spa2012
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SPA 2012ZAHLEN · FAKTEN · TRENDS · ANALYSENDER WELLNESSMARKT IM ÜBERBLICK
FREIZEIT-VERLAG LANDSBERG GMBH
Celsiusstraße 7 · D-86899 Landsberg am Lech
Tel. 08191-947160 · Fax 08191-9471666
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ISBN 978-3-931415-31-0Schutzgebühr: 49,- €
ZAHLEN · FAKTEN · TRENDS · ANALYSEN
SPA2012
Umschlag_Spa_2012_Layout 1 26.07.12 14:56 Seite 2
SPA 2012
INHALT SPA 2012
REAL Wellness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Marktanalyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10-27
• Spas und der globale Wellnessmarkt . . . . 11
• Wie gut geht es Ihrem Spa? . . . . . . . . . . . 15
• Let’s benchmark your Spa! . . . . . . . . . . . . 20
• Wellness Sensor 2011 . . . . . . . . . . . . . . . 24
Trends & Tendenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . 28-41
• Betriebliches Gesundheitsmanagement . 29
• It’s good to be green! . . . . . . . . . . . . . . . . 32
• »Best Care« für die Gäste . . . . . . . . . . . . . 36
• Die eigene Spa-Marke . . . . . . . . . . . . . . . 39
Design & Konzeption . . . . . . . . . . . . . . . . 42-59
• Spa-Design im Wandel der Zeit . . . . . . . . . 43
• Raumnutzung und Wirtschaftlichkeit . . . . . 47
• Clever planen auf kleinstem Raum . . . . . . 50
• Entwicklung von Betriebskonzepten . . . . . 54
• Gute Beratung ist Gold wert . . . . . . . . . . . 58
Wellness-Angebote. . . . . . . . . . . . . . . . . . 60-73
• Regionale Akzente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
• Fitnesskonzepte im Hotel. . . . . . . . . . . . . . 64
• Zielgruppenspezifische Angebote . . . . . . . 67
• »SPA Plus«: Mehrwert für den Gast . . . . . . 70
Energie & Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74-83
• Green Spa: Ökologie und Ökonomie . . . 75
• Best Practice: Hotel Edelweiss . . . . . . . . . 79
• Empfehlenswerte Umweltzeichen . . . . . . 83
Food & Beverage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84-91
• Genuss und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . 85
• Wellness-Küche, die begeistert . . . . . . . . . 89
Finanzierung & Recht . . . . . . . . . . . . . . . 92-101
• Profilieren statt protzen . . . . . . . . . . . . . . . 93
• Finanzierung von Spa-Anlagen . . . . . . . . . 96
• Haftungsfragen und -risiken . . . . . . . . . . . 98
Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102-117
• Partnermarketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
• Werden Sie Social-Media-fit! . . . . . . . . . . 106
• Maßgeschneiderte PR-Konzepte . . . . . . 110
• Reisekataloge - noch lange nicht out! . . 114
Personal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118-132
• Aus- und Weiterbildung. . . . . . . . . . . . . . 119
• well@work im Spa. . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
• Mitarbeiter-Motivation . . . . . . . . . . . . . . . 125
• Spa-Profis – Mangelware?. . . . . . . . . . . . 128
• Mitarbeiter-Etikette . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Technik & Qualität . . . . . . . . . . . . . . . . 133-146
• Spa-Software für Profis . . . . . . . . . . . . . . 134
• Lernen von den Gästen . . . . . . . . . . . . . 138
• Qualitätssiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142• Naturkosmetik-Labels . . . . . . . . . . . . . . . 144
Berater und ihre Schwerpunkte . . . . . . . . . 147
Partner der Wellnessbranche . . . . . . . 148-151
Kosmetikmarken . . . . . . . . . . . . . . . . . 152-153
Autorenindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154-161
1-9_Vorspann 26.07.12 15:58 Seite 4
� Spas und der globale Wellnessmarkt
� Wie gut geht es Ihrem Spa?
� Benchmarking als unverzichtbares Managementtool
� Wellness Sensor 2011
MARKTANALYSE
Foto: shutterstock
10-83_Spa-Guide 26.07.12 15:24 Seite 10
MARKTANALYSE
SPA 2012
2010 wurde erstmals eine umfassende Studie zurBedeutung des Wellnessmarktes erstellt, die auf dem
Global Spa Summit (GSS) in Istanbul einem illustren
Publikum vorgestellt wurde. Die Untersuchung der
international renommierten Marktforscher von SRI
International mit dem Titel »Spas and the Global Well-
ness Market« (Spas und der globale Wellnessmarkt)
fand große Aufmerksamkeit in der Branche. Wellness -
pionier Dr. Donald Ardell bezeichnete die Erhebung
als Meilenstein, denn sie liefere umfängliche Er-
kenntnisse, die auch für ihn teilweise neu seien. Und
das, obwohl er sich seit mehr als 50 Jahren mit die-
ser Thematik beschäftige.
Beim aufmerksamen Studium fiel auf: Während im
vergangenen Jahrzehnt im amerikanischen Sprach-
gebrauch immer nur von Spa die Rede war – ob Day-
Spa, Destination-Spa oder Spa-Resort – kommt jetzt
plötzlich das Wort »Wellness« ins Spiel und das mit
teilweise ganz neuer Interpretation.
Das Ergebnis der Recherchen hat selbst die Profis
von SRI International erstaunt: Der Umsatz aller well-
nessaffinen Märkte weltweit dürfte annähernd zwei
Billionen US-Dollar überschreiten. Diese Zahl verweist
alle, die bislang bei Wellness von einem rückläufigen
Trend oder einem Nischenmarkt sprechen, auf die
Plätze.
