement aktivieren und erhalten!) zum Ziel, den Zusammenhang
zwischen Kreativität, Alter(n) und Gesundheit zu erforschen, Handlungsanwei-
sungen für Erhalt und Ausbau der kreativen Kompetenz älterer Innovationsarbei-
ter/-innen zu erarbeiten und auf diesem Wege Unternehmen in ihrer Innovations-
kraft nachhaltig zu unterstützen.
Veröffentlichungen: Kriegesmann, Bernd; Büscher, Matthias: „Alter(n)srobuste Innovationsar-beit im demografischen Wandel: Zum Verhältnis von Kreativität, Innovation und Alter, in: Kriege-mann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 248, Bochum 2012.
![Page 40: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/40.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 37
Verbesserungs-vorschlägeentwickeln
und bewerten
Ideenauswählen
Verschwendungs-ursachen und
-folgenanalysieren
(potenzielle) Verschwendung erkennen bzw.
entdecken
Maßnahmen umsetzen und
aus Erfahrungen lernen
Operatives Gestaltungs-Know-how
Management-Know-how
Produktivitätssteigerung bei Dienstleistungen durch Prozes-
sinnovationen
Die produzierende Wirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten
tiefgreifende Produktivitätssteigerungen erreicht. Als wichtiges
übergreifendes Prinzip gilt dabei die Vermeidung von Ver-
schwendung. Diese soll durch organisatorisch determinierte Prozessinnovationen
eliminiert oder zumindest reduziert werden. Während diese Vorgehensweisen in
der Industrie inzwischen weit verbreitet sind, fehlen für den Dienstleistungsbe-
reich analoge Professionalisierungsmuster. Mehr noch, im Grunde sind die Ursa-
chen noch nicht einmal transparent oder systematisch erfasst und mögliche Um-
setzungsinitiativen zur Vermeidung von Verschwendung kaum spezifisch auf
Dienstleistungsprozesse angepasst. Die Vorgehensweisen zur Erschließung von
Verschwendungsarten, die für den Produktionsbereich bewährt sind, werden im
Hinblick auf immer wieder diskutierte Besonderheiten von Dienstleistungen als
nicht passfähig angesehen. Ziel des Projektvorhabens ist es vor diesem Hinter-
grund, das Thema Verschwendung im Dienstleistungsbereich zugänglich zu ma-
chen und mit einer gezielten Innovationsinitiative „Verschwendungsarmes Arbei-
ten“ zu unterlegen.
Vor diesem Hintergrund gliedert sich das Projekt „ProDi“ in drei Arbeitsschwer-
punkte, in denen zunächst Verschwendungsarten im Dienstleistungsbereich kon-
zeptionell strukturiert und empirisch unterfüttert, typische Verschwendungsarten
im Dienstleistungsbereich rubriziert und als potenzielle Suchfelder für Prozessin-
novationen zur Überwindung von Verschwendung aufbereitet werden. Die sich
anschließende Initiative orientiert sich an den vier Disziplinen verschwendungs-
![Page 41: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/41.jpg)
38 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
armen Arbeitens und setzt auf zwei Gestaltungsebenen an: Auf der einen Seite die
(Weiter-)Entwicklung von Instrumenten zur Identifikation und Überwindung von
Verschwendung in Dienstleistungsprozessen; auf der anderen Seite die Aufberei-
tung und Instrumentalisierung von mitarbeiteraktivierenden Ansätzen zur An-
steuerung von Prozessinnovationen. Die so erarbeiteten Ergebnisse werden zur
pilothaften Erprobung der „Initiative zum verschwendungsarmen Arbeiten“ bei
beteiligten Value Partnern in die Projektaktivitäten eingebunden.
Veröffentlichungen und Transfer: Kriegesmann, Bernd: Mit Dienstleistungen die Probleme der Zukunft lösen, in: Gatermann, Inken; Fleck, Myriam (Hrsg.): Mit Dienstleistungen die Zukunft gestalten, Impulse aus Forschung und Praxis, Beiträge der 8. Dienstleistungstagung des BMBF, Frankfurt am Main, New York 2011, S. 387-394; Kerka, Friedrich (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmerischen Ideen- und Innovationsmanagement – weniger Innovationsaktionismus wäre mehr, Bochum 2011; Kerka, Friedrich: Kreatives Potenzial aktivieren – Wie Mitarbeiter über mo-dernes Ideenmanagement an der Optimierung betrieblicher Abläufe beteiligt werden, Interview in „Deutschlandradio Kultur“ vom 04.08.2011, im Internet unter: http://www.dradio.de/dkultur /sendungen/thema/1521005; Kerka, Friedrich; Nottmeier, Stephan: Produzieren im (Über-)Fluss. Was können Dienstleister zur Vermeidung von Überproduktion und Überinformation von der ja-panischen Lean Production Philosophie lernen? In: Kriegesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 251, i.V.; Kerka, Friedrich; Albers, Sebastian: Die blinden Flecken der Lean Philosophie – Sind Bestände immer contra-produktiv? In: Kriegesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 252, i.V.; Kerka, Friedrich; Knickmeier, Alexander: Lean Production Management zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Wie Dienstleister Unterauslastungs- und Überbelastungsprobleme (nicht) vermeiden können, in: Krie-gesmann, Bernd (Hrsg.): Berichte aus der angewandten Innovationsforschung No. 253, i.V.; Albers, Sebastian; Großekathöfer, Christian; Knickmeier, Alexander; Nottmeier, Stephan: Auf dem Weg zur verschwendungsarmen Dienstleistungsarbeit und zu einer Kultur der kontinuierlichen Verbes-serung, Vortrag auf der 3. Rostocker Dienstleistungstagung, 13.09.2012.
![Page 42: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/42.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 39
Horizontobservatorium Herten (Bildmaterial Pressestelle Herten)
Internationales Qualifizierungszentrum für Neue Energiebe-
rufe in Herten
Die Energiewende ist zu einem der wichtigsten Themen auf der politischen Agenda
avanciert. Viele Ideen und Lösungsansätze ins-
besondere im Bereich regenerativer Energien
liegen vor. Die Potenziale werden aber allzu oft
nur unzureichend genutzt, weil die Qualifikatio-
nen für Entwicklung, Produktion, Planung, In-
stallation und Betrieb entsprechender Energie-
versorgungssysteme häufig nicht ausreichend
entwickelt sind.
