treffpunkt campus 58 (februar 2011)

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Informationen und Meinungen „Du schaffst das schon, Mama!“ Die Eltern-AG: Erziehungsworkshop Über die Landesgrenzen hinaus Mutter und Tochter studieren gemeinsam am Standort Stendal Gemeinsames Cross-Teaching-Projekt in Linz und Stendal An-Institut der Hochschule Magdeburg-Stendal auf Erfolgskurs Nummer 58 Februar 2011 treffpunkt campus

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#58, Magazin der Hochschule Magdeburg-Stendal

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Page 1: treffpunkt campus 58 (Februar 2011)

Informationen und Meinungen

„Du schaffst das schon, Mama!“

Die Eltern-AG: Erziehungsworkshop

Über die Landesgrenzen hinaus

Mutter und Tochter studieren gemeinsam am Standort Stendal

Gemeinsames Cross-Teaching-Projekt in Linz und Stendal

An-Institut der Hochschule Magdeburg-Stendal auf Erfolgskurs

Nummer 58

Februar 2011

treffpunkt campus

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2 treffpunkt campusfebruar 2011

Inhalt Februar 2011

Die Wissensgesellschaft ist in Gefahr. Diese Feststellung kommt vielleicht nicht für alle überraschend. Schließlich bekommen Schulen und Hochschulen zu wenig Geld, die Kinder wollen angeblich nichts lernen, und die Lehrer werden knapp. Nicht zuletzt wird weiter über das ideale Schulsystem gestritten und um die erfolgversprechendste Erziehungsmethode gerungen. Derzeit dürfen wir sogar Zeuge wenig charmanter amerikanisch-chinesischer Ideen werden. „Tigermutter“ Amy Chua, Juraprofessorin an der Yale Universität, ging unerbittlich mit ihren Kindern um, und fast alle Medien in Deutschland füttern ihr Publikum mit deren Familien-Geschichten rund um Drill und Härte.

Wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass man die Sprösslinge auch erziehen kann, ohne mit der Verbrennung ihrer Kuscheltiere zu drohen. Es gibt also eine Menge zu diskutieren, danach wird es sicher wieder besser werden in der Bildungsrepublik.

Was sagt eigentlich die Gruppe künftiger Akademiker dazu? Wahrscheinlich: „Keine Ahnung. „Das ist vielleicht gar nicht so gemeint, doch wer genau hinhört, kann diese Floskel immer öfter hören. Sie erscheint am Ende von Sätzen, da wo früher einmal ein „nicht wahr?“ den Satz abschloss, um die Zustimmung des Gesprächspartners zu erheischen. Auch die ein oder andere mundartliche Verfeinerung des Ausdrucks wie gell, nech, nu, woar, oder das berlinerisch rausgehauene wah diente dem gleichen Zweck. Heute hören wir Gespro-chenes wie etwa: „Dann können wir uns morgen treffen, oder ähm, keine Ahnung.“ Mal ehrlich: Das wirkt unent-schlossen, schon fast ein wenig zu kuschelig. Man mag wohl dem Gegenüber nicht die eigene Idee aufzwingen.

Nun, das muss nicht so bleiben. Schon hat sich ein anderer Ausdruck Bahn gebrochen in Beratungen und Besprechun-gen: „Genau!“ Mithin das Gegenteil von „keine Ahnung“. Vielleicht hören Sie demnächst einmal noch genauer hin, und wenn einer dieser ungenügend gedrillten Nachwuchs-wissenschaftler seine Aussagen mit „keine Ahnung“ been-det, reagieren Sie bitte deutlich. Es wäre doch ein schönes Ziel, dass niemand diese Hochschule als Absolvent verlassen möge, der auf die Frage, was das Studium gebracht habe, gedankenlos antwortet: „Keine Ahnung.“

Norbert Doktor

TitelfotoLabor probierenStudierende des Bachelor-Studiengangs Kreislaufwirtschaft während des Praktikums im Chemie-Labor. Sie führen einen Versuch zur Bestimmung von Ammonium durch.

EditorialKeine Ahnung

Neues Kuratorium wieder hochkarätig besetzt Die nächsten Aufgaben ins Auge fassen................................3

treffpunkt forschungÜbersetzen: Sachverhalt vs. Sprache........................................4

Die Kampagne „change – Energiebewusst Handeln“„Drück mich zum Abschied!“............................................5

Wasserwirtschaft-Absolvent engagiert sich in HondurasEntwicklungsarbeit statt Master-Plan...................................6

Nachwuchsmarkt brachte Absolventin ersehnten JobJobsuche einmal anders......................................................7

Patrik Duller studierte ein Semester in SoriaIm Rollstuhl nach Spanien.................................................8 Interview mit Vertretungsprofessor Dr. Peter RudolphWeniger Krankenkasse für mehr Geld...............................9

Studierende drehten Dokumentarfilm in ItalienOlio di Montefalco...........................................................10

Titelthema Gemeinsames Cross-Teaching-Projekt in Stendal und LinzÜber die Landesgrenzen hinaus.......................................11

Titelthema Mutter und Tochter beim Studium in Stendal„Du schaffst das schon, Mama!“....................................12

Studie „Die NPD in den Kreistagen Sachsen-Anhalts“Kreistage als Propaganda-Bühne.....................................13

Studierende der Wasserwirtschaft in KubaNachhaltige Ingenieurtätigkeit........................................14 Internationaler LänderabendEine Reise durch die Welt................................................15

Der erste Auszubildende der HochschuleEin FAMI in der Bibo........................................................16

Hochschulsport ReitenSport zu zweit..................................................................17

Das Hausmeisterduo am Stendaler CampusEin eingefuchstes Team...................................................18

Reiseleiter gesucht: Campus Days 2011..........................19

Nachrichten.....................................................................20

Personalien......................................................................22

TitelthemaEltern-AG: Erziehungsworkshop......................................23

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Neues Kuratorium wieder hochkarätig besetzt

Die nächsten Aufgaben ins Auge fassen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,liebe Studierende,

die Zielvereinbarungen sind unterschrieben. Die Haushaltszu-weisungen aufgrund der leistungsorientierten Mittelverteilung im Land bescheren uns – nicht zuletzt aufgrund unserer Dritt-mittelstärke – zusätzliche Mittel. Und auch die Hochschulpakt-mittel, die aufgrund der erreichten Zielzahlen bei den Neuim-matrikulationen im letzten Herbst in vollem Umfang an das Land ausgereicht werden, werden den Hochschulen des Lan-des – und damit auch unserer – zusätzliche Einnahmen brin-gen. Insgesamt also eine Situation, angesichts derer wir etwas beruhigter in die Zukunft sehen und die nächsten Aufgaben ins Auge fassen können. Wenn da nicht die Landtagswahlen am 20. März diesen Jahres wären. Nicht, dass uns der Aus-gang – wie auch immer er sein wird – ängstigen muss, aber es bedeutet natürlich einige Unsicherheiten, einmal wie die Kräf-teverhältnisse nach der Wahl aussehen werden und darüber hinaus, wer das Kultusministerium zukünftig besetzen wird. Denn all dies ist natürlich nicht ganz unwichtig im Hinblick auf die im Rahmenvertrag angekündigten Strukturanpassungen in der Hochschullandschaft des Landes. Aber bevor wir hierüber sinnieren, sollten wir erst einmal hoffen, dass die Wahlbetei-ligung hoch ist, damit die zukünftige Regierung eine breite Legitimation erfährt und außerdem die Chance, dass extremis-tische Parteien in den Landtag einziehen, gering bleibt.

Damit wir in den kommenden Jahren eine gute externe Bera-tung und auch gleichzeitig starke Fürsprecher haben, war es wichtig, das neue Kuratorium der Hochschule mit starken Per-sönlichkeiten zu besetzen. Nachdem aus dem vorherigen Ku-ratorium Professor Clemens Klockner (Hochschule RheinMain) und Elke Lüdecke (Direktorin des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt) ihre Bereitschaft erklärt hatten, auch im neu-en Kuratorium mitzuwirken, mussten drei neue Mitglieder ge-

funden werden. Ich glaube, dies ist uns mit Professorin Sabine Kunst (Präsidentin der Universität Potsdam und DAAD-Präsi-dentin), Professorin Anke Hanft (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und als Expertin für Weiterbildung und Bildungsma-nagement ausgewiesen) sowie Klemens Gutmann (Unterneh-mer und Präsident der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt e.V.) hervorragend gelungen. Und wenn Frau Kunst ihren Sitz trotz der Tatsache, dass sie inzwischen zur Wis-senschaftsministerin des Landes Brandenburg berufen wurde, beibehält, wäre es sicherlich für das Gewicht des Kuratoriums insgesamt noch eine besondere Aufwertung.

Es gilt an dieser Stelle aber auch noch einmal den drei auf eigenen Wunsch ausgeschiedenen Mitgliedern des bisheri-gen Kuratoriums, insbesondere dem Vorsitzenden, Dr. Jürgen Ederleh, zu danken. Dank gilt aber auch Professor Winfried Benz sowie dem früheren Kultusminister Karl-Heinz Reck. Sie haben alle durch ihren Einsatz die Hochschule in den letzten Jahren nicht nur nach innen intensiv beraten, sondern auch nach außen hervorragend vertreten.

Noch ein paar konkrete Hinweise zum Hochschulmarketing, denn in diesem Jahr haben wir bei zwei Veranstaltungen etwas Besonderes vor. Aus den Tagen der offenen Tür werden am 13. und 14. Mai die Campus Days, die wir in Magdeburg erstmals gemeinsam und gleichzeitig mit der Universität durchführen und vermarkten. Für die Lange Nacht der Wissenschaft am 28. Mai ist derzeit eine kleine Gruppe aktiv, die dafür sorgen wird, dass unser Standort für Besucher attraktiver wird, als es vor al-lem im vergangenen Jahr der Fall war. In der jährlichen Runde beim Oberbürgermeister wurde dieses Problem erkannt, und es gibt konkrete Überlegungen, durch bestimmte Maßnahmen (z. B. Halbkugelversuch auf unserem Campus) gegenzusteuern.

Mit dieser Ankündigung verbunden ist der Wunsch der Hoch-schulleitung, dass alle Hochschulmitglieder sich kreativ und tatkräftig in die Vorbereitung und Durchführung einbringen. Es muss einfach gelingen, an allen drei Tagen in Magdeburg sowie am 7. Mai in Stendal zum dortigen Campus Day viele Gäste und Studieninteressierte auf den Campus zu holen. Wir stehen in einem härter werdenden Wettbewerb der Hoch-schulen und müssen diese Herausforderung annehmen.

Was Sie alle jetzt schon konkret tun können, ist bei der Ge-winnung der so genannten Reiseleiter für die Campus Days zu helfen. Gewinnen Sie Ihre KommilitonInnen, sich für ihre Hochschule einzusetzen. Je mehr Reiseleiter die Hochschule beisteuert, desto besser werden unsere Besucherzahlen sein, desto überzeugender lässt sich für unsere Studiengänge wer-ben und – so hoffen wir jedenfalls – desto mehr Studienan-fänger werden wir im Herbst immatrikulieren.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen in jeder Hin-sicht erfolgreichen Semesterabschluss.

Ihr Andreas Geiger

Vikt

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Küh

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4 treffpunkt campusfebruar 2011

treffpunkt forschung

Übersetzen: Sachverhalt vs. Sprache

Im Fremdsprachenunterricht wird Überset-zen klassischerweise als Lernzielkontrolle der Beherrschung einer Fremdsprache einge-setzt. Je nach Sprachrichtung wird damit die aktive (Muttersprache-Fremdsprache) oder passive Beherrschung (Fremdsprache-Mut-tersprache) der Fremdsprache überprüft. Diese Überprüfung geschieht in aller Regel unter sprachlichem Aspekt und berücksich-tigt nicht die Faktoren, die für das Funkti-onieren eines Textes unabdingbar sind. Aus dieser Erfahrung resultiert auch die in der Öffentlichkeit vorherrschende Auffassung, es gehe beim Übersetzen immer um die möglichst genaue Übertragung eines Textes in eine andere Sprache.

Neuere Ansätze in der Übersetzungswissenschaft gehen von der Forderung aus, dass die verschiedenen Aspekte des Aus-gangstextes mit unterschiedlichen Prioritäten versehen sind. Diese Prioritäten hängen von den vorher zu definierenden Anforderungen an den Zieltext ab, z. B. Empfängerbezug, Medienabhängigkeit oder Textintention, aber auch von der Berücksichtigung vorhandener Terminologie oder weiterge-hender redaktioneller Festlegungen.

Beim Übersetzen im Rahmen von Fachkommunikation geht es also nicht um die genaue Wiedergabe eines Ausgangs-textes, sondern um die Erstellung eines – neuen – Tex-tes in der Zielsprache zu einem Sachverhalt, der in Form des Ausgangstextes vorliegt. Der Ausgangstext dient also lediglich der Beschaffung von Wissen über einen Sach-verhalt. Also besteht die Aufgabe des Übersetzers primär darin, das Wissen über einen Sachverhalt zu strukturieren und gemäß einem zuvor zu erstellenden funktionalen Rah-men für den Zieltext in die Zielsprache umzusetzen. Damit unterscheidet sich der Übersetzungsprozess von dem Tex-terstellungsprozess beispielsweise in der technischen Do-kumentation oder in der Pressearbeit lediglich durch das Vorhandensein eines Ausgangstextes.

