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Samstag, 13. Februar 2016 Nummer 37 - Seite 35 Wetteraukreis Vorkommen Das Scharbocks- kraut bevorzugt (halb-)schattige Standorte. Es wächst ab Ja- nuar und darüber hinaus in Laub- wäldern, an Ge- büschen und auf feuchten Wiesen. Geschichtliches Das Kraut gehörte früher zum Proviant der Seefahrer, da diese kein frisches Obst und Gemüse auf ihren Schiffen hatten und des- halb oft unter »Scharbock« litten – die alte Bezeichnung für Skorbut, eine Vitamin-C- Mangelerkrankung. In der Küche Die jungen, frischen Blätter am besten roh unter Salate mischen – so bleibt die große Menge an Vitamin C erhalten. Aufgrund der Inhaltsstoffe sollte man nicht mehr als eine Handvoll Blätter essen. Rezept: Quark mit Scharbockskraut Zutaten: · 250 g Quark · 150 g Joghurt · 1 Zwiebel, fein gerieben · 1 Knoblauchzehe · 1 Handvoll Scharbockskraut · 1 Bund Schnittlauch · 1 EL Leinöl · Salz und Pfeffer Vorkommen Verbreitet an soge- nannten feuchten und stickstoff- reichen Ruderal- standorten, etwa an Wegrändern, Schutt- oder Hof- plätzen. Geschichtliches Für unsere Vorfahren galten Orte, an de- nen Brennnesseln wuchsen, als magische Orte. Man glaubte, dass dort Verstorbene anzutreffen seien und Brennnesseln die Fähigkeit besäßen, unsichtbare Wesen sichtbar zu machen. In der Küche Brennnesselblätter können gekocht zu Gemüse, Suppen, Aufläufen oder Brat- lingen verarbeitet werden. Rezept: Gründonnerstagssuppe Zutaten: · 4 Handvoll Wildkräuter (Brennnessel, Giersch, Gundermann, Gänseblümchen, Knoblauchsrauke, Löwenzahn, Sauerampfer, Spitzwege- rich, Vogelmiere) · 2 Zwiebeln · 2 Knoblauchzehen · 5–6 Kartoffeln · 1 Liter Gemüsebrühe · Schlagsahne nach Belieben · Salz, Pfeffer und Muskat frisch gemahlen Zubereitung: Zwiebeln und Knoblauch in etwas Öl an- braten und mit Gemüsebrühe ablöschen. Klein geschnittene Kartoffeln hinzufü- gen und weich kochen. Klein gehackte Wildkräuter und Schlagsahne dazugeben und das Ganze pürieren. Mit Salz, Pfef- fer und Muskat abschmecken. Vorkommen Das Gänseblüm- chen findet man auf Wiesen, Wei- den, an Wegrän- dern, in Parks und in Gärten. Es bevorzugt sonni- ge Standorte mit mäßig feuchten und nährstoff- reichen Böden. Geschichtliches Der Volksglauben sagt, dass man die ers- ten fünf Gänseblümchenblüten essen soll- te, die man im Jahr findet. Dadurch sei man für das kommende Jahr vor Krankheiten und bösen Geistern ge- schützt. In der Küche Gänseblümchen eignen sich als Zutat zu vielen Gerichten. Man kann Blüten und Blätter klein geschnitten un- ter Suppen, Salate, Eintöpfe und Kräuter- quark mengen. Die Knospen der Pflanze sind in Essig einge- legt eine Beilage, die kapernähnlich schmeckt. Rezept: Gänseblümchengelee Zutaten: · 4 Handvoll frisch gepflückte Gänseblümchenblüten · 500 ml Apfelsaft · Saft einer Zitrone · Gelierzucker Zubereitung: Die Gänseblümchenblüten werden über Nacht in Apfelsaft und Zitronensaft einge- legt. Morgens wird das Ganze einmal kurz aufgekocht, und man lässt es noch zwei bis drei Stunden ziehen. Danach die Gänse- blümchenblüten abseihen und den Kräu- tersud mit der passenden Menge Gelierzu- cker aufkochen und in Geleegläser füllen. Zubereitung: Zwiebel und Knoblauchzehe fein reiben und Schnittlauch sowie Scharbockskraut sehr klein schneiden. Quark und Joghurt mischen und alles gut mit dem Schneebe- sen unterrühren. Zum Schluss das Leinöl verrühren und den Quark mit Salz und Pfeffer abschmecken. ACHTUNG: Wenn die kleinen gelben Blüten erscheinen, darf das Scharbockskraut nicht mehr ge- gessen werden, denn es werden giftige In- haltsstoffe eingelagert. Scharbockskraut JANUAR Gänseblümchen FEBRUAR Brennnessel MÄRZ Knoblauchsrauke APRIL Schwarzer Holunder MAI Johanniskraut JUNI Mädesüß JULI Schafgarbe AUGUST Wegwarte SEPTEMBER Hagebutte OKTOBER Spitzwegerich NOVEMBER Fichte DEZEMBER Kräuterkalender B��n�eM Ä R Z K r a u t d e s M o n a t s G�n�mF E B R U A R K r a u t d e s M o n a t s S�h�bo�k�r�uJ A N U A R K r a u t d e s M o n a t s Foto: Fotolia Kraut, Salat und Schnittlauchquark Es gibt keinen Monat, in dem Kräuterexpertin Anja Seipel