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1 Hauptseminar: Ausgewählte Probleme der öffentlichen Verwaltung Datum: 03.06.09 Am Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft Lehrstuhlinhaber: Prof. Dr. HansUlrich Derlien Referent : Daniel Schamburek Sonderformen der Herrschaft Al Qaida – Hierarchie oder Netzwerk? I Einleitung Überblick: Ziele und Mittel von AlQaida II Grundlegende Begriffe II.1 Herrschaft II.2 Hierarchie und Anarchie II.3 Netzwerk III Organisationstheorie III.1 Der Organisationsbegriff III.2 Mitglieder und Personal III.3 Struktur III.4 POSDCoRB IV Al Qaida IV.1 Die Organisationsthese IV.1.1 Finanzen IV.1.2 Mitglieder und Personal IV. 1.3 Struktur und Funktionen IV.2 Die Netzwerkthese V Diskussion VI Schlusswort Literaturverzeichnis

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Page 1: Sonderformen der Herrschaft Al Qaida Hierarchie oder ... · In vielen Situationen birgt dieser Ausspruch einen hohen Wahrheitsgehalt in sich. Dabei muss es sich nicht alleine um die

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Hauptseminar: Ausgewählte Probleme der öffentlichen Verwaltung     Datum: 03.06.09 Am Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft Lehrstuhlinhaber: Prof. Dr. Hans‐Ulrich Derlien Referent : Daniel Schamburek  

Sonderformen der Herrschaft Al Qaida – Hierarchie oder Netzwerk? 

  

 I Einleitung  Überblick:  Ziele und Mittel von Al‐Qaida  II Grundlegende Begriffe   II.1 Herrschaft II.2 Hierarchie und Anarchie II.3 Netzwerk  III Organisationstheorie  III.1 Der Organisationsbegriff III.2 Mitglieder und Personal III.3 Struktur III.4 POSDCoRB  IV Al Qaida  IV.1 Die Organisationsthese 

IV.1.1 Finanzen IV.1.2 Mitglieder und Personal IV. 1.3 Struktur und Funktionen 

IV.2 Die Netzwerkthese  V  Diskussion  VI Schlusswort  Literaturverzeichnis       

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I Einleitung  The oldest and strongest emotion of mankind is fear, and the oldest and strongest kind of fear is fear of 

the unknown.1  

In  vielen  Situationen  birgt  dieser  Ausspruch  einen  hohen Wahrheitsgehalt  in  sich. 

Dabei  muss  es  sich  nicht  alleine  um  die  Angst  vor  reiner  Fiktion  in  Form  von 

Horrorgeschichten und dergleichen handeln. Vielmehr ist das Spiel mit der Furcht vor 

real existierenden ‐ aber dennoch wenig untersuchten ‐ Phänomenen ebenso präsent 

(beispielsweise  forciert  durch  die  Medien)  und  um  ein  Vielfaches  brisanter. 

Unerforschte  Krankheitsbilder  oder  andere  Gegenstände  sind  –  aufgrund    des 

themenbezogenen  Informationsdefizits  großer  (im  idealen  Falle:  aller) 

Bevölkerungsteile  –  die  Auslöser  für  Angst.  Man  denke  an  die  erst  kürzlich 

aufgekommene  Mexiko‐Grippe,  die  in  der  Bild‐Zeitung  und  anderen  populären 

Blättern für Schlagzeilen sorgte. 

Besonders  gilt  Lovecrafts  Ausspruch  dann,  wenn  jenes  „Unbekannte“  als  Akteur 

auftritt,  seine  Gefährlichkeit  propagiert  und  gleichzeitig  sein  wahres  Gesicht  und 

Ausmaß  zu  verbergen  sucht.  Als  einen  typischen  Fall  möchte  ich  die  Al‐Qaida 

klassifizieren.  In  der  breiten  Bevölkerung weiß man wenig  über  dieses  Phänomen; 

keineswegs  Fiktion  und  immer  wieder  erfolgreich  darin,  die  Struktur  und  einige 

andere Merkmale   einer Organisation oder eines Netzwerks  (und damit essentielle 

Informationen zur Einordnung der Vereinigung in theoretische Profile) zu vermeiden. 

Die Unsicherheit, von welchem Gegenstand man spricht, wenn der Begriff Al‐Qaida 

fällt,  führt  zu  Angst  und  nicht  selten  spekulationsbasierten  Entscheidungen,  die 

aufgrund dieser Angst getroffen werden.  

Die Aufgabe verschiedener Disziplinen der Wissenschaft  ist es, etwas mehr Licht  in 

das Dunkle zu bringen, um den Gegenstand „Al‐Qaida“  (nicht nur  für einen kleinen 

Kreis  von  Informierten) unter  rationalen Gesichtspunkten greifbarer  zu machen. Es 

drängen sich einige Fragen auf, deren Beantwortung zum Versuch einer Erhellung des 

Themas nötig sind: Welche Ziele verfolgt Al‐Qaida? Mit welchen Mitteln sollen diese 

Ziele erreicht werden? Wie  ist Al‐Qaida organisiert?   Und damit: Wie beschafft und 

verwaltet  Al‐Qaida  Personal  und  Sachmittel?  Welcher  Struktur  liegt  der 

organisatorische Aufbau  zugrunde? Handelt es  sich hierbei um Hierarchie oder ein 

Netzwerk2? Zentrale oder Peripherie? 

                                                            1 Zitat nach: H.P. Lovecraft, englischer Schriftsteller (18.. – 1937) 2 In Anlehnung an den Aufsatz von Mayntz (2004): „Hierarchie oder Netzwerk? Zu den Organisationsformen des Terrorismus“. 

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Mit  letzteren  beiden  Fragen  soll  sich  in  dieser  Arbeit  eingehend  befasst  werden. 

Durch  die  Arbeitsweise  können  ebenso  die  vorangegangenen  Fragen  gestreift 

werden,  da  diese  zum  Teil  untereinander  zusammenhängen.  Einführend werden  – 

dem eigentlichen Hauptteil vorgelagert  (II‐V) – die ersten beiden Fragen behandelt. 

Dies kann nur überblicksartig geschehen. Anschließend folgen in einem theoretischen 

Teil  Begriffsklärungen  (II),  organisationstheoretische  Überlegungen  (III),  die  sich 

hauptsächlich auf Kieser/Kubicek, Weinert und Gulick  stützen.  Im  zweiten Part des 

Hauptteils  soll  Al‐Qaida  auf  die  zentrale  Frage  danach,  ob  es  sich  um  eine 

hierarchische  Struktur  oder  ein  um  Netzwerk  handelt,  diskutiert  werden  (V), 

nachdem der Forschungsstand zu diesem Thema dargelegt wurde (IV). Aufgrund der 

Aktualität des Themas in den frühen Jahren dieses Jahrzehnts ist zeitnahe Literatur in 

großer Fülle vorhanden. Neben den eher einfach gehaltenen Darstellungen Langbeins 

wurden  allgemeine  Schriften  zur Al‐Qaida  von Gunaratna  und  Burke  und  spezielle 

Arbeiten (die sich konkret auf die Forschungsfrage beziehen) von Mayntz, Posch und 

Kepel/Milelli herangezogen. 

 

Problematisch  ist  für  die  Untersuchung  des  Gegenstands,  dass  Nachweise 

verschiedener  Quellen  aufgrund  der  Distanz  zum  Objekt  nicht  möglich  sind. 

Bestimmten Quellen gegenüber (insbesondere betrifft dies offizielle Reports aus den 

Vereinigten  Staaten)  ist  eine  kritische  Hinterfragung  angebracht.  Zudem  beruhen 

Ausführungen  nicht  immer  auf  gesicherten  Fakten,  sondern  auf  Indizien, Hinweise 

und Wahrscheinlichkeiten.  

 

Überblick:  Ziele und Mittel von Al‐Qaida 

 

Gesicherter  ist  dagegen  die  Literatur  zur  ideologischen  Einordnung.  Schon  aus 

eigenem  Interesse  heraus  sind  die  religiös  und  politisch  motivierten 

Gedankengebäude durch Vordenker und Nahestehende der Al‐Qaida bestätigt. 