Ein wesentliches Element der Ausbildung zum professionel-len Übersetzer ist die Mitarbeit an realen Projekten. Dies kann einerseits in Form von Abschlussarbeiten geschehen. Dazu hat der Leiter des Lehrbereichs Englisch am Fachbe-reich Kommunikation und Medien, Prof. Dr. Hans Schwarz, ein Netzwerk mit etwa 400 Partnern in der Industrie, in Organi-sationen und Institutionen im In- und Ausland aufgebaut. So wurden beispielsweise im Rahmen einer Abschlussarbeit Tei-le der Webseite der Vereinten Nationen („Cyberschoolbus“) ins Deutsche übersetzt. Selbstverständlich fand das abschlie-ßende Kolloquium bei den Vereinten Nationen in New York statt, wie der Deutschlandfunk berichtete.

Andererseits übernimmt der Fachbereich aber auch regelmä-ßig reale Übersetzungsaufträge. Dazu wurde eine Angebots-liste mit Zeilen- oder Wortpreisen erarbeitet, die schon aus berufsethischen Gründen deutlich über dem Durchschnitt am Markt liegen. So soll zum einen vermieden werden, den eige-nen Absolventen – und anderen Berufskollegen – die Positi-on am Markt zu verderben. Zum anderen soll aber auch den Auftraggebern gezeigt werden, dass Qualität ihren Preis hat. Und Qualität wird bei diesen Aufträgen großgeschrieben. Der Fachbereich verbrieft sich dafür, Übersetzungen abzuliefern, die ohne Lektorieren sofort verwendet werden können.

Die Vorgehensweise ist stets die gleiche: Kontakte zu poten-ziellen Auftraggebern knüpfen die Studierenden meist auf Tagungen oder Messen. Fast schon zur Tradition geworden ist ein Ausstellungsstand auf der AERO, der Internationalen Luftfahrtmesse in Friedrichshafen. Hier lernen die Studieren-den, sich als Fachmann/Fachfrau professionell darzustellen. Der Umgang mit Visitenkarten, Gesprächsnotizblättern und ein professionelles Auftreten wird zur Selbstverständlichkeit. Aus den konkreten Anfragen – 2010 waren es 24 – werden anschließend die geeignetsten und interessantesten heraus-gesucht. In der Regel wird ein Besuch des Unternehmens ver-einbart, um die Projektumgebung, den Gegenstand der Texte, und die Gesprächspartner vor Ort kennenzulernen, aber auch, um das eigentliche Projekt in allen Einzelschritten durchzu-gehen. Damit wird den angehenden Übersetzern eindrück-lich vermittelt, dass beim Übersetzen Sachverhalte und nicht Sprache umgesetzt werden.

Die nach erfolgter Übergabe der Zieltexte eingehenden Honorare werden selbstverständlich in voller Höhe an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausbezahlt. Aber fast noch wichtiger als der finanzielle Aspekt ist die Tatsache, dass mit den Auftraggebern stets vereinbart wird, ein Ar-beitszeugnis an jeden Einzelnen auszugeben. Diese Refe-renzen haben sich in ganz vielen Fällen als Stellenöffner bei Bewerbungen herausgestellt.

Und so ganz nebenbei werden die Studierenden auf diese Wei-se Mitglied eines Netzwerks, in dem es für jeden, der sich als geeignet herausstellt, nach dem Examen auch eine Stelle gibt.

Prof. Dr. Hans Schwarz

Bast

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5treffpunkt campusfebruar 2011

Die Kampagne „change – Energiebewusst Handeln“ startete zum Jahresbeginn

„Drück mich zum Abschied!“Gute Vorsätze prägen oft den Beginn eines neuen Jahres. Der Wille ist groß, doch lei-der weiß man nur zu gut, dass die anfängli-che Motivation schnell verblasst. Die Hoch-schule hat sich für die nächsten Jahre zum Vorsatz gemacht, Energie zu sparen. Da-hinter steckt aber nicht nur eine fixe Idee, sondern ein gut durchdachtes Konzept. Die Kampagne „change – Energiebewusst Han-deln“ startete zum Jahresbeginn an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Der Ener-giemanager der Hochschule, Jens-G. Impe, sorgt dafür, dass dieses ehrgeizige Vorha-ben auch in die Tat umgesetzt wird.

Die Hochschule wächst und das nicht nur an Studierenden. Immer mehr Investitionen werden getätigt: Da wären zu-sätzliche Neubauten in Stendal, Erweiterungen bestehender Anlagen oder Zusatzausstattungen der Fakultäten und Neu-anlagen, wie z. B. das neue Kabelnetzlabor. Dadurch steigt der Energieverbrauch weiter an. 2.425.650 kWh an Elektroenergie verbrauchte die gesamte Hochschule im vergangenen Jahr. Das entspricht umgerechnet einem Verbrauch von ca. 680 Vier-Personen-Haushalten: ein erheblicher Kostenaufwand.

Zwei wesentliche Kostenfaktoren sieht Energiemanager Impe an der Hochschule: „Zum einen die hohe Spitzenlast in der Mittags-zeit, denn dann sind die meisten Mitarbeiter und Studierenden vor Ort, und eine hochgradige Auslastung von Hörsälen, Laboren und der Mensa kommt zustande. Zum anderen haben wir eine hohe nächtliche Grundlast, in der kein Lehrbetrieb stattfindet, aber viele Prozesse und Anlagen weiterlaufen müssen.“ Dazu kommen ansteigende Tarife ab 1. Januar 2011, wodurch sich die Kosten noch einmal um 42.000 Euro erhöhen. Das Budget der Hochschule werde aus öffentlichen Steuermitteln finanziert, er-klärt Impe, und diese seien nun einmal begrenzt.

Um Kosten einzusparen, sollen nun alle technischen Mög-lichkeiten genutzt und vor allem das Umweltbewusstsein der Studierenden und Beschäftig-ten der Hochschule geschult werden: „Jeder Einzelne ist ge-fordert, seinen ressourcen- und damit kosteneinsparenden Um-gang mit Energie zu überprüfen und auf sein Umfeld zu achten. Denken Sie auch einmal an Ihr Verhalten zu Hause“, appelliert der Energiemanager.

Durch energiebewusstes Han-deln können an der Hoch-schule bis zu neun Prozent der Wärmeenergie eingespart und der Stromverbrauch bis zu 18 Prozent gesenkt werden. Da-für müssen folgende Punkte beachtet werden:

1. PC- Technik, Drucker und Elektrogeräte nicht im Stand-by betreiben, sondern bei längerer Abwesenheit und zum Dienstschluss über eine abschaltbare Steckerleiste vom Stromnetz trennen,

2. Powermanagement am Einzel-PC und in IT-Pools einrichten und anwenden,

3. Licht beim Verlassen der Räume ausschalten,4. Stoßlüften statt Kipplüften (Heizung dabei ausstellen),5. Heizung auf optimale Raumtemperatur (21°C) einstellen.

Die Kampagne „change“ soll der Hochschule Magdeburg-Stendal helfen, zur energieeffizienten Hochschule zu werden. Das Ziel sei es, den hohen Standard in Lehre und Forschung auch bei weiterhin steigenden Studierendenzahlen, For-schungsleistungen und Kosten zu erhalten, um im Vergleich mit den anderen Universitäten und Hochschulen in Sachsen-Anhalt bestehen zu können.

In den ersten Wochen des neuen Jahres werden nun die Hochschulmitarbeiter und Studierenden mit einer Flyeraktion „Drück mich zum Abschied! – Energiebewusst Handeln“ auf-gefordert, das Thema Energieeinsparung offensiv anzugehen.

„Dazu gehört die Installation von abschaltbaren Steckerleisten ebenso wie das bewusste Aktivieren des Stromsparmodus tech-nischer Geräte in der Mittagspause und zum Feierabend“, er-klärt Jens Impe. Entsprechende Steckerleisten können mit einem vom Flyer abtrennbaren Gutschein abgeholt werden.

„Alle Mitarbeiter und Studierenden werden aufgefordert, durch eine bessere Kontrolle der Raumtemperaturen wäh-rend der Heizperiode und bedarfsgerechtes Lüften der Räume zur Energieeinsparung beizutragen“, so Jens Impe.

Weitere Angebote und Aktionen seitens des Energiemanagers an die Mitarbeiter und Studierende sollen helfen, energiebe-wusstes Handeln weiter in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Tanja Mattews

Energieverbrauch und Kostenentwicklung 2003 bis 2010 der HochschuleVerbrauchsprognose für 2011 (inkl. Strompreiserhöhung)

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6 treffpunkt campusfebruar 2011

Die Entscheidung zwischen seinem Master-Studienplatz und der Entwicklungsarbeit in einem der ärmsten Länder Mittelamerikas fiel Michael Holzmann (24) nicht sehr schwer. Der Absolvent des Bachelor-Studiengangs Wasserwirtschaft der Hochschule Magde-burg-Stendal ist seit Mitte November 2010 als Nachwuchsfachkraft technischer Berater für die Optimierung der Trinkwasserversor-gung in Catacamas im Osten von Honduras tätig. Im Rahmen des Nachwuchsförderungs-programms des ehemaligen Deutschen Ent-wicklungsdienstes (DED) hat er sich für ein einjähriges Stipendium qualifiziert. Der DED wurde zum 1. Januar 2011 mit der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Internationalen Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWent) zur Deut-schen Gesellschaft für Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) GmbH fusioniert.

Herr Holzmann, wie sind Sie zum Stipendi-um gekommen? Durch meinen Peruaufenthalt während des Studiums hatte ich Kontakt zur ehemaligen GTZ Peru. Dadurch bin ich auf die Entwicklungszusammenarbeit gekommen. Nach meiner Rückkehr aus Peru habe ich dann am Kompaktprogramm zur Internationalen Wasserwirtschaft der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.) teilgenommen. Dabei wurde auch das Nachwuchsprogramm des damaligen DED vorgestellt. Schon während meiner Ba-chelorarbeit im letzten Jahr habe ich mich dann auf die Stelle beim DED beworben. Im Vorfeld habe ich das Beratungsan-gebot des Career Centers der Hochschule genutzt, um meine Bewerbungsunterlagen zu optimieren.

Welche Unterstützung wird Ihnen als Ent-wicklungsstipendiat geboten? Vor der Ausreise fand eine dreiwöchige Vorbereitungsphase in der Vorbereitungsstätte für Entwicklungszusammenarbeit

in Bad Honnef bei Bonn statt. Dort habe ich viel dazugelernt – vor allem viele par-tizipative Arbeitsmethoden, zum Beispiel Mind Mapping und Mental Map unter Beteiligung der einheimischen Bevölke-rung. Vor Ort werde ich in fachlichen so-wie alltäglichen Fragen von einem Mentor unterstützt. Das Arbeitspensum für das Jahr habe ich anhand eines Arbeitsplans in den ersten Arbeitswochen gemeinsam mit der Partnerorganisation und dem Mentor erstellt. Außerdem zahlt die GIZ eine monatliche Aufwandsentschädigung und übernimmt sämtliche Versicherungs-leistungen sowie die Flugkosten.

Wie sieht Ihr Lebens- und Ar-beitsalltag in Honduras aus?

Ich erstelle gemeinsam mit dem kommunalen Wasserversor-ger eine Baseline Study zur aktuellen Wasserversorgung. An-hand derer können dann die Schwachstellen und Probleme in der Wasserversorgung ausfindig gemacht und Verbesse-rungsmöglichkeiten vorgeschlagen werden. Eines der größ-ten Probleme ist die fehlende technische Ausstattung – es gibt in der ganzen Stadt keinen einzigen Wasserzähler bzw. Durchflussmesser – und fehlende finanzielle Mittel. Hier fehlt es oft auch an notwendigem Know-how und ausreichend Fachkräften. Im Alltag kann man schnell die Freiheiten wie die Sicherheit, die man in Deutschland genießt, vermissen. Aber die unglaubliche Gastfreundschaft, die schöne Land-schaft und die Erfahrungen und Erlebnisse, die man wäh-renddessen macht, entschädigen dafür, sodass man gewisse Einschränkungen auch ganz gerne akzeptiert.

Warum haben Sie sich für den Entwick-lungsdienst in Honduras entschieden?Ich kann so zum einen helfen, die gegenwärtige Situation und das Leben im Land zu verbessern und mich andererseits auch selbst ausprobieren und neue Erfahrungen sammeln. Mir wurden von Anfang an verantwortungsvolle Arbeiten übertragen, in die ich mein Wissen aus dem Studium gut ein-bringen kann. Jedoch gibt es noch andere Herausforderungen wie die mangelnde Infrastruktur sowie technische Ausstat-tung und die Regenzeit.