nicht vor die Tür geht, um zu sammeln. Sogar im Winter wachsen Pflanzen, die sie für ihre Küche und ihren Medizin- schrank benötigt. Mit einem Kräuterkalender gibt sie für jeden Monat einen Tipp, wann es welches Kraut zu finden gibt, wo es wächst und welchen Bezug unsere Vorfahren dazu hatten. Von Sabrina Dämon S moothies trinkt Anja Seipel fast jeden Tag. Unter ihre Salate mischt sie Kräuter, und bevor sie die Gründonnerstagssuppe kocht, geht sie mit ihrem Körbchen in die Natur. Dass frische Kräuter in der Küche für eine bessere Lebensqualität sorgen, davon ist die gelernte Agraringenieurin überzeugt. »Je mehr man die Natur in den Alltag integriert, desto mehr steigert sich das Wohlbefinden«, sagt sie. Seit 30 Jahren ar- beitet Anja Seipel mit Kräutern. Privat in der Kü- che, beruflich als Kräuter- führerin und Phytothera- peutin – Pflanzenheilkund- lerin. Das ist zwar kein staatlich anerkannter Beruf, dennoch sind Schulungen möglich. Ihre Erfahrungen mit der Naturheilkunde, sagt sie, sind gute. »Klar, man darf keine Wunder erwarten.« Bei Kopfschmerzen zum Beispiel: »Es läuft nicht wie mit einer Aspirin, die Schmerzen sind nicht innerhalb einer Stunde weg.« Trotzdem gehören für Anja Seipel frische und getrock- nete Kräuter ebenso in ihren Medizinschrank wie in ihre Küche. Dort, in ihrer Küche, be- reitet sie fast alles mit den Kräutern zu, die um ihr Or- tenberger Zuhause wachsen. Das Wissen, das sie sich in den vergangenen 30 Jahren angeeignet hat, gibt sie seit 2009 zudem an andere weiter: In der von ihr gegründeten Kräuterschule im Vogelsberg (www.vogels- berger-kraeuterhaus.de) bietet sie Seminare und Führungen an, von denen sie einige auch in Bad Salzhausen leitet. Dass Kräuterkun- dige nicht bis zum Sommer warten müssen, um in der Natur fündig zu werden, zeigt Sei- pel anhand eines Kalenders: Für fast jeden Monat hat sie ein Kraut herausgesucht, zwei Ausnahmen gibt es dabei: Für Oktober wähl- te sie eine Frucht: die Hagebutte; für Dezem- ber die Fichte. Für die restlichen Monate schlägt Seipel Kräuter vor; ihr Lieblings- kraut, das Mädesüß, ist zum Beispiel dabei. Oder die Knoblauchrauke. Dazu präsentiert sie Rezepte und Geschichten rund um das Kraut. In einem ersten Teil stellen wir die Monate Januar bis März vor, im April geht es weiter. Viel Spaß beim Lesen, Sammeln und Ausprobieren. Im Winter getrocknete Sommerkräuter. Oder Winterkräuter. Naturführerin Anja Seipel prä- sentiert für jeden Monat ein frisches Kraut. (Fotos: dpa/sda) Man darf keine Wunder erwarten Anja Seipel Kräutertees und Naturheilkunde Bei Schnupfen, Husten oder Bauchweh sind Kräutertees ein beliebtes Mittel, um für ra- sche Linderung zu sorgen. In vie- len Hausapotheken lagert daher ein kleiner Vorrat an Kamillen- oder Fencheltee, um für die nächste Erkältungswelle ge- wappnet zu sein. Kräutertees sind aber mehr als nur ein Haus- mittel zur Eigentherapie saison- aler Wehwehchen. Die Naturheil- kunde und die Traditionelle Chi- nesische Medizin etwa kennen Aufgüsse mit Kräutern seit Lan- gem als wirkungsvolle Heilmittel, mit denen sich unterschiedliche Beschwerden behandeln lassen. Die Pflanzenheilkunde, auch Phytotherapie genannt, gehört nach Anga- ben des Berufsverbands Deutsche Natur- heilkunde in Chemnitz zu den ältesten Me- dizinlehren. Schon in der Antike wurden Erkrankungen mit Heilpflanzen behandelt. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM, ist die Kräuterheilkun- de eine wichtige Säule. DochVorsicht: Auch wenn das Arzneiteetrinken auf eigene Faust viel Gutes bewirkt und selbst Ärzte die Präparate zur Begleitung der schulmedizi- nischen Therapie empfehlen: Patienten sollten die Grenzen der Selbstmedikation beachten. »Wenn eine Erkältung nicht mehr weggeht oder mit hohem Fieber verbunden ist, sollte besser ein Arzt aufgesucht wer- den«, rät Bernhard Uehleke von der Charité Universitätsmedizin Berlin. Auch bei Glie- derschmerzen sei das anzuraten, um keine notwendige Therapie zu versäumen. Zu- mindest sollte der Arzt abklären, ob nicht eine andere Krankheit dahintersteckt, die gesondert behandelt werden muss. (dpa)

