loesungsskizze08

3
Einf¨ uhrung in die Makro¨ okonomie ¨ Ubung 8 FS 2015 osungsskizze zu ¨ Ubung 8 Geld Aufgabe 1: Begriffe (a) Was ist Geld? Der Begriff Geld bezieht sich auf Aktiva, die Menschen regelm¨ assig zum Er- werb von Waren und Dienstleistungen verwenden. Geld wird dabei funktional definiert—es erf¨ ullt drei Funktionen: Als 1) Zahlungsmittel stellt es das Medi- um dar, das zur Abwicklung von Transaktionen genutzt wird. Als 2) Rechen- einheit liefert es ein Mass f¨ ur Preise und andere ¨ okonomische Werte. Als 3) Wertaufbewahrungsmittel gibt es die M¨ oglichkeit, Kaufkraft von der Gegen- wart in die Zukunft zu verschieben. Eine wichtige ¨ okonomische / empirische Gr¨ osse ist die Geldmenge. , Verglei- chen Sie dazu die Geldmengendefinitionen (M1, M2 und M3) in der Schweiz in der Vorlesung 6, Folie 7. (b) Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen Geld, Einkommen, Ersparnis, Verm¨ogenundW¨ahrung? Geld: Funktionale Definition siehe (a) Einkommen: Was man durch Arbeit verdient + was man als Zinsen und Dividenden erh¨ alt (Stromgr¨ osse) Ersparnis: den Teil des Einkommens nach Abzug der Steuern, der nicht ausgegeben wird (Stromgr¨ osse) Verm¨ ogen: Wert dessen, was ¨ uber die Zeit hinweg angespart wurde (Be- standsgr¨ osse) ahrung: Das in einem Land als gesetzliche Zahlungsmittel bestimmte Geld, d.h. M¨ unzen & Noten als Bestandteil von Geld (c) Diskutieren Sie den Begriff der Reserve in Bezug auf die Politik der Notenbank und der Gesch¨aftsbanken. Der Begriff Reserve wird in der Geldtheorie in zwei unterschiedlichen Zusam- menh¨ angen verwendet. Die W¨ ahrungsreserve der Notenbank. Reserven, welche die Gesch¨ aftsbanken teils freiwillig, teils weil gesetzlich vorgeschrieben, bei der Notenbank hinterlegen. Beim gesetzlich vorge- schriebenen Teil spricht man von “Mindestreserve”. Mindestreserven sind Einlagen, die die Banken als Reserven bei der Zentralbank halten m¨ ussen und nicht verleihen d¨ urfen. 1

Upload: patrik-frei

Post on 15-Jan-2016

213 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

-§-

TRANSCRIPT

Page 1: Loesungsskizze08

Einfuhrung in die Makrookonomie Ubung 8 FS 2015

Losungsskizze zu Ubung 8

Geld

Aufgabe 1: Begriffe

(a) Was ist Geld?

Der Begriff Geld bezieht sich auf Aktiva, die Menschen regelmassig zum Er-werb von Waren und Dienstleistungen verwenden. Geld wird dabei funktionaldefiniert—es erfullt drei Funktionen: Als 1) Zahlungsmittel stellt es das Medi-um dar, das zur Abwicklung von Transaktionen genutzt wird. Als 2) Rechen-einheit liefert es ein Mass fur Preise und andere okonomische Werte. Als 3)Wertaufbewahrungsmittel gibt es die Moglichkeit, Kaufkraft von der Gegen-wart in die Zukunft zu verschieben.

Eine wichtige okonomische / empirische Grosse ist die Geldmenge. ↪→ Verglei-chen Sie dazu die Geldmengendefinitionen (M1, M2 und M3) in der Schweizin der Vorlesung 6, Folie 7.

(b) Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen Geld, Einkommen, Ersparnis,Vermogen und Wahrung?

� Geld: Funktionale Definition siehe (a)

� Einkommen: Was man durch Arbeit verdient + was man als Zinsen undDividenden erhalt (Stromgrosse)

� Ersparnis: den Teil des Einkommens nach Abzug der Steuern, der nichtausgegeben wird (Stromgrosse)

� Vermogen: Wert dessen, was uber die Zeit hinweg angespart wurde (Be-standsgrosse)

� Wahrung: Das in einem Land als gesetzliche Zahlungsmittel bestimmteGeld, d.h. Munzen & Noten als Bestandteil von Geld

(c) Diskutieren Sie den Begriff der Reserve in Bezug auf die Politik der Notenbankund der Geschaftsbanken.

Der Begriff Reserve wird in der Geldtheorie in zwei unterschiedlichen Zusam-menhangen verwendet.

� Die Wahrungsreserve der Notenbank.

� Reserven, welche die Geschaftsbanken teils freiwillig, teils weil gesetzlichvorgeschrieben, bei der Notenbank hinterlegen. Beim gesetzlich vorge-schriebenen Teil spricht man von “Mindestreserve”. Mindestreserven sindEinlagen, die die Banken als Reserven bei der Zentralbank halten mussenund nicht verleihen durfen.