Gerade im Bereich regenerativer Energien ist zu
vermuten, dass Kompetenzdefizite in der „Energiewertschöpfungskette“ die breite
Diffusion behindern. Je nach regionalen Besonderheiten werden die qualifikatori-
schen Defizite dabei variieren. Gleichzeitig bieten aber auch die verfügbaren Po-
tenziale und Bedingungen einer Region Profilierungschancen als „Kompetenzzent-
rum“ für neue Energien. Der Standort Herten scheint dafür gute Voraussetzungen
zu bieten. So zeichnet sich das Umfeld – die Emscher-Lippe-Region – durch einen
besonders differenzierten Energiebezug sowohl auf der Anbieter- als auch der
Nachfrageseite aus. Entlang der Energiewertschöpfungskette verfügt die Region
über eine ausgeprägte Unternehmensdichte vom Engineering über Komponenten-
hersteller und Anlagenbauer bis hin zu Energiehändlern und Kraftwerksbetrei-
bern. Neben etablierten Energieunternehmen treten zudem neue Partner in der
Solartechnik, Wasserstofftechnologie, Brennstoffzellentechnologie sowie in der
Verwendung von Biomasse hinzu. Aber auch die Nachfragestruktur exponiert die-
se Region für qualifikationsorientierte Ansätze zur Förderung der Energiewende.
Hohe Bevölkerungsdichte und energieintensive Industriestandorte einerseits so-
wie eher ländliche Regionen mit dünner Besiedlung und dezentralen Nachfra-
gestrukturen andererseits schaffen herausragende Bedingungen für zukunftswei-
sende Energieversorgungskonzepte. Will man auf der regionalen Ebene die Diffu-
sion regenerativer Energien fördern und gleichzeitig ein Profil als Kompetenzzent-
rum entwickeln, ist zu klären, in welchen Bereichen Qualifikationsbedarfe vorlie-
gen und wie diese gedeckt werden können. Dabei ist eine enge Orientierung an den
tatsächlichen Potenzialen und Bedarfen in der Region zu sichern. Vor diesem Hin-
tergrund soll im Rahmen einer Machbarkeitsstudie geklärt werden, mit welchen
Angeboten ein Qualifizierungszentrum in Herten einen Beitrag zur Energiewende
leisten kann.
![Page 43: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/43.jpg)
40 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Die regional-ökonomische Bedeutung des Wissenschafts-standorts Bochum
Wissenschaftliche Einrichtungen spielen für das regionale Innovationsgeschehen
eine herausragende Rolle. Als Dienstleister für Innovationen schaffen Universitä-
ten und Fachhochschulen neues Wissen als Basis für neue Produkte, Dienstleis-
tungen sowie Prozesse, und mit der Ausbildung von qualifizierten Nachwuchskräf-
ten sichern sie die Kompetenzbasis für morgen. Darüber besteht Konsens. Weit
weniger Beachtung finden die regionalökonomischen Effekte von Hochschulen.
Welche Impulse gehen aber konkret von dieser Wissenschaftsszenerie aus? Im
Auftrag der IHK Mittleres Ruhrgebiet zu Bochum hat das IAI genau diese impuls-
gebende Wirkung untersucht:
Den sechs Bochumer Hochschulen kommt eine herausragende regional-
ökonomische Bedeutung für die Stadt Bochum zu. Mit den knapp 40.200 Studie-
renden31 ist Bochum zum siebtgrößten Hochschulstandort in Deutschland und
zum drittgrößten in Nordrhein-Westfalen avanciert. Seit 2006 hat sich die Studie-
rendenzahl dabei um mehr als 8% erhöht. Auch für die nächsten Jahre ist ange-
sichts der ausgesetzten Wehrpflicht und des doppelten Abiturjahrgangs von einem
weiteren Aufwuchs auszugehen. Der Wirtschaftsfaktor Hochschule wird mithin
seinen Stellenwert in den nächsten Jahren erhalten und ausbauen.
Die ökonomischen Impulswirkungen der Hochschulen basieren dabei auf ihren
Leistungen in Forschung und Lehre. Zur Ausbildung des akademischen Fach- und
Führungskräftenachwuchses und zur Durchführung von Forschungsprojekten sind
entsprechende Infrastrukturen zu unterhalten, wissenschaftliches und nicht-
wissenschaftliches Personal einzusetzen, Verbrauchsmaterial zu beschaffen, Labo-
re auszustatten etc. Als Arbeitgeber, Einkäufer von Waren und Dienstleistungen
sowie Investoren lösen sie über die damit verbundenen Ausgaben, aber auch über
die Ausgaben der Studierenden, des AKAFÖ, der Gastwissenschaftler und der
Teilnehmer an wissenschaftlichen Tagungen umfangreiche wirtschaftliche Effekte
in der Region aus:
Die Ausgaben der Hochschulen und die mit den Hochschulen verbundenen
sekundären Ausgaben machen insgesamt ein Volumen in Höhe von 921 Mio.
Euro aus. Allerdings werden die Ausgaben nur teilweise in Bochum nachfra-
gewirksam: Die sich in Bochum niederschlagenden Konsumausgaben der
Hochschulbeschäftigten betragen 67,9 Mio. Euro, die Ausgaben der Hoch-
31 Alle genannten Daten beziehen sich auf das Jahr 2010.
![Page 44: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/44.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 41
schulen für Sachmittel und Investitionen 48,1 Mio. Euro, die Konsumeffekte
der Studierenden 190,7 Mio. Euro, die Ausgaben des AKAFÖ 13,3 Mio. Euro,
Ausgaben durch Nebeneinkünfte des wissenschaftlichen Personals 2,2 Mio.
Euro, die von Gastwissenschaftlern 2,4 Mio. Euro und Effekte aus wissen-
schaftlichen Tagungen 5,8 Mio. Euro. Neben diesen direkten Effekten indu-
ziert die wirtschaftlich wirksame Nachfrage weitere Auswirkungen. Jeder Euro
löst eine weitere Wertschöpfung in Höhe von 18 Cent aus. Damit werden in
vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen lokal induzierte wirtschaftliche
Effekte in Höhe von weiteren 57,8 Mio. Euro in Bochum wirksam. Insgesamt
verursachen die Bochumer Hochschulen damit wirtschaftliche Nachfrageef-
fekte in Höhe von 386 Mio. Euro. Die Gewerbesteuereinnahmen, die der Stadt
durch die von den Hochschulen initiierten Ausgabenströme zufließen, betra-
gen ca. 2,9 Mio. Euro.
