praxisbewertung-report 2010 - umfrageergebnisse

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[BEWERTUNG VON ARZTPRAXEN REPORT 2010] 8. August 2010 www.bewertungspilot.de Die praktische Anwendung der verschiedenen Praxisbewertungsverfahren Branchenübergreifende empirische Untersuchung von Till Ohrmann Mit der empirischen Untersuchung wurde erfasst, wie innerhalb der unterschiedlichen Branchen mit den zentralen Problem der Praxisbewertung umgegangen wird. Bei der Auswertung wurde differenziert in (außer)ordentliche Mitglieder des IDW, Nichtmitglieder sowie öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige zur Bewertung von (Zahn)Arztpraxen (IHK). Die Untersuchung zeigte, dass das Ertragswertverfahren eine dominierende Stellung unter allen Bewertungsverfahren einnimmt. Allerdings benutzen knapp die Hälfte aller Praxisbewerter die neue Bundesärztekammermethode, welche in der Fachliteratur kontrovers diskutiert und betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehbar ist. An dritter Stelle folgen die Gewinn& Umsatzmultiplikatoren, welche von knapp einem Drittel aller Bewerter benutzt werden. Etwas geringer war die Beliebtheit der DCFVerfahren, die mit den Mittelwertverfahren und der alten Bundesärztekammermethode auf einem Platz liegen. I. Einleitung 1. Ziele der vorliegenden empirischen Untersuchung Theorie und Praxis sind mitunter verschiedene Bereiche und gerade bei der Unternehmensbewertung bereitet die praktische Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen größere Probleme und macht die Unternehmensbewertung zu einem der komplexesten Bereiche der Betriebswirtschaftslehre. Dies gilt analog für die Bewertung von freiberuflichen Praxen jeder Art. In den folgenden Kapiteln wird jedoch nur auf die Problematik der Bewertung von Arztpraxen eingegangen. Während die Bewertung von Unternehmen i. d. R. auf den zukunftsorientierten Verfahren beruht, ist die Anwendung von vergangenheitsorientierten Verfahren 1 bei den Praxisbewertern nach wie vor weit verbreitet. Anders als bei der originären Unternehmensbewertung ist der IDW S 1 nicht allen Praxisbewertern bekannt. So existieren momentan drei mehr oder weniger (wissenschaftlich) richtige Handlungsanweisungen. 2 Aus diesem Grund ist es von großem Interesse, zu erfahren, wie der Bewertungsstandard des IDW in der Praxis zur Anwendung kommt und welche Bewertungsverfahren von den Praxisbewertern am häufigsten angewandt werden. Ein weiterer Augenmerk soll auf die Auswahl der Parameter des Bewertungskalküls und deren Gewinnung gelegt werden. Darüber hinaus kann der Praktiker die Ergebnisse der Erhebung unmittelbar für die eigenen Gutachten benutzen und mögliche Erkenntnisgewinne in sein bestehendes Bewertungskalkül einarbeiten. 1 wie etwa die neue Bundesärztekammermethode 2 IDW S 1, BÄK/KBVHinweise, § 199 ff. BewG; Vier, wenn man die alten BÄKHinweise (1987) hinzuzählt

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Die Studie befasst sich mit allen Themen, die die Bewertung von Arztpraxen tangieren und stellt den IST-Zustand dar. Besonders interessant ist diese Arbeit für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Unternehmensberater, Bank- und Versicherungsangestellte, (niedergelassene) Ärzte und Wissenschaftler.

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[BEWERTUNG VON ARZTPRAXEN ‐ REPORT 2010] 8. August 2010 

 

 

 www.bewertungspilot.de 

Die praktische Anwendung der verschiedenen Praxisbewertungsverfahren 

­ Branchenübergreifende empirische Untersuchung ­ 

von Till Ohrmann 

Mit der empirischen Untersuchung wurde erfasst, wie innerhalb der unterschiedlichen Branchen mit 

den  zentralen  Problem  der  Praxisbewertung  umgegangen  wird.  Bei  der  Auswertung  wurde 

differenziert  in  (außer‐)ordentliche Mitglieder  des  IDW, Nichtmitglieder  sowie  öffentlich  bestellte 

und vereidigte Sachverständige zur Bewertung von (Zahn‐)Arztpraxen (IHK). Die Untersuchung zeigte, 

dass  das  Ertragswertverfahren  eine  dominierende  Stellung  unter  allen  Bewertungsverfahren 

einnimmt.  Allerdings  benutzen  knapp  die  Hälfte  aller  Praxisbewerter  die  neue 

Bundesärztekammermethode,  welche  in  der  Fachliteratur  kontrovers  diskutiert  und 

betriebswirtschaftlich  nicht  nachvollziehbar  ist.  An  dritter  Stelle  folgen  die  Gewinn‐  & 

Umsatzmultiplikatoren,  welche  von  knapp  einem  Drittel  aller  Bewerter  benutzt  werden.  Etwas 

geringer  war  die  Beliebtheit  der  DCF‐Verfahren,  die mit  den Mittelwertverfahren  und  der  alten 

Bundesärztekammermethode auf einem Platz liegen.  

I. Einleitung 

1. Ziele der vorliegenden empirischen Untersuchung 

Theorie  und  Praxis  sind  mitunter  verschiedene  Bereiche  und  gerade  bei  der 

Unternehmensbewertung bereitet die praktische Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen 

größere Probleme und macht die Unternehmensbewertung zu einem der komplexesten Bereiche der 

Betriebswirtschaftslehre. Dies gilt analog für die Bewertung von freiberuflichen Praxen  jeder Art.  In 

den  folgenden  Kapiteln  wird  jedoch  nur  auf  die  Problematik  der  Bewertung  von  Arztpraxen 

eingegangen. 

Während die Bewertung von Unternehmen i. d. R. auf den zukunftsorientierten Verfahren beruht, ist 

die Anwendung  von  vergangenheitsorientierten Verfahren1 bei den  Praxisbewertern nach wie  vor 

weit verbreitet. Anders als bei der originären Unternehmensbewertung  ist der  IDW S 1 nicht allen 

Praxisbewertern  bekannt.  So  existieren  momentan  drei  mehr  oder  weniger  (wissenschaftlich) 

richtige Handlungsanweisungen.2  

Aus diesem Grund ist es von großem Interesse, zu erfahren, wie der Bewertungsstandard des IDW in 

der Praxis  zur Anwendung  kommt und welche Bewertungsverfahren  von den Praxisbewertern  am 

häufigsten  angewandt werden.  Ein weiterer  Augenmerk  soll  auf  die  Auswahl  der  Parameter  des 

Bewertungskalküls und deren Gewinnung gelegt werden. 

Darüber  hinaus  kann  der  Praktiker  die  Ergebnisse  der  Erhebung  unmittelbar  für  die  eigenen 

Gutachten  benutzen  und  mögliche  Erkenntnisgewinne  in  sein  bestehendes  Bewertungskalkül 

einarbeiten.                                                             1 wie etwa die neue Bundesärztekammermethode 2 IDW S 1, BÄK/KBV‐Hinweise, § 199 ff. BewG; Vier, wenn man die alten BÄK‐Hinweise (1987) hinzuzählt 

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2. Design der empirischen Untersuchung 

2.1 Aufbau des Fragebogens 

Konzipiert wurde der Fragebogen  in Hinblick auf die Zielsetzung der Studie, der Wiedergabe einer 

Bestandsaufnahme der Bewertungspraxis. Das Design der Umfrage sowie einige Fragen hat der Autor 

aus  den  Studien  von  Fischer‐Winkelmann/Busch  (2009)3  und  Henselmann/Barth  (2007)4 

übernommen.  Zudem  möchte  der  Autor  eventuell  vorhandene  Parallelen  zur  „normalen“ 

Unternehmensbewertung aufzeigen und die Studien in den wichtigsten Fragestellungen vergleichbar 

machen. 