Die  Verquickung  von  Religion  und  Politik  ist  für  das  Weltbild  der  Islamisten3  

essentiell. Politik ist der moslemischen Religion nachgeordnet. Da es sich nach deren 

                                                            3 Trotz der Würdigung des Umstandes, dass es sich bei der Frage nach der weltanschaulichen Einstellung Einzelner um sozialwissenschaftliche Wahrscheinlichkeiten und nicht um mathematische Absolutheiten handelt, sind in diesem Abschnitt Verallgemeinerungen unumgänglich. „Wenngleich die meisten Islamisten ähnliche Ziele verfolgen, unterscheiden sie sich doch bisweilen erheblich von der Art und Weise, wie sie diese Ziele erreichen wollen.“ Metzger 2002. Siehe dazu ausführlicher: Wentker 2008:.33‐44;  

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Ansichten  um  einen  ständigen  Konflikt  auf  Erden  zwischen  guten  und  bösen 

Menschen (also Gläubige und Ungläubige) handelt, richtet sich die Politik danach, das 

Einflussgebiet  des  Islams  mindestens  zu  erhalten  und  wünschenswerter  Weise 

maximal auszudehnen. (Musharbash 2006: S. 24 ff) 

 

Ein Dorn im Auge sind ihnen dabei insbesondere die USA. Zwei wichtige Gründe sind 

anzuführen. Zum Einen haben  sich amerikanische Kultur und Wirtschaft  in vormals 

muslimisch  dominierten  Gebieten  breit  gemacht.  Prominente  Beispiele  sind  die 

Staaten  Saudi‐Arabien  und  Kuwait.  Zum  Anderen  empfinden  viele  Moslems  die 

militärische  Dominanz  der  Vereinigten  Staaten  in  der  islamischen  Welt  als 

erdrückend. Eingebunden  in Allianzen oder direkt vor Ort entfesseln die Amerikaner 

nicht  selten  Abneigungsgefühle.  Eine  Stellungnahme  des  Al‐Qaida‐Sprechers 

Sulaiman Abu Ghaith kann dies deutlich machen:  

Amerika ist der Kopf des Unglaubens in der modernen Welt, denn es hat ein ungläubiges, demokratisches Regime, das auf Trennung von Kirche und Staat basiert und außerdem darauf, dass das Volk durch das Volk regiert wird, und zwar, indem Gesetze verabschiedet werden, die dem Weg Gottes zuwiderlaufen und außerdem erlauben, was Gott verboten hat. (Musharbash 2006: 26 Z.21‐27)  

Begünstigt durch den Umstand, dass der Prophet Mohammed den „Kampf“ gegen die 

Ungläubigkeit anrät (ohne nähere Beschreibung der Vorgehensweise), sehen sich die 

fundamentalistisch‐extremistischsten  Kräfte  unter  den  Islamisten4   in  der  Pflicht, 

einen heiligen Krieg gegen die westliche Welt  (insbesondere gegen die Vereinigten 

Staaten, Israel und deren engste Verbündete) regional begrenzt oder international zu 

führen. Diesen Kampf gegen die „Kreuzfahrer und Juden“ (Gunaratna 2002: 47, Saghi 

2006: 85) ‐ oder auch „heiligen Krieg“5  ‐ nennt man „Dschihad“6.  

 

Die  Entscheidung  darüber,  ob  es  sich  um  einen  Angriff  auf  die  westlichen 

Demokratien oder um eine Verteidigung der  islamischen Welt vor  imperialistischen 

Bestrebungen der USA (Musharbash 2005: 25) handelt, liegt im Auge des Betrachters. 

Aus  Sicht  von  Osama  Bin  Laden  ist  dieser  Krieg  eindeutig  als  Abwehrkampf  zu 

verstehen: As you kill, you will be killed (Newsweek: Titelseite Nov 2002) und These 

                                                            4 Über die Abgrenzung des kriegerischen vom rein politischen Islamisten herrscht Uneinigkeit. In der Literatur gibt es auch Autoren, die nur terroristische Dschihadisten als Islamisten titulieren. Auch die  Bezeichnungen sind hier vielfältig, bedeuten oft wiederum Ähnliches: Fundamentalismus, Integrismus, islamischer Terrorismus, Jihadismus, Islamo‐Faschismus u.a. Vgl. hierzu: Rosiny 2008. 5 Vgl. dazu: „Kriegserklärung“ bin Ladens an die Amerikaner in Saghi 2006 S.67 ff 6 Zur ausführlichen Begriffserklärung aus Sicht eines Dschihad‐Vordenkers siehe Schriften von Abdullah Azzam in Hegghammer 2006 S.233 ff 

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actions were carried out by the zealous sons of Islam in defense of their religion and in 

response  to  the order of  their God and Prophet may God’s peace and blessings be 

upon him (Hosenball u.a. 2002: 28 f). 

Mit den erwähnten „Aktionen“ sind terroristische Akte (insbesondere die Anschläge 

vom 11. September 2001) gemeint. Die Zerstörung des World Trade Center, das als 

Wahrzeichen der wirtschaftlichen Prosperität in den Vereinigten Staaten galt, war die 

bisher aufsehenerregendste Aktion der Al‐Qaida.  

Dabei  lagen  ihre  Anfänge  nicht  im  Terrorismus  sondern  im  Guerillakampf.  Im 

Gegensatz zu heute bezog sich das Hauptziel auf ein regional eingrenzbares Gebiet: 

Afghanistan. Das Land war in den 80er Jahren von Sowjettruppen besetzt. Man wollte 

die Eindringlinge vertreiben. Treibende Kraft waren die Mudjahedin‐Guerillas. Die Al‐

Qaida‐Vereinigung  entwickelte  sich  in  deren Dunstkreis. Nachdem  sich  die  Russen 

zurückgezogen  hatten,  gewannen  die  Amerikaner  langsam  an  Einfluss  hinzu.  Es 

entwickelte  sich, dass die,  für den Afghanistan‐Widerstand  ins  Leben  gerufene, Al‐

Qaida  überregional  und  schließlich weltweit weiterhin  agierte  und  größer wurde. 

Hauptfeind war nun nicht mehr die  inzwischen  zusammengebrochene Sowjetunion 

(obwohl  sich  Russland  nach  wie  vor  im  Fadenkreuz  der  Islamisten  ‐  u.a.  in 

Tschetschenien – befindet), sondern die westliche Welt; allen voran die USA.  

 

Die  Bezeichnung  Al‐Qaida  kann  aus  dem  Arabischen  unterschiedlich  übersetzt 

werden. Geläufig sind die Basis (Langbein 2004: 119, Posch 2008: 164, Burke 2003: 7), 

das Fundament (Ebd.: 7) oder die Regel (Kepel 2006: 13). Alle drei Deutungen finden 

Verwendung.  Verschiedene  Schriften  (auch  in  der  islamistischen  Literatur) 

legitimieren jeweils eine, zwei oder alle drei zusammen.  

Ein  wichtiges  Kennzeichen  der  Al‐Qaida  ist  –  wie  bei  vielen  terroristischen 

Organisationen  –  die  Inszenierung  der  Terrorakte  in  den  Medien.  Anschläge  auf 

symbolträchtige  oder  von  Menschen  stark  frequentierte  Objekte  sorgen  für 

Aufmerksamkeit und Angst. Ideologie und Selbstverständnis werden so in Zeitungen, 

Film und Funk verbreitet7.  

Trotz dieser Propaganda weiß die breite Bevölkerung nicht genug über Al‐Qaida. Nur 

wenn  mediale  Interaktion  mit  der  (westlichen)  Außenwelt  stattfindet,  können 

Informationen gewonnen werden. Diese betreffen nur  selten Angaben  zu  Struktur, 

Hierarchie und Netzwerk. 

                                                            7 Musharbash (2006: 132 Z 7 f): Ein Terroranschlag ist wertlos, wenn niemand erfährt, wer für die Tat verantwortlich ist.  

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II Grundlegende Begriffe 

 

Um  dennoch  einen  Versuch  starten  zu  können,  einige  grundlegende 

Strukturmerkmale  dieser  Sonderform  der  Herrschaft  aufzudecken,  muss  zunächst 

unabhängig von „Al‐Qaida“ eine Klärung wichtiger Begriffe stattfinden. Dies soll eine 

– wie immer auch geartete – Gegenstandsbeschreibung möglich machen. 

 

II.1 Herrschaft  

 

Wer  im Wörterbuch  der  Soziologie  den  Artikel  über  Herrschaft  aufschlägt,  findet 

folgende  Aussage  vor: Herrschaft  bezeichnet  ein  institutionalisiertes  Verhältnis  der 

Über‐ bzw. Unterordnung, in dem Menschen – fast immer – sinnorientiert aufeinander 

bezogen handeln (Vogel 1989: 273‐275). Dieser Versuch einer Definition kann sich im 

Zusammenhang mit dem Begriff Hierarchie als nützlich erweisen. Trotzdem erscheint 

der  Satz etwas unbefriedigend.  So wendet  sich Vogel der  gehaltvolleren Definition 

von Herrschaft aus Max Webers Werk Wirtschaft und Gesellschaft (2006) zu, in dem 

es  heißt,  dass  Herrschaft  die  Chance,  für  einen  Befehl  bestimmten  Inhaltes  bei 

angebbaren Personen Gehorsam zu finden (Vogel 1989: 273 Z 15‐18) ist.  

Ebenfalls Bezug auf Weber nimmt Oppenheimer  im Artikel über Machtverhältnis  im 

Handwörterbuch  der  Soziologie  (1982:  91‐101).  Beide  Autoren  finden  enge 

Zusammenhänge  zwischen  Macht  und  Herrschaft;  zunächst  unter  Berufung  auf 

Weber: Macht ist die Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen 

auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht (Ebd.: 

91 Z 3‐6, Vogel 1989: 273 Z 19‐23). Vogel (Ebd.: 273) und Maurer (2008: 105) ordnen 

Herrschaft als  spezielleren Begriff der der Definition  von Macht unter. Gewalt und 

Zwang seien destruktive Formen der Macht (Vogel 1989.: 273).  