Insgesamt sind an den Bochumer Hochschulen 6.300 Mitarbeiter beschäftigt.
Diese teilen sich auf in 667 Professoren, 2.883 wissenschaftliche Mitarbeiter
und 2.750 nicht-wissenschaftliche Mitarbeiter. Die Zahl der Mitarbeiter an
den Hochschulen ist dabei im Betrachtungszeitraum um 21% gestiegen. Dazu
kommen ca. 130 Beschäftigte des AKAFÖ, die nicht in den durch die Konsum-
ausgaben der Studierenden induzierten Beschäftigungseffekten enthalten
sind. Aufgrund der in anderen Wirtschaftszweigen ausgelösten Nachfrage
werden weitere Beschäftigungseffekte in einer Größenordnung von 5.020 Ar-
beitsplätzen induziert. Diese Beschäftigungseffekte entstehen vor allem in den
Wirtschaftsbereichen Handel, Wohnungswesen und Gastgewerbe. Mit den Ge-
samtbeschäftigungseffekten stehen 9,5% der sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten in Bochum mit den Hochschulen in Verbindung.
Die zu den skizzierten Nachfrageeffekten führenden Ausgaben basieren auf unter-
schiedlichen Einnahmequellen, die im Wesentlichen außerhalb der Stadtgrenzen
Bochums lokalisiert sind.
Veröffentlichungen: in Vorbereitung.
![Page 45: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/45.jpg)
42 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Bewertungsverfahren für Innovationen im Straßenbau
Einer gut funktionierenden Straßeninfrastruktur kommt gerade in Transit- und
Exportländern wie Deutschland eine zentrale Bedeutung für die wirtschaftliche
Entwicklung zu. Angesichts der Wachstumsprognosen gerade im Straßengüterver-
kehr und den damit einhergehenden Effekten von einer zunehmenden Strecken-
beanspruchung bis hin zu steigenden CO2-Emissionen steigt die Notwendigkeit,
mit Innovationen anstehenden Herausforderungen zu begegnen. Aufgrund der
hohen Investitionsvolumina und Zeitkonstanten einmal getroffener Entscheidun-
gen mit den damit verbundenen Risiken nimmt die Bewertung von Innovations-
vorhaben in diesem Bereich eine immer wichtigere Rolle ein. Die steigende Kom-
plexität der dabei zu berücksichtigenden Faktoren macht diese Aufgabe zuneh-
mend anspruchsvoll. Dass hier erhebliche Entwicklungsreserven in Innovations-
prozessen bestehen, zeigen branchenübergreifende Befunde, nach denen nur rund
jedes sechzehnte von den „offiziellen“, in den Unternehmen zum Teil mit erhebli-
chem Aufwand vorangetriebenen Innovationsprojekten ein kommerzieller Erfolg
wird (6%). Das heißt, der Großteil aller Ideen stellt sich im Nachhinein als nicht
erreichbare Vision heraus oder endet als Flop, nachdem erhebliche Aufwendungen
realisiert wurden.
Die Risiken zu verschiedenen Entscheidungspunkten im Innovationsprozess in
den Blick zu bekommen und abzuschätzen, ist vor diesem Hintergrund unerläss-
lich. Das erfordert ein entsprechendes Bewertungssystem für Innovationsideen,
mit dem der Spagat zwischen der notwendigen robusten Vorauswahl in den frühen
Phasen von Innovationsprozessen und der Gefahr des Aussortierens außerge-
wöhnlicher Innovationsinitiativen gelingt. Aufgrund des Charakters von Straßen
als öffentliches Gut muss ein solches Verfahren dabei sowohl den einzelwirtschaft-
lichen Innovator als auch den gesamtwirtschaftlichen Entscheidungsträger in die
Lage versetzen, in unterschiedlichen Phasen des Innovationsprozesses, für unter-
schiedliche Arten von Innovationen potenzielle Auswirkungen in unterschiedli-
chen Wirkungskategorien (technisch-ökonomisch, gesellschaftlich und ökologisch)
zu erfassen und einer Gesamtbeurteilung zuführen zu können. Ein ganzheitlicher
Ansatz kann dabei für innovierende Unternehmen nicht nur eine orientierende
Leitlinie zu berücksichtigender Faktoren, sondern auch Impulse für ein kreatives
Weiterdenken ihrer innovativen Ideen liefern.
Im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen erarbeitet das IAI derzeit ein ent-
sprechendes Bewertungssystem, das auf die Anforderungen von Innovationspro-
zessen öffentlicher Güter abgestimmt ist. In enger Zusammenarbeit mit der Praxis
soll ein dem Verlauf von Innovationsprozessen angepasstes Bewertungsverfahren
geschaffen werden. Um ein in der Praxis einsetzbares Instrumentarium zur Bewer-
tung von Innovationen zu entwickeln, ist dabei auf die realen Bedingungen be-
trieblicher Innovationsprozesse im Straßenbau abzuheben.
![Page 46: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/46.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 43
Fachkräftemangel – Ansätze zur Überwindung
Mit jeder wirtschaftlichen Aufschwungphase schwillt die Debatte um den Fach-
kräftemangel erneut an. Zur immer wieder gleichen Diagnose gesellen sich die
immer wieder gleichen Vorschläge zur Überwindung der Fachkräfteengpässe. Tat-
sächlich konnten bislang politisch angestoßene Initiativen keine überzeugenden
Effekte auslösen. Daher haben wir in den letzten Jahren sehr intensiv die breitere
Umsetzung des Konzeptes dualer Studiengänge propagiert. Damit können Unter-
nehmen sich in der Entwicklung des eigenen Ingenieurnachwuchses engagieren
und – angesichts der Verzahnung der praktischen Ausbildung mit einem theorie-
basierten Studium – neben den quantitativen Engpässen zugleich die qualitativen
Defizite aufgreifen.