2.2 Durchführung der Studie 

2.2.1 Auswahl der Probanden 

Die Auswahl der  im Rahmen der Befragung zu kontaktierenden Unternehmen wurde vom Verfasser 

mit Hilfe des sozialen Netzwerks XING, der Online‐Suchmaschine Google sowie dem Berufsverband 

der Unternehmensbewerter  (IACVA) getroffen. Gesucht wurden Unternehmen, die  im Rahmen von 

Praxisbewertungen  als  direkte  Beteiligte  auftreten.  Die  Anzahl  der  befragten  Personen  hat  im 

Vergleich zur Vorjahresstudie5 (221 befragte Personen) mit insgesamt 298 Befragten um knapp 30 % 

zugenommen. 

2.2.2 Erstellung und Versendung der Fragebögen 

Die  Befragung  erfolgte  über  einen  standardisierten  Fragebogen,  der  webbasiert  auf  einem 

Internet‐Server abgelegt war. Der Umsetzung der Fragen in den elektronischen Fragebogen und der 

Einsatz  der  von  Auswahlfiltern  erfolgten  über  die  Befragungssoftware  "EFS  Survey"  der  Firma 

Globalpark  Enterprise,  die  für  Hochschulen  und  Studenten  einen  preiswerten  Zugang  über  das 

Unipark‐Programm  ermöglichte.6  Jeder  der  298  per  E‐Mail  eingeladenen  Befragungsteilnehmer 

erhielt einen personalisierten Link mit dem er Zugang zum Fragebogen erhielt. 

 

In  der  E‐Mail  zur  Einladung wurden  die  potentiellen  Teilnehmer  am  26.2.2010  über  das  Projekt 

informiert.  Damit  sollte  einerseits  Interesse  geweckt  anderseits  auch  zur  Mitarbeit  bei  der 

empirischen  Untersuchung  ermutigt  werden.  Durch  eine  personalisierte  Ansprache  sollte  ein 

gewisses  Vertrauensverhältnis  zwischen  Fragestellern  und  Befragten  hergestellt  werden.  Auch 

tendieren Befragte bei einer persönlichen Ansprache eher dazu, den Fragebogen auszufüllen. 

 

Jeder der per E‐Mail verschickten Zugangslinks war  individuell verschieden und verhinderte  so das 

mehrfache Ausfüllen des Fragebogens durch einen Probanden. Die Beantwortung des Fragebogens 

konnte jederzeit unterbrochen und während des Befragungszeitraums (26.2.2010 ‐ 1.4.2010) wieder 

aufgenommen werden. 

                                                            3 vgl. Fischer‐Winkelmann, W. F./Busch, K. (2009) FB S.635 ‐ 655 (Teil 1) und S. 715 ‐ 726 4 vgl. Henselmann, K./Barth, T. (2009) 5 vgl. Ohrmann, T. (2010) S. 5 6 vgl. http://ww3.unipark.de 

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2.2.3 Beteiligung an der Studie 

134 Probanden haben mit der Beantwortung der Fragen begonnen (47,02 % der Stichprobe) und 91 

Teilnehmer  haben  den  Fragebogen  komplett  ausgefüllt.  Die  vollständige  Rücklaufquote  beträgt 

damit 30,54 %. Von den 91 vollständigen Rückläufern wurden 11 nach Unterbrechung beendet. 

 Im Vergleich zur Vorjahresumfrage hat die Teilnehmerzahl abgenommen  (122 Teilnehmer  in 2009), 

was  auf  den  größeren  Umfang  der  Umfrage  zurückgeführt  werden  könnte.  Im  Vorjahr  hat  der 

Teilnehmer  im Durchschnitt drei Minuten  für das Ausfüllen des Fragebogens gebraucht,  in diesem 

Jahr  lag  der  Schnitt  bei  etwa  zehn  Minuten.  In  der  Mitte  des  Befragungszeitraums  (11.3.2010) 

wurden  alle  Befragungsteilnehmer,  die  den  Fragebogen  bis  dahin  nicht  (vollständig)  ausgefüllt 

hatten, per E‐Mail nochmals gebeten, an der Befragung  teilzunehmen. Dadurch konnte die Anzahl 

der  Rückläufer  von  29  auf  51  gesteigert  werden.  Am  29.3.2010  erfolgte  analog  zum  vorherigen 

Hinweise eine weitere Erinnerung an das Umfrageende. Daraufhin stieg die Anzahl der Teilnehmer 

auf insgesamt 91 an. 

II. Darstellung der Ergebnisse der Befragung 

1. Zusammensetzung des Teilnehmersamples 

a) Ausbildung und beruflicher Hintergrund 

Die  erste  Frage  betraf  die  Erfassung  der  beruflichen  Qualifikation  der  Befragungsteilnehmer.  Bei 

dieser Frage waren mehrere Antworten möglich. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es  zeigte  sich,  dass  der  wirtschaftswissenschaftliche  Hochschulabschluss  mit  59,34  %  das 

Antwortsample  dominiert.  Da  an  die  WP  und  Sachverständigen  (SV)  die  höchsten  beruflichen 

Voraussetzungen  gestellt werden,  ist  es  bei  späteren  Fragestellungen  durchaus  interessant,  einen 

Vergleich zwischen WP/SV und Nicht WP/SV  (alle anderen Qualifikationen) anzustellen, sofern dies 

für die jeweilige Fragestellung von Relevanz zu sein scheint. Unter dem Punkt „sonstige Ausbildung“ 

wurde überwiegend auf weitere wissenschaftliche Ausbildungen, wie etwa einen Doktortitel, bzw. 

Master, hingewiesen. Zudem wurde die Qualifikation „Bankkaufmann“ von fünf Probanden genannt. 

 

Antwort zur Ausbildung und des beruflichen Hintergrunds 

Anzahl der Nennungen 

 n 

relative Anzahl     (N = 91) 

Steuerberater (StB)  23  25,27 % 

Wirtschaftsprüfer (WP)  11  12,09 % 

Rechtsanwalt (RA)  9  9,89 % 

einen (Fach‐)Hochschulabschluss auf wirtschafts‐wissenschaftlichem Gebiet  (z.B. Dipl.‐Kfm., Dipl.Vw.) 

