marcel arnold - morbus bleuler
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»Irren ist menschlich.
Aber wenn das Irre den Menschen irren lässt,
so ist das unmenschlich.«Marcel Arnold
1 Geschichtliches 2 Versuch einer Definition 3 Symptomatik 3.1 Erkennung (Diagnostik) 3.2 Positiv- und Negativsymptome 3.3 nach ICD-10 3.4 Subtypen 4 Verlauf 4.1 »Versteckspiel« 4.2 Zerspaltung des Geistes 4.3 soziale Exklusion 5 Ätiologie
5.1 soziofamiläres Entwicklungsumfeld 5.2 »Doppelbindungstheorie«
5.3 biologischer Aspekt 5.4 neurobiochemische Erscheinungen 6 Behandlung 6.1 Pharmakotherapie 6.2 Psychotherapie 6.3 Soziotherapie
6.4 Multitherapie und Ausblick 7 Quellen
8 Buch- und Filmempfehlungen4
GLIEDERUNG
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Geschichtliches
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Antike: magisch-mystische und »göttliche« Eingebung
Antike+Mittelalter: von Teufeln oder Dämonen besessen
»künstliche« Schizophrenie bei Naturvölker: ausgelöst durch religiöse Drogen-Rituale(heute: Psychodelika bei Neoschamanisten)
Ende 19. Jh. (Emil Kraepelin): dementia praecox undmanisch-depressives Irresein (Zyclothymie)
1911: Eugen Bleuler erweitert Psychosenbegriff dervorzeitigen Demenz zu »Gruppe der Schizophrenien«
bis heute nicht vollständig (kausal) erklärt
Geschichtliches
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Versuch einer Definition
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»Die Schizophrenien sind eine Gruppe endogener Psychosen,
derer zugrunde neuronale Störungen liegen.
Pathogene Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten
sind akut und/oder chronisch die Folgen.«
Versuch einer Definition
altgriech.: »Spaltung der Seele«
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Symptomatik
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nicht eindeutig; oft Fehldiagnosen
Differentialdiagnostik notwendig!(... autistische, manisch-depressive, schizoide, schizoaffektive, dementielle Persönlichkeitsstörung)
Symptome werden meist nur bei akut-psychotischemAnfall bemerkt, obwohl Ausbruch früher geschieht
Bleuler teilte Symptomatik in Grundsymptome und akzessorische Symptome
heute meist verwandt: Positiv- und Negativsymptomik
Symptom-Diagnostik
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Symptomatik
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akustische, haptische und optischeHalluzinationen
Ich-Störung:GedankeneingabeGedankenausbreitungGedanken-, Handlungs- undGefühlsentzug
formale DenkstörungWahn: unerschütterliche, unwider-legbare Überzeugung(»Wahngewissheit«)
Positivsymptome kognitive Defizite:
kausales Denken schwierigkeine Zusammenhängesprachliche Armut (Alogie bis Mutismus)
Perseverationen treten auf
motorische Defizite:Reduktion der emotionalenGestiken und Mimiken
Kommunikationsstörung,soziale Isolation, Gefahr derInvalidität (Autismus?)
Depressivitätkann aber auch residual auftreten
SchlafstörungenInitiale Symptome:
Negativsymptome
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Symptomatik
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1. Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung
2. Kontroll- oder Beeinflussungswahn; Gefühl des Gemachten bzgl. Körperbewegungen,Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmungen
3. Kommentierende oder dialogische Stimmen.4. Anhaltender, kulturell unangemessener oder
völlig unrealistischer Wahn (bizarrer Wahn)5. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität6. Gedankenabreißen oder -einschiebungen 7. Katatone Symptome:
Erregung, Haltungsstereotypien, Negativismus oder Stupor.
8. Negative Symptome:Apathie, Sprachverarmung, verflachter oder inadäquate Affekte
nötig für Diagnose:1 Symptom der Gruppe 1-42 Symptome der Gruppe 5-8... über längeren Zeitraum
nicht zu diagnostizieren bei:IntoxikationHirnerkrankungDrogenentzug
Leitsymptome nach ICD-10
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Symptomatik
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Paranoide Schizophrenie:Wahnvorstellungenagitatorisches Verhalten gegen (nicht)vorhandenePersonenBedeutsam: Positivsymptomatik
Hebephrene Schizophrenie:beginnt meist im JugendalterStörungen des Affektzustandes, des Antriebs und des DenkensAbfall der sozialen, kognitiven und emotionalen Verhältnisse
Schizophrenia simplex:beginnt meist im Erwachsenenalter'schleichende' Entwicklung der Krankheitschwer diagnostizierbarhohe Suizidrate!