Synergien und ChancenSpas und der globale Wellnessmarkt
Was ist Wellness? Die 10 häufigsten Assoziationen
Konsumenten Industrie
Lebensqualität Lebensqualität
Körperliche Fitness Ausgeglichenheit
Glück Emotionales Gleichgewicht
Entspannung Ganzheitliche Gesundheit
Ausgeglichenheit Körperliche Fitness
Emotionales Gleichgewicht Spa
Mentale Gesundheit Entspannung
Stressreduktion Spirituelles Gleichgewicht
Spa Glück
Gesundheit Stressreduktion
Quelle: SRI; Befragung von 319 Industrievertretern (148 aus der »Spa Industry«, 140 »Spa Facilities«, 31 andere) und 1077 Konsumenten aus demKundenkreis unterschiedlicher Spa-Einrichtungen (680 aus Nordamerika, 210 aus Europa und 160 aus Asien/Pazifik)Fo
to: shutterstock
10-83_Spa-Guide 26.07.12 15:24 Seite 11
Drei Faktoren erweisen sich auch Sicht der
Marktforscher als treibende Kraft für ein
langfristiges Wachstum:
1) die demografische Entwicklung mit einer
alternden Gesellschaft
2) das Versagen der westlichen »Gesundheits-
systeme«, die sich mehr auf die Behandlung
von Krankheiten konzentrieren als auf deren
Prävention
3) die zunehmende Globalisierung mit schnellem
Informationsfluss via Internet.
SPA 2012
Außerdem machen sich plötzlich Prominente wie
Oprah Winfrey oder Jamie Oliver zu Botschaftern der
Wellnessbewegung, um gesundes Essen und sport -
liche Aktivität als Lifestyle zu verkaufen. Schwierig er-
weist sich allerdings immer noch einen klare Defi-
nition dessen, was man unter Wellness zu verstehen
hat – und dies, obwohl die Wellnessbewegung vor
über 60 Jahren startete. Aus diesem Grund wollten
sich die Experten von SRI erst gar nicht erst auf die-
ses schwierige Terrain begeben und unternehmen
den Versuch einer eigenen Interpretation. Man hielt
sich alle Optionen offen.
Wie wird das wachsende Interesse an Wellness Ihr Geschäft beeinflussen?
Neue Kunden
Steigender Qualitätsanspruch
Größerer Kundenstamm
Mehr Stammkunden
Intensiverer Schulungsbedarf der Mitarbeiter
Steigende Angebotsnachfrage
Höhere Umsätze
Neuer Investitionsbedarf
Gesteigerter Wettbewerb
Höherer Umsatz pro Spa-Besuch
Steigende Gewinnspannen
Andere
Größere Unsicherheit
Niedrigere Gewinnspannen
0
10 20 30 40 50 60 70 800% 80%60%40%20%
71%
60%
60%
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11%
4%
4%
Quelle: SRI; Befragung von 319 Industrievertretern (148 aus der »Spa Industry«, 140 »Spa Facilities«, 31 andere)
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INHALT
Der Abschlussbericht beschreibt Wellness als:
1) multidimensional und ganzheitlich, mit physischen,
mentalen, spirituellen und sozialen Dimensionen
2) auf eine grundsätzliche Steigerung der Lebensqualität und
die Vorsorge vor Krankheit ausgerichtet
3) nachfrage-orientiert
Auch wenn die Bezeichnung »Wellnessindustrie« in unseren
Ohren befremdlich klingt: Das von SRI beschriebene Marktvolu-
men von zwei Billionen US-Dollar weltweit und 298 Millionen ak-
tiver Wellnesskonsumenten in den 30 bedeutendsten Industrie-
nationen sprechen für sich. Die SRI-Experten wundern sich zu
Recht, dass in diesem Feld bislang kaum Marktforschung betrie-
ben und nur vereinzelt Benchmarkzahlen erhoben wurden.
Die Studie »Spas and the Global Wellness Market« ist vor allem
deshalb interessant, weil sie nicht nur die Industrie-Seite, sondern
auch die Perspektive des Verbrauchers beleuchtet. Das Ergebnis
der Befragung kann zwar nicht als repräsentativ bezeichnet wer-
den, spannend ist es allemal. Der professionelle Kreis der Anbie-
ter setzt sich aus 319 Unternehmen rund um den Globus zu-
sammen. Bemerkenswert ist für SRI, dass die Antworten bis auf
wenige Ausnahmen –unabhängig von Regionen und Erdteilen –
kaum variierten. Bei den Konsumenten liegt, bedingt durch den
Sitz von SRI in den USA, die Majorität von 63 Prozent in den USA,
gefolgt von Europa mit 20 Prozent und Asien mit rund 15 Prozent.
Anbieter wie Konsumenten wurden gebeten, ihre persönliche De-
finition von Wellness abzugeben. Als klarer Spitzenreiter rangiert
hier wie dort die »Lebensqualität«. Allerdings tendieren die po-
tenziellen Kunden in Folge mehr zu »Fitness« und »Glück«, wäh-
rend bei den Anbietern »Balance« an zweiter Stelle steht. Inter-
Die Untersuchung der renom-
mierten Marktforscher von SRI
International mit dem Titel »Spas
and the Global Wellness Market«
(Spas und der globale Wellness-
markt) fand große Beachtung
in der Branche
MARKTANALYSE
10-83_Spa-Guide 26.07.12 15:24 Seite 13
SPA 2012
essant ist, dass bei beiden Gruppen der Begriff »Spa«
zu finden ist, wenn auch mit geringfügigem Stellen-
wert (siehe Grafik S. 11). Fazit: Konsumenten sindauf der Suche nach ganzheitlichem Wohlbefinden
auch dafür zu begeistern, sich besser zu ernähren, zu
trainieren oder ein Spa zu besuchen.
Sowohl die Industrievertreter als auch die poten-
ziellen Kunden wurden befragt, welche Leistungen
sie in einem Spa buchen bzw. bevorzugen würden.
Wen überrascht es, dass sie sich auch in diesem Fall
einig waren und mit fast 80 Prozent Massagen ge-
nannt haben? Auf knapp über 40 Prozent kamen
Sport- und Trainingsprogramme sowie Körperbe-
handlungen. Und immerhin lag der Wunsch nach ge-
sundem Essen bei den Gäste an vierter Stelle.