Wie soll es nach der Rückkehr weitergehen?Wahrscheinlich werde ich nach meinem Auslandsjahr erst einmal den Master in Klimawandel und Wasserwirtschaft an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften nachholen, für den ich eigentlich schon im Sommer 2010 an-genommen wurde, bevor ich mich für die Arbeit in Honduras entschied. Danach würde ich gerne in der internationalen Zusammenarbeit bleiben. Aber mal sehen, wie es weitergeht, Pläne ändern sich ja bekanntlich schnell. Die Zeit vergeht, nur das Fernweh treibt.

Die Fragen stellte Anja Wrzesinski

Wasserwirtschaft-Absolvent Michael Holzmann engagiert sich in Honduras

Entwicklungsarbeit statt Master-Plan

Eva

Kles

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Nachwuchsmarkt brachte Absolventin Christin Kempka unerwartet ihren ersehnten Job

Jobsuche einmal anders

Jeder Absolvent kennt das: Das Studium ist vorbei und die heiße Bewerbungsphase be-ginnt. Die einen bekommen recht schnell einen Job, die anderen müssen lange flei-ßig Bewerbungen schreiben bis es endlich klappt. Bei Christin Kempka (25), Absolven-tin des Bachelor-Studiengangs Wirtschafts-ingenieurwesen der Hochschule Magde-burg-Stendal, lief es ganz anders ab: Sie musste ihren zukünftigen Arbeitgeber nicht suchen, sie wurde von ihm beim Nachwuchs-markt Sachsen-Anhalt gefunden. So hatte sie nur wenige Wochen nach ihrem Studie-nabschluss einen Job in der Tasche. Seit Au-gust 2010 arbeitet sie als Konstruktions- und Entwicklungsingenieurin bei der PT&B Silcor GmbH in Barleben, die Beschichtungen und Beschichtungsanlagen herstellt.

Frau Kempka, wie ging es nach dem Studi-um weiter?Ich wollte ursprünglich nach Rügen ziehen. Auf der Insel hat-te ich bereits ein Praktikum bei einem kleinen IT-Forschungs-institut gemacht. Eines seiner Partnerunternehmen wollte eine Stelle besetzen. Dort war ich auch in der engeren Wahl, habe jedoch eine Absage bekommen. Dann habe ich wieder angefangen, mich zu bewerben – diesmal jedoch vorwiegend in Magdeburg und der Region.

Warum haben Sie sich letztendlich für Mag-deburg und Umgebung entschieden?Ich bin in Magdeburg geboren und eine Zeit lang hier aufge-wachsen. Daher habe ich die Entscheidung hauptsächlich we-gen meiner Familie getroffen. Es ist eben meine Heimatstadt.

Wie sind Sie zu Ihrem jetzigen Job gekommen?Ich habe kurz nach der Absage von Rügen eine E-Mail vom Career Center der Hochschule bekommen, in der stand, dass sich eine Firma für mich interessieren würde. Das Unterneh-men PT&B Silcor hatte mein Profil auf dem Online-Portal

Nachwuchsmarkt Sachsen-Anhalt ge-sehen. Keinen Tag später hatte ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ich hatte von der Firma vorher nie etwas ge-hört. Das Vorstellungsgespräch lief sehr gut. Mir wurde angeboten, in der dar-auffolgenden Woche mit einem zweiwö-chigen Praktikum zu beginnen – mit der Option, ab 1. Oktober 2010, also im dar-auffolgenden Monat, eine Festanstellung zu erhalten. Seitdem bin ich in der Firma für die Konstruktion und Entwicklung von Beschichtungsanlagen zuständig.

Haben Sie damit gerechnet, dass Sie von einer Firma direkt angesprochen werden?Mich hat es sehr überrascht. Ich hatte in

mein Profil auf www.nachwuchsmarkt.de noch nicht einmal besonders viel hineingeschrieben, sondern alle Branchen offen gelassen und auch kein Anschreiben beigefügt – nur ein Foto und meine Zeugnisse. Mir war es zunächst wichtig, dass ich erstmal registriert war und gesehen wurde. Gerech-net habe ich damit jedoch nicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Chance erhalte, in dieser Richtung zu arbeiten. Gut vorstellen konnte ich es mir schon immer. Wir haben zwar Konstruktion und die dazugehörige Software CAD im Studi-um gelernt, aber ich bin eben doch kein Maschinenbauer, der das als Vertiefungsrichtung hatte. Ich habe lange gebraucht zu realisieren, dass ich jetzt diesen Job habe.

Wie sieht Ihr Aufgabengebiet im Unterneh-men aus?An manchen Tagen sitze ich am Computer und konstruiere Bauteile. An anderen Tagen hole ich Angebote ein und be-stelle die Bauteile. Oder ich bin an der Anlage, messe aus, baue diese Teile an die Maschinen an und helfe auch beim Beschichten. Momentan bauen wir beispielsweise eine Be-schichtungsanlage im Kundenauftrag. Derzeit mache ich das noch nicht alleine. In Zukunft soll ich Anlagen dieser Art je-doch selbstständig konstruieren.

Sie arbeiten in einem kleinen Unternehmen. Wie gefällt Ihnen das? Wir sind ein sehr kleines Team von sechs Mitarbeitern, verstehen uns alle gut und arbeiten eng zusammen. Diese familiäre Zusammenarbeit macht einfach mehr Spaß und bringt genügend Abwechslung. So kann ich auch mal Auf-gaben übernehmen, die eigentlich nicht zu meiner Stellen-beschreibung gehören. Ich bin ohnehin nicht der Typ, der gern jeden Tag das Gleiche macht. Die Fragen stellte Anja Wrzesinski

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8 treffpunkt campusfebruar 2011

Patrik Duller studierte ein Semester in Soria

Im Rollstuhl nach Spanien

Ein Auslandsaufenthalt während des Stu-diums bedarf einer ausreichenden und längerfristigen Organisation, aber vor al-lem auch zusätzlicher finanzieller Mittel. Diese Hürden müssen zunächst einmal ge-nommen werden. Doch die Zeit im Ausland macht die Bemühungen und den zeitlichen sowie finanziellen Aufwand oftmals wieder wett. Genauso war es auch bei Patrik Duller (27), Student der Fachkommunikation an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er war im Sommersemester 2010 in Soria und hat sich dort unter die spanischen Studieren-den gemischt. Ganz unauffällig blieb er da-bei jedoch nicht, denn seit früher Kindheit sitzt er im Rollstuhl.

Patrik hat sich mit seiner Behinderung arrangiert: „Ich ken-ne eben nichts anderes und außerdem hat es mich noch relativ gut getroffen. Ich bin ja ein vergleichsweise cleveres Bürschchen. Man studiert auch nicht einfach so, sondern muss etwas dafür leisten.“ Im Wintersemester 2009 wollte er deshalb auch wie seine KommilitonInnen das obligatori-sche Studium im Ausland wagen. Der Student konnte jedoch zunächst nicht in Spanien bleiben, da sich unvorhergesehene Komplikationen bei der Bereitstellung der Pflege und der be-hindertengerechten Einrichtung der Wohnung ergaben.

In den Folgemonaten konnten dafür jedoch insgesamt mehr als 11.000 Euro zusammengetragen werden. Vor allem das EU-Programm Erasmus, das neben den Mobilitätskosten zusätzlich auch Mittel für die Förderung von behinderten Studierenden bereitstellt, sowie das Sozialamt und das Amt für Ausbildungs-förderung unterstützten Patrik finanziell. Zahlreiche Helfer an der Hochschule Magdeburg-Stendal, wie die Erasmus-Koordina-

torin des International Office Nancy Brosig, die Betreuerin Gerlind de la Gruz im Fach-bereich Kommunikation und Medien, Professor Dr. Carlos Melches und der Behinder-tenbeauftragte Prof. Dipl.-Ing. Hellmuth Batel, waren an der Organisation betei-ligt. Auch die Gasthochschu-le unterstützte ihn mit aller Kraft. „Es war sehr kompli-ziert. Wir mussten vorher alles durchorganisieren, um die anfallenden Kosten und damit die Förderungssumme ermitteln zu können. Es war eine richtige Unternehmung, die wir da gemeinsam ge-stemmt haben“, berichtet Nancy Brosig rückblickend.

So konnte der 27-Jährige doch noch im anschließenden Sommersemester an der Univer-sidad de Valladolid in Soria studieren. Es sollte eine kleinere Stadt sein, da die täglichen Wege mit möglichst wenig Zeit-aufwand bewältigt werden sollten. Eine Großstadt wie Madrid kam daher nicht in Frage. Doch das störte ihn nicht, und er war froh, dass dem Auslandsaufenthalt nichts mehr im Wege stand: „Ich wollte unbedingt Spanien und die Lebensart der Leute er-leben und natürlich die Sprache verbessern. Ich finde, Spanisch ist eine der schönsten Sprachen, die es gibt.“

Um ihm den Alltag zu erleichtern, wurde an der Universität sogar ein Programm ins Leben gerufen. Bei diesem konnten sich Freiwillige melden, die bereit waren, ihn bei allen seinen Wegen zu begleiten. So kam jeden Tag jemand vorbei, um mit ihm beispielsweise ins Café, zu einem Konzert oder spazieren zu gehen. „So richtig freiwillig war es eigentlich nicht, denn sie haben Credits dafür gekriegt“, erzählt Patrik lachend. Zum Glück hatte er diese Unterstützung, denn die Infrastruk-tur in Soria schätzt er im Vergleich zu Deutschland als weni-ger behindertenfreundlich ein: „Ich möchte jetzt nicht lügen, aber ich kann mich an nur zwei Läden erinnern, in die ich reingekommen bin, ohne dass mich vorher jemand angekippt hat. Hier in Magdeburg fahre ich einfach in den Laden, da mache ich alles alleine. In Soria braucht man eigentlich im-mer Begleitung. Ich musste ein ganzes Stück Selbstständig-keit hergeben, das ich in Deutschland normalerweise habe.“

Die Zeit im Ausland möchte Patrik jedoch nicht missen, denn er hat seinen Wunsch erfüllen können, in Spanien zu studieren. Er ist froh, all das trotz Handicap verwirklicht zu haben: „Ich konnte mir selbst auch ein Stück weit beweisen, dass ich mit solchen Situationen umgehen kann. Das macht mich sehr stolz.“

Anja Wrzesinski

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9treffpunkt campusfebruar 2011

Deutschland hat eines der besten Gesund-heitssysteme. Finanzierbar scheint es den-noch nicht zu sein: Jedes Jahr kommen auf die Beitragszahler höhere Kosten zu. treff-punkt campus sprach mit Dr. Peter Rudol-ph, Vertretungsprofessor für Sozial- und Gesundheitsmanagement, über die Zukunft der medizinischen Versorgung.

Wie sieht das Gesundheitswesen der nähe-ren Zukunft aus?Zuerst zum Status quo: Wir werden immer älter. Die Ausga-ben im Gesundheitswesen werden in den nächsten Jahren also noch mehr steigen. Die Prognose für die kommenden 20 Jahre sieht wie folgt aus: Im stationären Bereich erwarten wir einen Mehrbedarf von 30 Prozent und bei den Pflege-leistungen eine Zunahme um bis zu 60 Prozent. Im gleichen Zeitraum sinkt die Zahl der Beitragszahler um 15 Prozent. Die Frage ist also, wer in Zukunft dieses System finanzieren soll. Deshalb kommen wir um Reformen, die den Einzelnen noch stärker mit in die Verantwortung nehmen, nicht umhin. Das muss von der Politik auch in aller Deutlichkeit kommuniziert werden, damit der hohe Standard unseres Gesundheitssys-tems langfristig gehalten werden kann.

Es müssen also unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Wie würde das aussehen?Vergleichbar ist das mit einem Flug: Fluggäste sind wir alle. Wir können jedoch entscheiden, ob wir Economy, Business oder First Class fliegen. Übertragen auf das Gesundheitssys-tem bedeutet das, dass jeder Bürger Anspruch auf eine (noch zu definierende) medizinische Grundversorgung hat. Darüber hinaus kann er jedoch entscheiden, ob er erweiterte Leistun-gen durch zusätzliche Beiträge in Anspruch nehmen möchte.

Im Moment sind Krankenkassenbeiträge mit 15,5 Prozent veranschlagt. Wird diese Zahl möglicherweise explodieren?Nicht nur möglicherweise, das wird passieren. Hochrech-nungen gehen davon aus, dass der Beitrag in den nächsten Jahren auf bis zu 20 oder 25 Prozent steigen kann. Das sind keine überraschenden Szenarien, wenn man beachtet, wie die demographische Entwicklung aussieht und wer zu den Beitragszahlern gehört. Im Hinblick auf die private und ge-

setzliche Krankenversicherung muss gesagt werden, dass Besserverdienende oder Selbstständige zum Teil nicht in das System einzahlen. Das sind natürlich Grundfesten, an denen zukünftig gerüttelt werden muss. Es wird zwar zu keiner Auf-lösung der privaten Krankenversicherungen kommen, aber auch diese sollten stärker zur Aufrechterhaltung des Solidari-tätsprinzips in die Pflicht genommen werden.