Aktuell setzen wir ver-
stärkt Impulse, neue
Zielgruppen für akademi-
sche Karrieren zu er-
schließen, mit denen die
Potenzialbasis zur Perso-
nifizierung von Innovati-
onen und Wachstum ge-
sichert werden kann. Ge-
rade die Mobilisierung
von Talenten aus hoch-
schulfernen Schichten
lässt hier erhebliche Chancen erwarten. Während Jugendliche aus hochschulaffi-
nen Schichten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einen akademischen Abschluss
ansteuern, begrenzt die soziale Selektivität des Bildungssystems in Deutschland
vergleichbare Übergangsquoten aus hochschulfernen Familien. Neben Impulsen
zur Neuausrichtung von Bildungsinvestitionen werden Ansatzpunkte zur Über-
windung von Barrieren beim Eintritt in die Hochschule und während des Studi-
ums erarbeitet.
Veröffentlichungen: Kottmann, Marcus; Kriegesmann, Bernd: Das Märchen vom Fachkräfte-
mangel, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 23 vom 28. Januar 2008, S. 22; Kriegesmann,
Bernd; Kottmann, Marcus: Talente stärken – nicht die sozial Starken, VDI nachrichten vom
02.07.2010; Kottmann, Marcus, Schwering, Markus G.; Striewe, Frank: Strategien gegen den Fach-
und Führungskräftemangel – Chancen des dualen Studiums für kleine und mittlere Unternehmen,
in: Meyer, Jörn-Axel (Hrsg.): Strategien von kleinen und mittleren Unternehmen, Jahrbuch der
KMU-Forschung und Praxis 2010, Lohmar 2010, S. 313-331; Kriegesmann, Bernd; Kottmann, Mar-
cus: Woher kommen die Innovatoren für morgen? In: Franz, Otmar; RKW e.V.(Hrsg.): Die Zukunft
des deutschen Mittelstands, RKW-Edition, Sternenfels 2011, S. 50-57; Kottmann, Marcus; Krie-
gesmann, Bernd: Mit FH-INTEGRATIV Talente entfalten, in: Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Dos-
sier Öffnung der Hochschule. Chancengleichheit, Diversität, Integration, Berlin 2011, S. 52-58.
100
81
71
100
45
24
0
25
50
75
100
Eingeschulte Kinder Kinder in Sekundarstufe II Kinder mit Hochschulzugang
Kinder von Akademikern Kinder von Nicht-Akademikern
Abbildung in Anlehnung an DSW/HIS 19. Sozialerhebung
Übergangsquote: 81 %
Übergangsquote: 88%
Übergangsquote: 45%
Übergangsquote: 53%
![Page 47: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/47.jpg)
44 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
![Page 48: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/48.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 45
Transferaktivitäten des IAI
Charakteristisch für die Arbeiten des IAI ist ein Angang, der für den Innovations-
bereich wissenschaftliche Entwicklungsarbeit mit der Anwendung verzahnt und
damit in vielen Bereichen Forschung erst für Unternehmen zugänglich macht. Das
äußert sich dann in Forschungsdesigns, bei denen Projektlaufzeiten überdauernde
Erfahrungsaustauschkreise initiiert, wissenschaftlich fundierte Instrumente des
Innovationsmanagements mit der Praxis entwickelt, mit Betriebsinhabern des
Handwerks durch Baustellenbegleitungen Organisationsentwicklungsansätze kon-
zipiert oder gemeinsam mit Pilotunternehmen Kompetenzentwicklungsprogram-
me erarbeitet und umgesetzt werden. In Summe forscht das IAI so nicht über,
sondern vor allem mit der betrieblichen Praxis. Damit trägt das IAI den eigenen
Erkenntnissen Rechnung, dass Transfer dominant über Köpfe läuft.
Über die konkrete Entwicklung von Lösungen des betrieblichen Innovationsmana-
gements aus der engen Zusammenarbeit mit Unternehmen hinaus, findet der
Transfer von Ergebnissen aus der angewandten Innovationsforschung aber auch
über „gängige“ Kanäle statt:
► Know-how-Transfer in die Bereiche Forschung, Ausbildung und Lehre sowie
Wirtschaft und Öffentlichkeit über Veröffentlichungen, Vorträge, Vorlesungen,
Gremienarbeit, (Praktiker-) Seminare sowie TV- und Radio-Interviews.
► Personal-Transfer in die Wirtschaft, den Hochschulbereich und den öffentli-
chen Dienst,
► Ausgründungen („Spin-off’s“).
Über die mehr als zwei Jahrzehnte gewachsenen vielfältigen, formellen und infor-
melle Netzwerkbeziehungen zu Unternehmen, Verbänden, Kammern, Gewerk-
schaften, zu (außer-)universitären Forschungseinrichtungen und der Politik, ist es
dem IAI so gelungen,
► den Diskurs und Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Poli-
tik und Öffentlichkeit über Fragen des technischen, organisatorischen und
strukturellen Wandels anzustoßen und mitzugestalten,
► wissenschaftliche Forschungsergebnisse für Wirtschaft, Politik und Öffentlich-
keit aufzubereiten und deren breite Diffusion zu unterstützen,
► konkrete Handlungshilfen für die Praxis zu entwickeln und auszutesten,
► Handlungsempfehlungen aus den Projektergebnissen abzuleiten,
► die Ergebnisse der Forschungsprojekte in die Wissenschaft einzuspeisen und
damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Innovationsforschung zu lie-
fern.
![Page 49: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/49.jpg)
46 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Nr. 207 05.09.2012
Hochschulen als WirtschaftsmotorStudie des iAi an der Ruhr-Uni zeigt, wie sich Wissen in Bochum bezahlt macht
Von Ralf Hartmann
Fast jeder zehnte sozialversicherungspflichte Arbeitsplatz in Bochum geht auf die sechs
Hochschulen zurück. Und: Allein im Jahr 2010 sorgten die Hochschulen für Ausgaben
über 921 Millionen Euro. Unmittelbar etwa für Neubauten, Sanierung oder die Gehälter
der 6 300 Hochschulmitarbeiter. Mittelbar nicht zuletzt durch die 43 000 Studierenden,
die auch im Bermuda-Dreieck Geld lassen. Von der Summe blieben 386 Millionen Euro
in Bochum „hängen“, der Rest floss in die Region.
Mit diesen Zahlen wurde in einer neuen Studie der Stellenwert des „Wirtschaftsfaktors
Hochschule“ für Bochum unterfüttert. Es war die Industrie- und Handelskammer
Mittleres Ruhrgebiet mit Sitz in Bochum, die sich die Sache rund 50 000 Euro kosten
ließ, um zu klären, in welchem Ausmaß die Ruhr-Universität und die fünf
Fachhochschulen die Wirtschaft in Bochum und in der Region ankurbeln.
