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ThemenGeschichtsPfad Ziegeleien im Münchner Osten Anleitung zur Spurensuche

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Page 1: ThemenGeschichtsPfad - muenchen.de

ThemenGeschichtsPfad

Ziegeleien im Münchner Osten

Anleitung zur Spurensuche

Page 2: ThemenGeschichtsPfad - muenchen.de

Inhalt

Vorwort Oberbürgermeister Dieter Reiter 3Vorwort Kulturreferent Anton Biebl 5

Informationen zu den Touren 7

Ziegeleien im Münchner Osten 11Die Lehmzunge 19Die ziegelhungrige Stadt 23Wie macht man Ziegel? 29Die Ziegler 37

Tour Süd:Ramersdorf, Berg am Laim, Zamdorf 47

Tour Mitte:Haidhausen, Bogenhausen 85

Tour Nord:Denning, Bogenhausen, Englschalking,Johanneskirchen, Oberföhring 121

Zum Weiterlesen 157Bildnachweis 161Weiterführende Links 163Stationen des ThemenGeschichtsPfades 164Übersichtskarte 165Panorama Münchner Osten 1918 166

Die ThemenGeschichtsPfade erscheinen als

Ergänzung zu der Reihe KulturGeschichtsPfade

der Stadt München.

In der Reihe ThemenGeschichtsPfade bereits

erschienene Publikationen:

Band 1 Der Nationalsozialismus in München

Band 1 engl. National Socialism in Munich

Band 2 Geschichte der Lesben und Schwulen in München

Band 3 Orte des Erinnerns und Gedenkens

Nationalsozialismus in München

Band 3 engl. Places of Remembrance

National Socialism in Munich

Band 4 Die Geschichte der Frauenbewegung in München

Band 5 Ziegeleien im Münchner Osten

Anleitung zur Spurensuche

Band 6 Wissenschaftsstadt München

Auf den Spuren berühmter Forschender

und Nobelpreisträger in München

Weitere Informationen finden Sie unter: www.muenchen.de/tgp

Eine Auflistung der bereits erschienenen und zukünftigen Publikationen der ReiheKulturGeschichtsPfade finden Sie am Ende dieser Broschüre.

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Vorwort

Die erfolgreiche Reihe der ThemenGeschichtsPfade ver-mittelt Geschichte auf unterhaltsame und sehr individuelleArt. Im eigenen Tempo kann sich jeder Leser und jedeLeserin Orte und Themen erschließen. Nach den Heftenzum Nationalsozialismus in München, zur Geschichte derLesben und Schwulen und zur Geschichte der Frauenbe -wegung können wir nun einen Band vorstellen, der in dieVorstädte führt. Die ehemaligen Dörfer im Osten Münchenssind meist älter als die Stadt selbst und bereichern heutemit ihren Traditionen unser Kulturleben. In den vergangenenJahrhunderten leisteten sie mit der Bereitstellung desBaumaterials Ziegel einen handfesten Beitrag zum Wachs -tum Münchens. Bis heute besteht ein Großteil der Stadtaus gebrannter Erde der östlichen Vorstädte.

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Vorwort

In bereits zweiter Auflage erscheint nun der Themen-GeschichtsPfad Ziegeleien im Münchner Osten. Ich freuemich sehr, dass dieses stadtgeschichtliche Thema so gutankommt.

Vor 400 Jahren begann der Erfolg des Ziegels in München:Stetiges Bevölkerungswachstum, dringend benötigterWohn raum, der Wunsch nach Brandverhütung sowie imspäteren die Industrialisierung forcierten den Wechsel vonder damals vorherrschenden Holzbauweise zum massivenZiegelbau. Ein großes Lehmvorkommen im Osten der Stadtund steigende Nachfrage begünstigte die Gründung zahl -reicher Ziegeleien. Deren Blütezeit reichte von etwa 1860bis 1920, die letzte stellte ihren Betrieb erst in den 1960erJahren ein.

Der vorliegende Band Ziegeleien im Münchner Osten lädtSie ein, der besonderen Bedeutung von Ziegeln und Lehm

Die Geschichte der Ziegeleien hat viele Facetten. Technik-,Wirtschafts- und Sozialgeschichte bündeln sich darin. Soleisteten Arbeitsmigranten den Großteil der Arbeit auf denMünchner Ziegeleien. Vor 1914 waren dies Saisonarbeiteraus dem Friaul, in den nachfolgenden Jahrzehnten Men -schen aus der ländlichen Umgebung Münchens und in denWirtschaftswunder-Jahren schließlich »Gastarbeiter« ausSüdeuropa. Die Loambarone und Ziegelherren, oft aus ein-fachsten Verhältnissen aufgestiegen, waren wichtige Akteureim gesellschaftlichen und kulturellen Leben Münchens. Das Baumaterial Ziegel prägte jahrhundertelang die Archi tek -tur und damit das Gesicht der Stadt. Lage und Ausdehnungder weitläufigen Ziegeleien gaben im gesamten Osten denStadtgrundriss vor.

In den 1960er Jahren war das Lehmvorkommen zwischenRamersdorf und Unterföhring weitgehend ausgebeutet unddie letzten Ziegeleien stellten den Betrieb ein. Nur von zwei Betrieben in Oberföhring blieben bauliche Zeugnisseerhalten. Doch auch andernorts lassen sich Spuren ent-decken. Entsprechend der alten Weisheit, dass man nursieht, was man weiß, lädt dieser ThemenGeschichtsPfaddazu ein, diese Spuren zu entschlüsseln.

Dieter ReiterOberbürgermeister der Landeshauptstadt München

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Informationen zu den Touren

Die Ziegeleien im Münchner Osten sind Geschichte. Wirladen Sie ein zu einer Spurensuche zwischen Ramersdorfund Oberföhring. Aufgrund der Weitläufigkeit des zuerforschenden Areals ist dieser ThemenGeschichtsPfad füreine Benutzung mit dem Fahrrad angelegt. Es wurde eineradlfreundliche Streckenführung gewählt, auch wenn diesmanchmal zu »Umwegen« führt. Die Spurensuche ist indrei Touren unterteilt, die einzeln oder in Kombinationbereist werden können.

Der Text enthält genaue Anweisungen für die Orientierungwährend der Fahrt. Die Anfahrt zu den Ausgangspunkten,ob per Radl oder U-Bahn, ist individuell zu lösen.Beispielsweise bietet sich der Münchner Radlstadtplan fürdie Streckenwahl bei der Anfahrt an. Nachstehend sindaußerdem für die Ausgangs- und Endpunkte der Touren diejeweils nächstliegenden Haltestellen der Schnellbahnenangegeben, in denen sich Fahrräder mitnehmen lassen.

Tour Süd:

Ramersdorf, Berg am Laim, Zamdorf

Ausgangspunkt: Franz-Gruber-Straße 1 (U5 Michaelibad)

Endpunkt: Schwarzwaldstraße 2a (S2 und S4 Berg am Laim)

Dauer: 2,5 bis 3 Stunden

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für die Geschichte unserer Stadt nachzuspüren. Ob Sie denThemenGeschichtsPfad zuhause lesen oder selbst auf einenRundgang gehen – ich verspreche Ihnen eine kurzweiligeReise durch Münchens Vergangenheit.

Ich danke Allen, die sich an der Erstellung dieser Broschürebeteiligt und Informationen sowie Bilder beigesteuert haben.Ein besonderer Dank gilt dem Verein für Stadtteilkultur imMünchner Nordosten e.V. (NordOstKultur), der vor Ortwichtige Vermittlungsarbeit leistet und Führungen zumThema der Münchner Ziegeleien anbietet.

Anton BieblKulturreferent der Landeshauptstadt München

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Ziegeleien im Münchner Osten

Anleitung zur Spurensuche

Tour Mitte:

Haidhausen, Bogenhausen

Ausgangspunkt: Rosenheimer Straße 5 (S Rosenheimer Platz)

Endpunkt: Bogenhauser Kirchplatz 1 (U3 und U6 Giselastraße)

Dauer: 1,5 bis 2 Stunden

Tour Nord:

Denning, Bogenhausen, Englschalking,

Johanneskirchen, Oberföhring

Ausgangspunkt: Englschalkinger Straße 166 (U4 Arabellapark)

Endpunkt: Zur Alten Ziegelei (S8 Englschalking)

Dauer: 2,5 bis 3 Stunden

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An dieser Fassade inder Türkenstraßesind die Mauerziegelnicht hinter Putz undFarbe versteckt, son -dern als Schmuck -elemente eingesetzt.Aufnahme von 2011.

Ziegeleien im Münchner Osten

Woraus besteht die Stadt? Auf dieseFrage gibt es viele Antworten. Materiellgesehen, besteht die Stadt jedenfallsüberwiegend aus Bauwerken, und diesind in München zu einem Großteil ausZiegeln errichtet. Der Siegeszug desgebrannten Mauersteins begann inMünchen vor rund 400 Jahren. Seitdemprägt dieses Baumaterial das Gesichtunserer Stadt, wenn es sich auch meisthinter einer schützenden Schicht ausPutz und Farbe verbirgt. Ziegelsteineermöglichen vielfältige Bauformen undschaffen ein zuträgliches Raumklima.Die Herstellung und Verarbeitung desnatürlichen Bausteins schaffte zudemüber Jahrhunderte zahlreiche Arbeits -plätze in unserer Stadt. Jetzt, wo Betonden Mauerziegel aus dem aktuellenBaugeschehen zunehmend verdrängt,

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werden hier der traditionelle Baustoffund die Akteure seiner Produktion undVerarbeitung vorgestellt.

Die Mauersteine der Münchner An -wesen kamen bis vor wenigen Jahr -zehnten meist aus dem Osten derStadt. Mehr als 100 Ziegeleien warenauf der Hochterrasse östlich der Isarangesiedelt. Freilich niemals alle gleich - zeitig. Im heutigen Haidhausen wurdezwischen 1300 und 1800 ein halbesJahrtausend lang Baumaterial für dieEntwicklung Münchens gewonnen.Während dieser Zeit lag das Ge schäftmit den Ziegeln streng reglementiertin Händen kirchlicher und weltlicherHerren. Im 19. Jahrhundert lockerten

Am Ledigen heim ander Berg mannstraßesind Ziegel vielfältigverarbeitet. Das Bau -werk, geplant vonTheodor Fischer, ent-stand 1926.

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Am Gymnasium inder Luisenstraßesind weiß ge -schlämmte Ziegelzur Fassaden ge -staltung eingesetzt.Aufnahme von 2011.

Ziegelei im Münchner Norden um 1900. Imverputzten Gebäude steckt der Brennofen, an den sich im Hintergrund ein weitläufigerSchuppen anschließt. Dort wurde die Ziegelgeformt und regengeschützt zum Trocknenausgelegt.

sich die Verhältnisse und der Lehmrausch überrollte inner-halb weni ger Jahrzehnte die alten Siedlungen. Begleitetvon Wellen der Bodenspekulation wandelte sich Ackerlandzu Lehmgruben, Kiesgruben, Bauerwartungsland. Zwischen1820 und 1900 wurden die Flächen um Ramersdorf, Bergam Laim und Zamdorf abgeziegelt, wie man die Ausbeu -tung der bis zu vier Metern starken Lehmschicht nannte.Von etwa 1850 bis in die 1960er Jahre hinein »wanderten«die Ziegeleien nordwärts nach Bogen hausen und weiter bisnach Ismaning. Beim Transport des Lehms von der Grubezur Ziegelei lohnten sich nämlich keine allzu langen Wege.War ein Bereich von einigen Hundert Metern rund um denBrennofen verarbeitet, so war es wirtschaftlicher, mitten imnächsten Abbaugebiet eine neue Ziegelei zu errichten alsden Lehm über weite Strecken zu transportieren. Meistlagen die neuen Ziegeleien nördlich ihrer Vorgängerinnen.

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Von all dem ist auf den ersten Blick heute nur noch wenigzu sehen. Schaut man aber genauer hin, so bemerkt man,dass Immobilienhandel und Bauprojekte der Lehmrausch-Zeit die Stadtentwicklung entscheidend prägten. Dazukommt die Geschichte der beteiligten Menschen. Arbeit für viele, Reichtum für wenige brachten die Ziegeleien inunsere Stadt. Einflussreiche Loambarone, Neumünchnerauf Arbeitssuche und bitterarme Saisonarbeiter, die »Zie gel -menschen« hinterließen Spuren. Lassen Sie sich einladen,diese Spuren zu suchen und die Geschichten dahinter zuentdecken. Die drei Touren dieses ThemenGeschichts -Pfades erinnern an Orte, Akteure und Produkte der Münch -ner Ziegeleien und führen schließlich zu den wenigen bau -lichen Resten der Ziegeleien auf Stadtgebiet. Die Tourenführen in Winkel der Stadt, die Sie vielleicht noch nichtkennen.

Ziegelhütten zwischen Haidhausen undRamersdorf auf einem Plan von 1820.

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Fröttmaning

Freimann

Flinz

nach AugsburgNordfriedhof

Schwabing

AltstadtBogenhausen

Haidhausen

Giesing Ramersdorf

Echarding

Trudering

Riem

nach Wien

Berg am Laim Straß.

Kirch.

Zamdorf

Denning

Daglfing

Englschalking

Unterföhring

St. Emmeran

Oberföhring

Priel

Johanneskirchen

Fischteiche

Ismaning

Isar

Isar

Römerstraße

Baumkirchen

Perlach

Michaeliburg

Au

Die Lehmzunge

Im Osten von München, jenseits derIsar, lag ein ausgedehntes Lehmvor -kommen. Zwei bis drei Kilometer breit,etwa 15 Kilometer lang und bis zu vierMeter mächtig erstreckte sich diesesRohstofflager zwischen Ramersdorfim Süden und Ismaning im Norden. Eswar nach der letzten Eiszeit im Verlaufvon Jahrtausenden durch Ablagerungund Verwitterung von Gesteinsstaubentstanden. Mehrere Jahrhunderte langwurde an einigen wenigen Stellen imMünchner Osten der Lehm mit hand-werklichen Mitteln zu Ziegeln verar -beitet. Dabei entwickelte man die Me -thode, die Humusschicht vor der Aus -beutung des Lehms abzutragen undsie nach der Entnahme des begehrtenRoh stoffs wieder aufzubringen. VomLehm selbst ließ man am Grund »eine

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Lage und Ausdeh -nung der Lehmzungeim Münchner Osten.Zur Orientierungsind die alten Dorf -kerne markiert.Karte Lutz 1980.

Zeichenerklärung

Isarsteilufer

Lehmgebiet

Werkkanal der Mittleren Isar

Eisenbahnlinien

Straßen

Ziegeleien in Betrieb

Alte Stadtteile

Grenze der Stadtgem. München

Isar

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Spatentiefe« stehen. Später erfolgte die Ziegelproduktionmit industriellen Methoden. Das explosionsartige Wachs -tum Münchens ab etwa 1830 bedingte eine so starke Nach -frage nach Baumaterial, dass die Lehmzunge im MünchnerOsten innerhalb von rund 150 Jahren nahezu vollständigausgebeutet wurde.

Die Qualität des Münchner Lehms war ausgezeichnet, abernicht einheitlich. Gegen die Ränder hin dünnte die Schichtaus. Das machte es schwierig, den Lehm sortenrein zu ge -winnen. Einlagerungen von Kalk beispielsweise mindertendie Qualität der Ziegel. Wo keine Störungen vorlagen, konntedas Material der Lehmzunge aber direkt von der Grube zurVerarbeitung gebracht werden. Das andernorts übliche Aus -wintern, bei dem organische Beimengungen im Laufe einerLagerzeit verrotten, war nicht notwendig. Dies ersparte denMünchner Ziegeleien die Vorhaltung und Bewirtschaft unggroßer Lehmhalden.

So könnten die Alpen und das Alpenvorland vor 20.000 Jahren ausgesehen haben. Schmelzwasserströmte von den vergletscherten Bergen nach Nordenund formte die Münchner Schotterebene. Östlich desspäteren München lagerten sich auf einer HochterrasseLöß und Staub ab. Daraus entstand die Lehmzunge, die in nebenstehender Grafik orange markiert ist.

München

Fürstenfeldbruck

Starnberg

Schäftlarn

Rosenheim

Bad

Tölz

Benedikten-wand Herzogstand

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Die ziegelhungrige Stadt

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts er -lebte die Landeshauptstadt Münchenein rasantes Wachstum. Hintergrunddieser Entwicklung war der Bau derEisenbahn – in München ab dem Jahr1840 – und die nachfolgende Industria -lisierung. Die Einwohnerzahl explo -dierte von 85.000 im Jahr 1846 auf fast500.000 im Jahr 1900. Dieses Wachs -tum setzte sich nach der Jahrhundert -wende fort, wenn auch langsamer. DieAnzahl der Gebäude Münchens stiegzwischen 1850 und 1900 von 3.500auf nahezu die dreifache Anzahl. Auchwenn man die in diesem Zeitraum ein -gemeindeten Dörfer abzieht, bleibendie Zahlen schwindelerregend. Daswichtigste Baumaterial für Wände undDächer waren zu jener Zeit Ziegel.

Darstellung desWachstums der Stadt München: Mit schwarzer Farbeist der Bestand anGebäuden im Jahr1883 gezeichnet. Alle rot markiertenAnwesen wurdenzwischen 1883 und1908 gebaut. ImOsten sind zahlreicheZiegeleien zu sehen,erkennbar an denlang gestrecktenTrockenstädeln.

