karbon das zeitalter der steinkohlenwälder 359 299 ma · zeitweise größere vereisungen, die z.b....
TRANSCRIPT
Karbon – Das Zeitalter der Steinkohlenwälder 359 – 299 Ma
Karbon
Der Name leitet sich von den aus dem Oberkarbon stammenden Steinkohle-
lagerstätten her (Farey, 1807).
Zeitalter der vollständigen Landbesiedlung / der Entstehung großer Kohlelager-
stätten / des ersten Gigantismus der Landlebewesen / der ersten Eroberung des
Luftraums / der Gondwana-Vereisung …
Abgrenzung zum Devon und zum Perm
Erfolgt über bestimmte Grenzsedimente mit typischen marinen Fossilien.
Einteilung:
Unteres Karbon (Dinantium - Mississippian)
Oberes Karbon (Siles - Pennsylvanien)
Die Grenze zwischen Unter- und Oberkarbon ist durch die Variszische
Orogenese gekennzeichnet.
Das marine Leben im Unterkarbon
Die Lebewesen, welche die Extinktion im oberen Devon überlebt haben, begannen
sich wieder auszubreiten. Bei den in den Äquatorregionen herrschenden hohen
Temperaturen bildeten sich in den Epikontinentalmeeren große Karbonatsedimente.
Im Bereich des südlichen Gondwanalandes (im Bereich des Südpols) gab es
zeitweise größere Vereisungen, die z.B. in Form von Tilliten in Südafrika nach-
weisbar sind.
Nach dem die Riff-Lebensgemeinschaften in der Frans-Farmen-Grenze (Kellwasser-
krise) untergegangen sind, bildeten sich keine neuen Korallen- und Stromatoporen-
Riffe mehr. Lediglich Bryozoenkalke wurden lokal abgelagert.
Neuerungen und Entwicklungen in der marinen Fauna
Massenhaftes Auftreten von Großforaminiferen (Fusulinen Fusulinenkalke)
Brachiopoden (nur bestimmte Familien erholen sich, andere sterben aus)
Rugosen erholen sich wieder, die Tabulaten nehmen stark ab und sterben im Perm aus
Bivalven Oberkarbon: massive Besiedlung des Süßwassers
Arthropoden: Trilobiten nehmen weiter ab / Eurypteriden überleben nur im Süßwasser
Myriapoden Festland, Größenzunahme
Agnathen / Conodonten: Agnathen sind quasi ausgestorben
Massenaussterben beim Übergang vom Unter- zum Oberkarbon
40% aller Crinoiden-Gattungen
80% aller Ammoniten-Gattungen
Vermutete Ursache: Schnelle Absenkung der Meeresspiegel im Bereich der
Schelfmeere aufgrund der Kollision von Gondwana mit
Laurussia und der einsetzenden variszischen Gebirgsbildung.
Bindung von Wasser während der Gondwana-Vereisung
Die Entwicklung der Landpflanzen im unteren Karbon
- Rapide Diversifikation der Bärlappe und Farnpflanzen
- geschlossene Sumpfwälder aber noch keine Besiedlung trockener Standorte
Die Sumpfpflanzen des unteren Karbons glichen weitgehend dem des Devons.
-> kleine Zahl von Gattungen mit relativ vielen Arten
-> kleinwüchsige Bärlappgewächse
-> Entstehung von Samenfarnen
-> erste lichtere Sumpfwälder mit bis zu 30 m hohen Baumfarnen (Archeopteris)
Diese Pflanzenlebensgemeinschaften lieferten nur geringmächtige Kohleflöze.
Lepidodendron Sigillaria Archaeopteris
Typische Bärlappgewächse des unteren Karbons
Die Steinkohlenwälder des oberen Karbon
Flache Süßwassersumpfgebiete waren im Bereich der Tropen durchgängig
mit dichten, stockwerkartig aufgebauten Sumpfwäldern (in denen Siegelbäume,
bestimmte Schachtelhalme und Baumfarne dominierten) bedeckt.