54  59,34 % 

vereidigter Buchprüfer  1  1,10 % 

öffentlich bestellter und vereidigter Sach‐verständiger zur Bewertung von Arztpraxen (IHK) 

8  8,79 % 

Certified Valuation Analyst (CVA)  5  5,49 % 

sonstige Ausbildung  22  24,18 % 

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b) Stellung des Bewerters 

Hier ging es darum  zu erfassen, ob  sich der Proband  in einer abhängigen Position als Angestellter 

oder  als  (Mit‐)  Inhaber  einer  StB‐/WP‐/RA‐Kanzlei  bzw.  Unternehmensberatungsgesellschaft  o.ä. 

befand. Es war nur eine Antwort zulässig.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Positionen der Probanden  innerhalb der Firmen/Kanzleien  ist relativ gleichmäßig verteilt, einzig 

der Anteil der eigenen Firmen‐ bzw. Kanzleibesitzer ist mit 46 % ein wenig höher. Diese gleichmäßige 

Verteilung  ist  positiv  zu  beurteilen,  da  die  Teilnehmerstruktur  alle Hierarchieebenen  umfangreich 

berücksichtigt. 

c) Branche 

Bei dieser Frage sollte erfasst werden,  in welcher Branche der Befragte schwerpunktmäßig tätig  ist. 

Diese Unterteilung ist wichtig, da mit den folgenden Fragestellungen untersucht werden soll, ob eine 

Abhängigkeit von Branche und Bewertungsmethode zu erkennen ist. 

 

 

 

 

 

 

 

Mit etwa 34 %  ist die Branche der Unternehmens‐ bzw. Praxisberater am häufigsten vertreten. Mit 

einigem Abstand folgen die Branchen Steuerberatung (16,48 %) und Corporate Finance (9,89 %).  

Branchenzugehörigkeit  Anzahl der Nennungen 

relative Anzahl  (N = 91) 

Steuerberatung  15  16,48 %

Wirtschaftsprüfung  3  3,30 %

Corporate Finance  9  9,89 %

Rechtsberatung  5  5,49 %

Unternehmensberatung  31  34,07 %

Bank  5  5,49 %

Versicherung  4  4,40 %

andere  17  18,68 %

Inhaber einer eigenen Firma/Kanzlei (z. B. Einzel‐StB, Einzel‐WP, Einzel‐UB) (42/46%)

Partner in einer Gesellschaft (z. B. StBG, UBG) (26/29%)

Angestellter in einer Firma/Kanzlei (23/25%)

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Weiter  folgen  zu  fast  gleichen  Anteilen  die  Wirtschaftsprüfung,  Rechtsberatung,  Bank  und 

Versicherung.  Unter  der  Angabe  „andere“  wurde  zudem  die  Tätigkeit  als  Sachverständiger  (2x), 

Universitätsprofessor  (2x)  sowie  als  Vertreter  eines  Berufsverbandes  (WP/StB)  und  der 

Kassenärztlichen Vereinigungen genannt.  

d) Anzahl Mitarbeiter 

Mit dieser Frage sollte erfasst werden, wie viele Mitarbeiter in dem Unternehmen tätig sind, welches 

die  Bewertung  durchführt.  Zugleich  ist  die  Verteilung  der Mitarbeiterzahlen  ein  Indiz  dafür,  wie 

repräsentativ das Antwortsample ist. Hier gab es auch nur eine Antwortmöglichkeit. 

 

 

 

 

 

Aufgrund der gleichmäßigen Verteilung in den festgelegten Mitarbeiterklassen kann von einer hohen 

Repräsentativität der Antworten ausgegangen werden.  

e) Interessens­/ Tätigkeitsschwerpunkte des Bewerters 

Mit dieser  Frage  sollten die beruflichen Schwerpunkte des Antwortenden erfasst werden. Es  zeigt 

sich folgendes Antwortspektrum: 

 

 

 

 

 

Die Auswertung  des Antwortsamples  ergab,  dass die Befragten mit  knapp  70 %  hauptsächlich  im 

Bereich der  Praxisbewertung  tätig  sind. Dies untermauert die Güte der Umfrage  in Bezug  auf die 

kommenden fachlichen Fragen. 

 

 

 

Wie viele Mitarbeiter sind in Ihrem Unternehmen tätig? 

Anzahl der Nennungen 

relative Anzahl  (N = 91) 

1  7  7,69 %

2 ‐ 5  23  25,27 %

6 ‐ 10   16  17,58 %

11 ‐ 15  7  7,69 %

Mehr als 15  38  41,76 %

Antwort zu beruflichen Erfahrungen und Interessensschwerpunkten: 

Anzahl der Nennungen 

relative Anzahl     (N = 91) 

Ich habe keine speziellen Interessensschwerpunkte, bearbeite alle Aufgabengebiete je nach Arbeitsanfall 

15  16,48 % 

Ich habe mich auf bestimmte Arbeitsgebiete spezialisiert, Praxisbewertung gehört mit zu meinen Interessensschwerpunkten 

63  69,23 % 

Praxisbewertung gehört nicht zu meinen speziellen Interessensschwerpunkten 

13  14,29 % 

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f) Anzahl der durchgeführten Praxisbewertungen 

Mit dieser  Frage  sollte die qualitative Güte der  Probanden unterstrichen werden. Die  Teilnehmer 

hatten nur eine Antwortmöglichkeit. 

 

 

 

 

 

Es zeigt sich eine breit gestreute Teilnehmerstruktur. Von den bisher unerfahrenen, bzw. nur passiv 

Beteiligten  (z.  B.  Bankangestellte,  die  Empfänger  des  Gutachtens  sind)  Teilnehmern  hin  zu 

Bewertungsexperten mit mehr als 20 erstellen Gutachten (knapp 55 %). 

2. Themenfeld Praxisbewertung ­ Verwendung welcher Bewertungsverfahren und Gewinnung der jeweiligen Kalkülparameter 

a) Durchführung einer Praxisbewertung 

Mit  dieser  Frage wurden  die  praktischen  Erfahrungen  im  Bereich  der  Praxisbewertung  erfasst.  Es 

wurde  gefragt,  ob  der  Proband  eine  Bewertung  vollständig  alleine  durchgeführt,  nur  mit 

Einzelbeiträgen an einer solchen teilgenommen hat oder noch nie an einer Bewertung teilgenommen 

hatte. Es war nur eine Antwort zugelassen.  

 

 

 

 

 

 

83,52 % haben demnach praktische Erfahrungen  im Bereich der Praxisbewertung sammeln können. 

Dies  steigert  damit  die  Aussagekraft  Studienergebnisse  und  ist  ein  Indiz  für  einen  hohen 

„Wahrheitsgehalt“ der abgegebenen Antworten für die Praxis der Praxisbewertung. 

Alle  Sachverständigen  und  Mitglieder  des  IDW  hatten  bereits  selbstständig  eine  Bewertung 

durchgeführt  (16 Antworten) bzw.  im Rahmen einer Teilbewertung am Gesamtbewertungsergebnis 

mitgewirkt (1 Antwort).  

 

Wie viele Bewertungen haben Sie bereits durchgeführt? 

Anzahl der Nennungen 

relative Anzahl    (N = 91) 

0  8  8,79 %

1‐5  18  19,78 %

6‐20  15  16,48 %

21‐50  21  23,08 %

mehr als 50  29  31,87 %

Antwort: „Eine Praxisbewertung habe ich..“  Anzahl der Nennungen 

relative Anzahl      (N = 91) 

Schon einmal selbstständig durchgeführt und über das Ergebnis ein Bewertungsgutachten erstellt. 

76  83,52 % 

Bisher alleine nicht durchgeführt, aber an einer solchen teilgenommen (z. B. im Rahmen einer Teilbewertung) und Beiträge zum Bewertungsgutachten erstellt. 