 

Durch  die  Formulierung  „auch  gegen  Widerstreben“  Webers  zum  Machtbegriff 

drängt sich die Frage auf, ob es nicht Situationen gibt, in denen Herrschaft ausgeübt 

wird, die  immer  im Einvernehmen mit dem Beherrschten geschieht. Dies könnte vor 

allem  dann  vorkommen, wenn  die  Chance,  für  einen  Befehl  Gehorsam  zu  finden, 

zeitlich  begrenzt  oder/und  themenbezogen  wäre.  Man  könnte  sich  eine 

koordinierende  Bürokratie  vorstellen,  die  lediglich  die  Zielerreichung  eines 

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„Netzwerks“8  organisiert. Das Erreichen des Ziels muss aber dann für alle Adressaten 

erste Priorität haben. Außerdem muss der Glaube daran, dass diese Bürokratie oder 

diese übergeordnete Stelle als bestmögliche Problemlöserin außer Frage steht, sehr 

ausgeprägt sein.  

Gibt  es  auch  Machtausübung  ohne  Zielverfolgung;  also  die  nur  auf  unbedingte 

Loyalität eines Anführers  aufbaut?  In manchen Texten  scheint es,  als  spräche man 

einem derartigen Fall. In Wirklichkeit kann die stillschweigende Berücksichtigung der 

Tatsache,  dass meist  ein  Ziel  (oder  zumindest  ein Grund)  zwingend  notwendig  ist, 

unterstellt werden.  

Oppenheimer  sieht  einen  Gegensatz  zwischen  Führerschaft  und  Herrschaft.  Dies 

begründet er mit folgenden Konträrbegriffen: der Führerschaft steht die Gefolgschaft, 

der Herrschaft die Untertanenschaft oder Dienerschaft gegenüber (1982: 92 Z 57‐60). 

Der idealtypische Führer sei demnach primus inter pares. (Ebd.: 92 f) 

Weber  dagegen  integriert  beide  Begriffe,  indem  er  die  Führerschaft  als 

charismatischen  Idealtypus  von  Herrschaft  (im  Rahmen  seiner  Definition  des 

Herrschaftsbegriffs) bezeichnet (Weber 2006: 8). Führerschaft kann (um die Synthese 

von  Oppenheimer  und Weber  zu  schaffen)  als  die  Autorität  der  außeralltäglichen 

persönlichen  Gnadengabe  (Charisma),  die  ganz  persönliche  Hingabe  und  das 

persönliche  Vertrauen  zu  Offenbarungen,  Heldentum  oder  anderen 

Führereigenschaften eines Einzelnen (…) (Weber 2006: 8 Z 13‐17)  9  gedeutet werden. 

Die  zwei  anderen  Arten  des  Legitimationsglaubens  sind  die  legale  und  die 

traditionelle Herrschaft.  

 

Weber  liefert  eine  treffende  Erklärung  des  Herrschaftsbegriffs  in  einem  Satz.  Die 

weiterführende  Literatur  anderer  Wissenschaftler  präzisiert,  formuliert  um  oder 

verändert Details10. Am Gehalt  der Definition  ändert  sich  nicht  viel.  Infolgedessen 

treten  Webers  Ausführungen  nicht  nur  in  Artikeln  über  Herrschaft  (Vogel  1989, 

Maurer  2008,  Oppenheimer  1982)  auf,  sondern  auch  im  Literaturverzeichnis  der 

Beiträge zu Netzwerken und Hierarchie (Romig 1996, Bellinger/Krieger 2008).  

 

 

                                                            8 Diskussion des Begriffs unter II.3 9 Ähnliche/ausführlichere Ausführungen in: Weber 2005: A 753‐757 10 Auch Weber bezeichnet seine Definition von Herrschaft nicht als letztgültig. In einem Antwortbrief auf die Kritik an seiner Definition schreibt er: „Alles in Allem: der Begriff ´Herrschaft´ ist nicht eindeutig. Er ist fabelhaft dehnbar.“ (Weber 2005: S.4 Z 28 f)  

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II.2 Hierarchie  

 

Im  Brockhaus  findet  sich  unter  Hierarchie  (soziologisch):  Gliederung  sozialer 

Organisationen  durch ein eindeutig festgelegtes System der Unter‐ und Überordnung 

in  überwiegend  vertikaler  Rangfolge  der  Mitglieder,  deren  Weisungs‐  und 

Entscheidungsbefugnis  bei  abnehmender  Zahl    von  unten  nach  oben  zunimmt 

(pyramidenförmiger Aufbau). (Brockhaus 1997:  Sp 2 Z 6‐11)  

Verquickungen mit dem Herrschaftsbegriff werden deutlich, da (in unterschiedlicher 

Ausprägung) für Herrschaft Hierarchie vonnöten ist. Dies gilt auch dann, wenn es sich 

um eine soziale Beziehung von nur zwei Menschen handelt. An anderer Stelle (Romig 

1996: 248 f) wird neben der Unter‐ und Überordnung als Merkmal der Hierarchie die 

Pyramidenförmigkeit  des  Aufbaus  genannt.  Es  scheint  aber,  als  würde  diesem 

Charakteristikum  dort  eine  nachrangigere  Stelle  gegenüber  dem  ersten  Punkt 

eingeräumt. Es deutet alles darauf hin, dass mit zunehmender Zahl der  Involvierten 

die Wahrscheinlichkeit steigt, eine idealtypische Pyramidenform vorzufinden.  

 

Als  gegensätzlicher  Begriff  zu  Hierarchie  ist  nicht  Netzwerk  oder  Peripherie 

aufgeführt,  sondern  Anarchie.  Im  Lexikon  des  Konservativismus  (Romig  1996:  248‐

249)  mit  einer  negativen  Wertung  versehen,  wird  Anarchie  als  herrschaftslose 

Gesellschaft  bezeichnet.  Somit  kommen  hier  (im  idealtypischen  Fall)  weder 

Herrschaft noch (folgerichtig) Hierarchie zum Tragen.  

Beim  Lesen  des    Aufsatzes  von  Mayntz  (2004:  252‐262)  könnte  der  Eindruck 

entstehen, dass der Konträrbegriff  von Hierarchie  (aufgrund des unterscheidenden 

„oder“) der Ausdruck Netzwerk sei. Eine kurze Befassung mit dem Netzwerk‐Begriff, 

hinsichtlich  der  Einordnung  in  ein  zu  bildendes  Gefüge,  an  dieser  Stelle  erscheint 

sinnvoll. 

 

II.3 Netzwerk 

 

Eine  ausführliche  Beschreibung, welche  zwar  den  definitorischen  Rahmen  einengt 

aber dafür den Begriff besser vorstellbar macht, findet sich im Lexikon Soziologie und 

Sozialtheorie.  Danach  ist  ein  Netzwerk  (allgemein  gesprochen)  eine  Menge  von 

Knoten,  die  mittels  Kanten,  links  oder  ties  miteinander  verbunden  sind 

(Bellinger/Krieger 2008: 204 Z 1‐3).  

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Knoten  können  von  anarchisch  einander  gegenüberstehenden  Akteuren  gebildet 

werden; dies sind beispielsweise Individuen oder Organisationen.   

In dem Artikel werden zahlreiche Eigenschaften aufgelistet:  

Typische Eigenschaften: relative Autonomie der Mitglieder, Heterogenität der verbundenen Akteure, Vertrauen als Basis der Kooperation anstelle von Eigeninteresse, lose Koppelung anstelle fixer 

Strukturen, horizontale anstelle von hierarchischen Beziehungen, Selbstorganisation, informelle und dezentrale Entscheidungsprozesse, Flexibilität und hohe Komplexität.(Ebd.:204 Z 11‐17) 

 

Trotz  der  genannten  Schwächen11   aufgrund  der  Fülle  an  Punkten,  leistet  diese 

Auflistung  zum  Teil  bereits  eine  Differenzierung  zwischen  Netzwerk  und 

beispielsweise einer Organisation.  

Von  einer  anderen  Warte  aus  betrachtet  der  Soziologe  Fuhse  die  Situation.  Er 

verknüpft in seinem Aufsatz ‐ über die Unterscheidung von Gruppen und Netzwerken 

(2006: 245‐263) ‐ Identität mit Netzwerken:  

Identität wird immer in Beziehung zu anderen Identitäten konstruiert – ist also relational. Kollektive Identität definiert sich in einem Netzwerk – im Gegensatz zu anderen kollektiven Identitäten. (Ebd.: 

257)  

Der  Grundtenor  ist  aber  ähnlich.  Deshalb  soll  als  Kurzdefinition  ‐  der  Einfachheit 

halber ‐folgender (weit gefasster) Satz gelten:  

Alle Formen sozialer Kommunikation, die weder flüchtige Interaktionen noch hierarchisch strukturierte Organisationen oder Funktionssysteme sind können als N. betrachtet werden. (Bellinger/Krieger 2008: 

205 Z 12‐15)12 

 Es  steht  also  fest,  dass  es  sich  bei  einem  Herrschaftsverhältnis  um  einen 

hierarchischen  Aufbau,  welcher  der  Befehlskette  geschuldet  ist,  handeln  muss. 