1

Page 2: Loesungsskizze08

Einfuhrung in die Makrookonomie Ubung 8 FS 2015

Aufgabe 2: Uberschussreserven

In der Schweiz mussen Geschaftsbanken mindestens 2.5% der kurzfristigen Einlagenmit Reserven bei der Nationalbank hinterlegen. 2005 betrugen die reservepflichtigenEinlagen bei den Geschaftsbanken etwa 250 Mrd. Franken und die Giroguthaben etwa5 Mrd. Franken.

(a) Wie viel Uberschussreserven hielten die Geschaftsbanken 2005? Warum hiel-ten sie damals nicht mehr Uberschussreserven?

Insgesamt waren die Uberschussreserven in 2005 praktisch gleich null.1 Daswar die normale Situation vor der Krise. Weil die Zinsen auf Reserven nullwaren, hielten die Banken nur das Notigste.

(b) Heute betragen die Einlagen bei den Geschaftsbanken etwa 580 Mrd. Franken.Wie hoch ist entsprechend das Mindestreserveerfordernis? Wie hoch sind dieGiroguthaben ungefahr?

Das Mindestreserveerfordernis ist heute etwa 2.5% von 580 Mrd., also etwa14.5 Mrd. Tatsachlich betragen die Giroguthaben heute etwa 380 Mrd. (dassteht z.B. in der Bilanz oder in den Geldpolitisch wichtigen Daten - dazu kom-men noch die Noten und Munzen, die bei den Banken sind, aber die kann manvernachlassigen). Es werden uber 26x zuviele Reserven gehalten.

(c) Was fur Grunde gibt es, dass die aktuellen Uberschussreserven so hoch sind?Was konnte es fur die zukunftige Geldschopfung durch die Banken bedeuten?Wie sehen Sie die zukunftige Entwicklung der breiteren Geldaggregate (d.h. derGeldmengen M1, M2 und M3)?

Die Uberschussreserven sind hoch, weil die SNB stark auf dem Devisenmarktinterveniert hat—sie hat Devisen gegen Franken gekauft. Die entsprechendeLiquiditat wird von den Banken bei der SNB parkiert. Die Banken konntendie Kreditmenge viel starker ausdehnen weil sie die entsprechenden Reservenhaben, dafur fehlt aber die Nachfrage (und vielleicht auch die Risikobereit-schaft). Falls es bald zu einer deutlichen konjunkturellen Erholung kommt,konnte es aber sein, dass es zu einer starken Kreditausdehnung und entspre-chendem Geldmengenwachstum kommt. Die Geldmengen M1 bis M3 konntenalso rasch wachsen, v.a. wenn die Zinsen tief bleiben.

1Die Giroguthaben beliefen sich mit 5 Mrd. Franken auf rund 2% der reservepflichtigen Einlagen.Zu den anrechenbaren Aktiven zur Erfullung des Mindestreserveerfordernis zahlen noch die vonBanken gehaltenen Noten und Munzen (2005 ungefahr 4.5 Mrd.). Im Vergleich zu den Giroguthabensind die Bestande von Noten und Munzen relativ konstant—aus den Giroguthaben lasst sich deshalbbereits schliessen, dass die Uberschussreserven nahe bei null waren.

2

Page 3: Loesungsskizze08

Einfuhrung in die Makrookonomie Ubung 8 FS 2015

Aufgabe 3: Entwicklung der Geldmenge M2

(a) Wie hat sich die Geldmenge M2 uber die letzten 10 Jahre ungefahr verandert?Wie hat sich das nominale BIP verandert?

Die Geldmenge M2 hat sich fast verdoppelt. Das mominale BIP ist dabei vielweniger stark gewachsen (2005 507 Mrd. Fr / 2014 648 Mrd. Fr. ).

(b) Was schliessen Sie aus (a) fur die Entwicklung der Umlaufgeschwindigkeit?Wie erklaren Sie sich diese Entwicklung? Weist die Entwicklung der Umlauf-geschwindigkeit auf langerfristige Inflationsrisiken hin?

Wichtig ist hier, dass M2 viel starker gewachsen ist als das nominale BIP. DieUmlaufgeschwindigkeit war also nicht konstant (wie oft angenommen wird)sondern hat sich deutlich reduziert. Falls dieser Ruckgang als vorubergehendbetrachtet wird, musste also die Umlaufgeschwindigkeit mit der Zeit wiederansteigen.

Der Ruckgang der Umlaufgeschwindigkeit weist darauf hin, dass die Oppor-tunitatskosten der Geldhaltung tief sind. Der nominale Ertrag auf sicherenAnlagen (z.B. CH Staatsobligationen) ist sogar z.T. tiefer als auf Bargeld oderLohnkonten etc, es besteht also kein Anreiz von Geld auf zinstragende Anlagenumzuschichten. Eine Erklarung dafur ist, dass zur Zeit die Kreditnachfrage re-lativ zum Angebot an Spargeldern klein ist, der Risikoappetit fur Investitionenist klein. Wenn sich die Lage normalisiert und die Umlaufgeschwindigkeit an-steigt, besteht ein Inflationsrisiko, wenn die Geldmenge nicht reduziert wird.Es ist viel wahrscheinlicher, dass das Preisniveau rasch steigt, als dass das realeBIP rasch genug wachst.

3