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Die Errichtung eines durchschnittli -chen Münchner Anwesens mit vierGeschoßen und Hinterhaus erforderterund 400.000 Mauersteine. Um 1890konnte eine durchschnittliche Ziegeleijährlich etwa 1,2 Millionen Steine fer-tigen. Der Zuwachs Münchens jenerJahre mit rund 100 neuen Anwesenjährlich beschäftigte also stets an die30 Ziegeleien gleichzeitig. Die meistendavon standen auf der Lehmzunge imMünchener Osten. Für die Auslastungder Ziegeleien sorgten außerdem

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Großprojekte wie der Bau der Kasernenund der Bau der Abwasser-Kanäle.Deren Einrichtung begann in Münchenim Jahr 1811 und dauerte das ganze19. Jahrhundert über fort. Man bautedie eiförmigen, meist mannshohenKanäle aus gewöhnlichen Mauersteinenund aus Klinkern, also besonders hartgebrannten Ziegeln. Die unterirdischenBauwerke wurden sehr hochwertigausgeführt und erfüllen ihre Funktionteilweise bis heute. Man kann sie imRahmen von Führungen der MünchnerStadtentwässerung besichtigen. Da ein individueller Besuch nicht möglichist, wurde das Kanalsystem in diesenThemenGeschichtsPfad nicht aufge -nom men.

Baustelle des Justiz -palasts am Münch -ner Stachus um 1890.Im Vordergrundlagern Ziegel in dendamals typischenschrägen Stapeln.

Beim Abladen diesesZiegelfuhrwerks ander Baustelle desMünchner Justiz -palastes arbeitetenFrauen und Männerzusammen.

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Im 20. Jahrhundert unterlag die Bau - tätigkeit in München starken Schwan -kungen. Beide Weltkriege brachten fürdas Baugewerbe und damit auch fürdie Ziegeleien nahezu vollständigenStill stand. Für den Wiederaufbau derzerstörten Stadt nach 1945 wurdenalle Reserven mobilisiert. Auch miteigentlich veralteten Ziegeleien ließensich für ein paar Jahre noch einmalgute Geschäfte machen. Etwa um1960 war diese Sonderkonjunktur ab -geschlos sen und die Ziegel gerieten in scharfen Wettbewerb mit anderenBaumaterialien.

Die Abwasserkanäleim Münchner Unter -grund entstandenaus Ziegelsteinen.Zeichnung um 1930.

Bei der Überwölbung der Münchner Bäche,im Bild der Eisbach am Prinz-Carl-Palais, der1890 überbaut wurde, wurden große Mengenan Ziegelsteinen verbaut.

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Wie macht man Ziegel?

Ziegel sind ein keramisches Produkt.Und wie alle Produkte aus Ton undLehm müssen sie geformt, getrocknetund gebrannt werden. Das Formenvon Mauersteinen und auch vonDachziegeln erfolgte Jahrtausendelang von Hand mittels Formen ausHolz oder Eisen. Man spricht vomZiegel Schlagen oder Ziegel Streichen.Die nassen »grünen« Formlinge ließman im natürlichen Luftzug trocknen.Weil das For men und Trocknen derZiegel im Freien oder in offenen Stä -deln erfolgte, konnte es in unserenBreiten nur während der frostfreienJahreszeit geschehen. Ziegeleienwaren deshalb Saisonbetriebe. Die imSommer geformte und getrockneteWare wurde dann im Herbst und imWinter gebrannt.

Ziegelschläger aufeinem Kupferstichvon 1700. Über Jahr -hunderte hat sich dieArbeitstechnik kaumverändert.

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Lehm stechen.Noch um 1900wurde der Münch -ner Lehm vonHand gestochen.

Ziegel schlagen.Der Ziegelschlä -ger brauchteKraft. Mit einemkräftigen Schlagmusste er denLehmbatzen bis in die Ecken derForm treiben.

Dann schnitt erdie überstehendeMasse mit einemDraht ab …

… und zog diehölzerne Formnach oben. Der»Formling« lagauf einem Brett -chen.

Trocknen. Flinke Helfer legten dieForm linge zum Trocknen neben-einander aus. Nach ein paarStun den konnte man sie in dieTrockenschuppen stapeln.

Tragen, heben, schieben. Bis zum Ersten Weltkrieg war Muskelkraft die wich -tigste Energiequelle in denkleineren Ziegeleien.

Lehm baggern. Eiserne »Eimer«an einer umlaufenden Ketteschabten den Lehm von derHangkante.

Ziegel pressen. In der Maschinenziegeleierzeugte man einen rechteckigen Lehmstrangund schnitt diesen in Scheiben.

Ziegel trocknen. BeheizteTrockenkammern machten die Ziegeleien unabhängigvom Wetter.

Rollen. Gleise und die zugehö ri genFahrzeuge erleichterten die Transporteinnerhalb der Ziegelei. Im Bild schiebtder Arbeiter einen Absetzwagen mitFormlingen.

Handarbeit

Maschinenarbeit

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Handarbeit

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Zum Formen der Ziegel wurden schon im 19. JahrhundertMaschinen entwickelt. Sie kamen aber zunächst erst inwenigen Ziegeleien zum Einsatz, weil die Saisonarbeiterpreisgünstig und zuverlässig arbeiteten. Im Raum Münchenwaren dies Italiener aus dem Friaul, die jährlich wieder-kehrend von Mai bis September auf die Ziegeleien kamen.Erst als aufgrund des Ersten Weltkriegs die italienischenArbeiter ausblieben, errichteten die Münchner ZiegeleienMaschinenhäuser. Wetterunabhängig wurden die Ziegeleienmit der Erfindung der »künstlichen« Trocknung. Dabei leiteteman warme Luft, zuvorderst die Abwärme des Ofens, ingeschlossenen Räumen über die nassen Formlinge. DerTrockenprozess verkürzte sich dadurch von Wochen aufTage. Wichtiger als die Zeitersparnis war jedoch, dass nunganzjährig produziert werden konnte. Solche Trockenkam -mern hielten aber nicht auf allen Ziegeleien Einzug. EinigeBetriebe im Osten Münchens produzierten bis in die 1960erJahre mit offenen Trockenschuppen und blieben deshalbSommerziegeleien. Erst ab den 1970er Jahren gelang dieEntwicklung von vollautomatischen Ziegelwerken, in denender Mensch nur noch zur Kontrolle der Produktionsanlagenanwesend ist. Zu diesem Zeitpunkt waren die Ziegeleien aufder Lehmzunge im Münchner Osten schon Vergangenheit.

Die einfachste Art Mauersteine zu brennen war der sogenannte Feld brand. Man schichtete die Ziegel aufeinander,beließ einen zentralen Hohlraum und verwendete diesenals Feuerraum. So sparte man sich das Ofengebäude. DerNachteil dieser Methode war, dass nicht alle Steine bei opti - maler Temperatur gebrannt wurden. Es entstanden Ziegelhöchst unterschiedlicher Qualitäten. Daneben gab es Ziegel -öfen mit getrenntem Feuer- und Brennraum in der Traditionrömischer Brennöfen. 1858 brachte eine Zeitenwende in der

Ziegel brennen. Modell eines Ringofens. Das Dach und die »Schürebene« sind abge-hoben – man kann direkt auf die eingesta -pelten Ziegel schauen. Die Arbeiter bringentrockene Formlinge (gelb) in den Ofen undholen gebrannte Ziegel (rot) heraus. Modelleines Ringofens im Ziegel- und KalkmuseumFlintsbach im Landkreis Deggendorf.

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Brenntechnik. In diesem Jahr ließ sichder Berliner Baumeister Friedrich Hoff -mann einen neuen Ofentypus paten -tieren, den so genannten Ringofen.Durch raffinierte Luftführung wird indiesem Ofen die Heizwärme optimalausgenutzt. Da Ringöfen bis zu 80%der Heizenergie einsparten, verbreite -ten sie sich rasch. Auch in Mün chenwurden alle Ziegeleien mit solchenOfengebäuden ausgestattet. In Ring -öfen wird das zu brennende Gut, inunserem Fall die Ziegelformlinge, vonHand eingestapelt und ausgeräumt. Esgibt keinen Feuerraum, der BrennstoffKohle wird von oben direkt zwischen

das eingesetzte Gut gegeben. Ring -öfen blieben in Mitteleuropa gut 100Jahre lang die beherrschende Brenn -technik. Die heute gebräuchlichenBrennöfen, die so genannten Tunnel -öfen, spielten auf den Münchner Zie -geleien keine Rolle mehr.

Arbeiter beim Aus -räumen gebrannterZiegel im Ringofender Ziegelei Welschin Oberföhring, um1950.

Hier steht der Bren -ner der Oberföhrin -ger Ziegelei Welschauf der Schürebenedes Ringofens zwi -schen Schürautoma -ten. Aufnahme um1950. Vor der Einführungdieser Hilfsgerätemusste der Brennerper Schaufel regel-mäßig Kohle in dieSchürlöcher desOfens geben.

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Die Ziegler

Eine typische Münchner Sommerzie -gelei bot Arbeit für rund 30 Personen.Die Arbeiter und Arbeiterinnen holtenden Lehm aus der Grube, formten dieZiegel, stapelten sie in die Trocken -schuppen, räumten den Ofen ein undwieder aus und beluden schließlich die Transportfahrzeuge. Die größteVerantwortung lag in der Bedienungdes Ofens. Ein erfahrener und zuver -lässiger Brenner war der wichtigsteMann auf einer Ziegelei.

Traditionell kamen italienische Arbeiterfür die Sommersaison auf die Münch -ner Ziegeleien. Im Lauf des 19. Jahr -hunderts hatte sich eine fest gefügteOrganisationsform herausgebildet. Für den Besitzer der Ziegelei war der»Akkordant« der alleinige Ansprech -

Die Arbeiter und Arbeiterinnen auf denSommerziegeleienwurden jeweils füreine Saison einge -stellt. Diese Menschenarbeiteten im Sommer1925 auf der Unter -föhringer Ziegelei desMünchner Bauge -schäftes Heilmann &Littmann. Es war da -mals nicht unüblich,dass Frauen ihrekleinen Kinder mit zurArbeit brachten wiehier Magdalena Raderihr Töch ter chen. Die Geschichte vonFamilie Rader und vie -len anderen Akteurender Ziegelgeschichteim Münchner Raumlässt sich nachlesenim 2011 erschienenenBuch »Lehmrausch inUnterföhring«.

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partner. Der fungierte als eine Art Zwischenmeister. Ziegeleibesitzer undAkkordant schlossen im Herbst einenVertrag über die Lieferung einer be -stimmten Menge Ziegelsteine, etwa1,2 Millionen Stück, in der kommen -den Sommersaison. Der Akkordantkehrte zurück in seine italienischeHeimat, warb dort über den Wintereine Zieglertruppe an und kam mitdieser im Frühjahr auf die Ziegelei. Der auch als »padron« bezeichneteAkkordant überwachte als Ziegel -meister und Vorarbeiter die Arbeits -abläufe, sorgte für das Essen undbezahlte seine Leute. Kurzum, er warin allen Belangen Anlaufstelle für dieitalienischen Ziegler einerseits und

Zieglertrupp ausdem Friaul auf einerMünchner Ziegelei,um 1900. Im Vorder -grund ist der Schlag -tisch zu sehen, andem die Ziegelgeformt wurden.

Rechts: Eine Spuraus Papier. Per Un -terschrift bestätigtenim Jahr 1894 italie-nische Arbeiter einerUnterföhringer Zie -ge lei, dass Ihnen dieArbeitsordnung ver-lesen worden sei.

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für den Unternehmer andererseits. Die besondere Positionan der Schnittstelle zwischen Ziegeleibesitzer einerseits undArbeitern andererseits war zwangsläufig konfliktträchtig. Daserforderliche Durchsetzungsvermögen konnte, wie Berichtejener Zeit ausweisen, durchaus in Rücksichtslosigkeit um -schlagen. Je mehr der Akkordant bei Lohn und Essen fürseine Truppe sparte, desto mehr blieb ihm selbst. Anderer -seits sind auch Berichte überliefert, die die Akkordanten alsfürsorgliche Patrone schildern, die ihren Arbeitern den Lohnerst zum Saisonende auszahlten, damit sie das Geld nichtinzwischen vertranken. Die Akkordanten waren die Aristo -kraten des Ziegelgewerbes. Sie trugen prächtige Uhrkettenund gewichste Stiefel, besaßen ein gutes Gespür fürsGeschäftemachen und waren in keiner Situation sprachlos.Ihr Standpunkt war der der Unternehmer, eher gingen siezu ihren Landsleuten auf Distanz. Die Sonderstellung derAkkordanten spiegelt sich auch in den Bauplänen der Ziege -leien. Für die Arbeiter gab es einen gemeinschaftlichenSchlafsaal, meist im Dach- oder Obergeschoss über Stalloder Stadel, im komfortableren Vorderhaus dagegen häufigein »Akkordantenzimmer«. Dieses Zwischenmeister-Systemunterband Kontakte der italienischen Ziegler zu ihrer baye -rischen Umgebung. Sie brauchten weder Sprachkenntnissenoch Außenkontakte, da der Akkordant alles für sie erledigte.Sie wohnten im Gruppenverband auf der Ziegelei. Sie warenisoliert durch ihr mangelndes Deutsch, die Abgeschiedenheitvieler Ziegeleien und das allgemeine Misstrauen der einhei -mischen Bevölkerung. Um der Armut in ihren Heimatländernzu entfliehen, sahen sich viele Italiener gezwungen dieharten Lebens- und Arbeitsbedingungen in den MünchnerZiegeleien zu ertragen. Im Tagebuch eines Friulaners ausdem Jahr 1867 heißt es zur Arbeit auf der Ziegelei: »UnsereArbeitszeit begann um drei Uhr früh und dauerte bis acht Uhr

abends, mit einer halben Stunde Pauseum acht Uhr morgens und 12 Uhr mit-tags. Dann durften wir etwas Käse undPolenta zu uns nehmen. Nachts schlie -fen wir, Schulter an Schulter aufgereiht,auf unserem harten Holzlager.« Diebayerischen Behörden versuchten mitder Einsetzung von Fabrikinspektoren,den schlimmsten Auswüchsen derAusbeutung beizukommen. Doch dieVerständigung war schwierig, wie bei-spielsweise dieser Bericht aus demJahr 1895 zeigt: »Die Thätigkeit bestehthier darin, daß sie [die jugendlichenArbeiter] den erwachsenen Arbeitern,

In der Lehmgrubeder OberföhringerZiegelei Hartl sindhier die Arbeiter zu sehen, die denEimerkettenbagger(links) und dieBockerlbahn (rechts)bedienten. Aufnahmeum 1950.

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nur neben der Bank auf den Boden zuwerfen, um Jedermann ad oculos zudemonstrieren, daß er seine Ruhe -pause in echt italienischer Weise feiert.… Mitwirkung bei der Controle ist sei -tens der Arbeitgeber selbstverständ lichnicht zu erwarten. Denselben fehlt esübrigens in vielen Fällen nicht blos amguten Willen, sondern auch bei ihrermangelhaften Sprach- und Schreib -kenntnis an der Fähigkeit, die manig -fachen Verzeichnisse und Anschlägezu führen und diesen entsprechend dieArbeit zu regeln. Die Arbeiter selbstbringen den Schutzbestimmungen einsehr geringes Interesse entgegen. [...]Bei schlechter Witterung wird den gan -zen Tag gefeiert, gutes Wetter wirddagegen nach Möglichkeit ausgenutzt.welche die Ziegel formen, den geform -

ten naßen Stein abnehmen und zumTrocknen aufstellen. Ein Erwachsenerschlägt so viel Steine, daß zwei Jungenvollauf beschäftigt sind, die gefertigtenSteine wegzutragen. Um die staunens -werthen Leistungen zu erzielen, mußhier streng Hand in Hand gearbeitetwerden und es liegt die Verlockungsehr nahe, auf die Pausen, die denjugendlichen Arbeitern gewährt wer -den sollen, keine besondere Rücksichtzu nehmen. Die Controle ist nicht zufürchten: Denn sobald der Controlie -rende signalisiert wird, oder in Sichtkommt, braucht sich der Jugendliche

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ArbeiterInnen derOberföhringerZiegelei Welsch um 1950.

Verladen der Ziegelauf der OberföhringerZiegelei Welsch um1950.

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Arbeiter in der Echar -dinger Ziegelei inBerg am Laim, um1930. Ziegelpresseund Abschneider pro-duzierten im Sekun -dentakt Formlinge.Der Arbeiter schich -tete sie in den »Ele va -tor« auf der rechtenSeite. Jeder frischeFormling wog mehrals zwei Kilogramm –am Ende der Schichthatte der Mann Ton -nen von Material be -wegt. Trotz der hartenBelastung war derArbeitsplatz am Ab -schneider in vielenZiegeleien mit Frauenbesetzt.