7  7,69 % 

Weder selbstständig durchgeführt noch an einer solchen teilgenommen 

8  8,79 % 

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b) Kenntnis der Bewertungsstandards des IDW 

Weil die genaue Kenntnis aller Verlautbarungen des IDW insbesondere nicht von Steuerberatern und 

Unternehmensberatern  erwartet  werden  konnte,  wurden  alle  Verlautbarungen  des  IDW  zur 

Unternehmensbewertung  (Bewertungsstandards)  abgefragt,  die  seit  1983  erschienen  sind.  Die 

Antwortenden konnten beliebig viele Antworten als zutreffend auswählen. 

Antwort:                         „Ich kenne folgende Bewertungsstandards…“ 

Anzahl der Nennungen 

‐ n 

relative Anzahl (N = 91) 

Anzahl Nennung Nicht‐IDW‐Mitglieder 

relative Anzahl Nicht‐IDW‐Mitglieder        (N = 73) 

Anzahl Nennung IDW‐

Mitglieder 

relative Anzahl IDW‐Mitglieder (N = 12) 

Anzahl Nennung Sachverständige 

relative Anzahl Sachverständige (N = 8) 

HFA 2/ 1983  43  47,25%  32  43,84%  11  91,67%  6  75,00%

HFA 2/ 1995  25  27,47%  16  21,92%  9  75,00%  3  37,50%

HFA 6/ 1997  31  34,07%  28  38,36%  10  83,33%  5  62,50%

IDW S 1 6/ 2000  42  46,15%  28  38,36%  11  91,67%  6  75,00%

IDW S 1 10/2005  46  50,55%  31  42,47%  12  100,00%  8  100,00%

IDW ES 1 i. d. F. 12/2007  43  47,25%  28  38,36%  11  91,67%  6  75,00%

IDW S 1 i. d. F. 6/2008  55  60,44%  38  52,05%  12  100,00%  7  87,50%

keinen  24  26,37%  23  31,51%  0  0,00%  0  0,00%

 

Es  stellte  sich  heraus,  dass  die  Bewertungsstandards  des  IDW  jeweils  nur  etwa  50  %  der 

Befragungsteilnehmer  bekannt waren.  Von  den  12  Befragten,  die  eine  IDW‐Mitgliedschaft  bejaht 

hatten,  waren  die  verschiedenen  Bewertungsstandards  erwartungsgemäß  einer  relativ  größeren 

Prozentzahl bekannt. Eine vollständige Kenntnis des nunmehr gültigen Bewertungsstandards (IDW S 

1  i.  d.  F.  2008) wurde  bei  den Mitglieder  des  IDW  erreicht.  31,51 %  aller  befragten  IDW‐Nicht‐

Mitglieder kannten keinen einzigen der Bewertungsstandards des IDW. 

 c) Jahr der Durchführung der letzten Bewertung 

An  dieser  Stellte  wurde  erfasst,  in  welchem 

Jahr die  letzte Praxisbewertung des Befragten 

stattfand,  weshalb  nur  eine  Antwort möglich 

war.  Die  Mehrzahl  der  Antwortenden  gaben 

eine Durchführung in 2008 und später an.   

In  der  Fragestellung  war  eine  versteckte 

Kontrollfrage  (mit  der  letzten  Antwort‐

möglichkeit)  mit  enthalten.  Bei  dieser  Frage 

gaben  9  Teilnehmer  die  Antwort,  an  noch 

keiner  Praxisbewertung  teilgenommen  zu 

haben.  Bei  der  vorhergehenden  Frage  zur 

Durchführung  von  Praxisbewertungen  hatten 

nur  8  Teilnehmer  diese  Antwort  ausgewählt. 

Bei  genauerer  Untersuchung  kann  sich  diese 

Abweichung  nur  durch  eine  falsche  Angabe 

Die letzte Unternehmensbewertung die ich durchgeführt habe bzw. an der ich teilgenommen habe, fand statt 

Anzahl der Nennungen 

relative Anzahl     (N = 91) 

1996  1  1,10 %

1997  0  0,00 %

1998  0  0,00 %

1999  1  1,10 %

2000  1  1,10 %

2001  1  1,10 %

2002  0  0,00 %

2003  1  1,10 %

2004  0  0,00 %

2005  0  0,00 %

2006  0  0,00 %

2007  0  0,00 %

2008  6  6,60 %

2009  27  29,67 %

2010  44  48,35 %

habe an keiner teilgenommen  9  9,89 %

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[BEWERTUNG VON ARZTPRAXEN ‐ REPORT 2010] 8. August 2010 

 

 

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oder eine Praxisbewertung vor 1996 erklären. Alle Sachverständigen und Wirtschaftsprüfern (bis auf 

einen Sachverständigen: 2003) haben innerhalb der letzten 2 Jahre eine Bewertung durchgeführt. 

d) Häufigkeit der Durchführung einer Bewertung pro  Jahr 

Mit dieser Frage wurde ermittelt, wie viele Bewertungen die Firma (das bewertende Unternehmen) 

durchschnittlich pro Jahr durchführt. Deshalb war nur eine Antwort möglich.  

Es zeigte sich, dass 18 Probanden (19,78 %) angaben, im Durchschnitt 0 bis 3 Bewertungen pro Jahr 

durchzuführen. 

Weitere 21 (23,08 %) führten 4 ‐ 6; 10 (10,99 %) führten 7 ‐10; 7 (7,69 %) führten 11 ‐ 15; 10 (10,99 

%) führten 16 ‐ 20 und 25 (27,47 %) führten mehr als 20 Praxisbewertungen pro Jahr durch.  

Untersucht man den Zusammenhang zwischen der Anzahl der durchgeführten Bewertungen und der 

Größe der Firma dann ergibt sich folgende Verteilung: 

So entfällt bspw. auf die Nennung mit mehr als 20 Bewertungen pro Jahr auf 19 Firmen mit mehr 15 

Mitarbeitern. Bei gleicher Größe der Unternehmen gibt es dann noch folgende Nennungen: 2 x 16 ‐ 

20 Bewertungen; 3 x 11 ‐ 15 Bewertungen; 1 x 7 ‐ 10 Bewertungen; 10 x 4 ‐ 6 Bewertungen und 4 x 0 

‐ 3 Bewertungen. 

Die restliche Verteilung kann aus der folgenden Tabelle entnommen werden. Es zeigt sich das schon 

zu erwartende Gesamtbild, dass mit der zunehmenden (sinkenden) Größe der Anzahl der Mitarbeiter 

im Unternehmen, in dem der Bewerter tätig ist, auch die Anzahl der durchschnittlich durchgeführten 

Praxisbewertungen pro Jahr steigt (sinkt). 

e) Anlässe der Praxisbewertung 

Es  wurde  bei  Fragestellung  bewusst  nicht  der  Untergliederung  des  IDW  S  1  gefolgt,  da  dessen 

Kenntnis nicht von allen Befragungsteilnehmern erwartet werden konnte. Ferner  ist  in der Literatur 

(zwischen  Theorie  und  Praxis)  umstritten,  ob  insbesondere  die  Bestimmung  eines  objektivierten 

Unternehmenswertes  (in  der  Funktion  des  neutralen  Gutachters)  widerspruchsfrei  überhaupt 

möglich  ist. Die Befragten hatten die Möglichkeit eine oder mehrere der  in der Abb. 1 aufgezählten 

Bewertungsanlässe auszuwählen. Die Ergebnisse dieser Frage sind folgendermaßen zu verstehen: 

Beispiel: Praxisabgabe mit ca. 88 % 

Dieses  Resultat  besagt,  dass  bereits  88  %  der  Praxisbewerter  eine  Arztpraxis  im  Rahmen  einer 

Praxisabgabe bewertet haben. 