Der Markt reagiert
Welche neuen Chancen sich aus dem Paradig-
menwechsel in Sachen Wellness ergeben, hat Dr.
Don Ardell erläutert (sh. Seite 6-9). Aus diesem Grund
soll an dieser Stelle insbesondere auf den wirtschaft-
lichen Effekt eingegangen werden. Die SRI-Studie
zeigt deutlich, dass bereits 82 Prozent der Industrie-
vertreter begonnen haben, auf die neuen Entwick-
lungen im Wellnessmarkt zu reagieren. Allerdings
bewegen sich die meisten dieser Veränderungen im
Bereich neuer Geschäftsfelder oder Dienstleistungen.
Nur ein Drittel sprach sich für neue Investitionen in
Hardware oder das Einstellen neuer Mitarbeiter aus.
Dennoch zeigen diese neuen Aktivitäten bereits Aus-
wirkungen auf die Profitabilität der Anbieter. Rund 17
Prozent konnten einen Mehrumsatz zwischen ein bis
fünf Prozent verzeichnen, stolze 27 Prozent hatten
fünf bis zehn Prozent mehr in der Kasse. Diese
Gruppe wird getoppt von rund 25 Prozent, die eine
Umsatzsteigerung von zehn bis 20 Prozent aufwei-
sen können. Immerhin 15 Prozent haben zwischen
20 und 40 Prozent mehr umgesetzt. Im Spitzenfeld
mit über 40 Prozent Umsatz wird es dann mit sieben
Prozent recht dünn. Nur ein Prozent der Befragten
musste einen Umsatzrückgang verzeichnen – und
das im Erhebungsjahr 2009 unter Berücksichtigung
der Auswirkungen von Wirtschafts- und Finanzkrise.
Diejenigen, die Wellness auf die Schnelle zur
»Cash-Cow« machen wollen, werden allerdings durch
die SRI-Befragung desillusioniert. Der Wellnesskunde
von heute (und erst recht der von morgen) ist selbst-
bewusst und kompetent. Der Markt wird also nicht
mehr von den Anbietern bestimmt, sondern von den
Verbrauchern. Diese sind gut informiert und an-
spruchsvoll; sie versprechen sich folglich vom Well-
nessurlaub einen Zusatznutzen und legen Wert auf
eine persönliche und effiziente Beratung.
Die Erhebungen der SRI-Mannschaft sind erst der
Anfang. Es ist die erste umfassende Studie, die sich
mit dem Megatrend Wellness unter dem globalen
Aspekt beschäftigt.
Kontrovers diskutiert wurden im Rahmen der Pro-
jektarbeit die Berührungspunkte von Wellness und
Schönheit. Wo fängt Anti-Aging an und wo hört es
auf? Wie soll man mit dem Thema Schönheitsästhe-
tik und -chirurgie umgehen? Hat das überhaupt etwas
mit Wellness zu tun? Geeinigt hat man sich auf die
Aussage, dass die Menschen, die einen gesunden Le-
bensstil pflegen und sich fit halten, eine eigene Art
von Ausstrahlung und Schönheit entwickeln. Sie kön-
nen auch ohne die Produkte der Kosmetikindustrie
wellnessorientiert leben. Genauso multi-optional wird
er sein – der Wellnesskunde der Zukunft. Die Gast-
geber dürfen sich auf eine spannende Aufgabe
freuen. Die SRI-Researcher hoffen, mit der Studie
einen Anstoß für eine kontinuierliche und produktive
Diskussion zu geben, welche die gesamte Branche
vorantreibt.
Hildegard Dorn-Petersen FCSI, SPA hotel consult
10-83_Spa-Guide 26.07.12 15:24 Seite 14
MARKTANALYSE
Wohlgefühl statt Krise – so lautet die aktuelle Ten-
denz des Wellness Sensors, der vom Deutschen Well-
ness Verband und der Gesellschaft für Konsum -
forschung (GfK) als jährliche Befragung in 20.000
Haushalten durchgeführt wird. Wellnessreisen konn-
ten – so das Ergebnis der Erhebungen von GfK Tra-
velScope – im Jahr 2010 einen Anstieg um rund
neun Prozent auf 4,9 Millionen Reisen verzeichnen.
Sie wuchsen damit stärker als der Gesamtreisemarkt,
der im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent zule-
gen konnte. Damit bleibt der Wellnessreisemarkt zwar
noch rund sechs Prozent hinter dem Ergebnis von
2008 zurück, im gleichen Zeitraum stiegen jedoch
die Ausgaben und spülten den Wellnessbetrieben
damit 2010 einen Umsatz für vorabgebuchte Leis tun-
gen von rund 1,1 Milliarden Euro in die Kassen (+6%
vs. 2008). Dazu tragen vor allem die »gestressten
Performer« bei, die auf regenerierende Auszeiten
nicht mehr verzichten können und wollen. Zurück -
kehrt sind nach der Krise aber auch die Familien. Das
Segment der »verantwortungsvollen Eltern« kann
2010 einen deutlichen Anstieg verzeichnen.