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Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs durften in Bayernkeine Italiener mehr arbeiten. Die Ziegeleien standen still.Ab den 1920er Jahren übernahmen Männer und Frauen ausder näheren Umgebung die harte Arbeit. Trotz der Errich -tung von Maschinenhäusern blieb noch genug zu tun. Manbrauchte Leute für die Transporte innerhalb des Betriebes,zum Ein- und Ausräumen der Trockenschuppen und derÖfen, zum Sortieren und Verladen der Ziegel. Die Arbeit auf den Sommerziegeleien blieb eine Schinderei bis in die1960er Jahre hinein. Die Erzählung einer ehemaligen Arbei -terin auf einer Ziegelei im Münchner Norden belegt dies in aller Deutlichkeit: »Auf jeden Fall is dann [1957] mei jün -gerer Sohn auf die Welt kumma, und der war fünf Wochenalt, na is der Meister von Unterföhring kommen und hatgsogt, ob ich die Arbeit anfangen kann. Der Bua war fünfWochen alt. Und wenn ich net anfangen kann, na muass er wen anderst einstellen. Aber na krieg ich halt des ganzeJahr koa Arbeit. Na bin ich mit fünf Wochen in die Ziegeleiganga. Mei Mutter hot aufgepasst … Und ich hab so a altesschlechtes Fahrrad ghabt – aber es is gfohrn. Aber bis ichalls von der Press bis zu meim Fahrrad kommen bin, habich so mein Bauch ghalten. Ich hab mir alls denkt, mei Bauchhängt ma runter bis an die Knie. Ja, na war ich’s ganze Johrbis zum Herbst. Ich woas aber nimmer, wie viel Johr dass i dort ausghalten hab.« Der Mangel an Alternativen ließ dieMenschen solche Bedingungen aushalten. Manche bliebenein Leben lang, viele nur ein paar Jahre auf den Ziegeleien,bis sie eine weniger belastende, weniger schmutzige Arbeitfanden. Ab den späten 1950er Jahren kamen dann auchwieder Italiener und andere Süd europäer auf die Ziegeleien– man nannte sie jetzt »Gastarbeiter«.

So stehen sie gegenüber der Controle, sobald sie nur wis -sen, um was es sich handelt, auf Seite des Arbeitgebers.Diese Erfahrung mußte besonders bei den vielfach wahr-genommenen Paßfälschungen – darin bestehend, daß dieAltersziffer im Passe erhöht wurde – gemacht werden.«

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Tour Süd: Ramersdorf, Berg am Laim, Zamdorf

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Lehmgrube einer Zie -gelei im MünchnerOsten, Ölgemäldevon Joseph Hahn1870. Das Bild ver-mittelt eine Vorstel -lung von der hand-werklichen Arbeit inden Ziegeleien, aberauch davon, dass die»Straßen« im Ostendamals unbefestigteFeldwege waren.

Auf der fruchtbaren Hochebene östlich der Isar entstanden ab demFrühmittelalter kleine Siedlungen,die Klöstern oder Fürstenhäusernaus der weiteren Um gebung unter-standen. Die luftige Lage in derNähe der Residenzstadt animierteab dem 17. Jahrhundert die Grund -herren zum Bau repräsentativerSchlösschen und Kirchen, für dieman das Baumaterial unmittelbarvor Ort aus der Lehmzunge ge wann.Beispiele sind die spätere Wall -fahrtskirche Maria Ramersdorf oderdas Schloss Berg am Laim. Ab etwa1820 entstanden in diesem GebietZiegeleien, die ihre Produktion nachMünchen lieferten. Für das Jahr 1824

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Franz-Gruber-Straße 1

Fresko »Der Maurer«

Ziegelsteine werden handwerklich verarbeitet. Das Fresko,das den Bauhandwerkern ein Denkmal setzt, stammt vonWilli Kraus. Beauftragt hat es, wie auch die anderen Freskenin der Gegend, der Bauunternehmer und Zimmer meisterLorenz Friedinger, der viele der Häuser in diesem Stadtteilerrichtete. Die Franz-Gruber-Straße ist übrigens nach demKomponisten des Weihnachtsliedes »Stille Nacht« benannt,an den die Wandgestaltung am gegenüberliegenden Hauserinnert.

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sind sechs Ziegel städel genannt. In den nachfolgendenJahrzehnten wurde die Gegend zwischen Ramersdorfund Zamdorf nahezu flächendeckend abgeziegelt. Aufdie Ausbeutung der Lehmvorkommen folgte die Ver -marktung von Grund und Boden. Der Bau der Eisen -bahnanlagen rund um den Ostbahnhof, aber auch dieHoffnung auf eine Ausweisung als Bauerwartungslandließen die Bodenpreise in die Höhe schnellen. Unter -nehmer und Spekulanten aus München teilten diesesGeschäft weitgehend unter sich auf. Um 1900 war dieseEntwicklung im wesentlichen abgeschlossen. Der Lehm -rausch verlagerte sich nordwärts.

E Unsere Tour beginnt östlich des alten Ortskerns vonRamersdorf, nicht weit entfernt vom Ostpark.

Wandbild an derFranz-Gruber-Straße 1. Der Maurerauf dem Fresko ar bei - tet allerdings nichtmit Backsteinen, son dern mauert ein»sauberes Eck« ausNatursteinen.

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E Wir nehmen die Hofangerstraßenach Norden und biegen nach links in die Ballaufstraße ein. Diese gehtüber in die Uppenbornstraße. Dasumliegende Viertel heißt bei denälteren Einheimischen heute nochGrundlersiedlung. Es entstand in den1930er Jahren auf den (hier nicht ab -geziegelten!) Ländereien der einfluss -reichen Familie Grundler, die mehrereZiegeleien in Berg am Laim und Zam -dorf besaß. Mehr zu dieser Familieerfahren Sie bei den Stationen in Bergam Laim (e S. 73/74). Zentral in derSichtachse der Uppenbornstraße stehtdie Kirche Maria Ramersdorf mit ihremmarkanten Zwiebelhaubenturm.Diesem imposanten Bauwerk nähernwir uns auf einem kurzen Umweg.Zunächst biegen wir nach links in dieThierseestraße ein. An deren Enderechts in den Rad- und Fußweg derGrünanlage abbiegen und auf diesembis zur Ottobrunnerstraße fahren.Rechts einbiegen und den InnsbruckerRing überqueren. Auf der anderenSeite beginnt die Aribonenstraße, wounsere nächsten drei Ziele liegen. Wir befinden uns nun im historischenOrtskern von Ramersdorf.

Die Karikatur von Bruno Paul aus dem Jahr 1906 bezeugt, dass damalsKinderarbeit auf Baustellen üblich war. Der junge Wasserträger schlepptseine Last über die »hölzernen Serpentinen« in die oberen Geschossedes Rohbaus, die in den späteren Treppenhäusern eingerichtet waren.Baustellenkräne wie heute standen damals nicht zur Verfügung. Ziegel,Mörtel, Wasser und Werkzeug wanderten auf den Schultern von Män -nern, Frauen und Kindern nach oben. Die Bezeichnungen »Stoatrager«und »Mörtelweib« geben ein Bild von der Arbeitsteilung der Geschlech -ter dabei. Die Zeichnung war ursprünglich mit folgendem Dialog be -textet: »Protektion. Du Franzl, da schau hin, der Biehlmoar Ferdl derfscho Wasser tragen. A mei, dos san so Protektionsgschichten; i woaßschon, sei Schwester hat a Kind von am Eckmaurer.«

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Aribonenstraße 22

Wohnhaus

Das Straub-Haus inden 1920er Jahren.Der reiche Blumen -schmuck weist daraufhin, dass das Anwe -sen einer Gärtners -familie gehörte.

keiten verwahrloste das Haus nach 1970 und verkam zum»Schandfleck von Ramersdorf«. Im Auftrag der MünchnerGesellschaft für Stadterneuerung wurde es umfassendsaniert und beherbergt seit 2018 acht Wohnungen.

Aribonenstraße 14

Wohn- und Geschäftshaus

Dieses prächtige Stadthaus wurde 1899 errichtet. Für einAnwesen dieser Größe einschließlich Hinterhaus benötigteman rund 400.000 Mauersteine. Das entsprach um dieseZeit einem Drittel der Jahresproduktion einer durchschnitt-lichen Ziegelei. Ab 1910 befand sich im Erdgeschoss dasGasthaus zur Post der Familie Sedlmeier, 1933 wurde es ineine Bäckerei umgewandelt.

Gasthaus Sedlmeierin der Aribonen -straße 14 um 1930.

Das prächtige Wohnhaus in Neurenais -sance-Stil, einen Zie gelbau, errichtetesich die Gärtnerfamilie Seebauer imJahr 1900 inmitten von Gemüsefeldern.Bis heute vermittelt es das gediegeneSelbstverständnis der Seebauers, dieihre Perspektive im Zentrum von Ra -mersdorf sahen. Das Haus blieb bisMitte der 1970er Jahre im Besitz derFamilie. Die Ramersdorfer kennen esauch als Straub-Haus, benannt nachdem Namen der Seebauerschen Toch -ter Ottilie, verheiratete Straub. Auf -grund von Erb- und Denkmalstreitig -

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lenz (1788–1880) und seiner EhefrauAnna, geb. Brandner (1808–1865). Der Schmiedlenz war ein vitaler undfleißiger Mensch, der im Bau- undZiegelboom des 19. Jahrhunderts seinGlück machte. Man kennt seine Ge -schichte, da sie von einer seiner Töch -ter farbig ausgeschmückt aufgeschrie -ben wurde. Der Lenz hatte es vomSchmiedgesellen aus der Bad TölzerGegend zum Münchner Loambarongebracht. 1804 verdiente er sein erstesGeld in Bogenhausen, legte es in einerkleinen Landwirtschaft an und setzteauf die damals in unseren Breiten nochneue Kartoffel. Die Rechnung ging aufund Lenz hatte genug Kapital zum

Aribonenstraße 9

Kirchhof Maria Ramersdorf

Ramersdorfer Fron -leichnamsprozessionin der damaligenRosenheimer-, heu ti -gen Aribonen Straße,1930. Links im Bildsieht man das Gast -haus zur Post, dasseine Nebengebäudeum zwei Geschosseüberragt. Das Gestellauf dem Dach trägtTelefonleitungen.

Die reich geschmückte Kirche ist seit1379 als Wallfahrtsort mit weit überre -gionaler Bedeutung belegt. ZahlreicheAltäre und Votivbilder im Kirchenraumerzählen aus der bewegten Geschichtedes Bauwerks. Im Kirchhof haben sicheinige historische Grabstätten erhalten.Betritt man die Anlage von der Aribo -nenstraße aus, so sieht man als erstesGrab auf der linken Seite jenes von Lo -renz Seidl, dem so genannten Schmied -

Links: Anna Seidl,geb. Brandner, wardie dritte Ehefrau des Schmiedlenz.

Rechts: Der»Schmiedlenz«Lorenz Seidl ließ sichals gestandenerUnternehmer foto -grafieren. Sein Glückhatte er mit Ziegelngemacht.

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E Wir verlassen den Kirchhof, wendenuns nach rechts und umrunden dieKirche.

Erwerb seiner ersten Zie gelei, die in Bogenhausen lag. Inden Aufzeichnungen der Tochter Walburga Lidlin heißt esdazu: »Und mit den Erd-Äpfeln, da haben wir Glück gehabt.War eine gute Ernt’, haben sie für ein schönes Geld auf der Schranne zu München losschlagen können. … Danachhat der Schmiedlenz wieder Land kaufen können und dawar Lehm drunter, eine Schicht so tief, wie ein Haus hochist. Und da hat er das Zie geln angefangt.« Mit solidem Wirt -schaften und der Mitgift seiner Ehefrauen kamen späterweitere Ziegeleien in Haidhausen und Ramersdorf dazu. Der Schmiedlenz war drei Mal verheiratet (die ersten beidenEhe frauen star ben) und hinterließ zahlreiche Kinder, 24 ehe-liche und eine nicht erfasste Zahl an unehelichen sollen esgewesen sein. Am 18. Januar 1880 wurde er hier auf demRamersdorfer Kirchhof neben seiner dritten und letztenEhefrau Anna begraben.

Ramersdorfer Straße 6

Mosaik am Pfarrhaus

Das Pfarrhaus, geplant von Max Osten -rieder, stammt aus dem Jahr 1906.Das eindrucksvolle Madonnenmosaiküber dem Eingangsportal kam erstspäter dazu. Dieses Bild schmückteursprünglich den Dachgiebel desWohnhauses, das heute die AdresseRosenheimer Straße 244 trägt (e S. 59).Jenes Anwesen samt Mosaik wurde

Das Mosaik, das vermutlich aus derMayerschen Hof -kunstanstalt stammt,wurde 1933 vom»Grünen Haus«(heute RosenheimerStraße 244) ansPfarrhaus transfer iert.

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Rosenheimer Straße 244

Wohnhaus

Das Anwesen, das Raum für sieben großbürgerliche Woh -nungen bot, zeigt bis heute, dass die Zieglerfamilie Wid -mann vor 100 Jahren in Ramersdorf Potential für eine sehrurbane Zukunft sah. Ein Renditeobjekt wie dieses Wohn -haus schien hier am richtigen Platz. Jenseits der Rosen -heimer Straße lag eine große Ziegelei, die seit 1805 imBesitz von Familie Widmann war. 1884 stellte die ZiegeleiWidmann nicht nur Mauersteine, sondern auch wetterfesteVerblendziegel und Trottoirplatten sowie robuste Kanal -klinker her. Die Widmannschen Produkte waren für ihrehohe Qualität berühmt. Um 1930 war damit Schluss. Nachdem Unfalltod des letzten Besitzers Carl Maria Widmannim Jahr 1928 konnte die Familie den Betrieb während derWeltwirtschaftskrise nicht halten.

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1911 von der renommierten Ramersdorfer ZieglerfamilieWidmann gebaut. 1933 fand die Madonna am Pfarrhauseine neue Heimat.

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Pfarrhof und KircheMaria Ramersdorf ineiner Aufnahme von2015.

E Wir gehen an der Kirche entlangzurück, überqueren die Aribonenstraßeund gehen zum Maibaum. Schrägnach links über die Fahrspuren derRosenheimer Straße hinweg habenwir einen guten Blick auf das »GrüneHaus«.

Dieser Ausschnittaus der Karte von1908 zeigt den ur -sprünglichen Verlaufder RosenheimerStraße durchRamersdorf undlinks davon dieZiegelei Widmann.

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werden. Die damalige Besitzerin MariaBodensteiner, eine Tochter der FamilieWidmann, sorgte dafür, dass das Ma -donnen-Mosaik aus dem Giebel desGrünen Hauses erhalten blieb und ansPfarrhaus Ramersdorf kam. Das An -wesen Rosenheimer Straße 244 liegtheute auf einer Insel zwischen denbeiden mehrspurigen Armen der neuenRosenheimer Straße. Es steht hier wieein Sinnbild für die stadtplanerischeRücksichtslosigkeit gegenüber dengewachsenen Strukturen, mit der abMitte der 1950er Jahre dieser Auto -bahnzubringer und der InnsbruckerRing um das alte Ramersdorf gelegtwurden.

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Dieses Luftbild ausdem Jahr 1918 zeigtdie gewaltige Aus -dehnung der ZiegeleiWidmann. Sie hattezwei Brennöfen –kenntlich an den Ka -minen – und riesigeTrockenschuppen.Zwischen Ziegeleiund RamersdorferKirche ist das hochaufragende »GrüneHaus« zu sehen.

Ausstellungs plakatvon 1934. Aus 34verschiedenen Haus -typen baute manrund um einen zen-tralen Anger die»MustersiedlungRamersdorf«, einegeschlossene Sied -lung von Einfamilien -häusern. Sie wurde1934 als Ausstellunggezeigt und ist seit -dem bewohnt.

Auf dem Gelände der Ziegelei entstand1933 die so genannte MustersiedlungRamersdorf zur Demonstration vonWohnformen gemäß der damals herr-schenden NS-Familien- und Siedlungs -ideologie. Die Siedlung, begrenztdurch die Herrenchiemseestraße, dieStephanskircher Straße, die heutigeRosenheimer Straße und die Hohen -aschauer Straße, steht seit 1978 unterEnsembleschutz.

Beim Bau der ideologisch überhöhtenMustersiedlung geriet das Widmann -sche Wohnhaus in der RosenheimerStraße in den Fokus der Planer. Esstörte, wurde als zu hoch empfunden.Und tatsächlich musste das obersteStockwerk des Anwesens abgetragen

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Kirchseeoner Straße 3

Ziegelkunst

Das Verwaltungsgebäude war von derGewofag errichtet worden, die hier ihreTradition als Baugesellschaft zeigte.Hermann Schilcher jun. gestaltete 1967eine Wand der Eingangshalle aus Ziegelnunterschiedlicher Formate. Er verwen -dete dazu historische Steine aus Holland.

Zu den Bürozeiten sind Eingangshalleund Ziegelwand frei zugänglich. Sonsterlauben die großen Fenster der Halleeinen Blick auf die Wand.

E Wir fahren die Aribonenstraße ent-lang nach Norden bis zur nächstenKreuzung und überqueren die Kirch -seeoner Straße. Im Eckhaus linksbefindet sich heute die Haupt ver wal -tung der Münchenstift GmbH, derenEingangshalle für uns interessant ist.

Auf dieser Postkarte,die um 1910 ent-standen sein dürfte,ist das »GrüneHaus« RosenheimerStraße 244 in seinerursprünglichen Höhezu sehen.

In die Ziegelwand inder Eingangshalledes Gewofag Ge bäu -des hat der KünstlerHermann Schilchereine Münchner Stadt -landschaft gesetzt.

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1929 entstand Neu-Ramersdorf. ImWinkel Führich-,Melusinen- und BadSchachener Straßeliegt um 1930 nochdie Ziegelei Welsch.

E Wir setzen unseren Weg nach Nor -den fort durch die Führichstraße, biegenrechts in die Ayinger Straße ein undnehmen auf Höhe Ayinger Straße 20links den asphaltierten Fuß- und Rad -weg durch die Grünanlage. Wir über-queren die Rupertigaustraße und haltenuns weiter geradeaus nach Norden.Anstelle der Grünanlage und demumliegenden Bereich, der heute mitWohnblocks bebaut ist, befand sichdas Gelände der Ramersdorfer ZiegeleiWelsch. Wir fahren fast bis zur BadSchachener Straße. Auf der rechtenSeite sieht man im Grün unser nächs -tes Ziel, die Rogate-Kirche.