Anzahl der Mitarbeiter im Unternehmen in dem der Befragte tätig ist 

Anzahl der Nennungen 

relative Anzahl        (N = 91) 

0‐3 Bewertungen 

pro Jahr 

4‐6 Bewertungen 

pro Jahr 

7‐10 Bewertungen 

pro Jahr 

11‐15 Bewertungen 

pro Jahr 

16‐20 Bewertungen 

pro Jahr 

mehr als 20 Bewertungen 

pro Jahr 

1  7  7,69 %  3  2  1  0  1  0 

2 ‐ 5  23  25,27 %  4  5  3  3  3  4 

6 ‐ 10  16  17,58 %  3  3  5  1  1  3 

11 ‐ 15  7  7,69 %  4  1  0  0  1  1 

mehr als 15  38  41,76 %  4  10  1  3  2  19 

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Das Ergebnis gibt also nicht Aufschluss darüber, wie hoch der relative Anteil der Praxisbewertungen 

aufgrund  einer  Praxisabgabe  tatsächlich  ist,  sondern  lediglich  über  das  Vorhandensein  dieses 

Bewertungsanlasses. Möglicherweise  lassen  sich aber aufgrund der Ergebnisse und der Anzahl der 

Umfrageteilnehmer  gewisse  Rückschlüsse  auf  die Häufigkeit  der  jeweiligen  Bewertungsanlässe  im 

operativen Bewertungsgeschäft ziehen. 

 Es zeigte sich, dass bei der Wertermittlung der komplette Praxisverkauf, bzw. ‐kauf mit 94,67 % bzw. 

90,67 % der häufigste Bewertungsanlass  ist.  In beiden Fällen  lässt sich eine geringe Steigerung zum 

Vorjahr erkennen,  so dass mittlerweile  fast  alle Befragten  aus diesen Anlässen bereits  eine Praxis 

bewertet  haben.  Danach  folgt  mit  knapp  44  %  die  Bewertung  anlässlich  einer  MVZ‐Gründung. 

Sinngemäß  sollte der Prozentsatz bei den  verschiedenen Anlässen  jährlich  steigen,  allerdings  lässt 

sich hier ein massiver Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (70,49 %) feststellen. Dies kann der Autor 

sich nur über die Dynamik der Teilnehmerstruktur erklären, da möglicherweise einige Teilnehmer, 

die  bei  dieser  Frage  im  Vorjahr  eine  Stimme  abgegeben  haben,  in  diesem  Jahr  nicht  mehr 

teilgenommen haben. Die Bewertung aufgrund einer Ehescheidung steht unverändert zum Vorjahr 

auf Platz vier der häufigsten Bewertungsanlässe. Knapp 47 % aller Bewerter haben eine Praxis bereits 

im Rahmen eines Zugewinnausgleichs bewertet. Der Bewertungsanlass „Abfindung/Entschädigung“ 

wurde  von  knapp  42  %  aller  Teilnehmer  angegeben,  gefolgt  von  Bewertung  aufgrund 

„privatrechtlicher  Vereinbarungen“  (25  %),  „steuerrechtlichen  Gründen“  mit  etwa  15  %  und 

„Insolvenz“ mit 12 %. 

Bei gesetzlichen und den sog. (überwiegend) dominierten Bewertungsanlässen wie Abfindungs‐ und 

Zugewinnausgleichsberechnung,  Nachlassbewertung  sowie  Insolvenzen  zeigt  sich,  dass  die 

Bewertung sowie rechtliche Betreuung überwiegend von WP/StB oder RA angeboten wird. Selbiges 

gilt für die Bewertung aus steuerrechtlichen Gründen. 

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

2009 rel.

2010 rel.

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f) Festlegung Bewertungsverfahren ­ subjektiver Entscheidungswert 

Die  nächste  Frage  erfasste  das  Verhalten  der  Bewerter  bei  der  Auswahl  des  bzw.  der 

anzuwendenden  Bewertungsverfahren.  Auf  die  Frage:  „Bei  Ermittlung  eines  subjektiven 

Entscheidungswertes ‐ Beratungsfunktion/Entscheidungsfunktion bei einem Kauf oder Verkauf einer 

Praxis  ‐  legt  das  anzuwendende  Bewertungsverfahren  für  die Unternehmensbewertung  fest  oder 

würde dieses festlegen“, gab es folgende Antworten (bei nur einer Antwortmöglichkeit): 

 

 

 

 

In 51,65 % der Fälle sprachen die Bewerter mit den Kunden (Adressaten des Bewertungsergebnisses) 

das Bewertungsverfahren ab, welches sie für die Bestimmung eines subjektiven Entscheidungswertes 

verwendeten.  In  32,97  %    (15,38  %)  entschied  der  Bewerter  (Kunde)  alleine  über  das  oder  die 

angewandten Bewertungsverfahren. 

Eine weitere Ausdifferenzierung  zwischen  IDW‐Mitglied und Nicht‐Mitglied, bzw. Sachverständigen 

liefert keine gravierenden Unterschiede bei den jeweiligen Antworten, so dass an dieser Stelle darauf 

verzichtet werden kann. 

f) Festlegung Bewertungsverfahren ­ objektiver Entscheidungswert 

Die  nachfolgende  Frage  erfasste  das  Verhalten  der  Bewerter  bei  der  Auswahl  des  bzw.  der 

anzuwendenden Bewertungsverfahren in allen rechtlich geprägten Anlässen der Praxisbewertung. Es 

ergab sich folgendes Antwortenspektrum: 

 

 

 

 

Interessant  ist, dass  lediglich knapp 50 % der Befragten die „Lehrmeinung“ des  IDW7 wiedergaben, 

dass unter Beachtung der Neutralität und Unabhängigkeit der  (neutrale) Gutachter alleine über die 

Auswahl des Bewertungsverfahrens entscheidet. 

Immerhin 36,26 % aller Antwortenden sprachen das Bewertungsverfahren mit dem Auftraggeber des 

Gutachtens ab. In 14,29 % aller Fälle legte der Auftraggeber das Verfahren alleine fest. 

 

                                                            7 Vermutet werden könnte, dass sich der Kunde bspw. über das Internet darüber informiert, nach welchem Bewertungsverfahren ähnliche Unternehmen wie das seine bewertet wurden und dieses Verfahren dann auch für das eigene Unternehmen beansprucht. 

Bei subjektiven Entscheidungswerten 

Anzahl aller Nennungen ‐ n 

relative Anzahl (N=91) 

der Kunde  14  15,38 % 

der Bewerter  30  32,97 % 

Absprache Bewerter/Kunde  47  51,65 % 

Bei objektiven Entscheidungswerten 

Anzahl aller Nennungen ‐ n

relative Anzahl (N=91) 

der Kunde  13  14,29 % 

der Bewerter  45  49,45 % 

Absprache Bewerter/Kunde  33  36,26 % 

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[BEWERTUNG VON ARZTPRAXEN ‐ REPORT 2010] 8. August 2010 

 

 

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Das gezeigte Antwortverhalten könnte ein  Indiz dafür sein, dass die Bedeutung des „objektivierten 

Unternehmenswertes“ gem. IDW S 1 bei den IDW‐Nicht‐Mitgliedern nicht vollständig bekannt ist.  

g) Persönliche Kenntnis der Bewertungsverfahren und Fähigkeiten zur praktischen Anwendung 

Es wurde gefragt, welche Bewertungsverfahren8 im Detail bekannt waren bzw. eingesetzt wurden. Es 

wurden mehrere Antworten zugelassen.  