Katatone Schizophrenie:psychomotorische Störungen:
katatone Stuporungewöhnliche Haltungsstereotypienmotorische Hyperaktivität
Subtypen
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Verlauf
schizophrene Person versucht sich nichts anmerken zu lassenversucht Symptome zu verstecken und versucht sich vor den »schreienden Geistern« im Kopf zu versteckenerhebliche Konzentrations- und Schlafstörungen
zu Beginn »gelingt« Versteckspiel, da:Komorbidität»schubweiser« BeginnUnkenntnis des soziofamilären Umfeldes
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»Versteckspiel«
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Verlauf
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Verlauf meist akut, sonst chronischBeginn: Adoleszenz oder zwischen 30. und 45 LJprä- und postakut:
Depressionemotionale AbstumpfungVernachlässigung sozialer Kontakte, der Arbeit, der Hygieneund sonstiger Aktivitäten
Um- und Innenwelt wird »sinnlich« intensiver wahrgenommenPerson kann dies nicht verarbeiten, kann keinen klaren Gedanken mehr fassendas »Denken« (Fühlen->nicht mehr vorhanden) wird vonden negativen Stimmen übernommen
(auto)aggressives Denken und Verhalten:»Alle hassen mich – zu recht, denn ich bin schlecht.«»Die Stimmen hasse und liebe ich, sie zerfressen mich innerlich.«»Den Stimmen vertraue ich.«»Nichts hat Sinn – Ich bringe mich um!«
Suizidversuche + stationäre Psychiatrieaufenthalteverhindern ein Lindernschlechte Medikation verstärken Negativsymptome
Zerspaltung des Geistes
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Verlauf
schizophrene Person kann sich und »seine« Stimmen nicht mehr verstecken
Schule/Ausbildung/Arbeit muss abgebrochenwerdenfür Familie/Bekanntschaft/Freunde:»peinlich«, teuer und anstrengendsinn- und hoffnungslos
Konsum »anderer« Drogen undKlinikaufenthalte inklusive Neuroleptika unterstreichen dies
»Stimmen« sind die einzigen Vertrauten und der Tod der einzige Ausweg
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Soziale Exklusion
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Ätiologie
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Psychotische Schübe treten oft beikritischen, belastenden Lebenssituationen auf
gutes sozioökonomisches Umfeld ist besser für ErkennungVeränderung wird schneller bemerktfinanzieller und hoffentlich emotionaler Rückhalt
es gibt keine »schizophrenogene« Mutter
frühe (Ich-)Entwicklungsstörungen erhöhen Vulnerabilität(»Vulnerabilitäts-Stress-Modell«)
paradoxe Kommunikationsmuster haben Einfluss(»double-bind theory«)
Fazit: Umfeld wirkt (-/+)-verstärkend, wenn nicht gar auslösend, aber nicht ursächlich
Soziofamiläres Entwicklungsumfeld
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Ätiologie
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Botschaft mit widersprüchlichen Aufforderungen aufInhalts- und Beziehungsebene
für den Betroffenenbleibt keine Wahl, alles entpuppt sich als ScheinAbhängigkeit zwingt ihn zur »falschen« Handlungerkennt paradoxes Sprachmuster nichtausweglose Situation
bei Schizophrenie: besonders in der FamilieBeispiele:
Mutter verhielt sich oft ambivalent:konnte Kind nicht leiden, äußerlich hielt sieden Schein der »einfühlsamen Bemutterung«
Mutter besucht schizophrenes Kind in der Klinik.
Doppelbindungstheorie
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Ätiologie
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perinatale Hirnschäden (metabolisch, Virusinfektion, fötale Komplikationen,Probleme bei der Schwangerschaft etc.)
genetische Disposition:Fehler bei Dysbindin- und Neuregulingen(Synapsenbildung und Übertragung)Vererbungsrate hoch:
eineiige Zwillinge > 50%zweiige Zwillinge ~ 10%normale Geschwister < 10%Kinder von schizophrenen Eltern ~ 35%bei einem Elternteil ~ 10%
Neurotransmittersystem ist gestört
Biologischer Aspekt
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Ätiologie
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Neuroanatomische Anomalien:Fehler im limbischen SystemDopamin-Überschuss
Schäden bei der extrapyramidalen MotorikSchaden der Sexualität, des Wohlbefindens,des (An-)Triebes
Störungen bei serotonergen und glutamergenHaushalt erkennbar
diese Störungen sind aber auch bei anderen organischen und psychischen Erkrankungen (z.B. Epilepsie) vorzufinden
Fazit: neurologische Basis der Vulnerabilität
Neurobiochemische Erscheinungen
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Behandlung
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atypische AntipsychotikaDopamin-AntagonistenBesserung der Positivsymptomatik(formale Denkstörungen, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Leistungseinschränkungen)negative NebeneffekteAber: Amphetamine bessern Negativsymptomatik (!)(Apathie, Alogie, Anhedonie, flacher Affekt, Asozialität und Aufmerksamkeitsprobleme)
Zusammenspiel mit endogenen Drogen mehr Beachtung schenken (z.B. Melatonin)
Pharmakotherapie
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Behandlung
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nicht tiefenpsychologisch (psychoanalytisch), eherpsychodynamische Multitherapie! (z.B. Verhaltenstherapie)
konstante, vertraute Therapeuten!