Der Kirchenraum istheute nicht nur fürden Gottesdienst,sondern auch fürVeranstaltungennutzbar.

Bad Schachener Straße 28

Rogate-Kirche

Die denkmalgeschützte Rogate-Kircheaus dem Jahr 1963 zeigt im Innerenund im Äußeren sehr anschaulich, wieelegant Sichtziegelmauerwerk wirkenkann. Architekt Werner Eichberg, derübrigens einer der Architekten desKlinikums Großhadern war, verwendetefür die Rogate-Kirche Mauersteine mitbesonderer Oberflächenstruktur undsetzte sie in strenge Linien. Seit 2017ist die Rogate-Kirche MünchensEvangelische Jugendkirche.

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E Vor der Kirche nehmen wir den Radweg nach rechts undfahren entlang der Bad Schachener Straße nach Osten. Ander übernächsten Kreuzung (Echardinger Straße) wechselnwir die Straßenseite und fahren in die Grünanlage hinein,den so genannten Echardinger Grünstreifen. Der Weg führtan einer Kapelle vorbei. Der Neubau aus dem Jahr 2001steht an Stelle eines 1748 erbauten Kirchleins, das langevor allen Ziegeleien hier in mitten der Äcker stand. Nachihrem Erbauer Mathias Kolbe rer, dem Besitzer des alteingesessenen Großmayerhofes, hieß die alte Kapelle auchGroßmayer-Kapelle. Das betagte Kirchlein wurde währenddes Zweiten Weltkriegs bei einem Bombenangriff zerstört.

Rogatekirche.Aufnahme von 2014.

Die Echardinger Kapelle in den 1940er Jahren.Im Hinter grund sieht man Neu-Ramersdorf.

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Noch heute leuchten die Augen der Zeitzeugen, wenn sieberichten, wie »des g’rauscht« hat, wenn man in denWagerln die Rampe hinuntersauste.

Echardinger Grünstreifen

Schulen

Entlang des Echardinger Grünstreifens befanden sich wei-tere Ziegeleien. Hier im Süden, wo heute die großen Schul -gebäude stehen, lag die »Echardinger Ziegelei«, die zwi -schen 1860 und 1928 mehrfach den Eigentümer wechselteund schließ lich in den Besitz der Landeshauptstadt Münchengelangte. Älteren Ein heimischen ist diese Ziegelei noch im Gedächtnis, da sie als letztes Zie gelunternehmen derGegend erst 1958 abgebrochen wurde. Wie viele still-gelegte Ziegeleien der 1950er Jahre war das Gelände einbeliebter Treffpunkt für die Ju gend der umliegenden Viertel.Besonders das Fahren mit den Loren auf den schmalenSchienenwegen hatte es den Buben und Mädchen angetan.

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Echardinger Ziegeleium 1940.

Ziegeltransport in derEchardinger Ziegeleiin den 1930er Jahren.Der Arbeiter bringtmit einem »Absetz -wagen« Formlingeaus der Trocken kam -mer (im Hintergrundzu sehen) zum Ofen.

E Wir bleiben auf dem Weg durch die Anlage, halten uns dabei links und gelangen in die Fehwiesenstraße.Dieser folgen wir weiter geradeausnach Norden bis zur Altöttinger Straße,in die wir rechts einbiegen (Rad- undFußweg). Am Ende der Straße linksabbiegen in die Echardinger Straße,dieser folgen, dann nach links in dieJosephsburgstraße einbiegen. Hierliegt unser nächstes Ziel.

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Teile des Gebäudes im Zuge der neuen Nutzung umgebautund erneuert wurden.

Josephsburgstraße 10

Jugendzentrum Zeugnerhof

Wo sich heute Jugendliche in ihrer Frei zeit treffen, lebtenfrüher Beschäf tigte einer Ziegelei. Der Zeugnerhof hier imKern der alten Dorfes Berg diente im 19. Jahrhundert als»Wohn- und Ökonomiegebäude« der Ziegelei Huber. Diesebefand sich nördlich der heutigen Berg-am-Laim-Straße. Hierin der Josephsburgstraße wurden Pferde gehalten, die manfür die Fuhrwerke und auch für die Landwirtschaft benötigteund von hier aus wurden die betriebseigenen Felder bewirt-schaftet. Im Hof wohnte wahrscheinlich der Verwalter derZiegelei (Familie Huber besaß mehrere Ziege leien) mit eini -gen der Arbeiter. Diese Ziegelei wurde schon 1880 stillge -legt, der Hof blieb bestehen. Heute steht er – dem Denk -malschutz sei Dank – als ehrwürdiges Zeugnis einer anderenZeit inmitten von Wohnbebauung des späten 20. Jahrhun -dert. Dabei tut es der Sache keinen Abbruch, dass große

Links: Der Zeugner -hof um 1950.

Die Karte von 1908zeigt die Dichte derZiegeleien zwischenBerg am Laim undHaidhausen. Zentraldurch diesen Aus -schnitt verläuft dieheutige Berg-am-Laim-Straße.

E Wir biegen gegenüber des Zeug ner -hofs in die Spielstraße ein, durchque rendas Gelände der neuen Grund schuleund gelangen zur Berg-am-Laim-Straße. Nach rechts einbiegen. Aller -dings nur, um an der nächsten Kreu -zung die Richtung zu wechseln und dieBerg-am-Laim-Straße einen knappenKilometer nach Westen zu fahren biszum Tomannweg. Im Verlauf dieserStrecke gibt die Berg-am-Laim-Straßeein Geheimnis aus der Ziegel ge schichtepreis. Die Straße liegt wie auf einemDamm deutlich höher als die Umge -bung links und rechts. Nördlich undsüdlich der Straße stan den hier Ziege -leien wie aufgereiht an einer Perlen -schnur, das ganze Gelände ist abge-ziegelt. Unter der Straße selbst, dieschon damals als Zufahrt zu all diesenBetrieben genutzt wurde, liegt derLehm bis heute.

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Tomannweg 3

Villa

Bis heute strahlt dieses Gebäude das Standesbewusstseinseiner Erbauer aus. Familie Grundler gehörte in Berg amLaim zu den tonangebenden Familien. Sie besaß eine ganzeReihe Ziegeleien in Denning, in Zamdorf und in Berg amLaim. Mit Mathias Grundler (1839–1901) stellte die Familiesogar 24 Jahre lang den Bürgermeister von Berg am Laim,von 1870 bis 1888 und von 1894 bis 1899. An der KircheSt. Stephan (e S. 76) erinnert noch heute eine Gedenkplattein der Kirchenwand an die Grundlers. Die Grundlersiedlung,die in den 1930er Jahren in Ramersdorf im Umfeld derUppenbornstraße auf Ländereien aus Familienbesitz an -gelegt wurde, trägt bis heute diesen Namen. Als diese Villahier im Jahr 1901 gebaut wurde, wahrscheinlich von MathiasGrundler, war die Berg-am-Laim-Straße gesäumt von weit-läufigen Ziegelei-Geländen. Die Wirkung des prächtigen

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Exkurs: U-Bahnhof Kreillerstraße

Im U-BahnhofKreillerstraße erin nertZiegelkunst, gestaltetvon Schülern desMünchner Michaeli-Gymnasiums, an dieZiegeltradition derGegend. Aufnahmevon 2015.

Würde man – von der EchardingerStraße aus – der Berg-am-Laim-Straße(die in die Kreillerstraße übergeht) für1,4 Kilometer in die andere Richtungnach Osten folgen, so gelangte manzum U-Bahnhof Kreillerstraße. DessenGestaltung bezieht sich mit zwei Kunst -werken an den Bahnsteigen auf dieZiegeltradition der Gegend.

Die Villa an der Berg-am-Laim-Straße (heuteTomannweg 3)wurde von FamilieGrundler errichtet. Aufnahme von 2014.

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Anwesens mag in dieser Umge bung noch stärker gewesensein als jetzt. Man kann sich vorstellen, dass hier politischund gesellschaftlich wichtige Einladungen gegeben wurdenund dass der Garten manch glanzvolles Familienfest sah.Leider ist die Familienge schichte der Grundlers noch nichtdetailliert erforscht. Die Villa steht heute einschließlich Um -zäunung und Gartenpavillon unter Denkmalschutz.

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Grabplatte der Familie Grundleran der Stephanskirche inBaumkirchen. Aufnahme von2014.

E Wir folgen dem Tomannweg undtauchen damit ein ins ehemalige Zie ge -leigelände, biegen rechts ein die Streit -feldstraße, dann links in die Weihen -stephaner Straße, schließlich wiedernach rechts in die Neumarkter Straße.Dieser folgen wir bis zur BaumkircherStraße. Unmittelbar links an der Eckebefindet sich die Kirche St. Stephan,unser nächstes Ziel. Das gerade durch-querte Gelände und der Streifen nörd -lich davon waren vor gut einhundertJahren Gegenstand wilder Immobilien -spekulationen. Sehr erfolgreich warbeispielsweise Reichsrat und BankierWilhelm von Finck (1848–1924). Erkaufte hier 1898/99 systematisch großeFlächen, die vorher von den Ziegeleiengenutzt worden waren. Als diesewenige Jahre später für den Bau derEisenbahn, des Rangierbahnhofs undanderer Betriebs gebäude benötigtwurden, konnte Finck das Areal miteinem überdurchschnittlichen Erlös andie Eisenbahnverwaltung veräußern.

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Baumkircher Straße 45

Kirchhof St. Stephan

Die Inschriften der Grabsteine des Friedhofs St. Stephanlesen sich wie ein who-is-who der Loambarone aus Bergam Laim und Umgebung. Die zweite Grabstätte links vomEingang erinnert bis heute an den 1901 verstorbenen Bürger -meister von Berg am Laim, Mathias Grundler und an seineFrau Therese. Dieser Familie ist auch eine Gedenkplatteaußen an der Kirchenwand gewidmet. Man findet desWeiteren die Grabstätten der Zieglerfamilien Graf, Huber,Fuchs, Maierbacher, Seeholzer und Rattenhuber. Unmittel -bar westlich der Kirche an der Neumarkter Straße befandsich übrigens bis 1904 die Ziegelei, die zum Zeugnerhofgehörte, jenem Hof an der Josephkircher Straße, in demheute ein Jugendzentrum untergebracht ist (e S. 70). 76

Auf dem Friedhof St. Stefan in Baum -kirchen findet mandie Gräber vielerZieglerdynastien.Aufnahme von 2014.

E Wir verlassen den Kirchhof undnehmen die Baumkircher Straße nachNorden, passieren die in den 1920erJahren gebaute Eisenbahnersiedlungan der Truderinger Straße – selbstre -dend steht sie auf ehemaligem Ziegel -land, und überqueren die TruderingerStraße um zur Rad- und Fuß gänger -unterführung zu gelangen, die denbreiten Gleiskörper unterquert. Auf deranderen Seite heißt die Straße nunHultschiner Straße. Wir folgen ihr nachNorden, vorbei am Hochhaus desSüddeutschen Verlages, unter derAutobahn hindurch und biegen schließ-lich nach links in die EggenfeldenerStraße ein. Hier lag der Ortskern desalten Zamdorf.

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Sedlmair verheiratet, die eine tatkräftige Frau gewesen seinmuss. Nach dem Tod ihres Gatten übernahm sie nicht nurden bestehenden Betrieb, sondern ließ 1874 auf ihremGrund eine weitere Ziegelei errichten und betrieb diese ineigener Regie. Sohn Joseph lernte das Zieglerhandwerk undübernahm Hof und Betrieb im Jahr 1880. Unter seiner Ägidewurde das Wohn- und Ökonomiegebäude erneuert und einzweiter Ringofen gebaut. Die Ziegelei bestand bis 1931.

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Eggenfeldener Straße 54

Streicherhof oder Obermaierhof

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Zeichnung der Ziege -lei Obermaier um1900. Man sieht denLehmtransport perSchubkarren, dreiArbeiter am Schlag -tisch, flach ausge -legte, frisch geformteZiegel, gestapelteFormlinge vor undim Trockenschuppenund einen rauchen -den Schlot am Ofen.

Der Streicherhof aufeiner undatiertenAufnahme.

Rund um dieses Anwesen hat sich einwenig von der Atmosphäre des Zie gel -landes bis in die heutige Zeit erhalten.Der Blick nach Norden vermittelt nocheine Ahnung von der Weite, die einstden Münchner Osten prägte. Das heu -tige Anwesen Eggenfeldener Straße 54stammt aus dem Jahr 1881. An dieserStelle befand sich aber schon seit Jahr -hunderten eine Hofstelle. Der Streicher,so der Hofname, war einer der dreigroßen Höfe, die miteinander den Wei -ler Zamdorf ausmachten. Um 1800 wardas Anwesen bereits im Besitz derFamilie Obermaier. Zum Hof gehörteeine Ziegelei in der Nähe. Franz Ober -maier war in zweiter Ehe mit Maria

E Wir folgen der EggenfeldenerStraße nach Westen, biegen am Endedes großen Ackers nach rechts in diePühnstraße und dann gleich links indie Jurastraße ein. Dieser folgen wirbis zum Ende und biegen rechts ab indie Schwarzwaldstraße. Dort liegt dieletzte Station unserer Tour.

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Schwarzwaldstraße 2a

Wirtshaus Zamdorfer

Das heutige Anwesen wurde 1894 vom Schützenbund Mün - chen als Schützenhaus errichtet. Es liegt jedoch auf demGrund einer Ziegelei von Familie Grundler. Vermutlich wurdedie Ziegelei durch den Streicherbauern um 1830 errichtet,der sie von einem Ziegelmeister betreiben ließ. 1848 kaufteFamilie Grundler das Unternehmen. Es wechselte danninnerhalb der Familie mehrfach den Besitzer. 1879 wurdehier auf dem Gelände nicht nur ein Ringofen errichtet, son -dern auch das erste Wirtshaus. Es war mit Kegelbahn undWirtsgarten ausgestattet und dürfte ein beliebtes Ausflugs -ziel gewesen sein. Ziegel wurden hier bis etwa 1890 pro-duziert, bewirten lassen kann man sich noch heute.

1894 eröffnete derSchützenbund hierseine neue Schieß -stätte.

Übergang zur Tour Nord:

E Wir fahren zurück zum Streicherhof in die EggenfeldenerStraße 54 und biegen unmittelbar gegenüber des Hofs indie schmale Straße ein, die zunächst zum Anwesen Eggen -feldener Straße 51 und dann als Feldweg weiter nach Nor -den führt. Dem Grünzug folgen, die Denninger Straße über-queren und immer Richtung Norden bleiben. Der Weg führtdirekt zum Ökologischen Bildungszentrum (EnglschalkingerStraße 166, e S. 122), dem Ausgangspunkt der Tour Nord.

Der Übergang von Tour Süd zuTour Nord lässt sich radl freund -lich entlang eines Grüngürtelszurücklegen.

Je näher man dem Bil dungs -zentrum kommt, umso mehrbemerkt man eine extensiveBewirtschaftung der Flächenund eine dementsprechendeArtenvielfalt. An einem sonni -gen Sommertag gestaltetsich diese Fahrt traumhaftschön.

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An der Kirche St. Johann vonCapistran setzteArchitekt Sep Ruf auf Ziegel als Gestaltungselement.Aufnahmen von2014.

E Wir kehren zurück zur EggenfeldenerStraße und folgen dieser stadteinwärtsnach Westen. Kurz vor dem Ende derStraße, an der Abzweigung Grimmel -hausenstraße, liegt die Kirche St. Jo -hann von Capistran, ein Blankziegelbauvon 1960. Architekt war Sep Ruf. Die Route geht weiter durch die Unter -führung, vorbei an den Neubauten amVogelweideplatz bis zur TruderingerStraße. Nach rechts einbiegen. An der Kreuzung geradeaus halten, wirgelangen in die Einsteinstraße. Auf

dieser fahren wir stadteinwärts fastbis zum Klinikum rechts der Isar. AufHöhe Troger straße links abbiegen indie Seerieder Straße, auf dieser bis zur Kirchenstraße. Diese überqueren,halb rechts in die Wolfgangstraße einbiegen. Dieser folgen bis zurPreysingstraße. Der Preysingstraßefolgen bis zur Einmündung in dieInnere Wiener Straße. Dort befindetsich linkerhand das Kulturzentrum am Gasteig, der Ausgangspunkt vonTour Mitte.

Übergang zur Tour Mitte:

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Tour Mitte: Haidhausen, Bogenhausen

Ein Weiler mit vier Höfen und einerKirche, das war das alte Haidhausen.Um das Jahr 1300 herum beganneine neue Ära für das Dörflein. Nachdem großen Brand von 1327 ord-nete Kaiser Ludwig der Bayer an,dass die Häuser der Stadt Münchenmit Ziegeln gedeckt werden sollten.Auch für große Bauprojekte derStadt, den Salzstadel, die Frauen -kirche und den doppelten Mauer -ring, benötigte man Ziegel. DasRohmaterial zur Herstellung diesesdamals neuen und teuren Baumate -rials lagerte unter den Äckern undWiesen östlich von Isar und Stadt.Dort begann man, Ziegel zu fertigen.

Das Kulturzentrumam Gasteig erinnertmit seiner Ziegelfas -sade an die Ziege -leien im MünchnerOsten. Aufnahmevon 2014.