Inwieweit kann man im Gegenzug den im-mer höher werdenden Kosten entgegenwir-ken und wo gibt es Einsparungspotenziale?Einsparungspotenzial gibt es immer. Beispielsweise haben wir in Berlin mehr Magnetresonanztomographen (MRT) als in ganz Italien, im Raum Köln-Bonn stehen mehr Computerto-mographen (CT) als in Frankreich. Auch die Vermeidung von Doppeluntersuchungen muss angedacht werden. Wir wollen einen hohen Standard, aber wir müssen uns fragen, wie wir unsere Ressourcen effektiver einsetzen können.

Das erfordert auch ein Umdenken und eine Neuordnung der im Gesundheitsmarkt tätigen Berufsgruppen. Wenn wir über den Tellerrand hinaus blicken, gibt es am Beispiel USA das System der Betreuung durch arztnahe Berufe zu nennen. Auch in Deutschland werden sukzessiv die Weichen dafür gestellt. Neue Berufe und Qualifikationen entstehen, wie z. B. die nicht-ärztliche Praxisassistentin. Darüber hinaus wäre eine Überle-gung, das Bachelor-/ Mastersystem in der Medizin einzuführen.

Zu guter Letzt gilt es, die Prävention von Krankheiten und das Schaffen von gesundheitsfördernden Lebenswelten viel stärker in den Fokus zu rücken: Fitness, gesunde Ernährung – bereits in der Schulspeisung –, der Erhalt von physischer und psychischer Gesundheit sind die grundlegenden Voraussetzungen zum Er-halt der Gesundheit und ergo zur Einsparung von Kosten im Gesundheitswesen. Es muss ein Umdenken auf allen gesell-schaftlichen Ebenen stattfinden, weg von der Krankheits- und hin zur Gesundheitsorientierung. Nur mit mehr Geld im System werden wir die Finanzierung des Gesundheitssystems nicht sicherstellen können. Um diese Veränderungsprozesse aktiv voranzutreiben, braucht es z. B. die an dieser Hochschule aus-gebildeten Gesundheitsmanager.

Inwieweit lässt sich durch die hiesige Aus-bildung eine Verbesserung erreichen?Unsere Absolventen können in allen Bereichen, in denen das Thema Gesundheit eine Rolle spielt, eingesetzt werden. Ihre Stärke ist es, in interdisziplinären und multiprofessionellen Teams koordinierende und kooperierende Tätigkeiten wahr-zunehmen. Weiterhin können sie komplexe Aufgaben zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung und Struktu-ren in allen gesellschaftlichen Settings übernehmen. Sie sind durch die Studieninhalte geradezu prädestiniert, sich im Sin-ne der Gesunderhaltung und der Reformierung des Gesund-heitswesens aktiv in Veränderungsprozesse – vor denen wir aktuell stehen – einzubringen und einzumischen.

Die Fragen stellte Victoria Grimm

Interview mit Vertretungsprofessor Dr. Peter Rudolph

Weniger Krankenkasse für mehr Geld

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Antonio, Roberto und Paolo: So heißen die Protagonisten des Dokumentarfilms „Olio di Montefalco“. So typisch diese Namen für Italiener sind, so typisch ist das Olivenöl für Montefalco in Umbrien. Ein Team des Studi-engangs Journalistik/Medienmanagement drehte dort im September und November 2010 einen Dokumentarfilm über Oliven-bauern und die Herstellung von Olivenöl.

„Ich fühle mich nicht mehr gebraucht. Die Oliven waren doch mein Leben. Ich weiß gar nicht, was ich ohne meine Arbeit machen soll“, flüstert der 83-jährige Antonio und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Er verbrachte fast sein ganzes Leben im Olivenhain. Seit einem Jahr ist er nicht mehr in der Lage, den Strapazen der Ernte standzuhalten. Der Olivenhain wurde von der nächsten Generation übernommen.

Dem 24-jährigen Kleinbauern Roberto hingegen wurden seine Olivenbäume viel zu früh vererbt. Sein Vater starb, als er gerade mal 14 Jahre alt war. Seitdem ist er für Haus, Hof und Oliven verantwortlich. Sein Onkel hilft ihm bei der Pflege des Olivenhains. Wenn die Oliven reif sind, muss die ganze Familie mit anpacken, denn bei Roberto werden die Oliven noch von Hand gepflückt. Die Ernte wird dann mit Traktor und Hänger zum Familienbetrieb von Paolo Monti-oni gebracht. Paolo ist stolzer Besitzer einer Olivenpresse. Viele Kleinbauern aus der Region bringen tonnenweise reife Oliven in seine Frantoio – die Ölmühle – und verlassen den Hof anschließend mit vollen Behältern herrlich duftenden, frischgepressten Olivenöls.

Neben Interviews mit den Protagonisten in ihren Olivenhai-nen begleitete das Filmteam, bestehend aus vier Studen-tinnen aus dem dritten, fünften und siebten Semester, den

kompletten Prozess der Herstellung von Olivenöl. Von E bis Ö sozusagen. Von der Ernte bis zu den ersten Tropfen des frischen Öls.

Realisiert wurde dieses Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Axel Geiss, Dekan des Fachbereichs Kommunikation und Me-dien. Den Grundstein dafür hatte er bei einer früheren Italien-fahrt gelegt, bei der er den Olivenbauern Paolo kennenlernte: „Dass sich kleine Unternehmen wie das von Paolo auf dem hart umkämpften Markt und sogar international behaupten können, fasziniert mich. Bauern wie Paolo sind ein Beispiel dafür, dass man mit Hingabe und hoher Qualitität auch Kon-zernen die Stirn bieten kann. Das war für mich Motiv genug, das Filmprojekt zu entwickeln.“

Zwischen der Planung und der Realisierung des Projektes vergingen keine zehn Wochen. Ambitionierte und talentierte Studentinnen, die Interesse hatten, über das reguläre Pro-gramm hinaus an diesem spannenden Projekt zu arbeiten, waren schnell gefunden. Und das Kultusministerium gab grünes Licht, Frauenfördermittel aus einem anderen Projekt umzuwidmen.

Doch warum in die Ferne schweifen? Professor Axel Geiss ist überzeugt: „Auslandsprojekte sind für Studierende in den Bereichen Journalistik und Medienmanagement von großer Bedeutung. Solche Erfahrungen prägen das Weltbild im posi-tiven Sinne. Sie erweitern den Horizont, fördern die Professi-onalität und die Chancen im Beruf.“

Bei den Olivenbauern entsteht durch die Verarbeitung des Materials das Produkt Olivenöl. Für das Olio-Team wird das Produkt der Film sein. Doch bis es soweit ist, werden noch Wochen der Arbeit im Schnitt vergehen.

Kathrin Königl

Journalistik/Medienmanagement-Studierende drehten Dokumentarfilm in Italien

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11treffpunkt campusfebruar 2011

Das Internet ermöglicht uns heute, wovon wir gestern nur geträumt haben. Nicht nur die weltweite Kontaktpflege und Kommu-nikation in der Freizeit sowie im Beruf kön-nen so erleichtert werden. Auch die Hoch-schulen ziehen daraus ihren Nutzen. So konnte dank der virtuellen Möglichkeiten im Wintersemester 2010/2011 ein gemein-sames Projekt der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Johannes Kepler Universi-tät Linz umgesetzt werden. Die Methode, Lehrveranstaltungen durch Online-Medien miteinander zu verschränken, wird allge-mein auch als Cross-Teaching bezeichnet.

Unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Michael A. Herzog nahmen auf deutscher Seite etwa 140 Studierende des Direktstudiengangs Betriebswirtschaftslehre am Cross-Teaching-Projekt „Business & Internet“ teil. Auf österreichischer Seite waren es circa 40 Interessierte der Studiengänge Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsinformatik. Dort koordinierte Dr. Elisabeth Katzlin-ger-Felhofer das gemeinschaftliche Arbeiten. Die beiden Do-zenten hatten immer ein Auge auf die Bearbeitung der Aufga-ben. In Linz gab es sogar E-Tutoren, die während des Projektes die Gruppenarbeit unterstützten. „Die Aufgabenstellung bein-haltete, dass die Studierenden standortübergreifend – vier von uns, zwei aus Linz – selbst gewählte oder auch vorgegebene Fallstudien aus dem E-Business erarbeiten mussten. Das Resul-tat war ein Vortrag. Insgesamt waren es dreißig Gruppen, aber nicht in jeder Gruppe gab es Studierende aus Linz. Das wurde meist sehr bedauert“, erklärt Michael A. Herzog.

Um die Lehrveranstaltungen aufeinander abzustimmen, ent-wickelte Professor Herzog seine Vorlesung weitestgehend neu. Auch das Vorlesungsmaterial in Linz wurde angepasst.

So entstanden aufeinander bezogene Inhalte, sodass das Material ausgetauscht werden konnte. Foren, Chats, Video-kommunikation via Skype und Adobe Connect, Wiki – eine Art Wikipedia-Seite, auf der man gemeinschaftlich Tex-te verfassen kann – und die Lernplattform Moodle wurden eingesetzt, um die Stendaler und Linzer Studierenden zu-sammenzubringen und die Se-mesteraufgabe gemeinsam um-zusetzen. Häufig und vielfältig wurden dabei die asynchronen Medien wie Wiki und das Forum genutzt. Mühsamer waren die Terminabstimmungen zur syn-chronen Kommunikation, da die Veranstaltungen auch zeitlich versetzt abliefen.

Für die Lehrveranstaltung arbeiteten nicht nur die Studie-renden virtuell zusammen. Es wurden ebenso Vorlesungen, sowohl in Linz als auch in Stendal, aufgezeichnet, ausge-tauscht und für alle Teilnehmer verfügbar gemacht. Doch es blieb nicht nur bei der Zusammenarbeit via Internet. Über das Erasmus-Programm konnte auch ein Dozentenaustausch organisiert werden. Beide Lehrende besuchten jeweils für einige Tage die Partneruniversität, kamen miteinander ins Gespräch und hielten Vorlesungen. Professor Herzog ist sich sicher: „Das Ganze war für uns recht aufwendig. Mit dem Konzept haben wir jedoch eine höhere Qualität der Lehrver-anstaltung erreicht und konnten eine hohe Motivation für die Studierenden schaffen, ihre elektronische Medienkompetenz weiter zu entwickeln. Auch die interkulturelle Sicht auf die Themen wurde angeregt. Wir haben versucht, Zusammenar-beit in einer globalisierten Welt umzusetzen, wie es in Unter-nehmen auch der Fall ist.“ Dr. Elisabeth Katzlinger-Felhofer gefiel das gemeinsame virtuelle Projekt ebenso: „Für mich waren der Austausch und die Zusammenarbeit sehr berei-chernd, sowohl im Hinblick auf das Kennenlernen von unter-schiedlichen Bildungseinrichtungen als auch die fachliche Zu-sammenarbeit. Michael Herzog kommt von der technischen Seite, ich bin Wirtschaftswissenschaftlerin.“

Ob das Cross-Teaching fortgeführt werden kann, steht noch in den Sternen, denn im Curriculum der Stendaler BWL-Stu-dierenden hat es Kürzungen gegeben. Die Kooperation über die Landesgrenzen hinaus wird trotzdem weiterhin Bestand haben – in Form einer Begleitforschung der beiden Dozenten über Online-Lernen. Das Pilot-Projekt mit den Stendaler und Linzer Studierenden hat hierfür schon einige fundierte empi-rische Ergebnisse geliefert.

Anja Wrzesinski

Gemeinsames Cross-Teaching-Projekt in Stendal und Linz

Über die Landesgrenzen hinaus

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Mareike Schulze studiert im fünften Semes-ter Angewandte Kindheitswissenschaften in Stendal. An sich ist das nichts Außerge-wöhnliches. Bis man ihre Mutter kennen lernt, Petra Schulze, die im zweiten Semes-ter im berufsbegleitenden Studiengang Bil-dung, Erziehung und Betreuung im Kindesal-ter – Leitung von Kindertageseinrichtungen eingeschrieben ist.

„Ich bin Quereinsteigerin in meinem Beruf, ursprünglich wollte ich mit Jugendlichen arbeiten“, erzählt Mareikes Mutter über ihren Werdegang. 1987 begann sie ihre Berufsausbildung zur Er-zieherin in Jugendheimen, dann kam die Wende. Zwei Jahre spä-ter erhielt sie ihren Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin. In die Betreuung von kleineren Kindern ist sie reingerutscht, ihre Arbeit in einem Spielkreis in Niedersachsen führte sie schließlich zur Kindertagesstätte Bonese im Landkreis Salzwedel, wo sie seit nunmehr 16 Jahren arbeitet. Weil sie als Leiterin einer KITA noch mehr über die Erziehung von Kleinkindern wissen wollte, hat sie sich über Studienmöglichkeiten informiert.