Führerschaft ist eine spezielle Form der Herrschaft – nämlich die der charismatischen. 

Der Gegenbegriff zur Hierarchie ist Anarchie.  Anarchische Elemente, die miteinander 

dauerhaft  interagieren,  können  unter  den  genannten  Rahmenbedingungen  als 

Netzwerk bezeichnet werden. Der Konträrbegriff zum Netzwerk ist noch zu finden. 

 

 

 

 

 

                                                            11 Hier müsste beispielsweise diskutiert werden, ob die Akteure, welche sich in einem Netzwerk aufhalten, als Mitglieder (vergleichbar zum Mitglied in einer Organisation) zu betrachten sind. Siehe dazu III.1.1 12 Dass flüchtige Interaktionen von längerfristigen Netzwerktätigkeiten zu trennen sind, betont auch Mayntz (2004: 253).  

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10  

III Organisationstheorie 

 

Dass  es  sich  bei  dem  gesuchten  Begriff  (oder  zumindest  einem  der  gesuchten 

Begriffe)  um  die  Organisation13   handeln  könnte,  liegt  nahe.  Deshalb  muss 

festgehalten  werden,  welche  Merkmale  eine  Organisation  charakterisieren  und 

welche  Aufgaben  den  jeweiligen  Hierarchieebenen  (insbesondere  der  oberen) 

zukommen.  

Auf einzelne Theorien und Ansätze kann nicht eingegangen werden. Vielmehr soll der 

Organisationsbegriff so gefasst werden, dass er allgemein genug bleibt, um  für den 

Großteil  der  einzelnen  Theorien  (Human  Realtions‐Schule  /  Systemtheorie  / 

Verhaltenswissenschaft u.a.) als Basis dienen zu können. Konkret wird anschließend 

(nach einem kurzen Abschnitt über Funktionen und Struktur) das POSDCoRB‐Modell 

von Gulick herausgegriffen. 

 

III.1 Der Organisationsbegriff 

 

Eine  Organisation  kann  als  solche  klassifiziert  werden,  wenn  eine  Reihe  von 

Merkmalen zutreffen. Im Wesentlichen kann man sich hier auf Kieser/Kubicek (1992: 

Einführung) und Weinert (1992) stützen. Dort werden schlagwortartig fünf Merkmale 

genannt: Ziel, dauerhaft, Mitglieder, formale Struktur und Aktivitäten der Mitglieder 

(Ebd.: 4). Dauerhaftigkeit braucht nicht weiter ausgeführt werden. Die Ziele wurden 

im Falle der Al‐Qaida bereits im vorhergehenden Abschnitt dargelegt und sind (unter 

theoretischen Gesichtspunkten) nicht Teil dieser Arbeit. Die übrigen drei Merkmale 

werden in der Einführung des Lehrbuchs kurz zusammengefasst. Auf zwei davon wird 

im Folgenden eingegangen. 

 

III.2 Mitglieder und Personal 

 

Die Feststellung, ob ein  Individuum Mitglied einer Organisation  ist, oder nicht, kann 

nicht  immer  leicht  getroffen werden. Neben der  schriftlich  fixierten Mitgliedschaft 

gibt es andere, denkbare Formen. Als Organisationen gelten auch  solche, die keine 

                                                            13 Von Organisation wird in diesem Aufsatz grundsätzlich nur im definierten Sinne gesprochen. Auch Organisationsstruktur bezieht sich im Nachfolgenden auf die Struktur einer Organisation. 

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formalen Mitglieder aufweisen, sondern nur (oder größtenteils) Individuen, die sozial 

eingebunden (Kieser/Kubicek 1992.: 11/12) sind. 14 

Etizioni  würde  eine  moralisch  basierte  Organisation,  die  auf  normativer  Gewalt 

aufbaut,  als  normative  Organisation  charakterisieren.  Er  nennt  ideologische  und 

religiöse Vereinigungen als Beispiele. (Ebd.: Schaubild nach Etizioni Übersicht 1‐1) 

In  der  Zusammenfassung  können  deshalb  die  vertraglichen  Beziehungen  als 

normative Bindungen verstanden werden:  

Die Mitgliedschaft eines Individuums in einer Organisation basiert auf vertraglichen Beziehungen, die der Organisation bzw. ihren Vertretern das Recht zur weiteren Präzisierung von Anforderungen und Vorgaben einschließlich organisatorischer Regelungen für das Mitglied einräumen. (…) (Ebd.: 16) 

 

Eine  Organisation  kann  nicht  nur  auf motivierte Mitglieder,  die  von  sich  aus  der 

Organisation beigetreten sind, bauen und dabei hoffen, dass geeignetes Personal zur 

Durchführung der Ziele und zur Bewältigung der Verwaltungsaufgaben darunter  ist. 

Vielmehr  ist die  Schnittmenge derer, die beitreten wollen  (Weinert 1992: Kap 5.1) 

und derer, die nachgefragt werden (Ebd.: Kap 5.3, Derlien 1984: 838 ff) entscheidend. 

Eine  entsprechende  Schulung  der Menschen  in  dieser  Schnittmenge  ist meist  für 

anstehende Aufgaben nötig (Weinert 1992: Kap 5.4). Eine andere Möglichkeit besteht 

darin,  geschultes  Personal,  das  nicht  der  Ideologie  wegen  beitreten  würde, 

einzukaufen (Geldentlohnung). 

 

III.3 Struktur 

 

Der Systemtheoretiker Waltz (1979: Kap 5/6) gebraucht Struktur  im Zusammenhang 

mit  einer  anarchischen Umgebung15.  Bedingung  für  Struktur  in Organisationen  ist 

aber das Vorhandensein von Hierarchie.  16  Neben der hierarchischen Struktur  ist  in 

der Organisationstheorie die horizontale Struktur zu nennen. 

 

Kieser/Kubicek  betonen,  dass  es  sich  nicht  nur  um  (allgemeine)  Strukturen  einer 

Organisation,  sondern  um  formale  ‐  das  heißt  institutionalisierte  ‐  Regeln  zum 

hierarchischen und  vertikalen Aufbau einer Organisation, handeln muss. Zwar wird 

eingestanden,  dass  die Grenzen  formaler Regeln  zu  nicht  formalen Regeln  fließend                                                             14 Ebenso könnte und müsste man hier die Unterscheidung „Hauptamtlichkeit oder Ehrenamtlichkeit“ diskutieren (Derlien 2005: 117 Pkt. 4). 15 Gemeint ist das internationale System: Einheit und Struktur.  16 Mayntz kommt hier zu einem anderen Ergebnis: In der Organisationssoziologie gibt es Forscher, die darauf bedacht sind, „vertikal“ und „hierarchisch“ zu unterscheiden (2004: 254). In dieser Arbeit wird diese Feinunterscheidung (trotz Würdigung der Tatsache) aus Platzgründen nicht getroffen. 

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sein  können  und  oft  sind;  eine  hierarchische Grundstruktur  und  eine  rudimentäre 

Festlegung darüber, was dem „Herrschenden“ und  seinen Gefolgsleuten erlaubt  ist 

und was nicht, muss vorhanden mindestens sein. (Ebd.: 16‐24) 

Man kann also folgern, dass hierarchische Struktur ein notwendiges Merkmal ist. Die 

Schwäche oder Stärke der Ausprägung lässt Schlüsse auf den Organisationsgrad zu. 

 

III.4 POSDCoRB 

 

Im Zusammenhang mit Struktur muss auf (Leitungs‐)funktionen eingegangen werden. 

Eine  Ausdifferenzierung  der  Funktionen  würde  auf  eine  formale  Organisation 

hindeuten.  Eine  strukturierte  Abgrenzung  von  verschiedenen,  in  der  Verwaltung 

eines  Betriebs  oder  einer  Organisation  aufzuteilenden,  Funktionen  findet  sich  bei 

Gulick (1977: 1‐46)17: POSDCoRB.  

Planning, Organizing, Staffing, Directing, Co‐ordinating, Reporting, Budgeting  

Dies ist die Antwort auf die Frage, What is the work of the chief executive? What does 

he do? 

Sollten sich diese sieben Funktionen rudimentär in Referaten oder Abteilungen einer 

Vereinigung  wiederfinden,  wäre  die  Netzwerkthese  ein  bedeutendes  Stück  weit 

entkräftet.  ‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐  

Anmerkung: Alle Punkte im folgenden Teil einzeln zu behandeln, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, obgleich der informierte Leser einige Funktionen (im Falle, dass diese vorliegen) wiedererkennen kann.   ‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐   

Dieser  Abschnitt macht  klar,  dass  sich  zwar  die  Frage  Hierarchie  oder  Netzwerk? 

stellen  lässt;  Konträrbegriffe  werden  hingegen  nicht  gegenübergestellt. 

Formulierungen wie Netzwerk  oder Organisation18?  oder    Zentrum  vs.  Peripherie? 

wären etwas sauberer formuliert.  

 

 

 

 

 

                                                            17 Einordnung in die Organisationstheorie: klassische Organisationstheorie, Maschinenmodell 18 Hier handelt es sich nicht um einen (den einzigen) Gegenbegriff, sondern um einen von Netzwerk abgrenzbaren Begriff auf gleicher Logikebene. 