Wellness goes onlineWellness Sensor 2011
SPA 2012
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2008 2009 2010
Wellnesszielgruppen nach dem Krisenjahr 2009
� Gestresste Performer
� Proaktive Gesundheits-bewusste
� VerantwortungsbewussteEltern
� Autonome Individualisten
Durchgehende Masse: rund 7.500 Befragte sind seit 2005 dabei! Basis: 20.000 Haushalte; Reisen ab einer Übernachtung
Index Anteil % in 2010 (VR in % zu 2009)
104 21% (+18%)95 21% (+29%)96 37% (+8%)84 21% (+3%)
Index 100 =Ausgangsniveau in 2006
Gestresste Performer und verantwortungsbewusste Eltern
kamen 2010 wieder zurück auf den Wellnessmarkt
10-83_Spa-Guide 26.07.12 16:03 Seite 24
Als Traumziel für Wellnessurlaub steht Deutschland
ganz oben in der Beliebtheitsskala. Vier von fünf aller
getätigten 4,9 Millionen Wellnessreisen fanden 2010
im eigenen Land statt. Das ist rund ein Prozent mehr
als noch zwei Jahre zuvor. Lediglich 20 Prozent der
Reisen entfielen auf Ziele im Ausland. Während die
Anzahl der Aufenthalte in deutschen Vier- und Fünf-
Sterne-Betrieben wieder das Niveau von 2008 er-
reichte, konnten die Betriebe im Zweijahresvergleich
in 2010 jedoch bei vorab gebuchten Leistungen mit
rund 430 Millionen Euro ein Umsatzplus von elf Pro-
zent verbuchen. Die beliebtesten innerdeutschen Rei-
seziele der gehobenen Vier- und Fünf-Sterne-Kate-
gorie liegen nach wie vor im Süden, rund 23 Prozent
der Wellnesssuchenden reisten 2010 nach Bayern
oder Baden-Württemberg. 2008 waren es jedoch
noch rund 30 Prozent aller Wellnessreisen aus dem
gehobenen Segment, die auf diese Regionen entfielen.
Weiter zulegen konnte Mecklenburg-Vorpommern –
hier stieg der Anteil der innerdeutschen Wellnessrei-
sen von rund acht Prozent in 2008 auf elf Prozent in
2010. Überraschungssieger bei den deutschen Well-
nessdestinationen ist Niedersachsen mit Bremen.
Zwischen 2008 und 2010 stieg die Anzahl an Well-
nessreisen ins niedersächsische Norddeutschland im
Vier- bis Fünf-Sterne-Segment um mehr als 50 Pro-
zent. Im Ausland erfreuen sich traditionell die Spa-
Resorts in Österreich großer Beliebtheit; sie mussten
allerdings Einbußen aus dem Quellmarkt Deutsch-
land hinnehmen. Im Gegenzug verzeichneten vor
allem Norditalien, die Kanarischen Inseln und über-
raschenderweise auch das spanische Festland stei-
gendes Interesse von Urlaubern mit ausgeprägtem
Wellness- und Gesundheitsbewusstsein.
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2006 2007 2008 2009 2010
� Wellnessreisen in Deutschland
� Wellnessreisen gesamt
� Wellnessreisen im Ausland
Aufwärtstrend bei Wellnessreisen nach dem Krisenjahr 2009
Absolut (VR in % ø AusgabenIndex in 2010 zu 2009)
121 4,0 Mio. (+11%) 183,23 €112 4,9 Mio. (+9%) 229,92 €85 0,9 Mio. (+5%) 416,44 €
Index 100 =Ausgangsniveau in 2006
Durchgehende Masse: rund 7.500 Befragte sind seit 2005 dabei! Basis: 20.000 Haushalte; Reisen ab einer Übernachtung
SPA 2012
Das »Wellnessreiseland« Deutschland
entwickelte sich 2010 dynamisch
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TRENDS & TENDENZEN
Die euphorische Wachstumsphase ist vorbei, der
Wellnessmarkt ist mittlerweile ein gesättigter Markt.
Das designorientierte Ambiente, gut geschulte und
fürsorgliche Mitarbeiter und die unberührte Natur
rund ums Hotel sind heute keine Unterscheidungs-
merkmale mehr. Eine klare Positionierung ist wichtiger
denn je – und zwar bei den gelebten Werten, Pro-
dukten und Angeboten.
Bei der Arbeit an der Positionierung stellt sich für
ein Wellnesshotel zwangsläufig die Frage: Wie kann
die Einzigartigkeit des Hotels umgesetzt werden in
unverwechselbare, nicht kopierbare Spa-Produkte
und Signature Treatments?
Klare Positionierung
Sie sind das Herzstück des Spas und üben eine
große Anziehungskraft auf den Gast aus. Ihre Glaub-
würdigkeit erhalten sie durch den vorhandenen Mar-
kenkern. Genau wie die Spa-Dienstleistungen sind
auch diese Produkte Unikate –individuell entwickelt
und zum Teil in Handarbeit produziert. Sie erzählen
die Geschichte des Hauses und sind eine charmante
Alternative zu den großen globalen Marken. Die An-
reicherung und Individualisierung der Produkte mit
traditionellen, hochwertigen und wirksamen Rohstof-
fen aus der Region wie Gletscher- oder Thermalwas-
ser, Moor oder Blumen, Blüten, Kräutern, Wurzeln
und Gräsern, Honig, Säften, Ölen und Weinen erhö-
hen die Glaubwürdigkeit der eigenen Marke.
Eine klare Positionierung wirkt sich auch unmittel-
bar auf alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen des
Unternehmens aus. Benchmark-Vergleiche zeigen,
dass die Besten in der Branche bis zu 100 Prozent
bessere Kennzahlen erwirtschaften als ihre durch-
schnittlichen Wettbewerber.
Emotionale Gästebindung
Bei der Entwicklung einer eigenen Spa-Marke fin-
det ein intensiver kreativer Prozess statt, bedingt aus
dem schöpferischen Zusammenspiel von Designern,
Kalligrafen, Parfumeuren, Chemikern und Marketing-
experten. Der Zauber dieses Neuanfangs umfängt
nicht nur die Produktlinie. Auch im Hotel findet ein
kreativer Prozess statt und führt zu neuen Dienstleis -
tungsangeboten, Marketing- und Vertriebsmaßnah-
men. Es erhöhen sich Image und Auslastung, die
Gewinnmargen wachsen und die emotionale Bin-
dung der Gäste wird gestärkt. Deshalb ist die eigene
Marke so verführerisch. Sie ist mit einem maßge-
schneiderten Kleid vergleichbar, das genau auf die
Wünsche und Bedürfnisse des Kunden zugeschnit-
ten ist und seine strategischen Ziele berücksichtigt.