Prof. Bernd Kriegesmann und sein Kollege Matthias Böttcher vom Institut für
angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Uni gingen ans Werk. Erstmals wurden
im Ruhrgebiet die wirtschaftlichen Effekte von Hochschulen für den Standort
nachgewiesen. …
![Page 50: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/50.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 47
![Page 51: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/51.jpg)
48 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Personenverzeichnis 2012
Gründer: Prof. Dr. Dr. Erich Staudt †
Vorstand:
Prof. Dr. Bernd Kriegesmann (Vorstandsvorsitzender)
Prof. Dr. Jürgen Bock (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender)
Dipl.-Chem., Dipl.-Arb.-Wiss. Marcus Kottmann (Geschäftsführendes Vorstands-
mitglied bis 09/2012)
Prof. Dr. Friedrich Kerka (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied ab 10/2012)
Kuratorium:
Dr. Viola Prinzessin von Hohenzollern (Kuratoriumsvorsitzende), Vorsitzende der
Geschäftsführung der Friedr. Gustav Theis Kaltwalzwerke GmbH, Hagen
Prof. Dr. Gustav Dobos, Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Naturheilkunde
der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und Chefarzt Innere Medizin
V, Kliniken Essen-Mitte
Dr. Otmar Franz, Vorsitzender des Vorstands des RKW – Rationalisierungs- und
Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V., Mülheim an der Ruhr
Ronald Geiger, Chief Information Officer, Linde AG, München
Prof. Dr. Karl-Hans Hartwig, Direktor des Instituts für Verkehrswissenschaft der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Prof. Dr. Thomas Herrmann, Lehrstuhl für Informations- und Technikmanage-
ment, Institut für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum
Norbert Hüsson, Hüsson FGB GmbH, Düsseldorf
Dipl.-Chem., Dipl.-Arb.-Wiss. Marcus Kottmann, Westfälische Hochschule Gel-
senkirchen Bocholt Recklinghausen
Wolfgang Miehle, stellvertretender Vorsitzender des Nordrhein-Westfälischen
Handwerkstages, Lünen
Johann Philipps, Philipps GmbH & Co. KG, Kreishandwerksmeister der Kreis-
handwerkerschaft, Bochum
Bernd Wilmert, Kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum GmbH
und Sprecher der Geschäftsführung EWMR – Energie- und Wasserversorgung
Mittleres Ruhrgebiet GmbH
![Page 52: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/52.jpg)
IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012 Seite | 49
Prof. Dr. phil. Joachim Zülch, ISE/eurom – Europäisches Forschungszentrum für
Business-to-Business Management, Fakultät für Maschinenbau der Ruhr-
Universität Bochum
Geschäftsführung:
Dr. Horst Kunhenn (bis 06/2012)
Prof. Dr. Frank Striewe (seit 07/2012)
Forschungsprofessoren
Prof. Dr. rer. oec. Friedrich Kerka
Prof. Dr. rer. oec. Markus G. Schwering
Prof. Dr. rer. oec. Markus Thomzik
Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen:
Sebastian Albers, M.Sc.
Matthias Büscher, M.A.
Diplom-Wirtschaftsjurist (FH) Florian Chojnacki
Dipl.-oec. Jan Happich
Dipl.-Soz.-Wiss. Thomas Kley
Alexander Knickmeier, B.A.
Christina Lücke, M.A.
Dipl.-Wirt.-Ing. Stephan Nottmeier, M.Sc.
Verwaltung:
Angelika Schröer-Siebenhaar
Beate Wippermann
Studentische Hilfskräfte
Helge Baumann
Nina Fuchs
Abena Rebecca Osono
Lutz-Robert Weingarten
![Page 53: Jahresbericht2012_2013](https://reader031.vdokument.com/reader031/viewer/2022020322/568c0e261a28ab955a8f6f1e/html5/thumbnails/53.jpg)
50 | Seite IAI Bochum e.V. – Jahresbericht 2012
Anhang Publikationen des IAI Bochum e.V.
– Auszug –
BERICHTE AUS DER ANGEWANDTEN INNOVATIONSFORSCHUNG
Gründungsherausgeber: Prof. Dr. Erich Staudt † Herausgegeben von Prof. Dr. Bernd Kriegesmann
Kriegesmann, Bernd; Striewe, Frank; Knickmeier, Alexander: Krisenzeiten sind Innovationszeiten – Empirische Befunde zum Innovationsverhalten von KMU und Großunternehmen in Deutschland, No. 241, Bochum 2010. Kriegesmann, Bernd et al.: Gesundheitliche Implikationen von Innovationsarbeit – Empirische Ergebnis-se einer Studie mit 229 Führungskräften, No. 242, Bochum 2010. Striewe, Frank; Schwering, Markus G.: Ambivalenzen der Wissensarbeit – Empirische Befunde zum Zusammenhang von Partizipation und Belastung, No. 243, Bochum 2010. Innovationsforschung 2010/2011. Schwerpunktthema: Überwindung der Fachkräftelücke durch Mobili-sierung unerschlossener Talente, Jahresbericht des Instituts für angewandte Innovationsforschung (IAI) Bo-chum e.V., No. 244, Bochum 2010. Innovationsforschung 2011/2012. Schwerpunktthema: Jenseits des Monopoly-Spielens: Mit eigener Orientierung die Realwirtschaft weiterentwickeln, Jahresbericht des Instituts für angewandte Innovationsfor-schung (IAI) Bochum e.V., No. 245, Bochum 2011. Kriegesmann, Bernd; Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina; Warode, Markus; Krause, Boris; Brodowski, Britta: (Wie) Kann man Vertrauen managen? Möglichkeiten und Grenzen der Stabilisierung von Vertrauen bei organisatorischen Innovationsprozessen – Eine Zwischenbilanz mit qualita-tiven empirischen Ergebnissen, No. 246, Bochum 2012. Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas: Betriebliche Innovationsfähigkeit: Welche Rolle spielen die Be-triebsräte? Eine Orientierungshilfe zur Positionierung im Mitbestimmungsfeld Innovation, No. 247, Bochum 2012. Kriegesmann, Bernd; Büscher, Matthias: Alter(n)srobuste Innovationsarbeit im demografischen Wan-del: Zum Verhältnis von Kreativität, Innovation und Alter, No. 248, Bochum 2012. Striewe, Frank; Knickmeier, Alexander; Kottmann, Marcus, Baumann, Helge: Bildungsaufstieg durch duale Studienmodelle? Erklärungsmuster zur sozialen Zusammensetzung dualer Ingenieurstudierender – Eine empirische Fallstudie mit Bochumer Schülern, No. 249, Bochum 2012. Innovationsforschung 2012/2013. Schwerpunktthema: Wege zu höherer Produktivität – Eine Frage von Sach- oder Dienstleistung? Jahresbericht des Instituts für angewandte Innovationsforschung (IAI) Bochum e.V., No. 250, Bochum 2012.