Insgesamt  zeigt  sich  folgendes  Ergebnis  (die  drei  am  häufigsten  genannten Methoden  sind  dick 

hervorgehoben): 

Antwort: Anwendungsbereite Kenntnisse über folgende Bewertungsverfahren 

alle Nennungen 

relative Anzahl (N = 91) 

(modifiziertes) Ertragswertverfahren  83  91,21 % 

Discounted Cash Flow‐Verfahren  55  60,44 % 

Substanzwertverfahren (mit Wiederbeschaffungswerten)  55  60,44 % 

Liquidationswertverfahren  33  36,26 % 

Stuttgarter Verfahren  44  48,35 % 

Bundesärztekammer‐Methode (1987)  59  64,84 % 

Bundesärztekammer‐Methode (2008)  71  78,02 % 

vereinf. Ertragswertverfahren nach §§ 199 ff. BewG  43  47,25 % 

IBT‐Methode  21  23,08 % 

Mittelwertverfahren  42  46,15 % 

Gewinn‐ oder Umsatzmultiplikatoren  57  62,64 % 

sonstige nicht genannte Verfahren  13  14,29 % 

Als  weitere  Verfahren  wurden  genannt:  Übergewinnverrentung,  Gemischte  Umsatz‐ 

/Gewinnmethode,  eigene  Weiterentwicklungen,  Goodwill‐Methode,  UEC‐Methode,  Stamm‐

wertmethode, Quartalsumsatzmethode. 

 

 

                                                            8 Einen Überblick über alle genannten Verfahren, die Möglichkeiten der Kalkülparametergewinnung und das jeweilige Bewertungskalkül (mathematische Bewertungsformel)  findet sich bei Ohrmann, Bewertung von Arztpraxen ‐ Analyse des Ist‐Zustands, 2010, S. 24 ff. sowie Matschke/Brösel, Unternehmensbewertung: Funktionen ‐ Methoden ‐ Grundsätze, 3. Aufl. 2007, S. 135 ff.  

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h) Anwendung der jeweiligen Bewertungsverfahren 

Wurde  in  der  vorherigen  Frage  auf  die  Kenntnisse  der  jeweiligen  Bewertungsverfahren  Bezug 

genommen,  sollte  mit  dieser  Frage  dargestellt  werden,  welche  Methoden  tatsächlich  in  der 

Bewertungspraxis zur Anwendung kommen. 

2009  2010 

abs.  rel.  abs.  rel. 

mod. Ertragswertverfahren  91 74,59 % 73 80,22 % 

Bundesärztekammer 2008     43 47,25 % 

Gewinn‐/Umsatzmultiplikatoren  2 1,64 % 27 29,67 % 

Discounted‐Cash‐Flow  28 22,95 % 20 21,98 % 

Bundesärztekammer 1987  47 38,52 % 18 19,78 % 

Mittelwertverfahren     17 18,68 % 

Praktikerverfahren  23 18,85 %   

Substanzwertverfahren     15 16,48 % 

vereinfachtes Ertragswertverfahren     12 13,19 % 

IBT‐Methode  12 9,84 % 6 6,59 % 

Kölner Schule  2 1,64 %   

IDW S1 ‐ Methode  4 3,28 %   

Liquidationswertverfahren     3 3,30 % 

Stuttgarter Verfahren     3 3,30 % 

Teilnehmerzahl  122    91   

Verfahren/Bewerter  1,71 2,60 

Die  Jahre  2009  und  2010  sind  nur  eingeschränkt  vergleichbar,  da  unterschiedliche 

Bewertungsverfahren abgefragt wurden. Die kommenden Umfragen werden auf der Datenbasis der 

Umfrage 2010 aufgebaut, so dass künftige Ergebnisse einfacher zu vergleichen sind. 

 

0,00%10,00%20,00%30,00%40,00%50,00%60,00%70,00%80,00%90,00%

2009 rel.

2010 rel.

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Interessant  ist  die  Betrachtung  der  angewandten  Verfahren  pro  Bewerter.  Hier  wird  nur  das 

Umfrageergebnis 2010 betrachtet. Das Ergebnis von 2,6 Verfahren/Bewerter ist so zu verstehen, dass 

die  Unternehmensbewerter  pro  Praxisbewertung  zwischen  zwei  und  drei  Verfahren  verwenden, 

welche  sich  aus  dem  Basisbewertungsverfahren  (lt.  Umfrage  am  häufigsten  das  modifizierte 

Ertragswertverfahren)  und  den  Plausibilitätsbewertungsverfahren  (nächstes  Kapitel) 

zusammensetzen.  Denkbar  ist  auch,  dass  die  Bewertung  nach  dem  Substanzwertverfahren  aus 

Gründen der Mindestwertermittlung eine regelmäßige Rolle spielt. 

i) Welche Bewertungsmethoden werden zur Plausibilisierung der ermittelten Werte benutzt? 

In  der  nächsten  Frage wurden  die Umfrageteilnehmer  gebeten,  eine Angabe  zu  den  favorisierten 

Plausibilisierungsverfahren  zu  machen.  Unter  der  Plausibilitätskontrolle  ist  ein  oder  mehrere 

Verfahren gemeint, die parallel zur Basisbewertung ablaufen und eine Aussage über die "Richtigkeit" 

der  angewandten Methode  liefern  sollen.  Die  Notwendigkeit  der  Plausibilisierung  kann  in  Frage 

gestellt  werden,  da  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  unterschiedliche  Werte  aufgrund  der 

unterschiedlichen Ausgangsbasis ermittelt werden (z. B. modifiziertes Ertragswertverfahren (Basis = 

Jahresüberschuss)  und  Umsatzmultiplikatoren  (Basis  =  Umsatz).  Gleiche  Ergebnisse  sind  i.  d.  R. 

zufallsbedingt.  

Interessant  ist  Nennung  des  modifizierten  Ertragswertverfahrens  als  häufigstes  Plausibilitäts‐

verfahren.  Dies  lässt  darauf  schließen,  dass  fast  alle  Teilnehmer  das  modifizierte  Ertrags‐

wertverfahren in irgendeiner Weise in die Bewertung mit einfließen lassen. 

Darüber hinaus werden im Schnitt knapp 2 Verfahren pro Bewertung als Plausibilisierung angewandt. 

2010 

abs.  rel. 

mod. Ertragswertverfahren  37 40,66 % 

Bundesärztekammer 2008  29 31,87 % 

Gewinn‐/Umsatzmultiplikatoren  35 38,46 % 

Discounted‐Cash‐Flow  18 19,78 % 

Bundesärztekammer 1987  10 10,99 % 

Mittelwertverfahren  12 13,19 % 

Substanzwertverfahren  11 12,09 % 

vereinfachtes Ertragswertverfahren  10 10,99 % 

IBT‐Methode  6 6,59 % 

Liquidationswertverfahren  5 5,49 % 

Stuttgarter Verfahren  0 0,00 % 

andere Verfahren  11 12,09 % 

Teilnehmerzahl  91   

Verfahren/Bewerter  2,02

keine Plausibilitätskontrollen  11 12,09 %  

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[BEWERTUNG VON ARZTPRAXEN ‐ REPORT 2010] 8. August 2010 

 

 

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Des  Weiteren  haben  11  Probanden  angegeben,  keine  Plausibilitätsbewertungen  vorzunehmen. 