Bei ihrem Wunsch zu studieren, bestärkte ihre Tochter sie und stand ihr beim Einstieg ins Studium zur Seite. Eine große Hil-fe ist sie ihr auch jetzt noch: Da heißt es Nerven beruhigen, wenn die Mutter vor ihrem ersten Referat aufgeregt ist. „Mei-ne Tochter ist mir ein großes Vorbild. Sie macht im Studium viele Dinge besser als ich. Da kann ich von ihr noch so einiges lernen, gerade im Hinblick auf das Schreiben von Hausarbei-ten. Ich mache viele Sachen auf den letzten Drücker, und sie ist immer sehr strebsam. Bei einer Note 2 ärgert sich Mareike, ich freue mich darüber“, sagt die 43-Jährige und fügt hinzu: „Beim Studium ist mir vor allem wichtig, etwas zu verändern und neue Ideen in die Arbeit einzubringen, auch für die Kolle-gen.“ – „Und für die Kinder“, ergänzt Mareike.

Bei so viel Gesprächsstoff rund um Studium und Kinder hat der einzige Mann im Haus manchmal das Nachsehen. Wenn es beim Abendbrot um die Rolle von Männern in der Kin-derbetreuung geht, prallen weibliche und männliche Welten aufeinander. Dann muss der Vater davon überzeugt werden, dass die Betreuung von Kindern mehr erfordert als nur „Er-ziehungstanten“ und der Beruf auch für Männer attraktiver sein sollte. Dabei sehen Mutter und Tochter die Gesellschaft in der Pflicht: „Die Berufsgruppe verdient mehr Anerkennung – auch finanziell. Frühkindliche Bildung ist wichtig für die Zukunft“, erklärt Mareike. Doch der Haussegen hängt durch solche Diskussionen bei Familie Schulze nicht schief.

Im Februar werden Mutter und Tochter für längere Zeit getrennt sein, Mareikes im Studium vorgesehener Auslandsaufenthalt steht an. Nur zieht es sie nicht wie andere KommilitonInnen nach Afrika oder Asien. „Lieber nicht so weit weg“, sagt sie dazu. Stattdessen geht es für Mareike für ein Praktikum ins Kin-derbüro Graz. Ein Trostpflaster gibt es für die beiden dennoch: Im nächsten Semester könnten Mutter und Tochter gemeinsam ein Seminar besuchen. Für einen Pädagogik-Kurs wird überlegt, dass Studierende aus den Bereichen der Kindheitswissenschaften und Kindertageseinrichtungen erstmals gemeinsam lernen sollen. Für Mareike ist das kein Thema: „Zusammen ein Seminar be-suchen? Kein Problem. Viele meiner Kommilitonen wissen, dass meine Mama hier studiert.“ Spannend findet sie den Austausch mit Studierenden, die bereits jahrelang im Beruf sind. Schon jetzt verbringt Mareike viel Zeit in der KITA ihrer Mutter, um prakti-sche Erfahrungen zu sammeln. Eine berufliche Zusammenarbeit können sich die beiden gut vorstellen. Und vielleicht entsteht bald etwas Außergewöhnliches, wenn Mutter und Tochter auch nach dem Studium gemeinsame Wege gehen.

Victoria Grimm

In Stendal gehen Mutter und Tochter gemeinsam durch das Hochschulstudium

„Du schaffst das schon, Mama!“

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Studie „Die NPD in den Kreistagen Sachsen-Anhalts“

Kreistage als PropagandabühneBereits 2010 wurde die Broschüre „Die NPD in den Kommunalparlamenten in Sachsen-Anhalt“ der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein Projekt der Landeszentrale für politische Bil-dung und der Hochschule Magdeburg-Sten-dal unter Leitung von Prof. Dr. Roland Roth.

Die vorgestellte Publikation ist eine sozialwissenschaftliche Expertise zum Agieren der rechtsextremen Nationaldemo-kratischen Partei Deutschlands (NPD) sowie zu den Reaktio-nen und Gegenstrategien der demokratischen Fraktionen in drei ausgewählten Kreistagen des Landes Sachsen-Anhalt. Sie stellt einen relevanten Beitrag zur aktuellen Rechtsext-remismusforschung dar. Ferner liefert sie praktisch-politisch hilfreiche Erkenntnisse über angemessene Handlungsstra-tegien im Umgang mit dieser rechtsextremen Partei in kom-munalen Gebietskörperschaften.

Grundlage der Erstellung der Expertise waren die Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das sich auf drei Kreistage bezog:

Burgenlandkreis (Sitz des Kreistages: Naumburg), Landkreis Harz (Halberstadt) und Salzlandkreis (Bernburg).

Die drei Autoren (neben Roland Roth sind das Pascal Begrich und Thomas Weber) erklären im Vorwort das Ziel ihrer Arbeit: „Mit dieser Studie verfolgten wir das Ziel, die parlamentari-sche Praxis der NPD in drei ausgewählten Kreistagen Sach-sen-Anhalts längerfristig zu untersuchen, um so – unabhän-gig von konjunkturellen Schwankungen in der öffentlichen Wahrnehmung des Rechtsextremismus – Aussagen über die Umsetzung ihrer politischen Strategie treffen zu können. Die zunehmende Präsenz rechtsextremer Mandatsträger stellt eine Herausforderung dar, der sich die demokratischen Par-teien in den Städten und Gemeinden stellen müssen.“

Die Studie geht ausführlich darauf, mit welchen Mitteln Kom-munalpolitiker auf die NPD reagieren können, um dieser Par-tei die Kreistage nicht als Propagandabühne zu überlassen.

Die Studie ist als Datei auf der Hochschulwebseite verfügbar. pm

Unter dem Motto „Nachhaltige Lösungen für die Umwelt“ war die internationale Fachmes-se für Umwelttechnik und -dienstleistungen TerraTech Ende Januar in Leipzig Treffpunkt für Fachleute aus dem In- und Ausland. Mit dabei: Ingenieure und Wissenschaftler der Hochschule Magdeburg-Stendal.

Erstmals fand auf der TerraTec eine Innovationsschau zum Thema „Neue Einsatzgebiete für biobasierte Werkstoffe“ statt. Biowerkstoffe haben längst ihre technische Reife nach-gewiesen, sodass es inzwischen möglich ist, eine Vielzahl von Produkten daraus herzustellen. Die von den Wissenschaftlern

und Ingenieuren der Hochschule Magdeburg-Stendal in Zusammenarbeit mit Unternehmen hergestellte Produktpalette reichte von A (Au-tomobil) bis Z (Zaun). Sie zeigten technische Ar-tikel aus naturfaserverstärkten Verbundwerk-stoffen wie Stellelemente für Pflegebetten oder Türträger für PKW. Darüber hinaus wurden Gebrauchsgegenstände aus Biopolymeren wie Spitzer für Kosmetikstifte und erstmals Schuh-spanner aus Biowerkstoffen vorgestellt.

Sprecher des Kompetenznetzwerks für Ange-wandte und Transferorientierte Forschung (KAT) Dr. Peter Gerth, der selbst einen Großteil der Ent-wicklungen begleitet, ist mit dem Erfolg der Messe sehr zufrieden. Neben dem allgemeinen Interesse der Besucher an nachhaltigen Materialien wurden

mehr als 20 Fachgespräche zu konkreten Anwendungsmöglich-keiten geführt. Insbesondere die Kontakte zu Unternehmen und Wirtschaftsverbänden waren für die Ausrichtung der zukünftigen anwendungsorientierten Arbeiten von großer Bedeutung. Mit zwei kleinen und mittelständischen Unternehmen wurde die Herstellung von Produktmustern aus Biowerkstoffen „made in Magdeburg“ vereinbart.

Die Sonderschau wurde vom Merseburger Innovations- und Technologiezentrum (mitz) in Zusammenarbeit mit dem Mittel-deutschen Netzwerk Rapid Prototyping (enficos) organisiert.

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Kompetenzzentrum Nachwachsende Rohstoffe präsentierte erfolgreich auf der TerraTech

Biobasierte Werkstoffe im Kommen

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14 treffpunkt campusfebruar 2011

Studierende der Wasserwirtschaft beim Praktikum in Kuba

Nachhaltige Ingenieurtätigkeit

Kuba ist nicht nur das Land von Zigarren, Rum und traumhaften Stränden, sondern bietet auch interessante wasserwirtschaft-liche Projekte. Im September 2010 begann für die fünf Studierenden Nico Schulze, Nick Täschner, Sebastian Dirks, Joris Herrmann und Kevin Stauch, Studierende des Fachbe-reichs Wasser- und Kreislaufwirtschaft im fünften Semester, ein Pflichtpraktikum der besonderen Art. Sie entschieden sich, ihr Praxissemester auf Kuba an der Universität Oscar Lucero Moya in Holguin zu absolvie-ren, welche im Süden der Insel liegt.

Zwischen der Universität Holguin und der Hochschule Mag-deburg-Stendal besteht auf Initiative von Professor Burkhard Kuhn seit Jahren eine Zusammenarbeit, welche auf einem Kooperationsvertrag basiert.

In Kuba gibt es unter anderem Probleme mit einer kontinu-ierlichen Wasserversorgung. „Es fehlen in großem Maße ge-

eignete Systeme zum Sammeln, Ableiten und Reinigen der Abwässer“, beschreibt Kevin Stauch die dortigen Bedingun-gen. Aufgaben der Magdeburger Studierenden waren unter anderem die Analyse eines chemisch belasteten Flusses und die Ideenfindung für dessen Renaturierung. Ebenso erstellten sie Konzepte für Kläranlagen zur Verbesserung der Abwasser-situation, die auf positive Rückmeldung der Universität stie-ßen und auf deren Umsetzung die Studierenden jetzt hoffen.

Der Aufenthalt ermöglichte ihnen, Land und Leute kennenzu-lernen, einen freundschaftlichen Kontakt zu den kubanischen KommilitonInnen aufzubauen und die Landschaft Kubas zu erforschen. Das Praxissemester war für die fünf jungen Leute eine interessante Lebenserfahrung: Wichtig war für sie, nach-haltige Ingenieurtätigkeit geleistet und internationale Be-ziehungen geknüpft zu haben. Im Februar geht der deutsch- kubanische Wissensaustausch in die nächste Runde, wenn vier Studierende aus Kuba für acht Monate an die Hochschule Magdeburg-Stendal kommen werden.

Victoria Grimm

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treffpunkt campusHerausgeber: Der Rektor der Hochschule Magdeburg-StendalISSN 1614-8770Redaktion: Norbert Doktor (verantwortlich), Victoria Grimm, Anja Wrzesinski,Tanja Mattews, Kathrin Königl, Antje MutzeckLayout und Bildredaktion: Bastian EhlDruck: Quedlinburg Druck GmbHAuflage: 3.000Titelfoto: Bastian EhlFür namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Diese Beiträge gebennicht unbedingt die Auffassung der Redaktion wieder. Kürzungen behält sich die Redaktion vor.

Hochschule Magdeburg-Stendal – PressestelleBreitscheidstraße 2, 39114 MagdeburgFon: (0391) 886 41 44 Fax: (0391) 886 41 45Web: www.hs-magdeburg.de E-Mail: [email protected]

Redaktionsschluss für dienächste Ausgabe: 14. März 2011

Offizieller Förderer:

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Wasserwirtschaft-Student Kevin Stauch bei der Arbeit am Fluss auf Kuba.

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Am 19. Januar 2011 konnte man sich an der Hochschule Magdeburg-Stendal auf eine Reise durch die Welt begeben. Zum dritten Mal wurde innerhalb des Tutorium Inter-nationales ein Länderabend veranstaltet. Rund 150 Gäste kamen zu Besuch. In meh-reren Räumen im Haus 1 erwarteten sie Prä-sentationen über verschiedene Länder und kulinarische Köstlichkeiten.

Das Tutorium Internationales bringt Studierende aus unter-schiedlichen Ländern zusammen. In diesem Semester waren es insgesamt 30 aus Spanien, Belgien, Frankreich, Rumänien, China, Italien und Deutschland. Die Studierenden bringen sich dabei ihre verschiedenen Kulturen näher und verbessern ihre Deutschkenntnisse. Jeder musste während des Semesters einen Vortrag über sein Land halten. „Das Ziel des Tutoriums ist dieser Länderabend, den wir im Laufe des Semesters orga-nisiert haben“, erzählt Sabine Füssel, die betreuende Tutorin. Zusammen mit den studentischen Hilfskräften Jana Dornfeld und Sarah Rohrmoser hat sie den Länderabend geplant und durchgeführt. Die Belohnung für die Teilnehmer des Tutori-ums waren drei Credits für ihren Bachelor-Abschluss und vor allem die zahlreichen Besucher: „So viele wie in diesem Jahr waren es noch nie“, weiß Sabine Füssel.