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Die Ziegel der Gas -teig-Fassade ent-standen Stück fürStück auf demSchlagtisch einerniederbayerischenZiegelei, den dielinke Aufnahme ausdem Jahr 1983 zeigt.Die handwerklicheHerstellung zeigt sichin der abwechslungs -reichen Struktur derSteine in der Fassadedes Kulturzentrums.Aufnahme von 2014.

Holz als Brennmaterial schaffte man von der Isar hinauf.Haidhausen wurde zum Zieglerdorf. 1440 unterhielt dieStadt München hier fünf Ziegelstädel, drei zur Herstel -lung von Dachziegeln und zwei zur Produktion vonMauersteinen. Für den Betrieb waren jeweils Pächterzuständig. In den folgenden Jahrhunderten wurde ausdem Dorf eine Vorstadt und schließlich ein Stadtvier -tel. 1854 erfolgte als logische Konsequenz daraus dieEingemeindung nach München. Die Ausbeutung derZiegelgründe in Haidhausen war um 1800 weitgehendabgeschlossen. Neue Ziegeleien entstanden südlichund nördlich auf der Lehmzunge.

E Die Tour beginnt an einem Bauwerk, dessen Gestaltungan die Ziegeltradition im Münchner Osten erinnert.

Rosenheimer Straße 5

Kulturzentrum Gasteig, Innenhof

Wohl jeder Münchner kennt das 1985eingeweihte Kulturzentrum am Gasteigmit Volkshochschule, Stadtbibliothek,der Hochschule für Musik und Theaterund den Konzert- und Vortragssälen.Viel weniger bekannt ist die Tatsache,dass die Fassade dieses gewaltigenBaukörpers aus handgeschlagenen Zie -geln besteht. Stein für Stein der Sicht -verkleidung des Stahlbetongebäudesentstand auf dem Schlagtisch eines nie -derbayerischen Ziegelwerkes. Bei ge -nauem Hinsehen erkennt auch der Laie,dass jeder Mauerstein des Gasteigseine Persönlichkeit ist, die sich ein kleinwenig von den Nachbarn unterscheidet.So erhalten die großen Flächen derFassade eine lebendige Struktur.

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Preysingstraße 17

St. Johanneskirche

Die Kirche wurde 1914 bis 1916 in Blankziegelbauweiseerrichtet. Architekt war Albert Schmidt. Die Fassaden -gestaltung zeigt eindrucksvoll, welche Schmuckwirkung mitOrnamenten aus schlichten Mauersteinen erzielt werdenkann. Das ganze Bauwerk besteht aus handgeschlagenenSteinen. In der linken Rotunde neben dem Haupteingangder Kirche hat Andreas Wiehl 2001 die Installation »DieserStein trägt nicht« angebracht.

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Der Giebel von St. Johannes ist mitZiegelornamentengeschmückt.Aufnahme von 2014.

Bei der Restaurierung wurdenhier Maschinensteine zwischendie Handschlagziegel gesetzt. Sielassen sich an ihrer glattenOberfläche erkennen. Aufnahmevon 2015.

E Wir verlassen den Hof des Kultur -zentrums nach Norden und gelangenzur Kellerstraße. Auf Höhe des Spiel -platzes zweigt die Holzhofstraße ab, indie wir einbiegen. Geradeaus fahrenzu unserem nächsten Ziel.

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Preysingstraße 17

Ziegelbrennerbrunnen vor der St. Johanneskirche

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Der Ziegelbrenner -brunnen entstand imJahr 1978. Aufnahmevon 2015.

E Wir setzen unseren Weg durch diePreysingstraße fort, überqueren diePütrichstraße und die Steinstraße undhalten an der Kreuzung mit der Metzger-und Wörthstraße an.

Der 1978 von Hans Osel (1907–1988)geschaffene Brunnen erinnert an dieitalienischen Saisonarbeiter, die bis1914 die Arbeit im Münchner Ziegel -gewerbe leisteten. Die meisten vonihnen blieben hier in der Stadt namen -los. Nur in manchen Fällen wurden sievon den Behörden oder von den Pfarr -gemeinden erfasst und aufgelistet. Obdie Ziegel der Johanneskirche von ita-lienischen Händen geschlagen wurden,ist nicht erforscht. Mit Beginn desErsten Weltkrie ges waren aus willkom -menen italienischen Arbeitern uner -wünschte Ausländer geworden, dienicht mehr einreisen durften. Vielleichtaber stammen die Bausteine des 1914begonnenen Kirchenbaues aus derProduktion früherer Jahre. Name undAnordnung des Brunnens sind übri -gens irreführend. Die stehende Figurist ein Ziegelträger, wie er auf einerBaustelle vor 100 Jahren üblich war.Die kniende Figur streicht den über-schüssigen Lehm von einer Ziegel formab. Diese Arbeit wurde in bayerischenZiegeleien von den »Ziegelschlägern«stets im Stehen verrichtet.

Die heutige Johan -neskirche am Prey -singplatz wurde 1913bis 1916 gebaut.Vorher stand dorteine »Notkirche« derprotestantischenGemeinde, die aufdieser Postkarte ausder Zeit um 1910 zusehen ist.

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aufsicht des Bezirkes Oberbayern: »Die im Aufsichtsbezirkeweitaus überwiegenden Italiener hingegen lassen sich kaumdavon abbringen, die jungen Burschen gleich den Erwach -senen zu beschäftigen, die gewohnt sind, ohne Einhaltungbestimmter Arbeitszeiten und Pausen solange fortzuarbeiten,als es hell und gut Wetter ist.«

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Wörthstraße 2

Wörthschule

Die erste Wörth -schule war ein ein-drucksvolles Bau -werk. Von 1891 bis1904 beherbergte sieeine eigene Klassefür junge italienischeZiegelarbeiter.Aufnahme um 1915.

Jugendliche wiediese sollten für denBesuch der Italiener -klasse an der Wörth -schule gewonnenwerden. Auch wenndiese Aufnahme aus Niederbayernstammt, lässt einBlick in die Gesichterder jungen Menschenahnen, warum dieseIdee so schwerumzusetzen war.

Das heutige Schulgebäude stammt ausden 1950er Jahren. An dieser Stellestand aber seit 1884 eine Schule. Unddie hatte eine Beziehung zum Ziegel -gewerbe. Gegen Ende des 19. Jahr -hunderts versuchten die bayerischenBehörden, das Elend der italienischenArbeiter -- insbesondere der Jugend -lichen -- auf den Ziegeleien zu lindern,die dort oft unter erbärmlichen Bedin -gungen lebten und arbeiteten. Im Jahr1895 heißt es beispielsweise im Jah -resbericht der bayerischen Gewerbe -

Ein Anliegen der Münchner Behördenwar es, die jungen Italiener zum Schul -besuch zu bewegen. Von 1891 bis1904 wurde deshalb hier an der Wörth - schule eine eigene Klasse für jugend-liche italienische Ziegler eingerichtet.Aus dem Jahr 1894 ist ein Schreibendes Königlichen Bezirksamtes Mün -chen I an die ziegelproduzierendenGemeinden wie Ramersdorf, Daglfingoder Unterföhring überliefert mit der

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Aufforderung, für den Schulbesuch der jugendlichen italie-nischen Ziegeleiarbeiter zu sorgen. Viel scheint das nichtgenützt zu haben. Nicht verwunderlich, wenn man die über-langen Arbeitszeiten bedenkt, die weiten Wege und dieOrganisationsstruktur der Ziegeleien. Der Schulleiter derWörthschule Ferdinand Lindner wandte sich wegen man-gelnder Unterstützung der italienischen Schüler ans italieni -sche Konsulat: »Die zum Schulbesuch an der Fortbildungs -schule in Haidhausen herangezogenen italienischen Arbeitererhalten ihren Taglohn nicht in die Hand und sind sohin auchnicht in der Lage, die bei Schulunterricht nötigen Hefte zukaufen. Diese Hefte werden diesen Schülern vielmehr vonihren Arbeiterführern gegen früherzeitigen Lohnabzug ge -liefert. Es liegt die Befürchtung nahe, dass hiebei die Schü -ler von ihren Führern übervorteilt werden. An den zweiTagen, an denen die Schüler behufs Schulbesuch um sechsUhr abends die Arbeitsstätte verlassen müssen, wird ihnenein Viertel ihres Taglohns abgezogen, obwohl für die 16–17Stunden Arbeitszeit nur drei Stunden weniger verbrauchtwerden als an den übrigen Tagen.« Ob dieser Appell Wir -kung zeigte, ist nicht bekannt.

Preysingstraße 54 und 58

Herbergshäuser

Die beiden Kleinhäuser entstanden alsWohnbauten von Tagelöhnern vor gut100 Jahren. Beide Anwesen, zu denenursprünglich auch Ställe gehörten,wurden in Gruben errichtet, die durchdas Abziegeln der Lehmschicht unddas Ausheben des unter dem Lehmliegenden Kieses entstanden waren.Die umliegende Gegend wurde späteraufgefüllt oder mit unterkellerten Stadt - häusern bebaut. Diese beiden Gebäudeblieben auf ihrem bauzeitlichen Niveau.Zu ihrer Entstehungszeit waren dieziegelgemauerten Wohnhäuser trotzder kleinen Abmessungen eine rechtkomfortable Heimstatt für die Arbeiter -

Das Üblacker-Häuslund seine Umge -bung um 1900.

E Wir folgen nun der Preysingstraßeweiter nach Osten bis zum AbzweigWolfgangstraße.

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Kreuzung Wolfgang-/Kirchen-/Seeriederstraße

Historisches Zentrum von Haidhausen

familien. Vermutlich gehörten die Bewohner zu den Arbeits -migranten aus dem Umland, die sich in der Stadt ein bes -seres Auskommen erhofften als in ihrer Heimat. Viele sol -cher Neu-Münchner arbeiteten als Tagelöhner auf dem Bau,einige mögen auch in Ziegeleien Arbeit gefunden haben. IhreHäuser bauten diese Familien meist mit eigenen Händen,ohne Plan, ohne Anschluss an Wasserleitung und Kanalisa -tion, oft wohl auch ohne Genehmigung. Hausnummer 58,das so genannte Üblacker-Häusl, entstand ursprünglich alsWohnhaus für zwei Familien. Seinen Namen bekam dasHaus nach Johann Üblacker, der es 1894 erwarb. Seit 1966gehört das Üblacker-Häusl der Landeshauptstadt München.Heute befindet sich dort das Herbergenmuseum, eineAbteilung des Münchner Stadtmuseums. Hausnummer 54wurde kurz nach 1900 errichtet.

E Unser Weg führt nun durch dieWolfgangstraße bis zur Kirchenstraße.

Hier kreuzten sich schon vor Hunder -ten von Jahren zwei Wege. Dort stan -den jene vier Bauernhöfe, die ursprüng -lich das Dorf Haidhausen bildeten. Eine Gaststätte erinnerte bis weit ins20. Jahrhundert hinein mit ihremNamen »Zum Lenzbauern« an dieseVergangenheit. Es heißt, anstelle derGrünfläche entlang der Kirchen straßehabe sich der Löschweiher der kleinenSiedlung befunden. Auf den Wiesen-und Ackerflächen der vier HaidhauserAnwesen entstanden kurz nach 1300die ersten Ziegeleien zur Versorgungder Stadt München mit dem feuerfes -

Karte von Haid - hausen aus demJahr 1808, der his-torische Dorfkern an der heutigenKreuzung Wolfgang-/Kirchen-/Seerieder -straße ist markiert.

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ten Baumaterial. Dazu erwarb die Stadtfür bestimmte Grundstücke das Recht,den Lehm auszubeuten und Ziegel zubrennen. Im Jahr 1473 beispielsweisefertigte die Stadt auf Haidhauser Grund782.000 Mauersteine und 131.000Dachziegel. Im Haidhausen-Museumin der Kirchenstraße 24 lässt sich dieEntwicklung des Stadtteils im Detailstudieren.

E Wir wenden uns nach rechts und

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Kirchenstraße 39

Kirchhof St. Johann Baptist

Der Haidhauser Friedhof rund um die Filialkirche St. JohannBaptist, der um 1315 erstmals urkundlich erwähnt ist, liegtmehrere Meter höher als die umliegende Gegend. Das liegtnicht nur am leicht ansteigenden Gelände, sondern auch da -ran, dass das Gelände des Kirchhofs nie abgeziegelt wurde.Die heutige Ausführung der Treppe zum Friedhof stammtaus dem Jahr 1776. Im Friedhof bieten einige GrabstättenHinweise zur Geschichte der Ziegeleien in München. Gleichrechts vom Eingang erinnert ein schmiedeeisernes Kreuz anden Münchner Stadtziegelmeister Wolfgang Grässmüller.Er lebte hier in Haidhausen mit seiner Familie auf einem

Vor der Kirche St. Johann Baptistwird mit diesemGrabkreuz die Erin -nerung an Stadtzie -gelmeister WolfgangGrässmüller wachgehalten, der sich im18. Jahrhundert umHaidhausen sehr ver-dient gemacht hat. Aufnahme von 2014.

Dieser Kartenaus -schnitt aus dem Jahr1770 zeigt Äckersüdlich des DorfsHaidhausen. Roteingezeichnet ist einstädtischer Ziegel -stadel, auf den gelbund braun darge -stellten Flächen hattedie Stadt das Rechterworben, die Lehm -schicht abzubauen.

fahren ein kurzes Stück die Kirchen -straße entlang.

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der städtischen Ziegelstadel und ist hier begraben. Tatsäch -lich bestattet wurde dieser hoch angesehene Mann obseiner Verdienste um Pfarrgemeinde und Stadtgesellschaftübrigens nicht unter dem Kreuz, sondern in der Kirche, wasüblicherweise den Geistlichen und der Herrschaft der Hof -mark vorbehalten war. Auf dem weitläufigen Areal desFriedhofs befinden sich auch die Grabstätten der Ziegler -familien Ellwanger und Rattenhuber.

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Familie Steinbrecher, aus der mehrereBaumeister hervorgingen, setzte auf ihreGrabstätte eine Ziegelskulptur anstelle einesGrabsteins. Vielleicht stammen die Bausteinevon der Johanneskirche, an deren Renovie -rung nach dem Zweiten Weltkrieg ArchitektMichael Steinbrecher maßgeblich beteiligtwar. Aufnahme von 2014.

E Wir fahren die Kirchenstraße zurückstadteinwärts und folgen ihr bis zurSchloßstraße. Linkerhand passierenwir die 1852 bis 1874 aus Ziegeln er -richtete Pfarrkirche St. Johann Baptist.Wir biegen nach rechts in die kurzeSchloßstraße ein, die bis zur Einstein -straße führt. Rechterhand liegt an derEcke die 1894/95 errichtete, prächtigeehemalige Bezirksinspektion, zu derein Feuerwehrhaus und öffentlicheWannen- und Brausebäder gehörten.Heute befindet sich hier eine Zweig -stelle der Münchner Volkshochschule. Links (Max-Weber-Platz 8a) steht einschmuckes Wohnhaus in Blankziegel -bauweise, errichtet 1873. Von derEcke aus hat man einen guten Blickauf das gegenüber liegende KlinikumRechts der Isar.

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Einsteinstraße 3

Klinikum Rechts der Isar

Wo sich heute das Klinikum erstreckt,befand sich jahrhundertlang eine großeVertiefung im Gelände, die durch denAbbau von Lehm und Kies entstandenwar. Es heißt, dass die Ziegel derFrauenkirche von hier stammen. In der »Gruab‘n«, wie die Vertiefungallgemein genannt wurde, entstand im19. Jahrhundert eine ungeplant wu -chernde Ansiedlung von Herbergshäu -sern, die sich neu zugezogene Arbeiter -familien mit einfachsten Mitteln errich -teten. Heute nennt man solche Sied -lungen am Rand großer Städte meistSlum. Mit der Figur des Luke von derGruab‘n haben die Münchner Volkssän -g er um 1900 herum den Bewohnerndieser Vorstadtsiedlung ein musikali -sches Denkmal gesetzt. Das Couplet»Der Luke von der Gruab’n« von S.Schweiger beispielsweise beginnt mitdem Vers »Draußt in den schön‘ Haid -hausen, Is d’Gruab’n doch gut bekannt,Da wohnt der grimme Luke, Glei nebanObstlerstand.« und schildert dann denAlltag zwischen Hoffnungslosigkeit undLebenslust. Luke hockt lieber in seinerBoazn als in der trostlosen Wohnungund schickt mit großer Selbstverständ -lichkeit seine Freundin zum Anschaffen,

Die Ziegel für dieMünchner Frauen -kirche, hier auf einerPostkarte aus derZeit um 1920 zusehen, wurden ausHaidhauser Lehmgebrannt. Die Ent -nahme des Materialshinterließ dort eingroßes Loch, die»Gruab’n«.

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um sich die Arbeit auf dem Bau zuersparen. Anderl Welsch, ein andererVolkssänger, lässt den Luke von denharten Arbeitsbedingungen der italie-nischen Arbeiter in den Ziegelbrenne -reien erzählen: »No, und nachher hab i an kloan‘ Abstecher g’macht in dieZieglstaadl nüber. Wie i da die »heißeMaroni« und Makkaroninudeldruckerin Loam so umanandermodellierensiech, denk i mir, ös tuts mir load.«

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Die »Gruab’n« um1900 herum, Blicknach Osten, rechtsim Bild verläuft dieEinsteinstraße. Manerkennt deutlich denHöhenunterschiedzwischen der»Gruab’n« und derUmgebung. Die mo -derne Stadt ist schonum die bescheide nenArbeiterhäuser in derEintiefung herum-gewachsen.

Nördlich der späte ren Einsteinstraße ist aufdieser Karte von 1820 die kleinteiligeBebauung der »Gruab’n« mit so genanntenHerbergs häusern zu sehen.