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13  

IV Al Qaida 

 

Anhand  der  besprochenen  Begriffe  und Merkmale  ist  (mit  Hilfe  der  vorliegenden 

Literatur)  eine  Analyse  in  Hinblick  auf  Deckungsgleichheiten  und  Unterschiede 

möglich.  Ausgegangen  wird  zunächst  von  den  Organisationsmerkmalen. 

Demgegenüber  werden  Argumente  für  die  Netzwerkthese  gesammelt,  sodass  im 

Diskussionsteil folgende Kernfragen beantwortet werden können:  

1. Handelt es sich bei Al‐Qaida um eine (hierarchische) Organisation oder um  

  ein Netzwerk? 

2. Gab es Veränderungen in dieser Frage über die Zeit hinweg?  

 

IV.1 Die Organisationsthese 

 

Neben  den  bereits  näher  erörterten  Merkmalen  Mitglieder/Personal  und 

Struktur/Funktionen (insb. POSDCoRB) werden die Finanzen behandelt.  

 

IV. 1.1 Finanzen 

 

Der Grund dafür  ist, dass Geldmittel  für eine Organisation von nicht unerheblicher 

Bedeutung  sind. Man  denke  hier  an  kostenintensive  Einzelprojekte,  den Unterhalt 

von Personal und die Ausgaben für Ausstattung. Gunaratna  listet zu  letztgenanntem 

Punkt einige wichtige Posten auf: weapons, technology, infrastructure, camps, offices, 

houses, vehicles (2002: 61 Z 23 f). 

Die benötigten Gesamtmittel pro Jahr beliefen sich in der Blütezeit19  der Al‐Qaida auf 

mehr als 80 Millionen Dollar20.  

 

 

                                                            19 Gemeint ist die Zeit von den späten 90ern bis um die Jahrtausendwende. 20 50 Mio. Dollar für Ausstattung, 20‐30 Millionen Dollar für Gastbeiträge (die an die Taliban flossen) und anzunehmende, weitere Geldmittel für weitere Projekte und Kosten.  Der Finanzbedarf war in den Anfangsjahren im Vergleich dazu sehr viel bescheidener. Hauptgeldgeber in dieser Zeit war Osama Bin Laden selbst, der ca. eine halbe Millionen Rupien (ca. 25000 Dollar) pro Monat nach Afghanistan brachte, um dort das Dienstleistungsbüro zu unterstützen. Später flossen diese Gelder nicht nur in die Verwaltung und die Gästehäuser des Büros, sondern auch in allgemeine Infrastrukturmaßnahmen, wie z.B. Straßenbau (Saghi 2006: 56; Die Informationen stammen aus „Höhle der Gefährten“, einem Text von Issam Diras, einem ägyptischen Filmemacher, der über die Krisenregion Afghanistan berichtet). 

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Der Aktionsschwerpunkt  der Al‐Qaida‐Organisation  verlagerte  sich  nach  dem  Ende 

des  Kalten  Krieges  in  den  Sudan  (Lacroix  2006:  282  f,  Langbein  2004:  122  ff, 

Commission  Report  2004:  62  f).  Die  Staatshilfen  (indirekt  von  den  Amerikanern, 

direkt von Pakistan, Saudi‐Arabien und anderen arabischen Staaten an die Mujahedin 

und später an Al‐Qaida) wurden Anfang der 90er zum großen Teil gestoppt oder stark 

eingeschränkt.  

Im freien, aber mittlerweile unübersichtlichen Afghanistan plagte man sich zeitweise 

mit  Geldproblemen  (Ebd.:  62).  Im  Sudan  hingegen  gelang  es,  aufgrund  von 

Unternehmensgründungen und  Investitionen, neue Geldquellen  zu erschließen. Art 

und  Zahl  der  (vom  Privatmann Osama  Bin  Laden)  erschlossenen Quellen  sind  von 

großem Ausmaß:  eine  Süßigkeitenfirma, ein  Lederwarenhandel,  ein Möbelkonzern, 

ein  Transportunternehmen,  eine  Früchtehandlung,  die  Bank  der  zoologischen 

Ressourcen  (einem  Gentechnik‐Betrieb)  und  ca.  70‐80  weitere  Unternehmen 

(Langbein  2004:  122,130).  Es  folgten  Beteiligungen  an  Großbanken, 

landwirtschaftlichen  Betrieben  und  verschiedensten  Firmen.  Gelder  flossen  in  die 

sudanesische Infrastruktur. (Ebd.: 122 f)  

 

Osama Bin Laden konnte die finanziellen Bedürfnisse nicht alleine befriedigen. Auch 

später, als man nach Afghanistan zurückgekehrt war, benötigte Al‐Qaida Sponsoren. 

Diese  fanden  sich  in  großer  Zahl  unter  den  Islamisten.  Eine  nicht  unbedeutende 

Zuwendungssumme  erhielt  man  von  Moslems  (vor  allem  Arabern)21   aus  dem 

Westen22.  Banken wurden  zu  Transfers  zwischen  Sympathisanten/Geldgebern  und 

Al‐Qaida herangezogen. Aufgrund guter Schulung der Finanzverwalter in der Al‐Qaida 

geschah dies sehr unauffällig (Gunaratna 2002: 61 ff, 81) 

Zu den Spenden,  finanziellen Zuwendungen und wirtschaftlichen Gewinnen kommt 

laut Langbein  (2004: 122  f) der Drogenhandel hinzu. Dies erscheint plausibel, wenn 

man sich die Verquickungen der Al‐Qaida mit den Taliban vor Augen führt. 

 

Bei einem  Jahresumsatz von geschätzten 80 Mio. Dollar stellt sich die Frage, ob ein 

Netzwerk  (nahezu)  ohne  hierarchische  und  bürokratische  Komponenten  ein  derart 

hohes Budget verwalten kann. Das Ergebnis zum Aspekt Finanzen  lässt eine formale 

Organisationsstruktur erwarten, da den Geldgebern  (trotz ausgeprägter Sympathien 

                                                            21 Nicht alle Araber sind Moslems und bei weitem nicht alle Moslems sind Araber. 22 Auch Mitglieder und Personal rekrutieren sich oft aus Moslems, die in westlichen Staaten studiert haben, studieren oder sich für eine längere Dauer dort aufgehalten haben oder aufhalten. 

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für  den  Islamismus)  zu  unterstellen  ist,  dass  diese  ihr  Geld  gut  verwaltet  wissen 

wollen. 

 

IV.1.2 Mitglieder und Personal 

 

Grundsätzlich kommen mehrere Motive in Frage, die einen Menschen dazu bewegen, 

Teil der Al‐Qaida  zu werden: bisherige Erfolglosigkeit, Arbeitslosigkeit, Ehelosigkeit, 

Suche  nach  sozialen  Kontakten  und  Anerkennung  in  der  Gesellschaft,  Hang  zur 

Gewalttätigkeit,  familienbezogene und verwandtschaftliche Gründe oder ein Gefühl 

der Ohnmacht  gegenüber  gesellschaftlichen Veränderungen, die der Dominanz der 

importierten USA‐Kultur geschuldet sind (Berlinger 2005: 133 ff). Diese  intrinsischen 

Motive  treten  oft  in  Kombination  auf  und  können  meist  im  Bereich  der 

Unzufriedenheit  des  Betroffenen  mit  dem  status  quo  lokalisiert  werden.  Andere 

Eintrittsargumente  sind  Ideologie,  islamistische  Überzeugung  und 

organisationsinterne – und externe Sozialisation (Ebd.: 128, Mayntz 2004: 256). 

Geldentlohnung und Versorgung der Verwandten – vor allem  im Todesfall oder bei 

Gefangennahme  –  spielen  eine wichtige Rolle. Der  Sold  für Al‐Qaida‐Kämpfer  liegt 

zwischen 500 und 1200 Dollar  (Langbein 2004: 123, Commission Report 2004: 62). 

Besonders anreizend  ist dies  in den Augen von Freiwilligen aus armen Ländern wie 

Sudan (Langbein 2004: 123 f), Algerien oder Somalia.  

Alternative und zusätzliche Einnahmequellen sind möglich (Berlinger 2005: 133). 

Freiwillige (angespornt aufgrund eben genannter Motive) und Fachpersonal werden 

aktiv  geworben.  Als Mittel  zur  Rekrutierung  von Mitglieder  und  Personal  dienen 

Videos  und  Zeitungen  (Grieb  2005:  107),  das  Internet  (Musharbash  2006:  Kap  3), 

Moscheen, Gebetshäuser und persönliche Anwerbung  in ärmlichen Gebieten (Posch 

2008: 173).  

 

Für die Eignung zum Kampf an der Front und zur Durchführung von Terroranschlägen 

und sogar zur Entscheidung, ob ein Anwärter eine Spezialausbildung  in einem Camp 

erhält,  wurden  Auswahlkriterien  an  die  Bewerber  angelegt.  Es  fand  ein 

Selektionsprozess  statt,  im  Zuge  dessen  Merkmale  wie  Fähigkeiten  und 

Leistungsbereitschaft  abgefragt wurden  (Posch  2008:  170). Musharbash  (2006:  83) 

schätzt,  dass  ca.  20  000  Absolventen  die  Ausbildungscamps weltweit  durchlaufen 

haben.   