Auf drei Etagen des Fachbereichgebäudes Kommunikation und Medien stellten sich die sechs Länder vor. Durch Präsen-tationen und Gespräche mit den Studierenden lernte man In-teressantes über die Länder, das Leben und die Bewohner. Vor allem nationaltypische Gerichte wurden von den Besuchern mit Begeisterung gekostet. Es gab chinesische Maultaschen, rumänische Polenta, belgische Schokolade, italienische Bru-schetta, französischen Quiche Lorraine oder spanische Tortil-las. Bei einem Spanien-Quiz konnten die Besucher zusätzlich noch ihr Wissen über das Land unter Beweis stellen und wer Lust hatte, konnte ein original chinesisches Namensschild mit nach Hause nehmen.

Tanja Mattews

Internationaler Länderabend

Eine Reise durch die Welt

campusgeflüsterMartin Guenther ist 22 Jahre alt und studiert Wirtschaftsingenieur-wesen im fünften Se-mester am Standort Magdeburg.

Warum hast Du Dich für ein Studium an der Hochschule ent-schieden?Ich wollte schon immer stu-dieren. Allerdings war ich mir nie sicher, in welche Richtung es gehen soll. Ein Studium, was mir Spaß macht und mich interessiert und wo ich später gute Berufschancen habe, das waren die einzigen Vorstellungen. Außerdem wollte ich nicht unbedingt weg aus Magdeburg, da hier meine Freundin und fast meine gesamte Familie wohnen. Magdeburg ist eine schöne Stadt und die Struktur eines Fachochschulstudiums mit festen Vor-lesungsplänen liegt mir mehr, glaube ich.

Was gefällt Dir besonders an der Hochschu-le Magdeburg-Stendal?Natürlich die Lage im Grünen. Die Vorlesungsräume bzw. -säle sind meiner Meinung nach gut ausgestattet. Alles ist et-was persönlicher, in meinen Kursen sind höchstens 60 Leute. Man kennt sich, und ich kann jeden Tag nach Hause fahren.

Was würdest Du verbessert haben wollen?Ich hätte gern mehr praxisbezogene Arbeit und Vorlesun-gen. Die Möglichkeit für themenbezogene Praktika besteht zwar an der Hochschule, wird aber meiner Meinung nach zu wenig genutzt.

Wie motivierst Du Dich zu lernen?Ich versuche an die Zukunft zu denken. Ich möchte einen guten Abschluss erreichen, um dann gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Ich will mir später meinen Beruf aus-suchen können und nicht umgekehrt.

Bald sind Semesterferien. Hast Du schon Pläne? Nein, noch nicht wirklich. Ich habe leider noch eine Prüfung offen, die ich dann voraussichtlich im April schreiben werde. Also werde ich die Ferien wohl oder übel zum Lernen nutzen müssen. Ansonsten eventuell ein bisschen arbeiten und na-türlich vom anstrengenden Semester ausspannen.

Die Fragen stellte Kathrin Königl

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Der erste Auszubildende der Hochschule

Ein FAMI in der Bibo

FAMI – Was das wohl ist? Diese Abkürzung gebrauchen die Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste für sich. Seit 1. Au-gust 2010 ist Fabian Witter einer von ihnen. Er absolviert eine dreijährige Ausbildung zum FAMI in der Bibliothek an der Hochschu-le Magdeburg-Stendal und ist der erste Aus-zubildende an der Einrichtung überhaupt.

Fabian Witter stellt gerade ausgeliehene Videos zurück in die Mediathek. Sehr sorgfältig widmet er sich seiner Aufga-be. Nun sind schon einige Monate seiner FAMI-Ausbildung vorbei und da drängt sich die Frage auf, ob er sich das alles so vorgestellt hat. „Ja schon. Ich hätte aber gedacht, dass es durch das Büchertragen körperlich anstrengender ist, aber dafür gibt es hier die Wagen, mit denen wir die Bücher hin und her fahren. Außerdem werde ich sehr behutsam behan-delt, wie ein Küken, da probiere ich noch herauszuwachsen“, erklärt der 16-Jährige selbstbewusst.

Mehr als 35 Bewerbungen hatte der junge Mann geschrie-ben, um sich einer Büroausbildung nach dem Realschul-abschluss zu widmen. Mit den Worten „kein handwerklich begabter Typ“ zu sein, begründet er diesen Weg. Da er in den Ferien 2009 bereits ein freiwilliges Praktikum in der Gemeindebibliothek in Barleben absolvierte, war er Feuer und Flamme für die FAMI-Ausbildung in der Hoch-schulbibliothek. Auch Ursula Böhm, Ausbildungs- und Bi-bliotheksleiterin, war im Bewerbungsgespräch von Fabian Witter überzeugt und so ist er der erste Auszubildende der Hochschule. Frank Richter, der Kanzler der Hochschule Magdeburg-Stendal, wünschte Fabian Witter einen erfolg-reichen Start. Er zeigte sich erfreut darüber, dass sich die Hochschule der Ausbildungsaufgabe stellt und bedankte sich bei den Kolleginnen für die Bereitschaft, die Betreu-ung des Auszubildenden zu übernehmen.

Nun kommt der in Barleben Wohnende jeden Morgen mit dem Rad zur Hochschule, checkt im Büro, welches er sich mit Monika Hummel teilt, seine E-Mails und begibt sich dann in den Ausleihbereich der Bibliothek. „Zu meinen Aufgaben gehören nicht nur das Einsortieren der Bücher und die Ausleihe von Lektüre an die Bibliotheksnutzer, sondern auch neue Signaturen für diverse Publikationen zu schreiben oder Loseblattsammlungen zu ordnen.“ Das theoretische Wissen wird ihm im Berufsschulzentrum Son-dershausen vermittelt. Fächer wie Wirtschaft/Verwaltung/Rechtswesen, Sozialkunde, Erfassen und Erschließen oder Titel Aufnehmen bestimmen dabei seinen Alltag. Das, was er in der Berufsschule lernt, wird dann im Arbeitsleben an-gewandt. So werden erst im Laufe der Ausbildung noch an-dere Tätigkeiten auf Fabian Witter zukommen.

Neben der FAMI-Ausbildung holt er in Sondershausen seinen Fachoberschulabschluss nach. Die zusätzlichen Stunden sind manchmal ganz schön anstrengend. Will er später auch studieren? „Nach meiner Ausbildung werde ich für ein Jahr übernommen und dann muss ich sehen, ob ich im Anschluss gleich einen Job finde. Als Fachange-stellter für Medien- und Informationsdienste kann ich in den Bereichen Archiv, medizinische Dokumentation, Me-dien- und Informationsdienstleistungen oder Beschaffung und Recherchieren Fuß fassen. Falls das nicht klappt, stu-diere ich vielleicht noch Musik.“ Denn Musik ist die große Leidenschaft des Auszubildenden. Seit er drei ist, spielt er Schlagzeug und seit seinem fünften Lebensjahr Gitarre. Im Sax’n Anhalt Orchester hat er die leitende Funktion des Schlagzeugs inne. Eine verantwortungsvolle Aufgabe – koordiniert er hierbei die Schlaginstrumente im Ensemble. Ein anderes Hobby ist, wie sollte es anders sein, das Lesen. Mit zwölf Jahren hat er die Bücherwelt für sich entdeckt. Sein Lieblingsbuch: eine Biographie von Eric Clapton.

Antje Mutzeck

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Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Bei dem Angebot des Hochschul-sports heißt das genau auf dem Rücken von Warmblütern, Haflingern, Lusitanos, Fjord-Pferden oder auch Kaltblütern. Trainings-ort ist die Reitanlage Gerwisch nahe Mag-deburg. Das „Sportgerät“ ist lebendig und bedarf deshalb besonderer Pflege.

Nur sechs Reitschüler sind in einer Gruppe. Dadurch sei es möglich, auf jeden Einzelnen einzugehen, erklärt Reitlehrerin und Eigentümerin der Pferde- und Erlebniswelt Gerwisch Ale-xandra Eichholz. Zusammen mit ihrem Freund Denis Weiser hat sie diesen übernommen. „Unser persönlicher Auftrag ist es, das Bild der ‚alten und vor allem strengen Schule‘, wie es noch in vielen Köpfen steckt, zu ändern. Wir wollen Wissen vermitteln, mit Sachlichkeit und Kompetenz und vor allem durch einen freundlichen Umgang“, betont Weiser.

Die Gruppen sind nicht wie bei anderen Sportarten getrennt in Hochschulmitarbeiter und Studierende, sondern ge-mischt. Aber das ist das Faszinierende an diesem Sportan-gebot, weiß die 61-jährige Irmtraud Kaatz, Sachbearbeiterin für Finanzen an der Hochschule Magdeburg-Stendal: „Vom Professor bis zum Studenten sind alle gleich und jeder ver-sucht mit dem ‚lebenden Sportgerät‘ klar zu kommen.“ Gerade, dass es sich um ein ‚lebendes Sportgerät‘ handelt, muss man sich bewusst vor Augen führen. Deshalb müssen die Reitschüler immer eine halbe Stunde vor Unterrichts-beginn vor Ort sein, um das Pferd vorzubereiten. So trägt man als Reiter auch immer ein Stück Eigenverantwortung für das Pferd. Es ist eben nicht nur Sport für den Menschen, sondern auch für das Tier.

Das Highlight ist immer der Ausritt am Semesterende. Und wenn es das Wetter dann erlaubt, steht auch einem kurzen Bad samt Pferd und Reiter im nahe gelegenen See nichts im Wege.

Tanja Mattews

campusgeflüsterSandra Verwohl ist 28 und kommt aus Braunschweig. Die kaufmännische Ange-stellte arbeitet bei dem Automobilzulieferer Bosch und absolviert ein Fernstudium am Stand-ort Stendal. Aktuell ist sie im dritten Semes-ter des BWL-Master-studiengangs.

Warum hast Du Dich für ein Studium an der Hoch-schule entschieden?Das war ein Tipp meiner besten Freundin. Sie hat dort zuvor ihr Diplom über ein Fernstudium gemacht. Ich bin also durch Empfehlung auf das Fernstudium in Stendal gekommen.

Warum hast Du ein Fernstudium begonnen?Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung gemacht, weil ich zunächst etwas Bodenständiges lernen wollte, um dann dar-auf aufzubauen. Für mich kam ein Vollzeitstudium nie in Fra-ge, vor allem in Bezug auf den finanziellen Aspekt. Ich wollte mir mein Studium selbst finanzieren und meine Eltern damit nicht belasten.

Was gefällt Dir besonders an der Hochschule?Bei unterschiedlichen Fernstudiengängen hat man häufig einen Ortswechsel bei den Vorlesungen. Das ist in Stendal nicht der Fall und das kommt mir als „Gewohnheitstier“ sehr entgegen.

Was könnte man verbessern?Die Studienbedingungen finde ich generell in Ordnung. Le-diglich die Korrekturphase bei Hausarbeiten und Klausuren dauert mir bei einigen Dozenten zu lange.

Bald ist Prüfungszeit. Wie schaffst du es ne-ben der Arbeit zu lernen?Ich lerne nach Feierabend oder am Wochenende, mache ge-zielt vorab Überstunden oder nehme mir gelegentlich einen Urlaubstag, um effektiv lernen zu können.

Hat sich Dein Bachelor-Studium schon positiv auf Deine Arbeitsbedingungen ausgewirkt?Absolut. Ich bekam innerhalb eines Jahres nach Abschluss des Bachelor-Studiums einen besser bezahlten Job. Und auch jetzt führe ich immer wieder Gespräche darüber, wie ich mei-nen zukünftigen Master-Abschluss gezielt einsetzen kann.

Die Fragen stellte Kathrin Königl

Hochschulsport Reiten

Sport zu zweit

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Das Hausmeisterduo am Stendaler Campus hilft, wo es nur kann

Ein eingefuchstes Team

Als ich um 9 Uhr in den Regionalzug nach Stendal steige, ist bei den Hausmeistern in der Osterburger Straße der größte Stress schon vorbei. Andreas Hintzkes und Norbert Knokes Arbeitstag beginnt bereits um 7 Uhr. Damit der Studienbetrieb reibungslos star-ten kann, müssen alle 30 Seminarräume auf Vordermann gebracht, mit neuem Material versorgt, und die Kopierer überprüft werden.

„Manchmal passiert es, dass sich nach einem Wochenende – wenn die Seminare der berufsbegleitenden Studiengänge stattfanden – 20 Pizzakartons in einem Raum stapeln. Naja, die haben ja auch Hunger, wenn sie den ganzen Tag hier sitzen“, sagen die beiden 47-Jährigen verständnisvoll, die nicht an der Hochschule, sondern bei einer Fremdfirma, der Magdeburger Grundstücks- und Immobilienservice GmbH, angestellt sind.