Realitätsbezug muss wiederhergestellt werden
Therapieziele in der Akutphase:Etablierung einer therapeutischen BeziehungAufklärung über Krankheits- und BehandlungskonzepteBeseitigung/Verminderung der Krankheitserscheinungen und der krankheitsbedingten BeeinträchtigungVerhinderung/Behandlung von Selbst- und FremdgefährdungEinbeziehung von BezugspersonenVerhinderung/Verminderung sozialer FolgenMotivation zur SelbsthilfeVorbereitung der postakuten Stabilisierungsphase durch Einleitung rehabilitativer Maßnahmen
Psychotherapie
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Behandlung
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Therapieziele in der postakuten Stabilisierungsphase:
Festigung der therapeutischen BeziehungStabilisierung bei RemissionBehandlung kognitiver, sozialer Defizite sowie weiterer NegativsymptomatikFörderung von Partizipation, Krankheitseinsicht und ComplianceIntensivierte Aufklärung über Krankheits- und BehandlungskonzepteVerstärkte Einbeziehung von Bezugspersonen in Aufklärung,Rückfallprävention und BehandlungFrüherkennung drohender RückfälleEntwicklung individueller Coping-StrategienHarmonisierung von Konflikten in der Familie und UmweltVerständniserarbeitung der individuellen Bedeutung der Erkrankung (Sinngebung)Stabilisierung/Erweiterung sozialer KontakteVorbereitung und Weiterführung rehabilitativer MaßnahmenMotivation zur Selbsthilfe
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Behandlung
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Therapieziele in der Remissionsphase:
Aufrechthaltung der therapeutischen BeziehungGgf. SymptomsuppressionFörderung sozialer IntegrationRückfallprophylaxe, -früherkennung und -frühinterventionSuizidprophylaxeVerbesserung der LebensqualitätBerufliche RehabilitationMotivation zur Selbsthilfe
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]> Behandlung
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sollte begleitend und folgend erfolgenWohn- und Lebensgemeinschaft mit BetreuernLeben mit anderen psychisch Kranken durch
RegelnAufgabenFreiheitenarbeitsähnlichen Verhältnissenexterne Pharmakopsychotherapie
bester Ansatz:»Soteria« :
Wohnheim mit max. 10 »Bewohnern«2 Therapeutenganzheitliche Psychosenbegleitungpersonelle und konzeptuelle KontinuitätPartizipation, also keine Hierarchie (interpersonell)Therapie nach Situation und Bedarfgemeinsame Entwicklung des Alltags und der Behandlung
Soziotherapie
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]
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»blinking, alpha brain waves and smoking in schizophrenia«(Andresen Klein)»Einführung in die Neurosenlehre und Psychosomatische Medizin« (Hoffmann und Hochapfel)»GEO Themenlexikon – Medizin und Gesundheit« (GEO)»www.psychiatriegespräch.de«»Schizophrenie und Familie« (u.a. Gregory Bateson)»Soteria im Gespräch« (Luc Ciompi)»Therapie schizophrener Erkrankungen« (Anti-Stigma-Kampagne München)»Wahnsinn im Kopf« (Lori Schiller)Wikipedia-Artikel u.a. zu
SchizophrenieSoteriaDoppelbindungstheorie...
Quellen
[Marcel Arnold – Präsentation »Morbus Bleuler«]
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Bücher:»Das weisse Land der Seele« (Olga Khartidi)»Die Anstalt« (John Katzenbach!)»Die Menschenkrankheit« (..)»Die Therapie« (Sebastian Filzek)»Ich hab dir nie einen Rosengartenversprochen« (Hannah Green)»Wahnsinn im Kopf« (Lori Schiller)
Filme:»A beautiful mind«»Das weisse Rauschen«»Butterfly Effect 1 und 2«
Buch- und Filmempfehlungen