Trockenere Standorte waren dünn mit Samenfarnen besiedelt (z.T. sehr gut
fossil in Tonschiefern erhalten)
Die Entstehung von Steinkohlelagerstätten
Bedingungen für die Bildung von Steinkohleflöze
• Große ausgedehnte Sumpflandschaften in äquatorialer Lage (Becken)
• Starker Bewuchs mit Sumpfwäldern / Torf
• Becken müssen sich aufgrund geologischer Gegebenheiten langsam
absenken oder der Wasserspiegel muss kontinuierlich steigen
• Absterbende Pflanzen müssen schnell im Wasser versinken und damit
unter Luftabschluss gelangen (Ausschalten des gewöhnlichen Fäulnisprozesses)
• Ab und zu müssen diese Bereiche mit Sedimenten abgedeckt werden
Entstehung mehr oder weniger kontinuierlicher mächtiger Flöze
oder
• Feuchtgebiete um größere Flussläufe mit starken, flächendeckenden Bewuchs
• Von Zeit zu Zeit kommt es zu Überschwemmungskatastrophen, wo die Wälder
zugrunde gehen und das organische Material mit Sedimenten abgedeckt wird
Erholung und wiederholtes Überfluten mit Sedimentabdeckung
Dadurch entstehen eine Vielzahl von relativ geringmächtigen Flöze, die durch
Sedimentschichten getrennt sind
Mäandernder Fluß in
flacher Sumpflandschaft
Überflutungskatastrophe
Erholung, Beginn des
Zyklus von Neuem
Der Inkohlungsprozeß
Pflanzenmaterial
Braunkohle
Steinkohle
Anthrazit
Graphit
Biochemische Phase (Vertorfung, Zellulose + Ligninabbau)
Geochemische Phase (Druck + Zeit -> Wasserentzug)
Petrographische Veränderungen
Torf
Weichbraunkohle
Mattbraunkohle
Glanzbraunkohle
Steinkohle
Anthrazit
Graphit
Bei jedem Schritt nimmt der Anteil
an reinem Kohlenstoff zu und der
Wasseranteil ab
Das tierische Leben in den Steinkohlewäldern des Oberkarbon
1. Radiation der Insekten, verbunden mit Gigantismus
Ur-Eintagsfliege (Netzflügler)
(bis 50 cm Flügelspannweite!)
Myapoda
Der „Riesen-Tausendfüßler“ Arthropleura
Länge: 1 bis 3 m
Größter Arthropode, der je gelebt hat
Fundorte:
Schottland,
Pennsylvania
Ohio
Im Perm wieder
ausgestorben
Lurche und Kriechtiere
Das obere Karbon war das Zeitalter der Urlurche (salamanderartige, amphibische
Tiere mit Teilentwicklung im Wasser und anschließender Metamorphose:
Eier (ohne Dottersack) werden im Wasser abgelegt. Daraus entwickeln sich aus
fischartigen, aquatisch lebenden Larven nach einer Metamorphose amphibisch
lebende adulte Tiere.
Sind auf Wasserstellen
angewiesen
Spuren eines Urlurchs
Panzerlurche (Stegocephalen) bis 5 m Länge!
Entstehung der ersten Reptilien
Lurche waren nicht in der Lage, längere Zeit trocken liegende Gebiete zu
besiedeln, die sie für ihre Ontogenese freie Wasserflächen benötigen
es bestand im oberen Karbon eine von Vertebraten noch nicht besiedelte
ökologische Nische
Entstehung des „Eis“ mit Dotter als Nahrungsquelle für das Embryo
(Amnionei) -> Kalkschalen erst Ende Perm
Die „Metamorphose“ fand im schützendem Ei statt
Gleichzeitig begann sich die feuchte Haut der Lurchen mit Schuppen zu
bedecken, um das Austrocknen zu verhindern
Labyrinthodontier
ENTSTEHUNG DER ERSTEN REPTILIEN
Hylonomus – ältestes bekanntes Reptil (330 Ma, Kanada, eidechsengroß)