9 Uhr: Das Gröbste ist geschafft, Zeit für eine kleine Pause. „Wir sind Mädchen für alles“, sagt Andreas Hintzke, der seit 2006 hier beschäftigt ist. In diesem Sommer wird die Vergabe der Hausmeisterei neu ausgeschrieben. „Wir werden definitiv im Juli die Kündigung bekommen“, so der zweifache Vater Hintzke, „weil die Firma dann noch nicht weiß, ob sie den Zuschlag für einen weiteren Auftrag bekommt. Alle vier Jahre wird der Auf-trag neu ausgeschrieben. Im Sommer wird entschieden“, weiß Hintzke, der zuvor 16 Jahre bei der Stendaler Wohnungsbauge-nossenschaft gearbeitet hat. Er nimmt es aber gelassen: „So ist es nun mal, daran können wir nichts ändern.“

Ihre Arbeit machen beide sehr gerne. „Wir sind hier so ein biss-chen die Mütter und helfen auch, wenn bei einem Studenten mal der Schlüssel im Fahrradschloss abgebrochen ist“, erläu-tert Knoke seine Arbeit. Die Atmosphäre ist „tip-top“, auf dem Stendaler Campus wird alles freundschaftlich geregelt, „wir werden akzeptiert und haben sehr viele Freiheiten in unserer Arbeit“, so Hintzke. Auch das Verhältnis zur Verwaltung, den Dozenten und den Studierenden sei sehr gut.

So werden die beiden aktiv in Verbesserungs-maßnahmen einbezo-gen und können auch Vorschläge einbringen: Aschenbecher vor den Häusern, Sitzbänke aus Eisen für den Sportplatz, Wegweiser auf dem Campus. „Hier soll alles in Ordnung sein, das war nicht immer so“, erzählt Norbert Knoke von frü-her. Vor einiger Zeit noch wurde der Campus für nächtliche Autorennen missbraucht, Papierkör-be als Grillplätze benutzt und Graffiti an die Haus-wände gesprüht. Jetzt

gibt es den Wachschutz, der von 20 bis 6 Uhr morgens sei-nen Rundgang macht.

12 Uhr: Mittagspause. Kurz vorher noch ein Anruf von Frau Hlawati aus dem Prorektorat, das Paket für Herrn Mey müsse ins Haus 3 gebracht werden. „Kein Problem“, antwortet An-dreas Hintzke. Das sind typische Aufgaben der Hausmeister. Helfen, wo schnell was gebraucht wird. Um die Post und das Material für die Reinigungskräfte kümmern sie sich wie auch um die Ausstattung von Feiern oder Festlichkeiten: Räume vorbereiten, Geschirr bereitstellen oder den ein oder anderen Blumenstrauß für Geburtstage besorgen.

13 Uhr: zurück aus der Mittagspause. „Die Mensa ist nichts für mich. Ich mag es nicht, wenn man mir auf den Teller guckt“, sagt Knoke, der seit 2001 an der Hochschule als Hausmeister arbeitet.

Auch freitags klingt die Woche nicht einfach so aus: Am Wo-chenende finden Seminare statt, den Samstagsdienst teilen sie sich mit ihrem Kollegen der Spätschicht. Ein eiliger Anruf von Dozenten ist keine Seltenheit: „Ich bräuchte da mal…“ und dann werden schnell vier Whiteboards benötigt, die mit Papier bestückt sein sollten. „Also entweder Whiteboard oder Flipchart, was denn jetzt?“, wundert sich Knoke, „Naja, dann machen wir eben zwei davon, zwei davon. Damit kann man nicht falsch liegen“, löst Hintzke das Problem. Lange ge-fackelt wird nicht, Hintzke und Knoke helfen sofort.

„Bei uns ist ganz wichtig, dass wir uns aufeinander verlassen können. Jeder weiß, was er zu tun hat“, beurteilt Hintzke die ge-meinsame Arbeit. Ein eingespieltes Team eben. Als Bonbon zum Abschied chauffiert mich Norbert Knoke zum Bahnhof zu mei-nem Zug nach Magdeburg. 16 Uhr ist Feierabend, dann kommt Silvio Skopp für die Spätschicht. Und im August wissen wir, ob Stendal seine beiden Mütter für vier weitere Jahre behalten wird.

Victoria Grimm

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Vielleicht kannst Du Dich noch erinnern als es bei dir um die Frage ging: Wohin nach dem Abitur? Was soll ich studieren? Wie viele Credits brauche ich, welche Seminare muss ich belegen? Da wäre es doch prak-tisch gewesen, Dir hätte jemand bei all die-sen Fragen geholfen. Du kannst das jetzt besser machen und allen, die jetzt vor die-ser Frage stehen, zur Seite stehen.

Für die Campus Days 2011, welche die Hochschule Magde-burg-Stendal und die Otto-von-Guericke-Universität am 13. und 14. Mai 2011 gemeinsam ausrichten, suchen die beiden Hochschulen Reiseleiter. Diese sollen genau die Fragen be-antworten, die Abiturienten unter den Nägeln brennen.

Irene Schenk, Studentin des Fachs Gesundheitsförderung und -management im dritten Semester, ist bereits Reiseleitern: „Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich anfangs in einer neuen Stadt etwas verloren vorkommt. Ich bin als Reiseleite-rin dabei, weil ich den zukünftigen Studierenden dabei hel-fen möchte, sich zurecht zu finden und schnell wohlfühlen zu können. Ich bin selbst auch nicht von hier, ich komme aus Berlin, und habe mir zu Beginn die Stadt auch vorher ange-sehen. Die Reiseleiter bieten dafür eine gute Möglichkeit“, begründet sie ihre Motivation, sich bei den Campus Days zu engagieren.

Die diesjährigen Campus Days leben von dem Engagement der Studierenden, gemeinsam möchten wir möglichst viele neue Gesichter für Magdeburg begeistern und zum Studium an der Hochschule motivieren.

Registriert Euch jetzt unter www.reisebuero-fernost.de als Reiseleiter für die Campus Days. Unter den nächsten 100 An-meldungen wird eine Reise nach „Fernost“ verlost, lasst Euch überraschen, wohin es geht!

Victoria Grimm

campusgeflüsterBrigitte Gelli (24) aus Mag-deburg studiert Sozialver-sicherungsmanagement im sechsten Semester am Standort Stendal.

Warum hast Du Dich für ein Studium an der Hochschule ent-schieden?Ich bin Sozialversicherungs-fachangestellte bei der AOK Sachsen-Anhalt. Mein Arbeit-geber hat mir nach einem erfolgreichen Test im Assessment Center ein Teilzeitstudium ermöglicht. Im April 2008 habe ich mit dem Studium begonnen, obwohl ich noch in der Ausbildung war.

Wie ging das gleichzeitig?Ich musste Prioritäten setzen. Bis Juni habe ich für die Ab-schlussprüfung gelernt und nebenbei die Vorlesungen be-sucht, was bei einem Teilzeitstudium machbar ist. Danach hatte ich bis August Zeit für die Prüfungen zu lernen.

Was gefällt dir besonders an der Hochschule?Die Lernbedingungen sind gut. Auch die Ausstattung bzw. die Räumlichkeiten sind sehr modern. Besonders Herr Dr. Krauß kümmert sich hervorragend um uns Studierende.

Was könnte man verbessern?Die Technik funktioniert bei manchen Vorlesungen nicht. Auch ist es üblich, die Skripte vorab ins Netz zu stellen, aber das klappt nicht immer. In solchen Fällen ist es schwierig, sich auf den Inhalt der Vorlesung zu konzentrieren, weil man neben-bei mitschreiben muss. Aber generell bin ich sehr zufrieden.

Du schreibst bald Deine Bachelorarbeit. Was sind Deine Pläne danach?Ich werde weiter bei der AOK arbeiten. Da mir das Studium von ihr finanziert wurde, möchte ich ihr treu bleiben und sie mit dem Erlernten auch weiterhin unterstützen.

Diesen Winter gab es besonders viel Schnee. Wie hast Du das Wetter genutzt?Es war fast zu viel Schnee. Deshalb sind wir noch nicht rodeln gewesen. Aber im Januar wollen wir einen Ausflug in den Harz machen. Mein Geheimtipp: Der Ort Hahnenklee hat eine richtige Piste zum Skifahren und Rodeln. Ich bin allerdings eher ein Rodeltyp.

Die Fragen stellte Kathrin Königl

Reiseleiter gesucht

Campus Days 2011

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Nachrichten

Designertagung GIDE-event zum ersten Mal in Magdeburg

In diesem Jahr ist die Hochschule Magdeburg-Stendal zum ers-ten Mal Gastgeber der Designertagung GIDE-event, die vom 15. bis 17. Februar 2011 in den Magdeburger Messehallen stattfindet. Das Institut Industrial Design ist Gründungsmit-glied des international ausgerichteten Designverbunds GIDE (Group for International Design Education), zu dem sich Hoch-schulen aus Großbritannien, Italien, der Schweiz, Slowenien und Belgien zusammengeschlossen haben. Mit der Hochschule Magdeburg-Stendal ist als einzige eine deutsche Einrichtung vertreten. Jedes Jahr wird pro teilnehmender Hochschule der GIDE Award ausgelobt, im letzten Jahr wurde Student Christi-an Sasse in Lugano für sein Projekt „Lichtgruß“ ausgezeichnet.

Für die Tagung werden etwa 200 TeilnehmerInnen erwartet. Mit Symposium, Workshop und Werkausstellung unter dem Motto „Creativity for local Enterprises“ sollen regionalen Unternehmen neue Wege in der Vermarktung ihrer Produkte aufgezeigt wer-den und der Dialog zwischen Hochschule und Kreativbranche mit der Wirtschaft gefördert werden. Die Ausstellungseröffnung findet am 17. Februar 2011um 19 Uhr in Messehalle 1 statt.

Magdeburger Umweltpreis ausgeschrieben

Für eine innovative und vorbildliche Nutzung und Erzeu-gung von Energien vergibt die Stadt Magdeburg den Um-weltpreis. Die Landeshauptstadt ist Mitglied im Klimabünd-nis der europäischen Städte zum Erhalt der Erdatmosphäre und hat sich zu einer Entwicklung als Modellstadt für Er-neuerbare Energien bekannt. Die klimaschonende Erzeu-gung von Energie aus erneuerbaren Energiequellen ist ein Schwerpunkt kommunaler Aktivitäten. Eingereichte Beiträ-ge können sich mit der Reduzierung des Energieverbrauchs oder der Abdeckung des Energieaufwandes durch regenera-tive Energiequellen beschäftigen.

Der Preis richtet sich an die Zielgruppen Wirtschaft, Betriebe und Unternehmen sowie Jugend und Private, für Forschung wird ein Sonderpreis vergeben. Pro Gruppe ist er mit insge-samt 4.000 Euro dotiert und wird gestaffelt verliehen. Be-

werbungsunterlagen können bis zum 1. April 2011 an das Umweltamt der Landeshauptstadt Magdeburg, 39090 Mag-deburg geschickt werden.

Umgang mit Fundsachen

Mit der Veröffentlichung in den Amtlichen Bekanntmachun-gen der Hochschule ist die Ordnung zum Umgang mit Fund-sachen in Kraft getreten.

Gemäß § 3 Absatz 2 ist für jeden Fund eine Fundanzeige auszufüllen, die unmittelbar dem Bereich Allgemeine Verwal-tung / Rechtsangelegenheiten (AV/RA) als zentrales Fundbüro für den Standort Magdeburg per Fax (0391 8 86 45 88) über-mittelt werden sollte. Sofern nicht innerhalb von fünf Werkta-gen der Verlierer / Berechtigte den Fund am Fundort abgeholt hat bzw. ermittelt werden konnte, möchte die Fundsache mit der Fundanzeige dem zentralen Fundbüro zugeleitet werden.

Für Rückfragen stehen die Mitarbeiter der Verwaltung, Birgit Schlenker und Ralf Baier, zur Verfügung.

EU-Hochschulnetzwerk Sachsen-Anhalt

Aufgabe dieses Netzwerkes ist, die Forschungsförderung für alle Hochschulen des Landes in Bezug auf EU-Förder-mittel insbesondere aus dem 7. Forschungsrahmenpro-gramm voran zu bringen.

Melanie Thurow ist EU-Forschungsreferentin des EU-Hoch-schulnetzwerkes im Norden Sachsen-Anhalts. Sie betreut die Hochschulen Harz, Magdeburg-Stendal und Aschersleben.

Sprechzeiten: ab Februar 2011, jede Woche Donnerstag, ab 13 UhrOrt: Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) der Hochschule Magdeburg-StendalWir bitten um Voranmeldung bei Beatrice Manske: [email protected] oder unter: 0391 8 86 44 21.

Chef der Staatskanzlei im Gespräch mit Jour-nalistik / Medienmanagement-Studierenden

Rainer Robra, Jurist und Medienverantwortlicher der Staats-kanzlei Sachsen-Anhalts, hielt am 19. Januar 2011 einen Vor-trag an der Hochschule Magdeburg-Stendal über den Föde-ralismus in Deutschland in Zeiten der Globalisierung. Neben der Geschichte und dem Prinzip des Föderalismus, vertiefte er seinen Vortrag in Bezug auf das deutsche Bildungssystem. Der länderübergreifende Schulwechsel muss seiner Meinung nach stark verbessert werden. „Ich warne jedoch davor, dass

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Alles Wissenswerte in Kurzform

die Verlagerung auf Bundesebene das Problem beheben kann“, so Robra in seinem Vortrag.