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Prinzregentenplatz 12

Prinzregententheater

Den besten Blick über den Prinzregen tenplatz hat man vonder Terrasse vor dem Haupteingang des Theaters. Der Platzist gesäumt von herrschaftlichen Häusern, die, wie dasganze nördlich anschließende Viertel, das Ergebnis einersystematisch geplanten Stadterweiterung ab 1892 sind. Beider Bebauung spielten die Münchner Aktienziegelei und diemit ihr verbundene Baugesellschaft eine besondere Rolle.Die mit Abstand größte Ziegelei Mün chens war 1859 alsZiegelei Reinhold Hirschberg & Co. mit dem Ziel gegründetworden, die Lehmgründe in München-Bogenhausen zu ver-werten. 1867 formierte sich die Rein hold Hirschberg & Co.zur Aktienziegelei München, einer AG mit einem Kapital

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E Wir fahren entlang der Einstein -straße stadtauswärts bis zur SeeriederStraße, biegen hier nach links in dieTrogerstraße ein und folgen dieser nachNorden. Rechterhand ist diese Straßegesäumt von prächtigen Wohnhäusernaus der Zeit um 1900, sämtlich inZiegelbauweise errichtet. Wir biegenrechts in die Per fallstraße folgen ihrein kurzes Stück. Wenn sie nach linksabbiegt, nehmen wir den halbrechtsgeradeaus führenden Fuß- und Rad -weg. Auf diesem Weg bleiben um dieFreiflächen des Prinzregenten badesherum, nach links in die Niger straßeeinbiegen und entlang des Prinz regen -tentheaters bis zur Prinz regenten straßefahren. Wir sind jetzt in Bogenhausen.

Werk der Aktien zie -gelei an der Prinz -regentenstraße ineiner Aufnahme von1909, mit Blick stadt-auswärts fotografiert.Rechts im Hinter -grund ist der neugebaute Block zusehen, der an derBrahmsstraße ent-stand.

In dieser Karte von1908 ist die geplanteStadterweiterungsüdlich der Prinzre -gentenstraße bereitseingezeichnet. DasTheater ist hier miteinem Kreis markiert.Etwas weiter stadt-auswärts liegt dashiesige Werk derAktienziegelei – alseine von vielen da -mals hier noch exis -tierenden Ziegeleien,die an den lang ge -streckten Trockensta -deln gut zu erkennensind.

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die gute Gewinne ermöglichte. An Stelle der hiesigenZiegelei sollten nach Ausbeutung der Lehmgründe groß-bürgerliche Wohnhäuser entstehen. Als dieser Plan auf denWiderstand der Stadtverwaltung stieß, die hier eine aufge -lockerte Bauweise wünschte, gründete sich unter Führungder Aktienziegelei eine eigene Gesellschaft zur Errichtungeines Richard-Wagner-Festspielhauses, das einige Jahrespäter als Prinzregententheater errichtet wurde. Man er -hoffte sich vom Theater und dem namensgebenden Prinz -regenten eine Aufwertung des gesamten Gebietes. Auchwenn die Münchner Baukrise von 1904 die Entwicklungverzögerte, so ging dieser Plan im Wesentlichen auf. DasTheater, geplant von Max Littmann, entstand in den Jahren1900/1901. Die Aktienziegelei gab um 1910 ihre vier inner-städtischen Produktionsstätten auf, verwertete die Flächenund errichtete einen Großbetrieb mit sieben Ringöfen nörd -lich der Stadtgrenze, in Unterföhring. Ein weiteres Werkentstand ab 1938 in Ismaning. In Unterföhring wurde bis1964 produziert. In Ismaning fertigte das zur Agrob (Aktien -gesellschaft für Grob- und Feinkeramik) umfirmierte Unter -nehmen bis 1990 hochwertige Fliesen (e S. 130).

Das nach dem Prinz -regenten Luitpoldbenannte Theaterwurde 1901 eröffnet.

von 300.000 Gulden, und errichteteeine zweite Ziegelei an der DenningerStraße, nahe dem Herkomerplatz undeine weitere in Berg am Laim. Einviertes Werk entstand hier in der Prinz -regentenstraße auf dem Areal östlichdes Prinzregentenplatzes. In den fol -genden Jahrzehnten vergrößerte sichdie Gesellschaft stetig. 1873 stieg die Bayerische Baugesellschaft in dasUnternehmen ein. Das Aktienkapitalwurde verdoppelt. Durch die Einbin -dung der Baugesellschaft behielt dieAktienziegelei neben der Herstellungder Bausteine auch den Ankauf sowiedie spätere Entwicklung und Bebauungder abgeziegelten Lehmgründe in ihrerHand – zweifellos eine Kombination,

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E Wir überqueren die Prinzregenten -straße, fahren Sie ein kurzes Stückstadteinwärts und biegen rechts in dieLamontstraße ein, der wir bis zurCuvilliésstraße folgen. Hier rechtsabbiegen, an der nächsten Kreuzunglinks in die Possartstraße, dieserfolgen bis zum Galileiplatz. Hierbefindet sich unser nächstes Ziel.

Im Jahr 1884 war die Umgebung derSternwarte nochnicht bebaut.

Der AstronomJohann v. Lamont(1805–1879) war 51Jahre lang auf derUniversitätsstern -warte tätig, ab 1835als ihr Direktor. DasRelief ziert sein Grab -mal auf dem Bogen -hauser Friedhof. Aufnahme von 2015.

Scheinerstraße 1

Universitätssternwarte

Die kleine Sternwarte, die heute zurLudwig-Maximilians-Universität gehört,wurde 1817 auf Wunsch von KönigMax I. Joseph als königliche Stern -warte gebaut. Vom Einfahrtstor aus istdeutlich ein Geländesprung erkennbar:Die Sternwarte wurde vor dem Ziegel -boom errichtet, auf ihrem Gelände liegtder Lehm bis heute.

E Wir nehmen die Scheinerstraße inRichtung Norden, wenden uns nachlinks in die Laplacestraße und folgendieser bis zur Ismaninger Straße, indie wir nach links einbiegen.

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Ismaninger Straße 95

Bürgermeistervilla

An dieser Stelle stand der Hansmarterhof, ein stattlichesBogenhauser Bauernanwesen, das 1804 in den Besitz derFamilie Selmayr gelangte. Zum Hof gehörte eine Ziegelei,die zu einer der Säulen des Wohlstands der Familie wurde.Mit Josef Selmayr sen. (1814–1874) und Josef jun. (1850–1905) stellten die Selmayrs zwei Bürgermeister der bis 1892selbständigen Gemeinde Bogenhausen. Loambaron JosefSelmayr jun. ließ 1898 anstelle des Hofes diese Villa mitPark errichten. Architekt war Hans Hartl, Sohn einer Oberföh -ringer Zieglerdynastie (e S. 128). Die Bürgermeistervilla, wiedas Anwesen hier in der Ismaninger Straße 95 bis heutegenannt wird, verkaufte man 1941 an den nationalsozialis -tischen »Lebensborn e.V.«, der hier Büros und Mitarbeiter -wohnungen einrichtete. Sie wurden bis zu einem massivenBombenschaden am Haus im Sommer 1944 genutzt. Heutebeherbergt das Anwesen Teile der Bayerischen Theater aka -demie. Informationen zum »Lebensborn e.V.« erhält manim Buch »Kinder für den Führer« herausgegeben vonAngelika Baumann und Andreas Heusler sowie auf der App»Ge(h)denken -- Auf den Spuren des Lebensborn«.

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Die Bürgermeistervilla in derIsmaninger Straße entstand 1898anstelle eines Bauernhofes. Aufnahme von 2014.

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E Wir durchqueren den Garten derBürgermeistervilla, halten uns links,verlassen das Areal durch das Garten -tor, überqueren die Möhlstraße undbegeben uns in die schräg gegenübereinmündende Neuberghauser Straße.Links in dieser Straße steht (Neuberg -hauser Straße 33/Maria-Theresia-Straße 35) ein Blankziegel-Gebäude, in dem sich heute eine Privatschulebefindet. Gebaut wurde das groß-zügige Anwesen 1956/57 als Haupt -verwaltung der Frankona-Rückversiche -

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St. Georg undSchloss Neuberg -hausen, das auch alsHompesch-Schlösslbezeichnet wurde, ineiner Darstellungvon 1818.

rungs AG. Darunter liegen Fundamentedes spätmittelalterlichen SchlossesNeuberghausen. Gegenüber befindetsich unser nächstes Ziel, der Endpunktder Tour Mitte.

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Bogenhauser Kirchplatz 1

Kirchhof St. Georg

Der kleine Friedhof rund um die mittelalterliche Kirche St. Georg ist die letzte Ruhestätte für viele bekannte Münch -ner Persönlichkeiten. Man kann beispielsweise die Grab stät -ten von Liesl Karlstadt, Erich Kästner, Annette Kolb, HelmutFischer, Josef Schörghuber, Rainer Werner Fassbinder oderMax Dietl entdecken. Auch der Loambaron und letzteBogenhauser Bürgermeister Josef Selmayr jun. ist hierbestattet. Ein weiterer Hinweis auf die Ziegelgeschichte istdie Gedenktafel der Familie Kaffl außen an der Kirchenwand.Familie Kaffl besaß Ziegeleien und ein Fuhrunternehmen.Das Relief im Kopf der Tafel zeigt anschaulich ein Lastfuhr -werk des 19. Jahr hunderts.

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Ein Lastfuhrwerk ziert die Grabplattedes »Ökonomen undFuhrwerks Besitzers«Franz Kaffl(1813–1884).Aufnahme von 2014.

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Übergang zur Tour Nord:

E Zurück in die Möhlstraße, links ein-biegen und gleich rechts die Weber -straße nehmen, rechts abbiegen in dieHändelstraße, links in die IsmaningerStraße einbiegen, dieser folgen biszum Herkomerplatz. Rechts einbiegenund gleich wieder rechts die Dennin -ger Straße nehmen. Dieser folgen biszur Hausnummer 172. Die Straßeüberqueren und neben Hausnummer193 in den Fuß- und Radweg nachNorden einbiegen. Dem Weg folgenbis zum Ökologi schen Bildungs -zentrum.

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Im Münchner Osten blieben Reste derLehmschicht im Boden. Bei Bauarbeitentreten sie zu Tage, hier 2005 in derKirchenstraße.

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Tour Nord: Denning, Bogenhausen, Englschalking,Johanneskirchen, Oberföhring

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Die rauchenden Schornsteine der Ziegeleienwaren über viele Jahrzehnte hinweg einMerkmal des Münchner Ostens. Diese Post -karte aus der Zeit um 1900 zeigt den Blick überJohanneskirchen hinweg nach Unterföhring.

Die kleinen Siedlungen im Nord osten von Münchensind alten Ur sprungs. Im Jahrhundert zwischen etwa1850 und 1950 wurde ihre Entwicklung vom MünchnerLehmrausch entscheidend geprägt – von den Ziege -leien, der Spekulation mit Lehmäckern und vom Ge -schäft mit der Erschließung und Bebauung des Terrains.Auf Landwirtschaft folgte Lehmausbeute, Kiesgewin -nung, Bebauung. 1901 gab es allein in Oberföhring 14Ziegeleien. Hier im Nordosten waren die Besitzverhält -nisse kleinteilig. Dies ermöglichte neben Spekulantenaus der Stadt auch ortsansässigen Grund besitzern eineTeilhabe am boomenden Ziegel- und Immobilienge -schäft jener Jahre. Die Umwandlung der »Dörfer aufdem Ziegelland« zu Münchner Stadtteilen ist ein stadt-planerischer Prozess, der bis heute nicht abgeschlos -sen ist.

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worden. Außerdem sei ein kurzer Blickins Seminarhaus des Bildungszentrumsempfohlen, wo reichlich Info materialzu Kursen und Projekten ausliegt.

E Wir verlassen das Gelände nachNordwesten in Richtung Englschalkin -ger Straße. Kurz vor Erreichen dieserStraße zweigt rechts ein Rad- undFußweg ab, die Memeler Straße, indie wir einbiegen. Hier, in ihrem west-lichsten Teil, ist die Meme ler Straßeein Hochweg, unter dem bis heute der Lehm liegt. Die Hangkanten desDammes wurden einst von Lehm -baggern geschürft, heute wachsenBäume auf den Schrägen. Wir folgen

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E Die Tour beginnt an einem Ort, der allein einen mehr-stündigen Besuch wert ist.

Englschalkinger Straße 166

Ökologisches Bildungszentrum

Wir befinden uns auf dem Areal der ehemaligen Trottoir -steinfabrik Reischl. Fast sechzig Jahre lang, von 1861 bis1919, wurden hier Mauersteine und Bodenplatten aus demLehm der umliegenden Felder gefertigt. Danach befandsich auf dem Gelände eine Kiesgrube mit Quetschwerk.2001 haben das Münchner Umweltzentrum e.V. und dieMünchner Volkshochschule hier eine Umweltstation einge-richtet, die zu einer Oase in der Stadt geworden ist. MitGärten, Wiesen, weitläufigem Naturspielraum und einemluftigen Seminarhaus wird Umweltbildung für Menschenaller Altersstufen geboten. Auch bei einem kurzen Besuchgibt es viel zu entdecken. Auf dem Gelände des Ökologi -schen Bildungszentrums findet man einen wunderbarenNaturspielplatz und zahlreiche Lehrgärten, aber auch dasalte Trafohäuschen, das einst für die Stromversorgung derTrottoirsteinfabrik sorgte. Heute dient es als Fledermaus -turm. Ganz in der Nähe – der Eingang ist unter Bäumenversteckt – befindet sich eine tiefe Schlucht. Sie entstanddurch den Abbau von Kies nach dem Abziegeln der Fläche.Die Grube blieb offen, ist heute dicht verwachsen und einParadies für Pflanzen, Vögel und Kinder. In der Nähe desSeminarhauses gibt es eine Info-Station zur Entstehung derLehmzunge im Münchner Osten zu entdecken. Hier solltenSie unbedingt die Abdeckung am Boden zur Seite schieben!Im Bodenprofil tritt die Abfolge Humus, Lehm, Kies zu Tage.Von der Lehmschicht ist allerdings nur noch der untersteRest zu sehen, die einst starke Lehmschicht ist abgeziegelt

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Der »Fledermaus -turm« auf dem Ge -lände des Ökolo gi -schen Bildungs zent -rums wurde alsTransformatorenhauszur Stromversorgungder Ziegelei Reischlerrichtet.

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Kreuzung Schnorr-von-Carolsfeld-Straße/

Flaschenträgerstraße

Alter Ortskern Englschalking

Historisch gesehen stehen wir zwischen vier Ziegeleien. An der Einmündung in die Waffenschmiedstraße lag früherrechterhand eine Ziegelei der Familie Ellwanger, deren sogenanntes Werk I, das hier bis Anfang der 1960er JahreMauersteine fertigte. Das Anwesen Schnorr-von-Carolsfeld-Straße 2, der Bogmair-Hof, gehörte zur Ziegelei des Münch - ner Baumeisters Peter Rattenhuber. Auch nördlich davon,in der Flaschenträgerstraße 6, befand sich bis ins Jahr 1872eine Ziegelei. Gegenüber, auf Hausnummer 7, erinnert bisheute ein Wohnhaus an eine weitere Ziegelei, die ebenfallsFamilie Rattenhuber gehörte und bis 1920 in Betrieb war.Die einflussreiche Familie Rattenhuber besaß insgesamtsieben Ziegeleien im Münchner Norden. Auf dem kleinenKirchhof von St. Nikolaus (e S. 126) erinnern mehrere Gräberan die Familien.

der Memeler Straße bis zur West -preußenstraße, in die wir nach linkseinbiegen. Sie führt zur Englschalkin -ger Straße. Hier biegen wir nach rechtsin den Radweg ein. Wir folgen derStraße bis zur Kreuzung der Englschal -kinger mit der Ostpreußen- /Freischütz -straße, biegen dort links ein in dieFreischützstraße und nehmen dieWaffenschmiedstraße nach rechts.Nach 50 Metern be findet man sich ineiner anderen Welt, im alten Ortskernvon Englschalking.

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Unter der Memeler -straße liegt noch derLehm. Die Hangkan -ten links und rechtswurden von denLehmbaggern ge -schürft. Aufnahmevon 2014.

Diese Zeichnung des Anwesens von MartinRattenhuber in der heutigen Flaschenträger -straße 7 entstand um 1900.

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trefflich, sich im tief katholischen Um -feld zu behaupten. Sohn WilhelmFlaschenträger (1866–1930), der 1889gemeinsam mit seinem Bruder Johanndie Familienziegelei übernommenhatte, war von 1900 bis 1930 Bürger -meister der Gemeinde Daglfing. Dieseweitläufige Gemeinde war übrigens einrecht künstliches Gebilde, sie wurde1818 im Zuge der bayerischen Reform -politik aus den Ortschaften und Weilernim Nordosten der Landeshauptstadtwie Johanneskirchen und Englschal -king, Daglfing, Denning und Zamdorfzusammengefügt. BürgermeisterFlaschenträger war ein großer Befür -worter der Eingemeindung Daglfingsnach München. Er versprach sich da -von Verbesserungen in der Infrastruk -tur seiner Gemeinde, beispielsweiseeine zuverlässige Wasserversorgungund den Anschluss ans städtischeKanalnetz. Mit Beharrlichkeit erreichteder Bürgermeister sein Ziel. Seit dem1. Januar 1930 sind die vielen Ortsteilevon Daglfing Stadteile von München.