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VorkommenDas Scharbocks-kraut bevorzugt(halb-)schattigeStandorte.Es wächst ab Ja-nuar und darüberhinaus in Laub-wäldern, an Ge-büschen und auffeuchten Wiesen.

GeschichtlichesDas Kraut gehörte früher zum Proviant derSeefahrer, da diese kein frisches Obst undGemüse auf ihren Schiffen hatten und des-halb oft unter »Scharbock« litten – die alteBezeichnung für Skorbut, eine Vitamin-C-Mangelerkrankung.

In der KücheDie jungen, frischen Blätter am besten rohunter Salate mischen – so bleibt die großeMenge an Vitamin C erhalten. Aufgrundder Inhaltsstoffe sollte man nicht mehr alseine Handvoll Blätter essen.

Rezept:Quark mit ScharbockskrautZutaten:

· 250 g Quark· 150 g Joghurt· 1 Zwiebel, fein gerieben· 1 Knoblauchzehe· 1 Handvoll Scharbockskraut· 1 Bund Schnittlauch· 1 EL Leinöl· Salz und Pfeffer

VorkommenVerbreitet an soge-nannten feuchtenund stickstoff-reichen Ruderal-standorten, etwaan Wegrändern,Schutt- oder Hof-plätzen.

GeschichtlichesFür unsere Vorfahren galten Orte, an de-nen Brennnesseln wuchsen, als magischeOrte. Man glaubte, dass dort Verstorbeneanzutreffen seien und Brennnesseln dieFähigkeit besäßen, unsichtbare Wesensichtbar zu machen.

In der KücheBrennnesselblätter können gekocht zuGemüse, Suppen, Aufläufen oder Brat-lingen verarbeitet werden.

Rezept:GründonnerstagssuppeZutaten:· 4 Handvoll Wildkräuter(Brennnessel, Giersch, Gundermann,Gänseblümchen, Knoblauchsrauke,Löwenzahn, Sauerampfer, Spitzwege-rich, Vogelmiere)

· 2 Zwiebeln· 2 Knoblauchzehen· 5–6 Kartoffeln· 1 Liter Gemüsebrühe· Schlagsahne nach Belieben· Salz, Pfeffer und Muskat frisch gemahlen

Zubereitung:Zwiebeln und Knoblauch in etwas Öl an-braten und mit Gemüsebrühe ablöschen.Klein geschnittene Kartoffeln hinzufü-gen und weich kochen. Klein gehackteWildkräuter und Schlagsahne dazugebenund das Ganze pürieren. Mit Salz, Pfef-fer und Muskat abschmecken.

VorkommenDas Gänseblüm-chen findet manauf Wiesen, Wei-den, an Wegrän-dern, in Parksund in Gärten. Esbevorzugt sonni-ge Standorte mitmäßig feuchtenund nährstoff-reichen Böden.

GeschichtlichesDer Volksglauben sagt, dass man die ers-ten fünf Gänseblümchenblüten essen soll-te, die man im Jahr findet.

Dadurch sei man für das kommende Jahrvor Krankheiten und bösen Geistern ge-schützt.

In der KücheGänseblümchen eignensich als Zutat zu vielenGerichten. Man kannBlüten und Blätterklein geschnitten un-ter Suppen, Salate,Eintöpfe und Kräuter-quark mengen.Die Knospender Pflanze sindin Essig einge-legt eine Beilage,die kapernähnlichschmeckt.