In der anschließenden Diskussion kritisierten die Studierenden die Studienplatzvergabe vieler Hochschulen. Denn in den Bun-desländern unterschiedlichen Schulsystemen entsprechend dürfe es keine einheitliche Gewichtung des Abitur-Notendurchschnitts geben. Dies führe zu einer ungerechten Studienplatzvergabe.

Absturz der Hütchenspieler – fünfter Krimi von Titus Simon erschienen

„Würde Neid brennen wie Feuer, wäre das Holz nur halb so teuer.“ Prof. Dr. Titus Simon beginnt seinen neuen Roman nicht zufällig mit einem Zitat, das er als Kind beim Vorbei-gehen auf der hölzernen Außenwand eines Sägewerks sei-ner Heimatstadt lesen konnte. Denn Neid und Gier sind die wichtigsten Triebfedern des Verbrechens, und die Gier nach schnellem Geld lässt auch kluge Leute unvorsichtig werden.

Titus Simon, Professor im Fachbereich Sozial- und Gesund-heitswesen, greift in seinem fünften Krimi ein aktuelles Thema auf. Der Roman führt in die Sphären zahlreicher Fi-nanzbetrügereien. Zu diesem Zweck hat er umfangreich die kriminellen Details der letzten internationalen Finanzkrise recherchiert und dabei festgestellt, dass diejenigen, die mit ihren Hütchenspielereien die Finanzwelt ins Wanken gebracht haben, bereits wieder lässig und ohne Schuldbewusstsein ih-ren alten Gewohnheiten nachgehen.

Trotz der komplexen Hintergründe liest sich dieser Roman eher als heitere Krimikomödie. Die Orte des Geschehens liegen auch, aber nicht nur in Magdeburg. Es handelt sich dieses Mal um einen „Sachsen-Anhalt-Krimi“. Und der Protagonist gelangt am Ende zu der Einsicht: „Diese Kerle, die sich Investmentbanker nennen oder es auch sein mö-gen, und ihre ganzen Vasallen führen sich auf, als seien sie die Herren der Welt. In Wirklichkeit sind das alles nur armselige Hütchenspieler.“

Der 185 Seiten starke Roman „Absturz der Hütchenspieler – Gott-hilf Bröckles fünfter Fall“ ist im Mitteldeutschen Verlag erschienen.

Detektive ermitteln im Rathaus

Für die erste „Rathaus-Rallye“ am 26. Januar 2011 bega-ben sich 76 Kinder auf Spurensuche. An Stationen wie dem Otto-von-Guericke-Saal, dem Glockenturm und den Büros der Stadtratsfraktionen erfuhren die Kinder Interessantes zur Geschichte des Rathauses und lösten spannende Aufgaben.

Unter dem Motto „Detektive ermitteln“ organisierte die Stadtverwaltung mit Partnern die Erkundung durchs Rathaus für Kinder aus fünf Kindertagesstätten. Damit die kleinen De-tektive am Ende ihrer Spurensuche nicht ungestärkt das Rat-haus verlassen mussten, bereitete die Projektgruppe „Früch-temix und Kinokids“ der Hochschule Magdeburg-Stendal einen gesunden Obst-Snack vor. Im Anschluss an die „Rathaus-Rallye“ wird es in den Kinder-tageseinrichtungen eine Projektphase geben, in der sich die Mädchen und Jungen intensiv mit der zukünftigen Entwicklung ihrer Heimatstadt auseinandersetzen. Unter dem Motto „Mein Magdeburg in 10 Jahren“ können sie ihre Ideen, Wünsche und Hinweise für eine kinderfreundliche Stadtgestaltung einbringen. Die Ergebnisse werden spätestens im Juni dieses Jahres auf einer Kinderkonferenz im Alten Rathaus präsentiert. kk / vg

treffpunkt forschungTermine im Februar und März 2011:

15. Februar 2011 um 17.00 Uhr: „Sehen“ mit Mikrowellen – neue Verfahren zur Zerstörungsfreien Prüfung von KunststoffenOrt: Hörsaalgebäude; Hörsaal 1Referent: Dr. Gerald Busse, Projekt Minteco

22. Februar 2011 um 10.00 Uhr: Workshop zur Unterscheidung wirtschaftlicher /nichtwirtschaftlicher Projekte (Trennungsrechnung)Ort: SenatssaalReferent: Klaus-Peter Beyer (Direktor der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsge-sellschaft)

22. Februar 2011 von 9.00 – 18.00 Uhr: Grundseminar zur Löhn-MethodeOrt: FEZ/KonferenzraumReferent: Prof. Dr. Johann Löhn

Forschungsmessen:1. bis 5. März 2011 – CeBIT in HannoverAussteller: Projekt M.A. Cross Media, Projektleiterin Prof. Dr. Ilona Wuschig, Prof. Dr. Christine Strothotte

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treffpunkt campus stellt vor

Neues Personal an der Hochschule

Im Mai 2010 hat Dr.-Ing. Stefan Henze (33) die Vertretungsprofessur für das Fach Mas-sivbau im Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen an der Hochschule Magdeburg-Stendal übernommen. „Die Arbeit ist eine gelungene Ergänzung zur Berufstätigkeit im familiengeführten Bauunternehmen“, so der gebürtige Magdeburger. Am Fachbereich Bauwesen vertritt er mit Dr.-Ing. Kati Jagnow die Stelle „Technische Gebäudeaus-rüstung“ von Prof. Dr.-Ing. Martin Neumann, der 2009 in den Deutschen Bundestag wechselte. Von 1997 bis 2001 studierte Henze Bauingenieurwesen (Diplom), Vertie-fungsrichtung Hochbau, an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Eine Tätigkeit in ei-nem Ingenieurbüro für Brückenbau und ein Aufbaustudium, Vertiefungsrichtung Kons-truktiver Ingenieurbau, an der TU Dresden schlossen sich an. Von 2005 bis 2008 war er am Institut für Massivbau an der Universität Leipzig beschäftigt und promovierte 2009 im Rahmen eines Forschungsprojekts der Max Bögl Bauunternehmung mit dem Thema „Entwicklung und Beschreibung des Tragverhaltens einer modularen Fachwerkkonst-ruktion aus Hochleistungsbeton“. Im November 2010 erhielt Stefan Henze hierfür den Forschungspreis für angewandte Forschung des Landes Sachsen-Anhalt. aw

Dr.-Ing. Stefan Henze

Im Sommersemester 2010 hat Dr.-Ing. Kati Jagnow (33) eine Vertretungsprofessur am Fach-bereich Bauwesen der Hochschule Magdeburg-Stendal übernommen. Sie vertritt gemein-sam mit Dr.-Ing. Stefan Henze die Stelle von Professor Dr.-Ing. Martin Neumann. Im Ba-chelor-Studiengang Bauingenieurwesen unterrichtet die 33-Jährige das Fach „Technische Gebäudeausrüstung“ und im Master-Studiengang „Energieeffizientes Bauen“. Dr.-Ing. Kati Jagnow absolvierte von 1997 bis 2001 das Studium der Versorgungstechnik (Diplom) mit dem Schwerpunkt Technische Gebäudeausrichtung an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Anschließend promovierte die gebürtige Pasewalkerin an der Universität Dortmund mit dem Thema „Energetische und wirtschaftliche Bewertung der Optimierung von Heizungsanlagen“. Seit 2004 ist sie in ihrem eigenen Ingenieurbüro tätig, wo sie sich u. a. um die Erstellung von Energiekonzepten für größere Liegenschaften und die Aus- und Weiterbildung von Energieberatern kümmert. Außerdem engagiert sich Dr-Ing. Kati Jagnow im Verband Deutscher Ingenieure und ist bei der Erstellung von Richtlinien involviert. Zu-sätzlich ist sie beim Deutschen Institut für Normung e.V. als Redaktionsmitglied für die Be-arbeitung von Normen zur Energieeinsparverordnung tätig. aw

Dr.-Ing. Kati Jagnow

Seit November 2010 ist Silke Amann (25) als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Drittmittel-Projekt „Koordinierte Initiativen zur Weiterentwicklung der Ausbildung in Medizin und Gesundheitsberufen“ am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der Hochschule Magdeburg-Stendal tätig. Hierbei werden Fachqualifikationsrahmen für gesundheitsbezogene Studienbereiche erarbeitet, um eine Übersicht zu erhalten, welche Kompetenzen Studierende erwerben. Unter anderem organisiert die 25-Jährige die Tagung „Zukunft der Hochschul-Bildung der Gesundheitsberufe III: Wie können aus Gesundheitsberufen Gesundheitsberufe werden?“, die am 26./27. Mai 2011 an der Hochschule stattfinden wird. Neben dem Projekt arbeitet sie als Dozentin, z. B. zum Thema „Wissenschaftliches Arbeiten“ am An-Institut „Gesellschaft für Prävention im Alter (PiA) e.V.“ der Hochschule und absolviert eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Von 2005 bis 2008 studierte Silke Amann Gesundheitsförderung und –management (Ba-chelor) an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Zudem arbeitete sie anschließend beim Kompetenzzentrum des Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. (RKW) in Eschborn, wo sie als Projektleiterin in einem Forschungs- und Umsetzungsprojekt beschäftigt war. aw

Silke Amann

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Respekt vor dem Kind, Gewaltfreiheit und Förderung: Diese Erziehungsgrundsätze soll-ten heute Standard sein. Die Realität sieht jedoch anders aus. Viele Eltern sind damit überfordert, ihrem Kind klare Regeln auf-zuzeigen und dabei die Nerven zu behalten, ohne gewalttätig zu werden. Oft werden Ar-beitslosigkeit, Immigration oder eine selbst erfahrene schwere Kindheit als Gründe dafür genannt. Viele Sozialstudien belegen, dass die Herkunft über die Zukunft entscheidet. Deshalb ist es wichtig, diesen Kreislauf so früh wie möglich zu durchbrechen. Je eher dies geschieht, desto größer sind die Chan-cen für die Kinder. Hierfür wurde die Eltern-AG gegründet. Das Konzept: Den Kindern helfen, indem man zuerst den Eltern hilft.

Gerade in der frühen Kindheit werden häufig Erziehungs-fehler gemacht, die später zu sozialen und beruflichen Prob-lemen führen können. Über einen Zeitraum von 20 Wochen werden deshalb interessierte Eltern einmal wöchentlich von ausgebildeten Kursleitern angeleitet. Dabei werden ne-ben Grundlagen der Kindererziehung auch Methoden zur Stressbewältigung vermittelt. Kostenlos versteht sich, denn es soll gerade die sozial Schwächeren erreichen. Obwohl das Projekt einfache Grundsätze vermittelt, ist es explizit wissenschaftlich ausgerichtet.

Ein besonderer Wert wird auf die aktive Mitgestaltung der Eltern gelegt. „Wir haben kein festgelegtes Programm. Die Eltern sagen, was sie interessiert und dementsprechend wird das Training gestaltet. Dies geschieht nach dem Grundprin-zip Learning by doing“, erklärt Prof. Dr. Meinrad Armbruster. Er ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und Profes-sor für pädagogische Psychologie an der Hochschule Mag-deburg-Stendal. Das Programm wurde von ihm entwickelt und zwischen 2002 und 2004 an der Hochschule getestet. 2004 startete dann das Pilotprojekt mit wissenschaftlicher Begleitforschung in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Gesundheit und Soziales und dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt.

Den Erfolg dieses präventiven Konzeptes kann man an den zahlreichen Auszeichnungen erkennen. Seit 2005 konnten je-des Jahr Preise nach Magdeburg geholt werden. 2008 wurde Professor Armbruster in einem mehrstufigen Verfahren zum Ashoka-Fellow gewählt. Ashoka unterstützt weltweit Sozial-unternehmer, die innovative unternehmerische Lösungen für drängende soziale Probleme finden und umsetzen. Im April 2010 wurde die Eltern-AG im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „365 Jahre im Land der Ideen“ ausgezeich-net. Im September 2010 wurde sie bei dem EU-Wettbewerb „This is European Social Innovation“ als einziges deutsches Projekt unter die besten zehn in Europa gewählt. Im Wettbe-werb der Schwab Foundation wurde es im November 2010 Finalist in der Kategorie „Social Entrepreneur des Jahres“.

Da die TeilnehmerInnen sehr zufrieden mit dem Programm sind und dies auch an Bekannte weitertragen, steigt die Nachfrage stetig. „Die Eltern-AG ist bereits in mehreren Bundesländern umgesetzt worden. Dazu gehören Schleswig-Holstein, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen. Unser Ziel ist es, bis 2016 in allen Bundesländern vertreten zu sein“, meint Prof. Dr. Armbruster. Der aktuelle Erfolgskurs lässt an der Realisierung dieses Vorhabens keine Zweifel.

Kathrin Königl

Kontakt zur ELTERN-AG:Institut an der Hochschule Magdeburg-StendalMAPP-Empowerment gGmbH - Programm ELTERN-AG -

Klausenerstr. 1539112 Magdeburg

www.eltern-ag.dewww.mapp.de

An-Institut der Hochschule Magdeburg-Stendal auf Erfolgskurs

Eltern-AG: Erziehungsworkshop

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