ZEITSCHRIFTEN- UND SAMMELBANDVERÖFFENTLICHUNGEN Kriegesmann, Bernd: Mit Partisanentaktik zum Erfolg – Wie neues Wissen zur Anwendung kommt, Inter-view, in: Creativ Text (Hrsg): CoNTeXT, 2/Januar 2010, Heilbronn 2010, S. 14-17. Kriegesmann, Bernd; Striewe, Frank: Partizipation, Arbeitszufriedenheit und Belastung von Unterneh-mensberatern. Empirische Befunde zu den Auswirkungen der Arbeit in wissensintensiven Arbeitsformen, in: Industrielle Beziehungen – Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management, 17. Jg., 1/2010, S. 73-101. Thomzik, Markus: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der FM-Branche, Interview, in: Piepenbrock Unter-nehmensgruppe (Hrsg.): Panorama, 1/2010, Osnabrück 2010, S. 3. Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas; Kublik, Sebastian: Innovationstreiber betriebliche Mitbestim-mung?, in: Hans-Böckler-Stiftung (Hrsg.): WSI-Mitteilungen, 63. Jg., 2/2010, S. 71-78.
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Kriegesmann, Bernd: Lemmingzwang, Interview, in: WirtschaftsWoche, Nr. 7, 13.02.2010, S. 85. Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas; Schwering, Markus G.: Wettbewerb des kreativen Fehlers, in: Barske, H.; Gerybadze, A.; Hünninghausen, L.; Sommerlatte, T. (Hrsg.): Innovationsmanagement, Düsseldorf 2010, o. S. Kerka, Friedrich: Viele Ideen zu produzieren, ist weniger das Problem – Zum aktuellen Stand des Ideen-managements, in: Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. – IfaA (Hrsg.): angewandte Arbeitswissen-schaft – Zeitschrift für die Unternehmenspraxis, No 203, März 2010, S. 5-22. Kerka, Friedrich: Innovation mit eigener Orientierung, in: Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks e.V. (Hrsg.): Das Innovationswerk, Düsseldorf 2010, S. 10-11. Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina; Altner, Nils; Lange, Silke; Paul, Anna: Ge-sundheitliche Implikationen von Innovationsarbeit: Vitale Erschöpfung bei Führungskräften? – Empirische Ergebnisse einer Querschnittsstudie, in: Henning, K.; Bach, U.; Hees, F. (Hrsg.): Aachener Reihe Mensch und Technik, Band 63, Tagungsband zur 3. Jahrestagung des BMBF-Förderschwerpunkts „Präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz, Aachen 2010, S. 66-77. Kriegesmann, Bernd; Kerka, Friedrich; Happich, Jan: Vom Patentverwalter zur treibenden Kraft im Innovationsmanagement, in: Wurzer, A. J.; Remmertz, F. (Hrsg.): IP-Manager, Journal for the Knowledge Economy, München 2010, S. 32-39. Striewe, Frank; Knickmeier, Alexander: Die Kraft der Krise – Über den Zusammenhang von Krise und Innovationsmanagement, in: Garn, M.; Sach, V. (Hrsg.): InnovationsManager – Magazin für Innovationskul-tur und nachhaltigen Unternehmenserfolg, 10/2010, S. 52-54. Kottmann, Marcus; Schwering, Markus G.; Striewe, Frank: Strategien gegen den Fach- und Füh-rungskräftemangel – Chancen des dualen Studiums für kleine und mittlere Unternehmen, in: Meyer, Jörn-Axel (Hrsg.): Strategien von kleinen und mittleren Unternehmen, Jahrbuch der KMU-Forschung und -Praxis 2010, 1. Aufl., Lohmar-Köln April 2010, S. 313-331. Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina: Innovationsarbeit: Psychische Belastungen und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Beteiligten, in: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (Hrsg.): Neue Arbeits- und Lebenswelten gestalten, Bericht zum 56. Kongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V., Dortmund 2010, S. 547-550. Kriegesmann, Bernd: „Weiterbildungsindustrie“: Geschäftsmodell ohne Geschäftsgrundlage?, in: Barz, Heiner (Hrsg.): Handbuch Bildungsfinanzierung, Wiesbaden 2010, S. 491-499. Happich, Jan; Kerka, Friedrich: Weniger wäre mehr – Patentmanagement birgt Potentiale für Unter-nehmen, in: Garn, Markus; Sach, Volker (Hrsg.): InnovationsManager – Magazin für Innovationskultur und nachhaltigen Unternehmenserfolg, 11/2010, S. 38-39. Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina, Warode, Markus; Brodowski, Britta; Krause, Boris: InVest: Vertrauensmanagement als stabilisierender Faktor bei organisatorischen Innovationen, in: Möslein, Kathrin et al.: BALANCE Konferenzband. Flexibel, stabil und innovativ: Arbeit im 21. Jahrhundert, Göttingen 2010, S. 225-232. Kriegesmann, Bernd: Fokusgruppe: Veränderungsprozesse gestalten, in: Möslein, Kathrin et al.: BALAN-CE Konferenzband. Flexibel, stabil und innovativ: Arbeit im 21. Jahrhundert, Göttingen 2010, S. 211-213. Kriegesmann, Bernd; Kottmann, Marcus; Striewe, Frank: The skills deficit myth: the securing of engineering and science skills in Germany requires a strategic re-orientation in industrial training portfolios, in: Int. J. Human Resources Development and Management, Vol. 10, No. 4, 2010, pp. 380-394. Draganinska-Yordanova, Tanya; Knickmeier, Alexander; Lücke, Christina; Schwering, Markus G.: Innovationen in Forschung und Entwicklung. Frauen in der Wissensgesellschaft, in: Regionalverband Ruhr (Hrsg.): Lebenswelten von Frauen und Männern in der Metropole Ruhr, Essen 2010, S. 102-107. Kriegesmann, Bernd; Kottmann, Marcus: Woher kommen die Innovatoren für morgen? In: Franz, Otmar/RKW e.V. (Hrsg.): Die Zukunft des deutschen Mittelstands, RKW-Edition, Sternenfels 2011, S. 50-57. Kottmann, Marcus; Kriegesmann, Bernd: Mit FH-INTEGRATIV Talente entfalten – Ein Programm an der FH Gelsenkirchen, in: Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Dossier Öffnung der Hochschule. Chancengleich-heit, Diversität, Integration, Berlin 2011, S. 52-58.