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Für  die  großen  Terroranschläge  (besonders  für  9/11)  wurde  sehr  sorgfältig 

ausgewählt.  Fragenkataloge  wurden  erstellt,  Lebensläufe  wurden  geprüft  und 

persönliche Gespräche fanden statt. (Baumann 2005: 77 ff) 

 

Sowohl  das  ehrenamtliche  Mitglied23   als  auch  das  fachgeschulte  Personal  ist 

empirisch  beobachtbar.  Während  das  Fachpersonal  seinen  festen  Platz  in  der 

Hierarchie  zu  haben  scheint  (Organisationsthese),  sind  Sympathisanten, Geldgeber 

und Ehrenamtliche nicht  immer zweifelsfrei einzuordnen. Die Netzwerkthese kann  ‐ 

bei  gleichzeitiger  Annahme  der  Organisationsthese  ‐  in  diesem  Punkt  nicht  völlig 

ausgeblendet werden.24 

 

IV.1.3 Struktur und Funktionen 

 

Eines ist unbestritten: Osama Bin Laden ist der Kopf der Al‐Qaida.  25  Dieser Umstand 

wird auch von denjenigen nicht geleugnet, die der Netzwerkthese den Vortritt lassen.  

Langbein26   (2004:  125)  und Gunaratna wollen  eine  Formalstruktur  erkannt  haben, 

die  dem  Aufbau  einer  Regierung  mit  Ministerien    (Langbein  2004:  126)  ähnelt. 

Danach  gebe  es  vier  (oder  fünf)  „Ministerien“,    die  zuständig  seien  für:  Militär, 

Religion  und  Recht,  Finanzen  und  Propaganda. Diesen  Komitees  seien Abteilungen 

oder  behördenähnliche  Auslagerungen  untergeordnet  (Langbein2004,  Gunaratna 

2002). Gunaratna spricht von einer vertical leadership structure (2002: 54 Z 22). 

 

Das  sogenannte  Dienstleistungsbüro27   existierte  schon  vor  Al‐Qaida  und  war  im 

Afghanistan‐Krieg  gegen  die  Sowjets  das  zentrale  Koordinationselement.  Aufgaben 

des  chief executive wurden dort wahrgenommen  (Saghi 2006: 56  ff28 , Posch 2008: 

162‐164, Langbein 2004: 119 f). Später wurde das Dienstleistungsbüro in die Struktur 

der  Al‐Qaida  entweder  aufgenommen  (als  ‐  auf  Afghanistan  bezogener  ‐ 

Regionalstützpunkt) oder – je nach Sichtweise – zur Al‐Qaida‐Vereinigung ausgebaut. 

                                                            23 Ehrenamtliche: vgl. dazu Musharbash 2006 am Beispiel der Medienpräsenz von Ehrenamtlichen S.132 ff; vgl. Fußnote 14 24 In einer ausführlicheren Befassung mit dem Thema Mitglieder und Personal wären die Weber´schen personalbezogenen Bürokratiemerkmale zu untersuchen (Derlien 2005: 144 f) 25 Dies gilt, sofern er noch am Leben ist. 26 Langbein stützt sich in seinen Ausführungen oft auf Gunaratna.  27 Auch: Büro der Dienste oder später Dienstleistungsgesellschaft (Langbein 2004: 119 f) 28 Bei dieser Textstelle handelt es sich um beglaubigte Ausführungen von Osama Bin Laden persönlich.  

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Mögliche  Formalstrukturen  und Organigramme  hat  Raiko Grieb  im  Seminarbericht 

„Terrorismus und Terrorismusbekämpfung“ (Derlien 2005) ausgearbeitet.  

Hier eine Darstellung für die Jahre 1996‐2001 (Abbildung 1):    

   Das  Organigramm  zeigt  eine  hierarchische  Gliederung  mit  mehreren  vertikalen 

Ebenen29. Ein Stab, eine Verwaltung oder ein Gremium, der/die/das  sich nach den 

POSDCoRB‐Kriterien  gliedert  (vergleichbar mit  dem  Dienstleistungsbüro),  lässt  sich 

nicht  offensichtlich  lokalisieren. Vermutungen  lassen  sich  anstellen;  dass  etwa  das 

Finanz‐Komitee für budgeting, das Militärkomitee für staffing (zumindest im Bereich 

des  geschulten  Kampfpersonals),  der  beratende  Ausschuss  und  die  Führungsspitze 

für  die  anderen  Punkte  zuständig  sind/waren30.  Es  wäre  auch  denkbar,  dass 

innerhalb der  Führungsspitze  jeweils eine Person  (mit Verwaltungseinheit)  für eine 

der Merkmale zuständig war oder  ist.  In der Literatur werden hierzu meist nur vage 

Vermutungen angestellt.  

                                                            29 Grieb spricht (entgegen seiner eigenen graphischen Darstellung) von zwei Ebenen – einer Führungs‐ und einer Komitee‐Ebene (2005: 108). 30 Dies würde dann aber heißen, dass die  Funktionen (POSDCoRB) nicht im Sinne Gulicks innerhalb einer Ebene verteilt sind. 

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Posch  redet  von  einem  zentralen  Führungsgremium mit  32 Mitgliedern  (aus  den 

verschiedenen Unterorganisationen der Al‐Qaida, vielleicht zusätzlich auch funktional 

gegliedert) und schreibt über einen Rat (Schura), ist aber (trotz dem Umstand, dass er 

von  formaler  Organisationsstruktur  spricht)  nur  bedingt  von  Organisation  und 

hierarchischer Struktur überzeugt (Posch 2008: 172 ff).  

 

Zusammenfasst deuten die meisten Merkmale  (hier als  Indikatoren benutzt) darauf 

hin, dass es sich um eine Organisation mit einem dauerhaften Personalbestand, mit 

(zu verwaltenden) Geldmitteln und einer formal‐hierarchischen Struktur handelt. Die 

Herrschaft wird  in Person des Osama Bin Laden ausgeführt. Diese Herrschaft  ist als 

charismatisch  zu  bezeichnen  (Messingschlager  2005:  66‐68)31   und  beschränkt  sich 

(direkt)  auf  wenige  Lebensbereiche  des  Beherrschten.  Der  POSDCoRB‐Ansatz  von 

Gulick  lässt  sich  zwar  in  der  Struktur  vermuten;  einzelne  Funktionen  können  nicht 

konkret zugeordnet werden.  

 

IV. 2 Die Netzwerkthese  

 

Wenn man von einem Netzwerk spricht, so kann nicht von der Abwesenheit jeglicher 

Verwaltungstätigkeit32  die Rede sein. Es  ist möglich, den Netzwerk‐Begriff sehr weit 

zu dehnen, sodass eine Über‐ und Unterordnung (zum Zwecke der Verbesserung der 

Netzwerkstrukturen  oder  zur  Beschleunigung  der  Kommunikationswege)  in 

schwacher Ausprägung als zulässig interpretiert werden kann.  

Posch  sieht  im  Führungsgremium33   eine  Art  Koordinations‐  und 

Grundsatzfragenversammlung.  Es  ist  nicht  von  regionalen  Unterorganisationen, 

sondern  von  Clustern34   oder  Gruppenbildungen  die  Rede.  Diese  Gruppierungen 

entsenden  (je  nach  Einfluss  und  Größe  des  Clusters)  „Abgeordnete“  in  das 

Koordinationselement. (Posch 2008: 172 ff) 

 

                                                            31 Was nicht vorliegt: rational‐legale Herrschaft (Derlien 2005: 117 Pkt. 1); zu diskutieren wären Einflüsse traditionaler Herrschaft. 32 Obwohl sich aufgrund der Ethymologie von Bürokratie (kratein (griech): Herrschaft) ein Über‐ und Unterordnungsverhältnis vermuten lässt. Der Zusammenhang von Bürokratie und Verwaltung ist bekannt. 33 Siehe dazu: IV.1.3 34 Aus dem Englischen entliehen: Punktwolke, Haufen, Bündel, Schwarm 

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Entfernt  man  sich  von  der  strukturellen  Dimension  eines  angeblichen  Al‐Qaida‐

Netzwerks  und  betrachtet  die  handelnden  Einheiten,  findet  man  weitere 

Behauptungen und Fakten vor, welche die Netzwerkthese stützen.  

Oft  bewegen  sich  Sympathisanten,  Geldgeber,  Kontaktleute,  Ehrenamtliche  oder 

Gastgeber  für Terroristen nicht  innerhalb eines hierarchischen Systems. Osama Bin 

Laden  selbst macht dies deutlich  (Saghi 2006: 55  ff). Es werden verfolgte Al‐Qaida‐

Anhänger  in  Islamismus‐freundlichen Regionen  (z.B.  im  Sudan oder  in Afghanistan) 

bei Nichtmitgliedern aufgenommen, versteckt und bewirtet.  