Daraus lässt sich schließen, dass diese lediglich ein Verfahren zur Bewertung benutzen. 

j) Verwendete Gewinngröße für die Bewertung 

In der nächsten Frage war die Kennzahl gefragt, welche die Basis der Bewertungsmethode darstellt. 

Es war nur eine Antwort möglich: 

Verwendete Gewinngröße für die Bewertung  abs.  rel. 

Jahresüberschuss  7 7,69 % 

mod. Jahresüberschuss  41 45,05 % 

Cash‐Flow  19 20,88 % 

Einnahmeüberschuss  17 18,68 % 

andere Erfolgsgröße  7 7,69 % 

Summe  91 100,00 % 

 

k) Probleme bei der Praxisbewertung 

Das Ertragswertverfahren  ist von der Rechtsprechung anerkannt,9 pflichtet diesem allerdings keine 

Allgemeingültigkeit bei. Aus  theoretischer Sicht heraus gilt das Ertragswertverfahren als das einzig 

richtige  Verfahren  zur  Ermittlung  des  Gesamtwertes  eines  Unternehmens.10  Auch  in  der 

wissenschaftlichen Literatur, die sich mit der Bewertung von Arztpraxen beschäftigt, kommt man zu 

diesem Ergebnis.11 Allerdings  ist die Umsetzung der  theoretischen Vorgaben  in der Praxis  teilweise 

recht schwierig. Die Problempunkte bei der Bewertung mit dem Ertragswertverfahren sind generell 

die  Abgrenzung  der  Erfolgsgröße,  Prognose  der  Zukunftserfolge  sowie  die  Bestimmung  des 

Kapitalisierungszinssatzes.  

 

Speziell bei der Bewertung von Arztpraxen sind folgende Bereiche besonders problematisch: 

                                                            9 Vgl. BVerfG‐Urteil vom 27.4.1999 ‐ 1 BvR 1613/94, WPg 1999 S. 780; BGH‐Urteil vom 10.10.1979 ‐ IV ZR 79/78, BB 1980 S. 63; BGH‐Urteil vom 16.12.1991 ‐ II ZR 58/91, GmbHR 1992 S. 257; BGH‐Urteil vom 24.5.1993 ‐ II ZR 36/92, NJW 1993 S. 2101; 10 Vgl. Helbling, C. (1997) S. 158 11 Vgl. Behringer, S. (2009) S. 276; Winter, T. (2009) S.60 f.; Kühnl, M. (1998) S. 55 f; Englert, J. (1996) S. 292 f. 

Probleme bei Praxisbewertung in folgenden Bereichen:  abs.  rel. 

Erfassung und Quantifizierung der personenbezogenen Erfolgsfaktoren  65  71,43 % 

Festlegung kalk. Unternehmerlohn  31  34,07 % 

quantitative Bewertung personenabhängiger Beziehungen von Arzt zu Patient  52  57,14 % 

Prognose der Unternehmensentwicklung in der Zukunft (z. B. Wachstum, Dauer, Überlebensfähigkeit)  54  59,34 % 

Festlegung der Investitionsquote  9  9,89 % 

Bewertung der möglichen Innenfinanzierung  2  2,20 % 

Ermittlung der zukünftigen finanziellen Überschüsse  22  24,18 % 

in weiteren Bereichen  11  12,09 % 

keine Probleme  7  7,69 % 

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[BEWERTUNG VON ARZTPRAXEN ‐ REPORT 2010] 8. August 2010 

 

 

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Zusätzlich  zu  der  Problematik  der  Bewertung  der  Arzt  zu  Patienten‐Bindung,  die  sich  in  der 

Ertragsprognose  niederschlägt,  und  der  Ertragsprognose  an  sich,  stellt  der  kalkulatorische 

Unternehmerlohn einen wichtigen Diskussionspunkt bei der Praxisbewertung dar. Dieser stellt auch 

vielfach  den  Grund  dar,  warum  das  Ertragswertverfahren  bei  der  Bewertung  von  Arztpraxen 

abgelehnt wird und auf die Verlautbarungen der Bundesärztekammer zurückgegriffen werden.12 Der 

Ansatz des  kalkulatorischen Unternehmerlohns  ist heute  dem Grunde nach  geklärt,  allerdings der 

Höhe nach strittig, da sich bereits kleine Veränderungen des Unternehmerlohns proportional auf den 

Wert  der  freiberuflichen  Praxis  auswirken.  Hier  bleibt  die  Rechtsprechung  abzuwarten,  die  eine 

Bandbreite  der  akzeptierten  kalkulatorischen  Unternehmerlöhne,  z.  B.  bei  der  Bewertung  für 

erbschaftsteuerliche Zwecke, vorgeben muss.  

l) Ermittlung des Basiszinssatzes 

Eine entscheidende Komponente für die Bestimmung des Ertragswertes  ist neben dem zukünftigen 

Erfolg die Ermittlung des heranzuziehenden Kapitalisierungszinssatzes.13 Der Kapitalisierungszinssatz 

hat  die  Aufgabe,  die  für  die  verschiedenen  Perioden  ermittelten  Zukunftserfolge  auf  einen 

gemeinsamen  Betrachtungszeitpunkt  abzuzinsen  und  somit  die  Periodenerfolge  untereinander 

vergleichbar zu machen.14  

In  diesem  Zusammenhang  wurden  die  Teilnehmer  befragt,  welcher  Zinssatz  dem 

Ertragswertverfahren  zu  Grunde  gelegt  wird.  Am  häufigsten  wird  der  Zinssatz  auf  Basis  von 

risikolosen  Staatspapieren  (Bundesobligationen;  laufzeitäquivalent)  ermittelt.  Außerdem  werden 

häufig eigene Erfahrungswerte und IDW‐Vorgaben genutzt. 

Der nachfolgenden Tabelle lassen sich die Umfrageergebnisse entnehmen: 

Wie wird der Zinssatz ermittelt  abs.  rel. 

Zinssatz risikoloser Staatspapiere + indiv. Risikozuschlag  26  28,57 %

Zinssatz risikoloser Staatspapiere  7  7,69 %

Zinsstruktur nach Svensson, unter Parametern der Bundesbank am Bewertungsstichtag  1  1,10 %

durchschnittliche Zinsstrukturkurve Svensson (Zeitraum Bundesbankdaten 3 Monate)  6  6,59 %

Anwendung CAPM  7  7,69 %

Anwendung des Tax‐CAPM  4  4,40 %

langjährige eigene Erfahrungswerte  19  20,88 %

geforderte Mindestverzinsung des Investors  1  1,10 %

Empirische Untersuchung (z.B. Stehle)  1  1,10 %

Empfehlungen des FAUB des IDW  11  12,09 %andere Berechnungssätze  8  8,79 %

Summe  91  100 %

 

                                                            12 Vgl. Kühnl, M. (1998) S. 56 13 Vgl. Piltz, D. (1989) S. 26 14 Vgl. Künnemann, M. (1985) S. 375 

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Da  bei  Arztpraxen  von  einer  verkürzten  Kapitalisierungszeitraum  ausgegangen  wird,  also  einer 

zeitlich begrenzten Lebensdauer, muss der Zinssatz einer laufzeitäquivalenten und quasi‐risikofreien 

Kapitalanlage ermittelt werden.15  

Es  lässt sich allerdings keine klare Aussage darüber machen, welcher Kapitalisierungszinssatz  i. R. d. 