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Kerka, Friedrich; Schwering, Markus G.; Striewe, Frank: Innovationsorientierte Marktforschung, in: Pepels, Werner (Hrsg.): Produktmanagement – Digitale Fachbibliothek, Düsseldorf 2011, o. S. Kriegesmann, Bernd: Mit Dienstleistungen die Probleme der Zukunft lösen, in: Gatermann, Inken; Fleck, Myriam (Hrsg.): Mit Dienstleistungen die Zukunft gestalten, Impulse aus Forschung und Praxis, Beiträge der 8. Dienstleistungstagung des BMBF, Frankfurt am Main, New York 2011, S. 387-394. Kriegesmann, Bernd; Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina; Warode, Markus; Brodowski, Britta; Krause, Boris: Vertrauensmanagement als stabilisierender Faktor bei organisatori-schen Innovationen, in: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (GfA) (Hrsg.): Mensch, Technik, Organisati-on – Vernetzung im Produktentstehungs- und -herstellungsprozess, Bericht zum 57. Arbeitswissenschaftli-chen Kongress vom 23.-25. März 2011 an der Technischen Universität Chemnitz, Dortmund 2011. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Schwering, Markus G.; Striewe, Frank: „Customer In-sights“ – den unentdeckten Kundenwünschen auf der Spur, in: Business und Innovation, 3/2011, S. 16-23. Kerka, Friedrich: Innovationen entstehen aus Ideen – doch nur wenige Ideen werden zu erfolgreichen Innovationen, in: Kerka, Friedrich (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmerischen Ideen- und Innovati-onsmanagement – weniger Innovationsaktionismus wäre mehr, Band 28, Bochum 2011, S. 7-34. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Happich, Jan: „Big Ideas“ erkennen und Flops vermeiden – Instrumente zur stufenweisen Bewertung und Auswahl von Innovationsideen, in: Kerka, Friedrich (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmerischen Ideen- und Innovationsmanagement – weniger Innovationsaktio-nismus wäre mehr, Band 28, Bochum 2011, S. 35-85. Kerka, Friedrich; Draganinska-Yordanova, Tanya: „Ideen verstehbar machen“ – Tipps und Tools zur mehrstufigen Ausarbeitung und Konkretisierung von Innovationsideen, in: Kerka, Friedrich (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmerischen Ideen- und Innovationsmanagement – weniger Innovationsaktionismus wäre mehr, Band 28, Bochum 2011, S. 87-125. Kerka, Friedrich; Schwering, Markus G.; Striewe, Frank: Den Kunden neu entdecken – Informati-onsgewinnung im Bewertungsprozess, in: Kerka, Friedrich (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmeri-schen Ideen- und Innovationsmanagement – weniger Innovationsaktionismus wäre mehr, Band 28, Bochum 2011, S. 127-173. Kerka, Friedrich: Die Ideenbewertung organisieren – Wer macht was im „Stage-Gate-Prozess“? In: Kerka, F. (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmerischen Ideen- und Innovationsmanagement – weniger Innova-tionsaktionismus wäre mehr, Band 28, Bochum 2011, S. 175-227. Kerka, Friedrich; Kley, Thomas; Happich, Jan: Aus Erfahrungen lernen: Fehlermanagement – Integ-raler Bestandteil des Innovationscontrollings, in: Kerka, F. (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmeri-schen Ideen- und Innovationsmanagement – weniger Innovationsaktionismus wäre mehr, Band 28, Bochum 2011, S. 229-246. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas: (K)eine einfache Frage: Wie überwinden inno-vative Kräfte Innovationswiderstände? In: Beck, G.; Kropp, C. (Hrsg.): Gesellschaft innovativ – Wer sind die Akteure? Wiesbaden 2011. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd: Innovationsmanagement: Den Aufbruch zum Neuen gestalten, Teil 1, in: Deutscher Erfinder-Verband e.V. (Hrsg.): Innovations-Forum im Deutschen Erfinderverband e.V., Das Magazin für Ideenfindung und Produktentwicklung, 04/2011, S. 8-13. Kriegesmann, Bernd: Innovationsorientierte Anreizsysteme, in: Achatz, R.; Braun, M.; Sommerlatte, T. (Hrsg.): Lexikon Technologie- und Innovationsmanagement, Düsseldorf 2012, S. 20-21. Kriegesmann, Bernd; Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina: „Vertrauensmanagement“ als stabilisierender Faktor in organisationalen Innovationsprozessen, in: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (GfA) (Hrsg.): Gestaltung nachhaltiger Arbeitssysteme – Wege zur gesunden, effizienten und sicheren Arbeit, Bericht zum 58. Arbeitswissenschaftlichen Kongress vom 22.-24. Februar 2012 an der Universität Kassel, Dortmund 2012. Kriegesmann, Bernd; Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina: InVest – Vertrauensma-nagement als stabilisierender Faktor bei organisatorischen Innovationen, in: Bullinger, A. et. al.: Konferenz-band zur Multikonferenz Arbeitsgestaltung 2012 des BMBF-Förderschwerpunkts „BALANCE von Flexibilität und Stabilität in einer sich wandelnden Arbeitswelt“: Flexibel, stabil, innovativ – Arbeit im 21. Jahrhundert, Göttingen 2012, S. 159-160.