Finanzielle Zuwendungen machen den wohlhabenden Moslem aus dem Westen, der 

Sympathien für Al‐Qaida hegt, zum Teil des Netzwerks.  

Sageman  geht  noch weiter:  Selbstmordattentäter  und  Terroristen  rekrutieren  sich 

selbst und durchlaufen eine „religiöse“ und/oder kampftechnische Ausbildung über 

das Internet oder andere Medien. Dabei handeln sie völlig unabhängig von jedweder 

Organisationsstruktur.  Al‐Qaida  hat  in  diesem  Fall  die  Funktion  eines 

Inspirationsgebers, der einem beliebigen Willigen die  Informationen  zur Verfügung 

stellt,  die  er  braucht.  Diese  Informationen  werden  vorzugsweise  im  Internet  zur 

Verfügung  gestellt und nicht  konkret den Anforderungen  von einzelnen Anwärtern 

angepasst. Ganz  im Gegenteil: eingestellt werden Massenprodukte. (Sageman 2009: 

164, Musharbash 2006: Kap 3) 

 

V Diskussion und Ergebnis 

 

Die  Positionen  der  Wissenschaftler,  ob  Netzwerkthese  oder  Organisationsthese 

zutreffen,  sind  unterschiedlich.  Die  beiden  Extrempositionen  nehmen  Gunaratna 

(und Langbein)  für die Organisationsthese und Sageman  für die Netzwerkthese ein. 

Die  meisten  anderen  Wissenschaftler  sind  in  einem  aufgespannten  Kontinuum 

anhand dieser Postionen irgendwo dazwischen anzutreffen. 

Die  besondere  Schwierigkeit  liegt  darin,  dass  Definitionen  oft  nicht  präzise  genug 

getroffen  werden  und  die  vorhandenen  Umschreibungen  und  Definitionen  von 

Forscher zu Forscher variieren. Mayntz (2004: 254 Sp 2) und Derlien  (2005: 117 Pkt. 

3) kritisieren, dass  falsche oder ungenaue  Interpretationen bei der Unterscheidung 

zwischen Organisationen und Netzwerken hinderlich  sein  können35. Mayntz  (2004: 

254  Sp  1)  unterscheidet  eine  „Organisation  mit  Netzwerkmerkmalen“,  in  der 

                                                            35 Dies kann auch für diese Arbeit gelten, muss aber aufgrund der Allgemeinhaltung in Kauf genommen werden. 

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Untereinheiten  der  Organisation  relativ  selbstständig  handelten,  aber  dennoch 

formale Mitglieder  seien  und  ein  „interorganisatorisches) Netzwerk“,  das mehrere 

Einzelorganisationen  netzwerkartig  verknüpfe.  Die  Graphik  von  Schweitzer/Shay 

(Derlien 2005: 119) zeigt eine Über‐ und Unterordnung vom Kopf der Al‐Qaida (einem 

Führungsgremium)  und  den  regionalen  Jihad‐Organisationen  (nachgeordnet)  und 

klassifiziert Al‐Qaida deshalb als Organisation. 

Langbein  greift  die  Formalstruktur  von  Gunaratna  auf    (2004:  125‐133).  Dieser 

wiederum spricht  (sogar  im Titel) von einem Netzwerk des Terrors  (2002: Titel, 54, 

60), obwohl er ein Vertreter der „Organisationsthese“ ist36.  

Posch orientiert sich an Sageman (2008: 173) und spricht von einem (losen,) globalen 

Netzwerk  (Ebd.:  161).  Burke wehrt  sich  vehement  gegen  die  Vorstellung,  dass  Al‐

Qaida eine Organisation sei (2003: 4 f). Wie Posch37  (2008: 172) räumt Burke (2003: 

127,  207)  ein,  dass  wohl  ein  Personenkreis,  den  er  als  den  Stamm  der  hardcore 

members bezeichnet, existieren muss.  Außerhalb dieser Rumpfmannschaft spricht er 

von einem  „Netzwerk von Netzwerken“ und  von einer Vielzahl  von Militanten und 

Sympathisanten (Ebd.: 127). 

 

Die  aufsehenerregendste  Kontroverse  wurde  zwischen  Hoffmann  und  Sageman 

ausgetragen.  Begleitet  von  nichtwissenschaftlichen  Anschuldigungen  fand  in  der 

Zeitschrift  Foreign  Affairs  ein  Schlagabtausch  über  Sagemans  These,  dass  es  sich 

(heute) in Sachen Al‐Qaida um Grass‐Roots Terrorism (Hoffmann 2009: 133) handele, 

statt.  Auf  den  Angriff Hoffmanns  auf  die  Ausführungen  Sagemans  –  der  stark  zur 

Netzwerkthese  tendiert –  folgte eine erboste Rückantwort,  in der Sageman  seinem 

Kritiker vorwarf, absichtlich missinterpretiert zu haben.   

Mayntz (2004: 255) dagegen wägt ab und findet folgende Hierarchiemerkmale:  

1. Es gibt klar definierte Führungsgremien 2. Es besteht eine erkennbare Differenzierung nach Rängen und nach Funktionen 3. Es dominiert die vertikale Kommunikation 

Folgende Argumente für ein Netzwerk werden aufgeführt: 

1. Die Organisation hat eine relativ offene und zugleich fließende Grenze 2. Die Organisation reagiert flexibel auf Veränderungen in den äußeren Umständen 

 

                                                            36 Dies liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass Ausdrücke und Definitionen nicht deckungsgleich sind oder nicht im strengen Sinne aufzufassen sind. Vgl. dazu vorheriger Abschnitt und Fußnote 33. 37 Posch spricht an dieser Stelle von einer Stammmannschaft von ca. 200 Leuten. 

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Der  Allgemeinplatz  Die Wahrheit  liegt  wohl  irgendwo  dazwischen  kann  an  dieser 

Stelle  die  tatsächliche  Überzeugung  vieler Wissenschaftler widerspiegeln.  Es muss 

aber unterschieden werden  zwischen  fließenden Grenzen  (Mayntz 2004: 254 Sp 1) 

und ein Gemisch aus Organisation und Netzwerk. Denn es deutet vieles darauf hin, 

dass man  sowohl  vom  Al‐Qaida‐Netzwerk,  als  auch  von  der  Al‐Qaida‐Organisation 

sprechen kann. Diese beiden Teile bilden gemeinsam die Al‐Qaida. 

Demnach wäre folgendes Organigramm denkbar (Abbildung 2, Draufsicht):  

 

 Eigene Darstellung 

 Die  Rahmensetzung  ‐  als Grenze  zwischen Mitgliedern  und  Sympathisanten  ‐  darf 

nicht  als  absolut  wahrgenommen  werden,  soll  aber  doch  eine  grundsätzliche 

Unterscheidung zwischen in und out vermitteln.  

Die  Graphik  soll  (unter  anderem)  die  Behauptung  von  Mayntz  stützen,  dass  es 

gerechtfertigt sei, von Hybridstrukturen  (Mayntz 2004: 254) zu sprechen. Die Frage, 

ob  es  sich  bei  Al‐Qaida  um  eine  Organisation  oder  ein  Netzwerk  handelt  soll  in 

diesem Sinne als beantwortet gelten.  

 

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In der zweiten Frage, die  in Teil IV formuliert wurde,  ist der Meinungskonsens unter 

den Wissenschaftlern etwas breiter. Nahezu alle Autoren der gesichteten Texte sind 

sich  einig,  dass  nach  dem  11.  September  der  Einfluss  der  Führung  massiv 

nachgelassen  hat.  (Posch  2008:  177  ff,  Burke  2003:  5,  Sageman  2008:  163  f, 

Hoffmann 2008:  

Burke und Sageman bestreiten nicht, dass vor 2001 vieles auf Hierarchie hindeutete 

(Burke 2003: 5,  Sageman 2008: 163  f). Zudem kann Gunaratna unterstellt werden, 

dass  er  die  Entwicklungen  in  diese  Richtung  nicht  absehen  konnte,  da  sein  Buch 

bereits 2002 erschienen war38. 

Aufgrund massiver Verfolgung und  Inhaftierung  (die u.a. dadurch möglich wurden, 

dass  Kommunikations‐  und  Befehlswege  nachverfolgt  wurden)der  Mitglieder  und 

Sympathisanten,  ist  das  hierarchische  (und  damit  auch  das  horizontale  Netz) 

empfindlich getroffen worden.  

 

Über  die  Zeit  hat  sich  somit  eine  Verschiebung  eingestellt,  die  weg  von  der 

Organisation und hin zum Netzwerk stattfindet39. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                             38 In 2002: 54 f behauptet er das Gegenteil: die Al‐Qaida hätte keinen Schaden genommen und bleibe stabil.  39 Posch (2008: 177 ff) erkennt ab 2004 Tendenzen, die wieder in die Gegenrichtung weisen. Dies konnte aber Gunaratna im Jahr 2002 noch nicht vorhersehen.  

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VI Schlusswort 

 

Es wurde in diesem Text versucht, die Existenz zweier Teile der Al‐Qaida aufzuzeigen. 