Die eigene Spa-MarkeZauberformel für mehr Umsatz und Gewinn?
Fotos: Spo
rthotel Stock
SPA 2012
10-83_Spa-Guide 26.07.12 16:07 Seite 39
Damit Hoteliers dieser Faszination nicht willenlos erliegen,
prüfen seriöse Hersteller bei einer kooperativen Zusammenar-
beit ganz genau, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, die eigene
Marke zu entwickeln. Hier geht es konkret um Stückzahlen, die
erforderlichen Mindestproduktionsmengen und Investitionen.
Diese sind nicht nur für die Entwicklung der Marke, sondern
auch für die erforderlichen Schulungsmaßnahmen der Mitar-
beiter zu prüfen.
Denn in allen durchgeführten Gastumfragen werden »Kom-
petenz und Beratung durch das Personal« als die beiden Haupt-
kriterien für die Beurteilung eines Spas als professionelle Ein-
richtung genannt. Innerbetrieblich zählen sie zu den wichtigs ten
Einflussgrößen für die Gastbindung. Die Erarbeitung, Doku-
mentation und Schulung aller produktrelevanten Informationen
einer Spa-Marke wie deren Inhaltsstoffe, Wirkung und Nutzen
sowie ein intensives Verkaufstraining steigern die Beratungs-
qualität des Personals. Professionelle Beratungstechniken ge -
ben den Mitarbeitern Sicherheit, garantieren dem Gast eine
individuelle Betreuung, aktivieren das Umsatzpotenzial und
haben damit einem unmittelbaren Einfluss auf den wirtschaft-
lichen Erfolg des Spa.
Gerlinde Galvagni, Galvagni Schönheit GmbH
Im Sporthotel Stock im Zillertal
genießen die Gäste das exklusive
»Stock Diamond Ritual« in einer
eigens dafür designten Suite
Die Marke ist mit einemmaßgeschneiderten Kleid
vergleichbar, das genau auf dieWünsche und Bedürfnisse desKunden zugeschnitten ist undseine strategischen Ziele be-rücksichtigt.«
”
Gerlinde GalvagniSPA 2012
10-83_Spa-Guide 26.07.12 16:07 Seite 40
1. Hat mein Haus eine klare Positionierung?
� ja (3 Punkte) � nein (1 Punkt)
2. Kann ich in einem Satz die Besonderheit /Einzigartigkeit des Hotels wiedergeben?
� ja, schriftlich fixiert (3 Punkte) � nein, wir müssen darüber nachdenken (1 Punkt)
3. Wieviele Behandlungskabinen sind vorhanden?
� 1 - 4 Kabinen (1 Punkt)� 5 - 10 Kabinen (3 Punkte)� mehr als 10 Kabinen (5 Punkte)
4. Wieviele Spa-Mitarbeiter werden beschäftigt (festangestellte und freie)?
� weniger als 4 Mitarbeiter (1 Punkt)� 4 - 10 Mitarbeiter (3 Punkte)� mehr als 10 Mitarbeiter (5 Punkte)
5. Wie sieht das aktuelle Angebot an Verkaufsprodukten aus?
� mehr als 7 Marken (1 Punkt)� zwischen 4 - 6 Marken (3 Punkte)� Wir sind bereit, das bestehende Produktangebot zu analysieren und zu optimieren (3 Punkte)
6. Sind die finanziellen Mittel vorhanden, um eine Marke zu entwickeln und die Erstproduktion zu finanzieren?
� muss geprüft werden (1 Punkt) � Investitionen sind genehmigt (3 Punkte)
7. Sind die finanziellen Mittel vorhanden, um die Mitarbeiter für die eigene Marke zu schulen in folgenden Bereichen: Produktschulung, Ablauf- und Behandlungsstandards, Gasthandling,Roomsetting und Eindecktechniken, spa-spezifisches Verkaufstraining?
� Es sind keine Schulungen geplant (1 Punkt)� Schulungsmaßnahmen sind geplant und werden regelmäßig durchgeführt (3 Punkte)
8. Führen Sie PR- und Marketingmaßnahmen durch?
� PR- und Marketingmaßnahmen müssen erst entwickelt werden (1 Punkt)� PR und Marketingmaßnahmen sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Markenführung (3 Punkte)
9. Sind die personellen Kapazitäten vorhanden, um eine eigene Marke zu führen?
� nein (1 Punkt) � ja (3 Punkte)
Auswertung:
Unter 7 Punkte: Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine eigene Marke wirtschaftlich nicht sinnvoll. Es ist wichtiger,dass Sie die Grundlagen dafür schaffen. Bis 22 Punkte: Lassen Sie sich von einem seriösen Hersteller dieEntwicklungs- und Einsatzmöglichkeiten einer eigenen Marke aufzeigen. Das könnte interessant für Sie wer-den. Mehr als 22 Punkte: Gratulation. Ihr Unternehmen bietet die Basis für eine profitable Eigenmarke.