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Kerka, Friedrich: Neue Ideen für das Ideenmanagement – Wie progressive Unternehmen das Kreativpo-tenzial einzelner Mitarbeiter gezielt erschließen, in: Deutsches Institut für Betriebswirtschaft (dib) (Hrsg.): Ideenmanagement, Zeitschrift für Vorschlagswesen und Verbesserungsprozesse, 38. Jg., 1/2012, S. 8-10. Kerka, Friedrich: Innovation ist mehr als Forschung, in: Landesbank Baden-Württemberg (Hrsg.): Werte – Das Kundenmagazin der Rheinland-Pfalz Bank, 1/2012, S. 37. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd: Innovationsmanagement: Den Aufbruch zum Neuen gestalten, Teil 2, in: Deutscher Erfinder-Verband e.V. (Hrsg.): Innovations-Forum im Deutschen Erfinderverband e.V., Das Magazin für Ideenfindung und Produktentwicklung, 01/2012, S. 10-14. Striewe, Frank; Schwering, Markus G.; Knickmeier, Alexander: Regionale Personalstrategien für kleine und mittlere Unternehmen gegen den Fachkräftemangel – Empirische Befunde zur Berufs- und Studi-enwahl von Schülern der Sekundarstufe II, in: Meyer, J.-A. (Hrsg.): Personalmanagement in kleinen und mitt-leren Unternehmen, Jahrbuch der KMU-Forschung und -Praxis 2012, 1. Aufl., Lohmar – Köln Juni 2012, S. 201-217. Kerka, Friedrich; Müller, Michael: In anderen Sphären – Wie Unternehmen Ergebnisse aus der F&E erfolgreich zur Marktreife führen, in: Garn, Markus; Sach, Volker (Hrsg.): InnovationsManager – Magazin für Innovationskultur und nachhaltigen Unternehmenserfolg, 19/2012, S. 86-88. Striewe, Frank; Schwering, Markus G.: Risk and Side Effects of Knowledge-Intensive Work, in: Jeschke, Sabina; Hees, Frank; Richert, Anja; Trantow, Sven (eds.): Prethinking Work – Insights on the Future of Work, Münster u.a. 2012, S. 27-28. Kerka, Friedrich: Zufälle provozieren, statt kreatives Engagement wahllos zu aktivieren, in: Deutsches Institut für Ideen- und Innovationsmanagement/Zentrum Ideenmanagement (Hrsg.): Ideen & Management, Materialien für nachhaltige Unternehmensführung, 5/2012, S. 3-8.
SCHRIFTENREIHE INNOVATION: "FORSCHUNG UND MANAGEMENT"
Gründungsherausgeber: Prof. Dr. Erich Staudt † Herausgegeben von Prof. Dr. Bernd Kriegesmann
Kriegesmann, Bernd; Kerka, Friedrich; Sieger, Christina A.: Zukunftsperspektiven der Biotechnolo-gie – Nur Umsetzungseliten schaffen Wachstum, Band 24, Bochum 2005. Kriegesmann, Bernd; Thomzik, Markus; Göttel, Stefanie.; Dobos, Gustav J.; Paul, Anna; Altner, Nils; Lange, Silke; Wolff, Martin: Lifestyle-Management – Virtualisierte Arbeitsformen und Möglichkeiten der Lebensstilveränderung, Band 25, Bochum 2006. Striewe, Frank: Partizipation, Arbeitszufriedenheit und Belastung in »neuen« Organisationsformen am Beispiel von Beratungsunternehmen – Normative Thesen im Konzept lernender Organisationen im Spiegel empirischer Befunde, Band 26, Bochum 2008. Kriegesmann, Bernd et al.: Innovation durch Prävention – Empirische Ergebnisse und Ideen zur nachhal-tigen Gestaltung von Innovationsarbeit, Band 27, Bochum 2010. Kerka, Friedrich (Hrsg.): Auf dem Weg zu einem unternehmerischen Ideen- und Innovationsmanagement – weniger Innovationsaktionismus wäre mehr, Band 28, Bochum 2011.
WEITERE BUCHVERÖFFENTLICHUNGEN Kriegesmann, Bernd; Kottmann, Marcus; Masurek, Lars; Nowak, Ursula: Kompetenz für eine nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit, Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin – Forschung – Fb 1038, Dortmund, Berlin, Dresden 2005. Thomzik, Markus et al.: Innovationen für eine nachhaltige Wasserwirtschaft – Einflussfaktoren und Handlungsbedarf, Berlin et al. 2006. Kriegesmann, Bernd et al.: Perspektiven für den Wissenstransfer in Schulen und Schulsystemen, Balt-mannsweiler 2006.
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Kriegesmann, Bernd; Kerka, Friedrich (Hrsg.): Innovationskulturen für den Aufbruch zu Neuem: Missverständnisse – Praktische Erfahrungen – Handlungsfelder des Innovationsmanagements, Wiesbaden 2007. Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas; Schwering, Markus G.: Wissenstransfer in Schulen und Schul-systemen. Das Beispiel EBISS II zur erweiterten Berufsorientierung, in: Famulla, Gerd-E.-E. et al. (Hrsg.): Schule – Wirtschaft/Arbeitsleben, Band 4, Baltmannsweiler 2007. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas: Lernförderliche Unternehmenskulturen – Trendreport, in: INQA-Bericht Nr. 29, Dortmund, Berlin, Dresden 2007. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas: Innovationen im Unternehmen kultivieren – Fallstudien international erfolgreicher Unternehmen, hrsg. von der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2008. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas: Cultivating Corporate Innovation – Case Stud-ies on Internationally Successful Corporations, hrsg. von der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2008. Kriegesmann, Bernd; Kunhenn, Horst; Kley, Thomas; Lücke, Christina; Dobos, Gustav J.; Paul, Anna; Altner, Nils; Lange, Silke: Innovationen ohne Risiken und Nebenwirkungen? Nachhaltige Präventionsstrategien für Innovationsarbeiter/-innen entwickeln!, hrsg. vom IAI Bochum e.V., Bochum 2010. Kerka, Friedrich; Kriegesmann, Bernd; Happich, Jan: Patentmanagement als Innovationstreiber – Wie Patentmanager ihren Wert für das Unternehmen erhöhen können, Bochum 2010. Thomzik, Markus; Striewe, Frank; Knickmeier, Alexander: Facility Management-Branchenreport 2010 – Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Facility Management-Branche, hrsg. von IAI und GEFMA, Bochum 2010. Ziegler, Astrid; Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas; Kublik, Sebastian: Betriebliche Innovations-fähigkeit: Die Perspektive der Betriebsräte, Marburg 2010. Kriegesmann, Bernd; Kley, Thomas: Mitbestimmung als Innovationstreiber. Bestandsaufnahme, Kon-zepte und Handlungsperspektiven, Berlin 2012.
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