Auf der einen Seite stehen hierarchische Strukturen, die neben anderen Merkmalen 

auf eine Organisation hindeuten. Auf der anderen Seite bewegen sich außerhalb des 

hierarchischen Systems Netzwerke, die mit der Al‐Qaida‐Organisation verknüpft sind.  

Der Einfluss und die Macht der Zentrale sind gegenüber der Peripherie in den Jahren 

nach  9/11  zurückgegangen.  Es  ist  nicht  genau  bestimmbar, welches Ausmaß  diese 

Verschiebungen  hatten  und  ob  sich  seit  den  Jahren  2003  und  2004  ein  entgegen 

gerichteter Trend abzeichnet. 

 

In  Hinblick  auf  die  den  Zwang,  die  Arbeit  möglichst  knapp  zu  fassen,  ist  das 

Forschungsfeld  ist sehr groß. Es konnte zwar eine Schneise  in den unübersichtlichen 

Urwald „Al‐Qaida“ geschlagen werden; dennoch bleibt Vieles offen. Am Ende dieser 

Arbeit ist eine reizvolle Frage noch nicht abschließend beantwortet: 

 

In der Verwaltungssoziologie klingen die drei Modalitäten der Kooperation  (Derlien 

1984: 814) – Einvernehmen, Benehmen und die schlichte Unterrichtung – noch sehr 

theoretisch.  Doch  gerade  anhand  dieser  Modalitäten  stellt  sich  der 

Verwaltungswissenschaftler im Falle der Al‐Qaida folgende Frage:  

 Does Osama Still Call the Shots? (Sageman 2008: 163) 

   

              

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Literaturverzeichnis:   Bücher:  Burke, Jason: Al‐Qaeda – Casting a Shadow of Terror. London. 2003.   Gunaratna, Rohan: Inside Al Qaeda – Global Network of Terror. London. 2002.  Kieser, Alfred / Kubicek, Herbert: Organisation. Berlin. 1992.  Langbein, Walter‐Jörg: Al Quaida und andere geheime Gesllschaften – Von den Assassinen bis Al Quaida. Rastatt. 2004.  Musharbash, Yassin: Die neue al‐Qaida – Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerks. Bonn. 2006.  Waltz Kenneth: Theory of International Politics. Reading. 1979.   Weber, Max: Politik als Beruf. Stuttgart. 2006.  Ders.: Wirtschaft und Gesellschaft – Herrschaft (Hg. Hanke Edith) Teilband 4; In: Max Weber Gesamtausgabe (Hg. Baier Horst, Hübinger Gangolf, et al) Abteilung 1: Schriften und Reden. Band 22‐4. Tübingen. 2005.  Weinert, Ansgar B.: Lehrbuch der Organisationspsychologie. Weinheim. 1992.   Aufsätze:  Derlien, Hans‐Ulrich: Verwaltungssoziologie; In: Handbuch für die öffentliche Verwaltung (Hg. von Mutius, Albert) Band 1. Neuwied. 1984.  Fuhse, Jan: Gruppe und Netzwerk – eine begriffsgeschichtliche Konstruktion; In: Berliner Journal für Soziologie (Hg. Müller, Hans‐Peter / Eder, Klaus et al) Band 16. Berlin. 2006.  Gulick, Luther: Notes on the Theory of Organization; In: Papers on the Science of Administration (Hg. Gulick, Luther / Urwick, L.). Fairfield. 1977.  Hegghammer, Thomas: Abdullah Azzam; In: Al Qaida – Texte des Terrors (Hg. Kepel, Gilles / Milelli  Jean‐Pierre). München. 2006.   Kepel, Gilles: Der Kern von Al‐Qaida; In: Al Qaida – Texte des Terrors (Hg. Kepel, Gilles / Milelli  Jean‐Pierre). München. 2006.   Lacroix, Stéphane: Ayman al‐Zawahiri; In: Al Qaida – Texte des Terrors (Hg. Kepel, Gilles / Milelli  Jean‐Pierre). München. 2006.   

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Mayntz, Renate: Hierarchie oder Netzwerk? Zu den Organisationsformen des Terrorismus; In: Berliner Journal für Soziologie (Hg. Müller, Hans‐Peter / Eder, Klaus et al) Band 14. Berlin. 2004.   Metzger, Albrecht: Die vielen Gesichter des Islamismus; In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 3‐4. Berlin. 2002.  National Commission on Terrorist Attacks on the United States: The 9/11 Commission Report. Berlin. 2004.  Posch, Walter: Al‐Qaida – Versuch einer Annäherung; In: Islam, Islamismus und islamischer Extremismus – Eine Einführung (Hg. Feichtinger, Walter/ Wentker, Sibylle) Band 1. Wien. 2008.  Rosiny, Stephan: „Der Islam ist die Lösung“ – Zum Verhältnis von Ideologie und Religion im Islamismus; In: Islam, Islamismus und islamischer Extremismus – Eine Einführung (Hg. Feichtinger, Walter/ Wentker, Sibylle) Band 1. Wien. 2008.  Saghi, Omar: Osama Bin Laden; In: Al Qaida – Texte des Terrors (Hg. Kepel, Gilles / Milelli  Jean‐Pierre). München. 2006.   Wentker, Sibylle: Fundamentalismus und Islamismus – Definition und Abgrenzung; In: Islam, Islamismus und islamischer Extremismus – Eine Einführung (Hg. Feichtinger Walter, Wentker Sibylle) Band 1. Wien. 2008.  Artikel:  Bellinger, Andrea / Krieger, David J.: Netzwerk; In: Lexikon Soziologie und Sozialtheorie (Hg. Forzin, Sina / Jordan, Stefan). Stuttgart. 2008.  Brockhaus: Hierarchie; In: Der Brockhaus in Fünfzehn Bänden. Leipzig. 1997.  Maurer, Andrea: Herrschaft; In: Lexikon Soziologie und Sozialtheorie (Hg. Forzin, Sina / Jordan, Stefan). Stuttgart. 2008.  Oppenheimer, Franz: Machtverhältnis; In: Handwörterbuch der Soziologie – Gekürzte Studienausgabe. Stuttgart. 1982.  Romig, Friedrich: Hierarchie; In: Lexikon des Konservativismus (Hg. von Schenck‐Notzing, Caspar). Stuttgart. 1996.  Vogel, Ulrike: Herrschaft; In: Wörterbuch der Soziologie (Hg. Endruweit, Günter / Trommsdorf, Gisela) Band 1. Stuttgart. 1989.    

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Kommentare / Beiträge:  Derlien, Hans‐Ulrich: Zum Seminarthema „Hierarchie und Bürokartie“; In: Seminarbericht – Terrorismus und Terrorismusbekämpfung (Hg. Derlien , Hans‐Ulrich / Frank, Stefan / Lang Florian). Bamberg. 2005.  Derlien, Hans‐Ulrich: Personalfunktion bei Al‐Qaida; In: Seminarbericht – Terrorismus und Terrorismusbekämpfung (Hg. Derlien , Hans‐Ulrich / Frank, Stefan / Lang Florian). Bamberg. 2005.  Schweitzer, Yoram / Shay, Shaul: The Globalization of Terror ‐ The Challenge of Al‐Qaida and the Response of the International Community. New Jersey. 2003.  Zeitschriftenartikel:   Hoffmann, Bruce: Does Osama Still Call the Shots? Debatting the Containment of al Qaeda`s Leadership ‐ Response; In: Foreign Affairs Volume 87 Number 4. New York. 2008.  Hoffmann, Bruce: The Myth of Grass‐Roots Terrorism – Why Osama bin Laden Still Matters; In: Foreign Affairs Volume 87 Number 3. New York. 2008.  Hosenball, Mark / Isikoff Michael / Lipper, Tamara: Al Qaeda – Alive and Killing; In: Newsweek. November 25. New York. 2002.  Sageman, Marc: Does Osama Still Call the Shots? Debatting the Containment of al Qaeda`s Leadership; In: Foreign Affairs Volume 87 Number 4. New York. 2008.  Seminararbeiten / Protokolle:   Baumann, Christian: Planung und Vorbereitung des 11. September; In: Seminarbericht – Terrorismus und Terrorismusbekämpfung (Hg. Derlien , Hans‐Ulrich / Frank, Stefan / Lang Florian). Bamberg. 2005.  Berlinger, Ulf: Personal – Wie erfolgt die Rekrutierung und Sozialisation von Al Qaida Mitgliedern?; In: Seminarbericht – Terrorismus und Terrorismusbekämpfung (Hg. Derlien , Hans‐Ulrich / Frank, Stefan / Lang Florian). Bamberg. 2005.  Grieb, Raiko: Das Hauptquartier von al‐Qaida – Entwicklung und Organisation von 1988 bis 2001; In: Seminarbericht – Terrorismus und Terrorismusbekämpfung (Hg. Derlien , Hans‐Ulrich / Frank, Stefan / Lang Florian). Bamberg. 2005.  Messingschlager, Martin: Osama bin Laden als Charismatiker?; Seminarbericht – Terrorismus und Terrorismusbekämpfung (Hg. Derlien , Hans‐Ulrich / Frank, Stefan / Lang Florian). Bamberg. 2005.