Die Neun-Punkte-Checkliste zeigt Ihnen ganz schnell, ob eine eigene Spa-Marke für Sie zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll ist. Prüfen Sie sich selbst:
SPA 2012
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WELLNESS-ANGEBOTE� Regionale Akzente
� Fitnesskonzepte im Hotel
� ZielgruppenspezifischeWellnessangebote
� »SPA Plus«: Mehrwert für den Gast
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10-83_Spa-Guide 26.07.12 15:30 Seite 60
INHALT
SPA 2012
WELLNESS-ANGEBOTE
Ein Spa wird in Publikationen häufig als eine
»Oase der Ruhe und Entspannung« beschrieben – zu-
treffend ist diese Beschreibung zwar in jedem Fall, je-
doch lässt sie einen Gedanken, den der Begriff
»Wellness« immer stärker mitträgt, außer Acht: Ein Spa
soll nicht nur für einige Stunden ein Ort der Erholung
sein, sondern jeder Gast soll von seinem Besuch
auch eine nachhaltige Verbesserung seines Wohlbe-
findens mit in den Alltag nehmen. Um diesen Aspekt
der Gesundheit und des Wohlfühlens über den rei-
Mit Bedürfnisorientierungzum Erfolg
Zielgruppenspezifische Wellnessangebote mit Nachhaltigkeitseffekt
Fotos: Adlon
Day Spa
10-83_Spa-Guide 26.07.12 16:11 Seite 67
zept nicht tragen. Vor allem die immer stärkere Ent-
wicklung – weg vom reinen Wellnessfaktor hin zu
einer dauerhaften gesundheitlichen Verbesserung
durch einen Spa-Besuch – verleiht dem Thema
Know-how einen zentralen Stellenwert. Durch die
Verknüpfung von medizinischem Fachwissen mit der
langjährigen Erfahrung eines Spa-Therapeuten kön-
nen gesundheitliche Prävention und Nachhaltigkeit
als wellnessergänzende Themen in einem Spa sehr
gut umgesetzt werden. So ist beispielsweise die Ko-
operation eines Spas mit einem Chiropraktiker für
den Gast eine Verbindung mit echtem Mehrwert: Die
angenehme und das Wohlbefinden steigernde Atmo-
sphäre eines Spas wird zur perfekten Kulisse, um me-
SPA 2012
nen Genuss eines Treatments hinaus gewährleisten
zu können, sollte hinter jedem Angebot ein zielgrup-
penspezifisches Konzept stecken: Ein langfristig er-
folgreiches Spa definiert sich nicht mehr über die
Vielfalt an außergewöhnlichen Massagen, aus der sich
ein Gast nach Belieben bedienen kann, sondern viel-
mehr wird nun das individuelle Bedürfnis eines Men-
schen in den Mittelpunkt gestellt. Daraus wird ein
Treatment abgeleitet, das tatsächlich ein nachhaltiges
Well-Being hervorruft.
Step 1: Die Analyse
Am Anfang jedes zielgruppenspezifischen Konzep-
tes steht eine ausgiebige Analyse. Eine Markt- und
Standortanalyse sind die Grundvoraussetzungen, um
ein spezifisches Angebot mit Nachhaltigkeitseffekt für
die verschiedenen Klientel-Gruppen schaffen zu kön-
nen. Als erster Schritt sollte dazu eine Dokumen tation
von Gastanfragen und Bedürfnissen erstellt werden.
Um die Angebote darüber hinaus auch immer am
Puls der Zeit zu halten, empfiehlt sich zusätzlich eine
Recherche nach aktuellen Spa-Trends sowie der Aus-
tausch mit internationalen Spa-Experten. Der wich-
tigste Schritt ist anschließend ein Konzeptabgleich:
Welche Bedürfnisse haben meine Gäste? Welche
internationalen Trends passen dazu? Und durch wel-
che Maßnahmen kann ich eine qualitativ hochwer-
tige Umsetzung dieser Angebote in meinem Spa
gewährleisten?
Step 2: Die Umsetzung
Von zentraler Bedeutung bei der Umsetzung eines
zielgruppenspezifischen Spa-Konzeptes ist vor allem
die Qualifizierung der Therapeuten. Ohne eine Inves -
tition in das Know-how und Können der Spa-Mit-
arbeiter kann sich ein noch so trendorientiertes Kon-
Entspannung in exklusivem Ambiente genießen
die Gäste in der Adlon Day Spa Suite
10-83_Spa-Guide 26.07.12 16:11 Seite 68
INHALT
SPA 2012
WELLNESS-ANGEBOTE
012
dizinisch notwendige Behandlungen mit einem Well-
nesserlebnis zu verbinden.
Best Practice: Das »Teen Spa« im Adlon Day Spa
Wellness für Kinder und Teenager ist in den USA
bereits seit einigen Jahren ein richtungsweisender
Trend – und das aus gutem Grund: Bereits junge
Menschen leiden immer häufiger an falscher Ernäh-
rung und Bewegungsmangel, Schulstress, Selbst-
zweifeln oder Problemen mit ihrem Körper. Nach
Gesprächen mit Experten und einer Befragung po-
tenzieller Teenager-Gäste hat das in Berlin ansässige
Adlon Day Spa beschlossen, diesen Trend mit der
Gründung eines eigenen »Teen Spas« aufzugreifen.
Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 18
Jahren soll damit die Möglichkeit gegeben werden,
ein positives Gefühl für den eigenen Körper zu ent-
wickeln, die eigene Achtsamkeit und Konzentration
zu verbessern und sich über Pflege- und Kosmetik-
themen zu informieren.
Die steigende Nachfrage von Behandlungen für
Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren
wurde vom Adlon Day Spa zum Anlass genommen,
um ein umfangreiches Wellnessangebot für die junge
Zielgruppe zu entwerfen. Unterteilt ist dieses in die
Bereiche Yoga/Meditation und Beauty. Bei Yoga und
Meditation können Kinder und Jugendliche vor allem
die Stressprävention und den Stressabbau lernen:
Schulischer Erfolgsdruck, Ärger in der Familie oder
Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren führen
häufig zu Symptomen wie Nervosität, Unruhe und
Unachtsamkeit. Yoga und Meditationsübungen kön-
nen dabei helfen, Gelassenheit zu schenken, men-
tale Blockaden abzubauen, das Selbstvertrauen zu
stärken und den eigenen Körper anzunehmen. Dafür
hat der erfahrene Yoga- und Meditationsmeister des
Adlon Day Spa, Vijay Kumar Vyas, spezielle Übungen
zusammengestellt, die teilweise spielerisch beim
»Zoo Yoga«, aber auch bei stillem Sitzen umgesetzt
werden. Auch der Bereich Beauty ist ein wichtiger Bau-
stein für das jugendspezifische Spa-Konzept: Die rich-
tige Pflege ist gerade für Teenagerhaut, die zu Akne
oder kleinen Pusteln neigt, besonders wichtig. Das
Adlon Day Spa arbeitet in diesem Bereich mit einer
Serie, die speziell für Teenager entwickelt wurde. Die
Gesichtsbehandlung enthält eine professionelle Rei-
nigung, Problemzonenbehandlung und Pflege der
Haut. Darüber hinaus wird den jungen Erwachsenen
bei der einstündigen Schminkschule der Umgang mit
Make-up näher gebracht. Wer sich lieber ganz in die
Hände der geschulten Visagisten begeben möchte,
der kann ein »Glamour Girl Make-up« buchen. Mit
diesen Angeboten greift das Adlon Day Spa nicht nur
einen Trend auf, sondern bietet Kindern und Jugend-
lichen auch zielgruppenspezifische Treatments an, die
ein paar entspannte Stunden im Spa mit einem echten
Lerneffekt für den Alltag verbinden. Nachhaltig wird
die Konzentrationsfähigkeit der Jugendlichen gestei-
gert und der Umgang mit Stresssituationen verbessert.