E Wir verlassen Englschalking wie wir gekommen sind durch die Waffen -schmiedstraße, biegen nach links einin die Freischützstraße und gleichwieder nach rechts in den Radwegentlang der Englschalkinger Straße.

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Flaschenträgerstraße 1

Kirchhof St. Nikolaus

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Der Zeichner dieserPostkarte von Engl -schalking hat zweiZiegeleien festgehal -ten: Vorne rechtsZiegelei Ellwanger,hinten links ZiegeleiRattenhuber.Postkarte um 1910.

Wilhelm Flaschen -träger (1866–1930)war von 1900 bis zurEingemeindung imJahr 1930 Bürger -meister von Daglfing.Die Fotografie zeigtihn um 1920.

Rund um die alte Dorfkirche befindetsich ein kleiner Friedhof, auf dem bisheute die Grabstellen der FamilienRattenhuber und Flaschenträger ge -pflegt werden. Johann Flaschenträger(1832–1890) war aus Ginsheim inHessen nach Englschalking gekom -men, um sich im Ziegelei-Gewerbe zuversuchen. Die Ziegelei der Familiestand an der Englschalkinger Straßeauf dem Gelände der heutigen Num -mer 199. Familie Flaschenträger warprotestantisch, verstand es aber vor-

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E Wir setzen unsere Fahrt nach Wes -ten fort entlang der EnglschalkingerStraße, die von Ziegeleien gesäumtwar. Auf Höhe Hausnummer 221passieren wir das Gelände der ZiegeleiPfeifer, auf dem Areal der heutigenHausnummer 199 stand die ZiegeleiFlaschenträger, gegenüber sehen wirwieder das Gelände des ÖkologischenBildungszentrums auf dem Areal derTrottoirsteinfabrik Reischl. Wir haltenuns jetzt westwärts, überqueren dieCosimastraße und erreichen unserenächste Station.

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Englschalkinger Straße 229

Villa der Zieglerfamilie Hartl

Familie Hartl war eine der erfolgreichsten Familien derMünchner Lehmrausch-Zeit. Stammvater Lorenz Hartl(1825–1914) gelang der Sprung vom Bauernsohn aus derBad Aiblinger Gegend zum Loambaron im MünchnerNorden. Entscheidend dafür war seine Eheschließung mitder Tochter eines Ziegeleibesitzers. Nachdem Lorenz Hartlauf den Ziegeleien seines Schwiegervaters Xaver FranzMaierbacher und seines Schwagers Andreas Maierbacherdas Zieglerhandwerk gelernt hatte, pachtete er eine Ziegelei,die sich hier auf diesem Gelände befand und betrieb sie mitoffensichtlich großem Erfolg. Jedenfalls konnte Hartl denBetrieb schon einige Jahre später erwerben und moderni -sieren. Zu den Neubauten gehörte diese Villa, die bis heuteihr Gesicht kaum verändert hat und von der Pracht der altenZieglerfamilien erzählt. Lorenz und Ursula (1826–1908) Hartlhatten zahlreiche Töchter und Söhne, von denen sich diemeisten innerhalb der einflussreichen und vermögendenLoambaron-Szene verheirateten. Sohn Josef übernahm dieväterliche Ziegelei, sein Bruder Bonifaz errichtete eine eigenedirekt südlich davon. Lorenz jun. baute sich eine Ziegelei inOberföhring und Hans blieb als Baumeister im Fach. DieseVilla hier blieb aber nicht mehr lange im Besitz der Hartls,sondern gehört seit 1918 Familie Theen, deren Vermögenauf eine Schweinemästerei zurückgeht.

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Anlässlich der Gol -denen Hochzeit vonLorenz und UrsulaHartl stellte sich dieganze Familie Hartl1902 vor der Villadem Fotografen. Esist verblüffend, wiewenig sich an Hausund Garten seitherverändert hat.

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Englschalkinger Straße 77

Klinikum Bogenhausen

Die Bodenfliesen der Eingangshalle desKlinikums Bogenhausen sind ein Produkt der Agrob Ismaning. Aufnahme von 2015.

Die Klinik steht auf ehemaligen Lehmäckern. Nordwestlichdes Komplexes befand sich die Ziegelei Höchl, südlich derEnglschalkinger Straße lagen vier weitere Ziegeleien, dieden Rohstoff zu Mauersteinen verarbeiteten. An diese Tra -dition erinnert der Boden belag der weitläufigen Eingangs -halle des Krankenhauses. Der warme Farbton der Ziegel -fliesen verleiht dem Raum seine besondere Prägung.

Der Zugang zur Klinik will gefunden werden. Am besten, manlässt die Fahrräder am Radlparkplatz an der EnglschalkingerStraße stehen und nimmt die Treppen. Die großformatigenZiegelfliesen der Eingangshalle wurden in Ismaning gefertigt,

Tunnelofen der Agrob in Ismaning auf einemAquarell von 1959. Vorne rechts sieht maneinen mit Fliesen beladenen Ofenwagen, derauf Schienen durch den Ofen gefahrenwurde.

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Odinstraße 29

Höchl Schlössl

Dieses Anwesen mit seinen weitläufi -gen Gärten am Rand des Odin-Hainsist heute ein traumverlorener Ort, wieman ihn in unserer Stadt kaum ver-muten würde. Errichtet wurde die Villavon Anton Höchl (1818–1897). DessenVater Josef Höchl (1777–1838), der alsMaurergeselle nach München gekom -men war, gelang ein unglaublicher Auf -stieg. Er war zur Zeit König Ludwigs I.der führende Bauunternehmer derStadt. Im Jahr 1831 beschäftigte JosefHöchl 16 Poliere und 234 Gesellen.Unter Höchls Leitung entstanden vieleder von Friedrich von Gärtner und Leovon Klenze geplanten prächtigen Bau -ten des »Isar-Athen« König Ludwigs I,beispielsweise in der Maxvorstadt undder Ludwigstraße. Für mindestens 51Anwesen der Stadt stammten die Pla -nungen von Joseph Höchl selbst. Erverstand sich meisterlich auf eine redu -zierte Fassadengestaltung, die von denklassizistischen Palasttypen der großenBaumeister seiner Zeit abgeleitet war.Bis heute ist sein Stil prägend für dieMaxvorstadt, die innere Isarvorstadtund Teile des Lehels. Familie Höchlkam zu großem Wohlstand, bewohnteein prächtiges Haus in der Innenstadtim Rosental.

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in der nördlichsten Ziegelei auf der Münchner Lehmzunge,der Agrob. Diese »Aktiengesellschaft für Grob- und Fein -keramik« steht in der Nachfolge der Münchner Aktienziege -lei, deren Geschichte im Rahmen der Zentralen Tour durchHaidhausen beim Stichwort Prinzregententheater skizziertist (e S. 107). Das Werk in Ismaning wurde ab 1940 gebautund blieb bis 1990 in Betrieb. Ab Mitte der 1970er Jahrewurden dort allerdings keine Mauersteine mehr, sondernausschließlich Fliesen gefertigt. Nicht nur Bodenbeläge wiejener im Klinikum stammen aus den Öfen der Agrob, son -dern auch viele Fliesen der Münchner U-Bahnhöfe undSchwimmbäder.

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E Wir folgen der EnglschalkingerStraße ein kurzes Stück weiter inwestlicher Richtung und biegen gleichneben dem Abgang zur U-Bahn-Station(Arabellapark) rechts in die Teutonen -straße ein, die hier als schmaler Rad-und Fußweg beginnt. Wir folgen derTeutonenstraße bis zu ihrem Ende,biegen nach rechts in die Odinstraßeein und verlassen diese gleich wiedernach links in die Parkanlage. Die Ein -bie gung ist mit einem Schild für dieHausnummer Odinstraße 29 markiert.Im Park halten wir uns rechts.

Grabstätte von Bau -meister Josef Höchl(1777–1838) auf demAlten Südfriedhofvon München. SohnAnton ließ dasSchlössl bauen.Aufnahme von 2015.

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E Aus dem Hof des Schlössls kom-mend wenden wir uns nach rechts,biegen an der nächsten Wegkreuzungwieder rechts ab und folgen dem Wegentlang der Kleingartenanlage nachNorden bis zur Wahnfriedallee, über-queren diese und folgen der König-Heinrich-Straße. In dieser Straße ist anden modernen kleinen Villen mit denHausnummern 13, 15 und 19 das Bau -material Ziegel elegant verarbeitet,nämlich weiß geschlämmt. Am Endeder König-Heinrich-Straße links ein-biegen in die Lohengrinstraße, dieserfolgen, die Effnerstraße überquerenund schließlich gegenüber Lohengrin -straße 16a (unmittelbar am buntenFörderzentrum der Pfennigparade)nach rechts in den Rad- und Fußwegeinbiegen. Durch einen Seiteneingangerreichen wir unser nächstes Ziel.

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Das Höchl Schlösslund seine Wirt -schafts gebäude um1900.

Die Mauersteine für die Höchlschen Bauwerke kamen auszwei firmeneigenen Ziegeleien hier in Bogenhausen. SohnAnton lernte das Handwerk des Baumeisters von der Pikeauf. Erst nach dem Tod des Vaters konnte er seine künst-lerische Begabung pflegen. Anton Höchl zeichnete, malte,musizierte, führte Tagebuch, interessierte sich für die damalsjunge Fotografie, genoss und bereicherte das gesellschaft -liche Leben in München. 1852 ließ er hier neben seinerZiegelei am Rande des Stadtwaldes das Schlössl als Wohn -ort, Atelier und Rückzugsort errichten. Im weitläufigenGarten kam eine Statue des Göttervaters Odin von HeinrichNatter zur Aufstellung, die dort bis heute die Zeiten über-dauert hat. Anton Höchl bewohnte das Anwesen bis zuseinem Tod im Jahr 1897. Etwa 30 Jahre später kam dasHöchl Schlössl an die Stadt München, 1957 wurde es in einWohnhaus umgewandelt.

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Oberföhringer Straße 156

Bürgerpark Oberföhring

Das Gelände des Bürgerparks, der heute in 14 bescheidenanmutenden Baracken Vereinen und KunstschaffendenRaum bietet, kann auf eine bewegte Geschichte zurück -blicken. Wie die gesamte Umgebung war das Areal biszum Ende des 19. Jahrhunderts Ackerland. Die Flächegehörte zum Bichlhof, einem stolzen Anwesen im Orts -zentrum von Oberföhring (heute Muspillistraße 5, Kinder -garten). Hier an der Oberföhringer Straße wurde 1898 vonFritz und Maria Grünwald eine Ziegelei errichtet. Sie pro-duzierte mit italienischen Saisonarbeitern rund 15 Jahrelang Mauersteine, dann waren die Lehmgründe weitgehendausgebeutet. Ein Schaukasten beim nördlichen Ausgangdes Bürgerparks erinnert an die Geschichte der Ziegelei.

1939 errichtete man hier ein Luftwaffenlazarett, das in denheute noch bestehenden sowie 13 weiteren Barackenuntergebracht war. Dieses Lazarett war bei Kriegsende imJahr 1945 das einzige voll funktionsfähige KrankenhausMünchens und wurde noch im selben Jahr in das StädtischeKrankenhaus Oberföhring umgewandelt. Es blieb bis 1984in Betrieb. In diesem Jahr übernahm das neue KlinikumBogenhausen die Patienten aus Oberföhring. BürgerlichesEngagement verhinderte die zunächst geplante Veräußerungund Bebauung des wertvollen Grundstücks. Statt dessenschloss die Stadt mit der eigens gegründeten Vereinsge -meinschaft 29 einen Mietvertrag, der eine kulturelle Nutzungdes Geländes und seiner Bau ten ermöglichte. Heute sorgendie Vereine für ein reges Kulturleben in den alten Baracken.

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Das Luftwaffenlazarett auf einemLuftbild der AmerikanischenLuftaufklärung vom Oktober1942. Östlich (rechts) davon istdie Ziegelei Sedlmair zu sehen.

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E Wir durchqueren den Bürgerpark biszum nördlichen Seiteneingang, der aufden Salzsenderweg führt. Dort stehtein Schaukasten, der an die ZiegeleienOberföhrings erinnert. Wir nehmenden Salzsenderweg nach links undbiegen nach wenigen Metern nachrechts in die Oberföhringer Straße ein.Auf dieser fahren wir ein ganzes Stücknach Norden, bis auf Höhe Hausnum -mer 256. Wir passieren dabei dieGelände von vier rechterhand gelege -nen Ziegeleien. Ein Relikt der alten Zeitist der behutsam restaurierte Pfleger -hof auf Hausnummer 188.

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Der Pflegerhof an der Oberföhringer Straßeerinnert an die Zeit vor rund 120 Jahren, alssich hier im Norden Münchens mit Landwirt -schaft und Ziegelei Wohlstand erwirtschaftenließ. Er war lange im Besitz der Bauern- undZieglerfamilie Welsch. Aufnahme von 2014.

Exkurs: Muspillistraße 14

Kirchhof St. Lorenz

Betritt man den Friedhof durch den Haupteingang vonSüden her, so befindet sich gleich links ein »Ziegler-Viertel«.Hier liegen Grabstätten der Zieglerfamilien Hartl, Welsch,Haid und Armellini.

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Oberföhringer Straße 256

Ehemalige Ziegelei Benno Welsch

Benno Welsch (1867–1951), der Föhringer Loambaron,baute im Lauf seines Lebens drei Ziegeleien, die ihm undseiner Familie ein komfortables Leben ermöglichten. Welschstammte vom Pflegerhof (Oberföhringer Straße 188) undverheiratete sich 1893 nach Unterföhring. Zwei Jahre späterbaute er hier in Oberföhring seine erste Ziege lei. BennoWelsch gehörte zu den wenigen Ortsansässigen, die imturbulenten Lehmrausch erfolgreich mithalten konnten mitden Geschäftsleuten und Spekulanten aus der näheren und

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1890 verlobten sich KatharinaMayr und Benno Welsch.

1895 ließ Benno Welsch die Ziegelei an derOberföhringer Straße bauen. Diese Auf nahmevon 1956 zeigt sie in vollem Betrieb mitrauchendem Kamin. Im rückwärtigen Teil desZiegeleigeländes verläuft heute die Fritz-Wolter-Straße mit ihren großen Wohnblocks.Links im Bild ist die Nach barziegelei Hartl zusehen.

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weiteren Umgebung. Auf dem Areal der ehemaligen Ziege -lei, wo noch das Maschinenhaus von 1960 steht, befindetsich heute auch eine Kindertagesstätte (Eingang um dieEcke, Cosimastraße 291).

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Oben: Der Garten der Villa der Ziegler familieHartl war berühmt für seine Obstbäume, diehier in voller Blüte stehen. Aufnahme um1900.

Unten: Ein Kennzeichen der Ziegelei Hartlwaren die gedrungenen, eckigen Schorn -steine. Im Vordergrund ist die Trafostation zu sehen. Aufnahme um 1960.

E Wir biegen nach rechts ein in dieCosimastraße, um zur Kindertages -stätte auf der Rückseite des Geländeszu gelangen. Wo heute, hier am Anfangder Cosimastraße, die EndhaltestelleSt. Emmeram der Straßenbahnlinien16 und 18 liegt, befand sich früher eineweitere Ziegelei, nämlich jene vonLorenz Hartl. Er war einer der Söhneder Zieglerfamilie Hartl aus der Engl -schalkinger Straße (e S. 128). ZumZiegeleigelände gehörte auch hier eineprächtige Villa.

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E Wir fahren ein Stück die Cosima -straße entlang, biegen nach rechts einin die Franz-Wolter-Straße, dann nachlinks in den Otto-Merkt-Weg, der überdie Effnerstraße führt. Auf der anderenSeite stoßen wir auf den Fritz-Meyer-Weg, der an den Ziegeleibesitzer undletzten Bürgermeister von Oberföhringerinnert. Fritz Meyer (1844–1934) hattesich 1887 als Protestant im bis dahingeschlossen katholischen Oberföhringniedergelassen und eine Ziegelei errich -tet. Von 1899 bis 1913, dem Jahr derEingemeindung nach München, warMeyer Bürgermeister der Gemeinde.Wir fahren gerade aus in den Fritz-Meyer-Weg, überqueren die Cosima -straße, gelangen in die Küfnerstraßeund biegen rechts ein in die Regina-Ullmann-Straße. Dieser folgen wir biszur Rechtskurve, biegen hier aber linksin den Rad- und Fußweg ein, der ineine Grünanlage führt. Der Weg mün -det in den Bichlhofweg. Auch hierbefanden sich früher Ziegeleien. Aufdem Areal des heutigen Bichlhofweg 8produ zierte die Ziegelei Leibenger von1889 bis 1915 Mauersteine. Unmittel -bar südlich davon lag die Ziegelei Graf,die bis 1904 aktiv war. Schon vor derStraßenbeschilderung zum Bichlhofwegfinden wir unser nächstes Ziel.

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Cosimastraße 291

Ehemalige Ziegelei Benno Welsch

Das Gebäude der Kindertagesstätte ist ein Neubau. SeineGestaltung mit unverputztem Ziegelmauerwerk erinnert andie Tradition des Anwesens. Der Hofraum des Kindergartenswird auf der anderen Seite begrenzt vom ehemaligen Ma -schinenhaus der Ziegelei Welsch. In völliger Verkennungder wirtschaftlichen Entwicklung hatten die Nachfahren von Benno Welsch dieses Maschinenhaus noch Anfang der1960er Jahre errichten lassen, kurz bevor die Erschöpfungder Lehmgründe sowie die Ausweitung der Stadt Münchenden Betrieb einer Ziegelei in dieser Lage völlig unwirtschaft -lich machten.