Rezept:Gänseblümchengelee

Zutaten:· 4 Handvoll frisch gepflückteGänseblümchenblüten

· 500 ml Apfelsaft· Saft einer Zitrone· Gelierzucker

Zubereitung:Die Gänseblümchenblüten werden überNacht in Apfelsaft und Zitronensaft einge-legt. Morgens wird das Ganze einmal kurzaufgekocht, und man lässt es noch zwei bisdrei Stunden ziehen. Danach die Gänse-blümchenblüten abseihen und den Kräu-tersud mit der passenden Menge Gelierzu-cker aufkochen und in Geleegläser füllen.

Zubereitung:Zwiebel und Knoblauchzehe fein reibenund Schnittlauch sowie Scharbockskrautsehr klein schneiden. Quark und Joghurtmischen und alles gut mit dem Schneebe-sen unterrühren.Zum Schluss das Leinöl verrühren und denQuark mit Salz und Pfeffer abschmecken.

ACHTUNG:Wenn die kleinen gelben Blüten erscheinen,darf das Scharbockskraut nicht mehr ge-gessen werden, denn es werden giftige In-haltsstoffe eingelagert.

Scharbockskraut

JANUAR

Gänseblümchen

FEBRUAR

Brennnessel

MÄRZ

Knoblauchsrauke

APRIL

Schwarzer Holunder

MAI

Johanniskraut

JUNI

Mädesüß

JULI

Schafgarbe

AUGUST

Wegwarte

SEPTEMBER

Hagebutte

OKTOBER

Spitzwegerich

NOVEMBER

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DEZEMBERKräuterkalender

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Brennnesselblätter können gekocht zu Gemüse, Suppen, Aufläufen oder Brat-

Gründonnerstagssuppe

(Brennnessel, Giersch, Gundermann, Gänseblümchen, Knoblauchsrauke, Löwenzahn, Sauerampfer, Spitzwege-

Salz, Pfeffer und Muskat frisch gemahlen

Zwiebeln und Knoblauch in etwas Öl an-braten und mit Gemüsebrühe ablöschen. Klein geschnittene Kartoffeln hinzufü-gen und weich kochen. Klein gehackte Wildkräuter und Schlagsahne dazugeben und das Ganze pürieren. Mit Salz, Pfef-

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GeschichtlichesDas Kraut gehörte früher zum Proviant der Seefahrer, da diese kein frisches Obst und Gemüse auf ihren Schiffen hatten und des-halb oft unter »Scharbock« litten – die alte Bezeichnung für Skorbut, eine Vitamin-C-Mangelerkrankung.

In der KücheDie jungen, frischen Blätter am besten roh unter Salate mischen – so bleibt die große Menge an Vitamin C erhalten. Aufgrund der Inhaltsstoffe sollte man nicht mehr als eine Handvoll Blätter essen.

Rezept: Quark mit ScharbockskrautZutaten:

· 250 g Quark· 150 g Joghurt· 1 Zwiebel, fein gerieben· 1 Knoblauchzehe· 1 Handvoll Scharbockskraut· 1 Bund Schnittlauch· 1 EL Leinöl· Salz und Pfeffer

Zubereitung:Zwiebel und Knoblauchzehe fein reiben und Schnittlauch sowie Scharbockskraut sehr klein schneiden. Quark und Joghurt mischen und alles gut mit dem Schneebe-sen unterrühren.Zum Schluss das Leinöl verrühren und den Quark mit Salz und Pfeffer abschmecken.

ACHTUNG: Wenn die kleinen gelben Blüten erscheinen, darf das Scharbockskraut nicht mehr ge-gessen werden, denn es werden giftige In-haltsstoffe eingelagert.

VorkommenDas Scharbocks-kraut bevorzugt (halb-)schattige Standorte. Es wächst ab Ja-nuar und darüber

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Kraut, Salat und SchnittlauchquarkEs gibt keinen Monat, in demKräuterexpertin Anja Seipelnicht vor die Tür geht, um zusammeln. Sogar im Winterwachsen Pflanzen, die sie fürihre Küche und ihren Medizin-schrank benötigt. Mit einemKräuterkalender gibt sie fürjeden Monat einen Tipp, wannes welches Kraut zu findengibt, wo es wächst undwelchen Bezug unsereVorfahren dazu hatten.