Fazit: Stellt man die tatsächliche Orientierung an
den Bedürfnissen des Gastes in den Mittelpunkt
eines Spa-Konzeptes, geht der Trend immer weiter
weg von einem möglichst vielfältigen Treatment-An-
gebot hin zu einem zielgruppenspezifischen Well-
nesskonzept. Dies bedeutet nicht die simple Ein-
schränkung der Treatment-Auswahl, sondern eine
verstärkte Analyse der Bedürfnisse der Gäste, um die
Behandlungen daran anzupassen. Zentraler Gedanke
ist dabei, für jede Zielgruppe ein Angebot bereitzu-
stellen, das den reinen Wellnessfaktor ergänzt und
nachhaltig für ein besseres Wohlbefinden sorgt. Aus
der »Oase der Ruhe« wird auf diese Weise ein echter
Mehrwert für den Alltag.
Katja Wendlandt, Adlon Day Spa
10-83_Spa-Guide 26.07.12 16:11 Seite 69
INHALT
SPA 2012
Best Practice: »vitalPRÄ-VENT« im Burg Vital Hotel
Das österreichische Burg Vital Hotel Oberlech – einauf 1700 Metern Höhe gelegenes Vier-Sterne-Supe-
rior-Hotel mit 90 Betten – verbindet ein vielseitiges
Wellnessangebot im 1500 Quadratmeter großen
»vitalSPA« mit einer vielfach ausgezeichneten Küche.
Haubenkoch Thorsten Probost, seit 2009 Präsident
der Kochvereinigung »Jeunes Restaurateurs Austria«,
ist ein Verfechter einer puristischen Küche: Frische
Kräuter und naturbelassene Grundprodukte – wenn
möglich aus biologischem Anbau – sind die Basis sei-
ner Kreationen, die ihm unter anderem die Aus-
zeichnung »Koch des Jahres 2008« im »Gault Millau«
einbrachten.
Ziel des neu entwickelten Gesundheitspflegekon-
zeptes »vitalPRÄVENT«, das im August 2011 erstmals
im Burg Vital Hotel angeboten wird, ist es, schädliche
Lebensstile und Gewohnheitsmuster zu erkennen
und zu verändern. In den ein- oder zweiwöchigen
Programmen sollen sich Energiebilanz und Leis -
tungsfähigkeit spürbar verbessern, darüber hinaus
erfahren die Gäste durch Vorträge und Kochde mon-
s trationen Einiges über die wichtigsten biochemi-
schen Zusammenhänge zwischen Ernährung und
dem Entstehen von Zivilisationskrankheiten. Und zwar
so praxisnah und verständlich, dass sich das Ganze
problemlos in den Alltag übertragen lässt: Wie er-
kenne ich, welche Lebensmittel und Gerichte für
mich gesund sind? Woher weiß ich, wie ich die Pro-
dukte am besten kombiniere und zubereite? Hierbei
vereinen sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse von
Dr. Johannes Coy mit dem Know-how der Spitzen -
gastronomie. Neben »vitalKOCHEN« gehören zu dem
ganzheitlichen Konzept die Bausteine »vitalSPORT«
und »vitalTHERAPIE«, umgesetzt durch ein individuell
angepasstes Sportprogramm sowie zielgerichtete
Therapieformen.
� www.burgvitalhotel.com
Im Gespräch mit KüchenchefThorsten Probost:
Schon der griechische Arzt Hippokrates sagte
frei übersetzt: »Eure Nahrung soll Eure Medi-
zin sein und die Medizin Eure Nahrung«. Wie
könnte man diesen Leitsatz Ihrer Meinung
nach auf die moderne Wellnessküche über -
tragen?
Thorsten Probost: Die Verwendung von regionalen
und saisonalen Produkten aus einer »ehrlichen Land-
wirtschaft« bringen schon einen großen Anteil an
wertvollen sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen
und essenziellen Fett- und Aminosäuren mit sich. Ver-
wende ich also »das beste Produkt« und kombiniere
dieses zusätzlich mit den neuesten Erkenntnissen aus
84-147_Spa-Guide 26.07.12 15:57 Seite 87
FOOD & BEVERAGE
der Ernährungswissenschaft über beispielsweise ge-
sunde Zucker, wird die Forderung Hippokrates ge-
nussvoll und gesund in den Alltag integriert.
Eine der drei Säulen des »vitalPRÄVENT«-
Konzeptes ist die Ernährung. Was sind die
Besonderheiten von »vitalKOCHEN« und was
ist für Sie als Küchenprofi das Neue an dieser
Form des gesunden Genusses?