Praxisbewertung  angewandt  werden  soll,16  da  Zinssätze  keine  statischen,  sondern  dynamische 

Größen sind,17 die  im Zeitablauf deutlichen Schwankungen unterworfen werden. Die Festlegung auf 

einen  Zinssatz  ist  situationsabhängig,  d.  h.  es  kann  durchaus  sinnvoll  sein,  dass  in  einem  Fall  der 

vereinfacht  ermittelte,  am Bewertungsstichtag  geltende  Kapitalzins  für  die  Bewertung  ausreicht.18 

Zinssätze, die von der Rechtsprechung bestätigt wurden, liegen zwischen 5 und 19 %.19 

m) Höhe des Basiszinssatzes 

Außerdem wurden die Teilnehmer nach dem zuletzt angewandten Zinssatz gefragt. Die Fragestellung 

war  leider  etwas  schwammig,  da  eine  Stichtagsvorgabe  eine  exaktere  Aussage  ermöglicht  hätte. 

Allerdings lässt sich eine Tendenz zur Höhe der angewandten Zinssätze erkennen: 

 

Der  durchschnittliche  angewandte  Zinssatz  beträgt  4,04  %.  Eine  pauschale  Anwendung  dieses 

Zinssatzes  muss  für  den  Einzelfall  geprüft  werden.  Die  Ermittlung  dieses  Mittelwertes  ist 

grundsätzlich mit Vorsicht  zu genießen, da  keine Bereinigung um  zu hoch bzw. niedrig angesetzte 

Zinssätze vorgenommen wurde. Allerdings kann der Zinssatz als erste Orientierung dienen und  für 

weniger aufwendige Praxisbewertungen auch ohne weitere Prüfung übernommen werden. 

                                                            15 Vgl. IDW (2008) Abschn. 7.2.4.1 Tz. 117 16 Vgl. Kühnl, M. (1998) S. 54 17 Vgl. Bauer, O. (2003) S. 111 18 Vgl. Kühnl, M. (1998) S. 54 19 Vgl. OLG Düsseldorf vom 17.2.1984 ‐ 19 W 1/81, DB 1984 S. 817; BayObLG vom 19.10.1995 ‐ 3Z BR 17/90, BB 

1996 S. 259;  BayObLG vom 11.12.1995 ‐ 3Z BR 36/91, BB 1996 S. 687 

0,00%2,00%4,00%6,00%8,00%10,00%12,00%

0 5 10 15 20

Zinssatz

Anzahl Nennungen

Bandbreite Zinssätze

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n) Modifikation des Basiszinssatzes (Risikozuschlag) 

Das sich der Kapitalisierungszinssatz üblicherweise aus dem Basiszinssatz und verschiedenen Zu‐ und 

Abschlägen  zusammensetzt,  hat  die  Rechtsprechung  mittlerweile  bestätigt.20  Um  ein  mögliches 

Risiko,21  welches  den  Zukunftserfolgsverfahren  im  Vergleich  zu  den  Zinserträgen  anhaftet, 

berücksichtigen  zu  können,  greift  man  auf  die  sog.  Risikozuschlagsmethode22,  bei  der  der 

Basiszinssatz um einen bestimmten Betrag modifiziert wird, zurück.  

Der  durchschnittlich  akzeptierte  Risikozuschlag  beträgt  bei  gerichtlichen  Entscheidungen  1,86  %, 

während bei Unternehmenstransaktionen der Zuschlag zwischen 4 und 6 % beträgt. 

Im Rahmen der Studie wurden die Teilnehmer nach dem aktuell angewandten Risikozuschlag gefragt. 

Im  Folgenden  wird  die  Bandbreite  der  Risikozuschläge  sowie  der  durchschnittlich  angewandte 

Risikozuschlag präsentiert: 

 

Der  durchschnittliche  Risikozuschlag  beträgt  5,26  %.  In  Kombination mit  dem  durchschnittlichen 

Basiszinssatz aus dem vorherigen Kapitel ergibt sich ein „risikoäquivalenter“ Zinsfuß von 9,30 %.  

Dieser pauschale Risikozuschlag von 5,26 % ist ein Produkt aus verschiedenen Risikoparametern.  

 

 

 

                                                            20 Vgl. OLG Stuttgart vom 1.10.2003 ‐ 4 W 34/93, AG 2003 S. 43 21 Vgl. Siegel, T. (1992) WiSt S. 21 ff. 22 Vgl. IDW (1998) S. 60 f.; Mandl, G./Rabel, K. (1997) S. 226; Sieben/Schieldbach lehnen die Erhebung eine 

Zuschlages ab: Vgl. Sieben, G./Schildbach, T. (1979) DStR S. 461 

‐2,00%

3,00%

8,00%

13,00%

18,00%

23,00%

28,00%

0 2 4 6 8 10 12 14

Zinssätze

Anzahl Nennungen

Bandbreite Risikozuschläge

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III. Schlussbemerkung 

Im Vergleich  zur Umfrage  2010  zeigt  der  Praxisbewertungs‐Report  2010  eine Reihe  von  positiven Entwicklungen, von welchen insbesondere die Praxisinhaber profitieren.   Beispiele  für  diese  Entwicklung  sind  vor  allem  zu  verzeichnen  im  Bereich  der  Auswahl  der Bewertungsmethode  (Anstieg  des  Ertragswertverfahrens,  bzw.  der  zukunftsorientieren  Verfahren) und der problemorientierten Betrachtung bei der Praxisbewertung.  In  der  Gesamtschau  deuten  diese  Ergebnisse  allerdings  auch  darauf  hin,  dass  der  gesamte Bewertungsprozess zunehmend komplizierter wird und die Bewerter gezwungen sind, rechtliche und betriebswirtschaftliche Neuentwicklungen  stets  zu  verfolgen  und  in  den  Bewertungsmechanismus einzubeziehen.  Aus Sicht der zu bewertenden Arztpraxen  ist diese Entwicklung  jedoch positiv zu beurteilen, da von 

der Wissenschaft  in die Praxis  transferierte Bewertungskalküle eine  realistischere Einschätzung des 

Praxiswertes ermöglichen.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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IMPRESSUM  Kontakt Mediserv GmbH Europastraße 7, 72622 Nürtingen Fax: +49 7022 2132 29 http://www.bewertungspilot.de Bewertung von Arztpraxen/Unternehmen Till Ohrmann Geschäftsführer [email protected] Phone: +49 7022 2132 19

Diese Studie ist kostenlos, und der Autor bittet ausdrücklich darum, diese weiterzugeben. Kritik, Anregungen o.ä. sind natürlich willkommen. Falls Sie Interesse an der Bachelorthesis des Autors haben (Titel: Bewertung von Arztpraxen nach dem Bewertungsgesetz - Unter Berücksichtigung einer empirischen Untersuchung)  können Sie diese unter der E-Mailadresse: [email protected] anfordern. Die Studie wurde mit Unterstützung der Kanzlei Hawranek, Weippert, Simon & Partner erstellt.