Von Sabrina Dämon

Smoothies trinkt Anja Seipel fast jedenTag. Unter ihre Salate mischt sie Kräuter,

und bevor sie die Gründonnerstagssuppekocht, geht sie mit ihrem Körbchen in dieNatur. Dass frische Kräuter in der Küche füreine bessere Lebensqualität sorgen, davon istdie gelernte Agraringenieurin überzeugt. »Jemehr man die Natur in den Alltag integriert,desto mehr steigert sich das Wohlbefinden«,sagt sie. Seit 30 Jahren ar-beitet Anja Seipel mitKräutern. Privat in der Kü-che, beruflich als Kräuter-führerin und Phytothera-peutin – Pflanzenheilkund-lerin. Das ist zwar keinstaatlich anerkannter Beruf, dennoch sindSchulungen möglich. Ihre Erfahrungen mitder Naturheilkunde, sagt sie, sind gute.»Klar, man darf keine Wunder erwarten.« BeiKopfschmerzen zum Beispiel: »Es läuft nicht

wie mit einer Aspirin, die Schmerzen sindnicht innerhalb einer Stunde weg.« Trotzdemgehören für Anja Seipel frische und getrock-nete Kräuter ebenso in ihren Medizinschrank

wie in ihre Küche.Dort, in ihrer Küche, be-

reitet sie fast alles mit denKräutern zu, die um ihr Or-tenberger Zuhause wachsen.Das Wissen, das sie sich inden vergangenen 30 Jahren

angeeignet hat, gibt sie seit 2009 zudem anandere weiter: In der von ihr gegründetenKräuterschule im Vogelsberg (www.vogels-berger-kraeuterhaus.de) bietet sie Seminareund Führungen an, von denen sie einige auch

in Bad Salzhausen leitet. Dass Kräuterkun-dige nicht bis zum Sommer warten müssen,um in der Natur fündig zu werden, zeigt Sei-pel anhand eines Kalenders: Für fast jedenMonat hat sie ein Kraut herausgesucht, zweiAusnahmen gibt es dabei: Für Oktober wähl-te sie eine Frucht: die Hagebutte; für Dezem-ber die Fichte. Für die restlichen Monateschlägt Seipel Kräuter vor; ihr Lieblings-kraut, das Mädesüß, ist zum Beispiel dabei.Oder die Knoblauchrauke. Dazu präsentiertsie Rezepte und Geschichten rund um dasKraut. In einem ersten Teil stellen wir dieMonate Januar bis März vor, im April geht esweiter. Viel Spaß beim Lesen, Sammeln undAusprobieren.

Im Winter getrocknete Sommerkräuter. Oder Winterkräuter. Naturführerin Anja Seipel prä-sentiert für jeden Monat ein frisches Kraut. (Fotos: dpa/sda)

“Man darf keineWunder erwarten„

Anja Seipel

Kräutertees und Naturheilkunde

Bei Schnupfen, Husten oder Bauchweh sindKräutertees ein beliebtes Mittel, um für ra-

sche Linderung zu sorgen. In vie-len Hausapotheken lagert daherein kleiner Vorrat an Kamillen-oder Fencheltee, um für dienächste Erkältungswelle ge-wappnet zu sein. Kräuterteessind aber mehr als nur ein Haus-mittel zur Eigentherapie saison-aler Wehwehchen. Die Naturheil-kunde und die Traditionelle Chi-nesische Medizin etwa kennenAufgüsse mit Kräutern seit Lan-gem als wirkungsvolle Heilmittel,mit denen sich unterschiedlicheBeschwerden behandeln lassen.Die Pflanzenheilkunde, auch

Phytotherapie genannt, gehört nach Anga-ben des Berufsverbands Deutsche Natur-heilkunde in Chemnitz zu den ältesten Me-dizinlehren. Schon in der Antike wurdenErkrankungen mit Heilpflanzen behandelt.Auch in der Traditionellen ChinesischenMedizin, kurz TCM, ist die Kräuterheilkun-de eine wichtige Säule. Doch Vorsicht: Auchwenn das Arzneiteetrinken auf eigene Faustviel Gutes bewirkt und selbst Ärzte diePräparate zur Begleitung der schulmedizi-nischen Therapie empfehlen: Patientensollten die Grenzen der Selbstmedikationbeachten. »Wenn eine Erkältung nicht mehrweggeht oder mit hohem Fieber verbundenist, sollte besser ein Arzt aufgesucht wer-den«, rät Bernhard Uehleke von der CharitéUniversitätsmedizin Berlin. Auch bei Glie-derschmerzen sei das anzuraten, um keinenotwendige Therapie zu versäumen. Zu-mindest sollte der Arzt abklären, ob nichteine andere Krankheit dahintersteckt, diegesondert behandelt werden muss. (dpa)