Thorsten Probost: Wirklich neu ist die Kombination
von Traditionellem und den neuesten Erkenntnissen
aus der Ernährungswissenschaft. Die von mir ver-
wendeten Lebensmittel entsprechen der ursprüng-
lichen Ernährung des Menschen. Beim Konzept des
»vitalKOCHEN« werden diese traditionellen Speisen
mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen
aus der Ernährungswissenschaft kombiniert. So greife
ich z.B. auf gesunde Zucker wie Isomaltulose und Ga-
laktose zurück. Diese gesunden Zucker sind zwar
schon immer in der Natur vorgekommen, sie stan-
den aber den Menschen nicht in ihrer reinen Form
zur Verfügung.
Beeinträchtigt der Einsatz kohlenhydratarmer
Mehle und Zuckersorten, die nach Erkenntnis-
sen der Ernährungswissenschaftler den Blut-
zuckerspiegel kaum beeinflussen, die Qualität
Ihrer kulinarischen Kreationen?
Thorsten Probost: Nein. Eine reife Frucht bringt von
sich aus schon viel Geschmack mit sich. Verbinde ich
diese noch mit der Zugabe von gesunden Zuckern
wie Isomaltulose und Galaktose, profitiere ich neben
der zusätzlichen gewonnenen Süße von gesund-
heitsfördernden Aspekten. Darüber hinaus wird fri-
sches Gemüse im Zusammenspiel mit Kräutern zum
Gaumenschmaus, der Einsatz von eiweißreichen,
ballaststoffreichen Gemüsesorten ersetzt in den
Menüs die klassischen zumeist stärkereichen Beila-
gen wie Pasta, Kartoffeln oder weißes Brot. Für Brote
verwende ich lieber Mehlsorten aus ursprünglichen
88 SPA 2012
Getreidearten. Ihre wertvollen Inhaltsstoffe versorgen
zum einen den Körper mit wichtigen Ballaststoffen,
Vitaminen und Mineralien und zum anderen lassen
sie den Blutzucker- und Insulinspiegel weniger an-
steigen. Der natürliche Geschmack dieser ausge-
wählten Produkte ist sogar intensiver.
Ihre Ausrichtung wird als puristisch und
kreativ beschrieben, d.h. Sie arbeiten generell
mit hochwertigen, möglichst naturbelassenen
Grundprodukten sowie mit frischen Gewürzen
und Kräutern. Rein intuitiv?
Thorsten Probost: Die Idee zu dieser Art von Küche
hat tatsächlich etwas mit Intuition zu tun. Ich war
schon immer auf der Suche nach »dem guten Ge-
schmack« und nachhaltig produzierten Lebensmitteln.
Saisonalität, Regionalität und Rezepte aus alten Koch-
büchern hatten schon immer ihren eigenen Reiz für
mich. Die Gespräche mit Spezialisten der Ernäh-
rungswissenschaften haben mich darin bestätigt und
dazu motiviert, diesen Weg weiterzugehen.
Küchenchef Thorsten Probost arbeitet
gern mit natürlichen Aromen und
frischen Kräutern
Fotos: Burg Vital H
otel Oberlech
84-147_Spa-Guide 26.07.12 15:57 Seite 88
Wellness-Küche, die begeistert
SPA 2012 89
Campodimele ist ein friedliches Dörfchen in Ita-lien, das abgeschieden in den Bergen südlich von
Rom liegt. Die Menschen leben dort im Einklang mit
der kargen Natur – und sie werden steinalt. Der Orts-
name bedeutet übersetzt »das Apfelfeld«. Aber Äpfel
können allein nicht ausschlaggebend sein für das
hohe Durchschnittsalter, auch nicht das kaltgepresste
Olivenöl aus den eigenen Hainen. Weizen, Gerste
und Mais gedeihen ohne Pflanzenschutzmittel, und
das Brot wird selbst gebacken, nach einem 1000
Jahre alten Rezept. Die Bewohner essen weder
Fleisch noch Wurst, sondern ausschließlich Fisch. Und
dazu trinken sie jeden Tag noch ein oder zwei Glas
Rotwein. Ein Paradies? In jedem Fall ein Rezept für
gesundes Leben.
Diese abgeschiedene Lebensweise können wir uns
selbstverständlich nicht aneignen. Aber Sie können
für sich und Ihre Gäste jede Menge Gutes tun, denn
erfolgreiches, gesundes Altern hängt zu mindestens
40 Prozent von der richtigen Ernährung ab. Meine
Philosophie lautet: »Ein Koch, dem es gelingt, ge-
sunde Ernährung und auch die Philosophie dahinter
nachhaltig an den Gast zu bringen, wird in seiner Be-
rufslaufbahn mit Sicherheit mehr Gesundheit vermit-
teln können als ein Arzt.« Alle großen medizinischen
Schulen der alten Kulturen schreiben der Ernährung
einen bedeutenden Stellenwert in Bezug auf die Vor-
beugung von Krankheiten zu. Sie behandelten den
menschlichen Organismus wie eine fein gestimmte
Violine, der man wie allen Kostbarkeiten die größte
Aufmerksamkeit zukommen ließ. Aus diesem Grund
habe ich mich neben meiner Tätigkeit als Küchen -
direktor von Schloss Fuschl intensiv mit den Quellen
gesunder Ernährung beschäftigt. Das Ergebnis einer
Begegnung mit dem in Wien ansässigen Mediziner
Prof. Dr. Markus Metka war das ersten »Anti-Aging-
Gourmetkochbuch«, welches 2004 auf den Markt
kam. Der Facharzt für Frauenheilkunde gilt als Kapa-
zität auf dem Gebiet der Anti-Aging-Medizin und
Hormonforschung. Kennengelernt haben wir uns
übrigens im Fünf-Sterne-Hotel Zürser Hof am Arlberg;
er kam als normaler Restaurantgast. Es schmeck te
Rotes Curry von der Wildente mit Tomate
und Pilzen und ein fruchtiges Dessert
Fotos: T. M
. Walkensteiner
Aromatherapie im Spa und Restaurant nach Thomas M. Walkensteiner
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SPA 2012ZAHLEN · FAKTEN · TRENDS · ANALYSENDER WELLNESSMARKT IM ÜBERBLICK
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