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Inbetriebnahme desAbschneiders imneuen Maschinen -haus der ZiegeleiWelsch in Oberföh -ring 1964. ZweiFrauen nehmen dieFormlinge vom Bandund legen sie aufden Transportwagen,der Mann wird denWagen zur Trocken -kammer schieben.

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übrigens nach dem Bichlhof in Oberföhring benannt – jenemHof neben der Kirche, auf dessen ehemaligen Ackerflächensich heute der Bürgerpark befindet (e S. 136).

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Grünanlage Bichlhofweg

Historisches Straßenpflaster

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In den 1960er Jahrenwirkte die Johannes -kirchner Straße nochrecht ländlich. EinStück ihres Pflasterskonnte in der Grün -anlage Bichlhofwegerhalten werden. ImHintergrund ist eineder Johanneskirch -ner Ziegeleien zusehen, wahrschein -lich jene der FamilieEllwanger.

In der Grünanlage stößt man auf einStück gepflasterten Wegs. Es handeltsich um einen Abschnitt der ehemali -gen Johanneskirchner Straße, der frü -heren Ortsverbindung zwischen Ober -föhring und Johanneskirchen. Überdiese Pflastersteine wird so manchesschwer beladene Ziegelfuhrwerk ge -rollt sein auf seinem Weg in die Stadt.Als die Ziegeleien noch produzierten,wurden Ziegel frei Baustelle verkauft,für den Transport war die Ziegelei zu -ständig. Bis weit ins 20. Jahrhunderthinein dienten Pferdefuhrwerke alsTransportmittel. Mit Unterstützung desBezirksausschusses ist es engagiertenBürgern gelungen, das traditionsreicheStraßenstück hier in die Grünanlage zu integrieren. Der Bichlhofweg ist

E Wir folgen nun dem Bichlhofweg derin die Johanneskircher Straße mündetund unterqueren die Gleise der S-Bahn.Östlich der Gleise erstreckte sich gleichlinkerhand die Ziegelei Baur, die alteJohanneskirchner noch kennen. Sieproduzierte bis 1964. Auf dem Geländedieser Ziegelei befindet sich heute dasBerufsbildungswerk München (Musen -berg straße 28). Wir folgen der Johan -neskirchner Straße, vorbei am Kirchhof St. Johannes, wo noch die Grabstätteder Zieglerfamilie Leibenger zu sehenist, und biegen am Huezziplatz rechtsin den Wachholderweg ein.

Die Ziegelei Baur imJahr 1958. Der hellherausstechendeWeg entspricht inseinem Verlauf derheutigen Musen -berg straße.

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E Wir folgen dem Wachholderweg inRichtung Süden und passieren dieGelände zweier weiterer Ziegeleien:jenseits der Bahngleise befanden sichBetriebe der Familien Ellwanger undRattenhuber. Der Wachholderweggeht über in die Rambaldistraße, wirbiegen nach rechts in die Stegmühl -straße, unterqueren die S-Bahn-Gleisediesmal in Richtung Westen, haltenuns geradeaus, überqueren die Frei -schützstraße und befinden uns nun inder Fideliostraße. Rechterhand liegtder »Lehmpark«, eine Grünfläche,deren Wege mit Bezeichnungen wieRingofenstraße oder Trockenstadel -weg an die Ziegeleien erinnern, dieWachholderweg 1

Lehmkante

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Im Garten des Anwesens Wacholder -weg 1 ist deutlich die Lehmkante zuerkennen, die von den Schürfbaggernerzeugt wurde. Hier am heutigenWachholderweg ist in etwa die öst-liche Grenze des Lehmvorkommensanzusetzen, dessen Breitenaus deh -nung von der Oberföhringer Straße bis hierher reichte.

Lehmbagger derZiegelei Welsch inOberföhring um1950.

Blick von der Bahn -unterführung Steg -müllerstraße auf dieJohanneskirchenerZiegelei Rattenhuber,um 1960.

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An der Salzbrücke 39

Ziegelei August Haid

Diese Ziegelei, die unter Denkmal schutz steht, ist die ein-zige baulich erhaltene Ziegelei auf dem Gebiet der Landes -hauptstadt München. Lediglich der Schornstein des Ring -ofens fehlt. Man erkennt das Ofengebäude aber trotzdemgut an seinen Dachreitern. In dieser Ziegelei wurden von1901 bis 1965 Mauersteine gefertigt. Das Areal ist nichtöffentlich zugänglich. Umrundet man aber das Gelände,erfährt man anschaulich die Größe eines historischenMünchner Ziegelei. An der nördlichen Grundstücksgrenzesieht man das alte Trafohaus, das einst für die Stromver -sorgung der Ziegelei sorgte. Das weiß verputzte Wohnhausauf der Westseite kann man nur erahnen. Es war 1905 alsItalienerwohnhaus errichtet worden.

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hier fast ein Jahrhundert lang den Land -strich prägten. Die Fideliostraße gehtgerade aus über in den Salzsenderweg,dem wir weiter geradeaus folgen. Wir überqueren die Cosimastraße undsehen rechts das eindrucksvolle Denk -mal Ziegelei August Haid.

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In das Luftbild von1956 ist hier der Ver -lauf der Effnerstraßeeingezeichnet. Diealte Aufnahme zeigt,wie nahe die Ziege -leien von AugustHaid, Franz Welschund Lorenz Haid bei-einander lagen. DerBetrieb von AugustHaid (Vordergrund)ist heute Denkmal.Auf dem Geländeder Ziegelei LorenzHaid jenseits derheutigen Effner straßebefindet sich heutedie Wohnanlage AlteZiegelei (e S. 153).

E Wir kehren zurück auf die Salz sen -derstraße und setzen unseren WegRichtung Westen fort. Unmittelbar vor der Brücke über die Effnerstraßesteht links (An der Salzbrücke 30) dasWohnhaus einer weiteren Ziegelei. Sie wurde 1894 von Familie Sedlmairerrichtet und gehörte von 1919 bis zu ihrer Schließung im Jahr 1934 demMünchner Bauunternehmen Heilmann& Littmann. Wir überqueren die Effner -straße. Von der Brücke aus hat mannach Süden einen vorzüglichen Blickauf die Skulptur Mae West von RitaMcBride am Effnerplatz, nach Nor denauf des Kraftwerk Nord, das von

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Zur Alten Ziegelei

Wohngebiet mit historischen Ziegelei-Gebäuden

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Unterföhring aus Fernwärme nachMünchen liefert. Dort wird übrigensder ganze Münchner Restmüll ver-brannt. Auf der anderen Seite derBrücke verläuft der Salzsenderwegentlang eines großen Ackers. An des -sen Ende biegen wir nach rechts inden Feldweg ein, der direkt auf einenHochweg zuläuft. Der Acker ist abge-ziegelt, unter dem Hochweg liegt nochder Lehm. Wir erklimmen den Hoch -weg, biegen nach rechts in ihn ein unddann sofort wieder nach links in dennächsten Hochweg. Von diesem zweigtnach wenigen Metern nach rechts einWeg ab, der in die 2014 fertig gestell-te Siedlung Alte Ziegelei Oberföhringführt, die nächste und letzte Stationder Tour Nord.

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Auf diesem Areal befand sich eineZiegelei, die von 1899 bis 1964 Lehmzu Mauersteinen verarbei tete. Ab 1914war der Betrieb im Besitz von FamilieHaid. In die neue Bebau ung sind his-torische Gebäude der Ziegelei inte griert,ein Trockenstadel und das 1928 errich -tete Maschinen haus. Im Gelände bietenTafeln Informa tionen zur Geschichteder Ziegelei: am Maschinenhaus, amTrockenstadel und am Ort des Ring -ofens. Am Maschinen haus ist übrigens

Wohnhaus undRingofen derZiegelei Josef Haidum 1960.

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nur noch die Einrich tung alt – das Zie -gelmauerwerk des Bau werks wurde2013 komplett er neuert. Das Industrie -denkmal lässt sich auf Anfrage besich -tigen. (www.nordostkultur-muenchen.de)

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Blick auf die ZiegeleiJosef Haid kurz nachihrer Stilllegung imJahr 1964. Die Lehm -kante ist schon be -wachsen, aber derBagger steht noch.In der Bildmitte istdas Maschinenhauszu erkennen, linksdavon im Hinter -grund die Villa derFamilie.

Mitten im Wohngebiet zeugt heute dasMaschinenhaus an seinem originalenStandort von der Ziegelei-Geschichte desGeländes. Aufnahme von 2015.

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Zum Weiterlesen

Archiv Arbeitskreis Stadtteilgeschichte Ramersdorf e.V.(Hg.), 125 Jahre Eingemeindung Ramersdorf, Festschrift,München 1989.

Bauer Richard (Hg.), Das alte München, Fotografien 1855–1920, Gesammelt von Karl Valentin, München1982/1999.

Bauer Richard, Graf Eva (Hgs.), Links und rechts der Isar,Bilder aus dem groß- und kleinbürgerlichen München1895–1935, gesammelt von Georg Pettendorfer, München 1991.

Bauer Richard, Graf Eva (Hgs.), Nachbarschaften,Altmünchner Herbergs viertel und ihre Bewohner, München 1984.

Baumann Angelika, Heusler Andreas (Hgs.), »Kinder für denFührer«, Der Lebensborn in München, München 2013.

Bäuml-Stosiek Dagmar, Steiner Katharina, Der FriedhofBogenhausen, Gottesacker für Münchner und Weltbürger,München 2009.

Budde Ulrike (Hg.), 100 Jahre Eingemeindung Berg amLaim, Festschrift, München 2013.

Chevalley Denis A., Die städtebauliche Entwicklung in densüdlichen und westlichen Stadtbereichen links der Isar, in:Denkmäler in Bayern, Landes hauptstadt München SüdwestI, München 2004 (= Denkmaltopographie BundesrepublikDeutschland, Bayern I.2/2 1).

Ge(h)denken -- Auf den Spuren des Lebensborn, App undvirtuelle Ausstellung, www.muenchen.de/gehdenken/,zuletzt abgerufen am 08.09.2015.

Weitere Informationen

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Greipl Egon Johannes (Hg.), Münchner Lebenswelten im Wandel, Au, Haidhausen und Giesing 1890–1914,Fotografien aus dem Bildarchiv des BayerischenLandesamtes für Denkmalpflege, München 2008.

Hildmann Andreas, Jocher Norbert, Die Münchner Kirchen,Architektur, Kunst, Liturgie, Regensburg 2008.

Hüttinger Martin (Hg.), Die »Neue Schule«, Die Schule ander Wörthstraße im Münchner Stadtteil Haidhausen,München 2008.

Karl Willibald (Hg.), Bogenhausen, Vom bäuerlichenPfarrdorf zum noblen Stadtteil, München 1992.

Karl Willibald (Hg.), Dörfer auf dem Ziegelland, München 2002.

Kasberger Erich, Eckardt Winfried (Hgs.), LehmZiegelStadt,München 2008.

Kasberger Erich, Knauer-Nothaft Christl, Berg am Laim, Von den Siedlungs anfängen zum modernen StadtteilMünchens, München 2007.

Kerscher Franz, Verstecktes Kulturgut in Ramersdorf, einLeitfaden für Spaziergänge zu religiösen, weltlichen undhistorischen Kunstwerken, Häuserschmuck und Brunnen,Programmwerkstatt Kulturhaus Ramersdorf-Perlach, MS-Skript 2006.

Krack Roland (Hg.), Die Parkstadt Bogenhausen in München,München 2006.

Frauen und Männer aus der Belegschaft derOberföhringer Ziegelei Welsch, um 1930.

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Bildnachweis

- Auktionshaus Neumeister, München, Christian Mitko, S. 46- Arbeitskreis Stadtteilgeschichte Ramersdorf e.V., S. 52, 53, 54,

61 r., 62, 64, 67, 69- Baier Johann, München, S. 91, 92, 118- Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kriegsarchiv, S. 60/61- Bayerische Vermessungsverwaltung, S. 137- Bayerisches Wirtschaftsarchiv München, S. 131- Derlath Volker, S. 5 - Deutsches Museum, München, S. 28- Gemeinde Unterföhring, S. 38, 140- GIMA Girnghuber GmbH, S. 87 l.- Habermann-Eisele Marianne, München, S. 82- Heimatverein Vilsbiburg, S. 93- Kuisle Anita, München, S. 32, 49, 63, 65, 87 r., 83, 88, 89, 90,

110 l., 116, 130, 138, 155, 162- Lierl, Unterföhring, S. 18- Münchner Stadtentwässerung, S. 27- Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik/Plakat/Gemälde

S. 16, 97, 98, 104, 106- Nagy Michael/Presseamt München, S. 3 - Franz Schiermeier Verlag München, S. 10, 12, 15, 22, 30, 31, 57,

58, 59, 66, 71, 72, 73, 74, 76, 81, 84, 99, 100, 102, 107, 108, 112,114/115, 123, 124, 133

- Seidl Marianne, München, S. 55 l./r.- Stadtarchiv München, S. 24 (FS-AB-Stb-0032), 25 (FS-AB-Stb-0032),

26 (FS-AB-Stb-0091), 39 (Oberföhring 35), 95 (Pett1-2837), 105 (Pett1-1278), 110/111 (FS-NL-KV-0746), 134/135 (Pett1-0222),143 u. (FS-STB-2760), 153 (FS-STB-2762), 154 (FS-STB-2763)

- Sorg Heidi, S. 20- Privat S. 14, 34, 35, 36, 41, 42, 43, 50, 70, 129, 144, 148, 158- Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., S. 78, 79,

80, 120, 125, 126, 127, 141, 143 o., 146, 147, 149, 150- Verein Ledigenheim e.V., München, S. 13- Volkverlag, München, S. 44, 68

In einigen Fällen gelang es nicht, die Rechteinhaber von Abbildungenzu ermitteln. Die Herausgeberin (LHM) bittet diese bzw. derenRechtsnachfolger sich zu melden.

Krack Roland, Der Bürgerpark in Oberföhring, Vom Lazarett zur Kulturoase, München 2004.

Kuisle Anita, Scharl Ingrid, Lehmrausch in Unterföhring,Ziegeleien im Münchner Norden, München 2011.

Landeshauptstadt München, Münchner Stadtentwässerung(Hg.), Im Untergrund von München, Die Kanaler einerGroßstadt erzählen, München 2001.

Ortmeier Martin (Hg.), Per Handschlag – Die Kunst derZiegler, Passau 1995.

Prinz Friedrich, Krauss Marita (Hgs.), München –Musenstadt mit Hinterhöfen, Die Prinzregentenzeit1886–1912, München 1988.

Ramersdorf, Perlach und die Glocken, ein ländlichesKulturbild aus der Umgegend, München 1881.

Regnet C.A., München in guter alter Zeit, München 1879.

Vogel Hans, Ramersdorf 1864–1964, 100 Jahre beiMünchen, Festschrift, München 1964.

Page 83: ThemenGeschichtsPfad - muenchen.de

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Weiterführende Links

Verein für Kultur im Münchner Nordosten e.V www.nordostkultur-muenchen.de

Ziegel- und Kalk Museum in Flintsbach/Niederbayern www.ziegel-kalkmuseum.de

Sammlung historischer Unterlagen zu Dachziegelnwww.dachziegelarchiv.de

Museumsziegelei Lage in Nordrhein-Westfalenwww.lwl.org/industriemuseum/standorte/ziegeleimuseum-lage

Ziegelwand am Kriegsarchiv in derLeonrodstraße. Aufnahme von 2013.

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In der Reihe KulturGeschichtsPfade bereits

erschienene und zukünftige Publikationen:

Stadtbezirk 01 Altstadt-Lehel

Stadtbezirk 02 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt

Stadtbezirk 03 Maxvorstadt

Stadtbezirk 04 Schwabing-West

Stadtbezirk 05 Au-Haidhausen

Stadtbezirk 06 Sendling

Stadtbezirk 07 Sendling-Westpark

Stadtbezirk 08 Schwanthalerhöhe

Stadtbezirk 09 Neuhausen-Nymphenburg

Stadtbezirk 10 Moosach

Stadtbezirk 11 Milbertshofen-Am Hart

Stadtbezirk 12 Schwabing-Freimann

Stadtbezirk 13 Bogenhausen

Stadtbezirk 14 Berg am Laim

Stadtbezirk 15 Trudering-Riem

Stadtbezirk 16 Ramersdorf-Perlach

Stadtbezirk 17 Obergiesing-Fasangarten

Stadtbezirk 18 Untergiesing-Harlaching

Stadtbezirk 19 Thalkirchen-Obersendling-

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Stadtbezirk 20 Hadern

Stadtbezirk 21 Pasing-Obermenzing

Stadtbezirk 22 Aubing-Lochhausen-Langwied

Stadtbezirk 23 Allach-Untermenzing

Stadtbezirk 24 Feldmoching-Hasenbergl

Stadtbezirk 25 Laim

Weitere Informationen finden Sie unter: www.muenchen.de/kgp

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Impressum:

Landeshauptstadt München

Kulturreferat

Projektleitung & Redaktion:

Heidi Kleimeier, Dr. Sabine Schalm

Konzeption & Inhalt

Anita Kuisle

Inhaltliche Beratung

Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.,

Arbeitskreis Stadtteilgeschichte Ramersdorf e.V., Franz Schiermeier

Verlag München, Dr. Christine Rädlinger, Dr. Christl Knauer-Nothaft,

Dr. Willibald Karl

Grafische Gestaltung

Heidi Sorg & Christof Leistl, München

Druck & Bindung

Weber Offset, München

Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier

2. aktualisierte Auflage 2019